Heinr.
Ant. de,
Botaniker, geb. zu
Frankfurt
[* 4] a. M., studierte zu
Heidelberg,
[* 5]
Marburg
[* 6] und
Berlin
[* 7]
Medizin,
ließ sich 1853 in seiner Vaterstadt als
Arzt nieder, habilitierte sich 1854 zuTübingen
[* 8] als
Docent der
Botanik, ward 1855 außerord., 1859 ord. Professor der
Botanik zu Freiburg
[* 9] i. Br., wo er 1858 das öffentliche
Botanische Laboratorium
[* 10] ins Leben rief. Er ging 1867 als ord. Professor der
Botanik nach
Halle,
[* 11] 1872 nach
Straßburg
[* 12] und starb daselbst Seine
litterar.
Arbeiten betreffen vorzugsweise die
Entwicklungsgeschichte der
Algen
[* 13] und
Pilze.
[* 14] Dahin gehören
bereits seine Erstlingsschriften: «Beitrag zur Kenntnis der Achlya prolifera» (Berl.
1852) und die wichtigen «Untersuchungen über die
Brandpilze» (ebd. 1853). Diesen schlossen sich an: «Untersuchungen über
die Familie der Konjugaten» (Lpz. 1858),
«Die Mycetozoen» (ebd. 1859; 2. Aufl. 1864),
«Recherches sur le développement de quelques champignons parasites» (Par.
1863),
«Vorlesungen über
Bakterien»
(2. Aufl., ebd. 1887) u. s. w. Bary redigierte auch die
«Botan.
Zeitung», 1872‒79 mit Prof. G.
Kraus, seit 1880 mit Prof. L. Just.
(grch.-lat.), auf den Schwerpunkt
[* 19] bezüglich. Als barycentrische Regel
bezeichnet man die mathem. Regel, daß das
Volumen (und die Oberfläche) eines Rotationskörpers gefunden werden, wenn man
die Länge der rotierenden Linie (die
Größe der rotierenden
Fläche) mit dem Wege multipliziert,den der
Schwerpunkt dieser Linie (oder
Fläche) beschreibt. Diese Regel wird auch Guldinsche Regel genannt, weil
sie derJesuitPaul
Guldin (geb. zu St.
Gallen, gest. als Professor der Mathematik zu
Graz)
[* 20] in seinem Werke «Centrobaryca
seu de centro gravitatis etc.»
(Wien
[* 21] 1635) erläuterte. Dieselbe kommt indes auch schon bei dem griech.
Mathematiker Pappus (s. d.) vor.
(spr. barih),AntoineLouis, franz. Bildhauer, Begründer der modernen Tierplastik, geb. zu
Paris,
[* 22] lernte beim Bildbauer
Bosio Modellieren, beim
Maler Gros Zeichnen. Zuerst arbeitete er für Juweliere und
Goldschmiede,
später widmete er sich vorzugsweise der plastischen
Darstellung von
Tieren. Mit dem
Tiger, der
ein
Krokodil
zerreißt, begründete er 1831 seinen Ruf. Noch mehr Erfolg hatte der Löwe, welcher eine Schlange
[* 23] zerreißt (Tuileriengarten).
Seit 1854 war er am Jardin des Plantes als Zeichner angestellt. Seine zahlreichen Werke bestehen meistens in kleinernDarstellungen
einzelner
Typen und Gruppen von
Tieren. Hauptwerke des
Meisters sind auch der
Kentaur
[* 24] und der Lapith (1851),
Theseus den Minotaurus
[* 25] bekämpfend; von seinen größern
Bronzen sind berühmt die beiden sitzenden Löwen,
[* 26] jetzt an der Einfahrt des Tuilerienhofs,
und das Relief des liegenden Löwen am Piedestal der Julisäule in
Paris. Auch verfertigte er 1864 das
Reiterstandbild Napoleons Ⅰ. für
Ajaccio. Seit 1868 war Barye Mitglied der
Akademie der schönen Künste. Er starb zu
Paris. Barye, außerdem auch Aquarellmaler, Radierer und Lithograph, war einer der eifrigsten Vorkämpfer des
Realismus, der ein eindringliches Naturstudium mit großer Kühnheit der
Auffassung zu vereinigen wußte.
–
(grch.), Baßstimme, auch soviel wie
Baryglossie (s. d.). ^[= (grch.), wörtlich Schwerzungigkeit, daher, ebenso wie Barylalie, erschwerte undeutliche Sprache.]
(grch.), ein
Name für den Erdkern, der ein höheres spec.
Gewicht aufweisen muß als
die
Erdrinde (s. d.), da das spec.
Gewicht der letztern bedeutend kleiner ist als das der ganzen Erde. Da der Erdkern aber
auch eine hohe
Temperatur besitzt, so ist der
AusdruckPyrosphäre ungefähr gleichbedeutend mit Barysphäre.
ein
Schwarzpulver, bei dem der Kalisalpeter durch salpetersaures
Baryum ersetzt ist. Es wurde um 1860 vom
belg. Major Wynants wegen des langsamen
Abbrennens für
Geschütze
[* 29] größern
Kalibers vorgeschlagen.
oder
Barium (vom grch. barys, schwer; chem. Zeichen
Ba;
Atomgewicht 137), ein der Gruppe der alkalischen Erdmetalle
angehöriges zweiwertiges Element, das in seinen Eigenschaften dem
Calcium und
Strontium sehr nahe steht. Seine metallische
Natur wurde von
Berzelius durch
Darstellung von Baryumamalgam nachgewiesen, indem er
Baryumoxydhydrat elektrolysierte,
wobei der negative
Pol in
Quecksilber tauchte; rein erhalten wurde es von
Davy 1808 durch
Destillation
[* 30] des
Amalgams.
In der Natur findet es sich im freien Zustande nicht, sondern nur in
Verbindungen, z. B. im Schwerspat oder schwefelsauren
Baryt und im Witherit
[* 31] oder kohlensauren
Baryt. Man erhält das Metall entweder nach
Bunsen durch elektrolytische
Zersetzung eines mit wenig Salzsäure angemischten und auf 100° erwärmten Breies von zerriebenem
Chlorbaryum mittels eines
starken
Stroms, wobei man am negativen
Pol einen amalgamierten Platindraht anwendet und dann das gebildete
Amalgam sofort im
¶
mehr
Wasserstoffstrome destilliert, oder nach Crookes durch Zersetzung einer 93° warmen gesättigten Chlorbaryumlösung mit Natriumamalgam,
wobei Baryumamalgam entsteht, welches man durch Pressen zwischen Leinen zunächst von überschüssigem Quecksilber befreit
und dann im Wasserstofstrome schwach glüht, um das Quecksilber zu verflüchtigen. Das Amalgam ist sofort nach seiner Darstellung
weiter zu verarbeiten, da es in feuchter Luft sich rasch unter Bildung von Barythydrat oxydiert.
Das Baryummetall bildet eine poröse, aufgeblähte, dunkel angelaufene Masse, in deren Blasenräumen oft eine silberweiße,
metallglänzende Oberfläche sichtbar ist;
an der Luft erhitzt, verbrennt es mit Flamme;
[* 33]
Wasser zersetzt es schon bei gewöhnlicher
Temperatur;
es schmilzt bei Rotglut und ist nicht flüchtig.
Eine technische Verwendung hat das Baryum bisher
noch nicht gefunden. Seine Verbindungen zeichnen sich durch hohes specifisches Gewicht aus, die löslichen sind entschiedene
Gifte. Der nichtleuchtenden Flamme erteilen sie eine grüne Färbung. In der Kunstfeuerwerkerei dient Baryumnitrat und Baryumchlorat
zur Erzeugung grüner bengalischer Flammen. (S. auch Baryumcarbonat, Baryumchlorat u. s. w.)
kohlensaures Baryum, BaCO3 , kommt als Mineral Witherit (s. d.) in der Natur
vor, wird dargestellt durch Fällen einer Lösung von Chlorbaryum mit kohlensaurem Natrium und Auswaschen des schweren weißen
Niederschlags.
Das Mineral wird, wenn billig, zur Darstellung von Barytsalzen und als Rattengift, das künstlich dargestellte
Salz
[* 34] in der analytischen und wissenschaftlichen Chemie verwendet. 100 kg Witherit kosten, je nach dem Prozentgehalt
(80-96 Proz.), 13-16;
chlorsaures Baryum, Ba(ClO3)2 ^[Ba(ClO3)2], wird erhalten durch Sättigen von wässeriger
Chlorsäure mit kohlensaurem Baryum und Krystallisieren der Lösung.
Das Salz bildet farblose, prismatische Krystalle,
die durch starke Reibung
[* 35] oder Schlag heftig explodieren, in Wasser leicht löslich und sehr giftig sind.
Findet Verwendung
in der Kunstfeuerwerkerei zur Erzeugung von bengalischen grünen Flammen.
Chemisch reines Baryumchlorat kostet 250 M., das für Feuerwerkerei 180 M.
pro 100 kg.
Chlorbarium, BaCl2 , entsteht beim Lösen von natürlich vorkommendem
kohlensaurem Baryum, Witherit, in verdünnter Salzsäure, ferner durch Zersetzung von Schwefelbaryum mit Salzsäure oder durch
Schmelzen von schwefelsaurem Baryum mit einem Metallchlorid und Kohle. Letztere Methode eignet sich am besten für den Großbetrieb.
Als Metallchlorid verwendet man entweder Chlorcalcium, das als wertloses Nebenprodukt bei verschiedenen
Prozessen gewonnen wird, oder Manganchlorür, Nebenprodukt der Chlorkalkfabrikation. Die bei Glühhitze stattfindende Reaktion
zwischen schwefelsaurem Baryum, Chlorcalcium und Kohle verläuft so, daß dabei in Wasser unlösliches Schwefelcalcium und Kohlenoxyd
entsteht, nach folgender Gleichung:
BaSO4 + CaCl2 +4 C = BaCl2 + CaS + 4CO.
Die Schmelze wird mit Wasser ausgelaugt, wobei das in Lösung geht, während Schwefelcalcium zurückbleibt.
Die Lösung des Baryumchlorid wird durch Verdampfen in eisernen Pfannen
konzentriert und liefert dann beim Erkalten das krystallisierte
Baryumchlorid, BaCl2 + 2H2O . Es bildet rhombische Tafeln von bitter-salzigem Geschmack, ist wie alle Baryumsalze
giftig, löst sich sehr leicht in Wasser, nicht in Alkohol; bei 100° verliert es sein Krystallwasser,
das wasserfreie Salz schmilzt bei Rotglut. Baryumchlorid findet Verwendung zur Darstellung anderer Baryumsalze, außerdem in der analytischen
Chemie zum Nachweis von Schwefelsäure
[* 36] und in der Technik zur Reinigung des Wassers, welches zum Speisen von Dampfkesseln dienen
soll. Baryumchlorid kostet 14-30 M. pro 100 kg.
chromsaures Baryum, BaCrO4 , entsteht als schön gelber Niederschlag beim Fällen einer
Lösung von Chlorbaryum mit neutralem chromsaurem Kali. Es dient unter den Namengelbes Ultramarin, Barytgelb, Gelbin, Jaune de
Steinbuhl als Malerfarbe.
salpetersaures Baryum, Ba(NO3)2 ^[Ba(NO3)2], entsteht beim Lösen von kohlensaurem Baryum in
verdünnter Salpetersäure, wird am zweckmäßigsten dargestellt durch Vermischen einer heißen Lösung von 4 TeilenChlorbaryum
in 8 Teilen Wasser mit einer ebenfalls heißen Lösung von 3 Teilen salpetersaurem Natrium in 3 Teilen Wasser. Beim Erkalten
scheidet sich das schwer lösliche Salz fast vollständig als feines Krystallmehl ab, das durch systematisches Auswaschen mit
möglichst kaltem Wasser von dem bei der Zersetzung entstandenen Chlornatrium befreit wird. Das Baryumnitrat dient
zur Darstellung des Baryumoxyds sowie in der Kunstfeuerwerkerei zur Erzeugung grüner bengalischer Flammen. 100 kg kosten im
Großhandel 50-80 M.
Baryt, Baryterde, BaO, von Scheele 1774 entdeckt, wird erhalten, indem man salpetersaures Baryum scharf
glüht. Es bildet eine lockere, scheinbar geschmolzen gewesene graue Masse, die sich mit Wasser unter
Bildung von Barythydrat sehr stark erhitzt. In seinen Eigenschaften steht es dem Calciumoxyd sehr nahe.
Kocht man dann die Lösung, die beide Verbindungen enthält, mit Kupferoxyd (Hammerschlag oder gerösteter Kupferasche), so
wird das Baryumsulfhydrat unter Abscheidung von unlöslichem Schwefelkupfer in Baryumoxydhydrat verwandelt:
Die vom Schwefelkupfer abfiltrierte Flüssigkeit liefert beim Erkalten eine reichliche Krystallisation
von Baryumoxydhydrat. Das Baryumoxydhydrat krystallisiert in wasserhellen Tafeln. Es absorbiert mit großer BegierdeKohlensäure aus der Luft; die Lösungen
wie die Krystalle sind daher vor dem Zutritt der Luft zu bewahren. BeimTrocknen, in kohlensäurefreier Luft bleibt bei 100°
ein Hydrat¶
mehr
von der Zusammensetzung Ba(OH)2 + H20 ^[Ba(OH)2 + H2O] zurück, das letzte Krystallwassermolekül entweicht bei
schwacher Rotglut, das Hydratwasser kaum bei Weißglut. In Wasser ist es verhältnismäßig leicht löslich, es erfordert 2 Teile
siedendes, 20 Teile kaltes Wasser, die kalt gesättigte Lösung bezeichnet man als Barytwasser. Baryumoxydhydrat findet namentlich in der
analytischen Chemie Verwendung, wurde früher auch benutzt, um aus den Melassen der Rübenzuckerfabriken den Zucker
[* 38] abzuscheiden,
gestützt auf die Eigenschaft des Rohrzuckers, mit Baryt eine schwer lösliche krystallisierte Verbindung einzugehen, jedoch
ist dieses von Dubrunfaut eingeführte Verfahren durch bessere Methoden verdrängt.
schwefelsaures Baryum, BaSO4 , als Mineral Schwerspat (s. d.),
das in den meisten Fällen das Ausgangsmaterial bei der fabrikmäßigen Gewinnung der Baryumverbindungen bildet. Im feingemahlenen
und geschlemmten Zustande wird das Baryumsulfat als Zusatz zu vielen Farben verwandt, teils um deren Substanz zu vermehren, so beim Bleiweiß,
[* 39] teils um hellere Farbentöne zu erzielen, so beim Chromgelb. Künstlich erhält man Baryumsulfat durch Zersetzung
einer verdünnten heißen Lösung von Chlorbaryum mit verdünnter Schwefelsäure und Auswaschen des sich rasch absetzenden
Niederschlags.
Der Niederschlag wird entweder im feuchten Zustande oder nach dem Trocknen als weiße Farbe unter dem NamenBarytweiß, Permanentweiß
oder Blanc fixe in den Handel gebracht. Das Baryumsulfat ist in allen Lösungsmitteln völlig unlöslich, kann daher
auch im Organismus nicht giftig wirken. Auf der Unlöslichkeit desselben beruht das in der quantitativen Analyse angewendete
Verfahren zur Bestimmung sowohl der Schwefelsäure wie auch des Baryts. Baryumsulfat wird wie Gips
[* 40] zuweilen als fälschendes Surrogat bis 20 Proz.
dem Mehle beigefügt. 100 kg Baryumsulfat kosten 3,5-4 M.; künstliches, trocken oder feucht,
je nach der Qualität 20-50 M.
Ba(SH)2 ^[Ba(SH)2], entsteht aus Baryumsulfid durch Verbindung mit Schwefelwasserstoff bei Gegenwart
von Wasser oder beim Einleiten letztern Gases in Barytwasser. Es ist in Wasser leicht löslich und reagiert stark alkalisch.
Schwefelbaryum, BaS, entsteht durch Glühen von Baryumsulfat mit Kohle. Zur Darstellung
mischt man 4 Teile höchst fein gepulverten Schwerspat mit 1 Teil Holzkohlenpulver und 1 Teil Leinkuchenmehl und fügt so viel
warmes Wasser hinzu, bis beim Durchkneten eine plastische Masse entsteht. Aus dieser formt man Kugeln von 3-5 cm Durchmesser,
die nach dem Trocknen in einem kleinen Schachtofen
[* 41] mit abwechselnden Schichten von Holzkohlen zum starken
Glühen gebracht werden. Nach dem Erkalten bilden die Kugeln eine graue, leicht zerreibliche, zum größten Teil aus Schwefelbaryum
bestehende Masse, die in diesem Zustande für alle technischen Zwecke, wie Darstellung von Barythydrat und Barytsalzen, verwendbar
ist.
oder Baryumhyperoxyd, BaO2 , entsteht, indem man über schwach glühendes Baryumoxyd reinen
Sauerstoff oder Luft leitet. Es bildet eine äußerlich vom Baryumoxyd nicht unterscheidbare Masse. Bei stärkerer Hitze zerfällt
es wieder in freien Sauerstoff und Baryumoxyd und kann daher zur Darstellung des Sauerstoffs aus der Luft benutzt werden. Das
rohe Baryumsuperoxyd enthält Baryumoxyd; zur Reinigung löst man es in Salzsäure, fügt zuerst wenig Barytwasser
hinzu,
filtriert und setzt dann mehr Barytwasser zu; es fällt krystalliisertes Baryumsuperoxyd, BaO2 + 8 H2O ^[BaO2 + 8 H2O], in
glänzenden, in Wasser unlöslichen Schuppen aus. Das Krystallwasser entweicht bei gelindem Erwärmen. Baryumsuperoxyd dient zur Darstellung
von Wasserstoffsuperoxyd (s. d.). Chemisch reines wasserfreies Baryumsuperoxyd kostet 250 M., für technische Zwecke brauchbares 140 M.,
krystallisiertes Baryumsuperoxyd 160 M. pro 100 kg.
czech. Bernartice, Dorf im Gerichtsbezirk Jauernig der österr.
Bezirkshauptmannschaft Freiwaldau in Österreichisch-Schlesien,
nahe der preuß. Grenze, hat (1890) 1041, als Gemeinde 3063 deutsche E., Post, Telegraph
[* 42] und die größte
Zuckerfabrik des Landes.
Hierzu gehören die Orte Oberhermsdorf (362 E.) mit landwirtschaftlicher Landeslehranstalt, sowie
Buchsdorf (693 E.) mit großer Spiritus- und Liqueurfabrik und Granitindustrie.
handschriftlich in Paris und London.
[* 43] Ein kurzes Bruchstück gab Kosegarten mit Übersetzung heraus in den «Fundgruben des Orients», Bd. 5 (Wien 1818),
woraus es
Vullers in seiner «Chrestomathia Schahnamiana» (Bonn
[* 44] 1833) wiederholte. Das Gedicht, eine Nachahmung des «Schahname»
des Firdusi, erzählt, wie Suhrab, der Sohn des Rustem, auf seiner Fahrt nach Iran (auf der er von seinem
Vater getötet wird) sich mit der Tochter des Burgvogts von Segnan, Schahrud, vermählt und letztere dem Barzu das Leben giebt,
der am Hof
[* 45] des turanischen Afrasiab aufwächst, später auf einem Zug
gegen Iran gefangen wird und in der iran.
Armee bleibt, worauf er viele ritterliche Abenteuer besteht. Die Sage ist eine Variante der Suhrabsage, und der Dichter hatte
die Absicht, sie dem «Schahname» hinter der Geschichte von Suhrab einzuverleiben.
Es giebt im «Schahname» Interpolationen aus dem Barzu-nâme.
(Batz), kleine Insel an der Nordküste der Bretagne, zum Arrondissement Morlaix des franz. Depart. Finstère gehörig, 4 km
lang und 3 km breit, hat drei Dörfer mit etwa 1200 E., den schönen und sichern Hafen Kernoc, mit vier Strandbatterien und
zwei Forts und einen Leuchtturm (68 m ü. d. M.).
Marco, venet. Maler, von 1490 bis 1521 thätig. Ursprünglich ein Schüler Vivarinis, hat er sich später
an den Werken Giov. Bellinis gebildet, dessen Madonnenbilder er mit großem Glück nachahmte. Berühmt ist das Gemälde: Berufung
der Söhne des Zebedäus, Jacobus und Johannes (1510; in der Akademie zu Venedig;
[* 46] kleinere Wiederholung vom
J. 1515 im Hofmuseum zu Wien). Bemerkenswert sind ferner eine Madonna in London, Christus am Ölberg in der Akademie zu Venedig
und die Himmelfahrt Mariä in Murano. Seine Bilder zeichnen sich aus durch eine eigenartige Wirkung des Kolorits, malerische
Behandlungsweise und feine Wiedergabe des Landschaftlichen.
ein schwarzes, scheinbar dichtes Gestein mit mattem, splitterigem, im großen flachmuscheligem
Bruche, das zur Gruppe der kieselsäurearmen jüngern Eruptivmassen gehört. Anscheinend vollkommen homogen, erweist
es sich, ganz abgesehen
¶
mehr
von mit unbewaffnetem Auge
[* 48] sichtbaren porphyrischen Ausscheidungen, bei starker mikroskopischer Vergrößerung der Dünnschliffe
aus einzelnen verschiedenartigen Mineralindividuen zusammengesetzt, zwischen denen häufig noch eine glasartige Masse beobachtet
wird. Diese stellt ihrerseits einen Rest des ursprünglichen Schmelzflusses dar, aus dem der Basalt erstarrte. Die
erwähnten mikroskopischen Mineralindividuen bestehen bei allen Basalt aus Augit,
[* 49] Olivin
[* 50] und Magneteisen, zu
denen sich entweder trikliner Feldspat (Plagioklas), Nephelin, Leucit,
[* 51] oder (sehr selten) Melilith gesellt.
Man unterscheidet deshalb Plagioklasbasalt, Nephelinbasalt, Leucitbasalt und Melilitbbasalt; zugleich aber ergiebt sich daraus,
daß die Basalt vorwiegend nichts anderes sind als aphanitische (d. h. dicht erscheinende)
Varietäten der Dolerite (s. d.) und Leucitophyre. Als weitverbreitete mikroskopische accessorische Gemengteile
erscheinen Titaneisen, Eisenglanz, Biotit, Apatit,
[* 52] in den Leucit- und Nephelinbasalten auch wohl Hauyn und Perowskit. In diesen
dichten Basalt sind größere Individuen von Olivin, Augit und Hornblende
[* 53] ausgeschieden, so daß porphyrartige Varietäten entstehen.
Noch häufiger ist die Erscheinung, daß der Basalt reich ist an ursprünglich hohlen, jetzt durch
Infiltration mit Kalkspat,
[* 54] Aragonit,
[* 55] Quarz und Zeolithen ausgefüllten Blasenräumen, wodurch Mandelstein oder amygdaloidischer
Basalt erzeugt wird. Unter dem Einflusse kohlensäurehaltiger atmosphärilischer Wasser verfallen die Basalt einem
Zersetzungs- und Auslaugungsprozesse, dessen Rückstand die Wackenthone (wasserhaltige Thonerdesilikate) bilden. Die Basalt sind
vulkanischen Ursprungs und zum großen Teile während der Tertiärzeit emporgedrungen; jedoch bestehen
auch die Ergüsse mancher unserer heutigen Vulkane
[* 56] (z. B. des Ätnas, des Vesuvs) aus basaltischen Laven.
Während letztere Ströme und Gänge bilden, treten die tertiären Basalt meist in Form von Kuppen, Kegeln (Eifel, Siebengebirge,
Hessen,
[* 57] Erzgebirge, böhm. Mittelgebirge) und sich vielfach übereinander wiederholenden Decken auf (Island,
[* 58] schott. Inseln).
Aus Plagioklasbasalt besteht z. B. der Weilberg und Ölberg im Siebengebirge, der Bausberg im Habichtswald, der größte Teil
der Ablagerungen in Irland, Island, Centralfrankreich, aus Nephelinbasalt der Scheibenberg im Erzgebirge, die Pflasterkaute im
Thüringer Wald, aus Leucitbasalt der Pöhlberg und die Geisinger Kuppe im Erzgebirge, die Melilithbasalte sind namentlich in der
schwäbischen Alb und im Hegau verbreitet. Höchst charakteristisch ist für alle Basalt das Bestreben nach
säulenförmiger, bei manchen auch das nach kugelförmiger Absonderung. Die vier-, fünf- oder sechsseitigen Säulen
[* 59] stehen
meist senkrecht zur Abkühlungsfläche der Basaltmasse, also bei Decken, Lagern und Strömen vertikal, bei Kuppen oft radial,
bei Gängen horizontal. Der Basalt dient als treffliches Bau- und Beschotterungsmaterial.
Vgl. Zirkel, Untersuchungen über die mikroskopische Zusammensetzung und Struktur der Basaltgesteine (Bonn 1870).
alter Name für einen durch die Berührung mit glutflüssigem Basalt kaustisch umgewandelten Schieferthon,
mergeligen Sandstein, Grauwackensandstein, die dadurch zu einer harten, perlgrauen, lavendelblauen oder gelblichgrauen
Masse mit muscheligem oder splitterigem Bruch verändert wurden, die leicht in scharfkantige Stücke zerfällt.
Einerseits haben
die an Basaltgänge angrenzenden Partien, andererseits die im Basalt eingeschlossenen Schollen der genannten Gesteine
[* 60] die Umwandlung
in Basaltjaspis erfahren.
eine Zusammenhäufung von eckigen, meistens aber etwas abgerundeten Bruchstücken basaltischer
Gesteine von verschiedener Größe, die durch ein erdiges und zerreibliches, bald aus feinem Basaltschutt,
bald aus mergeligem, thonigem oder kalkigem Material bestehendes Bindemittel miteinander verkittet sind.
Ablagerungen von Basaltkonglomerat, die
gewöhnlich deutliche Schichtung zeigen, fehlen wohl in keiner basaltischen Region und erweisen sich teils als Reibungsprodukte
beim Empordringen der Basalte, teils als zusammengeschwemmter Schutt von zerstörten festen Basaltmassen,
teils auch als vulkanische Auswurfsprodukte.
eine feinkörnige, dichte oder erdige Zusammenhäufung kleiner basaltischer Partikel von gewöhnlich schmutziggrauer
oder gelblichbrauner Farbe, die Körner und nußgroße Brocken von mürben basaltischen Gesteinen umschließt und oft auch Fragmente
anderer Felsarten (z. B. Kalkstein) oder Krystalle und Krystallbruchstücke (von Olivin, Hornblende, Augit,
Glimmer) enthält. Meistens befindet sich das Material in einem vorgerückten Stadium der Zersetzung, weshalb es auch oft mit
Adern und Nestern von Kalkspat, Aragonit und Zeolithen durchzogen erscheint.
Stellenweise finden sich darin Überreste von Süßwasser- und Meereskonchylien, Blattabdrücke, verkieselte oder verkohlte
Hölzer. Der Basalttuff ist stets mehr oder weniger deutlich geschichtet und scheint teils zerkleinerter
Schutt von zerstörten Basaltmassen, teils das Produkt ehemaliger vulkanischer Eruptionen zu sein, ähnlich den Lapilli und
dem vulkanischen Sande. Er tritt fast in allen basaltischen Gegenden auf, vergesellschaftet mit basaltischen Konglomeraten,
wechsellagernd mit massigen Basaltdecken oder eine äußere mantelförmige Hülle um Basaltkuppen darstellend.
im Alten Testament eine Landschaft des Ostjordanlandes zwischen Salcha (Salchat) im O., Edrei (Der'at) im W.
und dem Hermon im N.; nach S. zu wird bisweilen auch der nördlichste TeilGileads am linken Ufer des Jarmuk mit zu Basan gerechnet.
Basan entspricht der gegenwärtigen Landschaft en-Nukra und bildete, als Israel aus der Wüste
gegen das Kulturland vordrang, den Hauptteil der Herrschaft des Amoriterkönigs Og, der durch die Schlacht bei Edrei sein Land
an Israel verlor. Basan enthält äußerst fruchtbare Gegenden, war im Altertum durch sein vortreffliches Vieh und durch seine
schönen Eichen, jetzt durch seinen ausgezeichneten Weizen berühmt. Bei den Griechen und Römern hieß
es Basanitis und Batanäa.
(spr. -sáng),Pierre Francois, franz. Kupferstecher und Kunstschriftsteller, geb. zu
Paris, war ein Schüler von Fessard und Daullé. Unter den von ihm gefertigten Stichen sind hervorzuheben: Schlafende Antiope
nach Correggio, Ecce homo nach Caravaggio, Die Kartenspieler nach Teniers, Der Bürgermeister Six nach Rembrandt.
Basan gründete in Paris einen Verlag von Kupferstichen, aus welchem über tausend Stiche nach ital., niederländ. und franz.
Meistern hervorgingen. Er starb daselbst Basan schrieb ein «Dictionnaire
des graveurs anciens et modernes» (3 Bde., Par.
1767; neue Ausg., 2 Bde., 1809).
¶
jüngere basaltische Eruptivgesteine, die außer Augit, Olivin und Magneteisen sowohl einerseits Plagioklas
als andererseits entweder Nephelin oder Leucit enthalten, wonach man Nephelinbasanit und Leucitbasanit unterscheidet.
Beide
sind äußerlich und geologisch den eigentlichen Basalten sehr nahe verwandt und von denselben nur durch
die Gegenwart des Nephelins oder Leucits getrennt. In deutschen Mittelgebirgen und im nördl. Böhmen
[* 62] sind sie z. B. weit verbreitet;
bleu (frz., spr. ba blö),Blaustrumpf (s. d.). ^[= (engl. blue stocking; frz. bas bleu), ein Spottname für gelehrte Frauen, die ihren schöngeistigen ...]
in vielen Verbindungen vorkommendem Wort, so in Basch bog (Befehlshaber eines Christenheers),
Basch tsadir (Befehlshaber des Trains), Basch tschausch (erster Feldwebel einer Compagnie, Schwadron oder Batterie).
(oft verderbt Bisser oder Bussahir), Vasallenstaat in Ostindien,
[* 64] zu der Lieutenant-Gouverneurschaft des Pandschab
gerechnet, bildet mit einigen andern größern und kleinern tributären Staaten eingeborener Fürsten, nämlich Kaschmir
[* 65] und
Dschamu, Dschamba, Mandi und Bilaspur, in administrativer Hinsicht die Gruppe der jenseit des Satladsch
gelegenen Hochlande (engl. TransSutlejHighlands oder Punjab Hill States). Baschahr grenzt im N. an die Division Dschalandar, im
W. an die Distrikte Schimla und Dehra Dun (sämtlich zum Pandschab gehörend), im S. an Sirmur und an Garhwal und im O. an chines.
Gebiet, hat 8599 qkm, (1891) 75727 E. (1881: 64345, darunter 63924 Hindu, 365 Mohammedaner).
In den südl. Abhängen des Himalaja gelegen, ist ein Alpenland, welches der Satladsch in
eine nördl., Kunawar, und eine südl., Baschahr genannte Hälfte teilt. Die niedrigsten gemessenen
Punkte, Hirt auf dem linken Ufer des Satladsch und Raien auf dem linken Ufer des Flusses Pabar, liegen
in 1050 und 1700 m Höhe; viele Strecken zwischen 2000 und 4000 m Höhe. Baschahr ist außerordentlich reich an Eisenerzen. Die Bevölkerung
besteht gleich jener der übrigen sog. Hügelstaaten (Hill States) im Himalaja, südlich von
der Kammlinie demselben, aus einer Vermischung des mongol. oder turanischen
Rassenelements mit dem specifisch indischen.
Sie sind meistens Anhänger des tibetan. Buddhismus. Eigentümlich ist bei ihnen die allgemeine, selbst bei den Vornehmern
und Reichern bestehende Polyandrie. Bei den Bewohnern von Baschahr im engern Sinne ist die Gesichts- und Körperbildung mehr die der
Hindu. IhreReligion ist ein verdorbener Hinduismus. Die am meisten verehrten Gottheiten sind Schiwa, Ganescha
und Kali, der früher Menschenopfer gebracht wurden. Das Verbrennen der Witwen hat noch nicht aufgehört. Die Radscha und die
meisten andern Vornehmen sind Radschputen. Baschahr war früher von den Gorkha abhängig und mußte diesen einen Jahrestribut von 8000 Pfd.
St. zahlen.
Mit Unterstützung der Engländer machte es sich 1815 von der Oberherrschaft der Gorkha frei,
und der Radscha trat, durch Traktat vom 15. Nov. genannten Jahres, in das Verhältnis eines Lehnträgers zu der Englisch-Ostindischen
Compagnie.
in der Türkei
[* 66] der Name einer mit der öffentlichen Sicherheitspflege betrauten, den Provinzialstatthaltern
z ugeteilten Truppe, die, beritten und polizeilichen Zwecken dienend, etwa einer Landgendarmerie zu vergleichen
ist. Zum eigentlichen Kriegsdienst sind sie nur selten und nie mit Glück herangezogen worden. Der Name (wörtlich Tollkopf)
ist dem des Korps der Deli (s. d.) sinnverwandt und soll auf den an Wahnsinn grenzenden rücksichtslosen Mut bei Ausführung
der erhaltenen Befehle deuten. Die Baschi-Bosuk rekrutieren sich hauptsächlich aus Bosniaken, Albanesen und Kurden; in Anatolien führen
sie auch die kurd. Lanze mit Straußenfederbüschel und kurd. Tracht. Obwohl berüchtigt durch ihre Grausamkeit, sind die
Baschi-Bosuk doch für den türk. Sicherheitsdienst unentbehrlich.
Negerstamm in Centralafrika, zwischen dem Kassai und Sankuru, etwa von 5° 30' bis
6° 30' südl. Br., nach Wißmann gegen 1½ Mill. Köpfe zählend. Sie sind ein Mischvolk der von Südosten eingewanderten Baluba
(s. d.) und der Urbewohner und jetzt mit Ausnahme der Sprache wesentlich von den Baluba verschieden. Sie haben schmale Brüste,
kurze Glieder
[* 67] und geringe Muskelentwicklung. Durch eine Art socialer Revolution um das J. 1860 kam die
jüngere sanftmütige Generation zur Herrschaft und gründete das «Reich der Freundschaft» (Lubuku), in welchem Todesstrafe
und Gottesurteile abgeschafft und gemeinschaftliches Hanfrauchen als Zeichen der Brüderlichkeit eingeführt wurde.
Ehemals bewaffneten sie sich mit Speer und Pfeil, jetzt auch mit Feuergewehren. Sie bauen mit ihren als
Sklavinnen behandelten Frauen alle Feldfrüchte, auch Reis, und treiben Viehzucht.
[* 68] Wißmann und Pogge kamen 1881 als erste Europäer
in ihr Land, das bis dahin weder von arab. noch portug. Händlern
berührt worden war, und wurden auf das gastfreundlichste behandelt. Die Baschilange haben seitdem die Sucht, europ.
Gewächse, Tiere, Kleidung und Hauseinrichtungsgegenstände bei sich einzuführen. Im Häuptling Mukenge besitzen sie einen
König, in Dschingenge dessen mächtigsten Vasall.
eigentlich Baschkurt, ein gewöhnlich zu den turk-tatar. Stämmen gerechnetes, aber wahrscheinlich ursprünglich
finnisches, doch durch Mischung in Sprache und Sitte wie in Gesichtsbildung und Farbe tatarisch gewordenes
Volk, von den Kirgisen Istäk (Ostjak) genannt. Sie wohnen im südl. Uralgebiete, hauptsächlich
auf dessen Westseite und den anstoßenden Ebenen des Wolgagebietes, zu beiden Seiten der Bjelaja in den Gouvernements Ufa,
Orenburg, Perm, Samara und einem Teile von Wjatka. Der NameBaschkurt kommt zum erstenmal im Anfang des 10. Jahrh,
bei dem AraberIbn Fadlâh in dem Berichte von dessen Gesandtschaft zu den Wolga-Bulgaren vor. Von abendländ. Schriftstellern
werden sie zuerst im 13. Jahrh. von den Reisenden Plano Carpini und Rubruquis erwähnt. Diese bezeichnen sie unter dem Namen
Pascatir als ein am obern Teile des Uralstroms wohnendes Volk,
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das dieselbe Sprache rede wie die Ungarn
[* 70] (daher Major Hungaria). Bis zur Ankunft der Mongolen und Tataren waren die ein selbständiges,
großes Volk, welches fortwährend die benachbarten WeißenBulgaren beunruhigte. Kurz vor der Mitte des 13. Jahrh, wurden sie
jedoch von den Tataren unterworfen und standen nun unter einer dreifachen Herrschaft: die Sauralskije
(jenseit des Ural) gehörten zum sibirischen, die Bjelskije (am FlusseBjelaja) zum kasanischen, die Gorskije (Bergbewohner)
zum nogaischen Chanat.
Sie selbst leiten sich von den turk-tatar. Nogaiern ab, welche im 14. und 15. Jahrh, den südl.
Ural beherrschten, und von denen die anstoßenden Steppenniederungen die große Nogai hießen. Zur
Zeit, als Kasan
[* 71] durch den russ. GroßfürstenIwan I. 1487 erobert wurde und durch Iwan II. 1552 das kasanische Chanat ein Ende
nahm, waren die Baschkiren bereits ohne Macht. Sie unterwarfen sich dem russ. Scepter
und erhielten das Land zwischen der Kama und Bjelaja angewiesen; an letzterer wurde 1573 Ufa als Hauptstadt
des Baschkirenlandes zum Schutze gegen die Kirgisen gegründet.
Die Baschkiren empörten sich indes wiederholt gegen die russ. Herrschaft: so 1672-76
unter Seit, 1707-8 unter Aldar und Kußjum, zuletzt zur Zeit der Gründung Orenburgs 1735-41 unter Abys Kilmjak, wodurch
sie in Wohlstand und Volksmenge sehr herunterkamen. Nach ihrer Unterwerfung (1741) erhielten sie eine
militär. Organisation. 1786 wurden sie von Steuern befreit und seit 1798 sind sie zum Dienste
[* 72] der unregelmäßigen Reiterei
herangezogen. Früher zahlten sie keine Steuern; jeder mußte aber vom 17. bis 40. Jahre Kriegsdienst leisten.
Die Baschkiren bildeten den Hauptteil der sog. Baschkirskoje Woisko
(Baschkirenheers), zu dem auch viele in den Gouvernements Orenburg, Ufa, Wjatka und Samara wohnende Tataren, hauptsächlich
Teptjären und Tümen gehörten; sie zerfielen in 13 Kantone, und jeder von diesem in eine Anzahl Jurten. Sie standen unter
dem Gouverneur von Orenburg, militärisch unter einem eigenen Ataman; jeder Jurt wählte seinen Starschina
oder Anführer selbst. Pfeil und Bogen,
[* 73] mit denen sie in den Befreiungskriegen im westl. Europa
[* 74] erschienen, wurden später
mit Lanze und Flinte vertauscht.
Sie bildeten, mit übergesiedelten Donkosaken gemischt, den Uralfluß entlang den Grenzkordon gegen Asien
[* 75] oder die Linie der
Uralischen Kosaken. Jetzt ist das Baschkirenheer aufgelöst, und die Baschkiren sind Abgaben zahlende Kronsbauern
wie die übrigen Tataren des östl. Rußlands. Offiziell werden aber noch alle diese Tataren ohne Rücksicht auf ihre Abstammung
als Baschkiren bezeichnet. Die eigentlichen Baschkiren bewohnen, etwa 750000 Köpfe stark, ein Gebiet von ungefähr 140000 qkm, das halb mit
Wald bedeckt ist.
Man teilt sie in ansässige und wandernde Baschkiren. Die erstern wohnen in Dörfern und treiben
Viehzucht, Ackerbau und Bienenzucht.
[* 76] Die nomadisierenden, wiederum in Gebirgs- und Steppenbaschkiren zerfallend, leben teils
von der Jagd, teils von Viehzucht, aber mit solcher Sorglosigkeit, daß im Winter manchmal das Futter fehlt. Die Baschkiren haben
große, runde Köpfe, ein plattes Gesicht
[* 77] mit großen Ohren und schwachem Barte, dunkle Hautfarbe, schmalgeschlitzte
Augen, eine gerade, kurze Stirn, schwarze Haare,
[* 78] breite Brust und breite Schultern, sind überhaupt stark und muskulös und zu
jeder Arbeit und Ertragung von Beschwerden tüchtig. Sie bekennen sich seit alter Zeit zum Islam. Die Kleidung der Baschkiren besteht
in einem blauen Hemde oder einem
langen, asiat. Oberkleide nebst Gürtel
[* 79] und einem großen Schafpelz,
die Kopfbedeckung aus einer spitzen Filzmütze. Sie zeigen sich gastfrei, sind aber mißtrauisch, träge und diebisch, besonders
zum Pferdediebstahl geneigt. Ihr Lieblingsgetränk ist gesäuerte gekochte Milch (Airan), nächstdem Thee und der Kumys (s. d.).
Im J.1874 wurde nach Aufhebung des Baschkirenheers bei den Baschkiren, wie bei einigen andern
der russ. Herrschaft unterworfenen Fremdvölkern, die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, und 6.Iuli 1874 wurde, zunächst
versuchsweise, in Orenburg eine Schwadron Baschkiren für die Dienstpflichtigen errichtet. Der Generalgouverneur Kryschanowskij förderte
erfolgreich die Entwicklung dieser Truppe, durch welche die Baschkiren allmählich mit dem Dienste der regulären
Reiterei bekannt gemacht werden sollen, errichtete 1875 bereits eine zweite Schwadron und 1876 ein Baschkirenregiment von
vier Schwadronen. Diese Lehrtruppe hat einen Stamm von 17 Offizieren und 84 Beamten, Unteroffizieren und Mannschaften der regulären
Kavallerie und ist mit gezogenen Gewehren bewaffnet. Unter den Offizieren sind eingeborene Adlige.
Maria Konstantinowna, russ. Malerin, geb. 23. (11.)
Nov. 1860 zu Gawronzi (Gouvernement Poltawa), erhielt ihre künstlerische Ausbildung in Paris seit 1877 unter Tony Robert-Fleury
und Bastien-Lepage, starb aber bereits Schon mit 20 Jahren schuf sie das Bild: Ehescheidungsfrage (1881); von weitern
Gemälden sind zu nennen: Zwei Pariser Gassenbuben, Jean und Jacques (1883; neu ausgestellt 1891 auf der
Internationalen Kunstausstellung zu Berlin);
Dreierlei Lachen, Das Meeting, Das Porträt eines weiblichen Modells (letztere
beide im Luxembourg-Museum).
Aufsehen erregte das «Journal de Marie Bashkirtseff» (2 Bde., Par.
1887),
ein Auszug aus dem Tagebuche der Künstlerin. Ferner erschienen «Lettres
de Marie Baschkirzew » (ebd. 1891).
Vgl. Catalogue des œuvres de Baschkirzew " (Par.
1885).
im Orient eine an den Mantel angenähte wollene Kapuze, nicht ein genähtes Tuch, das über den Kopf gelegt wird, wie es einige
Zeit in Westeuropa als Baschlyk Mode war.
Ein solcher Baschlyk ist auch in der russ. Armee als Bekleidungsstück eingeführt.
Philosoph (Kantianer), geb. in Genoa (Neuyork),
[* 80] bekleidete mehrere Professuren zu
Andover u. s. w., wurde 1874 Präsident der University of Wisconsin und war zugleich (bis 1887) Professor
für Logik und Ethik. Er schrieb u. a.: «Political economy» (1859),