«Recherches sur les usages du pancréas», worin er nachwies, daß die
Bauchspeicheldrüse die
Verdauung fetter Körper bewirke.
Gleichzeitig machte er seine ersten Entdeckungen über die Zucker
[* 2] erzeugende Eigenschaft der
Leber bekannt. Zu den wichtigsten
seiner zahlreichen Entdeckungen gehören die der vasomotorischen Funktionen des Halssympathicus, der sekretorischen der Chorda
tympani und die der künstlichen Hervorrufung der
Zuckerkrankheit
(Diabetes) durch experimentelle Verletzung
des vierten Hirnventrikels.
Seit 1856 ließ er seine am Collège de
France gehaltenen Vorlesungen regelmäßig im Druck erscheinen. Unter dem zweiten
Kaiserreich gehörte er dem Senat an (1869‒70); auch war er Mitglied der
Französischen Akademie. Bernard starb zu
Paris.
[* 3] Seine wichtigsten Werke sind: «Leçons de physiologie expérimentale appliquée
à la médecine» (Par. 1856; neue Ausg.
1865),
«Leçons sur la physiologie et la pathologie du système nerveux» (2 Bde.,
ebd. 1858),
«Leçons sur les effets des substances toxiques et médicamenteuses» (ebd.
1857; 2. Aufl. 1883),
«Leçons sur les anaestésiques et sur l’asphyxie»
(ebd. 1875),
«Leçons sur la chaleur animale, sur les effets de la chaleur et sur la fièvre»
(ebd. 1875; deutsch von Schuster, Lpz. 1876),
«Leçons sur le diabète» (Par. 1877; deutsch
von Posner, Berl. 1878),
«Leçons sur les phénomènes de la vie commune aux animaux et
aux végétaux» (2 Bde., Par.
1879).
Demetrios N., neugriech. Schriftsteller, geb. 20. Nov. in Sta.
Marina auf
Lesbos, studierte in
Mytilene,
Athen
[* 4] (1850‒56),
München
[* 5] und
Berlin
[* 6] (1857‒60), promovierte in
Deutschland
[* 7] und wurde
dann Professor der allgemeinen Geschichte und
Philologie an derUniversitätAthen. Hier zwangen ihn die
zahlreichen Feinde, die er sich als
Anhänger König
Ottos und durch seine Lehrerfolge zugezogen hatte, die Entlassung zu nehmen
(1869), worauf er sich nach
Lesbos zurückzog.
Wegen eines angeblich islamfeindlichen
Katechismus bei der türk. Regierung verleumdet, flüchtete er nach
Griechenland,
[* 8] wo
man ihm den Unterricht der Prinzen und sein früheres Lehramt anvertraute. Doch mußte er abermals seine
Professur aufgeben und ging, nachdem die in
Konstantinopel
[* 9] gegen ihn erhobenen
Anschuldigungen aufgeklärt waren, wieder nach
Mytilene (1882). hat sich als Dichter und Gelehrter reiche Verdienste erworben. Unter seinen
Poesien ragen hervor eine pindarische Ode zum
Thiersch-Jubiläum, die
Dramen «Maria Doxapatri»,
«Merope»,
«Euphrosyne» und die «Kypseliden»,
die ersten drei oft aufgeführt. Der Wissenschaft und der Schule diente eine «Griech.
Grammatik», eine «Weltgeschichte» (Bd.
1,
Athen 1867),
Diogo, auch
Diogo Bernardes
Pimenta, portug. Dichter, gewöhnlich «der
sanfte Limasänger» genannt, weil seine Gedichte das kleine Limaflüßchen verherrlichen, an dessen Ufern er den größten
Teil seines Lebens verbrachte. Geboren um 1530 in Ponte de Lima,
[* 11] von adliger Herkunft, blieb er bis
nach 1550 auf dem
Lande. Sein
Lehrer in der
Dichtkunst ward 1553 der auch in der
Provinz Minho,
in seiner
Quinta da Tapada zurückgezogen
lebende Francisco de Sâ-de-Miranda, der in
Portugal,
[* 12] wie
Boscan und Garcilaso in
Spanien, die «neue Schule» gegründet hatte
und nach ital. Vorbilde
Sonette,
Terzinen, Oktaven,
Canzonen, Oden und Idyllen in Elfsilblern schrieb, die
echt nationalen
Weisen in Achtsilblern aber als allzu volksmäßig und mühelos beiseite ließ. Bernardes schloß sich der neuen
Schule an und trat bald zu deren besten
Vertretern, wie
Antonio Ferreira und Andrade de Caminha, in ein freundschaftliches
Verhältnis. 1576 begleitete er den Gesandten des Königs Sebastian, Pedro de Alcaçova Carneiro, nach
Madrid;
[* 13] 1578 nahm er an dem unglücklichen afrik.
Feldzuge teil. Er geriet in Gefangenschaft und ward losgekauft, doch scheint ihm das allgemeine Unglück Lebensmut und Dichterkraft
gebrochen zu haben: was seine
Muse nun noch schuf, ist von sehr geringer Bedeutung. Philipp Ⅱ. gab ihm 1583 ein
kleines Hofamt, das ihn nicht vor
Not schützte. Er starb 1605 und soll neben
Camoens begraben sein. Bernardes veröffentlichte drei
kleine
Bände schlichter und inniger Hirtengedichte und Elegien: «O Lyma» (Lissab. 1596, 1633, 1761
u. 1820),
20 hochpoet.
Idyllen und 33
Briefe, «Rimas varias;Flores do Lyma» (ebd. 1596, 1633, 1770) und
«Varias rimas ao bom
Jesus»
(ebd. 1594 u. ö.; zuletzt 1770). Erst nach 1779, nachdem durch JoséThomas de
Aquino ein
Teil der Kommentare herausgegeben
waren, die Faria y
Sousa, der große Polyhistor, um die Mitte des 17. Jahrh. zu
Camoens’ Werken geschrieben hatte,
ist Bernardes beschuldigt worden,
Camoens’ Manuskripte gestohlen, deren
Inhalt für seine
Arbeit ausgegeben und seinen Gedichten
beigefügt zu haben. Diese Beschuldigung ist grundlos.
(San) oder
Sankt
[* 15]
Bernhardin, Bergpaß im schweiz. Kanton Graubünden,
[* 16] einer der ältesten Alpenpässe,
1819‒23 fahrbar gemacht, hat seinen
Namen nach dem heil.
Bernardin von Siena, der hier gepredigt und dem eine Kapelle erbaut
worden ist. Die Poststraße, 4‒7 m breit, bis
Bellinzona 73 km lang, zweigt sich beim Dorfe
Splügen, im Rheinthale, von
der Splügenstraße ab, erreicht in vielen Windungen die
Wasserscheide zwischen Rhein und Tessin,
die 2063 m hohe
Paßhöhe und das
Berghaus am kleinen
Lago-Moesola; die
Moesa entlang zieht sie sich nun hinunter in das
TessinerThal
[* 17]
Mesocco
oder
Misox, dessen oberstes Dorf
SanBernardino (1626 m) wegen seines kräftigen Stahlsäuerlings und seiner reinen Luft häufig
als Kurort besucht wird. In zahllosen Windungen erreicht die
Straße die zweite Thalstufe, in der der
Hauptort Cremeo (781 m) und die Ruinen der
BurgMesocco liegen, und bei Soazza (630 m) die unterste Thalstufe, wo die Landschaft
ein südl. Gepräge annimmt. Unweit
Arbedo, nordöstlich von
Bellinzona, schließt sich die
Straße an die Gotthardstraße und
Gotthardbahn an.
die vom Schauspieler Jos. von Kurz (s. d.)
geschaffene komische
[* 1]
Figur des
WienerVolkstheaters, die mit dem Hanswurst seines Nebenbuhlers Prehauser wetteiferte.
Steueramtes, hat (1890) 7725 E., darunter 306 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph,
[* 22] eine got. Marienkirche (1519;
mit dreifachem Wandelaltar, Triumphkreuz und Epitaphien), got. St. Georg-Hospitalkirche, kath. Schul- und Bethaus, Volks- und
Privatschulen, Krankenhaus,
[* 23] vier Privat-Irrenpflegeanstalten; ferner Forst- und Landwirtschaft, Baumwoll-, Woll- und Seidenweberei,
Wickelei (8 Fabriken und bedeutende Hausindustrie), Sammetschneiderei, Posamenten, Korsett-, Handschuh-,
Tabak-, Apothekerwaren- und Petardenfabrikation, Drechslerei, Holzschnitzerei, Nagelschmiederei. Bernau besitzt
einen großen Forst
[* 24] am Liepnitzsee. – In dem Kampfe auf dem sog. Rutenfelde und den roten Ländern von Bernau wurden
die Hussiten von den Brandenburgern so entscheidend geschlagen, daß sie nicht mehr in die Mark einfielen.
–
Agnes, war die schöne Tochter des Baders Kaspar Bernauer zu Augsburg.
[* 25] HerzogAlbrecht, einziger Sohn des regierenden
Herzogs Ernst von Bayern-München, vermählte sich 1432 heimlich mit ihr und führte sie auf seine Schlösser. Herzog Ernst,
erzürnt über die unebenbürtige Heirat seines Sohnes und den Schimpf, der seinem Hause durch die Zurückweisung desselben
auf dem RegensburgerTurnier der bayr. Ritterschaft 1434 angethan wurde, ließ Agnes verhaften und als Zauberin in der
Donau ertränken.
Ergrimmt über diese Unthat griff Albrecht zu den Waffen
[* 26] gegen seinen Vater und verwüstete, mit den Feinden
desselben verbündet, weithin das Land. Den Mahnungen des Kaisers Sigismund und den Bitten der Freunde gelang es spät erst,
Albrecht an den Hof
[* 27] seines Vaters zurückzuführen, wo er sich endlich auch mit Anna von Braunschweig
[* 28] vermählen ließ. Herzog Ernst
selbst ließ über dem Grabe der Ermordeten eine Betkapelle aufbauen, und Albrecht ließ 1447 die Gebeine
der «ehrsamen Frau» in der von ihr ausersehenen Ruhestätte zu Straubing
[* 29] begraben. –
so auch Jul. Körner
(Lpz. 1821), A. Böttger (ebd. 1846), Hebbel (Wien
[* 31] 1855), Melchior Meyr in seinem «HerzogAlbrecht» (Stuttg. 1862) und Martin
Greif
[* 32] (Lpz. 1894).
1) Arrondissement im franz. Depart. Eure, hat 1091,25 qkm,
(1891) 59232 E., 124 Gemeinden und zerfällt in die 6 Kantone Beaumesnil (176,17 qkm, 5853 E.), Beaumont-le-Roger
(213,30 qkm, 10084 E.), Bernay (164,55 qkm, 14804 E.), Brionne (160,31 qkm, 10916 E.), Broglie (217,13 qkm, 7963 E.), Thiberville
(159,79 qkm, 9612 E.). – Hauptstadt des Arrondissements im franz. Depart. Eure (Normandie), am linken Ufer der Charentonne
und an den Linien Mantes-Cherbourg und Echauffour-Bernay (41 km) der Franz.
Westbahn, hat (1891) 5788, als Gemeinde 8016 E., Post und Telegraph, ein Tribunal erster Instanz, ein Handelsgericht, ein Kommunal-Collège
(in den Gebäuden eines alten Klosters), eine Bibliothek von 8000 Bänden, Mineralquellen, zahlreiche Mühlen,
[* 33] Woll- und Baumwollspinnereien,
Garnbleichen, Gerbereien, Eisengießereien, Papier- und Glasfabrikation
[* 34] sowie Handel mit Getreide,
[* 35] Vieh, Leder, Wolle und
Manufakten. Wichtig ist die Leinwandmesse und die sog. Foire fleurie) in der fünften Fastenwoche,
wo die schönsten normann. Pferde
[* 36] verkauft werden. Bemerkenswert sind
die KirchenSte. Croix und Notre-Dame de la Couture, beide
aus dem 15. Jahrh. – Am drangen die deutschen Truppen nach hartem Kampfe mit der Nationalgarde
in die Stadt ein und besetzten sie bis zum 10. März.
Jak., Philolog, geb. zu Hamburg,
[* 37] stammte von israel. Eltern, studierte 1844‒48 zu Bonn
[* 38] Philologie
und Philosophie, habilitierte sich daselbst 1849, wurde 1853 als Lehrer der klassischen Altertumsfächer an das Jüdisch-Theologische
Seminar zu Breslau
[* 39] berufen, wo er gleichzeitig Vorlesungen an der Universität hielt, und folgte 1866 einem
Rufe als außerord. Professor der Philologie und Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek nachBonn. Hier starb er Von
seinen Arbeiten sind zu nennen: «Heraclitea» (Tl. 1, Bonn 1848),
«Phokion»
(ebd. 1881). Außerdem übersetzte er die drei ersten Bücher der «Politik» des Aristoteles (Berl. 1872) und die unter Philons
Werken stehende Schrift«Über die Unzerstörbarkeit des Weltalls» (ebd. 1876). Seine Abhandlungen sind gesammelt herausgegeben
von Usener (2 Bde., Berl. 1885).
Michael, Litteraturhistoriker, Bruder des vorigen, geb. zu Hamburg, studierte 1853‒56 zu Bonn und
Heidelberg
[* 40] Philologie und Litteraturgeschichte, habilitierte sich 1872 zu Leipzig,
[* 41] wurde 1873 außerord., 1874 ord. Professor
der Litteraturgeschichte in München. B.’ Lehrthätigkeit kam seine Vortragskunst zu statten. 1890 zog er
sich zur Vollendung lange zurückgestellter wissenschaftlicher Arbeiten nach Karlsruhe
[* 42] zurück. Von seinen formvollendeten
litterarhistor. Arbeiten, die nächst Goethe besonders Shakespeare betreffen, sind zu erwähnen: «Über Kritik und Geschichte
des Goetheschen Textes» (Berl. 1867),
«Zur Entstehungsgeschichte des Schlegelschen Shakespeare» (ebd. 1872). Bernays besorgte eine Ausgabe
der Schlegel-Tieckschen ÜbersetzungShakespeares (Berl. 1871‒72; neue Ausg. 1891; dazu «Vor-
und Nachwort» in den «Preuß. Jahrbüchern», Okt. 1891) und eine Säkularausgabe der ältesten VoßschenÜbersetzung
von «Homers Odyssee» (Stuttg. 1881); die aus S. Hirzels Goethe-Bibliothek zusammengestellten Jugendwerke Goethes «Der junge
Goethe» (2.Ausg.,Lpz.1887) leitete er ein.
1) Kreis im Herzogtum Anhalt,
[* 44] hat 396,91 qkm, (1890) 82444 (41264 männl., 41180 weibl.) E., darunter 77403 Evangelische, 4431 Katholiken
und 496 Israeliten; 8957 Wohnstätten, 16954 Familienhaushaltungen, 1203 einzeln lebende selbständige
Personen, 90 Anstalten, 4 Städte, 36 Dörfer und 27 Gutsbezirke. Der Kreis entspricht dem Reichstagswahlkreise Bernburg-Ballenstedt
¶
mehr
(Abgeordneter Dr. Friedberg,
[* 46] nationalliberal). – 2) Kreisstadt im Kreis und bis 1863 Hauptstadt des Herzogtums Anhalt-Bernburg
(s. Anhalt), in 61‒95 m Höhe an der Saale und an den Linien Cöthen-Aschersleben und Cönnern-Bernburg-Calbe (26 km) der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1890) 28326 (14375 männl., 13951 weibl.) E., darunter 1339 Katholiken und 335 Israeliten,
in Garnison (500 Mann) das 2. Bataillon des 93. Infanterieregiments; 2379 Wohngebäude mit 6393 Haushaltungen und zerfällt
in die Altstadt und die Neustadt
[* 47] mit der Vorstadt Waldau am linken Ufer und der Bergstadt am hohen rechten Ufer, verbunden
durch eine 1891 erbaute eiserne Brücke.
[* 48]
Die sechs Kirchen sind die im got. Stil erbaute Stadt- oder Marienkirche aus dem 11. Jahrh. (im 15. Jahrh.
umgebaut), mit schönen Bildhauerarbeiten und Turm
[* 49] (67 m), die Schloß- oder Ägidienkirche (1752 umgebaut, 1889 erneuert),
Nikolaikirche (14. bis 15. Jahrh.), St. Martinskirche (1884‒87 nach Plänen von Hase-Hannover in got. Stil erbaut) mit schönen
Glasfenstern und Turm (68 m), die kath. Bonifaciuskirche (1865 in got. Stil erbaut) und die alte Stephankirche
in der Vorstadt Waldau.
Ferner eine Synagoge. Von andern Gebäuden ist das zum Teil sehr altertümliche Schloß in der Bergstadt, jetzt Behördenhaus,
bemerkenswert;
es stammt aus dem 13. Jahrh. und wurde im 16. Jahrh. erweitert;
ein Rathaus mit Bildern der letzten Bernburger Herzöge und berühmter Kunstuhr.
– Bernburg ist Sitz der Kreisdirektion, der herzogl. Bau- und Forstverwaltung, eines Amtsgerichts (Landgericht Dessau)
[* 50] mit Strafkammer,
der Saalschleusenverwaltung und hat 1 Oberbürgermeister, 3 Stadträte (1 besoldet), 30 Stadtverordnete, Postamt erster
Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Zoll-, Untersteueramt, Aichamt;
Kreiskasse, Kreissparkasse, Reichsbanknebenstelle,
Karls-Gymnasium, früher Stadtschule (Direktor Dr. Hachtmann, 16 Lehrer, 249 Schüler), Realgymnasium, 1853 als städtische
höhere Bürgerschule gegründet (Direktor Dr. Hutt, 15 Lehrer, 99 Schüler), höhere Mädchenschule, Knabenmittel-, Mädchenbürger-,
Volks-, kath. und Industrie-Schule, Fachschule der Innungen, kaufmännische Unterrichtsschule;
Altertumsverein, Stadttheater,
Freimaurerloge «Alexius zur Beständigkeit», landwirtschaftliche Versuchsstation, Landesheil- und Pflegeanstalt
für Geisteskranke (1872‒75 erbaut), St. Johanneskrankenhaus, St. Johannes-Hospital, früher Augustinerkloster (1318),
Armen- und Siechenhaus, Johannisasyl, Anstalt für verwahrloste Knaben, Volksküche, Gasbeleuchtung, Wasserleitung
[* 51] und Schlachthaus
mit Viehhof.
Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Soda, Kali und Chlorkalium (Deutsche
[* 52] Solvaywerke), von Dampfkesseln,
Papier, Zucker, landwirtschaftlichen Maschinen, Kohlensteinen, Cement, Rohrwaren, Cigarren, Zuckerwaren,
Konditoreigerätschaften, auf elektrische Telegraphenanlagen, auf Herstellung von Korsetten, Sprit und Liqueuren, Seifen und
Federhaltern; außerdem bestehen noch Eisengießereien, Zinn- und Bleiwalzwerke, Färbereien, Spiritusbrennereien, Ziegeleien,
Stein- und Kalkbrüche, Mühlen, Wagenbauereien, Ölraffinerie, Dampfschneidemühlen, Buch-, Steindruckereien und lithographische
Anstalten. Von großer Bedeutung ist der Getreidehandel und das Bankgeschäft. ^[]
(spr. bärn bellkuhr), Etienne Prosper, franz.
Maler, geb. in Boulogne-sur-Mer, bildete sich bei Picot und Barrias. Zunächst, 1861‒68, versuchte er sich in Landschaftsbildern,
ging dann zur Genremalerei über. Besondern Erfolg hatten: Aus dem Sattel gehoben, Ein Sonett (1869), Nach
der Prozession (1870). Nach dem Kriege 1870 und 1871 widmete er sich der Darstellung von Kriegsscenen. Sein bestes Werk ist:
Ein Kanonenschuß (1872), für das er die Medaille erster Klasse erhielt;
ferner sind zu nennen: Tirailleure im Kampf
bei Malmaison, (1875), Im Laufgraben, Auf Vorposten (1878), Einschiffungsmanöver (1882), Landung (1885).
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, hat (1890) 15307 (7531
männl., 7776 weibl.) E., 29 Gemeinden und 149 Ortschaften, darunter 3 Städte. – 2) Bezirksstadt im Bezirksamt Berneck, 7 km
südlich von der StationMarktschorgast-Berneckder Linie Bamberg-Hof der Bayr. Staatsbahnen,in 389 m Höhe, am
Fuße des Fichtelgebirges, romantisch in dem engen Thale des Forellenbachs Ölsnitz, der sich unterhalb in den Weißen Main
ergießt, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Bayreuth),
[* 54] hat (1890) 1409 E., Post, Telegraph, Bezirksamt, evang. Kirche; Steinhauerei,
Glasschleiferei, königl. Perlenfischerei (jährlich gegen 60 Stück) in der Ölsnitz und nahen Bächen
und Baumwollweberei. Berneck ist wegen des milden Klimas und der schönen, waldreichen Umgebung besuchte Sommerfrische und hat seit 1857 eine
Molkenkuranstalt mit Flußbad, warmen und Fichtennadelbädern, seit 1875 ein neues Kurhaus mit Lese- und Musiksaal; ferner
werden gegeben Mineral-, Salz-, Schwefel-, Seifen- und Malzbäder.
Karl Gust. von, Novellist und Militärschriftsteller, als letzterer PseudonymBernd von Guseck, geb. zu
Kirchhagen in der Niederlausitz, wurde 1820 preuß. Offizier, 1839 Lehrer an der Divisionsschule in Frankfurt
[* 60] a. O., 1848 Rittmeister
und Lehrer der Mathematik an der Artillerieschule in Berlin und 1855 Major; 1862 nahm er seinen Abschied
und starb zu Berlin. Seine vielen zerstreuten Arbeiten, die meist geschichtliche Stoffe behandeln, sind gesammelt
in «Novellen und Erzählungen» (3 Bde.,
Lpz. 1837),
Alb. Friedr., Kriminalist, geb. zu Straßburg
[* 63] in der Ukermark, studierte in Berlin Rechtswissenschaft
und Philosophie und wurde daselbst im Winter 1844/45 Docent für Strafrecht, 1848 außerord., 1801 ord.
Professor. In seinen strafrechtlichen Arbeiten tritt bis 1850 überwiegend der Einfluß der Hegelschen Philosophie, später
die Einwirkung der franz. Wissenschaft hervor. Er schrieb: «De divortiis apud Romanos» (Berl. 1842),
«Grundlinien der kriminalistischen
Imputationslehre» (ebd. 1843),
«Kritik des Entwurfs eines Strafgesetzbuches
für den Norddeutschen Bund» (ebd. 1869),
«Lehrbuch des Deutschen Preßrechts» (ebd. 1876). Auch bearbeitete Berner viele völkerrechtliche
Artikel in Bluntschlis «Staatswörterbuch», welchem Gebiete auch die Schrift «Die Orientfrage. Beantwortet durch die Verträge
von 1856 und 1878 Bluntschlis (Berl. 1878) angehört. Jüngst erschien "Judentum und Christentum und ihre
Zukunft" (Lpz. 1891).
Alpen,
[* 65] ein Teil der Westalpen (s. d.). Sie beginnen unmittelbar am Gemmipaß mit einer
nordwestl. Reihe von Gipfeln jurassischen Gesteins mit dem Balmhorn 3688, der siebengipfeligen Blümlisalp 3670, dem Eiger
3975, und den Wetterhörnern 3708 in. Zwischen dieser Kalkzone und der Rhone breitet sich eine mächtige
Zone von Granit, Gneis und Hornblendegesteinen aus; zu diesen gehören die höchsten Erhebungen der nördl. Alpen, das Vietschhorn
3953, das Aletschhorn 4182, die Jungfrau 4166, der Mönch 4105, das wilde, felsige Schreckborn 4080, und die Pyramide des
Finsteraarhorns 4275 m. Die größten unter den etwa 80 benannten Gletschern des Gebietes sind der Tschingel-
oder Kandergletscher, der Aletsch- und der Vieschergletscher und die Aargletscher.
Nach N. laufen lange Zweigketten der Jura- und Kreideformation:
[* 66] die Faulhornkette 2683, mit dem Paß
[* 67] über die Große Scheidegg 1961 m,
die Tschuggenkette mit der Kleinen Scheidegg 2069 m, die Schilthornkette, die Niesenkette 2366 m. In den
kürzern, südlich zum Rhonethal auslaufenden Ästen des Gebirges ist das Eggischhorn 2934 m, der bekannteste Aussichtspunkt.
Jenseit des Haslethals schließt die Gruppe des Dammastockes (s. d.) mit dem
Titlis die ab, die somit bis zum Quertal der Reuß
[* 68] reichen.
Nachdem die Berner Geistlichkeit die Beschlüsse («Zehn Schlußreden») unterzeichnet und die Messe und Bilder abgeschafft
hatte, erfolgte 7. Febr.1528 ein Reformationsmandat (vgl. Richter, Die evang. Kirchenordnungen des 16. Jahrh., Bd.
1, Weim. 1840), dem sich die Berner Gemeinden anschlossen. Die Originalakten des Gespräches sind noch vorhanden; gedruckt
wurden sie 1528 u. ö. -
Klause (Chiusa di Verona),
[* 71] der Engpaß 18 km nordwestlich von Verona, in dem sich die Etsch den Weg aus Val Lagarina
nach Val Policella durch das Kalkgebirge gebahnt hat. Von hoben, senkrecht abfallenden Felswänden eingeschlossen, bietet
die Schlucht kaum Raum für den reißenden Strom und die teilweise in den Fels gesprengte Straße und Bahnlinie
von Roveredo in Südtirol nach Verona. 1155 sperrte hier eine Schar von Veronesen dem heimkehrenden HeereKaiserFriedrichsI. den Weg, wurde aber von Otto von Wittelsbach, der mit einer Abteilung einen höher gelegenen Felsen besetzte, zur Ergebung
gezwungen. Über dem Felsen des rechten Ufers liegt die Hochfläche von Rivoli, bekannt durch die Siege
der Franzosen unter Bonaparte, Augereau und Massena über die Österreicher unter Davidovich, und Alvinczy,
Frommen von Sachsen-Gotha und der altenb. Prinzessin Elisabeth Sophie, studierte in Tübingen
[* 78] und Genf
[* 79] und vermählte sich 1671 mit
der Prinzessin Maria Hedwig von Hessen-Darmstadt. Als sein Vater starb (1675), führte Bernhard mit seinen sechs Brüdern die Regierung
gemeinsam. Aber nachdem bereits 1680 Teilungsverträge zwischen ihnen zu stande gekommen waren, ward ein
Hauptrozeß geschlossen, durch den auch ein besonderes Herzogtum mit der Residenz Meiningen
[* 80] erhielt. Als 1699 sein BruderAlbrecht
von Coburg
[* 81] starb, ward in einen Erbstreit mit seinen andern Brüdern verwickelt. Er starb nachdem er sein Gebiet
durch einige Erwerbungen vergrößert hatte.
Erich Freund, Herzog von Sachsen-Meiningen, geb. 17. Dez. 1800 zu Meiningen, folgte schon seinem
Vater, dem HerzogGeorg, dessen einziger Sohn er war, unter Vormundschaft seiner Mutter Luise Eleonore, geborener Prinzessin von
Hohenlohe-Langenburg (gest. Nachdem er auf den Hochschulen zu Jena
[* 82] und Heidelberg und durch
Reisen nach den Niederlanden, der Schweiz,
[* 83] Italien
[* 84] und England seine Bildung vollendet hatte, übernahm er die Regierung
selbst, worauf er sich 1825 mit Maria, der Tochter des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen,
[* 85] vermählte.
Schon 1823 ließ er eine neue Organisation der Landesbehörden und das Grundgesetz landständischer
Verfassung ins Leben treten. Als infolge des Aussterbens der sachsen-gothaischen Linie ihm 1826 die Fürstentümer Hildburghausen
[* 86] und Saalfeld,
[* 87] die GrafschaftCamburg und die Herrschaft Kranichfeld zufielen, unternahm er eine abermalige Organisation des nun
aus sehr verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzten Landes, die 1829 zu stände kam. Schon Anfang März 1848 gestand
er die Forderungen des Volks zu, ehe diese noch in unmittelbar drängender Weise laut geworden waren.
Außerdem erkannte er die Frankfurter Reichsverfassung unbedingt an, trat später der Union bei und beharrte auch nach deren
Aufgeben bei den Bestrebungen für Deutschlands
[* 88] Einheit. Im eigenen Lande wandte sich indes der Fürst seit
dem Herbst 1849 einer wenig konstitutionellen Regierungsweise zu, die namentlich durch häufigen Wechsel seiner Minister
auffiel. 1866 stellte er sich auf die Seite Österreichs und war das einzige Mitglied der 12. Kurie, welches in der Bundestagssitzung
vom 14. Juni für den österr.
BeimAusbruch des Dreißigjährigen Krieges machte Bernhard 1622 die Schlachten
[* 91] von Niesloch und Wimpfen, 1023 die
bei Stadtlohn mit, ging hierauf auf Reisen nach Holland und England, diente als Oberst unter Christian IV. von Dänemark
[* 92] und erlangte
nach dessen Niederlage die kaiserl. Begnadigung, kämpfte jedoch alsbald wieder unter FriedrichHeinrich von Oranien vor Herzogenbusch
mit. Als Gustav Adolf in Deutschland erschien, war Bernhard einer der ersten deutschen Fürsten, die sich ihm
zuwandten. Er zeichnete sich in dem Treffen bei Werben so aus, daß ihn der König mit drei Reiterregimentern nach
Hessen schickte. Danach zog Bernhard mit Gustav Adolf gegen Mainz,
[* 93] machte siegreiche Streifzüge im frank., schwäb.
und bayr. Kreis und vereinigte sich, zum Generallieutenant befördert, mit dem König wieder im Lager
[* 94] vor Nürnberg, wo er
an den Kämpfen gegen Wallenstein (3. und ruhmvollen Anteil nahm. Nach Gustav AdolfsAufbruch blieb Bernhard zur DeckungFrankens zurück, stieß aber von neuem zum Könige, als dieser im Oktober gegen Wallenstein nach
Sachsen zog. In der Schlacht bei Lützen,
[* 95] befehligte er den linken Flügel der Schweden,
[* 96] übernahm nach dem Tode des
Königs das Kommando und behauptete, obgleich selbst schwer verwundet, schließlich das Schlachtfeld.
Anfang 1633 übertrug ihm Oxenstierna neben Horn den Befehl über die Armee. Bernhard nahm Bamberg, Kronach, Höchstädt
[* 97] und Eichstätt
[* 98] ein und erhielt von Oxenstierna (mit Zustimmung der durch den Heilbronner Vertrag verbündeten oberdeutschen
Stände) das schon von Gustav Adolf ihm zugesicherte Herzogtum Franken als schwed. Lehn. Nach Niederschlagung einer gefährlichen
Meuterei rückte er an der Donau Aldringer entgegen, der kaiserl. Truppen nach Schwaben führen wollte.
Aldringer vermied aber jede Schlacht, und Bernhard zwang Regensburg
[* 99] durch eine furchtbare Beschießung zur Kapitulation
Er drang hierauf in Bayern
[* 100] ein, unterhandelte mit Wallenstein und machte nach dessen Ermordung 1634 einen vergeblichen Versuch,
dessen Truppen zu gewinnen. Um Nördlingen
[* 101] zu entsetzen, wagte Bernhard, dem WidersprücheHorns zum Trotz, eine
Schlacht mit dem weit stärkern österr. Heere unter Gallas und König Ferdinand erlitt aber eine schwere Niederlage,
durch welche ihm sein Herzogtum Franken verloren ging.
Nur langsam konnte er eine neue Armee sammeln, mit der er vor der Übermacht bis zum Rhein zurückweichen
mußte. Nach dem Allianzvertrage Schwedens mit Frankreich vom wurde Bernhard Oberfeldherr des franz. Hilfsheers, erlitt
aber am Rhein erhebliche Niederlagen durch die Kaiserlichen. Nach längern Verhandlungen brachte er 17./19. Okt. 1635 Richelieu
in St. Germain zu einem Vertrag, durch den ihm 4 Mill. Livres jährlicher Hilfsgelder zur Erhaltung eines
Heers von 12000 Mann deutscher Fußvölker und 6000 Reitern nebst der nötigen Artillerie, die er unter franz. Hoheit befehligen
sollte, ein bedeutender Jahrgehalt auf Lebenszeit und insgeheim als Belohnung die Landgrafschaft Elsaß und die Ballei Hagenau
[* 102] zugesagt wurden. Er eroberte noch 1636 Zabern
[* 103] im Elsaß und andere feste Plätze, hielt den mit einem
Heere von 40000 Mann inFrankreich eindringenden Gallas bei Dijon
[* 104] auf und besiegte endlich im Juni 1637 die Kaiserlichen unter
Karl von Lothringen so entscheidend, daß ihm jetzt der Weg zum Rhein offen stand. 1638 brach er schon
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im Januar gegen den Strom auf, eroberte Säckingen, Lauffenburg und Waldshut und belagerte Rheinfelden. Savelli und Johann
von Werth entsetzten zwar die Stadt, aber drei Tage darauf, 21. Febr., überfiel Bernhard sie und schlug sie bei Rheinfelden. Die Generale
Savelli, Johann von Werth, Enkefort und Sperreuter nebst 3000 Mann wurden gefangen, Rheinfelden, Röteln,
Neuenburg
[* 106] und Freiburg
[* 107] mußten sich ergeben und Breisach ward belagert.
Während der kaiserl. General von Götz sich zum Entsatz näherte, griff ihn Bernhard, unterstützt durch 3000 Franzosen unter Turenne,
an, schlug ihn und Savelli 30. Juli bei Wittenweiher, dann den Herzog von Lothringen 5. Okt. bei Thann im Sundgau
und nötigte wenige Tage darauf Götz abermals zum Rückzüge. Nach einer viermonatigen Belagerung ergab sich Breisach Bernhard hatte
die Kapitulation in seinem eigenen Namen abgeschlossen und ließ sich als alleinigem Herrn huldigen.
Richelieu ließ kein Mittel unversucht, die Festung
[* 108] in franz. Hände zu bringen; er trug sogar dem Herzog
die Hand seiner Nichte, der Herzogin von Aiguillon an. Aber Bernhard verwahrte seine Festungen möglichst, besetzte sie mit deutschen
Soldaten und zeigte sich einer Vermählung mit der verwitweten Landgräfin Amalie von Hessen geneigt, um durch sie zu einer
Macht zwischen dem Kaiser und dessen Feinden zu gelangen. Nach der Einnahme von Landskron im Sundgau, Pontarlier
und Schloß Joux in Hochburgund war er eben im Begriff, über den Rhein nach Bayern vorzudringen, als ihn der Tod ereilte. Er
starb zu Neuenburg
am Rhein, nach seiner eigenen und anderer Meinung an Vergiftung durch seinen angeblich
von Frankreich bestochenen Arzt Blandini.
Jedoch ist der Verdacht unerwiesen. Bernhard hatte verordnet, daß die von ihm eroberten Länder bei dem DeutschenReiche verbleiben
sollten, und den Wunsch ausgedrückt, seine Brüder möchten sie unter schwed. Schutze übernehmen. Richelieu aber wartete
den Entschluß der Brüder nicht ab, sondern gewann die Anführer und Kommandanten durch Bestechung und
mit ihnen die Truppen und Festungen. Vergeblich bemühte sich der Herzog Wilhelm, das Elsaß für Deutschland zu retten. Bernhard verstand
es stets, mit den religiösen Interessen die eigenen zu verbinden, und oft mußten jene vor diesen zum Schaden der allgemeinen
Sache zurücktreten. Dennoch aber vereinigte sich in ihm innige Religiosität mit einem höchst lebendigen
reichsfürstl. und nationalen Pflicht- und Selbstgefühl. -
Karl, Herzog von Sachsen-Weimar, der zweite Sohn des GroßherzogsKarlAugust, geb. trat sehr jung
in die preuß. Armee und wohnte 1806 im Korps des Fürsten Hohenlohe der Schlacht bei Jena bei. Nach dem Anschlüsse seines
Vaters an den Rheinbund trat er in die sächs. Armee, nahm als Generalstabsoffizier im sächs. Kontingent
an dem Feldzuge von 1809 gegen Osterreich teil und focht mit Auszeichnung bei Wagram,
[* 110] wofür er zum Major ernannt ward. Um
nicht gegen Ruhland kämpfen zu müssen, nahm er 1812 Urlaub und bereiste Frankreich und Italien.
Unter seinem Vater, der ein Armeekorps der Verbündeten befehligte, wohnte er als Oberst dem Winterfeldzuge
von 1814 in den Niederlanden und Flandern bei, trat 1815 in den Dienst des Königs der Niederlande
[* 111] und nahm an den Schlachten
von Quatrebras und Waterloo
[* 112] rühmlichen Anteil. Nach Wiederherstellung des Friedens blieb er in holländ.
Diensten, wurde 1816 General und 1819 Provinzialkommandant von Ostflandern. 1825-26 unternahm er eine Reise nach Nordamerika,
[* 113] deren Beschreibung von Luden (2 Bde., Weim.
1828) veröffentlicht ward.
Seit 1829 Divisionär, mußte Bernhard bei Ausbruch der Belgischen Revolution der Übermacht weichen, Gent
[* 114] aufgeben und sich nach
Antwerpen
[* 115] zurückziehen. Als Generallieutenant und Befehlshaber des linken Flügels unter dem Prinzen
von Oranien schlug er 1831 die Insurgenten bei Löwen. Die ihm in den folgenden Jahren vergönnte Muße benutzte er zu wissenschaftlichen
Studien und Reisen, unter anderm auch nach Rußland und dem Orient (1837). Seit 1848 wirkte er als General der Infanterie und
Oberbefehlshaber der holländ.-ind. Armee in Java, von wo er 1853 seiner angegriffenen Gesundheit halber
zurückkehrte. Er starb in Bad
[* 116] Liebenstein. Bernhard schrieb «Précis de la campagne de Java en
1811» (Haag
[* 117] 1834). -
Vgl. Starklof, Das Leben des Herzogs Bernhard (2 Bde., Gotha 1865-66).
von Clairvaux (spr. klärrwoh), der Heilige, Mystiker, geb. 1091 zu Fontaines bei Dijon,
trat 1113 in den Orden
[* 118] der Cistercienser, ward 1115 erster Abt der Mönchskolonie zu Clairvaux in Burgund und that viel für
die Ausbreitung des Ordens, weswegen die Cistercienser (s. d.) sich oft auch Bernhardiner nannten. Kraft
[* 119] seines persönlichen
Ansehens gewann er den größten Einfluß als freimütiger Sittenrichter der Geistlichkeit, treuer Ratgeber
der Päpste, Schiedsrichter der Fürsten und Bischöfe.
Seine begeisterte Predigt entflammte das Abendland 1146 zu einem Kreuzzug. Der kalten Spekulation und Dialektik der scholastischen
Philosophen hielt seine strenge Rechtgläubigkeit und wohl bisweilen schwärmerische, doch immer auf thätiges Christentum
dringende Mystik ein heilsames Gegengewicht. Weniger rühmlich war sein Benehmen gegen Abälard, dessen
Verdammung auf der Synode zu Sens (1140) er durchsetzte; auch gegen den BischofGilbert von Poitiers und andere ketzerische
Richtungen, wie die Albigenser, war er ein eifriger Verteidiger der kirchlichen Lehre, aber aller äußern Gewalt abgeneigt.
Bernhard starb und wurde von Alexander III. 1173 heilig gesprochen.
Unter seinen Schriften ist hervorzuheben der berühmte Traktat an Papst Eugen III. «De consideratione libri V» (hg. von Schneider,
Berl. 1850); ferner fünf lat. Hymnen, eine von P. Gerhardt (O Haupt voll Blut und Wunden) deutsch bearbeitet. Die unter B.s
Namen laufenden lat. Gedichte spricht ihm Hauréau, «Les
poèmes latins attribués à Saint-Bernard» (Par. 1890),
ab; die beste Ausgabe seiner Schriften besorgte Mabillon (2 Bde., ebd.
1667; neuer Abdruck ebd. 1839-40),
eine neuere Auswahl von Predigten Fernbacher (deutsch, im 6. Bde. von «Die Predigt
der Kirche», Lpz. 1889).-
Vgl. Neander, Der heilige und sein Zeitalter (Berl. 1813; neueste Aufl.
Gotha 1889);