dem Herde in einer Art Hängeboden, wie dieses in vielen ländlichen
Gebäuden noch heute üblich ist. Im
Sommer errichtete
man das Lager
[* 2] auf dem Fußboden des Wohnraumes, wo es in
Pompeji
[* 3] zumeist als einfache Aufmauerung erscheint. Je nach dem Kulturstande
und den
Sitten änderte sich die Form des Lagers. Es bleibt entweder eine in einer gewissen Höhe über
dem Fußboden angebrachte, mehr kastenartige Vorrichtung, wie die
Bühne oder
Bucht des niedersächsischen, die Hochwand des
bremischen
Bauernhauses, der Müchás der Griechen, oder es wird zum mehr oder minder auf dem Fußboden beweglichen Geräte.
Ist dieses ganz aus Holz
[* 4] gezimmert, so daß nur durch Polster das Lager weicher gestaltet wird, und dient
es zugleich zum Sitzen, so nennt man es
Bank;
sind an
Stelle des Sitz- oder Liegebrettes
Gurte angeordnet, die eine Matratze
tragen, so entsteht die Pritsche oder bei reicherer
Ausstattung der
Diwan;
ist das Lager mehr zum Ausruhen in halbsitzender
Stellung bestimmt und daher mit
Kopf- und Seitenlehne versehen, so wird es zur Chaiselongue, dient es außerdem zum Sitzen
für mehrere und zum gestreckten Ausruhen, so bildet sich das
Sofa oder
Kanapee;
erst wenn sich Fuß- und Kopflehne vorfinden
und das Lager für das Schlafen, namentlich in der Nacht, bestimmt wird, nennt man es in engerm
Sinne
Bett.
[* 5] Die noch meist hohen, durch
Tritte zugänglichen Bett der alten Ägypter besaßen zur Schonung des Haarputzes noch besondere
Kopfstützen.
Ebensolche findet man in
Japan.
[* 6] Man pflegt hier, wie in allen südl.
Ländern, das Bett zum Schutz gegen
Insekten
[* 7] mit einem
Netze zu umgeben.
Bei den Griechen scheint die Kline zumeist sowohl als Nachtlager als für den
Gebrauch bei
Tage gedient zu haben. Zu
HomersZeiten aß man noch sitzend, später aber führte sich die
Sitte allgemein ein,
halb liegend zu speisen. Somit wurde die Kline neben dem Tisch zum wichtigsten Hausgerät der antiken
Wohnung. Dementsprechend war sie, wie in
Pompeji erhaltene
Beispiele lehren, kostbar geschmückt, in
Bronze
[* 8] gegossen mit edlen
Stoffen eingelegt.
Großen Wert legte man auf die Schönheit der
Kissen und
Decken. Die
Römer
[* 9] unterscheiden zwischen dem Schlafbett (lectus cubicularis),
dem Ehebett (lectus genialis), dem niedrigen Krankenlager (scimpodium), dem Paradebett des
Toten (lectus
funebris), ferner dem hauptsächlich bei der
Mahlzeit benutzten kostbaren lectus tricliniaris. Im Mittelalter benutzte man
die Wandbänke, die zum
Teil gemauert wurden, oder den
Boden zum Ausbreiten von
Kissen für das Lager; ferner Spannbetten nach
Art der Pritschen, die auf vier Füßen
(Stollen) standen und am Sitz durch Querleisten (Spangen) zusammengehalten
wurden.
Die Matratze lag auf
Gurten
(Strangen), ein Betttuch (Leilachen), eine
Decke
[* 10] (Kulter), ein
Kissen (Pfellel, Ohrkissen) gehörten
zur vollständigen
Ausrüstung. Die Bettvorhänge wurden in der frühern Zeit des Mittelalters meist an der
Decke oder an eisernen
Armen, die von der
Wand ausgingen, befestigt. In der got. Epoche aber bildete sich das Bett zum
Himmelbett aus, und zwar in doppelter
Weise, indem es entweder ganz mit Geweben umschlossen und oben desgleichen gedeckt wurde,
oder indem es sich in einen rings von hölzernen
Wänden umgebenen Kasten verwandelte, der einem kleinen Zimmer glich und
vorn eine Öffnung als Eingang hatte.
Im 16. Jahrh. war, zumal bei den Vornehmen, das mit Schnitzwerk verzierte Himmelbett sehr beliebt. Federbetten als
Decke kamen erst im 18. Jahrh. auf. Doch verschwand das Himmelbett in dieser Zeit, das
Bett wurde wieder offen, behielt aber noch als Staatsbett der Vornehmen die vier
Pfosten mit Umhängen, woneben
aber auch die Form des halben Himmels bestand, welchem die
Pfosten am Fußende fehlten. Dieses mit zurückgeschlagenen
Vorhängen
vorn offene Bett wurde
Staats- und Paradebett sowohl am franz.
Hofe wie in der vornehmen Gesellschaft.
Auf demselben liegend empfing die
Dame des Hauses in einem besondern Paradegemach (chambre de lit) ihren
Besuch. Später nahmen die Könige von
Frankreich diese
Sitte im sog.
Lever auf. Während in
Frankreich das Bett heute noch zumeist
mit einem halben Himmel
[* 11] versehen wird und allezeit zu den Hauptstücken der
Ausstattung gehörte, auf dessen Schmuck besonderer
Wert gelegt wird, war es im verarmten
Deutschland,
[* 12] immer mehr zum Gebrauchsgegenstand werdend, immer kleiner
und unscheinbarer ausgebildet worden.
Erst mit dem wachsenden Wohlstande in diesem Jahrhundert ist es wieder zu Ehren gekommen. Man liebt in
Deutschland jetzt zumeist
das Kastenbett aus Holz, welches etwa 1-2 m mißt.
Kopf- und Fußteil werden kunstvoll verziert, Himmel selten angeordnet,
da sie die Lüftung erschweren. Die Sprungfedermatratzen haben sich jetzt fast überall eingeführt und
haben nebst den Steppdecken und Wolldecken die schweren und dumpfen Federkissen verdrängt. Nur auf die Füße deckt man
besondere Federkissen (Plumeaus).
Die Engländer und Amerikaner ziehen Metallbetten vor, die leichter zu bewegen und sicherer gegen Ungeziefer zu bewahren
sind. Durch Verzierung mit getriebenen und gegossenen
Messing- und Kupferteilen erhalten diese ein schmuckes
Ansehen. Überall bildet jetzt das Bett den Gegenstand der
Aufmerksamkeit für das Kunstgewerbe sowohl wie für die
Technik,
namentlich sind auch für die
Krankenbetten mit ihren besondern Vorrichtungen zur
Hebung,
[* 13] Lagerung und Wartung der
Kranken zahlreiche
Neuerungen eingeführt worden, wobei man im allgemeinen von der
Ansicht ausgeht, daß ein flaches, nicht
zu weiches, aber elastisches, zugfreies, den Luftwechsel gestattendes Bett das gesundeste Nachtlager biete.
Die Sprungfedermatratzen, welche den Luftwechsel nach unten erschweren und viel Raum zur Absetzung von schädlichen
Stoffen
bieten, hat man in neuerer Zeit mit Erfolg durch ein großmaschiges, elastisches
Netz aus
Draht,
[* 14] resp.
federnden Drahtspiralen ersetzt. Wegen seines reichen künstlerischen Schmuckes ist berühmt das Himmelbett König
Ludwigs
XIV. im Schlosse Versailles,
[* 15] unter
Ludwig Philipp erneuert und unter König
Ludwig II. von
Bayern
[* 16] für Schloß Herrenchiemsee
nachgebildet.
[* 5] im Maschinenbau, speciell bei den horizontal angeordneten Dampfmaschinen,
[* 17] den Metallhobelmaschinen,
den
Drehbänken u. s. w. soviel wie Gestell.
oder
Mendikanten, Mönche, die kein Eigentum besitzen, sondern von milden Gaben leben sollen, die ihnen
entweder zu bestimmten
Zeiten verabreicht oder von ihnen außerhalb des
Klosters eingesammelt werden. Der
¶
mehr
Ursprung der Bettelmönche fällt zusammen mit dem zu Anfang des 13. Jahrh. entstehenden
Streben nach Rückkehr zu apostolischer Strenge und Sitteneinfalt. Papst Innocenz III. war darauf bedacht, die Begeisterung
der Zeit für ein «apostolisches Leben» in den Dienst des Papsttums zu
ziehen und dadurch zugleich der außerkirchlichen Bewegung der Geister einen Damm zu setzen. Hierdurch erklärt
sich das überaus schnelle Emporblühen der Bettelmönche. Schnell nacheinander entstanden im 13. Jahrh.
die Dominikaner-, Franziskaner-, Karmeliter-, Augustiner- und Serviten-Bettelorden.
Schon 1274 sah sich die Kirchenversammlung zu Lyon
[* 21] wegen der störenden Eingriffe der in die regelmäßige Seelsorge zu der
Bestimmung genötigt, daß außer den bestehenden weiter kein Bettelorden gegründet werden dürfe. Die
Bettelmönche erhielten von den Päpsten wichtige Privilegien. Sie genossen vollständige Freiheit von aller weltlichen und bischöfl.
Gerichtsbarkeit, hatten die Befugnis, außerhalb des Klosters von jedem Almosen zu fordern, und konnten überall, später jedoch
in beschränkter Weise, ohne Rücksicht auf Parochialverhältnisse, predigen, Beichte hören, Messe lesen
und päpstl.
Ablässe verleihen. Außerdem bemächtigten sie sich, wenn auch unter hartem Kampfe, namentlich zwischen den Franziskanern
und Dominikanern (Scotisten und Thomisten), der theol. Lehrstellen auf den Universitäten und leisteten hier bald Bedeutendes
als Lehrer und Gelehrte. Die Mönche, die das Einsammeln der Almosen zu besorgen hatten, hießen Terminanten.
Das Betteln selbst nannte man Terminieren, und zum Zwecke desselben unterhielt man in den Städten eigene Termineihäuser.
Bald zählte jeder Bettelorden auch weibliche Mitglieder, die mit den Mönchen Gelübde und Kleidung teilten und nur
von der priesterlichen Wirksamkeit ausgeschlossen blieben. Als der Franziskanerorden durch den in den
Spiritualen und Fraticellen zu Tage tretenden schwärmerischen und geradezu antihierarchischen Geist verdächtig geworden war
und die Augustiner sich in der Reformationszeit teilweise der neuen Bewegung anschlossen, übertrug die Kurie namentlich den
Dominikanern die Bekämpfung der Ketzer durch Gelehrsamkeit und durch Gewalt (Inquisition). Erst im 17. Jahrh., als in den Bettelorden
die Strenge der Regeln nachließ und neue kirchliche Bedürfnisse dem Papsttume in dem Jesuitenorden eine neue «Armee» schufen,
sank ihr Ansehen, und auch ihre Privilegien wurden mehrfach beschränkt. Die Klosteraufhebungen in der Aufklärungszeit (Ende
des 18. Jahrh.) und in der Gegenwart (z. B. im Königreich
Italien)
[* 22] haben namentlich die Bettelorden hart betroffen.
Die Ansichten der Moralisten über das Bettelwesen haben vielfach geschwankt und stehen noch gegenwärtig im Widerspruch
mit der Auffassung der Volkswirtschaftslehre. Wo die Armut als Unglück betrachtet wird und von seiten des Staates keinerlei
Vorsorge zum Unterhalt Darbender getroffen worden ist, wird die Pflicht der Almosenspendung von Religionsstiftern
und Sittenlehrern als freies Werk gepredigt. Zwischen der Armut und der Almosenspendung steht alsdann das Bettelwesen als natürliches
Vermittelndes, als Selbsthilfe des Bedürftigen in der Mitte.
Das Judentum, die christl. Lehre,
[* 23] der Islam betonen gleichmäßig die Pflicht der Almosenspendung. Insbesondere
rechtfertigte die mittelalterliche Kirche die Anhäufung riesiger
Gütermassen in ihren Händen mit ihrem Berufe, für die Armen
und Bedürftigen zu sorgen. Das Bettelwesen ward sogar als verdienstlich in gewissen kirchlichen Orden
[* 24] (s. Bettelmönche) anerkannt.
Die Folge der kirchlichen unübersichtlichen, zersplitterten Armenpflege war die Vermehrung der Bettler und die Abstumpfung
des Schamgefühls bis zu dem Punkte, auf welchem öffentliches Betteln nicht mehr als schimpflich gilt.
In rein kath. Ländern, wie in Italien und Spanien,
[* 25] sind diese verderblichen Erfolge der alten kirchlichen Armenpflege und der
Ausbreitung massenhaften am augenscheinlichsten. Im ursächlichen Zusammenhange damit stand von jeher das Landstreichertum
und die Eigentumsgefährdung durch kleinen Diebstahl oder betrügerische Vorspiegelung körperlicher
Leiden.
[* 26]
Wohl waren die Reformatoren bemüht, an die Stelle des unterschiedslosen Gebens eine geregelte Versorgung der Armen auf Grund
einer genauen Prüfung ihrer Verhältnisse und nach Sonderung der wirklich Armen von dem herumlungernden, arbeitsscheuen Gesindel
treten zu lassen, überhaupt die Versorgung auf das Notwendigste zu beschränken, allein der Erfolg war
aus verschiedenen Gründen nur gering. Seit dem 16. Jahrh. entstanden zahlreiche Polizeiordnungen oder gar
eigene Bettelordnungen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, wobei vielfach daran festgehalten wurde, daß es
zur Bettelei obrigkeitlicher Genehmigung bedürfe. So ward das Bettelwesen zum konzessionierten Gewerbe der Müßiggänger und
Hilflosen. Unberechtigte Bettler und Landstreicher wurden vielfach den alten Zuchthäusern, Spinnanstalten u. s. w.
zur Besserung überwiesen.
In den modernen Staaten ist gegenwärtig überall die im Widerspruch zur alten Kirche stehende Anschauung geltend geworden, daß
Betteln unter keinen Umständen gestattet werden darf, weil die Volkswohlfahrt durch Abstumpfung des wirtschaftlichen Sinnes
geschädigt wird. Für wirklich Hilflose ist nach den Grundsätzen einer festen, verwaltungsrechtlichen
Ordnung teils durch alimentationspflichtige Verwandte, teils aus Mitteln der Gemeinde oder eigener Armenpflegschaftsverbände
zu sorgen.
Der Fortbestand des Bettelwesen zumal in größern Städten wurzelt wesentlich in dem gutmütigen Wahne kurzsichtiger Almosenspendung,
in der Leichtgläubigkeit, die ohne sorgfältige Prüfung Gaben verabreicht, ohne die nachteiligen Folgen
zu bedenken, welche die Unterstützung Unwürdiger nach sich zieht. Erst neuerdings haben sich in deutschen Städten, insbesondere
nach dem Vorgange von Berlin,
[* 27] Vereine gebildet, deren Mitglieder sich durch feste, planmäßig verwendete Beiträge gegen die
Hausbettelei schützen und grundsätzlich kein Almosen ohne vorangegangene Untersuchung der Bedürfnisse verteilen
lassen.
Nach dem Vorgange aller neuern Gesetzgebungen bedroht das Deutsche
[* 28] Strafgesetzb. §. 361, 4 das Betteln mit Strafe (Haft bis
zu 6 Wochen). Diese Strafe trifft sowohl denjenigen, welcher selbst bettelt, als auch solche, welche Kinder zum Betteln anleiten
oder ausschicken, oder Personen, die ihrer Gewalt und Aufsicht untergeben sind und zu ihrer Hausgenossenschaft
gehören, vom Betteln abzuhalten unterlassen. Nach §. 362 darf der Richter den Verurteilten der Landespolizeibehörde nach
verbüßter Haft überweisen mit der Ermächtigung zur Unterbringung in Arbeitshäusern oder zu gemeinnütziger Beschäftigung
für den Zeitraum von 2 Jahren; dies jedoch nur, wenn derselbe in den letzten
¶
mehr
3 Jahren mehrmals wegen Bettelei verurteilt ist, oder wenn er unter Drohungen oder mit Waffen
[* 30] gebettelt hat. -
Vgl. Uhlhorn,
Die christl. Liebesthätigkeit (3 Bde.,
Stuttg. 1882, 1884,1890): Kah, Die Polizeivergehen des Deutschen Strafgesetzbuches (ebd. 1879).
Dorf im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Cassel, 3 km südöstlich von Cassel, an der
zur Fulda
[* 31] gehenden Losse und der Linie Cassel-Waldkappel der Preuß.
Staatsbahnen,
[* 32] hat (1890) 2226 reform. E., Post, Telegraph;
[* 33]
Kupferhammer, Zink- und Messingschmelzerei, Feilenhauerei, Färbereien, Bleichereien und Wäschereien, Fabrikation von Thonwaren
[* 34] für chem. Apparate, von Chemikalien, Äpothekergläsern, Dachpappe, Zündhölzern, Buntpapier, Papierwaren, Kartonnagen und
Seife, eine Stockfabrik auf dem ehemaligen Messingwerk, Bierbrauerei
[* 35] auf dem ehemaligen Eisenhammer,
Gärtnereien, drei Mahl- und eine Lohmühle, Fischzuchtanstalt und Fasanerie.
Als Bettfedern kommen hauptsächlich die Federn der Gänse und Enten
[* 36] in Betracht. Hühnerfedern sind weniger beliebt
und werden nur als geringes Stopfmaterial benutzt. Am höchsten geschätzt sind die Flaumfedern der Eiderente, im
Handel als Daunen oder Dunen bekannt. Auch Mövenfedern gelangen in neuerer Zeit von Archangel und Island
[* 37] aus in den Handel.
Gänse- und Entenfedern liefern hauptsächlich Böhmen,
[* 38] Galizien, Rußland, Polen und das nördl. Deutschland; auch China beteiligt
sich hervorragend an der Einfuhr derselben, allerdings meist in geringern, stark unreinen Sorten.
Eiderdaunen werden von Norwegen
[* 39] zugeführt. Als Verpackung der Bettfedern werden Säcke, Fässer, Kisten oder
Matten verschiedener Größe gewählt. Bettfedern bilden im rohen und gereinigten Zustande einen bedeutenden Handelsartikel. DeutschlandsEinfuhr von rohen Bettfedern betrug (1890) 61 590 Doppelcentner im Werte von 12¾ Mill. M.; davon 27 369 Doppelcentner
aus Österreich-Ungarn,
[* 40] 14659 Doppelcentner aus China. Die Einfuhr von gereinigten und zugerichteten Bettfedern betrug
(1890) 11 388 Doppelcentner im Werte von 4 135000 M. Hamburg
[* 41] führte 1890 seewärts über 19000 Doppelcentner ein, darunter 1400 kg
Eiderdaunen (in Säckchen à. 15 kg verpackt) von Norwegen im Werte von 26 200 M. (S. Federn, tierische.)
eine zum Entfetten, Entstäuben, Auflockern u. s. w.
gebrauchter Bettfedern dienende Vorrichtung, die am zweckmäßigsten in folgender Weise konstruiert ist: Den untern Teil des
Apparats bildet ein Ofen mit einem kleinen Dampfkessel,
[* 42] in welchem der zur Reinigung der Federn benutzte Dampf
[* 43] erzeugt wird.
Dem zu diesem Zweck zugeführten Wasser sind verschiedene Chemikalien zugesetzt, die, indem sie sich mit
verflüchtigen, alle dem Material anhaftenden organischen Stoffe zerstören, während der dasselbe durchdringende Dampf den
Staub aufweicht und die Trennung der zusammengeballten Federn vorbereitet.
Die vollständige Auflösung der Federballen wird durch eine in einem kastenförmigen Behälter rotierende, mit Stäben besetzte
Welle oder in einer im Innern mit Daumen besetzten drehbaren Trommel bewirkt. Um die Federn zu trocknen,
wird durch Röhren
[* 44] ein Strom der im Ofen erhitzten Luft zugeleitet. Von den völlig trocknen Federn kann der Staub leicht abgeklopft
werden, während die schweren Schmutzteile in ein Sieb fallen und so aus der Maschine
[* 45] entfernt werden.
Bei den besten derartigen
Konstruktionen erfordert der gesamte Reinigungsprozeß nur 10 Minuten, und es können je nach
der Größe der Maschine 100-200 kg Federn in einem Tage gereinigt werden.
Saverio, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Mantua,
[* 46] ward 1736 Jesuit, lehrte 1739-44 zu Brescia, 1748-51 zu Venedig,
[* 47] dann bis 1759 am adligen Jesuitenkolleg zu Parma
[* 48] Geschichte
und schöne Wissenschaften, machte 1755-59 Reisen in Deutschland und Frankreich (auch zu Voltaire), lebte dann in Verona
[* 49] und
als Professor in Modena und zog sich nach der Aufhebung des Ordens 1773 nach Mantua zurück, wo er litterarisch
thätig war und starb.
Die bedeutendsten seiner vielen Schriften (Gesamtausgabe, 8 Bde., Vened.
1780; 24 Bde., ebd. 1799-1802) sind: «Il Risorgimento d'Italia“ (2 Bde.,
Bassano 1775), eine ausführliche und meist quellenmäßige Kulturgeschichte Italiens
[* 50] von 1000 bis 1500,
"Dell' entusiasmo delle Belle Arti" (2 Bde., Mail. 1769;
deutsch von Werthes, 2 Bde., Bern
[* 51] 1778),
die, gegen den Dante-Kultus gerichtet, nicht geringen Widerspruch erregten. Seine sonstige Prosa ist unbedeutender, seine kleinern
Gedichte fein und elegant, besonders die «Versi sciolti»
(s. d.). Parteiische Biographie von seinem Freunde Napione, berichtigt von Ugoni in seiner Fortsetzung von Cornianis «Secoli
della letteratura italiana», V (Tur. 1856).
Thaler mit der Darstellung des heil. Martin, wie er nach der Legende mit dem Schwerte ein
Stück von seinem Mantel abschneidet, um es einem Bettler zu geben;
geprägt vom Grafen Philipp von Horn 1568, vom GrafenGünther
von Schwarzburg
[* 52] 1606-8, von mehrern Erzbischöfen von Mainz,
[* 53] von den drei schweiz. Urkantonen
1548-50, der Republik Lucca
[* 54] 1600-1750 u. a.
die Bekleidung des Geschützstandes mit Holz oder Stein, um das Einsinken der Räder und des Lafettenschweifs
des Geschützes in den Erdboden zu verhindern. Bei Geschützaufstellungen von längerer Dauer, wie sie bei dem Angriff und der
Verteidigung der Festungen vorkommen, sind Bettung notwendig, falls die Geschütze
[* 55] nicht Rahmlafetten haben. In der
Regel bestehen die Bettung aus Holz; die einfachste Form derselben ist die Notbettung, bei der eine Bohle für jedes der beiden
Räder und zwei dicht aneinander für den Lafettenschweif gelegt und mit Pfählen befestigt werden.
Vollkommener sind die ganzen Bettung, bei denen balkenartige Hölzer (Rippen) mit der Schußrichtung gleichlaufend
in gewissen Abständen voneinander in den Erdboden versenkt und quer darüber Bohlen durch Nägel
[* 56] befestigt werden; am vollkommensten
jedoch die in Cement gemauerten Bettung für Küstengeschütze, in denen die Schwenkschienen für die Schwenkräder der Lafetten
genau eingepaßt und befestigt sind. Für Feldmörser und Feldhaubitzen sind vielfach transportable in Anwendung.
braunrote, flügellose Wanze, die in Bettstellen, altem Holzwerk, unter Tapeten u. s. w. lebt und von hier aus den Menschen
nachts überfällt, um Blut zu saugen. Sie soll aus Ostindien
[* 58] stammen, war aber schon im Altertum in Südeuropa bekannt und
ist jetzt fast über die ganze Erde verbreitet. Da sie sehr fruchtbar ist, langandauernden Hunger und
deftige Kälte gut übersteht und in jeder Spalte einen Zufluchtsort findet, in dem ihr schwer beizukommen ist, kann sie nicht
leicht ausgerottet werden. Wo nicht altes Holzwerk jeden Versuch der Vernichtung unmöglich macht, ist Reinlichkeit, insbesondere
häufiges Waschen mit heißem Wasser, starkes und wiederholtes Streichen mit Petroleum sowie das sorgsame
Aufspüren und Vertilgen der Brut das beste Mittel, sich ihrer zu entledigen. Die vielen Mittel, die man zur Vertilgung der
Bettwanze empfiehlt, bewähren sich gewöhnlich nicht, wenn sie nicht giftige Substanzen enthalten, während die wirksamen Giftmittel,
wie z. B. Quecksilber- und Arsenikpräparate, auch für Menschen gefährlich, also nur mit äußerster
Vorsicht anzuwenden sind.
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Amentaceen (s. d.) mit gegen 40 Arten, fast sämtlich in der nördlich
gemäßigten Zone. Es sind Bäume oder Sträucher mit einfachen Blättern und in Kätzchen gestellten einhäusigen Blütchen.
Die weiblichen Kätzchen stehen zur Zeit der Blüte
[* 59] meist aufrecht; jede Blüte besteht aus einem dreilappigen
Deckblatt mit drei Fruchtknoten oder aus einem fünfteiligen Deckblatt mit zwei Fruchtknoten. Bei der Fruchtreife fallen die
Deckblätter mit den Früchten ab oder verholzen und bleiben an der Spindel. Den Betulaceen, gewöhnlich zu den Cupuliferen (s. d.)
gerechnet, fehlt die für diese charakteristische Cupula.
Stadt im Bezirksamt Pegnitz des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, 14 km
südwestlich von Pegnitz, hat (1890) 674 E., Postexpedition, Telegraph, evang. Pfarrkirche, Schloß;
Hopfenbau. Nahebei die
Ruine Stierberg, weiter entfernt Ruine Leyenfels und Wildenfels.
(spr. bödáng), François Sulpice, franz. Mineralog
und Physiker, geb. zu Paris,
[* 61] besuchte die Polytechnische und Normalschule, wurde 1811 Professor
der Mathematik am Lyceum zu Avignon, 1813 Professor der Physik zu Marseille,
[* 62] 1815 Unterdirektor der Mineraliensammlung Ludwigs
XVIII. zu Paris, wo er einige Jahre darauf die Professur der Mineralogie an der Universität erhielt und 1824 zum Mitglied
der Akademie der Wissenschaften erwählt ward. Seit 1840 Generalinspektor der Universität, starb er Sein
Hauptwerk ist der «Essai d'un cours élementaire et
général des sciences physiques»
(Par. 1828),
der in den «Traité élementaire de physique» (6. Aufl., ebd. 1838; deutsch Lpz.
1830) und «Traité élementaire de minéralogie» (2. Aufl., Par.
1830; deutsch Lpz. 1826) zerfällt, von denen namentlich der letztere großes Aufsehen erregte.
Viel Wichtiges enthielt auch seine «Voyage minéralogique et géologique en Hongrie,
pendant l'année 1818» (4 Bde., Par.
1822; deutsch im Auszug, 1 Bd., Lpz. 1825). Als
selbständiger Forscher bewährte sich Beudant früher schon in seinen Untersuchungen über das
Verhältnis zwischen chem. Zusammensetzung und Krystallisation, über die Möglichkeit des Fortlebens der Meeresmollusken
in süßem Wasser sowie über das specifische Gewicht der Mineralien
[* 63] und die chem. Analysen der Mineralkörper.
Diffraktion oder Inflexion des Lichts, eine mit Interferenz (s. d.) verbundene Ablenkung
des Lichts aus der geraden Fortpflanzungsrichtung. Sie wird beobachtet, wenn Licht
[* 65] durch schmale Spalten in schattengebenden
Körpern hindurchgeht und in einiger Entfernung von einem Schirme aufgefangen wird. Man beobachtet dann, daß die Schattengrenze
der Kante oder des Spaltbildes nicht scharf, sondern verwaschen und außerdem mit Streifen durchzogen ist. Es dringt
also Licht in den Schattenraum, das Licht wird, wie man sagt, gebeugt. Diese Erscheinung wurde zuerst von Grimaldi 1665 beobachtet
und später von Fresnel, der sie auf Interferenz zurückführte, und Fraunhofer genauer studiert.
Um einen einfachen Fall der Beugung zu erörtern, betrachten wir eine schmale, vertikale Spalte von der Breite
[* 66] b
[* 57]
(Fig. 1), die durch eine ferne, kleine Lichtquelle senkrecht zu ihrer Ebene bestrahlt wird. Alle Punkte der Spalte wirken
dann wie selbstleuchtend und gleichzeitig schwingend.
Auf einem sehr fernen Schirm von der Entfernung d treffen in der Symmetrieebene der Spalte diese Lichter ohne merklichen Wegunterschied
zusammen und verstärken sich. Rücken wir auf dem Schirm um a nach links, bis der rechte Randstrahl einen
um eine Wellenlänge λ größern Weg zurückzulegen hat als der linke Randstrahl, so hebt die linke Bündelhälfte die Wirkung
der rechten auf; wir gelangen zu einer dunkeln Stelle. Hierbei ist, wie aus der
[* 57]
Fig. 1 ersichtlich, sehr
nahe
λ/b = a/d oder λ = b·a/d.
Setzen wir b = 1 mm, d = 10 m, beleuchten die Spalte durch ein tiefrotes Glas,
[* 67] so wird a = 7 mm. Demnach ist für rotes Licht
die Wellenlänge
Bei Fortsetzung der vorigen Erörterung findet man, daß auf dem Schirm ein mittlerer vertikaler roter
Streif von etwa 14 mmBreite auftritt, dem sich beiderseits eine Reihe von etwa 7 mm breiten roten Streifen von abnehmender Helligkeit
anschließen, die voneinander durch dunkle Streifen getrennt sind. Geht man von roter zu gelber, grüner,
blauer, violetter Beleuchtung
[* 68] über, so zieht sich das ganze Beugungsbild zusammen, und die Streifen sind im letztern Falle
ungefähr nur halb so breit als bei roter Beleuchtung. Bei weißer Beleuchtung¶
mehr
erscheint durch Überdeckung der einfarbigen Erscheinungen in der Mitte ein weißer Streifen, dem sich beiderseits schmale
Spektren, Beugungsspektren, anschließen, die das Violett nach innen kehren.
Viel schöner werden die Beugungserscheinungen, wenn man dieselben, statt auf einem Schirme aufzufangen, durch ein achromatisches
Fernrohr,
[* 70] wie Fraunhofer es zuerst gethan, beobachtet. Die beugende Öffnung wird dann mittels eines
Aufsatzringes vor das Objektivglas geschoben. Die
[* 69]
Fig. 2 zeigt das Beugungsbild eines schmalen Spaltes,
[* 69]
Fig. 3 das einer rhombischen
Öffnung o und
[* 69]
Fig. 4 dasjenige eines kleinen kreisförmigen Loches; Tafel: Licht, Fig. 9 zeigt außerdem das Beugungsbild
eines dünnen Drahtes sowie das einer Schirmkante.
Sowohl mittels Auffangschirmes als mittels Fernrohrs kann man die merkwürdigen Beugungsbilder beobachten, die entstehen,
wenn man statt einer einzigen engen Spalte viele solcher engen Spalten dicht nebeneinander in gleichen Abständen (mehrere
Hundert auf einen Centimeter) anwendet. Solche Spalten werden am besten auf berußten Glasplatten mit der Teilmaschine hergestellt.
Man erhält dann bei weißem Sonnenlichte eine Beugungsfigur, die in der Mitte einen weißen Streifen zwischen
je einem breiten Dunkelstreifen besitzt, worauf je ein vollkommen entwickeltes Spektrum mit Fraunhoferschen Linien folgt u. s. w.
Diese Gitterspektren (s. Spektrum) haben dazu gedient, die ihren Fraunhoferschen Linien entsprechenden Wellenlängen zu messen,
wozu besonders ein Apparat von Abbé (Jena)
[* 71] geeignet ist. Zu den farbigen Erscheinungen der Beugung gehören
auch die Farbenschiller der Spinnenweben im Sonnenschein, ferner jene, wenn man durch die geschlossenen Augenwimpern, durch
den Bart der Vogelfedern nach sonnigem Lichte hinsieht. Auch der sog. Bishopsche Ring (s. d.) wird durch Beugung erklärt. Die Beugung tritt
nicht nur beim Lichte, sondern auch bei den Wärme- und Schallwellen und überhaupt bei jeder Wellenbewegung
[* 72] auf, die sich durch enge Öffnungen fortpflanzt. -
Vgl. Fraunhofer, Neue Modifikation des Lichts (Münch. 1821), und Schwerd,
Die Beugungserscheinungen aus den Fundamentalgesetzen der Undulationstheorie entwickelt u. s. w.
(Mannh. 1835).
[* 64] desRechts. Ein Beamter, der sich bei der Leitung oder Entscheidung einer Rechtssache vorsätzlich zu Gunsten
oder zum Nachteil einer Partei einer Beugung des Rechts des Rechts schuldig macht, wird nach §. 336 des Deutschen Strafgesetzbuches und nach
dem Österr. Strafgesetzentwurf von 1889 mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren bestraft. Im weitern Sinne gehört
auch hierher der Amtsmißbrauch durch Erpressen von Geständnissen, durch vorsätzliche Eröffnung und Führung von Untersuchungen
gegen Unschuldige, durch - vorsätzliche oder fahrlässige (im letztern Falle Strafe: Gefängnis oder Festung
[* 73] bis 1 Jahr oder
Geldstrafe bis 900 M.) - Vollstreckung von Strafen, die nicht vollstreckt werden dürfen, durch Unterlassen strafrechtlichen
Einschreitens in der Absicht, jemanden der gesetzlichen Strafe rechtwidrig
zu entziehen, welchem Falle derjenige gleichsteht,
wenn in gleicher Absicht Handlungen begangen werden, welche geeignet sind, eine Freisprechung oder eine dem Gesetze nicht
entsprechende Bestrafung zu bewirken, und der Fall, wenn die Vollstreckung der ausgesprochenen Strafe nicht betrieben, oder
eine gelindere als die erkannte Strafe zur Vollstreckung gebracht wird (§§. 343-346). Strafe bis zu 5 und 15 Jahren
Zuchthaus, abgesehen von den schon erwähnten Strafsatzungen. Gesetzwidriger Einfluß auf die Rechtspflege seitens einer
Person des Soldatenstandes oder eines zum Heere oder zur Marine gehörigen Militärbeamten wird mit Gefängnis bis zu 5 Jahren
und ebenso der Mißbrauch der Disciplinarstrafgewalt seitens derselben Personen bestraft (Militärstrafgesetzbuch
§§. 118, 119).
eine umschriebene, hügelförmige Erhebung der Haut,
[* 74] sofern dieselbe durch krankhafte Ansammlung von Flüssigkeit
unter der Haut entstanden ist. Man unterscheidet die mit Eiter gefüllten Beule als Eiterbeulen von den Blutbeulen,
welche Blut enthalten. Erstere entstehen infolge von entzündlichen Drüsenanschwellungen oder durch Eiteransammlung, letztere
durch Zerreißung eines Blutgefäßes und den dadurch bedingten Austritt des Blutes in das umgebende Zellgewebe.
Auf diese Art entstehen die Beule nach einem Stoß oder Schlag auf eine dem Knochen
[* 75] nahe anliegende Hautstelle,
z. B. am Kopf oder Schienbein. Das übliche Mittel, eine solche Beule mit einer Messerklinge oder dergleichen flach zu drücken,
ist daher ganz zweckmäßig, weil es den weitern Bluterguß hemmt. Ebenso zweckmäßig sind Eis- und Kaltwasserumschläge,
sowie die Massage (s. d.). Mit der Zeit wird das Blut aus den Blutbeulen gewöhnlich wieder aufgesaugt,
und der zurückbleibende Blutfarbestoff entfärbt sich allmählich aus Rot in Violett, Blau, Grün, Gelb. Daher die Farbenwandlungen
an der Haut nach Stoß und Schlag. Über dieEiterbeulen s. Absceß.
(spr. böleh), Charles Erneste, franz. Archäolog
und Staatsmann, geb. zu Saumur, besuchte seit 1845 die Normalschule
zu Paris und wurde 1849 als Mitglied der Französischen Schule nach Athen
[* 76] gesandt. Hier nahm er eifrig an den Ausgrabungen an der
Akropolis
[* 77] teil und machte bedeutende Entdeckungen. Nach Paris zurückgekehrt, wurde Beulé 1854 Professor der Archäologie an der
Nationalbibliothek und begründete seinen Ruf durch eine Reihe wertvoller Schriften. 1858-59 erforschte
er auf eigene Kosten die Stätte des alten Karthago,
[* 78] wurde 1860 Mitglied der Akademie der Inschriften und 1862 zum beständigen
Sekretär
[* 79] der Akademie der Künste ernannt. 1871 vom Depart. Maine-et-Loire zum Abgeordneten der Nationalversammlung gewählt,
nahm Beulé seinen Sitz im rechten Centrum und war eifriger Orléanist und Gegner Thiers'. Als Mac-Mahon 1873 Präsident
der Republik geworden war, wurde Beulé Minister des Innern, mußte aber seines royalistischen Eifers
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wegen 26. Nov. sein Portefeuille an den Herzog von Broglie abtreten. Getäuschter Ehrgeiz und finanzieller Ruin vermehrten seine
krankhafte schwermütige Stimmung so sehr, daß er Hand
[* 81] an sich legte. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: «L'Acropole
de Athènes» (2 Bde., Par. 1854),
oder Achten, in Westdeutschland Bezeichnung der durch Rodung entstandenen, in der Allmende gelegenen herrschaftlichen
Grundstücke, welche früher durch die frondienstpflichtigen Bauern bestellt wurden.
Auch vorübergehend eingezäunte Äcker
werden Beunden genannt.
Der Beurlaubtenstand. Umfaßt nach §. 109,4 der Deutschen Wehrordnung vom die Offiziere, Ärzte, Beamten
und Mannschaften der Reserve, Marinereserve, Land- undSeewehr, die Mannschaften der Ersatzreserve und Marine-Ersatzreserve
sowie die vorläufig in die Heimat beurlaubten Rekruten und Freiwilligen, die bis zur Entscheidung über
ihr ferneres Militärverhältnis zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mannschaften und die vor erfüllter aktiver
Dienstpflicht zur Disposition der Truppen-(Marine-)teile beurlaubten Mannschaften. Nach Aufruf des Landsturms (s. d.)
gehören die in die Listen eingetragenen Personen ebenfalls zum Beurlaubtenstand. Sind Personen des Beurlaubtenstand zum Dienst einberufen, so gehören
sie für die Zeit dieser Einberufung zum aktiven Heere.
KarlMor. von, Afrikareisender, geb. zu Potsdam,
[* 86] besuchte die Ingenieurschule zu Berlin und diente
1857-59 als Lieutenant in der preuß. Armee. 1860 unternahm er eine wissenschaftliche Reise durch Nubien, den
ägypt. Sudan und die Länder der Bogo. (Vgl. seine Berichte darüber in Petermanns «Mitteilungen», 1861 u. 1862, und Ergänzungsbd.
2, Nr. 7.) Bald nach seiner Rückkehr im folgenden Jahre entschloß er sich zu einer Reise nach Wadai, zunächst in der Absicht,
um über das SchicksalVogels Erkundigungen einzuziehen. Er ging im Frühjahr 1862 von Bengasi aus nach Mursuk
und von hier durch die Wüste nach Kuka, der Residenz des Sultans von Bornu, wo er Ende Aug. 1862 ankam und gut empfangen wurde.
Da die polit.
Verhältnisse in dem benachbarten Kanem die Weiterreise nach Wadai verhinderten, ging er Ende September nach
Jakuba, der Hauptstadt
der südwestlich von Bornu im Sokotoreiche gelegenen ProvinzBautschi, hielt sich daselbst einige Zeit
auf und kehrte dann im November auf einem andern Wege nach Kuka zurück, wo er mit zerrütteter Gesundheit 13. Dez. eintraf. Dennoch
entschloß er sich 26. Dez. zum Aufbruch nach Wadai, da inzwischen die Straße durch Kanem wieder frei geworden
war.
Schon nach zwei Tagemärschen wurde er von zweien seiner Diener beraubt und verlassen. Infolgedessen in großer Verlegenheit
nach Kuka zurückgekehrt, rüstete er sich mit Hilfe eines arab. Kaufmanns von neuem für die beabsichtigte Reise aus, die er
auch noch im Laufe des Jan. 1863 wirklich antrat. Allein schon im Februar wurde er in Mao im Grenzgebiet
zwischen Kanem und Wadai ermordet. Auf seiner ersten afrik. Reise hatte ein «Glossar der Tigrésprache», wie sie im Massaua
[* 87] gesprochen
wird, gesammelt, welches nach seinem Tode Merx in deutscher (Lpz. 1868) und engl. Sprache
[* 88] (Halle 1868) herausgab.
(spr. börnongwil),Pierre Riel, Graf, franz. Marschall und Diplomat, geb. zu Champignoles in
Burgund, bürgerlicher Herkunft, war ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, ward aber frühzeitig Soldat und focht
1779-81 unter Suffren in Ostindien, ward Major der Miliz der InselBourbon, dieser Stellung aber wegen Streitigkeiten
mit dem Kommandanten der Insel enthoben. Nach Frankreich zurückgekehrt, neigte er, in seiner Hoffnung auf Genugthuung enttäuscht,
zu der Revolutionspartei.
Auf Seite der Republikaner kämpfte Beurnonville unter Luckner und Dumouriez, wurde 1793 Kriegsminister und wurde,
als er im Auftrage des Konvents Dumouriez verhaften wollte, von diesem festgenommen und den Österreichern
ausgeliefert, die ihn 21 Monate gefangen hielten und dann mit andern gegen die spätere Herzogin von Angoulême in Basel
[* 89] auswechselten.
Darauf wurde an die Spitze derSambre- und Maas- und später der Nordarmee gestellt. Unter dem Konsulat und dem Kaiserreich
wurde er mit wichtigen diplomat. Sendungen beauftragt. 1805 wurde Beurnonville Senator, 1808 Graf. Nach Napoleons
Abdankung 1814 schloß sich an Ludwig XVIII. an und blieb ihm treu, wurde Staatsminister und Pair von Frankreich und 1816 Marschall
von Frankreich. Er starb
Landgemeinde im preuß. Reg.-Bez. und Oberamt Sigmaringen
(Hohenzollern),
[* 90] von Baden
[* 91] und Württemberg eingeschlossen, in 630 m Höhe, im wildromantischen obern Donauthal,
an der Linie Sigmaringen-Immendingen der Württemb. Staatsbahnen, hat (1890) 264 E., Postagentur, Telegraph, ist Luftkurort
sowie bedeutender Wallfahrtsort. Die im 12. Jahrh. gegründete, 1803 unterdrückte Augustinerabtei,
seit 1863 Benediktinerabtei, wurde 1875 aufgehoben, aber 1887 wieder eröffnet als Erzabtei der Beuroner Benediktinerkongregation.
Sie enthält jetzt eine Kunstschule und philos.-theol. Studienanstalt. Sehenswert ist die Kirche im Renaissancestil mit Deckengemälden
und vortrefflichen Tafelbildern der klösterlichen Malerschule. -
Vgl. Zingeler, Geschichte des Klosters Beuron (Sigmar. 1891);
(niederländisch, spr. bör-, d. h. Gesellschaften,
Gilden), die Vereinigungen der Schiffseigner, die sich für verschiedene Flüsse,
[* 92] namentlich in Holland,
aber auch in Deutschland für den Rhein, die Elbe, die Weser, die Oder, die Spree, dann für die
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