geringen Verschiebung bedarf, um jede beliebige Stelle mit intensivem direktem Licht
[* 4] zu beleuchten, so daß die Erkennung
krankhafter Veränderungenbis in das kleinste Detail ermöglicht ist.
Nach dem gleichen Princip hat Leiter elektro-endoskopische Instrumente zur Untersuchung des Gehörorgans (Otoskop), der Scheide
(Vaginoskop), des Mastdarms (Rektoskop), der untern Darmpartien (Enteroskop), der Speiseröhre (Ösophagoskop)
und des Magens (Gastroskop) konstruiert. Das Gastroskop besteht aus einem kunstvoll gegliederten Rohr, welches in seinem Innern
die galvanische Leitung, die oben beschriebene Wasserleitung
[* 5] sowie ein kunstvolles System von Linsen und Prismen, an seinem
untern Ende den Lichtträger enthält; es wird nach Art der Magensonden durch die Speiseröhre in den Magen
[* 6] eingeführt. Obwohl sich das Gastroskop in einzelnen Fällen als brauchbar erwiesen und manche interessante Beobachtung ermöglicht
hat, so stehen seiner allgemeinen Anwendung doch noch mancherlei lästige Umstände hindernd entgegen. -
Parlaments- und Municipalborough, Hauptstadt der irischen GrafschaftAntrim, zum Teil aber
auch in der Grafschaft Down, im Innern der Carrickfergus-Bai oder Belfast-Lough gelegen und im NW. von einer Hügelkette (Divis, 475 m)
umrahmt, nahe der Mündung des schiffbaren Lagan, 19 km von der Irischen See, ist der bedeutendste Fabrikort und nach
Dublin
[* 8] die erste Handelsstadt Irlands. hat gesundes Klima
[* 9] und trotz der vielen Fabriken mit seinen weiten saubern Straßen und
stattlichen Gebäuden ein freundliches Aussehen.
Auf beiden Seiten des viermal überbrückten Logan ^[richtig: Lagan] ziehen sich Quais, Docks (insgesamt 39 ha) und Werfte
hin; statt der versandeten Mündung wird jetzt der künstliche Victoria-Channel von Schiffen bis 7 m
Tiefgang benutzt. Großartige Hafenbauten sind in Aussicht genommen. Auf dem rechten Ufer liegen die Vorstädte Ballymacarret
und Balynafeigh, im S. die Vorstadt Malone und ringsum mehrere Parks. Belfast, eine Gründung schott. Presbyterianer, ist in seiner
Entwicklung nur mit amerik.
Städten vergleichbar. 1757 belief sich die Bevölkerung auf 8549, 1831 auf 53 287, 1851 auf 87 062, 1881 auf 208 122 und 1891 auf 255 950 E.
Die Stadt ist Sitz eines kath. Bischofs, hat als Mittelpunkt des irischen Protestantismus 33 presbyterian., 20 anglikan., 15 methodist.
und nur 6 kath. Kirchen und sendet 4 Abgeordnete ins Parlament. Die zahlreichen öffentlichen Gebäude,
wie das 1871 erbaute Stadthaus, die Ulster-Hall, das Royal Theatre, das Zollamt am Donegall-Quai, der Uhrturm mit dem Albert-Denkmal
sowie die Anstalten für wohlthätige und kommerzielle Zwecke sind meist jüngern Ursprungs. Geschichtlich bemerkenswerte
Bauten fehlen. Unter den Bildungsanstalten sind das 1845 gegründete Queen's College, mit 20 Professoren,
in einem prachtvollen Gebäude, das Presbyterian College, ein Methodisten-College, die 1786 gegründete Belfast Academy (lat.
Schule), drei öffentliche Bibliotheken, der botan. Garten
[* 10] die wichtigsten. Besonders zu erwähnen ist die 1785 erbaute Linen
Hall,
[* 11] die Leinenbörse.
Belfast ist Hauptsitz der irischen Linnenfabrikation und
hat bedeutenden Schiffsbau, chem.
Fabriken, Maschinenbau, Eisengießerei,
[* 12] Alabasterschleiferei, Öl- und Barillemühlen, Seilerei, Segeltuchfabrikation, Brauereien,
Brennereien u. s. w., während die Baumwollfabrikation zurückgeht. Hauptgegenstand
der Ausfuhr ist Leinwand (1889 Stückware 11 Mill. in im Werte von 635 Mill. M., Leinenzwirne im Werte von 18 Mill. M.), nächst
dieser Baumwollzeuge, Vieh, Pökelfleisch, Schinken, Butter und andere Nahrungsmittel
[* 13] («Irish provisions»)
sowie Spirituosen.
Die wichtigsten Artikel der Einfuhr sind Leinsamen, Leinengarn, rohe Baumwolle,
[* 14] Wollwaren, Steinkohlen (aus Schottland), Holz,
[* 15] Getreide,
[* 16] Thee und Zucker.
[* 17] Dem Verkehr im Innern der Stadt dient die Tramway; die Eisenbahnverbindung reicht unmittelbar vom
Hafen nach allen TeilenIrlands. Der Handel ist mit Britisch-Nordamerika, dem Mittelmeer, Frankreich, Belgien,
[* 18] den Niederlanden, der Ostsee und den Haupthäfen der brit. Inseln, und zwar zumeist mittelbar über Glasgow
[* 19] und Liverpool
[* 20] durch
die Dominion und State Line besonders lebhaft. Der Schiffsverkehr ist in stetem Steigen begriffen; 1891 liefen fast ausschließlich
im Küstenverkehr ein und aus: 20 488 Schiffe
[* 21] mit 4,2 Mill. t, darunter etwa 14000 Dampfer mit 3,5 Mill.
t.
Staate Maine, in der Nordwestecke der Penobscotbai
schön gelegen, mit gutem Hafen, hat (1890) 5294 E., Fischerei
[* 34] und Schiffahrt, Granit und Marmorbrüche. Am besaß
der Zolldistrikt Belfast 147 Segelschiffe mit 25 433 t und 1 Dampfer von 35 t. Hiervon betrieben 25 Fahrzeuge Stockfisch- und Makrelenfang.
Kolonie Victoria,
[* 35] an der Mündung des Moyne,
etwa 300 km westlich von Melbourne,
[* 36] und durch Eisenbahn mit ihm verbunden, ist der Haupthafen des westl.
Distrikts der Kolonie und hat (1891) 3850 E., bedeutenden Handel in Korn und Wolle.
1) Das Arrondissement oder Territoire de Belfort oder die Partie française du Haut Rhin
[* 37] ist gebildet aus dem
Reste des frühern Depart. Oberrhein und hat 624,64 qkm, (1891) 83 670 E., 106 Gemeinden und
zerfällt in die 6 Kantone Belfort (133,22 qkm, 39 459 E.), Dannemarie (22,22 qkm, 1090 E.), Delle (168,49 qkm, 18 755 E.), Fontaine
(123,62 qkm, 6529 E.), Giromagny (150,54 qkm, 14 787 E.), Massevaux (26,55 qkm, 3050 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements
und Festung,
[* 38] an der Savoureuse und am Fuße kalkiger Hügel, zerfällt in einen alten Stadtteil und das Faubourg de France,
ist Sitz des Präfekten, eines Tribunals erster Instanz, eines Handelsgerichts und hat (1891) 25 455 E.,
ein Lyceum, eine Synagoge, zwei Zeitungen, ein Theater,
[* 39] zwei Denkmäler zur Erinnerung an die Verteidigung 1870-71, mehrere Hospitäler,
eine Filiale der Bank von Frankreich; Gerbereien, Brauereien und verschiedene andere Gewerbe. Belfort ist Kreuzpunkt von 6 Straßen,
liegt an den Linien Belfort-Dijon der Franz.
Mittelmeerbahn, Paris-Deutsche Grenze (bei Petit Croix) und Belfort-Morvilliars (-Delle) der Franz. Ostbahn und ist Hauptstapelplatz
für den Handel (Burgunderweine, Champagner) nach Deutschland
[* 41] und der Schweiz,
[* 42] besitzt große strategische Wichtigkeit durch
seine Lage in der etwa 22 km breiten, zu allen Jahreszeiten
[* 43] für größere Heeresmassen gangbaren Senkung (Trouée de Belfort) zwischen
dem Südabhange der Vogesen und den nördl. Stufen des Juras, und verhindert Offensivoperationen aus dem Sundgau nach dem Thale
des Doubs und der Saône. Es ist jetzt Sitz des Stabes der 28. Infanteriebrigade und Garnison des 35., 42. und 151. Infanterie-
und des 11. Husarenregiments und des 9. Festungsartilleriebataillons.
Die Befestigungen von Belfort, zuerst von Vauban angelegt, sind später mehrfach verändert worden. Zur Zeit
der Belagerung im Kriege 1870‒71 bestanden die Befestigungen aus der eigentlichen Stadtumwallung, einem bastionierten Fünfeck,
[* 44] der südöstlich derselben auf einem Felsen gelegenen, die Stadt bedeutend überhöhenden Citadelle, Le Château
[* 45] oder La Roche
genannt, und einer Anzahl vorgeschobener Forts: nach Nordosten hin, zu beiden Seiten der Straße nach Mülhausen,
[* 46] auf langgestrecktem Felsrücken die Forts La Miotte und La Justice, durch Mauern untereinander und mit der Stadt verbunden;
im Süden auf dem die Citadelle noch überhöhenden Bergrücken Des Perches die beiden Forts Hautes-Perches und Basses-Perches.
(Hierzu eine Karte: Die Belagerung von Belfort und die Kämpfe an der Lisaine 1871.)
Geschichtliches. Die Herrschaft Belfort im Sundgau kam im 14. Jahrh. an die GrafschaftPfirt (Ferrette), ward 1648 mit dieser
von Österreich
[* 50] an Frankreich abgetreten, 1659 von Ludwig ⅩⅣ. dem Kardinal Mazarin verliehen und 1781 von dem Herzog von
Valentinois erworben, der sie bis zur Revolution als Grafschaft besaß. Belfort ist erst von Vauban befestigt worden; es ward im
Nov. 1633 vom Herzog von Feria erobert, vom Rheingrafen Otto den Kaiserlichen entrissen. Am schlugen
hier die Franzosen und Schweden unter dem Marschall de la Force den Herzog von Lothringen.
Im Kriege von 1870‒71 ist Belfort durch seine lange Verteidigung berühmt geworden. Während Schlettstadt
[* 51] und Neubreisach
belagert wurden, sandte General von Werder die Division Tresckow gegen Belfort, das von 20000 Mann unter Oberst
Denfert-Rochereau besetzt war. Am war Belfort eingeschlossen, soweit dies bei dem zum Teil waldigen Terrain mit nur 10000 Mann
geschehen konnte. Zur Deckung der Einschließung wurde 9. Nov. Mömpelgard (Montbéliard) besetzt. Am 20. Nov. verfügte man deutscherseits
vor Belfort über 16000 Mann Infanterie, 1100 Reiter und 30 Geschütze;
[* 52] 28. Nov. wurde der waldbedeckte Mont du
Salbert nordwestlich von Belfort genommen.
Nachdem der Belagerungspark eingetroffen war, begann die Beschießung 3. Dez., und zwar von Westen her aus 27 Geschützen bei Essert
und Bavilliers, jedoch ohne genügende Wirkung; auch wußte der Kommandant die Belagerung durch Ausfälle
und geschickt geleitetes Geschützfeuer aufzuhalten. Bayr., württemb. und bad.
Belagerungsgeschütze verstärkten den Park, und General von Tresckow richtete den Angriff nunmehr gegen die Forts
des Perches.
Am wurde das Dorf Danjoutin am Westabhange der Höhen von Perches erstürmt und am 9. das Feuer
gegen die Forts eröffnet. Am 16. Jan. trafen Verstärkungen ein, durch die das Belagerungsheer auf 25930 Mann stieg, darunter 2500 Kranke; 22. Jan. wurde
auch das Dorf Perouse am Ostabhange der Perches genommen und am 26. beim Einbruch der Dunkelheit ein gewaltsamer Angriff auf
die Forts versucht.
Dieser mißglückte und die Belagerer mußten vor dem mörderischen Feuer mit beträchtlichem Verluste
zurückweichen. Der am 8. Febr. bei hellem Tage wiederholte Sturm glückte; beide Forts wurden fast ohne Widerstand genommen und,
trotz des heftigen Feuers vom Schlosse, auch behauptet. Mit großer Mühe wurde schweres Geschütz nach den Perches gebracht
zur Beschießung der Citadelle, als Belfort sich ergab. Der Kommandant, der mehrere Aufforderungen, selbst
unter Bewilligung freien Abzugs, abgelehnt hatte, war jetzt von dem franz. Minister des Auswärtigen, Jules Favre, dazu veranlaßt
worden. Am wurde die Kapitulation abgeschlossen und der Besatzung, 372 Offiziere und 17332 Mann, in Anerkennung
ihrer Ausdauer freier Abzug mit allen kriegerischen Ehren bewilligt, und 18. Febr. rückten die Deutschen ein.
Belfort wurde beim Friedensschluß an Frankreich zurückgegeben. Während der Dauer der deutschen Occupation blieb es von deutschen
Truppen besetzt.
Vgl. Wolff, Geschichte der Belagerung von Belfort 1870/71 (Berl. 1875);
Castenholz, Die Belagerung von Belfort 1870/71
(4 Bde., ebd. 1875‒78).
^[]
Über die dreitägigen Kämpfe, die 15. bis westlich von Belfort zwischen dem 14. deutschen Armeekorps unter Werder und
der franz. Ostarmee unter Bourbaki stattfanden, s. Lisaine.
Nach dem Kriege 1870‒71 wurde Belfort unter Beibehalt der vergrößerten und verstärkten Stadtumwallung durch Anlage ausgedehnter,
weit (bis 9 km) vorgeschobener neuer Werke zu einem Waffenplatz ersten Ranges umgeschaffen, der den rechten Flügel der gegen
Deutschland gerichteten ersten Verteidigungslinie bildet. Im Norden der Stadt, auf einer die ganze Gegend überragenden
bewaldeten Höhe (Wald von Arsot), liegt das große Fort Roppe, die nächste Befestigung an der deutsch-franz.
Grenze. Auf derselben Höhe ist zur Unterstützung des Forts noch eine Batterie angelegt, die mit dem Fort die Straße von Belfort über
Cérency nach Mülhausen beherrscht.
Zwischen Fort Roppe und der Stadtumwallung liegen die beiden alten Forts Miotte und Justice; vor denselben sind neue gleichnamige
Batterien erbaut, welche die südl. Hänge der Höhe von Arsot sowie
die nach Mülhausen führende Straße in der Richtung auf das dicht an der Grenze liegende La Chapelle bestreichen.
Auf der Hochfläche von Perches sind vor den beiden alten Forts Hautes-Perches und Basses-Perches drei neue Batterien zur Bestreichung
der über Montreux nach Mülhausen führenden Eisenbahn angelegt: Batterie Pérouse südlich von diesem
Dorfe, BatterieHaut-Taillis in dem gleichnamigen Gehölz, Batterie Chêvremont näher an der Bahn.
Im SO. der Stadt, südlich von Danjoutin, liegt auf einer bedeutenden Höhe Fort Bosmont, welches mit den vorgeschobenen Batterien
Fougerais und Méroux die über Grandvillars nach Delle führende Straße sperrt. Noch weiter südlich
liegt Fort¶
Vézelois zur Sicherung der Eisenbahn nach Delle. Die nach S. gerichteten Befestigungen liegen auf der Hochebene von Brévilliers:
die BatterienHautBois, Bromont und das an Stelle der frühern Batterie Bermont erbaute FortBois d’Oye. Weitere Batterien bei
Sevenans, Dorans und Botans bestreichen die Straße nach Montbéliard, die Eisenbahn nach Besançon
[* 55] und
das Thal
[* 56] der Savoureuse. Diese südl. Befestigungsanlagen stehen in Verbindung mit dem Fort La Chaux, das im NO. von Montbéliard
auf einer nach allen Seiten steil abfallenden Höhenkuppe liegt und das breite Thal des St. Nicolas-Flusses mit dem Rhein-Rhône-Kanal
beherrscht.
ImSW. von Belfort, auf dem hohen Bergkegel Mont-Vaudois, nördlich vom Dorfe Héricourt, ist
ein gleichnamiges Fort erbaut, welches die großen sich hier vereinigenden Straßen nach Champagney, Lure, Vesoul und Besançon
beherrscht. Zwischen diesem Fort und dem zur alten Befestigung gehörenden FortBellevue westlich vom Faubourg de France liegen
die neuen Batterien Pitou, Urcery ^[richtig: Urcerey] und Châtelet, welche die Hochebene zwischen Mandrevillars
und Chalonvillars unter Feuer halten.
Die stark bewaldete Höhe im NW., der Mont de Salbert, ist mit einem Fort gekrönt, welches in Verbindung mit einigen benachbarten
Redouten das Vorgelände auf weite Entfernungen beherrscht, namentlich auch die von Belfort über Champagney, Lure
und Vesoul nach Langres führende Eisenbahn und die am Fuß des Mont de Servance entlang führende Zweigbahn
von Lure nach Epinal. Etwa 10 km nördlich von an der Kreuzung der Straßenzüge von Lure, Champagney und Rougemont, im obern
Thal der Savoureuse, liegt das große Fort Giromagny mit der BatterieTête de Planches, durch welches, sowie
weiterhin durch die FortsBallon
[* 57] de Servance, Château Lambert, Rupt, Remiremont und Arches, im obern Moselthal, das verschanzte
Lager
[* 58] von Belfort mit demjenigen von Epinal in Verbindung steht. Südlich von Belfort, 28 km entfernt, liegt nahe der Schweizer Grenze
der Höhenzug des Lomont (s. d.) mit starken Befestigungen, die gegen einen
von der Schweiz her geführten Angriff gerichtet sind und die Verbindung mit Besançon, dem rechten Flügel der zweiten Verteidigungslinie,
herstellen.
indisch auch Belgam (ursprünglich kanaresisch Wennugrama, «Bambus-Dorf oder -Stadt»,
engl. Belgaum).
1) Distrikt in der Süddivision der indobrit. Präsidentschaft Bombay,
[* 59] zwischen 15" 22’ bis 16° 56’
nördl. Br. und 74° 4’ bis 75° 35’ östl. L., grenzt im N. an die Staaten Miradsch und Dschath, im NO. an den Distrikt
Kaladgi, im O. an die Staaten Dschamkhandi und Mudhol, im S. und SO. an die Distrikte Dharwar und Nord-Kanara und den
Staat Kolapur, im SW. an das portug. Gebiet von Goa, im W. an die Staaten Sawantwari und Kolapur (viele Exklaven in den genannten
Vasallenstaaten, und viele Enklaven dieser im Distrikte und hat 12061 qkm, (1891) 1013261 E. (1881: 864014, darunter 746286
oder 86,38 Proz. Hindu, 66262 oder 7,67 Proz. Mohammedaner, 44991 Dschain, 6322 Christen, 89 Juden, 64 Pârßi).
Die meisten Bewohner sind Landbebauer, ein beträchtlicher TeilWeber; die reichen Leute sind fast alle Mârwârî oder Brahmanen,
in der Stadt auch einige Mohammedaner. Gesprochen wird Mahrattisch, Hindustani und Kanaresisch, letzteres auch als
amtliche
Sprache;
[* 60] die Pârßi sprechen Gudschrati. Die bedeutendern Städte sind: Belgaon (s. unter 2), Gokak (10307
E.), Athni (11186 E.), Nipani (9777 E.). In Belgaon liegt der berühmte Hindu-Wallfahrtsberg der Göttin Jellâma; hier werden
beim Vollmond des April und November große Jahrmärkte abgehalten, zu denen 15‒40000 Pilger zusammenströmen.
Der Distrikt bildet eine große Ebene mit einzelnen, meist mit dichtem Unterholz zum Teil auch mit gut
kultivierten Forsten bestandenen Hügelreihen und mit höhern Einzelbergen, die öfters mit kleinen, gut gebauten Forts gekrönt
sind. Vom höchstliegenden Teile im Westen und Süden, längs der West-Ghat, senkt sich die Ebene kaum merklich nach Osten;
im Norden und Osten ist sie offen und gut bebaut und, abgesehen von den genannten Bergen
[* 61] und Hügelreihen,
ohne jegliche Erhebung oder Senkung.
Die Hauptflüsse sind: Kistna im Norden, Ghatprabha in der Mitte, Malprabha im Süden. In der heißen Jahreszeit trocknen
sie, außer dem Kistna, großenteils aus; keiner ist innerhalb des Bezirks schiffbar. Das Land gehört der
Trapp- oder Hornfelsformation an, die mit Lateritgerölle bedeckt ist, doch finden sich auch Sandstein- und Quarzfelsen,
grauer Granit, Glimmerschiefer und Laterit in großen Mengen, stellenweise sogar Eisen.
[* 62] Die umfangreichen Waldgebiete sind
durch die Raubwirtschaft der Eingeborenen (Ackerbodengewinnung durch Abbrennung eines StücksWald) stark gelichtet; jetzt
wird diesem Übel nach Kräften gesteuert.
Von wilden Tieren kommen vor: Antilopen, Wildschweine, Hyänen, Panther, im Süden und Südwesten auch Tiger. Die Büffel im Norden
und die aus Maisur eingeführten Rinder
[* 63] sind gut und geben viel Milch; das übrige einheimische Vieh ist von schlechter Rasse.
Das Klima ist im allgemeinen gesund, obwohl im April und Mai die Hitze sehr groß ist und am Ende
der Regenzeit Fieber häufig sind. Der Regenfall beträgt jährlich etwa 90‒100 cm. Der Ackerbau ist bedeutend; besonders
fruchtbar sind die Reisfelder und Gärten.
Gebaut werden Getreide, Hülsenfrüchte, Ölsamen und Textilpflanzen. Der Außenhandel ist bei dem Mangel an Eisenbahnen und
schiffbaren Flüssen von geringer Bedeutung; Hauptausfuhrartikel ist Baumwolle; europ. Waren werden über
Bombay bezogen. Die Handstuhlweberei ist der wichtigste Gewerbzweig, ferner Färberei und Gerberei; die Industrieerzeugnisse
bleiben fast sämtlich im Lande. Die Stadt Gokak hatte früher berühmte Färbereien; jetzt werden hier fast nur noch grobes
Papier in Massen und Holz-, Stein- und Erdfigürchen angefertigt. Belgaon bildet einen Teil des unter dem Namen
Dharwar vom Mahratten-Peschwa im Juni 1818 an die Engländer abgetretenen Gebietes; 1836 wurde der jetzige Distrikt Belgaon von
Dharwar als selbständiger Verwaltungsbezirk abgetrennt. – 2) Hauptstadt des Distrikts Belgaon, 15° 51⅗’
nördl. Br., 74° 34’ östl. L., in 760 m Höhe in fast kreisförmiger Ellipse
[* 64] auf einer von Wald umgebenen Lateriterhebung zwischen einem Fort und dem Militärkantonnement, ist von Bambusbäumen umgeben,
daher ihr Name, und hat (1881) 23115, (1891) einschließlich des Kantonnements 40737 E., darunter 27240 Hindu, 8645 Mohammedaner, 1613 Dschain, 3184 Christen
und 55 Pârßi. Seit der Besitzergreifung durch die Engländer (1818) hat an Bevölkerung
[* 65] und Wohlstand
bedeutend zugenommen. Auf 300 Webstühlen werden Baumwollzeuge angefertigt.
¶
1) Kreis
[* 67] im preuß. Reg.-Bez. Köslin,
[* 68] hat 1127,12 qkm, (1890) 44547 E., 2 Städte, 68 Landgemeinden und 96 Gutsbezirke. –
2) Belgard (ehemals Bjaligrod, d. h. weiße Burg), Kreisstadt im Kreis an der Mündung der Leitnitz in die Persante und den Linien
Stargard-Stolp-Zoppot und Belgard-Kolberg (35,80 km) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 69] Sitz des Landratsamtes, eines
Amtsgerichts (Landgericht Köslin), Zoll- und Steueramtes und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 7046 E., in Garnison
die reitende Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 2, Post, Telegraph,
[* 70] ein Schloß, drei evang. Kirchen, städtisches Gymnasium
(Direktor Dr. Bobrik, 12 Lehrer, 190 Schüler), höhere Mädchenschule mit Selekta, Krankenhaus;
[* 71] Eisengießerei, zwei
Dampfschneidemühlen, eine Holzbearbeitungsfabrik, eine Tuchfabrik, Landwirtschaft und drei große Pferdemärkte. Belgard wird
schon 1125 als Stadt genannt.
(Belgae), Name der den nördl. TeilGalliens bewohnenden, erst durch Cäsars Feldzüge den Römern bekannt gewordenen
Völker; nach den Belgen wurde seit Augustus die nördlichste gallische Provinz (Belgica) genannt. Die große
Masse der Völker von «Belgium» (die Namen der und mehrerer belg. Stämme treten im Altertum auch in Britannien und Irland auf)
war jedenfalls kelt. Abkunft. Allerdings behauptet Cäsar, der ansehnlichste Teil der Belgen sei aus Germanien
[* 73] eingewandert; daß
aber deshalb nur eine Übersiedelung vom rechten Rheinufer nach dem linken, nicht eine ethnogr. Zusammengehörigkeit
der Belgen mit den Germanen angenommen werden darf, hat Müllenhof («Deutsche
[* 74] Altertumskunde», Bd. 2, Berl.
1887) endgültig nachgewiesen.
Die hauptsächlichsten Stämme in dem Lande, welches südlich durch Marne und Seine, westlich durch das Meer, nördlich und östlich
durch den Rhein, südöstlich durch das Moselgebiet begrenzt wurde, waren die Bellovaker (bei Beauvais),
die Suessionen (bei Soissons), die Remer (bei Reims),
[* 75] die Viromanduer (bei Vermandois), die Ambianer (bei Amiens);
[* 76] dann mehr
nördlich in Artois die Atrebaten, und an der Küste die Moriner und Menapier. Aus Germanien rühmten sich eingewandert zu sein
die Nervier an der Sambre (im Hennegau und Namur),
[* 77] die angeblich von den Cimbern stammenden Aduatuker (zwischen
Schelde und Maas) und die Eburonen (zwischen Maas und Rhein).
Die belg. Völker, wie sie Cäsar kennen lernte, waren von den Kelten des innern Gallien in ihrer Sprache nur dialektisch verschieden;
sonst standen sie hinter ihnen an Civilisation noch weit zurück, übertrafen sie aber an zäher Tapferkeit.
Diese Völker erkannten nur im Kriege einen gemeinschaftlichen Führer an und machten, als Cäsar seit 57 v. Chr. sie angriff,
den Römern die Unterwerfung vorzugsweise schwer. Als der KaiserAugustus das gallische Land zwischen Pyrenäen und Rhein 27 v. Chr.
organisierte, wies er die Südwesthälfte Belgiens der ProvinzBelgica, die Nordosthälfte der Provinz Niedergermanien zu.
[* 18] (frz. La Belgique; hierzu Karte: Belgien und Luxemburg), einer der jüngsten
europ. Staaten, ist aus dem südl. Teile des durch den Wiener Kongreß geschaffenen Königreichs der Niederlande entstanden und
hat seinen Namen erhalten in Erinnerung an die Provincia Belgica der röm. Reichseinteilung, zu deren Gebiet
es dem größten Teile nach gehörte. Es begreift in seiner jetzigen Gestaltung etwa die ehemaligen österr. Niederlande mit
Ausnahme des jetzigen Großherzogtums Luxemburg sowie das ehemalige Fürstbistum Lüttich.
[* 81] Belgien liegt zwischen 49° 30’ und
51° 30’ nördl. Br. und 2° 32’ und 6° 7’ östl. L. von Greenwich und grenzt im
N. an Holland, im O. an holländ. Limburg,
[* 82] Rheinpreußen und an das Großherzogtum Luxemburg,
gegen S. und SW. an Frankreich, im NW. an die Nordsee. Die größte Längenausdehnung (270 km) hat es von Ostende
[* 83] im NW. nach
Arlon im SO., in der Richtung von S. nach N. von Chimay nach Turnhout (180 km). Der Gesamtflächenraum beträgt
29457,12 qkm.
Oberflächengestaltung. Belgien ist vorwiegend Flach- und Hügelland, die mittlere Höhe ist zu 163 m, von andern
auf 148 m berechnet worden; doch greift in den südöstl. Teil, der durch die Maas und Sambre abgeschnitten
wird, der Westflügel des Ardennenplateau (höchster Punkt 674 m) ein, für das industrielle Leben ein Umstand von Bedeutung.
Die Thonschiefer- und Grauwackenmassen der Ardennen sind von Streifen Grauwackenkalksteins durchsetzt, und mächtige Eisen- und
Steinkohlenlager begleiten die Ufer der Maas, bevor die Tertiärschichten von Hennegau und Südbrabant zu dem Alluvialboden
der flandr.
Ebenen übergehen und hier zu solcher Tiefe absteigen, daß künstliche Deiche und Polder dort, wo die natürlichen Schutzwehren
der Dünen Lücken lassen, das Einbrechen der Meereswellen abwehren müssen. Mit den Heidestrecken der Kempen (Campine) im nordöstl.
Teile von Antwerpen
[* 84] beginnt zwar eine Zone unfruchtbarer Landstriche, doch die Kultur weist ihnen immer
engere Grenzen
[* 85] an. Die reiche Bewässerung des Landes wird, mit Ausnahme der unterhalb Nieuport mündenden Yser (Yperlee),
durch die Systeme der Schelde und Maas bewirkt, welche beide Flüsse
[* 86] schiffbar von Frankreich aus ins Land eintreten, aber auch
außerhalb desselben im Königreich der Niederlande münden.
Die Hauptzuflüsse der bei Antwerpen 700 m breiten und 10 m tiefen Schelde sind links Lys, rechts Dender
und Rupel (letzterer aus Nethe und Dyle gebildet); die der Maas sind links Sambre, rechts Lesse, Ourthe und Vesdre. Die günstigen
hydrogr. Verhältnisse sind mit großem Vorteil zu Kanalanlagen benutzt worden, welche Brüssel
[* 87] und Löwen
[* 88] mit
dem Rupel, Brüssel mit Charleroi, Mons
[* 89] mit Condé, Ostende mit Brügge und Gent
[* 90] und dieses mit Terneuzen in Verbindung setzen.
Seit 1859 ist auch der Verbindungskanal zwischen Schelde und Maas durch das Gebiet der Kempen, mit Abzweigung nach Turnhout,
vollendet, wodurch die Urbarmachung jenes Gebietes erheblich gefördert wurde. Außerdem verbindet seit 1850 ein
Kanal
[* 91] links von der Maas die StädteLüttich und Maastricht.
[* 92] Die schiffbare Gesamtstrecke der Flüsse und Kanäle beträgt 2205,28
km.
¶
mehr
Das Klima trägt in den der See benachbarten Ebenen fast oceanischen Charakter und zeichnet sich durch Milde und Gleichmäßigkeit
vor den höhern Landesgegenden im SO. aus, wo heißere Sommer mit kältern Wintern schroffer wechseln. Die mittlere Jahrestemperatur
der Gegenden von 0 bis 100 m Höhe beträgt etwa 10° C.; landeinwärts nehmen die Schwankungen der extremen
Monate zu, ebenso die Regenmengen, die in Ostende 700, in Brüssel 730, in Lüttich 770, in Stavelot (in den Ardennen) 965 mm erreichen.
Tier- und Pflanzenwelt. Die Tierwelt des Landes bietet wenig Besonderes und unterscheidet sich von der des nordwestl. Deutschlands
[* 94] nur durch das Fehlen verschiedener Arten. Auch die Fauna des Meers ist infolge der sandigen und schlammigen,
nirgends felsigen Küste arm. In ihrem pflanzlichen Charakter schließen sich Flandern, Antwerpen und Limburg an die Niederlande
und Nordwestdeutschland an, Hennegau und Lüttich dagegen an die rheinische Flora. Weite Heiden sind in den Ardennen; ein häufiger
Schmuck der Wälder ist die Stechpalme (Ilex).
Das Mineralreich liefert, außer beträchtlichen Ausbeuten an Blei,
[* 95] Kupfer,
[* 96] Zink, Galmei, Alaun,
[* 97] Torf, schönem Marmor, der glänzendschwarz
bei Visé und Theux gefunden wird, Kalkstein und Schiefer und, nächst England, die wertvollsten Schätze an Eisen und Steinkohlen.
Die 134 im Gange befindlichen Hochöfen und 18 Eisenhütten lieferten (1889) 832226
t Eisen im Werte von 44,491 Mill. Frs. (1850 nur 11½ Mill.). Der Steinkohlenreichtum lagert in den drei Hauptbassins von Bergen
(Mons), Lüttich und Charleroi (insgesamt 143030 ha), welche 1889 in 256 Gruben nahezu 20 Mill. t Steinkohlen, im Werte von 87,7
Mill. Frs., lieferten. Unter den Mineralquellen sind die Stahlquellen zu Spaa die berühmtesten und ziehen,
nebst den Seebädern Ostende, Blankenberghe, Heyst und Nieuport, eine bedeutende Anzahl von Fremden ins Land.
Bevölkerung. Die Bevölkerung betrug (1893) 6262272 (3124068 männl., 3138204 weibl.) E., d. i. 213 auf 1 qkm; Belgien ist also
der am dichtesten bevölkerte Staat Europas. Von 1831 bis 1840 stieg die Bevölkerung um 7,59 Proz., von 1841 bis 1850 um
8,67, von 1850 bis 1860 um nahezu 10, von 1860 bis 1880 um 10 Proz. Seit 1841 beträgt der jährliche
Zuwachs durchschnittlich 0,90 Proz. Die Anzahl der Gemeinden betrug (1889)
2595, darunter 4 (Brüssel, Antwerpen, Gent und Lüttich) mit je über 100000, 17 mit je 25‒100000, 7 mit
20‒25000, 8 mit 15‒20000, 36 mit 10‒15000 und mit 5‒10000 E. Die Zahl der bewohnten Häuser betrug (1880) 1061469
mit 1210706 Haushaltungen, der unbewohnten 65066. Die Einwanderung betrug (1885) 18302, (1892)
21774, (1893) 21686; die Auswanderung 13277, 22532 und 22117 Personen.
Die Mehrzahl der Bevölkerung bekennt sich zur kath. Kirche. Die Zahl der Protestanten schätzt man auf 15000, die der Israeliten
auf 3000. Die Katholiken werden durch den Erzbischof von Mecheln
[* 98] und die fünf Diöcesanbischöfe zu Brügge, Gent, Tournai
(Doornik), Namur und Lüttich geleitet. Die kleinen, in den größeren Städten und Dorfgemeinden befindlichen
prot. Gemeinden teilen sich in anglikanische und reformierte, die vom Staatsbudget, und in solche, die, meist aus kath.
Konvertiten entstanden, von der in Brüssel bestehenden evang. Gesellschaft unterhalten werden.
Beinahe
und mehr als verdoppelt hat sich die Einwohnerzahl also in Antwerpen, Lüttich und Brabant.
Die Bevölkerung besteht aus einem Mischvolke german. und keltogallischer Abkunft, in welchem
die Stämme der Vlamingen und Wallonen gegenwärtig noch durch Festhalten ihrer Mundart, der vlämischen
und wallonischen, hervortreten. Als Sprache des Umgangs der gebildetern Stände sowie der Staatsbehörden und des höhern und
mittlern Unterrichts hat das Französische die Oberherrschaft behalten, doch sind neuerdings der sog. flamändischen
Bewegung Zugeständnisse gemacht worden.
Läßt man die Kinder unter 2 Jahren unberücksichtigt, so ergeben die Sprachenverhältnisse im einzelnen
(1880) folgendes Bild; es sprachen:
Land- und Forstwirtschaft. Während die Ardennenwaldungen Holz im Überfluß liefern, bietet die Ebene Getreide aller
Art, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Ölgewächse, Hanf, Flachs (besonders schön in Flandern), Tabak
[* 99] (in
Westflandern), viel Hopfen,
[* 100] Farbekräuter und Cichorien. Doch genügt der reiche Ertrag des Bodens an Getreide dem Bedarf der
Bevölkerung nicht, so daß Brotkorn und Mehl
[* 101] in großer Menge eingeführt werden muß. Das angebaute Land umfaßt 85,3
Proz. der Gesamtfläche, davon sind 49,3 Proz. Ackerland, 4 Proz.
Garten- und Weinland, 17 Proz. Wiesen- und Weideland, 15 Proz.
Waldungen, und zwar in Westflandern nur 3,4, in
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