u. s. w. verwendet. 1888 wurden in Baku 49½ Mill. Pud Beleuchtungsöl hergestellt
sowie 2½ Mill. Pud Schmieröl, wozu nebst der
Heizung
[* 2] ein Rohmaterial von 173 Mill. Pud nötig war. Davon wurden 29½ Mill.
Pud mit der Eisenbahn nach
Batum
[* 3] verfrachtet, 20 Mill. Pud zu
Meere; an Rückständen wurden zu
Meere ausgeführt 1888 bis
50, 1889 gegen 60 Mill. Pud. Zur Verfrachtung werden auf der Eisendahn Cisternenwaggons und auf den Schiffen Cisternenfässer
verwendet. Die Hauptunternehmer, Gebrüder
Nobel in Baku, haben eine Menge solcher
Cisternen auf dem
KaspischenMeere, der Wolga,
den Eisenbahnen
Rußlands im
Gange und dadurch eine Art
Monopol auf diesen Wegen erlangt. Ein gleiches Ziel
mit ebensolchen Transportmitteln verfolgt das Handelshaus Rothschild auf dem Wege von Baku über
Batum ins
Schwarze und Mittelländische
Meer.
Baku besteht unter diesem
Namen seit dem ersten Viertel des 7. Jahrh. n. Chr.,
ist aber wahrscheinlich schon früher gegründet, da die dortigen Gasausströmungen schon imAltertum
den
Feueranbetern bekannt waren. Im 8. Jahrh, war es unter der Herrschaft der
Araber, dann der schirwanischen Chane, vom 16. Jahrh,
an meist im
Besitz der
Perser; 1723 ergab es sich den
Russen unter
Admiral Matjuschkin, kam aber 1735 wieder an
Persien
[* 4] und stand
unter eigenen Serdaren. Nach der Eroberung
Georgiens gelangte auch Baku 1806 abermals an die
Russen, wurde
Kreis-, 1859 Gouvernementsstadt. 1860 hatte es 13831 E. und sehr unbedeutenden
Handel. 1867 ward die
Admiralität und der Kriegshafen
aus
Astrachan hierher verlegt, 1883 die Eisenbahn nach
Tiflis eröffnet.
Vgl. Mendeljejew, Die Naphthalagerstätten in
Pennsylvanien und am
Kaukasus (russisch, Petersb. 1876);
Marvin, The region of the eternal fire: an account of a journey to the Petroleum
Region of the Caspian (Lond. 1881);
Proskowetz,
Vom Newastrand nach Samarkand
(Wien
[* 5] 1889).
(lat.-grch.),
Messen mit
Stäben, ein im gewöhnlichen
Sinne sehr einfaches, aber unvollkommenes Meßverfahren,
welches man meist anwendet, um mit hölzernen Maßstäben die Länge einer Linie oder den
Inhalt einer
Fläche zu bestimmen. Es kann auch zu einem sehr genauen
Verfahren ausgebildet werden, namentlich zum
Messen der Länge einer
Basis als Ausgangsseite für eine
Triangulation
[* 8] (s.
Basis und
Basisapparat).
Michael, russ.
Agitator, stammte aus einer altadligen Familie und wurde 1814 als der Sohn
eines Gutsbesitzers aus
Torshok (Gouvernement
Twer) geboren. Er erhielt seine Erziehung im Kadettenhause zu
Petersburg,
[* 9] trat
in die
Armee, nahm aber bald seinen
Abschied und kehrte ins väterliche Haus zurück, wo er sich nun wissenschaftlichen
Studien
widmete. Er schrieb philos.Abhandlungen in
HegelsSinne und trat in enge
Beziehungen zu den Männern der
vierziger Jahre, einem litterar.
Kreise,
[* 10] welcher großen Einfluß auf die russ. kritisch-publizistische Litteratur erlangte.
Bakunin ging 1841 nach
Berlin,
[* 11] wo er sich den hervorragendsten Mitgliedern des
JungenDeutschlands
[* 12] anschloß. Im
Frühjahr 1842 wandte
er sich nach
Dresden
[* 13] und reiste 1843 nach
Paris,
[* 14] wo er im Umgange mit den poln.
Emigranten lebte. Sodann
begab er sich in die
Schweiz
[* 15] und nahm an dem
Treiben der kommunistisch-socialistischen
Vereine teil. Zu
Paris hielt er 1847 beim
Polenbankett eine Rede, in welcher er die Verbrüderung zwischen
Russen und
Polen für die gemeinsame Revolutionierung
Rußlands vorschlug. Infolgedessen wurde Bakunin auf Verlangen der russ. Regierung
aus
Frankreich ausgewiesen. Im Juni 1848 nahm er in
Prag
[* 16] an dem Slawenkongreß sowie an den
Unruhen, welche sich daran knüpften,
einen bedeutenden Anteil.
Im März 1849 ging Bakunin nach
Dresden, wo er bei der Mairevolution Mitglied der revolutionären Regierung
ward. Von
Dresden entflohen, ward er mit Heubner in der Nacht vom 9. zum 10. Mai in
Chemnitz
[* 17] verhaftet und zum
Tode verurteilt,
aber zu lebenslänglicher Haft begnadigt, darauf Juni 1850 an die österr. Regierung und von dieser 1851 an
Rußland ausgeliefert
und nach Ostsibirien gebracht, wo er mehrere Jahre als Strafkolonist lebte, bis er die Erlaubnis erhielt,
in das russ.
Amurgebiet überzusiedeln.
Von da aus gelang es ihm 1860 nach
Japan
[* 18] zu entfliehen und über Kalifornien nach
London
[* 19] zu gelangen. Bakunin nahm seine propagandistische
Thätigkeit wieder auf, wurde aber durch seinen maßlosen Radikalismus bald den eigenen Parteigenossen unbequem.
Auch nahm er längere Zeit an den Bestrebungen der
Internationale teil; doch sein Versuch, innerhalb dieses
Arbeiterbundes
einen revolutionären Geheimbund zu begründen, dessen Endziel die
Anarchie sein sollte, verfeindete ihn bald mit den andern
Führern der
Internationale (s. d. und
Anarchismus); auf dem
HaagerKongreß (1872) wurde Bakunin mit seinen Anhängern
förmlich ausgeschlossen und seitdem in der socialdemokratischen
Presse
[* 20] lebhaft angefeindet. In der Folge schrieb er noch
einige
Bücher und
Broschüren in der radikalsten revolutionären
Richtung; besonders bekannt ist «Gosudarstvennost' i anarchija»
(«Staatentum und
Anarchie», Zürich
[* 21] 1873). Im
Sommer 1873 geriet Bakunin mit
Marx in ernstlichen Zwiespalt, stellte im September seine
Thätigkeit für die
Internationale ein und zog sich ins Privatleben zurück. Er starb in Bern.
[* 22]
Stadt in der
GrafschaftMerioneth im nördl. Wales, 38 km im
NO. von Dolgelly, am Nordende des Balasees, von herrlichen
Landsitzen umgeben, hat (1891) 1622 E., Seminarien der
Independenten und Methodisten und
Handel mit Flanell,
Strümpfen,
Butter und
Käse. - Der fischreiche See Bala,
Tagid oder Pemblemere, Hauptquelle des
Dee, der größte in Wales, hat
etwa 20 km
Umfang, 6,5 km Länge, 1200 m
Breite
[* 23] und 91 m
Tiefe.
1)Kreis
[* 24] im NW. des Gouvernements Nishegorod, an beiden Seiten der Wolga, hat 4197,8 qkm, 108220
E., Holzindustrie, Filz- und Spitzenfabrikation. - 2) Kreisstadt des Kreises Balachná, rechts an der Wolga,
mit (1886) 4859 E., Post und
Telegraph,
[* 25] 12
Kirchen, Ziegeleien, ist bekannt durch den
Bau von Wolgafahrzeugen, der hier seit
dem 17. Jahrh. besteht;
seit 1845 werden auch Dampfschiffe gebaut.
Die bei der Stadt gelegenen Salinen
sind nicht mehr im Betriebe.
1)
Bezirk im S. des russ.-sibir. Gouvernements
Irkutsk, hat 42466 qkm mit
¶
mehr
122918 E., Russen und Burjaten. - 2) Bezirksstadt des Bezirks Balagánsk, links an der Angara, 190 km im Nordwesten von Irkutsk, mit (1880) 1134 E.
Ungefähr 8 km oberhalb der Stadt an der Angara liegt in einem Gipsfelsen die Balaganskische Höhle, deren Wände selbst in
den Sommermonaten mit Eiskrystallen bedeckt sind.
(halb persisch, halb indisch, «obere Terrassen[länder]» im Gegensatz zu Pai[a]nghât: «untere Terrassen»;
engl. Balaghaut).
1) Noch heute üblicher Name eines Gebietes im südl. Vorderindien, nördlich vom Karnatak, umfaßt die heutigen Distrikte Bellary,
Karnul und Kadapa (s. d.). Der Name entstand im Gegensatz zur Bezeichnung des Karnatak als Pai(a)nghât (engl.
Payen Ghauts). - 2) Bezeichnung des Hochlandes von Berar (im mittlern Vorderindien) nördlich von den Adschanta- (engl. Adjunta-)
oder Indhjâdri-Bergen, im Gegensatz zu den südlich davon gelegenen Pai(a)nghât (dem Unter- oder Niederland). Der Lakenwâdi-Ghât
oder -Paß, das Thor zu diesem Bâlâghât, liegt 20° 29' nördl. Br., 76° 37' östl. L. - 3) Distrikt in der Division
Nagpur der indobrit.
Centralprovinzen, zwischen 21° 18' bis 22° 25' nördl. Br. und 79° 42' bis 81° 4' östl. L., grenzt im N. an Mandla, im
O. an Naipur, im S. an Bhandara, im W. an Seoni, zählt auf 8148 qkm (1881) 340554 E. (darunter 241210 Hindu, 8574 Kabirpanthi, 6541 Mohammedaner, 125 Dschain, 36 Christen, 6 Sikh
und 84056 Angehörige anderer Stämme). Die Hauptstadt ist Burha, 21° 48½' nördl. Br., 80° 14' östl. L., mit (1881) 3573 E.
Geographisch zerfällt in drei verschiedene Striche: das südl. Tiefland, das mittlere Thal
[* 29] «Man Ta'al luqa»
und das nördl. Hochland Raigarh-Botschhia.
Die meisten Flußläufe münden in die Narbada. Regenfall durchschnittlich 166,75 cm jährlich;
Temperatur im Schatten
[* 30] (im
Mai) bis zu 45° C., niedrigste Temperatur etwa 22° C. 83 Proz. sämtlicher Todesfälle sind die Folge der herrschenden Fieber. 1881 waren
nur 1494,4 qkm bebaut;
Haupterzeugnisse sind Reis, in geringerm Maße Weizen u. s. w.;
Der Waldverwüstung sucht die Regierung (seit 1880/81) zu steuern und die Bodenkultur durch Bewässerungsanlagen
u. s. w. zu fördern. Die Berge liefern einiges Gold
[* 32] und viel Eisen,
[* 33] die beide von den Gond bearbeitet werden. Außerdem findet
sich roter Ocker und sehr viel Schwefelantimon; der Glimmer (Marienglas) ist für die technische Verwertung
zu brüchig. Die Verkehrsverhältnisse sind noch äußerst ungünstig; die Industrie ist unbedeutend (meist Ölpressung, Branntweinbrennerei),
Handwerker spärlich, daher der Handel äußerst gering. Da Eisenbahnen fehlen, sind die oft kaum schiffbaren Flüsse
[* 34] Hauptverkehrswege,
auf denen zur Regenzeit viel Getreide
[* 35] abwärts, Salz
[* 36] aufwärts verfrachtet wird.
(spr. -gehr), sehr alte Ciudad in der span. Provinz Lerida, rechts am Segre, in fruchtbarer, getreidereicher
Umgebung, hat (1887) 4509 E., Post, Telegraph und ein Bergschloß. Im Spanischen Erbfolgekriege spielte Balaguer eine Rolle.
(spr. -gehr), Victor, catalan. Dichter, Geschichtschreiber und Literarhistoriker,
geb. zu Barcelona,
[* 37] studierte daselbst die Rechte, wurde 1854 Archivar in Barcelona, bald darauf
Professor der Geschichte daselbst. Er ist einer der hervorragendsten poet. und der namhafteste polit. Vertreter der catalan.
Sonderbestrebungen, die ihn 1867 in die
Verbannung, 1869 als Liberalen in die Cortes, 1886 zum Kolonialministerium führten;
seit 1888 ist er Vorsitzender des Rats der Philippinen.
Seine volkstümliche Lyrik«El Trovador de Montserrat» (1850 u. ö.),
«Primavera del ultimo trovador catalan», «Poesias
completas» (1874),
«Obras poéticas» (1880) diente vor allem dem Kampfe um die verlorene Freiheit, ebenso die wissenschaftlich
unbedeutenden «Historia de Cataluña» (1860),
«Estudios históricos y politicos» (1876),
«Historia politica y
literaria de los trovadores» (6 Bde., 1878-80). Auch seine
zum Teil catalan. «Tragedias» (Barcel. 1879)
zeigen mehrfach gleiche Tendenz; hervorzuheben sind «Saffo», «Lo
compte de Foix», «Las esposallas de la morta». B.s Dichtung «La verge de Montserrat» veranlaßte die Erneuerung der catalan.
«Juegos floreales» (Blumenspiele) in Barcelona. Er schrieb noch vielgelesene histor. Romane, Erzählungen
(besonders «DonJuan de Seravalle», 5. Aufl., Barcel. 1875),
Wilajet Angora, unweit vom obern Sakaria (Sangarius), etwa 12 km südlich
von Siwrihissar, die Reste von Pessinus, einer uralten, durch ihre Fruchtbarkeit und die Verehrung der
Kybele
[* 38] berühmten Stadt Galatiens.
Stadt und Hafen im Kreis Jalta des russ. Gouvernements Taurien, an der hohen Südwestküste der Krim
[* 41] und an der
kleinen, aber gut geschützten Bucht von Balaklawa, 13 km südöstlich von Sewastopol,
[* 42] hat (1885) 2347 E., meist Griechen,
Fischfang, Handel und ein besuchtes Seebad. Die Bucht, bis 1860 Kriegshafen, wird nur noch von Küstenfahrern
benutzt. In der Nähe befinden sich Marmorbrüche und 8 km westlich auf hohen Felsen am Meere das St. Georgskloster. - An der
Stelle B.s lag im Altertum die Feste Palakion der Scythen, dann war der Ort im Besitz griech. Kolonisten, die die Bucht
von Balaklawa den «Hafen der Wahrzeichen» (Symbolon portus) nannten. 1365 war Balaklawa unter dem NamenCembalo oder Cembaro eine genuesische
Niederlassung mit Festungswerken, deren Reste noch vorhanden sind; 1475 ward es von den Tataren erobert.
Als die Krim 1783 an Rußland kam, wanderte die tatar. Bevölkerung
[* 43] von Balaklawa aus; an ihrer Stelle wurden Griechen
vom Archipel angesiedelt und aus ihnen 1795 das balaklawische. griech. Bataillon errichtet, das bis 1859 bestand. Im Krimkriege
nahmen die Engländer Hafen und Stadt. Balaklawa war dann der Depotplatz des engl.-franz. Heers, welches Sewastopol belagerte,
und wurde durch eine Reihe starker Schanzen gegen Handstreiche gesichert. Am erstürmten die
Russen unter Liprandi die vorgeschobenen Werke, gaben dieselben jedoch bald wieder auf. Während dieses Gefechts fand eine
denkwürdige Attacke des Lord Cardigan mit der leichten Kavalleriebrigade, der sog. Totenritt, statt. Nach dem Friedensschlusse
wurde im Juni 1856 Balaklawa von den Engländern wieder geräumt.
guitarren- oder zitherartiges russ. Nationalinstrument mit ursprünglich dreieckigem
Schaltkasten, daran ein ziemlich langer Hals und 2, 3 oder 4 Saiten, die mit den Fingern gerissen werden, im ganzen ½-1 m
groß. Es dient als Begleitung bei Gesang und Tanz.
Unter dem Titel «La Balalayka» gab Julvécourt russ.
Gedichte (Par. 1836) in franz. Sprache,
[* 45] und Altmann russ. Volkslieder («Die Balalaika», Berl. 1803)
in deutscher Übersetzung heraus.
Hermann Ludw. von, Diplomat, (Sohn des 1834 gestorbenen preuß. DiplomatenJoseph Wilh. Von Balan, geb. in
Berlin, studierte dort und in Heidelberg
[* 46] die Rechte, trat 1832 in den Justiz-, 1834 in den Verwaltungsdienst
und ging 1835 in den Dienst des AuswärtigenAmtes über. Er bekleidete nacheinander diplomat. Stellungen in Brüssel,
[* 47] Dresden,
Warschau,
[* 48] Frankfurt
[* 49] a. M. (1840 als Ministerresident), am großherzogl.
hess. Und nassauischen Hofe (1848), arbeitete von 1850 bis 1859 im AuswärtigenAmte in Berlin und wurde 1859 geadelt und als
Gesandter nach Kopenhagen
[* 50] geschickt. Nachdem er 1804 Preußen
[* 51] auf den Londoner Konferenzen vertreten hatte, wurde er in demselben
Jahre noch preuß. Gesandter in Brüssel, seit 1871 auch Vertreter des DeutschenReichs. Er starb in Brüssel Balan war
sehr angesehen als geschickter und charaktervoller Diplomat.
Don Pietro, ital. Geschichtschreiber, geb. zu
Este (ProvinzPadua),
[* 52] nahm nach Vollendung seiner Studien im Seminar zu Padua die Weihen, worauf ihn der damalige Patriarch von
Venedig,
[* 53] Kardinal Trevisanato, mit der Leitung der kathol. Zeitung «Libertà cattolica» betraute. Von Venedig nach Modena übergesiedelt,
gab er zugleich 1867-73 den «Diritto cattolico» heraus
und widmete sich dann ausschließlich geschichtlichen Studien. Von Leo XIII. wurde er 1879 an das vatikanische Archiv nach Rom
[* 54] berufen, gab aber diese Stellung 1883 auf. Balan lebt zu Pregatto bei Bologna ganz seinen geschichtlichen Arbeiten. Unter seinen
zahlreichen histor. Schriften klerikaler Richtung sind hervorzuheben: «I precursori del razionalismo fino
a Lutero» (2 Bde., Parma
[* 55] 1867-69),
«Pio IX, la Chiesa e la Rivoluzione» (2 Bde., Modena 1869),
«Storia di Gregorio IX e de'
suio tempi» (3 Bde., ebd. 1872-73),
«Storia d'Italia» (7 Bde.,
ebd. 1878-88),
«La politica di Clemente VII fino al sacco di Roma»
[* 56] (Rom 1884),
«Clemente VII e l'Italia
dei suoi tempi» (Mail. 1887).
[* 44] (frz., spr. -angßjeh), eigentlich Wagebalken,
eine mechan. Vorrichtung, mittels deren eine Bewegung aufgenommen, übertragen und in eine andere Bewegungsform
umgesetzt oder auch eine in auf- und absteigender Bewegung befindliche Masse im Gleichgewicht erhalten
wird.
Seine Grundform kann man sich aus der des gewöhnlichen Wagebalkens (s. Fig. 1) entstanden denken.
In der Balanciermaschine (s. Dampfmaschinen)
[* 60] dient der a
[* 44]
(Fig.
2) im Verein mit der Lenkstange oder Pleuelstange
[* 61] b dazu, die auf und nieder gehende Bewegung des Kolbens in die rotierende
der Schwungradwelle umzusetzen.
Der Balancier der einfachwirkenden Wasserhaltungsmaschine, auch Konterbalancier genannt, erfüllt den Zweck, das für den gleichmäßigen
Gang
[* 62] der Maschine
[* 63] nachteilige Übergewicht des direkt an der Kolbenstange hängenden Pumpengestänges auszugleichen,
indem er mit Hilfe eines Kontergewichts auf die Bewegung des Treibkolbens beim Aufgang unterstützend, beim Niedergang hemmend
wirkt. Bei den zweicylindrigen Maschinen dieser Art ist der Balancier stets ein gleicharmiger Hebel,
[* 64] der die beiden in einander entgegengesetzten
Richtungen sich bewegenden Kolbenstangen verbindet. Bei Präge- und Stanzmaschinen nennt man Balancier die an den
Enden schwere Schwungkugeln tragende eiserne Stange, durch welche die den Druck hervorbringende Schraube in Bewegung gesetzt
wird; nach derselben wird oft das ganze Prägwerk so bezeichnet (s. Balancierpresse).
[* 65] Balancier heißt endlich auch die sog. Unruhe
in der Taschenuhr.
(spr. balangß-, vom frz. balance) nennt man
das Bestreben eines aus dem Gleichgewicht gebrachten Körpers, sich wieder in dasselbe zu versetzen. Eine auf beiden Seiten
gleichbelastete Wage balanciert, solange ihre Schalen abwechselnd auf und nieder geben. Der Seiltänzer balanciert auf dem
Seile, indem er seinen Schwerpunkt
[* 66] durch geschickte Veränderung in der Verteilung der schweren Masse seines
Körpers, Ausstrecken der Arme oder Verschieben der Balancierstange immer so zu stellen sucht, daß das Lot, das man von dem
Schwerpunkte seines Körpers herabfällt, durch das Seil selbst geben würde.
Das Balancieren von Stöcken oder ähnlichen Gegenständen beruht auf einem geschickten Nachschieben des Unterstützungspunktes senkrecht
unter den Schwerpunkt. Bei verschiedenen Gegenständen kommt der Luftwiderstand dem Künstler zu Hilfe: so beim Balancieren der
Pfauenfeder auf der Spitze des Kiels u. s. w. Bei andern Kunststücken benutzt man die Wirkung der Kreiselbewegung
[* 67] (s. d.) rotierender Körper und die stete Verlegung des Schwerpunktes auf einen
Kreis oder eine Ellipse
[* 68] um den Unterstützungspunkt herum. - Balancieren einer zweiseitigen
Rechnung heißt, sie durch Einstellung des Saldos (s. d.) ausgleichen, wohl auch diesen Saldo bezahlen.
Das Balancier-Lenkscheit-System entsteht durch Anbringung eines Lenkscheits (Reih-
oder Reibschiene, s. d.) hinter der Verbindungsstelle von Vorder- und Hinterwagen
eines sonst nach dem Balanciersystem (s. d.) gebauten Wagens. Hierdurch werden
die Vorzüge des letztern Systems bewahrt, die Stetigkeit der Deichsel jedoch vergrößert und ihr von den Stangenpferden zu
tragendes
¶
mehr
Gewicht vermindert. Das Balancier-Lenkscheit-System ist bei den österr. und ital.
Feldgeschützen in Anwendung; bei letztern in der Art, daß die Reihschiene nach Belieben angewendet oder ausgeschaltet werden
kann. Das frühere preuß. Feldartilleriematerial C/64 erzielte ähnliche Wirkungen durch einfache
Vergrößerung der Auflageflächen für den Lafettenschwanz. (S. Fahrzeugsysteme.)
Sie besteht im wesentlichen aus einer vertikalen mehrgängigen Schraube, an deren oberm Ende ein doppelarmiger mit Schwungkugeln
versehener Hebel sitzt, den derArbeiter durch einen Handgriff in Umdrehung versetzt, wodurch sich die
Schraube nach abwärts bewegt. Im untern Teil s der Schraube sitzt der stählerne Stempel (Patrize), der beim Niedergang der
Schraube gegen die im verstellbaren Teil p befindliche hohle Matrize gepreßt wird und so das Ausstanzen bewirkt. Für weniger
feste Stoffe wie Papier, Karton u. s. w. können mehrere Lagen auf einmal untergelegt werden, bei Blech
gewöhnlich nur eine. Bei entsprechender Form der Patrize und Matrize kann dieselbe Maschine auch zum Prägen und Drücken dienen.
eine Bauart zweiachsiger Fahrzeuge, bei der die Verbindungsstelle zwischen Vorder- und Hinterwagen
so weit hinter der Vorderachse liegt, daß der Druck des Hinterwagens dem Gewicht der Deichsel das Gleichgewicht
hält.
Hierdurch werden die Stangenpferde vom Tragen der Deichsel entlastet, die Lenkbarkeit wird vergrößert, die Stetigkeit
der Deichsel jedoch vermindert.
Das Balanciersystem ist bei den deutschen Feldgeschützen C/73 in Anwendung (s. Fahrzeugsysteme).
in Stellung und Verwandtschaft sehr verschieden gedeutete Pflanzenfamilie aus der Gruppe
der Dikotyledonen,
mit einigen andern Familien von ebenfalls zweifelhafter Verwandtschaft zu den Hysterophyten gestellt,
umfaßt nur gegen 35, fast ausschließlich den Tropen angehörende, fleischige, auf Wurzeln schmarotzende chlorophylllose Arten
von brauner oder roter Farbe.
Die Blüten sind meist getrennten Geschlechts, zu kolbenartigen Blütenständen angeordnet;
coli Malmst., ein der Klasse der Wimperinfusorien (Ordnung: Heterotricha) angehöriger, 0,07-0,12 mm langer
Parasit, der häufig im Dick- und Blinddarm des Schweins, nicht selten auch in dem des Menschen lebt.
(spr. -lahr),AntoineJérôme, franz. Chemiker, geb. zu Montpellier,
[* 74] war anfangs Pharmaceut, später Professor der Chemie an der Faculté des Sciences und am Collège de France zu Paris. Er starb
daselbst Balard ist der Entdecker des Broms.
(spr. -rük lä bäng), Dorf und Badeort im Kanton
[* 75] Frontignan, Arrondissement Montpellier des franz. Depart. Hérault, 7 km
nordwestlich von Frontignan, am Etang de Thau und an der Linie Cette-Montbazin der Franz.
Südbahn, hat (1891) 483, als Gemeinde 620 E.,
Post, Telegraph sowie seit der Römerzeit bekannte, denen von Kreuznach
[* 76] ähnliche Thermen (47° C.).
1) Kreis im W. des russ. Gouvernements Saratow, hat 11882 qkm mit 277572 E., meist Großrussen.
- 2) Kreisstadt des Kreises Balaschów, links des von hier an schiffbaren Choper, hat (1889) 11030 E., Post, Telegraph;
1) Distrikt der ProvinzOrissa in der indobrit. Präsidentschaft Bengalen, grenzt im N. an den Distrikt
Midnapur und den Staat Moharbhandsch, im O. an die Bai von Bengalen, im S. an den Distrikt Katak, im W. an die Staaten Keundschhar,
Nilgiri und Moharbhandsch, und hat 5351 qkm, (1881) 945280 E. (915792 Hindu, 23804 Mohammedaner, 815 Christen, 47 Sikh). -
2) Hauptstadt und Haupthafen des Distrikts am rechten (westl.) Ufer des sich in den Golf
von Bengalen ergießenden Flüßchens Burabalang, etwa 11 km vom Meer entfernt, 21° 30'nördl. Br., 86° 58' östl. L., hat
(1891) 20775 E. (2512 mehr als 1872), darunter 16912 Hindu und 3362 Mohammedaner. Gegründet 1642 von
den Engländern, kam Balasor erst 1803 mit dem übrigen Orissa endgültig in brit. Besitz. Früher ein wichtiger Hafen- und Handelsort,
wo die Portugiesen, Holländer und Dänen (letztere bis 1846) Handelsniederlassungen besaßen,
¶
mehr
ist Balasor mit dem Wachsen von Kalkutta
[* 78] gesunken, wozu die Versandung der Reede beitrug.
ein zur Gruppe der Kautschukkörper gehöriger, der Guttapercha sehr ähnlicher Stoff,
der aus dem Milchsafte des in Surinam und Guayana heimischen Sapotillbaumes, dem Bully-tree der Engländer, Sapota Muelleri
Belk., gewonnen wird. Früher wurden die Bäume behufs der Saftgewinnung gefällt, jetzt macht man nur Einschnitte in die
Rinde und sammelt den Saft in Holzgefäßen. Während ein mittelgroßer Baum beim Fällen auf einmal 3 bis 6 kg
Balata lieferte, erhält man durch Einschnitte nur noch 0,3 bis 0,5 kg Balsam, aber der Baum kann alle Jahre an einer andern Stelle
angeschnitten werden.
Beim Eintrocknen an der Luft verwandelt sich der Saft in eine weißliche bis rötliche Masse, die durch Kneten gleichmäßig
wird; häufig findet man Rindenstückchen und Holzteilchen beigemengt. Der größte Teil der Ware kommt aber schon in gereinigten,
zu Platten gewalzten Stücken in den Handel. Die Masse ist lederartig zähe, außerordentlich biegsam, elastischer als Guttapercha
und ebenso gut schneidbar wie diese und läßt sich mit Schwefel vulkanisieren; sie hat eine rötlichweiße
bis bräunlichrote Farbe und wird durch Reiben elektrisch.
Bei 49° C. wird die Balata knetbar, und bei 149° schmilzt sie; beim Erwärmen verbreitet sie den Geruch nach Guttapercha. In
reinem Schwefelkohlenstoff löst sie sich leicht und läßt sich daher durch Verdunsten der filtrierten Lösung leicht reinigen;
sie enthält dann nach Sparlich 88,5 Proz. Kohlenstoff und 11,3 Proz. Wasserstoff. Die Balata ist erst seit 1859 in
Europa
[* 79] bekannt, die Ausfuhr davon aus Berbice soll sich auf 10000 kg jährlich belaufen. Die Balata fand zuerst nur in der engl.
Industrie Verwendung, jetzt wird sie auch in Deutschland viel verarbeitet, namentlich zu Treibriemen (Balatatreibriemen),
Schuhsohlen und Absätzen, besonders aber zu Isolatoren für elektrische Apparate, außerdem auch in der Zahntechnik.
bei den arab. Geographen Jaqut Balâbâdh (vielleicht «Ansiedelung des Baal»),
eine Trümmerstätte etwa 15 km
nordöstlich von Nimrud und 28 km südöstlich von Mosul, im Osten des Tigris. Die dort ausgegrabenen assyr.
Königespaläste gehörten dem Könige Assurnasirbal (884-860 v. Chr.) und seinem Sohne Salmanassar II. an. Von beiden hat man
Inschriften gefunden, von ersterm eine solche auf einer großen in einem Steinkoffer verwahrten Alabasterplatte, von
letzterm eine Reihe von Bronzeplatten, 21-26 engl. Fuß lang und 6 Fuß breit,
welche mit Bronzenägeln auf eine drei Zoll dicke Cedernholztafel genagelt gewesen sein müssen. Sie gehörten offenbar den
Thürflügeln am Eingange eines Palastes an und enthalten kunstvoll ausgeführte Basreliefs. Die meisten Stücke sind im Britischen
Museum aufgestellt und veröffentlicht in dem von der Society of Biblical Archaelogy herausgegebenen Prachtwerke
«The Bronze
[* 80] Ornaments of the Palace Gates of Balawat, with an
introduction by S. Birch » (3 Tle.. Lond. 1880-81).
auch Balbhahn oder Ballhahn (aus dem russ. bolván, balván, Klumpen, Block), ein ausgestopfter oder aus Filz,
Tuchlappenu. dgl. nachgebildeter Birkhahn, der zur Balzzeit die
balzenden Birkhähne anlocken soll.
In den russ. Ostseeprovinzen heißen diese Lockvögel Pulwanen. - Balbanen, regelmäßig
geformte Stücke von Steinsalz aus Wieliczka, wie sie in den Handel kommen.
Adriano, ital. Geograph und Statistiker, geb. zu Venedig, wurde 1808 infolge seines
«Prospetto fisco-politico dello stato attuale del globo» Lehrer der Geographie am Collegio SanMichele zu Murano, 1811 der Physik
am Lyceum zu Fermo. Von der päpstl. Regierung 1813 als Ausländer abgesetzt, ward er bei der Zolldirektion in
Venedig angestellt und verfaßte ein «Compendio di geografia universale».
Bei einem Aufenthalte in Lissabon
[* 81] (1820),
wo er ein «Tableau politoco-statistique de l'Europe en 1820» drucken ließ, sammelte
er die, namentlich kulturgeschichtlich schätzbaren Materialien zu seinem «Essai
statistique sur le royaume de Portugal
[* 82] et d'Algarve» (2 Bde., Par. 1822) und den «Variétés
politico-statistiques sur la monachie portugaise» (ebd. 1822). 1822 -32 lebte er in Paris, dann in Wien, wo er den Titel eines
kaiserl. Rats und ein Jahrgehalt erhielt. Seit 1847 Mitglied der WienerAkademie der Wissenschaften, starb er zu
Padua. Außer zahlreichen statist. Schriften veröffentlichte Balbi «Atlas
[* 83] ethnographique du globe» (Tl. 1, Par.
1826) und «Abrégé de géographie» (2 Bde.,
ebd. 1832; 3. Aufl. 1850), seine beiden Hauptwerke.
Namentlich fand letzteres, fast in alle europ. Sprachen (deutsch, 6. Aufl., von Arendts, 2 Bde., Wien 1875-78; 8. Aufl., von
Heiderich, 3 Bde., ebd. 1893-94) übersetzt, allgemeinste Verbreitung als Lehrbuch. B.s «Scritti geografici»
(5 Bde., Tur. 1841-42) sammelte sein Sohn Eugenio Balbi, geb. zu Florenz,
[* 84] gest. als Professor der Geographie
an der Universität zu Pavia, der «Gea ossia la terra descritta» (7 Bde.,
Triest
[* 85] 1854-67) und «Saggio di geografia» (Mail.
1868) herausgab.
Bohuslaw, böhm. Historiker und Jesuit, geb. 1621 in Königgrätz,
[* 86] studierte in PragPhilosophie,
war Professor der Rhetorik und Poetik an verschiedenen Orten Böhmens und Mährens und starb in Prag. Er schrieb
«Epitome historica rerum Bohemicarum» (2 Bde.,
Prag 1673-77),
«Miscellanea historica Bohemiae» (2 Bde., ebd. 1679-88), worin nach
der Katastrophe am Weißen Berge zuerst wieder die ruhmreiche Vergangenheit Böhmens dargestellt wird. Balbin gilt daher als einer
der Vorläufer der neuen nationalen Wiederbelebung der Böhmen
[* 87] (Czechen). Seine «Dissertatio apologetica pro lingua slavonica,
praecipue bohemica» wurde erst von F. M. Pelzel (Prag 1775) herausgegeben.
und 1813 in Deutschland verwendet und ging 1815 als Gesandtschaftsattaché mit seinem Vater nach Madrid.
[* 91] Als piemont. Major
mußte er 1821, ungerechterweise der geheimen Teilnahme an der revolutionären Bewegung verdächtigt, nach Frankreich in die
Verbannung gehen. 1824 kehrte er zurück und widmete sich auf Schloß Camerano in Montferrat dem Studium
der Geschichte. 1843 verfocht er in «Delle speranza d'Italia» (5. Ausg., Flor. 1855) unter
großem Beifall Italiens
[* 92] Befreiung durch Piemont als Vorbedingung seiner Einheit und redigierte seit der Preßfreiheit (1847)
mit Cavour «Il Risorgimento».
Nach der Bekanntmachungder Verfassung erhielt er die Präsidentschaft des Ministeriums, trat jedoch
nach der Schlacht von Custozza
[* 93] als zu gemäßigt zurück. Er starb in Turin, wo ihm 1856 ein Standbild (von Vela) errichtet
wurde. Sein Gedanke war die Unabhängigkeit Italiens auf dem Wege der Ordnung mit Erhaltung der Macht des Papstes, den er 1848 vergeblich
für die gemeinital. Sache zu gewinnen suchte. Diese Grundsätze drücken alle seine Schriften aus, die
bedeutenden Einfluß übten. Die wichtigsten sind: «Storia d'Italia sotto di Barbari» (1830; neue Ausg., Flor. 1855),
«Vita
di Dante» (Tur. 1839; neue Ausg., Flor. 1853),
«Meditazioni storiche» (1842; unvollendet),
«Somario della storia d'Italia»
(bis 1814; 11. Aufl., Bastia 1860; fortgesetzt von Molineri: «Storia d'Italia del 1814 ai nostri giorni»,
Tur. 1890-91),
«Della monarchia rappresentativa in Italia» (Flor. 1857).
Vgl. Ricotti, Della vita e degli scritti di Cesare Balbo (Flor. 1856);
Reuchlin, Graf C. Balbo («Lebensbilder zur Zeitgeschichte.
I», Nördl. 1861).
Vasco Nuñez de, span. Konquistador, geb. 1475 zu Jerez de los Caballeros (ProvinzBadajoz),
ging nach San Domingo und schloß sich dort, um seinen Gläubigern zu entgehen, in einem Fasse in das Schiff
[* 94] eingeschmuggelt,
der Expedition an, die Enciso 1510 gegen Darien führte. Ein Aufstand verschaffte Balboa den Oberbefehl über die neue Kolonie.
Bestimmte Angaben indian. Häuptlinge von einem westl.
Meere bewogen ihn 1513, auf Entdeckung auszuziehen. Am 25. Sept. dieses Jahres erblickte er wirklich das Meer von einem Bergrücken
des Isthmus von Panama
[* 95] und stand am 29. Sept. (Michaelistag) am Gestade des Großen Oceans (Golf von SanMiguel). Da sich aber mit
Gewalt der Herrschaft auf der Landenge bemächtigte und die rechtmäßigen Statthalter Enciso und Nicuesa
vertrieben hatte, so wurde von der span. Regierung Pedrarias de Avila mit Flotte und Heer nach Panama gesandt. Balboa unternahm
in untergeordneter Stellung noch mehrere glückliche Eroberungen. Doch diese Verdienste erregten den Haß Avilas gegen ihn.
Er wurde 1517 der Absicht der Empörung angeklagt und enthauptet.
(spr. bällbrigg'n), Stadt und Seebad in der irischen Grafschaft Dublin,
[* 96] 35 km im N. von Dublin, hat (1891) 2272 E.,
Hafen mit Leuchtturm, Fabrikation von baumwollenen Strümpfen, Kattun und gesticktem Musselin.
DonBernardo de, span. Epiker, geb. 1568 zu Valdepenas, kam jung nach Neuspanien, wo er in
einem Kollegium Mexikos seine theol. Studien vollendete. 17 J. alt zeichnete er sich als Dichter aus. 1608 nach Spanien zurückgekehrt,
wurde er bald Propst auf Jamaika, 1620 Bischof von Puertorico und starb daselbst 1627. Von seinen Werken
erhielten sich nur:
«La grandeza mejicana» (Mexiko
[* 97] 1609),
eine poet. Beschreibung der Stadt Mexiko: «Siglo de oro en las selvas
de Erifile» (Madr. 1608),
eine Schäfernovelle in Prosa mit eingestreuten lyrischen Gedichten in ital. Manier, darunter neun
zum Teil sehr schöne, ländlich einfache «Eglogas», «ElBernardo ó la victoria de Roncesvalles», ein Epos ariostischer Art
in 24 Büchern von 45000 Versen, welches den Nationalhelden Bernardo del Carpio behandelt (Madr. 1624,
1808; am besten in Bd. 19 der «Biblioteca
de autores espanoles»); die beiden erstern Werke gab die Akademie in Madrid 1821 neu heraus.
Beiname mehrerer vornehmer Römer,
[* 98] z. B. des G. Attilus Balbus, Konsul 245 und 235 v. Chr.,
unter dem der Tempel
[* 99] des Janus
[* 100] zum zweitenmal seit seiner Erbauung geschlossen wurde;
ferner desL.Cornelius Balbus aus Gades, den,
als ihm das röm. Bürgerrecht streitig gemacht wurde, Cicero in einer noch vorhandenen Rede («pro Balbo») verteidigte.
1) Landschaft im südl. Turkestan, zu Afghanistan
[* 101] gehörig, im nördlichsten Teile desselben, liegt, sich
südlich vom Amu-darja ausdehnend, im Bereich des alten Baktrien, auf den Vorstufen, welche im südl. Gebiete des obern Amu
die hohen Ketten des Hindukusch mit den Tiefsteppen Bucharas vermitteln, eine Lage, welche für den Verkehr zwischen Indien und
Osteuropa von hoher Bedeutung ist und in erhöhtem Grade es sein mußte, als die ind. und chines. Waren
noch nicht den Seeweg um Afrika verfolgten. Der Charakter der Wüste herrscht vor; nur künstliche Bewässerungssysteme schaffen
fruchtbaren Boden. Die Bewohner usbekischen Stammes sind friedliche Nomaden oder räuberische Krieger, Karawanenwanderer oder
Ackerbauer und Handwerker in Dörfern und Städten.
2) Stadt in der Landschaft in einer von Kanälen und Gräben vielfach durchschnittenen Gegend, die das dadurch zersplitterte
Wasser des vom Koh-i-Baba kommenden Balch oder Dehâs oder Dèriaz verschlingt und ihm die Einmündung in den Amu verwehrt,
hat kaum 15000 Bewohner, zum Teil Eingeborene von Kabul, deren Hauptindustrie in Webereien, besonders in
Seide,
[* 102] besteht; die Ruinenstätte, in welcher noch Karawanseraien, ein großer Bazar und eine Moschee stehen, bewohnen noch 2000 Afghanen.
Im Frühjahr ziehen diese nach dem östlicher und höher gelegenen Mesar (s. d.).
Die Stadt hat noch den stolzen Titel Ummel-Buldan (d. h. die Mutter der Städte) beibehalten; sie hat auf
der Nordseite eine nicht eben feste Citadelle, in welcher ein weißer Marmorblock als der Thron
[* 103] des Cyrus gezeigt wird, und
besitzt 3 verfallende Schulen; sie liegt neben dem weiten Umkreise eines wüsten Trümmerfeldes von 6 bis 7 StundenUmfang,
welches das einst glänzende Baktra (s. Baktrien) oder Zariaspa, den Geburtsort Zoroasters und des Cyrus,
bezeichnet.
Mancherlei Überreste sowie die Namen vieler Örtlichkeiten deuten auf die Blüte
[* 104] des Buddhismus in Baktrien hin. Die Stadt
wurde 1220 von Dschingis-Chan völlig zerstört und hat sich nie wieder ganz von den Schrecknissen des Mongolensturmes erholt.
Ein Jahrhundert lang gehörte Balch zum ind. Mogulreiche, wurde dann
selbständig, fiel im vorigen Jahrhundert in die Hände des Afghanenherrschers Ahmad Schah und gehört heute noch, nach kurzer
Zwischenherrschaft der Usbeken, zu Afghanistan.
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