Theehaw) von
Awa ein. Die
Unterthanen waren unter ihm in völliger
Sklaverei, der König verhängte nach Willkür Folter, Gefängnis
oder
Tod, sodaß zahlreiche Einwohner das Land verließen und nach
Britisch-Birma auswanderten. Den
Anlaß zum Zerwürfnis mit
England gaben Streitigkeiten mit der
Bombay-Birma-Handelsgesellschaft, deren Eigentum König Thiba konfiscieren ließ. Ein
engl.
Ultimatum vom das gemeinsame Regelung des Streitfalles verlangte, wurde abgewiesen,
und schon im November rückten engl.
Truppen unter
General Prendergast in ein. Am 17. Nov. wurde Minla am
Irawadi nach heftigem
Kampf erobert, 28. Nov.Mandale ohne Schwertstreich besetzt und ein Waffenstillstand geschlossen.
Der König gab sich kriegsgefangen, wurde nach der Präsidentschaft
Madras
[* 2] gebracht und dort interniert.
Am wurde Birma durch den Vicekönig von
Indien, Lord Dufferin, in engl.
Verwaltung genommen und im März dem Indobritischen
Reiche einverleibt.
Schon im April erhob sich ein
Aufstand, ein großer
Teil von
Mandale wurde eingeäschert und
die engl.
Truppen zurückgedrängt, sodaß
General Roberts im November das Land von neuem erobern mußte, das seitdem unter
engl.
Verwaltung einen bedeutenden Aufschwung genommen hat.
Vgl. (außer
Forchhammers Werken über den
Schwe-Dagon [s. d.] und
die erste buddhistische Mission) u. a. Wilson, Documents
illustrative of the Burmese war (Kalkutta
[* 3] 1827);
Yule, A narrative of the mission to the court of
Ava (Lond.
1858);
Sangermano, A description of the Burmese
Empire, compiled
chiefly from native documents; translated by W. Tandy (Prome 1853; 2. Aufl., Rangun
[* 5] 1885).
[* 1] (spr. börmingämm), die viertgrößte Stadt Englands, im nordwestl.
Teile der
Grafschaft Warwick,liegt unter
^[Abb.: Wappen
[* 6] von Birmingham;
Bevölkerung.
[* 7] Birmingham hatte (1700) 15000 E., (1801) 73670, (1831) 146986, (1841) 182922, (1851)
232814, (1861) 296076, (1871) 343787 und (1881) 400757
E. 1891 ergab die Zählung des eigentlichen Birmingham 245508 E. und 49281 Häuser, die des County
Borough 429171 E. und 85624 Häuser.
Rechnet man aber
Aston-Manor (s. d., 68639 E.) und die schon in Worcestershire und Staffordshire
gelegenen
VororteBalsall Heath (30581), Handsworth (32756) und Saltley (9813 E.) dazu, die wirtschaftlich
zu Birmingham gehören, so steigt
die Bevölkerung auf 570460 E.
Anlage, Bauten und
Denkmäler. Birmingham macht als echte Fabrikstadt keinen angenehmen Eindruck; doch sind in letzter Zeit im Innern
der Stadt die engen krummen Gassen größtenteils verschwunden und an
Stelle älterer
Wohnhäuser
[* 8] großartige Geschäftsgebäude
aufgeführt worden, die das Straßenbild wesentlich verändert haben. Die schönsten
Teile der Stadt sind
New-Street,
Corporation-Street und Colmore-Row. In
Edgbaston, dem Westend von Birmingham, liegen die Villen der Fabrikherren;
die Arbeiterbevölkerung wohnt in den alten ungesunden Vierteln im Innern, größtenteils aber in eigenen, mit Gärten versehenen
Häuschen der Peripherie, woraus sich die gewaltige
Ausdehnung
[* 9] der bebauten
Fläche (etwa 8500
Acres) und
die geringe Durchschnittsziffer (5) der Bewohner auf ein Haus erklärt.
In den Vorstädten Deritend und Digbeth stehen noch Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17. Jahrh.;
aber alle öffentlichen
Gebäude sind neuern Ursprungs. Das schönste unter ihnen ist das
Stadthaus (Town-Hall), 1832‒50
nach dem
Muster des röm.
Tempels des
JupiterStator erbaut, mit 8 korinth.
Säulen
[* 10] in der Front und 13 auf
jeder Seite; der große
Saal mit schöner Orgel ist 42,7 m lang, 20,5 m breit, und 20,5 m hoch. Hier finden alle 3 Jahre die
großen Musikfeste statt.
Außerdem sind zu nennen: das großartige 1878 für beinabe 200000 Pfd. St.
erbaute Council
House mit Gemälde- und Waffensammlung, die Markthalle (1838),
Börse, Freimaurerhalle, das Zellengefängnis,
Irrenhaus, der Riesenbau der
BingleyHall
[* 11] für
Ausstellungen und Versammlungen, sowie die großen Hospitäler und die
Gebäude
der
Politischen Klubs. hat 42
Kirchen der Church of England und zahlreiche
Kirchen und Kapellen der Katholiken,
Methodisten,
Independenten,
Unitarier,
Baptisten und Presbyterianer, darunter die 1873 für 30000 Pfd. St. neu hergerichtete
St. Martinskirche, die kath.
Kathedrale, beide im got.
Stil, die hochgelegene St. Philippuskirche und die
Synagoge. Zahlreich
sind die
Denkmäler: von Nelson auf dem
Bull-Ring, dem Prinz-Gemahl (1868), der Königin Victoria
[* 12] (1884),Sir Rowland Hill
vor der Hauptpost, von Priestley, James
Watt,
Sir J. Mason und Sturge, dem
Vater der Fabrikgesetzgebung, sowie
der Chamberlainbrunnen und der Burnaby-Obelisk. Der Centralbahnhof inmitten der Stadt bedeckt über 4 ha und hat eine
Halle
[* 13] von 330 m Länge.
Unter den Unterrichtsanstalten nimmt
die ersteStelle ein das von dem jüngern
Barry (1855‒65) gebaute
Birmingham and Midland
Institute, in ital.
Stil, mit einer korinth. Säulenhalle; es enthält, außer einer freien
Bibliothek,
Lesezimmern und Sälen zu öffentlichen Vorlesungen, ein naturgeschichtliches und industrielles Museum und eine Kunstschule.
Die 1552 von Eduard Ⅵ. gestiftete, 1831 für 50000 Pfd. St. im got.
Stile aufgeführte Lateinschule umfaßt seit 1878 eine höhere Lehranstalt (3‒400
Schüler), eine höhere
Töchterschule (200
Schülerinnen); ferner 3 Lateinschulen mit zusammen 800 und 4 Mädchenschulen mit 700
Zöglingen.
Daneben bestehen eine
Queen's Faculty (für
Mediziner) in
Verbindung mit dem von J. Mason gestifteten Science College mit 14 Professoren
(6‒700 Studierende) mit einem
Fonds von 209938 Pfd. St., ein Seminar für kath. Priester, zwei
öffentliche
Bibliotheken mit zusammen 50000
Bänden (mit
Shakespeare-Sammlung), ein Litterarisches
Institut
(Athenäum), ein
Polytechnisches
Institut und ein Kunstverein mit
Akademie und halbjährlichen Gemäldeausstellungen. Die Stadt besitzt 4 große
Theater,
[* 14] darunter das Prince ofWales-Theater im NW. der Stadt, und 5 tägliche
Zeitungen. Auch für die
Volksbildung ist durch eine große Menge
Frei- und andere Schulen unter Oberleitung des
¶
mehr
städtischen School Board in ausgezeichneter Weise gesorgt. 1888 besuchten 70527 Kinder (82 Proz. der Schulpflichtigen) die
Volksschulen (1871 nur 72 Proz.). Noch unter diesen stehen die Handwerksschulen (Day industrial
schools). Die Gesamtkosten beliefen sich 1888/89 auf 47500 Pfd. St., sind aber seit 1892 infolge
der neuen Schulgesetze bedeutend gestiegen. Zahlreich sind die Wohlthätigkeitsanstalten und Krankenhäuser,
die aus Privatstiftungen hervorgegangen, ein jährliches Einkommen von insgesamt 30000 Pfd. St.
besitzen; darunter das 1799 begründete General-Hospital, das Queen's Hospital, ein Kinderkrankenhaus, mehrere Kliniken, Irrenhaus,
Taubstummenanstalt, ein Besserungs-, Armen- und Waisenhaus. SiebenParks, wie der Aston-Park im Nordosten, sowie ein Botanischer
Garten
[* 16] tragen zur Verschönerung und zur Hebung
[* 17] des Gesundheitszustandes bei, der aber, obgleich besser
als in den andern Fabrikstädten Englands, auch hier noch zu wünschen übrig läßt. Die Wasserleitung
[* 18] (jetzt städtisch)
wurde 1854 für 300000 Pfd. St. gebaut; eine Neuanlage ist geplant.
Verwaltung. Birmingham wird von einem Mayor, 16 Aldermen, 48 Stadträten und einem Recorder verwaltet, ist Sitz
eines kath. Bischofs und zerfällt in 16 Wards. Im Parlament wird es durch 7 Abgeordnete vertreten.
Verkehrswesen. Dem Verkehr im Innern und nach den Vororten dienen zahlreiche Omnibuslinien, Pferdebahnen und Dampfstraßenbahnen.
Der Worcester- und der Birmingham-Kanal stellen die Verbindung mit dem umfassenden Kanalnetz Englands her.
In den Centralbahnhof münden unterirdisch die Linien der London-North-Western (nach London
[* 19] 180 km in 2½ ‒ 3½ Stunden), Stafford-Liverpool,
Wolverhampton, Lichfield-Derby und der Midland-Railway (nach London, Derby-Sheffield und Gloucester-Bristol). Die Snow-Hill-Station
der Great-Western dient den Zügen nach London, Liverpool
[* 20] und Worcester-Malvern-Cardiff.
Industrie. Birmingham ist der Hauptplatz der engl. Metallindustrie und
eine der wichtigsten Manufakturstädte der Welt. Es zählt über 1400 Fabriken und 6200 Werkstätten; der Wert der jährlich
fabrizierten Waren übersteigt 90 Mill. M. Hervorragend ist die Fabrikation aller Waren aus Gold,
[* 21] Silber und Legierungen, der
feinern und gröbern Sorten von Stahl- und plattierten Waren, von Knöpfen, Sporen, Fingerhüten, Stecknadeln,
Messern, Nägeln, Schrauben,
[* 22] Bolzen, Stahlfedern, (z. B. Fabrik von Perry, jährlich über 1000 Mill.), Lampen,
[* 23] Leuchtern, von
Bronze- und Messingwaren, von gußeisernen und Papiermachéwaren, von Möbeln, Regenschirmen sowie von Bijouterie- und Quincailleriewaren
aller Art, sodaß man Birmingham als den Kramladen Europas (toy-shop of Europe) bezeichnet hat.
Die großartigen Gewehrfabriken (10000 Arbeiter) liefern jährlich über 600000 Gewehrläufe; und während
des amerik. Bürgerkrieges gingen von hier aus 773403 Flinten ab. Daneben besteht Fabrikation von Chemikalien, von Linsen und
Glasplatten (auch für Leuchttürme), Krystallwaren, von eisernen Trägern und Dächern, ferner Maschinenbau und Prägeanstalten
für Bronze- und Kupfermünzen. Das industrielle Birmingham greift weit über die Grenzen
[* 24] des städtischen
Gemeinwesens hinaus.
Ganz in der Nähe liegt Handsworth (1764 noch Heideland), wo, seit J. Watt hier mit Boulton die (1850 abgerissenen) Soho Works
errichtete, große Vasen-, Kandelaberfabriken,
Eisen- und Messinggießereien u. s. w. erstanden sind. Ja der ganze Süden von
Staffordshire und der Osten von Shropshire mit Dudley, Wolverhampton, Bilston, Walsall, Wednesbury und Stourbridge
sind mit Birmingham industriell innig verwachsen. (S. Karte: Industriegebiet von Süd-Stafford beim Artikel Staffordshire.) – In
Birmingham sind fast alle Staaten durch Konsuln oder Vicekonsuln vertreten.
Birmingham, schon im Domesday-book als Bermingeha erwähnt, wurde 1643 vom Prinzen Rupert zum Teil verbrannt, weil es dem Parlamentsheere
Waffen
[* 25] geliefert, hob sich aber unter Karl Ⅱ. schnell. Bei einem Aufruhr 1791 wurde das Haus des Chemikers Priestley, damals
unitarischer Geistlicher in Birmingham, zerstört. Seine heutige Bedeutung verdankt die Stadt der von hier ausgegangenen
Vervollkommnung der Dampfmaschine
[* 26] durch J. Watt und Boulton und der Nutzbarmachung des nahen Kohlen- und
Eisendistrikts. –
Vgl. Langford, Modern and its institutions (2 Bde., Birmingh. 1873 u. 1877);
1) Birmingham, Hauptstadt des County Jefferson in Alabama, 1871 gegründet, hatte 1880 3086, 1890 bereits 26178 E.,
darunter etwa 40 Proz. Farbige, und verdankt sein rasches Aufblühen («die
magische Stadt») der schnellen Entwicklung der Kohlen- und Eisenindustrie Nordalabamas, deren Mittelpunkt es ist (s. Alabama).
Es ist die bedeutendste Stadt und der Hauptknotenpunkt der Louisville- und Nashville-, der Alabama-Great-Southern-
und der Georgia-Pacificbahn. Mehr als 20 Hochöfen liefern täglich über 2000 t Eisen, und zahlreiche und große Kohlen-, Eisen-
und Landcompagnien haben hier ihren Sitz. hat auch andere bedeutende Fabriken und beträchtlichen Handel, 6 Nationalbanken,
über 66 engl. Meilen Straßenbahnen, 4 tägliche und 11 wöchentliche Zeitungen. Das besteuerte Eigentum
belief sich 1887 auf 33019485 Doll. – 2) Birmingham, Stadt im County New-Haven
in Connecticut, am Zusammenfluß des Housatonic und Naugatuck, 18 km westlich von New-Haven, hat (1890) 4413, mit Shelton 6365 E.
und verschiedene Industrie.
(spr. börnämm),Berg (404 m) im östl. Teile der schott. Grafschaft Perth, in der Nähe
von Dunkeld, 18 km nordwestlich von Perth und vom Dunsinane (309 m), war ehemals von einem königl. Forst
[* 29] bedeckt, den Shakespeare
ebenso wie den Dunsinane in «Macbeth» verewigt hat.
Das Destillat verdünnt man mit der neun- bis zehnfachen Menge rektifiziertem
Weingeist. Birnäther findet seine Verwendung namentlich zur Bereitung von Fruchtbonbons.
[* 31]
1) Kreis
[* 32] im preuß. Reg.-Bez. Posen,
[* 33] hat 642,10 qkm, (1890) 27566 (12993 männl., 14573 weibl.) E., 2 Städte, 63 Landgemeinden
und 34 Gutsbezirke. –2) Birnbaum, poln. Miedzychód,
¶
mehr
Kreisstadt im Kreis Birnbaum, links von der Warthe an der Linie Reppen-Meseritz-Rokietnice der Preuß. Staatsbahnen,
[* 35] hat (1890) 3276 (1543
männl., 1733 weibl.) meist deutsche E., darunter 881 Katholiken und 268 Israeliten, Post zweiter
Klasse, Telegraph,
[* 36] Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Meseritz), Steuer-, Katasteramt, Wasserbauinspektion, Oberförsterei,
kath. Kirche, Synagoge, höhere Knaben-, Mädchen- sowie Volksschule, Krankenhaus,
[* 37] Vorschußverein, städtische
Sparkasse; ferner Eisengießerei
[* 38] und Maschinenbauanstalt, Spiritusbrennerei, eine Schnupftabak-, 4 Cigarrenfabriken, 2 Dampfschneidemühlen, 2 Brauereien,
Ziegeleien, Landwirtschaft, Handel mit Holz,
[* 39] Spiritus,
[* 40] Wolle und Getreide;
[* 41] 4 Kram-, Vieh- und Pferdemärkte und in der Nähe 2 Braunkohlengruben.
Die anstoßenden Orte Großdorf und Lindenstadt haben zusammen mehr als 2000 E.
Joh. Mich. Franz, Jurist, geb. zu Bamberg,
[* 42] studierte in Erlangen
[* 43] und Landshut,
[* 44] wurde dann Professor
der Rechte in Löwen,
[* 45] hielt seit 1830 Vorlesungen in Bonn,
[* 46] wurde 1832 Professor in Freiburg,
[* 47] 1833 in Utrecht,
[* 48] 1840 in Gießen.
[* 49] Seit 1847 wirkte
er daselbst auch als Kanzler der Universität. Er starb zu Gießen. Birnbaum schrieb: «Deduktion
der Rechte desHerzogs von Looz-Corswarem auf das Fürstenthum Rheina-Wolbeck» (Aachen
[* 50] 1830),
KarlJoseph Eugen, Sohn des vorigen, geb. zu Löwen in Belgien,
[* 51] studierte in Gießen und Jena,
[* 52] war
dann 7 Jahre als Landwirt praktisch thätig, habilitierte sich 1857 als Docent in Gießen, übernahm 1866 die Landwirtschaftliche
Lehranstalt zu Plagwitz bei Leipzig
[* 53] und wirkte von 1867 bis 1887 als Professor an der UniversitätLeipzig in landwirtschaftlichen
und nationalökonomischen Vorlesungen; seitdem ist er in Berlin
[* 54] schriftstellerisch thätig. Im ersten DeutschenReichstage (1871-73)
vertrat er den Leipziger Landkreis und gehörte der nationalliberalen Partei an. Seine Hauptschriften sind: «Lehrbuch
der Landwirtschaft» (3 Bde., Frankf. 1859–63),
«Die Universitäten und die isolierten landwirtschaftlichen Lehranstalten»
(Gieß. 1863),
«Das Genossenschaftsprincip in Anwendung und Anwendbarkeit in der Landwirthschaft»
(Lpz. 1870),
«Über die Anwendbarkeit der Einkommensteuer und Steuerreformen überhaupt» (ebd. 1873),
«Landwirtschaftliche Taxationslehre» (2. Aufl., ebd. 1890) und eine
Umarbeitung von Kirchbachs «Handbuch für Landwirte» (9. Aufl.,
Berl. 1880). Von 1870 bis 1874 gab er eine Monatsschrift, «Georgika»,
zuletzt u. d. T. «Deutsche
[* 55] Monatsschrift für
Landwirthe» (Leipzig) heraus. Mit H. Vogel redigierte er Thiels«LandwirtschaftlichesKonversations-Lexikon» (7 Bde., Lpz.
1876–81, Supplemente 1884 und 1888).
Hrusija,Teil des nördl. Zuges des Karstgebirges im Herzogtum Krain,
[* 56] schließt
sich südöstlich an den Tarnovaner Wald an, breitet sich zwischen der Wippach und Unz bis Adelsberg und der Mulde der Poik aus
und erhebt sich im Nanoš nördlich von Präwald bis zu 1300 m.
Birnholz, das Holz der verschiedenen Abarten
des Birnbaums: es ist fein, sehr dicht
und mäßig hart, mit wenig hervortretenden Jahresringen, die etwas wellenförmig verlaufen. Das Kernholz ist gleichmäßig
bräunlichrot, zuweilen etwas geflammt. Das Mark erscheint auf dem Querschnitte rund, weiß und hat 1–2 mm im Durchmesser.
Wegen seiner gleichförmigen Textur läßt sich das Birnbaumholz leicht und nach allen Richtungen hin, ohne auszubröckeln,
schneiden, und wird daher gern zu Bildhauerarbeiten und zu Formen für den Zeug- und Tapetendruck verwendet; auch nimmt man
es zu Tischler- und Drechslerarbeiten. Da es sich gut beizen und färben läßt, so benutzt man es auch zu Imitationen von
Ebenholz. Das Birnbaumholz schwindet nur wenig. Das Holz des wilden Birnbaums ist noch fester und dauerhafter als
das des kultivierten. Beide Hölzer werden aber sehr leicht durch Wurmfraß vernichtet.
oder Birnsauger (Psylla piriL.), ein 2,5– 3,5 mm langer Blattfloh, dessen Larven gesellig am Grunde
junger Triebe des Birnbaums saugen und dadurch ein Verkrümmen der Triebspitze, auch wohl das Eingehen
des Triebes veranlassen.
Birnbaum, gehört zur Gattung Pirus (s. d.) der Familie der Pomaceen; die
Gattung liefert Ziergehölze, Nutz- und Obstbäume. Die Hauptstammform unserer kultivierten Birnbäume ist Pirus communisL. oder PirusAchrasGaertn. Diese Art tritt in Europa
[* 57] vielfach wild oder doch wenigstens verwildert auf,
bald als niedrigerStrauch, bald als hoher Baum mit pyramidaler Krone; der wilde Birnbaum besitzt dornspitzige Kurztriebe, welche
beim kultivierten Birnbaum seltener vorkommen.
Die Rinde des Birnbaums ist dunkel und langrissig;
die Blätter sind ziemlich langgestielt, eiförmig-zugespitzt, am Rande
scharfgesägt, meist beiderseits kahl, oberseits glänzendgrün;
die Früchte des wilden Birnbaums sind
klein, länglich, holzig und sauer (Holzbirnen) und zeigen in der Umgebung des Kernhauses besonders reichliche steinartige
Konkremente, welche bei einer guten Kulturform der Birne nicht vorkommen dürfen;
die edle Birne ändert im
übrigen in Größe, Gestalt, Farbe und Geschmack außerordentlich ab;
diese Abänderungen haben zum Teil ihren Grund in der Kreuzung
der oben genannten Art mit andern Grundarten;
eine solche ist der herzblätterige Birnbaum, Pirus cordata, zuerst
von Desvaux in Laubwäldern bei Angers gefunden und 1812 beschrieben;
hiervon stammt die noch in alten Obstgärten erhaltene
und leidlich genießbare Blutbirne (Sanguine).
Eine wichtige Rolle bei der Entstehung zahlreicher Kulturbirnen schreibt K.Koch dem Sinaibirngehölz, Pirus Sinai Desf.,
zu; es ist in Syrien, vielleicht aber auch im nördl. Babylonien und Assyrien zu Hause, kam im frühen Altertum
schon nach Unteritalien und Sicilien und scheint hier einen bedeutenden Einfluß auf die Kulturbirnen geübt zu haben. Noch
einflußreicher wurde nachKoch der ölbaumblätterige Birnbaum, Pirus elaeagnifolia Pall.,
dessen Verbreitungsbezirk sich auf das nördl. und östl. Kleinasien, auf die Terrassen des armenischen
Hochlandes östlich bis zur Grenze Persiens und auf das östliche, aber mehr gebirgige Transkaukasien beschränkt. Andere halten
auch das
¶
mehr
weidenblätterige Birngehölz, Pirus salicifoliaL., für eine der Grundarten der Kulturbirnen. Die edle Birne ist
in der Kultur etwas empfindlicher als der Apfel; ihre Verbreitung findet sowohl gegen Süden wie gegen Norden
[* 59] eher eine Grenze
als die des Apfels; sie erfordert zu ihrem Gedeihen eine freie, sonnige und warme Lage und einen mehr leichten
als schweren, dabei aber einen nährstoffreichen und tiefgründigen Boden, da die Wurzeln des Birnbaums senkrecht nach unten
gehen. Feinere Sorten eignen sich in Norddeutschland nur zur Anpflanzung in Gärten und zwar in der Form von Spalieren und
Pyramiden. Zur Verpflanzung von Landstraßen und Äckern wählt man härtere Wirtschaftsbirnen lieber
als Äpfel, da sie wegen ihres mehr pyramidalen Wuchses keinen so massigen Schatten
[* 60] werfen, mithin den Kulturen weniger nachteilig
werden als diese. – Die Vermehrung der Birne erfolgt ähnlich wie die des Apfels.
Für das hohe Alter der Kultur des Birnbaums zeugt u. a. das aus Birnholz geschnitzte Bild der Hera
[* 61] in Tiryns
sowie die Homerische Schilderung (Odyssee, VII, 112–131) des Gartens des Antinous. Cato (gest. 149 v. Chr.) kannte bereits 5 Sorten,
von denen er eine die tarentinische nennt. Schon ziemlich reich war die Auswahl der Kulturbirnen zu VirgilsZeiten; die beliebteste
derselben war die crustumische. Nach Lindley (in «A guide to the orchard and kitchen garden») soll die
Herbstbergamotte auf Veranlassung Julius Cäsars in Britannien angepflanzt worden sein.
Valerius Cordus, der erste beschreibende Pomolog Deutschlands,
[* 62] lernte in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. in Thüringen, Meißen
[* 63] und Hessen
[* 64] mehr als 50 Birnsorten kennen, von denen sich einige Wirtschaftssorten noch bis auf den heutigen
Tag erhalten haben. Hervorragendes in der Zucht der Birne leisteten belg. Obstzüchter,
besonders der Geistliche NikolausHardenpont, dem man u. a. HardenpontsButterbirne verdankt, und der Apotheker Copiaumont, beide
in Mons,
[* 65] von wo überhaupt viele sehr wertvolle Sorten ausgegangen sind, wie z. B. die Napoleons-Butterbirne.
Auch in Brabant und Flandern entstanden viele wertgehaltene Früchte, wie die Winter-Dechantsbirne und
Boschpeer oder Fondante de bois, welche später schlecht verdeutscht holzfarbige Butterbirne genannt worden ist. In Mecheln
[* 66] betrieb Major Esperen die Birnsaat mit Erfolg; nach ihm wurde die Esperens-Herrenbirne genannt; in neuester Zeit hat sich
Gregoire in Jodoigne durch Erziehung neuer und vortrefflicher Sorten ein Verdienst erworben.
Die ungemein große Anzahl Birnsorten hat den Pomologen behufs Klassifizierung, Beschreibung und Sichtung große Arbeit gemacht
und die pomolog. Litteratur über Birne ist wohl ebenso umfangreich wie die über Äpfel; bei der Beschreibung verfährt man ähnlich
wie beim Apfel. Die Birne sind klassifiziert vom belg. Botaniker Du Mortier nach der äußern Fruchtgestalt
(1809), von Jahn (1857) nach der Gestalt der Blätter und nach der Reifzeit der Früchte, von Diel (1801) nach der Beschaffenheit
des Fleisches, nach dem Verhältnis des Breiten- zum Höhendurchmessers und nach der Reifzeit der Früchte. – Lucas hat versucht,
ein möglichst natürliches System aufzustellen; die 15 Klassen dieses Systems sind folgende:
1) Butterbirnen, von echter Birngestalt, gegen
den Stiel verjüngt oder von abgestumpfter Kegelform, ohne Höcker und Erhabenheiten;
Fleisch völlig schmelzend. Als empfehlenswerte Beispiele dienen: Gute Graue (s. Tafel: Kernobsty,
[* 58]
Fig. 6, Sommer), Weiße Herbst-Butterbirne
(Herbst), Esperens Herrenbirne (Herbst), Colomas Herbstbirne (Herbst), Holzfarbige Butterbirne (Herbst),
Köstliche von Charneu (Herbst), Lenzener Butterbirne (Herbst), Clairgeaus Butterbirne (Herbst), DielsButterbirne (Winter),
Winter-Dechantsbirne (Winter), Liegels Winter-Butterbirne (Winter).
2) Halbbutterbirnen von gleicher Gestalt, aber nur halbschmelzendem Fleisch: Grüne Magdalene (Sommer), Doppelte Philippsbirne
(Herbst), Jaminette (Winter).
3) Bergamotten, von platter oder rundlicher Gestalt; der Stiel liegt oft in einer Einsenkung; Fleisch
vollkommen schmelzend: RoteBergamotte (Herbst,
[* 58]
Fig. 4), Rote Dechantsbirne (Herbst), Hellmanns Melonenbirne (Herbst).
4) Halbbergamotten, von gleicher Bergamottengestalt, aber mit nur halbschmelzendem Fleisch: Große Sommerbergamotte (Sommer),
Neue Crassanne (Herbst).
5) Grüne Langbirnen, von langer Form, mindestens um ein Viertel länger als breit und mit grüner,
auch in der Reife höchstens gelbgrüner, nicht oder wenig berosteter Schale. Fleisch ganz- oder halbschmelzend: Sparbirne
(Sommer), Grüne Tafelbirne (Sommer), Schwesterbirne (Herbst), Pastorenbirne (Winter), GrafCanal (Winter).
6) Flaschenbirnen (Calebasses), Früchte in der Gestalt der vorigen ähnlich, aber ganz oder zum größten Teil von einem zimmetfarbigen
oder rotgrauen Rost überzogen; Fleisch ganz- oder halbschmelzend: Holländ. Feigenbirne (Sommer), Marie
Louise (Herbst), Boscs Flaschenbirne (Herbst).
7) Apothekerbirnen, von rundlicher oder länglicher und beuliger oder höckeriger Form; Fleisch ganz- oder halbschmelzend:
Williams Christbirne (Sommer), Herzogin von Angoulême
[* 58]
(Fig. 5), (Duchesse, Herbst), Napoleons-Butterbirne (Herbst), Grumkower
Butterbirne (Herbst), HardenpontsButterbirne (Winter), Six’ Butterbirne (Winter).
8) Rousseletten (Rostbirnen), Frucht kürzer und kleiner als bei den Flaschenbirnen und ebenso oder braunrot berostet, besonders
auf der Sonnenseite; das mehr oder weniger schmelzende Fleisch hat einen zimmetartig gewürzten Geschmack: Stuttgarter Gaishirtel
(Sommer), Gute Louise von Avranches (Herbst), Forellenbirne (Herbst).
9) Muskatellerbirnen, kleine und mittelgroße längliche Sommer- oder frühe Herbstbirnen mit meist glatter
Schale und stark ausgesprochenem Muskatgeschmack, der an die Muskattraube erinnert: Kleine Muskateller (Sommer), Frühe braunrote
und Kleine lange Sommermuskateller.
10) Schmalzbirnen, von langer oder länglicher Form, noch zu den Tafelbirnen, aber nicht zu den 9 ersten Klassen gehörig:
Römische
[* 67] Schmalzbirne (Sommer), Andenken an den Kongreß (Herbst).
12) Längliche Kochbirnen, alle Birne mit brüchigem oder rübenartigem Fleische, die nicht herb, sondern fad
oder süß sind und deren Längendurchmesser den derBreite
[* 68] übertrifft: Bunte Birne (Sommer), Kampervenus
(Herbst), Baronsbirne (Winter), Schöne Angewine (Winter);
letztere ist
¶
mehr
ihrer Größe wegen als Schaufrucht gesucht, wird zu dem Zweck aber nur an kleinen Zwergbäumen gezogen.
13) Rundliche Kochbirnen, unterscheiden sich von den vorigen nur durch ihre Gestalt: Kuhfuß (Sommer), Wittenberger Glockenbirne
(Herbst).
14) Längliche Weinbirnen, das Fleisch ähnlich den vorigen oder auch halbschmelzend, aber von derbem, adstringierendem Geschmack
und länglicher Form; meist Herbst- und frühe Winterbirnen zur Obstweinbereitung: Knausbirne, späte
Grunbirne, Hohenheimer Mostbirne, Träublesbirne, Weilersche Mostbirne, Wildling von Einsiedeln, Harigelsbirne, Langstielerin,
Süllbirne.
Die Verwertung der Birne als frisches Obst, in der Form von Dörrfrüchten, zu Obstwein und zum Kochen und Backen ist eine sehr
weitgehende. Für den Obstwein (Cider) sind aber nur die eigentlichen Weinbirnen zu verwenden und zum Kochen mit wenigen Ausnahmen
nur die eigentlichen Kochbirnen; die feinsten Tafelbirnen verlieren gekocht oft sehr an Geschmack, was
bei Äpfeln nicht der Fall ist; zum Dörren eignen sich dagegen gerade die saftigsten und süßesten am besten (s.
Obstverwertung), über das Holz des Birnbaums s. Birnbaumholz.
ein birnenförmiges Mundstück der Klarinette (s. d.). ^[= ein von Denner in Nürnberg um 1700 erfundenes, aber erst 50 Jahre später allgemein in die ...]
(Sciara piri Schmidb.), eine kleine, zu den Pilzmücken gehörende schwarze Mücke mit bleifarbigem
Hinterleib, die ihre Eier
[* 70] in die noch nicht entfalteten Birnblüten ablegt.
Die Larven leben im Kernhaus und veranlassen das
Einschrumpfen und Abfallen der Birnen.
(spr. biróng), Charles de Gontaut, Herzog von, Marschall von Frankreich, Sohn des bei der Belagerung von Epernay gefallenen
Marschalls Armand de Gontaut, Baron von Biron, geb. 1562, stieg in Heinrichs IV. Kriegen als einer seiner tapfersten
Gehilfen rasch empor, wurde Herzog, Marschall, Statthalter von Burgund. Voll unbändigen Ehrgeizes, knüpfte er schon 1595 mit
dem span. Landesfeinde, bald danach mit dem Herzog von Savoyen an;
im Savoyischen Kriege 1600 verstieg er sich sogar
zu einem Mordversuch gegen den König;
1601 schloß er mit Spanien
[* 71] und Savoyen einen förmlichen Vertrag, der ihm selber eine
span. oder savoyische Prinzessin und das Herzogtum Burgund in Aussicht stellte;
der Preis war der gemeinsame Krieg gegen Frankreich
und dessen Zerstückelung in einzelne Provinzstaaten.
Heinrich IV., der von den Umtrieben B.s wußte, suchte
seinen alten Waffengefährten trotzdem durch glänzende Aufträgean sich zu ketten, nahm seine heuchlerische Bitte um Verzeihung
(Anfang 1601) gnädig entgegen,
bis ihn das Geständnis von B.s Unterhändler La Fin die drohende Gefahr erkennen ließ und
ein starkes Durchgreifen zur Pflicht machte. Nachdem er die südöstl. Provinzen militärisch gesichert,
berief er Biron selber an den Hof;
[* 72] dieser kam im Mai 1602, auf seinen Einfluß pochend, wurde verhaftet, des Hochverrats angeklagt
und vom Parlament zum Tode verurteilt. Am starb er im Hofe der Bastille von Henkershand. –
Vgl. Philippson, Heinrich
IV. und Philipp III., Bd. 1 (Berl.
1870).
Ernst Joh. von, Herzog von Kurland,
[* 73] geb. 12. (22.) Nov. 1690 zu Kalnzeem, stammte aus der kleinen kurländ. Gutsbesitzerfamilie
Bühren, welche einem alten Adelsgeschlechte Westfalens angehört. Er studierte in Königsberg
[* 74] und wurde Sekretär
[* 75] und Kammerjunker
der Witwe des kurländ. HerzogsFriedrich Wilhelm (gest. 1711), Anna Iwanowna (s. d.), einer NichtePeters
d. Gr., die in Mitau
[* 76] lebte und deren Hoffräulein Benigna von Trotta, genannt Treyden,
Biron 1722 heiratete.
Als Anna 1730 Kaiserin von Rußland wurde, nahm sie ihn dorthin mit, machte ihn zum Oberkammerherrn, beschenkte ihn mit Gütern
und Geldern, mit denen er z. B. die noch jetzt im Besitze seiner Familie befindliche freie Standesherrschaft
Polnisch-Wartenberg in Niederschlesien ankaufte, und überließ ihm die ganze Regierung. Was unter Anna für die Ordnung der
Staatsverwaltung, für die Hebung der Flotte und des Heers geschah, ist zum großen Teil Verdienst B.s und anderer Deutscher, wie
Ostermann, Münnich u. s. w., welche die IdeenPeters d. Gr. fortsetzten.
Die Rücksichtslosigkeit ihres Verfahrens, die Grausamkeit gegen die altruss. Partei und vor allem der persönliche Hochmut
B.s, der 1730 durch KaiserKarl VI. deutscher Reichsgraf und nach dem Aussterben der herzogl. Familie Ketteler in
Kurland durch Anna den Kurländern als Herzog aufgedrängt wurde (Juni 1737), schafften jenem «deutschen
System» viele Feinde, denen gegenüber Biron sich auch für die Zukunft dadurch zu sichern suchte, daß
die Kaiserin (gest. ihn auf dem Sterbebette zum Regenten für den von ihr zum Nachfolger bestimmten, erst wenige
Monate alten Prinzen Iwan ernennen mußte.
Infolgedessen kam Zwiespalt unter jene deutsche Partei; Münnich ließ sich von der beiseite geschobenen
MutterIwans, der Prinzessin Anna von Braunschweig,
[* 77] so weit gewinnen, daß er mit Gardetruppen in der Nacht vom 19. zum den
Regenten in seinem Palais überfiel und mit seiner Familie auf die Festung
[* 78] Schlüsselburg schaffte. Man gab Biron schuld,
eine Thronveränderung beabsichtigt zu haben, und ein Gerichtshof, dessen Vorsitzende Münnich und Ostermann waren, verurteilte
ihn zum Verluste aller Ämter und Würden, zur Konfiskation seines Vermögens und zumTode; aber die Regentin Anna verwandelte
diese Strafe in lebenslängliche Verbannung nach Sibirien. Am langte in dem ihm zum
Aufenthalte bestimmten Pelym (Gouvernement Tobolsk) an. Wenige Wochen später aber wurde er durch die inzwischen zum Throne
gelangte Kaiserin Elisabeth aus Pelym, wo nun Münnich einzog, entlassen und in Jaroslaw interniert. Hier lebte er in erträglichen
Verhältnissen während der ganzen Regierungszeit Elisabeths. Die Thronbesteigung des KaisersPeter III. gab
ihm die Freiheit, die der Kaiserin Katharina II. das Herzogtum
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Kurland wieder, aus welchem russ. Truppen den von Polen unterstützten HerzogKarl vonSachsen,
[* 80] einen Sohn Augusts Ⅲ., vertrieben.
Am kam Biron zum erstenmal als kurländ. Herzog nach Mitau, dankte jedoch schon zu Gunsten seines ältesten
SohnesPeter ab und starb – Dieser, Peter, Reichsgraf von Biron, Herzog von Kurland und Sagan,
[* 81] geb. zu Mitau, teilte in der Jugend das Schicksal seines Vaters, wurde 1762 mit ihm zurückgerufen und zum Generalmajor
in der russ. Armee ernannt.
Seine Regierung (1769‒95) war angefüllt mit Streitigkeiten mit der kurländ. Ritterschaft, welche
endlich dazu führten, daß Biron, als das SchicksalPolens, dessen Vasall er war, sich entschied, gegen ein Jahrgehalt
von 50000 Dukaten zu Gunsten Katharinas Ⅱ. abdankte, sich selbst aber und seinem Hause alle Rechte souveräner Herren vorbehielt.
Nach seiner Entsagung lebte er bald in Berlin, bald auf seinen Herrschaften Sagan und Nachod, und starb zu
Gellenau in Schlesien.
[* 82]
Aus seiner dritten Ehe mit Anna Charlotte Dorothea, geb. Reichsgräfin von Medem (geb.
gest. auf ihrem Gute Löbichau im Altenburgischen), entsprossen 4 Töchter. Die jüngste, Dorothea, geb. 1809 vermählt
mit Edmund, Herzog von Talleyrand-Périgord und Herzog von Dino inCalabrien, seit durch königl. Investitur Herzogin
von Sagan, starb worauf ihr ältester Sohn, Napoleon Ludwig, Herzog von Valençay, geb. ihr in dem preuß.
Lehnsfürstentum Sagan, der zweite, Alexander Edmund, geb. durch Session seines VatersHerzog
von Dino, in der Herrschaft Deutsch-Wartenberg folgte. –
Vgl. Tiedge, Anna Charlotte Dorothea, letzte Herzogin von Kurland (Lpz.
1823).
– Durch den Bruder des letzten Herzogs von Kurland, Karl Ernst von Biron, geb. den zweiten Sohn des Herzogs ErnstJohann, wurde der Mannsstamm des Hauses fortgepflanzt. Er starb und hinterließ zwei Söhne. Der älteste derselben,
Prinz Gustav Calixt von Biron, geb. wurde nach der VereinigungKurlands mit dem RussischenReiche zum russ. Gardeoffizier
und Kammerherrn ernannt, trat später in preuß. Kriegsdienste und erwarb 1802 die
schles. Standesherrschaft Polnisch-Wartenberg.
Nachdem er an den Feldzügen der franz.-deutschen Kriege teilgenommen, starb er als preuß. Generallieutenant und Gouverneur
der Festung Glatz
[* 83] Aus seiner Ehe mit Franciska, Tochter des Grafen von Maltzan, stammten 3 Söhne: KarlFriedrich Wilhelm,
geb. gest. Calixt Gustav
Hermann, geb. gest. der seinem Bruder in den Herrschaften Polnisch-Wartenberg und Perschau folgte; Peter
Gustav Hermann, geb. der als preuß. Offizier starb.
Chef des Hauses ist der Sohn Calixts, Gustav, Prinz Biron von Kurland, geb. in Dresden,
[* 84] preuß.
Lieutenantà la suite der Armee.
Staatsbahnen, hat (1885) 850 kath. E., Post, Telegraph und liegt in
vulkanischer Gegend, in der Mühlsteine
[* 86] gebrochen werden.
In der Nähe, 1,5 km thalaufwärts rechts der Kyll, entspringt der
starke Sauerbrunnen Birresborn
(jährlicher Versand: 11000 Krüge)
[* 87] und ihm gegenüber der Brubbeldries, eine Mofette, der kohlensaure
Gase
[* 88] entströmen. ^[]
66,4 km langer, linker Zufluß des Rheins in der Schweiz,
[* 89] entsteht im Kanton Bern
[* 90] bei der Juraklause
Pierre Pertuis (792 m), nimmt die Tramme auf, durchfließt im tiefen Engpaß die kurze, zweite Thalstufe, das Val Moutier (Münsterthal)
und gelangt durch eine Klause in das Thal
[* 91] von Délémont (Delsberg), wo ihr rechts die Scheulte, links
die Sorne zugehen. Durch eine neue Schlucht zwängt sie sich in das Laufenthal, empfängt links die Lützel, rechts die Lüssel
und bildet den sehenswerten Fall von Laufen. Bei Äsch erreicht sie die Rheinebene, bei Birsfelden den Rhein. Durch das ganze
Birsthal führt jetzt die Jurabahn.
russ. Birshi, poln. Birže, Flecken im KreisPonewjesh des russ. Gouvernements Kowno, an der Vereinigung der Oposchtscha
mit der Aglona und am See Schirwen, gehört dem Grafen Tyszkiewicz und hat 2400 E., Post, 1 russ., 1 kath., 2 evang.
Kirchen, 4 israel. Bethäuser. In der Umgegend bilden sich nicht selten infolge der Auslaugung des Gipsuntergrundes Höhlen
und kraterähnliche Öffnungen, die sich zum Teil mit Wasser füllen. Das Ende des 16. Jahrh. erbaute
feste Schloß wurde 1625 von Gustav Adolf, 1704 von Karl Ⅻ. von Schweden
[* 95] erobert; kam hier der Allianzvertrag zwischen
Peter Ⅰ. und August Ⅱ. von Polen gegen die Schweden zu stande. In der Nähe, rechts der Aglona, liegt das Stammschloß der
Fürsten Radziwill; ein neues 1862 auf der «Insel» erbautes Schloß enthält eine Bibliothek (5000 Bände)
und ein Museum. –
Vgl. Tyszkiewicz, Birže, rzut oka na przeszłość (Petersb. 1869).
linker Nebenfluß des Rheins, entspringt 17 km südwestlich von Basel,
[* 96] am Fuße des Rämel im Jura, fließt bald auf
deutschem, bald auf schweiz. Gebiete der Birs parallel und mündet, im Unterlaufe kanalisiert, in Groß-Basel
in den Rhein.
1) Kreis im NW. des russ. Gouvernements Ufa, hat 24615,3 qkm mit 428761 E., meist Baschkiren, dann Meschtscherjaken, Teptjaren,
Russen (23 Proz.), die sich mit Anfertigung von Holzwaren, Bienenzucht,
[* 97] Jagd beschäftigen. – 2) Kreisstadt
im Kreis Birsk, 110 km nordwestlich von Ufa, an der Mündung der Solicha in die Bjelaja, hat (1889) 8091 E., Post, Telegraph, 4 russ.
Kirchen, 1 Kloster, 6 Kapellen, 1 Lehrerseminar für Eingeborene, Ackerbau und Kleinhandel. Birsk, im 16. Jahrh. zum
Schutz gegen die Baschkiren gegründet, wurde 1781
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