Nassau auf
Grund vieler Gesetze und Verordnungen aus dem 18. und 19. Jahrh. (ausgenommen sind die
Waldungen der Stadt
Frankfurt);
[* 2]
3) in den hohenzollernschen
Landen im ehemaligen Fürstentum Sigmaringen (Verordnungen von 1822, 1827 und 1848), im ehemaligen
Fürstentum Hechingen (Verordnungen von 1837 und 1848). Übrigens unterliegen in
Preußen
[* 3] diese Waldungen
nur einer mehr oder weniger weitgehenden Oberaufsicht des
Staates. Vollständig beförstert werden die Gemeindewaldungen ferner
in
Baden
[* 4] (Gesetz von 1833 und Vollzugsverordnung von 1855), in Hessen
[* 5] (Instruktion von 1837), in
Braunschweig
[* 6] (Gesetz von 1861),
in Waldeck
[* 7] (Forstordnung von 1853), in
Tirol-Vorarlberg (Gesetz von 1856). Einer sehr weitgehenden Oberaufsicht, jedoch
nicht vollen Beförsterung, unterstehen die Gemeindewaldungen in
Württemberg
[* 8] (Gesetz von 1875). Auch in
Frankreich ist die Beförsterung wenigstens
für die größern Gemeindewaldungen eingeführt
(Codeforestier), ähnlich in
Belgien.
[* 9]
Privatwaldungen unterliegen in
Deutschland
[* 10] nicht mehr einer eigentlichen Beförsterung. Es war dies früher der Fall in
Württemberg auf
Grund einer Forstordnung von 1614, die aber niemals streng angewendet worden ist; nach dem jetzt
geltenden Forstpolizeigesetz vom findet nur noch eine zeitliche, aber weitgehende
Beschränkung einer Privatwaldwirtschaft
dann statt, wenn letztere den Fortbestand des
Waldes gefährdet. Auch in
Baden kann nach dem zum Forstgesetze (1833) erlassenen
Nachtrage vom ein Privatwald, dessen
Besitzer nicht den forstpolizeigesetzlichen Bestimmungen
entsprechend wirtschaftet, vielleicht sogar den
Wald zerstört oder gefährdet, auf mindestens 10 Jahre unter Beförsterung gestellt
werden. Im allgemeinen hat sich die neuere Gesetzgebung mehr der Gewährung einer größern
Freiheit in der Bewirtschaftung
der Privat-, selbst auch der Gemeinde- und Korporationswaldungen zugeneigt, indem sie sich darauf beschränkt,
mit mehr oder weniger
Strenge Waldzerstörung zu verbieten, den Wiederanbau abgetriebener
Flächen
(Blößen) zu gebieten, Waldrodungen
von der Bewilligung der Forstpolizeibehörden abhängig zu machen,
Teilung der Waldungen zu verbieten oder wenigstens zu beschränken,
endlich die Schutzwaldungen in Hochgebirgen durch Verbot kahler
Abtriebe u.s.w. zu schützen. So z.B.
das Österr. Forstgesetz vom das
Bad.
[* 11] Forstgesetz vom und Nachtrag dazu vom das Bayr. Forstgesetz
vom (neu redigiert 1879), das Württemb. Forstpolizeigesetz vom (S. Forstpolizei.)
im Seefrachtvertrage derjenige, welcher entweder von dem
Verfrachter (s. d.) behufs
Beförderung von
Gütern
ein ganzes Seeschiff, einen verhältnismäßigen
Teil oder einen bestimmten Raum desselben mietet oder mit dem
Verfrachter
über die
Beförderung einzelner
Güter (Stückgüter) einen
Vertrag schließt.
Daß der Befrachter selbst die zu befördernden
Güter
dem Schiffer überliefert, also zugleich der
Ablader ist, ist nicht erforderlich. (S.
Ablader.)
Orden
[* 14] derafrikanischen,Orden der Republik
Liberia.
[* 15] Er wurde durch die Gesetzgebende Versammlung
für diplomat.
Dienste
[* 16] und für Bemühungen um Abschaffung der
Sklaverei gestiftet und besteht aus einem fünfspitzigen
Stern
mit einem Kreuz
[* 17] im Mittelfeld, an dem ein Afrikaner
und eine Afrikanerin entfesselt knien;
Sachen,Sachen, welche unter besondern gesetzlichen Schutz gestellt sind, so daß Diebstahl oder
Verletzung härter bestraft wird als bei andern Sachen, z.B. dem Gottesdienst gewidmete Sachen, welche
aus einem zum Gottesdienst bestimmten
Gebäude gestohlen werden (Reichsstrafgesetzb. §. 243),
Gräber, Grabmäler, öffentliche
Denkmäler,
Brücken
[* 18] u.s.w. (§§. 168, 304, 305) oder so daß ein Verweilen wider Verbot in den befriedeten Räumen bestraft
wird, wie es bei Wohnung und Geschäftsräumen der Fall ist (§. 123).
(lat. in bannum missio), im Mittelalter die Zwangsvollstreckung in Grundstücke,
wenn der wegen Geldschuld Verklagte entweder ungehorsam ausblieb oder rechtskräftig verurteilt war.
Ursprünglich erfolgte
die
Beschlagnahme mit der Maßgabe, daß das Grundstück, wenn es der Schuldner nicht binnen Jahr undTag
auslöste, konfisciert wurde.
Später erfolgte die Zwangsversteigerung.
Das
Wahrzeichen des auf das Grundstück gelegten
Bannes
war ein Strohwisch, ein aufgesteckter Handschuh oder ein Kreuz.
[* 19] in den beiden organischen
Reichen die
Erweckung des weiblichen
Keims zu weiterer Ausbildung durch Vermischung
mit dem männlichen Zeugungsstoffe.
1) ImTierreiche ist die Fortpflanzung durch mit männlichem Samen
[* 20] befruchtete
Eier
[* 21] die Regel.
Bedingungen
der Befruchtung sind: die Gegenwart zweier verschiedener Zeugungsstoffe,
Eier und Samen, und die materielle
Vereinigung beider, sei
es innerhalb, sei es außerhalb des weiblichen Organismus. Die Elemente des Samens (Samenkörperchen, ihrer tierähnlichen
Beweglichkeit wegen ehemals als
Samentierchen bezeichnet) dringen
bis in das
Ei
[* 22] selbst ein, und der Eintritt
in dasselbe geschieht entweder durch dessen schwammige Hülle, durch welche sich die Samenfäden einbohren, wie z.B. bei
den Froscheiern, oder durch besondere Öffnungen der äußern Eihülle, die man Mikropylen genannt hat
(Insekten,
[* 23] Echinodermen
u.s.w.).
Der
Kern der reifen
Eizelle (das
Keimbläschen) teilt sich
vor der in zwei ungleich große Hälften: die
größere tritt mit Dottersubstanz zusammen als
Richtungskörperchen oder Polzelle aus dem
Ei. Der kleinere
Teil bleibt als
sog. Eikern oder
Pronucleus im
Ei zurück. Mit diesem Rest verschmilzt ein einziges Fädchen des eingedrungenen männlichen
Samens und bildet so einen neuenKern (Furchungskern,Metanucleus), der
Pronucleus regeneriert also durch
Aufnahme des männlichen Zeugungsstoffes, und von ihm geht unter Teilungserscheinung die
Furchung des befruchteten
Eies aus.
Bevor der nach dem Eindringen zu einem runden Körper veränderte Samenfaden mit dem
Pronucleus verschmilzt, bildet sich in der
Dottermasse eine sog.
Strahlenfigur (s. Zelle).
[* 24] DieEier reifen bei allen
Tieren unabhängig von der Befruchtung, tritt
aber dieselbe nicht zur rechten Zeit ein, so entwickelt sich das
Ei in der Regel nicht weiter, sondern geht zu
Grunde. Bei
denjenigen
Tieren, bei welchen die Befruchtung im Innern des weiblichen Organismus vor sich geht, sind besondere Begattungsorgane
vorhanden, häufig von sehr verwickeltem
Bau; bei denen, wo die Befruchtung
¶
mehr
erst nach der Ausstoßung der Eier stattfindet, fehlen dieselben gewöhnlich ganz. Bei vielen im Wasser lebenden Tieren, wie
z. B. Muscheln,
[* 26] ist die Befruchtung ganz dem Zufalle überlassen. Die männlichen
Tiere stoßen ihren Samen in das Wasser aus, der durch die Strömungen zu den Eiern gelangt. Nicht minder große Verschiedenheiten
herrschen hinsichtlich der Zeit, zu der die Befruchtung stattfinden kann. Manche Tiere, wie z. B. viele Insekten,
die Männchen der Rädertiere, bestehen in vollkommenem Zustande nur für die Befruchtung, sie nehmen keine Nahrung zu sich, und ihre
Lebensdauer ist sehr kurz. Bei andern entwickeln sich die Befruchtungsstoffe nur zu bestimmten Zeiten, meist
im Frühjahr; andere sind stets während eines gewissen Alters zur Begattung befähigt.
Bei Tieren, bei welchen äußerliche Befruchtung stattfindet, wie z. B. bei den meisten
Fischen, hat man neuerdings zu Züchtungszwecken die künstliche Befruchtung angewendet (s.
Fischzucht). Bei Amphibien (Fröschen), selbst bei Säugetieren hatte (durch Einspritzung
[* 27] des männlichen Zeugungsstoffes
in die weiblichen Geschlechtsteile) schon Spallanzani künstliche Befruchtung bewerkstelligt. - Nach der Lehre
[* 28] der
Ovisten sollte das Ei, nach der Lehre der Spermatiker der Samen oder der Samenfäden die materielle Grundlage des sich entwickelnden
Embryos bilden. Die vereinigten Teilchen beider Eltern im Furchungskern sind nach Ansicht der modernen Wissenschaft die materiellen
Träger
[* 29] der gemischten Vererbung der Charaktere beider Eltern auf die Nachkommen.
2) Im Pflanzenreiche beruht der Vorgang der Befruchtung ebenso wie im Tierreiche im allgemeinen darauf, daß sich der Inhalt einer männlichen
Zelle mit dem einer weiblichen Zelle, der sog. Eizelle, entweder direkt oder durch Diosmose vermischt. Das letztere findet
statt bei sämtlichen Phanerogamen, wo die Fortpflanzungszellen bei der Befruchtung geschlossene Membranen besitzen;
die direkte Vermengung dagegen ist nur dann möglich, wenn die männlichen und weiblichen Befruchtungszellen nicht mit Zellmembranen
umgeben sind oder wenn diese Membranen vor dem Befruchtungsakte durch Zerreißen oder Auflösen entfernt werden. Diese Art
der Befruchtung ist bei den meisten Kryptogamen vorhanden, bei denen überhaupt eine Sexualität genau bekannt
ist.
Bei denPhanerogamen werden die Pollenkörner,
[* 30] die in den Staubfäden gebildet werden, als die männlichen, die Samenknospen
(s. d.), die entweder wie bei den Angiospermen (s. d.) von einem Fruchtknoten umhüllt sind oder wie bei den Gymnospermen (s. d.)
keine derartige Umhüllung besitzen, als die weiblichen Organe bezeichnet (s.
Generationswechsel). Innerhalb der Samenknospe, am Scheitel des Eikerns, entsteht der Embryosack
[* 31] in der Weise, daß sich eine
Zelle des Eikerngewebes bedeutend vergrößert.
In demEmbryosack bildet sich sodann durch sog. freie Zellbildung (s.
Zelle) die weibliche Fortpflanzungszelle, die Eizelle. Außer der Eizelle bilden sich im Embryosack ebenfalls
durch freie Zellbildung noch einige andere Zellen, zwei
am Scheitel, neben oder über der Eizelle liegend, und zwei am Grunde
desselben; die erstern führen, weil sie bei dem Befruchtungsakte mitwirken, den NamenSynergiden oder Gehilfinnen, die beiden
letztern werden gewöhnlich nach ihrer Stellung als Antipoden bezeichnet, sie spielen bei der Befruchtung selbst
keine Rolle.
Der eigentliche Vorgang der Befruchtung ist folgender: Nachdem der in den Antheren oder Staubbeuteln gebildete Pollen seine Reife erlangt
hat, springen die erstern auf, und die Pollenkörner können durch Vermittelung äußerer Einwirkungen, z. B.
durch den Wind, durch Insekten, auch durch die Hand
[* 32] des Menschen (s. Bestäubung), auf die Narben der die
Samenknospen einschließenden Fruchtknoten gelangen. Hier keimen sie unter dem Einfluß der von der Narbe abgesonderten zuckerhaltigen
Feuchtigkeit, indem die innere Haut
[* 33] durch Öffnungen der äußern (s. Pollen) in Form von zarten plasmareichen Schläuchen
heraustritt; die so gebildeten Pollenschläuche dringen in die Narbe ein und von da durch das Gewebe
[* 34] des Griffels hindurch bis in die Fruchtknotenhöhlung; hier angelangt, wachsen sie in die Mikropyle hinein und legen sich
an den Scheitel des Embryosackes an (s. nebenstehende
[* 25]
Figur, m Mikropyle, e Embryosack).
Durch dieses Anlegen wird die Befruchtung bewirkt, indem der Inhalt des Pollenschlauchs vermutlich durch Diosmose
sich mit demjenigen der Eizelle, und zwar durch Vermittelung der Synergiden, vermischt. Nach der Befruchtung wächst die Eizelle allmählich
zum Embryo (s.d.) heran. Bei den Gymnospermen ist der Vorgang der Befruchtung insofern ein anderer, als die Pollenkörner direkt auf
die Samenknospen zu liegen kommen und hier nur einen kurzen Schlauch bis zum Embryosack treiben. Außerdem
ist noch die Ausbildung des Embryosackes und der hier zu mehrern vorhandenen Eizellen, die in Verbindung mit ihren Synergiden
Corpuscula oder, wegen ihrer Ähnlichkeit
[* 35] mit den weiblichen Organen der höhern Kryptogamen, auch Archegonien genannt werden,
eine wesentlich andere als bei den Angiospermen. (S. Gymnospermen.)
Bei denKryptogamen führen die weiblichen Zellen ebenfalls den NamenEizellen, die männlichen dagegen heißen Spermatozoiden.
Die Eizellen liegen bei den höhern Kryptogamen, den Farnkräutern, Schachtelhalmen u. s. w. und bei den Moosen im Innern von
besondern Zellkörpern, die man als Archegonien bezeichnet. Die Spermatozoiden werden ebenfalls in bestimmten
Zellen oder Zellkörpern gebildet, aus denen sie bei der Reife ausschlüpfen, um sodann vermittelst einer oder mehrerer haarähnlicher
Gebilde, der Cilien, äußerst lebhaft im Wasser hcrumzuschwärmen. Auch die Archegonien öffnen sich bei der Reife und gestatten
so den Spermatozoidcn direkt bis zur Eizelle zu gelangen und sich mit derselben zu vermischen. Die Befruchtung dieser
Pflanzen kann nur bei Zugegensein von Wasser in tropfbar flüssiger Form vor sich gehen, da die Spermatozoidcn nur unter
dieser Bedingung zu den Eizellen gelangen können. Das Resultat
¶
Bei den niedern Kryptogamen, den Algen
[* 37] und Pilzen, sind die Vorgänge bei der Befruchtung im wesentlichen dieselben wie bei den höhern
Kryptogamen. Auch hier findet eine direkte Vermischung der in Antheridien gebildeten Spermatozoiden und der
in den Oogonien oder auch Karpogonien vorhandenen Eizellen statt. Eine Ausnahme hiervon macht bloß die Familie der Rhodophyceen
(s. d.), indem hier die Spermatozoiden nicht mit der Eizelle in unmittelbare Berührung kommen, sondern die Befruchtung durch Vermittelung
einer oder mehrerer andern Zellen bewirken müssen.
Bei den übrigen Algen und bei den Pilzen, soweit sie überhaupt Sexualität haben, sind die Geschlechtsorgane
je nach den Familien sehr verschiedenartig gebaut. Die Oogonien und Karpogonien umschließen die Eizellen, bei der Reife der
letztern öffnen sie sich, um den Spermatozoiden das Eindringen in die Eizellen zu ermöglichen, oder das Antheridium legt
sich an das weibliche Organ an, durchbohrt die Membran desselben und entläßt nun die Spermatozoiden
direkt in das Innere. Das Resultat der Befruchtung ist hier stets die Bildung einer oder mehrerer Sporen, aus denen bei der Keimung wieder
ein neues Individuum hervorgeht.
Bej, Bei (d. h. Herr), bei den Türken ein dem Namen angehängter Titel, der den Söhnen der Paschas
und Civil- wie Militärbeamten von Oberstenrang, dann aber auch angesehenen Ausländern beigelegt wird;
dem Range nach steht
der Titel Beg zwischen Effendi und Pascha.
(d. h. Herr der Herren) ist eine nur noch wenig gebräuchliche höhere Rangbezeichnung
eines Provinzialstatthalters, dem mehrere Distriktchefs untergeordnet sind.
Fluß und Kanal
[* 38] in Südungarn. Die Bega entspringt an der Ostgrenze des Krassóer Komitats, fließt erst nördlich,
dann bis Temesvár westlich, von hier südwestlich bis Klek, wo das alte Flußbett mit dem Kanal zusammentrifft, der 1777 begonnen
wurde und sich von Facset über Temesvár bis Klek erstreckt. Von Facset bis Temesvár dient der Kanal zur
Holzschwemme und als Regulator
[* 39] für die Temes; von Temesvár abwärts ist er schiffbar und wird selbst mit kleinern Dampfern
befahren. Außer dem eigentlichen Begakanal wurde 1833-37 das alte Bett
[* 40] der Bega durch einen Kanal von Bobda bis Jankahid verkürzt.
Die Bega mündet nach einem Lauf von 250 km zwischen Perlas und Titel in die Theiß.
Cornelis Pietersz, holländ. Maler und Kupferstecher, geb. 1620 zu Haarlem
[* 41] als Sohn des Holzbildhauers Peter Begyn,
gest. daselbst an der Pest Bega lernte bei Adriaenvan Ostade und malte gleich diesem Genrebilder, welche Scenen des
niedern Volkslebens zum Gegenstände haben.
Seine 34 Radierungen stellen Bauerngesellschaften, Trinker,
Raucher, Schenkscenen u. dgl. dar.
Antonio, ital. Bildhauer, geb. 1498, gest. in
Modena, war ein Schüler des Guido Mazzoni und schuf wie dieser mit Vorliebe aus Terracotta lebensgroße Gruppen.
Bedeutend
sind: Die Kreuzabnahme in SanFrancesco, Die Beweinung Christi in San Pietro und der gleiche Gegenstand
in San Agostino zu Modena.
berühmte Künstlerfamilie. Ihren Ruf begründete Karl Begas, geb. zu Heinsberg bei Aachen.
[* 42] Er besuchte
das Lyceum zu Bonn,
[* 43] wo er
den ersten Unterricht in der Ölmalerei bei Philippart erhielt und im Alter von 15 J.
durch eine Kopie des Raffaelschen Johannes Aufsehen machte. Zu seiner weitern Ausbildung als Maler ging er 1813 nach Paris,
[* 44] wo
er einige Zeit das Atelier des Malers Gros besuchte. Der König von Preußen kaufte eine Himmelskönigin (jetzt in der GalerieBellevue), Hiob mit seinen Freunden (1816) und das BildChristus am Ölberge (1818; Garnisonkirche in Berlin)
[* 45] und beauftragte ihn 1820 mit der Ausführung einer Ausgießung des HeiligenGeistes für den Dom zu Berlin, nach deren Vollendung
(1821) ihm sein königl. GönnerMittel zu einem Aufenthalt in Italien
[* 46] gewährte, der ihn in die Reihen
der Präraffaeliten führte.
Dies zeigt die in Rom
[* 47] gemalte Taufe Christi (Potsdamer Garnisonkirche), wie das Bild: Tobias und der Erzengel (1826; Berliner
[* 48] Nationalgalerie).
Zu bleibendem Aufenthalt 1824 nach Berlin zurückgekehrt, malte er dann zunächst die Auferstehung Christi (1827; Werdersche
Kirche in Berlin), womit er wieder die Bahn des Modellstudiums betrat, welcher er auch in seinen folgenden
Werken kirchlichen Inhalts treu blieb. Al fresco führte er in der Kirche zu Sacrow bei Potsdam
[* 49] Christus und die vier Evangelisten,
umgeben von einem Chor von Engeln, aus. Im Geschichtsbild leistete er in dem «Canossa» zu Schloß Rheineck Tüchtiges. Als
Porträtmaler verewigte Begas alle seine berühmten Zeitgenossen und verdankte dieser Thätigkeit
wohl den größten Teil seiner Popularität. Am erfreulichsten wirkt er in seinen Genrebildern, wie Lorelei (1834, gestochen
von Mandel) und die Mohrenwäsche (1843; Nationalgalerie zu Berlin und Ravenésche Sammlung daselbst). Er starb als preuß.
Hofmaler und Mitglied der BerlinerAkademie der Künste
Von seinen vier Söhnen haben sich zwei ebenfalls mit Erfolg der Malerei gewidmet: Oskar Begas, geb.
errang sich den großen akademischen Preis für Rom. Sein dort 1853 gemaltes Genrebild (Plauderstunde) befindet sich in der
Berliner Nationalgalerie. Von seinen größern Bildern sind besonders zu nennen: eine Kreuzabnahme
und vier Kompositionen aus der Geschichte von Amor und Psyche, Friedrich d. Gr. in der Schloßkapelle zu Charlottenburg
[* 50] (1868;
Museum zu Breslau).
[* 51] Doch sind seine dekorativen Wandmalereien (Festsaal im Berliner Rathause) erfolgreicher gewesen. Zumeist
war er mit Jagdlandschaften und Porträten beschäftigt. Er starb in Berlin. - Adalbert Begas, geb. in
Berlin, studierte an der dortigen Akademie die Kupferstechkunst und begab sich 1860 nach Paris, wo er ebenso wie später in
Weimar
[* 52] unter Böcklin und schließlich wieder in Berlin durch gelungene Kopien berühmter Meisterwerke sich einen Namen machte. 1863 setzte
er in Rom seine Studien nach Tizian, Pordenone und andern Meistern fort. Sein Originalwerk, Mutter und Kind
(1864; Berliner Nationalgalerie), und weibliche Bildnisse machten ihm zuerst einen Namen. Abwechselnd in Berlin, Wien
[* 53] und Rom
lebend, schuf er zahlreiche dekorative Gemälde und Bildnisse, aber auch ein kirchliches Gemälde, die Auferstehung Christi,
für den Altar
[* 54] zu Nimptsch in Schlesien.
[* 55] Begas starb zu Mentone.
Die beiden andern Söhne sind vortreffliche Bildhauer: Reinhold Begas, geb. war ein Schüler Wichmanns und Rauchs und
trat zuerst mit der Marmorgruppe Hagar und Ismael, dann
¶
mehr
mit der Skizze: Psyche, den schlafenden Amor belauschend, hervor. 1855 ging er nach Rom, wo das StudiumMichelangelos seinem Talent
eine naturalistische Richtung gab. In Rom führte er die Amor- und Psychegruppe in Marmor aus und einen Pan,
[* 57] der die Psyche tröstet,
womit er den ersten Sieg in seiner realistisch-malerischen Richtung errang. Nach Berlin zurückgekehrt,
vollendete er zunächst eine Faunenfamilie, sowie Porträtbüsten und die Façadengruppe der neuen Börse in Berlin: Borussia,
Handel, Ackerbau und Industrie beschützend. Im Frühjahr 1861 folgte er einem Rufe als Professor an die Kunstschule nach Weimar,
legte aber diese Stelle im Herbst 1862 nieder, lebte später in Rom, bis er 1866 dauernd nach Berlin zurückkehrte.
Inzwischen hatte er in der Konkurrenz um das DenkmalFriedrich Wilhelms Ⅲ. für Köln
[* 58] zwar den ersten Preis gewonnen, aber
die Ausführung nicht erhalten, dafür aber ward ihm für die in Berlin zu errichtende Schiller-Statue der erste Preis und
die Marmorausführung zu teil (1863‒71). Sonst sind von seinen Werken hervorzuheben: Venus tröstet
den von einer Biene
[* 59] gestochenen Amor (1864), eine Badende, welche sich trocknet (1865), ein Pan, der einen Knaben im Flötenspiel
unterrichtet, Susanna (1872), die Bronzegruppe Raub der Sabinerin (1876),Merkur
[* 60] die Psyche entführend (1878; Nationalgalerie
zu Berlin), Kentaur,
[* 61] der eine Nymphe auf seinen Rücken hebt (1881). Für die Ruhmeshalle
zu Berlin schuf er eine Kolossalstatue der Borussia, zwei röm. Krieger auf den Treppenwangen und die allegorischen Statuen der
Städte und der Kriegswissenschaften.
Der kolossale Neptunbrunnen in Bronze,
[* 62] auf dem Berliner Schloßplatz, mit den Gestalten der vier preuß. Ströme (1891),
das DenkmalA. von Humboldts in Berlin, der Sarkophag
[* 63] KaiserFriedrichs Ⅲ. in dessen Mausoleum zu Potsdam (1892), die auf dem neuen
Reichstagsgebäude befindliche kolossale Giebelgruppe (Germania
[* 64] zu Pferd)
[* 65] und zahlreiche dekorative Arbeiten zeigen die Vielseitigkeit
des Künstlers; ebenso eine große Zahl von Bildnisbüsten, wie Adolf Menzels (1876) und Moltkes (1881)
für die Berliner Nationalgalerie, Kaiser Wilhelms Ⅰ. (Museum zu Breslau), Professor Mommsens, des Kronprinzen Friedrich Wilhelm
(Ruhmeshalle) u. a. 1892 wurde ihm nach engerm Wettbewerb die Ausführung des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm Ⅰ. in
Berlin übertragen. Begas steht seit 1876 einem Meisteratelier für Bildhauer an der BerlinerAkademie vor, ist
Mitglied des Senats und der Friedensklasse des Ordens pour le mérite. – Karl Begas, geb. zu Berlin, lernte im Atelier
seines Bruders Reinhold und vervollkommnete sich als Bildhauer durch einen längern Aufenthalt in Italien. Hier entstand die
[* 56]
Figur des Silen mit dem Bacchusknaben auf dem Schoße, und die Kindergruppe: Die Geschwister (1878; Berliner
Nationalgalerie). Maßvoll und edel wie diese sind auch die Statuen des Architekten Knobelsdorff in der Vorhalle des Berliner
Museums und des Columbus und Aristoteles in der Kieler Universität, wie seine Büsten des Malers von Marées (1878; Berliner
Nationalgalerie) und Kaiser Wilhelms Ⅰ. (Galerie zu Cassel).
in Bezug auf einen Wechsel soviel, als denselben durch Indossieren auf einen andern Inhaber übertragen. Die
kleinen Banken und Bankiers begeben die von ihnen diskontierten
Wechsel vielfach wieder an größere weiter, indem sie durch
ihre Unterschrift mit Garantie leisten, und sie gewinnen dabei außer der Provision auch die Differenz des
Diskontos. Die Notenbanken setzen meist die weit umlauffähigern Noten an die Stelle der Wechsel und halten die letztern als
Deckung eines Teils der erstern zurück. In der Börsensprache nennt man auch das Ausgeben neuer Anleihen, besonders die Verteilung
auf die ersten Abnehmer.
Gefecht, das sich aus der Tiefe der Marschkolonnen gegen einen meist selbst noch im Aufmarsch begriffenen
Gegner entwickelt. Die Einleitung des Gefechts ist Sache der Avantgarde (s. d.). Für den Führer der Avantgarde kommt es hierbei
darauf an, dem Feinde in der Entwicklung den Vorsprung abzugewinnen, dabei aber den Absichten der höhern
Führung nicht vorzugreifen. Die Durchführung des Angriffs von seiten des Gros darf durch die Entwicklung so wenig als möglich
aufgehalten werden; vorausgehende Entwicklung auf der Grundlinie würde nur zu Zeitverlust führen. Ein gemeinsamer Angriffsbefehl,
die Aufgaben der einzelnen Teile zusammenfassender Befehl wird bei Begegnungsgefecht nur in seltenen Fällen möglich sein;
meist werden, dem Anmarsch der Truppen und den über den Feind eingehenden Meldungen entsprechend, die verschiedenen Befehle
nacheinander gegeben werden müssen.
ein Ausdruck der ältern Psychologie, der die Erscheinungen zusammenfaßt, welche sich auf ein
Streben aus der Gegenwart in die Zukunft beziehen, die Begehrungen und Verabscheuungen, Neigungen und
Abneigungen, dann auch die Überlegungen, Entschließungen und Willensakte. Es wurde gesondert einerseits vom Erkenntnisvermögen,
andererseits vom Gefühlsvermögen. Man unterschied außerdem ein unteres oder niederes und ein oberes oder höheres Begehrungsvermögen, indem
man zu jenem die Äußerungen der sinnlichen Triebe, des instinktmäßigen Wollens, ebenso die Neigungen und
Leidenschaften, zu diesem das verständige, überlegte, vernünftige sittliche Wollen rechnete.
In der letztern Beziehung setzte Kant die praktische, sittlich gesetzgebende Vernunft dem obern Begehrungsvermögen gleich. Die ganze Ansicht
vom geistigen Leben jedoch, in welcher die Annahme eines besondern Begehrungsvermögen wurzelt, hat sich als unzureichend zur Erklärung der
psychischen Vorgänge erwiesen, und die Psychologie hat es als ihre Aufgabe erkannt, die verschiedenen
Arten des Begehrens (Wunsch, Begierde, Trieb, Neigung, Leidenschaft, Wille) in ihrer individuellen Bestimmtheit und Veränderlichkeit
aus elementaren Erscheinungen und allgemeinen Gesetzen abzuleiten.
Hiernach werden Begehren und Widerstreben als die beiden Grundformen der Triebe aufgefaßt, als Gefühle der Lust oder
Unlust in Verbindung mit mehr oder weniger deutlichen Vorstellungen und gefolgt von Bewegungen, welche das vorhandene Lustgefühl
zu vergrößern oder das empfundene Unlustgefühl zu beseitigen bestimmt sind. Dies geschieht dadurch, daß die jenen Vorstellungen
entsprechenden thatsächlichen Zustände des Körpers herbeigeführt und die dazu erforderlichen äußern Bedingungen hergestellt
werden.
starke, freudige Erregung, in der man alle Seelenkräfte gesteigert fühlt. Sie
tritt dann ein, wenn etwas Neues und bisher noch nicht Gewohntes, dabei aber innerlich Wertvolles mit unverhofftem Glück hervorgebracht
und bewirkt
¶
mehr
wird, sei es in Gedanken, Gefühlen, Bestrebungen oder Handlungen. Daher versetzt alles dasjenige in Begeisterung, was neue, bisher
schlummernde Kräfte in uns in Thätigkeit und unser inneres Leben für neue Ideale in Bewegung setzt, z. B. Kräfte zur Verteidigung
des Vaterlandes, zur Erforschung der Wahrheit, zur Erwerbung von Ruhm und Ehre.
Sie gründete um 680 ein Frauenkloster zu Andane
an der Maas, das als das Stammhaus der Beghinen (s. d.) galt, so daß dieser Name fälschlich von Begga abgeleitet
wurde. Um 698 starb sie und wurde kanonisiert.
Trev., Pilzgattung aus der Gruppe der Schizomyceten (s. d.) oder Spaltpilze. Man kennt nur wenige Arten, die
sehr häufig als schleimige oder gallertartige Massen sowohl in süßen wie salzigen Gewässern vorkommen.
Es sind fadenförmige Pilze,
[* 68] die eine ganz ähnliche pendelartige Bewegung zeigen wie die Oscillarien unter den Algen. Die ziemlich
langen Fäden sind anfangs einzellig oder nur durch wenige Querwände an einem Ende gefächert, später zerfallen sie zum
Teil durch nahe aufeinanderfolgende Querwände in eine größere Anzahl von Zellen (s.
Tafel: Pilze Ⅲ,
[* 66]
Fig. 1 a, c). Häufig teilen sich die Fäden auch in schraubenlinige Partien
[* 66]
(Fig.
1b), die wie die Spirillen lebhafte Schwärmbewegungen mittels Cilien ausführen.
Fast in allen Zellen befinden sich zahlreiche dunkle, stark lichtbrechende Körperchen, die aus Schwefel bestehen und für
die Beggiatoen charakteristisch sind, denn keine andere Spaltpilzform besitzt derartige Schwefeleinlagerungen. Dieses Vorkommen
von Schwefel im Innern der Zellen steht offenbar im Zusammenhang mit der merkwürdigen Eigenschaft der Beggiatoen, gewisse
Schwefelverbindungen zu zersetzen und reichlich Schwefelwasserstoff zu bilden. Deshalb finden sich diese Pilze auch immer
in großen Mengen in den schwefelhaltigen Abfallwässern von Fabriken sowie in schwefelhaltigen warmen
Quellen und vielen Mineralquellen, die schwefelsaure Salze führen.
Die starke Entwicklung von Schwefelwasserstoff in den Schwefelthermen ist nach neuern Untersuchungen wohl ausschließlich
auf das Vorhandensein dieser Pilze zurückzuführen, die selbst bei +55° C. und mehr noch üppige Vegetation zeigen. Doch
können dieselben Arten, die bei dieser hohen Temperatur noch gedeihen, auch in von Eis
[* 69] überdeckten Gräben,
die Abflußwässer aus Fabriken führen, sich weiter entwickeln. Die am häufigsten vorkommende Art istBeggiatoa alba Trev.,
sowohl in Schwefelquellen wie auch in schlammigen Gewässern, Abflüssen von industriellen Anlagen u. s. w., den wesentlichsten
Bestandteil der unter dem Namen Badeschleim bekannten gallertigen oder schlammigen Masse bildend.
Eine andere Art, Beggiatoa mirabilis Cohn, mit etwas dickern Fäden, findet sich besonders als schleimiger Überzug auf dem Grunde
seichten Brackwassers an den Meeresküsten; auch in Aquarien, die mit Seewasser gefüllt sind, tritt sie auf und tötet durch
Entwicklung von Schwefelwasserstoff häufig die darin gezogenen Tiere und Pflanzen. Sowohl in süßen wie
in salzigen Gewässern kommt Beggiatoa roseopersicina Zopf. vor, deren Fäden sich durch weiße, schön
rosenrote oder violette
Färbung auszeichnen und ähnlich wie die der Beggiatoa alba in schraubenförmige Schwärmer sowie in Kokken
[* 66]
(Fig. 1d) zerfallen
können.
Hauptsächlich in der letztern Form bildet dieser Pilz
[* 70] umfangreiche gallertige Kolonien, die auf faulenden
organischen Körpern aller Art vegetieren, besonders zwischen abgerissenen und zusammengetriebenen Seegrasmassen sowie auf dem
Grunde seichter Stellen an den Meeresküsten. Sie bildet hier ebenso wie die Beggiatoa alba den sog.
toten Grund des Meers, wie ihn die Fischer nennen, weil an diesen Orten wegen der reichlichen Schwefelwasserstoffentwicklung
keine Fische
[* 71] sind. In süßen Gewässern tritt diese Art oft stark auf und bewirkt lebhafte rote Färbung des Wassers, die
man, wie andere Färbungserscheinungen des Wassers, Wasserblüte nennt. ^[]
(Beguinae, Beguttae), Vereine von Frauen und Jungfrauen zu gemeinsamem andächtigem Leben,
gegen Ende des 12. Jahrh. in den Niederlanden entstanden. Sie wurden früh Beghinen oder Begutten genannt; doch stammt der Name weder
von der heil. Begga (s. d.) noch von dem altsächs. Worte «beggen»,
das in der Bedeutung «beten» nicht vorkommt; wahrscheinlicher von dem Priester
Lambertus de Bègues oder le Bèghe, der 1180 in Lüttich
[* 72] einen derartigen Verein gestiftet haben soll.
Der NameBegutten wird von der Formel «bei Gott» abgeleitet, deren sich die
Beghinen bedienten. Jedenfalls waren diese Namen ursprünglich eher Spott- und Scheltnamen; sie selbst nannten sich einfach Schwestern
(oder Brüder). Ohne Klostergelübde abzulegen oder der Regel eines Ordens zu folgen, vereinigten sich die
Beghinen unter einer frei gewählten Vorsteherin zu Übungen der Andacht und Wohlthätigkeit; doch stand ihnen jederzeit der Rücktritt
ins Privatleben oder die Verheiratung frei.
Sie wohnten zusammen in Beghinenhöfen, die ursprünglich außerhalb, erst später in den Städten, z. B. in Gent,
[* 73] angelegt
waren, bestehend aus einzelnen Häusern mit Kirche, Krankenhaus
[* 74] und Herberge. Bald gewannen sie durch Schenkungen
und Vermächtnisse Vermögen, so daß manche Häuser einträgliche Pfründen gewährten, während in den ärmern die Beghinen durch
Handarbeit ihren Unterhalt verdienten. Auch Männergesellschaften dieses Namens, meist Begharden (Beghardi, auch Beguini) genannt,
traten Anfang des 13. Jahrh. in Deutschland, den Niederlanden und Frankreichauf und verbreiteten sich auch
nach Italien als Bizachi, Bocasoti. Obwohl Gleiches bezweckend wie jene Frauengesellschaften, errangen sie dennoch die Achtung
und Würde der letztern nicht, sondern wurden öfters, schon gegen Ende des 13. Jahrh. als
fromme Müßiggänger, bons garçons, boni pueri oder valetes gescholten.
Ihre Blütezeit hatten die Beghinen im 13. und 14. Jahrh.,
wo sie in Deutschland, Frankreich, Oberitalien,
[* 75] Österreich,
[* 76] den Niederlanden und der Schweiz
[* 77] weit verbreitet waren. Als sich
aber nach und nach Ketzer aller Art, wie Albigenser, Waldenser, Fraticellen, Brüder und Schwestern vom freien Geiste auf sie als
eine geduldete Form halbgeistlicher Laienschaft zurückzogen, schritt die Inquisition gegen sie ein, verurteilte
viele zur Verbrennung und Einmauerung, und Clemens Ⅴ. verfügte auf dem Konzil zu Vienne (1311) ihre Auflösung. Allein Johann
ⅩⅫ nahm die rechtgläubigen weiblichen in Schutz und versprach durch eine Bulle vom allen denen Gnade, welche
die Regel der
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mehr
Franziskaner-Tertiarier annehmen wollten. 1374 und 1377 befahl Gregor Ⅺ. auch die Männergesellschaften in Deutschland und
den Niederlanden zu dulden, und nahm Nikolaus Ⅴ. die damals noch bestehenden Konvente in die Kirche auf, indem er
ihnen die Rechte der Tertiarier verlieh. Damit verschwinden sie nach und nach; am längsten erhielten sie
sich in Deutschland, wo sie sich meist der Reformation anschlossen, und in den Niederlanden, wo sie kirchlich organisiert wurden;
in Belgien sollen noch 20 Beghinenhäuser mit 1500 Insassen bestehen. In Frankreich tauchten in der neuesten Zeit mystische
Sekten unter dem Namen von Beguinenvereinen auf, die wegen Geheimhaltung ihrer Versammlungen, in Verbindung
mit dem Verdachte von Ausschweifungen, einer zuchtpolizeilichen Verurteilung unterlagen. –
Vgl. Mosheim, De Beghardis et Beguinabus
(Lpz. 1790);
Hallmann, Geschichte des Ursprungs der belgischen Beghinen (Berl. 1843);
lebhaftes, starkes Verlangen nach einem Gegenstande. Die Begierde gehört zu
den mit Gefühls- und Phantasiethätigkeit im Zusammenhang stehenden Seelenerscheinungen, die Triebe oder Strebungen heißen.
Denn es wirken in ihr zusammen ein Gefühl des Mißbehagens an der vorhandenen Gegenwart mit einem Gefühl der Lust, das vom
Phantasiebilde des begehrten Gegenstandes ausgeht. Je nachdem der Gegenstand von sinnlicher oder übersinnlicher Natur
ist, heißt die Begierde eine sinnliche (wie Eßbegierde, Geschlechtstrieb) oder eine geistige (wie Ruhmbegierde, Wißbegierde).
Von dem bloßen Wünschen oder Sichsehnen unterscheidet sich die Begierde dadurch, daß sie die Erreichbarkeit des
Begehrten voraussetzt und aus der bloßen Erwartung zu einem Willensimpulse überzugehen bereit ist.
Das Begießen der Pflanzen bezweckt den durch Verdunstung des in ihrem Zellengewebe enthaltenen
Wassers entstandenen Verlust zu ersetzen, die im Boden vorhandenen Pflanzennährstoffe aufzulösen und den Pflanzen durch die
Wurzeln zuzuführen. Alle frisch gepflanzten Gewächse müssen nach dem Versetzen stark begossen, Bäume und Sträucher eingeschlämmt
werden (s. Einschlämmen). Bereits angewachsene Freilandgewächse bedürfen des Begießen nur
bei andauerndem Feuchtigkeitsmangel, der naturgemäß bei flachwurzelnden Gewächsen früher eintritt als bei solchen, deren
Wurzeln tief in den Boden eindringen.
Junge Samenpflanzen vertrocknen leicht, sie müssen daher öfter, bei trockner Witterung täglich, aber stets nur mäßig
begossen werden. Dagegen sind alle Bäume, Sträucher und tiefwurzelnden Stauden nur selten, aber wenn es
geschieht, stark zu begießen, damit die Feuchtigkeit bis zu den in den tiefern Bodenschichten vorhandenen Wurzelspitzen
dringt; nur diese sind zur Aufnahme der Nahrungsstoffe befähigt. – Topfgewächse erfordern eine bedeutend größere Aufmerksamkeit
beim Begießen, da besonders die in bedeckten Räumen gehaltenen Pflanzen einzig und allein auf eine künstliche Bewässerung
angewiesen sind.
Die Wassermengen, welche die Topfpflanzen verlangen, und die Zeiträume, in welchen sie begossen werden müssen, sind unendlich
verschieden. Pflanzen, die eine Ruhezeit besitzen oder gänzlich einziehen, wie die Zwiebel- und Knollengewächse, dürfen
während dieser nur sehr mäßig, oft sogar längere Zeit gar nicht begossen werden, da sie sonst zur
Unzeit zu treiben beginnen oder verfaulen würden.
Andere, welche frisch versetzt sind, würden faule Wurzeln bilden, wenn
ihnen zu viel Wasser gereicht würde. Stark durchwurzelte Pflanzen verlangen dagegen viel Wasser. Im Wachstum befindliche Topfpflanzen
werden im allgemeinen begossen, wenn die Erde einen gewissen Grad von Trockenheit erreicht hat. Ist die
Notwendigkeit des Begießen vorhanden, so muß der Pflanze so viel Wasser gereicht werden, daß der Erdballen völlig durchtränkt
wird. Topfpflanzen in mit Wasser gefüllte Untersätze zu stellen, ist nur bei Sumpfpflanzen anzuraten.
Das Begießen der im Freien stehenden Gewächse geschieht im Sommer am zweckmäßigsten des Abends, im Herbst und
Frühjahr namentlich bei kühlen Nächten des Vormittags. Zimmer- und Gewächshauspflanzen sollten stets des Morgens
begossen werden. Am zuträglichsten ist den PflanzenRegen- oder Flußwasser. Wasser mit hohem Kalkgehalt und kaltes Brunnenwasser
ist ihnen schädlich, ersteres läßt sich jedoch durch Zusatz von Pottasche, letzteres durch längere Einwirkung der Luft
zum Begießen geeignet machen. Das Wasser soll beim Begießen nicht kälter sein als der
Kulturraum; zur Zeit der kräftigsten Vegetation kann es sogar 6‒8° wärmer sein und fördert dann das Wachstum bedeutend.
(S. auch Bespritzen.)
bei Personen die urkundliche Ermächtigung, eine andere, sei es Privatperson, sei es öffentliche Person
(Staat, Kirche, Gemeinde, Korporation), bei gewissen Rechtsgeschäften oder in gewissen Rechtsverhältnissen
zu vertreten. In diesem Sinne ist der Ausdruck Beglaubigung gleichbedeutend mit Vollmacht. – Im Völkerrecht ist Beglaubigung die Ermächtigung
eines ständigen Gesandten oder sonstigen diplomat. Vertreters im Gegensatze zur Vollmacht (plenipotentia) für eine bestimmte
Verhandlung oder den Abschluß eines einzelnen Staatsgeschäfts. Das Beglaubigungsschreiben (Kreditiv,
lettres de créance) wird gewöhnlich nach vorgängiger vertraulicher Mitteilung in feierlicher Audienz überreicht.
In Bezug auf urkundliche Erklärungen versteht man unter Beglaubigung die von einer öffentlichen Behörde oder einer öffentlichen Urkundsperson,
unter Beidrückung des Amtssiegels, ausgestellte Bescheinigung, daß die Urkunde von der Person unterzeichnet sei, deren Unterschrift
sie trägt. Der Beglaubigung der Unterschrift steht die Beglaubigung des Handzeichens einer Person (Kreuze u. dgl.) gleich. Eine solche Bescheinigung
(auch Legalisation genannt) wird gewöhnlich unmittelbar unter die betreffende Urkunde gesetzt.
Dieselbe liefert vollen Beweis für die Echtheit der in der Urkunde enthaltenen Erklärung. (Vgl. Deutsche
[* 79] Civilprozeßordn.
§. 381.) Welche öffentlichen Behörden zur Ausstellung von Beglaubigung befugt sind, und in welcher Form dieselben
zu geschehen haben, um der Urkunde den Charakter einer beglaubigten (vidimierten, fidemierten, legalisierten) und namentlich
unter Umständen auch zur Zwangsvollstreckung geeigneten zu geben, wird durch die Landesverfassung und die Landesgesetze
näher bestimmt; für den deutschen Civilprozeß ist gerichtliche oder notarielle Beglaubigung erforderlich.