Heiligtum, darunter die berühmte der Korkeiche (Ermita del Alcornoque), in deren ausgehöhltem
Stamm ein
Eremit hauste. Seit
Aufhebung der Klöster ist das
Thal
[* 2] verödet. In
Spanien
[* 3] sagt man von einem groben
Menschen er sei «in Batuecas erzogen».
eine zum niederländ.
Ostindien
[* 4] gehörende Inselgruppe, unter 1° 12' südl.
Br. bis
zum
Äquator und dem 98.° östl. L., besteht aus einer größern und einer Anzahl kleinerer
Inseln. Die Batu-Inseln, malaiisch Pulo
Batu, bilden ein
Glied
[* 5] der Inselreihe, welche sich zwischen 4° südl. und 3° nördl.
Br. von Engano bis Simalu
(Babi) fast immer in gleicher Entfernung von der Westküste vonSumatra hinzieht.
In administrativer Hinsicht gehören die Batu-Inseln zu der unter einen Assistentresidenten gestellten
Abteilung Ajer-Bangis und Rau
der sog. zu dem Gouvernement «Westküste von
Sumatra» gehörenden Residentschaft der «Padangschen Unterlande»
(«Padangsche Benedenlande»).
Die Batu-Inseln, zusammen 1117 qkm groß, sind sehr gering bevölkert (etwa 3000 E.), die Hauptinsel
Massa (mit 413 qkm)
und andere größere, wie Balla und Pingi, fast gar nicht. Die Bewohner sind Malaien, stehen aber auf einer sehr niedrigen
Stufe der Kultur und haben teilweise noch nicht den
Islam angenommen. Haupterzeugnis und wichtigster Ausfuhrartikel ist Kokosöl.
1)
Bezirk im
SW. des russ.-transkaukas. Gouvernements Kutais, hat 3045,1 qkm mit (1894) 47 116 E., meist
Georgiern, dann Lasen, Kurden,
Russen, wenig
Türken und
Abchasen, die
Acker- und
Gartenbau, Viehzucht,
[* 7] Fischerei
[* 8] und
Handeltreiben.
- 2) Bezirksstadt im
Bezirk und Hafenstadt am südöstl. Ufer des
SchwarzenMeers, 30 km nordnordöstlich der türk. Grenze,
unweit der Mündung des
Flusses Tschoroch, im Hintergründe einer
Bai, die den besten Ankerplatz der Ostküste
bildet, an der Eisenbahn Batum-Samtredi-Tiflis, hat (1892) 19 891 E., in Garnison 1
Bataillon Festungsartillerie, 1 russ., 1 griech., 1
armenische Kirche, 3 Moscheen,
eine Filiale der
Russischen Reichsbank, 10 Fabriken für Petroleumbehälter (Holzkisten und
Blechdosen).
Westlich der Stadt dehnen sich die großen Petroleumniederlagen der
«Kaspischen und
SchwarzenMeer-Naphthaproduktions-
und Handelsgesellschaft» Rothschild frères in
Paris
[* 9] aus, von denen das Petroleum auf Cisternenschiffen (Trunksteamer) weiter
verfrachtet wird. (S.
Baku.) Die Ausfuhr an Petroleum und Naphthaprodukten überhaupt betrug (1893) 53,8 Mill. Pud; dazu kommen 20 579 Pud
Mais, 1685 Pud
Salz,
[* 10] 493 420 Pud
Manganerz, 1,11 Mill. Pud SüßholzWurzeln, 309 063 Pud Schaffelle u. a.,
insgesamt 61,60 Mill. Pud.
Unter den eingeführten Waren, im ganzen 3,7 Mill. Pud, stehen voran: Holz
[* 11] und
Bretter (2 349 799 Pud),
Cement und Baumaterial
(360 693 Pud),
Eisen,
[* 12] Eisenwaren und
Maschinen (179 302 Pud),
Chemikalien undMineralien
[* 13] (455 385 Pud), Lebensmittel
(51 759 Pud). Der Schiffahrtsverkehr umfaßte (1893) 1474 Schiffe
[* 14] mit 1,17 Mill. t, davon 1056 Dampfschiffe mit 1,02 Mill.
t. Batum ist Sitz eines Vicegouverneurs, eines Hafenkommandanten, der Konsuln von
Großbritannien,
[* 15]
Belgien,
[* 16]
Frankreich,
Italien
[* 17] und der
Türkei,
[* 18] eines deutschen und eines österr.-ungar. Vicekonsuls. - Batum, im
AltertumBathys, unter Justinian Petra, im Mittelalter Bati, im 17. Jahrh. Bathumi genannt, war
zuerst eine röm. Militärstation, gehörte später den Fürsten von
Gurien, von Anfang des 17. Jahrh. bis 1878 den
Türken,
die es zuletzt stark befestigten. Im
Kriege von 1878 wurde es nicht erobert, sondern durch denBerliner Kongreß
[* 19] den
Russen zugesprochen sowie nach
Abzug der
Türken als
Freihafen erklärt, welche
Stellung jedoch
Rußland im Juli 1886 aufhob.
Im
Besitz der
Russen war Batum zunächst Hauptstadt des Gebietes Batum, das aus den heutigen
Bezirken und
Artwin bestand und 1888 dein
Gouvernement Kutais einverleibt wurde. Batum begann sich zu heben, als es 1855
Station der russ. Dampfschiffe
wurde, insbesondere seit dem Anschluß an die
Transkaukasische Eisenbahn (1883). -
Vgl. Mourier, Batoum et le bassin de Tschorok
(Par. 1887).
(Bourg de Batz). 1) Halbinsel nördlich von der Loiremündung, zum Depart.
Loire-Inférieure gehörig, mit den 3 Gemeinden Le
[* 20] Croisic, und Pouliguen. Durch Meereseinschnitte und Salzsümpfe vollständig
vom Festlande losgelöst, bildet sie eine kleine Welt für sich. Die Bewohner glauben von skandinav.
Seeräubern abzustammen und sind ein großer, schlanker, blonder Menschenschlag mit eigenen
Sitten und Gebräuchen und gelten
für besonders ehrlich. - 2) Ort im Kanton
[* 21] Le Croisic,
Arrondissement St.
Nazaire des franz. Depart. Loire-Inférieure
in der
Bretagne, nördlich vom
Ausfluß
[* 22] der Loire in den Atlantischen Ocean, 21 km westlich von St.
Nazaire, 82 km westlich
von Nantes,
[* 23] an der Linie
(Paris-)
Tour-Nantes-St.
Nazaire-Le Croisic der
Franz. Orléansbahn, hat (1891)
1372, als Gemeinde 2569 E., welche mit Ausbeutung der nahen Salzsümpfe beschäftigt sind (jährlich 17000000 kg) und die
Tracht aus der Zeit
Heinrichs IV. und andere Eigentümlichkeiten bewahrt haben. Die
Kirche des Ortes mit einem 60 m hohen
Turm
[* 24] aus Granit dient den Schiffern als Landmarke. Am
Meere steht ein kelt. Steinmonument
(Menhir). - 3)
Insel
an der Nordküste der
Bretagne, im franz. Depart.
Finistère, s.
Bas.
Silberscheidemünze, soll zuerst gegen Ende des 15. Jahrh. in Bern
[* 25] geprägt und
nach dem
Bären oder «Bätz» im Wappen
[* 26] dieses Kantons genannt sein. Die Batzen fanden
schnell
Verbreitung in derSchweiz
[* 27] und im südwestl.
Deutschland,
[* 28] wurden aber später nur noch in dem erstern
Lande, und zwar in den einzelnen Kantonen verschieden geprägt. Man rechnete auf den Gulden 15 Batzen, also den
Batzen zu 4 Kreuzer, und auch in den süddeutschen
Staaten, welche Guldenrechnung hatten, blieb die Benennung bis auf die neuere
Zeit (namentlich beim Eierhandel) im Gebrauch.
Das frühere Drittelgulden- oder Zwanzigkreuzerstück des
Konventionsfußes (das sog.
Kopfstück) hieß in Süddeutschland
Sechsbätzner, weil es im 24-Guldenfuße 6 Batzen = 24 Kreuzer galt. Das halbe
Kopfstück nannte man dort Dreibätzner. Der ältere
schweiz.
Franken wurde in 10 Batzen zu 10 Rappen eingeteilt; das Münzgesetz von 1850, das den franz.
Münzfuß für die ganze
Schweiz einführte, hat die Zwischenstufe Batzen nicht aufgenommen. Der Batzen entspricht etwa 11½
Pf. Reichswährung.
die zur Leitung und Beaufsichtigung von öffentlichen Bauten bestimmte staatliche oder städtische Behörde
(Land- oder Stadtbauamt). Letzterer liegt in der Regel auch die Beaufsichtigung von Privatbauten in baupolizeilicher Hinsicht
ob. Während in kleinen Städten und auf dem Lande meist ein Regierungsbeamter (Landbau- oder Brandversicherungsinspektor) die
Baubehörde für den Privatbau vertritt, haben größere Städte in der Regel ihr eigenes Bauamt, dessen Einrichtung, Obliegenheiten
und Befugnisse sehr verschieden sein können. Im allgemeinen fordert man vom Baubeamten (s. d.)
mehr eine vollkommene technische als eine künstlerische Bildung.
Das hat nicht nur die eingereichten Pläne für Neubauten darauf hin zu prüfen, ob sie den Gesetzen der Haltbarkeit, Gesundheitslehre
und Schönheit genügen, und dann die Erlaubnis zum Bauen (Baubewilligung, Baugenehmigung) zu erteilen, sondern auch während
des Baues durch regelmäßige Prüfungen für genaue Einhaltung der genehmigten Pläne, auf gute Materialien
und kunstgerechte Ausführung zu achten, mithin eine große Umsicht in allen technischen Dingen zu bekunden.
Daher müssen sich die Baubeamten in fast allen deutschen Staaten schwierigen Prüfungen unterziehen. (S. Technische Staatsprüfungen.)
Die städtischen Bauamt gliedern sich gewöhnlich in die Bauverwaltung (in größern Städten getrennt in
die Abteilungen für Hochbau- und Tiefbauverwaltung) und die Baupolizei; ihr Personal wird aus einem Stadtbaurat oder Stadtbaudirektor,
einem Stadtbaumeister, Bauinspektor, Assistenten u. s. w. gebildet. Auch die verschiedenen
Ministerien eines Staates und ihre Abteilungen (Militär-, Land-, Wasser-, Straßen-, Eisenbahnbau
[* 33] u. s. w.) haben gewöhnlich
ihre eigenen Bauamt, welche die Ausführung und Instandhaltung der in ihr Wirkungsgebiet einschlagenden
Baulichkeiten zu besorgen haben. (S. Baupolizei, Bauordnung, Baurecht.) Durch die Gründung eines eigenen Ministeriums für
öffentliche Arbeiten ist in Preußen
[* 34] ein höchstes Bauamt geschaffen, dem als dritte Abteilung die «Verwaltung des Bauwesens», ferner
die Akademie des Bauwesens, die Prüfungskommission, ferner aber auch dasBerg-, Hütten-und Salinenwesen wie
die Eisenbahnen unterstehen. Doch haben auch der königl. Hof
[* 35] und mehrere andere Ministerien wie die Provinzialbehörden ihre
eigenen Bauamt. - Die offizielle Zeitung der preußischen Bauamt ist das «Centralblatt der Bauverwaltung»
(Berlin).
[* 36]
[* 32] die durch den Baumeister oder durch den Architekten ausgeführte schriftliche Zusammenstellung aller derjenigen
Arbeiten und Kosten, die durch die Ausführung eines Baues mutmaßlich erwachsen werden. Man unterscheidet
generellen und speciellen Bauanschlag. Beim generellen Bauanschlag kommt es darauf an, ungefähr den Preis eines zu errichtenden Bauwerkes kennen
zu lernen. Der kürzeste Weg hierzu ist, daß man die Grundfläche ähnlicher, fertig gestellter Bauwerke ausmißt und
durch
Dividieren mit der Zahl der gefundenen Quadratmeter in die Baukostensumme den Preis eines Quadratmeters
feststellt.
Dieser Einheitspreis, multipliziert mit der Zahl der Quadratmeter-Grundfläche des neuen Baues, wird ungefähr den Bauanschlag für
letztern ergeben. So berechnet sich z. B. aus nachstehendem Gebäudegrundriß der Flächeninhalt
der sog. bebauten Grundfläche, indem man die schraffierte Fläche in die einfachen mathematischen
[* 32]
Figuren
zerlegt und die einzelnen Inhalte addiert. Man erhält als gesamte bebaute Grundfläche: 9,0·6,0 + 15,0·14,0 + 3,0·0,5
+ 1,0·(4.0 + 3.0)/2 = 269 qm. Diese hat man nur noch mit dem auf die oben angegebene Weise gefundenen Einheitspreis zu multiplizieren,
um sehr einfach zu den gesuchten Baukosten zu gelangen.
Hierbei ist zu bemerken, daß solche Beispiele als Grundlage für den Bauanschlag gewählt werden müssen, welche 1) in der Anlage eng
mit dem Neubau verwandt sind, 2) in einer Zeit mit ungefähr gleichen Einzelpreisen und 3) unter gleich sachkundiger
und gleich gewissenhafter Bauleitung entstanden, wie sie für den Neubau zu erwarten ist. Findet man ein
ähnliches Bauwerk nicht, so kann man mit noch immerhin begründeter Hoffnung auf ungefähre Richtigkeit auch Bauwerke zur
Vergleichung heranziehen, die wesentliche Verschiedenheiten zeigen. Dies kann bei solchen von ungleicher Zahl von Stockwerken
dadurch geschehen, daß man als die Einheit den Kubikinhalt wählt, wobei zu bedenken ist, daß niedrigere
Bauten verhältnismäßig teurer sind als hohe; denn sie brauchen gleich jenen Grundbau
[* 37] und Dach.
[* 38]
^[Abb.]
Um diese Verschiedenheiten beurteilen zu können, empfiehlt sich die vom Baumeister und Taxator Roß zuerst angewendete Methode,
für jeden Bauteil (Keller, Geschoß,
[* 39] Dachboden) einen besondern Einheitspreis einzuführen, entweder pro Quadratmeter
Grundfläche oder pro Kubikmeter Inhalt. Diese Einheitspreise sind für:
Für verbündetes Mauerwerk und Hausteingewände kann man die Mehrkosten dadurch in Anrechnung bringen,
daß man die darin befindlichen Öffnungen mit 3,00 und 5,00 M. veranschlagt.
Ist der Dachboden bewohnbar, so kostet er 4,00 bis 6,00 M. pro Quadratmeter oder 2,00 bis 3,00 M. pro
Kubikmeter mehr.
Die Einheitspreise pro Kubikmeter des Kellers und der Geschosse ergeben sich aus der Division der angeführten Preise pro Quadratmeter
durch die beistehenden Höhenmaßzahlen.
Besondere den Wert erhöhende Anlagen, wie Balköne, Erker, Freitreppen u. s. w., werden durch Pauschalzuschläge
in Rechnung gebracht. Einfriedigungen, Brunnen,
[* 41] Hofpflasterungen, Bürgersteige u. s. w. müssen gesondert veranschlagt werden.
Zu bemerken ist noch, daß in den angeführten Einzelpreisen schon das Honorar an den Architekten für die Ausarbeitung der
Entwurfs- und Werkszeichnungen, für die Bauleitung sowie für Anschläge und Rechnungslegung mit einbegriffen ist.
Ein nach obiger Methode durchgeführter genereller Voranschlag liefert auch in Fällen, wo die einzelnen
Gebäudeteile sehr verschiedene Bauart zeigen, einen ungefähren Begriff von der zu erwartenden Bausumme. Auch werden generelle
Bauanschlag oft auf Grund flüchtiger Skizzen angefertigt.
Eine völlig sichere Vorausberechnung der Baukosten gelingt jedoch nur mittels eines speciellen Bauanschlag. Dieser kann nur
durchgeführt werden auf Grund ganz durchgearbeiteter Baupläne (Grundrisse aller Stockwerke, Schnitte, Facaden, Balkenlagen,
Profilzeichnungen der Gesimse u. s. w.), die Aufstellung des Bauanschlag geschieht dadurch, daß man alle die verschiedenen beim Hausbau
in Betracht kommenden Arbeiten der einzelnen Gewerke (Maurer, Zimmerer, Schlosser, Klempner u. s. w.) für
sich berechnet und die so gewonnenen Einzelposten addiert.
Diese Verechnungsweise steht auch in einem gewissen Einklang mit den Rechnungsabschlüssen. Da die einzelnen Arbeiten in der
Regel pro Kubikmeter oder Quadratmeter der betreffenden Bauteile vergeben werden, so müssen aus den Zeichnungen alle Maße
ersichtlich sein, die zu den entsprechenden Raum- oder Flächenberechnungen nötig sind. Damit Mißverständnissen vorgebeugt
wird, muß am Kopf der Bauanschlag eine genaue Baubeschreibung gegeben werden
sowie der Hinweis auf die Pläne,
die dem Bauanschlag zu Grunde lagen. Ein specieller Bauanschlag enthält folgende Hauptpunkte, über die
bezüglich der Kosten die gleichlautenden Einzelartikel Auskunft geben.
Unter diesem Posten rechnet man die zu zahlenden Honorare an den Arckitekten, Kosten der Baubewilligung, Trinkgelder, Richtfest
für die Arbeiter u. s. w. bauanschlag. Für unvorgesehene Fälle. Es ist Gebrauch, für
diese 5-10 Proz. der Bausumme einzusetzen. Nicht im B. aufgenommen sind jene
Störungen des Betriebes, welche durch höhere Gewalt herbeigeführt werden. Wer von den beiden Kontrahenten für solche
aufzukommen hat, müßte jedesmal Sache vorhergehender Besprechungen sein.
Unter diese Fälle rechnet man neuerdings neben zerstörenden Naturerscheinungen auch die Arbeitseinstellungen und die durch
sie bewirkten plötzlichen Steigerungen der Preise. Im B. sollte alsbald festgestellt werden, wie die
Kontrahenten ihrerseits sich zu solchen Vorkommnissen verhalten wollen. Außerdem macht noch die Erwerbung des Baugrundes,
der Zinsenverlust an den Baugeldern und der Verlust, der bei nicht sofortiger Vermietung einzelner Teile des Hauses eintritt,
Beträge aus, die der Bauherr bei Aufstellung eines in Berücksichtigung zu ziehen hat.
Litteratur. Schwatlo, Handbuch zur Beurteilung und Anfertigung von Bauanschlag (9. Aufl., Karlsr.
1890);
G. Bentwitz, Das Veranschlagen von Hochbauten nach der vom Ministerium für öffentliche Arbeiten erlassenen Anweisung
(Berl. 1883);
J. Manger, Hilfsbuch zur Anfertigung von Bauanschlag (2 Tle., 4. Aufl., ebd. 1878-84);
F. W. Roß,
Leitfaden für die Ermittelung des Bauwertes von Gebäuden (Hannov. 1888).
im allgemeinen der in einem Dienstverhältnisse zum Staate, zu einem Provinzial- oder Kreisverbande, zu
einer städtischen oder auch größern ländlichen Gemeinde stehende Architekt, Bauingenieur, Maschinenbau- oder Schiffsbauingenieur.
Der preuß. Staat teilt seine in königl. Regierungsbauführer, königl.
Regierungsbaumeister, Bauinspektoren und Bauräte ein. Die Regierungsbauführer (s. Technische Staatsprüfungen) sind gleich
den Referendarien in der praktischen Ausbildung begriffene angehende Beamte, die nach Ablegung der Staatsprüfung als Regierungsbaumeister
in die Rangklasse der Assessoren einrücken und alsdann zu besondern Bauleitungen oder als Hilfsarbeiter
in den Amtsstuben beschäftigt werden. Nach oft zehnjähriger Wartezeit kommen sie als Bauinspektoren zur festen Anstellung
und erhalten gewöhnlich einen mit großen Machtbefugnissen ausgestatteten, örtlich begrenzten Wirkungstreis zur Verwaltung.
Je nach der Fachrichtung und Thätigkeit werden unterschieden Wasserbauinspektoren bei
¶
der allgemeinen Bauverwaltung und den Strombaubebörden, Meliorationsbauinspektoren in der landwirtschaftlichen Verwaltung,
Eisenbahnbau- oder Eisenbahnbau- und Betriebsinspektoren bei den Eisenbahnbehörden, endlich Landbauinspektoren als technische
Mitglieder der königl. Regierungen oder Kreisbauinspettoren als Lokalbeamte.
In ähnlicher Weise giebt es bei den deutschen Reichsbehörden kaiserl. Marinebauführer, Marinebaumeister
und Marineinspektoren, ferner Post- und Garnisonbauinspektoren, bei den Provinzialverwaltungen Landesbauinspektoren,
auch Landesoberbauinspektoren an den Centralstellen mit erweiterten Machtbefugnissen, bei den Stadtgemeinden Stadtbauinspektoren.
Die Kreisverbände dagegen, kleinere Städte und größere Landgemeinden, wie die Vororte um Berlin, auch große Städte für
eine den Bauinspektoren nachgeordnete Klasse von Baubeamten, sowie die meisten rhein. Städte halten an der Bezeichnung Baumeister
fest in Kreis-, Gemeinde- und Stadtbaumeister. Diese Beamten gehen zum Teil auch aus den Regierungsbaumeistern
hervor, vielfach jedoch auch aus anders vorgebildeten Technikern. Eine dem Meliorationsbauinspektor untergeordnete Beamtenklasse
stellt der Wiesenbaumeister dar.
Im Königreich Sachsen
[* 46] kommen neben Regierungsbaumeistern und Bauinspektoren noch Landbaumeister als Staatsbeamte vor. Der
höchste Baubeamte heißt Oberlandbaumeister. In Bayern
[* 47] giebt es außer Regierungsbaumeistern Bauamtsassessoren,
Bauamtmänner und Kreisbauassessoren.
In den meisten Ländern deutscher Zunge bezeichnet der TitelBaurat den einer königl. Regierung, einer Eisenbahnbehörde, einem
Magistrat, einem Provinzialverbande zugeordneten bautechnischen Sachverständigen, bei den kollegialisch organisierten Behörden
als stimmberechtigtes Mitglied. Hieraus ergeben sich die Bezeichnungen Regierungs- und Baurat, in Bayern
Kreisbaurat und Generaldirektionsrat genannt, Stadtbaurat, auch Oberbaurat und Baudirektor genannt, und Landesbaurat.
Ferner Intendantur- und Baurat, Postbaurat, Marinebaurat bei deutschen Reichsämtern und in der Armeeverwaltung. Die Häupter
der preuß. Eisenbahnbetriebsämter und der österr. Betriebsdirektionen heißen Betriebsdirektoren.
Im gleichen Range stehen in Preußen die Eisenbahndirektoren als Mitglieder der Direktionen oder Vorsteher
von Werkstätten. Bei den Eisenbahndirektionen führen die technischen Abteilungsdirigenten den Titel Oberbaurat mit dem Rang
der Oberregierungsräte; in Österreich
[* 48] wird dafür Baudirektor gesagt. Auch die kaiserl. Marine hat Oberbauräte.
Die vortragenden Räte in den Ministerien werden geheime Bauräte, geheime Oberbauräte und als Abteilungsdirigenten der Ministerialdirektoren
Oberbaudirektoren genannt. In Österreich giebt es dafür Hofräte, Titel, die in Preußen nur den Technikern
des königl. Hofs als Hofbauräte erteilt werden. Auch diese haben wieder Hofbauinspektoren unter sich.
Während in Deutschland die Baubeamter fast durchgängig den allgemeinen Verwaltungsbehörden zugeteilt sind, erscheinen sie
im Auslande vielfach zu besondern selbständigen Baubehörden verbunden, vorzugsweise die Ingenieure. Die
Körperschaften derselben sind häufig militärisch organisiert, in den Vereinigten Staaten
[* 49] von Amerika
[* 50] im Korps der Ingenieure,
sowie in Schweden
[* 51] in den Korps der Wege- und Wasserbauingenieure, der
Meeresingenieure und der Leuchtturmingenieure, sogar
mit Benutzung rein militär. Titulaturen. Eine straffe Centralisation haben die staatlichen Architekten in den Vereinigten Staaten
von Amerika unter dem Baukommissar (Supervising Architect). In Italien und Spanien sind die Baubeamter nach franz.
Muster gegliedert. (S. Ingenieur.)
die Vorteile und Unterstützungen, welche der Staat denjenigen angedeihen läßt, die sich in neuangebauten
Gegenden oder in Städten, die man in Aufnahme bringen will, anbauen, an wüsten Plätzen alter Städte gute
neue Gebäude errichten, an Stelle hölzerner Häuser steinerne bauen u. s. w. Die Baubegnadigungen bestehen
in Freiheit von Abgaben und Lasten auf gewisse Zeit, unentgeltlichem Bezug von Baumaterial, oft auch in Geldunterstützungen,
Darlehnen zu niederm Zinsfuß u. dgl.
in der orphischen Dichtung der Griechen die Frau des Dysaules aus Eleusis, die die trauernde
Demeter
[* 52] aufnimmt und durch ihre cynischen Späße erheitert. In Goethes«Faust» tritt in der Walpurgisnacht «die alte Baubo» unter
den Hexen auf.
[* 53] oder Unterleib (Abdomen), die größte der drei Eingeweidehöhlen des tierischen und menschlichen Körpers, welche
zwischen der Brust und dem Becken liegt und die Baucheingeweide (Verdauungsorgane, Harn- und Geschlechtsorgane)
enthält. Ihre vordere und seitliche Wand bilden die Bauchmuskeln; ihre hintere die Wirbelsäule und die Bauch- und Lendenmuskeln.
Nach oben wird die Höhle durch das Zwerchfell von der Brusthöhle getrennt, und nach unten ruht sie auf dem Becken und geht
in die Beckenhöhle über.
Äußerlich unterscheidet man am Bauch drei Hauptgegenden: die Oberbauchgegend (regio epigastrica), welche von den Knorpeln
der sechs untern Rippen begrenzt wird;
ihre Mitte bildet die Magengrube, unrichtig Herzgrube, ihre Seiten das rechte und linke
Hypochondrium;
die Mittelbauchgegend (regio mesogastrica), die von den Lendenwirbeln und Bauchmuskeln eingeschlossen ist;
ihre
Mitte bildet die Nabelgegend mit dem Nabel, an den Seiten liegen die Hüftgegenden und nach hinten die
Lendengegenden zu beiden Seiten;
den seitlichen untern Teil bilden die Leistengegenden, den mittlern die Schamgegend oder der Schoß,
die untere Gegend der Damm (perinacum) und den hintern Teil die Kreuzgegend.
Von besonderm Interesse ist
die Anordnung der Bauchmuskeln, die zum Schutze und zur Unterstützung der Baucheingeweide dienen und eine Reihe wichtiger physiol.
Funktionen zu verrichten haben. In der Mittellinie des Bauch verlaufen als breite bandförmige Streifen die beiden geraden
Bauchmuskeln (s. Tafel: Die Muskeln
[* 54] des Menschen,
[* 45]
Fig. II, 31) vom untern Ende des Brustbeins nach dem obern Schambeinrand;
nach
außen von diesen die beiden äußern schiefen Bauchmuskeln, die von den acht untern Rippen entspringen und nach abwärts
verlaufend sich an eine in der Mitte des Bauch befindliche sehnige Haut,
[* 55] die sog. weiße Linie oder linea
alba, ansetzen;
unter ihnen verlaufen die beiden innern schiefen Bauchmuskeln
[* 45]
(Fig. II, 32), vom Hüftbeinkamm entspringend,
aufwärts gegen die Mittellinie des Bauch zu;
die unterste Schicht endlich bilden die beiden queren Bauchmuskeln,
¶
mehr
welche von den sieben untern Rippen entspringen und quer nach der Mittellinie des Bauch zu verlaufen, wo sie sich
mit einer sehnigen Fortsetzung an die linea alba anheften. Durch die kräftige Zusammenziehung dieser Bauchmuskeln sowie durch
den Verschluß der Stimmritze nach einer vorausgegangenen tiefen Einatmung (sog. Bauchpresse) wird ein starker
Druck auf die Baucheingeweide ausgeübt, der als wichtiges Austreibungsmoment bei Stuhlentleerung, Harnlassen und als Geburtsmechanismus
in Betracht kommt und auch bei Erbrechen und forcierter Ausatmung wirksam ist.
Die Bauchhöhle ist beim Weibe größer als beim Manne behufs der Empfängnis und Austragung des Kindes; sie wird inwendig
ausgekleidet durch das Bauchfell (s. d.). Die Lagerung der Eingeweide
[* 57] in der Bauchhöhle ist im allgemeinen
folgende: in der Mitte der Oberbauchgegend liegt der Magen, im rechten Hypochondrium die Leber, im linken die Milz;
in der Nabelgegend
der Dünndarm, in der Hüft- und Lendengegend der Dickdarm, in der Nähe der Lendenwirbel die Nieren;
in der Unterbauchgegend
in der Mitte die Blase und dahinter bei Frauen die Gebärmutter
[* 58] sowie der Mastdarm auf dem Kreuzbein. (S. Tafeln: Die Baucheingeweide
des MenschenI, II.) Die Bauchhöhle ist nicht überall ganz geschlossen, sondern ihre Wandungen besitzen mehrere Durchtrittsöffnungen
für verschiedene Organe;
im Zwerchfell Öffnungen für die großen Blutgefäße und die Speiseröhre,
in der vordern Bauchwand den Leistenkanal für den Samenstrang, durch den die Leistenbrüche hervortreten, und den Schenkelkanal,
der Veranlassung zu den Schenkelbrüchen geben kann, endlich am Boden der Beckenhöhle verschiedene Öffnungen für Gefäße
und Nerven
[* 59] sowie für den After und die Harnröhre.
Bauchbruch (Hernia ventralis), ein Eingeweidebruch, bei welchem das Eingeweide nicht durch eine der natürlichen Bruchpforten,
sondern an einer beliebigen andern Stelle der Bauchwand hervortritt.
(spr. boscheh), François, franz. Hippolog, geb. 1796 zu
Versailles,
[* 60] war Leiter einer Privatreitbahn in Paris. Er veröffentlichte ein neues System der Abrichtung
des Pferdes und der Reitkunst, welches das Pferd
[* 61] zum willenlosen Werkzeuge
[* 62] in der Hand
[* 63] des Reiters machen sollte. Unter Napoleon
III. erhielt Baucher eine Anstellung am kaiserl. Marstall. Er starb zu Paris. Seine Werke sind: «Dictionnaireraisonnéd’équitation» (2. Aufl., Par. 1849; deutsch Lpz.
1844),
«Dialogues sur l’équitation» (Par. 1843),
«Passetemps équestres» (ebd. 1840) und «Méthoded’équitation basée sur nouveaux principes» (13. Aufl., ebd. 1867; deutsch von Willisen, 4. Aufl.,
Berl. 1852), sein Hauptwerk, das in viele Sprachen übersetzt wurde. Von den Schriften für und gegen das
System B.s sind in Frankreich die von d’Aure, Aubert und Rul, in Deutschland die von Leidler und Seeger zu nennen.
(Peritonaeum), eine dünne, glänzende, feuchte, seröse Haut, welche das Innere der Bauchhöhle auskleidet
und die meisten darin gelegenen Organe teils vollständig (Magen, Darm,
[* 64] Leber, Milz), teils unvollständig (Harnblase, Gebärmutter)
überzieht, so daß sie leicht beweglich und
doch gesondert nebeneinander liegen. Von sämtlichen Unterleibsorganen befinden
sich nur die Nieren ganz außerbalb des Bauchfell. Denkt man sich diese Organe hinweggenommcn, so bildet das Bauchfell einen
großen, völlig geschlossenen Sack mit nach innen vorspringenden Falten, welche, indem sie sich aneinander legen, das
Netz (s. d.) und das Gekröse bilden, durch welches letztere die Gedärme
nach hinten befestigt (gleichsam an einem Tuche aufgehangen) sind.
Für gewöhnlich sondert das Bauchfell eine geringe Menge wässeriger Flüssigkeit ab, welche eben hinreicht, es feucht
und schlüpfrig zu erhalten und dadurch den von ihm überzogenen Organen einen gewissen Grad von Beweglichkeit
zu gewähren. Nimmt die Absonderung dieser Flüssigkeit krankhafterweise zu, so entstehen bisweilen Ansammlungen einer großen
Flüssigkeitsmenge in der Bauchhöhle, welcher Zustand als Bauchwassersucht (s. d.) bezeichnet wird. Nicht selten wird das
Bauchfell von entzündlichen Affektionen befallen. (S. Bauchfellentzündung.)
Unterleibsentzündung (Peritonitis), die Entzündung des die Bauchwand und die Bauchorgane
überziehenden Bauchfells (s. d.). Sie ist meist mit wässerigen oder eiterigen Ausschwitzungen in den Bauchraum verbunden
und betrifft entweder das ganze Bauchfell (allgemeine oder diffuse Bauchfellentzündung) oder nur einzelne Teile desselben (partielle oder cirkumskripte
Bauchfellentzündung). Bei allen Entzündungen des Bauchfells ist die Oberfläche desselben stark gerötet, glanzlos und mit einer dünnen,
gelblichen Lage geronnenen Faserstoffs bedeckt, durch welche die einzelnen Darmschlingen miteinander verklebt sind; in der
Bauchhöhle selbst findet sich eine mehr oder weniger reichliche, oft sehr bedeutende Menge einer trüben, flockigen, bisweilen
rein eiterigen Flüssigkeit.
Die Bauchfellentzündung tritt nur selten infolge von Erkältung, oder unbekannten atmosphärischen Einflüssen auf
(rheumatische Bauchfellentzündung); häufiger entsteht sie nach schweren Kontusionen und Verwundungen des Unterleibs (traumatische
Bauchfellentzündung), ferner durch Fortpflanzung von Entzündungen und geschwürigen Prozessen der Unterleibsorgane auf das Bauchfell, wie dies
bei eingeklemmten Brüchen, bei Kotstauungen, Darmverschlingungen, Entzündungen der weiblichen Geschlechtsorgane, der Leber,
Milz u. s. w. nicht selten vorkommt (fortgeleitete Bauchfellentzündung), sowie
durch Eindringen fremdartiger Substanzen (Darminhalt, Blut, Eiter, Luft u. s. w.) in die Bauchhöhle bei
Zerreißung und Perforation der vom Bauchfell überzogenen Organe, wie z. B. bei perforierenden Magen- und Darmgeschwüren, beim
Durchbruch von Leber- und Milzabscessen und ähnlichen Vorgängen (Perforationsperitonitis).
Weiterhin unterscheidet man noch die tuberkulöse und die krebsige Bauchfellentzündung, bei welcher sich zahllose
kleine Tuberkel- oder Krebsgeschwülste im Bauchfellüberzug bilden und dort durch ihren Reiz chronische
Entzündungszustände unterhalten. Die im Wochenbett auftretende Bauchfellentzündung nimmt ihren Ausgang von der
verletzten Gebärmutterschleimhaut und beruht auf dem Eindringen zahlloser Bakterien und anderer mikroskopischer Pilze
[* 65] in die
entzündeten Gewebe
[* 66] des Genitalapparats. (S. Kindbettfieber.)
Die Bauchfellentzündung gehört in den meisten Fällen zu den gefährlichsten Entzündungen; sie beginnt meist mit mehr
oder weniger hoher Temperatursteigerung und mit heftigen, schon durch leisen Druck auf das äußerste gesteigerten Schmerzen,die
sich nicht selten über den ganzen Unterleib ausbreiten; bald gesellt
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sich hierzu infolge der Lähmung der Darmmuskulatur hartnäckige Stuhlverstopfung und hochgradige Austreibung desUnterleibs
sowie durch Hinausdrängen des Zwerchfells eine oft gefahrdrohende Behinderung der Atmung. Häufig finden sich auch Übelkeit,
Erbrechen und Drang zum Urinlassen. Unter Steigerung dieser Beschwerden tritt, bisweilen schon nach 3-4 Tagen, der Tod ein; erfolgt
Heilung, was nur dann geschieht, wenn es gelingt, die veranlassenden Ursachen zu beseitigen, so lassen
die Schmerzen, die Austreibung des Leibes und das Fieber allmählich nach, und der Kranke kann sich vollständig erholen, doch
bleiben auch nicht selten für das ganze Leben, infolge der stattgefundenen Verwachsungen und Knickungen der Gedärme, die
mannigfachsten Störungen im Unterleibe, habituelle Verstopfung und kolikartige Zustände zurück.
Die Behandlung besteht hauptsächlich in ruhiger Lagerung, in möglichster Beschränkung der Darmbewegungen durch häufig
wiederholte Gaben von Opium oder Morphium sowie durch Beschränkung der Nahrungszufuhr, in örtlichen Blutentziehungen und Anwendung
der Kälte vermittelst Eisbeutel und kalter Kompressen; bei anämischen Kranken, welche die Kälte nicht
vertragen, sieht man oft gute Erfolge von warmen Umschlägen, welche durch Erschlaffung der Hautgefäße eine günstige Ableitung
von den Därmen hervorrufen. Gegen Erbrechen und Durst ist das Darreichen von Eispillen zweckmäßig, gegen den quälenden
Meteorismus das Aussaugen der Darmgase durch ein eingeführtes Mastdarmrohr. In der Rekonvalescenz
ist die Diät noch lange streng zu überwachen. -
oder Ventriloquisten (vom lat. venter, der Bauch, und loqui, reden), solche Personen,
die nicht sowohl durch eine besondere Organisation der Stimmwerkzeuge, als durch eingeübte Fertigkeit Töne und Worte hervorbringen
können, ohne daß sie den Mund wirklich bewegen, und zwar so, daß der Zuhörer glauben muß, die Stimme komme irgendwo anders
her (über das Physiologische vgl. Sievers, Grundzüge der Phonetik, 3. Aufl., Heilbr. 1885). Der Name entstand
aus der irrigen Voraussetzung, daß die Stimme im Bauche gebildet werde.
Die Kunst besteht nur darin, daß der Bauchredner, nachdem er tief eingeatmet hat, langsam und graduiert auszuatmen
und dabei die Luft einzuteilen, den Ton der Stimme aber mittels der Muskeln des Kehlkopfes und besonders
des Gaumensegels so abzuändern versteht, daß die Töne bald aus größerer, bald aus geringerer Ferne zu kommen scheinen.
Übrigens tragen auch Haltung und Richtung des Kopfes sowie die mimische Darstellung viel zur Täuschung bei. Diese Kunst ist
sehr alt;
schon Jesaias gedenkt eines Bauchredner. Die Griechen, die sie für ein Werk der Dämonen hielten, nannten
die Bauchredner Engastrimanten (Bauchwahrsager), auch Eurykliden, nach Eurykles, der zu Athen
[* 69] die Bauchrednerei trieb. -
Vgl. A. de la
Chapelle, Le ventriloque, ou l'engastrimythe (2 Bde., Lond.
1772);
Hardy, Ventriloquism
made easy (neue Ausg., ebd. 1866);
(Laparatomia), die operative Eröffnung der Bauchhöhle, wobei die Bauchdecken und
das Bauchfell mit dem Messer
[* 73] durchschnitten werden, um entweder Verschlingungen der Gedärme zu lösen oder fremde in dieselbe
oder in andere Organe der Bauchhöhle gedrungene Körper daraus zu entfernen, Geschwülste, namentlich größere Geschwülste
des Eierstocks (s. Ovariotomie) zu exstirpieren oder andere Operationen, z. B. den Kaiserschnitt (s. d.), in der Bauchhöhle
vornehmen zu können.
Unter allen Umständen zählt der Bauchschnitt zu den schwierigsten und gefährlichsten Operationen, weil durch das leichte Vorfallen
der Gedärme durch die Wunde hindurch, ferner durch den Zutritt von Luft und Blut in die Bauchhöhle sowie durch die Schwierigkeit
eines genügenden Abflusses der Wundsekrete der Kranke in großer Gefahr schwebt; doch sind in der neuesten
Zeit infolge der sog. antiseptischen Verbände, durch welche die in der Luft enthaltenen fäulniserregenden Substanzen von
der Wunde fern gehalten werden, sowie durch die ausgedehnte Anwendung der sog. Drainage,
[* 74] welche die Verhaltung des Wundsekrets
verhindert, eine Reihe der glücklichsten Erfolge bekannt geworden. Um die Ausbildung der Operationsmethoden
haben sich in EnglandBaker und Wells, in DeutschlandHegar, Veit, Olshausen, A. Martin, Schröder und Sänger, inAmerika Sims
[* 75] Verdienste erworben.
oder Abdominalschwangerschaft (Graviditas extra-uterina), derjenige regelwidrige Zustand der Schwangerschaft,
bei dem die Frucht statt in der zu ihrer Entwicklung bestimmten Gebärmutter in der Bauchhöhle sich entwickelt,
indem das befruchtete Ei
[* 76] entweder unmittelbar aus dem sog. Graafschen Follikel des Eierstocks oder erst nach Zerreißung der
Muttertrompete in die Bauchhöhle gelangte. In der Mehrzahl der Fälle kommt die Frucht nicht zur vollständigen Ausbildung.
Dieselbe stirbt ab und wird von Kalksalzen umlagert und imprägniert (sog. Steinkind, Lithopaedion, welches
oft viele Jahre lang ohne Beschwerden im Leibe der Mutter getragen wird), oder die Frucht löst sich auf und wird mittels Absceßbildung
durch die Bauchwandungen oder die Gedärme nach außen geschafft. Bisweilen wird es aber auch nötig, die Frucht durch den
Bauchschnitt (s. d.) zu entfernen.
oder Pankreas, eine 14 bis 18 cm lange und 3 cm dicke, in der Bauchhöhle unmittelbar
hinter dem Magen quer vor der Wirbelsäule liegende Drüse von länglich-platter Gestalt und 60 bis 100 g Gewicht, deren rechtes,
breiteres Ende der Kopf, und deren linkes, schmäleres der Schwanz genannt wird. Diese Drüse sondert einen
speichelähnlichen, stark klebrigen, alkalischen Saft, den sog. Bauchspeichel (Succus pancreaticus) ab, der sich durch einen
eigenen Ausführungsgang (Ductus pancreaticus s. Wirsungianus) in den Zwölffingerdarm ergießt und für die Verdauung (s. d.)
des aus dem Magen dahin
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