Kriegszahl-415 meisters versah. Er starb worauf ihm in der Peerswürde sein
BruderFrancis (geb. gest.
folgte. Vierter Lord
Ashburton war dessen ältester Sohn
AlexanderHughBaring, geb. 1835), dem als fünfter sein Sohn FrancisDenzilEdwardBaring, geb. der jetzige
Träger
[* 2] des
Titels, folgte. Der Sohn des
SirThomas Baring, der
dritte
Baronet,
SirFrancisThornhillBaring, geb. vertrat 1826–65 die Stadt Portsmouth
[* 3] im Parlament.
In seiner Politik schloß er sich den
Whigs an. Von 1830 bis 1834 war er Lord des Schatzes und unter dem
Ministerium Melbourne
[* 4] bis 1839 Schatzsekretär, dann bis 1841 Schatzkanzler, welchem Posten er sich jedoch wenig gewachsen
zeigte. 1849–52 bekleidete er das
Amt eines ersten Lords der
Admiralität. Bei Gelegenheit der
Bildung des Ministeriums
Russell-Gladstone mit
dem
Titel eines LordNorthbrook zum
Peer erhoben, starb er (S.
Northbrook.)
Thomas ein
Bruder des ersten Lords
Northbrook, geb. beteiligte sich mit Vorliebe an den großen kommerziellen Unternehmungen
seiner Familie. Im Gegensatz zu den meisten andern Familienmitgliedern war er entschiedener
Tory und saß 1835–37, 1844–73
im
Unterhaus. Er blieb erster
Chef des Handelshauses bis zu seinem
Tode Der jetzige
Chef, sein
Vetter EdwardCharlesBaring, geb. wurde 1885 zum
BaronRevelstoke, ein anderer Baring,
SirEvelyn, 1892 zum
BaronCromer
erhoben.
Das Haus Baring ist in allen Hauptgeschäftszweigen stark interessiert, bei Vermittelung von
Staatsanleihen, in Wechsel- und
Geldhandel, Produktenhandel, eigener Kolonialproduktion (z. B. auf
Ceylon),
[* 5] Einfuhr und Ausfuhr auf eigene und fremde
Rechnung
u.s.w. Im Nov. 1890 hatte es infolge seiner starken Beteiligung bei argentin.
Anleihen eine schwere Krisis zu bestehen, aus
der es sich nur mit Hilfe der
Banken von England und
Frankreich retten konnte; das Bankhaus wurde in eine
Aktiengesellschaft verwandelt.
See im äquatorialen Ostafrika, 0° 30' nördl.
Br. und 35° 50' östl. L. von Greenwich, in 1115 m Höhe,
ist 30 km breit, 500 qkm groß und hat eine bewohnte
Insel und 4 kleine Eilande. Er liegt in einer alten
vulkanischen mächtigen Rinne, die das vom
Abessinischen Hochland bis zum Kilimardscharo hinziehende
Gebirge durchklüftet.
Das Plateau von Leikipia (1350–2100 m) im
Osten und die Kamisiaberge (2500 m) im Westen mit steil abfallenden Felswänden
umschließen ihn. Obwohl ohne Abfluß, ist sein fischreiches Wasser süß. Er wurde 1883 von J.
Thomson
entdeckt.
oder
Baryton
(Bardon,
VioladiBardone), ein jetzt nicht mehr gebräuchliches, mit 7
Saiten bezogenes, der
VioladiGamba ähnliches
Saiteninstrument. Die 7
Saiten auf dem Griffbrette (mit der Stimmung H EA d f h e) wurden
mit dem
Bogen
[* 6] gestrichen, die unter dem Griffbrette hinlaufenden 16
Drahtsaiten von dem
Spieler nur mit der
Spitze des Daumens
der linken
Hand
[* 7] gerissen. Das Bariton, um 1700 erfunden, wurde später durch Lidl und
Franz in
Wien
[* 8] verbessert. Als
Komponist für
das Bariton ist J.
Haydn zu erwähnen.
In der
Vokalmusik heißt Bariton (Baritono,Bassetaille,
Bastenor, Concordant) diejenige männliche
Stimme, die nach
Umfang und Klangcharakter
zwischen
Baß und
Tenor steht. Je nachdem ein Bariton mehr zur Höhe oder zur
Tiefe neigt, unterscheidet man
Tenor- oder Baßbariton.
Der Bariton stellt nicht nur in derStimme, sondern schon im physischen Organ das musikalische Normalmaß des
männlichen Charakters dar, zu dem sich
Baß (s. d.) und
Tenor (s. d.) als ein Zuviel oder Zuwenig verhalten. Sein
Umfang reicht
ungefähr vom großen A bis zum eingestrichenen g. Mit dem Aufhören der Kastraten (s. d.)
wurden die wichtigsten Partien in derOper meist für diese Stimmlage geschrieben; in neuerer Zeit überwiegt
derTenor. – In der Militärmusik ist Bariton
(Baritonhorn, Euphonium) ein (1843 von
Sommer konstruiertes) Blechblasinstrument
mit weichem, vollem
Ton.
Alexander Iwanowitsch, Fürst, russ. Feldmarschall, Nachkomme der früher souveränen Fürsten
von
Tschernigow (1054–1246), die ihre
Abstammung von den Rurikiden herleiten, wurde 1815 geboren und
mit dem damaligen Thronfolger, spätern
KaiserAlexander II., erzogen, dessen Zuneigung er sich in hohem
Grade zu erwerben wußte.
Er trat früh als Offizier in das Gardehusarenregiment, machte 1835 als Freiwilliger einen Feldzug im
Kaukasus mit und wurde
in einem
Gefecht verwundet.
Bald zum Obersten und kaiserl. Flügeladjutanten befördert, nahm er 1845 an dem Zuge nach
Dargo teil, ward Commandeur des Jägerregiments
Kabarda und 1848 Generalmajor.
In den Feldzügen von 1850 und 1851 errang er
bedeutende
Vorteile über Schamyl, und nach seiner 1852 erfolgten Ernennung zum Generallieutenant und
Chef des
linken Flügels der Kaukasuslinie setzte er seine Unternehmungen mit
Energie fort. Nach
Ausbruch des
Orientkrieges 1853 zum
Generalstabschef der kaukas.
Armee ernannt, kommandierte er unter Bebutow in der
Schlacht von Kurjuk-Dere und trug
sehr viel zum
Siege bei. Er wurde 1856 zum
General der Infanterie ernannt und kehrte darauf als
Statthalter
und Oberbefehlshaber der
Armee nach dem
Kaukasus zurück.
Nach drei beschwerlichen Feldzügen wurde auch Weden, die Hauptfestung Schamyls, von
General Jewdokimow erobert. Barjátinskij stellte
sich hierauf persönlich an die
Spitze des Operationskorps gegen das Bergschloß Ghunib und stürmte dasselbe Schamyl
selbst fiel in die
Hände des Siegers, dem sich nun alle
Volker des östl.
Kaukasus und mehrere
Stämme des
Westens unterwarfen. In
Anerkennung solcher Erfolge ward Barjátinskij zum Feldmarschall erhoben. Eine schwere
Krankheit nötigte ihn, 1862 seinen
Statthalterposten niederzulegen.
Seitdem lebte er meist auf
Reisen im
Auslande und auf seinen in
Polen gelegenen
Gütern, wo er bemüht war,
den hohen poln.
Adel mit dem russischen auszusöhnen und beide in einer gemeinsamen aristokratischen Partei zu verbinden.
Im Winter 1872–73 nahm Barjátinskij teil an den
Arbeiten der
Kommission zur Reorganisation der
Armee und zur allgemeinen Wehrpflicht.
Er starb zu Genf.
[* 9] –
BarJesu oder Elymas, nach Apostelg. 13,6–12 ein jüd.
Zauberer und falscher Prophet, wollte den Prokonsul Sergius Paulus zu Paphos auf Cypern
[* 11] von den Belehrungen des Paulus abhalten,
wofür ihn Blindheit traf.
(spr. barschóll), Hauptstadt des Kantons Barjols (287,69 qkm, 9 Gemeinden, 6625 E.)
im ArrondissementBrignoles des franz. Depart. Var, 45 km nördlich von Toulon,
[* 12] am Zusammenflusse des Fovery
und der Ecrevisses, an der Linie Meyrarques-Draguignan der Lokalbahn Sud de la France, amphitheatralisch an einem 296 m hohen
Hügel gebaut und seiner schönen Umgebungen und prächtigen Kaskaden wegen das «Tivoli der Provence» genannt, hat Post und
Telegraph,
[* 13] (1891) 2210, als Gemeinde 2378 E.; Fabrikation von Maccaroni, Töpferwaren, Leder (18 Gerbereien),
Branntwein, Papier, Spielkarten und Olivenöl sowie Seidenzucht (1887: 8525 kg Cocons). In der Nähe eine in drei Abteilungen
zerfallende merkwürdige Höhle mit Stalaktiten, ehemals Kapelle und Begräbnisplatz der Mönche.
(Barkschiff), Name eines dreimastigen Schiffs, dessen hinterer Mast, Besanmast genannt, keine
Rahen hat.
Bis zu einer gewissen Größe (800 t) sind die in der Handelsmarine sehr beliebt, da sich der hintere Mast wegen
der mangelnden Rahen viel leichter bedienen läßt als auf einem Vollschiffe (s. d.) und die Besatzung um einige Mann geringer
sein kann.
das im O. der GroßenSyrte an der Mittelmeerküste Afrikas liegende Plateau, das sich im
S. zur Libyschen und im O. zur Ägyptischen Wüste abflacht. Es ist ein 500 m hohes, von Schluchten und Thälern durchschnittenes
Kalkplateau, dessen nordwestl. Teil der Dschebel el-Achdar (bis 1000 m hoch) einnimmt. Das Gebirge ist mit
rotem Humus bedeckt, der der Landschaft seinen NamenBarka el-Hamra (das rote Barka) giebt. Weiter südlich nimmt der Humus ab, Sandstein
und Sand geben dem Boden eine graue Farbe; das Land heißt hier Barka el-Beida (das weiße Barka). Der Abfall zum Meere ist mit Wäldern
besetzt und sehr reich an Reis, Datteln, Oliven und schönen Weiden.
Das Klima ist hier ähnlich dem von Italien
[* 14] mit 21–22° Jahresmittel; stetige Seewinde bringen Kühlung. Barka el-Hamra, ein
Viertel von Barka, gehört mit 350–500 mm Regenhöhe zur Zone mit Winterregen; im S. folgt die Steppe mit Strauchwerk und Halfabeständen
und hierauf die Wüste mit nacktem Fels und hoch mit Flugsand bedecktem Boden. Als Mittelglied zwischen
Ägypten
[* 15] und Westafrika und wegen der Nähe von Griechenland
[* 16] (KapMatapan nur 400 km von Ras Sem) hat Barka immer große Bedeutung
gehabt.
Die jetzigen Bewohner sind ein stark mit Negerblut versetztes Gemisch von Arabern, Berbern, Türken, wozu
noch wenige Griechen kommen. Seit 1879 ist ein selbständiges Wilajet unter türk. Oberhoheit;
die Macht hat aber der religiöse Orden
[* 17] der Sinusija in Händen und die türk. Behörden sind nur geduldet. Mit 250000–300000
E. auf 50000 qkm ist Barka das am dünnsten bevölkerte Land am Mittelmeer. Unter den Städten sind die bedeutendsten:
Derna, eine in reizender Gegend gelegene Küstenstadt, Grenna, in 613 m Höhe, das alte Kyrene, und Bengasi (s. d.). Im zweiten
Viertel des 19. Jahrh. wollten die Vereinigten Staaten
[* 18] von Amerika
[* 19] in Barka Kolonien gründen und entrissen dem Pascha Derna; doch
wurden die Amerikaner vertrieben und gaben es ganz auf. –
Vgl. Pacho, Relation d'un voyagedans laMarmerique, la Cyrénaique etc. (mit Atlas,
[* 20] Par. 1827–29);
Barth, Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeers,
[* 21] Bd. 1 (Berl.
1849);
Guys, Notice sur les iles deBombaet Plate (Marseille
[* 22] 1863);
im Altertum und Mittelalter Stadt in der nordafrik. Landschaft Kyrenaika (s. d.), im westl. Teile dieses Hochlandes,
ursprünglich nur von Libyern bewohnt, wurde um 540 v.Chr. während der Regierung des Königs Arcesilaus II. von Kyrene durch
dessen Brüder, die sich an die Spitze der auswandernden Neubürger Kyrenes sowie der aufständischen Libyer
gestellt hatten, zum selbständigen Staat erhoben, dem sich die an der Westküste Kyrenaikas durch Griechen gegründeten Hafenstädte
Tauchira und Euhesperidä anschlossen.
Bald nach 513 v.Chr. wurde Barka von den Persern erobert, erlangte aber früh seine Freiheit wieder. Unter den Ptolemäern wurde
die Stadt, die ursprünglich 15 km vom Meere entfernt lag, an die See verlegt. Auch nach der Unterwerfung
durch die Araber, 643 n.Chr., blieb die Stadt ein wichtiger Ort, welcher erst seit Ende des Mittelalters verödete und seinen
Namen an die seitdem Barka genannte Landschaft abgab. Die Ruinenstätte Medinet el-Merdj bezeichnet die Stelle
B.s.
Name des größten Bootes auf Kriegsschiffen. Dasselbe steht für gewöhnlich mit der Pinasse auf dem Oberdeck
zwischen Fock- und Großmast auf der Barring (s. d.) und wird nur in das Wasser gesetzt, wenn schwerere Warpanker
(s. Anker)
[* 23] ausgebracht oder gehoben, Wasser geholt oder Landungen gemacht werden sollen. Die Barkasse einer
Fregatte oder Korvette ist 12 m lang, hat 14–16 Ruderer, führt zwei Masten mit Rahesegeln, ein 8-Centimetergeschütz mit
einer Landungslafette, so daß dasselbe im Boote und am Lande gebraucht werden kann, und faßt 100 Mann Landungstruppen. In der
Neuzeit sind viele Barkasse mit Dampfmaschinen
[* 24] versehen und heißen dann Dampfbarkassen; dieselben
tragen häufig Torpedolancierrohre (s. d.) und ein Revolvergeschütz.
Matthew Henry, engl. Novellist unter dem Namen«The old sailor» (auch «FatherAmbrose» oder «The wanderer»),
geb. 1790 zu Deptford, trat 1806 in den Seedienst und befehligte 1813 den Schoner True Briton.
Nach dem Kriege gab in Demerara in Guayana die «DemeraraGazette» heraus. Nach London
[* 25] zurückgekehrt, schrieb
er seit 1823 «Greenwich Hospital, a series of naval sketches» (Sonderdruck
1826) für die «LiteraryGazette». 1828–41 leitete er den whiggistischen «Nottingham
[* 26] Mercury» und veröffentlichte in Zeitschriften
und Taschenbüchern eine Reihe ansprechender Seemannsgeschichten: «Tough yarns» (1835),
«The life ofNelson» (1836 u.ö.),
«Land and sea tales» (1836; neue Ausg., Lond.
1890),
«Topsail-sheet blocks» (1838 u.ö.; neue Ausg.,
ebd. 1889),
«Nightsatsea» (1852) u.a., in Prosa
und Vers; außerdem «The Naval Club, orreminescenses of service»
(3 Bde., Lond. 1843) und «TheVictory, or the wardroom mess» (3 Bde., ebd. 1844). Die
meisten seiner Werke wurden von G. Cruikshank illustriert. Trotz des Beifalls, der B.s Schriften zu
¶
mehr
teil ward, starb er zu London in gedrückten Verhältnissen.
ThomasJones, engl. Maler, geb. 1815 zu Bath, erhielt seinen künstlerischen Unterricht bei seinem Vater, dem GenremalerThomas Barker (geb. 1769 zu Pontypool, gest. zu Bath), dann seit 1835 in Paris
[* 28] bei Horace Vernet. 1845 nach
England zurückgekehrt, widmete er sich erst dem Porträtfach, ging aber dann zur Darstellung histor. Ereignisse über. Von
seinen Gemälden sind hervorzuheben: TodLudwigs XIV., Begegnung Wellingtons und Blüchers bei Belle-Alliance, Napoleon I. nach
der Schlacht bei Bassano, Wellingtons Übergang über die Pyrenäen, Wellingtons Einnahme von Pamplona (1853), die verbündeten
Generale vor Sewastopol,
[* 29] Episode aus der Schlacht bei Balaklawa, Korso in Rom.
[* 30] Der Deutsch-FranzösischeKrieg von 1870 und 1871,
dem Barker als Augenzeuge beiwohnte, lieferte dem Künstler Stoff zu folgenden Darstellungen: Angriff preuß. Kürassiere auf Chasseurs
d'Afrique bei Vionville, Napoleon nach der Schlacht bei Sedan,
[* 31] Die barmherzige Schwester auf dem Schlachtfeld.
Barker starb in London.
Friedr. Wilh., Wirkl. Geheimrat und Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats in Berlin,
[* 33] geb. in
Misburg bei Hannover,
[* 34] studierte 1849-54 zuerst Mathematik und Naturwissenschaften, dann Rechts- und Staatswissenschaften
in Göttingen
[* 35] und Heidelberg,
[* 36] trat 1854 in den hannov. Justizdienst und wurde 1865 Assessor bei der Klosterkammer und dem Konsistorinm
in Hannover. Nach der preuß. Besitzergreifung wurde er 1869 zum Konsistorialrat und Dirigenten
des Konsistoriums in Stade
[* 37] ernannt und 1873 als Geh.
Regierungsrat und vortragender Rat in das Kultusministerium nach Berlin berufen, wo er 1876 Geh. Oberregierungsrat, 1881 Ministerialdirektor
der geistlichen Abteilung und 1890 Unterstaatssekretär wurde. 1891 erfolgte seine Ernennung zum Wirkl. Geheimrat und Präsidenten
des Evangelischen Oberkirchenrats. Er bearbeitete namentlich die kirchlichen Verfassungsangelegenheiten der neuerworbenen
Provinzen und fungierte auch wiederholt als königl. Kommissar auf den Synoden derselben. 1883 ernannte
ihn die UniversitätMarburg
[* 38] zum Dr. jur. honoris causa. Als Kurator des Klosters Loccum (seit 1878) organisierte er die Erziehungsanstalten
in Hameln
[* 39] und Goslar
[* 40] sowie des Hospiz auf Langeoog. 1891 und 1894 war er königl. Kommissar auf der Generalsynode
in Berlin.
Stadt in der engl. Grafschaft Essex, 11 km östlich von London, an dem in die Themse mündenden Roding, hat
(1891) 14301 E., eine alte Kirche, die 670 als Benediktinerabtei gegründet, 870 von den Dänen zerstört, im 10. Jahrh.
wieder ausgebaut wurde;
Teil der Kapkolonie, südlich vom Basutoland, im N. der Drakenberge, durchströmt
von dem Kraaifluß, ist hochgelegen und im Winter sehr kalt, hat 4050 qkm und (1891) 8208 E., darunter 4090
Weiße.
Die Hauptstadt Barkly liegt am Longkloof, einem südl. Zuflusse des Kraai und hat 876 E.
Kochba,Simon, der Anführer der Juden in dem Aufstande gegen die Römer
[* 42] 132-135 n. Chr. Er nannte sich Bar Kochba (d. i.
Sohn des Gestirns), insofern die alte Weissagung (4 Mos. 24, 17). von dem aus Jakob aufgehenden Stern durch
ihn erfüllt werden sollte. Anfangs kämpfte er mit großem Erfolg und zwang die RömerJerusalem
[* 43] zu verlassen, so daß er
zum König proklamiert wurde und selbst Münzen
[* 44] schlagen ließ. Als aber Hadrians Feldherr Julius Severus
anrückte, ward Jerusalem genommen und im Aug. 135 die letzte Festung,
[* 45] Bether, wobei Bar Kochba fiel. Hunderttausende von Juden waren
in diesem Kriege umgekommen, viele, u. a. Akiba (s. d.), wurden hingerichtet, und grausame Gesetze folgten diesem letzten
Versuche der Juden, polit. Unabhängigkeit zu erlangen.
griech. Basilianermönch, geb. Ende des 13. Jahrh.,
wurde 1331 Abt des KlostersSanSalvator in Konstantinopel.
[* 48] Der KaiserAndronikos Paläologos schickte ihn 1339 nach Avignon zu Papst
Benedikt XII., um für eine Vereinigung der griech. mit der röm. Kirche zu wirken. Nach seiner Rückkehr
geriet er mit den Hesychasten (s. d.) in Streit, mußte 1341 auf einer Synode zu Konstantinopel widerrufen, ging dann nach Neapel,
[* 49] trat 1342 zur röm. Kirche über und erhielt von Clemens VI. das Bistum Geraci in Unteritalien, wo er 1348 (oder
1358) starb. Barlaam war ein großer Gelehrter, Astronom, Mathematiker und Philosoph und hat sich um die Verpflanzung griech. Wissenschaft
nach Italien Verdienste erworben; unter andern war auch Petrarca sein Schüler. Sein Hauptwerk ist «Ethica secundum stiocos».
ein in alle
europ. Litteraturen übergegangener Roman des Mittelalters, die Bekehrungsgeschichte des ind. Prinzen Josaphat (Joasaph) durch
den ascetischen Einsiedler Barlaam enthaltend. Liebrecht («Die Quellen des u. J.», «Jahrbuch für roman. Litteratur»
1862; neuer Abdruck in «Zur Volkskunde», Heilbr. 1879) wies nach, daß der Roman eine Bearbeitung einer
Episode aus der Lebensgeschichte des Königssohns Siddharta ist, der später unter dem NamenBuddha (der «Erleuchtete») Stifter
des Buddhismus wurde (vgl. Foucaux' Übersetzung des Lalitavistara).
Die Ähnlichkeit
[* 50] zwischen der ind. Erzählung und der christl. Legende
ist sehr groß. Hinzugekommen ist in der letztern der dogmatische Teil, die BekehrungJosaphats durch Barlaam,
vor allem die
[* 27]
Figur Barlaams selbst. Früher meinte man irrtümlich, daß der Legende histor. Thatsachen zu Grunde lägen.
Die Namen Barlaam und Josaphat sind sowohl in griech. Menologien als in das röm. Martyrologium übergegangen. Einen histor.
Barlaam giebt es; er lebte im 3. oder 4. Jahrh., hat aber mit dem Barlaam
der Legende nichts gemein. Das griech. Original verfaßte ein Mönch Johannes um 630 im Sabaskloster bei Jerusalem oder der
Kirchenvater Johannes von Damaskus im 8. Jahrh.; die griech. Handschriften
(älteste aus dem 11. Jahrh.) und deren slaw. Bearbeitungen weisen
auf zwei ver-[^folgende Seite]
¶
mehr
schiedene Fassungen. Die Wirkung des Romans beruhte wesentlich auf den eingelegten Parabeln, worunter die von Rückert bearbeitete
vom Mann im Syrerland, die von den drei Lehren
[* 52] des Vögleins, vor allem die vom Freunde in der Not.
Den westeurop. Bearbeitungen liegt eine lat. Übersetzung aus dem Griechischen zu Grunde (älteste Handschrift
aus dem 12. Jahrh.). Es sind dies u. a. drei französische in
Versen aus dem 13. Jahrh.: eine anonyme, eine anglo-normannische von Chardri (hg. vonKoch, Heidelb. 1879) und eine von Gui
de Cambrai (hg. von P. Meyeru. Zotenberg, Stuttg. 1864);
außerdem franz. Prosabearbeitungen des 16. und 17. Jahrh.
Die ital. «Storia de S. Barlaam»
(Anfang des 14. Jahrh., gedruckt zuletzt Rom 1816) fußt auf nordfranz. oder provencal.
Vorlage. Drei mittelhochdeutsche Bearbeitungen
stammen aus dem 13.Jahrh.: von Rudolf von Ems
[* 53] (hg. von Pfeiffer, Lpz. 1843);
eine anonyme (hg. von Pfeiffer in Haupts «Zeitschrift
für deutsches Altertum», Bd. 1) und eine dritte,
ungedruckte, von einem BischofOtto (auf der gräfl. Solmsschen Bibliothek zu Laubach);
außerdem eine deutsche Prosaübersetzung
(Augsburg,
[* 54] Günther Zainer, um 1478).
Auf der deutschen Bearbeitung fußt die isländ. «Barlaams-Saga» und das
schwed. Volksbuch «Barlaam och Josaphat» (Krist. 1851). Auch in die niederländ. Litteratur drang der Stoff ein. Aus dem
Lateinischen sind ferner übertragen: die span. «Historia de Barlaam y Josaphat», von Juan de Arze Solorcanos (Madr. 1608);
die
westslaw. Versionen, eine czechische (um 1470, gedruckt z. B. Prag
[* 55] 1593) und eine polnische in Versen von Kuligowski (Krakau
[* 56] 1688), und endlich eine Übersetzung in die Tagalasprache (Manila 1712).
Aus dem griech. Original ging
ferner hervor eine syr. Übersetzung, aus dieser zwei arabische (deren eine einer dritten arabischen und einer äthiopischen
zu Grunde lag). Die arab. Version wurde dann vom Mohammed. Standpunkte bearbeitet und diese
wieder vom jüdischen. Eine ältere arab. Gestalt geht nicht auf das griech.,
sondern auf ein Pehlevi-Original zurück. Aus dem Griechischen stammen andererseits die süd- und die
ostslaw. Versionen, ebenso die rumänische. Endlich wurde direkt aus dem Griechischen eine franz. Übersetzung von einem im 13. Jahrh,
in Griechenland lebenden Franzosen gemacht (vgl. Bibliothèque de l'Ecole des Chartes, 6e Série, 1866, II, 313). Motive der
Legende gingen in andere Legenden, in die Predigt, ins Volkslied (russisch und rumänisch) über, einzelne
Parabeln wurden in der Kunst verwendet (Miniaturen, Thor des Baptisteriums zu Parma,
[* 57] Thor der Sophienkirche zu Nowgorod).
Vgl. Krumbacher, Geschichte der byzant.
Litteratur (Münch. 1891), wo die einschlägige Litteratur verzeichnet ist;Kuhn, u.
J. Bibliogr.-litterargeschichtliche Studie (ebd. 1893).
Spiel deutscher Turnplätze, mit der Hauptregel, daß von zwei gegenüberstehenden Spielparteien jeder von
der einen Abteilung jeden von der andern, der früher ausgelaufen ist, schlagen, d. h. zum Gefangenen
machen darf. In der Regel ist mit drei Gefangenen das Spiel gewonnen. Auf jeder Seite sind mindestens
8-10 Spieler nötig und ein möglichst ebener, von allen Seiten wohlbegrenzter Platz, ein Rechteck von mindestens 20 m Tiefe
erforderlich.
Vgl.
GutsMuths, Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes (7. Aufl. von O. Schettler, Hof
[* 58] 1885).
Kaspar, eigentlich vanBaarle oder Baerle, niederländ. Dichter und Historiker, geb. zu
Antwerpen,
[* 59] studierte in Leiden
[* 60] Theologie, wurde 1609 Prediger zu Nieuwe Tonge und 1617 Professor der Logik an der Universität
zu Leiden. Wegen seiner Parteinahme für die Remonstranten abgesetzt, studierte er Medizin und gab Privatunterricht, bis er 1631 als
Professor der Philosophie und Beredsamkeit an das neuerrichtete Athenäum zu Amsterdam
[* 61] berufen wurde, wo
er starb. Seine lat. «Poemata»
(Leid. 1631; vollständiger, 2 Bde., Amsterd.
1645-46) und seine holländ. Gedichte (gesammelt von Schull, Zierikzee 1835) sind oft geistvoll,
im allgemeinen aber unbedeutend. Als Geschichtschreiber bewährte er sich durch «Rerum
per octeunium in Brasilia et alibi nuper gestarum historia» (Amsterd. 1647) und die Beschreibung des glänzenden
Empfangs der Maria de' Medici im Sept. 1638 zu Amsterdam («Medicea hospes», ebd. 1639).
(spr. le dück) oder Bar-sur-Ornain (spr. ßür ornäng), Hauptstadt des franz.
Depart. Meuse, an dem Marnezufluß Ornain, dem Marne-Rhein-Kanal und der Linie Paris-Deutsch-Avricourt
(Grenze) und der Zweiglinie Bar-Clermont-en-Argonne (52 km) der Franz. Ostbahn, 77 km westlich von Nancy,
[* 62] ist an und auf einem
Hügel erbaut und zerfällt in die ältere Ober- und die neuere Unterstadt. Erstere enthält noch Reste des Schlosses der
Herzöge von Lothringen mit schöner Umsicht.
Die Unterstadt, mit vier Brücken,
[* 63] ist gut gebaut und geräumig; unter ihren Kirchen stammt die von St.
Antoine wie die von St. Pierre in der Oberstadt aus dem 14. Jahrh.; letztere enthält eine seltsame Marmorstatue
von Ligier Richier. Bar-le-Duc ist Sitz eines Civil- und eines Handelsgerichts, hat ein Lyceum, Krankenhaus
[* 64] mit 292 Betten,
eine öffentliche Bibliothek von 18000 Bänden, Museum, ein Theater
[* 65] und Statuen der hier geborenen Marschälle Exelmans und Oudinot.
Die Stadt hat (1891) 15931, als Gemeinde 18761 E., in Garnison das 94. Infanterieregiment, Kattun-, Strumpf-, Woll-, Hut-, Papier-,
Klavier- und Lederfabriken sowie Gießereien, Brauereien und große Baumwollspinnereien. Auch kommen von
hier ausgezeichnete Konfitüren in den Handel. In der Nähe Fayence- und Glasfabriken und Weinbau geschätzter Rot- und moussierender
Weißweine. Bar-le-Duc hieß im 6. Jahrh. Barrum und in: 10. Jahrh.,
als Residenz der Herzöge von Barrois, Barrum-Ducis.
(das Bardoli der Römer, im Mittelalter Barolum), Hauptstadt des Kreises Barletta (263639 E.)
in der ital. ProvinzBari, unfern der Ofantomündung, an der Linie Foggia-Brindisi des AdriatischenNetzes und durch Trambahn mit
Bari verbunden, hat (1881) 33179 E., eine Domkirche Sta. Maria-Maggiore,
eine kolossale, 4,5 m hohe Erzbildsäule des Kaisers Heraklius (nach andern des Konstantin oder Theodosius) auf dem Markte und
ein schönes, zum Hafen führendes Stadtthor sowie Handel, Fischfang und reiche Salinen in der Nachbarschaft.
Der durch einen Molo geschützte Hafen ist nur für kleine Fahrzeuge zugänglich, für größere ist aber guter Ankergrund
2-3 km außen. Die Ausfuhr besteht hauptsächlich in Wein, Salz,
[* 66] Öl, Getreide,
[* 67] Mandeln. Südwestlich von der Stadt, am Flusse
Ofanto, soll das alte Cannä gestanden haben.
¶
(spr. -loh),Joel, amerik. Dichter und Politiker, geb. zu Redding (Connecticut), studierte Theologie,
focht im Unabhängigkeitskriege 1780-83, begeisterte die Truppen als Feldprediger und durch patriotische Lieder. Nach dem
Kriege studierte er die Rechte, gab in Hartfort den «American Mercury» heraus und veröffentlichte 1787 die «Vision of
Columbus», ein von glühender Freiheitsliebe erfülltes Gedicht. 1788 ging er als Agent einer Landcompagnie nach England,
dann nach Paris, wo er zu den Girondisten in Beziehung trat. 1791 veröffentlichte er in London den 1. Teil der (bald verbotenen)
Schrift «Advice to the priviledged orders», 1792 das Gedicht «The
conspiracy of kings», veranlaßt durch den Bund gegen Frankreich. 1792 forderte er in einem Schreiben an den
franz. Nationalkonvent zur Abschaffung des Königtums auf und trat mit den engl. Reformern in Verbindung.
Nach Paris zurückgekehrt, erhielt er das franz. Bürgerrecht, wurde Kommissar für Organisierung Savoyens und empfahl in einem
begeisterten Erlaß den Piemontesen die Grundsätze der Französischen Revolution; auch schrieb er dort
das humoristische Heldengedicht «Hasty Pudding». 1795-97 war Barlow Konsul der
Vereinigten Staaten in Algier, erwarb dann in Frankreich durch glückliche Spekulationen ein Vermögen, kehrte 1805 nach Amerika
zurück, ließ sich in Washington
[* 69] nieder und erweiterte 1807 die «Vision of Columbus». 1811 war
Barlow Gesandter in Paris. Er starb zu Zarnawicze bei Krakau auf einer Reise nach Wilna,
[* 70] wohin ihn Napoleon I. zu einer
Konferenz geladen hatte. Eine Sammlung polit. Schriften B.s erschien 1796.
Vgl. C. Barlow Todd, Life and Letters of J. Barlow (Neuyork
[* 71] 1886).
oder Barmekiden, die Nachkommen Barmaks, des Abkömmlings eines alten pers. Priestergeschlechts aus Balch
in Chorassan, welche vom Beginn der Abbasidenherrschaft bis zur Zeit Harun al-Raschids im Besitze der höchsten Ämter unter
den Chalifen waren. Eine genealogische Fabel, welche den Zweck verfolgt, die Barmakiden der arab.
Rasse anzunähern, läßt dieselben von einem arab. Magnaten abstammen, in
dessen Gefangenschaft die Gattin des Barmak geraten sein soll.
Bereits unter dem ersten abbasidischen Herrscher, Abu l-'Abbas al-Saffah, findet sich Chalid, der Sohn des Barmak, in einem
der hervorragendsten Staatsämter; über fünfzig Jahre übten seine Nachkommen am Hofe der Chalifen den
größten Einfluß auf die Führung der Staatsangelegenheiten aus. Jahja, der Sohn des Chalid, wurde unter Al-Mahdi (775-785)
als Erzieher des Harun berufen, in dessen Namen er seit 780 die Westhälfte des Reichs, Aserbeidschan, Armenien, Syrien und Nordafrika
verwaltete.
Seiner Führung und seinem Rate verdankte Harun den Thron,
[* 72] von welchem ihn sein Bruder Hadi verdrängen wollte.
Nach seinem Regierungsantritt (786) nahmen Jahja und seine Söhne, Fadhl, der Milchbruder Haruns, und Dscha'far, die höchsten
Regierungsstellen ein. Hahja war als Wesir der Leiter sämtlicher Staatsgeschäfte, Fadhl wurde zum Statthalter in Armenien,
Aserbeidschan, Medien und den kaspischen Provinzen, später in Chorassan ernannt; Dscha'far war der vertrauteste
Freund und Gesellschafter des Chalifen.
Harun fand seine Gesellschaft so unentbehrlich, daß
er ihn selbst in den Abendstunden um sich haben wollte, die er mit seinen
Frauen und Sklavinnen bei Wein, Musik, Gesang und Tanz zubrachte. Auch wenn der Chalif von seiner geliebten Schwester 'Abbasah
besucht wurde, sollte Dscha'far in der Nähe bleiben. Um die orient. Sitten nicht zu verletzen, kam Harun
auf den Gedanken, sie formell miteinander zu vermählen, dabei jedoch dem Freunde zu bedeuten, daß er nur den Namen eines
Gatten seiner Schwester tragen, aber nicht auf die Rechte eines solchen Anspruch machen dürfe.
Sie begnügten sich jedoch mit dieser Scheinehe nicht, und als ihr lange im Verborgenen gepflegtes Verhältnis
von einer Sklavin verraten wurde, ließ der Chalif seinen Günstling enthaupten; die übrigen Barmakiden wurden in den Kerker geworfen.
Man erzählt, daß der auf das Verhältnis Dscha'fars und Abbasahs aufmerksam gemachte Chalif in Mekka das von
seiner Schwester geborene Zwillingspaar sich zeigen ließ und durch die Ähnlichkeit mit Dscha'far von der Richtigkeit seines
Verdachts überzeugt wurde. Da beschloß er den Untergang aller Barmakiden. Es läßt sich aber nicht bezweifeln, daß beim jähen Sturze
der auch andere Rücksichten mitwirkten: die argwöhnende Furcht des Chalifen vor ihrem übermäßigen
Ansehen, welches selbst die Macht des Chalifen zu verdunkeln drohte, die Intriguen der frommen Kreise
[* 73] gegen die ketzerischen
Tendenzen der pers. Familie, welche sich als die Beschützer der freisinnigen Regungen in der
mohammed. Theologie erwiesen.
Vgl. die Geschichte der in Weils «Geschichte der Chalifen», Bd. 2 (Mannh.
1848);
[* 76] Stadt und Stadtkreis (21,72 qkm) im preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf,
[* 77] liegt 51° 18' nördl. Br. und 7° 10' östl.
L. von Greenwich, in 150 m Höhe im Thale der 20 m breiten Wupper, die die Stadt von O. nach W. durchfließt,
und hängt mit Elberfeld (s. d.) zusammen.
Der Gebirgszug südlich mit dem BarmerWalde und dem Hochplateau Lichtenplatz (351 m) ist der nördlichste Ausläufer des Rheinisch-Westfäl.
Schiefergebirges. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8,7° C., der Luftdruck 759 mm, die Höhe der
Niederschlage 700 mm. (S. den Stadtplan beim ArtikelElberfeld.)
Bevölkerung.
[* 78] Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1579: 1500, 1698: 2132, 1767:6339,1804: 13822, 1816: 19031, 1855: 41442,
1870: 74947, 1880: 95951, 1885: 103068, 1890: 116144 (56319 männl., 59825 weibl.) E., d. i. eine Zunahme
(1885-90) von 13076 E. oder 12,7 Proz. oder jährlich 2613 Personen. Die Zahl der Geborenen, einschließlich der Totgeborenen,
betrug (1893) 4317, der Sterbefälle 2208, der Eheschließungen 1059. In 6338 bewohnten Wohnhäusern befanden sich 22880 Familienhaushaltungen, 1802 (565
männl., 1237 weibl.) einzeln lebende selbständige Personen und 49 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis
nach waren 94426 Evangelische, 19312 Katholiken, 1920 andere Christen und 416 Israeliten. Geboren sind in der Stadt Barmen 71238 (34740
männl., 36498 weibl.), im übrigen Preußen
[* 79] 40639 (19050 männl., 21589
¶
mehr
weibl.), im übrigen DeutschenReiche 3607 (2138 männl., 1469 weibl.), im Auslande 660 (391 männl., 269 weibl.). Rechnet man
hierzu noch die Bevölkerung der östl. Nachbargemeinden Langerfeld (6910 E.) und Nächstebreck (2633
E.), die in enger Gemeinschaft mit der Großstadt stehen, so beträgt die Einwohnerzahl des industriellen Weichbildes von
Groß-Barmen etwa 126000 E.; die des benachbarten Groß-Elberfeld (s. Elberfeld) beträgt etwa 134000 E.,
so daß das Industriecentrum Barmen-Elberfeld insgesamt etwa 260000 E. hat.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Barmen zerfällt in drei jetzt zusammenhängende Hauptteile: Ober-, Mittel- (Gemarke) und
Unterbarmen, von denen ersteres aus Rittershausen, Wichlinghausen und Wupperfeld zusammengesetzt ist. Wegen
der beschränkten Breitenausdehnung der Stadt sind auch die Straßen nicht breit; Hauptverkehrsader ist die sich durch das
Thal
[* 81] hinziehende Hauptstraße, die in jedem Hauptteile einen andern Namen führt; der Hauptgeschäftsverkehr vereinigt sich
in Mittelbarmen.
Unter den wenigen Plätzen seien genannt der Alten-, der Neumarkt, der Karlsplatz und der schöne Park
(82 ha) des Verschönerungsvereins. Schöne Fernsicht auf die Stadt bietet der 1889 von der Familie Tölle gestiftete Tölleturm,
zu dem eine elektrische Zahnradbahn führt. In denAnlagen steht ein 1868 errichteter Obelisk zum Andenken an die 1864 und 1866 gefallenen
Krieger sowie ein got. achteckiger Aussichtsturm mit Ehrenhalle, nach dem
Plane des Baurats Oppeler (Hannover) errichtet zur Erinnerung an den Krieg 1870/71; ferner die kolossale Marmorbüste von Werle
(gest. 1880), dem Gründer des Verschönerungsvereins, von Prof. Afinger. Im Ringelthale ist 1885 zum Andenken an Ringel (gest.
1881), den freigebigen Freund des Verschönerungsvereins, ein terrassenförmiges Denkmal mit Reliefporträt errichtet. An der
Friedrich-Wilhelmsstraße steht seit 1842 ein DenkmalFriedrich Wilhelms III., eine viereckige got. Sandsteinsäule
mit schwarzen Marmortafeln.
Kirchen. Der luth. Gemeinde gehören die alte luth. Kirche in Wupperfeld (1779), mit viereckigem Turm und
[* 82] zwiebelförmigem Dach,
[* 83] die Friedenskirche in Gemarke, ein got. Backsteinbau (1869), die Johanniskirche in Heckinghausen
und die got. Kirche in Wichlinghausen (1866);
der reform. Gemeinde die neue Kirche in Gemarke, an Stelle
einer 1710 erbauten, 1888 abgerissenen, aus Sandstein und Grauwacke im Renaissancestil, und die got.
Immanuelskirche in Wupperfeld, 1867 erbaut;
der evang.-unierten Gemeinde in Unterbarmen die Hauptkirche, ein dreischiffiger
Hallenbau im Rundbogenstil aus den J. 1828-32, die Christuskirche, 1885-86 aus einem Vermächtnis von
Ringel in got. Formen erbaut, und die Paulskirche, ein roman.
Backsteinbau (1882);
der kath. Gemeinde die Kirche in Dornen, 1825-26 in antiken Formen errichtet und 1868 zu einer dreischiffigen
got. Kirche umgebaut, mit einem neuen (1883)Turme, und die neue kath. Kirche in Oberbarmen, in got. Stil
mit zwei Türmen, 1889-90 in Ruhrsandstein erbaut.
Weltliche Bauten. An künstlerisch bedeutenden Bauwerken ist die Stadt arm. Hervorzuheben sind die meist in den letzten Jahrzehnten
entstandenen und besonders durch praktische innere Einrichtungen ausgezeichneten Schulgebäude. Das alte Rathaus, ein Sandsteinbau
in ital. Renaissance, stammt aus dem Anfang des 19. Jahrh.,
das neue
ist 1873-76 vom Stadtbaumeister Duisberg in deutscher Renaissance erbaut. Das Stadttheater, 1874 durch Baurat Pflaume
(Köln)
[* 84] erbaut und durch Feuer zerstört, ward später wiederhergestellt. Im weitern sind hier zu nennen die Geschäftshäuser
des Barmer Bankvereins, der Bergisch-Märkischen Industriegesellschaft mit Gemäldesammlung des Barmer Kunstvereins, der
Bankfirma Schwarzschild, Fischer & Comp. u. a.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet (1894) von einem Oberbürgermeister (Wegner, bis 1903, 15000 M.), einem Bürgermeister
(Brodzina, bis 1904, 9500 M.), 3 Beigeordneten und 36 Stadtverordneten. Die freiwillige Feuerwehr hat 646 Mitglieder mit 26 Feuerspritzen,
[* 85] 650 Hydranten
und einen Feuertelegraph mit 70 Meldestellen und 70 Weckern. Die Kanallänge beträgt 15 km.
Das Wasserwerk fördert etwa 17000 cbm täglich für 5283 Konsumenten, die Gasanstalten 20500 cbm für 1737 öffentliche und 39500 Privatflammen
(5100 Gasmesser)
[* 86] sowie für 256 Gasmotoren mit zusammen 502 Pferdekräften. Die elektrische Beleuchtungsanlage (185 Konsumenten)
hat 274 Bogen- und 7835 Glühlampen und 11 elektrische Motoren (15 Pferdestärken).
Finanzen. Das Vermögen der Stadt beträgt rund 4 Mill. M. in Kapitalien, 30 Mill. M. in Immobilien; die Schulden rund 19,50
Mill. M., darunter 16,25 Mill. M. Stadtanleihen. Der städtische Haushaltplan für 1894/95 schließt ab in Einnahme und Ausgabe
mit 4360000 M., wovon durch Gemeinde-Einkommensteuern 2242992 M. gedeckt werden (240 Proz.
Zuschlag zur Staatseinkommensteuer nebst 30 Proz. Zuschlag zur Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer gegen 450 Proz. Zuschlag
zur Klassen- und Einkommensteuer und 50 Proz. zur Grund- und Gebäudesteuer vor 10 Jahren).
Der Überschuß der Gaswerte betrug 350000 M., des Wasserwerkes 76000 M., des Elektrizitätswerkes 5000 M., der
Leihanstalt 5500 M. Vom Stiftungsvermögen (1,615 Mill. M.) entfallen 872000 M. auf Armenpflege, 180700 M. auf Krankenpflege, 225700
M. auf Unterrichtszwecke, 108700 M. auf Invalidenwesen. Das Schulwesen beansprucht jährlich etwa 1299700 M., das Armenwesen 593700
M., das Bauwesen 495600 M. Die direkten Staatssteuern ergaben 856200 M. Einkommen-, 296700 M. Grund- und
Gebäude- und 174000 M. Gewerbe- und Betriebssteuer. Die Vieh- und Schlachthofanlage ist 1894 eröffnet worden.
Behörden. hat ein Amtsgericht (Landgericht Elberfeld) mit Kammer für Handelssachen, ein Gewerbegericht, eine Eisenbahnwerkstätte,
ein Untersteueramt und eine Zollabfertigungsstelle.
Bildungs- und Vereinswesen, städtisches Gymnasium, 1579 von der Gräfin Waldeck
[* 87] als deutsche Schule gestiftet,
städtisches Realgymnasium, 1823 als höhere Stadtschule gegründet, Oberrealschule mit Vorschule, Gewerbeschule (höhere
Bürgerschule mit Fachklassen), 3 höhere Mädchenschulen (33 Lehrkräfte, 703 Schülerinnen), 1 Privatmädchenmittelschule, 42 Volksschulen
(242 Lehrer, 53 Lehrerinnen, 19504 Schulkinder) sowie eine Anzahl städtischer und Vereinsfortbildungsschulen. Ferner hat
ein städtisches Museum (naturhistorisch), das Museum der Rheinischen Missionsgesellschaft (ethnographisch),
Gemäldesammlung des Barmer Kunstvereins, histor. Sammlung des Barmer Geschichtsvereins, Musikinstitut, Stadtbibliothek und
ein Stadttheater (Aktienunternehmen, 1877 eröffnet, mit 1200 Plätzen).
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