Barth, Johann Ambrosius - Barthélemy (François, Marquis de)
mehr
Sinne die Wirtschaftspolitik der Regierung und die socialpolit. Gesetzgebung.
Außer zahlreichen
Artikeln in der Tagespresse
veröffentlichte in den «Freihändlerischen
Blättern» und den «Volkswirtschaftlichen Zeitfragen» (Berl. 1879 fg.)
u. a.: «Der socialistische Zukunftsstaat»,
«Die handelspolit.
Stellung der deutschen Seestädte», «Die
Besteuerung der indirekten Einfuhr», «Wandlungen im Weltbandel»,
«Amerik. Wirtschaftsleben», «Scheinbare
und wirkliche Socialreform» (Heft 73 der «Volkswirtschaftlichen
Zeitfragen», Berl. 1888).
JohannAmbrosius, Verlagsbuchhandlung in
Leipzig,
[* 2] im
Besitz von
ArthurSteiner, geb. in
Leipzig. Sie wurde
von Joh.
Ambrosius Barth, Johann Ambrosius, geb. zu Thalschütz bei
Lützen,
[* 3] gest. 1813, gegründet, der 1789 die Haugsche
Buchhandlung
(gegründet 1780) durch Heirat erwarb und unter eigenem
Namen fortführte, ging dann über an dessen Sohn
Wilhelm
Ambrosius Barth, Johann Ambrosius, geb. gest.
darauf an den Sohn des letztern, Dr.
AdolfAmbrosius Barth, Johann Ambrosius, geb. gest.
zuletzt an dessen
Bruder Joh.
Ambrosius Barth, Johann Ambrosius, geb. gest. Hierauf
wurde das
Geschäft für
Rechnung der
Witwe fortgeführt und an A. Meiner verkauft.
Der Verlag umfaßt hervorragende Werke aller Wissenschaften, erlangte aber besonders Bedeutung für die Naturwissenschaften
durch die bei Barth, Johann Ambrosius erscheinenden Zeitschriften: «Annalen der Physik undChemie» (1790 von
A. C.
Gren gegründet,
fortgeführt vonL. W.
Gilbert, 1824-77 von J. C. Poggendorf, seitdem von G. Wiedemann herausgegeben) mit physik. «Beiblättern»
dazu (seit 1877 von G. und E. Wiedemann herausgegeben) und das «Journal für praktische
Chemie» (1834 von O.L. Erdmann gegründet, 1870 von Kolbe und seit 1885 von E. von
Meyer fortgesetzt).
Von andern Verlagswerken seien erwähnt: Rosenmüller, «Scholia in Vetus Testamentum» (23 Bde.,
1820-35)),
Valentinis ital. Wörterbuch (4 Bde.,
1831-36),
Quellensammlungen des griech.-röm.
Rechts (Basilica, Authenticum,
Anecdota),
Bartsch, «Le
[* 5] Peintre-graveur» (neue Aufl., 21 Bde.,
1866-76),
Schriften von Hedwig, Westermann, Puchta, Marezoll, F. von Holtzendorff, Elise Polko, Koberstein
u. a.; ans neuerer Zeit wissenschaftliche
Abhandlungen von J.
Thomsen,
Helmholtz, Kirchhoff, Paulis Werke über Etruskologie
u. a.
Auguste Marseille,
[* 11] franz. Dichter, geb. 1796 zu Marseille,
Zögling des Oratorianerkollegs in Juilly, schrieb mit seinem Freunde Méry eine
Poet. Satire gegen die
Bourbonen und deren
reaktionären
Anhang, die «Villéliade» (1826; 15. Aufl.
1827),
ein komisches Epos
von spielendem, aber treffendem Witz und kaustischer Laune, das gewaltigen Erfolg hatte. Denselben
Geist atmen: «Les Jésuites» (1827),
«Étrennes
à M. de
Villèle» (1828). Das historische, durch wahrhaft poet.Schilderungen ausgezeichnete
Heldengedicht
«Napoléone en
Égypte» (1.-9. Aufl. 1828; illustr. Ausg.
1842) verband mit Opposition gegen das bourbonische Königtum den Kult Napoleons. Barthélemy wollte dieses Werk dem
Herzog von
Reichstadt überreichen, ward aber nicht vorgelassen und schrieb darauf die Satire «Le
fil de l'homme» (1829),
die ihm 3
Monate Haft zuzog. Die Julirevolution befreite ihn, und er besang nun,
wieder mit Méry, den
Sieg des
Volks in «L'Insurrection, einem der gelungensten Gedichte beider. In der Wochenschrift
»Némésis» (1831, 1832; 7. Aufl. 1842) verfolgte Barthélemy dann die Minister
des Bürgerkönigs mit ebenso argem Spott als deren Vorgänger. Die Regierung erkaufte sein Schweigen,
und es gelang ihm nicht, mit «Justification» (1832),
die öffentliche
Achtung wiederzugewinnen. Er schrieb nun eine
Übersetzung
der Äneide und versuchte sich in
«Nouvelle Némésis» (1845) und «Zodiaque» (1846) nochmals,
aber erfolglos, in der polit. Satire. Unter dem zweiten Kaiserreich feierte Barthélemy jede wichtige Staatsbegebenheit
durch einen Dithyrambus, so in «Le 2 Décembre» und
«Vox populi» (1852),
«L'Exposition» (1855),
«Les deux Marseille» (1856). Barthélemy starb zu Marseille.
Francois, Marquis de, franz.
Diplomat, geb. zu
Aubagne, verdankte der Sorgfalt seines Oheims,
Jean Jacques Barthélemy (s. d.), seine Erziehung und die Eröffnung
seiner Laufbahn imStaatsdienste. 1768 wurde er von
Choiseul in den diplomatischen Dienst aufgenommen.
BeimAusbruche der Revolution ging er als Legationssekretär, dann als Geschäftsträger nach
London,
[* 13] im Dez. 1791 als
bevollmächtigter Minister
nach der
Schweiz.
[* 14] Er schloß 1795 in Basel
[* 15] den frieden mit
Preußen
[* 16] und bald darauf mit
Spanien
[* 17] und dem Landgrafen von
Hessen-Cassel. Doch gelang es ihm nicht, auch England zum Frieden zu bewegen. Im
Rate der Alten zum Mitgliede des Direktoriums
gewählt, kehrte er 1797 nach
Paris zurück. Durch die Ereignisse des 18.
Fructidor wurde er gestürzt, verhaftet
und nach Guayana deportiert; es gelang ihm aber bald nach England zu entkommen. Nach der Revolution vom 18.
Brumaire wurde er vom Ersten Konsul zurückberufen, der ihn zum Vicepräsidenten des Senats und einige Jahre später zum
Reichsgrafen ernannte. Barthélemy war 1802 an der
Spitze der Deputation des Senats, die
Bonaparte das
Konsulat auf Lebenszeit übertrug;
doch blieb er unter Napoleons Regierung ohne Bedeutung. Im April 1814 führte er den Vorsitz im Senat,
welcher des
Kaisers Absetzung aussprach.
Da er sich nach der Restauration zum Pair und Großoffizier der Ehrenlegion hatte ernennen lassen, so strich ihn Napoleon
nach seiner Rückkehr 1815 von der Pairsliste; die zweite Restauration entschädigte ihn dafür durch
Ernennung zum Staatsminister und Marquis, Barthélemy machte sich 1819 durch den
Antrag verhaßt, das
Wahlrecht im
Sinne der
Ultraroyalistenpartei zu beschränken, und zog sich seitdem aus dem öffentlichen Leben zurück. Er starb
Vgl. Kaulek,¶
mehr
Papiers de Barthélemy, ambassadeur de France en Suisse, 1792-97 (Par. 1886 fg.).
Jean Jacques, franz. Altertumsforscher, geb. zu
Cassis bei Aubagne (s. d.), wurde für den geistlichen Stand vorbereitet, widmete sich aber archäol. Studien. Seit 1744 beim
königl. Medaillenkabinett in Paris angestellt, wurde er 1747 Mitglied der Akademie der Inschriften, 1753 Direktor
jenes Kabinetts. Auf einer Studienreise nach Italien, das er 1754-57 ganz durchwanderte («Voyages en Italie», Par. 1802; deutsch
Mainz
[* 19] 1802), erwarb er die Gunst des Grafen Stainville, nachmaligen Ministers Choiseul, der ihn später durch ein Jahrgeld
in den Stand setzte, sich ganz den Studien zu widmen. Barthélemy starb, seit 1789 Mitglied der Akademie, Er
hatte als Antiquar, besonders in der Numismatik, einen ausgezeichneten Namen erworben, als er, nach 30jähriger rastloser Vorbereitung,
die «Voyage du jeune Anacharsis en Grèce» (4 Bde., 1788 u. ö.)
erscheinen ließ, ein Werk, das, bald in alle europ. Sprachen (deutsch von Biester, Berl. 1792-1804) übersetzt,
das gesamte häusliche und öffentliche Leben der alten Griechen in einem anmutigen und treuen Gemälde dem gebildeten Publikum
vorführte. Als Romandichter versuchte er sich in den angeblich aus dem Griechischen übersetzten «Amours de Carite et de Polydore
(Par. 1760 u. ö.). B.s »Œuvres complètes" gab
Villenave heraus (4 Bde. und Atlas,
[* 20] mit Biographie, Par. 1821).
Jules, franz. Gelehrter und Staatsmann, geb. zu Paris, wurde
nach vollendeten Studien Beamter im Finanzministerium, widmete sich gleichzeitig der Journalistik und arbeitete 1827 -30 am
«Globe ». Nach der Julirevolution begründete er mit
Rodde und Cauchois-Lemaire den «Bon Sens» und schrieb für oppositionelle Blätter. Ende 1833 entsagte er jedoch der Publizistik
und wandte sich ausschließlich wissenschaftlichen Arbeiten zu. Seine Gesamtübersetzung des Aristoteles, 1832-93 erschienen,
teilweise neu aufgelegt, verschaffte ihm die Professur der griech. und röm.
Philosophie am Collège de France, die er Jan. 1838 antrat. Im März 1839 ward er, nachdem er mit der Schrift«De la logique d'Aristote» «1) (1838) einen Akademiepreis errungen
hatte, zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften erwählt. Nach der Februarrevolution 1848 im Depart. Seine-Oise
in die Konstituierende und die Gesetzgebende Versammlung gewählt, hielt er sich zu den Gemäßigten.
BeimStaatsstreiche von 1851 ward er gefangen gesetzt, verweigerte 1852 Napoleon III. den Eid und legte seine Professur nieder. 1871 in
die Nationalversammlung gewählt, wirkte er dort für die Ernennung Thiers' zum Chef der Exekutive, dem er als Generalsekretär
und treuer Freund bis zu seinem Sturz zur Seite stand. 1876 wurde er Senator auf Lebenszeit und gehörte
zum linken Centrum. In dem Ferryschen Kabinett vom übernahm Barthélemy das Ministerium des Auswärtigen und war bemüht,
in den orient. Fragen im Einklang mit der Bismarckschen Politik zu bleiben. Als im Nov. 1881 Ferry zurücktrat, nahm auch
Barthélemy seine Entlassung. Er ist seither seinen Ansichten treu geblieben, indem er noch 1890 zur Beschickung
der socialpolit. Konferenz in Berlin
[* 21] riet, Bismarcks Genialität rückhaltslos anerkannte und das Problem einer franz.-russ.
Allianz als eine Ungeschicklichkeit bezeichnete. Außer vielen wissenschaftlichen Abhandlungen,
besonders über ind. Litteratur,
sind von B.s Werken noch zu nennen: »Des Véda» (Par. 1854),
«Philosophiedes deux Ampère
(1866; 2. Aufl. 1869), "A la démocratie française. La démocratie française en 1873. De la vraie démocratie 1848 (Par.
1874),
«Le Christianisme et le Bouddhisme (Châlons 1880), »L'Inde
anglaise" (Par. 1887) und «Eug.
Burnouf, ses travaux et sa correspondance» (1892). Auch übertrug er Homers Ilias (2 Bde., Par. 1867)
und MarcAurels «Pensées» (ebd. 1876).
(spr. -tähß),Paul Jos., franz. Arzt, geb. in Montpellier,
[* 27] studierte 1750-53 daselbst Medizin und
ging 1754 nach Paris. Er wurde 1756 Feldarzt, erkrankte aber in Westfalen,
[* 28] kehrte 1757 nach Paris zurück
und wurde 1759 an die Universität Montpellier berufen. Seine «Nouveaux éléments de la science
d l'homme» (Montpell. 1778; 3. Aufl., 2 Bde.,
Par. 1858), worin er sein auf dynamischen Grundsätzen beruhendes System ausführte, wurden in die meisten europ. Sprachen
übersetzt. Barthez kehrte 1781 nach Paris zurück, wo ihn der König zum mitberatenden Leibarzte, und der
Herzog von Orleans zu seinem ersten Leibarzte ernannten.
Nach dem Tode Imberts wurde er 1785 Titularkanzler der Universität zu Montpellier. Die Revolution raubte ihm den größten
Teil seines Vermögens und seine Stellen. Erst Napoleon versetzte ihn in neue Thätigkeit und überhäufte
ihn mit Ehren und Würden. Anfangs hielt er sich in Montpellier auf, ging 1805 nach Paris, wo er, am Blasenstein leidend, zu
spät sich der Operation unterwarf und starb. Er schrieb noch «Nouvelle mécanique des mouvements de l'homme et
des animaux» (Carcassonne 1798; deutsch von Sprengel, Halle
[* 29] 1800),
«Traité des maladies gouteuses» (2 Bde.,
Montpell. 1802; neue Aufl. 1820; deutsch von Bischof, Berl. 1803) und «Consultations de médicine»
(2 Bde., Par. 1810 u. 1820).
Friedr. Wilh., deutscher Geschichtschreiber, geb. zu
Berlin, studierte seit 1817 m Berlin und Breslau
[* 30] erst Theologie, dann Geschichte, war hierauf einige Jahre
Hauslehrer, wurde 1826 Lehrer am Collegium Fridericianum in Königsberg,
[* 31] 1831 außerord. und 1834 ord. Professor der Geschichte
in Greifswald.
[* 32] Er starb Die Reihe seiner histor. Schriften eröffnete Barthold mit der Biographie«Johann von Werth im
nächsten Zusammenhange mit der Zeitgeschichte dargestellt» (Berl. 1826).Seine
Hauptwerke sind: «Der Römerzug König Heinrichs von Lützelburg» (2 Bde., Königsb.
1830-31),
«Geschichte von Rügen und Pommern»
[* 33] (4 Tle. in 5 Bdn., Hamb. 1839-45),
worin er diesen als einen gemeinen, heuchlerischen Eroberer hinstellt, dagegen
den Kaiser unverdient emporhebt, und «Geschichte der deutschen Städte und des deutschen Bürgertums» (4 Bde., Lpz.
1850-52); ferner «Geschichte der deutschen Hansa» (3 Bde., ebd. 1854),
«Geschichte der Kriegsverfassung und des Kriegswesens
der Deutschen» (2. Aufl., 2 Bde.,
ebd. 1864) und «Soest,
[* 35] die Stadt der Engern» (Soest 1855). Auch hat Barthold wertvolle Aufsätze für das «Historische Taschenbuch»
geliefert. B.s Schriften zeichnen sich bei oft breiter Darstellung durch fleißige Forschung, scharfsinnige Kombination und
durch eine Fülle interessanter Einzelheiten aus.
Fredéric Auguste, franz. Bildhauer, geb. in
Colmar
[* 36] im Elsaß, Schüler von A. Scheffer, stellte 1853 aus: den Barmherzigen Samariter; ihm folgten: Die sieben Schwaben und
die Kolossalstatue des Generals Rapp (1855 in Colmar). Nach dem Deutsch-FranzösischenKriege von 1870 und 1871, den er im Generalstabe
Garibaldis mitmachte, fertigte er den Löwen
[* 37] von Belfort,
[* 38] ein Kolossaldenkmal aus Granit. Unter seinen
andern Werken sind zu nennen: Reiterstatue des Vercingetorix (Museum in Clermont), das Lafayette-Denkmal in Neuyork
[* 39] (1873)
und die kolossale Freiheitsgöttin auf Bedloe's Island
[* 40] am Hafeneingang von Neuyork, enthüllt
Jak. Sal., preuß.
Diplomat, geb. zu Berlin als Sohn jüd. Eltern, studierte seit 1796, trat 1805 zur prot. Kirche
über; 1809 machte er als Lieutenant in der Wiener Landwehr den Feldzug gegen die Franzosen mit. Seit 1813 im diplomat. Dienst
Preußens,
[* 41] ging er 1815 als preuß. Generalkonsul nach Rom,
[* 42] wo er starb. Bartholdy. Schrieb: «Der
Krieg der Tiroler Landleute» (Berl. 1814) und «Züge
aus dem Leben des Kardinals Hercules Consalvi» (Stuttg. 1825). Ein eifriger Kunstfreund,
hat er namentlich die Freskomalerei wieder ins Leben gerufen, indem er durch deutsche Künstler (Cornelius, Overbeck, Schadow
und Veit) seine Wohnung in Rom, die Casa Bartholdy oder Casa Zuccari, mit Fresken ausmalen ließ. Diese berühmten
Fresken (die Geschichte Josephs darstellend) wurden 1887 abgelöst und in die Berliner
[* 43] Nationalgalerie übergeführt. Seine
Sammlungen von Vasen
[* 44] u. s. w., für das Museum in Berlin angekauft, befinden sich jetzt in der Nationalgalerie.
Drüsen (Glandulae Bartholinianae), zwei bohnengroße traubige Schleimdrüsen, welche zu beiden Seiten
des Scheideneingangs gelegen sind, benannt nach ihrem Entdecker, dem Anatomen Kaspar Bartholin (geb.
gest. als Professor der Anatomie zu Kopenhagen).
[* 45]
Sie entzünden sich bisweilen und geben dann Anlaß zur Absceßbildung.
(d. h. der Sohn des Tolmai), einer der zwölf Apostel. Bartholomäus soll nach einer schon von
Eusebius bezeugten Legende das Christentum in Indien, d. i. wahrscheinlich im südl. Arabien, gelehrt und dahin auch das Evangelium
des Matthäus in hebr. Sprache
[* 46] gebracht haben. Die noch lateinisch und griechisch erhaltene «Passio
Bartholomaei» verlegt seinen Märtyrertod nach dem eigentlichen Indien. Andere Sagen verlegen seine Wirksamkeit
nach Parthien und nach Großarmenien; nach der Überlieferung der armenischen Kirchesoll er zu Urbanopolis oder Arbanopolis
(Erowandashât) getötet worden
sein.
Eine namentlich in der lat. Kirche verbreitete Sage macht Bartholomäus zu einem Syrer aus königl. Geschlecht. Seine Reliquien sollen
nach Nephergerd in Mesopotamien, später durch KaiserAnastasius I. (491-518) nach Dara übergeführt worden
sein. Nach der im Abendlande herrschenden Sage sollen sie nach der Insel Lipari geschwommen, hier 580 aufgefunden, 838 nach
Benevent, 983 nach Rom gekommen sein. Die kath. Kirche feiert den Gedächtnistag des Apostels24. Aug., die griechische 11. Juni.
Vgl. Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden, Bd. 3 (Braunschw.
1884).
Coligny, der den Krieg wünschte, hatte den
König Karl IX. eine Zeit lang seiner Mutter abspenstig zu machen gewusst;
diese suchte deshalb Coligny zu beseitigen und ließ
am 22. Aug. auf ihn schießen;
er kam mit einer Verwundung davon.
Die Hugenotten aber forderten Gerechtigkeit
und Rache und drohten mit Aufstand. Nun ward von Katharina, nach einem Conseil am 23. Aug., an dem der König teilnahm, die Ermordung
aller Hugenotten beschlossen, und in der Nacht um 3 Uhr
[* 47] stürzte sich die kath. Bevölkerung
[* 48] von Paris beim
Läuten der Sturmglocken auf die ahnungslosen Glaubensfeinde. Zuerst fielen Coligny und seine Angehörigen, dann die Mehrzahl
seiner Freunde und Anhänger der entfesselten Wut zum Opfer;
In der kath. Welt, namentlich in Rom, riefen diese Greuel den höchsten Jubel hervor; die nächste Folge aber war nur ein
neuer Bürgerkrieg, der wieder mit einem Duldungsedikte für die Hugenotten endigte.
Die große Frage der Geschichtsforschung, ob derSchlag lange vorbereitet oder plötzlich erdacht und ausgeführt, und ob im
erstern Falle neben Katharina, der Hauptanstifterin, ihr Sohn, der König, eingeweiht gewesen sei, ist namentlich durch Baumgarten
(«Vor der Bartholomäusnacht », Straßb.
1882) dahin gelöst, daß von einer kunstvoll gelegten Schlinge für die Hugenotten keine Spur zu finden
ist, daß alle so gedeuteten Äußerungen unbezeugt oder anders aufzufassen sind, daß erst Colignys persönlich überwiegender
Einfluß auf Karl und sein Drängen zum gefährlichen offenen Bruche mit SpanienKatharina zum Mordversuche, und als dieser mißlang,
aus Furchtvor derRache der Hugenotten zum allgemeinen Morden getrieben hat.
Vgl. noch Soldan,
¶
mehr
Frankreich und die Bartholomäusnacht (im «Histor. Taschenbuch», Jahrg. 1854); Ranke, Nochmalige Erörterung der Motive der (in der «Histor.-polit.
Zeitschrift», Jahrg. 1830) und Franz. Geschichte, Bd. 1 (Stuttg.
1852- dazu die Analekten in Bd. 5); Wuttke, Zur Vorgeschichte der Bartholomäusnacht (Lpz. 1879); Bordier, La SaintBarthélemy et la critique
moderne (Genf
[* 51] 1879).
oder Bartholomäer, zwei religiöse Gemeinschaften. 1307 kamen flüchtige armenische Mönche nach Genua,
[* 52] gründeten dort eine Kirche des heil. Bartholomäus und bildeten eine Kongregation, zunächst nach der Regel des heil. Benedikt.
Clemens V. gestattete ihnen den Gottesdienst nach armenischem Ritus; bald nahmen sie die Regel des Augustin
an, gründeten in mehrern ital. Städten Klöster, erhielten von Bonifacius IX. die Privilegien der Dominikaner, wurden aber 1650 von
Innocenz X. wieder aufgehoben. Ihre Ordenstracht war zuerst braun, dann schwarz, zuletzt weiß. Von ihren Mitgliedern haben
Cherubini, Cerbelloni, PaulCosta als Prediger bedeutenden Ruf erworben.
Im J.1640 begründete Bartholomäus Holzhauser (geb. 1613 zu Laugna in Schwaben, seit 1655 Dekan und Pfarrer
zu Bingen
[* 53] am Rhein, gest. eine Vereinigung von Weltgeistlichen, die sich die Bildung guter Prediger und Seelsorger
und die gegenseitige Unterstützung der Mitglieder zum Zweck setzte. Der Präsident der Gemeinschaft stand unmittelbar unter
dem Papst, konnte aber nur im Einverständnis mit den BischöfenVerfügungen treffen. Die Bartholomiten, wie sie
sich nach ihrem Stifter nannten, fanden besonders Verbreitung in Bayern
[* 54] und Österreich,
[* 55] auch in Polen und Spanien; bis zum Ende
des 18. Jahrh, haben sie sich nur in einigen bayr. und schwäb.
Bistümern erhalten. Die unter Pius IX. und Leo XIII. gemachten Versuche, Priestergenossenschaften nach
dem Vorbilde der Bartholomiten zu gründen, haben keinen Erfolg gehabt.
Vgl. Gaduel, Vie du vénérable Bartholomiten Holzhauser (Par. 1861; deutsch Mainz 1862);
Dupanloup, Über das gemeinsame Leben im Weltklerus (Mainz 1869).
(Tartigrada), eine Ordnung der Spinnentiere
[* 56] (s. d.), die sehr kleine rückgebildete
Formen umfaßt. An dem länglichen Körper der Bärtierchen lassen sich undeutlich einzelne Ringe, nicht aber ein Kopfbruststück und
ein Hinterleib unterscheiden. Die Mundteile sind zum Saugen eingerichtet, von den vier stummelartigen Beinpaaren ist das
letzte ans Ende des Körpers gerückt. Die Bärtierchen sind Zwitter, was sie von allen andern Spinnen
[* 57] unterscheidet.
Sie leben an feuchten Stellen, z. B. unter dem Moos der Ziegeldächer, in Regenrinnen u. s. w. und können ganz austrocknen
und nach langer Zeit beim Anfeuchten aufleben. Eine von den etwa 15 bekannten Arten ist: Macrobiotus Schultzei Greef (s. Tafel:
Spinnentiere und Tausendfüßer I,
[* 50]
Fig. 10).
(Ululalapponicar Retz.), eine im hohen Norden
[* 58] der Alten und Neuen Welt vorkommende Art der Tagkäuze (s. d.),
von etwa 70 cm Länge (einschließlich des Schwanzes) und 104 cm Klafterweite, von hellgrauer Färbung mit dunkeln Längsflecken
und gelbem Schnabel.
bei botan. Bezeichnungen Abkürzung für Bartling (s. d.). ^[= Friedr. Gottlieb, Botaniker, geb. 9. Dez. 1798 zu Hannover, unternahm 1818 eine botan. Forschungsrei ...]
John Russell, amerik. Schriftsteller, geb. in Providence (Rhode-Island), war ohne Erfolg
Kaufmann und Buchhändler. 1850 gründete er die Neuyorker Geographische Gesellschaft und ward Kommissar
für die Bestimmung der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten
[* 60] und Mexiko
[* 61] bis Jan. 1853, beendete aber, da der Kongreß die
Mittel nicht auswarf, seine Aufgabe nicht. Im Mai 1855 wurde er Staatssekretär von Rhode-Island. Bartlett starb in Providence.
Seine bedeutendsten Schriften sind: «Personal narrative explorations and incidents in Texas, New Mexico,
California, Sonora and Chihuahua» (Neuyork 1854),
«A Dictionary of Americanisms» (Boston
[* 62] 1848; 5. Aufl. 1884). Bartlett gab die histor.
Urkunden aus dem Rhode-Islander Staatsarchiv heraus, die «Records of the colony
of Rhode-Island and the Providence Plantations» (10 Bde.,
1856-65); ferner «Bibliotheca Americana 1493-1800»
(4 Bde., 1865-70),
Friedr. Gottlieb, Botaniker, geb. zu Hannover,
[* 63] unternahm 1818 eine botan.
Forschungsreise durch Ungarn
[* 64] und Kroatien bis zum AdriatischenMeere, wurde 1836 außerord., 1837 ord.
Professor und Direktor
des botan. Gartens in Göttingen
[* 65] und starb Seine litterar.
Krüge
[* 66] von niederrhein. Steinzeuge aus dem 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrh., die unter dem
Ausguß mit einem bärtigen Menschen- oder Fratzengesicht in Relief verziert sind;
sie stammen meist aus
den Fabriken von Raeren und von Frechen.
(Panuridae), eine kleine Familie merkwürdiger Vögelchen (13 Arten) aus der Ordnung der Singvögel, von
meisenartigem Vorkommen, fast nur auf den Himalaja beschränkt. Nur eine Art, die gewöhnliche Bartmeise (Panurus biarmicusL.), bewohnt Südrußland, Ungarn, auch Westeuropa. Länge 19 cm, wovon 10 auf den Schwanz kommen; Kopf,
Vorderhals blaugrau, Hinterhals und Rücken zimmetbraun, Bürzel heller, Unterseite weist, Flügel mit schwarzbraunen Schwingen.
Das Männchen besitzt einen schrägen, an den Mundwinkeln beginnenden und etwas an den Hals herabreichenden Schnurrbart, der
beim überhaupt matter gefärbten Weibchen weißlich ist. Sie bauen zwischen Rohr und Schilf sehr kunstreiche
hängende Nester. Die Bartmeisen wurden bereits in der Vogelstube gezüchtet und mit Nachtigallfutter, Sämereien, Mehlwürmern
u. s. w. ernährt. Der Preis stellt sich für das Paar auf 12-20 M.
Adolfo, ital. Schriftsteller, geb. in
Fivizzano, studierte die Rechte, war 1856-59 Mitredacteur des «Archivio storico italiano», 1859 Gymnasialdirektor
in Alessandria, hierauf
¶
mehr
Direktor der Marineschule in Livorno
[* 68] und in ähnlichen Stellungen in Piacenza und Venedig und ist seit 1874 Professor am Instituto
degli studj superiori in Florenz.
[* 69] Außer vielen kleinern Arbeiten besorgte er mehrere geschätzte Ausgaben altital. Schriftwerke
und schrieb: «I viaggi di Marco Polo» (Mail. 1859),
«I primi due secoli della letteratura italiana» (ebd.
1870-79),
Daniello, ital. Gelehrter, geb. in Ferrara,
[* 70] ward 1623 Jesuit und wirkte als Prediger in seiner Vaterstadt, ward aber 1650 als Geschichtschreiber seines Ordens nach Rom
berufen, wo er als Rektor des Jesuitenkollegs starb. Sein Hauptwert, reich an fein eingekleideten Lobesergüssen,
ist die «Istori della Compagnia di Gesú», von der
Bd. 1-3 (Rom 1653-63) die Geschichte des Ordens in Asien,
[* 71] Afrika
[* 72] und China,
[* 73] Bd. 4-5 (ebd. 1667-73) die in England und Italien enthalten.
Der erste Teil («Vita e istituto di S. Ignazio» sowie B.s ascetische und moralische
Schriften wurden ganz und einzeln (z.B. 9 Bde.,
Piacenza 1821; 3 Bde., Mail. 1831)
wiederholt gedruckt. Auch die physik. Abhandlungen«Del ghiaccio e della coagulazione» (Rom 1681),
«Del suono» (Bologna 1680)
und «Della tensione e pressione» (Rom 1677) machten Aufsehen. Seine sprachlichen Arbeiten waren zum Teil gegen die Crusca (s. d.)
gerichtet; am berühmtesten wurde «Il torto e il diritto del
non si può dato in giudizio sopra molte regole della lingua italiana» (Rom 1655). B.s «Opera complete» gab Marietti (34 Bde.,
Tur. 1823-44) heraus.
Pietro Sante, mit dem BeinamenPerugino, ital. Kupferstecher, geb. 1635 zu Bortola, gest. zu
Rom, war ein Schüler von Poussin und hat sich großen Ruhm durch seine Kupferstiche nach Originalen Raffaels,
der Carracci, Maratti u. a. sowie nach der Antike erworben.
oder Bartolo, Taddeo di, ital. Maler, geb. 1362 zu Siena, gest. 1432. Von seinem
Vater vorgebildet, war er als Freskomaler um 1400 für Kirchen und Rathaus in Pisa
[* 74] thätig; dann schmückte er Dom und Signoria
von Siena mit (jetzt verlorenen) Fresken; am bedeutendsten sind die 1407 in der Kapelle des Stadthauses zu Siena ausgeführten
Wandgemälde, welche Scenen aus dem Leben der Maria darstellen. Mehrere Jahre später, um 1414, malte
Bartoli noch den Vorsaal zu dieser Kapelle. Bartoli wirkte auch in Perugia, Padua
[* 75] und Volterra. Er setzte die Richtung der ältern Sienesischen
Schule, insbesondere des Pietro Lorenzetti, jedoch mit weniger Kraft,
[* 76] fort.
Fra, eigentlich Baccio della Porta, einer der größten Meister der Florentiner
[* 77] Malerschule, geb. 1475 zu
Savignano in Toscana. Schüler von Cosimo Rosselli, verdankte er seine höhere Ausbildung dem Studium der Werke des Leonardo da Vinci.
Er
war ein eifriger Anhänger des Savonarola, zog sich nach dessen Ende 1500 in ein Kloster zu Florenz zurück
und entsagte für längere Zeit der Kunst, der er sich jedoch später wieder zuwandte. Vorzüglich regte ihn der Verkehr
mit Raffael an, der 1504 nach Florenz kam. Bartolommeo starb in Florenz.
Reine Empfindung, andachtsvolle Stimmung und leidenschaftslose Großartigkeit, gepaart mit lieblicher
Naivetät in den weiblichen Köpfen, charakterisieren seine Bilder. Viele von diesen sieht man in Florenz: im Palazzo Pitti
den auferstandenen Christus unter den vier Evangelisten und eine Kreuzabnahme;
Francesco, ital. Kupferstecher, geb. zu Florenz, arbeitete in Venedig, Florenz und Mailand,
[* 81] ging 1764 nach
London und radierte und stach dort eine Reihe von alten Handzeichnungen, die der Herzog von York in Italien für den König gesammelt
hatte. 1805 ging er nach Lissabon
[* 82] als Direktor der dortigen Maler- und Kupferstecherakademie und starb
dort April 1813. Bartolozzi war vor allem ein Meister in der Punktiermanier; von seinen zahlreichen Blättern sind zu nennen: Clytia
nach Ann. Carracci, Heil. Hieronymus nach Correggio. Er schuf auch Porträte
[* 83] und histor. Bilder.
Vgl.Tuer, F. and his works (2 Bde., Lond.
1882; 2. Aufl. 1885).
auch Bartolo, einer der hervorragendsten mittelalterlichen Lehrer des röm. Rechts und das Haupt der sog. Postglossatoren,
die nach ihm auch Bartolisten genannt wurden, geb. 1314 zu Sassoferrato im Herzogtum Urbino, lehrte zu Bologna, Pisa, Perugia
und starb im Juli 1357 zu Perugia. Er schrieb umfassende Kommentarien zum Corpus juris civilis, die bei
der Aufnahme des röm. Rechts in Deutschland
[* 84] viel gebraucht wurden («Opera omnia», 11 Bde., Bas. 1588-89).
Bernard, der Quäkerpoet genannt, geb. bei London, war Privatlehrer in Liverpool,
[* 85] seit 1809 Bankcommis zu Woodbridge. Einer kleinen Gedichtsammlung, «Metrical
effusions» (1812),
endlich «Sea-weeds,
gathered in the autumn of 1846». B.s Dichtungen (mit Barton bezeichnet) durchzieht der Ton des Quäkers; die einfachen Gedanken
sind leicht in sanft fließenden Versen ausgedrückt. Durch eine Sammlung unter den Quäkern erhielt er
1824: 1200, durch R. Peel aus der Civilliste eine Pension von 100 Pfd. St. Nach seinem Tode veröffentlichte seine
Tochter, Lucy Barton, die wie B.s
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Schwester Frau Maria Hack viele Kinderschriften frommer Richtung verfaßte, «Selections from the poems and letters of Barton, with
memoir» (Lond. 1849; neue Ausg. 1860).
(spr. bahrt'n), Elisabeth, genannt das heilige Mädchen oder die Nonne von Kent, ein an nervösen Anfällen leidendes
Mädchen in Aldington (GrafschaftKent), die ihrer Anfälle wegen seit 1525 in den Ruf der Heiligkeit kam.
Dies benutzten der Erzbischof Warham von Canterbury und Bischof Fisher von Rochester, um sich ihrer für den alten Glauben gegen
die mit Heinrichs VIII. Ehe- und Kirchentrennung drohenden Neuerungen zu bedienen. Ihre Hellseherei rief große Aufregung hervor,
die sie dem schismatischen König gefährlich erscheinen ließ. Man brachte sie zum Geständnis, ein
betrügerisches Spiel getrieben zu haben; als sie dies widerrief, wurde sie hingerichtet (1534).
Torr. et Gr., Pflanzengattung aus der Familie der Loasaceen (s. d.), deren Arten, ein- und zweijährige Kräuter,
in Chile
[* 87] und im Südwesten Nordamerikas wachsen und als Zierpflanzen in Gewächshäusern kultiviert
werden. Sie haben gelappte Blätter, einzeln endständige Blüten mit einer großen weißen oder gelblichen Blumenkrone.
Bartonia aureaLindl. ist eine der schönsten Sommerzierpflanzen mit glänzend orangefarbigen Blüten; sie stammt aus Kalifornien, wird 60-80
cm hoch, ist in Deutschland nur in sehr geschützter Lage im Freien, besser in Töpfen unter Glas
[* 88] zu ziehen,
da sie gegen feuchte, kühle Witterung äußerst empfindlich ist.
(spr. bahrt'n onn örwell), früher selbständige Stadt in der engl.
GrafschaftLancashire, etwa 9 km im W. von Manchester,
[* 89] am Irwell, über den ein Aquädukt den Bridgewaterkanal führt, jetzt
mit Eccles (s. d.) vereinigt.
(spr. bahrt'n öppónn hömbr), altes Städtchen
in der engl. Grafschaft Lincoln, am Südufer des Humber, 9 km südwestlich von Hull,
[* 90] hat (1891) 5220 E.;
betrieben wird hauptsächlich
Ziegel-, Töpferwaren und Segeltuchfabrikation, sowie Malz- und Getreidehandel.
(spr. -toschéwitscb), Julian, poln. Historiker, geb. in Biala in Podlachien, studierte auf
der PetersburgerUniversität, wurde Professor und Bibliothekar in Warschau
[* 91] und redigierte den «Dziennik
Warszawski». Er starb hier Unter seinen histor. Werken sind hervorzuheben: «Królewicze biskupi» (Warsch. 1851),
«Bekannte MännerPolens» (3 Bde., Petersb.
1853-56). Auch hat Bartoszewicz eine bis auf die Gegenwart gehende Ergänzung des großen Werks
von Niesiecki: «Histor. Denkwürdigkeiten der Familien des alten Polens» (2 Tle., Warsch. 1860),
und den dritten Teil des «Codex
diplomaticus Regni Poloniae» (ebd. 1859) veröffentlicht. Seine «Geschichte der poln.
Litteratur» (ebd. 1861 u. ö.) ist selbständig im Urteil, wenn auch nicht immer unparteiisch und gerecht.
Aus seinem Nachlaß erschien «Eine UrgeschichtePolens» (4 Bde., Krakau
[* 94] 1878). Seine Werke erschienen
in 11 Bänden 1877-82.
rechter Nebenfluß der Oder, entspringt südöstlich von Ostrowo in der preuß. ProvinzPosen,
[* 95] fließt in westl.
Richtung immer in einem breiten sumpfigen Thale an Militsch vorüber, wo er flößbar wird, wendet sich
bei Trachenberg nordwestlich, nimmt rechts die Orlaauf und mündet 14 km oberhalb Groß-Glogau nach einem Laufe von 165 km.
Joh.
AdamBernh., Ritter von, Kupferstecher, geb. zu Wien, bildete sich unter Domanek und Schmutzer
zum Kupferstecher aus und erhielt 1781 die Aufsicht über die Kupferstichsammlung der Hofbibliothek. Seit 1797 Mitglied
der Akademie, ward er 1812 in den Ritterstand erhoben und 1816 zum ersten Kustos ernannt; er starb bei Wien. hat
sich sowohl als Kupferstecher wie durch mehrere Werke zur Kupferstichkunde Verdienst erworben. Zu letztern gehören sein
«Peintre-Graveur» (21 Bde.,
Wien 1802-21; neue Ausg. Lpz. 1866-70) und die «Anleitung
zur Kupferstichkunde» (2 Bde., Wien 1821). Außerdem sind zu nennen die «Catalogues raisonnès» der
Werke des Guido Reni und von dessen Schülern (ebd. 1795), des Rembrandt (2 Bde., ebd. 1797),
des Lukas vanLeiden
[* 96] (ebd. 1798), des Molitor (Nürnb. 1813). In dem Kataloge der von ihm ausgeführten
Kupferstiche werden 505 Blätter angeführt. Geschätzt sind namentlich seine Radierungen nach 12 Tierzeichnungen des H. Roos
sowie die nach Rugendas, Potter und Kobell. Ein Verzeichnis seiner Werke lieferte sein Sohn FriedrichJosephAdam, Ritter von
Bartsch (geb. 1798, seit 1827 Kustos der Kupferstichsammlung, gest.
im «Catalogue d'estampes de A. de Bartsch» (Wien 1818); dieser veröffentlichte auch «Chronologie der griech. und röm. Künstler»
(ebd. 1835) und «Die Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek zu Wien» (ebd. 1854).
Karl, Germanist und Romanist, geb. zu Sprottau,
[* 97] widmete sich in Breslau und Berlin
dem Studium der german. und roman. Sprachen, wurde 1858 ord. Professor der deutschen und roman. Philologie zu Rostock,
[* 98] 1871 zu
Heidelberg.
[* 99] Er starb Bartsch war vornehmlich Herausgeber und Metriker; es ist sein bleibendes Verdienst,
daß er eine große Menge altdeutscher, altfranz. und provencal. Dichtungen, nicht ohne Flüchtigkeiten,
aber doch mit guter Methode, reichem Wissen und kritischem Takt zuerst veröffentlicht und untersucht hat. Er begann mit provencal.
Arbeiten: dem vielbenutzten und seiner Zeit sehr verdienstlichen «Provencal. Lesebuch»
(Elberf. 1855),
das später zu zwei Werken, einer «Chrestomathie» (5. Aufl., Berl. 1882) und einem «Grundriß
zur Geschichte der provencal. Litteratur» (Elberf. 1862),
auswuchs. Es folgten: «Peire Vidals Lieder»
(Berl. 1857),
die «Altfranz. Romanzen und Pastourellen» (ebd. 1870) und «La
langue et la literature francaises depuis le IXe siècle jusqu'au XIVe siècle» (Par.
1887). Viel zahlreicher sind die Arbeiten auf dem Gebiete der deutschen Sprache und Litteratur. Er gab neben vielen andern
heraus des Strickers«Karl» (Quedlinb. 1857),
die treffliche Auswahl «Deutsche Liederdichter des 12. bis 14. Jahrh.
» (3. Aufl., von Golther, Stuttg. 1893) u. s. w. An Pfeiffers Sammlung erklärender
Ausgaben der «Deutschen Klassiker des Mittelalters» beteiligte sich Bartsch durch «Kudrun» (4. Aufl., Lpz. 1880),