in der gemäßigten und wärmern Zone. Es sind einjährige oder perennierende Kräuter mit gegenüberstehenden
Blättern und
gelben, meist an der
Spitze der Zweige stehenden Blütenköpfchen.
Die
Achenen tragen 2-4 starre Grannen auf der
Spitze. In
Deutschland
[* 2] ziemlich häufig sind Bidens cernuaL. und Bidens tripartitaL. Von beiden war das Kraut offizinell.
Herm.
Ignaz, Staatsrechtslehrer, geb. zu
Wien,
[* 3] studierte in
Wien, Innsbruck,
[* 4] Göttingen
[* 5] und
Leipzig,
[* 6] habilitierte sich 1855 in
Pest, wurde 1858 ord. Professor an der Kaschauer, 1860 an der
Preßburger Rechtsakademie, 1861 in
Innsbruck, 1871 in Graz
[* 7] und starb daselbst Er schrieb: «Die technische
Bildung im Kaisertum
Österreich»
[* 8]
(Wien 1854),
«Das Eisenhüttengewerbe in
Ungarn»
[* 9]
(Pest 1857),
«Die ungar. Ruthenen, ihr Wohngebiet,
ihr Erwerb und ihre Geschichte» (2
Tle., Innsbr. 1862-68; unvollendet),
«Geschichte der österr. Gesamtstaatsidee» (Abteil.
1-2, ebd. 1867-89),
«Über den Merkantilismus» (ebd. 1870; Rektoratsrede),
«Betrachtungen über die Grundsteuerreform in
Österreich»
(Graz 1862),
«Die
Italiener im tirolischen Provinzialverbande» (Innsbr. 1874). Für Grünhuts «Zeitschrift
für das Privat- und öffentliche
Recht der Gegenwart» (Jahrg. 1875) schrieb er eine
Abhandlung über «Entstehung und Bedeutung
der
Pragmatischen Sanktion», 1875 auch einen Beitrag zur Jubelfeier der
Bukowina: «Die
Bukowina unter österr.
Verwaltung» (2.
Aufl., Lemberg
[* 11] 1876),
1877 als Festschrift der Grazer
Universität «Die
Romanen und ihre
Verbreitung in
Österreich». In Bd. 1 der «Forschungen
zur deutschen
Landes- und
Volkskunde» von der Centralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von
Deutschland erschien:
«Die Nationalitäten in
Tirol
[* 12] und die wechselnden
Schicksale ihrer
Verbreitung», in Bd. 2: «Neuere
slaw. Siedelungen auf süddeutschem
Boden», in der «Österr.-Ungar.
Revue» (1888) Beiträge «Zur Ethnographie
[* 13] von
Dalmatien».
eine
Legierung von Kupfer,
[* 14]
Zink, Zinn und
Blei,
[* 15] aus der in
Ostindien
[* 16] vielfach mit Zeichnungen versehene Metallgefäße
gefertigt werden, die man auf folgende
Weise herstellt.
Auf den gegossenen und mit Kupfervitriol geschwärzten
Gefäßen werden
die Zeichnungen eingraviert und die Vertiefungen mit
Gold
[* 17] oder
Silber kalt ausgelegt.
Die Oberfläche wird
dann poliert und mit einer besondern
Beize dauernd geschwärzt, wobei aber das eingelegte
Gold oder
Silber blank bleibt, so
daß sich die Zeichnung hellglänzend von dem schwarzen
Grund hervorhebt.
(Bidousse, spr. -duhs'),Fluß im franz. Depart.
Basses-Pyréneés, entspringt in den Pyrenäen, fließt zum
großen
Teil durch das baskische Navarra und mündet bei
Guiche in den
Adour. An ihm liegen die Orte St. Palais und Bidache.
(Bedschapur,
engl.
Be[e]japoor oder Bijapur, im Sanskrit widschajapura, «Siegesstadt»).
1) Ein untergegangenes, einst mächtiges mohammed. Königreich im westl.
Teile des vorderind. Hochlandes
Dekan, zwischen dem
Bhima, einem nördl., und der Tungabhadra, einem südl. Nebenflusse
des Kistna. Nach Firischta wurde es 1488 von einem
Sohne des osman.
SultansMurad II.,Namens Jussuff, gegründet
und gelangte unter ihm (gest. 1510) und seinen bedeutendsten Nachfolgern Ismail (gest.
1534),
Ali-Adil-Schah (1557-79), der Regentin Tschand
Bibi, Ibrahim-Adil-Schah II. (1579-1626) und Muhammad-Adil-Schah (1626-60)
zu Macht und
Blüte.
[* 18] Die Hauptstadt wurde durch Prachtgebäude verschönert. Unter
Ali-Adil-Schah II. (gest. 1672) und dessen
Sohne,
Sikandar-Ali-Schah, verfiel das
Reich, bis der Großmogul
Aurangseb 1686 dasselbe einnahm. Bei dem
Verfalle des
Reichs von Dehli, zu Anfang des 18. Jahrh., kam an die Mahratten und von diesen 1818 an
die Engländer. Die letztern behielten den größern, an der
Küste gelegenen
Teil desselben für sich, gaben einen zweiten
dem Nisam von Haidarabad und den dritten, mit der Hauptstadt, dem Mahratten-Radscha von Sattra. Von letzterm
ist es an die engl. Regierung zurückgefallen und bildet jetzt einen
Teil der Präsidentschaft
Bombay.
[* 19] - 2) Stadt im Distrikt
Kaladgi der Präsidentschaft
Bombay, unweit dessen östl. Grenze gegen Haidarabad, unter 16° 50' nördl.
Br. und 75° 46' östl. L. gelegen, hatte zur Zeit ihrer
Blüte fast 1 Mill. E. und schloß mit ihren hohen,
noch jetzt erhaltenen Steinmauern gegen 1600 Moscheen und eine größere Anzahl in den verschiedensten orient.
Baustilen errichteter
Paläste und anderer Prachtgebäude in sich als kaum eine andere Hauptstadt des
Ostens. Sie hatte 1881: 11 424 E.
(1514 weniger als 1872), 1891: 16 759 E., darunter 12 075
Hindu, 4509 Mohammedaner. Das von Muhammad-Adil-Schah für sich
selbst errichtete
«Bara Gumbas», d. h. großer
Dom, genannte
Mausoleum ist ein ernstes und schmuckloses, aber großartiges
Gebäude,
dessen
Maße sich denen der Peterskirche in
Rom
[* 20] nähern. Die Hauptmoschee zeichnet sich ebenfalls durch
Größe, das Grabmal von Ibrahim-Adil-Schah dagegen durch die Schönheit seiner
Architektur aus. Auch das innerhalb der Ringmauer
gelegene
Fort mit 109
Türmen, einem in den Fels gehauenen
Graben und der Citadelle, in welcher sich ein dem zu Elura gleichender
Tempel
[* 21] aus vormohammed. Zeit befindet, ist bemerkenswert. Die Regierung zu
Bombay sorgt gegenwärtig nach
Kräften für die
Erhaltung dieser Bauwerke.
berühmte Kaltwasserheilanstalt in dem schwed.
LänSödermanland. ^[= Landschaft im mittlern Teile Schwedens, im Süden der Seen Mälar und Hjelmar, umfaßt 8800 ...]
[* 27] (Biebrich-Mosbach), Stadt im preuß. Reg.-Bez. und
Landkreis Wiesbaden,
[* 29] 5 km südlich von Wiesbaden, in reizender Lage rechts vom Rhein und an den Linien Frankfurt
[* 30] a. M.-Rüdesheim
(Bahnhof Mosbach) und Frankfurt-Wiesbaden mit Station Curve, von wo eine Zweigbahn (5,9 km) nach Biebrich führt,
der Preuß. Staatsbahnen,
[* 31] ist Station der Rheindampfschiffahrt (Mannheim-Köln-Rotterdam), hat (1890) 11 023 E., darunter 3742 Katholiken,
evang. und kath. Pfarrkirche, städtisches und königl. Realprogymnasium (9 Lehrer, 134 Schüler), Privatknabeninstitut (Dr.
Künkler), städtische höhere Mädchenschule, Mädcheninstitut, seit 1867 eine königl.
Unteroffizierschule (649 Mann) in der schönen Kaserne, ein Postamt erster Klasse, Telegraph, Zollamt, Hauptsteueramt, großherzoglich
luxemb. Finanzkammer, Dampfstraßenbahn nach Wiesbaden, und war bis zum J. 1840 die Residenz des Herzogs von Nassau. Das Schloß,
im franz. Geschmacke 1699-1706 begonnen und von KarlAugust von Nassau-Usingen (gest. 1753) vollendet, ist
der schönste Fürstenpalast am Rhein und war bis 1866 die Sommerresidenz des Herzogs. In demselben die Moosburg, erbaut 1806 auf
den Trümmern der alten Kaiserpfalz Biburk.
Beim Landeplatz der Dampfboote ein Denkmal für 1870/71. hat Fabrikation von Cement und Cementwaren, Anilin, künstlichem Dünger,
Schwefelsäure,
[* 32] Dachpappe, Seife und Essig; Eisengießereien, Gipsbrennereien und Holzschneidereien. Südöstlich,
nach Kastel zu, wo sich noch die Spuren eines Römerkastells finden, mag Cäsar bei seinem zweiten Zuge gegen die Sueven, und
Agrippa, als er gegen die Katten zog, über den Rhein gegangen sein. Nachdem Biebrich die Rechte eines Freihafens (Rheinschiffahrtsakte
von 1831) erhalten hatte, legte die nassauische Regierung für größere Schiffe
[* 33] und Dampfboote bei Biebrich einen
Landungsplatz an und baute von der gegenüberliegenden Insel (Biebricher Wörth)
[* 34] eine 300 m lange Fangbuhne in südl. Richtung
nach der Ingelheimer Aue. Die hess.-darmst. Regierung ließ, veranlaßt durch den Mainzer Handelsstand, der den Wettbewerb
von Biebrich fürchtete, in der Nacht vom durch 103 mit Steinen beladene Neckarschiffe an der Spitze der
nassauischen Fangbuhne das Fahrwasser nach der Hess. Petersaue zuwerfen und verlegte es auf den linken Stromarm, mußte jedoch
durch Vermittelung des Bundestags den Steindamm wieder herausschaffen.
Man stellt
ihn dar, indem man Sulfosäuren des Amidoazobenzols mit Natriumnitrit in die Diazoverbindung umwandelt und auf dieselbe ß-Naphthol
in alkalischer Lösung einwirken läßt.
Die chem. Konstitution des Biebricher Scharlach ist in folgender Formel wiedergegeben:
^[img]
und es existiert eine große Zahl Wolle rot färbender Azofarbstoffe (Croceinscharlach, Doppelscharlach, Ponceau,
Azorubin, Bordeaux)
[* 35] von ganz ähnlicher Konstitution.
(spr. bjetsch), Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Gorlice in Galizien, auf
einer Anhöhe an der Ropa,
einem Nebenflusse der Wisloka und der Linie Grybow-Neu-Zagorz der Osterr. Staatsbahnen, hat (1890) 957, als Gemeinde 3180 poln.
E., Bezirksgericht (27 739 E.), Steueramt, eine große got. Pfarrkirche mit merkwürdigen Grabmälern,
ein Schloß (jetzt Reformatenkloster) und ein reich ausgestattetes städtisches Armenhaus. Biecz, eine der ältesten
StädtePolens, war ehemals königl. Freistadt, die als sog. «parva
Cracovia» an Reichtum jahrhundertelang mit Krakau
[* 36] wetteiferte. Von der alten Burg- und Stadtbefestigung sind noch Überreste
vorhanden. Biecz ist der Geburtsort des bekannten Chronisten Martin Cromer.
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, hat 676,96 qkm, (1890) 41 329 (19 737 männl., 21 592 weibl.) E., 1 Stadt, 89 Landgemeinden
und gehörte bis 1866 zum Großherzogtum Hessen.
[* 37] - 2) Kreisstadt im Kreis an der Lahn, 33 km nordwestlich von Marburg,
[* 38] an der
NebenlinieMarburg-Creuzthal der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Marburg), Kreisbauamtes,
Kataster-, Zoll-, Steueramtes, einer Eisenbahnbauinspektion, Oberförsterei, hat (1890) 2833 E., Post, Telegraph, 2 evang., 1 kath.
Kirche, königl. Realprogymnasium, Wasserleitung;
[* 39] Eisensteinbergbau, Eisengießereien,
Wollweberei, Gerberei und Dampfsägewerk.
Aloys Emanuel, prot. Theolog, geb. zu Oberrieden,
studierte 1837-41 zu Basel
[* 40] und Berlin,
[* 41] ward 1843 Pfarrer in Mönchenstein bei Basel,
1850 außerord. Professor der Theologie in Zürich
[* 42] und zugleich
Lehrer der Religion und Philosophie am dortigen obern Gymnasium, bis er 1864 als ord. Professor der Dogmatik ganz an die Hochschule
überging; er starb In frei fortbildender Weise an Hegel anknüpfend, suchte Biedermann nachzuweisen,
daß der durch wissenschaftlich-kritische Verarbeitung der Schrift- und Kirchenlehre gewonnene geistige Gehalt der christl.
Religion mit den Resultaten einer geläuterten Philosophie durchaus übereinstimme.
Sein Hauptwerk ist die «Christl. Dogmatik» (Zür.
1869; 2. Aufl., 2 Bde., Berl.
1884-85). Seine Stellung zur Kritik hat Biedermann dargelegt in der Rektoratsrede: «Strauß
[* 43] und seine Bedeutung
für die Theologie» (in den «Jahrbüchern der prot. Theologie», 1875). Außer wertvollen Artikeln in der 1845 von ihm mit D.
Fries gegründeten Monatsschrift «Die Kirche der Gegenwart» (bis 1850) und den von H. Lang redigierten «Zeitstimmen»
sind von seinen Schriften noch zu nennen: «Die freie Theologie oder Philosophie und Christentum in Streit
und Frieden» (Tüb. 1844),
«Leitfaden für den Religionsunterricht an höhern Gymnasien» (Zür.
1859),
«BiographieHeinrich Langs» (ebd. 1876) und «Ausgewählte Vorträge und Aufsätze, mit biogr. Einleitung», hg. von Kradolfer
(Berl. 1885).
Nationalversammlung, wo er den sächs. Wahlbezirk Zwickau
[* 46] vertrat, gehörte Biedermann zuerst dem linken Centrum (WürttembergerHof),
[* 47] nach dem Septemberaufstande in Frankfurt dem rechten (AugsburgerHof) an. Später war er einer der Begründer und fast fortwährend
Vorsitzender des sog. Weidenbuschvereins oder der Erbkaiserpartei. Nach seinem Austritt aus der Versammlung schrieb er
«Erinnerungen aus der Paulskirche» (Lpz. 1849), in denen er die Parteibestrebungen
treffend charakterisierte. Biedermann nahm hierauf am Nachparlament in Gotha
[* 48] teil (s. Gothaer)
und vertrat als Abgeordneter zur sächs. Zweiten Kammer des Landtags 1849-50 den Anschluß an die Unionspolitik Preußens.
[* 49]
Als Herausgeber der «DeutschenAnnalen» (seit 1852) wurde er wegen eines gegen den franz.
Staatsstreich vom gerichteten Aufsatzes, dessen VerfasserL. von Rochau war, in einen Preßprozeß verwickelt, in
dessen Folge er 1854 eine einmonatige Gefängnisstrafe zu verbüßen hatte und seiner Professur entsetzt wurde. Biedermann folgte 1855 einem
Rufe zur Leitung der halboffiziellen «Weimar.
[* 50] Zeitung», auch begann er die Herausgabe der «Staatengeschichte
der neuesten Zeit», von der er aber 1863 zurücktrat. Im Herbst 1863 siedelte Biedermann wieder nach Leipzig über, um die Redaktion
der «DeutschenAllgemeinenZeitung» zu übernehmen, die er bis zu ihrem Aufhören (Ende 1879) führte. 1866 trat an die Spitze der
neugebildeten nationalliberalen Partei in Sachsen,
[* 51] die er auch als Abgeordneter in der Zweiten Kammer des
Landtags seit 1869 und im DeutschenReichstage von 1870 bis 1873 vertrat.
Doch gab er seine Reichstagsthätigkeit 1874, die im Landtage 1876 auf. Als außerord. Professor war Biedermann 1865 wieder
angestellt worden; 1874 ward er zum ord. Honorarprofessor ernannt. Von seinen Schriften sind hervorzuheben:
«Die deutsche Philosophie von Kant bis auf unsere Zeit» (2 Bde.,
Lpz. 1842-43),
«Deutschland im 18. Jahrh.» (4 Bde.,
ebd. 1854-80; Bd. 1 u. 2 in 2. Aufl. 1881),
das ein allseitiges Bild der materiellen, politischen, socialen, geistigen, sittlichen
und religiösen Zustände Deutschlands
[* 52] im 18. Jahrh, giebt; ferner «Frauenbrevier» (ebd. 1856; 2. Aufl.
1881),
«Deutschlands trübste
Zeit oder der Dreißigjährige Krieg in seinen Folgen für das deutsche Kulturleben» (Berl. 1862). 1864 verfaßte er
für das vom Freiherrn von Harthausen herausgegebene Werk: «Das konstitutionelle Princip, seine geschichtliche
Entwicklung», dessen ersten Teil: «Die Repräsentativverfassungen mit Volkswahlen, geschichtlich entwickelt im Zusammenhange
mit den polit. und socialen Zuständen der Völker» (Lpz. 1864). Als populäre Geschichtswerke schrieb Biedermann: «1840-1870. Dreißig
Jahre deutscher Geschichte» (2 Bde., 2. Aufl.,
Mesl. 1883) und als Ergänzung dazu: «1815-40. Fünfundzwanzig Jahre deutscher Geschichte» (2 Bde.,
ebd. 1889-90);
«Mein Leben und ein Stück
Zeitgeschichte» (2 Bde., Bresl.
1886-87),
«Geschichte der Leipziger Kramerinnung. 1477-1880» (Lpz. 1891),
«Fünfzig Jahre im Dienste
[* 54] des
nationalen Gedankens» (Bresl. 1892),
«Geschichte des deutschen Einheitsgedankens» (Wiesb. 1894).
Auch gab er H. von Kleists«Briefe an seine Braut nach
den Originalhandschriften» mit Einleitung heraus (Bresl. 1884) und verfaßte
die vaterländischen Dramen: «Heinrich IV.» (Weim. 1861),
Sein Sohn Richard Biedermann (geb. zu Leipzig, gest. daselbst) begründete das «Centralblatt
für Agrikulturchemie und rationellen Landwirtschaftsbetrieb».
(spr. bĭähf), Edouard de, belg. Historienmaler, geb. zu
Brüssel,
[* 59] besuchte seit 1831 das Atelier des Bildhauers David d'Angers in Paris,
[* 60] wo er gleichzeitig Statuen
und Bilder arbeitete, beschränkte sich jedoch später auf die Historienmalerei. Sein Hauptwerk ist der Kompromiß des niederländ.
Adels in Brüssel 1566 (1841; im Brüsseler Museum und verkleinerte Wiederholung in der Berliner
[* 61] Nationalgalerie), das durch
den dramat. Effekt der Schilderung und lebendiges Kolorit namentlich auf die deutschen Künstler vorbildlich
wirkte. In der Folge wurde er aber vollständig überholt, so daß seine spätern Werke ohne Einfluß blieben. Biéfve starb zu
Brüssel.
eine je nach der Art des der Formgebung zu unterwerfenden Materials verschieden
konstruierte mechan. Einrichtung zur Herstellung gekrümmter Arbeitsstücke.
Gott, dessen Götzenbild Bonifacius 722 an der Bielshöhle (s. d.)
vernichtet haben soll.
Weder von Bonifacius' That noch von Biel ist etwas überliefert. Er gehört zu den erlogenen Gottheiten,
die nach dem Dreißigjährigen Kriege überall auftauchten, ist aus «Bielshöhle» erschlossen und von J. Grimm als spätes Machwerk
entlarvt.
1) Bezirk im schweiz. Kanton Bern,
[* 64] hat (1888) 18 633 E.,
darunter 2505 Katholiken und 225 Israeliten, in 4 Gemeinden. - 2) Biel, frz.
¶
mehr
Bienne, Hauptstadt des Bezirks Biel im Seeland des schweiz. Kantons Bern,
in 440 m Höhe, 26 km nordwestlich von
Bern,
[* 66] in freundlicher, wohl angebauter Gegend am Fuß des Jura und an den Linien Basel-Olten-Biel (100 km) der Centralbahn und Chaux-de-Fonds-Biel-Bern
(79 km) sowie Delsberg-Biel (52 km) der Jura-Simplonbahn, hat (1888) 15 407 E.,
darunter 2199 Katholiken, 225 Israeliten und 123 andere; 77 Proz. der Einwohner sprechen deutsch, 22 Proz.
französisch, 1 Proz. andere Sprachen.
Der Ort ist gut gebaut, hat breite Straßen und wird von der Schüß, die sich 1 km weiter südwestlich in den Bieler See ergießt,
in 2 Kanälen durchflossen; die bergwärts gelegenen Teile bieten mit ihren Türmen, ihren unregelmäßigen
Gassen und massiven Häusern einen ziemlich altertümlichen Anblick dar. Die neuen gegen den Bahnhof und den See sich ausdehnenden
Stadtviertel dagegen sind regelmäßig angelegt. Ein Kranz von Villen mit Gärten und Parkanlagen umgiebt die Stadt auf allen
Seiten und prächtige Alleen erstrecken sich fast bis zu dem 800 m entfernten See hinab.
Bemerkenswert sind von den 6 Kirchen die Stadtkirche und die neue kath. Kirche in der Juravorstadt, ferner die Synagoge, die
alte Burg (jetzt Rathaus), das Bürgerspital, die Waisen- und Pfrundanstalt, das Museum Schwab mit einer besonders
an Pfahlbaufunden, kelt. und röm. Waffen
[* 67] reichen Sammlung, das Schlachthaus,
das prächtige Schützenhaus und die großartige Wasserleitung. An Unterrichtsanstalten besitzt die Stadt außer den Primärschulen
ein Progymnasium, eine Mädchensekundärschule, Handwerker-, Handels- und Uhrmacherschule, ein Technikum mit Specialschule für
Eisenbahnangestellte.
Gewerbfleiß und Handel sind sehr lebhaft; wichtig ist besonders die Uhrenfabrikation, die Baumwollspinnerei,
die Cigarrenfabrikation, die Gerberei und Färberei, ferner besteht Fabrikation von elektrischen Apparaten, Bijouteriewaren,
Maschinen, Schrauben,
[* 68] Nägeln, künstlichen Blumen, Holzstoff
[* 69] und Papier, 7 Buchdruckereien und mehrere Banken. Eine Trambahn
führt vom Bahnhof durch die Stadt nach Nidau und dem 2 km im Norden
[* 70] liegenden Bözingen (frz.
Boujean).
Die Umgebung ist anmutig, reich an Reben und Waldungen; die schönsten Punkte sind die wilde Klus, genannt
die Taubenlochschlucht, durch welche die Schüß aus dem Jura hervorbricht, das Kurhaus Magglingen (frz. Macolin), 900 m ü.
d. M. auf einer aussichtsreichen Höhe des Jura westlich von der Stadt gelegen, zu dem eine Drahtseilbahn hinaufführt,
mit großem Waldpark und Alpenfernsicht vom Sentis bis zum Montblanc, und im Bieler See (s. d.) die durch Rousseaus Aufenthalt
(1765) bekannte St. Petersinsel mit Wein- und Obstgärten, prächtigem Eichenwald und gutem Kurhaus. - Biel, das schon im 9. Jahrh.
gegründet sein soll, kam 1264 unter Vorbehalt ihrer Rechte an den Bischof und schloß 1352 ein ewiges Bündnis
mit Bern.
Seit den Burgunderkriegen, in denen Biel auf der Seite der Eidgenossen focht, bildete die Stadt einen Freistaat unter sehr
eingeschränkter Herrschaft des Bischofs und gehörte zu den «zugewandten Orten». 1797 von Frankreich besetzt und seinem Depart.
Haut-Rhin einverleibt, kam die Stadt 1815 mit den leberbergischen Ämtern des Bischofs von BaselanBern.-
Vgl. Blösch, Geschichte der Stadt Biel (3 Tle., Biel 1855-56).
1) Biela (czech. Běla) in Böhmen,
[* 71] entsteht in der Nähe von Teplitz oberhalb
Görkau im Erzgebirge aus vielen Gebirgsbächen. Zuerst
fließt sie im Gebirge, dann bei Seestadtl durch einen großen Kessel, einen jetzt abgeleiteten See (Kummersee, 254 m),
bis Bilin durch Hügelland, hierauf zwischen Basaltwänden und mündet nach einem 75 km langen Laufe bei Aussig in die Elbe.
Ihr Wasser ist schlammig, ihre Überschwemmungen verheerend. - 2) Biela (Bielitz) in Sachsen, entspringt im
Erzgebirge und mündet bei Königstein. Ihr Thal
[* 72] (Bielagrund) gehört zu den schönsten Teilen der Sächsischen Schweiz.
[* 73]
Komet, ein 1826 durch Wilh. von Biela (s. d.) zu Josefstadt in Böhmen entdeckter Komet, der sich als periodisch
mit 6¾ Jahren Umlaufszeit erwies. Dieser nur im Fernrohr
[* 76] sichtbare Komet wurde erst 1845 wieder beobachtet.
Im Jan. 1846 teilte er sich plötzlich in zwei Kometen, die nebeneinander in einem Abstand von etwa 300000 km herliefen und
von denen bald der eine, bald der andere heller war. Im März verschwand der eine gänzlich, während der andere noch
einen Monat länger verfolgt werden konnte.
Bei der nächsten Wiederkehr 1852 wurden beide wieder gesehen, hatten sich aber schon 2 411000 km voneinander entfernt. 1859 wurden
sie nicht aufgefunden, wahrscheinlich wegen ihrer ungünstigen Lage zur Erde; ebenso suchte man 1865 vergeblich nach ihnen,
schrieb dies aber ihrer großen Entfernung zu. Als sie auch 1872 nicht gefunden werden konnten, nahm
man an, daß sie sich nunmehr gänzlich aufgelöst hätten. Wahrscheinlich ist der große Sternschnuppenfall am auf
Überreste dieses Kometen zurückzuführen, auf welche die Erde stieß, als sie seine Bahn kreuzte.
Ähnliche Teilungen und Auflösungen von Kometen sind schon früher beobachtet worden. In neuester Zeit
löste sich der von Barnard 1889 entdeckte schwache Komet in vier Kometen auf; auch der große Septemberkomet 1882 zeigte sich
nach seinem Perihel plötzlich von einem kleinen Kometen begleitet, der anfänglich durch eine Nebelhülle mit ihm verbunden
war, sich dann völlig von ihm trennte und bald darauf verschwand; der Kern dieses Kometen teilte sich
in fünf Teile, deren Abstand mit der Zeit zunahm.
(Beilbrief, Bylbrief), ein in früherer Zeit übliches, von der zuständigen Behörde auf Grund
einer (wohl auch eidlichen) Erklärung des Bauherrn und Baumeisters und einer behördlichen Untersuchung ausgestelltes Zeugnis
darüber: wie, wann, wo, von wem, für wen, wofür, in welcher Größe und Gattung, mit welchem Namen ein Schiff
[* 77] gebaut, sowie
daß es vorschriftsmäßig gebaut sei. Auch wurde darin wohl die Bezahlung des Lohns des Baumeisters,
sowie der Name des Schiffers erwähnt. Der Bielbrief war in früherer Zeit die wichtigste Urkunde für den Nachweis des Eigentums am
Schiffe und der Nationalität desselben.
¶
Bielbrief wurde auch diejenige Urkunde genannt, durch welche bei einem über ein Schiff geschlossenen Kaufvertrag zur Sicherung der
künftigen Zahlung des Kaufpreises das Schiff von dem neuen Eigentümer dem Verkäufer besonders verpfändet wurde.
Endlich versteht man unter Bielbrief die Urkunde, welche über ein Darlehn errichtet wird, welches zum Bau eines
Schiffs oder zur Ausrüstung eines solchen unter Verpfändung des Schiffs oder auch nur gegen die Zusicherung, daß das Schiff
nicht früher vom Stapel laufen darf, als bis das Darlehn zurückgezahlt sei, dem Eigentümer gegeben wird. Wenn ausgemacht
ist, daß im Falle Auslaufens des Schiffs vor der Rückzahlung der Schuldner zu der Rückzahlung nur verpflichtet sein soll,
wenn das Schiff wohlbehalten ankommt, liegt ein Fall der uneigentlichen Bodmerei (s. d.) vor. In diesem Falle wird der auch
Bodmereibrief genannt.
1) Landkreis, ohne die Stadt Bielefeld, im preuß. Reg.-Bez.
Minden,
[* 80] hat 261,47 qkm, (1890) 48 130 (23 825 männl., 24 305 weibl.) E. und 34 Landgemeinden.
- 2) Stadtkreis (12,21 qkm) und Kreisstadt im Landkreis Bielefeld im preuß. Reg.-Bez.
Minden, in anmutiger Gegend am Nordfuße des TeutoburgerWaldes, in 120 m Höhe, an der Linie Löhne-Hamm
der Preuß. Staatsbahnen, durch den BachLutter in die Altstadt und Neustadt
[* 81] geteilt, hat (1890) 39 950 (19 070 männl., 20 874 weibl.)
E., darunter 4599 Katholiken und 681 Israeliten, in Garnison das 2. Bataillon des Infanterieregiments GrafBülow von Dennewitz
Nr. 55; einen Oberbürgermeister, Bürgermeister, 8 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete.
Unter den 5 (4 evang., 1 kath.) in Bielefeld vorhandenen
Kirchen besitzt die Neustädter Marienkirche ein schönes Altarbild (14. Jahrh.) und das
Grabmal des GrafenOtto III. von Ravensberg und seiner Gemahlin Hedwig, die AltstädterKirche einen geschnitzten Altar
[* 82] (1508).
Bielefeld ist Sitz des Landratsamtes für den Landkreis, eines Landgerichts (Oberlandesgericht
Hamm)
[* 83] mit 14 Amtsgerichten (Bielefeld, Bünde, Gütersloh, Halle,
[* 84] Herford,
[* 85] Lübbecke, Minden, Oeynhausen, Petershagen, Rahden, Rheda, Rietberg,
Vlotho, Wiedenbrück) und einer Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts, Zoll- und Steueramtes, einer Handelskammer,
Reichsbankstelle und der Westfälischen Bank.
Ferner bestehen ein königl. und städtisches evang. Gymnasium
mit einem Realgymnasium, 1558 gegründet, 2 höhere Mädchenschulen, 7 Bürgerschulen, ein städtisches
Krankenhaus,
[* 86] Franciscushospital, Augenheilanstalt, Gasanstalt, Schlachthof sowie in der nahen Vorstadt Gadderbaum (s. d.) das
Diakonissen-Mutterhaus für die Provinz Westfalen,
[* 87] die Diakonenanstalt Nazareth und die Anstalt Bethel für Epileptische der
Provinzen Westfalen und Rheinland (1500 Kranke) mit Kirche, beide umgeben von zahlreichen Häusern und Gehöften
für fast sämtliche Zweige der Innern Mission, alle durch freiwillige Gaben erbaut und unterhalten (Leiter: Pastor von Bodelschwingh).
Ferner ist Bielefeld Sitz des deutschen Vereins «Arbeiterheim» zur Beschaffung eigener Häuser für Fabrikarbeiter.
Bielefeld ist einer der wichtigsten Plätze Deutschlands für Leinweberei und Flachsspinnerei. Die Leinenindustrie ward
im 16. Jahrh. durch Einwanderer aus den
Niederlanden begründet, die in und um Bielefeld die Fabrikation der Schleier, der sog.
klaren Leinwand, und die Flachsspinnerei einführten. Der neue Erwerbszweig blühte besonders seit den Zeiten des Großen Kurfürsten
rasch auf.
Die Batist- und Damastweberei, worin Bielefeld ebenfalls einen vorzüglichen Ruf genießt, kam
seit dem Siebenjährigen Kriege in Aufnahme. Gegenwärtig liefert Bielefeld besonders feinere Sorten Leinen. Außerdem ist die Fabrikation
fertiger Wäsche, in der 160 Firmen arbeiten (zum Teil mit Dampf
[* 88] getriebene Nähmaschinen)
[* 89] und 3500 Personen beschäftigt sind,
in schwunghaftem Betrieb. Von hervorragender Bedeutung sind die Ravensberger Spinnerei mit der Filiale in
Wolfenbüttel
[* 90] (30 200 Spindeln), die SpinnereiVorwärts (10850 Spindeln), die beide zusammen für 9 Mill. M. jährlich fertig
stellen, und die 1863 begründete mechan. Weberei
[* 91] (950 Stühle und 200 009 Stück Jahresproduktion). Die großartigen Bleichen
um Bielefeld sind meist nach irländ. und belg. Systeme eingerichtet. In neuerer Zeit wird auch mit bestem Erfolge
Seiden-, Sammet-und Plüschweberei betrieben.
Auch die Eisenindustrie (34 Anlagen, über 3000 Arbeiter) ist sehr bedeutend, darunter namentlich die Nähmaschinenfabrikation;
endlich noch Fabrikation von Cigarren, Glas,
[* 92] Asphalt, Filzpappe, Cement, Leder und Ziegeln. Bielefeld ist Sitz der Leinen-Berufsgenossenschaft
und deren 3. Sektion sowie der 8. Sektion der Berufsgenossenschaft der Schornsteinfegermeister des DeutschenReichs. Ganz nahe bei der Stadt der Sparrenberg mit der nach dem Brande von 1877 wieder aufgebauten alten Feste Sparrenburg,
die, 1177 vom GrafenBernhard von der Lippe
[* 93] erbaut, jetzt der Stadt Bielefeld gehört. In derselben befinden sich Festsäle und ein
histor. Museum der Grafschaft Ravensberg. Von ihr sowie von dem gegenüberliegenden, mit schönen Anlagen
versehenen Johannisberge genießt man eine weite Aussicht. In der Nähe der zur Erinnerung an das Dreikaiserjahr 1888 errichtete
Dreikaiserturm. - Bielefeld kam um die Mitte des 9. Jahrh. an das Kloster Corvei, erhielt 1250 die ersten Stadtgesetze und trat 1270 der
Hansa bei. Die Reformation fand 1541 Eingang; 1609 kam die Stadt mit der Grafschaft Ravensberg an Preußen.
[* 94] -
Vgl. Fricke, und Umgegend (Bielef. 1891);
ders., Geschichte der Stadt und der Grafschaft Ravensberg (ebd. 1887);
August, lettischer Sprachforscher, geb. 4. März in Mitau,
[* 95] besuchte
das Gymnasium in Schulpforta, studierte in Dorpat
[* 96] Theologie, ward 1852 Pfarrer in Neu-Autz in Kurland
[* 97] und 1867 Pastor der deutschen
Gemeinde in Doblén. Sein großes Werk «Die lettische Sprache
[* 98] nach ihren Lauten und Formen» (2 Tle., Berl. 1863-64) ist eine
der ausgezeichnetsten Grammatiken innerhalb des Kreises der indogerman. Sprachen. Eine kürzere Fassung
der Sprachlehre enthält das «Handbuch der lettischen Sprache. I. Grammatik» (Mitau 1863),
und ein kurzer Leitfaden sind «Die
Elemente der lettischen Sprache» (ebd. 1866). Bielenstein giebt außerdem eine große Sammlung lettischer Volkslieder heraus und veröffentlichte
«Tausend lettische Rätsel, übersetzt und erklärt» (Mitau 1881).
Die von ihm revidierte lettische Bibel
[* 99] erschien Mitau 1877; unter seiner Leitung erschien Ulmanns «Lettisches
Wörterbuch» (Tl. 1: «Lettisch-deutsches
¶
cc Stachelscheiden, d Giftblase, e
Giftblasenstiel;
B Scheide. 12.
Dzierzonstock. 13. Geschlechtsorgan der Königin;
a Scheide, b Samentasche, cc Eierstöcke,
dd Trompeten, e unpaariger Eileiter, f Schmierdrüse, deren Inhalt den hornigen Stachel geschmeidig erhält, g Giftblase. 14. Mittelwand
oder Kunstwabe;
Wörterbuch", Riga
[* 105] 1872) nach des Verfassers Tode. Die KaiserlicheAkademie der Wissenschaften zu Petersburg
[* 106] ließ das neueste
Werk B.s auf ihre Kosten drucken: «Die Grenzen
[* 107] des lettischen Volksstammes und
der lettischen Sprache in der Gegenwart und im 13. Jahrh.» (Petersb.
1892, nebst einem Atlas
[* 108] der ethnolog. Geographie des heutigen und des prähistor. Lettenlandes in 7 Blättern).
Zahlreiche Abhandlungen zur lettischen Sprach- und Volkskunde enthält das «Magazin der lettisch-litterar. Gesellschaft», deren
Präsident Bielenstein seit 1864 ist, und die «Baltische Monatsschrift».
See, See im schweiz. Kanton Bern,
15 km lang, 1-4 km breit, 43 qkm groß, bis 78 m
tief, liegt 434 m ü. d. M., erstreckt sich, links von den waldigen Ketten des Jura (Chasseral 1009 in,
Spitzberg 1583 m), rechts von den niedrigen Höhenzügen der Hochebene (Jolimont 604 m, Jensberg 611 m) umrahmt, von
SW. nach NO. In seinem südl. Drittel ragen die St. Petersinsel 473 m und die kleine
Kanincheninsel 448 m auf, die höchsten Punkte des unter dem Namen Heidenweg bekannten unterseeischen Hügelrückens, der
bei niederm Wasserstande fast trocken, sich bis Erlach verfolgen läßt. Am obern Ende nimmt der See die Zihl (Thièle), den
Abfluß des nahen Neuenburger Sees auf, am untern die Schüß (Suze), von rechts fließt infolge der
Juragewässerkorrektion seit 1878 durch den Hagneckkanal ein Teil der Aare (s. d.) in den See und verläßt denselben bei Nidau
durch den Aarkanal, in den 2 km weiter unten der frühere Abfluß, die «alte Zihl»,
einmündet.
Von Dampfbooten wird der See, seitdem die Eisenbahn Biele-Neuenburg durch die Rebengelände seines linken
Ufers führt, nicht mehr regelmäßig befahren, und auch die übrige Schifferei ist gering. Von den Uferorten sind außer
Biel zu nennen das neuenburgische Städtchen Landeron und die bernischen Städtchen Neuenstadt (Neuveville), Erlach (Cerlier)
und Nidau. Zur Nutzung der Wasserkraft beim Ausfluß
[* 109] des Hagneckkanals konzessionierte der BernerGroßeRat 1891 die 6 Gemeinden
Nidau, Biel, Täuffelen, Hagneck, Erlach und Neuenstadt, die mit den Vorarbeiten zu einem großen Werk der elektrischen Kraftübertragung
beschäftigt sind.
Daß die Umgebung des Bieler See seit uralter Zeit bewohnt gewesen ist, beweisen die zahlreichen Überreste
von Pfahlbauten,
[* 110] die sich fast um den ganzen See ziehen. Auf dem Jensberg am östl.
Ufer lag die helvetische Stadt Petenisca; im Mittelalter hieß der Bieler See nach einer jetzt verschwundenen Stadt
in der Nähe des jetzigen Landeron See von Nugerol und seine Ufer standen unter der Herrschaft der Bischöfe von Basel
und der Grafen
von Nidau.
1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt in Österreichisch-Schlesien, hat 758,67 qkm, (1890) 71 339 (33 898 männl., 37 441 weibl.)
E., darunter 26 663 Evangelische, 43 350 Katholiken und 1320 Israeliten; 8294 Häuser, 15 719 Wohnparteien in 67 Gemeinden
mit 88 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Bielitz (Umgebung), Schwarzwasser und Skotschau. - 2) Bielitz, czech.
Bilske, poln. Bielsko, Stadt mit eigenem Statut und Sitz der Bezirkshauptmannschaft Bielitz sowie eines Bezirksgerichts (204 qkm, 25 754 E.),
links an der Biala, am nordwestl.
Fuße der Karpaten und an den Linien Dzieditz-Saybusch, Kojetein-Bielitz (180 km) und Bielitz-Kalwarya (59 km) der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn
und der galiz. Stadt Biala (s. d.) gegenüber, ist
Hauptort einer deutschen Sprachinsel und hat
(1890) 14 573 meist deutsche E. (416 Czechen, 2249 Polen), darunter 7746 Katholiken, 4824 Evangelische und 1977 Israeliten,
in Garnison das 5. Feldjägerbataillon; ferner ein Schloß mit schönem Park, Staatsgymnasium, Staatsreal- und Staatsgewerbeschule,
ein evang. Lehrerseminar, Gasanstalt, Centralanlage für elektrische Beleuchtung;
[* 111] bedeutende Schafwollwarenindustrie
(Mode- und Handelswaren, orient. Tuche), außerdem Flachsgarn- und Jutespinnerei sowie Fabrikation von Papier, Kratzen, Drahtnägeln
und Maschinen. Von großer Wichtigkeit ist der Handel des Ortes in Tuchwaren nach dem Orient. - Im 13. Jahrh. gegründet, bildete
Bielitz ehemals einen Bestandteil des Herzogtums Teschen, später eine selbständige Minderherrschaft, die KaiserFranz J. 1752 zu Gunsten des Fürsten AlexanderJosephSulkowski zum Fürstentum erhob. - In der Nähe die Orte Alt-Bielitz, Stadt
mit (1890) 2559 meist deutschen und prot. E., Alexanderfeld mit 1956 meist deutschen E. (962 Protestanten, 806 Katholiken)
und Kamitz mit 2181, als Gemeinde 2348 meist deutschen und prot. E. -
Name eines schwed. und eines norweg.-dän. Geschlechts.
Von den schwedischen Bielke sind hervorzuheben: Hogenschild, Reichsrat, als Gegner HerzogsKarl, des spätern Königs Karl IX., 1605 hingerichtet;
Gunilla, mit König Johann III. (1569-92) vermählt, undNils. Letzterer, geb. 1644, war 1679-82 Gesandter
in Frankreich, trat 1684 in kaiserl. Dienste und zeichnete sich in den Türkenkriegen der
folgenden Jahre aus, so daß er zum General und Reichsgrafen ernannt wurde.
Nach Schweden
[* 112] zurückgekehrt, wurde er Generalgouverneur
von Pommern
[* 113] und Feldmarschall. In dem pfälz. Kriege 1688-97 wußte er mehrere Jahre hindurch die Hilfe,
die Schweden vertragsmäßig dem DeutschenReiche schuldete, zu hintertreiben. Deswegen wurde er 1705 zum Tode und Verlust seiner
Güter verurteilt, jedoch vom König begnadigt. Er starb Der schwed. Zweig
der Familie blüht noch, während der norwegisch-dänische, von dem die norweg. Reichskanzler
Jens und Ove in der dän. Geschichte des 16. Jahrh.
besonders hervortraten, 1860 erloschen ist.
Hauptstadt des Kreises Biella (153 908 E.) in der ital. ProvinzNovara, in 410 m Höhe an den Flüssen Cervo und
Aurena gelegen, steht durch die Zweigbahn Santhia-Biella mit dem Mittelmeernetz und durch Trambahn mit Strona
in Verbindung, ist Sitz eines Bischofs, hat (1881) 12 095, als Gemeinde 14 717 E., zwei Denkmäler des Generals Lamarmora und
des Staatsmanns Quintino Sella,
[* 114] zehn Kirchen (darunter eine Kathedrale mit Gemälden von Veronese), Gymnasium, Seminar, technische
Schule, eine große Anzahl von Manufakturen in Tüchern, Leinwand, Handel mit Seide,
[* 115] Kastanien und Wein.
In der Nähe viele industriell zu Biella gehörige Fabrikorte, wie Pollona, Sordevalo, Occhiepo; 9 km nordwestlich
das Dorf Oropa in 1250 m Höhe, berühmt durch die Wallfahrtskirche Madonna del Monte, in der alle hundert Jahre ein achttägiges
Fest begangen wird (zuletzt 1825).
Aug., poln. Historiker, geb. 1806 in Krechowice (Galizien), studierte in Lemberg,
wurde 1869 Direktor des Ossolińskischen Instituts daselbst und starb 1876. Sein Hauptwerk sind die «Monumenta Poloniae vetustissima»,
von denen er zwei
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