Großartigkeit er nachstrebte. Bandinelli war einer der formgewandtesten Bildhauer seiner Zeit, wenn auch keine tief
angelegte Natur. Von Clemens VII. und
Karl V. begünstigt, hielt er doch nirgends lange aus und vollendete nur wenige seiner
Arbeiten. Unter diesen sind hervorzuheben in
Florenz:
[* 2] Hercules den
Cacus tötend (1534 vor dem Palazzo Vecchio
errichtet), ein schwülstiges Werk;
auf dem Hauptaltar im
Dome Christi
Leichnam, von einem Engel gehalten;
(ital. bandito, d. h. landesverwiesen), ein Strolch,
der zunächst auf Raub und so meist auch auf
Mord ausgeht, bisweilen aus der
Tötung ihm bezeichneter
Personen
ein
Gewerbe macht. Die Berührung der Kreuzfahrer mit den
Assassinen (s. d.) scheint den
Gedanken einer Organisation, welche
die Ausführung verbrecherischer
Aufträge betrieb, nach dem roman. Europa
[* 3] verpflanzt zu haben. Günstigen
Boden und bleibende
Stätte fand das Banditentum vorzüglich inItalien.
[* 4]
In den größern
Städten, wie
Rom,
[* 5] Neapel,
[* 6]
Venedig,
[* 7] bestanden förmliche Genossenschaften von Bandit, die euphemistisch
Bravi,
d.
i. Tapfere) genannt wurden und gegen Bezahlung für die unfehlbare Erdolchung der bezeichneten
Opfer mit ihrer Geschäftsehre bürgten. Die Vervollkommnung der gerichtlichen Polizei hinderte zwar die
Entwicklung dieser
Genossenschaften, indes beweisen
Camorra (s. d.) und
Mafia (s. d.) und das Banditenwesen in Neapel, in
den
Abruzzen (besonders in der
ProvinzBari) und auf
Sicilien, daß die Elemente für solche
Auswüchse noch vorhanden sind. (S.
auch
Briganti.)
1) Niederländ.-ostind.Residentschaft in
Borneo, auch Zuider- und
Oosterafdeeling (d. h.
Süd- und Ostabteilung) genannt, umfaßt
von W. nach O. das
Stromgebiet des Kahajan, des Murong und des
Barito, 374400 qkm mit insgesamt etwa 700000
E., darunter 671 Europäer, 3135
Chinesen und 1000
Araber. Zu dieser Residentschaft gehört jetzt das frühere Sultanat Bandjermassin mit
etwa 130000 E. und der Hauptstadt Martapura. Bandjermassin zerfällt in die 8
Abteilungen und Umgegend, Amuntei,
Martapura, Duson-Länder,
Dajak-Länder, Sampit,
Passir mit den Fanah-Bumbu-Ländern und Kutei mit der Nordostküste von
Borneo.
Die Bewohner des Innern sind
Dajaks, die der Flußufer hauptsächlich Malaien und
Bugi.
Bandjermassin erscheint zuerst gegen Ende des 14. Jahrh, als Vasallenstaat des Hindureichs Madjapahit im östl.
Java und gelangte erst nach dem Zusammensturze des letztern (1478) zu polit. Unabhängigkeit unter dem
javan. Prinzen Surija Nata. Der siebente Nachfolger des letztern,
Sultan Surija Angro, führte 1600 zuerst in Bandjermassin den
Islam
ein. Ihm folgten 12 mohammed. Fürsten, deren letzter
SultanAdam (1825-57) war. Die
Holländer stifteten schon 1606 und 1608 in
Bandjermassin Handelsniederlassungen, zogen diese aber 1669 wieder ein.
Von 1698 bis 1707 bestand dort eine engl.
Faktorei. Die
Holländer schlossen erst 1733 wieder neue Handelsverbindungen mit
Bandjermassin, wo sie später (1746 und 1756) durch neue
Traktate mit den
Sultanen zu immer größerm Einfluß gelangten, bis der Panumbahan
Batu, den sie in einem Streite um die Erbfolge unterstützt hatten, sich (1787) zu ihrem
Vasallen erklärte
und ihnen einen nicht unbeträchtlichen
Teil seines Grundgebietes als
unmittelbares Eigentum abtrat. Nach dem
Tode von
SultanAdam (1857) gaben Streit um die Erbfolge,
Aufstände der
Bevölkerung,
[* 8] die Ermordung von Europäern zu Kalangan zur
Annexion des Sultanats Veranlassung und 1860 zur
Bildung einer neuen, dessen Besitzungen im
Süden und
OstenBorneos
umfassenden Residentschaft.
2) Hauptstadt der Residentschaft Bandjermassin, auf dem linken Ufer des
Barito, 38 km oberhalb seiner Mündung in die See, ist Sitz des
Residenten und Militärkommandanten und hat gegen 25000 E. (darunter etwa 220 Europäer, 1600
Chinesen, 300
Araber,
der Rest Malaien,
Bugis und
Dajaks), das
Fortvan Thuyle, das befestigte
CampementTatas, eine Schule, die Gouvernementsmagazine
u. s. w. Der bedeutende
Handel wird namentlich durch
Araber und
Chinesen betrieben. Die Einfuhr besteht hauptsächlich in
Salz,
[* 9] europ. Kattunstoffen, Gerätschaften aus
Eisen
[* 10] und andern Metallen, Glasgeschirr, grobem chines. Porzellan,
die Ausfuhr in
Steinkohlen, Diamanten, Goldstaub, Rotang,
Bauholz,
Wachs, Guttapercha, verschiedenen Harzen und einigen inländischen
Arzneistoffen, wie der Rinde von
Guru und Sintok.
(Bandgesellschaft,
Bandfeme; Ribbon-Men,Ribbon-Society), geheime Gesellschaft in
Irland zum Zwecke der
Beseitigung der Mißstände im Pachtwesen, 1817 gestiftet, bestand anfangs meist aus unbemittelten Pächtern
und vermehrte sich in den spätern Notjahren außerordentlich.
Der
Terrorismus der
Verbindung war so stark, daß gegen ihre
Gewaltthaten niemand vor Gericht zu zeugen wagte.
Seit den fünfziger Jahren scheinen die Bandmänner allmählich erloschen zu sein.
IhrenNamen führte die Gesellschaft von einem grünen
Bande, welches die Mitglieder trugen.
Meßband, ein mit Maßteilung bedrucktes
Band
[* 11] aus gefirnißter Leinwand,
Seide,
[* 12] Leder u. s. w., öfters mit
zu beiden Seiten eingewebten
Drähten, das in einer runden Dose aus Holz
[* 13] oder
Messing, aus der es durch die am
Umfang derselben
befindliche Öffnung nach Erfordernis herausgezogen werden kann, auf eine
Spindel aufgerollt und jetzt
meist so eingerichtet ist, daß es sich nach erfolgtem Gebrauch mittels einer im Innern der
Büchse angebrachten Spiralfeder
selbstthätig wieder aufwickelt.
Dieses bequem zu handhabende und leicht zu transportierende
Instrument ist indes, infolge der Dehnbarkeit des
Bandes,
nur für
solche Fälle geeignet, in denen, wie beim
Messen großer Gegenstände,
Gebäude, Grundstücke,
Balken u. s. w.,
kein hoher
Grad der Genauigkeit verlangt wird. Zweckmäßiger in dieser Hinsicht sind die Stahlbandmaße, 8-10
mm breite, 1,5
– 5 m lange
Streifen aus sehr dünnem, hartgewalztem
Stahlblech, auf deren beiden
FlächenZiffern und Teilstriche gewöhnlich
glänzend in mattem
Grund eingeätzt sind, und die in vorzüglicher Güte in England und in der
Schweiz
[* 14] erzeugt werden.
körner mit 40 TeilenRosenwasser stehen, bis sich nach häufigem Umschütteln eine schleimige Flüssigkeit gebildet hat, die
nach dem Durchseihen durch Zusatz von Eau de Cologne parfümiert wird;
oder man übergießt 100 g Tragant mit 2 l Rosenwasser,
schüttelt häufig um, seihet die Flüssigkeit durch und verstärkt das Parfum durch Rosenöl.
oder Bandonbridge (spr. bänndenbridsch), Stadt in der irischen GrafschaftCork, am Flusse hat (1881) 3997 (1871
noch 6131) E., Gerbereien, große Brennerei und Getreidehandel.
nebeneinander gelegte und zusammengenähte Rundseile aus Aloefaser, Hanf, Eisen- oder Stahldraht, die zuweilen
als Förderseile in Schächten verwandt werden.
oder Bandtkie, Georg Samuel, poln. Geschichtschreiber, Sprachforscher und Bibliograph,
geb. zu Dublin,
[* 20] studierte zu Halle
[* 21] und Jena,
[* 22] wurde 1798 Lehrer der poln. Sprache
[* 23] am Elisabeth-Gymnnasium in Breslau,
[* 24] 1804 Rektor
der Heiligengeistschule, 1811 Bibliothekar und Professor in Krakau,
[* 25] wo er starb. hat sich durch sein «Poln.-Deutsches
Wörterbuch» (2 Bde., Bresl.
1806) und die «Poln. Grammatik für Deutsche»
[* 26] (ebd. 1808 u. ö.) als einen der tüchtigsten Slawisten
seiner Zeit bekundet. Seine «Geschichte des poln.
Volks» (2 Bde., Bresl.
1820; 8. Aufl., ebd. 1835) gehört zu den gründlichsten Arbeiten über die Geschichte Polens. Bibliographischen Inhalts sind
die «Geschichte der Krakauer Buchdruckereien» (Krak.
1815) und die «Geschichte der Buchdruckereien in Polen und dem Großherzogtum Litauen» (3 Bde., ebd. 1826).
Auch besorgte Bandtke den Abdruck der 1651 von A. Wengierski abgefaßten «Kronika» der evang.
Gemeinde in Krakau (1818; deutsch von Altmann, Bresl. 1880).
Bandurka, musikalisches Instrument der Kleinrussen und Polen, ähnlich der Guitarre oder Balalaika
(s. d.), nur mit mehr Saiten (8–24 und noch mehr), die beim Spielen mit den Fingern berührt werden.
(fons Bandusiae, der bandusische Quell), ein von Horaz(Od. 141, 13) besungener Quell in der Nähe seines Landgutes
Sabinum, der den Bach Digentia (jetzt Licenza) bildete.
(Cestodes), eine Ordnung von Plattwürmern (s. d.), die infolge
fast vollständiger Anpassung an eine lebenslänglich und ausschließlich parasitische Lebensweise auf einer sehr niedrigen
Stufe der Entwicklung steht. Ihr langgestreckter Körper besteht aus einem sog. Kopfe (Scolex) und einer Kette von gleichwertigen
Gliedern (Proglottiden), die nach dem Hinterende zu immer größer werden. Mund, Darm,
[* 27] Atem- und Blutkreislauforgane
fehlen gänzlich; alle Aufnahme und Abscheidung geschieht direkt durch die Haut
[* 28] hindurch.
Haftorgane finden sich nur am Kopfe: 4 oder 2 Sauggruben, zu denen sich ein ein- oder mehrreihiger Kranz
von Haken gesellen
kann. Ein Nervensystem ist spärlich, das Exkretionsgesäßsystem wohl entwickelt: zahlreiche feine Kapillargefäße
münden in vier neben den Nervensträngen hinziehende Längsstämme;
diese vereinigen sich im Kopfe und besitzen außerdem
im Hinterrande jedes Gliedes eine quere Kommunikation.
Die sehr zahlreichen Arten der Bandwürmer finden sich im ausgebildeten Zustande
ausnahmslos im Darme von Wirbeltieren und können mehrere Jahre leben. Früher hielt man die ganze Gliederkette
der Bandwürmer für ein einziges Individuum, während sie jetzt allgemein aufgefaßt wird als eine Kolonie von Einzeltieren, denen
die einzelnen Glieder
[* 29] entsprechen. Bei vielen Arten können dieselben nach der Lostrennnng von der Kette noch eine Zeit lang
frei leben und umherkriechen. Daß die Bandwürmer als Tierstöcke anzusehen seien, befürwortet auch ihre mit
Generationswechsel verbundene Entwicklung.
Bei der Mehrzahl der Bandwürmer werden die in den Gliedern gebildeten und befruchteten Eier
[* 30] nicht nach außen abgelegt; sie sammeln
sich vielmehr innerhalb derselben in oft ungeheurer Zahl (50000 und mehr) und vollenden dabei zugleich ihre Embryonalentwicklung.
Mit den Gliedern gelangen sie dann, umgeben von den Exkrementen ihres Wirtes, nach außen entweder ins
Wasser oder an feuchte Stellen und behalten selbst nach dem Absterben und Verwesen ihrer lebendigen Hülle noch längere Zeit
ihre Entwicklungsfähigkeit bei. Die Embryonen liegen innerhalb der mehrhülligen Eier als runde, an einer Seite mit sechs
feinen Häkchen ausgestattete Bläschen
[* 15]
(Fig. 1).
Erst im Darm eines passenden Trägers finden diese Embryonen die Bedingungen für weitere Entwicklung; sie verlassen die durch
die Verdauungssäfte gelockerte Eischale, durchbohren mit ihren Haken die Darmwände und gelangen schließlich in die peripheren
Organe, wo sie nach Verlust der Haken zu ansehnlichen, häutigen, nur mit Wasser gefüllten Blasen auswachsen,
um welche der Wirt eine bindegewebige Hülle abscheidet. Nach einiger Zeit beginnt die Blasenwand all irgend einer Stelle
sich einzustülpen; die Einstülpung bildet sich zu einem in der Blase gelegenen hohlen Zapfen
[* 31] aus, der im Innern Saugnäpfe
und Haken bekommt und schließlich, wenn er nach außen hervorgestülpt wird, einen vollkommenen Bandwurmkopf
darstellt, an dessen Hinterende die Mutterblase hängt.
Es entstehen so die als Blasenwürmer, Finnen (Cysticercus) schon lange bekannten Wurmformen, über deren Herkommen und Natur
man früher verschiedene Annahmen aufgestellt hatte. Sie sollten im Körper ihrer Träger
[* 32] infolge eines «falschen Bildungstriebes»
von selbst (durch Urzeugung) entstanden sein; später hielt man sie für verirrte und degenerierte Formen
(Hydatiden) u. s. w.; jetzt weiß man, daß sie völlig normale Bildungen, die Jugendformen der Bandwürmer darstellen.
Die Wohnorte der Finnen innerhalb der Zwischenwirte (so heißen die Finnenträger) finden sich stets in ganz bestimmten Organen;
nur die dahin geführten Embryonen entwickeln sich vollständig, während die nach andern Körperteilen
gelangten zwar meist auch zu einer Blase auswachsen, jedoch immer steril bleiben, d. h. keine Bandwurmköpfchen erzeugen (Acephalocysten).
Der Finnenträger bildet in der Regel ein Hauptnahrungsmittel des gewöhnlich fleischfressenden Bandwurmträgers. So lebt
der Finne der bei der Katze
[* 33] schmarotzenden
¶
mehr
Tenia crassicollisRud. als Cysticercus fasciolaris in der Leber der Hausmaus, die Finne der großen TaeniamarginataBatsch des
Fleischerhundes zwischen den Eingeweiden des Schlachtviehes (Cysticercus tenuicollis), die Finne der Taeniaserrata Goetze der
Haus- und besonders der Jagdhunde
[* 35] als Cysticercus pisiformis in den Kaninchen
[* 36] und Hasen u. s. w.
Oft wird von der Blasenwand anstatt eines einzigen eine ganze Anzahl von Köpfchen erzeugt, wie bei der
Finne der TaeniacoenurusSieb. der Schäferhunde, die als Quese oder Drehwurm (Coenuruscerebralis) die berüchtigte Drehkrankheit
der Schafe
[* 37] hervorbringt.
Diese Finne lebt als oft hühnereigroße Blase im Gehirn
[* 38] der jungen Lämmer; ihre Köpfchen, von Hunden gefressen,
werden alle wieder zu Bandwürmer. Ebenfalls hierher gehört ein sehr kleiner, nur drei- oder viergliedriger Bandwurm
[* 39] des Hundes (Taenia echinococcus Sieb.), dessen Finne als Hülsen- oder Schachtelwurm (Echinococcus) oft Kindskopfgröße erreicht
und die gefährliche Echinokokkenkrankheit (s. Leberechinococcus) hervorruft. Die Köpfchen entstehen hier in den sog. Brutkapseln,
die als feine weiße Pünktchen oft in ungeheurer Zahl der Innenwand der Blase aufsitzen oder nach ihrer
Abtrennung frei in der Flüssigkeit liegen.
Den bis jetzt genannten, sog. echten Blasenbandwürmern (Cysticae) gegenüber steht eine große Anzahl anderer, meist kleiner
Formen (besonders in Vögeln lebend), die sog. Cysticercoiden, bei denen im Finnenzustand der
Kopf ohne Wassereinschluß die Blase ausfüllt. Hierher gehört u. a. die TaeniacucumerinaRud. des Hundes, deren Jugendzustand
in der Hundelaus (TrichodectescanisDeg.) gefunden und mit dieser von ihrem definitiven Träger gefressen wird.
Die Finnen der Cysticercoiden leben fast nur in wirbellosen Tieren. Aus einem einzigen Bandwurmei kann also eine
große Anzahl von Köpfen entstehen; tritt nun die zur Weiterentwicklung notwendige Überführung in einen neuen Träger nach
einer gewissen Zeit nicht ein, dann beginnen die Blasenwürmer abzusterben. Im Magen
[* 40] der definitiven Träger aber werden Blase
und Wurmkörper völlig verdaut; nur der Kopf gelangt in den Dünndarm, setzt sich dort fest und beginnt
nun an seinem hintern Ende die einzelnen Glieder, die Geschlechtstiere, knospen zu lassen. Jedes neue Glied
[* 41] schiebt sich dabei
immer zwischen Kopf und das vorhergebildete ein, so daß die Glieder immer älter und größer werden, je weiter sie sich vom
Kopfe entfernen. Sie entwickeln dabei ihre Geschlechtsorgane, zuerst die männlichen, später die
weiblichen; die reifen Proglottiden sind nichts als lebendige Eibehälter.
Unter den Bandwürmer findet sich eine Anzahl wohl charakterisierter Familien, von denen das meiste Interesse die
der Tänien (Taeniadae) und der Bothriocephalen (Grubenköpfe, Bothriocephalidae) beanspruchen, da Vertreter von ihnen zu den
häufigsten Parasiten des Menschen gehören. Die Tänien besitzen am Kopfe 4 Saugnäpfe; die Geschlechtsöffnungen
liegen auf den Kanten der Glieder nebeneinander; der Fruchthälter ist nicht nach außen geöffnet. Im Menschen schmarotzen:
der gemeine oder schmale Bandwurm (TaeniasoliumRud.) mit dem als Cysticercus cellulosae
vom Schweine
[* 42] bekannten Finnenzustand,
und der schwarze oder Rinderbandwurm (TaeniasaginataGoetze s. mediovanellata Küchenm.), deren Finne
im Rinde lebt. Beide sind leicht zu unterscheiden.
Die Taeniasolium erreicht eine Länge von 2 bis 3 m und zählt 8–900 Glieder; der stecknadelkopfgroße Skolex
[* 34]
(Fig. 2a)
trägt 4 Saugnäpfe und einen Kranz von 26 bis 28 Haken; einzeln abgehende Glieder (Fig. 2b) erkennt man
an der geringen Größe (Länge 10–12 mm, Breite
[* 43] 5–8 mm) und an der Form des mit Eiern gefüllten Uterus, der an dem mittlern
Längsstamme nur wenige (7–10) dicke und verästelte Seitenzweige aufweist.
Dieser Bandwurm ist neuerdings viel seltener geworden; er ist besonders gefährlich, weil auch seine
Finne
[* 34]
(Fig. 3) beim Menschen zur Entwicklung kommt und leicht (im Hirn, Auge
[* 44] u. s. w.) sich festsetzt.
Die Taeniasaginata ist bedeutend größer und feister, mißt ausgedehnt bis 8 m und zählt gegen 1300 Glieder. Der Kopf
[* 34]
(Fig.
4a) mißt bis 2 mm im Durchmesser, die 4 Saugnäpfe sind außerordentlich kräftig und muskulös, so daß
der Wurm,
[* 45] trotz des Mangels von Haken, viel fester sitzt und schwerer abzutreiben ist als die andere Art. Auch die reifen Glieder
(Fig. 4b), die fast immer einzeln abgehen, sind größer (10–20 mm lang und 5–7 mm breit); vom Längsstamme des Uterus laufen
zahlreiche (jederseits 25–30) dünne und wenig verästelte Seitenzweige aus. Dieser Bandwurm findet sich fast immer isoliert,
er kann durch seine Größe und seine schwere Entfernbarkeit wohl Beschwerden hervorrufen, gefährlich aber wird er nicht,
da seine Finne nur im Rinde lebt.
Die Bothriocephalen besitzen zwei flache Sauggruben an dem scharfen Rande ihres gurkenkernähnlichen
Kopfes
[* 34]
(Fig. 5a), dessen Fläche senkrecht zur Körperfläche steht. Haken fehlen; der Uterus ist nach außen offen, die Geschlechtsöffnungen
liegen auf der Fläche der Glieder. Der bekannteste Vertreter ist der große Bothriocephalus latusBrems. des Menschen, der in der
Schweiz, den Ostseeländern, in Rußland, auch Amerika
[* 46] und Japan
[* 47] häufig vorkommt. Er erreicht eine Länge
von 8 und 9 m, besitzt 3000–3500 Glieder, die, in der Mitte 4,5 mm lang und 10–12 mm breit, nach hinten zu mehr quadratisch
werden; der mit Eiern gefüllte Uterus liegt als rosettenförmiges Gebilde in der Mitte der Glieder (Fig. 5b). Die
Finne lebt im Muskelfleische des Hechtes, der Quappe und anderer verwandter Fische;
[* 48] sehr häufig sind die Bothriocephalen in
Gegenden, wo viel Fische genossen werden.
Der Bandwurm verursacht seinem Träger, jedoch durchaus nicht immer, mannigfache Beschwerden, wie Koliken und Magenkrämpfe,
Erbrechen, Gefühl von Bewegungen, Winden
[* 49] oder Saugen im Unterleib, Schwindel und epileptische Zufälle,
Blutarmut und Abmagerung. Als Folgen der Anwesenheit von Bandwürmer können diese auch sonst auftretenden Erscheinungen aber
nur gelten, wenn sie regelmäßig nach längerm Fasten oder nach dem Genusse gewisser, dem Bandwurm erfahrungsgemäß widriger
Nahrungsmittel
[* 50]
¶
mehr
(Zwiebeln, Meerrettich, Möhren, Sardellen, Obst u. dgl.) auftreten und auffallend rasch nach dem Genuß von Milch und nahrhaften
Speisen verschwinden. Gewißheit erhält der Kranke erst, wenn einzelne Glieder oder Gliederketten abgehen, oder wenn in Exkrementen
die charakteristischen Bandwurmeier mikroskopisch nachweisbar sind. Den einzig wirksamen Schutz gegen Bandwürmer bildet
die Verhütung der Einfuhr lebender Finnen in den Magen, also die Vermeidung des Genusses rohen oder halbrohen
Schweinefleisches und Rindfleisches (und roher Fische).
Zur Abtreibung des Bandwurms bedient man sich besondere des ätherischen Extrakts der Farnkrautwurzel oder einer Abkochung der
Granatwurzelrinde, welche die wesentlichsten Bestandteile fast aller der zahlreichen Geheimmittel gegen den
Bandwurm bilden (s. Bandwurmmittel); beide Mittel leisten fast stets vorzügliche Dienste,
[* 52] vorausgesetzt, daß sie aus frischen
Droguen bereitet wurden. Dem gleichen Zweck dienen auch die Kussoblüten, das Kamalapulver, die Kürbiskerne und das
gereinigte Terpentinöl.
Gewöhnlich läßt man der eigentlichen Kur eine Vorbereitungskur vorausgehen, um den Bandwurm gegen das Abtreibemittel weniger
widerstandsfähig zu machen; man erreicht dies am besten durch vorhergehendes Fasten und den Genuß von eingesalzenen Fischen.
Als erfolgreich kann eine Bandwurmkur nur dann angesehen werden, wenn der Kopf des Bandwurms mit entfernt worden ist, da sonst
der zurückgebliebene Kopf nach wenigen Monaten wieder eine neue Gliederkette erzeugt hat. – Das Hauptwerk
über Bandwürmer wie über Eingeweidewürmer überhaupt ist LeuckartsBuch «Die Parasiten des Menschen u. s. w.» (2. Aufl., Lpz.
1879).
allgemeine Bezeichnung für zahlreiche Geheimmittel und pharmaceutische Specialitäten gegen den Bandwurm.
Die Bandwurmmittel bestehen in der Regel aus zwei Teilen, dem eigentlichen und dem Abführmittel. Häufig werden auch
beide gemischt. Als Bandwurmmittel wird entweder gepulverte Kussoblüte oder ein starker Auszug der Granatwurzelrinde, oder am häufigsten
Farnextrakt(Extractum Filicis) abgegeben. Die Kussoblüte wird in komprimierten Tabletten oder als Latwerge, das Farnextrakt
in der Regel in Gelatinekapseln gegeben.
Krankheit der Lämmer, die erzeugt wird durch Aufnahme von Brut derTaeniaexpansaRud., die bis zu 60 m lang wird. Die Bandwurmseuche tritt in nassen Sommern nach dem Beweiden sumpfiger Wiesen auf. Die mit Bandwurmseuche behafteten
Tiere zeigen Verdauungsstörungen, wechselnden Appetit, bald Verstopfung, bald Durchfall, .Hinterleibsschmerzen, vor allem aber
auffallende Schwäche und Blutarmut und infolgedessen Zurückbleiben in der Entwicklung. Zur Vorbeugung
sind feuchte Weiden durchaus zu meiden. Die Bandwurmseuche wird schnell beseitigt durch arzneiliche Behandlung der Lämmer
mit pikrinsaurem Kalium (0,6–1,25 g in Pillen) sowie durch das Chabertsche Öl (kaffeelöffelweise mit 0,2 bis 0,3 g Brechweinstein
verabreicht).
(auch Banner oder Banier), Joh.,
schwed. Feldherr im Dreißigjährigen
Kriege, aus einem alten Geschlecht, geb. auf Djursholm bei Stockholm,
[* 54] zeichnete sich schon in den Kriegen Gustav
Adolfs mit Rußland und Polen aus und stieg bis zum Generallieutenant und Reichsrat empor. 1630 folgte er Gustav Adolf nach Deutschland,
[* 55] hatte teil an der Einnahme mehrerer Orte in Pommern
[* 56] und Mecklenburg
[* 57] und befehligte in der Schlacht bei Breitenfeld
[* 58] die Reiterei des rechten Flügels. Er zeichnete sich ferner in den Kämpfen bei Donauwörth und am Lech aus und
nahm teil all der Eroberung von Augsburg
[* 59] und München.
[* 60]
Bei dem Angriffe auf Wallensteins Lager
[* 61] wurde er schwer am Arme verwundet. Dessenungeachtet übernahm er
nach dem Abzuge des Königs nach Sachsen
[* 62] den Oberbefehl über alle Truppen in den vier Oberkreisen und zwang mit Beihilfe Gustav
Horns den GeneralAldringer, Bayern
[* 63] zu räumen. Nach dem Tode des Königs sammelte er als Feldmarschall der KroneSchwedens und
des niedersächs. Kreises 1634 ein Heer von 16000 Mann, zog nach Böhmen,
[* 64] vereinigte sich mit dem kursächs.
Heere und bedrohte Prag.
[* 65]
Die große NiederlageBernhards von Weimar
[* 66] und Horns bei Nördlingen
[* 67] 1634 zwang ihn jedoch zum Rückzüge. Aus der verzweifelten
Lage, in welcher das schwed. Heer in Deutschland nach dem Prager Frieden sich befand, errettete es Banér durch
die Siege, die er nach seiner Vereinigung mit den Truppen Wrangels und Torstensons bei Kyritz und bei Wittstock mit 22000 Mann
gegen das kursächsische 30000 Mann starke Heer erfocht. Banér dehnte den schwed. Machtkreis wieder über ganz Mitteldeutschland
aus, mußte sich aber im Juli 1637 hinter die Oder zurückziehen und konnte nur mit Mühe sein Heer aus
dem eingeschlossenen Lager von Torgau
[* 68] retten und nach Pommern flüchten. 1639 aber kehrte er mit neuen Kräften zurück, schlug
die Sachsen14. April bei Chemnitz
[* 69] und drang verheerend nach Böhmen, Mähren und Schlesien
[* 70] vor. 1640 zog er
sich nach Thüringen und Hessen
[* 71] zurück. Mitten im Winter brach er dann mit den Franzosen unter Guebriant plötzlich auf und
überraschte Jan. 1641 Regensburg,
[* 72] wo der Reichstag versammelt war. Nur durch das Schmelzen des Eises der Donau wurde die Einnahme
der Stadt verhindert und Banér zum Rückzuge gezwungen. Er erreichte unter steten Kämpfen Halberstadt,
[* 73] wo er starb.
1) Grafschaft in Nordschottland, grenzt im N. an den Moray-Firth (s. d.) auf
eine Länge von 48 km, im O. und S. an Aberdeen,
[* 74] im W. an Elgin und Inverneß, hat 1777,4 qkm und (1891) 64190 E.,
d. i. 36 auf 1 qkm. Die Küste ist felsig, das nördl. Drittel ist mit niedrigen Hügeln, fruchtbaren Thälern und Ebenen bedeckt;
der Süden, von der Cairngormkette des Grampiangebirges (Ben Rinnes 837 m, Ben Mac-Dui 1309 m) erfüllt, hat große Waldungen,
Weideland und Viehzucht,
[* 75] hauptsächlich Rinder,
[* 76] wenig Schafe. Nur 27 Proz.
der Oberfläche sind angebaut, doch liefert der Boden den besten Weizen. Hauptflüsse sind der Spey (s. d.), der reißendste
FlußGroßbritanniens, mit dem Avon und dem Deveron. Die Fischerei
[* 77] ist bedeutend; außerdem die Whisky-Brennerei (in Glenlivet).
Die wichtigsten Orte sind Banff (s. unten), Macduff, Cullen, Keith, Buckie und Portsoy. –
2) Banff, ehemals Boinesse, Hauptstadt der Grafschaft am Westufer des Deveron, nahe seiner Mündung in den Moray-Firth. ist Hauptsitz
der schott. Heringsfischerei und
¶
mehr
hat (1891) als Burgflecken 3871 E., als Parlamentsborough mit der Stadt Macduff am östl. Ufer
der Deveronmündung 7598 E., eine schöne Brücke
[* 79] von sieben Bogen
[* 80] zwischen beiden Städten, ein schönes Stadthaus, eine 1786 gegründete
Akademie, eine Lateinschule (1541), eine Handelsschule und mehrere Bibliotheken; Eisengießerei,
[* 81] Tau- und Segeltuchfabrikation,
eine Brennerei und eine Brauerei. Hauptausfuhrartikel von Banff sind Korn, Vieh, Lachs und Heringe. Das Schloß
Duff (Duff-House), ein Landsitz des Grafen von Fife, hat wertvolle Gemälde und einen großen Park.
deLofoncz, Desider, Freiherr von, ungar. Staatsmann, geb. in Klausenburg,
[* 82] studierte dort, in Berlin
[* 83] und Leipzig
[* 84] die Rechte, trat in den Staatsdienst und war als Obergespan verschiedener siebenbürg. Komitate
thätig. Infolge dieser Würde war auch Mitglied der Magnatentafel, die ihn bei ihrer Reorganisation 1885, zum lebenslänglichen
Mitglied wählte. 1892 erhielt er ein Mandat für das Abgeordnetenhaus und wurde dessen Präsident. Nach dem Rücktritt des
KabinettsWekerle wurde Bánffy de Lofoncz Jan. 1895 mit der Bildung eines neuen Ministeriums betraut, mit dem er sich 19. Jan. beiden
Häusern des Reichstags vorstellte.
Staatsbahnen,
[* 87] hat (1890) 3666 meist magyar. E. (255
Rumänen), Post, Telegraph,
[* 88] Bezirksgericht, feste Schlösser der bekannten Familien Bánffy und Barcfay, eine alte. befestigte
kalvinische Kirche, eine höhere Volks- und eine Holzschnitzschule, Sparkasse, Spielwarenfabrik und bedeutende Jahrmärkte.
Hermann Joach., dän. Schriftsteller, geb. auf
Seeland, Enkel von Oluf Lundt Bang, studierte seit 1875 auf der Akademie zu Sorö, dann zu Kopenhagen
[* 89] die
Rechte, ging jedoch bald zur Belletristik über, zunächst als Berichterstatter Kopenhagener (besonders «Dagbladet» und «Nationaltidende»)
und norweg. Zeitungen im Auslande, was u. a. zu seiner Ausweisung aus Berlin führte. Er trat zuerst mit den Essays «Realisme
og Realister» (1879) und «Kritiske
Studier» (1880) hervor, auch mit einem franz. Art nachahmenden
dramat. Proverbe.
Seitdem schrieb Bang außer feuilletonistischen Skizzen eine Reihe naturalistischer Erzählungen, wie «Haablöse Slägter»
(1880),
«Fädra» (1883). dramatisiert als «Ellen
Urne»
[* 90] (1885),
«Excentriske Noveller» (1885),
«Stille Eksistentser» (1886, vier Lebensbilder mit der Glanznummer «Ved
Vejen»),
PeterGeorg, dän. Jurist und Staatsmann, geb. zu
Kopenhagen, studierte daselbst Jurisprudenz, wurde 1826 Gerichtsassessor, 1830 ord. Professor der Rechte an der Universität
seiner Vaterstadt und 1836 Direktor der Nationalbank. Seit der Berufung der ersten Ständeversammlungen
(1834) ist sein Name mit der polit. Geschichte Dänemarks eng verbunden. Er war einer der Abgeordneten der Hauptstadt (1834-44)
und 1846 königl. Kommissar bei den Roeskilder Ständen, später Mitglied der grundgesetzgebenden Reichsversammlung, bis er
nach einer kurzen Anstellung
als Amtmann in Holbaek das Portefeuille des Innern übernahm, das
er jedoch wieder niederlegte. Bang wurde hierauf zum Domänendirektor ernannt, übernahm aber schon wieder
interimistisch das Ministerium des Kultus bis und bis auch das Innere.
Am trat er an die Spitze des Kabinetts, welches das Verfassungsgesetz für den Gesamtstaat durchsetzte.
Bei seinem Rücktritte wurde er Geh. Konferenzrat und Justitiarius beim Höchstengericht und starb in dieser
Stellung B.s Hauptwerke sind: «Lärebog i de
til den romerske private Ret henhörende Tiscipliner» (2 Bde., Kopenh. 1833-35) und
«Systematisk Fremstilling af den danske Procesmaade» (mit J. C. Larsen, 5 Bde.,
ebd. 1841-43).
(engl. Bangalore, d. h. Bohnenstadt), Hauptstadt des Distrikts und des brit.
Vasallenstaates Maisur (s. d.) in Ostindien,
[* 92] 12° 57' nördl. Br., 77° 37' östl. L., in 914 m Höhe in einer sehr fruchtbaren
Gegend. Bangalur hatte 1881: 155857 E. (13344 mehr als 1871), darunter 108669 Hindu, 29521 Mohammedaner, 17430 Christen und 224 Dschain,
1891: 180366 E. Im Südwesten der Stadt steht ein Fort, nördlich davon liegt das alte Eingeborenenviertel
(der sog. Pet), weiter nach Nordost das europäische und das neue Eingeborenenviertel, die Kasernen und Bazare.
Der Pet hat 62317, das engl. Viertel mit der neuen Eingeborenenstadt 93540 E. An der zwischen
den beiden Eingeborenenvierteln gelegenen Ebene, auf der Wettrennen, Paraden u. s. w. abgehalten
werden, liegen die Hauptregierungsgebäude, der Bahnhof und eine Reibe neuer öffentlicher Gebäude in griech. Stile. Sonstige
Gebäude sind: acht christl. Kirchen, viele Hindutempel und mohammed. Moscheen, das Central College (Hochschule) und im äußersten
Norden
[* 93] der neue Palast des Maharadscha von Maisur. 1,6 km östlich vom Fort der Lal-Bagh, ein herrlicher
Park ans der Zeit Haidar Alis, jetzt mit botan. Garten.
[* 94] - Bangalur ist ein lebhafter Industrie- und Handelsplatz, besonders für Getreide
[* 95] und Baumwolle.
[* 96]
Die früher sehr bedeutende Produktion von Rohseide hat jetzt abgenommen. Besonders bekannt ist Bangalur durch seine
Teppiche. In der alten und in der neuen Stadt finden große Märkte statt. 29 Aktiengesellschaften befassen
sich mit Handels- und Bankgeschäften. Eisenbahnlinien führen nach Madras
[* 97] im Osten, Maisur im Südwesten und Tumkur im Nordwesten;
mittelbar, durch eine Zweiglinie von dem Knotenpunkt Dschollarpett, ist es mit Negapattan an der Ostküste und mit Calicut
an der Westküste verbunden. Im Bau begriffen ist die Linie über Tumkur zur Verbindung mit Goa und Bombay;
[* 98] geplant ist die Fortsetzung der Linie über Maisur direkt nach Calicut.
Die Geschichte B.s reicht bis zur Gründung des Forts zurück, das 1537 von den Hindu angelegt wurde. 1638 kam an Bidschapur;
Aurangseb, in dessen Besitz es 1687 gelangte, verkaufte es an den Radscha von Maisur. 1758 trat der damalige
Radscha das Fort und die Umgebung als Dscha-gir (Landlehen) an Haidar Ali ab. Als dieser zur Regierung gelangte, vergrößerte
er (1761) das Fort und machte es zur thatsächlichen Residenz, obwohl Srirangapattan die nominelle Hauptstadt blieb. Im
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mehr
dritten Maisur-Kriege erstürmte Lord Cornwallis den Pet und 21. MärzdasFort. 1811 wurde das Militär von Srirangapattan
nach Bangalur verlegt, und 1831, als Maisur (bis 1881) unter brit. Verwaltung kam, zogen auch die Civilbehörden hierher, so daß
Bangalur seither die thatsächliche Hauptstadt ist.
(spr. bangsch), Balérand de, franz.
Oberst der Artillerie und Schöpfer des gegenwärtigen franz. Geschützsystems, geb. zu
Balignicourt (Aube), wurde 1873 als Direktor des Atelier de précision im Depot central zu Paris
[* 100] beauftragt, ein leichtes und
ein schweres Feldgeschütz zu konstruieren. Die von Bange als Major 1876 vorgelegten Feldgeschütze von 80 und 90 mmKaliber wurden 1879 in die franz. Feldartillerie eingestellt. Eigentümlich ist die von
Bange konstruierte plastische Liderung, aus Fett und Asbest bestehend, sowie die Eisencentrierung der Geschosse.
[* 101]
Von 1882 bis 1890 war Bange Generaldirektor der frühern Etablissements Cail, deren Werkstätten in Grenelle (bei Paris), in Denain
und in Douai liegen, und wandelte den größten Teil derselben zur Geschützfabrikation um. Im Nov. 1884 trat
Bange mit seinem Feldgeschützsystem in Wettbewerb mit Krupp, bei Gelegenheit der Neuausrüstung der serb. Feldartillerie mit
Feld- und Gebirgsgeschützen. Die serb. Regierung entschied sich für die Geschütze
[* 102] von Bange. Bei Gelegenheit der Schießversuche
in Bukarest
[* 103] 1885/86 mit franz. und deutschen Panzertürmen haben auch schwere Geschütze von Krupp und in
Wettbewerb gestanden; die Entscheidung der rumän. Regierung ist zu Gunsten des erstern gefallen.
Der Schraubenverschluß mit Bange-Liderung wird in einzelnen Beziehungen dem Kruppschen Rundkeilverschluß vorgezogen und
ist von England für die neuen Geschütze wie von Italien für schwere Geschütze angenommen worden. Auch
in Schweden
[* 104] wurde das System in der Feldartillerie angenommen. Auf der Weltausstellung zu Antwerpen
[* 105] von. 1885 hatte Bange eine
Riesenkanone ausgestellt; dieselbe bestand aus Stahl mit Beringung, hatte ein Kaliber von 34 cm, ein Rohrgewicht von 37000 kg,
eine Rohrlänge von 11,20 m (33 Kaliber), feuerte Geschosse von 420 bis 6000 kg mit Pulverladungen von 180 bis 200 kg
und sollte damit Geschoßgeschwindigkeiten bis 650 m und eine Schußweite bis 18000 m erreichen, doch hatte diese Kanone das
Unglück, daß sie 1887 beim dritten Schuß, der aus ihr überhaupt gemacht wurde, zersprang.
Auch auf der Pariser Weltausstellung von 1889 war Bange mit seinen Konstruktionen reich vertreten; die Fabrik Cail geriet aber
in derartige Zahlungsschwierigkeiten, daß in der Kammer über eine staatliche Unterstützung des Werks, als Gegengewicht
gegen Krupp, verhandelt wurde. Eine erneute Konkurrenz, in die sich Bange mit Krupp 1890 in Chile
[* 106] in Bezug auf
Feldgeschütze einließ, fiel kläglich aus. Seit der Zeit ist Bange von der Leitung der Fabrik wieder zurückgetreten.
Vgl. Mariotti, Canons français et canons allemands (Par. 1880): Hennebert, L'artillerie Krupp et l'artilelrie de Bange (ebd. 1886);
[* 108] oder Bankok, Hauptstadt von Siam, liegt unter 13° 38' nördl. Br. und 100° 34' östl. L. von Greenwich, 33 km
oberhalb der Mündung des Menam in den Golf von Siam, auf beiden Ufern desselben, hat 40
qkm Flächenraum.
Noch zu Ende des 17. Jahrh, ein ganz unbedeutender Ort, wurde Bangkok 1766 nach Zerstörung der 75 km nördlicher
gelegenen frühern Hauptstadt Ayuthia oder Ajuthia durch die Birmanen Hauptstadt und Residenz der Könige von Siam. Das Klima
ist tropisch. Der kälteste Monat ist in Bangkok der Dezember mit 23,8°, der wärmste der April mit 28,6°
C. Von der jährlichen Regenmenge mit 1560 mm fallen in der Zeit vom Mai bis Oktober 1300 mm.
Anlage und Bauten. Bangkok liegt auf mehrern, von dem hier 400 m breiten Menam gebildeten, von Kanälen netzförmig durchschnittenen
Inseln, in niedrigem Alluviallande, das alljährlich am Ende der Regenzeit Überschwemmungen ausgesetzt
ist. Die bei den Ärmern nur aus Bambus bestehenden Häuser und Hütten
[* 109] der Eingeborenen sind auf 2-3 m hohen Pfählen errichtet
oder stehen auf den Flößen des Menam; die zur königl. Residenz gehörenden und die öffentlichen
Gebäude, die buddhistischen Tempel,
[* 110] die meisten Gebäude der Europäer sowie zahlreiche Häuser einheimischer
und chines. Gewerbtreibender zumal am Flusse sind ganz oder teilweise aus Stein gebaut.
In dem innern, von einer 10 m hohen und bis 3 m dicken Mauer umgebenen Stadtteile am linken Ufer des Flusses befindet sich die
aus einer Menge von Gebäuden, Höfen und Gärten bestehende, von einer Mauer umgebene königl. Residenz
mit dem Palaste des Königs, den Harems, dem Gericht, Theater,
[* 111] königl. Bibliothek, Kaserne der Leibgarde, den reich geschmückten
Ställen der weißen Elefanten, der Schatzkammer, dem Arsenal, den königl. Pagoden, darunter der Tempel, in dem der König bei
seinem Regierungsantritt den Eid ablegt, mit einem 2 m hohen, vergoldeten, mit Edelsteinen verzierten Buddhabilde,
sowie dem Mahaprasat mit prachtvoll verziertem Thron
[* 112] und Residenzsaal. Außerhalb der Stadtmauer, von Kanälen durchzogen,
liegen nur wenige sehr schmale Straßen sowie eine breitere mit einem Bazar und regem Verkehr.
Ein ganz eigentümliches Aussehen erhält Bangkok durch seine zahlreichen buddhistischen Tempel mit ihren vielgestalteten,
sich in mehrern, gewöhnlich drei, terrassenförmigen Absätzen pyramidenartig, mitunter bis zur Höhe von 30 bis 40 m erhebenden
Türmen, deren Giebel und hervorragende Dachspitzen mit reich vergoldetem Schnitz- und Bildhauerwerk verziert, die Dachziegel
aber mit grüner oder gelber Glasur überzogen sind. Die bemerkenswertesten sind die Wat Sekket, Wat Nun
und Wat Sutat genannten. Jeder derselben besteht aus dem eigentlichen Tempel, dem dazugehörenden Turme, einem Klostergebäude
für die nach Art der Mönche gemeinschaftlich lebenden Priester (Talapoins), deren Zahl mitunter 2-300 beträgt, sowie aus
einer diese Gebäude umgebenden, nach innen offenen, von Säulen
[* 113] getragenen, bedeckten Galerie, und liegt innerhalb weitläufiger,
in chines. Stile angelegter und ausgeschmückter, von einer Ringmauer umgebener Gärten.
Bevölkerung. Die Schätzung der Einwohnerzahl schwankt zwischen 255000 und 600000 Seelen, darunter fast die Hälfte
Chinesen, ein Drittel Thais oder Siamesen, der Rest Birmanen, Malaien und Einwanderer aus Laos, Pegu, Annam, Kambodscha sowie
einige Tausend Mischlinge.