mehr
südlich von Suakin unter 18° 40' nördl. Br. das Rote Meer erreicht.
Das während der Regenzeit gut bewässerte Land wird nur von wenigen Stämmen der Beni-Amer bewohnt und ist reich an wilden Tieren.
südlich von Suakin unter 18° 40' nördl. Br. das Rote Meer erreicht.
Das während der Regenzeit gut bewässerte Land wird nur von wenigen Stämmen der Beni-Amer bewohnt und ist reich an wilden Tieren.
s. Berkan. ^[= Perkan, Parkan, Barrakan (ursprünglich arabisch), ein aus Ziegenhaar und Wolle oder ...]
kleiner Ort mit unbedeutendem Fort in der Pir-Pandschalkette an der Südwestseite Kaschmirs, 34° 10' nördl. Br., 74° 30' östl. L., am rechten Ufer des Dschihlam (s. d.). Dieser ist bei Baramula nach 244 km Lauf 100-125 m breit und hat eine Brücke [* 2] mit acht Pfeilern. 40 km unterhalb beginnt die Baramulaschlucht, einer der großartigsten Engpässe der Erde, wo der auf 23 m Breite [* 3] eingeengte Strom zwischen 2300 m hohen steilen Felswänden dahinschießt. Cedernwälder fassen den Fluß hier in diesem, noch jetzt nach Alexander d. Gr. Sikandarabad genannten Distrikte ein.
(Baranken), s. Astrachan ^[= # 1) Gouvernement im südöstl. Teil des Europäischen Rußlands, grenzt im NO. und N. an das ...] (Lämmerfelle).
Insel, s. Sitka. ^[= oder Neu-Archangel, Hauptstadt des amerik. Territoriums Alaska (s. d.), liegt an der Westküste ...]
Stadt im Kreis [* 4] Kempen des preuß. Reg.-Bez. Posen, [* 5] hat (1890) 801 kath. E., Postagentur, Telegraph, [* 6] kath. Pfarrkirche, dreiklassige Volksschule und städtisches Hospital.
(spr. -rángt), Pierre Aimable Prosper Brugières, Baron von, franz. Staatsmann, Geschichtschreiber und Publizist, geb. zu Riom, lernte, als sein Vater Präfekt von Genf [* 7] war, in Coppet Frau von Stael und ihren Kreis kennen und zeigte schon im «Tableau de la littérature française au XVIII siècle» (1809; 8. Aufl. 1857) seine Zugehörigkeit zu der aus dem philos. Jahrhundert zur Romantik hinüberführenden Richtung. Unter Napoleon I. wurde er Präfekt der Depart. Vendée und Niederloire, 1815 Staatsrat, 1818 Obersteuerdirektor; 1819 in die Pairskammer berufen, schloß sich Barante nach Decazes' Sturz den Doktrinären an. Die Schrift «Des communes et de l'aristocratie» (1821) enthält sein polit.
Glaubensbekenntnis. Seinen litterar. Freisinn bewies die Übersetzung von Schillers Bühnenwerken (6 Bde., Par. 1821; 2. Aufl. 1834 fg.). Im bewußten Widerspruch zur philos. Geschichtschreibung des 18. Jahrh., begeistert von W. Scott und Froissart, unternahm er eine histor. Darstellung, in der die Thatsachen für sich reden und nur die eigenen Berichterstatter zu Worte kommen sollten: «Histoire des dues de Bourgogne» (13 Bde., Par. 1824-26), eigentlich eine Geschichte Frankreichs zu der Zeit, die von Froissart und Commines begrenzt wird. Durch den Erfolg des Werkes wurde Barante 1824 Mitglied der Akademie. Nach 1830 diente er der Julidynastie als Gesandter in Turin [* 8] und Petersburg. [* 9] Seit dem Sturze Ludwig Philipps zog er sich vom Staatsleben zurück und gab noch heraus: «Histoire de la Convention nationale» (6 Bde., Par. 1851-53),
«Histoire du Directoire» (3 Bde., ebd. 1855),
«Le [* 10] Parlament et la Fronde» (ebd. 1859) und Sammlungen geschichtlicher und litterar. Aufsätze. Barante starb auf seinem Schlosse Barante (Puy-de-Dôme). Sein Enkel, Claude de Barante, gab «Souvenirs du Baron de Barante 1782-1866» (Bd. 1-3, Par. 1890-93) heraus.
Vgl. Guizot, Barante (in der «Revue des Deux Mondes», Juli 1867);
Moulin, Notice sur M. le Baron de Barante (Par. 1867).
(spr. bóranjo), ungar. Komitat, grenzt im N. an Tolna, im O. an die Donau (Komitat Bács-Bodrog), im W. an Somogy, ist im S. durch die Drau von Kroatien geschieden und wird von den Ausläufern der Steirischen Alpen durchzogen. Baranya ist außerordentlich fruchtbar und reich an guten Weinen, von denen der Villányer berühmt ist, ferner an Holz, [* 11] Getreide, [* 12] Obst und Tabak. [* 13] Das Klima gestattet selbst die Anpflanzung des Feigen- und Olivenbaums. Die Schaf- und Schweinezucht wird im großen Maßstabe betrieben.
Das Mineralreich liefert ausgezeichnete Steinkohlen (namentlich in der Nähe von Fünfkirchen). [* 14] Warme Quellen finden sich zu Tapolcza, Siklós und Hárkány. Das Komitat hat 5133,13 qkm, (1890) 322285 E., darunter 168376 Magyaren, 112896 Deutsche, [* 15] 20129 Kroaten und 16246 Serben; der Konfession nach sind 240423 Katholiken (mit einem Bischof in Fünfkirchen), 13389 Griechisch-Orientalische, 13740 Lutherische, 45170 Reformierte und 8789 Israeliten. Sitz der Komitatsbehörde ist Fünfkirchen (s. d.). Das Komitat umfaßt die königl. Freistadt Fünfkirchen, 13 Marktflecken, 341 Dörfer und 84 Pußten und zerfällt in die 7 Stuhlbezirke: Baranyavár, Hegyhát, Mohács, Fünfkirchen, Pécsvár, Siklós und Szent Lörincz.
s. Hirsche. [* 16]
(grch.), ein von Eulenburg angegebenes Instrument zur Prüfung des Drucksinns der Haut. [* 17]
(türk.), Diplom, s. Berat. ^[= # in das Türkische und Persische aufgenommenes arab. Wort, bedeutet Diplom, überhaupt ...]
(mittellat.), Inselname in Märchen;
Baratariabai, Busen im südöstl.
Teile des nordamerik.
Staates Louisiana, etwa 24 km lang und 1,3 km breit.
(d. i. Abgrund), im alten Athen [* 18] eine außerhalb der Stadt in der Nähe der westl. Stadtmauer gelegene 10-12 m tiefe Grube, in welche in älterer Zeit zum Tode verurteilte Verbrecher lebendig hinabgestürzt, später die Leichen der Hingerichteten hineingeworfen wurden.
(ital. Baratteria, «Betrügerei»),
in der Seemannssprache jede unredliche oder gesetzwidrige Handlung des Schiffers (Kapitäns) oder der Schiffsmannschaft zum Schaden für den Schiffseigentümer oder Ladungsinteressenten. Fälle der Baratterie sind: Entweichen mit dem Schiffe, [* 19] Herbeiführung des Untergangs des Schiffs, unnötige Abweichung von der vorgeschriebenen Route (s. Deviation), eigenmächtige Verzögerung der Reise, Hintergehung der Zollbehörden, vorsätzliches Durchbrechen einer Blokkadelinie u. a. Die Baratterie ist insbesondere für die Seeversicherung (s. d.) von Bedeutung.
Nach dem Deutschen Handelsgesetzbuch Art. 824 (übereinstimmend mit §. 69 der Allgemeinen Seeversicherungsbedingungen von 1867) haftet der Versicherer für Unredlichkeit und Verschulden einer Person der Schiffsbesatzung, sofern daraus für den versicherten Gegenstand ein Schaden entsteht. Die hieraus folgende Haftung des Versicherers tritt indessen gegenüber dem Kasko- und Frachtversicherten in seltenern Fällen ein als gegenüber dem Güterversicherten.
Nach engl., finländ., norweg., holländ., belg. Seeversicherungsrecht wird ebenfalls für Baratterie gehaftet, während der franz. Code de commerce und das span. Handelsgesetzbuch die Haftung des Versicherers für Baratterie als Regel nicht kennen. Der Begriff der Baratterie im engl. Recht ist im wesentlichen auf die Fälle des Betrugs, wissentlicher Gesetzwidrigkeit und strafbarer Nachlässigkeit beschränkt. Während im franz. Recht der Begriff der Baratterie meistens als der gleiche wie im deutschen Recht aufgefaßt worden ist, sucht Courcy («Questions de droit maritime», Par. 1879) mehr die engere engl. Auffassung des Begriffs der Baratterie als für das franz. Recht geltend darzulegen. Viele Handlungen, welche, wenn von der Schiffsbesatzung ¶
be-395 gangen, als Baratterie sich darstellen, sind von dem Deutschen Strafgesetzbuch mit zum Teil sehr schweren Strafen bedroht (vgl. §§. 90², 145, 265, 297, 305, 306, 308, 323 des Strafgesetzbuches).
(spr. -töhr), Warenfälscher, Betrüger. ^[= Für das bürgerliche Recht hat der B., d. i. arglistige Täuschung, eine doppelte Bedeutung. ...]
(vom ital. baratto, abgeleitet aus dem grch. prattein, handeln, Geschäfte treiben, Kniffe gebrauchen), gleichbedeutend mit Tauschhandel; er begreift diejenigen Geschäfte, bei denen Waren der einen Art gegen Waren der andern ohne Zuhilfenahme des Geldes ausgetauscht werden. Ursprünglich war aller Handel Tauschhandel; mit der Einführung des Geldes aber hörte dieser auf und ward zum Kaufe. Tauschgeschäfte kommen noch im Verkehr mit uncivilisierten Völkern, namentlich in Afrika [* 21] (so z.B. beim Sklavenhandel) vor, dann z.B. im Handel mit den Tungusen am untern Amur (Baumwollenzeug gegen Zobelfelle), aber vereinzelt auch noch bei den gebildetsten Nationen.
Man barattiert oder troquiert hier vorzüglich solche Artikel, welche die sie besitzende Partei weniger gut zu verwerten weiß als die sie im Tausch annehmende. Häufig einigt man sich dabei zunächst über einen Geldpreis, zu welchem die zu tauschenden Artikel geschätzt werden sollen, so daß die Ware einer jeden Partei einen gleichen Geldbetrag repräsentiert. Dieses Geschäft ist eigentlich ein doppelter Kauf. Ein Barattgeschäft liegt auch dann erst vor, wenn zwei Fabrikanten nach einer allgemeinen Abrede sich gegenseitig ihre Fabrikate zu einem zu fixierenden (dem üblichen) Preise liefern, wie sie deren bedürfen, und demnächst wechselseitig abrechnen.
s. Baratthandel. ^[= (vom ital. baratto, abgeleitet aus dem grch. prattein, handeln, Geschäfte treiben, Kniffe gebrauche ...]
Jewgenij Awramowitsch, russ. elegischer Dichter, geb. 2. März im Gouvernement Tambow, diente als Offizier in einem finländ. Regiment, lebte später auf einem Landgute bei Moskau [* 22] und starb 11. Juli in Neapel. [* 23] Er war ein Freund Puschkins und ein Verehrer Goethes. Unter seinen Werken sind hervorzuheben die Gedichte «Letzter Tod», «Auf den Tod Goethes» und die größern Dichtungen «Eda», ein Spiegelbild finländ. Wesens und der großartigen finländ. Natur, «Der Ball» und «Die Zigeunerin», ein Sittengemälde der höhern russ. Gesellschaft. Seine Werke erschienen in 4. Auflage (Kasan [* 24] 1885, mit Briefen von und biogr. Mitteilungen über ihn). Deutsche Übersetzungen von B.s Gedichten in Fiedlers «Russ. Parnaß» (Dresd. 1889).
(Brava), Hafenplatz an der Benadirküste des Somallandes in Ostafrika, unter 1°7' südl. Br. und 44°4' östl. L. von Greenwich, hat 3000 E., 14 Moscheen, reichlichem Wasser und ist Mittelpunkt eines ziemlich ansehnlichen Handels.
Die Bevölkerung besteht aus Somal, Arabern und Suaheli, die meist in Hütten, [* 25] seltener in Steinhäusern wohnen. Barawa steht unter der Herrschaft einer Oligarchie von Eingeborenen, mit einem alle 7 Jahre zu wählenden Melek an der Spitze und gehört seit 1891 zur ital. Kolonie Erythräa.
(lat.), Bart. ^[= # der dem männlichen Geschlechte eigentümliche Haarwuchs (s. Haare) um Mund, Kinn und Wangen. ...]
(frz., spr. -kahn), s. Barbakane. ^[= Barbigan (frz. barbacane, aus dem Arabischen), ein vor den Thoren mittelalterlicher Städte ...]
da Rainha (spr. -ßehna da rainja), Stadt im brasil. Staate Minas Geraes, in 1137 m Höhe, nördlich von dem zum Parana gehenden Rio [* 26] das Mortes gelegen, ist aus einer Jesuitenstation hervorgegangen, hat etwa 3000 meist weiße Bewohner, ansehnlichen Salzhandel und ist durch Eisenbahn mit Rio und Ouro-Preto und mit Sao Joao del Rei verbunden.
Stadt im südlichsten Teile des Depart. Cauca der südamerik.
Republik Columbia, [* 27] links am Rio Patia, unweit der Bahia de [* 28] Tumaco des Stillen Oceans in goldreicher Gegend, hat (1870) 5509 E.
oder Barbadoes (spr. -béhdohs), die östlichste der Kleinen Antillen, unter 13°4' nördl. Br. und 59°37' westl. L. von Greenwich, etwa 150 km außerhalb der geschlossenen Reihe der Inseln über dem Winde gelegen, gehört zu der äußern flachen, geologisch jungen Zone der Antillen. Tertiäre, an fossilen Radiolarien reiche Mergel und Kalke mit bituminösen Quellen, ähnlich wie auf Trinidad, sowie quartäre und jüngere Korallenkalke bauen die Insel auf.
Salzquellen und Kohlenlager lignitischer Braunkohlen fehlen nicht. Von Riffen umgeben steigt Barbados terrassenförmig aus dem Meere auf zu einer Höhe von 250 m, über der sich einzelne Gipfel bis zu 354 m erheben, z. B. der Hillaby. Das Klima von Barbados ist warm, wird aber durch beträchtlichen Regenfall gemäßigt. Im centralen Hochlande fällt jährlich 160 cm Regen; der Nordostpassat herrscht drei Vierteljahre hindurch, im vierten kommen Winde [* 29] aus SW. und NW. vor. Der Boden ist überaus fruchtbar, in kleine Parzellen geteilt und fast vollständig in Ausnutzung.
Besonders Zuckerrohr gedeiht vortrefflich, ferner Baumwolle, [* 30] Tabak, Kaffee, Indigo, [* 31] Arrow-Root, Knollengewächse, wie Batate und Yams, aber nur wenig Getreide (Mais). Die Volksdichte ist daher groß (455 auf 1 qkm), nämlich (1891) 182306 E. auf 430 qkm; darunter 10 Proz. Weiße, 25 Proz. Mischlinge, 65 Proz. Neger. Der Wert der Ausfuhr betrug 1892: 926572 Pfd. St., der der Einfuhr nur 469317 Pfd. St., gegen 1067617 Pfd. St. im Jahre 1891. Die Schuld ist 30000 Pfd. St. Den Einnahmen von 162663 standen Ausgaben von 199130 Pfd. St. gegenüber.
Die 202 Elementarschulen wurden im Durchschnitt von 11765 Kindern besucht. 1891 bestanden 38,4 km Eisenbahnen auf der Insel. Die feste Hauptstadt Bridgetown an der Bai von Carlisle, auf der Südwestseite der Insel, ist Sitz des Gouvernements Barbados, eines anglikan. Bischofs, des aus 12 von der Krone ernannten Mitgliedern bestehenden Rats und der von den Grundeigentümern erwählten General-Assembly, hat Pferdebahn und (1891) 21001 E. Nördlicher liegt Speightstown mit 1500 E., zwei Kastellen und Reede; auf der Ostküste Codrington College, das wichtigste Erziehungsinstitut Westindiens.
Auch befinden sich auf Barbados vier Stationen der Brüdergemeine. (S. Karte: Antillen.) Zum erstenmal wird Barbados 1518 erwähnt und während des 17. Jahrh. von Portugiesen besucht und benannt, die erste regelmäßige Ansiedelung erfolgte erst 1625 durch engl. Abenteurer unter Sanktion eines von Jakob I. an den Herzog von Marlborough ausgestellten Patents. Nach Jakobs I. Tode gelang es dem Herzoge von Carlisle, an den Marlborough die Insel 1627 verkauft hatte, von Karl I. ein Patent auf alle Antillen zu erhalten. Am wurden die Inseln für die brit. Krone in Besitz genommen durch eine Kapitulation, die alle Gesetze und Freiheiten der Bewohner bestätigte. Seit der Thronbesteigung Karls II., welcher den Antillen eine Charte gewährte, zugleich aber eine erst 1838 aufgehobene drückende Abgabe auf die Ausfuhr legte, begann auf Barbados eine endlose Reihe ¶
innerer Kämpfe zwischen den Gouverneuren und der Assembly. Hierzu gesellten sich große Verwüstungen durch Orkane, wie 1675 und 1694, und das Gelbe Fieber (1692), wodurch der Wohlstand der Kolonie schwer geschädigt wurde. Doch trugen diese Gefahren und Beschwerden auch viel dazu bei, die Volkseigentümlichkeit zu entwickeln und eine kräftigere Partei gegen die Regierung herzustellen als in irgend einer andern brit. Kolonie. Seit dem 18. Jahrh, nahm im allgemeinen die Bedeutung der Kolonie in hohem Grade zu, wenn auch wiederholte Orkane (namentlich 1780 und 1781), Erdbeben [* 33] und Sklavenaufstände sie heimsuchten und die plötzliche Freilassung der Sklaven (1834) einen zeitweiligen Rückgang verursachte.
Vgl. Schomburgk, The history of Barbados (Lond. 1848);
«Globus», Bd. 60 (Braunschw. 1891).
soviel wie Elephantiasis (s. d.). ^[= (grch.), Bezeichnung für zwei ganz verschiedene Krankheiten, welche bis in die neuere Zeit ...]
s Hurricane.
Jovis, Pflanzenart, s. Sempervivum.
Barbigan (frz. barbacane, aus dem Arabischen), ein vor den Thoren mittelalterlicher Städte gelegenes Vorwerk.
(grch.), bei den Griechen ursprünglich jeder, der nicht griechisch redete, also ein Ausländer.
Seit den Perserkriegen erhielt das Wort den Nebenbegriff des Ungebildeten, Rohen, Grausamen, den es noch jetzt einschließt.
Als griech. Sprache [* 34] und Sitte bei den Römern heimisch wurden, namentlich seit den Zeiten des Augustus, nannten auch die Römer [* 35] alle Völker, denen griech. und röm. Bildung noch mangelte, Barbar, besonders die Germanen.
Vgl. Roth, Bemerkungen über Sinn und Gebrauch des Wortes Barbar (Nürnb. 1813).
die Heilige, ward nach der Legende um 240 zu Nikomedien in Bithynien oder 306 zu Heliopolis in Ägypten [* 36] wegen ihres Bekenntnisses zum Christentum nach grausamen Martern von ihrem eigenen Vater Dioskur enthauptet. Der Vater ward unmittelbar nachher vom Blitz erschlagen. Deshalb wird die heilige Barbara bei Gewittern angerufen; auch ist sie die Schutzheilige der Artillerie, ihr Bild wurde häufig auf artilleristischen Etablissements, Pulvermagazinen u. s. w. angebracht. Auf franz. Kriegsschiffen heißt die Pulverkammer noch jetzt Sointe-Barbe. Berühmt ist das Altarbild von Palma Vecchio: Die heilige in der Kirche Santa Maria Formosa in Venedig. [* 37] Gedächtnistag der Barbara ist der 4. Dez. - Barbara heißt auch der 234. Planetoid.
Giorgio, ital. Maler, s. Giorgione. ^[= (spr. dschordschohne), eigentlich Giorgio ital. Maler, geb. 1478 wahrscheinlich ...]
s. Berberei. ^[= die allgemeine Bezeichnung für den vorwiegend von Berbern (s. d.) bewohnten nordwestl. Teil ...]
Jacopo de', in Deutschland [* 38] Jakob Walch (d. h. der welsche Jakob) genannt, venet. Maler, ist als Vermittler ital. und deutscher Kunst von Interesse. Von 1472 bis 1500 war er in Venedig thätig, siedelte dann nach Nürnberg [* 39] über, wo er auf Dürer trotz der Verschiedenheit seiner Kunst einen bestimmenden Einfluß ausübte, namentlich in Bezug auf das Studium der Antike. Von Nürnberg ging Barbari nach den Niederlanden, wo er als Hofmaler der Erzherzogin Margareta 1515 zu Brüssel [* 40] starb. Einzelne seiner Bilder sieht man in den Galerien zu Berlin, [* 41] Weimar, [* 42] Dresden. [* 43] Ein sorgfältig durchgeführtes Stillleben (1504), vielleicht die älteste Darstellung dieser Art in der neuern Kunst, befindet sich in der Augsburger Sammlung. Seine Gemälde und Kupferstiche tragen meist als Zeichen einen Merkurstab, weshalb er unter dem Namen «Der Meister mit dem Caduceus» bekannt ist.
ein Ausdruck, der aus einer Mundart oder fremden Sprache ungerechtfertigterweise in die Schriftsprache, besonders in das klassische Griechisch oder Lateinisch, herübergenommen ist;
dann überhaupt ein sprachwidriger Ausdruck.
Francesco, ital. Gelehrter und Staatsmann, geb. 1398 in Venedig, früh mit der lat. Sprache, durch Guarino von Verona [* 44] auch mit der griechischen gründlich vertraut, behandelte schon 1415 in dem Werke «De re uxoria libri II» (Par. 1513; Amsterd. 1639) moralisierend in fließendem Latein die Ansichten der Alten über die Ehe. Seit 1418 Senator seiner Vaterstadt, war er fortan beständig als Podestà oder Gesandter thätig. Ruhm erwarb er 1437 durch Brescias Verteidigung gegen den Herzog von Mailand. [* 45] Er starb 1454 zu Venedig als Prokurator von San Marco. Barbaro beförderte nach Kräften die humanistischen Studien. Seine Briefe (hg. von Quirini, 2 Bde., Brixen 1741-43; Sabbadini, Cento trenta lettere inedite di F. Barbaro, Salerno 1884) sind auch des polit. Inhalts wegen wichtig.
Vgl. Quirini, Diatriba praeliminaris ad F. Barbaro epistolas (Brixen 1741);
Agostini, Scrittori Veneziani, Bd. 2 (Vened. 1752).
(ital., «Rotbart»),
Seeräuber und Herrscher in Algier, s. Horuk und Cheir-eddin.
(spr. -ruh),
Charles Jean Marie, franz. Revolutionär, geb. zu Marseille, [* 46] wurde dort Advokat und gab im Beginn der Revolution das Journal «L'Observateur marseillais» heraus, das zum Aufschwung der Bewegung in Marseille mächtig beitrug. Von der Stadtgemeinde zum Sekretär [* 47] erwählt, verwaltete er sein Amt mit großer Hingebung. Nachdem die Konstituierende Nationalversammlung zusammengetreten war, wurde er 1791 als Agent der Marseiller nach Paris [* 48] geschickt, wo er gegen den Hof [* 49] auftrat und sich später dem in Ungnade gefallenen Minister Roland anschloß.
Nach dem Sturm auf die Tuilerien ging er in seine Vaterstadt zurück, wo er bald darauf in den Konvent gewählt wurde. Dort hielt er sich zu den Girondisten und stimmte im Prozesse des Königs für den Tod mit Berufung an das Volk. Da er sich der Partei Marats und Robespierres widersetzte, wurde er als Royalist und Feind der Republik ebenfalls geächtet. Nach längerm Umherirren ergriffen und vor das Revolutionsgericht nach Bordeaux [* 50] gebracht, wurde er verurteilt und guillotiniert. Von seinen Memoiren hat 1822 sein Sohn eine unvollständige Ausgabe veranstaltet; 1866 wurden von Dauban wichtige Nachträge veröffentlicht.
Distriktsstadt in der span. Provinz Huesca, in Aragonien, 45 km ostsüdöstlich von Huesca, rechts am Vero unfern von dessen Zusammenfluß mit dem Cinac und an der Eisenbahnlinie Selgua-Barbastro (20 km), in fruchtbarer, an Gärten und Ölpflanzungen reicher Gegend, ist Sitz eines Bischofs, hat (1887) 8280 E., Post und Telegraph, eine schöne Kathedrale mit Gemälden von Antonio Galceron und Gerbereien.
Bei Barbastro fand ein blutiger unentschiedener Zusammenstoß zwischen Karlisten und Regierungstruppen statt.
ital. Maler, s. Poccetti. ^[= (spr. pottsché-), Bernardino, eigentlich mit Familiennamen geheißen, geb. 1542, ...]
Rinde zweier zu den Mimosaceen gehörender brasil. Bäume, dient wegen ihres reichen Gerbsäuregehaltes als adstringierendes Heilmittel. ¶
(lat.), bärtig, der Bärtige.
(spr. -boh), Anna Letitia, geborene Aikin, engl. Schriftstellerin, geb. zu Kibworth-Harcourt in Leicester, [* 52] veröffentlichte (Lond. 1773) stark religiös gefärbte «Poems», die viel Beifall fanden, ebenso wie die mit ihrem Bruder verfaßten «Miscellaneous pieces in prose» (ebd. 1773). 1774 heiratete sie Rochemont Barbauld, Dissentergeistlichen zu Palgrave in Suffolk, und begründete mit ihm eine Pensionsschule, was sie zur Herausgabe zahlreicher Jugendschriften führte, So verfaßte sie 1775 «Devotional pieces» aus Stoffen der Psalmen und des Buches Hiob, dann «Hymns in prose for children», in England oft gedruckt, auch viel übersetzt (z. B. italienisch, Lond. 1830; spanisch, ebd. 1827; französisch, ebd. 1828; deutsch von Jolowicz, Bromb. 1869); hierauf «Early lessons». Sie starb Erwähnung verdienen noch die poet. Epistel an Wilberforce «On the rejection of the bill for abolishing the slave-trade» (Lond. 1791) und die polit.
Ode «Eighteen hundred and eleven» (ebd. 1811). Sie veröffentlichte den ausgewählten Briefwechsel Richardsons (1804) mit einer Biographie und eine Ausgabe der «British novelist» (50 Bde., Lond. 1810). Ihren poet. Schöpfungen fehlen Gedankentiefe und Kraft [* 53] des Ausdrucks, aber sie sind einfach empfunden und nicht ohne Schwung. Ihr Leben beschrieb ihre Nichte Lucy Aikin (s. d.),
die auch 1826 aus dem Nachlaß «A legacy for young ladies» drucken ließ, in der Gesamtausgabe der «Poetical works, correspondence and other prose pieces of A. L. Barbauld » (2 Bde., Lond. 1825); eine Auswahl ihrer Schriften erschien als «The female speaker» (ebd. 1811).
Vgl. Le Breton, Memoir of Mrs. Barbauld, including letters and notices of her family and friends (Lond. 1874);
Ellis, Life and Letters of Anna Letitia Barbauld (1874);
Murch, Mrs. and her contemporaries (Lond. 1877);
Mrs. Ritchie, A book of Sibyls, I (ebd.1883).
(frz., eigentlich «Bart»),
Streif von Spitzen in Frauenhauben, Frauenhüten u. dgl., auch Halsschmuck [* 54] für Frauen. - In der Kupferstecherkunst der unebene Rand (Grat), der durch die Arbeit mit dem Stichel und der Nadel entsteht und durch das Schabeisen weggenommen werden muß.
(d. h. Oheim, Meister), Name für die Vorsteher der franz.-waldensischen Gemeinden im 15. Jahrh.
(Barbus), Gattung der Schlundblasenfische aus der Familie der Karpfen (s. d.), die durch zwei bis vier Bartfäden am Oberkiefer und die fast gleichlange, wenig ausgedehnte Rücken- und Afterflosse gekennzeichnet ist, von denen die erstere mit einem starken, am Hintergrunde gezähnten vordern Stachelstrahl versehen ist. Die Schlundzähne sind kegelförmig am Ende gekrümmt und stehen in drei Reihen; die Schwimmblase ist groß und geteilt. Von dieser Gattung finden sich an 200 Arten in den heißen und gemäßigten Teilen der Alten Welt, die meisten in Indien, dagegen kommt in Deutschland, Frankreich und England nur eine Art derselben vor, die Flußbarbe (Barbus fluviatilis Agass.; Barbus vulgaris Flem., s. Tafel: Fische [* 55] I, [* 51] Fig. 8), die in den meisten steinigen Flüssen des mittlern Europas als vorwiegend nächtlicher Grundfisch lebt und sich durch den vorstehenden Oberkiefer und wulstige Lippen auszeichnet.
Ihr Körper ist schmal, gestreckt, olivengrün, an den Seiten grüngelb, die Seitenlinie schwarz punktiert, der Schwanz gabelig. Sie wird 40-70 cm lang und 1-12, ja 24 Pfd. schwer, wächst schnell, wird im dritten Jahr fortpflanzungsfähig und laicht im Mai und Juni. In schlammigen, ganz offenen Teichen gedeiht sie nicht. Sie gräbt sich gern in den Boden ein und lebt in Haufen gesellig. Um sie an der Angel zu fangen, wird sie mit Würmern oder sehr kleinen Fischchen geködert; wo sie, wie z. B. im Oberrhein, sehr häufig ist, fängt man sie mit Netzen. Ihr Fleisch ist weiß, weich, aber voller Gräten und nicht eben geschätzt, gilt aber für leicht verdaulich. Die schmackhaftesten Barbe soll die Weser liefern. Der Rogen ist, wenigstens zu gewissen Zeiten, schädlich, indem er die sog. Barbencholera (s. Fischgift) hervorruft. Über die Meerbarben s. d.
(spr. barb; aus dem lat. Barbera), Felseninsel in der Saône, im franz. Depart. Rhône, 3 km nördlich von Lyon [* 56] und Lieblingsaufenthalt der Bewohner dieser Stadt, ist 560 m lang und 125 m breit, trägt zwischen wilden Felsenmassen die Ruinen einer Burg mit altem Turme, die Karl d. Gr. für sich bauen ließ. Er legte darin die erste, später als Librairie de Charlemagne sehr berühmte Bibliothek an. Auf der Insel befand sich auch eine Abtei, die, ebenso wie die Bibliothek, 1562 von den. Calvinisten verbrannt wurde.
(spr. -diänn), Ferd., franz. Bronzewarenfabrikant, begründete 1838 in Paris feine Fabrik, die wohl die erste ihrer Art in Europa [* 57] ist. Sie widmete sich insbesondere der verkleinerten Wiedergabe plastischer Kunstwerke, wozu das Verfahren vom Associé Achille Collas erfunden wurde. So wurden über 1000 Gegenstände aus den europ. Museen in Bronze [* 58] verkleinert, ebenso auch viele moderne Gegenstände. Die Fabrik pflegt nicht bloß das figürliche Genre, sondern auch Ornamentales, Gegenstände des Gebrauchs und des Luxus zum Schmuck der Wohnungen. Bereits 1870 beschäftigte sie mehr als 300 Arbeiter. Auf allen Weltausstellungen, zuletzt noch auf der Pariser von 1889, erschien sie mit ihren überaus mannigfachen Arbeiten. Barbédienne starb in Paris.
s. Fischgift.
G., Verlagsbuchhandlung mit Buchdruckerei und Buchbinderei in Florenz, [* 59] im Besitz von Piero und Luigi Barbera. Sie wurde 1854 von dem Vater derselben, Gaspard Barbera, geb. 1818 in Turin, im Verein mit den beiden Brüdern Benjamin und Cölestin Bianchi gegründet und trug bis zum Austritt der letztern, 1859, die Firma Barbèra, Bianchi & Co. Hierauf war Barbera bis zu seinem Tode alleiniger Besitzer. Von ihm erschienen «Memorie di uno editore» (Flor. 1883). Auch Piero Barbera schrieb histor.
Essays, namentlich über ältere ital. Buchdrucker und Verleger. Die Buckbinderei wurde von den Söhnen errichtet. Der Verlag umfaßt Schulbücher, histor., jurist. Werke, feinere Unterhaltungs- und belletristische Litteratur, Textausgaben ital. Klassiker (namentlich in der beliebten «Collezione Diamante», für die besondere Regale, Schränkchen und Kästchen geliefert werden),
kritische Ausgaben derselben, die «Piccola Biblioteca del Popolo Italiano» (seit 1886; bis Ende 1891 39 Nummern), mit Beiträgen der hervorragendsten ital. Schriftsteller der Gegenwart u. a. Das Haus hat 1 Gas-, 1 Dampfmaschine, [* 60] 10 Pressen, 12 Buchbindermaschinen und 80-90 beschäftigte Personen.
(spr. barbreh-ßäng ßülpihß), Dorf im Kanton [* 61] und Arrondissement Troyes ¶
des franz. Depart. Aube, in 105 m Höhe, an der Seine und an der Linie Paris-Petit-Croix der Franz.
Ostbahn, 6 km von Troyes, hat 271 E., eine Kirche aus dem 12. und 16. und ein schönes Schloß aus dem 17. Jahrh. Betrieben wird Fabrikation der berühmten Käse von Troyes.
röm. Fürstengeschlecht. Die Barberini hießen ursprünglich Tanfani und nannten sich nach ihrem Heimatsort Barberino in Toscana, von wo sie früh nach Florenz übersiedelten. Den Glanz des Hauses begründete Carlo Maffeo Barberini, geb. 1568, der als Urban VIII. (s. d.) den päpstl. Stuhl bestieg; dieser verlieh der Familie den Fürstentitel und mehrere Herzogtümer. Der Versuch der Barberini, im Kriege um Castro (1641-44) den Farnese von Parma [* 63] die Herzogtümer Castro und Ronciglione zu entreißen, war ohne Erfolg; dafür hielten sie sich durch Entfremdung unerhörter Summen schadlos. Neben den Borghese wurden sie so das reichste der vielen päpstl. Nepotengeschlechter. Von Innocenz X. zur Rechenschaft gezogen, flüchteten sie zuerst nach Frankreich und verständigten sich dann mit der Schwägerin des Papstes, der Donna Olimpia Maidalchini, welche gegen eine Abfindungssumme sie im Besitz ihres Raubes ließ. Papst Urbans VIII. Bruder Carlo hatte drei Söhne: Francesco (geb. 1597, Kardinal seit 1623, gest. 1679) leitete unter Urban die Regierung des Kirchenstaates und die äußere Politik und ist Begründer der berühmten Bibliothek, die noch jetzt trotz mancher Verluste die reichste Privatsammlung Roms ist. Den zweiten Sohn Taddeo (gest. 1647, Gemahl der Anna Colonna Palliano) ernannte der Papst zum Präfekten von Rom und [* 64] nach dem Aussterben der Rovere 1631 zum Herzog von Urbino. Der jüngste der drei Brüder, Antonio Barberini, geb. 1608, gest. 1671 zu Nemi, ward 1628 Kardinal und 1657 Erzbischof von Reims. [* 65] Durch ihn kamen auch die Güter der röm. Linie Frangipani als Erbschaft an das Haus Barberini. - Taddeos Nachkommenschaft erlosch 1738 im Mannsstamme; ihr Name und Erbe ging über auf Giulio Cesare Colonna, den Sohn einer Barberini, Stifter der Colonna-Barberini, welche Linie mit Don Enrico Colonna-Barberini, Fürst von Palestrina (geb. im Mannsstamme erlosch. Demselben Zweig gehört auch der Fürst an, der mit Castracane und Roberti Mitglied der durch Pius IX. von Gaeta aus ernannten päpstl. Regierungskommission war.
Vgl. Brosch, Geschichte des Kirchenstaates (2 Bde., Gotha [* 66] 1878 u. 1882);
A. von Reumout, Beiträge zur ital. Geschichte, Bd. 5 (Berl. 1857).
Außer dem reizenden Landsitz zwischen Albano und Castel Gandolfo, welcher die großartigen Trümmer der Villa Domitians in sich schließt, besitzen die Colonna-Barberini den unter Papst Urban VIII. von den Architekten Maderna, Borromini und Bernini erbauten Palast Barberini, nach dem vatikanischen den größten in Rom. In einem Nebengebäude befand sich Thorwaldsens Künstlerwerkstatt. Das Deckengemälde im Hauptsaale des Palastes ist des Pietro da Cortona bestes Werk. Die Galerie enthält reiche Kunstschätze, u. a. Raffaels Fornarina, die angebliche Beatrice Cenci, den heil. Andrea Corsini von Guido Reni und das im Grunde des Palastes aufgefundene alte Gemälde des personifizierten Roms; manches Wertvolle ist jedoch ins Ausland verkauft worden: so der Barberinische Faun (s. Tafel: Griechische Kunst III, [* 62] Fig. 5) in die Münchener Glyptothek, die Portland-Vase (s. d.) ins Britische Museum.
s. Portland-Vase.
(spr. -bäh), Armand, franz. Revolutionär, geb. auf Guadeloupe, studierte in Paris die Rechte und geriet hier in das Treiben der geheimen Gesellschaften. Er nahm an allen Verschwörungen gegen Ludwig Philipp teil, ward als Anstifter und Anführer des Insurrektionsversuchs vom von der Pairskammer zum Tode verurteilt und nur auf Fürbitten des Herzogs von Orleans und Victor Hugos vom König zu lebenslänglicher Haft begnadigt, ans der ihn erst die Februarrevolution 1848 befreite. Barbès wurde Gouverneur des Regierungspalastes, Oberst der 12. Legion der Pariser Nationalgarde und Abgeordneter in der Konstituierenden Versammlung. Er beteiligte sich an dem Attentat gegen die Nationalversammlung, wurde verhaftet, zu lebenslänglicher Haft verurteilt, 1854 aber freigelassen. Seitdem lebte in Belgien, [* 67] Spanien [* 68] und den Niederlanden und starb im Haag. [* 69] Er schrieb polit. Flugschriften, wie «Deux jours de condamnation à mort» (2. Aufl. 1849), eine Art polit. Testaments.
französischer, jedoch auch sonst vielfach angewandter Ausdruck für Geschützbank (s. d.).
(spr. -beh), Edouard, franz. Politiker, geb. zu Béziers. Nachdem er die Marineschule zu Brest absolviert hatte, nahm er als Marineoffizier an verschiedenen Expeditionen teil. 1862 nahm er seinen Abschied und leitete bis 1870 die Spinnfabriken seines Vaters zu Mazamet. Nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges erhielt er ein Artilleriekommando in den Pariser Forts auf dem linken Seineufer. Nach dem Frieden erwählte ihn Mazamet zum Maire und Generalrat, in welcher Eigenschaft er den bonapartistischen Kandidaten bekämpfte. 1882 wurde Barbey Senator für Tarn und nahm seinen Sitz auf der republikanischen Linken. Er beteiligte sich besonders an den Debatten über das Gemeindegesetz, das Volksschulgesetz und das Marinebudget, über das er wiederholt Bericht erstattete. Vom 30. Mai bis hatte Barbey das Portefeuille der Marine und der Kolonien im Ministerium Rouvier inne, übernahm dasselbe später wieder nach dem Rücktritt des Marineministers Krantz, in dem Kabinett Tirard und ging 1890 in das Ministerium Freycinet über, mit dem er dimissionierte.
d'Aurevilly (spr. –beh dorwiji), Jules, franz. Journalist und Romanschreiber, geb. zu St. Sauveur-le-Bicomte (Depart. Manche), war seit 1825 (Elegie «Aux héros des Thermopyles») dichterisch thätig, ging 1851 nach Paris und starb Von seinen Romanen sind zu erwähnen: «Une vieille maitresse» (3 Bde., 1851; neueste Ausg., 2 Bde., 1890),
«L'Ensorcelée» 2 Bde., 1854 u. ö.),
im normänn. Heideland spielend und wie B.s nächstbeste Leistung, «Le chevalier des Touches» (1864),
eine Royalistengeschichte der Revolutionszeit, «Un prêtre marié» (1865; 4. Aufl. 1882),
«Les diaboliques» (1874),
«Une histoire sans nom» (1882),
«Ce qui ne meurt pas» (1884),
die Novelle «Amaidée» (1890). Barbey war eifriger konservativer Katholik und hatte eine originelle Ausdrucksweise für seine rückhaltlosen, oft paradoxen Kundgebungen, namentlich in seiner litterar. Kritik, so in «Les Prophètes du passé» (1851; 3. Ausg. 1880),
«Goethe et Diderot» (1880),
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«Polémiques d'hier» (1889),
besonders aber in «XIXe siècle. Les œuvres et les hommes» (8 Tle., 1861-90). Seine «Œuvres» erscheinen seit 1888. In seinem Äußern trat er stets als Dandy auf, schrieb auch (1845) «Du Dandysme et de G. Brummell».
(spr. barb'siöh).
1) Arrondissement im franz. Depart. Charente, hat 989,61 qkm, (1891) 45262 E., 80 Gemeinden und zerfällt in die 6 Kantone Aubeterre (128,66 qkm, 6549 E.), Baignes-Ste. Radegonde (148,62 qkm, 6192 E.), Barbezieux (209,34 qkm, 11882 E.), Brossac (16204 qkm, 4998 E.), Chalais (143,61 qkm, 7877 E.), Montmoreau (197,37 qkm, 7764 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements im franz. Depart. Charente, an der Zweiglinie Châteauneuf-Barbezieux (19 km) der Franz. Staatsbahn, hat (1891) 2923, als Gemeinde 4104 E., Post, Telegraph, zwei alte Kirchen; Leinwandfabrikation, Kapaunenzucht, Trüffel- und Getreidehandel, sowie interessante Reste eines alten Schlosses von 1453 und schöne, 1785 angelegte Promenaden.
du Bocage (spr. dü bockahsch), Jean Denis, franz. Geograph, geb. zu Paris, studierte unter d'Anvilles Leitung Geographie, wurde 1780 als Geograph bei dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, 1785 beim Münzkabinett angestellt und 1792 Aufseher der Kartensammlung bei der königl. Bibliothek. Später lebte er ganz seinen geogr. Studien, wurde 1809 Professor am Collège de France und war 1821 einer der Stifter der Geographischen Gesellschaft. Er starb zu Paris. Barbié du Bocage gründete seinen Ruhm durch den zu Barthélemys «Voyage du jeune Anacharis» gelieferten Atlas [* 71] (1789 und 1799), gab später Pläne und Karten zu Choiseul-Gouffiers malerischer Reise durch Griechenland [* 72] und eine durch eine Denkschrift erläuterte Karte über den Rückzug der Zehntausend (Par. 1796) heraus. Mit Sainte-Croix schrieb er die «Mémoires historiques et géographiques sur les pays situés entre la mer Noire er la mer Caspienne» (Par. 1796); sein Atlas für das Studium der ältern Geschichte erschien 1816.
Gewerbtreibender, dessen Thätigkeit das Rasieren, Haarschneiden, Kopfwalzen, Kopfwaschen, Frisieren und Perückenmachen umfaßt; auch kann der Barbier nach Ablegung einer besondern Prüfung, die für Preußen [* 73] durch die Verordnung von 1856 bestimmt wird, die Berechtigung zur Außübung der kleinen Chirurgie und zur Beihilfe bei großen Operationen (s. Heilgehilfe.) erlangen. Das Gewerbe ist aus dem der Bader (s. d. und Bart) hervorgegangen und ging jahrhundertelang neben demselben her, bis beide in Preußen 1779 (in den habsburg. Landen 1773) zu einer Zunft vereinigt wurden. 1808 (endgültig 1811) wurde es freigegeben.
Auf Grund der preuß. Gewerbeordnung von 1845, die die Annahme von Lehrlingen wieder von einer Meisterprüfung abhängig machte, bildeten sich neue Innungen. Diese traten 1872 zuerst mit Leipzig, [* 74] dann mit Berlin (seit 1874) als Vorort zu einem «Bunde deutscher Barbier-, Friseur- und Perückenmacherinnungen» zusammen, der 1884 bestätigt wurde und Korporationsrechte erhielt (Präsident Fritz Wollschläger). Der Bund umfaßt (1891) 298 Innungen mit 19889 Mitgliedern (8778 Barbierherren oder Meister, 5656 Gehilfen, 5455 Lehrlinge), besitzt 171 Fachschulen (s. Friseur- und Barbierschulen) und veranstaltet alljährlich Wanderkongresse (der erste 1872 in Leipzig) mit Ausstellungen der Arbeiten der Fachschulen.
Sein Organ ist «Der deutsche Barbier und Friseur » (halbmonatlich seit 1872). In den nichtpreuß. Staaten Deutschlands [* 75] erfolgte die Freigabe des Barbiergewerbes meist erst durch die Gewerbeordnung von 1869, worauf sich neue Innungen nach Art der preußischen bildeten und mit diesen in Verbindung traten. In Österreich [* 76] unterstehen die Barbier der Gewerbeordnung von 1859 und der Novelle dazu von 1883. In Frankreich giebt es keine besondern Bestimmungen und in England sind sie denen des Deutschen Reichs ähnlich. Neben den Barbier-, Friseur- und Perückenmacherinnungen bestehen an manchen Orten noch besondere Friseur- und Perückenmacherinnungen (s. Friseur).
Vgl. Pattky, Leitfaden für Haarschneiden und Frisieren (Berl. 1884);
Boltz, Das Damenfrisieren (ebd. 1880);
ders., Das Perückenfach (ebd. 1888);
ders., Die Kunst des Schminkens (ebd. 1888).
(spr. -ieh), Antoine Alexandre, franz. Bibliograph, geb. zu Coulommiers, war beim Ausbruch der Revolution Pfarrer, ging 1794 nach Paris, wo er Mitglied der Kommission wurde, die alle in den aufgehobenen Klöstern befindlichen Gegenstände der Litteratur und Kunst sammeln sollte. 1798 ward er Aufseher der von ihm gebildeten Bibliothek des Staatsrats (1798), und als diese 1807 auf Schloß Fontainebleau kam, deren Bibliothekar. Nach der Restauration erhielt er die Aufsicht über die Privatbibliothek des Königs. Erstarb 6. Dez. 1825. Von seinen bibliogr. Arbeiten ist sein Hauptwerk: «Dictionnaire des ouvrages anonymes et pseudonymes» (4 Bde., Par. 1806-8; 3. Aufl. 1872-79; s. Anonym). Erwähnung verdienen noch «Nouvelle bibliothèque d'un homme de goût » (5 Bde., Par. 1808-10, mit Desessarts) und «Examen critique et complément des dictionnaires historiques» (2 Bde., ebd. 1820).
(spr. -ieh),
Henri Auguste, franz. Dichter, geb. zu Paris, wo er als vermögender Mann in Unabhängigkeit lebte, gest. zu Nizza. [* 77] Barbier veröffentlichte nach der Julirevolution Satiren in der «Revue de Paris», die später gesammelt als «Les Iambes» (Par. 1831; 31. Aufl. 1882; deutsch von Förster, Quedlinb. 1832, zum Teil auch bei Geibel, «Fünf Bücher franz. Lyrik») herauskamen und zu kraftvollen, oft aber rauhen und cynischen Versen die franz. Gesellschaft mit poet.
Glut und jugendlicher Übertreibung schilderten. Größere Mäßigung zeigen «Il Pianto» (1833 u. ö.),
entstanden auf einer ital. Reise, und «Lazare», beide zuerst in der «Revue des Deux Mondes» (1832-33),
poetisch-polit. Gemälde, das eine erfüllt vom Zorn über Italiens [* 78] Erniedrigung, das andere von dem über das Elend des engl. Proletariers. Was Barbier später schrieb (die Satiren «Érostrate» und «Pot-de-vin», 1837; «Chants civils et relegieux», 1841, die Novellen «Trois passions», 1867 u. a.) ist wertlos und blieb unbeachtet. In seinen Jugenddichtungen hatte er einen glühenden Haß gegen Napoleon I. geäußert. 1869 wurde in die Französische Akademie gewählt. Aus dem Nachlaß erschien: «Chez les poètes, études, traductions et imitations en vers» (1882),
«Souvenirs personnels et silhouettes contemporaines» (1883),
«Tablettes d'Umbriano», «Promenades au Louvre» (1884),
«Poésies posthumes» (1884),
«Études littéraires et artistiques» (1888 u. 1892).
Vgl. Blaze de Bury, Aug. in der «Revue des Deux Mondes», Okt. 1882. ¶