mehr
der Unfallentschädigungen zugezogen werden und haben den Fabrikinspektoren (Gewerberäten), mit denen sie Hand [* 2] in Hand gehen sollen, auf Erfordern über ihre Überwachungsthätigkeit Mitteilung zu machen (§. 82 fg. des Gesetzes vom
der Unfallentschädigungen zugezogen werden und haben den Fabrikinspektoren (Gewerberäten), mit denen sie Hand [* 2] in Hand gehen sollen, auf Erfordern über ihre Überwachungsthätigkeit Mitteilung zu machen (§. 82 fg. des Gesetzes vom
Richter, im Sinne der Deutschen Civil- und Strafprozeßordnung ein Mitglied des erkennenden Kollegialgerichts, welches von diesem mit der Vornahme gewisser Prozeßhandlungen außerhalb der mündlichen Verhandlung, namentlich von Beweisaufnahmen oder Vernehmungen, betraut wird. Ein solcher Richter steht im Gegensatz einerseits zum erkennenden, andererseits zum ersuchten Richter. Die Rechtsstellung desselben ist in den Prozeßgesetzen abgegrenzt. Vgl. Civilprozeßordn. §§. 151, 171, 207, 268, 294, 313, 320, 326, 330, 331, 335, 337, 340, 354, 363, 365, 367, 370, 399, 441, 453, 579, 612; Strafprozeßordn. §§. 50, 69, 222, 232, 331, 409.
(spr. boschangßih), Hauptstadt des Kantons Beaugency (145,04 qkm, 7 Gemeinden, 11683 E.) imArrondissement Orléans [* 3] des franz. Depart. Loiret, 26 km im SW. von Orléans, in schöner Lage am rechten Ufer der Loire, über welche hier eine alte, 440 m lange Steinbrücke in 39 Bogen [* 4] führt, und an der Linie Paris-Tours-Bordeaux der Orléansbahn, die hier einen Viadukt von 25 Bogen überschreitet. Die Stadt hat eine kalte Mineralquelle und (1891) 3561, als Gemeinde 4313 E., Post und Telegraph, [* 5] Brauerei, Brennerei und Lohgerberei sowie Handel mit Weinessig, Getreide [* 6] und Eisen, [* 7] besonders mit den geschätzten Weinen der Umgegend (Clos de Guignes).
Außer dem 1520–25 von dem berühmten Architekten Viart erbauten Stadthaus (s. Tafel: Französische Kunst Ⅱ, [* 1] Fig. 9), der Kirche St. Firmin, dem alten Genovevakloster (jetzt Bettlerherberge) hat die Stadt noch einen der ältesten Warttürme (Tour de César), ein Rest ihrer aus dem 10. Jahrh. stammenden Befestigung, und in der Nähe ein großartiges Druidendenkmal. – Seit dem 7. Jahrh. hatte Beaugency eigene Barone und eine Pfalz (Balgentiacus) der Karolinger. 1104 und 1151 fanden hier Konzile statt. 1163–65 Aufenthaltsort Papst Alexanders Ⅲ., ging es 1291 durch Kauf an Philipp Ⅳ. über.
In den Kriegen zwischen Engländern und Franzosen wiederholt erobert, gelangte Beaugency später an Dunois und dessen Nachkommen und 1498 wieder an die Krone. Heinrich Ⅳ. schenkte es seiner Geliebten Henriette von Balzac, später kam es in den Besitz der Familie Orléans. Im Deutsch-Französischen Kriege schlug der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin beim Vorrücken auf Tours [* 8] die zwischen und dem Walde von Marchenoir stehende zweite Loire-Armee des Generals Chanzy und warf sie in der Richtung auf Le [* 9] Mans [* 10] zurück.
(spr. boarnäh), Alexandre, Vicomte de Beauharnais, geb. auf Martinique, zeichnete sich im amerik. Freiheitskriege unter General Rochambeau aus. Beim Ausbruch der Revolution von dem Adel zu Blois zu den Generalstaaten abgeordnet, war er einer der ersten, die mit dem dritten Stande stimmten. In der Nacht vom 4. Aug. erklärte er sich für Abschaffung der Privilegien, für Zulassung aller Bürger zu den Staatsämtern und für die Gleichheit vor Gericht. Nach dem blutig unterdrückten Aufstande zu Nancy [* 11] verteidigte er den General Bouillé (s. d.), wodurch er sich die Volksgunst verscherzte.
Als die Nationalversammlung die Flucht des Königs erfuhr, hielt er durch seine Besonnenheit die Versammlung von übereilten Maßregeln zurück. Zu Anfang des August trat er aus der Nationalversammlung, deren Präsident er zweimal gewesen war, ging als Generaladjutant zur Nordarmee, kämpfte unter General Custine bei Soissons, weigerte sich jedoch 1793 das Kriegsministerium zu übernehmen und reichte sogar als Obergeneral der Rheinarmee seine Abdankung ein, weil man den Adel aus der Armee stieß.
Unter der Schreckensherrschaft wurde er von der Grenze in das Innere Frankreichs verwiesen und begab sich auf sein Landgut zu Ferté-Imbault. Seine Feinde verbreiteten das Gerücht, daß er zur Übergabe von Mainz [* 12] beigetragen habe, er wurde deshalb nach Paris [* 13] gebracht, vom Revolutionstribunal zum Tode verurteilt und am hingerichtet. Seine Witwe Josephine (s. d.), geborene Tascher de la Pagerie, ward die Gemahlin Napoleons Ⅰ. Ihr Sohn Eugène Beauharnais, zur Zeit des franz. Kaiserreichs Vicekönig von Italien, [* 14] ward später Herzog von Leuchtenberg (s. d.); ihre Tochter Hortense Beauharnais, vermählt mit Ludwig, König von Holland, ist die Mutter Napoleons Ⅲ. ^[]
(spr. boarnäh), Fanny, Comtesse de, geborene Marie Anne Françoise Mouchard, geb. 1738 zu Paris, war seit 1753 mit dem Seeoffizier Grafen Claude Beauharnais, Oheim von François und Alexandre Beauharnais, vermählt; doch trennte sie sich bald wieder von ihrem Gatten und lebte seitdem zu Paris ihrer Neigung für die Litteratur. Sie starb Unter dem Namen Fanny schrieb sie jetzt veraltete Dichtungen, wie «Les Mélanges de poésies fugitives et de prose sans conséquence» (Par. 1772),
den Roman «Les Lettres de Stéphanie» (1773),
«La fausse inconstance» (Lustspiel, 1787),
«La Marmotte philosophique» (1811).
Ihr Sohn Claude, Graf von Beauharnais, geb. 29. Sept. 1756, war unter Napoleon Ⅰ. Senator und ward 1810 Ehrenritter der Kaiserin Marie Luise. 1814 zum Pair ernannt, behielt er auch später diese Würde, da er während der Hundert Tage kein Amt angenommen hatte. Beauharnais starb zu Paris. Seine Tochter Stephanie, aus erster Ehe mit der Gräfin Marnézia, wurde durch Napoleon 1806 mit dem damaligen Erbprinzen, spätern Großherzog Karl Ludwig von Baden [* 15] vermählt.
(spr. boarnäh), François, Marquis de Beauharnais, Bruder von Alexandre Beauharnais, geb. 12. Aug. 1756 zu La Rochelle, stammte aus einem alten franz. Adelsgeschlechte, dessen Ahnherr, Guillaume Beauharnais, Seigneur de Miramion und de la Chaussée, am Ende des 14. Jahrh. erwähnt wird. Er hielt sich in der Nationalversammlung 1789 zur Partei des Adels. Er entwarf 1792 mit d'Hervilly, de Briges und de Vioménil einen neuen Plan zur Entweichung der königl. Familie und ging, als dieser scheiterte, zur Armee des Prinzen Condé, wo er Generalmajor wurde.
Nach dem 18. Brumaire schrieb er Bonaparte als Erstem Konsul einen Brief, er möge den einzigen Ruhm, der ihm noch fehle, erwerben, indem er den Bourbonen das Scepter von Frankreich zurückgebe. Obschon Bonaparte durch dies Ansinnen verletzt schien, durfte doch Beauharnais infolge der Vermählung seiner Tochter Emilie Louise mit Lavalette, dem Adjutanten des Kaisers, 1804 nach Frankreich zurückkehren. Er verschmähte jetzt nicht, aus den Händen Napoleons 1805 den Gesandtschaftsposten am Hofe von Etrurien und 1807 den zu Madrid [* 16] zu übernehmen. ¶
Hier ließ er sich, im Widerspruch mit der Politik Napoleons, in Verbindung mit dem Prinzen von Asturien, nachmaligem Könige Ferdinand Ⅶ., gegen den Friedensfürsten Alcudia ein, weshalb der Kaiser ihn zurückrief und nach Sologne verbannte. Erst nach der Restauration kehrte er nach Paris zurück, wurde 1814 zum Pair erhoben und starb 1823 zu Paris.
(spr. boschöh), Hauptstadt des Kantons Beaujeu (216,71 qkm, 18 Gemeinden, 18936 E.) im Arrondissement Villefranche des franz. Depart. Rhône, 50 km im NNW. von Lyon, [* 18] 20 km von Villefranche, liegt an der Ardière und am Fuße eines Bergs, dessen Gipfel die Ruinen eines uralten, 1601 geschleiften Schlosses krönen, und an der Zweiglinie Belleville-Beaujeu der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 2260, als Gemeinde 3290 E., Post und Telegraph, Papierfabrikation, [* 19] Lohgerberei und Handel mit Getreide, Mehl, [* 20] Eisen, Leder, Vieh und namentlich mit selbstgebauten Weinen.
Sie war die ältere Hauptstadt der fruchtbaren Landschaft Beaujolais zwischen Rhône und Saône, die jahrhundertelang eine der berühmtesten Baronien Frankreichs bildete. Durch Vermächtnis des letzten Barons kam dieselbe 1400 an den Herzog Ludwig Ⅱ. von Bourbon, 1531 durch Franz Ⅰ. an die Krone und umfaßte den nördl. Teil des Gouvernements Lyonnais. Den Hauptreichtum des Landes bildet Wein (Beaujolaiswein), der nebst denen der nördlich angrenzenden Landschaft Mâconnais im Handel allgemein unter dem Namen Mâconwein bekannt, gewöhnlich zu den Burgunderweinen gerechnet wird, aber seit 1883 durch das Eindringen der Reblaus [* 21] beträchtlich gelitten hat. Mittelpunkt für die Fabrikation der aus Leinen und Baumwolle [* 22] bestehenden Stoffe (Beaujolaises) ist das nahe Dorf Cours (s. d.).
(spr. boscholläh), franz. Landschaft,s.
Beaujeu. ^[= (spr. boschöh), Hauptstadt des Kantons B. (216,71 qkm, 18 Gemeinden, 18936 E.) im Arrondissement ...]
(spr. bolĭöh), Ortsname in Frankreich; darunter Beaulieu-sur-Ménoire, Hauptstadt des Kantons Beaulieu (122,58 qkm, 13 Gemeinden, 10093 E.) im Arrondissement Brive des franz. Depart. Corrèze an der Dordogne (daher auch Beaulieu-sur-Dordogne genannt), unterhalb der Mündung der Ménoire, m schöner Umgebung, hat (1891) 1890, als Gemeinde 2359 E., Post und Telegraph, eine große Kirche aus dem 12. Jahrh. mit kostbarer, silberner Statue der heiligen Jungfrau, eine alkalische, eisenhaltige Mineralquelle, Weinbau, Messerschmieden, Lachsfang, eine Bleimine, 200 m lange Hängebrücke und ein Schloß. In der ehemaligen Abtei (Bellus locus) wurde das in der Geschichte der Hugenottenkriege berühmte Pacifikationsedikt vom erlassen.
(spr. bolĭöh), Jean Pierre, Freiherr von, österr. General, geb. zu Namur, trat 1743 in österr. Kriegsdienste und fand während des Siebenjährigen Krieges mehrfache Gelegenheit, sich unter Daun auszuzeichnen. Nach dem Frieden widmete er sich fast ausschließlich der Kunst und Wissenschaft, erhielt 1768 den Oberstenrang und eine Stellung in den Niederlanden, wurde 1789 Generalquartiermeister bei den gegen die belg. Insurgenten zusammengezogenen Truppen und stieg infolge glücklicher und umsichtiger Operationen schnell zum Generalmajor und Feldzeugmeister. Im Feldzuge von 1792 beteiligte er sich hervorragend an der Schlacht bei Jemappes. 1796 erhielt er den Oberbefehl über die ital. Armee gegen Bonaparte, focht aber sehr unglücklich und legte nach dem Treffen bei Lodi und dem Verluste der Lombardei das Kommando nieder, das nun Wurmser übertragen wurde. Seitdem lebte er in Zurückgezogenheit auf seinem Gute bei Linz, [* 23] wo er starb. ^[]
(spr. boliöh markonnäh), Karl Olivier, Freiherr von, deutscher Diplomat und Kulturhistoriker, geb. in Minden, [* 24] studierte in Heidelberg, [* 25] Jena [* 26] und Göttingen [* 27] die Rechte und trat 1834 in den oldenburg. Staatsdienst. Als Amtsauditor in Jever (1835–39) wurde er durch eine vieraktige Tragikomödie in Versen bekannt, die einen Vorgang aus dem Bentinckschen Erbschaftsprozesse behandelte; sie blieb, in Tausenden von Abschriften verbreitet, ungedruckt. 1843 trat Beaulieu-Marconnay als Geh.
Referendar ins sachsen-weimar. Ministerium, wurde Justizminister, nahm infolge der Ereignisse von 1843 seine Entlassung und wurde hierauf Hofmarschall, 1853 Oberhofmeister der Großherzogin. Eine rastlose Thätigkeit entfaltete Beaulieu-Marconnay 1851–57 als Intendant des Hoftheaters zu Weimar. [* 28] Nachdem sich in der Folge an der Förderung zahlreicher gemeinnütziger Vereine und Anstalten beteiligt und diplomat. Sendungen ausgeführt hatte, wurde er im Juli 1864 Bundestagsgesandter der herzoglich sächs. Regierungen.
Nach Auflösung des Bundestags 1866 nahm er als Privatmann in Dresden [* 29] Aufenthalt, wo er starb. Er schrieb: «Biographie des sächs. Ministers Thomas von Fritzsch» (im «Archiv für sächs. Geschichte»),
Ⅸ, 1870),
«Der Hubertusburger Friede» (Lpz. 1871),
«Ernst August, Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach» (ebd. 1872),
«Anna Amalia, Karl August und der Minister von Fritzsch» (Weim. 1874),
«Karl von Dalberg und seine Zeit» (2 Bde., ebd. 1879),
seine bedeutendste Leistung; auch gab er Apollonius von Maltitz' «Ausgewählte Gedichte» (ebd. 1873, mit Biographie) heraus und verdeutschte zum erstenmal Boccaccios «Filostrato» als «Troilus und Kressida» (Berl. 1884).
(spr. bomanŏahr), Philipp von, franz. Dichter und Rechtsgelehrter, einer Adelsfamilie der Bretagne entstammend, geb. um 1250, bekleidete von 1279 bis zu seinem Tode verschiedene Richterstellen, zuerst im Dienste [* 30] des Grafen von Clermont, dann in dem des Königs Philipp Ⅱ., ging 1289 als Gesandter nach Rom [* 31] zur Wahrung der Kronrechte und starb Er schrieb neben zahlreichen Dichtungen das für die Kenntnis des altfranz. Rechts wichtige Werk «Coutumes de Beauvoisis» (hg. zuerst mit Noten und Glossar von La Thaumassière, Par. 1690; neuerdings von Graf Beugnot, 2 Bde., ebd. 1842).
(spr.bomarschäh), Pierre Augustin Caron de, franz. Dramatiker, geb. 24. Jan. 1732 zu Paris, als Sohn eines Uhrmachers Caron, folgte widerwillig dem Beruf des Vaters; gleichwohl errang er durch Erfindung einer neuen Hemmung frühzeitig öffentliche Anerkennung und vorübergehend den Beifall des Hofes. Dann aber gab er sein Handwerk auf, nahm mit einem kleinen Hofamt 1755 den Namen de an und heiratete 1756 die wohlhabende Witwe des Kriegskontrolleurs Franquet; doch verlor er Frau und Erbschaft nach 10 Monaten. Seine bezaubernde Persönlichkeit und seine Unterhaltungsgabe machten ihn in vornehmen Häusern beliebt, und als ausgezeichneter Harfenspieler wurde er Lehrer der Töchter Ludwigs ⅩⅤ. In dieser Stellung wußte er durch erfolgreiche Verwendung den Finanzmann Paris Duverney sich zu verpflichten, der sich dankbar Beaumarchais' annahm, ihn in ¶
sein Vertrauen zog und ihm Kredit und Geld gewährte. Unter dem Vorwande, seine Schwester an ihrem ungetreuen Liebhaber Clavijo (s. d.) zu rächen, ging Beaumarchais mit großen Geschäftsplänen und polit. Anschlägen nach Madrid (1704); diese schlugen fehl, doch gelang es ihm, Clavijo empfindlich zu züchtigen. Diese Episode hat Beaumarchais 10 Jahre später mit dichterischer Ausschmückung in seiner vierten Denkschrift in Sachen Goezmanns dargestellt («Fragment sur mon voyage en Espagne»).
Durch die Heirat mit der reichen Witwe Levesque, die er bald durch den Tod verlor (1770),
verbesserte er seine Vermögensverhältnisse. Kurz vorher trat er, mitten unter Finanzspekulationen, mit dem Schauspiel «Eugénie» (1767) hervor, das eine Novelle Gil Blas' zu einem häuslichen Rührstück in der Manier Diderots verarbeitet. Der Erfolg war unbedeutend, aber größer als der des folgenden Dramas «Les deux amis» (1770). Zugleich regelte Beaumarchais seine Beziehungen zu Duverney, der ein Guthaben Beaumarchais' von 15000 Livres anerkannte. Duverney starb 2 Monate später (Juli 1770), sein Erbe Graf La Blache bestritt die Forderung Beaumarchais'. Es kam zur Klage; Beaumarchais gewann in erster Instanz, in zweiter (beim Parlament Maupeou) verlor er. Aufgebracht, verschwieg er nicht, daß er, um Gehör [* 33] bei dem Prozeßreferenten Rat Goezmann zu erlangen, dessen Frau 100 Louisdor, eine Uhr [* 34] mit Brillanten und 15 Goldstücke für den Schreiber hatte überreichen lassen.
Als das Urteil ungünstig auffiel, hatte Beaumarchais alles, nur nicht die 15 Goldstücke, zurückerhalten. Goezmann sah sich gezwungen, gegen Beaumarchais wegen Verleumdung und Bestechungsversuch Klage zu erheben; seine Frau leugnete, etwas von den 15 Louis zu wissen. Aber Beaumarchais gewann mit einem Schlage die Öffentlichkeit, indem er die Abneigung gegen das Parlament Maupeou ausbeutete, sich in vier Denkschriften («Mémoires», 1774; neue Ausg. von Ste.-Beuve 1878; dazu später «Suite de Mémoires» 1778; neu hg. 5 Bde., 1867; von Ste.-Beuve 1873) glänzend verteidigte und mit Witz und Laune die Schliche und Unlauterkeiten seiner Gegner und zugleich als Anwalt der Nation die Verkommenheit der Rechtspflege aufdeckte (vgl. de Royer, Étude sur les mémoires de Beaumarchais, Par. 1872; Barberot, Beaumarchais avocat, Dijon [* 35] 1886). Beaumarchais wurde allerdings zur Blâme (s. d.) verurteilt, aber vor der öffentlichen Meinung hatte er den Prozeß gewonnen, von der Menge, von den Aristokraten, von Prinz Conti wurde er als Wohlthäter des Vaterlandes gefeiert.
Ludwig ⅩⅤ. und sein Nachfolger verwendeten ihn als geheimen Agenten in London [* 36] und in Wien. [* 37] Hier suchte er Maria Theresia zur Unterdrückung einer gegen Marie Antoinette gerichteten Schmähschrift zu bestimmen; doch schickte ihn Kaunitz bald heim, und nun entwickelte Beaumarchais seine fruchtbarste und gewinnbringendste Thätigkeit als Reeder und Kaufmann, indem er, heimlich von der franz. Regierung unterstützt, den aufständischen Nordamerikanern Kriegsbedürfnisse zuführte.
Inmitten dieser Geschäfte brachte das Théâtre français Beaumarchais' «Le Barbier de Séville» (Febr. 1775), der, schon 1772 angenommen und ursprünglich Spieloper gewesen, nun als Lustspiel durch seine natürliche Heiterkeit einen großen Erfolg davontrug. 1776 wurde das wider Beaumarchais im Prozeß Goezmann ergangene Urteil aufgehoben; auch gewann er (Juli 1778) seinen vor das Parlament von Aix zur Revision gewiesenen Prozeß gegen La Blache. Dagegen wurde die gleichzeitig begonnene, in Kehl gedruckte Voltaire-Ausgabe, großartig angelegt, aber verfehlt in der Ausführung, ein Mißerfolg, der ihm fast eine Million kostete.
Der größte Triumph seines Lebens, die Aufführung von «Le mariage de Figaro», konnte ihn entschädigen. Sieben Jahre hatte der Kampf gegen König und Behörden gewährt, bis er das Stück auf die Bühne bringen durfte. Es war mehr als ein von Geist, Witz und Leben übersprudelndes lustiges Spiel, es war ein polit. Gelegenheitsstück, das durch seine eigenen Gestalten und Situationen schon wirkte, aber in dein zugleich der Plebejer Figaro sich lustig machen durfte über alle Mißbräuche der Günstlingswirtschaft, über die geistige Bedrückung, die Willkürherrschaft in Amt und Gericht des «Ancien régime».
Mit dem Welterfolg des «Figaro» war Beaumarchais auf den Gipfel seines Glücks gelangt. Die Oper «Tarare», zu der Salieri die Musik komponierte, wurde mit allen Künsten der Reklame auf die Bühne gebracht (Juni 1785), machte aber nur vorübergehend Aufsehen; in seinen Denkschriften gegen Kornmann (1787), die er für dessen treulose Gattin schrieb, zog er gegen Bergasse den kürzern. Nach Ausbruch der Revolution kam er durch seinen Reichtum und palastartigen Wohnsitz am Boulevard St. Antoine (jetzt Beaumarchais) vielfach in Gefahr und Ungelegenheiten. In seiner 1792 gespielten rührseligen Fortsetzung des «Figaro», «La Mère coupable», ist der Inhaber dieses Namens ein witzloser Moralist geworden. Beaumarchais hoffte damals ein glänzendes Geschäft mit der Regierung durch einen Flintenankauf in Holland zu machen, aber man traute ihm nicht recht, und er geriet von einer Schwierigkeit in die andere, wurde unter der Beschuldigung, die Republik übervorteilt zu haben, verhaftet, entfloh nach London und kehrte zurück, um sich in «Mémoires, ou mes six époques» (1793) zu rechtfertigen.
Man zog die Anklage zurück, bald aber mußte er wieder fliehen, kam nach Hamburg [* 38] und lebte in größter Dürftigkeit, bis er 1796 zurückkehren durfte. In den letzten Lebensjahren fast ganz taub, starb er zu Paris. Beaumarchais' Werke gaben Gudin de la Brenellerie (7 Bde., Par. 1809), Moland (1874), Fournier (1876) heraus, die drei Figarostücke als «Œuvres choisies» David (1884),
sein «Théâtre» Ste.-Beuve (1866) und d'Heylli und Marescot (4 Bde., ebd. 1869–75),
eine «Bibliographie des œuvres de Beaumarchais» Cordier (1883). Von Verdeutschungen der «Hochzeit des Figaro» (s. Mozart) sei nur die von Dingelstedt (1865) genannt. –
Vgl. Loménie, et son temps (3. Aufl., Par. 1873);
Huot, en Allemagne (ebd. 1869);
Bettelheim, Beaumarchais (Frankf. 1886);
Bonnefon, Beaumarchais (mit Briefen und Dokumenten, Par. 1887);
Lintilhac, et ses œuvres (ebd. 1888);
Gudin de la Brenellerie, Histoire de Beaumarchais (hg. von Tourneur, ebd. 1888).
(spr. bomähriß) oder Bewmorris, Hauptstadt von Anglesey (s. d.).
monde (frz., spr. boh mongd), die schöne Welt, d. h. die vornehme, feine Gesellschaft.
(spr. bomóng; lat. Bellus mons oder Belmontium, d. i. Schönberg), häufiger Ortsname in Frankreich.
1) Beaumont-de-Lomagne (spr. -manj), Hauptstadt des Kantons Beaumont (229,70 qkm, 18 Gemeinden, 10417 E.) im Arrondissement Castelsarrasin des Depart. Tarn-et-Garonne, 28 km im WSW. von Montauban, 135 m hoch am linken Ufer der Gimone, in einem fruchtbaren, überaus anmutigen Thale und regelmäßig gebaut, hat (1891) 3202, als Gemeinde 4040 E., Post und Telegraph; Wollspinnerei, Tuchfabrikation, Gerberei und ¶
Fayencebrennerei sowie Handel mit Wein, Holz, [* 40] Eisen und Getreide. – 2) Beaumont-en-Argonne (spr. ang argónn), Stadt im Kanton [* 41] Mouzon, Arrondissement Sedan [* 42] des franz. Depart. Ardennes, am linken Ufer der Maas, auf 252 m hohem.Hügel, 26 km südsüdöstlich von Sedan, hat Post und Telegraph, (1891) 997, als Gemeinde 1047 E. und liegt 2 km im SO. der Station Létanne-Beaumont an der Linie Lérouville-Sedan der Ostbahn. – Der Ort ist geschichtlich bemerkenswert zunächst wegen der hier erfolgten Vereinigung der franz. Ardennen- mit der Nordarmee und der Erstürmung der Höhen von Bossut durch die Österreicher. – Bei Beaumont wurde der Marschall Mac-Mahon auf dem Marsche von Châlons nach Metz [* 43] von der deutschen Maasarmee unter dem Kronprinzen von Sachsen [* 44] überrascht und zur Schlacht gezwungen.
Das 5. franz. Korps unter de Failly ließ sich im Lager [* 45] südlich vor Beaumont von dem 4. preußischen überfallen und mußte sich auf die Höhen von Beaumont zurückziehen, wo es bei 2 andern Divisionen Schutz fand. Bald darauf wurde die Stadt von den Preußen [* 46] erstürmt, das 4. Korps vertrieb mit 150 Geschützen den Feind aus der Stellung zwischen Harnoterie-Ferme und Le Fays nördlich von und nahm den Wald von Givodeau nach blutigem Gefecht. Gegen Ende der Schlacht griffen noch bayr. Truppen von der deutschen Dritten Armee (Kronprinz von Preußen) mit gutem Erfolge auf dem linken Flügel in den Kampf ein.
Der Feind wurde unter Verlust von 1800 Toten, 3000 Gefangenen und 42 Kanonen über die Maas gedrängt und begann am folgenden Morgen den Abmarsch nach Sedan (s. d.). Die Deutschen hatten 3500 Mann verloren. – 3) Beaumont-le-Roger (spr. roscheh), Hauptstadt des Kantons Beaumont (213,30 qkm, 22 Gemeinden, 10084 E.) im Arrondissement Bernay des Depart. Eure, am linken Ufer der Risle und der Linie Mantes-Cherbourg der Franz. Westbahn, hat (1891) 1319, als Gemeinde 1886 E., Post und Telegraph; Leinwand-, Mehl-, Öl-, Glas- und Tuchfabrikation und Viehmärkte. – 4) Beaumont-sur-Oise (spr. ßür ŏahs'), Stadt im Kanton l'Isle-Adam, Arrondissement Pontoise des Depart. Seine-et-Oise, 47 km im N. von Paris, an der Oise und an der Linie Paris-Ermont-Creil, Paris-Beauvais-Amiens und der Zweiglinie Hermes-Persan-Beaumont (32 km) der Nordbahn, hat (1891) 3040, als Gemeinde 3099 E., Post und Telegraph; Posamentier-, Elfenbein-, Leder- und Glasindustrie, Handel mit Getreide, Schlachtvieh und Geflügel, und Flußschifferei. – 5) Beaumout-sur-Sarthe (spr. ßür ßart) oder Beaumont-le-Vicomte (spr. wikongt), Hauptstadt des Kantons Beaumont (164,89 qkm, 15 Gemeinden, 11711 E.) im Arrondissement Mamers des Depart. Sarthe, in 70 m Höhe amphitheatralisch am Abhange eines Hügels an der Sarthe, hat (1891) 1579, als Gemeinde 1969 E., Post und Telegraph; betrieben wird hauptsächlich Woll- und Baumwollindustrie und Handel mit Getreide und Geflügel.
(spr. bómönnt), anglo-normann.
Familie, s. Warwick.
Elie de, franz. Geolog, s. Elie de Beaumont.
(spr. bómönnt), Francis, und Fletcher (spr. fletschr), John, engl. Dramatikerpaar. Beaumont, geb. (nach der Oxforder Matrikel) 1584 auf dem Stammgute seiner Familie Grace-Dieu (Leicester), [* 47] studierte zu Oxford [* 48] und London die Rechte und starb Fletcher, der Sohn von Richard Fletcher, späterm Bischof von London und Günstling der Elisabeth, geb. Dez. 1579 zu Rye in Sussex, lebte einige Zeit in Cambridge und war ein Vetter der ihrer Zeit als Lyriker hoch geschätzten Giles und Phineas Fletcher. Er starb in Southwark an der Pest.
Die Verbindung beider begann um 1606. Von den 52 ihnen zugeschriebenen Stücken sind ungefähr 18 gemeinsam verfaßt, von den übrigen von Fletcher allein über 20. Die Überlieferung sagt, daß von Fletcher Erfindung und poet. Gestaltung, von Beaumont Anordnung und Aufbau herrühren. Nach Beaumonts Tode habe Fletcher Shirley, Massinger, W. Rowley zu Rate gezogen. Shakespeare, der an Fletchers «The two noble kinsmen» (1634) mitgearbeitet haben soll, diente den Freunden als Muster, besonders im Wechsel von großartigem Pathos und derber Komik.
Obwohl sie ihm keineswegs an Tiefe der Leidenschaft und Kraft [* 49] des Ausdrucks gleichkommen, erwarben, namentlich bei der Masse des Volks, ihre Arbeiten, flach, naturalistisch sinnlich, leicht faßbar und daher im Zeitgeschmack, dabei raffiniert in Technik und Charakteristik, weit größere Gunst als die Shakespeares. Die Lustspiele, stellenweise voll Witz und Laune, stehen über den Tragödien. Die Reihenfolge der Stücke läßt sich nicht mehr bestimmen, da sie meist nicht vor der Gesamtausgabe von 1647 erschienen.
Seitdem wurden sie mehrfach herausgegeben von Theobald, Seward und Sympson (10 Bde., Lond. 1750), Weber (14 Bde., Edinb. 1812), Darley (2 Bde., Lond. 1839; neue Aufl. 1880), am besten von Dyce in modernem Englisch (11 Bde., ebd. 1843–46); neueste Ausgaben von Bullen in den «English Dramatiste» (1885 fg.) und von Strachey in der «Mermaid Series» (1887). Eine vollständige Verdeutschung fehlt; mehreres gab Kannegießer in «Beaumonts und Fletchers dramat. Werken» (2 Bde., Berl. 1808); Gerstenberg übersetzte «Die Braut» (Kopenh. 1765),
Huber «King and no king» als «Ethelwolf, oder der König kein König» (Dessau [* 50] 1785),
dies auch Gelbcke nebst «Die beiden edlen Vettern» in «Die engl. Bühne zu Shakespeares Zeit» (Lpz. 1890),
Baudissin «Der span. Pfarrer» und «Der ältere Bruder» in «Ben Jonson und seine Schule» (ebd. 1836); «Philaster oder die Liebe blutet» (von Beaumont allein) und «Geist ohne Geld» verdeutschte Seubert (ebd. 1879 und 1882, in Reclams «Universalbibliothek»); Schröders Lustspiel «Stille Wasser sind tief» (in dessen «Beytrag zur deutschen Schaubühne», 1786–90, Nr. 6) ist eine freie Bearbeitung von Fletchers «Rule a wife and have a wife». –
Vgl. Rapp, Studien über das engl. Theater [* 51] (Tüb. 1862);
Mézieres, Contemporains et successeurs de Shakspere (Par. 1881);
G. C. Macaulay, F. Beaumont (Lond. 1883).
^[]
(spr. bomóng), Gustave Auguste de la Bonniniere de, franz. Publizist, geb. zu Beaumont-la-Chartre (Sarthe), Enkel Lafayettes, war 1824–30 Substitut des königl. Prokurators am Obertribunal der Seine und erhielt 1831 von der Regierung den Auftrag, mit Tocqueville das Gefängniswesen der Vereinigten Staaten [* 52] zu studieren. Er trat 1840 in die Kammer und gehörte zur Opposition. Nach der Februarrevolution von 1848 für sein Geburtsdepartement in die Konstituierende wie in die Gesetzgebende Versammlung gewählt, zeigte er sich als gemäßigter Republikaner. Unter Cavaignac war er Gesandter in London. Nach der Wahl Ludwig Napoleons trat er zurück, übernahm aber unter dessen erstem ¶
Ministerium die Gesandtschaft in Wien, die er nach dem Fall des Ministeriums aufgab. Nach dem Staatsstreiche lebte er auf seinem Stammgute und nahm nur noch an den Arbeiten des Instituts teil, in dem er seit 1841 der Akademie der moralischen und polit. Wissenschaften angehörte. Er starb zu Tours. Als Schriftsteller machte ihn der «Traité du système pénitentiaire aux États-Unis et de son application à la France» (mit Tocqueville, 1833; 3. Aufl. 1845; deutsch Berl. 1833) bekannt. In «Marie, ou l'esclavage aux États-Unis» (2 Bde., Par. 1835; 5. Aufl. 1842; deutsch Weim. 1836) trat er mit Wärme [* 54] für die Aufhebung der Sklaverei ein. Diesem Werke folgte «L'Irlande sociale, politique et religieuse» (2 Bde., Par. 1839‒42; 7. Aufl. 1863; deutsch von Brinckmeier, Braunschw. 1840).
(spr. bomóng), ein von dem Waffenfabrikanten de Beaumont in Maastricht [* 55] angegebenes und 1871 im Königreich der Niederlande [* 56] eingeführtes Gewehr, Einzellader, Kaliber 11 mm (s. Handfeuerwaffen). [* 57]
(spr. bomóng wassih), Edouard Ferdinand de la Bonninière, Vicomte de, franz. Schriftsteller, Vetter von Gustave de Beaumont, geb. 1816 auf La-Mothe-Souzay (Indre-et-Loire), versuchte sich zuerst in Romanen und veröffentlichte «Une marquise d'autrefois» (1838),
«Don Luis» (1839) u. s. w. Diesen folgte das geschätzte histor. Werk «Les Suédois depuis Charles Ⅻ jusqu'à Oscar Ⅰ» (2 Bde., 1841; 3. Aufl. 1847). Außerdem schrieb er polit. Broschüren gegen die Revolution sowie eine «Histoire des États européens depuis le congrès de Vienne» (6 Bde., 1843‒53) und «Histoire de mon temps» (4 Bde., 1855‒58), eine gehässige Schilderung der Julimonarchie und der Republik. Eifriger Anhänger der konservativ-monarchischen Partei, war Beaumont-Vassy 1851‒53 Präfekt in Laon. 1859 erhielt er wegen schwindelhafter Finanzspekulationen 2 Jahre Gefängnis. Später schrieb er: «Les salons de Paris et la société parisienne sous Louis-Philippe Ⅰ» (1866),
«Une intrigue dans le grand monde» (1867),
«Les salons de Paris et la société parisienne sous Napoléon Ⅲ» (1868),
«Histoire authentique de la Commune» (1871),
«Histoire intime du second Empire» (1874),
«Papiers curieux d'un homme de cour, 1770‒1870» (1875). Beaumont-Vassy starb zu Paris.
(spr. bohn).
1) Arrondissement im franz. Depart. Côte-d'Or, hat 2152,53 qkm, (1891) 113200 E., 199 Gemeinden und zerfällt in die 10 Kantone Arnay-le-Duc (258,63 qkm, 11178 6.), Beaune (Nord) (159,18 qkm, 14585 E.), Beaune (Sud) (134,21 qkm, 14084 E.), Bligny-sur-Ouche (214,48 qkm, 6455 E.), Liernais (214,61 qkm, 7745 E.), Nolay (172,23 qkm, 12518 E.), Nuits-sous-Beaune (262,74 qkm, 13296E.), Pouilly-en-Aurois (332,85 qkm, 10874 E.), St. Jean-de-Losne (175,46 qkm, 10875 E.), Seurre (228,14 qkm, 11590 E.) – 2) Hauptstadt des Arrondissements Beaune im franz. Depart. Côte-d'Or im ehemaligen Herzogtum Burgund, unweit der Quelle [* 58] der Bouzoise und an der Linie Paris-Lyon-Marseille-Nizza der Franz.
Mittelmeerbahn, ist gut gebaut und zählt (1891) 11485, als Gemeinde 12470 E., hat in Garnison das 16. Chasseurregiment, ein großartiges, 1443 gegründetes Hospital, die schöne Kirche Notre-Dame aus dem 12. und 13. Jahrh., ein Kommunal-Collège, Bibliothek von 36000 Bänden, Museum, ein Theater, zwei Zeitungen und eine Bronzestatue des hier geborenen Mathematikers G. Monge (1849) von Rude, und ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz und eines Handelsgerichts, einer Handelskammer und mehrerer gelehrten Gesellschaften. hat Destillation, [* 59] Böttcherei, Fabrikation von Tuch, Serges und Essig.
Obenan steht die Rebenkultur und der Handel mit Burgunderwein. Die ganze Landschaft (Beaunois) bildet den durch seine vortrefflichen weißen und roten Weine berühmtesten Landstrich Burgunds. Die besten und geschätztesten Gewächse sind die von Beaune selbst, von Montrachet und Meursault, von Nolay, Pommard, Volnay, Corton, Savigny, Chassagne, Aurey und Santenay. – Beaune war schon im 7. Jahrh. ein befestigter Ort (Belna) mit einem festen Schloß. Durch Familienvertrag kam die Landschaft mit der Stadt an König Heinrich Ⅰ., wurde aber 1227 mit dem Herzogtum Burgund vereinigt. Als dieses nach dem Tode Karls des Kühnen (1477) der Krone Frankreich zufiel, hielt die Stadt Beaune zu dessen Erbtochter Maria, wurde aber 1478 von Ludwig Ⅺ. erobert und mußte sich verpflichten, ihre Weine nach Paris zu verkaufen. Vor der Aufhebung des Edikts von Nantes [* 60] 1685 beschäftigten 200 prot. Familien über 2000 Arbeiter in Manufakturen aller Art; seitdem geriet die Stadt in Verfall und hat sich nie wieder zu ihrer frühern Höhe erhoben. ^[]
(spr. bohn), Florimond de, Mathematiker, geb. 1601 zu Blois, diente in jüngern Jahren beim Militär und kaufte sich später eine Ratsstelle bei dem königl. Gericht in seiner Vaterstadt, wo er 1652 starb. Beaune war ein Jugendfreund von Descartes und hat zu dessen Geometrie eine Reihe Noten verfaßt, welche von Schooten in seine Ausgabe der Descartesschen Geometrie aufgenommen worden sind. Bekannter ist er durch die sog. Beaunesche Aufgabe, die in Descartes' Briefen erwähnt wird: Bestimmung einer krummen Linie aus einer Eigenschaft ihrer Tangente. Sie konnte erst mit Hilfe der Integralrechnung [* 61] von Joh. Bernoulli 1693 gelöst werden.
(spr. bohn la rolángd), Hauptstadt des Kantons Beaune-la-Rolande (244,41 qkm, 19 Gemeinden, 13595 E.) im Arrondissement Pithiviers des franz. Depart. Loiret, liegt an den Linien Paris-Montargis (über Corbeil) der Franz. Paris-Lyon-Mittelmeerbahn, Bourges-Beaune-la-Rolande der Franz. Orléansbahn, hat (1891) 1792 E., Safran- und Getreidehandel. – Hier siegte das preuß. 10. Armeekorps (General von Voigts-Rhetz) von der Armee des Prinzen Friedrich Karl, unterstützt von der 5. Infanteriedivision, 1. Kavalleriedivision und kleinern Abteilungen der 6. Division, über das 18. und 20. Armeekorps (70000 Mann) der franz. Loire-Armee unter General Crouzat.
Die Franzosen waren angriffsweise gegen das 10. deutsche Armeekorps vorgegangen, um die Vereinigung der preuß. Zweiten Armee mit den Truppen des Großherzogs von Mecklenburg [* 62] zu hindern. Das 10. Korps hatte nach mehrern Gefechten am 28. Nov. Beaune-la-Rolande erreicht und sich auf einer 2 Meilen langen Stellung ausbreiten müssen, um von der franz. Übermacht nicht überflügelt zu werden. Das Korps zählte nach mehrfachen Abtrennungen nur 17 Bataillone, 11⅓ Batterien, 10 Eskadrons, die Infanterie war auf 8500 Mann zusammengeschmolzen. 6 Bataillone waren als Reserve nach dem linken Flügel gezogen. So war die Verteidigung der ganzen Front fast ausschließlich auf den Widerstand einer dünnen Linie basiert. Die Franzosen griffen mit großem Ungestüm an. Die Stadt Beaune-la-Rolande wurde bei den ¶
wiederholten Vorstößen ganz cerniert und geriet in Brand. Trotzdem und trotz Munitionsmangels hielt die schwache Besatzung aus. Es wurde mit großer Erbitterung in der Umgürtung von und den Barrikaden im Orte mit dem Bajonett gefochten. Gegen Abend umfaßte die preuß. 5. Division den linken franz. Flügel und befreite die Besatzung von Beaune-la-Rolande. Dadurch wurde der franz. General Crouzat zum Rückzuge gezwungen. Das 18. und 20. franz. Korps hatten solche Verluste (etwa 8000 Mann), daß sie erst nach 4 Wochen wieder verwendungsfähig wurden. Der Verlust auf deutscher Seite betrug 32 Offiziere, 919 Mann. –
Vgl. von Scherff, Die Schlacht bei Beaune-la-Rolande (Berl. 1872);
Freiherr von der Goltz, Operationen der Zweiten Armee (ebd. 1875).
(spr. bonŏahr), Alexandre Louis Bertrand, eigentlich Robineau, franz. Lustspieldichter, geb. zu Paris, gest. ebenda Für den Richterstand bestimmt, wandte er sich der Theologie zu, mußte aber wegen des Stückes «L'Amour quêteur» 1777 das geistliche Kleid ablegen. Nunmehr widmete er sich ausschließlich dem Theater. 1793 ging er nach Rußland, wo er von 1796 bis 1798 die kaiserl. Theater in Petersburg [* 64] leitete. Später wurde er Vorleser der Königin Luise von Preußen und kehrte 1804 nach Frankreich zurück.
Während der Restauration bekleidete er eine Stelle in der litterar. Abteilung des Polizeiministeriums. Seine Lustspiele, deren er ungefähr 200 verfaßte, sind vielfach schlüpfrig, obgleich man ihnen Geist und Humor nicht absprechen kann. Die besten sind: «Vénus pélerine» (1778),
«Jeannette ou les battus ne payent pas toujours l'amende» (1780),
«Jérôme pointu» (1781),
«Fanfan et Colas» (1784),
«Eustache pointu» (1784);
Erwähnung verdient noch sein histor.
(spr. bonŏá), Landschaft, s. Beaune. ^[= # (spr. bohn). 1) Arrondissement im franz. Depart. Côte-d'Or, hat 2152,53 qkm, (1891) 113200 ...]
(spr. bopláng), Victor Arthur Rousseau de, franz. Dramatiker, geb. Juni 1823 zu Paris, Sohn des Komponisten Amédé de Beauplan, wandte sich seit 1848 dem Theater zu. 1871‒78 war Beauplan Abteilungsdirektor im Ministerium der schönen Künste; seitdem zog er sich ins Privatleben zurück und starb in Paris. hat ungefähr 30 Stücke der verschiedensten Gattung, teils allein, teils mit andern zusammen geschrieben, von denen zu nennen sind: «La pouppée de Nuremberg» (1852),
«Le lis dans la vallée» (1853),
«Élisa ou un chapitre de l'oncle Tom» (1853),
«Boccace» (1853),
«Un notaire à marier» (1853),
«Un feu de cheminée» (1853),
«To be or not to be» (1854),
«Les pièges dorés» (1856) und «L'école des ménages» (1858).
(spr. bopreoh), Hauptstadt des Kantons Beaupréau (286,10 qkm, 13 Gemeinden, 19751 E.) im Arrondissement Cholet des franz. Depart. Maine-et-Loire, 19 km im NW. von Cholet, am rechten Ufer der links in die Loire fließenden Evre, hat (1891) 2446, als Gemeinde 3857 E., Post und Telegraph, eine prächtige neue Kirche, ein geistliches Collège, ein Hospital, auf einem Hügel ein schönes Schloß mit Park und eisenhaltiger Quelle;
betrieben wird Woll- und Leinenfabrikation (Cholet-Stoffe) und beträchtlicher Viehhandel.
(spr. bohrĕ-), Peter Gustav, während des amerik. Bürgerkrieges General der konföderierten Staaten, heißt eigentlich Toutant und nahm den Namen Beauregard von einer seinem Vater gehörenden Plantage an. Er wurde 1818 in der Nähe von Neuorleans geboren, auf der Militärschule zu Westpoint, die er 1838 als Artillerielieutenant verließ, erzogen, nahm mit Auszeichnung am Kriege der Union gegen Mexiko [* 65] teil und wurde 1847 Kapitän. Nach dem Frieden übertrug ihm die Regierung die Leitung der Befestigungsarbeiten in Louisiana, später wurde er zum Direktor der Militärakademie zu Westpoint und zum Oberst ernannt, nahm aber im Jan. 1861 seinen Abschied und wurde als einer der ersten, die sich an der Erhebung der Südstaaten beteiligten, im Febr. 1861 zum Brigadegeneral ernannt. Beauregard zwang das Fort Sumter zur Kapitulation, erhielt im Juni den Befehl über die in Virginien gesammelte Armee, gewann 21. Juli die Schlacht am Bull-Run und wurde zum General ernannt. Im Jan. 1862 ward er nach dem Mississippi beordert, wo er durch die Schlacht von Shiloh (6. und 7. April) seinen Ruf als Feldherr verlor. Im April 1864 ward er zur Verteidigung Richmonds berufen. Er hielt es bis zur Ankunft des Generals Lee und übernahm den Befehl über die Truppen in den Golfstaaten, konnte aber den Marsch Shermans ans Meer nicht mehr verhindern. 1865 wurde er Präsident einer Eisenbahngesellschaft in Neuorleans und 1878 zum Adjutant-general von Louisiana ernannt. Er starb in Neuorleans. ^[]
sexe (frz., spr. boh ßäckß), das schöne Geschlecht, die Frauen.
(frz., spr. boteh), Schönheit, schöne Frau;
Beauté du diable («Schönheit des Teufels»),
d. h. Jugendfrische, Jugendreiz, wohl nach dem Sprichwort: Le diable était beau quand il était jeune («der Teufel war schön, als er jung war»).
(spr. bohtriseh),
franz. Kupferstecher, s. Beatrizet. ^[= (spr. -triseh), Nicolas, auch Beatricius genannt, franz. Kupferstecher, gest. um ...]
bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Ambr. M. F. J. Palisot de Beauvais (spr. -ßoh dĕ bowäh, geb. 1755 zu Arras, [* 66] gest. 1820 zu Paris),
schrieb: «Flore d'Oware et de Benin» (2 Bde., 1804‒20) und «Insectes recueillis en Afrique et en Amérique» (1805‒21).
(spr. bowäh).
1) Arrondissement im franz. Depart. Oise, hat 1942,56 qkm, (1891) 125767 E., 242 Gemeinden und zerfällt in die 12 Kantone Auneuil (180,71 qkm, 9002 E.), Beauvais-Nord-Est (55,71 qkm, 14456 E.), Beauvais-Sud-Ouest (38,28 qkm, 13981E.), Chaumont (287,69 qkm, 11985 E.), Coudray-St. Germer (202,93 qkm, 9395 E.), Formerie (151,72 qkm, 8308 E.), Grandvilliers (163,71 qkm, 8944 E.), Marseille [* 67] (156,82 qkm, 6434 E.), Méru (164,92 qkm, 13473 E.), Nivillers (183,22 qkm, 9116 E.), Noailles (160,54 qkm, 12325 E.), Songeons (196,31 qkm, 8348 E.). – 2) Hauptstadt des franz. Depart. Oise und des Arrondissements in der alten Provinz Isle-de-France und der Landschaft Beauvais, im Thal [* 68] des Oisezuflusses Thérain gelegen, wo sich dieser mit dem Avelon vereinigt, und an den Linien Creil-Beauvais-Gournay, Beauvais-Gisors, Beauvais-Clermont-Compiègne, Paris-Beauvais-Amiens der Nordbahn, 88 km nordwestlich von Paris, umgeben von bewaldeten Höhen, ist Sitz der Departementsbehörden und eines Bischofs, eines Gerichtshofs, Handelsgerichts, einer Gewerbekammer und des Stabes der 6. Infanteriebrigade und hat (1891) 16079, als Gemeinde 19382 E., in Garnison das 51. Infanterieregiment, eine litterarische, eine ökonomische und andere Gesellschaften, Museum, öffentliche Bibliothek von 15000 Bänden sowie ein Kommunal-Collège, theol. Seminar, Civil- und Militärhospital, drei Zeitungen ¶