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911 wird auch Feldkreuz, Markstein, Bildstock oder Votivkreuz genannt.
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911 wird auch Feldkreuz, Markstein, Bildstock oder Votivkreuz genannt.
Stadt im Kreis [* 2] Meseritz des preuß. Reg.-Bez. Posen, [* 3] 15 km nordöstlich von Meseritz, in einem Thal [* 4] zwischen dem Scharziger und Chlopsee, an der Nebenlinie Meseritz-Rokietnica der Preuß.
Staatsbahnen, [* 5] hat (1890) 1964 E., darunter 383 Evangelische und 62 Israeliten, Post und Telegraph, [* 6] kath. und evang. Pfarrkirche;
ein den Kaffern verwandter Bantustamm, der im allgemeinen die Länder zwischen dem Damara- und Großnamalande und dem Drakengebirge und seinen nördl. Ausläufern, zwischen dem Sambesi und dem Oranjefluß, doch unvermischt nur Britisch-Betschuanenland, das nördlich anstoßende Reich Khamas und das Basutoland bewohnt. Die Gesamtzahl der Betschuanen dürfte auf 800000 zu veranschlagen sein. Da sie sich über eine Fläche von mindestens 1 Mill. qkm verteilen, stellen sie eine äußerst weitzerstreute Bevölkerung [* 7] dar, ein Faktor, der ihre kulturelle wie polit.
Entwicklung wesentlich beeinträchtigte. Von allen Gruppen der Kaffernvölker sondern sie sich am wenigsten scharf von den Bewohnern der Äquatorialgegenden ab. Die Hautfarbe ist dunkler als bei den Zulu, die Gesichtszüge variieren zwischen den plumpsten negerhaften und dem verfeinerten nub. Typus; die Muskulatur ist nur wenig entwickelt. Sie fügen sich mit Schmiegsamkeit den Forderungen und Gewohnheiten der Europäer. Die Missionare fanden unter ihnen die gelehrigsten Schüler.
Ihre Haupttracht ist der «Karoß», ein Fell um die Schultern; außerdem Ringe aus Metall, Elfenbein und Leder. Die Wohlhabenden kleiden sich europäisch. Die beliebteste Waffe ist der Speer; außerdem führen sie Streitaxt und Dolchmesser. Die Hütten [* 8] sind kreisförmig angelegt; das kegelförmige Dach [* 9] senkt sich bis nahe an den Boden herab und bildet so einen schattigen Gang [* 10] um das Haus. In einzelnen Gegenden wohnen die in großen Ortschaften zusammen, die bis zu 15000 Menschen bergen.
Viehzucht [* 11] ist die Grundlage des Lebens und der Ernährung aller Betschuanenstämme; mit dem Ackerbau beschäftigen sie sich wenig. Die Betschuanen zerfallen in Ost- und Westbetschuanen. Zu erstern gehören die Basuto (s. d.) im Basutoland, die Eingeborenen und die kleinern Stämme der Batlaka, Bamapela, Bapedi u.s.w. in den beiden Republiken der Boers, endlich die früher am Sambesi mächtigen Makololo (s. d.);
zu den Westbetschuanen: die Batlapi und Batlaro (12000) westlich vom Hartfluß, mit der Hauptstadt Kuruman;
die Barolong (15000) am Molopo unter dem Häuptling Mankuruane in Mafeking;
die Bangwaketsi und Bakwena (50000) am Notwani mit dem Hauptort Molopolole, früher Kolobeng, einst unter dem zum Christentum bekehrten und durch Livingstone berühmt gewordenen Häuptling Setscheli, die Bamangwato (40000), zwischen dem Ngamisee und dem obern Limpopo, westlich von den Matabele, unter dem getauften Fürsten Khama, dem Nachfolger Sekomis, mit der etwa 20000 E. zählenden Hauptstadt Palapje (früher Schoschong);
die Ba-kalahari (s. d.) vermischt mit Buschmännern in der Kalahariwüste. –
Vgl. Fritsch, Die Eingeborenen Südafrikas (Bresl. 1873);
Ratzel, Völkerkunde, Bd. 1 (2. Aufl., Lpz. 1894).
(engl. Bechuana), Land im Norden [* 12] der Kapkolonie in Südafrika, [* 13] zum Teil brit. Kronkolonie und zum Teil brit. Protektorat. Die Kronkolonie grenzt im W. an Großnamaland, im N. an den Molopofluß, im O. an Transvaal, im S. an Griqualand und den Oranjefluß und hat etwa 184980 qkm und (1891) 60376 E., d. i. 0,3 auf 1 qkm. (S. Karte: Kapkolonien.) Das Protektorat erstreckt sich im W. bis zum deutschen Damaraland, im N. bis zum Sambesi und im O. bis an die Grenzen [* 14] von Transvaal und Matabeleland mit einer Fläche von etwa 550000 qkm und gehört seit zum engl. Sambesi-Gebiet (s. d.). Betschuanenland hatte bis 1884 unabhängig unter einheimischen Häuptlingen gestanden.
Die Gründung der kleinen Republiken Stellaland und Gosen im südl. Teil durch Freibeuter aus Transvaal veranlaßte die engl. Regierung einzugreifen, das Land mit 4000 Mann unter General Ch. Warren zu besetzen und Betschuanenland als Kronkolonie und Protektorat zu erklären. Die Truppen wurden später zurückgezogen und es befindet sich nur eine Schutztruppe von 500 Mann in der Kronkolonie. Dem Gouverneur der Kapkolonie wurde die Regierung von Betschuanenland übertragen. Seitdem hat die Land Exploration Company hier ihre Thätigkeit begonnen. Im Mai 1891 wurde das «Bastardland», zwischen dem Molopo und Großnamaland liegend, der Kolonie einverleibt.
Bei geringen Einnahmen (1891: etwas über 1 Mill. M.) und großen Ausgaben (über 3 Mill. M.) bedarf die Kolonie noch eines beträchtlichen Zuschusses vom Mutterland. – Das Klima ist gesund, Wasser aber, namentlich im Norden und Westen, spärlich vorhanden. Ackerbau wird wenig betrieben, stark dagegen Viehzucht. Die Einwanderung aus der Kapkolonie und den Boersstaaten nimmt rasch zu. Auf den Markt nach Kimberley werden Rinder, [* 15] Häute und Mais gebracht. Vryburg ist Regierungssitz; Taungs und Mafeking sind die einzigen größern Orte, Kuruman Missionsstation; der Bamangwato-Häuptling Khama ist von der frühern Hauptstadt Schoschong nach der am Nordfuße der Tschopoberge errichteten Residenz Palapje (1340 m ü.d.M. mit 20000 E.) übergesiedelt. Er hat eine Armee von 7–8000 Kriegern, darunter 300 Berittene. – Von Kimberley bis Vryburg wurde 1891 eine Eisenbahn und 1892 eine telegr. Verbindung bis Fort Salisbury in Maschonaland hergestellt; wöchentlich geht eine Post von Kimberley über Mafeking, Molopolole und Schoschong bis nach Gubulawayo in Matabeleland und nach Fort Salisbury. –
Vgl. Mauch, Reisen im Innern von Südafrika (Gotha [* 16] 1874);
Holub, Sieben Jahre in Südafrika (2 Bde., Wien [* 17] 1880–81).
(Beczwa), linker Nebenfluß der March in Mähren, [* 18] entsteht in den Beskiden aus der obern und untern Betschwa, durchzieht ein fruchtbares Thal und mündet bei Kremsier in die March. Die Betschwa ist von Wsetin bis zu ihrer Mündung (106,3 km) flößbar.
Sie soll nach dem Plane eines Donau-Oder-Kanals als Verbindung beider Flüsse [* 19] benutzt werden.
einer der größern Flüsse Madagaskars, der mit dem Nebenfluß Ikopa auf den höchsten Teilen der Insel, nördlich und südlich von Antananarivo, entspringt und sich in die Bombetokebai ergießt. Er ist ungefähr 480 km lang.
Dampfer von geringem Tiefgange können die Betsiboka bis etwa 145 km stromauf befahren.
der Sonntag Rogate (s. d.). ^[= (lat. dies solis), der schon im vorchristl. Altertum nach der Sonne benannte erste Tag in der ...]
[* 20] im weitern Sinne jede zum Ruhen in liegender Stellung bereitete, insbesondere die mit Polstern, Decken u.dgl. versehene Lagerstätte zum Schlaf. Ursprünglich hatte in den indogerman. Häusern das Bett wahrscheinlich seinen Platz über ¶
dem Herde in einer Art Hängeboden, wie dieses in vielen ländlichen Gebäuden noch heute üblich ist. Im Sommer errichtete man das Lager [* 22] auf dem Fußboden des Wohnraumes, wo es in Pompeji [* 23] zumeist als einfache Aufmauerung erscheint. Je nach dem Kulturstande und den Sitten änderte sich die Form des Lagers. Es bleibt entweder eine in einer gewissen Höhe über dem Fußboden angebrachte, mehr kastenartige Vorrichtung, wie die Bühne oder Bucht des niedersächsischen, die Hochwand des bremischen Bauernhauses, der Müchás der Griechen, oder es wird zum mehr oder minder auf dem Fußboden beweglichen Geräte.
Ist dieses ganz aus Holz [* 24] gezimmert, so daß nur durch Polster das Lager weicher gestaltet wird, und dient es zugleich zum Sitzen, so nennt man es Bank;
sind an Stelle des Sitz- oder Liegebrettes Gurte angeordnet, die eine Matratze tragen, so entsteht die Pritsche oder bei reicherer Ausstattung der Diwan;
ist das Lager mehr zum Ausruhen in halbsitzender Stellung bestimmt und daher mit Kopf- und Seitenlehne versehen, so wird es zur Chaiselongue, dient es außerdem zum Sitzen für mehrere und zum gestreckten Ausruhen, so bildet sich das Sofa oder Kanapee;
erst wenn sich Fuß- und Kopflehne vorfinden und das Lager für das Schlafen, namentlich in der Nacht, bestimmt wird, nennt man es in engerm Sinne Bett. Die noch meist hohen, durch Tritte zugänglichen Bett der alten Ägypter besaßen zur Schonung des Haarputzes noch besondere Kopfstützen.
Ebensolche findet man in Japan. [* 25] Man pflegt hier, wie in allen südl. Ländern, das Bett zum Schutz gegen Insekten [* 26] mit einem Netze zu umgeben. Bei den Griechen scheint die Kline zumeist sowohl als Nachtlager als für den Gebrauch bei Tage gedient zu haben. Zu Homers Zeiten aß man noch sitzend, später aber führte sich die Sitte allgemein ein, halb liegend zu speisen. Somit wurde die Kline neben dem Tisch zum wichtigsten Hausgerät der antiken Wohnung. Dementsprechend war sie, wie in Pompeji erhaltene Beispiele lehren, kostbar geschmückt, in Bronze [* 27] gegossen mit edlen Stoffen eingelegt.
Großen Wert legte man auf die Schönheit der Kissen und Decken. Die Römer [* 28] unterscheiden zwischen dem Schlafbett (lectus cubicularis), dem Ehebett (lectus genialis), dem niedrigen Krankenlager (scimpodium), dem Paradebett des Toten (lectus funebris), ferner dem hauptsächlich bei der Mahlzeit benutzten kostbaren lectus tricliniaris. Im Mittelalter benutzte man die Wandbänke, die zum Teil gemauert wurden, oder den Boden zum Ausbreiten von Kissen für das Lager; ferner Spannbetten nach Art der Pritschen, die auf vier Füßen (Stollen) standen und am Sitz durch Querleisten (Spangen) zusammengehalten wurden.
Die Matratze lag auf Gurten (Strangen), ein Betttuch (Leilachen), eine Decke [* 29] (Kulter), ein Kissen (Pfellel, Ohrkissen) gehörten zur vollständigen Ausrüstung. Die Bettvorhänge wurden in der frühern Zeit des Mittelalters meist an der Decke oder an eisernen Armen, die von der Wand ausgingen, befestigt. In der got. Epoche aber bildete sich das Bett zum Himmelbett aus, und zwar in doppelter Weise, indem es entweder ganz mit Geweben umschlossen und oben desgleichen gedeckt wurde, oder indem es sich in einen rings von hölzernen Wänden umgebenen Kasten verwandelte, der einem kleinen Zimmer glich und vorn eine Öffnung als Eingang hatte.
Im 16. Jahrh. war, zumal bei den Vornehmen, das mit Schnitzwerk verzierte Himmelbett sehr beliebt. Federbetten als Decke kamen erst im 18. Jahrh. auf. Doch verschwand das Himmelbett in dieser Zeit, das Bett wurde wieder offen, behielt aber noch als Staatsbett der Vornehmen die vier Pfosten mit Umhängen, woneben aber auch die Form des halben Himmels bestand, welchem die Pfosten am Fußende fehlten. Dieses mit zurückgeschlagenen Vorhängen vorn offene Bett wurde Staats- und Paradebett sowohl am franz. Hofe wie in der vornehmen Gesellschaft.
Auf demselben liegend empfing die Dame des Hauses in einem besondern Paradegemach (chambre de lit) ihren Besuch. Später nahmen die Könige von Frankreich diese Sitte im sog. Lever auf. Während in Frankreich das Bett heute noch zumeist mit einem halben Himmel [* 30] versehen wird und allezeit zu den Hauptstücken der Ausstattung gehörte, auf dessen Schmuck besonderer Wert gelegt wird, war es im verarmten Deutschland, [* 31] immer mehr zum Gebrauchsgegenstand werdend, immer kleiner und unscheinbarer ausgebildet worden.
Erst mit dem wachsenden Wohlstande in diesem Jahrhundert ist es wieder zu Ehren gekommen. Man liebt in Deutschland jetzt zumeist das Kastenbett aus Holz, welches etwa 1-2 m mißt. Kopf- und Fußteil werden kunstvoll verziert, Himmel selten angeordnet, da sie die Lüftung erschweren. Die Sprungfedermatratzen haben sich jetzt fast überall eingeführt und haben nebst den Steppdecken und Wolldecken die schweren und dumpfen Federkissen verdrängt. Nur auf die Füße deckt man besondere Federkissen (Plumeaus).
Die Engländer und Amerikaner ziehen Metallbetten vor, die leichter zu bewegen und sicherer gegen Ungeziefer zu bewahren sind. Durch Verzierung mit getriebenen und gegossenen Messing- und Kupferteilen erhalten diese ein schmuckes Ansehen. Überall bildet jetzt das Bett den Gegenstand der Aufmerksamkeit für das Kunstgewerbe sowohl wie für die Technik, namentlich sind auch für die Krankenbetten mit ihren besondern Vorrichtungen zur Hebung, [* 32] Lagerung und Wartung der Kranken zahlreiche Neuerungen eingeführt worden, wobei man im allgemeinen von der Ansicht ausgeht, daß ein flaches, nicht zu weiches, aber elastisches, zugfreies, den Luftwechsel gestattendes Bett das gesundeste Nachtlager biete.
Die Sprungfedermatratzen, welche den Luftwechsel nach unten erschweren und viel Raum zur Absetzung von schädlichen Stoffen bieten, hat man in neuerer Zeit mit Erfolg durch ein großmaschiges, elastisches Netz aus Draht, [* 33] resp. federnden Drahtspiralen ersetzt. Wegen seines reichen künstlerischen Schmuckes ist berühmt das Himmelbett König Ludwigs XIV. im Schlosse Versailles, [* 34] unter Ludwig Philipp erneuert und unter König Ludwig II. von Bayern [* 35] für Schloß Herrenchiemsee nachgebildet.
[* 20] im Maschinenbau, speciell bei den horizontal angeordneten Dampfmaschinen, [* 36] den Metallhobelmaschinen, den Drehbänken u. s. w. soviel wie Gestell.
in der kath. Kirche die drei Tage vor Himmelfahrt (feriae rogationum), wegen der Bittgänge (s. d.);
in den evang. Landeskirchen Deutschlands [* 37] soviel wie Bußtage (s. d.).
Bettdrell, s. Barchent. ^[= (Parchent), ein dichtes, geköpertes Baumwollgewebe, ganz aus Baumwolle oder aus leinener Kette ...]
s. Bad ^[= # (Balnĕum), im engern Sinne die Eintauchung des Körpers oder einzelner Teile desselben in eine ...] [* 38] (Bd. 2, S. 253 a).
s. Bettelwesen. ^[= Die Ansichten der Moralisten über das B. haben vielfach geschwankt und stehen noch gegenwärtig ...]
oder Mendikanten, Mönche, die kein Eigentum besitzen, sondern von milden Gaben leben sollen, die ihnen entweder zu bestimmten Zeiten verabreicht oder von ihnen außerhalb des Klosters eingesammelt werden. Der ¶
Ursprung der Bettelmönche fällt zusammen mit dem zu Anfang des 13. Jahrh. entstehenden Streben nach Rückkehr zu apostolischer Strenge und Sitteneinfalt. Papst Innocenz III. war darauf bedacht, die Begeisterung der Zeit für ein «apostolisches Leben» in den Dienst des Papsttums zu ziehen und dadurch zugleich der außerkirchlichen Bewegung der Geister einen Damm zu setzen. Hierdurch erklärt sich das überaus schnelle Emporblühen der Bettelmönche. Schnell nacheinander entstanden im 13. Jahrh. die Dominikaner-, Franziskaner-, Karmeliter-, Augustiner- und Serviten-Bettelorden.
Schon 1274 sah sich die Kirchenversammlung zu Lyon [* 40] wegen der störenden Eingriffe der in die regelmäßige Seelsorge zu der Bestimmung genötigt, daß außer den bestehenden weiter kein Bettelorden gegründet werden dürfe. Die Bettelmönche erhielten von den Päpsten wichtige Privilegien. Sie genossen vollständige Freiheit von aller weltlichen und bischöfl. Gerichtsbarkeit, hatten die Befugnis, außerhalb des Klosters von jedem Almosen zu fordern, und konnten überall, später jedoch in beschränkter Weise, ohne Rücksicht auf Parochialverhältnisse, predigen, Beichte hören, Messe lesen und päpstl.
Ablässe verleihen. Außerdem bemächtigten sie sich, wenn auch unter hartem Kampfe, namentlich zwischen den Franziskanern und Dominikanern (Scotisten und Thomisten), der theol. Lehrstellen auf den Universitäten und leisteten hier bald Bedeutendes als Lehrer und Gelehrte. Die Mönche, die das Einsammeln der Almosen zu besorgen hatten, hießen Terminanten. Das Betteln selbst nannte man Terminieren, und zum Zwecke desselben unterhielt man in den Städten eigene Termineihäuser.
Bald zählte jeder Bettelorden auch weibliche Mitglieder, die mit den Mönchen Gelübde und Kleidung teilten und nur von der priesterlichen Wirksamkeit ausgeschlossen blieben. Als der Franziskanerorden durch den in den Spiritualen und Fraticellen zu Tage tretenden schwärmerischen und geradezu antihierarchischen Geist verdächtig geworden war und die Augustiner sich in der Reformationszeit teilweise der neuen Bewegung anschlossen, übertrug die Kurie namentlich den Dominikanern die Bekämpfung der Ketzer durch Gelehrsamkeit und durch Gewalt (Inquisition). Erst im 17. Jahrh., als in den Bettelorden die Strenge der Regeln nachließ und neue kirchliche Bedürfnisse dem Papsttume in dem Jesuitenorden eine neue «Armee» schufen, sank ihr Ansehen, und auch ihre Privilegien wurden mehrfach beschränkt. Die Klosteraufhebungen in der Aufklärungszeit (Ende des 18. Jahrh.) und in der Gegenwart (z. B. im Königreich Italien) [* 41] haben namentlich die Bettelorden hart betroffen.
früher ein zur Unterdrückung des Bettelns angestellter niederer Polizeibeamter.
Die Ansichten der Moralisten über das Bettelwesen haben vielfach geschwankt und stehen noch gegenwärtig im Widerspruch mit der Auffassung der Volkswirtschaftslehre. Wo die Armut als Unglück betrachtet wird und von seiten des Staates keinerlei Vorsorge zum Unterhalt Darbender getroffen worden ist, wird die Pflicht der Almosenspendung von Religionsstiftern und Sittenlehrern als freies Werk gepredigt. Zwischen der Armut und der Almosenspendung steht alsdann das Bettelwesen als natürliches Vermittelndes, als Selbsthilfe des Bedürftigen in der Mitte.
Das Judentum, die christl. Lehre, [* 42] der Islam betonen gleichmäßig die Pflicht der Almosenspendung. Insbesondere rechtfertigte die mittelalterliche Kirche die Anhäufung riesiger Gütermassen in ihren Händen mit ihrem Berufe, für die Armen und Bedürftigen zu sorgen. Das Bettelwesen ward sogar als verdienstlich in gewissen kirchlichen Orden [* 43] (s. Bettelmönche) anerkannt. Die Folge der kirchlichen unübersichtlichen, zersplitterten Armenpflege war die Vermehrung der Bettler und die Abstumpfung des Schamgefühls bis zu dem Punkte, auf welchem öffentliches Betteln nicht mehr als schimpflich gilt. In rein kath. Ländern, wie in Italien und Spanien, [* 44] sind diese verderblichen Erfolge der alten kirchlichen Armenpflege und der Ausbreitung massenhaften am augenscheinlichsten. Im ursächlichen Zusammenhange damit stand von jeher das Landstreichertum und die Eigentumsgefährdung durch kleinen Diebstahl oder betrügerische Vorspiegelung körperlicher Leiden. [* 45]
Wohl waren die Reformatoren bemüht, an die Stelle des unterschiedslosen Gebens eine geregelte Versorgung der Armen auf Grund einer genauen Prüfung ihrer Verhältnisse und nach Sonderung der wirklich Armen von dem herumlungernden, arbeitsscheuen Gesindel treten zu lassen, überhaupt die Versorgung auf das Notwendigste zu beschränken, allein der Erfolg war aus verschiedenen Gründen nur gering. Seit dem 16. Jahrh. entstanden zahlreiche Polizeiordnungen oder gar eigene Bettelordnungen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, wobei vielfach daran festgehalten wurde, daß es zur Bettelei obrigkeitlicher Genehmigung bedürfe. So ward das Bettelwesen zum konzessionierten Gewerbe der Müßiggänger und Hilflosen. Unberechtigte Bettler und Landstreicher wurden vielfach den alten Zuchthäusern, Spinnanstalten u. s. w. zur Besserung überwiesen.
In den modernen Staaten ist gegenwärtig überall die im Widerspruch zur alten Kirche stehende Anschauung geltend geworden, daß Betteln unter keinen Umständen gestattet werden darf, weil die Volkswohlfahrt durch Abstumpfung des wirtschaftlichen Sinnes geschädigt wird. Für wirklich Hilflose ist nach den Grundsätzen einer festen, verwaltungsrechtlichen Ordnung teils durch alimentationspflichtige Verwandte, teils aus Mitteln der Gemeinde oder eigener Armenpflegschaftsverbände zu sorgen.
Der Fortbestand des Bettelwesen zumal in größern Städten wurzelt wesentlich in dem gutmütigen Wahne kurzsichtiger Almosenspendung, in der Leichtgläubigkeit, die ohne sorgfältige Prüfung Gaben verabreicht, ohne die nachteiligen Folgen zu bedenken, welche die Unterstützung Unwürdiger nach sich zieht. Erst neuerdings haben sich in deutschen Städten, insbesondere nach dem Vorgange von Berlin, [* 46] Vereine gebildet, deren Mitglieder sich durch feste, planmäßig verwendete Beiträge gegen die Hausbettelei schützen und grundsätzlich kein Almosen ohne vorangegangene Untersuchung der Bedürfnisse verteilen lassen.
Nach dem Vorgange aller neuern Gesetzgebungen bedroht das Deutsche [* 47] Strafgesetzb. §. 361, 4 das Betteln mit Strafe (Haft bis zu 6 Wochen). Diese Strafe trifft sowohl denjenigen, welcher selbst bettelt, als auch solche, welche Kinder zum Betteln anleiten oder ausschicken, oder Personen, die ihrer Gewalt und Aufsicht untergeben sind und zu ihrer Hausgenossenschaft gehören, vom Betteln abzuhalten unterlassen. Nach §. 362 darf der Richter den Verurteilten der Landespolizeibehörde nach verbüßter Haft überweisen mit der Ermächtigung zur Unterbringung in Arbeitshäusern oder zu gemeinnütziger Beschäftigung für den Zeitraum von 2 Jahren; dies jedoch nur, wenn derselbe in den letzten ¶
3 Jahren mehrmals wegen Bettelei verurteilt ist, oder wenn er unter Drohungen oder mit Waffen [* 49] gebettelt hat. -
Vgl. Uhlhorn, Die christl. Liebesthätigkeit (3 Bde., Stuttg. 1882, 1884,1890): Kah, Die Polizeivergehen des Deutschen Strafgesetzbuches (ebd. 1879).
s. Bedemund. ^[= (vom niederdeutschen Bede [s. d.] und Munte, "Münze"), auch Bumede, Bauermiete ...]
Dorf im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Cassel, 3 km südöstlich von Cassel, an der zur Fulda [* 50] gehenden Losse und der Linie Cassel-Waldkappel der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1890) 2226 reform. E., Post, Telegraph;
Kupferhammer, Zink- und Messingschmelzerei, Feilenhauerei, Färbereien, Bleichereien und Wäschereien, Fabrikation von Thonwaren [* 51] für chem. Apparate, von Chemikalien, Äpothekergläsern, Dachpappe, Zündhölzern, Buntpapier, Papierwaren, Kartonnagen und Seife, eine Stockfabrik auf dem ehemaligen Messingwerk, Bierbrauerei [* 52] auf dem ehemaligen Eisenhammer, Gärtnereien, drei Mahl- und eine Lohmühle, Fischzuchtanstalt und Fasanerie.
Als Bettfedern kommen hauptsächlich die Federn der Gänse und Enten [* 53] in Betracht. Hühnerfedern sind weniger beliebt und werden nur als geringes Stopfmaterial benutzt. Am höchsten geschätzt sind die Flaumfedern der Eiderente, im Handel als Daunen oder Dunen bekannt. Auch Mövenfedern gelangen in neuerer Zeit von Archangel und Island [* 54] aus in den Handel. Gänse- und Entenfedern liefern hauptsächlich Böhmen, Galizien, Rußland, Polen und das nördl. Deutschland; auch China beteiligt sich hervorragend an der Einfuhr derselben, allerdings meist in geringern, stark unreinen Sorten.
Eiderdaunen werden von Norwegen [* 55] zugeführt. Als Verpackung der Bettfedern werden Säcke, Fässer, Kisten oder Matten verschiedener Größe gewählt. Bettfedern bilden im rohen und gereinigten Zustande einen bedeutenden Handelsartikel. Deutschlands Einfuhr von rohen Bettfedern betrug (1890) 61 590 Doppelcentner im Werte von 12¾ Mill. M.; davon 27 369 Doppelcentner aus Österreich-Ungarn, [* 56] 14659 Doppelcentner aus China. Die Einfuhr von gereinigten und zugerichteten Bettfedern betrug (1890) 11 388 Doppelcentner im Werte von 4 135000 M. Hamburg [* 57] führte 1890 seewärts über 19000 Doppelcentner ein, darunter 1400 kg Eiderdaunen (in Säckchen à. 15 kg verpackt) von Norwegen im Werte von 26 200 M. (S. Federn, tierische.)
eine zum Entfetten, Entstäuben, Auflockern u. s. w. gebrauchter Bettfedern dienende Vorrichtung, die am zweckmäßigsten in folgender Weise konstruiert ist: Den untern Teil des Apparats bildet ein Ofen mit einem kleinen Dampfkessel, [* 58] in welchem der zur Reinigung der Federn benutzte Dampf [* 59] erzeugt wird. Dem zu diesem Zweck zugeführten Wasser sind verschiedene Chemikalien zugesetzt, die, indem sie sich mit verflüchtigen, alle dem Material anhaftenden organischen Stoffe zerstören, während der dasselbe durchdringende Dampf den Staub aufweicht und die Trennung der zusammengeballten Federn vorbereitet.
Die vollständige Auflösung der Federballen wird durch eine in einem kastenförmigen Behälter rotierende, mit Stäben besetzte Welle oder in einer im Innern mit Daumen besetzten drehbaren Trommel bewirkt. Um die Federn zu trocknen, wird durch Röhren [* 60] ein Strom der im Ofen erhitzten Luft zugeleitet. Von den völlig trocknen Federn kann der Staub leicht abgeklopft werden, während die schweren Schmutzteile in ein Sieb fallen und so aus der Maschine [* 61] entfernt werden. Bei den besten derartigen Konstruktionen erfordert der gesamte Reinigungsprozeß nur 10 Minuten, und es können je nach der Größe der Maschine 100-200 kg Federn in einem Tage gereinigt werden.
Bernardino, ital. Maler, s. Pinturicchio. ^[= (spr. -ríckjo), Bernardino, eigentlich Maler der Umbrischen Schule, geb. 1454 zu Perugia, ...]
der 250. Planetoid. ^[= Asteroiden oder kleine Planeten, die Gruppe der sich zwischen Mars und Jupiter bewegenden Planeten. ...]
s. Arnim, ^[= # Harry Karl Kurt Eduard, Graf von, Diplomat, geb. 3. Okt. 1824 zu Moitzelsitz im pommerschen ...] Elisabeth von.
Saverio, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. zu Mantua, [* 62] ward 1736 Jesuit, lehrte 1739-44 zu Brescia, 1748-51 zu Venedig, [* 63] dann bis 1759 am adligen Jesuitenkolleg zu Parma [* 64] Geschichte und schöne Wissenschaften, machte 1755-59 Reisen in Deutschland und Frankreich (auch zu Voltaire), lebte dann in Verona [* 65] und als Professor in Modena und zog sich nach der Aufhebung des Ordens 1773 nach Mantua zurück, wo er litterarisch thätig war und starb.
Die bedeutendsten seiner vielen Schriften (Gesamtausgabe, 8 Bde., Vened. 1780; 24 Bde., ebd. 1799-1802) sind: «Il Risorgimento d'Italia“ (2 Bde., Bassano 1775), eine ausführliche und meist quellenmäßige Kulturgeschichte Italiens [* 66] von 1000 bis 1500, "Dell' entusiasmo delle Belle Arti" (2 Bde., Mail. 1769; deutsch von Werthes, 2 Bde., Bern [* 67] 1778),
«Tragedie» (Bassano 1771; am besten «Serse»),
Lettere Virgiliane" (öfters gedruckt),
die, gegen den Dante-Kultus gerichtet, nicht geringen Widerspruch erregten. Seine sonstige Prosa ist unbedeutender, seine kleinern Gedichte fein und elegant, besonders die «Versi sciolti» (s. d.). Parteiische Biographie von seinem Freunde Napione, berichtigt von Ugoni in seiner Fortsetzung von Cornianis «Secoli della letteratura italiana», V (Tur. 1856).
(engl.), das Wetten, die Wette, namentlich bei Wettrennen.
Thaler mit der Darstellung des heil. Martin, wie er nach der Legende mit dem Schwerte ein Stück von seinem Mantel abschneidet, um es einem Bettler zu geben;
geprägt vom Grafen Philipp von Horn 1568, vom Grafen Günther von Schwarzburg [* 68] 1606-8, von mehrern Erzbischöfen von Mainz, [* 69] von den drei schweiz. Urkantonen 1548-50, der Republik Lucca [* 70] 1600-1750 u. a.
Bettpissen, s. Enuresis.
Über Mittel für Bettnässer s. Geheimmittel.
die Bekleidung des Geschützstandes mit Holz oder Stein, um das Einsinken der Räder und des Lafettenschweifs des Geschützes in den Erdboden zu verhindern. Bei Geschützaufstellungen von längerer Dauer, wie sie bei dem Angriff und der Verteidigung der Festungen vorkommen, sind Bettung notwendig, falls die Geschütze [* 71] nicht Rahmlafetten haben. In der Regel bestehen die Bettung aus Holz; die einfachste Form derselben ist die Notbettung, bei der eine Bohle für jedes der beiden Räder und zwei dicht aneinander für den Lafettenschweif gelegt und mit Pfählen befestigt werden.
Vollkommener sind die ganzen Bettung, bei denen balkenartige Hölzer (Rippen) mit der Schußrichtung gleichlaufend in gewissen Abständen voneinander in den Erdboden versenkt und quer darüber Bohlen durch Nägel [* 72] befestigt werden; am vollkommensten jedoch die in Cement gemauerten Bettung für Küstengeschütze, in denen die Schwenkschienen für die Schwenkräder der Lafetten genau eingepaßt und befestigt sind. Für Feldmörser und Feldhaubitzen sind vielfach transportable in Anwendung.
(Acanthia lectularia L., s. Tafel: Insekten IV, [* 48] Fig. 2), eine 5-6 mm lange, ¶
braunrote, flügellose Wanze, die in Bettstellen, altem Holzwerk, unter Tapeten u. s. w. lebt und von hier aus den Menschen nachts überfällt, um Blut zu saugen. Sie soll aus Ostindien [* 74] stammen, war aber schon im Altertum in Südeuropa bekannt und ist jetzt fast über die ganze Erde verbreitet. Da sie sehr fruchtbar ist, langandauernden Hunger und deftige Kälte gut übersteht und in jeder Spalte einen Zufluchtsort findet, in dem ihr schwer beizukommen ist, kann sie nicht leicht ausgerottet werden. Wo nicht altes Holzwerk jeden Versuch der Vernichtung unmöglich macht, ist Reinlichkeit, insbesondere häufiges Waschen mit heißem Wasser, starkes und wiederholtes Streichen mit Petroleum sowie das sorgsame Aufspüren und Vertilgen der Brut das beste Mittel, sich ihrer zu entledigen. Die vielen Mittel, die man zur Vertilgung der Bettwanze empfiehlt, bewähren sich gewöhnlich nicht, wenn sie nicht giftige Substanzen enthalten, während die wirksamen Giftmittel, wie z. B. Quecksilber- und Arsenikpräparate, auch für Menschen gefährlich, also nur mit äußerster Vorsicht anzuwenden sind.
s. Birke. ^[= ( L.), Pflanzengattung aus der Familie der ceen. Die B. sind einhäusige Bäume ...]
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Amentaceen (s. d.) mit gegen 40 Arten, fast sämtlich in der nördlich gemäßigten Zone. Es sind Bäume oder Sträucher mit einfachen Blättern und in Kätzchen gestellten einhäusigen Blütchen. Die weiblichen Kätzchen stehen zur Zeit der Blüte [* 75] meist aufrecht; jede Blüte besteht aus einem dreilappigen Deckblatt mit drei Fruchtknoten oder aus einem fünfteiligen Deckblatt mit zwei Fruchtknoten. Bei der Fruchtreife fallen die Deckblätter mit den Früchten ab oder verholzen und bleiben an der Spindel. Den Betulaceen, gewöhnlich zu den Cupuliferen (s. d.) gerechnet, fehlt die für diese charakteristische Cupula.
Xystus, s. Birck, ^[= Sixt (lat. Xystus ), deutscher Dramatiker und Schulmann, geb. 21. Febr. 1500 zu Augsburg, ...] Sixt.
Birkenkampfer, ein indifferenter Bestandteil der weißen Birkenrinde und des aus dieser gewonnenen Birkenteers (s. d.);
krystallisiert in büschelförmig gruppierten Nadeln [* 76] und hat die Formel C36H60O3.
s. Birken, ^[= Siegmund von, vor seiner Erhebung in den Adelstand (1654) genannt, Dichter, geb. 5. ...] Siegmund von.
holländ. Landschaft, s. Geldern.
s. Betfahrtswoche. ^[= Gangwoche, Kreuzwoche, die zweite Woche vor Pfingsten wegen der darin stattfindenden ...]
Stadt im Bezirksamt Pegnitz des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, 14 km südwestlich von Pegnitz, hat (1890) 674 E., Postexpedition, Telegraph, evang. Pfarrkirche, Schloß;
Hopfenbau. Nahebei die Ruine Stierberg, weiter entfernt Ruine Leyenfels und Wildenfels.
bei naturwissenschaftlichen Bezeichnungen Abkürzung für François Sulpice Beudant (s. d.).
(spr. bödáng), François Sulpice, franz. Mineralog und Physiker, geb. zu Paris, [* 77] besuchte die Polytechnische und Normalschule, wurde 1811 Professor der Mathematik am Lyceum zu Avignon, 1813 Professor der Physik zu Marseille, [* 78] 1815 Unterdirektor der Mineraliensammlung Ludwigs XVIII. zu Paris, wo er einige Jahre darauf die Professur der Mineralogie an der Universität erhielt und 1824 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften erwählt ward. Seit 1840 Generalinspektor der Universität, starb er Sein Hauptwerk ist der «Essai d'un cours élementaire et général des sciences physiques» (Par. 1828),
der in den «Traité élementaire de physique» (6. Aufl., ebd. 1838; deutsch Lpz. 1830) und «Traité élementaire de minéralogie» (2. Aufl., Par. 1830; deutsch Lpz. 1826) zerfällt, von denen namentlich der letztere großes Aufsehen erregte. Viel Wichtiges enthielt auch seine «Voyage minéralogique et géologique en Hongrie, pendant l'année 1818» (4 Bde., Par. 1822; deutsch im Auszug, 1 Bd., Lpz. 1825). Als selbständiger Forscher bewährte sich Beudant früher schon in seinen Untersuchungen über das Verhältnis zwischen chem. Zusammensetzung und Krystallisation, über die Möglichkeit des Fortlebens der Meeresmollusken in süßem Wasser sowie über das specifische Gewicht der Mineralien [* 79] und die chem. Analysen der Mineralkörper.
s. Flexoren.
[* 80] (grammatisch), s. Flexion.
Diffraktion oder Inflexion des Lichts, eine mit Interferenz (s. d.) verbundene Ablenkung des Lichts aus der geraden Fortpflanzungsrichtung. Sie wird beobachtet, wenn Licht [* 81] durch schmale Spalten in schattengebenden Körpern hindurchgeht und in einiger Entfernung von einem Schirme aufgefangen wird. Man beobachtet dann, daß die Schattengrenze der Kante oder des Spaltbildes nicht scharf, sondern verwaschen und außerdem mit Streifen durchzogen ist. Es dringt also Licht in den Schattenraum, das Licht wird, wie man sagt, gebeugt. Diese Erscheinung wurde zuerst von Grimaldi 1665 beobachtet und später von Fresnel, der sie auf Interferenz zurückführte, und Fraunhofer genauer studiert.
Um einen einfachen Fall der Beugung zu erörtern, betrachten wir eine schmale, vertikale Spalte von der Breite [* 82] b [* 73] (Fig. 1), die durch eine ferne, kleine Lichtquelle senkrecht zu ihrer Ebene bestrahlt wird. Alle Punkte der Spalte wirken dann wie selbstleuchtend und gleichzeitig schwingend.
Auf einem sehr fernen Schirm von der Entfernung d treffen in der Symmetrieebene der Spalte diese Lichter ohne merklichen Wegunterschied zusammen und verstärken sich. Rücken wir auf dem Schirm um a nach links, bis der rechte Randstrahl einen um eine Wellenlänge λ größern Weg zurückzulegen hat als der linke Randstrahl, so hebt die linke Bündelhälfte die Wirkung der rechten auf; wir gelangen zu einer dunkeln Stelle. Hierbei ist, wie aus der [* 73] Fig. 1 ersichtlich, sehr nahe
λ/b = a/d oder λ = b·a/d.
Setzen wir b = 1 mm, d = 10 m, beleuchten die Spalte durch ein tiefrotes Glas, [* 83] so wird a = 7 mm. Demnach ist für rotes Licht die Wellenlänge
λ = 1 mm·7 mm/10000 mm = 0.0007 mm
Bei Fortsetzung der vorigen Erörterung findet man, daß auf dem Schirm ein mittlerer vertikaler roter Streif von etwa 14 mm Breite auftritt, dem sich beiderseits eine Reihe von etwa 7 mm breiten roten Streifen von abnehmender Helligkeit anschließen, die voneinander durch dunkle Streifen getrennt sind. Geht man von roter zu gelber, grüner, blauer, violetter Beleuchtung [* 84] über, so zieht sich das ganze Beugungsbild zusammen, und die Streifen sind im letztern Falle ungefähr nur halb so breit als bei roter Beleuchtung. Bei weißer Beleuchtung ¶
erscheint durch Überdeckung der einfarbigen Erscheinungen in der Mitte ein weißer Streifen, dem sich beiderseits schmale Spektren, Beugungsspektren, anschließen, die das Violett nach innen kehren.
Viel schöner werden die Beugungserscheinungen, wenn man dieselben, statt auf einem Schirme aufzufangen, durch ein achromatisches Fernrohr, [* 86] wie Fraunhofer es zuerst gethan, beobachtet. Die beugende Öffnung wird dann mittels eines Aufsatzringes vor das Objektivglas geschoben. Die [* 85] Fig. 2 zeigt das Beugungsbild eines schmalen Spaltes, [* 85] Fig. 3 das einer rhombischen Öffnung o und [* 85] Fig. 4 dasjenige eines kleinen kreisförmigen Loches; Tafel: Licht, Fig. 9 zeigt außerdem das Beugungsbild eines dünnen Drahtes sowie das einer Schirmkante.
Sowohl mittels Auffangschirmes als mittels Fernrohrs kann man die merkwürdigen Beugungsbilder beobachten, die entstehen, wenn man statt einer einzigen engen Spalte viele solcher engen Spalten dicht nebeneinander in gleichen Abständen (mehrere Hundert auf einen Centimeter) anwendet. Solche Spalten werden am besten auf berußten Glasplatten mit der Teilmaschine hergestellt. Man erhält dann bei weißem Sonnenlichte eine Beugungsfigur, die in der Mitte einen weißen Streifen zwischen je einem breiten Dunkelstreifen besitzt, worauf je ein vollkommen entwickeltes Spektrum mit Fraunhoferschen Linien folgt u. s. w. Diese Gitterspektren (s. Spektrum) haben dazu gedient, die ihren Fraunhoferschen Linien entsprechenden Wellenlängen zu messen, wozu besonders ein Apparat von Abbé (Jena) [* 87] geeignet ist. Zu den farbigen Erscheinungen der Beugung gehören auch die Farbenschiller der Spinnenweben im Sonnenschein, ferner jene, wenn man durch die geschlossenen Augenwimpern, durch den Bart der Vogelfedern nach sonnigem Lichte hinsieht. Auch der sog. Bishopsche Ring (s. d.) wird durch Beugung erklärt. Die Beugung tritt nicht nur beim Lichte, sondern auch bei den Wärme- und Schallwellen und überhaupt bei jeder Wellenbewegung [* 88] auf, die sich durch enge Öffnungen fortpflanzt. -
Vgl. Fraunhofer, Neue Modifikation des Lichts (Münch. 1821), und Schwerd, Die Beugungserscheinungen aus den Fundamentalgesetzen der Undulationstheorie entwickelt u. s. w. (Mannh. 1835).
[* 80] des Rechts. Ein Beamter, der sich bei der Leitung oder Entscheidung einer Rechtssache vorsätzlich zu Gunsten oder zum Nachteil einer Partei einer Beugung des Rechts des Rechts schuldig macht, wird nach §. 336 des Deutschen Strafgesetzbuches und nach dem Österr. Strafgesetzentwurf von 1889 mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren bestraft. Im weitern Sinne gehört auch hierher der Amtsmißbrauch durch Erpressen von Geständnissen, durch vorsätzliche Eröffnung und Führung von Untersuchungen gegen Unschuldige, durch - vorsätzliche oder fahrlässige (im letztern Falle Strafe: Gefängnis oder Festung [* 89] bis 1 Jahr oder Geldstrafe bis 900 M.) - Vollstreckung von Strafen, die nicht vollstreckt werden dürfen, durch Unterlassen strafrechtlichen Einschreitens in der Absicht, jemanden der gesetzlichen Strafe rechtwidrig zu entziehen, welchem Falle derjenige gleichsteht, wenn in gleicher Absicht Handlungen begangen werden, welche geeignet sind, eine Freisprechung oder eine dem Gesetze nicht entsprechende Bestrafung zu bewirken, und der Fall, wenn die Vollstreckung der ausgesprochenen Strafe nicht betrieben, oder eine gelindere als die erkannte Strafe zur Vollstreckung gebracht wird (§§. 343-346). Strafe bis zu 5 und 15 Jahren Zuchthaus, abgesehen von den schon erwähnten Strafsatzungen. Gesetzwidriger Einfluß auf die Rechtspflege seitens einer Person des Soldatenstandes oder eines zum Heere oder zur Marine gehörigen Militärbeamten wird mit Gefängnis bis zu 5 Jahren und ebenso der Mißbrauch der Disciplinarstrafgewalt seitens derselben Personen bestraft (Militärstrafgesetzbuch §§. 118, 119).
s. Beugung ^[= Ein Beamter, der sich bei der Leitung oder Entscheidung einer Rechtssache vorsätzlich zu Gunsten ...] (des Lichts) und Fraunhofer.
Willem, s. Bökel. ^[= Willem, richtiger Fischer zu Biervliet im seeländ. Flandern, verbesserte die Methode ...]
eine umschriebene, hügelförmige Erhebung der Haut, [* 90] sofern dieselbe durch krankhafte Ansammlung von Flüssigkeit unter der Haut entstanden ist. Man unterscheidet die mit Eiter gefüllten Beule als Eiterbeulen von den Blutbeulen, welche Blut enthalten. Erstere entstehen infolge von entzündlichen Drüsenanschwellungen oder durch Eiteransammlung, letztere durch Zerreißung eines Blutgefäßes und den dadurch bedingten Austritt des Blutes in das umgebende Zellgewebe.
Auf diese Art entstehen die Beule nach einem Stoß oder Schlag auf eine dem Knochen [* 91] nahe anliegende Hautstelle, z. B. am Kopf oder Schienbein. Das übliche Mittel, eine solche Beule mit einer Messerklinge oder dergleichen flach zu drücken, ist daher ganz zweckmäßig, weil es den weitern Bluterguß hemmt. Ebenso zweckmäßig sind Eis- und Kaltwasserumschläge, sowie die Massage (s. d.). Mit der Zeit wird das Blut aus den Blutbeulen gewöhnlich wieder aufgesaugt, und der zurückbleibende Blutfarbestoff entfärbt sich allmählich aus Rot in Violett, Blau, Grün, Gelb. Daher die Farbenwandlungen an der Haut nach Stoß und Schlag. Über die Eiterbeulen s. Absceß.
(spr. böleh), Charles Erneste, franz. Archäolog und Staatsmann, geb. zu Saumur, besuchte seit 1845 die Normalschule zu Paris und wurde 1849 als Mitglied der Französischen Schule nach Athen [* 92] gesandt. Hier nahm er eifrig an den Ausgrabungen an der Akropolis [* 93] teil und machte bedeutende Entdeckungen. Nach Paris zurückgekehrt, wurde Beulé 1854 Professor der Archäologie an der Nationalbibliothek und begründete seinen Ruf durch eine Reihe wertvoller Schriften. 1858-59 erforschte er auf eigene Kosten die Stätte des alten Karthago, [* 94] wurde 1860 Mitglied der Akademie der Inschriften und 1862 zum beständigen Sekretär [* 95] der Akademie der Künste ernannt. 1871 vom Depart. Maine-et-Loire zum Abgeordneten der Nationalversammlung gewählt, nahm Beulé seinen Sitz im rechten Centrum und war eifriger Orléanist und Gegner Thiers'. Als Mac-Mahon 1873 Präsident der Republik geworden war, wurde Beulé Minister des Innern, mußte aber seines royalistischen Eifers ¶