der Wert der Ausfuhr 9995000 M., darunter
Perlen 6157000 M.; die Einfuhr 9404000 M.
Die
Inseln waren schon den Alten bekannt. Die Portugiesen, von deren Herrschaft einige Ruinen am
Hafen zeugen, besetzten die
Insel Bahrain 1507 bald nach der Eroberung von Ormus und trieben die einträgliche Perlenfischern auf eigeneRechnung.
Nachdem ihnen Schah
Abbas I. 1622 Ormus entrissen, mußten sie auch Bahrain aufgeben, um dessen
Besitz nun
Perser (Schah Nadir
eroberte sie 1735) und
Araber stritten, bis ein
Stamm der letztern, die Athubis, sich 1784 der
Insel bemächtigten. 1867 verhinderte
England einen neuen Annexionsversuch der
Perser und nahm die Gruppe unter seinen Schutz.
Vgl. Wüstenfeld, Bahrein und Jemama, nach arab. Geographen (Gött.
1874).
Karl Friedr., Theolog der Aufklärungsperiode, geb. zu
Bischofswerda als Sohn des 1775 als Professor der
Theologie zu
Leipzig
[* 2] gestorbenen Joh. Friedr. Bahrdt. Zu
Leipzig und Schulpforta
vorgebildet, studierte Bahrdt seit 1756 zu
LeipzigTheologie und wurde dort 1762 Katechet an der Peterskirche, 1766 außerord.
Professor der biblischen
Philologie. Bahrdt lehrte und predigte mit Beifall, ward aber wegen liederlichen
Wandels aus
Leipzig entfernt. 1768 erhielt er die Professur der biblischen
Altertümer zu
Erfurt
[* 3] und wandte sich dem Nationalismus
zu, 1771 ward er Professor und Prediger in Gießen,
[* 4] aber auf Betreiben seiner orthodoxen Gegner 1775 entlassen, wirkte
darauf 14
Monate lang als Direktor eines Pbilanthropins zu Marschlins in Graubünden
und wurde dann Generalsuperintendent zu Dürkheim.
[* 5]
Hier traf ihn 1778 das
Urteil des Reichshofrats, das ihn zur
Verwaltung eines geistlichen
Amtes für unfähig erklärte und
ihm verbot, etwas drucken zu lassen. 1779 floh Bahrdt nach
Halle,
[* 6] wo er Vorlesungen über
Philosophie und alte
Sprachen hielt. Ein anonymes Pasquill auf
WöllnersReligionsedikt brachte ihm 1789 ein Jahr Festungshaft zu
Magdeburg.
[* 7] Danach
lebte er als Schenkwirt in einem
Weinberg bei
Halle, wo er starb. ein Mann ohne sittlichen Halt, zuletzt in wüste
Gemeinheit verfallen, bat Bedeutung nur als entschiedenster
Vertreter des äußersten landläufigen Nationalismus.
Er schrieb
«Briefe über die systematische
Theologie» (2 Bde., Eisenach
[* 8] 1770-72),
«Wünsche eines stummen Patrioten» (Erf.
1770),
die noch rücksichtsloser «aufklärenden» «Neuesten
Offenbarungen
Gottes in
Briefen und Erzählungen»
(Riga
[* 9] 1773; 3. Ausg., Berl. 1783),
«Briefe über die
Bibel
[* 10] im Volkston»
(Halle 1782) und während der Festungshaft zu
Magdeburg die «Geschickte seines Lebens, seiner Meinungen und
Schicksale»
(4 Bde., Berl. 1790). In einer
Schrift gegen Zimmermann von 1790 hatte Bahrdt den
Ausdruck «mit eiserner
Stirn» gebraucht, den dann
Aug. Friedr. von Kotzebue (s. d.) gegen Bahrdt anwandte.
Vgl. G.
Frank in Raumers «Histor.Taschenbuch» (Lpz., Jahrg. 1866);
el-Hule (Bahrat), das nördlichste und erste Seebecken,
das der
Jordan in seinem Lauf durch die große Erdsenkung
Palästinas mit seinem Wasser anfüllt, 5,8 km lang, 5,2 km breit;
etwa 2 m über dem Mittelmeere, jetzt
im Austrocknen begriffen. Im
Altertum hieß der See Semechonitis nach einer angrenzenden gleichnamigen Landschaft.
PaulHeinrich Emil, klassischer
Philolog, geb. zu Bayenthal bei Köln,
[* 12] studierte in
Bonn
[* 13] und
LeipzigPhilologie, habilitierte sich 1873 in
Jena
[* 14] und wurde 1877 Professor in Groningen. Er starb hier Baehrens' wissenschaftliche
Thätigkeit erstreckte sich fast außschließlich auf die lat. Dichter, um deren Textkritik
er sich besonders durch die Beschaffung und Sichtung des bandschriftlichen Materials verdient gemacht hat. Er gab u. a.
heraus: «XII Panegyrici Latini» (1874),
arab.
Name für Unterägypten (s. auch
Bahr). ^[= # oder Babri, im Arabischen soviel wie Meer oder großes Gewässer. Daher B. el-Akabah, der Meerbusen ...]
(fomentatio), Bezeichnung sowohl für den
Akt der Anwendung von feuchter Wärme
[* 15] auf einen äußern
Teil des
erkrankten Körpers zur Erreichung eines Heilzwecks, als auch die besondere Form oder Gestalt, in welcher
die feuchte Wärme angewendet wird (fomentum). Diese
Begriffe werden aber weder im gemeinen Leben noch auch von den
Ärzten
festgehalten, vielmehr der
Ausdruck Bähung auf die örtliche Anwendung von Wärme und Kälte überhaupt übertragen, und so spricht
man von feuchten und trocknen, warmen und kalten Bähung
Bei den feuchten Bähung wird die Flüssigkeit nicht unmittelbar
angewendet, sondern man tränkt damit
Tücher, Leinwand, Flanell, Schwamm, Filz und legt diese auf.
Dies nennt man im engern
Sinne baden, zum Unterschied von
Umschlägen, d. h. feucht gemachten breiigen
Substanzen
(Breiumschlägen
oder Kataplasmen). Man bereitet die Kataplasmen gewöhnlich aus Hafergrütze, Leinsamen oder Roggenkleie,
welche mit heißem Wasser zu einem Brei angerührt, fingerdick in Leinwand oder Mull eingeschlagen und auf den leidenden
Teil aufgelegt werden; ihre
Temperatur soll zwischen 30 bis 40° R. betragen und der
Umschlag sofort wieder erneuert werden,
sowie er sich abgekühlt hat.
Diese feuchtwarmen Bähung wendet man vorzugsweise als Zerteilungs- oder Zeitigungsmittel bei
Entzündungen des Unterhautzellgewebes und der oberflächlich gelegenen
Drüsen an, indem durch die von ihnen bewirkte Gefäßerweiterung
entzündliche Stasen und Infiltrationen zerteilt oder ihr Übergang in
Eiterung befördert wird. Auch als Ableitungsmittel
bei
Entzündungen innerer Organe
(Bauchfellentzündung,
Lungenentzündung u. s. w.) bedient man sich ihrer häufig mit
gutem Erfolg; doch muß gerade hier ihre Anwendung mit Vorsicht geschehen, weil bei dauernder Einwirkung leicht allgemeine
Aufregung,
Kongestion nach dem
Kopfe u. s. w. hervorgerufen werden. Bei
Blutungen aus Blutegelstichen und Einschnitten wendet
man feuchtwarme Bähung als Beförderungsmittel der
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mehr
Blutentleerungan. Bisweilen erhöht man die Wirkung der feuchtwarmen Bähung durch Zusatz von zusammenziehenden
Heilmitteln (Gerbsäure, gepulverter Eichen- oder Chinarinde), von schmerzstillenden Kräutern (Schierling, Bilsenkraut, Mohnköpfen)
oder aromatischen Substanzen (Kampfer, Wein, Salmiakgeist). Zur trocknen Bähung bedient man sich erwärmter Tücher, eingehüllten
warmen Sandes, warmer Asche und verschiedener Kräuter in Gestalt der Kräuterkissen; sie wirken zerteilend,
beruhigend und krampfstillend und werden gegen Nervenschmerzen, Koliken, Krampfzustände u. dgl. angewendet.
Die kalten Bähung sind von verschiedener Wirkung, je nachdem sie kürzere oder längere Zeit mit dem Körper in Berührung
bleiben; bei häufigem Wechsel bewirken sie durch Zusammenziehung der Blutgefäße eine oft nicht unbeträchtliche
Verminderung der Cirkulation in dem betreffenden Körperteile und entziehen demselben gleichzeitig Wärme, wodurch sie bei
den verschiedenen entzündlichen Affektionen peripherischer Körperteile, bei Knochenbrüchen, bei Reizungs- und Entzündungszuständen
des Gehirns, des Herzens, des Unterleibs u. s. w., sowie bei allen fieberhaften Krankheiten vortreffliche Dienste
[* 17] leisten.
Von nicht minder hohem Werte sind die kalten Umschläge als Blutstillungsmittel bei chirurg. Operationen,
sowie bei innern Blutungen, wie bei Blutsturz, Blutbrechen u. s. w.; doch bedient man sich in neuerer Zeit an Stelle des Umschlags,
der durch die Notwendigkeit des häufigen Wechselns leicht lästig wird, häufiger der trocknen Kälte in der Form der Eisblasen
und Eisbeutel. Bleibt ein kalter Umschlag längere Zeit liegen, so wandelt er sich in einen lauwarmen
um, indem bald eine Ausgleichung zwischen der Temperatur des Wassers und der Körperoberfläche stattfindet und somit die
gewöhnliche Wärmeausstrahlung des betreffenden Körperteils verhindert wird; es tritt dann infolge des Reizes ein um so
lebhafteres Säftezuströmen, eine reaktive Anregung des Stoffwechsels ein, welche häufig für die Heilung
der betreffenden Affektion von großem Vorteil ist. In dieser Form (Prießnitzscher Umschlag) bedient man sieb häufig der kalten
Bähung bei Hals-, Nacken-, Drüsenentzündungen u. s. w. Um bei derartigen erregenden Umschlägen die Verdunstung des sich bildenden
Wasserdampfes zu verbitten und dadurch die nachfolgende Wärmebildung zu steigern, pflegt man die aufgelegten
Kompressen mit Flanell, Wachstaffet oder Guttaperchapapier zu bedecken.
oder Bucht, jede Einbiegung des Meers in das Land. Die Bai unterscheiden einzelne Geographen nach dem geringern Umfang
vom Meerbusen und Golf, doch ist die Verwendung des Ausdrucks ziemlich willkürlich, besonders auf den engl. Hauptseekarten
der Welt, wo Bai, Bucht und Golf ohne Rücksicht auf Größe und Gestaltung vorzufinden ist.
Auf deutschen
Seekarten ist Bai ganz ungebräuchlich, dafür nur Bucht in Gebrauch.
Stadt im afiar.-türk. Wilajet Erzerum, Hauptort des Liwa Baiburt, nächst Erzerum die größte Stadt im türk.
Hocharmenien, in 1638 m Höhe, 105 km nordwestlich von Erzerum, am Masset, einem Nebenfluß des Tschoroch
und an einer wichtigen Handelsstraße, hatte vor dem Russisch-Türkischen Kriege 1877 etwa 10000 E., jetzt etwa die Hälfte;
Holz- und Getreidehandel. Baiburt ist strategisch wie kommerziell wichtig, weil es, auf der Grenze des südl.
(armenischen) Hochlands und
der nördl. (pontischen) Bergregion gelegen,
den wichtigsten Vermittelungspunkt zwischen beiden bildet. Es ist als Station einer Bahn von Trapezunt nach Erzerum ins Auge
[* 18] gefaßt und soll befestigt werden.
Tatarendorf im Kreis
[* 19] Jalta des russ. Gouvernements Taurien auf der Krim,
[* 20] 28 km im SO. von Sewastopol,
[* 21] an dem
Bache Baidar, welcher der in die Reede von Sewastopol mündenden Tschernaja zufließt, hat 630 E., Post, Moscheen und ist der Hauptort
des fruchtbaren Baidarthals. Dieses bildet einen unregelmäßig ovalen, 17 km langen und 8-10 km breiten, überall von eichen-
und buchenbewachsenen Bergen
[* 22] eingeschlossenen und von den Quellbächen der Tschernaja wohlbewässerten
Kessel, in dem 12 Tatarendörfer liegen. Über das hohe, steil zum Meere abfallende Küstengebirge führt die vom Fürsten Woronzow
angelegte Kunststraße durch das Baidarthor im Zickzack bis Jalta und von da über Aluschta und den Tschatyr-Dagh (1564 m)
nach Simferopol. Während der Belagerung von Sewastopol hatten die Russen dieses Thal
[* 23] mit einer starken
Truppenabteilung besetzt, um von hier aus die Flanke und die Verbindung der Verbündeten mit Balaklawa zu bedrohen.
Nâßir al-din Abû Sa'id 'Abdallâh, al-, mohammed. Dogmatiker und Koranexeget, im 13. Jahrh.
geboren in der pers. Stadt Baidhâ, in der Nähe von Schiras, in welch letzterer Stadt er die Funktionen
eines Kadi ausübte. Er lehrte in verschiedenen Städten des Islams und starb in Täbris 1292. Sehr verbreitet ist sein Korankommentar
«Anwâr al-tanzil wa-asrâr al-ta'wil», den in Europa
[* 24] bereits Maracci in
seinen Anmerkungen zur Koranübersetzung excerpiert, zum erstenmal vollständig H.L.Fleischer («Beidhawii commentarius in
Coranum», 7 Bde., Lpz.
1844-48; Indices von Winand Fell, ebd. 1878) herausgegeben hat; im Orient nennt man das Werk oft nur kurzweg «Tefsir al-Kâdhi»,
den «Kommentar des Kadi». Auch über die Dogmatik und die Grundlehren des
Fikh (s. d.) hat Baidhâwî mehrere Werke verfaßt.
JeanAntoine de, franz. Dichter, geb. im Febr. 1532 zu Venedig,
[* 32] gest. 1589 zu Paris,
[* 33] seit 1569 königl. Kammersekretär.
Sein ohne nennenswerte Nachfolge gebliebener Versuch, an stelle der gereimten Verse nach antiker Weise gemessene (baiftins)
zu setzen («Etrenes de poesie fransoeze en vers mesurés», 1574),
hat bloß theoretische Bedeutung; auch
die Rechtschreibung wollte er vereinfachen. Sein Bestes leistete er in Übersetzungen altklassischer Poesien, ward aber bald
vergessen. Nur «Les mimes, enseignements et proverbes» erlebten 1577-1619
sechs Neuauflagen. Unter königl. Schutze gründete Baif 1567 trotz Einspruchs der Universität von Paris auf Grund seines geselligen
Litteraturclubs eine «Académie de musique et de poésie», die aber nur bis 1584 bestand. Ausgabe der «Mimes,
enseignements et proverbes» von
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Blanchemain (2 Bde., Par. 1880),
der «Poésies choises» von Becq de Fouquières (ebd. 1874),
der «Œuvres en rimes» mit Biographie
von Marty-Laveaux (3 Bde., ebd. 1885).
oder Bay-Inseln, die zur mittelamerik. Republik Honduras
[* 36] gehörenden Inseln Roatan, Guanaja oder Bonacca,
Barbareta, Elena, Morat, Utila, im Golfe von Honduras gelegen. Die Inseln, von welchen Roatan (550-650 qkm) die größte ist,
sind ans Kalkstein gebildet, haben in den Thälern einen überaus fruchtbaren Alluvialboden, während auf den Bergabhängen
Mergel und Lehmerde vorwaltet, und sind untereinander durch Risse verbunden, zwischen denen schmale Kanäle
hindurchführen.
Die Höhe der Insel Roatan beträgt 280 m. Der Boden ist sehr fruchtbar und eignet sich gut für alle tropischen Kulturen,
auch finden sich leidliche Häfen mit Trinkwasser an der Südseite. Utila ist flach und von Ackerbauern
europ. Abstammung bewohnt. In Guanaja werden viele Hule-Bäume kultiviert; das Klima ist zur Trockenzeit, März bis August, heiß.
An Krankheiten kommen Sumpffieber und Wassersucht vor. Die Hauptstadt des Departements der Bai-Inseln (Islas de la Bahia)
[* 37] ist El Progreso
auf Roatan. Im ganzen bestehen 2 Dörfer und 30 Gehöfte auf den Inseln. Roatan zählt 1858 Bewohner, Guanaja
525, Utila 442. Die andern Inseln sind unbewohnt. Unter den 2825 Bewohnern sind nur 562 Indianer, fast alle auf Guanaja.
Von Guanaja aus soll Columbus 1592 zuerst das centralamerik. Festland entdeckt haben. Im 17. Jahrh.
wurden die trefflichen Häfen der Insel zu Schlupfwinkeln der Flibustier und anderer Seeräubergenossenschaften, bis 1650 eine
span. Flotte die Inseln in Besitz nahm. Als die Engländer 1742 in Mittelamerika Fuß zu fassen suchten, kam es zu wiederholten
Kriegen mit Spanien,
[* 41] bis endlich 1786 England die und die Festlandsküste abtrat. 1822 gingen sie an Honduras
über. 1852-59 waren die Bai-Inseln Ursache deftiger Streitigkeiten zwischen den Vereinigten Staaten,
[* 42] England und Honduras, die mit
der Rückgabe der Inseln an letzteres endeten.
Von SW. nach NO. gerichtet, erfüllt der See, bei einer Lage von 469 m ü. d. M., ein zwischen hohen Gebirgen tief eingesenktes
Längenthal von fast sichelförmiger Gestalt. Seine Länge beträgt 623 km, die Breite
[* 44] 15-82 km, sein
Areal mit Einschluß der Inseln 34179 qkm, sein Umfang 1578,9 km. Zwischen dem Delta
[* 45] der Selenga, der einzigen niedrigen Gegend
seiner Umgebung, und der Mündung der Boguldejcha verengt sich
der Baikal auf 30 km, so daß er gleichsam aus zwei
durch einen breiten Sund vereinigten Seen besteht.
Auf der nördl. Küste streckt sich die Halbinsel Swjatoj Roß weit in den See hinaus. Die größte der wenigen Inseln, Olchon,
enthält ein Areal von 625,5 qkm, ist felsig, durch einen schmalen Kanal von
[* 46] der Nordwestküste getrennt und wird im Sommer
von Burjaten besucht, die hier ihre Herden weiden. Das Wasser des Baikal ist hellgrün, süß
und außerordentlich klar; aus der Ferne gesehen hat es eine lasurartige Farbe. Im Monat Juli zeigt es in einer Tiefe von 4 m eineTemperatur von 5° C. Im Frühjahre steigt das Wasser durch Anschwellen der Flüsse
[* 47] um 2 m. Die Tiefe des
Baikal ist sehr bedeutend, im Mittel über 250 m, in der Nähe des Swjatoi Roß sogar 1350 m. Eine bestimmte Strömung ist ans
dem Baikal nicht zu bemerken; dieselbe richtet sich vielmehr nach den Winden.
[* 48]
Der Gang
[* 49] der Wellen
[* 50] ist sehr hoch, besonders bei Nordwestwinden. Der See ist von öden, fast menschenleeren
Ufern, wilden vulkanischen, oft dicht bewaldeten Gebirgen umgeben, die in vielen Vorgebirgen in den Wasserspiegel hervorspringen
und (nach Tscherskij) 336 Flüsse und Bäche, davon 202 am südöstl. Ufer, herabsenden. Schiffbar sind nur die Selenga, der
Bargusin und die Angara. Durch letztere ergießt sich eine große Wassermasse, das Gebirge durchbrechend,
in den Jenissei. Die Ufer des Sees sind reich an beißen Mineralquellen, von denen die Tunkinsche und Bargusinsche die bekanntesten
sind. Die Ufergebirge steigen im allgemeinen 1400 m steil über den Spiegel
[* 51] des Sees, haben also etwa 1800 m absolute Höhe
(s. Baikalgebirge). Die vulkanische Umgebung des Seebeckens bekundet sich durch häufige Erdbeben,
[* 52] wie
Ende 1861 und Anfang 1862.
Außer vielen andern ausgezeichneten Fischarten finden sich im B. in unzähliger Menge fünf Arten von Lachs, namentlich der
Omul oder Wanderlachs, der durch den Jenissei und die Angara ans dem Eismeere heraufkommt. Man fängt jährlich etwa 500000
Stück im Werte von 200000 Rubel. Dem Baikal ganz eigentümlich ist der Spinnenfisch (Comephorus baicalensis
Pallas), der seine nächsten Verwandten, die Makrelen (Scomberidae), nicht im Süßwasser, sondern im Meere hat. Auch sonst
ist die Fauna des Baikal stark durchsetzt mit maritimen Elementen; Schwämme,
[* 53] Würmer,
[* 54] Krebse sind vielfach näher mit Formen des
salzigen als süßen Wassers verwandt und außerdem findet sich im See auch eine Seehundsart (Callacephalus).
Die Schisfahrt beginnt Ende Mai und ist lebhaft bis Mitte November. Lästig ist im Sommer, gewöhnlich bis zum 20. Juli, der namentlich
morgens sehr starke Nebel. Von Ende Dezember oder Anfang Januar bis Mitte April trägt der See eine Eisdecke
von 1 bis 1,5 m, auf der der lebhafteste Handelsverkehr stattfindet; im Sommer gehen Dampfschiffe auf dem See. Aus den hier
nomadisierenden Burjaten- und Tungusenstämmen wurden 1856 die Baikalkosaken (s. d.) gebildet.
die den Baikal (s. d.) rings umsäumenden Bergzüge. Der nordwestl. Gebirgszug, das
Baikalgebirge der ältern Geographen, mit einer Länge von 620 km und einer mittlern Höhe von 1500 bis 1600 m,
zerfällt in die malerischen Tunkinschen Berge aus krystallinischem Schiefer am nordwestl. Ufer und die Onotischen Berge, die
Fortsetzung der Kitoischen Alpen.
[* 55] Die von zahlreichen bewässerten Schluchten unterbrochenen Steilwände desselben, aus Granit
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mehr
und Gneis bestehend, stehen dem Seeufer näher als die südöstlichen. Auf dem südöstl. Abhange findet man auch Marienglas,
Hornstein, Thonschiefer, Kalksteinformationen und Schieferschichten. Das Gebirge ist reich an Nadelholzwaldungen, besonders
an Larix sibirica Pall.
und PinussilvestrisL., die von zahlreichen. Renntieren, Hirschen, Wölfen, Dachsen, Luchsen, Bisamtieren, Vielfraßen u. s. w.
belebt werden. Das südöstl. Ufer des Sees begrenzen die Transbaikalischen Ketten. Sie werden durch die
Thäler der Selenga und des Bargusin in folgende Teile geschieden:
1) am Südwestende des Sees der Chamardaban, Ausläufer des Sajanischen Gebirges, mit dem gleichnamigen höchsten Gipfel (2000
m); 2) die Selenginsk-Bargusinschen Berge in der Mitte;
richtiger Sabaikalkosaken, die östlich vom Baikalsee in Ostsibirien zunächst der chines.
Grenze angesiedelten Kosaken, deren Nakaznyj-Ataman (s. Ataman) in Tschita seinen Sitz hat. Das Gebiet des Sabaikalkosakenheers
zerfällt in 3 Bezirke (Abteilungen) und hat (1887) 173000 E., darunter 167000 Kosaken. Dieselben stellen im Frieden 1 berittenes
Regiment zu 6 Sotnien, 2 Fußbataillone und 2 reitende Batterien zu je 4 Geschützen, im Kriege 3 berittene Regimenter, 6 Fußbataillone
und 3 reitende Batterien zu je 6 Geschützen auf.
Kriegsstärke des Baikalkosakenheers rund: 9500 Köpfe und 4000 Pferde.
[* 57] Die Baikalkosaken versehen im Frieden den Sicherheitsdienst längs
der chines. Grenze von der Mündung der Schilka in den Amur bis zum westl. Ende des Baikalsees, wo das
Heer der sibir. Kosaken seine äußersten Posten unterhält; besonders ist ihnen der Schutz
der reichen Erzgruben von Nertschinsk und die Bewachung der großen Karawanenstraße übertragen, die von Peking
[* 58] über Kalgan
durch die Mongolenwüste und bei Kiachta auf russ. Gebiet führt.
(spr. behki), William Balfour, engl. Afrikareisender, geb. 1824 zu Arbroath in Schottland, studierte Medizin und
wurde als Marinearzt der Expedition des Dampfers Pleiad beigegeben, die unter Konsul Beecroft 1854 den Binue hinaufgehen und
die damals in jenen Ländern befindlichen ReisendenBarth und Vogel unterstützen sollte. Da Beecroft noch
vor Beginn der Expedition starb, übernahm Baikie die Führung und verfolgte den Binue von der Mündung in den Niger bis 600 km
weit aufwärts. Er beschrieb die Expedition in dem Werke «Narrative of an exploring
voyage up the rivers Kwora and Binue in 1854» (Lond. 1856) und ging 1857 wiederum nach dem Niger, in dessen
Uferländern er 7 Jahre lang für die Herstellung eines geordneten Handelsverkehrs und die Bereicherung der geogr. Wissenschaft
thätig war.
Von Lokodscha, gegenüber der Mündung des Binue in den Niger, der von ihm gegründeten und noch bestehenden Handelsstation,
aus bereiste er Nupe, Haussa und andere Länder bis nach Kano und sammelte Nachrichten über den Sudan («Correspondence
with British ministers and agents in foreign countries and with foreign ministers in England, relating to the slave trade. 1862. Presented
to Parliament», aus denen Heinr. Barth das geographisch Wichtigste in der «Zeitschrift
für allgemeine Erdkunde»
[* 59] (Febr. 1863) zusammengestellt hat. Baikie starb, auf der
Rückkehr nach England begriffen, in Sierra Leone.
Philip James, engl. Dichter, geb. als Sohn des Lokalhistorikers und
DichtersThomas Bailey (geb. 1785, gest.
langjährigen Leiters des «Nottingham
[* 60] Mercury», zu Basford bei Nottingham, erhielt seine Bildung hier und zu Glasgow,
[* 61] studierte seit 1833 die Rechte in Lincoln's Inn und wurde 1840 Advokat. Er lebt in Nottingham. 1839 trat er mit dem dramat.
Gedichte «Festus» auf, das Einfluß von Goethes«Faust» zeigte und Aufsehen, doch auch Widerspruch erregte
(10. Aufl. 1877; Jubelausg. 1889). Erst 1850 ließ Bailey, der seinen Vater in der Redaktion unterstützt hatte, «The angel world,
and other poems» folgen, die, wie «The mystic» (1855),
dichterisch hinter seinem Erstlingswerk zurückstehen. Auch die Satire
«The age: a colloquial satire» (1858) ist als Ganzes
verfehlt. «Universal hymn» (1867) fügte seinem Rufe nichts hinzu. 1861 erschien von Bailey «The
international policy of the great powers».
(engl., spr. behliff, von dem spätlat.
Bajulivus, Ballivus, Träger,
[* 62] Geschäftsträger; franz. Bailli, s. d.), ursprünglich allgemeine Bezeichnung für einen Beamten,
besonders für den Hauptbeamten des Hundred (s. d.), wird
noch bei einigen Städten, die ihre alte Verfassung haben, als Titel statt Mayor gebraucht (z. B. High Bailiff von Westminster)
und auch für Burgvogt angewandt (z. B. Bailiff of Dover
[* 63] Castle). Auch bezeichnet man einen Gutsverwalter als Bailiff. Die gebräuchlichste
Bedeutung des Wortes ist die eines mit der Zwangsvollstreckung gerichtlicher Urteile betrauten Beamten.
Der verantwortliche Vollstreckungsbeamte ist der Sheriff oder, der von ihm ernannte Under-Sheriff, von dem die (auch Sheriff's
Officer genannt) als Unterbeamte angestellt werden. Da der Under-Sheriff bei gesetzwidrigen Pfändungen schadenersatzpflichtig
ist, läßt er sich häufig von seinen Bailiff eine Urkunde ausstellen, durch welche dieselben sich zu seiner
Schadloshaltung verpflichten. Hieraus entstand der Ausdruck Bound Bailiff (verpflichteter Bailiff), den der Volkswitz in Bum-Bailiff
umgewandelt hat. In den County Courts (s. d.) ist der High-Bailiff der offizielle Vollstreckungsbeamte und stellt seinerseits
Unterbeamte (Sub-Bailiffs) an; doch steht dieses Amt derHigh-Bailiffs in den County Courts auf dem Aussterbeetat; ihre Obliegenheiten
fallen schon jetzt vielfach den Registrars (Gerichtsschreibern) zu, welche sie in der Folge ausschließlich
wahrnehmen werden.
(spr. bajöl), häufiger Ortsname in Frankreich, darunter: Hauptstadt der 2 Kantone Bailleul (164,76
qkm, 10 Gemeinden, 32222 E.) im Arrondissement Hazebrouck des Depart. Nord, am Becque, einem Nebenflusse der Lys, und an der
Linie Hazebrouck-Lille der Franz.
Nordbahn, hat (1891) 7264, als Gemeinde 13276 E., ein Kommunal-Collège, Bibliothek, eine
Anstalt für (1180) Geisteskranke, Waisenhaus und andere Wohlthätigkeitsanstalten;
betrieben wird hauptsächlich
Fabrikation von Bier, Leder, Spitzen, Zwirn, Leinwand und Seife und Handel mit Getreide
[* 65] und Käse.
(spr. bajöl), Jaeques Charles, franz. Politiker,
geb. zu Bretteville bei Havre,
[* 66] war Advokat am Pariser Parlament, als
¶
mehr
die Bewegung von 1789 ausbrach. Durch diese inaktiv geworden, ließ er sich in Havre zum Mitglied des Konvents wählen. Im Prozeß
des Königs stimmte er für die Berufung ans Volk und erklärte sich gegen die Verdammung der Girondisten. So entging auch er
nicht dem Fanatismus der Radikalen, ward auf der Flucht in Provinz festgehalten, und nur der Sturz der Bergpartei
brachte ihm die Freiheit. Wieder in den Konvent getreten, eiferte er gegen die Jakobiner und führte mit Fréron die Jeunesse dorée
(s. d.) an. Später in dem Rate der Fünfhundert trat er hervor als Gegner der Royalisten und eifriger Verteidiger des
Direktoriums, auch Bonapartes; 1799-1803 war er Mitglied des Tribunats, nahm dann seine advokatorische Praxis auf und leitete
seit 1810 das oppositionelle Journal «Le
[* 68] Constitutionnel». Er starb in
Paris.
(frz., spr. băjih; engl.
Bailiff; mittellat. Ballivus; ital. Balio; grch. Bajulos), ursprünglich soviel wie Pfleger, Vormund, dann Aufseher,
Vorsteher. Am Kaiserhofe zu Konstantinopel
[* 69] hieß der Oberaufseher der Prinzen Bajulos. Denselben Titel führte hier auch der
Handelskonsul der fremden Kaufleute, den die Venetianer zu ernennen hatten; von diesem ging wohl der TitelBalio, Bailo auf
den venet. Gesandten daselbst über. Durch den Johanniterorden verbreitete sich der NameBallivus auch
nach dem südl. und westl. Europa.
Die 8 Mitglieder des Kapitels dieses Ordens hießen Ballivi conventuales, was dann wieder bei den Gütereinteilungen des Ordens
in Kreise
[* 70] den NamenBallei (s. d.) veranlaßte. In Frankreich waren die königlichen Bailli seit etwa 1180 Richter des ihnen anvertrauten
Stadt- und Landbezirks, hatten die königl. Einkünfte einzutreiben und
abzuführen und den Heerbann zu versammeln. Sie wurden 1770 ihrer Funktionen enthoben und durch die Tribunaux de première
instance ersetzt. Über den engl. Bailiff s. d.
Vgl. von Kap-Herr, Bajulus, Podestè, Consules, in Quiddes «Deutscher Zeitschrift für Geschichtswissenschaft», Bd. 5 (Freib. i. Br.
1891).
Joanna, engl. Dichterin, geb. zu Bothwell bei Glasgow, Schwester
des folgenden, lebte zu Hampstead bei London
[* 71] und starb daselbst Ihr erstes anonymes Werk «A series of
plays in which it is attempted to delineate the stronger passions of the mind, each passion being the subject of a
tragedy and a comedy» (Lond. 1798),
das schnell beliebt wurde (deutsch als «Die Leidenschaften» von (C. F.
Cramer, 3 Bde., Amsterd. und Lpz.
1806),
verriet einen eher zum Reflektieren als zum Empfinden und dichterischen Bilden angelegten Geist. Dennoch erregte das
Werk Aufsehen, und so ließ sie 1802 einen 2., 1812 einen 3. Band
[* 72] (Gesamtausg. 1821), dann «Miscellaneous
plays» (1804),
eine Reih von meist schon einzeln erschienenen «Dramas» (3 Bde., 1830) folgen;
man faßt sie gewöhnlich unter
den Namen«Plays on the Passions» zusammen «Fugitive verses», ihr letztes
und reifstes Werk, erschienen 1840;
auch veranstaltete sie u. a. 1823 «A collection
of poems, chiefly manuscript, and from living authors»;
ihre «Metrical legends of exalted character»
(1821) sind Scott nachgeahmt.
Mit ihm, F. Hemans und Catharine Fanshaw gab sie 1823 «Poetic miscellanies» heraus,
allein 1831 den in positivgläubigem Sinne geschriebenen «View of the general tenour of the New Testament». In den
letzten Lebenswochen
sammelte sie ihre «Dramatical and poetical works» (Lond.
1851; 2. Ausg. 1853). Einen schönen Ruf («Lady Bontiful»)
genoß sie durch rastlose Armenpflege.
(spr. behli), Matthew, engl. Arzt und Anatom, geb. zu Shotts in der schott.
GrafschaftLanark, studierte in LondonMedizin und wurde bereits in seinem 20. Jahre als Demonstrator der Anatomie angestellt.
Er eröffnete 1785 mit Cruiksbank den ersten anatom. Kursus, ward 1787 Arztam St. Georgehospital und starb Er
schrieb: «The morbid human anatomy of some of the most important parts
of the human body» (Lond. 1793: deutsch von Hohnbaum, Berl. 1820),
«A series of engravings to illustrate the morbid anatomy
of the human body» (10 Hefte, Lond. 1799-1812),
«Lectures and observations on medicine» (ebd. 1825). Wardrop gab «The
works of Mr. Baillie» (2 Bde., ebd.
1825; deutsch von Leukfeld, Halberst. 1829) heraus.
& Fils, J. Baillière (spr. băjähr e fihß), Verlagsbuchhandlung
in Paris, gegründet 1818 von JosephBaptiste Marie Baillière, geb. in Beauvais (Depart. Oise), gest. Die Nachfolger
sind seine Söhne Emil Baillière, geb. in Paris, Teilhaber des Geschäfts seit 1857, und Henri Baillière, geb.
13. Sept. 1840, Teilhaber seit 1803, denen 1886 ein Sohn Emils, Albert Baillière, geb. als Teilhaber beitrat. Die Unternehmungen
des Hauses waren von Anfang an der Medizin gewidmet und umfassen in allen Zweigen derselben eine Menge
von Monographien, Lehr-, Handbüchern und encyklopädischen Werken, insbesondere «Dictionnaire
de médicine et de chirurgie pratiques», hg. von Jaccoud (40 Bde.,
1864-86),
Littré, «Dictionnaire de médicine» (bis 1887 16 Aufl.
in 150000 Exempl.),
«Encyclopédie internationale de chirurgie» (7 Bde.,
1888),
Zoologie (Ferussac und Deshayes, «Histoire naturelle
de mollusques»; Temminck und Laugier, «Planches coloriées des oiseaux»;
Brehm, «Les merveilles de la nature» u. a.),
Botanik, Physik, Chemie, Technik (Lefevre, «Dictionnaire d'électricité et de magnétisme»,
1891),
populärwissenschaftliche Unternehmungen, wie «Bibliothèque scientifique contemporaine»
(Bd. 1-125, 1886 fg.) mit Beiträgen von Gaudry, Duclaur, A.
Gautier, Ch. Bouchard, Claude Bernard, Sicard, Edm. Perrier u. a. und «Bibliothèque
des conaissances utiles» (Bd. 1-35, 1887 fg.). Das Haus
betreibt auf dem Gebiete der Medizin und Naturwissenschaften auch Sortiments und Antiquariatsgeschäfte.
(spr.băjoh), Pierre, franz. Violinspieler, geb. zu
Passy bei Paris, bildete sich in Paris und Rom
[* 73] aus und ging 1791 nach Paris, wo er bis zu seinem Tode angesehene
Stellungen als Konzertmeister und Lehrer innehatte und sich auch als Solospieler einen großen, vom Auslande bestätigten Ruf
erwarb. Mit Kreutzer und Rode gemeinsam bildete Baillot das Haupt jener berühmten Pariser Geigerschule, die
die Talente aus allen Ländern heranzog und bis heute in ihren Traditionen fortwirkt. Baillot besonders war es zu
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mehr
danken, daß sich diese Schule die Grundsätze der großen ital. Violinmeister Nardini und
Viotti zu eigen machte. Ein anderes großes Verdienst erwarb sich Baillot durch die Gründung einer ständigen
Quartettgenossenschaft, die von 1814 ab das Muster für den ausgearbeiteten Vortrag klassischer Streichquartette bildete. B.s
Spiel war ausgezeichnet durch großen Ton und durch edle Vortragsmanier. Eine bedeutende Stelle in der Violinlitteratur
behaupten neben der mit Kreutzer und Rode gemeinsam herausgegebenen «Méthode
de violon» sein Lehrbuch «L'art du violon» (Par.
1835)) sowie seine Etuden, Capricen, Konzerte und Duette. Außerdem hat er im Verein mit Rode und Kreutzer die Violinschule
des Konservatoriums, und mit Catel, Levasseur und Baudiot die Violoncellschule derselben Anstalt bearbeitet.
(spr. băjih),Jean Sylvain, Präsident der ersten franz. Nationalversammlung, geb. in
Paris, folgte anfange künstlerischen und litterar. Neigungen, wurde aber von Lacaille zum Studium der Astronomie
[* 75] geführt und
an dessen Stelle 1763 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Seine «Histoire
de l'astronomie ancienne» (Par. 1775) und «Histoire
de l'astronomie moderne jusqu'en 1781» (3 Bde., ebd. 1779-82),
beide Werke später hg. von Comeyras u. d. T. «Histoire
de l'astronimie ancienne et moderne» (2 Bde., ebd. 1805),
brachten ihn in Streit mit Voltaire. Daraus gingen die «Lettres sur l'origine des
sciences» (ebd. 1777; deutsch Lpz. 1778) und «Lettres
sur l'Atlantide de Platon» (Par. 1779) hervor. Bailly wurde nun auch in die Académie des Inscriptions, 1784 in die Französische Akademie
aufgenommen. Die Revolution riß ihn aus seiner friedlichen Laufbahn. Zum Deputierten der Stadt Paris für den Tiers état
erwählt, ward er dessen Vorsitzender und nach der Konstituierung zur Nationalversammlung deren
erster Präsident.
Nach der Erstürmung der Bastille zum Maire von Paris ernannt (16. Juli), verwaltete er dieses Amt mit unbestechlicher Rechtschaffenheit
bis wo er, den Extremen längst verhaßt, es in die Hand
[* 76] Pétions niederlegte, sich ganz zurückzog
und bei seinem Freunde Laplace zu Melun lebte. Hier wurde er im Juli 1793 verhaftet, weil er am das blutige Vorgehen
der Nationalgarde gegen einen Haufen Gesindels zugelassen hatte, nach Paris gebracht, 11. Nov. zum Tode verurteilt und am 12. hingerichtet.
Aus seinem Nachlasse wurden herausgegeben «Essais ur les fables
et leur histoire» (2 Bde., Par.
1798) und «Mémoires d'un témoin de la Révolution» (3 Bde.,
ebd. 1804; deutsch von Weyland, Lpz. 1805).
(spr. behli), Francis, engl. Astronom, geb.
zu
Newbury in Berkshire, gest. in London als Präsident der Royal Astronomical Society. Baily war ursprünglich
Kaufmann und wandte sich erst später der Astronomie zu. Von seinen Arbeiten sind zu nennen: «The Catalogues of Ptolemy, Ulug
Beigh, Tycho Brahe, Halley, Hevelius, deduced from the best Authorities» (Lond. 1843),
«Catalogue of stars of the BritishAssociation for the advancement of science» (ebd. 1845) und seine gemeinsam mit Henderson besorgte Herausgabe
der Kataloge südl. Sterne von Lacaille (ebd. 1847).
Tropfen (spr. behli-), s. Tropfenbildung^[= in der Astronomie eine durch Irradiation (s. d.) hervorgerufene Erscheinung in dem Moment eines ...]
[* 81]
«Mind and body, the theories of their relation» (ebd. 1873 u. ö.;
deutsch im 3. Bande der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», Lpz. 1874, 2. Aufl. 1881). B.s
Arbeiten beruhen auf der Theorie von Hartley und James Mill, die er jedoch mit großem Geschick durch die Errungenschaften
der neuern Physiologie ergänzt und erweitert hat. Die Association ist die Grundlage für alle seine psychol. Erklärungen,
und er ist der Ansicht, daß diese psychischen und geistigen Prozesse miteinander parallel laufen; er
leugnet weder noch behauptet er ein geistiges Princip, gesteht jedoch zu, daß die Außenwelt nur als unsere Empfindung und
Vorstellung erfaßt werden kann; auch das Ich hat keine selbständige Existenz und besteht nicht neben den Gefühlen, Handlungen
und Gedanken des einzelnen Individuums. Ebenso führt er Glauben und Willen auf Associationen und Gefühle
zurück. Das moralische Gefühl entsteht durch Erziehung mittels Strafe und Autorität. Zu erwähnen ist noch sein Werk «Education
as a science» (Lond. 1879 u. ö.; deutsch in der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», 45. Bd., Lpz.
1880); ferner «John Stuart Mill» (1882).
Vgl. Ribot, La physiologie anglaise contemporaine (3. Aufl., Par. 1873).
(spr. behn),Alexander, Uhrmacher und Mechaniker, geb. 1810 zu Thurso in Schottland, gest. 1877 zu Broomhill bei
Kirkintilloch (Grafschaft Dumbarton), hat sich Verdienste um die Anwendung der Elektricität erworben. Bain erhielt in England einen
vielfachen und einen ausgebildetern Typendrucktelegraphen patentiert; ferner 1843 eine eigentümliche
Art Nadeltelegraphen, welche nach Österreich
[* 84] übertragen wurde und nach Verbesserungen von Ekling u. a. lange in Betrieb
gewesen ist. Auch machte er sich sehr verdient um die Verbesserung der chem. Telegraphen,
[* 85] die er teils zum telegr. Kopieren
von Buchdrucklettern (Patent von 1843), teils als wirkliche Kopiertelegraphen (Patent von 1850), teils als
Schreibtelegraphen zur Erzeugung von zweizeiliger Punktschrift (Patent von 1846),
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