König
Friedrich und Prinz
Heinrich in
Böhmen
[* 2] ein.
Ihnen schloß sich der Kurfürst von
Sachsen
[* 3] an, der als Sohn der einzigen
Tochter Maximilian
Josephs auf die Allodialhinterlassenschaft Forderungen erhob. Die Feindseligkeiten beschränkten sich im
Verlaufe des J. 1778 auf strategische
Bewegungen und unbedeutende Plänkeleien, und der Eintritt des Winters unterbrach
vollends diese «bewaffnete Unterhandlung», indem die preuß.
TruppenBöhmen verließen und sich nach
Sachsen und
Schlesien
[* 4] in die Winterquartiere zurückzogen.
die
AnsprücheSachsens wurden durch
Anerkennung seiner
Landeshoheit über die Schönburgschen Herrschaften und 6 Mill.
Fl., die von
KarlTheodor zu zahlen waren, abgekauft;
Mecklenburg
[* 10] erhielt statt der beanspruchten Landgrafschaft Leuchtenberg das unbeschränkte Privilegium
de non appellando.
Ausdrücklich ward festgesetzt, daß die nächste erbberechtigte Linie die des
HerzogsKarl von Zweibrücken
[* 11] sei, wodurch die
Vergrößerungspläne
Österreichs in
Bayern auf alle Fälle beseitigt schienen. Der Friede von
Teschen wurde von
Rußland und
Frankreich garantiert. –
Vgl. Reimann, Geschichte des Bayrischer Erbfolgekrieg (Lpz. 1869);
ders., Neuere Geschichte des
preuß.
Staates, Bd. 2 (Gotha
[* 12] 1888);
Hiesel, eigentlich MatthiasKlostermeier, ein Räuberanführer, geb. 1738 zu
Kissing bei
Augsburg,
[* 13] erwarb
sich anfänglich als gefürchteter Wildschütz seinen Lebensunterhalt, bis er schließlich zum gemeinen
Räuber ward. 1771 wurde
er mit einem
Teile seiner
Bande eingefangen und in Dillingen hingerichtet.
Des Bayrischer Hiesel abenteuerliches Leben ist in vielen volkstümlichen
Schilderungen seiner Zeit beschrieben worden.
Kreis,
[* 14] einer von den 10
Kreisen, in die das ehemalige
Deutsche Reich
[* 15] geteilt war. Er umfaßte zuletzt die
kurbayr., pfalzneuburg. und leuchtenberg.
Wald, die westl. Vorstufe des
Böhmerwaldes (s. d.). ^[= oder Böhmisch-Bayrisches Waldgebirge, Gebirge mit nordwestl. Streichung zwischen dem linken ...]
Volksrecht (LexBaiuvariorum), wahrscheinlich unter
Herzog Odilo zwischen 744 und 748 unter Einwirkung des
fränk. Königtums zu stande gekommene Rechtsaufzeichnung. In
Anordnung und
Inhalt tritt die vorbildliche starke Benutzung
der Lex Alamannorum hervor, während einige
Titel
auch eine Beeinflussung durch das Westgotenrecht (sog.
Antiqua) verraten.
Zusatzgesetze zur Lex Baiuvariorum sind die sog. Decreta Tassilonis, vom
letzten Bayernherzog
Tassilo Ⅲ. auf den Landtagen zu Dingolfing 772 und Neuching 774 oder 775 erlassen; ferner die von
Karl
d. Gr. zwischen 801 und 813 erlassenen Capitula ad legem Baiuvariorum. Herausgegeben hat
die Lex Baiuvariorum Merkel in den «Monumenta
Germaniae», Leges Ⅲ. ^[]
(spr. beh), ein in den wärmern
Ländern von
Amerika
[* 20] allgemein benutztes, erfrischendes Waschmittel für
Kopf,
Hände und auch den ganzen Körper; es soll die durch Hitze und Anstrengung ermüdeten
Glieder
[* 21] erquicken und den Schweißgeruch
entfernen. Am besten wird der Bay-Rum auf St.
Thomas und Jamaika bereitet; man benutzt hierzu die frischen
Blätter und
Beeren des Baybeerenbaumes
(Pimenta acris W. etArn.), die man mit feinem Rum destilliert.
In denVereinigten Staaten
[* 22] fertigt man das Präparat gewöhnlich aus
Bay-Öl (s. d.) und Rum.
(Basti der
Römer),
[* 24] Ciudad in der span.
Provinz Granada
[* 25] in
Andalusien, unweit des
Flusses in 870 m
Höhe, zwischen der metallreichen
Sierra de und der
Sierra de Javaleon, in einer von Obstbäumen dicht bedeckten
Vega am Westrande
der öden Gipssteppe Hoya de Baza. Der Ort hat eine größtenteils aus
Höhlen bestehende Vorstadt, mehrere stattliche
Kirchen und Klöster, eine schöne
Alameda (Promenade) und (1887) 11998 E. Zur Maurenzeit eine große, blühende und reiche
Handelsstadt (Basatha) von 50000 E., wurde sie vom Westgotenkönig Leuwigild den
Byzantinern und 711 von den Mauren den Goten
entrissen.
In der Gotenzeit war sie Bischofssitz. Die Mauren verloren sie erst nach siebenmonatiger Verteidigung
an die
Christen unter persönlicher
Führung Isabellas. Am siegten auf der Ebene von Baza die
Franzosen unter
Soult
über 20000
Spanier, die nach Murcia
[* 26] geworfen wurden. Die oft nach Baza benannten heißen
Quellen sind die bei dem nahen Städtchen
Zuiar (Villa von 4239 E.) befindlichen
Quellen von Benzalema, salinisch-erdige, sehr gasreiche Schwefelthermen
von 41° C.
(spr. basähn),FrançoisAchille, franz. Marschall,
geb. zu Versailles,
[* 27] wo sein
Vater als pensionierter Offizier lebte, trat 1831 als Freiwilliger in das 37. Linienregiment,
kam zur Fremdenlegion nach
Algerien
[* 28] und wurde 1833
Unterlieutenant. 1835
Lieutenant, trat er mit der ganzen
franz. Fremdenlegion in den Dienst der Königin-Regentin von
Spanien,
[* 29] Christine, und kämpfte gegen die Karlisten. Nachdem die
Fremdenlegion in der
Schlacht von
Barbastro bei Pamplona fast vernichtet worden war, kehrte Bazaine nach
Frankreich zurück und trat
als
Kapitän ins 4. Linienregiment, mit dem er sich auf den Expeditionen gegen Kabylien,
Marokko und vor
Milianah auszeichnete. Bazaine wurde hierauf in den
Bureaux arabes verwendet, stieg 1844 zum
Stabsoffizierauf und wurde 1850 Oberst. 1854 führte
er als Brigadegeneral die beiden
Fremdenregimenter vor Sewastopol
[* 30] und wurde nach dem Falle der Festung
[* 31] Platzkommandant
derselben. 1855 wurde er Divisionsgeneral und befehligte die Expedition gegen die Festung
Kinburn. Im
ItalienischenKriege von 1859 nahm
Bazaine hervorragenden Anteil am
Sturme auf Melegnano (8. Juni) und auf den Kirchhof von
Solferino
[* 32] (24. Juni).¶
mehr
Die mexik. Expedition von 1862 bis 1864 verschaffte Bazaine wirklichen militär. Ruf.
Anfänglich war er Kommandant von Veracruz, dann führte er die 1. Division unter General Forey. Am schlug er den
juaristischen General Comonfort bei SanLorenzo und bewirkte dadurch 18. Mai die Übergabe Pueblas. Nach der
Abberufung Foreys übernahm Bazaine den Oberbefehl über die franz.
Armee in Mexiko.
[* 34] Zunächst suchte Bazaine die Häupter der liberalen Partei, den General Donaldo und den Expräsidenten Comonfort,
an sich zu ziehen.
Später suchte er die Maßregeln des Kaisers Maximilian zu vereiteln (s. Mexiko). Auch vermählte sich Bazaine mit
einer reichen Mexikanerin, deren Familie zu den entschiedensten Feinden des neuen Kaiserreichs gehörte. Sein Verhältnis
zum Kaiser Maximilian blieb bis zum Abzug der Franzosen ein sehr gespanntes, und dieser erbat deshalb wiederholt, jedoch erfolglos,
die Abberufung B.s. Anfang 1867 begann der Abzug der Franzosen; am 12. März schiffte sich Bazaine mit dem Rest der
Truppen zu Veracruz ein.
Durch Dekret vom war Bazaine zum Marschall von Frankreich erhoben worden. Nach Frankreich zurückgekehrt, befehligte er
das 3. Armeekorps (Nancy),
[* 35] bis er 1869 als Oberbefehlshaber der Kaisergarde nach Paris
[* 36] berufen wurde. 1870 übernahm Bazaine das
Kommando des 3. Armeekorps der sog. Rheinarmee. Im August zum Oberbefehlshaber der Rheinarmee ernannt,
versammelte er alle Korps bei Metz,
[* 37] wohin er auch den größten Teil des 6. Korps (Marschall Canrobert) von Châlons her heranzog.
Bazaine erkannte die Unmöglichkeit, die Mosellinie zu halten, und wollte das Heer hinter die Maas führen, um sich
bei Châlons mit der Armee des Marschalls Mac-Mahon zu vereinigen.
Durch die Schlachten
[* 38] bei Colombey-Nouilly (14. Aug.) und Mars-la-Tour-Vionville (16. Aug.) verzögerte sich jedoch der Abmarsch
seines Heers, das bei Gravelotte (18. Aug.) geschlagen und nach Metz hineingeworfen wurde. Ein Teil der deutschen Streitkräfte
schloß die Rheinarmee B.s im Lager
[* 39] von Metz ein. Bazaine versuchte mehrmals, besonders am 31. Aug. und 1. Sept. (Schlacht
von Noisseville), den ihn umgebenden eisernen Ring zu durchbrechen. Die Nachricht vom Sturze Napoleons veranlaßte Bazaine zunächst,
von größern Unternehmungen Abstand zu nehmen. Da jedoch seit der Kapitulation von Sedan
[* 40] die letzte Hoffnung auf Entsatz geschwunden
war, überdies Mangel an Lebensmitteln, Krankheiten und allgemeine Hilflosigkeit der Truppen die Lage zu
einer verzweifelten machten, so blieb Bazaine nichts übrig, als sich mit 173000 Mann und dem gesamten
Kriegsmaterial dem Prinzen FriedrichKarl zu ergeben (s. Metz). Auf Grund der Kapitulation ging er mit seiner ganzen
Armee in Kriegsgefangenschaft nach Deutschland;
[* 41] er selbst wurde zu Cassel interniert.
Von franz.Seite wurde gegen Bazaine der Vorwurf erhoben, er habe seine Ausfälle nicht mit gehöriger Energie ausgeführt, weil er
die Armee dem Napoleonischen Kaisertum in Hoffnung auf dessen Wiederherstellung habe erhalten wollen. Ein Manifest Gambettas
beschuldigte Bazaine sogar offen des Verrats. Diese Anklagen aber waren nicht gerechtfertigt. Nach Abschluß
des Präliminarfriedens, der ihm seine Freiheit wiedergab, siedelte Bazaine mit seiner Familie nach Genf
[* 42] über; später kehrte er nach
Frankreich zurück, wurde zunächst unbelästigt gelassen, im Mai 1872 aber des Verrats angeklagt und verhaftet. Am
begannen
die öffentlichen Verhandlungen des Kriegsgerichts unter Vorsitz des Herzogs von Aumale.
Lachaud, der berühmteste AdvokatFrankreichs, führte mit Unterstützung seines Sohnes die Verteidigung. Es wurden 272 Zeugen
vorgeladen, deren Aussagen indes den objektiven Thatbestand der Anklage nicht feststellten. Am 10. Dez. wurde Bazaine mit Stimmeneinhelligkeit
zum Tode und zur Degradation u. s. w. verurteilt, indessen 12. Dez. vom
Präsidenten der Republik, Mac-Mahon, unter Bestätigung der Degradation, zu 20jähriger Festungshaft begnadigt. Bazaine wurde in
das Fort der InselSte. Marguerite bei Cannes gebracht, begleitet von seinem treu ergebenen Adjutanten, Oberst Villette; auch seine
Gattin und sein Sohn erhielten die Erlaubnis, dort zu wohnen.
In der Nacht vom 9. zum gelang es jedoch der Gattin B.s, den Marschall aus der Haft zu befreien und an Bord eines
genues. Dampfers zu bringen. Bazaine reiste durch die Schweiz
[* 43] über Köln
[* 44] nach Belgien,
[* 45] wo er zunächst blieb. Anfang 1875 verlegte
er seinen Wohnsitz nach Madrid
[* 46] und hielt sich seitdem von jeder polit. Thätigkeit fern. Er starb verlassen
von seiner Frau in ärmlichen Verhältnissen zu Madrid. Bazaine schrieb: «Rapport sommaire sur les opérations de l'armée
du Rhin du 13 Août au 29 Octobre 1870» (Berl. und Genf
1871; deutsch von
Mels, Berl. 1871),
«Bataille de Rezonville, le 16 Août 1870. Rapport du maréchal» (Brüss. 1870),
«L'armee du Rhin depuis le 12 Août jusqu'au 29 Octobre 1870» (Par.
1872; deutsch Lpz. 1872). In Madrid veröffentlichte er noch zu seiner Rechtfertigung: «Épisodes de la guerre de 1870 et le
blocus de Metz» (Madrid 1883; deutsch von Wevers, Berl. 1884). –
Vgl. von Hanneken, Marschall und die
Kapitulation von Metz (Darmst.und Lpz. 1873);
Lefaure, Procès du maréchal Bazaine. Audiences du premier conseil de guerre etc.
(Par. 1874);
La Brugère, L'affaire Bazaine, compte-rendu officiel (ebd. 1874);
(spr. basangkuhr), César Lécat, Baron de, franz. Schriftsteller, geb. 1810, gest.
war unter Ludwig Philipp königl. Bibliothekar im Schloß von Compiègne. Während
des Orientkrieges wurde er 1855 von der Regierung nach der Krim
[* 47] gesendet, um über die LageBerichte zu erstatten, die als «Cinq
mois au camp devant Sébastopol» (1855) erschienen. In der Krim sammelte er auch das Material zu dem interessanten Werke «L'expédition
de Crimée jusqu'à la prise de Sébastopol; chronique de la guerre d'Orient» (1. bis 4. Aufl., 2 Bde.,
1856; neue Ausg. 1860; deutsch, 2 Bde.,
Wien 1856). Bazancourt wurde 1859 von Napoleon Ⅲ. nach Italien
[* 48] beordert für ein Werk «La campagne d'Italie de 1859» (2 Bde.,
1859; 3. Aufl. 1862; deutsch von Seybt, 2 Tle., Naumb. 1860). Vor dieser Thätigkeit hatte sich Bazancourt durch
einige Salonromane bekannt gemacht: «L'escadron volant de la reine» (2 Bde.,
1836),
«La princesse Pallianci» (5 Bde.,
1852) u. a. Auch schrieb er eine «Histoire de Sicile
sous la domination des Normands» (2 Bde., 1846),
die
¶
mehr
Darstellung aus der Geschichte der Fechtkunst
[* 51] «Les secrets de l'épée»
(1862) und die zeitgeschichtlichenWerke «Les expéditions de Chine et de Cochinchine» (2 Bde., 1861–62) und «Le
Mexique contemporain» (1862).
(spr. basahr, ein ursprünglich persisches, aber über den ganzen moslem. Orient verbreitetes Wort), bei den
Morgenländern Name des (offenen oder bedeckten) Marktplatzes. Dort findet man alle Handelsartikel zum
Verkauf ausgestellt; auch versammeln sich dort die Kaufleute wie auf den Handelsbörsen in Europa.
[* 52] Im abendländ. Sprachgebrauch
nennt man Bazar Gebäude mit zahlreichen Läden, in denen alle Arten Handelsartikel, vorzüglich Luxusgegenstände, in großer
Auswahl zum Verkauf stehen. Die neuerdings in Europa sehr beliebten Ausstellungen von unentgeltlich gespendeten
Kunst- oder Gebrauchsgegenständen, die zu wohlthätigen Zwecken verkauft werden, bezeichnet man ebenfalls mit dein Namen
Bazar.
illustrierte Damen- und Modenzeitung, erscheint im Verlag der Bazar-Aktiengesellschaft in Berlin
[* 53] viermal monatlich
in Großfolioformat und bringt außer kolorierten Stahlstichmodebildern zahlreiche in den Text gedruckte Modebilder, Handarbeitsvorlagen
und Schnittmusterbogen, sowie neben den Modeartikeln und den Anleitungen zur Selbstanfertigung der Garderobe,
Wäsche und weiblichen Handarbeiten aller Art auch Unterhaltendes und Belehrendes mit künstlerisch ausgeführten Illustrationen.
Zugleich mit der deutschen erscheinen zehn fremdsprachige Ausgaben: eine französische in Paris, eine englische in London,
[* 54] eine
italienische in Mailand,
[* 55] eine spanische in Madrid, eine holländische in Leiden,
[* 56] eine polnische in Warschau,
[* 57] eine ungarische in Budapest,
[* 58] eine czechische in Prag,
[* 59] eine russische in Petersburg,
[* 60] eine amerikanische in Neuyork.
[* 61] Der Bazar wurde 1855 von
Louis Schäfer in Berlin gegründet und kam bis zum 3. Jahrgang nur zweimal monatlich in Oktavformat heraus. Er war die erste
Modenzeitung, die die Modebilder in eingedruckten Holzschnitten und in größerer Anzahl brachte, und
errang dadurch einen solchen Erfolg, daß nach achtjährigem Bestehen die deutsche Ausgabe schon in 100000 Exemplaren verbreitet
war. 1871 ging die Zeitschrift in den Besitz einer Aktiengesellschaft über.
(spr. basahr),Saint-Amand, Gründer des Carbonarismus in Frankreich und Apostel des Saint-Simonismus,
geb. zu Paris. Er widmete sich nach der Restauration der republikanischen Presse,
[* 62] stiftete dann unter dem Deckmantel
der Freimaurerei die republikanische Gesellschaft der «Amis de la vérité» und gründete 1820 mit seinen Freunden Dugied
und Joubert, welche die Statuten des Carbonarismus aus Neapel
[* 63] brachten, eine ähnliche Verbindung für
Frankreich, die schon im folgenden Jahre über 200000 Mitglieder zählte.
Wegen seiner Beteiligung an einem Putsch in Colmar
[* 64] und Belfort
[* 65] in contumaciam zum Tode verurteilt, lebte er meist im Verborgenen
und schrieb, nachdem er sich 1825 den Saint-Simonisten angeschlossen, Artikel für den «Producteur», das Organ
dieser Schule, unter dem PseudonymSaint-Amand. Gemeinschaftlich mit Enfantin (s. d.) unternahm er die Ausbildung
der geschichtsphilos. und socialpolit. TheorieSaint-Simons und eröffnete 1828 zu Paris Vorlesungen darüber. Aus dieser Wirksamkeit
ging auch das Hauptwerk der Schule: «L'exposition de la doctrine Saint-Simonienne» (2 Bde., 1828–30; neue Ausg.,
Par. 1854) hervor, dessen 2. Teil
die neue sociale Religion enthält. Als nach der Julirevolution von 1830 die
Schule eine freiere Bewegung nehmen durfte, drang Enfantin darauf, seiner Theorie von der Emancipation des Weibes eine sehr
weite praktische Anwendung zu geben, dem Bazard jedoch widerstrebte. Die Schule geriet darüber im Nov. 1831 in Spaltung,
wobei sich Bazard für immer von ihr lossagte. Er starb zu Courtry bei Montsermeil. (S. Saint-Simonismus.)
1) Arrondissement im franz. Depart. Gironde, hat 1494,83 qkm, (1891) 52457 E., 71 Gemeinden und zerfällt
in die 7 Kantone Auros (149,87 qkm, 7036 E.), Bazas (200,74 qkm, 10886 E.), Captieux (252,89 qkm, 3553 E.), Grignols
(129,49 qkm, 5047 E.), Langon (130,47 qkm, 12754 E.), St. Symphorien (325,01 qkm, 5546 E.), Villaudrant (306,36 qkm, 7635 E.).
– 2) Hauptstadt des Arrondissements Bazas im franz. Depart. Gironde (Cossium, Cossio oder Vasatae der Römer), 52 km
von Bordeaux,
[* 66] auf einem steilen Felsen (79 m), an dem die Beuve vorbei zur Garonne fließt, liegt an der Zweiglinie Langon-Bazas
(20 km) der Franz. Südbahn, hat (1891) 2653, als Gemeinde 4948 E., Post und Telegraph,
[* 67] Gerberei, Hutmacherei
und Bierbrauerei
[* 68] sowie Holz- und Getreidehandel. hat ein Tribunal erster Instanz, ein geistliches Kolleg und eine bedeutende
Kathedrale aus dem 13. Jahrh. mit reichen Skulpturen.
(spr. băsäj), Dorf im Arrondissement und Kanton
[* 69] Sedan des franz. Depart. Ardennes, 1 km rechts von der Maas,
am Zusammenflusse des Chiers und der Givonne und an der Linie Mézières-Deutsche Grenze (Fontoy) der
Franz. Ostbahn. Der Ort wurde durch die Schlacht bei Sedan bekannt. Das 1. bayr. Armeekorps (von der Tann) griff das
von franz. Marine-Infanterie besetzte an diesem Tage schon morgens 4½ Uhr
[* 70] an und bemächtigte sich desselben
nach sechsstündigem Kampfe, zuletzt noch durch das 2. bayr. Armeekorps unterstützt. Infolge eines erbitterten Häuserkampfes
wurde der Ort fast vollständig zerstört.
(spr. bosiahsch),Ansiedelung im ungar. Komitat Krassó-Szörény, in der frühern Serbisch-Banatischen Militärgrenze,
links von der Donau, südlich von Weißkirchen, an der Linie Temesvár-Baziás (119,6 km) der Ungar.
Staatsbahnen,
[* 71] hat (1890) 513 meist deutsche E., Post, Telegraph, ein altes Kloster und erhielt in neuerer Zeit Bedeutung als Kohlenstation
für die Donaudampfer.
Hier beginnt die Donau aus der Ebene in die Engpässe der Südkarpaten (des EisernenThores) einzutreten.
B B ^[in Rautenform angeordnet] Abkürzung für βασιλεὺς βασιλέων βασιλεύων βασιλεῦσι
(basileús basiléōn basileúōn, basileúsi, König der Könige, herrschend über Könige), Titel der byzant.
(grch.), ein von J. Beer in Berlin angegebenes Verfahren, bei dem der Blutegel,
[* 74] noch während er saugt, an
seinem hintern Ende angeschnitten wird, um hierdurch den Abfluß des von ihm eingesogenen Blutes zu bewirken, während er
unausgesetzt fortsaugt;
ein früher als Heilmittel gebrauchtes, der Myrrhe ähnlich riechendes, bitter schmeckendes Gummiharz, von
BalsamodendronafricanumArnott herrührend, das nicht selten in käuflicher Myrrhe und im Senegalgummi gefunden wird. Es wird
aus Arabien eingeführt.
(spr. bihtsch),SirMichaelHicks, engl. Politiker, geb. 1837 in London, wurde in Eton und Oxford
[* 76] erzogen, 1864 als
toryistischer Kandidat für East-Gloucestershire ins Unterhaus gewählt und fand, da er sich durch Kenntnisse
und Redetalent bemerkbar machte, schon 1868 eine Anstellung als Sekretär
[* 77] für das Armenwesen im ersten Ministerium Disraeli
(Beaconsfield). In dessen zweitem Ministerium wurde er Febr. 1874 Hauptsekretär für Irland und erhielt 1877 einen Sitz im
Kabinett. Im Febr. 1878 wurde Beach Kolonialminister, und dieses Amt verwaltete er unter schwierigen Verhältnissen
(s. Großbritannien
[* 78] und Irland) mit Geschick und Energie bis zum Sturz des Ministeriums Beaconsfield im April 1880. Im Kabinett
Salisbury (Juni 1885 bis Febr. 1886) war er Kanzler der Schatzkammer und Führer des Unterhauses, im Ministerium Salisbury 1886 bis
März 1887 Generalsekretär für Irland, später (Febr. 1888 bis Aug. 1892) Präsident des Handelsamtes.
Er vertritt Bristol im Unterhaus.
(spr. beck'nsfihld oder bihk'nsfihld), Marktstadt in der engl.
GrafschaftBuckingham, 36 km westnordwestlich von London, hat (1891) 1773 E. Beaconsfield war Lieblingsaufenthalt des Dichters E. Waller
und Wohnsitz Edmund Burkes, die beide hier starben und begraben liegen.
Nach diesem Orte erhielt Benjamin
Disraeli bei seiner Erhebung in die Peerage (1876) den Titel Earl of
B. ^[]
(spr. beck'nsfihld oder bihk'nsfihld),Benjamin Disraeli, seit 1876 Graf von Beaconsfield, engl. Staatsmann und Schriftsteller,
geb. zu London, stammte aus einer jüdischen, ursprünglich in Spanien angesessenen Familie,
die Ende des 15. Jahrh. vor derInquisition nach Venedig
[* 79] geflüchtet und von dort, Mitte des 18. Jahrh., in England eingewandert
war. Er wurde mit seinem Vater Isaak Disraeli (s. d.) getauft. Die erste Erziehung erhielt Beaconsfield durch Privatunterricht,
arbeitete seit 1821 mehrere Jahre bei einem Londoner Sachwalter, gab aber diesen Beruf 1831 endgültig
auf, als sein erster Roman «Vivian Grey» (5 Bde.,
Lond. 1825–27) mit seiner vortrefflichen Schilderung des höhern engl. Gesellschaftslebens einen glänzenden Erfolg errang
und ihn plötzlich zum berühmten Schriftsteller machte. 1828–31 unternahm er eine Reise nach Spanien, Italien und dem Orient,
die auf seine Anschauungen maßgebenden Einfluß übte, vor allem gegenüber dem Judentum, das in ihm einen
warmen Verteidiger fand. Dieser orient. Einfluß zeigte sich besonders in seinem Roman «The wondrous tale of David Alrov» (1833);
vor demselben war erschienen eine Swift nachgebildete Satire «The adventures of Popanilla» (1828) und
die Romane «The young Duke» (3 Bde.,
Lond. 1830) und der bedeutendere «Contarini Fleming,
a psychological autobiography» (4 Bde., ebd. 1832); später
verfaßte er noch die Romane«HenriettaTemple» (1836) und «Venetia» (1837). Nach der Rückkehr von seiner Reise stürzte Beaconsfield sich
mit Eifer in das polit. Leben, welches damals ganz von dem Kampf um die Parlamentsreform beherrscht war.
In einer Broschüre «What is he?» (1832) legte er ein ganz demokratisches Glaubensbekenntnis ab und gab ein die Revolution
verherrlichendes «Revolutionary epic» (Lond.
1834; neue Aufl. 1864) heraus.
Seine gleichzeitige Bewerbung um einen Parlamentssitz schlug fehl, und es folgte bei ihm eine Annäherung
an die Konservativen, so daß er endlich 1837 als Anhänger Peels in das Unterhaus gewählt wurde. Er suchte durch eine auffallende
äußere Erscheinung in Kleidung, Gebaren und Redeweise die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wurde aber bei seinem ersten
Auftreten durch das lärmende Gelächter der Zuhörer zum Abbrechen seiner Rede gezwungen. Durch seine
Heirat mit Mrs. Wyndham Lewis, einer vermögenden Witwe, Aug. 1839, wurde er äußerlich unabhängig und gewann zugleich in
seiner Gattin eine treue, an seiner ganzen Lebensarbeit teilnehmende Gefährtin.
Mit zäher Ausdauer erwarb er sich einen allmählich wachsenden polit. Einfluß und gründete zu Anfang der vierziger Jahre
mit Lord Manners, George Smythe u. a. die Partei des Jungen Englands (s. d.). Er forderte eine verjüngte
Torypartei, die mit demokratischen Grundsätzen für das Volk einträte, darüber aber ein starkes und populäres Königtum;
auf Kirche, Monarchie und Volk sollte diese Partei sich stützen. Eine Schilderung des «Jungen England» gab er in einem
seiner besten Romane «Coningsby, or the new generation» (3 Bde.,
Lond. 1844). Ihm folgten mit ähnlichen polit. Ideen «Sybil,
or the two nations» (3 Bde., ebd. 1845) und «Tancred, or the new crusade» (3 Bde., ebd. 1847).
Mit seiner wachsenden litterar. wuchs auch seine polit. Bedeutung. Nachdem er Peel zuerst unterstützt
hatte, stand er 1846 zu dessen schärfsten schutzzöllnerischen Gegnern. Er griff ihn mit allen
¶
mehr
Mitteln seiner gewandten Dialektik, seines schneidenden Witzes und seiner bittern Ironie an und rettete, obgleich er die Annahme
der Zollaufhebung nicht verhindern konnte, doch seine Partei vor gänzlicher Zersprengung. Nach dem TodeBentincks 1848, dem
er in «Lord GeorgeBentinck. A biography» (Lond. 1851) ein treffliches litterar. Denkmal setzte, mußten
seine toryistischen Parteigenossen, die bisher den jüd. Emporkömmling mit gewisser Zurückhaltung
behandelt hatten, ihn in aller Form als ihren Führer im Unterhaus anerkennen. Im Febr. 1852 ernannte ihn Graf Derby zum Schatzkanzler;
Beaconsfield ließ aus taktischen Gründen das schutzzöllnerische System fallen, hatte aber mit seiner Finanzverwaltung wenig Glück;
die Verwerfung seines, vornehmlich von Gladstone bekämpften Budgets führte schon den Sturz
des Ministeriums herbei.
Erst im Febr. 1858 gelang es den Tories, sich wieder der Regierung zu bemächtigen, worauf Beaconsfield im zweiten Ministerium Derby
wieder seinen Posten als Schatzkanzler einnahm. Seine finanziellen Maßregeln hatten diesmal bessern Erfolg, aber
der Widerstand gegen die von ihm eingebrachte Reformbill und die einer Parlamentsauflösung folgende Neuwahl nötigten
das Kabinett schon zum Rücktritt. Gegenüber dem neuen Premierminister Palmerston hielt sich die Opposition in
den nächsten Jahren zurück, Disraeli forderte nur größere Energie im Auftreten nach außen.
Nach Lord Palmerstons Tod 1865 begann eine neue Epoche für er bekämpfte, von einem Teil abtrünniger
Liberaler, den sog. Adullamiten, unterstützt, die Reformbill des Ministeriums Russell-Gladstone und bahnte sich durch dessen
Niederlage, in dem dritten Ministerium Derby von neuem den Weg ins Amt. Nun suchte er seinerseits
sowohl seine eigenen frühern wie die letzten liberalen Vorschläge für Parlamentsreform durch einen in der Erweiterung des
Wahlrechts noch radikalern Antrag zu überbieten.
Mit ganz hervorragendem Geschick erreichte er dessen Annahme auch bei der eigenen Partei, und als zugleich Graf Derby aus Gesundheitsrücksichten
zurücktrat, übernahm Beaconsfield im Febr. 1868 die Leitung der Regierung. Er kündigte in seiner
Antrittsrede «eine wahrhaft freisinnige Politik» an, stand aber bald einer
oppositionellen liberalen Mehrheit im Unterhaus gegenüber. Trotzdem blieb er im Amt und ließ es auf den Entscheid der Neuwahlen
ankommen. Als diese gegen ihn ausfielen, sah er sich genötigt, noch vor dem Zusammentritt des neuen
Parlaments zurückzutreten Die von der Königin ihm angebotene Peerswürde nahm er für seine Gemahlin an, die
zur Viscounteß von Beaconsfield erhoben wurde, während er seine leitende Stellung im Unterhaus beibehielt. Nach Graf Derbys
Tod wurde er der alleinige Führer der konservativen Partei und blieb es bis zu seinem
Tode.
Zunächst beschränkte er sich auf hartnäckige Opposition gegen Gladstone, vor allem gegen dessen auswärtige Politik; aber
auch die Entstaatlichung der irischen Kirche, die irische Landbill, die Armeereform, die Erziehungsbill, die Ballotbill wurden
mit mehr oder weniger Heftigkeit von ihm bekämpft. Inzwischen begann im Volk die Reaktion gegen das Übermaß
und die Überstürzung der zahlreichen ReformenGladstones, und als das Parlament März 1873 der Regierung mit der irischen
Universitätsbill eine Niederlage bereitete, übernahm
Disraeli die Leitung der Geschäfte, nachdem ihm die allgemeinen Neuwahlen
im Jan. 1874 eine große Mehrheit gebracht hatten. Im Februar kündigte er als sein Programm vorzüglich
die Verbesserung der öffentlichen Gesundheitspflege und der gesellschaftlichen Zustände der arbeitenden Klassen an; zugleich
wurde angedeutet, daß in Bezug auf auswärtige Politik ein entschiedeneres Auftreten das durch die Liberalen eingebüßte
Ansehen Englands im Auslande zurückerobern solle. Beaconsfield brachte eine Reihe socialer Reformmaßregeln durch, vor allem
zeichnete er sich gegenüber seinem Vorgänger durch eine klare und geschickte auswärtige Politik aus. 1874 geschah die
Einverleibung der Fidschi-Inseln, 1875 der Ankauf der Sueskanal-Aktien, April 1876 die Erhebung der Königin Victoria
[* 81] zur Kaiserin
von Indien, während durch Gathorne Hardy eine Armeereorganisation durchgeführt wurde.
Der Gegensatz gegen Rußland und dessen Ausdehnungsgelüste in Asien
[* 82] wie am Mittelmeer leitete Beaconsfield vor allem
in der russ.-türk. Verwicklung. Zwar hielt er sich im Kriege neutral, nahm aber nach dem SiegeRußlands eine drohende Haltung
an, versammelte Truppen und Schiffe
[* 83] Jan. und April 1878 im Mittelmeer, bis Rußland in die Berufung eines europ. Kongresses nach
Berlin einwilligte. Bei seiner Rückkehr von dem Berliner Kongreß,
[* 84] auf dem er große Erfolge errungen hatte, Juli 1878, wurde
Beaconsfield mit großen Ehren von Königin und Volk empfangen, überhaupt stand er um diese Zeit auf der Höhe seiner Macht und seines
Ruhms.
Bereits vorher hatte er wegen seines vorgerückten Alters, in welchem er den Aufgaben des Unterhausführers
nicht mehr genügen konnte, sich als Viscount Hughenden und Graf von Beaconsfield ins Oberhaus erheben lassen. Allmählich aber machte
sich ein Rückschlag bei dieser in ihrer Größe zugleich kostspieligen Politik fühlbar. Bereits während des Russisch-Türkischen
Krieges hatte ihn die geschickt geleitete Opposition Gladstones zum Maßhalten gezwungen; der nun folgende
Krieg mit Afghanistan
[* 85] war zwar erfolgreich, forderte aber große Opfer, der Krieg gegen die Zulukaffern, der schließlich mit
vollem Sieg endete, hatte unglücklich begonnen.
Die von der Opposition genährte Mißstimmung war stärker, als Beaconsfield selbst ahnte; in der Hoffnung auf eine
neue Mehrheit löste er das Parlament März 1880 vorzeitig auf; aber die Neuwahlen brachten eine große
liberale Mehrheit, und Beaconsfield reichte infolgedessen 18. April seine Entlassung ein. Er beteiligte sich jedoch noch
ferner an öffentlichen Fragen, bekämpfte Gladstones afghan. Politik, erkrankte aber im Frühjahr 1881 und starb Er
wurde an der Seite seiner Gemahlin auf seinem Landsitze Hughenden in Buckinghamshire bestattet; auf AntragGladstones beschloß das Parlament die Errichtung eines Denkmals in der Westminsterabtei. Das Monument in der Pfarrkirche von
Hughenden wurde ihm von der Königin gewidmet. Die Peerswürde erlosch mit ihm, zum Erben seines Vermögens hatte er seinen
Neffen Coningsby Disraeli eingesetzt.
In seinen spätern Jahren hatte Beaconsfield noch schriftstellerischen Erfolg mit seinen Romanen «Lothair» (3 Bde.,
Lond. 1870) und «Endymion»
[* 86] (3 Bde., ebd. 1881; deutsch von Böttger, 3 Bde., Lpz. 1881) errungen.
Beaconsfield war mehr ein schlagfertiger Wortkämpfer als ein kunstvoller Redner. Seinen Bewunderern ist er ein wahrhaft
großer Staatsmann, seinen Gegnern nur ein höchst geschickter
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mehr
Komödiant. Entschieden hatte er große leitende Ideen, welche er mit Klarheit und Energie durchführte, war aber nicht immer
fehlerlos in der Wahl seiner Mittel und Wege.
Seine Reden sind gesammelt in: Church and Queen, five speeches delivered 1860–64 (Lond. 1865), Constitutional reform, five
speeches 1859–65 (ebd. 1866), Parliamentary reform, series of speeches 1848–66 (2. Aufl.,
ebd. 1867), Speeches on conservative policy of the last 30 years (ebd. 1870), Selected speeches of the late Right Hon. the
Earl of Beaconsfield (hg. von Kebbel, 2 Bde., ebd. 1882);
seine Briefe in: Home letters, written by the late Earl of Beaconsfield 1830–31 (ebd. 1885), Correspondence
with his sister (ebd. 1886).
Vgl. Mill, Disraeli the author, orator and statesman (Lond. 1863);
Benj. Disraeli Earl of a political biography (ebd. 1877);
Brandes, Lord Beaconsfield. Ein Charakterbild (Berl. 1879);
Hitchman, the public life of the Earl of Beaconsfield (3. Aufl., Lond.
1885);
Cucheval-Clarigny, Lord et sons temps (Par. 1880);
Ewald, The Right Hon. Benj. D. Earl of and his
times (2 Bde., Lond. 1882);
Althaus in «Engl. Charakterbilder» (2 Bde.,
Berl. 1870) und im «Neuen Plutarch», Bd. 9 (Lpz.
1882);
J. A. Froude, The earl of Beaconsfield (Lond. 1891).
(spr. bihmin-), Marktflecken in der engl. Grafschaft Dorset, 10 km im N. von Bridport, mitten in einer landwirtschaftlich
reichen Gegend, hat (1891) 3020 E., Sackleinwand- und Töpferwarenfabrikation.
Vereinigungen zur Förderung der Interessen des Beamtenstandes nach dem Grundsatze der Gegenseitigkeit
und Selbsthilfe. Ihre Wirksamkeit zur Erreichung dieses Zwecks erstreckt sich vornehmlich auf den Betrieb
der Invaliditäts-, Kranken- undLebensversicherung zu Gunsten ihrer Mitglieder, auf Gewährung von Darlehen an die letztern
und auf Beförderung der Sparsamkeit unter denselben. Nebstdem bilden humanitäre Zwecke ihre Aufgabe. Die bedeutendsten dieser
Vereine sind: der Erste allgemeine Beamtenverein der Österreichisch-Ungarischen Monarchie in Wien, gegründet
1864, seiner Entwicklung nach der bedeutendste und zugleich Vorbild für die später entstandenen.
Der Verein erbaute in Währing bei Wien, in Graz
[* 89] und in BudapestWitwen- und Waisenhäuser, giebt ein Wochenblatt, die «Beamten-Zeitung»,
und ein litterar. Jahrbuch, die «Dioskuren»
[* 90] (seit 1871),
heraus. Der Preussische Beamtenverein in Hannover,
[* 91] gegründet 1875, giebt die «Monatsschrift für Deutsche Beamte» (Grünb. 1877 fg.) heraus. Zu 'sGravenhage in den
Niederlanden besteht ein Beamtenverein De Vereenigung «Eigen Hulp», welcher eine Wochenschrift in Haarlem
[* 92] herausgiebt.– Über dasWarenhaus für Deutsche Beamte sowie über den Deutschen Privat-Beamten-Verein s. diese Artikel.
(spr. bihrd),GeorgeMiller, amerik. Arzt, geb. zu Montville (Connecticut), praktizierte seit 1865 zu
Neuyork, wo er seit 1868 am College of
physicians and surgeons Vorlesungen über Neuropathologie und Elektrotherapie hält.
Er starb daselbst B.s Arbeiten betreffen vorwiegend Elektrotherapie sowie Nerven- und Geisteskrankheiten. Unter seinen
Schriften sind hervorzuheben: «Our home physician» (1869),
«Eating and drinking» (1871),
«Stimulants and narcotics»
(1871),
«Medical and surgical uses of electricity» (1871; 2. Aufl.
1875),
«The scientific basis of delusions» (1877),
«The psychology of Spiritism» (1878),
«Nervous exhaustion, neurasthenia» (1880; deutsch nach der 2. Aufl.
Lpz. 1881),
«Problems of insanity» (1880),
«American nervousness with its causes and consequences» (1881),
«Seasickness, its
symptoms, nature and treatment» (1881),
«The case of Guiteau, a psychological study» (1882),
«Sexual neurasthenia» (1884; deutsch Wien 1885). ^[]
südl. Grenzlandschaft Frankreichs, ungefähr 4500 qkm groß, die dem östl. Teile des Depart. Basses-Pyrénées
entspricht und das Land zwischen dem Hochgebirge und der Gave de Pau
[* 94] einnimmt. Das Klima ist gesund, auf
guten Bergweiden gedeiht treffliche Vieh-, besonders Pferdezucht.
[* 95] Die Terrassen der steilen Thäler und Hügel sind mit Reben
geschmückt; in den Ebenen gedeiht Mais, auf den Bergstrichen ist der Flachsbau weit verbreitet. Der Béarner betreibt eifrig
den Bergbau
[* 96] (Eisen),
[* 97] Viehzucht
[* 98] und Leinwandmanufaktur.
Zahlreich wandert die Bevölkerung alljährlich in die Umgegend, nach Navarra und Catalonien, um Arbeit
zu suchen. Die Landessprache ist, seitdem sich hier im 6. Jahrh. die Vasconen festgesetzt hatten, die baskische, seit der
Revolution 1789 allerdings immer mehr vom Französischen verdrängt. Die Hauptstadt ist Pau (s. d.). – Unter den
Merowingern gehörte Bearn zur Gascogne, dann setzte Ludwig der Fromme 819 eigene Vicomtes ein, die gewöhnlich
Centullus oder Gaston hießen.
Unter ihnen zeichnete sich Gaston Ⅴ. (1088–1130) aus, einer der Helden des ersten Kreuzzugs, der dann nach seiner Rückkehr
im Dienste
[* 99] Alfons' Ⅰ. von Aragon Saragossa
[* 100] erwarb. Nachdem 1134 der Mannsstamm der alten Vicomtes erloschen
war, lief das Land Gefahr, die Unabhängigkeit zu verlieren, indem Marie, die Tochter des letzten, 1170 Alfons Ⅱ. von Aragon
zum Lehnsherrn erklärte. Die empörten Béarner widersetzten sich und wählten nach manchen Zwischenfällen einen Sohn der
vertriebenen Marie, der als Gaston Ⅶ. bis 1215 trefflich die Regierung führte.
Sein Enkel Gaston Ⅷ. herrschte bis 1290; durch seine Tochter Margarete, die mit Roger Ⅶ. von Foix
vermählt war, kam an die Grafen von Foix. Seitdem gehörte das Land mit Foix und Navarra nacheinander den Häusern Foix,
Grailly und Albret. Johanna von Albret, die Erbin ihres Hauses, heiratete 1548 Anton von Bourbon und hinterließ 1572 als
Erben ihren Sohn, den spätern Heinrich Ⅳ. von Frankreich. Durch diesen, spottweise der Béarner genannt, kam an Frankreich,
mit dessen Krone es 1620 vereinigt wurde. Seitdem begann auch die Unterdrückung des Protestantismus, der seit 1560 in Bearn herrschend
war. –
Vgl. Bordenave, Histoire de et Navarre (hg. von Raymond, Par. 1873);
Bourdeau, Ancienne Gascogne
et Bearn (2 Bde., 1861–62);
Rivarez, Chansons et airs populaires de Bearn (Par. 1844).