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«Versuch über das Awariscbe» (Petersb. 1862) und «Ausführlichem Bericht über P. von Uslars awarische Studien» in den «Memoires de l'Académie» (ebd. 1872) sowie in den «Awarischen Texten» (ebd. 1873) bearbeitet worden ist.
«Versuch über das Awariscbe» (Petersb. 1862) und «Ausführlichem Bericht über P. von Uslars awarische Studien» in den «Memoires de l'Académie» (ebd. 1872) sowie in den «Awarischen Texten» (ebd. 1873) bearbeitet worden ist.
s. Haverei. ^[= (Havarie, frz. avarie; engl. average; ital. avaria), im allgemeinen eine Bezeichnung ...]
(«die Herabkunft», «das Herabsteigen»),
im Sanskrit technischer Ausdruck für die Inkarnationen der Götter, besonders des Gottes Vishnu, dem zehn Avatara beigelegt werden (s. Vishnu).
Abkürzung von Avoirdupois (s. d.). ^[= (spr. awoahrdüpoa oder awwerdjupeus, abgek. Acdp.), der Name des engl. Handelsqewichts. Das ...]
s. Ave Maria. ^[= (lat.) oder Englischer Gruß (Angelica salutatio), der Gruß des Engels Gabriel an Maria (Luk. ...]
(spr. ehwbörri) oder Abury, Dorf bei Marlborough in der engl. Grafschaft Wiltshire, bekannt durch die gigantischen Reste eines sog. druidischen megalithischen Steindenkmals, das dem von Stonehenge (s. d.) ähnlich ist. Der mit einem Erdwall umgebene Kreis [* 2] mit etwa 450 m Durchmesser enthielt in seiner Vollständigkeit wohl 100 Steine, jeder von etwa 5,5 m Höhe und 800-1000 Ctr. Schwere, deren Zahl sich stetig vermindert hat (unter Karl II. 63, 1802 nur noch 17). Innerhalb dieses großen Kreises befanden sich zwei kleinere, jeder aus zwei konzentrischen Steinreihen bestehend; in der Mitte des einen stand ein einzelner Stein, in der Mitte des andern eine Gruppe von drei Steinen.
Einige Steine waren von ungeheurer Größe. Von dem Kreise [* 3] aus liefen zwei Alleen von Doppelreihen riesiger, aufreckt stehender Steine, jede über 1½ km lang, die eine (die sog. Kennet-Avenue) in südöstl. Richtung nach Overton (1,33 km lang, 16 m breit), wo sie mit einer kleinen elliptischen Aufstellung ähnlicher Steine endigte, die andere nach Westen, mit einem einzelnen Steine endigend. Das Dorf Avebury, innerhalb des großen Kreises, ist zum Teil aus den zertrümmerten Steinen dieser Kreise gebaut. 1 km südlich von dem großen Kreise der Silburyhügel, angeblich die größte künstliche Erderhöhung in Europa [* 4] (an der Basis 650 m im Umfange, 54 m hoch, an der Scheitelfläche 39 m im Durchmesser. Dieser künstliche Berg gehört nicht zu den Steinkreisen, doch ist seine Bestimmung, wie die der Steinkreise selbst, noch nicht enträtselt.
lettre grise (frz., spr. awäck lättr grihs'), s. Kupferstechkunst.
imperator, morituri te salutant (lat.), «heil dir Kaiser, die dem Tode Geweihten begrüßen dich», als Gruß der röm. Gladiatoren [* 5] an den Kaiser Claudius erwähnt in Suetons «Leben des Claudius» (Kap. 21).
1) Der nordwestlichste Distrikt der portug. Provinz Beira, hat 2908,61 qkm und (1890) 287551 E., d. h. 99 auf 1 qkm, ist fast ganz eben, waldreich, von der Vouga durchflossen, nur zum Teil bevölkert und angebaut und zerfällt in 59 Concelhos (Kantone). - 2) Hauptstadt des Distrikts Aveiro, Cidade und Bischofssitz, 64 km von Porto, an der Eisenbahn Lissabon-Oporto, hat (1890) 8660 E. und ist ein wichtiger Hafen- und Handelsplatz an der Mündung der Vouga, die einen großen, von sumpfigen Inseln und Bänken erfüllten Strandsee, die Ria de Aveiro, bildet, in dessen Morästen große Massen Seesalz gewonnen werden. Die Stadt, ihrer vielen Lagunen wegen wohl das portug. Venedig [* 6] genannt, besitzt vier Pfarrkirchen, ein großes Armenhaus mit einer schönen Kirche und ein Hospital. Der Ansfuhrhandel des Platzes mit Salz, [* 7] Öl, Wein und Orangen ist lebhaft. An der Küste befinden sich sechs große Etablissements für den hier stark betriebenen Sardinenfang. Die Umgegend erzeugt starke Weine, Getreide, [* 8] Öl, Gartenfrüchte.
Ä. wurde nebst der Umgegend von dem König Johann III. im 16. Jahrh. zu einem Herzogtum erhoben, das bis 1720 dem Hause Lancastro gehörte.
(spr. -ru), Dom José Mascarenhas, Herzog von, geb. 1708, war unter Johann V. von Portugal, [* 9] wie seine Vorfahren, Oberhofmeister des königl. Hauses und sehr einflußreich bei Hofe gewesen, unter König Joseph Emanuel aber durch Pombal zurückgedrängt worden. Aveiro galt nun für einen Führer Mißvergnügter, und die gleichfalls unzufriedenen Jesuiten schlossen sich an ihn an. In der Nacht vom 3. zum wurde auf den von seiner Maitresse zurückkehrenden König geschossen und derselbe verwundet.
Ein Ausnahmegericht erklärte den Herzog von den Marquis von Tavora und einige andere Personen, meistens Glieder [* 10] dieser Familien, für schuldig, die Jesuiten aber für die Anstifter des Attentats. Mehrere, darunter auch Aveiro nebst seinen Söhnen und seinem Schwiegersohne, wurden hingerichtet, ihre Güter eingezogen, die Jesuiten verbannt. Der Prozeß ist, nach Olfers («Über den Mordversuch gegen den König Joseph von Portugal», Berl. 1839), äußerst unregelmäßig geführt worden und der größere Teil der Verurteilten wahrscheinlich unschuldig gewesen. Unter der Regierung Marias I. hat eine Revision des Prozesses stattgefunden, und ein Erkenntnis vom das frühere Urteil in Bezug auf sechs Personen widerrufen und deren Rehabilitierung verfügt, diese hat indessen niemals stattgefunden.
(spr. -lallmáng), Friedr. Christian Benedikt, ein um das Polizeiwesen verdienter Schriftsteller, geb. zu Lübeck, [* 11] besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und studierte 1830-34 zu Jena [* 12] die Rechte. Nach Lübeck zurückgekehrt, wurde Avé-Lallemant Advokat, 1843 Obergerichtsprokurator. Die Herausgabe einer Polizeiordnung für Lübeck hatte 1851 seine Berufung an das Polizeiamt zur Folge, an dem er bis 1868 wirkte. Er starb in Marienfelde bei Berlin. [* 13] Als Ergebnis kriminalistischer, kulturhistor. und linguistischer Studien sowie reicher Erfahrungen veröffentlichte er ein Werk: «Das deutsche Gaunertum» (4 Bde., Lpz. 1858-62). Als Ergänzungen erschienen «Die Mersener Bockreiter des 18. und 19. Jahrh.» (Lpz. 1880) und «Der Magnetismus [* 14] mit seinen mystischen Verirrungen» (ebd. 1881). Von A.s sonstigen litterar. Arbeiten sind die kleinen Schriften «Die Krisis der deutschen Polizei» (Lpz. 1861, «Die Reform der Polizei in Hamburg» [* 15] (Hamb. 1862) und «Die norddeutsche Bundespolizei» (Berl. 1868) hervorzuheben. Später veröffentlichte Avé-Lallemant außer kleinern Abhandlungen (wie «Die Geheimschreibekunst», Lpz. 1875) mehrere Polizeiromane, wie «Die Mechulle-Leut'» (2 Bde., ebd. 1867; 2. Aufl. 1870),
«Der Erb- und Gerichtsherr» (3 Bde., Hannov. 1870),
«Herz und Geld» (3 Bde., ebd. 1871),
«Jada» (3 Bde., Dresd. 1878); auch verfaßte er eine «Physiologie der deutschen Polizei» (Lpz. 1882).
(spr. -lallmáng), Robert Christian Berthold, Bruder des vorigen, geb. zu Lübeck, studierte 1833-37 zu Berlin, Heidelberg [* 16] und Paris [* 17] Medizin und ging darauf nach Rio [* 18] de Janeiro, wo er sich als Arzt niederließ und später Mitglied des obersten Gesundheitsrats für Brasilien [* 19] wurde. Er kehrte 1855 nach Deutschland [* 20] ¶
zurück und wurde auf Humboldts Empfehlung Mitglied der österr. Novara-Erpedition, von der er sich jedoch in Rio wiederum trennte. Nachdem er hierauf 1858 und 1859 Reisen durch ganz Brasilien gemacht, ließ er sich in Lübeck nieder, wo er 10. Ott. 1884 starb. Außer einer Anzahl mediz. Schriften (z. B. über das Gelbe Fieber) und belletristischer Arbeiten veröffentlichte Avé-Lallemant «Reise durch Südbrasilien» (2 Bde., Lpz. 1859) und «Reise durch Nordbrasilien» (2 Bde., ebd. 1860). Auch lieferte er zu der von K. Bruhns herausgegebenen Biographie Alexander von Humboldts (Lpz. 1872) den dritten Abschnitt: «Humboldts Aufenthalt in Paris (1808-26)». Von weitern Schriften sind zu nennen: «Wanderungen durch Paris aus alter und neuer Zeit » (Gotha1877),
«Luiz de Camoens, Portugals größter Dichter» (Lpz. 1879) und «Wanderungen durch die Pflanzeilwelt der Tropen» (Bresl. 1880). - Nach Eduard Avé-Lallemant (geb. 1803, gest. in Lübeck), einem Vetter des vorigen, der lange Zeit am Botanischen Garten [* 22] in Petersburg [* 23] angestellt war, ist die Pflanzengattung Lallemantia benannt worden.
(spr. awelja-), Gertrudis Gomez de, span. Dichterin, geb. 1816 zu Puerto-Principe auf Cuba, kam 1836 nach Spanien, 1840 nach Madrid. [* 24] 1841 erschienen ihre «Poesias liricas», dann die Novellen «Sab» (1841),
«Des mujeres», «la baronesa de Joux» (1842),
«Espatolina» (1844). 1844 errang die Tragödie «Munia Alfonso» einen entschiedenen Erfolg (der Held war Vorfahr der Dichterin). 1846 vermählte sich Avellaneda mit Pedro Sabater, Gouverneur von Madrid, der im selben Jahre starb. Auf die Dramen «Saul» (1849),
«Recaredo» (1850) folgten 1852 das beifällig aufgenommene Lustspiel «La hija de las flores» und «La verdad vence apariencias», 1855 «Oráculos de Talia», 1858 «Tres amores» und mit ungewöhnlichem Beifall das Trauerspiel «Baltasar» (Belsazar). 1854 hatte den Obersten und Abgeordneten Verdugo Masieu geheiratet, begleitete ihn 1860 nach Habana, [* 25] wo er 1863 starb. Nun lebte sie bis zum Tode, zurückgezogen in Sevilla. [* 26] 1867 erschien noch «Devocionario», Gedichtsammlung. Eine Gesamtausgabe der «Obras literarias» mit Biographie und Kritiken (5 Bde., Madrid) erschien 1869-71.
(spr. awelja-),
Nicolas, argentin. Staatsmann, geb. studierte in Cordoba [* 27] und Buenos-Aires die Rechte, leitete dann mehrere Jahre die Redaktion des «Nacional» und wurde 1861 Professor der Staatswirtschaft an der Universität zu Buenos-Aires. Bereits seit 1860 mehrmals in die Legislatur gewählt, übernahm er bei dem Regierungsantritt des Präsidenten Sarmiento 1868 das Ministerium der Justiz, des Kultus und des Unterrichts. Unter seiner Leitung nahm das Unterrichtswesen großen Aufschwung. Als die Präsidentschaft Sarmientos ihrem Ende nahte und sein Vorgänger, der Unitarier Mitré, die Gewalt wieder an sich zu reißen suchte, stellten die Föderalisten im Frühjahr 1874 Avellaneda als Präsidentschaftskandidaten auf. Er wurde vom Kongreß zum Präsidenten proklamiert, legte dieses Amt nieder und wurde dann zum Senator des Staates Tucuman gewählt. Er starb
(ehemals Principato ulteriore).
1) Provinz in der ital. Landschaft Campanien, grenzt im N. an die Provinzen Benevent und Foggia, im O. an Potenza, im S. an Salerno und im W. an Caserta, hat 3649 (nach Strelbitskij 3034) qkm, (1881) 392619 E., 128 Kommunen und zerfällt in die drei Bezirke Ariano di Puglia (91042 E.), Avellino (181851 E.) und Sant' Angelo de' Lombardi (119726 E.). Die Provinz, durchaus gebirgiges Apenninland, wird vom Neapolitanischen Apennin von NW. nach SO. durchzogen; dieser bildet die Wasserscheide zwischen dem Adriatischen und Tyrrhenischen Meere. Im W. erhebt sich der Monte-Vergine (1480 m) und im S. der Monte-Cervialto (1809 m). Hauptflüsse sind der nach Westen zum Volturno gehende Calore mit dem Ufita und die ins Adriatische Meer fließenden Carapella und Ofanto.
Der Boden ist überall sehr fruchtbar, das Klima gesund, die Bodenproduktion reichlich und vortrefflich. Neben Getreide, Hülsenfrüchten, Kartoffeln und Wein werden Oliven, Obst, Hanf und Krapp angebaut; ferner besteht Viehzucht, [* 28] Kohlenbergbau und Fabrikation von Filz, Leinen, Leder und Würsten (Salami und Cervelatwurst). Die Gold- und Silberschläger von Solofra sind berühmt. Die Eisenbahnlinie Benevent-Foggia geht durch den nördlichsten Teil der Provinz.
2) A/(das Abellinum der Alten), Hauptstadt der Provinz Avellino, 48 km östlich von Neapel, [* 29] in 390 m Höhe, am Fuße des Monte-Vergine (1480 m), an der Zweiglinie Benevent-Cancello des Mittelmeernetzes, in der Quellgegend des Sabbato, in anmutiger Umgebung, gehört dem Fürsten Carracioli, ist Bischofssitz und hat (1881) 20485, als Gemeinde 22920 E., ein Lyceum, ein Theater, [* 30] einen Marktplatz mit schönem Obelisken; ferner Färberei, Fabrikation von Hüten, Tuch und Stühlen und einen starken Zwischenhandel. Berühmt ist Avellino wegen der in der Umgegend wachsenden guten Kastanien und großen Haselnüsse (Nuces abellinae), die dem Landmann oft das Brot [* 31] ersetzen. Früher betrug der Umsatz in frischen und gerösteten Nüssen jährlich 60000 Ducati. Westlich nahe bei Avellino liegt die als Wallfahrtsort berühmte Abtei di Monte-Vergine. - Avellino, 887 gegründet, war zeitweilige Residenz Kaiser Friedrichs II. und hat 1694, 1731 und 1805 erheblich durch Erdbeben [* 32] gelitten. Das alte Abellinum, eine Stadt der Hirpiner, lag weiter unterhalb bei der Ortschaft Atripalda, wurde aber von den Langobarden zerstört.
Francesco Maria, ital. Archäolog, geb. zu Neapel, studierte dort die Rechte, dann in Rom [* 33] Archäologie, übernahm den Lehrstuhl der griech. Litteratur an der heimischen Universität und leitete 1809-15 die Erziehung der Kinder Murats. Dann wirkte er als Advokat, ohne das Lehramt aufzugeben, und erhielt 1820 den Lehrstuhl der polit. Ökonomie, später den der Institutionen und der Pandekten. 1820 ward er mit Katalogisierung der reichen Münzsammlung des Museo Borbonico beauftragt.
Außer Beiträgen zu dem 1824 begonnenen Prachtwerke «Real Museo Borbonico» lieferte er für die Accademia Ercolanese, deren Sekretär [* 34] er 1832 ward, und die Accademia delle scienze, seit 1815 auch für die Società Pontaniana zahlreiche Abhandlungen; 1839 wurde er Direktor des Bourbonischen Museums und der Ausgrabungen. Avellino starb Mehrere seiner vielen wertvollen Schriften sammelte er in «Opuscoli diversi» (3 Tle., Neapel 1826-36). Er leitete auch das «Bulletino archeologico Napolitano» (6 Bde., ebd. 1843-48).
s. Avalon. ^[= # (spr. äwäll'n) oder südöstl. Halbinsel der brit.-nordamerik. Insel Neufundland, ...]
Maria (lat.) oder Englischer Gruß (Angelica salutatio),
der Gruß des Engels Gabriel an Maria (Luk. 1,28,. verbunden mit Luk. 1,42),.
ein ¶
203 nach den lat. Anfangsbuchstaben so benanntes Gebet der Katholiken zur Jungfrau Maria, das ursprünglich lautete: «Gegrüßt seist du, Maria (Ave Maria) voll der Gnade; der Herr ist mit dir: du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.» Als dem Vaterunser ebenbürtiges Laiengebet erscheint das in dieser Form mit dem erweiterten Kultus der Maria seit dem 11. Jahrh. Urban IV. setzte (1261) am Ende das Wort «Jesus» hinzu, und seit der ersten Hälfte des 16. Jahrh. fand das Gebet den jetzigen Abschluß: «Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unsers Todes, Amen.» Durch Anschlagen der Glocken (Angelus- oder auch Ave-Läuten genannt, s. Angelus) soll, einer Verordnung Johanns XXII. von 1326 gemäß, jeder Katholik diesen Gruß morgens, mittags und abends je dreimal zu beten aufgefordert werden.
Das bildet den Hauptbestandteil des Rosenkranzes (s. d.). 150 (Anmerkung des Editors: fehlerhaftes Faksimile beginnt )bilden (nach den 150 Psalmen) ein Psalterium Mariae und haben nach kath. Glauben eine hohe Gebetskraft.
s. Ibn ^[= Schams al-din Abû l'Abbâs Ahmed, angeblich ein Abkömmling der Barmekiden, geb. 1211 zu Arbela, ...] Bâddscha.
s. Hafer. [* 36]
Richard Heinr. Ludw., Philosoph, geb. in Paris, widmete sich zunächst dem Buchhandel, studierte sodann in Zürich, [* 37] Berlin und Leipzig [* 38] hauptsächlich Philosophie, habilitierte sich 1876 an der Universität Leipzig und wurde 1877 als ord. Professor der Philosophie nach Zürich berufen. Er giebt unter Mitwirkung von M. Heinze und W. Wundt die «Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie» seit ihrer Begründung heraus (Lpz. 1877 fg.).
Außer einigen kleinern Beiträgen für diese Zeitschrift veröffentlichte er: «Über die beiden ersten Phasen des Spinozischen Pantheismus und das Verhältnis der zweiten und dritten Phase, nebst einem Anhange über Reihenfolge und Abfassungszeit der ältern Schriften Spinozas» (Lpz. 1868),
«Philosophie als Denken der Welt gemäß dem Princip des kleinsten Kraftmaßes. Prolegomena zu einer Kritik der reinen Erfahrung» (ebd. 1876),
«Kritik der reinen Erfahrung» (2 Bde., ebd. 1888–90). In letzterm Werte wird zum erstenmal der Versuch durchgeführt, alles theoretische Verhalten (an sich und in seiner Beziehung zum praktischen sowie im allgemeinen dieses selbst) als bedingt durch analytisch bestimmte Änderungen des nervösen Centralorgans zu beschreiben und somit eine formale und allgemeine Theorie des menschlichen Erkennens (und Handelns) zu begründen. Weiter erschien noch: «Der menschliche Wertbegriff» (Lpz. 18##).
s. Gabirol. ^[= Salomo ben Jehuda (arab. Abu-Ajjub Suleiman ibn Jachja ibn Gabirol), jüd. Dichter, geb. um ...]
(spr. awángsch).
1) Bezirk im schweiz. Kanton Waadt, [* 39] hat (1888) 5327 E. in 13 Gemeinden. –
2) Avenches, deutsch Wifflisburg, Hauptstadt des Bezirks Avenches, 7,5 km südwestlich von Murten, in 463 m Höhe, auf einer Anhöhe über der sumpfigen Niederung, die die Broie vor ihrer Mündung in den Murtensee bildet, an der Linie Palézieur-Fräschels der Jura-Simplonbahn, hat (1888) 1864 E., darunter 107 Katholiken und 150 Israeliten, altes Schloß, jetzt Sitz der Justiz- und Ortsbehörde, eine aus röm. Quadern erbaute Kirche und ein Museum mit röm. Altertümern. – Avenches ist eine der ältesten Städte der Schweiz. [* 40]
Das alte Aventicum (auf Inschriften Colonia Julia Aventicorum), von dem das heutige Avenches nur die südwestlichste Ecke, etwa den (Anmerkung des Editors: fehlerhaftes Faksimile endet ) 10. Teil des Ganzen, ausmacht, war schon vor Cäsar Hauptstadt Helvetiens, stand unter Vespasian und Titus, die es zur röm. Kolonie erhoben, in seiner höchsten Blüte [* 41] und hatte 60000 E. Von seiner damaligen Ausdehnung [* 42] und Bedeutung zeugen die Überreste der alten Ringmauer, von deren zahlreichen Wachttürmen sich noch einer an der Ostseite erhalten hat, das jetzt noch erkennbare regelmäßig angelegte Straßennetz, die Wasserleitung, [* 43] die Trümmer eines Theaters und eines Amphitheaters, das Forum, [* 44] von dessen Halle [* 45] noch ein Mauerpfeiler, genannt le Cogognier, steht.
Die Blüte Aventicums wurde durch die Alamannen vernichtet, die 264 auf dem Wege von Gallien nach Italien [* 46] die Stadt eroberten und verheerten. Zwei Jahrhunderte später wurde dieselbe von den Hunnen nochmals zerstört. Seitdem erhob sich Aventicum nie mehr zur frühern Größe und Bedeutung, und als im 6. Jahrh. der Bischofssitz von Avenches nach Lausanne [* 47] verlegt wurde, sank es zum Landstädtchen herab. (Anmerkung des Editors: fehlerhaftes Faksimile beginnt ) Das jetzige Avenches wurde 1076 von Burkhard, Bischof von Lausanne, gegründet.
s. Avignon. ^[= (spr. awinnjóng). 1) Arrondissemeut im franz. Depart. Baucluse in der Provence, hat 534,62 ...]
s. Avenches. ^[= (spr. awángsch). 1) Bezirk im schweiz. Kanton Waadt, hat (1888) 5327 E. in 13 Gemeinden. – ...]
Hügel (Mons [* 48] Aventinus), einer der sieben Hügel Roms. Südwestlich vom Palatin, durch die Thalvertiefung des Circus Maximus von diesem getrennt, erbebt sich längs der Tiber die eigentliche Höhe des auf der sich gegenwärtig neben antiken und mittelalterlichen Bauresten die Kirchen und Klöster Sta. Sabina, San Alessio, Sta. Maria-Aventina oder del Priorato, Sta. Prisca und einige Weingärten befinden. Ein zweiter Hügel mit den Kirchen Sta. Balbina und San Saba, der sich südöstlich davon, durch eine schmale Thalsenkung geschieden, erhebt, wurde im ganzen Altertum mit zum gerechnet, aber bei der Augusteischen Regioneneinteilung zur 12. Region gezogen, während die Haupthöhe zur 13. kam.
Anfänglich unbewohnt, obwohl in den Servianischen Mauerring (s. Rom) aufgenommen, wurde der 455 v.Chr. den Plebejern zur Bebauung überlassen, und bis zu Ende der Republik wohnte auf ihm die Hauptmasse der Plebejer. Doch hatte schon Servius Tullius dort den Tempel [* 49] der Diana erbaut, der als latinisches Bundesheiligtum berühmt war. Auch sonst war der reich an Tempeln: es lag dort der von Sempronius Gracchus errichtete Tempel der Freiheit, ferner der Tempel der Dea Bona, einer der ältesten und berühmtesten Roms, und der der Juno regina, den Camillus nach der Eroberung von Veji erbaute;
nicht minder reich war der an mythischen Stätten, darunter die Höhle des Cacus am nördl. Fuße des Hügels und die Remuria oder die Stelle, wo Remus die Entscheidung des Vogelflugs erwartete.
Johannes, bayr. Geschichtschreiber, s. Turmair. ^[= Johannes, auch Thurmayr, bayr. Geschichtschreiber, geb. 4. Juli 1477 zu Abensberg, weshalb er ...]
Aventureros, Aventurier-Romane (spr. awangtürieh-), s. Abenteuer. ^[= ein aus dem franz. aventure (Ableitung vom mittellat. advenire für das klassische evenire) ...]
(frz., spr. awangtürieh, d. i. Abenteurer) oder Aventurierkaufleute, seit dem 16. Jahrh. Kaufleute, die, ohne eigene Mittel zu besitzen, mit erborgten Kapitalien Waren einkauften, welche an ferne Küsten geschafft und dort verwertet wurden (s. Großaventurhandel).
oder Avanturin, eine rötlichbraune Varietät des Quarzes, die entweder durch zarte, mit Eisenocker erfüllte Sprünge oder eingesprengte kleine Glimmerschüppchen, wodurch die Lichtstrahlen mannigfaltig gebrochen werden, einen ¶
Goldschimmer erhält. Seinen Namen hat er von der Ähnlichkeit [* 51] mit gewissen schillernden Glasflüssen (s. Aventuringlas), die durch Zufall (par aventure) dargestellt wurden. Man findet ihn am Ural, in Steiermark, [* 52] in der Gegend von Madrid u. s. w., und er wird zu Ringsteinen, Ohrgehängen, Dosen u. dgl. verarbeitet. Der Aventurinfeldspat oder Sonnenstein, der von Archangel und Ceylon [* 53] stammt, auch in der Nähe des Baikalsees und von besonderer Schönheit bei Tvedestrand am Kristianiafjord gefunden wird, ist eine Varietät des Oligoklases (einer Art triklinen Feldspats), die kleine gelblichrote Täfelchen von Eisenglanz eingeschlossen enthält und deshalb goldglänzendes Licht [* 54] reflektiert.
eine dem Aventurin (s. d.) an Aussehen ähnliche Art Steingut, bei deren Herstellung unter die Thonmasse etwas Goldglimmer gemischt wird.
s. Aventurin. ^[= oder Avanturin, eine rötlichbraune Varietät des Quarzes, die entweder durch zarte, mit Eisenocker ...]
Goldfluß, eine Glassorte, die auf dem Bruche und auf geschliffenen Flächen an unzählig vielen Punkten den eigentümlichen Lichteffekt des natürlichen Aventurins (s. d.) zeigt. Die kleinen, das Licht reflektierenden Flitterchen liegen in einer anscheinend hellbraunen Glasmasse, die nach einer Untersuchung von P. Ebell eine Lösung von metallischem Kupfer [* 55] in Glas [* 56] ist, aus der sich beim Abkühlen krystallinische Abscheidungen von Kupfer gebildet haben.
Das Aventuringlas wurde früher nur in den Glasfabriken der Insel Murano bei Venedig hergestellt und zu Schmucksachen [* 57] verarbeitet. In neuerer Zeit wird es in England, Frankreich und Deutschland hergestellt und ist wieder in Aufnahme gekommen, nachdem Pettenkofer die Darstellungsmethode beschrieben hat. Diese besteht darin, daß man Hämatinon (s. d.) mit Eisenfeile versetzt und nach dem Schmelzen möglichst langsam erkalten läßt. Dem Aventuringlas ähnlich ist Astralit (s. d.) und Chromaventurin. Bei dem letztern liegen in der grünlichgelben Glasmasse Krystallflitterchen von Chromoxyd.
(frz., spr. aw’nüh), Anfahrt, die mit Bäumen besetzte Zufahrtstraße zu einem Gebäude;
auch für jede breite und prächtige Straße gebraucht.
pia anima, s. Have pia anima.
(lat., «vom Verbum»),
in der lat. Grammatik die Aufzählung der vier Grundformen eines Verbums (erste Person des Indikativs im Präsens, z. B. amo, ich liebe; erste Person des Indikativs im Perfekt amavi, Supinum amatum und Infinitiv amare), aus denen sich die übrigen Konjugationsformen ableiten lassen.
Der Ausdruck stammt daher, daß die frühern Grammatiker eine beliebige Verbalform (z. B. amat, er liebt) regelmäßig in folgender Weise erklärten: amat, dritte Person Singularis Indicativi Praesentis Activi a verbo amo, amavi, amatum, amare.
See, s. Avernus. ^[= Averner See (grch. Aornos, d. i. der Vogellose), ital. Kratersee in der Nähe von Cumä, Puteoli ...]
Averner See (grch. Aornos, d. i. der Vogellose), ital. Kratersee in der Nähe von Cumä, Puteoli und Bajä (jetzt Lago d’Averno), bis 65 m tief und fast ganz von steilen und waldigen Höhen eingeschlossen. Seine mephitischen Dünste töteten angeblich die darüberfliegenden Vögel. [* 58] Hierher verlegte man Homers Eingang in die Unterwelt, hier waren der Hain der Hekate [* 59] und die Grotte der berühmten cumäischen Sibylle, welchen Namen noch jetzt eine der Grotten am südl. Ufer des Sees führt. Agrippa ließ zur Zeit des Augustus die dichten Wälder lichten und durch Coccejus einen Tunnel [* 60] durch den Monte-Grillo nach Cumä führen, der die Verbindung mit dem Lucrinersee und dem Meere herstellte, aber 1538 n. Chr. durch die Entstehung eines Vulkans in der Nähe, des Monte nuovo, fast völlig verschüttet wurde.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Oxalideen (s. d.) mit nur zwei ostind.-chines. Arten, die nicht selten in den Warmhäusern ihrer merkwürdigen Früchte halber gezogen werden: Averrhoa Bilimbi L. und Averrhoa Carambola L. Beide sind Sträucher mit gefiederten Blättern und in Trauben gestellten purpurnen Blüten.
Die weinsäuerlichen Früchte der kultivierten Averrhoa Carambola (Baumstachelbeeren) werden eingemacht und gegessen, die des wilden Baums sind so sauer, daß man sie in Ostindien [* 61] zum Einpökeln des Fleisches benutzt.
(Averrhoes), eigentlich Ibn Roschd (Abul-Walîd Mohammed ibn Ahmed Ibn Roschd), mohammed. Philosoph, wurde 1126 zu Cordoba geboren, wo sein Vater das Amt eines Oberrichters bekleidete. Er genoß den Unterricht der ausgezeichnetsten Gelehrten seiner Zeit und stand in Verkehr mit seinen berühmten Zeitgenossen Ibn Tofail und Ibn Zohr (Avenzoar); er war sowohl in der mohammed. Theologie und im Fikh (s. d.) als auch in der Philosophie und Medizin hervorragend, stand bei den zeitgenössischen Almohadenfürsten (namentlich bei Abû Ja’kûb Jussuf und seinem Nachfolger Ja’kûb al-Manßur) in großem Ansehen und bekleidete hohe Ämter in Sevilla, Cordoba und Marokko. [* 62]
Durch die Intriguen neidischer Gegner, die seine Rechtgläubigkeit verdächtigten, fiel er in Ungnade, wurde seiner Ämter entsetzt und lebte verbannt in der Judenstadt Elisena oder Lucena bei Cordoba. 1198 ward er wieder an den Hof [* 63] nach Marokko berufen, starb aber bald darauf zu Marokko. Averroës zeichnete sich als Kommentator Aristotelischer Schriften aus; seine ins Hebräische und Lateinische übersetzten Werke sind die Quelle, [* 64] aus der der durch das Medium neuplatonischer Auffassungen hindurchgegangene Aristotelismus zu den christl. Scholastikern Frankreichs und Italiens [* 65] gedrungen ist.
Die meisten seiner Schriften sind nur in hebr. und lat. Übersetzungen erhalten. Seine Kommentarien zum Aristoteles erschienen lateinisch in einer Ausgabe des Aristoteles (11 Bde., Vened. 1560‒62). Sein mediz. System wurde unter dem Namen «Colliget» (eine Verstümmelung des arab. Titels «Kullijât», d. i. «Universalia») in das Lateinische übersetzt und öfters gedruckt (Vened. 1482 und 1514); auch auf dem Gebiete der Astronomie [* 66] hat Averroës Schriften hinterlassen.
In der mohammed. Theologie ist er besonders durch seine Gegenschrift gegen Al-Ghazzâlis Streitschrift gegen den Aristotelismus («Destructio philosophorum») berühmt; diese («Destructiones destructionum», lat. Übersetzung gedruckt Vened. 1497, 1529 und in den «Opera Averrois», Bd. Ⅸ) ist zusammen mit Ghazzâlis Angriff und einer auf Befehl Mohammeds des Eroberers verfaßten Schrift des Chodschazade im Original herausgegeben (Kairo [* 67] 1303 der Hidschra). Denselben Kampf gegen den Nationalismus der Asch’ariten (s. d.) führt Averroës auch in seiner «Philosophie und Theologie» (hg. von M. J. Müller, Münch. 1858; deutsch von demselben, ebd. 1875). Die Kommentare des Averroës zu Aristoteles’ Poetik (Pisa [* 68] 1872) und Rhetorik (Flor. 1878) gab Lasinio, seine Abhandlung «Über die Möglichkeit der Konjunktion» Hannes (Halle 1892 fg.) heraus. –
Vgl. Lasinio, Studii sopra Averroës (Flor. 1875);
Renan, Averroës et ¶
l’Averroïsme (Par. 1852; 2. Aufl. 1860);
Werner, Der Averroismus in der christl.-peripatetischen Psychologie des spätern Mittelalters (Wien [* 70] 1881).
und Revérs (lat.), die Bezeichnungen für die beiden Seiten eines Münzstücks, deutsch Vorder- (Bildnis-) und Rückseite, auch Haupt- und Kehrseite.
Für Avers gebrauchen die franz. Numismatiker in neuerer Zeit auch den Ausdruck droite.
ein Hochthal im Bezirk Hinterrhein des schweiz. Kantons Graubünden, liegt nördlich vom Bergell, westlich von Oberhalbstein und öffnet sich mit seiner untern Stufe, dem Ferrerathal, unterhalb der Felsenge Rofna gegen das von der Splügenstraße durchzogene Schamserthal (Hinterrhein). Rings von den teilweise vergletscherten, über 3000 m hohen Bergmauern der Oberhalbsteiner Alpen [* 71] (Piz Platta 3386 m, Gletscherhorn 3106 m, Blesehorn 3048 m) umgeben, mit den benachbarten Thälern nur durch rauhe Bergpfade (Passo della Duana 2800 m, Forcellina 2673 m, Stallerberg 2584 m) verbunden, ist das Avers ein stilles, wenig besuchtes Wiesenthal, ziemlich einförmig, im obern Teile baumlos, ohne Feldbau, aber mit üppigem Graswuchs, reich an Gemsen, Murmeltieren, Schnee- und Steinhühnern, hier und da auch von Bären heimgesucht.
Der Thalbach, der Averserbach oder der Averserrhein, ein wildes Bergwasser, entspringt mit zwei Quellen im Jufer- und im Bregagliathale, durchfließt in tiefer Rinne zwischen den steilen Grashalden der Thalflanken das Avers, empfängt links den Madriserrhein und an der Grenze von und Ferrera den Leibach aus dem ital. Valle di Lei, durchbricht dann die Felsklüfte des Ferrerathals, in welchen er eine Reihe prächtiger Stromschnellen und Wasserfälle bildet, und mündet nach 30 km langem Laufe 2,5 km oberhalb Andeer in den Hinterrhein.
Mit seinem Seitenthale Madris zählt das in mehrern Dörfchen, Weilern und einzelnen Höfen 285 reform. E. deutscher Zunge, deren einzige Erwerbsquelle die Alpwirtschaft ist. Der Hauptort Cresta mit der Thalkirche liegt in 1949 m Höhe auf der rechten Thalseite am Fuße des Weißbergs (3044 m) und ist eins der höchsten Pfarrdörfer der Alpen. Im S. von den Italienern des Bergells, im O. von den Italienern und Romanen des Oberhalbsteinerthals, im N. von den Romanen des Ferrerathals und im W. von den Italienern des Val di Lei umgeben, bilden die Averser oder Avner eine deutsche Sprachinsel, deren Ursprung bald auf Einwanderung freier Walser, bald auf eine hohenstaufische Kolonie zum Schutz der Pässe zurückgeführt wird.
im Altertum Atella, Stadt im Kreis Caserta der ital. Provinz Caserta, in orangen- und weinreicher, an schönen Villen reicher Gegend, an der Linie Foggia-Neapel des Adriatischen Eisenbahnnetzes, mit Straßenbahn nach Neapel, gut gebaut, ist Sitz eines Bischofs, hat (1881) 21473E.; in Garnison die 1., 2., 5., 6. Eskadron des 19. Kavallerieregiments; eine Kathedrale mit Kuppel in normann. Stil, neun Pfarrkirchen und viele Klöster, eine treffliche Irrenanstalt (Morotrosio) und ein ausgezeichnetes Waisen- und Findelhaus (San Lorenzo).
Die Stadt ist berühmt durch ihren moussierenden Weißwein (Asprino), ihre Früchte, Melonen und Mandelkuchen, durch Ölbau und Seidenzucht. – Das alte Atella, früher von Oskern, dann von Campanern bewohnt, mußte seinen Abfall zu Hanibal (211 v. Chr.) schwer büßen, indem an die Stelle der nach Calatia verwiesenen Bewohner Neubürger aus Nuceria in Avérsa angesiedelt wurden. Später wurde es röm. Municipium, zuletzt Kolonie. Der an sich unbedeutende Ort verdankte seine Berühmtheit den Atellanen (s. d.). In der Völkerwanderung wurde die Stadt zerstört. An ihrer Stelle wurde das jetzige Avérsa 1027 von den Normannen auf einem ihnen vom Herzog Sergius Ⅲ. von Neapel geschenkten Gebiet erbaut; Kaiser Konrad Ⅱ. bestätigte ihrem Führer Rainulf, der ihn als Lehnsherrn anerkannte, 1038 den Titel eines Grafen von Avérsa. Die Grafschaft wurde 1061 mit dem Fürstentum Capua vereinigt.
(vom lat. Aversum, Abfindungssumme) der Zollausschlüsse (s. d.), die Beiträge, welche die außerhalb der gemeinschaftlichen Zollgrenze liegenden Gebiete des Deutschen Reichs an Stelle der Zölle und Verbrauchssteuern nach Art. 38 der Reichsverfassung zu den Ausgaben des Reichs zu leisten haben. Die Berechnung der Avérsen erfolgt nach dem Verhältnisse der ortsanwesenden Bevölkerung [* 72] zu den Nettoeinnahmen des Reichs an Zöllen und Verbrauchssteuern, jedoch dergestalt, daß zur Ausgleichung der höhern Verbrauchsfähigkeit der städtischen Bevölkerung der Zollausschlüsse für diese noch ein Zuschlag in Ansatz kommt, der z.B. in Bremen [* 73] und Hamburg 5 M., in Altona, [* 74] Wandsbeck, Bremerhaven, Geestemünde und Brake 3 M. für den Kopf beträgt. An dem in den Reichshaushaltsetat unter den Einnahmen einzustellenden Erträgnisse der Avérsen haben, insofern dieselben die Steuern von Bier ersetzen sollen, Bayern, [* 75] Württemberg, [* 76] Baden [* 77] und Elsaß-Lothringen [* 78] keinen Teil, weil diese Staaten in Bezug auf die genannten Objekte sich nicht in der Steuergemeinschaft befinden, wie es früher auch mit dem Branntwein der Fall war.
Averserrhein, s. Avers. ^[= # ein Hochthal im Bezirk Hinterrhein des schweiz. Kantons Graubünden, liegt nördlich vom Bergell, ...]
(lat.), das Sichabwenden von etwas;
Abneigung, Widerwille;
auch eine rhetorische [* 69] Figur, die darin besteht, daß man den Angeredeten (vgl. Apostrophe), ohne daß er die Absicht merkt, vom vorliegenden Gegenstand ablenkt.
Aversum, eine als Inhalt einer Gegenleistung bei Verträgen gedachte Geldsumme, welche, ohne nach den einzelnen Bestandteilen des dafür zu Empfangenden gemessen zu werden (per aversionem, d. h. abgewandten Gesichts), in Bausch und Bogen, [* 79] in runder Summe bewilligt wird.
Besonders wichtig ist der Kauf in Bausch und Bogen, da für diesen hinsichtlich der Gewährleistung des Verkäufers besondere Grundsätze gelten, während im übrigen noch die Partikularrechte den Aversionalkauf nicht anders als den gewöhnlichen Kauf behandeln.
s. Avers. ^[= # ein Hochthal im Bezirk Hinterrhein des schweiz. Kantons Graubünden, liegt nördlich vom Bergell, ...]
(lat.), s. Aversionalquantum ^[= Aversum, eine als Inhalt einer Gegenleistung bei Verträgen gedachte Geldsumme, welche, ohne ...] und Aversen.
(frz.), benachrichtigen, aufmerksam machen.
(frz., spr. awertißmáng), Nachricht, Anzeige, Bekanntmachung. Über Avertissement beim militär. Kommando s. d. – Avertissementsposten, Benachrichtigungsposten, im Feldwachtdienst Zwischenposten, welche aufgestellt werden, wenn der Posten vor dem Gewehr (Schnarrposten) die Linie der Doppelposten (Vedetten) nicht übersehen kann; sie haben den Zweck, die in der Postenlinie bemerkten Vorgänge oder von dort her gegebene Zeichen der Feldwache mitzuteilen. Die Anwendung von Avertissementsposten macht die ganze Maschinerie sehr verwickelt und ist deshalb nur bei ganz systematisch angeordneten, auf längere Zeit berechneten Vorpostenstellungen unter Umständen ¶
anzuwenden. Bisweilen versteht man darunter auch dasselbe wie unter Observationsposten (s. d.).
(spr. awähn).
1) Arrondissement im franz. Depart. Nord, hat 1400,66 qkm, (1891) 207779 E., 153 Gemeinden und zerfällt in die 10 Kantone Avesnes-Nord (130,46 qkm, 13184 E.), Avesnes-Sud (152,50 qkm, 17181 E.), Bavai (127,18 qkm, 17086 E.), Berlaimont (87,82 qkm, 10897 E.), Landrecies (114,63 qkm, 16099 E.), Maubeuge 209,63 qkm, 54587 E.), Le [* 81] Quesnoy-Est (180,18 qkm, 13720 E.), Le Quesnoy-Ouest (79,78 qkm, 14492 E.), Solre-le-Château (134,83 qkm, 12618 E.), Trélon (183,65 qkm, 37915 E.).
2) Hauptstadt (bis 1867 befestigt) des Arrondissements Avesnes, an der Helpe und der Linie Anor-Valenciennes der Franz. Nordbahn, hat (1891) 5257, als Gemeinde 6495 E., in Garnison das 84. Infanterieregiment, eine Kirche mit einem 60 m hohen, viereckigen, krenelierten Turme und achteckiger Kuppel, ein Museum, eine Bibliothek, ein Kommunalcollège, eine Archäologische und eine Ackerbaugesellschaft. Ferner bestehen Fabrikation von Öl, Seife, Met, Nägeln und Kurzwaren; Salzraffinerie, Brauerei und Lohgerberei, sowie Handel mit Holz, [* 82] Marmor, Schiefer, Kalk, Leinen, Hopfen, [* 83] Leder, Steinkohlen, Wein und Branntwein. – Der Ort, im 11. Jahrh. entstanden, bildete früher eine eigene Herrschaft im Hennegau, wechselte aber mehrfach den Herrn und kam 1432 an Burgund.
Nach Karls des Kühnen Tode wurde Avesnes 1477 von Ludwig ⅩⅠ. erobert und zerstört, gelangte jedoch an das Haus Habsburg; 1559 nahmen es die Spanier, 1580 die Holländer ein. Im Pyrenäischen Frieden wurde es 1659 an Frankreich abgetreten und dann von Vauban neu befestigt. Am ward von den Preußen [* 84] beschossen und musste sich an demselben Tage ergeben. – 3) Avesnes-le-Sec, Gemeinde im Kanton Bouchain, Arrondissement Valenciennes des franz. Depart. Nord, hat 1838 E., Zuckerfabrik. Der franz. General Claye ging am mit 7‒8000 Mann und 20 Geschützen von Cambrai aus zum Entsatze von Le Quesnoy vor und stieß bei Avesnes auf die österr. Vortruppen, ging aber, als diese Verstärkung [* 85] erhielten, zurück, worauf die Österreicher mit 2000 Reitern angriffen. Der Verlust der Franzosen an Toten und Verwundeten war sehr bedeutend.
s. Zendavesta.
Kirchspiel und bedeutendes Eisenwerk im südöstl.
Teil der schwed. Landschaft Dalarna (Län Kopparberg), an der Dal-elf.
Nach Avesta ward seit alter Zeit das Kupfer von Falun geführt, um hier gereinigt zu werden;
1644‒1831 wurden zu Avesta sämtliche Kupfermünzen Schwedens geprägt.
(spr. -strúhß), Name des Pampastraußes in Argentinien. ^[= s. Argentinische Republik.]
(spr. awäróng), Fluß im südl. Frankreich, entspringt am Fuße des Kalkbergs Tour de Sermeillets, im SO. von Séverac, durchfließt in vorherrschend westl. Richtung das Depart. und fällt unterhalb Montauban im Depart. Tarn-et-Garonne, nachdem er durch den Viaur verstärkt und 45 km vor der Mündung schiffbar geworden, nach einem 240 km langen Laufe in den Tarn.
(spr. awäróng), Departement im S. von Frankreich, nach dem gleichnamigen Flusse benannt, umfaßt die alte Landschaft Rouergue, grenzt im N. an das Depart. Cantal, im S. an Hérault und Tarn, im O. an Lozère und Gard, im W. an Tarn-et-Garonne und Lot, hat 8743,33 (nach Berechnung des Kriegsministeriums 8770) qkm, (1891) 400467 E., darunter 519 Ausländer, und zerfällt in die 5 Arrondissements Espalion, Millau, Rodez, St. Affrique und Villefranche, mit 43 Kantonen und 302 Gemeinden.
Hauptstadt ist Rodez (s. d.). Das Departement, eines der gebirgigsten Frankreichs, zwischen dem Hochlande der Auvergne und den Cevennen gelegen, neigt sich mit der Vorterrasse der Rouergue nach SW. zur Garonne hin, deren Stromgebiet das Departement zugehört. Zwischen den von O. nach W. strömenden Flüssen Lot mit Truyère und Dourdou, Aveyron mit Viaur, und Tarn mit Jonte, Dourbie, Cernon, Dourdou und Rancé setzen vielarmige Verzweigungen des Cevennensystems quer durch das Land, von denen im N. des Lot das Aubracgebirge 1471 m, zwischen Viaur und Tarn das wildzerrissene Plateau Lévezou 1100 m erreicht.
Merkwürdige pyramidale Felsbildungen zeigen sich zwischen Tarn, Jonte und Dourbie im SO. des Departements. Den eigenartigen Charakter des Landes bilden die Causses (s. d.), die ausgedehnten hohen Kalkplateaus, ohne Wald, ohne Wasser und ohne Menschen, nur reich an wohlriechenden Kräutern, die ein vortreffliches Schaffutter sind. Das Klima ist, namentlich im O. und N., kalt und rauh, jedoch gesund. Nur im mildern W. liefert der Weinstock einen mittelmäßigen Wein (1883‒92 durchschnittlich jährlich 167326 hl auf 143,50 qkm, 1893 nur 102173 hl), während nördlich vom Lot nur Roggen (1893: 440000 hl) und Hafer, in den übrigen Thälern auch andere Getreidearten (1893: 305600 hl Weizen), Obst, Kastanien, Kartoffeln und Trüffeln gedeihen.
Das unbebaute Land bietet Weiden für die zahlreichen Herden. Die Schafe [* 86] liefern jährlich an 2 Mill. kg Wolle zur Ausfuhr, ferner Milch zur Bereitung von Käse, der als Käse von Roquefort in den Handel kommt und einen jährlichen Umsatz von 1 Mill. Frs. erzielt. Bedeutend ist der Reichtum des Landes au Mineralien [* 87] und Mineralquellen; doch ist die Ausbeutung von Metallen jetzt geringer als in frühern Zeiten. Neben Steinkohlenlagern, welche (1893) 900553 t lieferten, und großen Kalkflözen giebt es vornehmlich Eisen [* 88] (1893: 11549 t) und Alaunschiefer sowie auch Blei, [* 89] Kupfer, Zink, Vitriol, Antimon.
Ein beträchtlicher Teil der Einwohner ist im Bergwerks- und Hüttenbetrieb beschäftigt. Außerdem finden sich vorzüglich Papiermühlen, Seiden- und Baumwollspinnereien, Gerbereien, Wollzeug- und Teppichwebereien u. s. w. Das Departement besitzt 598,3 km National-, 836,7 km Departementalstraßen, 282,3 km Eisenbahnen (Orléans- und Südbahn) und an Unterrichtsanstalten ein Lyceum und zwei Kommunalcollèges. Die Volksbildung steht über dem Landesdurchschnitt. 1891 waren von 3430 Rekruten 111 Analphabeten, und 1887 konnten bei 2809 Eheschließungen 184 Männer und 523 Frauen ihren Namen nicht schreiben.
de Castēra Macaya (spr. aw’sack), Marie Amand Pascal d’A., franz. Geograph, geb. zu Tarbes, war erst Jurist, wandte sich aber in Paris ganz der Erdkunde [* 90] zu, war 1833‒35 Generalsekretär der dortigen Geographischen Gesellschaft, sechsmal Präsident, seit 1873 Ehrenpräsident der Centralkommission und Mitglied des Instituts. Er starb zu Paris. Seine wichtigsten Schriften sind: «Essais historiques sur le Bigorre» (2 Bde., Bagnères 1823),
«Études de géographie critique sur une partie de l’Afrique ¶