der
Bank die Errichtung von weitern Nebenstellen auf Verlangen der Regierung aufgetragen. Nach den ersten
Niederlagen der
Franzosen 1870 brachte
das Gesetz vom 12. Aug. abermals den
Zwangskurs der
Noten, welche im Mindestbetrage von 20
Frs. ausgegeben wurden, und der
Staat
ließ sich einen Kredit bis zu 1500 Mill.Frs. bei der
Bank eröffnen. Der Höchstbetrag der zulässigen
Notenausgabe wurde anfangs auf 1800, im Dez. 1871 infolge der
Staatsanleihe von 2 Milliarden auf 2800 und durch ein Gesetz
von 1884 auf 3500 Mill.
Frs. gesetzt. Auch diesmal hat sich der Kredit der
Bank glänzend bewährt. Das Goldagio stieg nur
ganz vorübergehend (im Nov. 1871) auf 3 Proz. und verschwand in den folgenden
Jahren bald vollständig, obwohl die Barzahlung gesetzlich erst 1878 wiederhergestellt wurde, nachdem der
Staat seine Bankschuld,
die auf über 1300 Mill.
Frs. gestiegen war, bis auf 300 Mill. zurückgezahlt hatte.
Zur Beurteilung der
Lage der
Bank diene der Wochenausweis vom
Im J. 1893 wurde neben einem
Giroverkehr in der Höhe von 37340 Mill.
Frs. ein
Umsatz von 12893 Mill.
Frs.
erzielt. Der Diskont betrug vom ab unverändert 2½ Proz. Diskontiert wurden Wechsel
in einem Betrage von 8922 Mill. Der Notenumlauf betrug im Maximum 3590, im Minimum 3256 Mill.Frs. Bemerkenswert
ist die sehr umfangreiche Diskontierung kleiner Wechsel; 1893 wurden 26183
Stück bis 10
Frs. und darunter, 931002
Stück im
Betrage von 11 bis 50
Frs. und 1168292
Stück im Betrage von 51 bis 100
Frs. diskontiert.
Neben der Centralbank giebt es noch (Ende 1893) 94 Succursalen, 38 Hilfsbureaus, 21 mit einer der Zweiganstalten
und 105 zur Diskontierung von Wechseln
mit der
Bank verbundene Plätze, zusammen 259 sog. Bankplätze. Die Dividenden der
Bank sind ganz ansehnlich, aber dock sehr veränderlich; in den siebziger Jahren betrugen sie 21-25 Proz., 1873 sogar 36 Proz.,
nur ein paar Jahre hindurch 9-10, 1886: 15,5, 1887: 15, 1888: 14,2, 1889: 15,2, 1890: 15,7, 1891: 16,
1892: 13, 1893: 12,4, 1894: 11,3 Proz. Am standen die
Aktien in
Paris
[* 2] 3600
Frs. per
Stück zu 1000
Frs.
Die Frage der Erneuerung des 1897 ablaufenden Bankprivilegiums stand schon 1892 in Verhandlung; von dem der Kammer
damals vorgelegten
Entwurf, nach welchem das Privileg der
Bank gegen
Zahlung einer
Rente an den
Staat und Verzicht auf die
Zinsen
von dem 140-Millionen-Vorschuß und einem neuen Anlehen von 40 Mill.
Frs. sowie einige sonstige auf den Bankbetrieb bezughabende
Leistungen bis Ende 1920 ausgedehnt und die Notenhöhe auf 4 MilliardenFrs. gebracht werden sollte, ist
nur die letztere Bestimmung einstweilen Gesetz geworden.
Vgl. Courtois, Histoire des banques en
France (2. Aufl., Par. 1881);
Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie. Emanuel Baensch, geb. in
Quedlinburg,
[* 4] seit 1811
Kaufmann in
Magdeburg,
[* 5] übernahm daselbst 1826 die
Karl Strubesche Buchdruckerei (gegründet 1817), die er mit Rücksicht auf dasGeschäft
eines ältern
Bruders unter der Firma «E. Baensch jun.»
fortführte. Er starb ihm zu Ehren wurde 1878 von Mitgliedern der Familie die «Emanuel
Baensch-Stiftung» in
Magdeburg (6000 M.
Kapital, bis 50000 M. steigend) errichtet.
Die Firma ging über auf seinen Sohn Robert Baensch (geb.
gest.
seit 1878 an dessen Sohn Emanuel Baensch, geb. Das
Geschäft umfaßt Buchdruckerei, den Verlag des
«Magdeburger Anzeigers» (seit 1873), Steindruckerei (seit 1839). Schriftgießerei,
Stereotypie,
Buchbinderei mit Dampfmaschine,
[* 6] 2
Gasmotoren,
Notationsmaschine und 18
Pressen und beschäftigt 200
Personen, für die eine Haus-Zuschußkrankenkasse (seit 1888)
mit
Sterbe- und Witwengeldern sowie ein Haustarif mit steigender Alterszulage errichtet ist. - Ein anderer Sohn Emanuels,
Emil Baensch, geb. errichtete 1841 in
Magdeburg eine Sortimentsbuchhandlung mit Verlag, wurde 1856 königl. Hofbuchhändler
und starb Das Sortimentsgeschäft ging 1872 an
G. A. Glöckner, 1875 an C. E.
Klotz über.
Den Verlag übernahm 1860 Wilhelm Baensch, den spätern 1881
RaimundBredow in
Leipzig.
[* 7] Ein Sohn Emils,
Johannes Baensch-Drugulin,
geb. ist seit 1883 Mitinhaber der Firma W. Drugulin (s. d.)
in
Leipzig. - Ein
Bruder von Emil, Wilhelm Baensch, geb. kaufte 1848 den
Verlag von Ferd. Rubach in
Berlin,
[* 8] der bis 1835 in
Magdeburg war und einem 1668 gegründeten
Geschäft entstammte, und verlegte
ihn nebst andern erkauften Verlagsartikeln unter eigenem
Namen nach
Leipzig.
Von 1850 bis 1867 war mit dem Verlage ein Kommissionsgeschäft verbunden. 1862 wurde eine eigene Buchdruckerei errichtet, 1875 Verlag
und Buchdruckerei nach
Dresden
[* 9] verlegt. Baensch ist württemb. Geb.
Kommerzienrat, war 1860-85 württemb. Konsul
für
Sachsen,
[* 10] wurde 1871 in den Adelsstand erhoben und mit seinem
Sohne William von Baensch, der seit 1888 Mitbesitzer des
Geschäfts
ist, 1892 zum königlich sächs. Hofverlagsbuchhändler ernannt. Das
Geschäft hat Dampfmaschine, 12 Schnellpressen, 19 Hilfsmaschinen
und bis 80
Personen. Neben dem
DresdenerGeschäft¶
mehr
384 wurde 1880 unter der gleichen Firma «Wilhelm Baensch» eine Buchdruckerei
und Verlagsbuchhandlung (die «Neue Deutsche
[* 12] Jagdzeitung» u.a.) in Berlin errichtet. Sie ging 1888 an Henry von Baensch, den ältesten
Sohn des Gründers, der jedoch als Kommanditist beteiligt blieb, über, und wird von jenem gemeinschaftlich mit Oskar Stein
weitergeführt. Sie hat 2 Gasmotoren, 2 Rotations-, 14 Hilfsmaschinen, 8 Schnellpressen und beschäftigt
60–120 Personen.
westlichste Residentschaft der niederländ. Insel Java mit 7326 qkm Flächeninhalt. Die Küste von Bantam ist
im N. flach, voll von Morästen und sehr ungesund; im W., an der Sundastraße, sowie auch im S. hoch, häufig steil abfallend
und von Klippen
[* 14] umgeben; das Innere, namentlich der südlichern Hälfte, ist gebirgig. Höchste Punkte sind die Vulkane
[* 15] Karang, 1900 m,
und der Pulosari, 1275 m hoch, beide nicht mehr thätig. Die Bevölkerung beträgt (1891) 613545 E., darunter 259 Europäer
und 1559 Chinesen.
Die Eingeborenen treiben namentlich Bau von Reis, Kaffee, Zuckerrohr und Indigo.
[* 16] Sie sind Sundanesen, durch Sprache
[* 17] und Sitte von
den eigentlichen Javanen (Bewohnern der Osthälfte Javas) unterschieden. Hauptort und Sitz des Residenten ist Serang, in der
Volkssprache Ceram, an der Hauptheerstraße der Insel. Andere Orte sind Anjer und Bantam, an der Bai von Bantam, Hauptstadt
des frühern Reichs und im 16. und 17. Jahrh, als Handelsplatz, besonders für Pfeffer, weltberühmt, jetzt aber nur ein ganz
unbedeutender, ungesunder Platz.
Das Reich Bantam entstand auf den Trümmern des alten, nach der Einführung des Islams im westl. Java 1443 zu
Grunde gegangenen Hindureichs Padjadjaran. Mit Bantam schlossen zuerst die Portugiesen von Malaka aus 1522, später (1596) die
Holländer und 1602 die Engländer Handelsverträge. Beide letztgenannten errichteten daselbst Handelsfaktoreien; die
der Engländer bestand bis 1683, die der Holländer wurde 1610 nach Jacatra (seit 1619 Batavia
[* 18] genannt)
verlegt. Die Sultane von Bantam kamen immer mehr unter den Einfluß der Niederländer, wurden abhängig und endlich Vasallen, bis
zuletzt (1813) das Reich Bantam zu bestehen aufhörte.
eine Bezeichnung, welche die Engländer für alle ganz kleinen Hühnerrassen brauchen; sie soll von einem
Landstrich der Insel Java hergeleitet sein, von wo aus kleine Hühnchen zuerst nach England gebracht wurden. (S. Tafel: Geflügel,
[* 11]
Fig. 35.) Die eigentliche Heimat des Bantamhuhn ist jedoch Japan.
[* 19] Es ist von gedrungenem Körper mit breiter Brust und auffallend durch
die straffe Haltung. Man unterscheidet weiße, schwarze, blaue, gesperberte, Gold- und Silberbantams,
letztere beiden auch unter dem Namen Sebrightbantams zusammenfassend. Zu den Bantamhuhn im weitern Sinne rechnet man noch die japanischen
Bantamhuhn oder Chabos, die Zwerghühner und die Zwergkämpfer (s. d.). Das Bantamhuhn ist lediglich Luxushuhn.
nach dem Engländer William Banting (spr.
bännt-, geb.
1797, gest. 1878) benannt, gegen die Fettsucht (s. d.) gerichtete Kurmethode, welche die mannigfachen Beschwerden, die mit
der übermäßigen Fettbildung verbunden sind, dadurch zu beseitigen sucht, daß aus der Diät alle fetten,
zucker- und stärkemehlhaltigen Speisen möglichst verbannt werden. Bei der Bantingdiät genießt also der Patient vorzugsweise
Fleischspeisen, mit Zusatz von nur wenig Brot
[* 20] oder Zwieback, dazu etwas grünes Gemüse oder Kompott, vermeidet aber Mehlspeisen,
Kartoffeln, Milch, Zucker,
[* 21] alle fetten Gerichte, ebenso Bier, Portwein und Champagner, während gewöhnlicher
Wein, namentlich Rotwein, gestattet ist. Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß die Bantingkur im allgemeinen
auf richtige physiol. Grundsätze sich stützt, wie sie sich denn auch in vielen Fällen
als wirksam erwiesen hat.
Das Körperfett bildet sich nämlich teils aus den Fetten der Nahrung, teils aus den stärkemehl- und
zuckerhaltigen Substanzen. Nichtsdestoweniger ist es niemand zu raten, sein Heil in der Bantingkur suchen zu wollen, ohne mit einem
Arzte zuvor über seinen Leibeszustand Rücksprache genommen zu haben. Namentlich bei schwächlichen und bejahrten Personen
kann ein plötzlicher Wechsel der Diät geradezu gefährlich werden, überhaupt ist eine übertriebene
Anwendung der Bantingdiät, also die strengste Ausschließung von allem Zucker-, Stärke- und Fetthaltigen aus der Nahrung,
durchaus zu widerraten, da jene Substanzen, in mäßigen Mengen zugeführt, ebenso notwendige Nahrungsmittel
[* 22] für den Menschen
sind wie die das Fleisch vorzugsweise zusammensetzenden Eiweißkörper.
Wohl aber kann es jedem, der zur Fettleibigkeit einige Neigung hat, nur nützlich sein, wenn er sich in
dem Genuß jener «Fettbildner» eine weise Beschränkung auferlegt. J. Vogel schlägt folgende Modifikation der Bantingkur vor: Als
Frühstück Kaffee ohne Milch und Zucker mit wenig trocknem, geröstetem Brot oder Zwieback;
als zweites Frühstück ein paar
weiche Eier
[* 23] oder etwas kaltes Fleisch, auch roher, magerer Schinken mit etwas Thee oder leichtem Wein, als
Mittagessen dünne Fleischbrühsuppe, magerem Fleisch gekocht oder gebraten, leichtes Gemüse oder Kompott, einige Kartoffeln
und etwas Brot;
abends Fleischbrühsuppe oder Thee mit kaltem Fleisch, magerm Schinken, weichen
Eiern, Salat und etwasBrot. Der Erfinder der Bantingkur ist nicht Banting selbst, sondern dieser, ein Kaufmann
in Kensington, hat sie nur auf den Rat seines Arztes, des Dr. William Harvey (gest. Jan. 1877 in London),
[* 24] mit großem Erfolge
an sich erprobt.
Bestrebt, seinen Leidensgefährten hilfreich zu sein, hat dann Banting die Kurmethode in einem offenen Briefe
(«Letter on corpulence, addressed to the public», Lond. 1863) näher beschrieben.
Dieser Brief erlebte in kurzer Zeit mehrere Auflagen und machte den Namen Bantings und die Bantingkur schnell berühmt. –
A-Bantu, Gesamtname für alle die Völker, welche Afrika,
[* 25] ungefähr vom 5.° nördl.
Br. angefangen, von der Wasserscheide des Kongo bis hinab zur Südspitze bewohnen, mit Ausschluß der Hottentotten- und Buschmännergebiete
im äußersten SW. Sie gehören zu der sog. Kafirrasse und stellen, wenn auch nicht streng ethnologisch,
doch
¶
mehr
linguistisch eine annähernde Einheit dar. (Vgl. Afrika, Bd. 1, S. 182a.) Der Name Bantu selbst ist dem in allen hierher gehörigen
Sprachen wiederkehrenden Ausdrucke für «Volk» entnommen, der im Singular omu-ntu, «Mensch», im Plural aba-ntu, «Menschen, Volk»,
lautet. Alle hierher gehörenden Sprachen sind entschiedene Präfixsprachen. Ihr nominaler Wortschatz zerfällt in acht
durch Nominalpräfixe gekennzeichnete Klassen: eine Einteilung, welcher der Unterschied zwischen vernünftigen Wesen und unvernünftigen
Geschöpfen, Personen und Sachen, Belebtem und Unbelebtem zu Grunde liegt.
Die Personalpronomina beim Verbum werden präfigiert; es giebt keine Post-, nur Präpositionen. Grammatisches Geschlecht wird
nirgends unterschieden. Man teilt die Bantuvölker nach den von ihnen gesprochenen Dialekten in 3 Abteilungen, eine
östliche, eine westliche und eine mittlere. In die östliche fallen die Kaffernstämme, darunter namentlich die Zulu und
alle Völker längs der Küste und im Innern bis gegen Sansibar,
[* 27] wie die Makua, Wagindo, Wakamba u. a., welche das Kisuaheli
sprechen, in die mittlere die Betschuanen (Basuto, Barolong u. a.), die Barotse, Lunda, Waniamwesi, Waganda,
Balolo, Monbuttu u. s. w., in die westliche die Bewohner der Westküste Afrikas von der Walfischbai bis zur Mündung des Niger
im Meerbusen von Guinea, als Herero, Bundavölker, die Bewohner von Angola, Kongo, Loango, Gabun und Kamerun. Auch die Bewohner
von Fernando Po sind ihrer Sprache nach hierher zu rechnen.
Vgl. Grey, Philological library: South-Africa, by Bleck (Lond. 1858);
(spr. bangwil),Théodore Faullain de, franz. Dichter, geb. zu
Moulins, gest. zu Paris, machte sich zuerst durch die Gedichtsammlungen «Les Caryatides»
(1842) und «Les Stalactites» (1846) bekannt, denen
er 1857 unter dem Pseudonym Bracquemon die parodierenden «Odes funambulesques» folgen
ließ, die viel Beifall fanden, ferner «Trente-six ballades joyeuses» (1873)
u. a. Seine «Poésies complètes» erschienen 1878-79 (3 Bde.,
Paris).
Auch versuchte er sich als Dramatiker; aber seine kleinen Lustspiele «Le
[* 30] feuilleton d'Aristophane», «Le
beau Léandre» (1856),
«Diane au bois» (1864),
«Les fourberies de Nérine» (1864),
«La pomme» (1865),
«Gringoire» (1866) u. s. w. machten ebensowenig
Glück wie die jüngsten, «Socrate et sa femme» und «Le baiser». Gesammelt sind B.s Bühnenwerke bis
auf das erste, die von Adam komponierte Tanzoper «Les Nations» (1851),
als «Comédiens» (1879). B.s Talent
für Prosadarstellung bezeugen die humoristischen und sein ausgeführten kleinen Romane und Novellen: «Les pauvres
saltimbanques»
(1853),
«Le vie d'une comédienne» (1855),
«Esquisses parisiennes» (1859; neue Ausg. als
«Les Parisiens de Paris» 1866),
im «National» (1869-78). Banville stand an der
Spitze der formalistischen «Phantasisten», die im Gegensatz zu den
«Realisten» auf Schönheit, Glanz und Neuheit des Ausdrucks hinarbeiten. In «Petit traité de poésie francaise»
(1872; neue Ausg. 1881) hebt er daher mit Nachdruck die Wichtigkeit sorgfältiger Behandlung der Reim- und Verskunst hervor.
Litterargeschichtlich anziehend sind «Mes souvenirs» (1882).
Südbahn, hat Post, Telegraph
[* 32] und (1891)
2256, als Gemeinde 3119 E., die Honig, Orangen und Kork
[* 33] ausführen und Schiffahrt treiben, ist besuchtes
Seebad und Heimat der besten Roussillonweine, Grenache und Rancio.
Von hier führt nach Figueras in Spanien
[* 34] eine Straße über
den Col de Banyuls (362 m).
Schloß nebst Herrschaft im BezirksamtStaffelstein des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, 7 km südwestlich
von Lichtenfels, in freundlicher, durch Anlagen verschönerter Gegend am Main, war ursprünglich eine
Benediktinerabtei, die, 1096 gestiftet, sich seit dem 12. Jahrh. unter fortwährenden Streitigkeiten
mit ihren Schutzvögten und Lehnsherren (Bamberger Hochstift) allmählich hob und im 14. Jahrh, unter Abt Konrad III. von Redwitz
zur Blüte
[* 35] gelangte.
Durch den 1529 gewählten AbtAlexander von Rotenhan wurde die Bibliothek und eine gelehrte Schule begründet.
Nach seinem Tode erfolgte jedoch eine gänzliche Auflösung, indem die Mehrzahl der Konventualen sich der Reformation zuwendete,
bis die Abtei unter Joh. Burchard 1575 sowie unter seinem NachfolgerThomasBach wieder aufblühte. Der Dreißigjährige Krieg
zerstörte alles von neuem. Von den spätern Äbten stellte GregorStumm die Bibliothek wieder her und begründete
ein Münz-, Kunst- und Naturalienkabinett. 1802 wurde das Stift aufgehoben. Die Bibliothek kam nach Bamberg,
[* 36] das Münzkabinett
nach München;
[* 37] das Naturalienkabinett mit Versteinerungen aus dem Lias der Umgegend verblieb zu Banz. Die Abtei, das schönste
der fränk. Schlösser, kaufte Herzog Wilhelm von Bayern,
[* 38] der die Besitzung zu seiner Sommerresidenz wählte
und 1837 auf seinen Enkel, den Herzog Maximilian, vererbte. Am andern Ufer des Mains ist der Wallfahrtsort Vierzehnheiligen
(s. d.).
Geschichte der Benediktinerabtei Banz (Nürnb. 1803); Österreicher, Geschichte der Herrschaft Banz (Bamb.
1833); Theodori, Geschichte und Beschreibung des Schlosses Banz (2. Aufl., Münch. 1857).
Baobabrinde, s. Affenbrotbaum, ^[= (Adansonia L.), Pflanzengattung aus der Familie der Malvaceen (s. d.), Bäume mit drei- bis ...]Affenbrotbaumrinde.
¶
(spr. -pohm), Hauptstadt des Kantons Bapaume (113,50 qkm, 22 Gemeinden, 12080 E.),
ehemals Festung
[* 40] im ArrondissementArras
[* 41] des franz. Depart. Pas-de-Calais, in 22 m Höhe, in einer weiten Ebene zwischen Schelde
und Somme, an der Lokalzweiglinie Achiet-Marcoing der Franz. Nordbahn, hat (1891) 2939 E, als Gemeinde 3001 E.,
Post, Telegraph, ein Denkmal des Generals Faidherbe enthüllt); Textilindustrie sowie Fabrikation von Öl und Seife,
auch Bierbrauerei
[* 42] und Lohgerberei. - Hier fand 2. und eine Schlacht statt zwischen der franz. Nordarmee unter Faidherbe
und Teilen der preuß. Ersten Armee unter Goeben. Am 2. Jan. stieß die 1. Division der im Vormarsch begriffenen
Nordarmee bei Sapignies auf die 30. preuß. Brigade (Strubberg) und wurde nach längerm Gefechte zurückgewiesen. Am 3. Jan. griff
Faidherbe bei Bapaume mit dem 22. und 23. Armeekorps den General von Goeben an, der mit der 15. Division (Kummer), der 3. Kavalleriedivision
(Groben) und einem kombinierten Detachement unter Prinz Albrecht (Sohn) sich in neunstündiger Schlacht behauptete und den Feind
unter großen Verlusten zum Rückzüge nach Arras und Douai zwang. General von Goeben verfügte im ganzen nur über 15000 Mann
und 84 Geschütze,
[* 43] der Gegner war mehr als doppelt so stark; die heftigsten Kämpfe fanden um die Orte
Biefvillers und Favreuil statt. Der erneute Versuch Faidherbes, Paris zu entsetzen, wurde dadurch vereitelt, auch kapitulierte
infolge der Schlacht9. Jan. die franz. Festung Péronne.
oder Baffometi, lat. auch
[* 39]
Figura Baffometi, der Name eines noch nicht sicher erklärten Symbols der Tempelherren
(s. d.), das man schon in sehr früher Zeit, aber augenscheinlich ohne triftigen
Grund, für eine Entstellung des Namens Mahomed gehalten hat, weil man die Mitglieder des Ordens einer Hinneigung
zum Islam beschuldigte. Nach Jos. von Hammers Angabe («Mysterium
Baphometi revelatum», in den «Fundgruben des Orients», Bd. 6, Wien 1820) sind die in mehrern Antiquitätensammlungen sich vorfindenden
Symbole dieser Art von Stein, mannweiblich mit zwei Köpfen oder zwei Gesichtern, übrigens von weiblicher Bildung, größtenteils
mit Schlangen,
[* 46] Sonne
[* 47] und Mond
[* 48] und andern Attributen und von meist arab. Inschriften umgeben.
Vent., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Papilionaceen, mit gegen 15, sämtlich
nordamerik.
Arten. Es sind perennierende Stauden mit dreizähligen, selten einfachen Blättern, einzelnen, in den Blattwinkeln
siebenden oder in endständige Trauben gestellten Blüten und aufgeblasenen, kurzgestielten, mehrsamigen
Hülsen.
Blätter und Stengel
[* 49] der häufigen Baptisia tinctoria Rob.
Br. Enthalten
einen blauen Farbstoff, aus dem eine schlechtere Art Indigo bereitet wird.
Das aus der Wurzel
[* 50] bereitete Fluidextrakt
findet in der Medizin als Antiseptikum und Purgiermittel Verwendung.
(d. h. Täufer, vom grch. Baptizein, taufen), eine vielverzweigte christl.
Sekte, die die in den großen christl. Kirchengemeinschaften übliche Kindertaufe als ungültig verwirft. Mit den deutschen
Wiedertäufern (s. d.) der Reformationszeit stehen sie ebensowenig wie mit den
Mennoniten oder Taufgesinnten (s. d.) in Zusammenhang, obwohl eine innere Verwandtschaft
mit den erstern namentlich in der neuesten Entwicklung des Baptismus immer unverhohlener zu Tage tritt.
Die Forderung, die Taufe nicht durch Besprengung, sondern durch Untertauchen in fließendes Wasser zu vollziehen, war nicht
allen baptistischen Parteien gemeinsam und wird noch jetzt von einem Teil der amerikanischen Baptisten nicht anerkannt. Die Gewohnheit,
solche, die zu der Sekte übertreten, noch einmal zu taufen, scheint sich dagegen bei allen Baptisten (im
Unterschied von den Mennoniten) vorzufinden. Der Baptismus in England entsprang (um 1618) aus den engl. Puritanern und Independenten
(s. d.). Er bildet das starre Festhalten des Bibelbuchstabens, namentlich auch
die Vermischung der Unterschiede zwischen Altem und Neuem Testament, bis zum äußersten aus.
Die erste baptistische Gemeinde in England wurde 1633 gegründet; 1639 verpflanzte Roger Williams den Baptismus nach Amerika
[* 52] und gestaltete den StaatRhode-Island nach baptistischen Grundsätzen. In England nach vorübergehender Duldung durch Cromwell
als eifrige Revolutionäre verfolgt, wurden die Baptisten erst unter Wilhelm III. zugleich mit den
übrigen Dissenters (s. d.) in die Toleranzakte von 1689 mit einbegriffen. Sie
genießen seitdem gleiche Rechte mit den Kongregationalisten und Presbyterianern.
Die beiden Hauptparteien, die bis in die Ursprünge des engl. Baptismus hinaufreichen, sind die Particular-Baptists und die
General-Baptists (Universal-Baptists oder Free-Will-Baptists, auch arminianische Baptisten genannt), von denen jene, die bei
weitem zahlreichern, an der calvin. Prädestinationslehre festhalten, diese sie verwerfen. Unter den Free-Will-Baptists haben
liberale theol. Meinungen Eingang gefunden, auch die Abneigung gegen die wissenschaftliche Theologie ist bei ihnen überwunden.
Dafür trennte sich aber 1770 der orthodoxere Teil ab und bildete als General-Baptists-New-Connexion eine selbständige Kirchengemeinschaft
mit einem 1798 gegründeten theol. Seminar (EvangelicalAcademy), jetzt zu Longborough.
Partikularbaptisten, die alle kirchlichen Vereine, Missionen u. s. w. verwirft, die Seed-Baptists (Samenbaptisten) oder Snake-Baptists
(Schlangenbaptisten), die die Nichtprädestinierten für Nachkommen des Teufels und der Eva halten, und die von einem Müllerknecht
Albrecht 1803 gestifteten Jumpers (Springer), eine Mischung von und Methodisten, die den Namen von den deftigen Zuckungen der
methodistischen Wiedergeburt haben und sich ihrer Sündlosigkeit rühmen.
Die Reformed-Baptists oder «Jünger Christi» (Disciples),
nach ihrem Stifter auch Camphelliten genannt, erkennen nichts als
Glaubensvorschrift an, wofür sich nicht ein ausdrückliches «So spricht der Herr»
anführen läßt. Die aus und Presbyterianern hervorgegangenen Christen (Christian-Connexion) verwerfen die Lehren
[* 54] von der
Dreieinigkeit, Hölle und Teufel, die Fest- und Sonntage als schriftwidrig. Die Sir-Principles-Baptists finden
ihr Bekenntnis in den Hebräer 6, 1, 2 aufgeführten sechs Punkten ausgesprochen.
Die Kirchenverfassung ist bei allen Baptisten die kongrenationalistische oder independentistische, wonach jede Einzelgemeinde
vollkommen souverän ist und nur zu freien Beratungen mit den andern Gemeinden zeitweilig die Bundesversammlungen
beschickt. In England wurde 1813 die Baptist-Union gegründet, um alle Partikular- und Universalbaptisten zu gemeinsamer Arbeit
an der «Förderung des ReichesGottes» zu vereinigen. Die engl. und amerikanischen Baptisten haben für Unterdrückung
des Sklavenhandels, äußere und innere Mission, Bibelverbreitung u. s. w. stets eifrig
gewirkt. Die kirchliche Engherzigkeit des ältern Baptismus hat sich mit der Zeit gemildert, und namentlich
unter dem Einflusse Robert Halls (s. d.) hat neuerdings die Abendmahlsgemeinschaft mit gläubigen Gliedern anderer Kirchengemeinschaften
(open communion, offene Kommunion) bei einem großen Teile der Baptisten Eingang gefunden.
Die «offene» Kommunion ist einer der Hauptstreitpunkte zwischen dem ältern anglo-amerik. Baptismus und den Neutäufern,
die auf der «geschlossenen» Abendmahlsfeier (strict oder close communion) bestehen. Diese Richtung ist hauptsächlich aus der
kirchlichen Reaktionsstimmung der fünfziger Jahre hervorgegangen. IhreHeimat ist Deutschland,
[* 55] namentlich die schon längst
pietistisch erregten Gegenden Westfalens, das Wupperthal und einzelne Striche von Hannover,
[* 56] Hessen,
[* 57] Nassau, Schleswig
[* 58] und Ostpreußen.
[* 59] Die erste Baptistengemeinde in Deutschland wurde 1834 vom KaufmannOncken in Hamburg
[* 60] (gest. 1884) gegründet,
der sich von der Verwerflichkeit der Kindertaufe überzeugt hatte und von einem nach Hamburg gekommenen amerikanischen Baptisten die
Taufe erhielt. 1837 gründete er eine Gemeinde in Stuttgart.
[* 61]
Aber erst seit 1851 begann der Baptismus sich weiter zu verbreiten. Altluth. Separatistengemeinden und
pietistische Konventikel, wie der 1850 zu Elberfeld
[* 62] gegründete Brüderverein, schieden immer aufs neue baptistische Gemeinden
aus sich aus, die durch ihre Missionare neue Anhänger um sich scharten. Die meisten deutschen Baptistenmissionare sind Handwerker,
die kraft des allgemeinen Priestertums predigen, taufen, das Abendmahl reichen und durch Bibel- und Traktatverteilung,
Jünglingsvereine, Sonntagsschulen und erbauliches Bibellesen unter ihren Standesgenossen zahlreiche Anhänger werben.
Der Grundzug dieses deutschen Baptismus ist der Gegensatz gegen
die «Erbkirche» oder «Allerweltskirche»,
in der Wiedergeborene und Unwiedergeborene unterschiedslos durcheinandergewürfelt sind, gegen die privilegierte Staatskirche,
die sie als Babel bezeichnen. Schon ihr offizieller Name Gemeinde der getauften Christen und die Unterscheidung
zwischen «Christen» und «Welt» oder zwischen «Christen» und «Gottlosen», womit sie ihren Gegensatz zur Staatskirche
andeuten, beweist, daß der Mittelpunkt dieses Neubaptismus nicht die Taufe, sondern der pietistisch-independentistische Kirchenbegriff
ist. In der Lehre, abgesehen von Kirche und Taufe, sind sie orthodox. In den Reaktionsjahren wurden die Baptisten namentlich
in Mecklenburg,
[* 63] Preußen,
[* 64] Kurhessen und Nassau verfolgt; seit 1854 nahm sich die EvangelischeAllianz ihrer an und erwirkte von
König Friedrich Wilhelm IV. die Zusage milderer Behandlung. Wirkliche Duldung wurde ihnen aber in Preußen erst seit 1858 zuteil,
und seitdem schlug man auch anderwärts ein milderes Verfahren ein.
Nach offiziellen Angaben bestanden 1893 in Deutschland 139 Gemeinden mit 277 Predigern, 27332 Gemeindegliedern
und 15834 Sonntagsschülern, und die Zahl der Getauften betrug 2956. Die wichtigsten und größten Stationen sind Königsberg,
[* 65] Elbing,
[* 66] Berlin, Altona.
[* 67] Hamburg ist der Sitz der Bundeskonferenz. Der Deutsche Baptistenbund, zu dem übrigens nicht alle baptistischen
Gemeinden gehören, zerfällt in sechs Vereinigungen, von denen die ostpreußische, preußische und nordwestliche
die stärksten sind, während die Elb-Weser-Vereinigung, die oberrheinische, niederrheinische und hessische an Mitgliederzahl
zurückstehen.
Gering sind bis jetzt die Erfolge der Baptistenmission in Finland, Norwegen,
[* 68] Dänemark,
[* 69] Rußland und Polen, dagegen sehr bedeutend
in Schweden, wo (1893) 539 Gemeinden mit 618 Pastoren, 36585 Mitgliedern und 35935 Sonntagsschülern
vorbanden waren und 2097 Taufen stattfanden. In Großbritannien
[* 70] waren zu derselben Zeit 2825 Gemeinden mit 1898 Pastoren, 342507
Mitgliedern und 487800 Sonntagsschülern vorhanden, Wales allein zählte 98000 und 5859 Neugetaufte. In Nordamerika
[* 71] ist der
Baptismus eine der größten kirchlichen Parteien.
Mit Einschluß der Inseln und Centralamerikas wurde seine Anhängerschaft 1893 auf 3624078 berechnet, die
Zahl der Prediger auf 26022, der Gemeinden auf 39193, der Neubekehrten auf 183720, der Sonntagsschüler auf fast anderthalb
Millionen. In den kath. und roman. Ländern, in der Schweiz,
[* 72] Österreich-Ungarn
[* 73] und Holland fand der Baptismus bisher weniger Verbreitung,
desto mehr hat er in den Heidenländern geleistet. In Asien,
[* 74] besonders in Birma und Indien, zählt er 845 Gemeinden, 500 Missionare, 101794
Gemeindeglieder. In Afrika, besonders im Sudan, am Kongo und in Kamerun, hat er 148 Missionare, 82 Gemeinden, 4857 Bekehrte (1893: 1192 Taufen).
Auch Australien
[* 75] ist ein Missionsfeld mit 17223 Anhängern. Ende 1893 zählte man insgesamt 44000 Baptistengemeinden
mit 29832 Predigern und Missionaren und weit über 4 Mill. Gemeindegliedern, wobei die getrennten baptistischen Gemeinschaften
noch nicht mitgerechnet sind. Von der Leistungsfähigkeit der Baptisten geben die zahlreichen Missionsvereine einen
Begriff, von denen die große Missionsgesellschaft in Boston
[* 76] allein über 865000 Doll. Jahreseinnahmen
verfügt, der Frauenmissionsverein über 102629 Doll., sowie die zahlreichen
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1. Eisbär (Ursus maritimus). Länge 2,30 m, Höhe bis 1,20 m.
3. Katzenbär (Ailurus fulgens). Körperlänge 0,50 m,
Schwanzlänge 0,35 m.
4. Nasenbär oder Coati (Nasua socialis). Körperlänge 0,55 m, Schwanzlänge 0,50 m.
5. Waschbär (Procyon lotor). Körperlänge 0,63 m, Schwanzlänge 0,25 m.
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mehr
theol. Seminare (7), Universitäten und Colleges (35), Akademien (47), Institute für weibliche Bildung (32), Erziehungsanstalten
für Farbige (31), die Menge der Wohlthätigkeitseinrichtungen u. s. w.
Vgl. Cramp, Geschichte des Baptismus (3 Bde., deutsch, Hamb.
1873);
Vedder, A short history of the Baptists (Philad. 1891);
(ital. battistero), Taufhaus, seit dem 4. Jahrh. Bezeichnung für ein Gebäude, in dem der Taufakt vollzogen
wurde. Vor der Zeit Konstantins gab es keine eigenen Taufhäuser; man taufte in dem Brunnen
[* 80] des der Basilika
[* 81] vorliegenden Atriums
oder behalf sich sonst. Die Baptisterien waren ursprünglich getrennt von den Kirchen, doch mit diesen
meist durch einen bedeckten Gang
[* 82] verbunden. Gewöhnlich war ihre Grundform rund oder vieleckig, wie auch die in Italien
[* 83] und
Deutschland noch erhaltenen Bauwerke dieser Art (zu Parma,
[* 84] Pisa,
[* 85] Ravenna, Florenz,
[* 86] ferner in Brixen, Köln
[* 87] u. a. O.) beweisen.
In der Mitte der meistens Johannes dem Täufer geweihten Taufhäuser befand sich das Wasserbassin (Piscina),
in welchem die Taufe, auch Untertauchung, vollzogen wurde. Zuerst erscheinen die Taufhäuser an den biscböfl. Kirchen, da der
Bischof als der ordentliche Spender der Taufe galt. Die in seinem Namen im Auftrage taufenden Presbyter an den nichtbischöfl.
Kirchen vollzogen die Taufe in dem Gotteshause, in dem schon frühzeitig vielfach ein eigener Raum hierzu
vorgesehen war.
zunächst das Metallgeld (bares Geld, Bargeld), dann herkömmlich auch die Erfüllung einer Zahlungsverbindlichkeit
sofort bei Übernahme des Kaufgegenstandes, bei Warenbeziehungen von auswärts die Zahlungsleistung alsbald
nach Empfang der Rechnung, und zwar ursprünglich durch Münze. An die Stelle der letztern kann aber auch Papiergeld treten,
und selbst wenn die Abmachung in Wechseln oder Anweisungen erfolgt, deren Tageswert die Forderung tilgt, wird gemeinhin die
Bedingung barer Zahlung als erfüllt betrachtet. Gleichbedeutend mit Bar im zweiten Sinne ist "Zug
um Zug"
sowie «per
Cassa», «per contaut», oder «per
comptant», daher der Barverkauf auch Kontantverkauf genannt wird. Über eine andere Bedeutung von «Cassa» und «per contant»
s. Cassa.
Le Barrois, Grafschaft, seit 1355 Herzogtum, mit der Hauptstadt Bar-le-Duc, zu beiden Seiten
der obern Maas, bildete den westl. Teil von Oberlothringen, gehörte 925-1302 ganz zum DeutschenReiche, mußte aber 1302 für
die ÄmterBar-le-Duc (den Pagus Barrensis der Frankenzeit) und Bassigny (das Barrois royal oder mouvant) die franz. Oberlehnshoheit
anerkennen. Heinrich, der Sohn Herzog Roberts, gehörte dem geistl. Stande an und schenkte deshalb
1419 seinen
Allodialbesitz (das Barrois ducal oder non mouvant) mit Pont-à-Mousson, St. Mihiel, an René I. (s. d.) von Anjou, während
das Barrois royal als erledigtes Lehn an Frankreich fiel. Durch Rene, den Gemahl der Erbtochter HerzogKarls von Lothringen, vollzog
sich die Vereinigung von Bar mit Lothringen; beide Herzogtümer kamen 1766 an Frankreich. Die einst zu Bar gehörenden
Landschaften bilden großenteils die Departements Meuse und Meurthe-et-Moselle.
Stadt im Kreis
[* 89] Mohilew des russ. Gouvernements Podolien, an dem zum Bug gehenden Row, hat (1885) 13434 E.,
darunter 8000 Juden, 3 griech., 1 röm. Kirche, 1 griech. Nonnenkloster, mehrere Synagogen und jüd. Bethäuser; Lederfabrikation,
Ziegeleien. Bar, ursprünglich Row genannt und 1452 von den Tataren zerstört, erhielt seinen Namen im 16. Jahrh, zu Ehren der
in Bari inApulien geborenen BonaSforza, Gemahlin König Sigismunds I. von Polen, der den Ort neu aufbauen
ließ. Es wurde 1648 und 1651 von den Kosaken, 1672 von den Türken erobert, kam aber 1699 an Polen zurück. 1768 bildete sich
hier die Barer Konföderation (s. d.), 1793 kam Bar zu Rußland.
Karl Ludw. von, Kriminalist und Prozessualist,
geb. zu Hannover, studierte in Göttingen
[* 90] und Berlin die Rechte und war mehrere Jahre als Richter,
zuletzt beim Obergericht zu Göttingen beschäftigt. Er habilitierte sich dort 1863 und wurde 1866 ord. Professor des Strafrechts
und des Civilprozesses in Rostock,
[* 91] 1868 in Breslau,
[* 92] 1879 in Göttingen. 1890-93 vertrat er als Mitglied
der deutschfreisinnigen Partei den Kreis Rostock im DeutschenReichstag. Bar wirkte für Einführung des öffentlichen und mündlichen
Verfahrens und für einen humanen Fortschritt auf dem Gebiete des Strafrechts.
Außerdem gilt er als Autorität auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts. Er schrieb: «Das internationale Privat-
und Strafrecht» (Hannov. 1862; 2. Aufl.
als «Theorie und Praxis des internationalen Privatrechts», 2 Bde.,
1889),
«Die Redefreiheit der Mitglieder gesetzgebender Versammlungen»
(Lpz. 1868),
«Geschichte und Reform der deutschen Civiljustiz» (ebd. 1871),
«Zur Frage der Geschworenen- und Schöffengerichte»
(Berl. 1873),
«Das Deutsche Reichsgericht» (ebd. 1875),
«Staat und kath. Kirche in Preußen» (ebd. 1883). Für Holtzendorffs
«Encyklopädie der Rechtswissenschaft» hat Bar die Lehre vom Civilprozeß (auch separat erschienen, zuletzt
Lpz. 1890) und seit der 4. Auflage auch das internationale Privatrecht bearbeitet.