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Er malte vorzugsweise Stillleben (tote Fische), [* 2] daneben auch reiche, farbenprächtige Frühstückstische, die zu den schönsten Darstellungen dieser Art gehören.
Er malte vorzugsweise Stillleben (tote Fische), [* 2] daneben auch reiche, farbenprächtige Frühstückstische, die zu den schönsten Darstellungen dieser Art gehören.
Insel in der niederländ. Provinz Südholland, bildet den östl. Teil des Hoeksche Waard (Werden) und wird eingeschlossen von der Oude (alten) Maas, der Dordrechter Kil, dem Hollandsch Diep und dem Spui.
Der Boden ist fruchtbar und trägt vornehmlich Flachs.
Unter den Ortschaften hat Oud-Beijerland etwa 5000, Süd-Beijerland etwa 2000 E. Den Namen verdankt Beijerland der Sabina von Bayern, [* 3] der Gemahlin des Grafen von Egmont, der 1557 anfing die Polder einzudeichen.
ein zum Fertighauen oder Ausformen des Holzes dienendes Handwerkszeug. Es ist oft einseitig zugeschärft, so daß die Schneide mit einer Seitenfläche zusammenfällt; es ist von da bis zum Stiele kürzer als die Axt, seine Schneide selbst aber verhältnismäßig länger, der Stiel kurz. Die Richtung der Schneide ist dem Stiele ganz oder nahezu parallel. Der Stiel ist nach der abgeschärften Fläche des Blattes gekrümmt, um ihn gut mit der Hand [* 4] fassen zu können, wenn die Schneidfläche des Beil eben am Holze anliegt.
Die Rückseite des Beil wird gewöhnlich als Hammer [* 5] benutzt, sie ist deshalb verstählt und zuweilen feilenartig aufgerauht. Um Nägel [* 6] zu entfernen, die sich beim Einschlagen verbiegen, hat das Blatt [* 7] des Beil einen schmalen, langen Einschnitt. Einige Arten von Beil kommen je nach der Zuschärfung als rechte oder linke Beil vor. Nach den verschiedenen Gewerben kann man unterscheiden: A. Für Zimmerleute:
1) Breitbeil, auch Zimmer- oder Dünnbeil;
2) Handbeil. Beil. Für Wagner:
1) Richtbeil, auch Rundbeil oder Rundhacke;
2) Stockbeil oder Stockhacke;
3) Spitzhacke;
4) Felgenbeil. C. Für Böttcher:
1) Breithacke oder Binderbarte;
2) Handbeil, deutsches und englisches;
3) Segerz;
4) Spitzhacke;
5) Bindermesser. [* 8] D. Für Tischler:
1) Tischlerbeil oder Schreinerbeil;
2) Handbeil oder Tischlerhacke. E. Für Seeleute: das Kapp- oder Kernbeil (s. Kappen). (S. die einzelnen Artikel und Axt.)
s. Adcitation. ^[= (lat.), ein in frühern deutschen Prozeßrechten vorkommendes Rechtsinstitut, wonach ...]
die Vollziehung der Ehe durch Besteigung des gemeinschaftlichen Lagers, welches ursprünglich öffentlich vor Zeugen erfolgte und erst die rechtlichen Wirkungen der Ehe begründete. Auch die Kirche betrachtete im spätern Mittelalter nicht die Trauung, sondern die Vollziehung des Beilager als Eheschließungsakt. Seit dem 13. Jahrh. wird das Beilager als Anfang der Standesgemeinschaft der Ehegatten und in den Rechten mit Gütergemeinschaft als Beginn dieses Güterrechts anerkannt. Daher die Rechtssprichwörter: «Wenn die Decke [* 9] über den Kopf ist, so sind die Ehegatten gleich reich», und «Ist das Bett [* 10] beschritten, ist das Recht erstritten». Fürstliche Personen ließen auch durch Abgesandte an ihrer Statt mit der Trauung die Ceremonie des Beilager abhalten. Diese symbolische Vollziehung des Beilager hängt mit der Bedeutung desselben für den Eintritt der Standesgemeinschaft zusammen.
Beilânpaß, s. Alexandrette. ^[= (d.i. Klein-Alexandria), türk. Iskanderûn oder Skanderûn (Alexandria ad Issum), türk. Hafenort ...]
s. Pacotille. ^[= (spr.-tíj), Pacotillevertrag, Vertrag, nach welchem sich die Seeleute verpflichten, ...]
in der Schweiz [* 11] eine Urkunde über eine auf ein Grundstück eingetragene Schuld, Hypothekenschein (s. auch Bielbrief).
Seemannsausdruck, s. Beidrehen. ^[= oder das Schiff durch Stoppen der Maschine oder durch Backbrassen (s. d.) zum Stillliegen ...]
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, hat (1890) 28864 (13732 männl., 15132 weibl.) E., 101 Gemeinden mit 255 Ortschaften, darunter 3 Städte. – 2) Bezirksstadt im Bezirk Beilngries, 1 km von der Mündung der Sulz in die Altmühl, am Ludwigskanal und an der Nebenlinie Neumarkt-Beilngries (27,1 km) der Bayr. Staatsbahnen, [* 12] Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Eichstätt), [* 13] hat (1890) 1874 kath. E., Post, Telegraph; [* 14] Getreidebau, Bierbrauereien, Branntweinbrennereien und Holzhandel. In der Nähe ein an Stelle des Stammschlosses des ausgestorbenen Grafengeschlechts Hirschberg [* 15] 1162 erbautes Jagdschloß.
Mineral, s. Nephrit.
Stadt im Oberamt Marbach des württemb.
Neckarkreises, südöstlich von Heilbronn, [* 16] an der zur Murr gehenden Bottwar und der Schmalspurbahn Marbach-Beilstein, hat (1890) 1564 evang. E., Post, Telegraph, alte roman. Magdalenenkirche, Lateinschule, Revieramt und Weinbau.
Auf einem Hügel die Ruinen der Burg Beilstein mit einem aussichtsreichen fünfeckigen Turm [* 17] («Langhans»).
Friedr. Konrad, Chemiker, geb. in Petersburg, [* 18] studierte in Heidelberg, [* 19] Göttingen [* 20] und München, [* 21] arbeitete 1858‒59 im Laboratorium [* 22] von Wurtz in Paris, [* 23] wurde dann Assistent am Laboratorium des Professors Löwig in Breslau [* 24] und 1860 Assistent Wöhlers in Göttingen. Hier habilitierte er sich 1860; 1866 wurde er Professor an der Technischen Hochschule in Petersburg, bald darauf auch Lehrer an der Militär-Ingenieurakademie und Chemiker des Handels- und Gewerberats im russ. Finanzministerium.
Seit 1886 ist Beilstein Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Petersburg. Die Arbeiten B.s betreffen größtenteils das Gebiet der organischen Chemie, und zwar vorwiegend die aromatischen Verbindungen, und dann das der analytischen Chemie. Seine Hauptwerke sind: «Anleitung zur qualitativen chem. Analyse» (Lpz. 1867; 7. Aufl. 1892; übersetzt ins Russische, [* 25] Englische, [* 26] Französische, Holländische, [* 27] Italienische),
«Die chem. Großindustrie auf der Weltausstellung in Wien [* 28] 1873» (ebd. 1873),
«Handbuch der organischen Chemie» (Hamb. 1880‒83; 3. Aufl., 3 Bde., 1892 fg.). Dieses Handbuch ist seit den Werken von Gmelin (1848‒70) und Gerhardt (1853‒56) der erste höchst verdienstvolle Versuch, das mächtig angeschwollene Material der organischen Chemie übersichtlich zusammenzustellen.
Wind heißt die Lage eines Schiffs so nahe am Winde, [* 29] daß die scharf nach einer oder der andern Seite angeholten Segel noch gerade voll stehen. Dies ist bei größern mit Rahen versehenen Schiffen durchschnittlich noch der Fall, wenn die Zielrichtung derselben mit der Windrichtung einen Winkel [* 30] von 67½° oder 6 Kompaßstrichen bildet. Bei diesen Verhältnissen kann ein Schiff [* 31] bei segelbarem Winde und nicht zu bewegtem Wasser noch vorwärts segeln. Darüber hinaus kommen die Segel los, weil sich die Rahen und mit ihnen die Segel wegen der Einrichtung der Takelage nicht schärfer anholen lassen. Bei kleinern Schiffen, die keine Rahen, sondern nur Gaffeln oder dergleichen haben, läßt sich dieser Winkel bis zu fünf, ja auch vier Kompaßstrichen (56¼ und 45°) verkleinern, wodurch dieselben beim Kreuzen gegen den Wind schneller zum Ziele kommen. Von letztern sagt man, sie liegen «höher beim Winde».
im allgemeinen Bezeichnung für jeden Knochen [* 32] (wie in den Wörtern Gebein, Beinhaus, Elfenbein), besonders aber für die zum Gehen und Laufen dienenden Gliedmaßen, also bei den Säugetieren alle ¶
vier, beim Menschen nur die beiden untern Extremitäten, im Gegensatz zu den obern, den Armen. Das Bein, welches eine feste und dennoch bewegliche Tragstütze für das Gewicht des Stammes bildet, besteht aus dem Oberschenkel, Unterschenkel und Fuß. Ersterer hat einen einzigen Knochen, den längsten und stärksten des ganzen Skeletts, den Oberschenkelknochen (os femoris), welcher durch seinen kugeligen, überknorpelten Kopf in dem Pfannengelenk des Beckens befestigt ist und an seinem untern Ende durch zwei starke überknorpelte Knorren im Knie mit der Kniescheibe die Verbindung mit dem Unterschenkel im Kniegelenk vermittelt.
Der Unterschenkel besteht aus zwei langröhrigen Knochen, dem starken Schienbein (tibia) und dem viel dünnern Wadenbein (fibula), von denen jedes nach unten in einen der Knöchel ausläuft, welche gabelförmig das Gelenk der Fußwurzel eng umfassen. Diese, welche den größten Bestandteil, und zwar die ganze hintere Hälfte des Fußskeletts bildet, besteht aus sieben kurzen und dicken Knochen, aus dem mit dem Unterschenkel artikulierenden Sprungbein, dem Fersenbein, Kahnbein, den drei Keilbeinen und dem Würfelbein, welche in Verbindung mit den fünf Mittelfußknochen ein Gewölbe [* 34] darstellen, auf dessen höchstem Punkte die Last des Körpers ruht und welches sich mit nur drei Punkten auf den Boden stützt: mit dem Höcker des Fersenbeins sowie mit dem Köpfchen des ersten und fünften Mittelfußknochens. (S. Tafel: Das Skelett [* 35] des Menschen, [* 33] Fig. 1, 46‒55; 2, 35‒47.) Die Wölbung des Fußgelenks, welche für die Elasticität des Ganges von großer Bedeutung ist, wird hauptsächlich durch die Spannung eines kräftigen Bandapparats erhalten; nur bei krankhafter Erschlaffung desselben giebt die Wölbung nach (der sog. Plattfuß, s. d.). An die Mittelfußknochen schließen sich die einzelnen Zehen an, die nicht zur Unterstützung des Körpers verwandt werden, aber für die Balancierfähigkeit, namentlich beim Gehen, sehr wichtig sind.
Entsprechend seiner Bedeutung als Bewegungsorgan besitzt das Bein einen mächtig entwickelten Muskelapparat. Vorn am Oberschenkel liegen die starken Strecker des Unterschenkels, welche zu einer gemeinsamen, an der Kniescheibe befestigten Strecksehne verschmelzen; an der innern Seite die sog. Zuzieher, welche die beiden Bein einander nähern; an der hintern Seite die Beuger des Kniegelenks, nach hinten und außen endlich die Gesäßmuskeln, welche den Oberschenkel teils im Hüftgelenk strecken, teils nach außen rollen. Am Unterschenkel springen besonders die kräftigen Wadenmuskeln hervor, welche sich mittels einer gemeinsamen Sehne, der Achillessehne, am Fersenbein befestigen und den Fuß strecken. (s. Tafel: Die Muskeln [* 36] des Menschen, [* 33] Fig. 1, 35‒45; 2, 36‒49 und Die Bänder des Menschen, [* 33] Fig. 2, 3, 4 und 9.)
Die Pulsadern der Bein stammen von der großen Schenkelpulsader (arteria femoralis), welche unter dem Leistenband an der vordern obern Fläche des Oberschenkels deutlich pulsierend zu fühlen ist und sich unterhalb der Kniekehle in die vordere und hintere Schienbeinpulsader teilt (s. Tafel: Die Blutgefäße des Menschen, [* 33] Fig. 1, 11‒17; 2, 27‒31), die Nerven [* 37] hauptsächlich vom großen Hüftnerven (nervus ischiadicus), dem breitesten und stärksten Nerven des menschlichen Körpers, welcher durch den großen Hüftbeinausschnitt die Beckenhöhle verläßt, an der Hinterseite des Oberschenkels verläuft und sich gleichfalls in der Kniekehle in seine beiden Endäste teilt, in den Wadenbein- und den Schienbeinnerven.
An der vordern Fläche des Oberschenkels verläuft der Schenkelnerv (nervus cruralis), welcher verschiedene Haut- und Muskeläste und die innere Gegend der Wade abgiebt. (S. Tafel: Die Nerven des Menschen, [* 33] Fig. 3, 5‒17.) Verletzungen der großen Schenkelpulsader durch Stich-, Schnitt- oder Schußwunden können schnell durch Verblutung zum Tode führen und erheischen deshalb bis zum Eintreffen ärztlicher Hilfe sofortiges energisches Aufdrücken des Daumens auf die Wunde oder festes Umschnüren des Gliedes vermittelst Tücher, Binden oder elastischer Gurte oberhalb der verletzten Stelle. ^[]
Krumme Bein nennt man im gewöhnlichen Leben sowohl die krankhaften Verkrümmungen des Oberschenkels wie der Unterschenkelknochen als auch die abnorme winklige Stellung derselben zueinander. Die häufigste Ursache derartiger Verkrümmungen und Knickungen sind schlecht geheilte Knochenbrüche (s. d.) sowie die Englische Krankheit (s. d.), viel seltener ist die wirkliche Knochenerweichung (s. Osteomalacie). Die gewöhnlichsten Formen der Verkrümmung sind das sog. X-Bein oder Bäckerbein (genu valgum) sowie das O-Bein oder Säbelbein (genu varum, s. Bäckerbein).
s. Personenname. ^[= Von jeher hat die Etymologie dieser Namen die Neugier gereizt, aber erst durch die Forts Bei ...]
s. Knochenbearbeitung. ^[= oder Beinbearbeitung, die Bearbeitung der stärkern Röhrenknochen größerer Tiere durch Drehen ...]
örtliche Bezeichnung für gewisse Kalktuffe, die durch Inkrustation von Pflanzen entstanden und daher reich an Pflanzenabdrücken sind.
s. Knochenbrüche. ^[= (Fracturae ossium), plötzliche Trennungen des Zusammenhangs eines Knochens, entstehen in der ...]
s. Knochenfraß. ^[= oder (Caries), eine mit Eiterung und Jauchung verbundene Verschwärung der Knochen ...]
s. Krampfader. ^[= oder Venenerweiterung (Varix, Phlebactasis), die chronische Ausdehnung einer Blutader (Vene ...]
s. Milchglas. ^[= milchig getrübtes Glas (s. Getrübtes Glas); solche Glassorten wurden früher fast ausschließlich ...]
s. Knochen. ^[= (Ossa), die festesten Teile des Körpers des Menschen und der meisten Wirbeltiere, welche als ...]
(Periostitis), s. Knochenhautentzündung. ^[= oder (Periostitis), die Entzündung der den Knochen überziehenden und ernähren ...]
s. Lonicera.
Teil der Rüstung [* 38] (s. d.), im Altertum zum Schutz des Schienbeins vom Knöchel bis zum Knie.
Die Römer [* 39] schützten nur das Bein, welches im Kampfe vorgesetzt wurde: bei den Wurfspießwerfern und Bogenschützen das linke, bei dem Schwerbewaffneten das rechte. Im Mittelalter bestand der Schutz des Beines aus den eigentlichen A., außerdem aus den Kniestücken und aus den Dielingen (Schenkelschienen).
Die Stücke waren anfangs aus Leder, später aus Eisenblech.
oder Elfenbeinschwarz, feingepulverte Knochenkohle, wie sie bei der Herstellung der in der Zuckerbereitung gebrauchten körnigen Knochenkohle als Abfall erhalten wird.
Man benutzt das Beinschwarz besonders bei der Bereitung der Stiefelwichse.
Das im Preise bedeutend höher stehende echte Elfenbeinschwarz, durch Verkohlen von Elfenbeinabfällen und feines Mahlen erhalten, wird nur als Malerfarbe benutzt.
Pflanzenart, s. Symphytum.
(Bepur), ind. Stadt, s. Malabar.
frühere Provinz Portugals zwischen Spanien [* 40] und dem Atlantischen Ocean im W., Douro im N., Tajo im S., hatte 23943 qkm und (1890) 1461834 E. Beira zerfällt gegenwärtig in die 5 Verwaltungsbezirke: Coimbra, Aveiro, Vizeu, Guarda und Castello Branco. Das Volk unterscheidet aber nach wie vor:
1) Beira Alta oder Ober-Beira (Vizeu), 2) Beira Baixa oder Unter-Beira (Guarda und Castello Branco) und 3) Beira Mar, den flachen ¶
649 Küstenstrich (Coimbra und Aveiro). Beira Baixa ist vorwiegend hügelig; Beira Alta schließt sich an die Hochfläche von Salamanca an, steigt vom Douro terrassenförmig bis zu einer mittlern Erhebung von 700 m empor und trägt mehrere Ketten, vor allem die Serra d'Estrella (den Mons [* 42] Herminius der Alten). Diese, vorwiegend aus Granit, bildet auf 60 km den Grenzwall zwischen den Thälern des Mondego und Zezere, enthält die höchste Erhebung Portugals (1993 m) und entsendet nach SW. die Serra de Lousa und niedrige, aus Jura und Kreideschichten bestehende Ketten und zuletzt die granitene Serra de Cintra nach Estremadura.
Nach NW. reihen sich die Serra de Bussaco (547 m), de Caramullo (1070 m) und mehr östlich die Serra de Lapa (998 m) an. Gegen den Douro fällt Beira Alta in Terrassen ab und bildet hier mit Alto-Douro zu beiden Seiten des Flusses das mit Weinreben, Obsthainen, Laubgehölzen und Gutsgebäuden bedeckte Hügelland. Beira wird vom Mondego und Zezere, vom Vouga, vom Coa u.a. Zuflüssen des Douro durchschnitten. Der Boden der Provinz ist sandig und felsig. Die Gebirge sind meist kahl. Dagegen wird in den ungeheuern Strandsümpfen um Aveiro sowie an der Mündung des Mondego sehr viel Seesalz gewonnen.
Auch giebt es viele Mineralquellen, von denen manche zu Bädern (Banhos) benutzt werden. Die Hauptprodukte des Ackerbaues sind Mais, Gemüse und Gartenfrüchte aller Art, Wein, Öl, Obst und Kastanien, im Westen auch Orangen. Nächst dem Ackerbau bilden an der Küste Fischfang und Viehzucht [* 43] die Haupterwerbszweige. Die früher berühmte Schafzucht ist stark gesunken. Doch züchtet Ober-Beira immer noch die meisten und durch ihre Wolle ausgezeichneten Beiraschafe in Portugal.
Auch Rinder, [* 44] Ziegen und Schweine [* 45] sind zahlreich, letztere namentlich um Lamego, von wo die besten Schinken Portugals (Lissaboner Schinken) kommen. Industrie und Handel sind unbedeutend, da es noch an Verkehrswegen fehlt. Nur ein kleiner Teil der Wege kann mit Karren [* 46] befahren werden, Chausseen giebt es nur wenige; von Eisenbahnen durchschneiden Beira die Linien Lissabon-Coimbra-Oporto und Coimbra-Salamanca. Hauptstadt und wichtigster Platz ist Coimbra (s. d.). – Seit Johann V. führt der älteste Sohn des Kronprinzen von Portugal den Titel Prinz von Beira.
rasch emporblühende portug. Hafenstadt an der Ostküste von Südafrika, [* 47] an der Mündung des Pungwe, nordnordöstlich von Sofala und 56 km entfernt von Neves Ferreira, dem Ausgangspunkt der Beirabahn, mit deren Bau 1892 begonnen wurde und die die kürzeste Verbindung zwischen dem goldreichen Maschonalande (s. d.) und der Küste herstellen soll.
türk. Fest, s. Bairâm. ^[= oder in der Türkei Bezeichnung zweier Feste, einmal des nach Beendigung des Fastenmonats ...]
portug. Küstenstrich, s. Algarve. ^[= oder Algarbien, die kleinste und südlichste Provinz Portugals, zwischen Alemtejo und dem Atlantisch ...]
s. Eisenbahnbeiräte.
Gottfr. Christoph, ein gelehrter Sonderling, geb. zu Mühlhausen [* 48] i. Th., studierte in Helmstedt Rechts- und Naturwissenschaften, machte dann größere Reisen, wandte sich 1756 in Helmstedt der Medizin zu und wurde daselbst 1759 ord. Professor der Physik, später der Medizin, 1803 Leibarzt des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig. [* 49] Beireis starb Er hatte 17 verschiedene Sammlungen von Gegenständen der Kunst, Wissenschaft, Natur, Mechanik u.s.w., die nach seinem Tode größtenteils versteigert wurden. Besondere Kenntnisse, die er praktisch zu verwerten wußte, hatte er in der Chemie. Über einen Besuch Goethes bei ihm 1805 berichtet jener in den «Tages- und Jahresheften». Seine physiol. Schriften sind unbedeutend. –
Vgl. Heister, Nachrichten über Gottfried Christoph Beireis (Berl. 1860).
oder Bairût, Hauptstadt eines asiat.-türk. Wilajets (13300 qkm mit 400000 E.) in Syrien und in neuerer Zeit die wichtigste Seestadt dieser Provinz, liegt auf einem Küstenvorsprunge zwischen Saida (Sidon) und Tarabulus (Tripolis) und wird schon von Abulfeda als der Hafen von Damaskus bezeichnet, mit dem es durch eine Kunststraße in Verbindung steht. Anlage, Gebäude und Anstalten. Die Stadt steht am Abhange eines Hügels, gewährt die Aussicht auf den Libanon und gilt, zumal seit Vollendung der Wasserleitung [* 50] (1875), als der gesündeste Ort der syr. Küste.
Die Altstadt hat meist enge, schlecht gepflasterte Straßen, ist aber von einer Menge von Vorstädten mit schönen Häusern (Hotels) und Gärten umgeben. Keine türk. Ortschaft hat in neuerer Zeit einen ähnlichen Aufschwung genommen wie Beirût. Die Einwohnerzahl beträgt (1889) 105400 E., darunter etwa 2000 Europäer, unter denen die franz. Sprache [* 51] vorherrscht. Es befinden sich in Beirût eine Quarantäne, ein Zollamt, engl., franz., russ. und türk. Postanstalten, europ. Ärzte, eine Apotheke nach preuß. Muster, ein deutsches Waisenhaus mit Pensionat und prot.
Kapelle, amerik. Missionsstation mit Kirche, Jesuitenschule, zahlreiche Druckereien und Zeitungen, eine mediz. Schule, Realschule und astron. Observatorium, ein prot. Knabeninstitut, franz. Waisenhaus mit Schule und Pensionat (2000 Mädchen), Franziskanerkloster und viele Schulen aller Konfessionen. [* 52] Beirût ist der Sitz eines Paschas, eines griech. Bischofs, eines maronit. Erzbischofs und eines päpstl. Delegaten. Es giebt 23 Moscheen und 36 christl. (evang., griech.-orthodoxe, armenisch-griech.-unierte) Kirchen. Die Hauptmoschee von Beirût ist eine ehemalige christl. Kirche aus der Kreuzfahrerzeit. Außerdem ist die Stadt der alte Sammelplatz der nach Mekka gehenden Karawanen, deren Zahl hier seit Eröffnung des Sueskanals allerdings abgenommen hat, und der gewöhnliche Landungspunkt aller Reisenden nach Syrien und Palästina [* 53] mit zunehmendem internationalem Gepräge.
Industrie, Handel und Verkehr. Neben starker Seiden- und Baumwollweberei wird Gold- und Silberdrahtfabrikation betrieben. Außerdem verfertigt man hier die in ganz Syrien und Ägypten [* 54] berühmten, mit Nägeln verzierten bunten Koffer für Leinenzeug, die namentlich zu Brautgeschenken dienen. Die Umgegend gewinnt ausgezeichnete Seide, [* 55] Baumwolle [* 56] und vortrefflichen Tabak. [* 57] Für diese Produkte finden auch die Drusen [* 58] in Beirût ihren Hauptabsatzmarkt. Viel stärker ist die Einfuhr, vor allem in Bekleidungsgegenständen, Nahrungsmitteln, Zucker, [* 59] Bauholz, Tabak und Luxusartikeln. 1891 wertete die Einfuhr 51 Mill., die Ausfuhr 12,51 Mill. M. Die Imperial-Ottoman-Bank besitzt hier bereits seit 1865 eine bedeutende Filiale. 1893 wurde der neue Hafen eröffnet; früher blieben die Schiffe [* 60] auf der Reede oder in den verschiedenen Buchten der gegen Osten sich ausdehnenden St. Georgsbai, in die von Süden her der Nahr Beirût (Magoras der Alten) und 10 km im Nordosten der Nahr el-Kelb (bei den Alten Lykos) münden, an dessen Felswänden sich berühmte Skulpturen mit pers. Keilinschriften und ägypt. Hieroglyphen sowie auch arab. Inschriften befinden. Von ¶
den zahlreichen Dampferlinien nach Beirût sind die des Österr.-Ungar. Lloyd und der Messageries maritimes die wichtigsten. Dem lebhaften Küstenverkehr dienen türk. Segler. In Beirût sind durch Konsulate vertreten: Vereinigte Staaten von Amerika, Belgien, [* 62] Vereinigte Staaten von Brasilien, Dänemark, [* 63] Deutsches Reich, Frankreich, Griechenland, [* 64] England, Italien, [* 65] Niederlande, [* 66] Österreich-Ungarn, [* 67] Portugal, Rumänien, [* 68] Rußland und Spanien.
Geschichtliches. Die uralte phöniz.Hafenstadt Berytos wurde vom Syrer Diodotos Tryphon 140 v. Chr. zerstört, unter Kaiser Augustus durch Agrippa wiederhergestellt und zu einer röm. Kolonie mit ital. Rechte und dem Namen Julia Augusta Felix erhoben. Unter Caracalla erhielt sie den Beinamen Antoniniana. Später zeichnete sich Beirût durch seine Hohe Schule für Rhetorik, Poetik und besonders für Rechtskunde aus. Der oström. Kaiser Theodosius Ⅱ. erhob Beirût zu einer Metropolis.
Schon 349 durch Erdbeben [* 69] verwüstet, wurde sie 20. Mai 529 durch ein solches völlig zerstört. Zur Zeit der Kreuzzüge hob sie sich wieder. Damals bildete der Nahr el-Kelb die Grenze zwischen dem Königreich Jerusalem [* 70] und der Grafschaft Tripolis. An dem nur 2 m breiten Küstenpaß, der alten, in den Fels gehauenen Via Antoniniana, bekämpfte König Balduin Ⅰ. die Saracenen und eroberte Beirût nach zweimonatiger Belagerung Im J. 1187 wurde sie von Paladin, 1197 von den Kreuzfahrern eingenommen, 1291 von den Franken geräumt. In späterer Zeit war sie lange im Besitze der Drusen; der Drusenfürst Fachr ed-din (1595‒1634) suchte europ. Kultur in Beirût zu verbreiten.
Durch Verrat kam die Stadt 1763 in die Hände der Türken. Eine russ. Flottille beschoß, eroberte und plünderte sie 1772. In der orient. Angelegenheit von 1840 (s. Ägypten, Bd. 1, S. 248 b) spielte Beirût eine wichtige Rolle; mit dem Bombardement der Stadt vom 10. bis 14. Sept. begannen die Feindseligkeiten der engl.-österr.-türk. Flotte gegen die ägypt. Macht Mehemed Alis in Syrien unter dem engl. Admiral Stopford. Größtenteils zerstört, wurde Beirût erst 9. Okt. von Soliman Pascha geräumt und von den Truppen der Verbündeten besetzt. Infolge der Christenmetzelei in Damaskus 1860 siedelten sich zahlreiche Flüchtlinge in an, und von dieser Zeit datiert der Aufschwung der Stadt.
(Oryx beisa Rüpp.), eine von dem Frankfurter Forschungsreisenden Rüppel in Nordostafrika entdeckte Antilope mit fast meterlangen geraden Hörnern, die am Grunde geringelt sind und von den Eingeborenen als Lanzen verwandt werden.
Die Beisa ist eine der schönsten Antilopen, die wir in den zoolog. Gärten haben, wo sie sich gut hält und auch vermehrt.
Das Paar kostet etwa 1600 M.
Ruinen und Dorf, s. Beth Sean. ^[= (auch Beth Sān), alte Stadt in Palästina, lange von den Kanaanitern gegen Israel behauptet, ...]
s. Bürger. ^[= # Gottfr. Aug., Dichter, geb. 31. Dez. 1747 zu Molmerswende am Unterharz als Sohn des Pfarrers, ...]
in sehr zahlreichen Rechten die Rechtsstellung des Überlebenden der Ehegatten, welche ihm dahin gewährt ist, daß er außer seinem Bruchteile an dem gemeinschaftlich gewesenen Vermögen noch ein lebenslängliches oder zeitlich begrenztes Nutzungsrecht an den Bruchteilen der Kinder oder sonstigen Erben des verstorbenen Ehegatten und zugleich die Verwaltung der den Miterben gehörenden Bruchteile hat. Die Rechtsbildung findet sich sowohl bei Rechten mit dem Güterstande der allgemeinen Gütergemeinschaft als bei Rechten mit Errungenschaftsgemeinschaft.
Vgl. z. B. Roth, Bayrisches Civilrecht, Bd. 2 (Tüb. 1872), §. 158, Nr. 2, aber auch Motive zum Bürgerl.
Gesetzbuch-Entwurf Ⅳ, 425 fg. 539‒541; Preuß. Allg. Landr. Ⅱ, 1 §§. 645 fg.; Gesetz vom für Westfalen, [* 71] §. 7; Rechte von Bremen [* 72] und Lübeck. [* 73] Alles, was der ungeteilten Masse zuwächst oder von derselben verloren geht, trifft sämtliche Eigentümer nach Verhältnis ihrer Anteile. – Nach der Mehrzahl der in Betracht kommenden Rechte kann der überlebende Gatte freiwillig abteilen; nach vielen Rechten muß er teilen, wenn die in Gemeinschaft mit ihm lebenden Kinder sich verheiraten oder volljährig werden oder einen eigenen Hausstand beginnen, nach andern auch, wenn er schlecht wirtschaftet oder in Vermögensverfall gerät, nach fast allen, wenn er wieder heiratet. – Dem Code civil ist der Beisitz als solcher nicht bekannt, vgl. jedoch Art. 384, dagegen kennt ihn das Badische Landrecht, Satz 738 a für den Fall, daß der Verstorbene Kinder nicht hinterläßt (erfordert wird nur, daß der Erblasser mit dem Überlebenden in Ehegemeinschaft lebte).
Neben dem vorbezeichneten Beisitz kommt in einer größern Anzahl von Rechten ein Beisitz beider Eltern an dem ganzen Kindesvermögen, also auch dem den Kindern von andern Seiten zufallenden Vermögen, als Ausfluß [* 74] der (elterlichen) Gewalt (s. Eltern) vor. Ein solcher elterlicher Beisitz findet sich insbesondere in einigen Teilen von Schleswig-Holstein. [* 75] Die Sonderung erfolgt im Falle der Wiederheirat oder auf Verlangen der Kinder mit deren Volljährigkeit oder Heirat, von seiten des Vaters durch sog. Aussage, von seiten der Mutter durch sog. Abteilung. Nach einer nassauischen Verordnung vom steht ferner der Mutter nach dem Tode des Vaters ein Beisitz genanntes Verwaltungsrecht und Nießbrauchsrecht an dem Sondervermögen der Kinder zu. In ähnlicher Weise kennen mehrere bayr. Rechte (von Kempten, [* 76] Augsburg [* 77] u. s. w.) ein Beisitz genanntes Nutzungsrecht an dem Vermögen der Kinder. –
Vgl. Roth, System des Deutschen Privatrechts (3 Bde., Tüb. 1880‒86), §§. 110, 162. ^[]
im Gegensatz zum geschäftsleitenden Vorsitzenden (dem Präsidenten, Dirigenten) die übrigen stimmführenden Mitglieder einer kollegialen Behörde, z. B. eines Kollegialgerichts.
In den neuen deutschen Justizgesetzen wird der Ausdruck indessen nicht gebraucht.
Auch hießen mitunter so die Urkundspersonen, welche nach den frühern Gesetzen bei wichtigen Untersuchungshandlungen (wie z. B. einer Leichenschau) zuzuziehen waren.
(mittelhochdeutsch bîspel, von spel, Rede, Erzählung), in der mittelhochdeutschen Litteratur der Name für kürzere allegorische und parabolische Lehrdichtungen, für Fabeln und Gleichnisse aller Art. Die altdeutschen Beispiel (hg. von Pfeiffer, «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 7), in Reimpaaren abgefaßt, sind teils Tierfabeln, teils Erzählungen mit einer bestimmten, oft breit ausgeführten Moral. Einzelne Beispiel finden sich ferner in der Lyrik des 12. und 13. Jahrh., so bei Spervogel, Reinmar von Zweter, Marner und Konrad von Würzburg; [* 78] andere sind größern Dichtungen einverleibt, wie der «Kaiserchronik», dem «Welschen Gast», Freidanks «Bescheidenheit» und dem «Renner». Eine beträchtliche Anzahl von in Reimpaaren faßte Boners (s.d.) «Edelstein» zusammen; auch der Stricker, Herrand von Wildonje u. a. schufen und in der Lehrdichtung des 15. und 16. Jahrh. lebt das Beispiel (bei H. Sachs, Alberus, Waldis u. s. w.) in alter Frische fort. ¶
Im Neuhochdeutschen hat Beispiel die Bedeutung des lat. exemplum angenommen und bezeichnet jeden bestimmten einzelnen, aus der Erfahrung entlehnten oder erdichteten Fall, insofern er einen allgemeinen Begriff oder Satz belegen soll und kann.
Pflanzenart, s. Capsicum. ^[= L., Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceen (s. d.) mit etwa 50, meist tropisch-a ...]
die in Süddeutschland und Österreich [* 80] übliche Bezeichnung für Hebeisen (s. d.).
Pflanzenart, s. Beta. ^[= # L., Pflanzengattung aus der Familie der Chenopodiaceen (s. d.). Die Arten derselben (etwa 15 ...]
nach dem Preuß. Allg. Landr. Ⅱ, 18, §. 5 eine Person, welche jemand bei gewissen Geschäften, die er für sich allein vorzunehmen nach besondern gesetzlichen Vorschriften nicht fähig ist, oder die er solchergestalt vorzunehmen sich nicht getraut, zu Hilfe nimmt. Hierher gehören nach §. 51 daselbst z. B. Blinde oder beständig Kranke, Taubstumme, welche eines Vormundes nicht bedürfen, Personen, welche nicht oder Geschriebenes nicht lesen oder nicht selbst schreiben können. Die Ehefrau bedarf noch eines Beistand, sofern sie mit dem Ehemanne einen Erbvertrag schließt, durch welchen sie an den ihr nach den Gesetzen zukommenden Rechten etwas verlieren soll (Ⅱ, 1, §. 441).
Anderer Art ist der Beistand des Code civil und des Badischen Landrechts für Ehefrauen, Art. 391, 392 (das Badische Landrecht übersetzt Vormundschaftsbeistand, der franz. Text sagt conseil spécial), ferner für den wegen Geisteskrankheit zu Entmündigenden, wenn das Verlangen der Entmündigung abgelehnt wird, aber doch das Gericht einen Beistand (conseil) für nötig erachtet, Art. 499, endlich für den Verschwender (conseil judiciaire), Art. 513, 514. Nach den Art. 391, 392 kann der Ehemann in näher vorgeschriebener Weise seiner Ehefrau für den Fall, daß sie nach seinem Tode die gesetzliche Vormundschaft über die Kinder übernimmt, einen Beistand mit der Wirkung ernennen, daß sie alle oder gewisse Rechtsgeschäfte ohne dessen Gutachten (avis) nicht vornehmen darf, soweit die Rechtsgeschäfte auf die Vormundschaft sich beziehen. – Dem letztern Gedanken entspricht der nach andern Rechten der Mutter, welche die Vormundschaft führt, zu bestellende Mitvormund, z. B. Bayrisches Landr. Ⅰ, 7, §. 6, Österr.
Bürgerl. Gesetzb. §§. 211 fg., im Anhang §. 168 zu Allg. Landr. Ⅱ, 18, §. 689 Ehrenvormund genannt (auch dem Vater zur Seite zu setzen, wenn das Gericht es aus besondern Gründen für nötig hält), hier aber durch die Vormundschaftsordnung vom beseitigt: Der Entwurf eines Bürgerl. Gesetzbuches kennt in den §§. 1538 fg. gleichfalls einen unter näher angegebenen Voraussetzungen der Mutter zu bestellenden Beistand, dessen Befugnisse und Pflichten geregelt werden (vgl. Motive Ⅳ, 797 fg.); derselbe soll stets bestellt werden, wenn der Mutter die elterliche Gewalt zusteht. –
Vgl. Roth, System des Deutschen Privatrechts (3 Bde., Tüb. 1880‒86), §§. 212 fg.
Im Civilprozeß kann, soweit eine Vertretung durch Anwälte nicht geboten ist (s. Anwaltsprozeß), eine Partei mit jeder prozeßfähigen Person als Beistand, d. h. zur Unterstützung in der mündlichen Verhandlung, erscheinen. Das von dem Beistand Vorgetragene gilt als von der Partei vorgebracht, insoweit es nicht von dieser sofort widerrufen oder berichtigt wird. Dies gilt auch von Geständnissen. – Vgl. Civilprozeßordn. §§. 86, 261.
oder Bēt, arab. Wort, s. Bēth. ^[= (Bajith, Baith, auch ), ein hebr., syr. und arab. Wort, das "Haus" (Tempel), ...]
oder Bêt el-Faki (d. h. Haus des Gelehrten), eine durch ein Fort gedeckte Stadt im türk.-arab. Wilajet Jemen, 30 km von der Küste südöstlich von Hodeida und 15 km westlich von dem anmutigen Kaffeegebirge, hat 8000 E. in der Mitte des 18. Jahrh. der größte Kaffeemarkt der ganzen Erde, litt durch die Wahhâbiten und noch mehr durch deren Besieger Mehemed Ali von Ägypten. Gleichwohl hatte die Stadt unter letzterm noch 30000 E. Auch jetzt führt sie noch etwa 12 Mill. Pfd. Kaffee jährlich aus, sowie Weihrauch, Perlen und Gummi. ^[]
s. Obertöne. ^[= Teiltöne, Partialtöne, Aliquottöne, Nebentöne, Bezeichnung der Töne, die dadurch ...] [* 81]
nach dem Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz vom ein Zeitraum von 47 Beitragswochen (s. d.), die nicht in dasselbe Kalenderjahr zu fallen brauchen (§. 17), aber auch nicht zu weit auseinander liegen dürfen. Wenn nämlich während 4 aufeinander folgender Kalenderjahre nicht mindestens für 47 Wochen Beiträge entrichtet worden sind, so erlischt die Anwartschaft. Diese lebt aber wieder auf durch abermalige Entrichtung von Beiträgen und durch Zurücklegung einer neuen Wartezeit von 5 Beitragsjahr (§. 32). Übrigens hat das Beitragsjahr nur Bedeutung für die Berechnung der Wartezeit (s. d.).
in der Invaliditäts- und Altersversicherung jede Kalenderwoche, für welche ein Beitrag entrichtet ist. Nach den zur Ausführung des Gesetzes getroffenen Anordnungen soll die Beitragswoche mit dem Montag beginnen. Für jede Woche, innerhalb welcher eine die Versicherungspflicht begründende Beschäftigung stattgefunden hat, muß von dem Arbeitgeber ein Beitrag entrichtet werden; die Entrichtung von mehr Beiträgen für dieselbe Woche ist nicht statthaft.
Fand die Beschäftigung während derselben Woche bei verschiedenen Arbeitgebern statt, so hat den Beitrag der zu entrichten, welcher den Versicherten in der Woche zuerst beschäftigt hat (§§. 19, 100 des Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes). Nach der Zahl der Beitragswoche richtet sich die Höhe der Invaliden- und Altersrente; die erstern steigen mit jeder Beitragswoche um einen bestimmten Betrag (§. 26 des Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes). 47 Beitragswoche bilden ein Beitragsjahr (s. d.).
s. Requisitionssystem.
Heinr. Ludw., Politiker und Geschichtschreiber, geb. 15. Febr. 1798 in Muttrin in Pommern, [* 82] trat im Frühjahr 1815 als freiwilliger Jäger in das preuß. Heer und nahm am Feldzuge gegen Frankreich teil. Nach dem Friedensschlusse besuchte Beitzke die Kriegsschulen zu Koblenz [* 83] und Mainz, [* 84] wurde 1818 Offizier und demnächst zur Allgemeinen Kriegsschule nach Berlin [* 85] sowie 1823‒26 zur topogr. Abteilung des Generalstabs kommandiert. 1828 kam er als Lehrer der Geographie an die Divisionsschule zu Stargard, [* 86] kehrte 1836 zum Regiment nach Kolberg [* 87] zurück und wurde Anfang 1839 Compagniechef.
Wegen anhaltender Kränklichkeit nahm er Ende 1845 als Major seinen Abschied und lebte seitdem, mit schriftstellerischen Arbeiten beschäftigt, in Köslin. [* 88] Seit Nov. 1858 dem preuß. Abgeordnetenhause angehörend, hat Beitzke als Mitglied der Fortschrittspartei, namentlich in den Verhandlungen über die Heeresreorganisation, im Sinne seiner Partei Einfluß geübt. Er starb zu Berlin. B.s Hauptwerk ist die «Geschichte der deutschen Freiheitskriege in den J. 1813 und 1814» (3 Bde., Berl. 1855; 4. Aufl., neubearb. von P. Goldschmidt, Brem. 1882),
ein Buch, welches fachmännisches Urteil mit polit. Freisinn und vaterländischer Gesinnung vereinigt und in den weitesten Kreisen des ¶
deutschen Volks günstig aufgenommen wurde. Außerdem schrieb Beitzke: «Geschichte des russ. Kriegs im J. 1812» (Berl. 1856),
«Geschichte des Jahres 1815» (2 Bde., ebd. 1865) und «Das preuß. Heer vor und nach der Reorganisation» (ebd. 1867). Auch gab er heraus: «Hinterlassene Schriften des Generalauditors Dr. Karl Friccius, nebst einer Lebensskizze desselben» (Berl. 1866).
s. Adjektiv. ^[= (lat. nomen adjectivum), Eigenschaftswort oder Redeteil, der den Begriff, den ein Substanti ...]
(Baize), diejenige Art des Jagdbetriebs, bei der mittels abgerichteter Raubvögel, [* 90] vorzüglich Falken, Habichte und Sperber, verschiedene Arten von Feder- und Haarwild erlegt werden. Diese Jagd bildete im Mittelalter und bis zu Anfang des 18. Jahrh. eins der vornehmsten ritterlichen Vergnügen, dem auch die Edelfrauen mit Vorliebe huldigten. Beize ist eine der ältesten Jagdarten, sie wurde nachweislich zuerst von mittelasiat. Nomadenstämmen betrieben und steht bei ihnen bis auf die Gegenwart in hohem Ansehen. In China [* 91] und Japan soll die Beize schon in vorhistor.
Zeit betrieben worden sein; positive Nachrichten hierüber sind aber bis jetzt nicht bekannt. Nach Mitteleuropa scheint die Beize mit der Völkerwanderung gekommen zu sein, denn während sie sich vorher nicht nachweisen läßt, setzen die Gesetzbücher aus dem 5. bis 7. Jahrh. der verschiedenen german. Stämme schwere Strafen auf Entwendung oder Beschädigung der Beizvögel. Durch die Kreuzzüge fand die Beize erst allgemeine Verbreitung, war aber, in Deutschland [* 92] wenigstens, fast stets ein Privilegium des Adels.
Ganz besondere Vorliebe hatten die Edeldamen für die Beize, die mit solcher Leidenschaft betrieben wurde, daß manche Familie dadurch zu Grunde ging. Selbst in die Kirche wurden die Falken mitgenommen. Einer der leidenschaftlichsten Liebhaber der Beize war Markgraf Wilhelm Friedrich von Ansbach, [* 93] der in zwei Revieren 1730‒55 1763 Milane, 4174 Reiher, 4857 Krähen, 1647 Elstern, 14087 Rebhühner, 985 Fasanen, 398 Wildenten und 959 Hasen beizte. Das allmähliche Erlöschen der feudalen Vorrechte und die Verbesserung der Feuerwaffen, die fortschreitende Kultur überhaupt, drängten in Europa [* 94] die Beize gänzlich in den Hintergrund, und gegenwärtig zählt sie bei uns nur noch zu den allerseltensten Jagdvergnügen. In Asien, [* 95] insbesondere in Persien, [* 96] wird sie hingegen noch häufig ausgeübt, ebenso im Sudan.
Während in Europa mit den Beizvögeln fast nur auf Reiher, Kraniche, Enten, [* 97] Feldhühner, Schwäne, Wildtauben, Krähen, Raben, Kaninchen [* 98] und Hasen gejagt wurde, werden sie in Asien hauptsächlich zur Jagd auf Gazellen, selbst Antilopen benutzt. Die Angriffe der Beizvögel werden dort durch Windhunde unterstützt, im Sudan durch syr. und tunes. Fanghunde. In Deutschland brauchte man die Beizhunde nur zum Aufspüren des Wildes, die dieselben Dienste [* 99] thun mußten wie unsere Vorstehhunde. –
Vgl. Prätorius, Reliqua librorum Frederici Ⅱ imperatoris de arte venandi cum avibus: cum Manfredi regis additionibus ex membranis vetustis nunc primum edita, verfaßt im 13. Jahrh. (Wien oder Augsb. 1596; mit zwei andern Schriften über die Falknerei hg. von J. G. Schneider, 2 Bde., Lpz. 1788);
Verster van Wulverhorst und Schlegel, Traité de fauconnerie (Prachtwerk; Leiden [* 100] und Düsseld. 1844‒53);
von Dombrowski, Geschichte der Beizjagd (Wien 1886).
in der Technologie Lösungen saurer, salziger oder sonst scharfer und ätzender Stoffe, mit denen man gewisse feste Substanzen benetzt oder tränkt, um denselben dadurch gewisse Eigenschaften der Färbung, der Struktur und Oberflächenbeschaffenheit, ferner des Geschmacks u. s. w. zu erteilen, die ihnen ursprünglich nicht zukommen, oder um sie zu spätern chem. Arbeiten vorzubereiten. Beize nennt man z. B. die zum Einpökeln von Fleisch angewendete Lösung von Kochsalz und andern Substanzen; in der Gerberei heißt Beize die saure Lohbrühe oder die durch Gärung von Kleie und Wasser entstandene saure Flüssigkeit. Beize wird auch in der Metallbearbeitung die saure Flüssigkeit genannt, mit der zu vergoldende, versilbernde oder zu verzierende Gegenstände aus Messing, Bronze, [* 101] Eisen [* 102] u. s. w. vorher gereinigt werden (s. Dekapieren).
Mittels Beize wird auf der Oberfläche der Metalle eine dauernde Veränderung (chem. Bronzierung oder Metallfärbung) erzeugt, oder es werden Hochätzungen auf Metall- oder Kalksteinplatten (lithographischer Schiefer) hervorgerufen, indem die hoch zu ätzenden Teile vorher mit einem Firnis bedeckt werden, der diese vor dem Angriff der Beize schützt. Haare, [* 103] Horn und ähnliche Körper färbt man durch Beize, die namentlich aus Lösungen von Metallen (Blei, [* 104] Silber) bestehen.
Holzbeizen sind Abkochungen von Farbhölzern (s. d.). In der Färberei und dem Zeugdruck spielt die Beize (gewöhnlich Mordant genannt) eine große Rolle; in vielen Fällen läuft hier ihre Wirkung darauf hinaus, daß sie die Farbstoffe aus ihren Lösungen auf die Gespinstfasern [* 105] niederschlägt, indem ihre Bestandteile unlösliche Verbindungen mit den Farbstoffen eingehen. Die wichtigsten der in der Färberei angewendeten Beize sind Alaun, [* 106] essigsaure Thonerde, essigsaures Eisen, Zinnsalz, Tannin, Albumin, Kleber und fettes Öl. Die Beize haben aber nicht nur den Zweck, die Verbindung der Faser mit dem Farbstoff zu bewerkstelligen, sie können auch dazu dienen, auf dem Zeuge an gewissen Stellen die Farbe zu zerstören. In diesem Falle werden sie als entfärbende Beize oder Enlevagen (s. d.) bezeichnet.
[* 107] kleine Wappenbilder, wie Turnierkragen, Ringe, Sterne, die einzelne Linien desselben Geschlechts dem gemeinsamen Stammwappen zur Unterscheidung der Geschlechtslinien beifügten.
Steinmetzwerkzeug [* 108] (s. d.). ^[= Gesamtbezeichnung für die an ihren Spitzen gut verstählten eisernen Instrumente, mit denen ...]
das Anlocken des Wildes mit dem Köder oder das Herbeibringen desselben durch den Jagd- (Beiz-) Falken (s. Beize).
eine Behandlung des Getreides, die den Zweck hat, die an dem Saatkorn der Gramineen, [* 109] namentlich des Weizens, des Roggens, der Gerste [* 110] und des Hafers befindlichen Pilzsporen und zwar besonders die Sporen des Stein- oder Stinkbrandes, Tilletia, und diejenigen des Staub- oder Flugbrandes, Ustilago, zu zerstören. Gegen die erstern hat sich die Anwendung des Kupfervitriols (schwefelsaures Kupfer) [* 111] ausgezeichnet bewährt. Man nimmt auf 3 hl Saat 0,5 kg Kupfervitriol, löst dasselbe in Wasser und giebt hierzu in einem Bottiche so viel Wasser, daß die Saat vollständig von letzterm bedeckt ist. Nach 24stündigem Liegen in dieser Lösung ist die Keimkraft aller Pilzsporen getötet, während die Getreidekörner selbst völlig unversehrt geblieben sind und nach dem Trocknen ohne weiteres zum Aussäen benutzt werden können. Beim Beizen des Korns gegen den Staubbrand verfährt man ebenso, nur mit dem Unterschied, daß man auf 100 kg Wasser 1,5 kg engl. Schwefelsäure [* 112] von 66° Beaumé ¶