Als
Träger
[* 2] der Bilderschrift wurden bei den Eskimos an der
Küste des
Eismeers Holz
[* 3] und Elfenbein
(Knochen,
[* 4] Walroßzahn), bei den
Stämmen
des östl. und nördl.
Amerika
[* 5] Baumrinde, bei den Prairie-Indianern Tierhäute, bei den kultivierten
Stämmen des mittlern
Amerika ein Papier aus den Blattfasern der
AgaveamericanaL. benutzt. Vielfach auch wurden zubehauene
Steinplatten zu
Inschriften benutzt. Die
Bilder, die eingeritzt oder farbig aufgetragen wurden, sind ausgeführte oder angedeutete
Nachbildungen der natürlichen Gegenstände oder
Symbole derselben.
Die
Wahl der
Symbole ist innerhalb eines
Stammes ziemlich einheitlich und gleichartig. So wurde bei den
Lenape (den Delawaren)
ein
Mensch durch einen kleinenKreis
[* 6] mit schräg abstehendem
Strich - Wiedergabe des
Kopfs mit der Skalplocke
- bezeichnet,
Krieg durch ein schräg gestelltes Kreuz,
[* 7] der Himmel
[* 8] durch einen Halbkreis über einem wagerechten
Strich. Die
Dakota malen einen Huf,
[* 9] wenn sie ein
Pferd
[* 10] oder den Diebstahl eines
Pferdes zum
Ausdruck bringen wollen. Ein
Mann mit aufrecht
gehaltener
Tabakspfeife bedeutet
Aufbruch zu einem Kriegszug.
Ein Kreuz oder ein mit parallelen Querstrichen bedeckter Oberarm bezeichnet einen
Cheyenne-Indianer, weil diese vor dem
Aufbruch
zum
Kriege, als Opfer für die Gottheit, sich Querschnitte in das Fleisch des Oberarms beizubringen pflegten. Von Bilderschrift, die
Mitteilungen persönlicher Art darstellen, ist besonders bekannt geworden die
Bittschrift, die eine Abordnung
von Odschihwe-Indianern beim
Bundespräsidenten in
Washington
[* 11] einreichte, worin sie ihre
Ansprüche auf gewisse Landstriche
am Obern See geltend machten.
Mitteilungen persönlicher Erlebnisse - meist Aufzählungen der Heldenthaten sind die Malereien, mit welchen die Prairie-Indianer
die nichthaarige Seite ihrer Fellmäntel zu verzieren pflegen. Auch verschiedene der Felsinschriften
an gewissen hervorragenden Plätzen,
Quellen, Flußübergängen, Steinbrüchen, wo die Besucher das Wappentier ihres Geschlechts
einzumeißeln pflegen, fallen in diese
Kategorie. Von hervorragendem histor. Interesse ist das Walam Olum, «das bemalte
Brett», eine Reihe von in einfachen
Umrissen gezeichneten (eingeritzten) Bildern, die die Erlebnisse derLenape,
ihre
Auswanderung aus einer nördlich gelegenen
Heimat, ihre
Kriege mit den Falligewi, ihre
Niederlassung im östl.
Pennsylvanien
bis zur Ankunft der
Weißen schildern.
Rafinesque erhielt diese, mit erklärendem
Text in
Lenape-Sprache, von einem Herrn
Ward inIndiana, wie es scheint, 1812. Näheres
ist über den Ursprung und die Aufzeichner dieser Geschichte nicht bekannt. Aber auch unter den Prairie-Indianern
hat man in neuerer Zeit Aufzeichnungen fortlaufenden histor.
Inhalts aufgefunden, die waniyetu wo'wapi oder «Winter-Zählungen»
der
Dakota. Sie reichen
bis in den Anfang des vorigen Jahrhunderts zurück und bezeichnen jedes Jahr durch ein Ereignis, das
dem betreffenden
Stamm besonders merkwürdig erschien, und nach welchem infolge feierlichen, am Ende des
Winters angenommenen Ratsbeschlusses das Jahr fortan bezeichnet wurde.
Die einzelnen die Jahre bezeichnenden
Bilder werden in Form einer
Spirale, vom Mittelpunkt ausgehend, auf die haarlose Seite
eines Fellmantels mit schwarzer und roter oder mehr
Farben aufgemalt. Versinnbildlichung von
Texten, Liedern und
Gesängen sind
die «bemalten
Bretter» der Odschihwe, von welchen Schoolcraft eine Anzahl publiziert hat.
Vgl. Schoolcraft, Historical
and
statistical Information respecting the History,
Condition and Prospects of the
Indian Tribes of the
United States, Bd. 1 (Philad.
1851): Brinton, The
Lenâpé and their Legends (ebd. 1885);
GarrickMallery, Pictographs of theNorthAmericanIndians («Fourth Annual Report
Bureau of Ethnology», Washingt. 1886). -
Über die höher entwickelte Bilderschrift der Kulturvölker
Centralamerikas s. Mexikanische
[* 12] Hieroglyphen und Maya-Hieroglyphen. - Die
Bilderschrift (Felsinschriften), die an verschiedenen Punkten
Südamerikas, den
Südsee-Inseln u. s. w. gefunden worden sind, sind noch
wenig erforscht. Eine Bilderschrift moderner Erfindung ist u. a. derKatechismus in Zeichenschrift, den ein Indianer
in Sampaya in
Bolivia
[* 13] erfand, und der von J. J. vonTschudi
(Reisen durch
Südamerika,
[* 14] Bd. 5, Lpz. 1869)
abgebildet ist.
gemusterte, façonnierte, dessinierte, figurierte
Stoffe, diejenige Art von Geweben, in denen durch eigentümliche
Verschränkung der
Ketten- und Einschlagfäden, mit oder ohne Farbenverschiedenheit, eine Zeichnung
(Muster,
Dessin,
[* 1]
Figur) hergestellt ist; daher ist Bildweberei soviel wie
Musterweberei. Die Zeichnung ist entweder in regelmäßiger
Anordnung auf der ganzen
Fläche wiederholt verwirklicht oder, in Form und
Größe dem Gebrauch des
Stoffs entsprechend, gleichsam
architektonisch innerhalb eines bestimmt abgegrenzten Raums mitBordüre oder
Einfassung, Mittelstück,
Eckstücken u. s. w. angeordnet, also nur einmal ausgeführt.
Stoffe der letztern Art werden abgepaßte genannt; zu ihnen gehören
Tafeltücher,
Servietten, Handtücher,
Teppiche u. s. w.
Der
Grund, der öfters einen größern, zuweilen aber auch einen kleinern
Teil der
Fläche als die
[* 1]
Figur einnimmt, ist entweder
leinwandartig, gazeartig, atlasartig oder geköpert; das
Muster selbst bietet entweder innerhalb seines
Umfangs eine geköperte oder atlasartige
Fläche dar, oder es besteht überhaupt aus größtenteils freiliegenden
Ketten- oder
Einschlagfäden, die nur an passend verteilten einzelnen Punkten durch rechtwinklig über sie hinlaufende Einschlag- oder
Kettenfäden befestigt sind. Um das
Muster möglichst hervortreten zu lassen, wird dasselbe öfters in
feinem, glänzendem, lebhaft farbigem, sogar von dem
Stoff des
Grundes verschiedenem Material hergestellt, namentlich aber
wird das Sichtbarwerden der Zeichnung durch das Freiliegen (Flotten) der dieselben bildenden Fäden erreicht.
Principiell soll die Fadenverbindung des
Musters eine wirkungsvollere, gefälligere als die des
Grundes sein, mindestens darf
sie dieser in
Glanz und
Farbe nicht nachstehen; daher kommen wohl geköperte oder atlasartige
Muster in
Köper- oder Atlasgrund, sowie Atlasmuster in Taffetgrund u. s. w., nicht aber taffet-
oder leinwandartige
Muster in
Köper- oder Atlasgrund u. s. w. vor. In manchen Fällen ist das gemusterte Zeug ohne
eigentlichen
Grund, indem die
[* 1]
Figur mit ihren hinsichtlich der Fadenverbindung voneinander
abweichenden
Teilen die ganze
Fläche ausfüllt; doch werden derartige
Muster in der feinern (höhern) Bildweberei nur selten
angewendet. - Die Kunst der Bildweberei reicht
bis in die älteste Zeit zurück.
Ihre Erfindung schreiben die Griechen der
Pallas zu, die
Juden der Gattin
Noahs, die
Perser ihrem König Thammraz. Auf ägypt. und assyr.
Denkmälern sieht man gewobene Bildwerke dargestellt.
¶
mehr
Doch hat sich von diesen selbst wie auch von den Bildgewebe der Griechen und Römer
[* 16] wenig erhalten. Durch die Funde in Ägypten
[* 17] hat
man jetzt in den kopt. Geweben ein Bild von der Kunst der Bildweberei aus der Endzeit der Antike erlangt. Zu Anfang des 11. Jahrh.
taucht diese Kunst in Poitiers auf, später in Burgund (s. Tapeten und Gobelins). (Über dieTechnik s. Weberei.)
[* 18]
oder Rotgießerei, ein Zweig der Bildnerei (s. d.), besteht im wesentlichen darin, daß von dem modellierten
Bildwerke eine Form genommen und diese durch geschmolzenes Metall, am besten Bronze,
[* 19] ausgegossen wird (s. Abguß), oder daß,
wie besonders bei Statuen, das Bildwerk aus Wachs über einen feuerfesten Kern bossiert und darüber eine
thönerne Form gelegt wird, in der Röhren
[* 20] zum Ausströmen des geschmolzenen Wachses und zum Einströmen des Metalls ausgespart
sind.
Die Orientalen üben seit Jahrtausenden die Bildgießerei mit großem Geschick. Die Griechen, die diese Kunst ebenfalls
früh anwendeten und zu einer hohen Vollendung brachten, verstanden bereits Statuen in einem Guß auszuführen und denselben
durch verschiedene Mischungsverhältnisse der Bronze verschiedene Farben zu geben. Hauptwerkstätten der Bildgießerei waren Korinth,
[* 21] Delos
und Ägina. Seine Blüte
[* 22] erreichte der Bronzeguß in den peloponnes. Schulen. Mit dem Verfall der antiken Kunst sank
auch der Betrieb dieses Kunstzweigs.
Unter den aus dem Altertum erhaltenen Bronzestatuen gehören neben den bedeutenden neuern Funden, wie namentlich den beiden
im Tiber gefundenen Athletenfiguren, die Reiterstatue MarcAurels (auf dem Kapitol), der betende Knabe (Museum in Berlin)
[* 23] noch
immer zu den berühmtesten. Während des Mittelalters wurde die technische Kenntnis der Bildgießerei durch
den Glockenguß lebendig erhalten. Zu den ältesten Arbeiten der in Deutschland
[* 24] (9., 11. Jahrh.) gehören die Bronzethüren
am Münster
[* 25] zu Aachen,
[* 26] an den Domen zu Mainz,
[* 27] Augsburg
[* 28] und Hildesheim
[* 29] (s. d.). Die ital.
Renaissance kam auch der Bildgießerei zu statten.
Dem Giov. Pisano standen bei seinen Arbeiten am Brunnen
[* 30] in Perugia tüchtige Gießer zur Seite; noch höher
steht die Entwicklung unter Andrea Pisano, Donatello, Lorenzo Ghiberti und Andrea Verrocchio zu Florenz.
[* 31] Im 16. Jahrh. sind Bildgießerei Cellini
und die venet. Familie der Lombardi in Bronzewerken hervorragend. Eine hohe Vollendung erlangte die Kunst des Gusses in Deutschland
durch die Familie Vischer von Nürnberg,
[* 32] welche zahlreiche große Bronzearbeiten, wie das Sebaldusgrab, Statuen am Monument
Maximilians I. in Innsbruck,
[* 33] und kleinere Werke hervorbrachte. Ähnlich arbeitete die Familie Hilger in Freiberg
[* 34] u. a. In der
zweiten Hälfte des 16. und im 17. Jahrh. erreichte die Technik des Gießens eine besondere Höhe. Aus
dieser Epoche stammen die Werke des Bildhauers Giovanni da Bologna und seiner Schule, des Leoni und Tacca in Spanien,
[* 35] des Candito
und Adriaen de Vries in Deutschland, des Gießers Johann Balthasar Keller (gest. 1702) in Paris,
[* 36] Johann Jacobi (geb. 1664) in Berlin,
welcher Schlüters Großen Kurfürsten goß, Wolf Hieronymus Herold (gest. 1093) in Nürnberg, der den Nepomuk
auf der PragerBrücke
[* 37] herstellte.
Während des 18. Jahrh. waren namentlich die franz. Gießer
berühmt; einer von diesen, Lequine, goß zu Anfang des 19. Jahrh. die größern Statuen für Schadow und Rauch. Seitdem haben
die deutschen Gießer namentlich im Monumentenguß Großes geleistet. Einen bedeutenden Wirkungskreis
wies
ihnen König Ludwig I. von Bayern
[* 38] in München
[* 39] an, wo vor allen Stiglmayr der Begründer einer immer großartiger sich entwickelnden
Thätigkeit wurde, welche Ferd. Miller fortsetzte, unter dessen Leitung der Guß des Riesenstandbildes der Bavaria (s. d.) zu
stande kam. In Braunschweig
[* 40] ist Howaldt, in NürnbergDanielBurgschmiet zu nennen, dessen Werkstätte von
G. Lenz in rühmlichster Weise fortgeführt wird. Seit RauchsDenkmalFriedrichs d. Gr. in Berlin und seit Fernkorns Arbeiten in
Wien
[* 41] erfreuen sich auch Berlin (Gladenbeck), Lauchhammer, Wien (kaiserlich königl. Kunsterzgießerei), Dresden
[* 42] (Bierling) und
andere Orte Deutschlands
[* 43] bedeutender Gießereien.
[* 44] Skulptur, Plastik, die Kunst, dem Steinblock durch Behauen eine Form zu geben,
die genau dem vom Bildhauer hergestellten Modell entspricht. Was das Technische anbetrifft, so wird das Behauen der Steine
in neuerer Zeit meist nicht vom Künstler selbst betrieben, sondern durch besonders hierzu geschulte Steinmetzen. Bei der
Auswahl des Steins kommt es vornehmlich darauf an, daß das Gefüge desselben eine gleichmäßig feste
Beschaffenheit habe. Zu den beliebtesten Steinarten gehört der Sandstein und wegen seiner Reinheit und Schönheit der Marmor.
Des farbigen Marmors ebenso wie des Alabasters bedient man sich meist nur zu dekorativen Arbeiten. Außerdem sind aber auch
härtere Steinarten, wie Basalt, Granit und Porphyr, für die Zwecke der Bildhauerkunst zur Anwendung gekommen, insbesondere
bei den Ägyptern.
Ehe man an die Ausführung des Bildwerks in Stein schreitet, fertigt man ein Modell davon in der beabsichtigten Größe gewöhnlich
in Thon, das man dann in Gips
[* 45] abformt. Diese Vorarbeiten sind deshalb nötig, weil im Stein, wenn man einmal
zu tief geschlagen hat, keine Berichtigung mehr möglich ist. Bei überlebensgroßen Bildwerken pflegt man ein Modell in
Lebensgröße zu fertigen, um so die Verhältnisse bis in die feinsten Einzelheiten hinein feststellen und sie hernach auf
die größern Verhältnisse übertragen zu können. Um sodann für das Behauen des Steins die richtigen
Maße zu gewinnen, umgab man früher das Modell mit einem Netzgitter sich rechtwinklig durchschneidender Fäden; dasselbe
Netz zeichnete man dann auf den Steinblock und schlug nun nach dem Augenmaße das Nötige weg; diese Methode, die praktische
genannt, konnte nur eine oberflächliche Richtigkeit gewähren.
SeitL. Bildhauerkunst Alberti wandte man die sog. akademische Methode an. Man befestigte nämlich
über dem Modell einen Rahmen und ließ von diesem Fäden mit Bleigewichten niederhängen, durch welche man durch Übertragung
am Block die erhabensten Punkte gewann und von diesen aus weiter nach den tiefern Punkten messen konnte (das sog.
Punktieren; vgl. die kleine Schrift von H. Schittenhelm, Weim. 1894); doch gelangte man auch hierdurch
zu keiner völligen Genauigkeit. Erst in jüngster Zeit wird ein eigentlich wissenschaftliches Verfahren beobachtet; dasselbe
besteht darin, daß man durch ein Winkelinstrument oder Tasterzirkel vorerst drei der vorzüglichst erhabenen Punkte des
Modells in ihrer gegenseitigen Entfernung bestimmt und dann nach Maßgabe des Instruments dieselben Punkte
an dem Steine bezeichnet, d. h. an den betreffenden Stellen so viel wegschlägt, bis die genügende Tiefe gewonnen ist. Von
diesen drei feststehenden Punkten aus gewinnt man dann
¶
mehr
neue Punkte durch Messungen, die man auf dieselbe Weise auf den Stein überträgt; dies Verfahren wiederholt man so lange, bis
alle wichtigern Punkte im Steine nach der Lage, die sie am Modell haben, angegeben sind. Der Bildhauer R. Toberenz in Berlin
hat neuerdings eine Maschine
[* 47] erfunden, welche dieses Punktieren einfach und genau besorgt. Darauf beginnt
erst die eigentliche Ausarbeitung des Steins, zuerst im Gröbern, hernach immer feiner. Die Instrumente zum Behauen des Steins
sind der Meißel,
[* 48] von verschiedener Form und Benennung, der mit dem Hammer
[* 49] getrieben oder neuerdings auch als Druckluftmeißel
(s. Preßluftwerkzeuge) angewendet wird, der Bohrer,
[* 50] den man für schärfere Tiefen nimmt, und die Raspel
für die Ebnung des Steins; die weiche Glätte giebt man dem Bildwerk durch den Bimsstein. Politur wendete erst der Barock- und
Empirestil an. Der Bemalung der Skulpturen bei den Alten, welche sowohl für figurale als architektonische Bildhauerarbeiten
in Anwendung kam, wurde erst in neuerer Zeit wieder gebührende Aufmerksamkeit gewidmet. (S. Polychromie
und Griechische Kunst.) - Über das Geschichtliche s. Bildnern und die betreffenden Abschnitte in den Artikeln über die Kunst
der einzelnen Länder.
soviel wie Meßbildverfahren, s. Photogrammetrie. ^[= (grch.), Meßbildverfahren, das Verfahren, die wahren Abmessungen beliebiger Gegenstände aus ...]
[* 51]
oder objektives Mikroskop,
[* 52] ein optisches Instrument, das dazu dient, die vergrößerten und reellen Bilder
sehr kleiner Gegenstände im Verein mit einem Projektionsapparat
[* 53] (s. d.) auf eine weiße Wand oder auf einen weißen Auffangschirm
zu werfen, damit jene Bilder von einem größern Publikum gleichzeitig wahrgenommen werden können.
Das
Instrument führt, je nach dem angewendeten Lichte, verschiedene Namen, wie Sonnen-, Hydrooxygengas-, Lampen-und photoelektrisches
Mikroskop. (S. Mikroskop.)
im allgemeinen die Kunst, aus Stein, Erz, Elfenbein oder auch aus andern Stoffen Gegenstände körperlich
nachzubilden, deren Vorbilder in der Natur vorhanden sind oder der Phantasie ihren Ursprung verdanken.
Diese Nachbildung geschieht, indem die Gegenstände teils in vollkommen freier, abgeschlossener Körperlichkeit dargestellt,
teils nur durch geringere oder stärkere Hervorhebung aus der Fläche angedeutet werden (Relief, Basrelief, Hautrelief).
Nach dem Material, dessen man sich zur Herstellung bildnerischer Werke bedient, und nach dessen Behandlungsweise teilt man
die ein in die eigentliche Bildhauerkunst (s. d., Plastik, Skulptur), in die Bildgießerei (s. d.), in die
Kunst getriebener Metallarbeiten oder Toreutik (s. d.), in die Bildschnitzerei (s. d.), in die Glyptik oder Steinschneidekunst
[* 54] (s. d.), in die Stempelschneidekunst (s. d.) u. s. w. Der
Ursprung der Bildnerei im weitern Sinne geht in sehr frühe Zeiten zurück.
Charakteristische Versuche, zu einer bildnerischen Darstellung zu gelangen, sind besonders in den Denkmälern
auf mehrern Inseln desGroßen Oceans, namentlich auf den Sandwichinseln, erhalten. Weitere Stufen der Entwicklung gewahrt man
bei den Bildwerken der alten Völker im südl. und namentlich im mittlern Amerika. So zeigen die Werke der mexikanischen Skulptur
schon volkstümliche Unterschiede, verschiedene Entwicklungsgrade,
ja selbst schon die Ausartung einer
national-altertümlichen Richtung. (S. Amerikanische Altertümer.) Eine höhere umfassende Anwendung der Bildnerei zeigt sich zuerst,
und zwar sehr früh, bei den Ägyptern (s. Ägypten, Bd. 1, S. 245a).
Ferner hat das westliche Asien
[* 55] in den Überresten des Altchaldäischen, Assyrischen und BabylonischenReichs seit
einem halben Jahrhundert massenhafte Bildnerei-Denkmäler Mesopotamiens der Forschung dargeboten (s. Babylonien, S. 234 b).
Für die bildende Kunst bei den Persern sind die Denkmäler von Persepolis das Merkwürdigste; sie bestehen aus flachen Reliefs
an Mauern und an Façaden der Felsgräber. In der Kunst der alten Inder erscheint mehr geistige Bewegung,
mehr poet. Leben; einzelne von den Skulpturen der dortigen Felsentempel stehen auf einer hohen Stufe technischer Durchbildung.
Alle übrigen Völker des Altertums wurden in der Bildnerei durch die Griechen weit übertroffen. (S. Griechische Kunst.) Die Richtung
des griech. Volksgeistes, welcher das Irdische als unmittelbaren Ausdruck des Göttlichen nahm und durch
Läuterung oder Idealisierung des ersten das letztere anzudeuten strebte, fand in dieser Kunst ein vorzüglich angemessenes
Feld zur Thätigkeit. Auch in ihr läßt sich eine stetige Fortentwicklung vom Typischen zum Erhabenen und Naturwahren, schließlich
sogar zum Sinnlichen nachweisen.
Die griech. Kunst in ihrer spätern Gestaltung wurde nach Italien
[* 56] übertragen, nachdem bereits die Etrusker
ihren poesielosen unschönen Realismus nach dem Vorbilde der griech. Kunst zu überwinden gestrebt
hatten. (S. Etruskische Kunst.) An Stelle der etrusk. Künstler traten dann in Rom
[* 57] griech. Künstler in ihrer Nachblüte. So
bezeichnet das 1. Jahrh. der röm. Kaiserzeit diejenige Periode, in der auch für den Luxus edle und geistvolle
Werke im griech. Stile gearbeitet wurden, obgleich bei diesen Skulpturen die griech. Naivetät mehr und mehr zu verschwinden
beginnt. In der Zeit Hadrians finden wir noch einen hellenistischen Aufschwung der Bildnerei, nach ihm sinkt sie schnell,
und unter Konstantin erscheint sie bereits völlig entartet.
Gleichzeitig treten die ersten Leistungen christlicher Bildnerei hervor. Da in der altchristlichen
Kunst (s. d.) sich von vornherein die Malerei als die eigentlich monumentale
Kunstgattung zeigt, so spielt die Bildnerei eine mehr untergeordnete Rolle und wird mehr zu dekorativen Zwecken verwandt.
In den Kulturländern des Mittelalters entwickelte sich meist aus antiken Anregungen eine nach den
nationalen Eigenschaften der Hauptvölker sich verschiedenartig äußernde Bildnerei. Im 12. und 13. Jahrh.
erreichte diese sowohl in Frankreich (s. Französische Kunst), in Italien (s. Italienische Kunst) als auch in Deutschland (s.
Deutsche Kunst)
[* 58] einen Höhepunkt, der teils mit dem roman., teils mit dem got.
Stile der Baukunst
[* 59] zusammenfällt. Im 15. Jahrh. nahm die Bildnerei einen
lebhaften Aufschwung, wobei sie im Norden
[* 60] einstweilen noch in den bisherigen Formen beharrt, in Italien aber an antiken Formen
sich aufrichtend zur Renaissance (s. d.) übergeht und nun bei kräftigem Individualismus der Künstler schnell jene höchste
Stufe des neuern Schaffens erreicht, welche durch Michelangelo Buonarroli bezeichnet wird.
Der individualistische Künstlergeist steigerte sich schnell zu einer starken Willkür in den Formen und zu unerquicklicher
Formenüberladung, indem seit
¶
mehr
dem 17. Jahrh. der Barockstil (s. Barock) in Italien sich der Bildnerei bemächtigt, als dessen glänzendster VertreterLorenzoBernini
(s. d.) und Alessandro Algardi (s. d.) zu nennen sind. Die gleiche Entwicklung nimmt die in der franz., deutschen, niederländ.
Kunst, wobei die letztere namentlich im 17. Jahrh., die deutsche durch Schlüter
um 1700 ihren Höhepunkt erreichte, während die französische Bildnerei seit dem 17. Jahrh.
der italienischen die Führerschaft abnahm, an Stelle des Barock ein zierliches Rokoko (s. d.) und weiterhin den Klassicismus
(s. d.) durchführte. Dieser, namentlich durch Canova und Thorwaldsen zur Vollendung gebracht, hat im 19. Jahrh. alle Nationen
beherrscht. In neuerer Zeit wurde er erst durch den romantischen Stil und dann durch den Naturalismus abgelöst.
- Außer der Litteratur bei den Artikeln der einzelnen Kunstgebiete vgl. Lübke, Geschichte der Plastik (3. Aufl.,
Lpz. 1880); Ad. Hildebrand,
Das Problem der Form in der bildenden Kunst (Straßb. 1893).
oder Porträt (frz. Portrait), im allgemeinen die Abbildung
eines Menschen unter Berücksichtigung seiner individuellen Erscheinung (s. Porträtmalerei). Das
Abbilden oder Porträtieren findet sowohl in plastischen Werken, d. h. in Porträtstatuen (s.
Statue), Porträtbüsten (s. Büste) oder Porträtreliefs (besonders als Medaillonbildnis, s. Medaillon), als auch vornehmlich
in Gemälden statt. Man unterscheidet: in Lebensgröße, in Überlebensgröße und in verkleinertem Maßstab;
[* 62]
diejenige Gattung der Bildnerei (s. d.), welche sich zu ihren Darstellungen des Holzes, Elfenbeins
u. a. bedient. Holzschnitzereien fertigten fast alle Nationen der Welt schon in ihrem ersten
Bildungszustande. Bei den alten Ägyptern erlangten sie zuerst einen erhöhten künstlerischen Wert. Mehrere größere Arbeiten
dieser Art erhielten sich. Die vorderasiat. und früh hellenische Kunst bediente sich mit Vorliebe des
Elfenbeins in dekorativer Weise zu Inkrustierungen (Kypselos-Lade).
Später in der Blütezeit der griech. Kunst kam das Elfenbein in großartiger Weise zur Anwendung bei den kolossalen Götterbildern,
wo das Nackte aus Elfenbeinplatten bestand, die man auf einen festen Kern auflegte, während das übrige
aus Goldblech gefertigt ward (chryselephantine Statuen) oder die Statue aus Holz und Stein gebildet wurde (Akrolithe). Später
bediente man sich des Elfenbeins nur zu kleinen, meist dekorativen Arbeiten. Aus Holz fertigte man im griech. Altertum in der
Regel die Götterbilder; sie wurden dann meist bemalt, vergoldet, auch mit buntem Putze behängt.
In der spätröm. und altchristl. Skulptur bilden die Schnitzwerke in Elfenbein einen wichtigen Kunstzweig. Unter ihnen sind
die Diptychen (s. d.) von Interesse. In der Folge wurden diese Elfenbeinplatten
als Verzierung von Büchereinbänden beliebt. Außerdem gab es noch mancherlei geschnitzte Geräte, z. B.
den mit Elfenbein belegten Stuhl des Erzbischofs Maximian im Dom zu Ravenna (540-555). Karl d. Gr. erhielt 803 sogar
zwei Thüren mit reichem
Schnitzwerk von Konstantinopel
[* 63] zum Geschenk, dergleichen allerdings auch im Altertume vorkommen.
Die roman. Kunstindustrie bediente sich des Elfenbeins besonders zu Kaminen, Spiegelgehäusen
und andern Toiletteartikeln. Eine hohe Bedeutung erhielt die Holzschnitzerei in der Zeit des got.
Stils, vornehmlich in der deutschen Kunst. Hier wurden die Altäre mit zum Teil sehr umfassenden und figurenreichen Holzbildwerken
geschmückt, wobei man das Nackte in der Regel naturgemäß färbte und die Gewandungen zumeist vergoldete. Als berühmte
Bildschnitzer sind aufzuführen: Tilmann Riemenschneider, Jörg Syrlin, VeitStoß, HansBrüggemann u. a.,
sämtlich um 1500 lebend.
Nürnberg und Augsburg waren besonders in anmutigem kleinerm Schnitzwerk ausgezeichnet. Vorzügliche Porträtmedaillons, in der
Regel aus Buchsbaum oder weichem Stein geschnitten, hat die deutsche Kunst im Anfang des 16. Jahrh. aufzuweisen. Des höchsten
Ruhms in diesem Kunstfache erfreuten sich zu jener Zeit HansSchwartz und Heinrich Hagenauer zu Augsburg
und Peter Flötner zu Nürnberg. Von außerordentlicher Vollendung sind auch die bemalten Bildschnitzerei der SpanierJuan Maria Montañes
(gest. 1649) und Alonzo Cano (gest. 1667). Im 17. und 18. Jahrh. fand namentlich
die Elfenbeinschnitzerei eine vielfache Verwendung, indem Kannen und Krüge,
[* 64] Reliefs und Statuetten aus
diesem Stoffe gefertigt wurden. Christoph Angermayer in München (gest. 1633), Leonhard Kern (gest. 1663) von Nürnberg, Alessandro
Algardi, Antonio Leoni zu Venedig,
[* 65] François Duquesnoy, Balthasar Permoser, Simon Troger sind anerkannte Meister. In Bernstein
[* 66] arbeitete
J. Bildschnitzerei. Schwarzburger (gest. 1741). Ein besonderer Zweig der Bildschnitzerei war die Kleinschnitzerei,
z. B. aus einem Nußkern, von der das Grüne Gewölbe in DresdenBeispiele bewahrt.
In neuerer Zeit ist die Bildschnitzerei wieder mit vielem Geschick aufgenommen worden und dient einesteils der Möbelfabrikation,
schafft aber andernteils auch selbständige Werke ornamentaler und figuraler Art (z. B. große
Fürstenstatuen in der Albrechtsburg zu Meißen,
[* 67] von Franz Schneider in Leipzig
[* 68] geschnitzt). Auch giebt
es ganze Ortschaften, namentlich in den Alpen,
[* 69] welche die Bildschnitzerei als Hausgewerbe betreiben, so z. B. Oberammergau.
Meist werden dort Crucifixe (von den Herrgottschnitzern) und Heiligenbilder gefertigt. - Über dasTechnische s. Holzbildhauerei;
über die Bildschnitzerschulen s. Holzindustrieschulen.
auf dem Gebiete des sinnlich Wahrnehmbaren die Form und Gestalt eines Dinges. Da die
Äußerungen des geistigen Lebens sowohl des einzelnen Menschen wie größerer Gruppen und Massen von Menschen ebenfalls eine
bestimmte Gestalt annehmen, so überträgt sich diese Bedeutung auch auf das gesamte Gebiet des geistigen Lebens. Hier machen
sich innerhalb des geistigen Lebens gewisse Musterbilder des Vortrefflichen, Maßstäbe der Beurteilung
geltend, mit welchen man das, was sich der Auffassung darbietet, vergleicht. Wie mannigfaltig die Richtungen und Gesichtspunkte
sind, nach welchen ein solches Musterbild sich geltend macht, so vielfach modifiziert sich der Begriff der und spricht man
z. B. von wissenschaftlicher, religiöser, sittlicher, politischer, pädagogischer,
industrieller, militärischer Bildung u. s. w., oder auch mit Rücksicht auf die
Unterschiede der geistigen Thätigkeiten, um deren Übung,
¶
mehr
Entwicklung und Vervollkommnung es sich handelt, von Bildung des Gedächtnisses, der Phantasie, des Verstandes, des Charakters,
des Herzens u. s. w.
Sehr häufig bezeichnet man auch den Inbegriff dessen, was ein Individuum, ein Volk wie ein Zeitalter in diesen verschiedenen
Gebieten und Richtungen erreicht hat, als die Bildung desselben. Sucht man diesen Inbegriff zu einem System der
Bildung zu gliedern, so behauptet den obersten Rang die moralische Bildung. Während durch diese die allgemeinen
Grundfesten der Gesellschaft gestützt werden, erwirbt der Mensch durch intellektuelle Bildung die Mittel zur Herrschaft über die
Natur, und hiermit die Befähigung, seine Sorgen und Interessen von dem Kampfe um die nächsten Lebensbedürfnisse
hinweg der Anordnung jener moralischen Angelegenheiten zuzuwenden, in denen die Bestimmung des Menschenlebens besteht.
Und wie die intellektuelle Bildung sich zur moralischen als Mittel und Werkzeug verhält, so zu ihr wieder die Ausbildung in den
agrarischen, technischen, merkantilen, gymnastischen, militärischen und industriellen Geschicklichkeiten und Fertigkeiten.
Die harmonische Entfaltung aller Anlagen des Menschen aber ist nur durch ästhetische Bildung zu erreichen,
da diese teils durch Gewöhnung an das Verständnis des künstlerischen Lebens, teils durch Veredlung und Verfeinerung der
gesamten Gefühlsweise die Einseitigkeiten der einzelnen Bildungsrichtungen aufhebt. Die Untersuchung und Darstellung des
histor. Verlaufs, den die Bildung des Menschengeschlechts bei verschiedenen Völkern und zu verschiedenen
Zeiten genommen hat, ist Gegenstand der Kulturgeschichte. - Über dieBildungsanstalten (Volksschulen, Seminare, Gymnasien, Universitäten
u. s. w.) s. die Einzelartikel.
militärärztliche. Die unter dem Namen militärärztliche in Berlin bestehenden Anstalten haben
den Zweck, für das deutsche Heer und die deutsche Marine wissenschaftlich und technisch leistungsfähige
Sanitätsoffiziere heranzubilden. Aufgenommen werden nur Staatsangehörige des DeutschenReichs außer Bayern. Die Studierenden
dieser Anstalten gehören teils dem Medizinisch-Chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut, teils der Medizinisch-Chirurgischen
Akademie für das Militärwesen an. Ersteres wurde infolge der Bemühungen Goerckes (s. d.) unter dem NamenPepinière
errichtet, der 1818 mit der jetzigen Bezeichnung vertauscht ward.
Die Akademie wurde an Stelle des 1809 aufgelösten Collegium medico-chirurgicum durch Kabinettsorder vom gegründet
und im Nov. 1811 eröffnet. Die Studierenden beider militärärztlichen Bildungsanstalten sind bei der «Akademie» immatrikuliert. Die Ausbildung
und die spätern Rechte der Studierenden beider Anstalten sind völlig gleich, der einzige Unterschied
besteht in einer Verschiedenheit der während der Studienzeit gewährten Vergünstigungen und der daraus hervorgehenden besondern
Dienstverpflichtung, die für die Studierenden des Friedrich-Wilhelms-Institutes eine doppelt so lange ist als für diejenigen
der Akademie.
Die Anstalten gewähren nach einem bestimmten, alljährlich zeitgemäß vervollkommneten Studienplan den umfassendsten Unterricht
in allen Gebieten der ärztlichen Wissenschaft und ihrer Hilfszweige an der Universität zu Berlin, gemeinsam
mit den Studierenden der letztern, außerdem Wiederholungsunterricht in den wichtigsten Lehrfächern unter Benutzung reichhaltiger
Sammlungen und
die für den Heeres-Sanitätsdienst erforderliche besondere Ausbildung. Die Studienzeit umfaßt 9 Halbjahre,
von denen das erste Sommerhalbjahr der Ausbildung mit der Waffe bei einem Garderegiment gewidmet wird.
Nach Beendigung der Studien werden die Studierenden zunächst als Unterärzte in der Armee oder Marine angestellt, zum Teil als
solche behufs erhöhter Ausbildung im praktischen Krankendienste auf ein Jahr in das Charitékrankenhans zu Berlin kommandiert.
Beide Bildungsanstalten stehen unter dem preuß. Kriegsminister als Kurator, dem Generalstabsarzt der preuß. Armee als
Direktor und einem Generalarzt als Subdirektor; der Etat umfaßt 28 Stabsärzte (davon 2 der Marine) als Repetenten und ordinierende
Ärzte im Charitékrankenhause und 264 (einschließlich 18 der Marine) Studierende (darunter 57 der Akademie). Außer der Ausbildung
der Studierenden dienen die militärärztlichen Bildungsanstalten zugleich in hohem Maße der wissenschaftlichen und
praktischen Fortbildung der Sanitätsoffiziere durch die Verwendung solcher (mit meist dreijährigem Wechsel) als Repetitoren,
behandelnde Ärzte in der Charité und Assistenten klinischer Lehrer. Die militärärztlichen Bildungsanstalten haben eine große Bedeutung
nicht nur für das Militär-, sondern auch für das Civil-Medizinalwesen in Deutschland; viele berühmte Ärzte sind
aus ihnen hervorgegangen.
Die Heranbildung und Fortbildung der Militärärzte anderer großer Armeen geschieht gegenwärtig zum Teil in abweichend organisierten
Anstalten, zum Teil ganz ohne solche. Als erste bedeutende Bildungsanstalt für Militärärzte (und zwar an Stelle der seit 1768 in
Brüssel
[* 71] unterhaltenen «Schule der militär.
Wundarznei») wurde die Medizinisch-Chirurgische Josephsakademie zu Wien 1784 gegründet. Dieselbe gelangte
zu hohem Ruhme, verfiel jedoch später, wurde 1848 geschlossen und durch ein «Feldärztliches
Institut» ungenügend ersetzt, 1854 wieder eröffnet, nach kurzem neuen Glänze 1864 wesentlich umgestaltet, 1874 aber wiederum
aufgelöst. An ihre Stelle trat nunmehr bis auf weiteres der «Militärärztliche Kurs».
(S. Fortbildungskurse, militärärztliche.) Großbritannien
[* 72] besitzt gegenwärtig die «Army Medical School»
zu Netley im Fort Pitt zu Chatham eröffnet),
Frankreich die «École d'application de la médicine et pharmacie
militaire» zu Paris (durch Verfügung vom begründet und 1856 mit dem Val-de-Grâce, dem größten Militärlazarett
von Paris, organisch verbunden) sowie zwei Vorbereitungsanstalten für dieselbe zu Bordeaux
[* 73] und Nancy;
[* 74] Italien seit die «Scuola d'applicazione di sanità militare»
zu Florenz, Rußland die (aus der allgemeinen Medizinisch-Chirurgischen Akademie durch Statut vom 10./22. Juli 1881 hervorgegangene)
«Militärmedizinische Akademie».
Litteratur. Bestimmungen über die Aufnahme in die königlich preuß. militärärztlichen Bildungsanstalten (Berl.
1890);
Knorr, Entwicklung und Gestaltung des Heeres-Sanitätswesens der europ. Staaten (2. Aufl., Hannov.
1883);
allge-1017 meinen, nicht bloß der arbeitenden Masse im engern Sinne, zum Ziel setzen. Die Mittel dazu sind: Bibliotheken, Lesezimmer,
Wanderlehren, Unterrichtskurse, Vorträge, Herausgabe von Druckwerken u.s.w. Ein Verein solcher Art ist die «Gesellschaft znr
Verbreitung von Volksbildung» in Berlin, gegründet 1871, mit (1891) 818 Vereinen und 2792 persönlichen Mitgliedern; Summe
der Jahresbeiträge 26694 M. und 3103 M. außerordentliche Beiträge. Der Wirkungskreis der Gesellschaft erstreckt sich über
das ganze Deutsche Reich, Sie giebt die Monatsschrift «Der Bildungsverein» (seit
1871) sowie Volksbücher, Broschüren u.s.w. heraus; sie wirkt für die Begründung von Pfennigsparkassen, Arbeiterkolonien, Kinderheimen,
Ferienkolonien, Volksbädern,Koch- und Wirtschaftsschulen, Volkskaffeeschenken u.s.w.; auch sorgt sie
für öffentliche Vorträge, Bibliotheken und Fortbildungsschulen.
Ein anderer Bildungsverein ist der Verein für Massenverbreitung guter Schriften (für den Buchhandel unter der Firma «Schriftenvertriebsanstalt»)
in Weimar,
[* 78] gegründet 1889, unter dem Protektorat des Großherzogs, mit (1892) 5650 Mitgliedern, 31 Zweigvereinen und 10 großen
Vertretungen; Vermögen 34000 M. Von den Volksschriftenvereinen (s. Volksschriften) unterscheidet er sich
dadurch, daß er bisher nur Schriften erzählenden und unterhaltenden Inhalts herausgab (22) und sie mit Hilfe des Fachbuchhandels
und der bestehenden Colportage (bis Anfang 1892 etwa 1 Mill. Hefte und 5000 Bände) verbreitete. – 1889 zur Zeit der Weltausstellung
fand in Paris ein internationaler Kongreß für Volksbildung statt, auf dem die Gründung eines internationalen
Vereins für freies Volksbildungswesen beschlossen wurde.
Name eines mesopotam. Propheten, den nach der Auszugslegende der moabitische König Balak
dang, um die sich seinen Grenzen
[* 81] nahenden Israeliten zu verfluchen. Allein durch Jahwe wurde Bileam genötigt, vielmehr
Israel zu segnen. Hierdurch ist Bileam sprichwörtlicher Vergleich für einen Menschen geworden, der die üble Absicht seiner Auftraggeber
in ihr Gegenteil zu verkehren innerlich genötigt ist. Die Erzählung (4 Mos.
22–24) über Bileam ist aus zwei Quellen zusammengestellt und daher mit Widersprüchen behaftet. Einer unevang. Auffassung der
Bibel
[* 82] hat der Umstand Verlegenheit bereitet, daß B.s Eselin den Engel sieht, mit ein Gespräch führt, überhaupt viel
verständiger ist als der Prophet. Die alten Rabbiner, und nach ihnen die Modammedaner, erzählen von
Bileam noch viel Fabelhaftes.
(das Belekoma der Byzantiner), Stadt im türk.-kleinasiat. Wilajet Khodawendikjar, auf einer Anhöhe
an einem Zuflusse des Sakaria(Sangarius der Alten), ist fast ausschließlich von Armeniern bewohnt, die Seidenbau, Weinbau
und Tuchfabrikation betreiben oder in der Umgegend Meerschaum gewinnen. Biledschik war die erste Eroberung (1299)
der Osmanen auf byzant.
(genauer Bilêd ul-Dscherid, Bilâd oder Belâd el-Dscherid, d.i. Dattelland), bis in neuere Zeit Name des 2400 km
langen, oasenreichen, südl. Teile von Marokko,
[* 83] Algier und Tunis umfassenden
Landstrichs im Innern des nördl. Afrikas, zwischen
dem Atlasplateau oder dem Hochlande der Berberei und der Großen Wüste. Die Franzosen nennen jetzt den
ihnen unterworfenen mittlern Teil dieses Landstrichs Sahara. Nur der im südwestl. Tunesien unter 33° nördl. Br. Und 9° östl.
L. von Greenwich gelegene östl. Teil derselben führt noch den NamenBilêd ul-Dscherid.
Hauptstadt des Bezirks Bilek (801,28 qkm und 14195 E.) im KreisMostar in der Herzegowina, in 482 m
Höhe, strategisch wichtiger Grenzort, dicht an der montenegrin. Grenze und an der Straße vonTrebinje nach Stolac und Gacko,
Sitz einer Geniedirektion und der 6. Gebirgsbrigade, hat (1885) 419 zur Hälfte mohammed.,
zur Hälfte christl. E., in Garnison das 4. Bataillon des 12. ungar. Infanterieregiments «Erzherzog
Wilhelm», das 4. Bataillon des 74. ungar. Infanterieregiments «Freiherr von Bouvard» und die 2. Compagnie des 2. Festungsartilleriebataillons.
die unterste Höhlung des Schiffsrumpfes oberhalb des Kiels, resp. über dem
Doppelboden (s. d.), in welchem sich das Bilgewasser sammelt,
welches einesteils durch Undichtigkeiten des Rumpfes eindringt und andernteils von Maschinenabflüssen herrührt.
Besondere
Bilgelenzpumpen entfernen dieses Wasser nach Bedarf.
PaulRud. von, Schachspieler, geb. zu Ludwigslust, besuchte das Pageninstitut zu Schwerin,
[* 84] trat später
in den preuß. Militärdienst und wurde als Lieutenant 1837 zum Besuche der Kriegsakademie nach Berlin
versetzt, nahm aber bald seinen Abschied und beschäftigte sich ausschließlich mit der schönen Litteratur und dem Schachspiel.
Er starb schon zu Berlin. Bilguer entwickelte im Schachspiel eine außerordentliche Stärke
[* 85] der Berechnung und Vorstellungsgabe.
Nachdem er eine gründliche Monographie über «Das Zweispringerspiel
im Nachzuge» (Berl. 1839) veröffentlicht hatte, entwarf er das «Handbuch
des Schachspiels» (ebd. 1843; 7. Aufl., Lpz. 1891), das bedeutendste
Werk in seiner Art, welches vonL. von Heydebrand und der Lasa nach B.s Plan ausgeführt wurde.
ind. Dichter des 11. Jahrh.
n. Chr., geboren in Kaschmir,
[* 86] durchwanderte einen großen Teil von Indien, forderte an den Fürstenhöfen die Dichter zum Wettkampf
auf und wurde Hofdichter des Königs Vikramaditja Tribhuvanamalla von Kaljana im Dekan, wo er gestorben zu sein scheint. Er
verfaßte das «Vikramānkadēvacarita»,ein Kunstepos, in welchem er in 18 Gesängen die Thaten des Tribhuvanamalla
besingt (hg. von Bühler, Bombay
[* 87] 1875),
ferner ein sehr berühmtes lyrisches Gedicht in 56 Strophen, die «Cāurīsuratapañcāçikā»,
die in mehrern Bearbeitungen vorliegt (die mittelind. Recension ist hg. von P. von Bohlen, Berl. 1833, und von Häberlin, «Kāvyasaṃgraha»,
S. 227 fg., die südindische von Ariel, «Journal asiatique», 1848, XI, 469 fg.,
die kaschmirische von Solf, Kiel
[* 88] 1886) und ein unbedeutendes Drama, die «Karṇasundarī» (hg. in der «Kāvyamālā»,
Nr. 7, Bombay 1888). Außerdem werden von ihm noch Strophen in den Anthologien citiert, die aus andern, uns noch unbekannten
Werken stammen.