ver-14 waltete. Binterim war ein streng ultramontaner Theolog und zeigte sich als solcher auch schriftstellerisch
bei dem Streite der preuß. Regierung mit dem Erzbischof
Droste zu Vischering (s. d.) – er verbüßte 1838 eine sechsmonatige
Festungsstrafe zu Wesel
[* 2] – und bei Gelegenheit der
Wallfahrt nach
Trier
[* 3] zum heiligen Rock 1844.
Außer vielen
kleinen
Schriften veröffentlichte er: «Die alte und neue Erzdiöcese Köln»
[* 4] (4 Bde.,
Mainz
[* 5] 1828–30, mit
Mooren zusammen),
oder
Benue, mißverständlich auch
Tschadda genannt, der größte Nebenfluß des
Niger (s. d.)
in Westafrika, entspringt nördlich von
Ngaundere unter 8° nördl.
Br. und 13° 45' östl. L. von Greenwich, nimmt bei Ribago
(278 m ü.d.M.) den Majo
Kebbi, einen
Ausfluß
[* 6] des Nabaratsee,
auf und erreicht hier eine
Breite
[* 7] von 100 m. Von Taepe an strömt
er 500–1000 m breit, von zahlreichen
Inseln durchsetzt, in einer Thalweite von 15 bis 30 km bis zur
Mündung in den
Niger bei
Lokodscha (81 m ü.d.M. und 480 km entfernt von der
Küste).
Schiffbar ist der Binuë von der Mündung bis Ribago, auf einer
Strecke von 1100 km, doch nur vom Mai bis
Anfang Januar.
Denn er verringert seine 3–9 m betragende
Tiefe in der Regenzeit auf 0,8
m in der Trockenzeit. Der Binuë erhält
als Zuflüsse von rechts außer dem Majo
Kebbi: den Gongola (Gadschem, Gabi) und Kaddera von dem 2100 m hohen Sarandagebirge
in
Bautschi;
von links strömen ihm als schiffbare
Gewässer zu der
Faro
(s. d.), der Tarabba, Bantadschi mit Donga Wukari von den 2000 m hohen Genderobergen
und der
KatsenaAllah.
Seine Ufer begleiten von Jola abwärts, nördlich: die 200 km lange Muribergkette mit dem Tangale (1000
m) und zwischen
Muri und Schebu die
Ausläufer der Dutschin-Madakette;
südlich: die Fumbinaberge (1000
m), das Albemarlegebirge am Tarabba (1500 m) und die Oldfieldberge unmittelbar östlich von der Mündung des
Niger.
Die Gebrüder
Lander, welche 1831 auf ihrer Hinabfahrt auf dem
Niger die Mündung des Binuë passierten, berichteten, dieser
Strom sei derSchari,
der aus dem Tsadsee fließe. Eine 1833 von einem Liverpooler Handelshause ausgerüstete Nigererpedition unter
Laird,
Allen
und Oldfield fuhr den Binuë fast 120 km aufwärts. Es war H.Barth, der 1851 den obern Lauf und den
Namen des
Stroms entdeckte
und ihn bei Taepe im Juni dieses Jahres überschritt. Seine wichtige Entdeckung gab dem Geographen A.
Petermann die Anregung zur Betreibung einer Dampfbootexpedition, für welche die engl. Regierung 5000 Pfd.
St. bewilligte.
Diese Expedition unter
Baikie kam 1854 mit dem Dampfschiff
[* 9] Plejade aufwärts bis Gurowa, dem
Hafen von
Muri, und mit einem
Boote
noch 66 km weiter, 630 km von der Mündung des Binuë. Die Fahrt zeigte auf der untersten
Strecke wegen stellenweiser
Seichtigkeit und Versandung Schwierigkeiten. Weiter aufwärts fand man bequemes Fahrwasser und wurde nur durch
Mangel an
Brennholz
für die Dampfmaschine
[* 10] zur Umkehr genötigt. Ed.
Vogel überschritt 1855 den Binuë zweimal, einmal da, wo die Expedition von 1854 umgekehrt
war, dann etwa 150 km weiter unterhalb.
Eine zweite, großartig ausgestattete Expedition von 1857, ebenfalls unter
Baikie, hat jedoch die Kenntnis des
Binuë nicht erheblich
gefördert und ebensowenig die große Erwartung erfüllt, eine ununterbrochene Wasserstraße nach dem centralen
Sudan wirklich
zu eröffnen. Rohlfs verfolgte auf seiner
Reise quer durch
Afrika
[* 11] 1867 den untern Lauf des Binuë Robert Flegel
(s. d.) hat am meisten die Kenntnis von dem ganzen Lauf des Binuë vervollständigt.
Er befuhr ihn zum erstenmal auf dem engl. Missionsdampfer Henry
Venn im Juli 1879 und erreichte den Endpunkt seiner Schiffbarkeit.
Ende Juli 1882 brach er zum zweitenmal von Jola in
Adamauaauf und erreichte über Sagdsche und Sakka die
Quellflüsse des Binuë. Ferner stellte Flegel die Schiffbarkeit der südl. Binuezuflüsse
zur Hochwasserzeit fest, insbesondere hinsichtlich des Tarabba; auch überschritt er bei
Ngaundere und
Banjo die durchschnittlich
in 1300 m Meereshöhe verlaufende
Wasserscheide zwischen dem und seinen südl. Nebenflüssen einerseits
und dem zum
Schari nach
Osten gehenden
Logone und den westlich fließenden Quellläufen des Kamerunsystems andererseits.
Nach vielen Bemühungen gelang es ihm endlich, für diese längste ununterbrochen schiffbare Wasserstraße
Afrikas, den
Niger-Binue,
das deutsche Großkapital zu gewinnen; Anfang Dez. 1884 bildete sich zu
Hamburg
[* 12] die deutsche Binue-Gesellschaft mit
einem
Kapital von 500000 M., um die Ergebnisse von Flegels Forschungen praktisch zur Verwertung zu bringen. Diese Pläne wurden
durchkreuzt durch das zwischen dem
DeutschenReiche und
Großbritannien
[* 13] 27. Juli und getroffene Übereinkommen, nach
dem der Stromlauf des Binuë von Jola an abwärts in den Machtbezirk der brit.
RoyalNigerCompany (s. d.) fällt, der von der engl.
Regierung beschränkte Hoheitsrechte verliehen worden sind.
Fischerdorf an der Ostküste der
InselRügen, am südwestl. Ufer der Prorer
Wiek, gegenüber von Saßnitz, 12 km
östlich von
Bergen und Putbus, hat (1890) 336 E., Postagentur,
Telegraph,
[* 14] Personendampferstation und zeichnet sich
als sehr beliebter
Bade- und Luftkurort
Rügens aus durch romantische
Lage, herrliche Waldungen, flachen, steinlosen
Strand.
Seit 1888 sind große Bauten,
Wald- und Strandpromenaden hergestellt worden; 1891 besuchten Binz: 3831 Kurgäste. Am Eingange
des Dorfes liegt der etwa 10000 qm große Schmachtersee, der mit der Ostsee durch die Aalbeck verbunden
ist.
Unweit auf dem Tempelberge (107 m) das dem Fürsten zu Putbus gehörige, 1837–43 nach
Plänen von Schinkel erbaute schöne
Jagdschloß, ein mit 4
Türmen gezierter, in seiner Mitte von einem Wartturm (47 m) überragter massiver
Bau mit Gemälden
aus der Geschichte
Rügens und reichhaltigen Sammlungen (Waffen).
[* 15] Bei klarem Wetter
[* 16] bietet die
Plattform
des
Turmes weite Fernsicht, bis
Usedom und
Wolgast.
[* 17] In der Nähe das Fischerdorf Aalbeck, das auch als Seebad besucht wird.
größter Fluß der südamerik. Republik Chile,
[* 29] entspringt im Osten der hohen Cordillere
aus dem See Guayeltin unter 38° 40' südl. Br., fließt nordwestlich durch die Provinzen und Concepcion und mündet nach einem
Lauf von 370 km 18 km unterhalb Concepcion in den Großen Ocean. Auf der rechten Seite nimmt er den Rio
[* 30] Duqueco
und den aus dem See von Antuco kommenden Rio Laja, auf der linken den wasserreichen, bis Nacimiento aufwärts schiffbaren
Rio Vergara auf; er selbst ist nur mit ganz flach gehenden Booten zu befahren, im obern Teil zu reißend, im untern bei großer
Breite zu seicht, auch verbietet die Barre an seiner Mündung Schiffen die Einfahrt. Zwei Eisenbahnlinien
überschreiten ihn auf 500 bez. 1889 m langen Brücken.
[* 31]
Provinz in der südamerik. Republik Chile, liegt zu beiden Seiten des obern Laufs des Biobio, grenzt im N. an Rio
Laja, im O. an Argentinien, im S. an die Provinzen Malleco und Cautin und im W. an Concepcion und die Cordillera
de Nahuelbuta. Die Anden erheben sich in V. im Vulkan von Antuco zu 2762, im Callaqui zu 2972 m. Im O. hat sie Wälder mit herrlichem
Bauholz, mit dem ein sehr bedeutender Handel getrieben wird. Die ebenen Gegenden sind zum Teil sehr sandig
und dann wenig fruchtbar. Auf den Abhängen der Hügel sieht man noch viele Weinberge. hat auf 10769 qkm (1893) 129651 E.,
zerfällt in die Departements Laja, Nacimiento und Mulchen (s. d.) und wird von der Eisenbahn Concepcion-Angol durchzogen.
Eine Bahn über den Pichachenpaß (1990 m) ist geplant. Hauptstadt ist Angeles (s. d.).
Grundgesetz wurde
von Haeckel ein Gesetz genannt, welches er gleichzeitig mit Fritz Müller aus den
Thatsachen ableitete, daß ein Organismus in seiner individuellen Entwicklung (Ontogonie) die Entwicklungsstufen, welche seine
Ahnenreihe im Laufe der Zeiten durchlaufen hatte (Phylogonie), wiederhole. Vielfach kann man aus den Entwicklungszuständen
eines Tieres die Beschaffenheit der verschiedenen aufeinanderfolgenden Generationen seiner Vorfahren erschließen.
Aus der Metamorphose der Frösche
[* 33] läßt sich erkennen, daß diese schwanzlosen, mit Gliedmaßen und Lungen größtenteils auf dem
Lande lebenden Amphibien von solchen ältern Formen abstammen, welche ohne horizontale Gliedmaßen und Lungen, aber mit vertikal
abgeplattetem Ruderschwanze und Kiemen ausgestattet, ausschließlich Wasserbewohner waren. Durchaus nicht
immer darf man indessen voraussetzen, daß die Ontogonie eines Wesens ein unfehlbar sicheres und genaues Spiegelbild seiner
Phylogonie sei.
Embryonen und Larven sind auch selbständige Organismen und besitzen als solche die Fähigkeit, sich selbständig an äußere
Umstände anzupassen. Viele provisorische Larvenorgane, die Eihäute der Embryonen u. s. w. sind Resultate selbständiger
Anpassungen, es sind Erscheinungen der sog. Cenogenesis (Haeckel), aber durchaus nicht ontogenetische
Ausdrücke phylogenetischer Vorgänge, sie gehören nicht der Palingenesis (Haeckel) an. Eine der Hauptaufgaben der modernen
Entwicklungsgeschichte ist, die auf Vererbung (s. d.) beruhenden palingenetischen Erscheinungen von den aus selbständiger
Anpassung hervorgegangenen cenogenetischen genau unterscheiden zu lehren.
(grch., d. h. Lebensbeschreibung) ist die mit geschichtlicher Kunst ausgeführte Darstellung des Lebens einer
Person und umfaßt sowohl deren äußere Geschichte wie innere geistige und sittliche Entwicklung. Sie unterscheidet sich darum
von dem bloßen Lebenslauf (curriculum vitae), der die Ereignisse eines Lebens nur äußerlich aneinander reiht, sowie
von dem Nekrolog, der über Geburt, wichtigste Erlebnisse und Ende eines Dahingeschiedenen meist in noch äußerlicherer Weise
handelt.
Die wahre Biographik, als ein Zweig der Geschichtschreibung, kann nur auf Personen von allgemein menschlicher Bedeutung, die
durch ihre Schicksale und ihre Thätigkeit eine geschichtliche Stellung einnehmen, Anwendung finden. In jedem Falle
ist die genaueste Kenntnis der Lebensumstände des Dargestellten und des ganzen Zeitalters, dem er angehörte und dessen
Einflüsse seinen Strebungen Richtung gab, sodann strenge Wahrheitsliebe und ein völlig parteiloser Standpunkt für den Geschichtschreiber
(Biographen) erforderlich.
Eine eigentümliche Art der Biographie ist die Autobiographie oder Darstellung des eigenen Lebensganges, wofür Augustins
«Confessiones» und Rousseaus«Confessions» berühmte Beispiele sind. Zu dieser Gattung gehören zum Teil auch die Memoiren (s. d.).
Zur Abfassung solcher Selbstschilderungen gehört ein hoher Grad von Selbsterkenntnis und Wahrheitsliebe, Eigenschaften, die
nur von dem zu erwarten sind, der im gerechten Gefühl seines Werts auch Schwächen und Fehler ohne Beschämung bekennen
darf. Von der Charakteristik unterscheidet sich die Biographie insofern, als sie das Menschenleben in allen seinen
Verhältnissen ausführlich entwickelt, während
¶
mehr
die Charakteristik nur in einzelnen hervorstechenden Zügen das innere Wesen und die Leistungen eines Menschen zu zeichnen
sucht. Diejenigen Werke, die das innere Leben und den Entwicklungsgang eines bedeutenden Menschen unter dem Gesichtspunkt künstlerischer
Wirkungen zur Anschauung bringen, wie z. B. «Dichtung und Wahrheit» von Goethe, kann man nur bedingungsweise den
biogr. Darstellungen zuzählen, da sie wohl ideale, aber nicht streng geschichtliche Wahrheit erstreben.
Die ungemein reiche biogr. Litteratur besteht aus einzelnen und Sammlungen solcher. Schon das Altertum besitzt Lebensbeschreibungen
ausgezeichneter Persönlichkeiten; es sei nur an die des Agricola von Tacitus, Alexanders d. Gr. von Curtius, an Plutarch, Cornelius Nepos
u. s. w. erinnert. Das Mittelalter ist reich an LebensbeschreibungenHeiliger, während das Leben von Fürsten
und Staatsmännern seltener Gegenstand der schriftstellerischen Thätigkeit wurde.
Erst seit dem 16. Jahrh. (mit den interessanten Selbstbiographien desThomasPlatter, Götz von Berlichingen, Hans von Schweinichen
u. a.) gewinnt die biogr. Litteratur größern Umfang und entwickelt sich dann allmählich zu einem bibliographisch
kaum noch zu bewältigenden Reichtum. Den Versuch, diese Litteratur zu verzeichnen, machte Öttinger in der «Bibliographie
biographique» (Lpz. 1850; 2. Aufl., 2 Bde.,
Brüss. 1854). Unter der großen Menge der Lebensbeschreibungen, Leben, Nekrologe, Ehrensäulen, Denkmale, der engl. Lives,
Biographical notices, der franz. Vies, Notices, Mémoires, Biographies
und wie die Titel solcher Schriften heißen mögen, können jedoch nur wenige durch die Fülle des gebotenen Stoffes oder die
Kunst der Darstellung auf litterarhistor.
Die biogr. Sammlungen sind sehr verschiedener Art, je nachdem sie bei größerer oder geringerer Ausführlichkeit in der
Darstellung entweder 1) die merkwürdigen Persönlichkeiten aller Gegenden und Zeiten (allgemeine biogr.
Wörterbücher), oder 2) bloß die eines bestimmten Zeitabschnittes (neuere Zeit, Altertum, ein bestimmtes Jahrhundert), oder
3) die einer bestimmten Nation umfassen, oder endlich 4) Personen behandeln, die sich in einem bestimmten Stande, als Regenten,
Staatsmänner, Krieger, Gelehrte (Gelehrten- und Schriftstellerlexika), Künstler (Künstlerlexika) namhaft
gemacht haben.
Als Beispiele allgemeiner biogr.Wörterbücher seien genannt: Bayle, «Dictionnaire historique et critique» (von 1697 an in
verschiedenen Ausgaben, zuletzt Par. 1820 in 16 Bdn.);
«Nouvelle biographie général, publiée sous la direction de Hoefer» (46 Bde.,
Par. 1857–66);
Öttinger, «Moniteur des dates» (in deutscher Sprache,
[* 37] 6 Bde., Lpz. 1869; mit
Supplement 1879–81);
Jal, «Dictionnaire critique de biographie et d'histoire» (2. Aufl.,
Par. 1772).
Andere berücksichtigen auch alle Nationen, beschränken sich aber auf bestimmte Zeiten, z. B. «Der Neue
Plutarch» (von der Reformation bis zur Gegenwart, hg. von Gottschall, 12 Bde.,
Lpz. 1874–88);
Hirsching, «Histor.-litterar. Handbuch des 18. Jahrh.»
(17 Bde., ebd., 1794–1815);
Michaud, «Biographie des hommes vivants» (5 Bde.,
Par. 1816–19);
«Zeitgenossen» (3 Reihen, jede zu 6 Bdn.,
Lpz. 1816–41);
Arnault, «Biographie des contemporains» (20 Bde.,
Par. 1820–25);
Vapereau, «Dictionnaire universel des contemporains» (6. Aufl.,
ebd. 1891 fg.);
«The Men of the time. A dictionary of contemporaries» (13. Aufl.,
hg. von Washington
[* 38] Moon, Lond. 1891);
«The Celebrities of the century» (hg. von Sanders, ebd. 1890).
Sehr zahlreich sind biogr. Sammelwerke für einzelne Nationen, Staaten, Städte u. s. w.;
Granger, «Biographical history of England» (5 Bde.,
1769–74 u. ö.);
Lodge, «Portraits of illustrious personages of Great Britain. With biographical
memoirs» (neue Aufl., 8 Bde.,
Lond. 1850);
«Annual Biography and Obituary» (ebd. 1817–37);
«Dictionary of national Biography» (hg.vonL.Stephen und S. Lee, Bd. 1–33, ebd. 1885–92).
– Für Dänemark
[* 53] und Schweden:
[* 54] Hofmann, «Portraits historiques des
hommes illustres de Danemark» (6 Bde., Kopenh.
1746; Ausg. in dän. Sprache, 3 Bde., ebd. 1777–79);
Wilson und Fiske, «Cyclopædia of American Biography» (6 Bde., Neuyork
[* 62] 1888–89);
– Für Brasilien:
[* 63] Pereira da Silva, «Plutarco
Brasileiro» (2 Bde., Rio de Janeiro
1847) und Manoel de Macedo, Brasilian biographical Annual (4 Bde., ebd. 1876).
– Für den Orient: Beale, «Oriental biographical
Dictionary» (Kalkutta
[* 64] 1881).
Zahlreich sind auch die sog. Schriftstellerlexika, in denen die Verzeichnung der litterar. Arbeiten meist die Hauptsache,
die Lebensumstände die Nebensache bilden, die sich also den Bibliographien (s. d.) annähern. Hauptwerke
der Art sind für die Gelehrten aller Nationen: König, «Bibliotheca vetus et nova» (Altdorf 1678);
Bullart «Académie des
sciences et des arts» (2 Bde., Amsterd.
1682);
Clarmund, «Lebensbeschreibung hauptgelehrter Männer, so von der Litteratur Profession gemacht» (12 Bde.,
Wittenb. 1722);
Niceron, «Mémoires pour servir à l'histoire des hommes illustres
dans la république des lettres» (43 Bde., Par.
1729–45);
Jöcher, «Allgemeines Gelehrtenlexikon» (4 Bde., Lpz.
1750–51; Fortsetzung von Adelung und Rotermund, 6 Bde., 1784–1822);
– Andere Sammlungen behandeln nur die Gelehrten bestimmter Zeiten, wie De Gubernatis, «Dizionario
biografico degli scrittori
contemporanei» (Flor. 1880); ders., «Dictionnaire
international des écrivains du jour» (ebd. 1888–91); Bornmüller, «Biogr.
Schriftstellerlexikon» (Lpz. 1882).– Wieder andere die Gelehrten einzelner Länder und Städte. Zu diesen gehören für Deutschland:
Brucker, «Ehrentempel der teutschen Gelehrsamkeit» (Augsb.
1747–49);
Meusel, «Lexikon der von 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen
Schriftsteller» (15 Bde., Lpz.
1802–16);
Hamberger, «Das gelehrte Teutschland» (fortgesetzt von Meusel, Ersch und
Lindner, 5. Aufl., 23 Bde., Lemgo
1796–1834);
Kukula, «Allgemeiner deutscher Hochschulenalmanach»
(Wien 1888);
«Deutscher Litteraturkalender» (hg. von Hart, seit 1883 von Kürschner, Jahrgang 1–15,Brem. u. Stuttg. 1879–93);
«Kath. Litteraturkalender» (hg. von Keiter, Jahrg. 1 u. 2, Regensb. 1891–92).
Auch für einzelne
deutsche Staaten und Städte giebt es Gelehrtenlexika, wie z. B. Strieder für Hessen
[* 65] (fortgesetzt von Wachler
und Justel, 18 Bde., Gött., Cass. u. Marb. 1785–1819), Schröder für Hamburg (8 Bde., Hamb.
1851–83), Rotermund für Bremen
[* 66] (2 Bde., Brem. 1819), Kordes, «Lexikon der jetztlebenden schlesw.-holstein.
und eutinischen Schriftsteller» (Schlesw. 1797; fortgesetzt von Lübker und Schröder
bis 1828, 2 Bde., Altona
[* 67] 1829–30; von Alberti bis 1866, 2 Bde., Kiel 1867–68, und anschließend
bis 1882, 2 Bde., ebd. 1884–86);
Nowikow, «Versuch eines histor. Wörterbuchs
über die russ. Schriftsteller» (russisch, Petersb.
1772; neuer Abdruck von Jefremow 1867);
Wengerow, «Kritikobiograf. slovaŕ russk. pisatelej i učenych»
(Biogr. Lexikon russ. Schriftsteller und Gelehrter, Bd.
1‒2, ebd. 1889‒92).
Für Amerika: Powell, «The living authors of America» (Neuyork 1850). Für den Orient: Rossi, «Dizionario
storico degli autori Ebrei» (2 Bde., Parma
[* 82] 1802; übersetzt
von Hamberger, Lpz. 1839);
ders., «Dizionario storico degli autori Arabi» (Parma 1807).
– Zahlreich
sind auch Sammlungen, die die Gelehrten bestimmter Fächer
[* 83] behandeln;
so für Philologen: Eckstein, «Nomenclator philologorum»
(Lpz. 1871);
für die Vertreter der Naturwissenschaften: Poggendorff,
«Biogr.-litterar. Handwörterbuch zur Geschichte der exakten Wissenschaften»
(2 Bde., ebd. 1863);
«Biogr. Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Länder» (hg. von Hirsch,
[* 84] redigiert von Gurlt, 6 Bde., Lpz.u. Wien 1884‒88).
– Hier sind auch die Sammlungen zur Geschichte der Gelehrten religiöser
Orden
[* 85] zu nennen, wie z. B. Armellini, «Bibliotheca
Benedictino-Casinensis» (2 Bde., Assisi 1731‒32);
Quétif und Echard, «Scriptores ordinis praedicatorum» (2 Bde.,
Par. 1719‒21);
Lindner, «Die Schriftsteller des Benediktinerordens in
Bayern vom J. 1750 bis zur Gegenwart» (2 Bde., Regensb.
1880; Nachtrag 1884);
«Scriptores ordinis S. Benedicti, qui 1750‒1880 fuerunt in imperio Austriaco-Hungarico»
(Wien 1881);
«Bibliographie des Bénédictins de la congrégation de France par des pères de la même congrégation» (Solesmes
1889);
Bernard von Bologna, «Bibliotheca scriptorum ordinis S. Francisci»
(Vened. 1747; Fortsetzung, Rom
[* 86] 1852);
DeBacker, «Bibliothèque des écrivains de la compagnie de Jésus» (7 Bde., Lüttich
[* 87] 1853‒61;
neue Aufl. von Sommervogel),
«Bibliothèque de la compagnie de Jésus. Ⅰ. partie: Bibliographie», Bd. 1‒2, Brüss.
u. Par. 1890‒91);
Stadler und Heim, «Vollständiges Heiligenlexikon» (fortgesetzt von Ginal, Bd.
1‒5, Augsb. 1858‒82).
Mit Vorliebe wurden von jeher die Lebensbeschreibungen der Künstler gesammelt. Hervorzuheben sind z. B. Vasari, «Vite de'
più eccellenti pittori, scultori ed architetti» (zuerst 1550; neueste Aufl., 9 Bde.,
Flor. 1878‒85; deutsch vonL. Schorn und E. Forster, 6 Bde.,
Stuttg. 1832‒49);
(grch.), Lehre vom Leben, Lebenslehre. Da eigentlich alles, was existiert, dem allgemeinen Prozeß des Weltlebens
angehört, so würde diese Wissenschaft im weitesten Sinne alle Zweige der Naturwissenschaften sowie der Wissenschaft des
Geistes, die Philosophie, umfassen. Indessen nimmt man das Wort gewöhnlich in engerer Bedeutung und bezeichnet damit die Wissenschaft,
welche sich mit den belebten (organischen) Naturkörpern beschäftigt, und welche also die Zoologie und Botanik umfaßt,
im Gegensatz zu den Wissenschaften, welche sich mit den unbelebten (anorganischen) Naturkörpern beschäftigen (also die
Mineralogie, Geologie,
[* 91] Geognosie u. s. w.); ferner versteht man auch unter Biologie eine
systematische Darstellung der Bedingungen und Momente des Menschenlebens nach seinen verschiedenen Seiten hin. Im engsten Sinne
wird das Wort auch fast gleichbedeutend mit «Physiologie» gebraucht, wie z. B. die Gesellschaft für in
Paris
[* 92] sich ausschließlich mit Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere beschäftigt. Auch das Studium der speciellen
Lebensweise der Tiere wird Biologie genannt. –
Vgl. Dreyer, Ziele und Wege biologischer Forschung (Jena 1892).
(grch., d. h. Lebenslicht)
war die Bezeichnung für eine aus dem Blute eines Menschen bereitete brennbare Flüssigkeit, welche durch den Helligkeitsgrad
und die Dauer ihres Brennens für die Lebensschicksale des betreffenden Menschen vorbedeutend sein sollte.
griech. Idyllendichter, geb. in der Nähe von Smyrna,
lebte im 3. Jahrh. v. Chr. Aus der Elegie auf seinen Tod, die dem Moschus zugeschrieben wird, geht hervor, daß er den letzten
Teil seines Lebens in Sicilien zugebracht und seinen Tod durch Gift gefunden hat. Unter seinen auf uns gekommenen
Dichtungen ist der Klaggesang um Adonis (hg. von Ahrens, Lpz. 1854) am bedeutendsten. Die übrigen sind meist nur in Bruchstücken
vorhanden. Die Poesien des Bion wurden meist mit den Idyllen des Theokrit (s. d.) herausgegeben und übersetzt.
Besondere Ausgaben (nur mit Moschus zusammen) veranstalteten Jacobs (Gotha 1795), Wakefield (Lond. 1795), G. Hermann (Lpz. 1849)
und Ziegler (Tüb. 1868); eine deutsche Übersetzung verfaßte Manso (Gotha 1784). - Ebenfalls im 3. Jahrh. lebte der Cyniker
Bion aus Borysthenis am SchwarzenMeere, der satir. Spottverse und Parodien (sog. Diatriben) in griech. Sprache
dichtete. -
Vgl. R. Heinze, De Horatio Bionis imitatore (Bonn 1889).
Man kennt bloß weibliche Individuen, und es ist für manche Arten nachgewiesen, für andere wahrscheinlich,
daß sie eine parthenogenetisch sich fortpflanzende Generation sonst getrennt geschlechtiger Gallwespen bilden.
(spr. bĭoh), Edouard Constant, Sinolog, Sohn von JeanBaptiste Biot, geb. zu Paris, trat 1824 in die Polytechnische
Schule, wandte sich dann dem Studium des Eisenbahnwesens zu und übernahm die Erbauung der Eisenbahn von
Lyon
[* 95] nach St. Etienne, der ersten in Frankreich. Wegen zunehmender Kränklichkeit zog er sich jedoch von dieser Thätigkeit
zurück und widmete sich dem Studium des Chinesischen. Seit 1847 Mitglied der Akademie der Inschriften, starb er Außer
zahlreichen Abhandlungen für das «Journal des Savants» und
das «Journal asiatique» sind von seinen Werken hervorzuheben: «Dictionnaire des villes et arrondissements de l'empire chinois»
(Par. 1842),
«Essai sur l'histoire de l'instruction publique en Chine» (2 Bde., ebd. 1845-46) und die Übersetzung des «Tcheou-li»
(2 Bde., ebd. 1851-52). Auch übertrug er mehrere andere chines.
Schriften ins Französische.
(spr. bĭoh),JeanBaptiste, franz.
Mathematiker und Physiker, wurde zu Paris geboren. In der Polytechnischen
Schule gebildet, widmete er sich zuerst dem Artilleriedienst, schied aber bald aus, um Mathematik und Naturwissenschaften
weiter zu studieren. Nachdem er einige Jahre als Professor der Physik zu Beauvais gelehrt hatte, ward
er 1800 Professor am Collège de France, bereits 1803 als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen und 1804 beim
Observatorium von Paris, 1806 am Längenbureau angestellt.
der «Traité de physique expérimentale et mathématique» (4 Bde.,
ebd. 1816) und der «Précis élémentaire de physique expérimentale» (ebd.
1817; 3. Aufl., 2 Bde., 1823;
deutsch mit Zusätzen von Fechner, 2. Aufl., 5 Bde.,
Lpz. 1828-29). Unter B.s eigentlichen Forschungen sind zunächst seine geodätischen Arbeiten hervorzuheben, die er im Interesse
der erwähnten Gradmessungen ausführte, und bei denen er ungewöhnliche Ausdauer und eminenten Scharfsinn bekundet hat.
Seine wichtigsten und einflußreichsten Leistungen gehören jedoch der Optik, speciell der Lehre von der
Brechung
[* 99] des Lichts und von der Polarisation
[* 100] an. Die betreffenden Abhandlungen sind meist in den Mitteilungen gelehrter Körperschaften
und in Fachzeitschriften enthalten. Außerdem rühren von Biot her eine Darstellung des Prozesses des Galilei, die «Mélanges
scientifiques et littéraires», worin er das Leben hervorragender Mathematiker und Physiker schildert,
«Recherches sur plusieurs points de l'astronomie égyptienne» (Par. 1823),
«Recherches sur l'ancienne astronomie chinoise»
(ebd. 1840) und «Études sur l'astronomie indienne et sur l'astronomie chinoise»
(ebd. 1862).
(Editiones Bipontinae) nennt man eine Reihe ihrer Zeit sehr geschätzter zierlicher und fehlerfreier Ausgaben
der alten Klassiker, die seit 1779 in der herzogl. Druckerei zu Zweibrücken
[* 101] (lat.
Bipontium) erschienen. -
Vgl. Butters, Über die und die Editiones Bipontinae (Zweibr. 1878).
¶