Die Stadt zerfällt in eine alte und eine neue. Die alte Stadt bat das Aussehen einer niederländ.
Stadt des 17. und 18. Jahrh. Großartige
Wohnhäuser
[* 2] erinnern noch an ihre ehemalige Bedeutung als Hauptfitz der europ.
Bevölkerung.
[* 3] Von dieser ihrer ungesunden
Lage wegen verlassen, ist sie gegenwärtig nur noch von Mischlingen, hauptsächlich
portug. Abkunft,
Chinesen (besonders im chines. Kampong), Malaien und Javanen bewohnt und enthält die
Gebäude des
Hafen- und
Zolldepartements, die
Börse, das schöne
Stadthaus, die Javabank, die
Magazine des Gouvernements und der
Niederländischen Handelsgesellschaft,
die
Bureaus und Warenlager aller größern Handelshäuser, eine
Kirche, ein für
Chinesen und ein für Eingeborene
bestimmtes Hospital sowie die Gefängnisse für letztere. Europäer halten sich daselbst nur während der Geschäftsstunden,
von 9
Uhr
[* 4] morgens bis 4
Uhr nachmittags, auf, da der Aufenthalt während einer einzigen Nacht daselbst genügt, um bei ihnen
ein bösartiges
Fieber zu erzeugen. Der fast 4 km lange, Molenvliet genannte Stadtteil verbindet das alte
Batavia
[* 5] mit dem neuen.
Diese neue Stadt besteht aus den Stadtteilen Noordwijk, Reijswijk, Weltevreden, Pasarbaru, Parapatan, Kebonsirib u. a.
Sie ist etwas höher gelegen und sehr weitläufig und mit größter Rücksicht auf die Gesundheit angelegt und macht dadurch,
daß jedes Haus inmitten wohlunterhaltener Gartenanlagen liegt, einen sehr freundlichen Eindruck. Die
Bauart und Einrichtung der meistens einstöckigen, im neuern Villenstil aufgeführten Häuser entspricht den Anforderungen
des
Klimas. An diese Stadtteile schließen sich die von Eingeborenen und
Chinesen bewohnten Vorstädte (Kampongs) an.
Gebäude. Von öffentlichen Plätzen sind das ausgedehnte Konings-Plein und das schöne Waterloo-Plein bemerkenswert.
Auf letzterm befindet sich eine einen Löwen
[* 6] tragende
Säule zur
Erinnerung an die
Schlacht bei Waterloo,
[* 7] ein ehernes Monument für den
General Michiels, der 1849 auf
Bali fiel, und ein
StandbildKoens, des Gründers B.s. Von den öffentlichen
Gebäuden zeichnen sich aus das Regierungsgebäude (Het Palais) mit den Sitzungs- und Empfangssälen des
Rats vonIndien
und den
Bureaus der meisten
Civil- und Militärbehörden, die prot. Wilhelmskirche am Konings-Plein, das Hotel des
Generalgouverneurs.
Schöner und großartiger als alle diese ist das für gesellige Zwecke bestimmte
Gebäude der
Harmonie. In Weltevreden befinden
sich die 1837 erbaute kleine Citadelle Prins Fredrik Hendrik, das
Arsenal, die
Kasernen, das große Militärhospital,
worin aber auch Civilpersonen
Aufnahme finden, die
Artillerieschule, das Gefängnis für Europäer, das
Theater
[* 8] und die Freimaurerloge.
Bildungswesen, öffentliche Anstalten. Lehranstalten sind das Gymnasium Wilhelm III., die Parapatan-Waisenstiftung, fünf
Gouvernements- und viele Privatschulen. Mit dem Militärhospital in Weltevreden ist auch eine
Bildungsanstalt für eingeborene
Ärzte (Doctors Djawa) verbunden. Von öffentlichen Anstalten sind die 1778 gegründete Gesellschaft
für Künste und Wissenschaft mit Museum, die Gesellschaft für ind.
Länder-,
Sprach- und
Völkerkunde, die seit 1850 bestehende
königliche Naturhistorische
Vereinigung, die Gesellschaft für
Landbau und
Industrie, die Handelsgesellschaft und viele Versicherungsanstalten
zu erwähnen. Das
früher in Reijswijk befindliche Museum ist in einem schönen
Gebäude am Konings-Plein
untergebracht; davor ein Elefant
[* 9] aus
Bronze.
[* 10] Das Museum enthält eine ethnolog., archäolog. und numismat. Sammlung.
Bevölkerung. Die alte und die neue Stadt haben zusammen (1890) 99527 E., darunter 7302 Europäer und 25579
Chinesen, (1891) 104590
E.
Handel und Verkehr. Obgleich Batavia seit lange nicht mehr einen so hohen Standpunkt einnimmt
als in der ersten Hälfte des 18. Jahrh., so ist es noch immer eine sehr bedeutende Handelsstadt
und die bedeutendste der asiat. Inselwelt. Besonders wird
Kaffee auf den von der Regierung veranstalteten großen
Auktionen
gehandelt und ausgeführt; ferner Zucker,
[* 11]
Thee und
Reis,
Gewürze, namentlich Pfeffer von
Sumatra, Zinn und
Häute, während die Einfuhr in europ. Manufakturen,
Eisen,
[* 12] Luxusartikeln,
Weinen,
Butter, konservierten Lebensmitteln in
Blechbüchsen,
[* 13] sowie in
Eis
[* 14] aus Nordamerika
[* 15] besteht.
Die wichtigsten
Bank- und Handelsinstitute sind die Javasche
Bank mit Filialen in Samarang,
Surabaja,
Padang und
Mangkassar, seit 1828 mit 6 Mill.
Fl. Aktienkapital;
In Batavia liefen (1888) ein 557
Dampfer mit 644168 t, 247 Segler mit 129373 t, darunter 400 der holländ., 125 der brit.
und 32 der franz.
Flagge; 799 Schiffe
[* 29] liefen aus. Den regelmäßigen Verkehr vermitteln außer drei niederländ.
Gesellschaften die Peninsular and
Oriental Steamship Company und Compagnie des
Messageries maritimes, beide mit Zweiglinien
von
Singapur
[* 30] nach Batavia, die Queensland Royal Mail Line (London-Batavia-Australien), Navigazione
Generale Italiana (Genua-Marseille-Batavia),
Compagnie Nationale de Navigation (Marseille-Java), Deutsche
[* 31] Dampfschiffreederei in
Hamburg (Sundalinie)
und die Eastern Steamship Company Limited (Australien-Batavia-China).
Kabelverbindungen bestehen mit Europa
[* 32] und Ostasien über
Singapur, mit
Port-Darwin (Nordaustralien) und mit
Sumatra und Java.
Außer der Staatsbahn von der alten Stadt nach dem
Hafen führt eine Privatbahn nach
Buitenzorg (s. d., 62 km), dem gewöhnlichen
Aufenthaltsorte des
Generalgouverneurs. Die Dampfstraßenbahn, an
Stelle der seit 1883 bestehenden Pferdebahnen,
führt vom ehemaligen Kastell aus nach der Vorstadt Kramat und zweigt von dort ab über Meester Cornelis nach Kampong Malaijoe.
Bei Meester Cornelis fand ein blutiges
Treffen zwischen den engl. Occupationstruppen und der Holland.-franz.
Armee statt; hier befinden sich seit 1857 eine Militärschule und andere öffentliche Anstalten.
Geschichte. Den
Grund zu Batavia legte der erste niederländ.
Generalgouverneur Pieter
Both, als er 1610 bei Jacatra, der 70 km östlich
von
Bantam gelegenen Hauptstadt des Mohammed.
Reichs¶
mehr
gleichen Namens, eine Faktorei stiftete. Der vierte Generalgouverneur, Johann Peterssohn Coen (s.d.), erhob 1618 diese zur Hauptniederlassung
für den niederländ.-ostind. Handel, dessen Mittelpunkt bis dahin die Molukken gewesen waren, und verlegte seinen Sitz hierher.
Die Faktorei zu Jacatra wurde erweitert und war kaum mit Festungswerken versehen, als die Fürsten von
Bantam und Jacatra, unter Beistand der eifersüchtigen Engländer zu Bantam, die Holländer zu vertreiben versuchten.
Die kleine Garnison hielt die Belagerung 5 Monate aus, als Coen ihr vom Amboina mit Schiffen und Truppen zu Hilfe kam,
den Fürsten von Jacatra vertrieb, seine Hauptstadt vernichtete und sein Reich in Besitz nahm. Jacatra
erhielt jetzt den Namen Batavia Coen legte zugleich den Grund zu einer Stadt und baute zum Schutze derselben ein neues großartigesFort. Auch diese Neugründung mußte (1628 und 1629) wiederholte Belagerungen von der ganzen Heeresmacht des Susuhunans (Kaisers)
von Mataram, des Beherrschers von Central- und Ostjava, aushalten, entwickelte sich aber sehr schnell
und gelangte, als Mittelpunkt für den Handel der Niederländisch-Ostindischen Compagnie in Ostasien und als Stapelplatz für
die Ausfuhr nach Holland von allen Erzeugnissen Vorder- und Hinterindiens, von China, Japan und vornehmlich den ind. Inseln,
bald zu außerordentlicher Blüte.
[* 34]
Die Stadt wurde immer größer, prächtiger und reicher, so daß sie noch vor Ende des 17. Jahrh.
Königin des Ostens genannt werden konnte. Seit dem Beginn des 18. Jahrh, fing aber an ungesund zu werden. Dies wurde großenteils
veranlaßt durch das gewaltige Erdbeben
[* 35] 4. und Die Mündung des Tjiliwung wurde verschüttet, die
damit zusammenhängenden Grachten und Kanäle verschlammten allmählich, wurden sumpfig und entwickelten wie die ganz in der
Nähe gelegenen auch heute noch stets wachsenden Strandmoräste das bösartigste, gefährliche Fieber erzeugende Miasma.
Dessenungeachtet hatte Batavia im 18. Jahrh, in der Regel zwischen 150 - 170000 E., darunter viele Chinesen. Die große Anzahl
derselben gab dem Generalgouverneur Balckenier Veranlassung, bei einem Aufstande mehr als 10000 derselben ermorden
zu lassen. Schon im Beginn des 19. Jahrh, hatten die europ. Bewohner von Batavia angefangen,
sich südlich von der Stadt auf gesunderm Boden anzubauen. Hierzu gaben dann besonders der Generalgouverneur H. W. Daendels
1808-11 durch Abtragung der Festungswerke und Zuschüttung eines Teils der Grachten und Kanäle, sowie später der GeneralgouverneurBaronvan der Capellen (1816-26) erneute Anregung.
Vgl. Verslag over het jaar 1888 samengesteld door de kamer van Koophandel en nijverheid te Batavia (Batavia 1889).
(spr. bättehwje), Hauptstadt des County Genesee im nordamerik.
Staate Neuyork,
[* 36] zwischen Buffalo und Rochester, Knotenpunkt mehrerer Bahnen, hat (1890) 7221 E., ein staatliches Blindeninstitut,
lebhaften Handel und einige Industrie.
Republik,Name des von der franz. Republik 1795 errichteten niederländ.
Staates bis zur Schaffung des Königreichs Holland 1806, benannt nach den alten Batavern (s. Niederlande).
[* 37]
Waschschüssel zur Goldgewinnung,
[* 38] s. Gold. ^[= # (lat. aurum), chem. Zeichen Au, Atomgewicht 196,2. I. Eigenschaften. G., das edelste und am ...]
[* 39]
Abkürzung für J. Bateman, engl. Botaniker, der sich hauptsächlich mit den Orchideen
[* 40] beschäftigte und große
illustrierte Werke über diese Pflanzenfamilie herausgab.
(spr. behts), Henry Walter, engl. Naturforscher und Reisender, geb. in Leicester,
[* 41] unternahm 1848 mit
A. R. Wallace eine Reise nach Südamerika.
[* 42] Erst im Juni 1859 kehrte Bates, nachdem Wallace sich schon 1852 von
ihm getrennt, nach England zurück. Während der 11 Jahre hatte er den Amazonenstrom
[* 43] fast bis zur Westgrenze Brasiliens sowie
die Mündungen mehrerer der bedeutendsten Nebenflüsse desselben befahren und brachte bedeutende Sammlungen in die Heimat.
Seit 1864 war Bates Assistenzsekretär der Geographischen Gesellschaft zu London und starb daselbst Er
schrieb: «The Naturalist on the River Amazonas» (2 Bde., Lond.
1863; 3. Aufl. 1873; deutsch Lpz. 1866),
«Contributions to the insect fauna of the Amazon valley», Bd. 1 (Lond.
1867) und «Illustrated Travels: A magazine of Travel, Geography and Adventrue» (5 Bde.,
ebd. 1869-73);
auch gab er die engl. Übersetzung des Werks der deutschen Nordpolexpedition u. d. T. «The
German Arctic Expedition of 1869-70» (ebd. 1874) und Warburtons «Journey
across the western interior of Australia» (ebd. 1875) heraus.
Hauptstadt der engl. GrafschaftSomerset am Avon, eine der schönsten Städte der Insel, Bischofssitz und berühmter
Badeort, liegt am südl. Abhange bewaldeter Hügel amphitheatralisch vom Flußthal bis zu etwa 180 m
aufsteigend, hat breite Straßen, Terrassen und Plätze, geschmackvolle Häuser aus dem grauen Bath-Oolith und (1891) 51843 E.
Besonders erwähnenswert sind der Paradeplatz mit schönen Terrassen auf Bogengängen, der Cirkus,
[* 44] die Straßen Royal-Lansdown
und Camden-Crescent mit eleganten Läden, die Promenaden Victoria-Park (20 ha) und Sidney-Gardens, die 1499-1616 erbaute rein
got. Kathedrale mit ihrem 50 m hohen Turm,
[* 45] das 1775 erbaute Rathaus (Guildhall) mit großen Sälen und Antikensammlung, 2 Reitbahnen
und das vorzüglich erhaltene, 1755 und wieder 1881 aufgedeckte Römische Bad.
[* 46] Bath besitzt eine Lateinische Schule, ein Wesleyaner
Seminar, Museum und Laboratorium,
[* 47] eine königl. Schule für Offizierstöchter, ein Theater, mehrere wissenschaftliche Gesellschaften
sowie zahlreiche Hospitäler. Industrie (Papier- und Luxuswarenfabriken) sowie Handel sind unbedeutend. Die 6 Thermen, denen
Bath seinen Namen und seine Berühmtheit
¶
mehr
487 verdankt (40–48,9°C.), liefern täglich 20000 hl Wasser, ähneln in der chem. Zusammensetzung
den Quellen von Teplitz und Gastein und werden in vier, in der Nähe des klassisch gebauten Kursaals (Pump Room) gelegenen,
mit höchstem Komfort eingerichteten Badehäusern zum Trinken, Baden
[* 49] und Douchen, vornehmlich gegen Gicht und Rheumatismus,
Nierenleiden, Ischias und Frauenkrankheiten benutzt. Die Saison dauert fast das ganze Jahr hindurch; die
mittlere Jahrestemperatur beträgt 10,7° C., das Klima ist äußerst günstig, nur im Sommer sehr heiß. – Bath, die AquaeSolis oder calidae der Römer,
[* 50] wurde seit der Mitte des 17. Jahrh. Modebad der vornehmen Welt Englands, ist in der
letzten Zeit gegen Cheltenham, Brighton und Badeorte des Festlandes zurückgeblieben, wird aber noch immer
von etwa 25000 Kurgästen jährlich besucht. ‒
der Hauptfluß des Königreichs Wadaï, im mittlern Sudan, östlich vom Tsadsee und westlich von Darfur;
aus dem
letztern Lande kommend, fließt er nach SW., südlich von Abesche, der Hauptstadt von Wadaï, wendet sich dann westlich und ergießt
sich in den Fitrisee.
Friedrich Wilhelm Adolf, Theolog und Syriolog, geb. zu Lachem bei Hameln,
[* 54] studierte in Göttingen
[* 55] und Berlin
[* 56] Theologie und Orientalia, wurde 1878 Privatdocent in Kiel,
[* 57] 1884 außerord. Professor in der theol. Fakultät; 1888 ging
er nach Halle
[* 58] und 1889 als ord. Professor nach Greifswald,
[* 59] wo er Konsistorialrat und Mitglied des pommerschen
Konsistoriums wurde. 1895 wurde Baethgen nach Berlin berufen. Er veröffentlichte: «Untersuchungen über die Psalmen nach der Peschita»
(1. Abteil., Kiel 1878),
«Anmut und Würde in der alttestamentlichen Poesie» (ebd. 1880),
«Beiträge zur semit. Religionsgeschichte.
Der Gott Israels und die Götter der Heiden» (Berl. 1888),
«Evangelienfragmente. Der griech. Text des Curetonschen
Syrers wiederhergestellt» (Lpz. 1885),
«Die Psalmen übersetzt und erklärt» Gött.
1892) und giebt Riehms «Handwörterbuch des biblischen Altertums» in 2. Auflage heraus (Bd. 1, Bielef.
1893). Außerdem veröffentlichte und übersetzte er die syr. Texte: «Sindban oder die sieben weisen Meister»
(Lpz. 1879),
«Syr. Grammatik des Mar Elias von Tirhan» (ebd. 1880),
«Fragmente syr. und arab.
Historiker» (ebd. 1884).
(Orderof theBath), engl. Ritterorden, dem Range nach der fünfte. Nach den Ermittelungen Camdens und Seldens
kommt die Benennung der «Ritter vom Bade» zuerst 1399 bei Gelegenheit der Krönung Heinrichs IV. vor; wahrscheinlich wurde
bei dieser Gelegenheit der Orden
[* 61] gestiftet. Den Namen erhielt er von der Sitte, den neuaufgenommenen Ritter
zu baden. In spätern Zeiten war es Praxis der engl. Könige, bei ganz besondern Festlichkeiten Bathritter zu ernennen,
namentlich vor ihrem Krönungstage, bei der Inauguration des Prinzen von Wales und bei einer Vermählung in der königl.
Familie.
Bei der Krönung Karls II. wurden 86 Bathritter ernannt. Seitdem erlosch der Orden und ward erst durch Georg I. erneuert.
Nach den Statuten vom gab es einen Großmeister und 36 Genossen (Companions), außerdem nur noch die Offizianten
des Ordens: Dechant, Registrator, Wappenkönig und Genealog, Sekretär,
[* 62] Hauswart und Bote. Der Prinzregent
gestaltete den Orden zu einem vorzugsweise militär. Verdienstorden in drei Klassen um, der aber seit 1847 auch an
Zivilpersonen verliehen wird. Die Statutenänderung unter Königin Victoria
[* 63] vom setzt die Zahl der Ritter folgendermaßen
fest:
1) Ritter-Großkreuze (statt der frühern Companions), Militär 50, Civil 25, ungerechnet Prinzen vom
königl. Geblüt und vornehme ausländische Militärs;
2) Ritter-Commandeure, Militär 110, Civil 50, ungerechnet fremde Offiziere, die als Ehrenritter aufgenommen werden können;
3) Genossen (Companions), die nicht, wie die Mitglieder der beiden ersten Klassen, das Ritterprädikat Sir führen, Militär
550, Civil 200. Die Ordenskapelle ist die prachtvolle an die Westminsterabtei angebaute Kapelle Heinrichs
VII. Das Ordenszeichen ist für Militär ein goldenes weiß emailliertes Kreuz
[* 64] mit acht Spitzen, dessen Innenecken durch goldene
Löwen ausgefüllt sind, und in dessen weiß emailliertem, von einem roten Kreise
[* 65] mit der Devise Tria juncta inuno
(«Drei vereint in Einem») und einem Lorbeerkranz umschlossenen Mittelschilde
drei Kronen
[* 66] nebst Rose, Distel und Klee sich befinden; darunter das Motto «Ich dien'». Der Bath-Orden für Civil zeigt ein Scepter zwischen
drei Kronen nebst Rose, Distel und Kleeblatt,
[* 67] umgeben von ovalem Reif, darauf die Devise. Der Bath-Orden wird an karmesinrotem
Bande getragen. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden I,
[* 48]
Fig. 9.) Das Ordenskleid besteht in einem karmesinroten Mantel mit dem Stern
in Stickerei, dazu Oberrock, Unterkleid und Mütze. Ordenstag ist der 20. Oktober.
ungar. Geschlecht, dessen ununterbrochene Genealogie mit Andreas de Rakomaz (Ende des 13. Jahrh.) beginnt.
Dessen Sohn Briccius erhielt von König Ladislaus IV. (1272–90) die Ortschaften Abram, Batur und Kis-Baka;
von Batur (magyar. bátor = kühn, tapfer) nahm Briccius seinen Geschlechtsnamen. Um die Mitte
des 14. Jahrh. zerfiel das Geschlecht in zwei Zweige, den zu Ecsed und den zu Somlyó. StephanBáthory (gest. 1493), aus der Ecseder
Linie, ist vorzüglich bekannt durch den Sieg, den er als Woiwode von Siebenbürgen 1479 bei Kenyérmezö
über die Türken erfocht.
StephanBáthory von Somlyó war unter JohannZápolya Vaida oder Woiwode von Siebenbürgen. Sein Sohn StephanBáthory, geb. 1522, erst
am Hofe¶
mehr
488 Ferdinands I., dann im Dienste
[* 69] der Königin Isabella (Zápolya), wurde 1571 zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt; 1576 bestieg
er den poln. Königsthron und wurde in Krakau
[* 70] gekrönt. Er regierte in Polen bis 1586. Dessen jüngerer Bruder, Christoph Báthory von
Somlyó, war 1576–81 Fürst von Siebenbürgen. Er rief die Jesuiten ins Land und ließ seinen Sohn Sigismund
durch dieselben erziehen. Sigismund Báthory vermählte sich 1595 mit einer Tochter des Erzherzogs Karl vonSteiermark,
[* 71] des Oheims
von Rudolf II., vernachlässigte aber alsbald seine Gemahlin und übergab Siebenbürgen dein KaiserRudolf (1598). Er selber
zog nach Oppeln,
[* 72] um in den geistlichen Stand zu treten, bereute aber bald wieder die Abtretung seines Fürstentums.
Während die kaiserl. Kommissare noch in der Übernahme des Landes begriffen waren, erschien er verkleidet in Klausenburg,
[* 73] nahm
jene gefangen und schickte Bocskay (s. d.) nach Prag
[* 74] zur Beschwichtigung des Kaisers. Plötzlich übertrug er die Regierung
seinem Vetter, dem Kardinal Andreas Báthory, der sich aber gegen den Verbündeten des Kaisers, den ehrgeizigen
walach. Woiwoden Michael, nicht halten konnte und 1599 ums Leben kam. Sigismund nahm 1601 selbst den Fürstenthron wieder
ein, mußte jedoch, von allen verlassen, 1602 abdanken. Er starb in Prag. Der letzte Báthory war Gabriel (Gabor),
ein Sohn Stephans, Königs von Polen, der als Fürst von Siebenbürgen 1608–13 regierte. Wegen seiner Grausamkeit empörten
sich viele Großen wie die siebenbürg. Sachsen,
[* 75] so daß es zum Kriege kam, in dem Gabriel unterlag. Er entwich nach Großwardein,
[* 76] wo er ermordet wurde.
Elisabeth Báthory (aus dem Ecseder Zweige), die berüchtigte Gemahlin des GrafenFranzNádasdy, glaubte die Entdeckung
gemacht zu haben, daß das Blut junger Mädchen die Haut
[* 77] verschöne. Sie bewog deshalb mehrere ihrer Dienstboten, ihr fort
und fort solche Opfer zu verschaffen, denen man zu den Bädern der Gräfin das Blut abzapfte. Nachdem Elisabeth 1604 Witwe geworden,
setzte sie diesen Frevel auf dem Schlosse Csejte im Neutraer Komitat fort. Die Verbrechen wurden erst ruchbar, nachdem mehr
als 80 Mädchen ermordet worden waren. Der PalatinGeorg Thurzó überraschte die Mörder auf frischer That. Während man Elisabeth
zu ewiger Gefangenschaft verurteilte, wurden ihre Helfershelfer 7. Jan. 1611 lebendig verbrannt. Elisabeth
Báthory starb wahrscheinlich an Gift. –
Vgl. von Elsberg, Die Blutgräfin, Elisabeth Báthory (Bresl. 1894).
schöne Tochter des Eliam und Gattin des Hethiters Uria (s.d.), erregte das Wohlgefallen
des Königs David (s.d.), der sie verführte und nach dem von ihm herbeigeführten Tode ihres Gatten heiratete.
Sie war die
Mutter des Königs Salomo, und wohl durch ihren Einfluß wurde dieser mit Übergehung des rechtmäßigen Thronfolgers Adonia
von David als Nachfolger eingesetzt.
(spr. bäthörst), Distrikt der Division Albany in der brit. Kapkolonie, ein schmaler Küstenstrich
von 1484 qkm, hat (1891) 9187 E., darunter 1833 Weiße, blühenden Ackerbau, Vieh- und Straußenzucht.
Hauptstadt ist Port-Alfred
mit (1891) 1529 E., darunter 626 Weiße, und einem Schiffsverkehr (1886) von 117 Schiffen mit 214000 t.
(spr.
bäthörst), Hauptstadt der engl. KolonieGambia, unweit der Mündung des Gambia,
am Ostende
[* 80] der sumpfigen Flußinsel St. Mary, 1816 gegründet, mit (1891) 6239 (2841 männl., 3398 weibl.) E., von
denen nur 62 Weiße, die übrigen Eingeborene oder Farbige aus andern Kolonien sind, Sitz eines engl. Kommandanten und Mittelpunkt
des Handels der Kolonie. Der durch ein Fort gedeckte Ort hat große Magazine, (1891) 111 aus Stein oder Backstein
gebaute Häuser und seit 1888 einen steigenden Handelsverkehr. Der Wert der Ein- und Ausfuhr betrug (1889)
nahezu 8 Mill. M. Die Ausfuhr besteht in Erdnüssen, Senegalgummi, Wachs und Häuten. Die Insel selbst ist bewohnt von Mandingo,
Joloff und vermischten Küstenstämmen. Mit Ausnahme einer engl. Firma
ist der ganze Handel in den Händen von Franzosen.
(spr. bäthörst), Stadt an der Südküste der Baie des Chaleurs in der Provinz Neubraunschweig des Dominion of Canada,
an der Bahnlinie Quebec-Halifax, hat (1891) 1200 E.
(spr. bäthörst), Hauptstadt des Bezirks in der brit.-austral. Kolonie Neusüdwales, 170 km
im WNW. von Sydney
[* 81] jenseit der Blauen Berge in schöner Lage am linken Ufer des obern Macquarie, mit Sydney durch eine kunstvoll
über das Gebirge geführte Straße und die große weiterhin über Dubbo (420 km) nach Bourke am Darling führende Westbahn
verbunden und von reichen Landgütern und vielen Stationen umgeben, ist Sitz eines röm.-kath. und eines
anglikan. Bischofs, hat sehr gesundes Klima,
[* 82] (1891) 9162 E., eine gelehrte Schule, 1 Theater, 1 Hospital, Gerbereien, 4 Banken, 5 Dampfmahlmühlen,
Seifensiedereien, Lichterfabriken und Leimsiedereien. 1815 gegründet, bildet Bathurst den Mittelpunkt des bedeutendsten
Golddistrikts von Neusüdwales, dessen Ausbeutung 1851 am Summerville-Creek begann, und hat sich zum
wichtigsten Platze im Innern der Kolonie aufgeschwungen.
(spr. bäthörst), eine engl., später zur Grafenwürde
erhobene Familie, die schon in der angelsächs. Zeit nach England gekommen sein soll;
urkundlich erscheint der Name zuerst 1291. – GeorgeBathurst, geb. 1587, gest. 1651, Sohn
des LondonerAldermanLancelot Bathurst, hatte 4 Töchter und 13 Söhne, von denen 6 im Bürgerkrieg von 1642 auf königl. Seite fielen.
Der siebente, Ralph Bathurst, geb. 1620, wurde Theolog und 1644 zum Priester ordiniert.
Während des Bürgerkrieges wandte er sich der Medizin zu und gründete mit einigen Gelehrten zu Oxford
[* 83] den Verein, aus dem die RoyalSociety (s. Akademien, Bd. 1, S. 277 b) hervorging.
Nach der Restauration wandte er sich wieder der Theologie zu, wurde 1664 Präsident des Trinity College in Oxford, das er
mit großem Erfolg leitete, 1670 Dechant von Wells. Auch als lat. Poet war der vielseitig gebildete Mann
thätig; er starb 1704. Sein Leben beschrieb Warton in «The life and literaryremains of R.Bathurst» (Lond. 1761). Sein jüngster BruderBenjaminBathurst war Gouverneur der königl. Afrikanischen, 1688 und 1689 der
Ostindischen Compagnie, später, als Schatzmeister unter Königin Anna, wurde er zum SirBathurst erhoben und
starb Dessen ältester Sohn, AllenBathurst, geb. studierte in Oxford, saß von 1705 bis 1712 im Unterhaus
als eifriger Tory, wurde 1711 bei dem Peersschub unter Königin Anna zum Lord Bathurst erhoben, gehörte zur Opposition gegen Walpole
und trat nach dessen Sturz 1742 für 2 Jahre in den GeheimenRat. Bald nach dem
¶
mehr
Regierungsantritt Georgs III. pensioniert, wurde er 1772 zum Grafen Bathurst erhoben und starb Er verkehrte viel mit
litterar. Größen, mit Pope, der ihm den dritten seiner «Moral Essays» widmete, sowie mit Swift, Congreve, Prior, Sterne.
Der älteste Sohn seines Neffen Henry Bathurst (geb. 1744, gest.
1837),
Bischofs von Norwich,
[* 85] Henry Bathurst, geb. 1781, seit 1814 Archidiakon zu Norwich, beschrieb das Leben
seines Vaters in den «Memoirs of the late Bishop of Norwich» (2 Bde., Lond.
1837; Nachtrag 1842); er starb 1844. Des Bischofs zweiter Sohn, Sir James Bathurst, war engl. Offizier. Der dritte, Benjamin Bathurst, geb.
widmete sich der diplomat. Laufbahn, wurde 1809 als Gesandter nach Wien
[* 86] geschickt und verschwand, mit wichtigen Depeschen
betraut, auf unerklärte Weise, wahrscheinlich durch Mord, auf der Rückreise von Berlin nach Hamburg.
Der zweite, aber älteste überlebende Sohn des GrafenAllen Bathurst, Henry Bathurst, seit 1771 BaronApsley, seit 1775 zweiter
Graf Bathurst, geb. studierte Rechtswissenschaft in Oxford, wurde 1736 Sachwalter
(Barrister) in Lincoln's Inn, später Richter am Court of Common Pleas, stand seit 1735 im Unterhaus zur Opposition gegen Walpole,
unterstützte dann das Ministerium Pelham, war von 1771 bis 1778 Lordkanzler und 1779-82 unter North erster
Präsident des GeheimenRats (Privy council). Er starb Das allgemeine Urteil nannte ihn den unfähigsten Lordkanzler
des ganzen Jahrhunderts.
Sein Sohn Henry Bathurst, dritter Graf Bathurst, geb. trat früh ins Unterhaus, war persönlicher Freund Pitts, übernahm unter
diesem das Schatzamt, wurde unter Portland 1809 Präsident des Handelsamtes, unter Liverpool
[* 87] Kriegs- und
Kolonialsekretär und unter Wellington 1828-30 Lord-Präsident des GeheimenRats (Privy council). Er starb Sein
Sohn Henry George, vierter Graf Bathurst, geb. 1790, war 1812-34 Unterhausmitglied, schrieb «The
ruinous tendency of auctioneering» (Lond. 1812; 2. Aufl. 1848),
starb ohne Erben 1866. Ihm folgte sein Bruder William Lennox, fünfter Graf Bathurst, geb. 1791, und diesem 1878 sein
Neffe AllenAlexander, sechster Graf Bathurst, geb. 1832, 1857-78 konservatives Unterhausmitglied, gest.
aus Magnesia am Mäander,
[* 88] wird als Künstler des berühmten für eine Kultstatue des
Apollon
[* 89] verfertigten Thrones in Amyklä in Lakonien genannt, Seine Zeit fällt wahrscheinlich in den Anfang des 6. Jahrh.
v. Chr. Der Thron
[* 90] war ähnlich wie die Lade des Kypselos (s.d.) mit Darstellungen aus der griech. Götter- und Heroensage verziert,
unter denen Pausanias die Thaten des Herakles
[* 91] und Theseus, Scenen aus dem troischen Sagenkreis und anderes
hervorhebt.
aus Alexandria, Freigelassener und Günstling des Mäcenas, war der Erfinder der röm. Pantomimik
und wurde durch seine außerordentlichen Leistungen auf dem Theater ein Liebling des röm. Volks. - Bathyllus hieß auch der Liebling
des Anakreon, der seine Schönheit besingt.
Gebirgssystem, Cordillera Penibética, Gesamtbezeichnung für die zahlreichen Sierren in Spanien, die vom
Cabo de Palos und Cabo de Gata bis zum KapTarifa auf 360 km die Wasserscheide zwischen Guadalquivir und Mittelmeer bilden.
(nach einigen von dem ind. Wort Baftas, d. i. weißer Kattun, nach andern von dem Namen des angeblichen Erfinders
Baptiste Chambray, eines flandr. Leinwebers im 13. Jahrh., herzuleiten), ein feiner, leinwandartiger
Stoff von loserm Gewebe
[* 93] als Leinwand, bei dem der Einschlag gewöhnlich noch etwas feiner als die
Kette ist. Zu demselben wird nur der längste und schönste Flachs verwendet, der am besten im franz.
Hennegau gedeiht. Nachdem derselbe möglichst fein und gleichmäßig gesponnen ist, wird er ungebleicht auf gewöhnlichen
Leinweberstühlen verarbeitet.
Das letztere pflegte früher in kühlen, feuchten Räumen zu geschehen, um den Faden
[* 94] geschmeidig zu erhalten;
jetzt erreicht man jedoch durch Schlichten das gleiche Resultat mit Vermeidung jeder gesundheitschädlichen Wirkung. Das
fertige Gewebe, das einer gründlichen Reinigung unterworfen wird, stellt in seinen besten Sorten das kostbarste Erzeugnis
der Flachsindustrie dar. Man unterscheidet klaren, halbklaren und dichten (holländischen) Batist; eine verwandte
Art ist die sog. Batistleinwand, die durch stärkere Fäden und größere
Dichtheit den Übergang zur gewöhnlichen Leinwand bildet.
Der schottische Batist (Batistmusselin), so genannt, weil die Fabrikation desselben von Schottland ausging,
ist ein feiner, batistartig gewebter Baumwollstoff, jetzt vorzüglich in England, Frankreich, der Schweiz, in Böhmen und im
sächs. Vogtland erzeugt, der infolge der Gleichmäßigkeit des Maschinengespinstes ein schöneres
Aussehen als selbst der echte hat, weniger haltbar, aber auch weit wohlfeiler als dieser, daher sehr
beliebt ist und als Kleiderstoff mit feinen Dessins bedruckt wird.
oder Batchian, eine zu den Molukken (s.d.), dem östlichsten Teile des unter der Herrschaft der Niederländer stehenden
ostind. Archipels, gehörende Insel, westlich von der südl. Halbinsel der größern InselHalmahera oder Dschilolo gelegen,
bildet mit den in ihrer Nähe gelegenen Inselgruppen, z.B. Tawali und Mandioli, das Reich von Batjan von 2643 qkm
(allein 2164 qkm) Fläche. Das Reich Batjan steht unter einem eingeborenen Sultan, einem Vasallen der niederländ.-ind. Regierung.
Unter letzterer unmittelbar steht auf der Hauptinsel Batjan
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mehr
490 allein der hauptsächlich von eingeborenen Christen bewohnte Ort Labuha und das angrenzende FortBarneveld mit umliegendem
Terrain. Die Bevölkerung von Batjan besteht aus 12–13000 Eingeborenen, hauptsächlich Alfuren (s. Haraforas), wozu noch wenige
Hunderte von Europäern, Chinesen, Arabern und andern fremden Orientalen kommen. Die Flora von Batjan, außerordentlich reich und
üppig, ist die der Molukken überhaupt. Batjan ist mit Ternate, Tidore, Makjan u.a. die Heimat des Gewürznelkenbaums. Die Fauna
von Batjan ist arm an Säugetierarten; an schönen Vögeln sowie Insekten,
[* 103] wie die Molukken überhaupt, reich. Auffallend in zoolog.-geogr.
Hinsicht ist das Vorkommen des Cynocephalus niger Desm.,
der einzigen Affenart der Molukken und des einzigen außerafrik. echten Pavians, der nur auf und Celebes
lebt.
Konstantin Nikolajewitsch, russ. Dichter, geb. 29. (18.) Mai 1787 zu
Wologda, erhielt zu Petersburg
[* 104] seine Erziehung, diente im Unterrichtsministerium, trat beim Ausbruche des Krieges
von 1806 in das Petersburger Landwehr-Schützenbataillon, wurde bei Heilsberg verwundet und machte 1809 den Feldzug in Finland
mit. Nach seiner Rückkehr gehörte er in Moskau
[* 105] zu dem Karamsinschen Kreis,
[* 106] arbeitete an der Zeitschrift «Europas Bote» mit,
wo seine «Erinnerungen» und Übersetzungen aus Parny, Tibull und Petrarca, sowie das gegen Schischkow gerichtete
komische Gedicht «Die Erscheinung an den Ufern des Letheflusses» erschienen.
Darauf ward er (1810) Bibliothekar bei der öffentlichen Bibliothek zu Petersburg, nahm 1812 wieder Kriegsdienste, machte als
Stabskapitän und Adjutant des Generals Bachmetjew die Feldzüge von 1813 und 1814 mit, wurde 1816 beim Kollegium der auswärtigen
Angelegenheiten angestellt, 1818 als Hofrat der russ. Gesandtschaft in Neapel
[* 107] beigegeben, verfiel jedoch
bald in unheilbare Schwermut und kehrte nach Rußland zurück, wo er auf einem Landgute bei Moskau lebte; er starb 19. (7.)
Juli 1855 zu Wologda. Seine in Zeitschriften zerstreuten «Poetischen und prosaischen Versuche» wurden von N. I. Gnjeditsch
gesammelt (2 Bde., Petersb.
1817). Eine vollständige Sammlung seiner Gedichte erschien, von seinem Bruder besorgt, 1834 in Petersburg; seine gesammelten
Werke (3 Bde., Petersb. 1877)
mit einer Biographie B.s von Majkow.
(spr. bättli), Fabrikstadt und Municipalborough im West-Riding der engl.
GrafschaftYork, 12 km im SW. von Leeds,
[* 108] hat eine alte Kirche, Lateinische Schule, ein TechnischesInstitut,
eine Markthalle und (1891) 28719 E. Batley ist Hauptsitz der Shoddymanufaktur und der Fabrikation grobwollener Stoffe.
(Bathman, Batmän), abgekürzt Man oder Män (engl. maun), zunächst der Name eines pers. Handelsgewichts, welches
in Abasi (Abas) und Miskâl (s. Mitskâl) geteilt wird. Besonders gebräuchlich sind die folgenden Män:
1) Das kleine Män, im ganzen Reiche als Män von Täbris (Män i Täbris) bezeichnet, obgleich es eigentlich das Män von Teheran
ist (weshalb es in den Lehrbüchern auch «altes» Män von Teheran heißt), hat 8 Abasi oder 640 Miskâl = 2,944 kg. 100 solche
Män nennt man ein Khärvâr oder Khälvâr i Divâni = 294,4 kg. 90 dieser
Män = 1 Khärvâr von Astrabad = 264,96 kg. 2)
Das Män von 9 Abasi (Män i Noh Abasi) oder 720 Miskâl = 3,312 kg; 16 solche
Män heißen ein Hâschim-Män = 52,992 kg. 3) Das Män von Benderabbas = 10½ Abasi oder 840 Miskâl =
3,864 kg. 4) Das eigentliche (oder neue) Män von Täbris, dessen sich auch die Regierung bedient, ist = 12½ Abasi oder 1000 Miskâl
= 4,6 kg. 5) Das Män von Maragha = 15⅝ Abasi oder 1250 Miskâl = 5,75 kg. 6) Das königl.
Män (Man i Schâh) von 16 Abasi oder 1280 Miskâl = 5,888 kg; 6 königl. Män = Färdäh (Ballen) oder Lûläh Seide
[* 109] = 35,328
kg. 20 königl. Män = 1 Khärvâr i aspi = 117,76 kg.
7) Das Män von Astrabad oder von Schuschter = 18 Abasi oder 1440 Miskâl = 6,624 kg; 40 solche Män = 1 Khärvâr
von Astrabad = 264,96 kg. 8) Das kleine Män von Rei = 32 Abasi oder 2560 Miskâl = 11,776 kg. 9) Das große Män von Rei = 37½
Abasi oder 3000 Miskâl = 13,8 kg. Die Chanate Buchara und Chiwa bedienen sich im Großverkehr des Batman als
Gewichtseinheit. In ersterm ist er (etwa ½ Kamellast) = 127,708 kg; in letzterm aber nur (etwa 1/16 Kamellast) = 19,657
kg. In der Türkei hat man einen (allerdings nicht mehr gesetzlichen) Batman von 6 Oken = 7,698 kg. (S. Maund.)
el-Hadschar, Landstrich Nubiens zwischen 20¾ und 22º nördl. Br., längs des Nils von Dal bis
Wadihalfa sich hinziehend, in 128 m Höhe. Es ist das unwirtliche, Steinbauch genannte Felsenthal des zweiten Nilkatarakts.
Das Flußbett ist meist breit, wird aber an einigen Stellen bis auf Steinwurfbreite eingeengt; es ist düster, wie besät mit
granitischen und syenitischen Felsen, die hier und da mit Sandstein überdeckt sind. Im ganzen zählt man 353 größere Inseln,
darunter ungefähr 50 bewohnte. Das Wasser ist, seit Mehemed-Ali die Fahrrinne verbessert hat, während einiger Monate mit
großer Mühe befahrbar. Die öden Ufer sind ohne Häuser und Dörfer; Wasserfälle (Schellâl) finden
sich bei Semneh, Tankur, Dal Naru, Ombokol, die aber durch die 37 km langen und 5,5 km breiten Fälle (die sog. zweiten
Katarakte) von Wadihalfa übertroffen werden, wo Stürze von 1 m mit Stromschnellen von 275 bis 335 m Länge wechseln.
(frz., spr. -tóng),Stock, Stab,
[* 110] beim franz. Militär der Marschallstab;
in der Musik bei den Franzosen die Bezeichnung
der größern Pausen (von zwei und mehr Takten).
– Bâton de mesure, Taktierstab, Taktierrolle. – Baton sénestre, in der
Heraldik ein schmaler Schrägbalken im Wappen,
[* 111] als Zeichen der unehelichen Geburt (Bastardise) des ersten Empfängers des
Wappens.
oder Batoka, ein zahlreiches Bantuvolk im Barotse-Mabundareich Äquatorialafrikas, wohnt in weit zerstreuten
Ansiedelungen am linken Ufer des Sambesi von den ersten Stromschnellen bis zur Mündung des Kafue. Durch die Überfälle und
Raubzüge der Makololo und später der Matabele vor einigen Jahrzehnten in diese Gegenden gedrängt, hat sich nur der östlich
wohnende Teil einige Unabhängigkeit bewahrt. Die Batonga bilden den Übergang zu den Njansa- und Tanganikastämmen; ihre Sprache
[* 112] besitzt viel Ähnlichkeit
[* 113] mit der der Damara. Sie sind fleißige Ackerbauer, vorzügliche Schmiede und kühne
Elefantenjäger. Besonderes Geschick beweisen sie im Gerben der Häute.
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