(spr. ahstinn),Alfred, engl. Schriftsteller, geb. in Headingley hei
Leeds,
[* 4] aus kath. Kaufmannsfamilie, im Jesuitenkolleg
Stonyhurst und im kath. Collège
Ste. Marie in
Frankreich erzogen, graduierte 1853 an der
LondonerUniversität, erwarb 1857 ebenda das Advokaturrecht, schriftstellerte jedoch seit 1861 ausschließlich,
teils journalistisch in konservativem
Sinne, teils dichterisch, meist auf dem Felde der Satire. Er war viele Jahre Mitarbeiter
der «Quarterly Review» und des
«Standard», auch1869-70 dessen Korrespondent vom
VatikanischenKonzil und 1870-71 aus dem preuß.
Hauptquartier.
Parteigänger
Beaconsfields, bekämpfte er
Gladstones «Bulgarian horrors» in
«Tory horros» (1870). 1857 veröffentlichte
Austin ein Gedicht «Randolph» (anonym),
1858 den
Roman«Five years of it», dem 1864 «An artist's proof», 1865 «Won
by a head», 1877 «Leszko the bastard» (polenfreundlich wie
A.s anonymes Erstlingsgedicht «Roland», 1854) folgten.
Allgemeiner
bekannt wurde er durch die Satire «The season» (Lond.
1861; 3. umgearbeitete Aufl. 1869),
die ihm wegen der Verspottung des
Londonerhigh life scharfe
Angriffe zuzog. Auf diese erwiderte
das Gedicht «My satire and its censor» (1861). Außerdem schrieb er «The
huma tragedy, a poem» (1862; umgestaltet 1876
u. 1889),
«The golden age, a satire» (1871),
«Romeo r death,
a poem» u. a. Lyrisches bot in " Interludes»
(1872),
Dramatisches mit «The tower of
Babel» (1874) und «Savonarola» (1881);
gesammelt erschienen «Poetical works» (6 Bde.,
Lond. 1890-91). Als scharfen Kritiker zeigten Austin seine «Vindication
of Lord
Byron» (1869) und ferner seine
Aufsätze «The poetry of the period» (1870).
Austin lebt zu
Ashford und ist Herausgeber der Zeitschrift «National Review».
(spr. ahstinn),Sarah, geborene
Taylor, engl. Schriftstellerin, geb. 1793 zu
Norwich,
[* 5] seit 1820 Gattin des
LondonerAdvokaten und Schriftstellers John Austin, erwarb eine gründliche Kenntnis der deutscheu
Sprache
[* 6] und Litteratur und gewamm für sie in England weite
Teilnahme, besonders durch «The travels of a
German prince» (Lond.
1832),
eine
Übersetzung der
«Briefe eines Verstorbenen» des Fürsten Pückler-Muskau, «Characteristics
of
Goethe» (3 Bde., Lond. 1833)
nach J. D.
Falk u. a. Sodann folgten
Übersetzungen von Rankes«Röm. Päpsten» (1840) und seiner
«Deutschen
Geschichte im Zeitalter der
Reformation», ferner die " Collection of fragments from the
German prose writers» (1841) und «Sketches
of
Germany from 1760 to 1814» (1854). Austin hielt sich viel in
Deutschland
[* 7] auf, namentlich in
Dresden
[* 8] und in
Weimar,
[* 9] und übertrug
die
Biographie der ihr in
Deutschland bekannt gewordenen Herzogin von
Orléans
[* 10] von der Gräfin d'Harcourt
(1859). Von ihren übrigen
Schriften sind «Considerations on national education» (Lond.
1839) und «Letters on
girls' schools» geschätzt. Sie starb zu
Weybridge über der Herausgabe der «Lectures on jurisprudence» ihres 1859 gestorbenen
Gatten.
Der
Mangel einer festen und kraftvollen Gerichtsverfassung in
Deutschland, welcher
seinen vornehmsten
Grund in der Schwäche der kaiserl. Macht, besonders nach dem Falle der Hohenstaufen hatte,
nötigte die Fürsten, Prälaten,
Städte und Ritter, vorzüglich im südl.
Deutschland, zu ihrer Sicherheit vielfache
Verbindungen
zu schließen, deren wesentliches
Geschäft es war, für die Streitigkeiten untereinander Schiedsrichter
aufzustellen, durch welche eine gütliche Beilegung oder eine rechtliche
Entscheidung eingeleitet werden konnte.
Man nannte dies
Austräge. Solche wurden z. B. 1424 durch die Kurfürsten unter sich festgesetzt. Als
endlich durch die
Anerkennung eines
Ewigen Landfriedens 1495 den
Fehden und der bewaffneten Selbsthilfe ein Ende gemacht werden
sollte, war damit die Gründung eines allgemeinen obersten Gerichts für Streitigkeiten unter und mit
den unmittelbaren
Angehörigen des
Reichs notwendig verknüpft, und das Reichskammergericht kam gleichzeitig zu stande. Doch
behielten die
Stände noch ihre bisherigen
Austräge und das
Recht, solche auch in Zukunft vertragsmäßig zu errichten. So
gab es gesetzliche,
d. i. durch eine allgemeine Rechtsnorm bestimmte, und gewillkürte,
d. i. auf
Vertrag
gegründete, und es gab privilegierte
Austräge, d. h. solche, welche der
Kaiser den meisten Reichsstädten und andern
Angehörigen
des
Reichs verwilligt hatte. Im Rheinbunde wurde die
Entscheidung der Streitigkeiten einer Bundesversammlung übertragen, welche
aber nie zu stande kam. Im
DeutschenBunde ward diese richterliche Gewalt für Streitigkeiten zwischen
den Bundesgliedern gleichfalls der Bundesversammlung übertragen, welche alle Zwiste durch Kommissarien aus ihrer Mitte gütlich
beilegen, für die nötig werdende rechtliche
Entscheidung aber eine wohlgeordnete Austrägalinstanz aufstellen sollte.
Österreich
[* 11] und
Preußen
[* 12] bemühten sich schon auf dem
WienerKongresse, ein bleibendes Gericht für diese
wichtigen Angelegenheiten zu stande zu bringen; allein andere
Staaten zogen eine wechselnde Einrichtung vor, welche durch
die Bundestagsbeschlüsse vom und vom sowie durch die
Wiener Schlußakte ihre weitere Ausbildung erhielt.
Das Wesentliche bestand darin, daß der verklagte
Teil dem klagenden drei unparteiische Bundesglieder vorschlug,
woraus der Kläger einen zu erwählen hatte, welche
Wahlen hei Zögerung des dazu berechtigten
Teils auf die Bundesversammlung
selbst übergingen.
Das oberste Gericht des erwählten Bundesgliedes mußte alsdann die rechtliche Verhandlung und
Entscheidung des Streits nach
den bei ihm geltenden Prozeßnormen im
Namen und statt der Bundesversammlung vornehmen und das Erkenntnis
bekannt machen, wogegen nur eine Restitution wegen neu aufgefundener
Beweismittel zulässig war. Für die Vollziehung sorgte
die Bundesversammlung nach der Exekutionsordnung vom Durch die
Wiener Schlußakte wurde dieser Austrägalgerichtsbarkeit
der Bundesversammlung noch die wichtige
Ausdehnung
[* 13] gegeben, daß sie auch dann eintreten sollte, wenn Forderungen von Privatpersonen
deshalb nicht befriedigt werden könnten, weil die Verpflichtung, denselben Genüge zu leisten, zwischen mehrern
¶
mehr
Bundesgliedern zweifelhaft oder bestritten wäre. Ein Bundesbeschluß vom bestimmte das Verfahren bei den Austrägalgericht näher,
und zwei andere Beschlüsse, vom und vom bezogen sich auf einzelne prozessualiscbe Handlungen bei denselben.
Ein einstimmiger Beschluß der Bundesversammlung in der Plenarsitzung vom setzte noch ein
besonderes Schiedsgericht zur subsidiären Entscheidung der Irrungen zwischen Regierungen und Ständen ein, wovon auch die
Bundesglieder bei Streitigkeiten unter sich Gebrauch machen könnten. Dasselbe ist aber nie praktisch geworden, weil seine
Zusammensetzung den Landständen zu wenig Garantie gab für eine unparteiische Rechtspflege.
Vgl. Leonhardi, Das Austrägalverfahren
des Deutscheu Bundes (2 Bde., Frankf. 1838-45).
Nach der gegenwärtigen Verfassung des DeutschenReichs (Art. 76) werden Streitigkeiten zwischen verschiedenen Bundesstaaten,
sofern dieselben nicht privatrechtlicher Natur und daher von den kompetenten Gerichtsbehörden zu entscheiden sind, auf Anrufen
des einen Teils von dem Bundesrate erörtert, und wenn es diesem nicht gelingt, die Sache anderweitig zu
erledigen, durch ein Reichsgesetz geordnet.
[* 16] der fünfte und kleinste Erdteil. (Hierzu eine Karte: Australien.)
Name. Das Wort Australien bedeutet Südland. Früher verstand man darunter im weitern Sinne das ausgedehnte, im stillen Ocean von den
Grenzen
[* 17] Asiens und dem Indischen Ocean bis zu den KüstenAmerikas zerstreut liegende Inselgebiet, jetzt nur
das große insulare Festland, ehedem Neuholland genannt, sowie die InselTasmanien, und bezeichnet die übrige hierher gehörige
Inselwelt als Oceanien (s. d.). Die Engländer rechnen außerdem zu Australien noch
Neuseeland (s. d.).
Lage, Grenzen und Umfang. Australien erstreckt sich vom östlichsten Punkte, dem KapByron (153° 40' östl. L.), bis zum westlichsten,
dem Steep-Point (113° 6' östl. L. von Greenwich), durch 40 Längengrade (4300 km), und von
seinem nördlichsten Punkte, dem KapYork 10° 43' südl. Br.), bis zu seinem südlichsten, dem Kap Wilson (39° 9' südl. Br.),
etwa durch 28½ Breitengrade (3180 km) weit. In diesem Umfange hat Australien eine Fläche von 7627832, mit Tasmanien
7695726, mit Tasmanien und Neuseeland (samt Chatham-Inseln) 7965158 qkm. Seine Gestalt ist eine
ziemlich gerundete. Es wird bespült im O. vom Stillen Ocean, im W. vom Indischen Ocean, im N. von der Arafurasee und im S.
von den Ausläufern des südl. Eismeers.
Küsten. An der Nordküste zwischen den Halbinseln Arnhem-Land und York im O. findet sich der tiefste Küsteneinschnitt,
der Carpcntariagolf, und westlich von Arnhem-Land der zum Cambridgegolf und zum Oueen's Channel (in den der Victoriafluß mündet)
führende Busen. An der Südseite liegt die ausgedehnteste Einbuchtung, die GroßeAustralische Bucht (Australgolf), an deren
Ostseite der Spencergolf, der
St. Vincent-Golf und die Encounterbai eingeschnitten sind.
Von andern Einschnitten sind zu erwähnen: an der Südseite die BaiPort-Phillip;
an der Westseite der Freycinethafen, die
Sharksbai und der Exmouthgolf;
an der Nordwestseite der Kingsund, an der Nordseite der Van Diemensgolf, die BaiPort-Essington
an der Coburghalbinsel;
an der Ostseite die Prinzeß-Charlotte-Bai an der Yorkhalbinsel, die Halifaxbai,
die Edgecumbebai mit Port-Denison, die Herveybai, die Moretonbai, die Shoal-, Broken-, Port-Jackson-, Botany- und Jervisbai.
Flach sind nur wenige Küstenstrecken, wie z. B. die im innersten Teile des verschlammten Carpentariagolfs, während die Ufer
selbst an ganzrandigen Strecken, wie längs des Australgolfs, mit 1-200 m hohen Steilwänden zum Meere
abstürzen. Hohe, zernagte Felsufer mit vielen Einschnitten zeigt namentlich die Ostküste, an deren nördlichstem Teil überdies
die sich vor derKüste hinziehende Korallenbank, das GroßeBarriereriff genannt, die Annäherung hindert, während zwischen
derselben und der Küste eine schmale gefahrlose Verbindung hindurchführt.
Inseln. An Inseln ist Australien nicht arm. Im Norden
[* 18] wie im Süden führen Gruppen kleinerer Inseln einmal nach
Neuguinea (Thursday-Insel, Prinz-Wales-Insel, Mulgrave-Insel, Banksinsel), dann nach Tasmanien (Kingsinsel, Flindersinsel, Barreninsel,
Clarke-Insel) hinüber. Im Carpentariagolf liegen einige größere Inseln: Morningtoninsel und Groote-Eyland; dem Nordterritorium
gehören zu: Wesselinsel, Crokerinsel, Melville-Insel, Batburstinsel. Der Yorkhalbinsel gegenüber an der Südküste liegt
die Känguru-Insel, an der Ostküste die Frazerinsel. Zahllose Koralleninseln weist die Küste Queenslands auf; auch an den
andern Küsten fehlen kleine Inseln nicht. Tasmanien (s. d.) ist die größte Insel. Neuseeland wird nur politisch zu Australien gerechnet;
es ist geographisch selbständig.
Bodengestaltung. Australien ist im großen und ganzen ein etwa 540 m hohes Tafelland, dessen tiefste Einsenkung
die im N. des Spencergolfs liegenden und gleichsam dessen Fortsetzung bildenden Seen Torrens und Eyre, in 21 m Meereshöhe,
bilden. Namentlich erfüllt den ganzen Nordwesten ein mächtiges Tafelland von etwa 500 m Höhe, dessen wasserscheidender
Rücken etwa 450 m von der Küste entfernt bleibt. Auf der Hochebene erheben sich im Quellgebiete der
zur Westseite fließenden Ströme einzelne Höhepunkte, in der Nähe des Wendekreises selbst bis zur doppelten Höhe der Tafelfläche,
wie der 1158 m hohe Mount-Bruce und der 1091 m hohe Mount-Augustus.
Noch größere Höhen erreicht die Mac-Donnell-Range im NO. des Amadeussees, ferner der Mount-Wood-roffe
(1594 m) und Mount-Morris (1254 m) südöstlich desselben Sees; der See selbst liegt 204 m hoch. Kurze Ketten treten überall
auf, wo Reisende das Innere untersucht haben, und zwischen denselben dehnen sich Ebenen von verschiedenster Ausdehnung aus.
Der östl. Teil ist ein Gebirgsland, das sich nach Westen hin allmählich senkt. Das südlichste und bedeutendste
Glied
[* 19] dieses Gebirgslandes sind die Australischen Alpen, in denen sich der Mount-Kosciuszko (2240 m), der Mount-Clarke (2212
m) und westlich davon der Mount-Hotham (1955 m) erbeben. Der erste gewährt eine der prachtvollsten Aussichten der Welt.
Nach der Westseite fällt sein Gipfel steil fast 1000 in herab zu dem tiefen Schlunde,
¶
mehr
in dem der Murray entspringt, dessen Thal
[* 21] nur mit einem der schweiz. Hochthäler verglichen werden kann. Die Kette zieht sich
in demselben kühnen Charakter, aber an Höhe abnehmend, nach Südwesten und bildet ein fast unübersteigliches, dichtbewachsenes
Gebirge. Vom Mount-Gisborne auf seinem Kamme blickt man in das schöne, von hohen Gebirgen umgebene, fruchtbare
Gippsland am Fuße der Alpen
[* 22] hinab und bis in das Meer hinaus. Vom Westende dieser Ketten bis nach Kap Wilson im S. und nach W.
bis zum Glenelgfluß reihen sich mehrere andere Gebirgsmassen aneinander, wie die Grampians, in welchen sich Gipfel von 1700 und 1900 in
Höhe finden. (Vgl. von Lendenfeld, Forschungen in den australischen Alpen [Ergänzungsheft 87 von Petermanns
«Mitteilungen », Gotha
[* 23] 1887 ].) - Nördlicher liegt, im W. von Sydney,
[* 24] das Gebirge der Blauen Berge (Blue Mountains), 750-1230
m hoch, durchrissen von gähnenden Schlünden, tiefen, gewundenen Schluchten und schrecklichen Abgründen zwischen riesigen
Sandsteinwänden, überall nur mit Lebensgefahr zu durchklettern und fast labyrinthisch.
Diese Gestaltung, weniger die Höhe, machte den ersten Ansiedlern, deren Niederlassungen am Fuße der Blauen Berge standen,
das Überschreiten der letztern lange Zeit unmöglich und den Namen der Berge zu einem der bekanntesten in Australien. Die nach SW. ausgehenden
syenitischen und granitischen Massen leiten zu den Honeysuckle-Ketten, deren Grünsteinkamm im Mittel 1270 m
Höhe hat, weiterhin aber noch höher wird und dort seinen Charakter ändert; statt der reich bewaldeten Grünsteinkuppen
treten öde, phantastische Syenitgipfel auf.
Weiter nach SW. werden die Formen wieder runder und bewaldet, ändern sich aber beim Georgsee, wo ein westl.
Serpentin- und Porphyrausläufer, die Peel-Range, die Zuflüsse des Murrumbidgee von denen des Lachlan
trennt. Jenseit des Bathurstsees zieht ein anderer Ausläufer nach NO. über Camden und Cumberland, der die malerischsten und
wildesten Scenen bietet. Im W. der Blauen Berge erheben sich zwischen dem obern Macquarie und Lachlan die 1405 m hohen
Canobolasberge.
Nördlich vom Hunter-River heißt das Gebirge die Liverpoolkette, ein Granit-und Porphyrgebirge, auf dem sich Grünsteinkuppen,
wie der Mount-Orley und Mount-Arthur, erheben. Der im W. von Port-Macquarie stehende Mount-Seaview hat 1829 m Höhe. Eine
Fortsetzung dieser Ketten säumt Queensland im O., tritt bis auf 450 oder 500 km ins Innere westlich hinein
bis an die Quellen des Victoria
[* 25] oder Barcoo und zieht sich längs der Ostküste bis in die Yorkhalbinsel nach N. Zu demselben
gehören der 1738 m hohe Mount-Lindsay im SW. Von Brisbane und der mehr als 1300 m hohe Gipfel an der Ostseite der Yorkhalbinsel.
Auf der Südseite des Kontinents, westlich von der Mündung des Murray, ziehen sich Gebirge nach N. zur
Region der Seen, meist niedrig, aber in einzelnen Gipfeln, wie im Mount-Brown am Nordende des Spencergolfs, 969 m hoch. Von
diesem nach NNO. zieht das mehr als 300 km lange Flindersgebirge hin, in dessen Mitte sich der 914 m
hohe Mount-Serle erhebt. Auch an der Südwestseite hat man von der schmalen Küstenebene aus einen kaum 700 m hohen Bergrand,
die Darling-, Herschel- und Victoriakette, zur innern Hochfläche hin zu übersteigen. Als der höchste Berg in dieser Region
wird der 1158 m höbe Mount-Bruce angesehen.
Geologisches. Ein archäisches und paläozoisches Kettengebirge
erfüllt den ganzen OstenA.s, jedoch nur
bis etwa 400 km von der Ostküste entfernt. JüngereEruptivgesteine durchbrechen dasselbe an zahlreichen Stellen, besonders
in Queensland. Auch das Innere hat wahrscheinlich einen archäischen Untergrund, der z. B. in der Mitte im N. und S. am Amadeussee
hervortritt. Auch an der Nordküste südlich von Port-Darwin und im W. quer durch das Festland zeigt sich
dieses archäische Gebiet.
Darüber aber lagert im Innern der sog. Wüstensandstein von nicht sicher bestimmtem Alter um den Eyresee, den Amadeussee,
im NW. und N. Paläozoische Sedimente treten ferner auf zwischen Adelaide
[* 26] und dem Fromesee, um den Mount-Malcolm
im SW. und an einzelnen Stellen im Innern. Im westl. Queensland, dem Quellgebiet der Flüsse
[* 27] Flinders, Diamantina, Thomson, Cooper,
Warrego, liegen mesozoische Ablagerungen, ebenso an der Ostküste bei Port-Clarence und Sydney sowie im W. in einem schmalen
Streifen nahe der Küste, endlich im N. in der Arnhemhalbinsel. Tertiär bedeckt das Flußgebiet vom Darling,
Murray, Murrumbidgee, Lachlan und die Nullarbor-Ebene an der Südküste; Quartär umschließt den Carpentariagolf im S. und
die Roebuckbai im NW. Der ganze Osten ist gefaltet, das Innere und der Westen gelagert.
Gewässer. Infolge der Trockenheit des Klimas ist Australien schlecht bewässert. Seine Flüsse bestehen während
eines großen Teils des Jahres nur aus Reihen von Wasserlachen und Sümpfen. Die kleinen Flüsse oder Creeks lösen sich im
Sommer zu Reihen von Wasserlöchern auf, und ihr Lauf bleibt nur an dem Sande und an den ihre Ufer einfassenden Gummibäumen
erkennbar. Mancher von einem Gebirge in ansehnlicher Größe herabkommende Fluß versiegt einige Kilometer
weiterhin in einer sandigen Ebene.
Ohne diesen Übelstand wäre ein großer TeilA.s herrliches Weideland. Ein wirklich eingeschnittenes Bett
[* 28] scheint vielen der
Flüsse ganz zu fehlen. Das bedeutendste unter den bekannten Stromsystemen ist das des Murray (s. o.) oder Gulwa, der in den
Alexandrinaküstensee mündet. Da derselbe durch die Schneemassen der austral. Alpen genährt wird, so
ist er ein beständiger Strom, ebenso wie die rechts in ihn einmündenden vereinigten Murrumbidgee und Lachlan. Dagegen versiegt
der ein weit größeres Gebiet umfassende und ebenfalls rechts in den Murray mündende Darling oder Calewatta zeitweise. Zu
ihm fließen Condamine, Warrego von rechts, Peel, Macquarie, Bogan von links.
Nächstdem verdient der obere Lauf des Victoria oder Barcoo Erwähnung, der, mit dem Thomson vereinigt, vielfach auch Cooper
genannt wird. Dieser löst sich in einer Wüste fast auf, und von ihm endet der Hauptarm im Eyresee und ein anderer unbedeutender
Arm, der Cooper- oder Strzelecki-Creek, in dem Salzsee Gregory. Unter den kürzern Küstenflüssen
sind an der Ostseite zu nennen: der nördlich von Sydney mündende, 67 km lange Hawkesbury, der 150 km lange Hunter, der 230 km
lange Clarence, der 145 km lange Brisbane, der aus Dawson und Mackenzie gebildete Fitzroy, der von Leichhardt
entdeckte und von Dalrymple 1859 weiter untersuchte Burdekin mit dem Belyando und der Endeavour in Queensland. Im S., an der
Küste von Victoria, fließt der Glenelg, weiter nach O. der 120 km lange Hopkins, der ebenso lange Yarra-yarra, Latrobe,
Snowy; an der
¶
Die an Zahl und Ausdehnung nicht unbedeutenden Seen A.s sind einen großen Teil des Jahres nur Sümpfe. Im N. des Spencergolfs
(mit dem er nicht im Zusammenhange steht) zieht sich fast 225 km der von kahlen Sanddünen umgebene Torrenssee
hin. Weiter nördlich liegt in 21 m Meereshöhe der noch größere Eyresee, in dessen Osten sich der vielleicht in mehrere
Einzelseen zerfallende Gregorysee hinzieht. Südlich davon der Fromesee. Im W. des Torrenssees auf der Hochebene, in 115 m
Höhe, der große Gairdnersee.
Diese und unzählige kleinere Seen in derselben Gegend sind überaus salzreich und bilden ein Gebiet, das noch nicht lange
vom Meereswasser verlassen zu sein scheint, überhaupt sind deutliche Kennzeichen vorbanden, daß die Südküste noch jetzt
in langsamer Erbebung aus dem Meere begriffen ist. Noch weiter im NW. dieser Seen liegt im Innern 204 m
hoch unter 24° südl. Br. der 320 km lange schmale Amadeussee, in der Nähe der Westküste noch zahlreiche Seen, darunter
der Austin 427 m hoch.
Klima.
[* 30] Das austral. Klima ist bei der großen Ausdehnung des Festlandes naturgemäß kein einheitliches. Das nördl. Drittel
hat tropisches Klima, die südlichen zwei Drittel dagegen haben ein gemäßigtes, so daß das Klima der Kolonien im S. etwa
dem des südl. Europas oder auch Südafrikas gleichkommt. Der N. bat seine Regen im Sommer, vom November bis April, der S.
im Winter, vom März bis September. Der tropische Regen erstreckt sich jedoch nicht bis zum Wendekreise,
sondern, wie es scheint, nur bis zu 17° südl. Br. Zwischen beiden Regionen findet sich eine Übergangszone, in der Niederschläge
zu allen Zeiten, doch nur in sehr geringem Maße erfolgen. Im Innern giebt es auch ganze Strecken, in denen jahrelang kein TropfenRegen fällt.
Während der Regenzeit ergießt sich im S. in den Kolonien der Regen in Strömen. Durch denselben schwellen die Gewässer mächtig
an, veranlassen Zerstörungen und hemmen den Verkehr. Doch vergeben auch Monate ohne Regen, so daß in der That ein trocknes
Land ist. Zeitweise eintretende Dürren sind für die Kolonisten, die davon etwa alle 10-12 Jahre betroffen
werden, die schwersten Plagen; Ernten und Vieh gehen ihnen in solchen Zeiten zu Grunde. Indes werden Victoria und Südaustralien
von solchen Leiden
[* 31] nicht heimgesucht.
Die Regenmenge ist im N. nicht unbedeutend, etwa 1440 - 1660 mm im Jahre; im Innern dagegen sinkt sie
unter 200 mm und nimmt überhaupt von O. gegen W. rasch ab, da der Südostpassat seine Feuchtigkeit am Gebirge absetzt. Das
Innere erhält wenig davon. So ist das Gebirge im O. für Australien nicht vorteilhaft. Neusüdwales genießt neun Monate im Jahre ein
höchst angenehmes Klima. Nur die Sommerhitze ist hier drückend, da sie im Schatten
[* 32] zuweilen bis 47°
C. steigt, namentlich wenn der beiße Wind von Westen aus dem Innern weht, der jedoch nur 22-36 Stunden anhält.
Bei diesem Winde
[* 33] ist die ganze Luft mit dem feinsten Sandstaube erfüllt, der in dicken Wolken heranzieht, alle Vegetation zu
Grunde richtet und auf die Weißen eine Wirkung äußert ähnlich der des Siroccos oder des heißen Wüstenwindes.
Die Sommerwärme von Sydney kommt etwa der von Neapel
[* 34] oder Algier gleich, die Winterwärme der von Sicilien. Auch
Sydneys Jahreswärme
ist gleich der von Sicilien. Oft ändert sich der Stand des Thermometers binnen einer halben Stunde um 16-22°
C., namentlich im Sommer.
Sturt berichtet, daß er auf seiner Reise im Innern im Schatten 55° und in der Sonne
[* 35] 68° C. beobachtet habe. Überhaupt ist
das Klima des Innern sehr extrem; Alice-Springs(23½° südl. Br.)hat als mittlere Grenzen + 46,7° und - 2,2°. Trotzdem ist
das Klima entschieden gesund. Lungenkrankheiten treten nicht auf, höchst selten Epidemien. Dagegen sind
Diarrhöe und Ruhr sowie im N. Malaria sehr gewöhnliche Leiden. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Sydney 17,1, in Brisbane
22, in Melbourne
[* 36] 14, in Adelaide 17,3 und in Perth 18° C.
Pflanzenwelt. Ist auch die Flora in von einem gleichmäßigern Gepräge als in Afrika,
[* 37] Asien und Amerika,
[* 38] so stellt sie doch so wenig eine Einheit dar als die Flora von Europa,
[* 39] ja noch weniger als diese. In vier Hauptgebiete zerfällt
das Land:
1) Die Nordküste bis 20° südl. Br. und der zum Gebiet des Stillen Oceans gehörende Küstenstreif von
Queensland und Neusüdwales bis über den 30. ° südl. Br. hinaus haben eine feuchte Tropenflora von ind. Verwandtschaft,
die aber in ihrem besondern Verhalten, in der Beimischung von Araucarien, in dem Fehlen von Eichen u. s. w., sich mehr an
die malaiischen Inseln und Neuguinea als an den Kontinent Indiens anschließt. Diese Region hat ihre allgemeine
Südgrenze mit dem Aufhören der tropischen Sommerregen.
2) Es folgt nun das weite, regenarme InnereA.s, ein mit lichten Hainen, dichten Gebüschen, weiten Gras- und Geröllflächen,
Salzbuschsteppen und Steinwüsten bedecktes ungeheures Gebiet, in dem nur Herdenzucht mit wechselnden Standorten möglich erscheint,
und in dem manche Expedition aus Wassermangel zu Grunde gegangen ist. Diese Wüstenregion schneidet von
den Tropen bis zu der großen austral. Bucht fast durch das Festland hindurch und teilt dadurch den Rest zu zwei Hauptfloren
ab; sie ist am dürrsten in der großen westaustral. Wüste.
3) Der Südwesten bildet ein ungemein reiches Florengebiet zwischen dem Murchisonfluß und der
Südküste, ein Dreieck,
[* 40] erfüllt mit eigentümlichen Gattungen und Arten der austral. Charakterordnungen; 82 Proz. der Gesamtzahl
sind auf dieses Dreieck beschränkt, und die Flora am Schwanenfluß mit ihren Grasbäumen (Kingia, Xanthorrhoea) ist seit lange
berühmt.
4) Auch Südaustralien (südlich von 30° südl. Br.) hat eine Anzahl eigentümlicher Formen derselben
Sippen; ein neues Entwicklungsgebiet derselben ist aber nur im SO. im feuchtern Gelände
rings um und auf den austral. Alpen, in Victoria und der InselTasmanien zu suchen, wo Baumfarne (Alosophila, Dicksonia, Todea)
im Schatten der Gumbäume wachsen, und auf den Bergeshöhen alpine Formen entwickelt sind, die im Einklang
mit Neuseeland und Patagonien den südlichen niedern Temperaturen folgen.
Während nun die ersteRegion sich durch Tropenwälder mit kletternden Lianen, Baumorchideen, Palmen,
[* 41] Araceen und Pandanus auszeichnet,
leben die eigentlichen austral. Charakterformen hauptsächlich in den drei andern Regionen, setzen dort lichte Wälder mit
hängender oder auf hoher Kante aufreckt stehender Belaubung oder dichte, aus einer Masse kleiner Gesträuche
gebildete Gebüsche (Scrub) zusammen, oder finden sich zerstreut in den Wüstensteppen. Der Reiz der austral. Flora liegt
in der
¶
mehr
großen Menge von Gattungen, ja sogar Ordnungen, die nur hier so formenreich sich ausgebildet haben. Die bekannt gewordenen 8850 Pflanzenarten
gehören etwa 170 natürlichen Familien von Blütenpflanzen und Farnen an, aber gegen die Hälfte aller Arten nur 11 dieser
Familien. Eine der größern Gattungen ist die der Gummibäume oder Eucalypten, von denen man etwa 135 verschiedene
Arten kennt. Der im SO. gewöhnliche Eucalyptus amygdalina lab. erreicht dort oft eine Höhe
von 50 und am Fuße einen Umfang von 8-13 m. Von Melaleuca finden sich 100 Arten, die mit Ausnahme von dreien auf Australien beschrankt
sind.
Nicht weniger als 425 Gattungen gehören Australien allein an. Von den 950 bekannten Proteaceenarten
sind diesem Festlande mehr als die Hälfte eigen, namentlich auch Banksia, Dryandra, Haakea und Petrophila. Ebenso sind die 22 Casuarineenarten
höchst bezeichnend. Die ausgedehntesten Haine und Gebüsche bilden die ungefiederten Akazien (Wattlebäume), von denen man
mehr als 300 Arten kennt. Diese und die Eucalypten machen nach R. Brown
wohl die Hälfte der ganzen Vegetationsmasse A.s aus.
Die wegen ihrer starken Gummiabsonderung als «Gummibäume» bezeichneten Eucalypten werden von den Kolonisten gewöhnlich in
drei Gruppen, weiße, blaue und rote Gums, geschieden, und man hat wegen ihrer Widerstandskraft und Schnellwüchsigkeit mit
ihnen in Südeuropa, Südafrika
[* 43] u. s. w. Anpflanzungen in großem Maßstabe
gemacht, während sonst Australien wenige Nutzpflanzen an andere Länder abgeben konnte. Die gewöhnlichsten im Innern A.s vorkommenden
Grasarten sind das Kängurugras (Anthistiria ciliataL.), das auch in ganz Afrika verbreitet ist und in guter Lage mehr als
Mannshöhe erreicht, und das alle unfruchtbaren Sandstrecken überdeckende Stachelschweingras oder Spinifer
der Kolonisten (Triodia irritans R. Br.). Einheimische Früchte und eßbare Wurzeln giebt es nur sehr wenige, dagegen eignet
sich Australien für die Einführung fast aller europ. Getreidearten, Früchte und Gemüse, wie sich das bei der Vielseitigkeit seiner
Regionen zumal im S. und SO. von selbst erwarten läßt, welche ebenso die Kulturbedingungen
der Dattelpalme (im Innern), wie die der Baumwolle, des Zuckers, Kaffees und Tabaks, der Bananen, Orangen und Limonen, letztere
besonders an der Ostküste, enthalten. In Neusüdwales, Victoria und Südaustralien wächst die Getreideausfuhr jährlich.
Menge und Beschaffenheit der südeurop. Kulturpflanzen (Mandeln, Feigen, Aprikosen, Trauben, Quitten, Äpfel, Birnen, Pflaumen
u. s. w.) lassen nichts zu wünschen übrig.
Vgl. Ferd. von Müller, Allgemeine Bemerkungen über die Flora von Australien (mit Zusätzen
von Drude, in Petermanns «Geogr. Mitteilungen», 1883, Heft 7).
Tierwelt. Die Fauna ist gekennzeichnet durch die Gegenwart der Beuteltiere
[* 44] und Kloakentiere und den Mangel an andern Säugetieren.
Es finden sich 3 Kloakentiere (Monotremen), nämlich 2 Arten von Ameisenigel und 1 Schnabeltier.
[* 45] Beuteltiere
sind durch 100 Arten vertreten, die zum Teil in auffallender Weise andere Säugetiertypen wiederholen und als Raubtiere,
[* 46] Insektenfresser,
[* 47] Nager u. s. w. auftreten, ja selbst so eigenartig entwickelte Formen wie fliegende Eichhörnchen in sich darstellen.
Nichtbeuteltierartige Säugetiere sind selten. Es findet sich ein Hund, der Dingo, der aber vielleicht
nur ein seit langer Zeit verwilderter Haushund ist, 23 Fledermäuse, die zu altweltlichen Typen gehören und dank ihres Flugvermögens
einwandern
konnten, und 31 Arten von Ratten und Mäusen, gleichfalls kosmopolit. Formen, die durch Zufälligkeiten leicht
verbreitet werden können. Sehr gut entwickelt ist die Vogelwelt von Australien trotz des Fehlens
so aufgezeichneter und meist auch artenreicher Gruppen, wie der Spechte, echter Finken, eigentlicher Hühner
[* 48] oder Fasane und
der Geier.
Sehr reich ist das Land an Arten und Individuen von Papageien, sehr eigenartig ist der Leierschwanz und der Emu, neben dem
sich noch 2 eigentliche Kasuararten finden. Im ganzen kommen 545 Vogelarten vor, von denen 400 Landvögel
und unter diesen wieder 380 Arten originell sind. Zahlreich sind die Schlangen
[* 49] und Eidechsen,
[* 50] und unter den erstern zeigen
die giftigen ein auffallendes Übergewicht, indem sie sich durchschnittlich zu den harmlosen fast wie 4 zu 1 verhalten. Allein
Queensland hat 42 Arten.
Eidechsen finden sich in etwa 140 Species. Krokodile
[* 51] kommen sowohl im Meere an der Küste wie im süßen Wasser vor. Landschildkröten
werden nicht angetroffen, wohl aber das Meer, Seen und Flüsse bewohnende Arten. Süßwasserfische sind verhältnismäßig gut
vertreten, unter ihnen finden sich 3 Arten der altertümlichen Lurchfischgattung Ceratodus, der Barramunda.
Landschnecken giebt es etwa 300 Arten, Schmetterlinge
[* 52] sind selten und nehmen an Artenzahl von der Nordküste (100 ArtenTagschmetterlinge)
nach S. (35 Arten) stetig ab. Weit zahlreicher sind die Käfer,
[* 53] besonders Bock- und Prachtkäfer.
[* 54] Auch Heuschrecken
[* 55] treten oft
in großen Mengen auf und werden schädlich. Mit Absicht oder durch Zufall hat der Mensch eine Reihe außeraustral.
Tiere eingeführt, die verwildert sind; von ihnen ist das Kaninchen
[* 56] in manchen Gegenden eine Landplage geworden.
Mineralien.
[* 57] Von höchster Bedeutung ist der Mineralreichtum A.s, durch den das Land schnell zu hoher Wichtigkeit aufgestiegen
ist. Namentlich bat das Auffinden der Goldlager alle Verhältnisse plötzlich umgestaltet und die Entwicklung
des Ganzen reißend beschleunigt. Das Gewicht des von 1851 bis 1889 gefundenen Goldes beträgt für Victoria 1750377 kg, Neuseeland 361525
kg, Neusüdwales 314500 kg, Queensland 212347 kg, Tasmanien 17452 kg, Südaustralien 8367 kg, Westaustralien 2130 kg, zusammen 2666698
kg, und stellt den ungeheuren Wert von über 70 Milliarden M. dar.
Vor Auffindung des Goldes hatte sich schon ein bedeutender Kupfervorrat, namentlich bei Burra-Burra (Kuringa) in Südaustralien,
gefunden, später bei Kapunda. Nach der 1861 erfolgten Entdeckung der Wallaroo-Minen gehört Südaustralien zu den an Kupfer
[* 58] reichsten Ländern der Erde. Steinkohle findet sich an der Ostseite im Sandstein, im ganzen Gebiete des
Hunter-River. An der Mündung dieses Flusses bei Newcastle
[* 59] ziehen sich 11 flach gelagerte Flöze 45 km an der Küste hin, 1-10
m mächtig und bis auf 150 km ins Innere. In der Kolonie Victoria sind die Barabool-Hills bei Geelong reich an Kohlen, die
man in der neuesten Zeit abzuteufen begonnen hat. Silbergruben bestehen in Südqueensland.
Bevölkerung.
[* 60] Die im ganzen ungewöhnlich schwache BevölkerungA.s zerfällt in eine ureinheimische (s. Australier) und eine
erst jüngst eingewanderte europäische, ferner wohnen Chinesen (etwa 43000) im SO. und in Queensland. Je weiter die Europäer
von den Küsten aus nach dem Innern vordringen und das Land einer regelmäßigen Kultur unterwerfen, desto
mehr werden die Urbewohner auf
¶
mehr
die Wüsteneien beschränkt und ihrem völligen Untergange entgegengeführt. In den besiedelten TeilenA.s verschwinden sie,
wie zum Teil auch die einheimische Pflanzen- und Tierwelt, vor der europ. Kultur. Bei der Ankunft der Europäer mochten in den
jetzt kolonisierten Teilen von Neusüdwales, Victoria und Südaustralien etwa 50000 Australier herumschweifen. Man zählte 1851 in
Neusüdwales 1750, in Victoria 2500, in Südaustralien 3730 Eingeborene: 1872 lebten in Südaustralien noch 3369, in Victoria
noch 1330 Australier, in Neusüdwales 983;
1881 zählte man in Südaustralien 6346, in Victoria 780 Eingeborene.
Die Gesamtzahl
derselben für ganz Australien läßt sich nicht mit Sicherheit angeben. Die neuesten Schätzungen
(1889) haben ergeben, daß ihre Zahl etwa 55000 beträgt, wovon die meisten in Queensland leben.
Die einheimische BevölkerungTasmaniens ist jetzt ganz abgestorben.
Wie rasch sich die Bevölkerung in den Kolonien durch Einwanderung angesammelt hat, erhellt daraus, dass
Neusüdwales 1821 erst 29783, Victoria 1836: 224, Südaustralien 1838: 6000, Quensland 1848: 2257, Westaustralien 1854: 11743 E.
zählte.
Landwirtschaft und Industrie. Die Hauptthätigkeit der Kolonisten ist auf die Viehzucht
[* 62] und den Landbau
gerichtet. Im
Innern der Kolonien ist das Land als Farms ausgeteilt, an den Grenzen dagegen leben die Kolonisten auf einzelnen
Hirtenplätzen, sog. Stationen. Durch großartige Bewässerungsanlagen, besonders in Victoria, werden immer neue Gebiete kulturfähig
gemacht, und durch Verwendung praktischer Maschinen steigen die Erträge trotz der Kaninchenplage und
der häufigen Rostkrankheit des Weizens.
Große Fortschritte, auch in der Qualität, macht der Weinbau; die mit Reben bestandene Fläche bat sich von 1878 bis 1889 mehr
als verdoppelt. Der Hauptzweig der Landwirtschaft ist die Schafzucht: 1889 waren gegen 750 Mill. Stück
vorhanden. Die Ausfuhr nach England betrug 1879: 288 Mill., 1889 schon 431 Mill. Pfund Wolle. An Rindvieh zählte man in Neusüdwales
und Queensland 1871: 3,1 Mill., 1889: 6,6 Mill. Stück. Von großer Bedeutung für die Viehzucht ist neuerdings der lohnende
Transport gefrorener Hammel nach England geworden; 1880 sandte man zum erstenmale 400 Stück ab, 1890 wurden 210831
Stück ausgeführt. -
Vgl. Wallace, The rural economy and agriculture of Australia and New Zealand (Lond. 1891).
Die Industrie ist noch wenig entwickelt, trotz der Weltausstellungen zu Sydney 1879-80, der zu Melbourne 1880-81 und der Ausstellnug
zu Launceston im Herbst 1891. Es ist von ihr nur in den Hauptstädten des Landes und auch hier nur insoweit
die Rede, als sie auf Befriedigung der notwendigsten Lebensbedürfnisse gerichtet und als sie zur Verarbeitung der im Lande
gewonnenen Rohprodukte unbedingt notwendig ist. Die Haupterzeugnisse sind daher Bier, kohlensaure Getränke, Biskuits, Konserven
aller Art, namentlich eingemachte Früchte und Fruchtsäfte, Tuche, Leder, Pelzwaren, Möbel,
[* 63] Wagen, Boote
in hervorragender Schönheit und Güte, Geschirre, Sättel und Zaumzeuge. Auch chem. Fabriken,
Maschinenfabriken, sowie Schiffsbauanstalten sind vereinzelt schon in den größern Küstenstädten anzutreffen. Dennoch
wird ein großer Teil aller Industrieartikel von Europa, meist von England bezogen. Daß indes auch hier eine Wandlung
allmählich sich vollzieht, beweisen die den europäischen sehr nahe kommenden Verhältnisse der beiden Weltstädte Sydney
und Melbourne.
Handel. Die Ein- und Ausfuhr einschließlich der edlen Metalle betrug 1888 in 1000 Pfd. St.:
Im J. 1892 betrug die Einfuhr in 1000 Pfd. St. für die 6 Kolonien: 20476, 17160, 4248, 7395, 1391, 1497,
zusammen 52167, fast die Hälfte aus England;
die Ausfuhr 21920, 14215, 8578, 7819, 882, 1347, zusammen 54761, darunter nach
England 20000. Hauptgegenstand der Ausfuhr ist, abgesehen von edlen Metallen, die Wolle, von der
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