sich später unter die
Grafen von
Barcelona.
[* 2]
In den Albigenserkriegen wurde Beziers die Hauptstadt Rogers, des Neffen
Raimunds Ⅵ.
von
Toulouse,
[* 3] aber von dem Kreuzheere unter dem Legaten
Milo und Cistercienserabt
Arnold erstürmt, wobei angeblich 7000 E.
in der Magdalenenkirche verbrannt und 20000 ermordet wurden. Im Frieden von 1229 kamen die
Länder des
Vicegrafen von Beziers, Carcassone und
Albi, an die
KroneFrankreich. Im 16. Jahrh. war ein Hauptort der Hugenotten. Die Festungswerke
wurden 1632 geschleift.
auch
Generalbaßschrift, Signatur oder
Tabulatur, die Andeutung des harmonischen
Inhalts eines Tonstücks
mit Hilfe von
Zahlen und andern Zeichen über oder unter den
Noten des
Basso continuo (s. d.) behufs der
Begleitung auf Tasteninstrumenten
(Klavier und Orgel). Das Wesen der Bezifferung beruht darauf, daß man den
Accord als Zusammenhang
eines Baßtons mit bestimmten Intervallen denkt. Der Baßton ist als
Note gegeben, die dazu gehörigen Intervalle werden in
Form vonZiffern mitgeteilt.
Das
Verfahren datiert aus einer Zeit, die den
Begriff des
Dreiklangs im
SinneRameaus (s. d.) noch nicht kannte. Es ist mechanisch,
aber sehr praktisch, eine vorzügliche Art musikalischer
Stenographie. Obgleich die moderne
Harmonielehre auf andern Grundlagen
fußt, hat sie deshalb die alte und auch die Benennung derAccorde, die aus der Bezifferung hervorging, beibehalten.
(S.
Begleitung und
Generalbaß.) –
Beim elementaren Singunterricht werden mitunter
Ziffern gebraucht, um die Notenkenntnis
zu umgehen.
(spr. besihg, auch Bezique), ein im 18. Jahrh.
am franz.
Hofe sehr beliebtes
Kartenspiel, das später außer Gebrauch kam, jedoch um 1870 in England wieder aufgenommen
wurde und jetzt auch in
Deutschland
[* 4] verbreitet ist. Am zweckmäßigsten wird Bézigue von zwei
Personen gespielt und zwar mit zwei
untereinandergemischten Piquetspielen. Jeder
Spieler erhält zunächst 8 Karten; die folgende Karte wird offen hingelegt und
bezeichnet die Trumpffarbe. Nach jedem
Stich nimmt jeder
Spieler eine von den noch nicht verteilten Karten.
Wer in seinen Karten gleichzeitig die Piquedame und den Carreaububen besitzt, sagt an und legt dafür 40 an; wer 2 Piquedamen
und 2 Carreaububen gleichzeitig besitzt, legt für double Bézique 500, den bei diesem
Spiele höchsten Gewinn, an. Auch andere
Kartenzusammenstellungen bringen dem
Besitzer besondern Gewinn, und zwar Sequens 250, 4
Asse 100, 4 Könige
80, 4 Königinnen 60, 4
Buben 40, König mit Königin in der Trumpffarbe 40 und in jeder andern
Farbe 20, 7 Trümpfe 10, jedes
As mit der Zehn 10, der letzte
Stich 10, Trumpfsieben, wenn ausgespielt oder zum Eintauschen des aufgelegten Trumpfes verwendet,
ebenfalls 10. Zum
Anlegen der Zahlenwerte bedient man sich gewöhnlich kleiner Täfelchen, Béziqueregister genannt, die durch
Stellung dreier Zeiger auf uhrartig eingeteilten Zifferblättern den Betrag des Gewinns nach Zehnern, Hundertern und
Tausendern bezeichnen. Auf der Rückseite dieser Täfelchen, deren jeder
Spieler eins bedarf, ist eine Übersicht der Werte
der verschiedenen gewinnbringenden Kartenzusammenstellungen angebracht.
in wörtlicher Bedeutung das von einer Kreislinie Umschlossene, ein bestimmtes Gebiet, z. B.
Stadtbezirk, Jagdbezirk. Bei der polit.
Einteilung desStaates wird der
Ausdruck Bezirk mehrfach für ein bestimmtes
Verwaltungs-
oder Gerichtsgebiet gebraucht.
Während in der jetzigen
Deutschen Gerichtsverfassung das Wort Bezirk eine technische Bedeutung
nicht mehr hat, ist dasselbe die eigentliche Bezeichnung für die mittlern Verwaltungseinheiten in fast
allen
StaatenDeutschlands.
[* 5] – In
Preußen
[* 6] wurde die heutige Organisation der Bezirk (Regierungsbezirke) durch die Steinsche Gesetzgebung
von 1808 geschaffen: an die
Stelle der
Kriegs- und Domänenkammern traten die heutigen Bezirksregierungen.
Auch bei den territorialen Neuerwerbungen der spätern Zeit wurde diese Einrichtung überall durchgeführt,
so daß sie heute in der ganzen Monarchie besteht; die Zahl der Bezirk beträgt 35. Ursprünglich waren die Regierungen
kollegial organisiert und in mehrere (zuletzt drei)
Abteilungen gegliedert, welche in der Hauptsache als selbständige
Behörden
arbeiteten. Das Verhältnis besteht jetzt noch für die zweite, die
Kirchen- und Schul-, sowie die dritte,
die
Abteilung für direkte
Steuern,
Domänen und Forsten; dagegen ist für
die erste, die Polizeiabteilung, die Kollegialverfassung
aufgehoben und durch das
Präfektursystem ersetzt worden, wonach hier der Regierungspräsident allein entscheidet, und auch
die Aufhebung der zweiten
Abteilung ist beabsichtigt.
Eine kommunale Organisation der Bezirk, wie der
Kreise
[* 7] und
Provinzen besteht in
Preußen nicht. (Rechtsquellen:
Verordnung vom Gesetz vom (S. auch
Bezirksausschuß.)
– In
Sachsen
[* 8] entspricht der Bezirk
(Amtshauptmannschaft) dem preuß.
Kreise, sowohl als
Staatsverwaltungs- wie
als Kommunalbezirk; derselbe ist eine Schöpfung der neuesten Zeit unter den Kreishauptmannschaften und wird verwaltet durch
besoldete Staatsbeamte, die Amtshauptleute, welchen Bezirksversammlungen und
Bezirksausschüsse als Selbstverwaltungsorgane
zur Seite stehen. In
Württemberg
[* 9] besteht eine analoge Einrichtung in den Oberamtsbezirken, in
Bayern
[* 10] und
Baden
[* 11] in den Bezirksämtern;
diese Organisationen dienen aber lediglich der
Staatsverwaltung, ohne daß Selbstverwaltungselemente beteiligt
wären. Dagegen sind die drei elsaß-lothringischen Bezirk (Oberelsaß,
Unterelsaß, Lothringen) mehr den preuß. Regierungsbezirken
verwandt, unterscheiden sich jedoch von diesen durch die gewählten
Bezirkstage, welche auf dem Gesetz vom 28. Pluviose Ⅷ.
beruhen und eine ziemlich ausgedehnte Kompetenz (besonders in finanziellen und Steuersachen) neben dem
Bezirkspräsidenten des
Staates haben.
In militärischer Hinsicht wird das Gebiet des
DeutschenReichs in 19 Armeekorpsbezirke eingeteilt (s.
Deutsches Heerwesen);
jeder Armeekorpsbezirk bildet einen besondern Ersatzbezirk, das Großherzogtum Hessen
[* 12] einen für sich. Jeder Ersatzbezirk
zerfällt in 4, das Großherzogtum Hessen in 2 Brigadebezirke; jeder der letztern besteht aus 4‒6 Landwehrbezirken,
früher Landwehr-Bataillonsbezirke genannt. Diese sind in Rücksicht auf die Ersatzangelegenheiten in Aushebungsbezirke eingeteilt,
deren
Umfang und
Größe von der
Einteilung in Civilverwaltungbezirke abhängt.
In denStaaten mit Kreiseinteilung bildet in der
Regel jeder
Kreis
[* 13] einen Aushebungsbezirk, in den andern
Staaten werden die Aushebungsbezirke dergestalt gebildet, daß sie
in der Regel nicht weniger als 30000 und nicht mehr als 70000 E. umfassen. Jedem Landwehrbezirke ist
ein
Stabsoffizier als
Bezirkscommandeur (s. d.) vorgesetzt.
¶
im deutschen HeereLieutenants des aktiven Dienststandes, die zur Unterstützung der Bezirkscommandeure
(s. d.) in den Bureaugeschäften auf 2–3 Jahre von ihren Truppenteilen abkommandiert sind.
Durch die neuere preuß. Verwaltungsgesetzgebung waren für die Regierungsbezirke
neben der Regierungsbehörde des StaatesBezirksräte als Beschlußbehörden und Bezirksverwaltungsgerichte als Verwaltungsgerichte
zweiter Instanz nach Gesichtspunkten der Selbstverwaltung geschaffen worden. Diese Organisation erwies sich als zu schwerfällig
und es wurden darauf hin durch die neueste Gesetzgebung beide Behörden zu einer einzigen, dem Bezirksausschuß, zusammengezogen.
Derselbe ist sowohl Beschlußbehörde als Verwaltungsgericht nach den nähern Specialvorschriften der Gesetze und entscheidet
in jeder dieser Eigenschaften auf Grund eines besondern Verfahrens (Beschluß- und Streitverfahren). Als
Verwaltungsgericht ist der Bezirksausschuß höhere Instanz über den Kreisausschüssen des Bezirks und untere Instanz unter dem Oberverwaltungsgericht.
Den Vorsitz im B. führt der Regierungspräsident, dessen gesetzlicher Stellvertreter ein vom König ernannter Verwaltungsgerichtsdirektor
ist; ferner gehört dem Bezirksausschuß noch ein weiterer Staatsbeamter im Nebenamt, aber auf Grund königl. Ernennung
an. Dazu kommen vier vom Provinzialausschuß frei aus den Einwohnern des Bezirks zu wählende Mitglieder. Alle Mitglieder des
Bezirksausschuß gelten disciplinarisch als Richter; Disciplinargericht ist das Oberverwaltungsgericht. Die sächsischen Bezirksausschuß sind Selbstverwaltungsorgane
nach Analogie der preuß. Kreisausschüsse (s. d.).
im DeutschenReiche der dem Landwehrbezirk vorgesetzte Stabsoffizier, in der Regel
ein inaktiver. (S. Bezirk.) Der Bezirkscommandeur leitet in dem ihm unterstellten Landwehrbezirk das Ersatzgeschäft, die Kontrolle der Offiziere
und Mannschaften des Beurlaubtenstandes, die Einberufung und Gestellung derselben bei der Mobilmachung und bei Übungen sowie
die Aufbewahrung der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke der im Bezirk aufzustellenden Landwehr- oder
Reservebataillone.
Die Landwehrbezirke gliedern sich für das Kontrollgeschäft in Kontrollbezirke mit Hauptmeldeämtern und Meldeämtern (s. d.),
denen Bezirksoffiziere (s. d.) und Kontrolloffiziere (s. d.) vorgesetzt sind. Aus dem und dem Landrat des Kreises, der den Aushebungsbezirk
bildet (oder einem ähnlichen Beamten), setzt sich die Ersatzkommission (s. d.) zusammen, der bei
der Rekrutierung das Musterungsgeschäft obliegt. Die Bezirkscommandeur unterstehen Brigadecommandeuren der Linie,
für deren untergebene Regimenter die Bezirke in der Regel den Ersatz liefern.
Die Bezirkscommandeur beziehen als inaktive Offiziere die gesetzliche Pension, eine Stellenzulage von in der Regel 1080 M. jährlich sowie
Servis und Wohnungsgeldzuschuß. Einzelnen volkreichen Landwehrbezirken sind aktive Offiziere mit
dem Range eines Regimentscommandeurs als Bezirkscommandeur vorgesetzt. Den Bezirkscommandeur sind ein Adjutant (s. Bezirksadjutanten) oder mehrere Offiziere
(s. Bezirksoffiziere) sowie das erforderliche Bureaupersonal zugeteilt. Die vom Bezirkscommandeur vertretene Behörde heißt Bezirkskommando.
in Österreich
[* 15] die mit einem Bezirksrichter und richterlichen Hilfsbeamten besetzten
Einzelgerichte.
Befindet
sich der Sitz eines Gerichtshofes erster Instanz (eines Landes- oder Kreisgerichts), denen für ihren
Standort auch die bezirksgerichtlichen Amtshandlungen zugewiesen sind, in einer bedeutenden und volkreichen Stadt, so
können Bezirksgerichte (städtisch-delegierte Bezirksgerichte) für diese bestellt werden, deren Geschäfte durch Beamte des Kollegialgerichts versehen
werden (Gesetz vom Ministerialverordnung vom
im deutschen Heere diejenigen verabschiedeten Offiziere, welche dem Bezirkscommandeur (s. d.) zur
Unterstützung beigegeben sind. Bezirksoffiziere sind in der Regel Hauptmeldeämtern oder Meldeämtern (s. d.)
vorgesetzt und tragen in dieser Stellung die Verantwortung für das gesamte Kontrollwesen (s. d.) innerhalb
ihres Bezirks.
s. Bezirksausschuß. In Elsaß-Lothringen
[* 16] heißt Bezirksrat das aus dem Bezirkspräsidenten und seinen Räten bestehende
Kollegium (Conseil de Préfecture, s. Präfekturen), welches bald als Verwaltungsgericht, bald als Verwaltungsinstanz selbständig
entscheidet, bald dem Bezirkspräsidenten beratend zur Seite steht.
(pers.), Thränenstein, die sich in den Thränenhöhlen der Rothirsche ansammelnde und dort zu einer zunächst
zähen, später festen, rundlichen, gelblichen bis bräunlichen Masse eintrocknende Feuchtigkeit der Augen
(Absonderung der Thränen- und andern Augendrüsen).
Man schrieb ihr früher ähnliche Heilkräfte wie den Bezoarsteinen (s. d.)
zu.
rundliche, verschiedenartig gefärbte und aus mehrschaligen Lagen bestehende Konkretionen, die sich
im Magen
[* 17] und in dem Darme verschiedener Tiere bilden. Sie haben sehr verschiedene Zusammensetzung. Man teilt sie
in gemeine oder deutsche, in occidentalische und in orientalische ein. Die orientalischen, die für die kostbarsten gehalten
werden, haben eine sehr glatte und glänzende Oberfläche, eine schwärzlich-grünliche, gräuliche oder bläuliche Farbe
und sehr dünne und zarte Lagen, die fast wie die Schalen der Zwiebeln übereinanderliegen.
Sie finden sich bei den Bezoarziegen (Paseng, wilde Ziege, Capraaegagrus Gmel.)
und bestehen hauptsächlich aus Lithofellinsäure. Die occidentalischen Bezoarsteine sind unscheinbarer, bestehen
aus dicken Lagen, enthalten Phosphate und rühren von dem Lama und Vicuña her. Die deutschen Bezoarsteine bestehen aus Haaren und Pflanzenresten
und finden sich bei den Gemsen sowie bei Müllerpferden, wo sie oft bedeutende Größe erlangen. Die Bezoarsteine galten
früher als unfehlbare Gegengifte und werden noch jetzt im Orient teuer bezahlt und auch verfälscht.
Giftwurzel, der gewürzhaft bitter schmeckende Wurzelstock einiger Dorstenien (s. Dorstenia),
besonders von Dorstenia contrayervaL., der früher als schweißtreibendes Mittel benutzt wurde und in Amerika
[* 18] noch jetzt
gegen Schlangengift angewendet wird.
oder Trassat, beim gezogenen Wechsel (s. d.) wie bei der Anweisung derjenige, an den das Ersuchen zur Zahlung
oder die Anweisung gerichtet ist (s. Trassieren).
Friedr. von, Geschichtsforscher, geb. in München
[* 20] studierte in München, Göttingen
[* 21] und Berlin
[* 22] Geschichte,
habilitierte sich 1875 als Privatdocent in München, wurde 1881 außerordentliches Mitglied der Akademie
der Wissenschaften, 1883 Mitglied der Münchener Historischen Kommission und 1884 ord. Professor an der UniversitätErlangen.
[* 23] Bezold veröffentlichte: «König Sigmund und die Reichskriege gegen die Hussiten» (3 Abteil., Münch. 1872‒77),
«Zur Geschichte
des Hussitentums» (ebd. 1874),
«Briefe des Pfalzgrafen Johann Casimir, mit verwandten Schriftstücken gesammelt
und erläutert» (2 Bde., ebd. 1882‒84),
Joh. Friedr. Wilhelm von, Meteorolog, geb. in
München, besuchte die Universität daselbst und in Göttingen, habilitierte sich 1861 in München und wurde
später ord. Professor für mathem. und angewandte Physik an der Technischen Hochschule daselbst. In Bayern organisierte er 1878 den
meteorolog. Beobachtungsdienst und wurde Direktor der königlich bayr. Centralstation München. 1885 erhielt er einen Ruf
als Nachfolger Doves an die UniversitätBerlin und zugleich als Direktor des von ihm neu zu organisierenden
meteorolog.
Instituts. Er schrieb: «Über die physik. Bedeutung der Potentialfunktion in der Elektricitätslehre» (Münch. 1861),
«Die Farbenlehre
im Hinblick auf Kunst und Kunstgewerbe» (Braunschw. 1874),
«Beobachtungen der meteorolog. Stationen im Königreich Bayern» (1.
bis 7. Jahrg. 1879‒85 mit Lang; 8. und 9. Jahrg. 1886 und 1887 mit
Erk, München),
«Die Kälterückfälle im Mai» (ebd. 1883),
«Über zündende Blitze im Königreich Bayern während des Zeitraums
1833‒82» (ebd. 1884),
«Ergebnisse der meteorolog. Beobachtungen im J. 1885 und im J. 1886» (2 Bde.,
Berl. 1887, 1888),
die Haare,
[* 24] mit denen der Bogen
[* 25] (s. d.) von Streichinstrumenten bezogen ist, gewöhnlich 110‒120
feine Haare eines Pferdeschwanzes. Für den Kontrabaß wählt man schwarze, weil sie die Saiten kräftiger angreifen, für
die andern Streichinstrumente weiße. Vor dem Gebrauche bestreicht man den Bezug mit Kolophonium, weil er sonst über die Saiten
gleitet, ohne sie in Schwingung
[* 26] zu versetzen. – Bezug heißen auch die Saiten, mit denen ein Saiteninstrument
bezogen ist. Da sie bezüglich ihrer Stärke
[* 27] und ihres Stoffs bei einem Instrumente je nach der Höhe der Tonlage verschieden
sein müssen (für höhere Tonlagen sind sie dünner, für tiefere stärker; das Pianoforte verlangt gegen 20 verschiedene
Stärken), so ist es für die Klangfähigkeit des Instruments unerläßlich, den angemessensten Bezug festzustellen, indem man,
für die tiefsten Töne die stärksten Saiten einziehend, allmählich immer schwächere Stärkegrade für die höhern Töne
nimmt, so daß die Klangverschiedenheit der einzelnen Tonlagen (Register) möglichst ausgeglichen wird.
Adalbert, Sprachforscher, geb. zu Cassel, studierte indogerman. Sprachwissenschaft
in
Göttingen und München, wurde in Göttingen 1874 Privatdocent, 1879 außerord. Professor, 1880 Professor des Sanskrits
und der vergleichenden Sprachwissenschaft an der Universität Königsberg.
[* 28] Seine wichtigsten Schriften sind: «Beiträge zur
Geschichte der litauischen Sprache»
[* 29] (Gött. 1877),
ursprünglich Bhagelapur (engl. Bhagulpore), die unter 25° 15' nördl. Br. und 87° 2½' östl. L. auf dem
rechten Ufer des Ganges gelegene Hauptstadt des Distrikts Bhagalpur (11054 qkm mit 1966158 E., davon ungefähr 90 Proz.
Hindu) und der gleichnamigen Division (54238 qkm mit 8063160 E.) der indobrit. Präsidentschaft Bengalen,
ein unansehnlicher Ort mit (1891) 69106 E., von denen 19666 Mohammedaner sind, hat mehrere Bazare, verschiedene Tempel,
[* 30] einige
Moscheen, eine kath. Kapelle, eine Kavalleriekaserne u. s. w.
Die hervorragendsten Gebäude sind die Wohnhäuser
[* 31] der engl. Beamten und anderer Europäer.
Vor der Stadt befinden sich 2 Denkmäler zur Erinnerung an den Engländer Cleveland, der sich 1780‒84 als
Oberrichter und Magistrat große Verdienste um diesen Distrikt erwarb, das eine von der Ostindischen Compagnie, das andere,
in der Gestalt einer Pagode, von der eingeborenen Bevölkerung
[* 32] errichtet. Erwähnenswert sind auch noch 2 runde, 22 m hohe
Türme, sog. Pyrethra, wie sie in Afghanistan,
[* 33] Persien
[* 34] und Syrien gefunden werden und deren Erbauer sowohl
als die Zeit und der Zweck ihrer Erbauung gänzlich unbekannt sind. Bhagalpur liegt an der Eisenbahn Kalkutta-Patna-Benares.
Der Distrikt Bhagalpur ist reich an Industriefabriken; auch wird Reis nebst andern Getreidearten ausgeführt.
(d. h. die von der Gottheit gesungenen Offenbarungen), Titel eines religionsphilosophischen
Lehrgedichts, das als Episode in das sechste Buch des ind. Epos Mahābhārata (s. d.) verflochten
ist. Die beiden feindlichen Heere der Kuruiden und Panduiden stehen gerüstet in Schlachtordnung sich gegenüber, die Trompeten
geben die Zeichen zum Beginn des Kampfes, und der Panduide Ardschuna besteigt seinen Kriegswagen, den die Gottheit selbst
in der menschlichen Gestalt des Krischna als Wagenlenker führt.
Als aber Ardschuna im feindlichen Heere seine Verwandten, die Freunde seiner Jugend und seine Lehrer erblickt, zögert er, sich
in den Kampf zu stürzen, von dem Zweifel gequält, ob es, um eines irdischen Vorteils willen, wie hier der Wiedereroberung
des väterlichen Reichs, erlaubt sei, die geheiligten Satzungen des ganzen Staatsorganismus zu verletzen.
Hierauf setzt nun Krischna ihm in einer Reihe von 18 Gesängen die Notwendigkeit des pflichtgemäßen Handelns auseinander,
woraus sich im weitern Verlaufe des Gesprächs ein vollständiges System ind. Religionsphilosophie entwickelt, in welchem mit
ebenso vieler Klarheit der Gedanken als Eleganz der Darstellung die höchsten Probleme des menschlichen
Geistes behandelt werden. Das Gedicht, welches seinem
¶
mehr
wesentlichen Gehalt nach zu der Litteratur der Pāntscharātra gehört, setzt die Existenz verschiedener philos. Schulen
voraus und ist sicher nicht vor dem 3. Jahrh. n. Chr.
entstanden. In Indien genießt das Werk ein unbedingtes Ansehen und ist daher auch oft kommentiert und in die verschiedenen
SprachenIndiens übersetzt worden. Die besten Ausgaben des Sanskrittextes lieferten A. W. von Schlegel
(2. Aufl., Bonn
[* 36] 1846) und Thomson (Hertford 1855); in das Deutsche
[* 37] wurde das Gedicht übersetzt und kommentiert von Peiper
(Lpz. 1834), Lorinser (Bresl. 1869), Boxberger (Berl. 1870) und Fr. Hartmann (Braunschw. 1892), in das Englische
[* 38] von Arnold (1885)
und Chatterjee (1889). Das beste Werk überdies, ist die geistvolle Abhandlung W. von Humboldts«Über die
unter dem Namen Bhagavad-Gita bekannte Episode des Mahābhārata» (Berl. 1826).
bedeutendste Handelsstadt in Birma in Hinterindien,
[* 39] am östl. Ufer des Irawadi unterhalb der Einmündung des
Taping, hat (1891) 6986 E. Der sehr belebte Ort ist Hauptsitz des birman.-chines. Handels. Alljährlich treffen hier vom Oktober
bis Mai (nur die Regenzeit unterbricht den Verkehr) die mit Seide,
[* 40] Manufaktur- und andern Waren beladenen
Karawanen chines. Kaufleute, zunächst aus der Provinz Jün-nan (deren Grenze 5 Tagemärsche ostwärts entfernt ist) und die
flachen Boote der Birmanen mit ihren Baumwollballen und andern Produkten zusammen.
Der Überwert der Baumwollausfuhr sowie der Wert des übrigen Exports findet seine Ausgleichung zum Teil durch
Einfuhr von Quecksilber, Zink, Zinnober,
[* 41] Sammet- und Seidenzeugen, Opium, russ. Tuch u. s. w., teils durch Zahlung in chines. Silber
(Sj’-Szi-Silber) und Blattgold. Neben der Baumwolle
[* 42] kommen für den Export nach China
[* 43] noch in Betracht: Schmuckfedern, Serpentinstein
oder Ju, Bernstein,
[* 44] fleischfarbener Feldspat zu Rangknöpfen, außerdem eßbare Vogelnester, Arekanüsse, Elfenbein, Rhinoceros-
und Hirschhorn. Die Gesamtausfuhr an Waren wird auf 6‒7 Mill. M., die Gesamteinfuhr auf 5‒6 Mill.
M. geschätzt. Engl. Dampfer mit flachen Schleppschiffen vermitteln den Verkehr mit Rangun.
[* 45] Versuche der Engländer, von hier
aus den Handel mit Südwestchina zu leiten, sind an der Landesnatur gescheitert, da zwischen und Jün-nan hohe schneebedeckte
Ketten zu überwinden sind. –
1) Distrikt der zu dem Hauptkommissariat (Chief-Commissionership) «Centralprovinzen» in Britisch-Ostindien gehörenden Division
Nagpur, grenzt im N. an die Distrikte Seoni und Balaghat, im S. an Tschanda, im O. an Raïpur und im W. an
Nagpur, hat 10158 qkm und (1891) 742887 E. – 2) Hauptort des Distrikts Bhandara unter 21° 9’ nördl.
Br. und 79° 42’ östl. L., in 260 m Höhe auf dem rechten Ufer des Flusses Wainganga, und hat (1891) 13389 E. (fast alle
Hindu nicht hoher Kasten) und einen lebhaft besuchten Bazar.
(Bang), Guaza Sidhee, Handelsname der geringern Sorte des Indischen Hanfes (s. d.), aus den zur Blütezeit abgestreiften
zerkleinerten Blättern,
Kapseln
[* 47] und jüngern Zweigen bestehend.
Diese werden in Indien und im Orient mit Wasser oder mit Milch
unter Zusatz von Gewürzen verrieben und bilden so ein beliebtes Berauschungsmittel (s. auch
Ganjah und Haschisch).
1) Vasallenstaat, das wichtigste Dschatfürstentum (s. Dschat) in der brit.-ostind. Agentschaft der Östlichen Staaten in Radschputana,
grenzt im N. an den brit. Distrikt Gurgaon, im O. an die Distrikte Mathura und Agra, im SO., S. und SW.
an die unabhängigen StaatenDholpur, Karauli und Dschaipur, im W. an Alwar, und hat 5113 qkm und (1891) 640620 E. Das Land leidet
an Wassermangel; doch sind bedeutende Anlagen für künstliche Bewässerung gemacht worden. – 2) Hauptstadt des Staates Bharatpur, liegt
unter 27° 13’ nördl. Br. und 77° 32⅓’ östl. L., an der Eisenbahn Agra-Adschmir-Bombay in einem
vertieften Terrain, ein Umstand, der ihr in militär. Hinsicht Bedeutung verleiht, da infolgedessen
ihre Umgegend aus einem kleinen, höher gelegenen See in der Nähe unter Wasser gesetzt werden kann.
Dies geschah 1805 und machte den Angriff von Lord Lake auf Bharatpur fruchtlos. Bei dem Angriffe von Lord Combermere 1827 glückte
es den Engländern noch zu rechter Zeit, die Ableitung des erwähnten Sees nach der Umgegend von Bharatpur zu verhüten. Seitdem
sind die früher berühmten Festungswerke von Bharatpur größtenteils nur noch Trümmer. Die entwaffnete Citadelle
enthält drei voneinander getrennte Paläste, einen für den Fürsten, den andern für die Frauen der
fürstl. Familie, den dritten für die Rechtspflege. Bharatpur ist noch immer ein bedeutender Ort, hat einen Umfang von 13 km und
(1891) 68033 E., darunter 50210 Hindu, 16665 Mohammedaner, 1154 Dschain und 4 Christen. Die Bewohner treiben einen beträchtlichen
Handel, namentlich mit Salz
[* 48] aus dem See Sambhar in Radschputana. Das Land zwischen Bharatpur, Agra und Mathura
und die Sprache heißt Bradsch oder Bridsch.
in Indien hochgefeierter Kunstdichter. Er wird zusammen mit Kālidāsa in einer Inschrift aus dem J. 634 n. Chr.
genannt, war also damals bereits berühmt. Er ist Verfasser des Kunstepos «Kirātārjunīya»
(der Kampf Ardschunas mit dem Kiraten) in 18 Gesängen (sarga),
dessen Stoff frei nach einer Episode des Mahābhārata, bearbeitet
ist. Herausgegeben wurde das «Kirātārjunīya» mit dem Kommentar des Mallinātha
zuerst in Kalkutta
[* 49] 1814, seitdem sehr oft in Indien. Die beste Ausgabe ist die von Godabole und Paraba
(Bombay
[* 50] 1889). Die beiden ersten Gesänge wurden übersetzt von C. Schütz (Bielef. 1845), der in der Einleitung eine Analyse
des Gedichts giebt.
(engl. B[a]roach), Hauptstadt des Distrikts Bharotsch der Provinz Gudschrat in der indobrit. Präsidentschaft Bombay,
21° 43’ nördl. Br., 73° 2’ östl. L., am rechten (nördl.) Ufer der
Narbada, ungefähr 48 km von deren Einmündung in den Golf von Cambay. Die jährliche Regenhöhe beträgt 987 mm. Bharotsch, einer
der ältesten Seehäfen im westl. Ostindien,
[* 51] bietet von der Südseite der Narbada, über welche eine 1¼ km lange Eisonbahnbrücke
mit 67 Bogen führt, einen malerischen Anblick dar. Umgeben ist die Stadt von einer vielfach zerfallenen
Mauer, die nur nach der Flußseite hin ziemlich vollkommen erhalten ist und hier 5 Thore hat; in einer Höhe von 9 bis 12 m
¶
mehr
zieht sie sich, zum Schutze gegen den Strom, etwa 1½ km weit hin. In älterer Zeit war ein blühender Handels- und Gewerbeort;
in den letzten 3 Jahrhunderten hat es durch die vielen Kriege sehr gelitten, und erst in neuerer Zeit beginnt es sich wieder
zu heben. Bharotsch hatte 1872: 36 932, 1891: 40 168 E. (10000 weniger als 1777), darunter 25 257 Hindu, 11 354 (meist
arme) Mohammedaner, 2243 Parsen (meistWeber und Schiffbauer), 488 Dschain (meist Kaufleute), 93 Christen. Der Schiffbau der Parsen
hat sehr nachgelassen; desgleichen auch, infolge der zunehmenden Einfuhr engl. Stoffe, ihre Weberei.
[* 53]
Die Hindu und Mohammedaner treiben hauptsächlich Handel, Schifffahrt, Fischfang und die verschiedenartigsten
Handwerke. Der schwarze Boden ist außerordentlich fruchtbar und besonders für Baumwollpflanzungen geeignet; außer Baumwolle
werden auch Getreide
[* 54] und Hülsenfrüchte ausgeführt. Es befinden sich daselbst eine engl. Regierungsschule,
ein von den Hindu unterhaltenes Krankenhaus
[* 55] für die verschiedensten Tiere bis hinab zu den Insekten
[* 56] sowie
ein wohlerhaltener Kirchhof, aus der Zeit, wo Bharotsch den Holländern gehörte, mit Grabsteinen von 1685 bis 1770. - Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß Bharotsch das Barygaza des Ptolemäus und Arrian ist.
Den Arabern im Mittelalter war Bharotsch unter dem NamenBarusch als Handelsplatz wohlbekannt. Nach der Eroberung
von Gudschrat durch die Mohammedaner machte Bharotsch einen Teil des neugebildeten Staates Gudschrat aus, bis es der Großmogul Akbar 1583 seinem
Reiche einverleibte. 1685 ward es von den Mahratten erobert, denen es 1772 die Engländer abnahmen. Dieselben traten
es jedoch 1783 an den Mahrattenfürsten Mahadadschi Sindhja ab. 1803, bei dem Kriege zwischen den Mahratten
und Engländern, eroberten diese Bharotsch im Sturme. Bei dem hierauf folgenden Friedensschlusse von Surdschi Andschangaon (in Berar)
ward es an die Engländer abgetreten.
(im Sanskrit Bhartṛihari), Name des angeblichen Verfassers einer berühmten ind. Spruchsammlung. Der
ind. Tradition nach war Bhartrihari der Bruder eines Königs Vikramāditya und verbrachte seine Jugend in großen
Ausschweifungen. Am Sterbebette seines Vaters beschloß er, durch dessen Kummer bewogen, der Welt zu entsagen und am Ufer der
Çiprā zeigt man noch heute eine Höhle, die er als Büßer bewohnt haben soll. Nach dem Chinesen I-tsing lebte er im 7. Jahrh.
n. Chr., wurde buddhistischer Mönch, bald aber wieder aus Liebe zur Welt Laie und
wiederholte alsdann diesen Wechsel noch sechsmal.
Unter B.s Namen gehen drei Centurien (Sanskrit çataka) von Sprüchen, von denen jeder ein abgeschlossenes Ganzes für sich
bildet. Die erste Centurie führt den Namen çrngāraçatakam, d. h. «Centurie der
Liebe», und ist erotischen Inhalts, die zweite nītiçatakam, d. h. «Centurie
der Lebensklugheit», und enthält Sprüche über allerlei Verhältnisse des Lebens, die dritte vairāgyaçatakam, d. h. «Centurie
der Leidenschaftslosigkeit», und enthält Sprüche über die Gleichgültigkeit gegen die Welt, die Aufgebung der Lebensfreuden,
die Macht des Schicksalsu. dgl. Neben vielem Schönen enthalten die Sprüche nicht wenig Mittelmäßiges.
Sie stammen von verschiedenen Verfassern, und die Spruchsammlung, die in ihrem Umfange in den Handschriften sehr schwankt,
ist mehr eine Anthologie als das Werk eines Mannes. Die ersteAusgabe besorgte Carey
(Serampur 1804); dann gab von Bohlen eine
kritisch sehr mangelhafte Ausgabe mit lat. Übersetzung und Anmerkungen (Berl. 1833), wozu Schütz (Bielef.
1835) und SchiefnerundWeber (ebd. 1850) Nachträge und Verbesserungen gaben.
Die 2. und 3. Centurie gab Telang heraus (2. Aufl., Bombay 1885), die beste vollständige Ausgabe ist die mit dem Kommentare
des Krischnaçāstrin (ebd. 1888). Sämtliche Sprüche sind aufgenommen und wörtlich ins Deutsche übersetzt
in Böhtlingks«IndischeSprüche» (2. Aufl., Petersb. 1870-73). Eine geschickte
metrische Übersetzung gab von Bohlen (Hamb. 1835); außerdem wurde eine Auswahl übersetzt von Rückert in der «Zeitschrift
für die Kunde des Morgenlandes», 1,14 fg. (1837) und von Höfer, «Indische Gedichte» (Lpz. 1844), 1,143 fg.; II,168 fg.
(neuind. bhāt), eine eigentümliche, erbliche, eine Art Kaste bildende Genossenschaft von
Barden in der Westhälfte von Vorderindien, namentlich in den Ländern, welche früher zu Gudschrat gehörten. Hauptsächlich
unter der radschputischen Bevölkerung daselbst stehen die Bhat nebst den ihnen nahe verwandten Tschārans in großem Ansehen
und üben wesentlichen Einfluß aus. Die Bhat sind Märchenerzähler, herumziehende Barden, Aufbewahrer
der Volkslegenden und Familientraditionen, mitunter auch Gaukler, Wahrsager u. s. w. Diejenigen Häuptlinge und andere Vornehme,
welche sich freigebig gegen sie zeigen, werden von ihnen in Liedern gepriesen, während sie auf solche, von denen sie sich
vernachlässigt glauben, Satiren machen und verbreiten, die sich meistens auf unechte Geburt und daher
stammende niedrige Gesinnung der betreffenden Personen beziehen.
Mitunter, wenn ein Bhat sich besonders empfindlich durch einen Häuptling gekränkt fühlt, befestigt er das Bildnis desselben,
zugleich aber auch einen alten Schuh oben an einer Stange und zieht hiermit von Dorf zu Dorf, allenthalben Spott- und Schmählieder
auf jenen vortragend, bis dieser selbst oder seine Anverwandten den Bhat durch reiche Geschenke
versöhnen. Einen Bhat zu töten gilt für ein schweres Verbrechen. Deshalb begleiteten sie Reisende als Schützer und drohten
bei Angriffen sich das Leben zu nehmen. Jetzt ist das Ansehen der Bhat immer mehr im Schwinden begriffen, namentlich
in den Ebenen von Hindustan, wo sie als eingebildete und freche Bettler auftreten.
(verderbt Bhatgang), bedeutende Stadt in dem selbständigen Staate Nepal in Ostindien, in den südl. Abhängen
des Himalaja, liegt unter 27° 37' nördl. Br. und 85° 22' östl. L. 15 km östlich von Katmandu und ist
gut gebaut, hat etwa 30000 E., reinliche Straßen, einen Palast, eine Anzahl von Tempeln und dadurch ein stattlicheres Aussehen
als die Hauptstadt Katmandu. Früher war es der Lieblingsaufenthalt der in diesem Lande lebenden Brahmanen; jetzt sind die Bewohner
hauptsächlich hinduisierte Newar, d. h. Angehörige eines ureingeborenen Stammes, der sich durch Betriebsamkeit,
namentlich in der Weberei, auszeichnet.
ind. Dichter, mit vollem Namen Bhattasvāmin und Bhartṛsvāmin, auch Bhartrhari, Verfasser des «Bhaṭṭikāvyam».
Seinen eigenen Angaben nach lebte er unter einem Könige Çrīdharasēna aus der Valabhīdynastie. Damit ist wahrscheinlich
Dharasēna I. (530-545 n. Chr.) gemeint, von dem wir wissen, daß er ein Beschützer
der
¶
mehr
Gelehrtenwar. Das Bhaṭṭikāvyam in 22 Gesängen (sarga) gehört zu den Kunstepen und behandelt die Geschichte des Rāma
(s. d.). Die einzelnen Gesänge sind aber nebenbei zu bestimmten grammatischen und rhetorischen Zwecken geschrieben, worunter
das poet. Element sehr leidet. Bhaṭṭikāvyam wurde zuerst herausgegeben Kalkutta 1828, seitdem in Indien sehr oft. Die
beste Ausgabe ist die von Bāpata mit dem Kommentare des Dschajamangala (Bombay 1887).
nächst Kālidāsa der berühmteste ind. Dramatiker, stammte aus Padmanagara
im Lande der Vidarbha im Dekan aus einer angesehenen Brahmanenfamilie und lebte am Anfange des 8. Jahrh. n. Chr.
Von ihm sind drei Dramen erhalten, das «Mahāvīracaritam», das «Uttararāmacaritam»
und das «Mālatīmadhavam». Die beiden ersten Stücke behandeln die Geschichte des Rāma (s. d.), und zwar das Mahāvīracaritam,
in 7 Akten von dem ersten Zusammentreffen des Rāma mit Sītā an bis zu Rāma Rückkehr nach Ajodhjā, also den Stoff der 6 ersten
Bücher des Rāmāyana (s. d.), das Uttararāmacaritam
die weitere Geschichte des Rāma und der Sītā nach der Rückkehr, also den Stoff des Uttarakānda, des 7. Buches, des Rāmāyana.
Das Mahāvīracaritam ist als Drama eine schwache Leistung. Bhavabhuti war durch seinen Stoff gezwungen, eine Masse einzelner Scenen
lose aneinander zu reihen, wodurch alle dramat. Spannung verloren geht. Außerdem ist der Stoff ganz ungleichmäßig
verarbeitet. Geschickter und selbständiger gearbeitet ist das Uttararāmacaritam in 7 Akten, obwohl auch hier der Verlauf
mancher Akte sehr schleppend und ermüdend ist. B.s Hauptstärke sind Naturschilderungen, und er liebt Rührscenen.
Seine Sprache ist oft dunkel und schwerfällig und sein Mangel an Witz tritt in seinem dritten Werke, dem
Mālatīmādhava, sehr klar zu Tage. Dies Drama in 10 Akten ist ein bürgerliches Schauspiel und behandelt die Liebe des Mādhava
und der Mālatī. In allen drei Stücken finden sich Nachahmungen des Kālidāsa. Sie sind sehr oft in Indien herausgegeben
worden, das letzte auch in Europa
[* 58] von Trithen (Lond. 1848). Die beste Ausgabe des Mālatīmādhava ist
die von Bhāndarkar (Bombay 1875). Übersetzt ist das Mahāvīracaritam in das Englische von Pickford (Lond. 1871); das Uttararāmacaritam
von Wilson, «Select Specimens of the Theatre of the Hindus», I (ebd. 1827; 3. Aufl., ebd. 1871),
mit einer Einleitung über Leben und Werke des Bhavabhuti; das «Mālatīmādhava»
von Wilson, «Select Specimens», II, und in das Deutsche von Fritze (Lpz. 1883). -
Vgl. Anundoram Borooah, and his place in
Sanskrit Literature (Kalkutta 1878),
Vasallenstaat und Stadt in Britisch-Indien, s. Bahawalpur. ^[= (früher auch Daudputra genannt). 1) Engl. Vasallenstaat in Ostindien, zwischen Pandschab und ...]
(im Sanskrit Bhilla; hindustan. Bhil, Fem. Bhilŗi), ein Volksstamm in Indien, welcher einen Teil
der ältern Bevölkerung (vor der arischen Einwanderung) darstellt. Hauptsitze des Stammes sind der wildeste Teil des Windhjagebirges
über den FlüssenTapti,
Narbada, Mahi und der nördl. Teil des Westghat an seinen beiden Abhängen; doch kommen sie auch in der
Präsidentschaft Bombay und im Kollektorat Khandesch vor. Die Bhil haben mancherlei von den Sitten und der
Religion der Hindu angenommen; ihre Sprache ist heute ein roher Hindidialekt.
Die Mehrzahl verehrt Mahadeva, außerdem eine große Menge von Berggöttern und die niedern Hindugottheiten. Die Bhil essen
Rind- und Schweinefleisch und trinken Arak und Palmwein. Den Brahmanen bezeigen sie keine Ehrfurcht, ihre Witwen dürfen
sich wieder verheiraten. Sie begraben ihre Toten. Bei dem Tode eines Häuptlings machen die Bhil aus Erz das Bild eines Stiers oder
Pferdes, mit dem die Râvel genannten Priester jährlich eine Rundreise machen und sie unter gewissen Ceremonien in den verschiedenen
Dörfern zeigen.
Außerdem haben sie Wahrsager, Barwâ, die zugleich Ärzte sind. Statt der Tempel haben sie Bäume mit einer
Reihe großer Steine auf einer Erdterrasse davor. Die Bhil werden als klein, schwarz, schlank und mager, aber rüstig und mehr
behende und thätig als stark, zugleich als diebisch, falsch, verräterisch, aber nicht als blutgierig beschrieben. In neuerer
Zeit sucht die engl. Regierung sie zu kultivieren. Eins der hierfür angewandten Mittel war die Bildung
eigener Korps von aus Bhil rekrutierten Polizeimannschaften. -
Vgl. F. Sinclair im «Indian Antiquary» (1875 fg.): Bickerstaff
Rowney, The wild tribes of India (Lond. 1882).
Ort in der polit. Assistent-Agentschaft Bhopal des Oberkommissariats Centralindien (CentralIndia
Agency) in Britisch-Ostindien, liegt unter 23° 32' nördl. Br. und 77° 51' östl. L., in 471 m Höhe rechts vom Flusse Betowa
auf einem Trappfelsen, bildet mit dem umliegenden Distrikt Bhilsa einen Teil der Besitzung des MaharadschaSindhia von Gwaliar,
eines mahrattischen Vasallenfürsten der Engländer, und hat (1881) 7070 E., darunter 5981 Hindu und 1077 Mohammedaner
sowie einFort. In der Vorstadt befindet sich eine 5,94 m lange, 25,4 cm weit gebohrte, reich verzierte, der Sage nach auf
Befehl des Großmoguls Dschahan-Gir aus Erz gegossene Kanone. Etwa 6 km südwestlich von Bhilsa, anf dem linken Ufer des Betowa,
bei den Orten Santschi und Kanakhera großartige buddhistische Tempelruinen. Der in der Umgegend angepflanzte
Tabak
[* 61] gilt für den besten in Indien.
der bedeutendste linke Nebenfluß des Kistna (s. d.) im mittlern
Vorderindien, entspringt auf dem Ostabhange der West-Ghat und mündet nach einem Lauf von 600 km nördlich vom Raitschur.
(auch Bhima-Ghōrā), Wallfahrtsort der Hindu im Distrikt Saharanpur der zu der Lieutenant-Gouverneurschaft
der Nordwestprovinzen gehörenden Division Mirat in Ostindien, liegt unter 29° 58' nördl. Br. und 78" 14' östl. L. ungefähr
1½ km nordwestlich von Hardwar.
Daselbst befindet sich, in 350 m Höhe, eine enge Bergspalte mit einem Kund
oder Teiche, der sein Wasser aus einem schmalen Arme des Ganges empfängt.
Waschungen mit demselben sollen rein von allen Sünden
machen.
(spr. bohdsch-), s. Bhurdscha^[= und Bhurdschapatra (im Sanskrit Bhūrja und Bhūrjapattra), ind. Name einer Birkenart (Betula ...] und Bhurdschapatra.
¶