und Gestikulation waren derb, das
Sujet und ganze Scenen oft sehr schmutzig, die
Sprache
[* 2] die des gemeinen Lebens. Um den Beginn
des 1. Jahrh.
v. Chr. wurden die Atellanen kunstmäßig ausgebildet, von Dichtern verfaßt und von Schauspielern aufgeführt,
und zwar regelmäßig als Nachspiel nach ernsten
Stücken, als Schlußstück (exodium), um die Gemüter
wieder zu erheitern. Es waren wahrscheinlich einaktige Possen mit operettenhaftem
Anflug, mitunter
Travestien von
Tragödien,
auch die politische und persönliche Satire scheint gelegentlich Raum gefunden zu haben. Als Verfasser sindL. Pomponius,
Novius und aus der Kaiserzeit
Mummius bekannt. Erhalten sind einige Bruchstücke und zahlreiche
Titel, zusammengestellt nach
Bothe und Munk von Ribbeck in «Scaenicae Romanorum poesis fragmenta»
(2. Aufl., Bd. 2, Lpz.
1873).
Lucana,Stadt im
Kreis
[* 5] Sala Consilina der ital.
Provinz Salerno, in dem vom Tanagro durchströmtenValle di Diano,
hat (1881) 2554 E.Atena Lucana, im
Altertum Atinum oder Atiaa, gehörte zu Lucania und lag an der Heerstraße von Salernum nach
Heraclea;
Insbesondere bezeichnet man mit Aternat eine Festsetzung der Friedenspräsenz
(s. d.) des deutschen
Heers auf unbestimmte Zeit, wie sie die Reichsregierung Anfang Febr. 1874 bei der
Vorlage des ersten Reichs-Militärgesetzes vorgeschlagen hatte, im Gegensatz zu dem Septennat (s. d.).
Hauptstadt des
Arrondissements der belg.
ProvinzHennegau, früher Festung,
[* 8] an der schiffbaren
Dender, 22 km nordwestlich
von
Mons,
[* 9] an den Linien Denderleeuw-Ath (40 km), Jurbise-Tournai,
Hal-Ath (38 km) und St. Ghislain-Ath (23 km) der
Belg. Staatsbahnen,
[* 10] hat 9868 E., bedeutende Leinwandmanufakturen,
Kattundruckereien, Färbereien,
Spitzen-, Handschuh-, Seifen- und ansehnliche
Messerfabriken, Eisenhämmer und lebhaften
Handel. Die Festungswerke wurden 1781 geschleift, 1815 wiederhergestellt, aber
nach 1830 völlig abgetragen. Ath ward mehrmals belagert und erobert, namentlich 1697 von
Catinat und Bauban, der hier die
Parallelen zuerst systematisch in Anwendung brachte, ebenso 1706 von den Alliierten unter dem holländ.
General Ouwerkerk und28. Sept. eingenommen. Die
Franzosen eroberten Ath nach kurzer
Belagerung und
besetzten es abermals.
(Athapasca), indian.
Name eines der bedeutendsten
Ströme im brit. Nordamerika,
[* 11] früher von den
Franzosen Rivière
la
Biche, von den Engländern Elk-River genannt, eigentlich nur der Oberlauf des Mackenziestroms, entspringt aus
einem Gebirgssee
(PunchBowl) in einem der höchsten
Teile der Rocky-Mountains, in der Nähe des Mount-Hooker(4785m) und
Mount-Brown
(4880 m) unter 52° 10' nördl.
Br., nimmt links den Abfluß des
KleinenSklavenseesauf und mündet nach einem im allgemeinen
nach NNO. gerichteten Laufe von 1040 km in den über 7700 qkm großen Athabascasee.
Letzterer erstreckt sich, etwa 30 km von N. nach S. breit und an 330 km lang, unter 59° nördl.
Br. und 107-112° westl. L. von Greenwich von O. nach W. und empfängt an feinem östl.
Ende den Tutaunay, der in
Verbindung mit dem Wollastonsee, dem
Deer- und dem Indianersee und dem die beiden
letztern durchfließenden Churchill die Hudsonsbai, in die sich der letztere ergießt, mit dem Mackenzie verbindet. Der Athabasca nimmt
nach seinem
Austritte aus dem Athabascasee den
Namen Strong-River an, vereinigt sich bald nachher mit dem aus W. kommenden
Undschiga oder Friedensfluß (Peace-River) und führt nun seine
Gewässer als
GroßerSklavenfluß in den
GroßenSklavensee, von dem aus er dann weiter als Mackenzie (s. d.) in den
Arktischen Ocean geht. Unweit der
Quelle
[* 12] des Athabasca führt
die
Athabasca Portage (über 2200 m), ein von
Gletschern umgebener, von den nordamerik. Pelzhändlern viel benutzter
Paß
[* 13] zwischen
Mount-Hooker und
Mount-Brown westlich in das
Thal
[* 14] des in den
Stillen Ocean sich ergießenden Columbia,
[* 15] mithin
aus den Hudsonsbailändern nach
Britisch-Columbia hinüber.
Distrikt des
Dominion of Canada, 1882 organisiert, zwischen 55° und 60 nördl.
Br., sowie zwischen 111°
30' und 120° westl. L. von Greenwich, grenzt im
S. an den Distrikt
Alberta, im
W. an die
ProvinzBritisch-Columbia
und wird von dem zum
Sklavenfluß gehenden Peace-River, dem und dem zum
GroßenSklavensee gehenden
Hay-River bewässert. Der
Distrikt hat 274000 qkm und ist in seinem östl.
Teile eine unbewohnbare Sumpf- und Felsenwüste, die den Biberjägern reiche
Jagdbeute, jährlich bis 8000 Felle liefert.
Die fruchtbaren, 50000 qkm großen Gebiete liegen auf dem vom Fuße der Felsengebirge zum Athabascasee
sich hinneigenden Hochplateau, in das der Peace-River ein bis 270 m tiefes
Thal eingeschnitten hat. Üppiger Graswuchs bedeckt
diese wasserreiche Ebene, die in ihren südlichsten
Teilen Weizenbau ermöglicht; der schon im
August eintretende Winter verhindert
in den nördl.
Teilen den Weizenbau, gestattet aber den Anbau von Gerste,
[* 16] Hafer
[* 17] und andern Feldfrüchten;
am besten wird sich jedoch die Landschaft zur Viehzucht
[* 18] eignen.
¶
mehr
Bewohnt ist das Land äußerst spärlich; die kaum 100 Weißen genügen nicht zur Bildung einer Regierung. Verkehrscentren
sind die Handelsforts der Hudsonsbaigesellschaft; das Fort Chipewyan am Athabascasee und Fort Dunvegan am Peace-River.
Portage (spr. pohrteddsch), Athabascasee, s. Athabasca^[= # (Athapasca), indian. Name eines der bedeutendsten Ströme im brit. Nordamerika, früher von ...] (Fluß).
die Tochter Ahabs (s. d.), Königs von Israel, und Gemahlin Jorams (s. d.),
Königs von Juda, bahnte sich nach dem Tode ihres SohnesAhasja durch die Ermordung sämtlicher Prinzen den
Weg zum Throne. Nur des Ahasja junger Sohn Joas (s. d.) ward durch Joseba, eine Schwester des Ahasja, gerettet und heimlich
im Tempel
[* 21] durch den Priester Jojada auferzogen. Nachdem Athalia 6 Jahre regiert hatte, gelang es Jojada, die Hauptleute
der königl. Leibwache dahin zu gewinnen, Joas auf den Thron zu setzen.
Als eines Sabbats die zur Tempelwache bestimmte Abteilung der Leibwache aufzog, wurde die abzulösende Mannschaft im Tempel
zurückbehalten, so daß die Burg von jeder Mannschaft entblößt war, und Joas zum König ausgerufen. Die auf den Lärm herbeieilende
Athalia wurde getötet. Im Zusammenhange damit wurde der Dienst des Baal von Tyrus beseitigt, der in Jerusalem
[* 22] einen Tempel erhalten hatte. Die Erzählung des Königsbuches über diesen Vorfall ist nicht ganz einheitlich. In der Chronik
ist sie tendenziös umgearbeitet; der Anteil der Leibwache an der Verschwörung war dem spätern Judentum anstößig; an ihre
Stelle sind Leviten getreten. Zweifelhaft ist, woher ihre Nachricht stammt, Ahasjas Schwester Joseba sei
die Frau Jojadas gewesen. Racine bearbeitete den Stoff in einem berühmten Trauerspiele (Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy).
in der griech. Sage gewöhnlich als Sohn des Aiolos und König der Minyer in Orchomenos bezeichnet, zeugte
mit Nephele (d. i. Wolke) den Phriros und die Helle, und mit Ino, der Tochter des Kadmos, den Learchos und Melikertes. Ino haßte
die Kinder der Nephele und veranlaßte bei einem durch sie selbst bewirkten Mißwachs, daß sie dem Zeus
[* 33] geopfert werden sollten; Nephele aber entrückte ihre Kinder auf einem Widder mit goldenem Vließ. und Ino wurden von Hera
[* 34] verfolgt,
nach einigen, weil sie den ihnen von Hermes
[* 35] übergebenen Dionysos
[* 36] auferzogen hatten; in der Raserei tötete
Athamas seinen Sohn Learchos und verfolgte Ino, die sich mit dem Melikertes ins Meer stürzte.
Mit Blutschuld beladen und deshalb aus Böelien flüchtig, begab sich Athamas nach Thessalien, wo er sich mit Themisto, der Tochter
des
Hypseus, vermählte. Die letztere Sage, die von Euripides zu einem Intriguenstück in der Weise verarbeitet
wurde, daß er die Kinder der Themisto durch die Ränke der Ino von der Hand
[* 37] der eigenen Mutter töten ließ, beruht auf einer
Überlieferung, nach der von Anfang an König zu Halos «im athamantischen Gefilde» des südl.
Thessalien war. Nach der Sage von Halos sollte er selbst dem Zeus geopfert werden und ward nur (nach Herodot)
durch die Ankunft eines Enkels, des Sohnes des Phriros, oder (nach Sophokles) durch die des Herakles
[* 38] gerettet.
C2H6 oder CH3-CH3 ^[CH3-CH3], ein farb- und geruchloser Kohlenwasserstoff, welcher
im rohen Petroleum absorbiert auftritt und, mit etwas Kohlenoxyd und Kohlensäure gemengt, aus dem Dolamater
Gasbrunnen bei Pittsburgh in Pennsylvanien entweicht.
Symbolum (oder nach dem Anfangsworte Symbolum quicunque), das dritte der drei ökumenischen Symbole.
Es enthält eine Zusammenfassung der auf den vier ersten allgemeinen Kirchenversammlungen festgesetzten
Lehren
[* 40] über die Dreieinigkeit (s. Trinität) und die MenschwerdungGottes. AlleAbweichungen werden verdammt und die Seligkeit
von der Annahme jener Lehrstücke abhängig gemacht. Die Abfassung durch Athanasius ist zuerst (1642) von Gerhard Joh. Voß
bestritten und jetzt allgemein aufgegeben.
Das Symbol findet sich zuerst benutzt bei Cäsarius (s. o.) von Arles, weshalb man vermutet, es sei gegen
Ende des 5. Jahrh, in Südgallien oder Burgund entstanden und beim übertritt von Arianern zum Katholicismus angewandt. Von
Gallien aus gewann es seit dem 6. Jahrh, in der abendländ. Kirche allgemeine Anerkennung, während die griech. Kirche es
erst seit dem J. 1000 kennt und nie angenommen hat. Andere (schon Quesnel) vermuten, es stamme aus Nordafrika und sei von
Vigilius von Thapsus (um 484) verfaßt. Als Athanasianisch wird es erst seit 772 bezeichnet. Unter allen ökumenischen Symbolen
ist das Athanasianische das dogmatisch schroffste, aber wegen seines hohen Ansehens auch von den Protestanten,
mit Ausnahme der Antitrinitarier, angenommen worden. Doch macht unter allen nur die anglikan. Kirche davon liturgischen Gebrauch,
und auch hiergegen hat sich in neuerer Zeit eine nicht unerhebliche Bewegung erhoben.
energisches Einschreiten gegen die Arianer (s. d.) erregte deren Haß so sehr, daß im Frühjahr 340 ein ArianerGregor durch
den kaiserl. Statthalter mit Waffengewalt als Bischof von Alexandria eingesetzt ward. Athanasius floh nach Rom
[* 43] zum Bischof Julius I.,
unter dessen Einflüsse eine Synode zu
Rom 341. sowie die abendländ. Synode zu Sardica 343 seine Lehre
[* 44] von
der Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater für rechtgläubig erklärten. Nach GregorsTode Okt. 346 durfte Athanasius nach Alexandria
zurückkehren, mußte aber 356 die Stadt wieder verlassen, kehrte später mehrmals zurück, blieb aber erst unter KaiserValens
seit Febr. 366 unbehelligt dort bis an seinen Tod3. Mai 373. Von seinen Gegnern gehasst und von den Seinigen
als ein Heiliger verehrt, hat Athanasius durch Schrift, Wort und That unter den wechselndsten Schicksalen unerschrocken für die volle
Gottheit Jesu Christi gekämpft, mit deren Anerkennung nach seiner Überzeugung die christl. Kirche stand und fiel. In seinen
zahlreichen dogmatischen und polemischen Schriften zeigt sich neben glühendem Eifer für kirchliche Orthodoxie eine hohe spekulative
Begabung, und mit der Wärme
[* 45] tiefster persönlicher Überzeugung verbindet sich Klarheit und Bestimmtheit der Darstellung.
Seine «Geschichte der Arianer für die Mönche» ist wesentlich Parteischrift, aber für die Kenntnis der großen Kämpfe jener
Zeit unschätzbar. Minder bedeutend sind seine exegetischen und moralischen Schriften. Die beste Ausgabe
ist von Montfaucon (3 Bde., Par. 1698),
ergänzt im zweiten Bande der «Bibliotheca patrum» (ebd. 1706) desselben Verfassers und
mit neu aufgefundenen Stücken vermehrt bei Migne (Bd. 25-28). Die dogmatischen
Hauptschriften finden sich bei Thilo, «Bibliotheca patrum graecorum
dogmatica», Bd. 1 (Lpz. 1853),
die geschichtlichen in «St. Athanasius historical writings, with an introduction
by W. Bright» (Lond. 1881). Wichtig, namentlich für die Zeitrechnung, sind die in syr.
Sprache aufgefundenen Festbriefe des Athanasius (deutsch von Larsow, Lpz. 1852). Darstellungen seiner Lehre haben Ritter, Baur und Dorner
gegeben, ferner in Specialuntersuchungen Voigt (Brem. 1861), Atzberger (Münch. 1880), Pell (Pass. 1888)
und P. Wolff (Berl. 1889).
Vgl. Möhler, der Große und die Kirche seiner Zeit (2 Bde., Minz 1827);
oder Ethane, Bezeichnung für die sog. Grenzkohlenwasserstoffe, d. h.
die Kohlenwasserstoffe mit dem Maximalgehalt an Wasserstoff, von der Formel CnH2n+2 ^[CnH2n+2]. Die
Reihe dieser Kohlenwasserstoffe beginnt mit dem Methan oder Sumpfgas, CH4 ; dann folgt das Äthan, C2H6 ,
Propan, C3H8 , die Butane, C4H10 , Pentane, C5H12 , Hexane, C6H14
, bis zu dem höchsten bekannten Gliede der Reihe, dem Pentatriakontan, C35H72 ^[C35H27].
Vom Butan an aufwärts existiert jedes Glied
[* 46] in mehrern Isomeren, deren Anzahl mit dem Gehalt an Kohlenstoffatomen
wächst. So sind zwei Butane, das normale CH3.CH2.CH2.CH3 ^[CH3·CH2·CH2·CH3], und das Isobutan
^[img.], drei Pentane, fünf Hexane u. s. w. möglich und auch bekannt. Die
Äthane treten natürlich im
nordamerik. Petroleum und in den durch trockne Destillation von Torf und Braunkohle entstehenden Teerölen
auf. Sie werden aus den Jodverbindungen der Alkoholradikale durch Reduktion mit Zink und Salzsäure, z. B. 2C2H5J + 2HCl + 2Zn
= ZnJ2 + ZnCl2 + 2C2H6 ^[2C2H5J+2HCl+2Zn = ZnJ2+ZnCl2+2C2H6], durch Zersetzung von Zinkalkylen
mit Wasser, z. B. Zn(C2H5)2 + 2H2O = Zn(OH)2 + 2C2H6 ^[Zn(C2H5+2H2O
= Zn(OH)2+2C2H6],und synthetisch durch die Einwirkung von Alkyljodüren auf Zinkalkyle, z. B.
2C2H5J + Zn(CH3)2 = ZnJ2 + 2C3H8 ^[2C2H5J+Zn(CH3)2 = ZnJ2+2C3H8], gewonnen.
Die niedrigsten Glieder
[* 47] der Reihe bis zum Butan sind bei gewöhnlicher TemperaturGase;
[* 48] die mittlern farblose Flüssigkeiten
von schwachem, charakteristischem Geruch, die in Wasser unlöslich, aber ungemein leicht löslich in Alkohol und Äther sind.
Die höhern Glieder endlich sind feste Körper (Paraffine), die sich ebenfalls in Alkohol und noch leichter
in Äther lösen. Die Siedepunkte der Glieder dieser Reihe steigen mit dem Molekulargewicht; bei der Vergrößerung des Moleküls
um CH2 anfangs etwa um 30°, später bei den höhern Gliedern um 25-13°. Ebenso nehmen die specifischen Gewichte
zu, bleiben aber immer unter dem des Wassers. Die Äthane sind wenig reaktionsfähig, daher auch
ihre Bezeichnung als Paraffine von parum affinis. Von rauchender Salpetersäure und von Chromsäure werden sie erst beim Erhitzen
angegriffen und zu Kohlensäure und Wasser verbrannt. Bei der Einwirkung von Chlor oder Brom bilden sie Substitutionsprodukte,
z. B.:
CH4 + Cl2 = CH3Cl + HCl ^[CH4+Cl2 = CH3Cl+HCl]
und können vermittels dieser Produkte leicht in andere Verbindungen übergeführt werden.
Name des vierten der unter dem NamenVeda zusammengefaßten ältesten Denkmäler der ind. Litteratur, auch
Brahmmaveda genannt nach brahman, «Zauberspruch». Der Atharvaveda gilt
nicht für kanonisch, wie die drei andern Veden, der Rig-, Sama- und Yajur-Veda, was sein Inhalt erklärt.
Er enthält in seinen ältesten Bestandteilen Fluch- und Beschwörungsformeln, Verwünschungen gegen die Feinde, Liebeszauber,
Sprüche gegen Krankheiten von Mensch und Tier, gegen Behexung und Verzauberung, gegen Dämonen, Ungeziefer, Gebete um Gesundheit
und langes Leben u. s. w. So enthält er die ältesten Zeugnisse für den ind.
Aberglauben, der sich vielfach mit dem anderer indogerman.
Völker, speciell der Germanen, berührt. Die Hauptvertreter des waren die Familien der Atharvan, Angiras und Bhrigu, die in
naher Beziehung zum Feuerdienst standen, wie auch der Name Atharvan zu baktrisch atar, «Feuer», zu gehören scheint. Seine Heimat
ist der äußerste Nordwesten von Indien, vor allem Kaschmir,
[* 49] aber auch im Dekan ist er wohlbekannt gewesen.
Es werden neun Schulen des Atharvaveda genannt; bekannt sind zwei Recensionen, die der Caunakinas, die Vulgata, und die der Paippaladas,
die in Kaschmir geltende Bearbeitung. Diese Recensionen unterscheiden sich sehr bedeutend voneinander in Inhalt und Anordnung;
so fehlen z. B. der kaschmirschen Bearbeitung die im 20. Buche derVulgata stehenden sog. Kuntapasukta,
die ganz einzig in der ind. Litteratur dastehen. Bis jetzt ist nur die Vulgata herausgegeben vonRoth und Whitney (Berl. 1856),
wozu Whitney einen Index gab (im «Journal of the AmericanOrientalSociety», XII, Newhaven 1881). Buch 1-3
¶
mehr
hat AtharvavedaWeber übersetzt (in den «Ind. Studien», Bd. 4, 13, 17, 1858 - 84),
Buch 15 Aufrecht
(in den «Ind. Studien», Bd. 1, Verl. 1850), eine größere Zahl Lieder
Ludwig (Rigveda, Bd. 3, S. 428 fg., Prag
[* 52] 1878) und Grill, hundert Lieder des Atharvaveda (2. Aufl.,
Stuttg. 1888).
nach dem Tode seines Schwagers Alarich zum König der Westgoten erhoben, regierte von 410 bis 415. Athaulf gab
den PlanAlarichs, nach Afrika
[* 54] überzusetzen, auf, führte die Goten 412 nach Gallien und verhandelte beständig mit Rom über
einen Frieden, der den Goten ein geeignetes Land zur Ansiedelung und geregelte Beziehungen zu Rom gewähre. Sein Bestreben ging
dahin, das Römische Reich
[* 55] als den einzigen Hort menschlicher Kultur durch die Kraft
[* 56] der Goten aufrecht
zu erhalten, und diesem Plane sollte wohl auch seine Vermählung (414) mit Placidia, der Schwester des Kaisers Honorius, dienen,
die er aus Rom fortgeführt hatte. Aber die röm. Heere und barbarische Hilfsvölker drängten ihn über die Pyrenäen, und
hier ward Athaulf 415 in Barcelona
[* 57] ermordet.
(vom grch. atheos, d. i. ohne Gott oder gottlos), Leugnung des DaseinsGottes. Atheist, einer der das Dasein
eines Gottes leugnet. Der Vorwurf des Atheismus wird schon gegen eine Reihe älterer griech.
Philosophen erhoben, bezieht sich aber regelmäßig nur auf die Leugnung der öffentlich anerkannten
Form des Gottesglaubens. In der Zeit der Sophisten (s. d.) wird das Dasein der Götter ernstlich in Frage gestellt, ohne daß
doch ein Vertreter einer eigentlich atheistischen Lehre sich angeben ließe; Protagoras z. B. ließ das Dasein der Götter bloß
dahingestellt, weil «die Dunkelheit der Sache und die Kürze des
menschlichen Lebens» eine sichere Entscheidung eben nicht gestatte.
Wissenschaftlich vertreten wurde der Atheismus, wie es scheint, zuerst durch den der cyrenaischen Schule angehörigen Theodorus, und
namentlich durch Euhemerus (s. d.) gewann diese Richtung eine gewisse Verbreitung. AndereSysteme, so die materialistischen des
Democritus und Epicurus (s. d.), leugnen nicht ein göttliches Dasein überhaupt, sondern haben nur sehr
abweichende Vorstellungen über die Gottheit. Auch gegen manche neuere Philosophen ist der Vorwurf des Atheismus mit Unrecht erhoben
worden; entschieden atheistisch ist nur der extreme Materialismus des 18. und des 19. Jahrh.
Da jedoch die Begriffe von der Gottheit so sehr verschiedene sind, so begreift es sich, dass mancher das,
was ein anderer Gott nennt, nicht als Gott gelten lassen will und also jenen der Gottlosigkeit beschuldigt. So wird es begreiflich,
daß man dem Pantheismus eines Spinoza, Fichte,
[* 58] Schelling, Hegel Atheismus vorwarf. Bei dem engen Zusammenhange, in dem erfahrungsmäßig
der Gottesglaube mit der Sittlichkeit steht, erklärt es sich, daß nicht nur die Gottesleugnung vielfach
die Verleugnung jeder sittlichen Verpflichtung, sondern häufiger noch der sittliche Verfall den Atheismus hervorgerufen hat.
[* 59] Das alte Athen. Athen war im Altertum vorübergehend
in politischer, stets in kulturgeschichtlicher
Hinsicht der Haupt- und Mittelpunkt des hellen. Lebens, «das Auge
[* 60] von Hellas», «Hellas von Hellas». Die Stadt liegt um und
auf einer Reihe von felsigen Hügeln in der geräumigsten Ebene der Landschaft Attika (s. d.), zwischen den Flüssen Ilisos
und Kephisos, in gerader Entfernung etwa 5 km vom Meere, 7 km von ihrem Hafenplatze, dem Peiraieus (Piräus).
Die Überlieferung schrieb dem König Kekrops
[* 61] die Gründung zu. Die älteste Stadt beschränkte sich auf die obere Fläche
eines steilen, nur von Westen aus zugänglichen Felshügels, der später während des ganzen Altertums als die Burg (Akropolis,
[* 62] s. die um stehende Abbildung) den politischen und den religiösen Mittelpunkt,
den Kern der Stadt, bildete.
Die Fläche wurde in früher Zeit künstlich geebnet, sowie mit Mauern umgeben und an der Westseite ein starkes Außenwerk mit
neun Thoren hintereinander (Enneapylai) zur Verteidigung des Aufgangs errichtet. Das ganze Werk hieß nach den Pelasgern, denen
man es zuschrieb, Pelasgikon oder Pelargikon ( ^[img]. Innerhalb der Burg wohnten die alten Landeskönige
dieses Teils von Attika; hier erhob sich auch neben dem Altar
[* 63] des stadtschirmenden Zeus der älteste Tempel (Hekatompedos) der
Gottheit, unter deren besondern Schutze die Stadt stand, der «stadtschützenden»
Athene
[* 64] (Athene Polias), und die Kapelle des die Erde erschütternden Meergotts (Poseidon-Erechtheus, daher
Erechtheion (s. d.) genannt).
Ein Teil der städtischen Bevölkerung
[* 65] siedelte sich am Fuße dieses Hügels, hauptsächlich an der Südseite an, wo man auch
den Altmarkt von Athen suchen muß. Der im W. der Burg vorgelagerte Felsen des Areopagus (s. d.) mit seinen uralten, den unterirdischen
Göttern geweihten Heiligtümern blieb aber jetzt noch von der Besiedelung ausgeschlossen. Die Unterstadt
erhielt eine Erweiterung, seitdem infolge der Vereinigung der verschiedenen TeileAttikas zu einem staatlichen Ganzen durch
den sagenhaften König Theseus Athen zu dessen polit.
Hauptstadt erhoben wurde. Die Stadt dehnte sich allmählich auch auf den Raum am nördl. Fuße
des Burghügels aus; Handwerker, namentlich die Mitglieder der Töpferzunft, ließen sich hier nieder, daher ein bedeutender
Stadtteil nordwestlich von der Burg später den NamenKerameikos (Töpferviertel) erhielt. In der Folgezeit machten sich besonders
Pisistratus und seine Söhne um die Verschönerung der Stadt verdient. Sie weihten und schmückten den neuen nordwestlich
der Burg gelegenen Markt (Agora) durch einen Altar der Zwölfgötter, der zugleich als Centralmeilenstein für das ebenfalls
durch die Pisistratiden angelegte Straßennetz diente.
Sie begannen den Bau eines Tempels des olympischen Zeus (Olympieion) südöstlich von der Burg, der aber nach dem Sturze der
Pisistratiden ins Stocken geriet und erst durch Hadrian vollendet wurde; sie fügten zu dem alten Athenetempel
einen Säulenumgang und Giebelgruppen und schmückten den Burgeingang mit einem Festthore. Pisistratus ließ endlich die südöstlich
außerhalb der Stadt im Ilisosbett entspringende Quelle Kallirrhoe, die einzige größere des alten Stadtgebietes, in einen
neunröhrigen Brunnen
[* 66] (daher Enneakrunos genannt) fassen und weihte im Nordosten einen ausgedehnten Bezirk
(Lykeion) dem Apollon
[* 67] als Heiligtum, das später durch Perikles noch erweitert, durch den Staatsmann Lykurgus zu einem Gymnasium
umgewandelt wurde.
¶
mehr
Nach dem Sturz der Tyrannis, mit der Erstarkung und Neugestaltung der Demokratie durch Kleisthenes am Ausgang des 6. Jahrh. v. Chr.
erhielt die Stadt auf den westlich gelegenen Hügeln eine neue wichtige Anlage in der Pnyr (s. d.), dem Volksversammlungsplatz.
Außerdem wurde nach 500 v. Chr. in dem heiligen Bezirke des Dionysos am südöstl. Fuße der Burg ein fester
Tanzplatz (Orchestra) und im Abhang ein Zuschauerraum mit Holzbauten für die dramatischen Vorstellungen angelegt.
Ein steinernes Theater
[* 69] mit Bühnengebäude wurde erst zur Zeit Alexanders d. Gr. vollendet. Eine sehr schwere Katastrophe traf
Athen im Perserkriege (480 u. 479 v. Chr.), als die auf Rat des Themistokles verlassene Stadt von dem pers. Heere
des Xerxes vollständig verwüstet wurde. Allein, kaum war durch den Sieg bei Platää 479 v. Chr. die Vertreibung der Perser
entschieden, als die Athener auf die Trümmerstätte zurückkehrten und zunächst den Bau einer neuen, erweiterten Stadtmauer
begannen, die auf Antrieb des Themistokles in großer Hast ausgeführt und trotz der Einsprache der Spartaner
in kurzer Zeit vollendet wurde.
Sie war ringsum mit Türmen versehen. Noch jetzt läßt sich ihr Gang
[* 70] an mehrern Stellen, besonders an der Westseite, wo sie
sich auf dem Rücken der Felshügel, des Museion und des sog. Nymphenhügels, hinzog, vereinzelt
auch an der Süd- und Ostseite erkennen. Ihr Umfang betrug etwa 8 km. Zehn bis zwölf Thore vermittelten
den Verkehr, von denen noch das Melitische und das Piräische an der Westseite, das Doppelthor (Dipylon), der Ausgangspunkt
der Prozession von Athen nach Eleusis auf der Nordwestseite, das Acharnische an der Nordseite, endlich das Itonische
an der Südseite nachgewiesen werden können. Nur allgemeiner in ihrer Lage bekannt sind das Armesünderthor (ιερα πυλη),
das zum Richtplatz (dem Barathron) im Westen der Stadt hinausführte,
das Diomäische und Diocharische Thor im Osten und das
Sunische im Süden.
Im Zusammenhang mit der Wiederherstellung der städtischen Befestigung ging Themistokles an die Befestigung
der neuen Hafenstadt (des Peiraieus), deren Anlage er schon vor dem Perserkriege begonnen hatte. Während die Athener bis dahin
die nur etwa 5 km von der Stadt entfernte, den Schiffen keinen recht sichern Ankergrund bietende BuchtPhaleron als Hafen benutzt
hatten, veranlaßte sie Themistokles, eine neue Hafenstadt auf der 7 km südwestlich von Athen gelegenen
felsigen Halbinsel des Peiraieus zu errichten, die drei von Natur ausgezeichnet sichere Häfen darbot: den Haupthafen (Kantharos),
[* 71] dessen enger Eingang durch Ketten geschlossen werden konnte und der in zwei Abteilungen, den Kriegshafen und den Handelshafen
(Emporion), zerfiel, und die beiden an der östl. Seite der Halbinsel befindlichen,
Zea und Munychia.
Eine hohe und starke Ringmauer diente dieser Anlage zum Schutz. 460-456 wurde dann unter Perikles die befestigte Hafenstadt
durch eine 7 km lange Mauer mit der Stadt Athen verbunden und zugleich eine ähnliche, nur etwas kürzere Mauer
von der Stadt nach der BuchtPhaleron gezogen. Zur weitern Verstärkung
[* 72] wurde 444 v. Chr. noch eine dritte Mauer, in der Mitte
zwischen jenen beiden, der westlichen, von Athen nach dem Peiraieus führenden parallel, errichtet. Auch weiterhin
sind die großen, die Politik leitenden MännerA.s die Bauherren der Stadt. In der Stadt selbst hatte Cimon
eine neue Burgmauer begonnen, die im Westen, gerade über dem Aufgange zu der obern Burgfläche, durch eine turmähnliche
Bastion (Pyrgos) abgeschlossen wurde. Sie trug den wahrscheinlich erst nach Perikles errichteten überaus zierlichen Tempel der
AthenaNike.
[* 73] Dieser wurde 1687 von den Türken zur Anlage¶
mehr
einer Schanze abgebrochen, bei deren Wegräumung 1835 jedoch in seinen Bruchstücken fast vollständig wieder aufgefunden
und durch die Architekten Schaudert und Hansen unter Leitung des Archäologen Ludwig Roß wieder zusammengesetzt. Außerdem
begann Cimon südlich neben dem alten, nach den Perserkriegen wiederhergestellten Hekatompedos einen neuen großen, für die
Stadtgöttin bestimmten Tempel, dessen Bau aber durch innere und äußere Wirren in den Anfängen unterbrochen
wurde.
Endlich ließ ein Verwandter Cimons, Peisianar, eine prächtige Halle
[* 75] auf der Agora aufführen. Der berühmte Maler Polygnot
schmückte diese Halle mit Gemälden, nach denen sie die bunte (Stoa Poikile) genannt wurde. Auf die gewaltigen Nutz- und Schutzbauten
der cimonischen Zeit folgte dann die glänzende Bauthätigkeit des Perikles, die wesentlich auf die Verschönerung der Stadt
gerichtet war. Der früheste Bau war das in der Nähe des Theaters im heil. Bezirke des Dionysos errichtete Odeion (Odeum, s. d.,
schon vor 447 vollendet), ein Holzbau in der Form eines pers. Königszeltes.
Dann wendete er seine Aufmerksamkeit ganz besonders auf die Ausschmückung der Akropolis, die jedoch nicht ihren Charakter
als Citadelle der Stadt verlor. Zunächst ließ er durch den Architekten Iktinus auf den Fundamenten des von Cimon begonnenen
Tempelbaues, aber in veränderter Form, einen neuen, prachtvollen Tempel errichten, den Parthenon (s. d.), und
nach dessen Vollendung durch den ArchitektenMnesikles mit großem Kostenaufwande (angeblich über 9 Mill. M.) einen neuen
prachtvollen Eingang zur Akropolis, die sog. Propyläen (s. d.). Der
perikleischen Zeit verdankt endlich ein herrlicher, in der nordwestl.
Unterstadt auf einer Erhebung über der Agora, dem Markthügel (kolonos agoraios), gelegener Tempel seine Entstehung,
der, weil er im Mittelalter zu einer Kirche des heil. Georg hergerichtet wurde, noch jetzt vortrefflich erhalten ist. Früher
pflegte man ihn fälschlich dem Nationalheros Theseus zuzuweisen, weshalb er noch jetzt den NamenTheseion führt, wahrscheinlich
aber wurden hier Hephaistos
[* 76] und Athene gemeinsam verehrt. Durch den Ausbruch des PeloponnesischenKrieges
(431 v. Chr.) wurde die bauliche Thätigkeit in Athen zwar eingeschränkt, aber doch nicht ganz unterbrochen.
Namentlich wurde an Stelle der alten, vermutlich auch nach der pers. Zerstörung notdürftig für den Gottesdienst
wieder hergestellten Kapelle des Poseidon
[* 77] Erechtheus ein neuer Bau, das Tempelchen der AthenaNike (s. oben), aufgeführt und
mit neuer prächtiger Balustrade umgeben. Der für Athen unheilvolle Ausgang des Krieges (404 v. Chr.) führte
die Zerstörung eines der bedeutendsten Werke herbei: die Athener wurden durch die siegreichen Spartaner genötigt, die Befestigung
des Peiraieus und die langen Mauern zu schleifen.
Allein schon 395 zur Zeit des böot.-korinth. Krieges gegen Sparta wurde die Wiederherstellung der für
A.s Sicherheit so notwendigen Werke begonnen und durch Conon mit pers. Gelde zu Ende geführt. Ein neuer schwerer Schlag traf
Athen, wie das ganze Griechenland, durch die Schlacht bei Chäronea (338). Aber die einsichtsvolle Finanzverwaltung des Lykurgus
(338-326) ermöglichte wieder die Ausführung bedeutender Bauten auf Staatskosten. So wurde jetzt das
längst angefangene steinerne Theater (Zuschauerraum, festes Bühnengebäude mit Wandelhalle) vollendet, in der jenseit des
Ilisos gelegenen Vorstadt Agrä wurde ein Stadium zur
Abhaltung der gymnastischen Wettkämpfe am Feste der Panathenäen eingerichtet,
und im Peiraieus durch den ArchitektenPhilon ein großartiges Seezeughaus errichtet. Auch die private Bauthätigkeit
steigerte sich in dieser Zeit, wovon namentlich das 335 auf 334 v. Chr. errichtete, südöstlich von der Burg an der alten
Tripoden (Dreifuß-) straße gelegene zierliche Lysikratesmonument (s. d.) Zeugnis ablegt.
Als nach dem traurigen Ausgang des Lamischen Krieges (322 v. Chr.) auch Athen macedon. Besatzung aufnehmen mußte, hörte die Ausführung
von Bauwerken durch den Staat wie durch Privatleute fast ganz auf. Allein der alte Glanz, der noch immer
die Stadt umstrahlte, veranlaßte nun auswärtige «hellenistische» Fürsten
zur Errichtung von Bauwerken, deren Inschriften den Ruhm ihrer Stifter verkündeten. So ließ der König Ptolemäus II. Philadelphus
von Ägypten
[* 78] (284-246) in Athen ein Gymnasium errichten, in dem sich auch eine Bibliothek befand, König Eumenes
II. (197-159) von Pergamum eine jetzt noch in den Fundamenten erkennbare Säulenhalle (Stoa) westlich neben dem Theater, sein
Nachfolger Attalus II. (159-138) eine ausgedehnte Kaufhalle am Ostende
[* 79] des Marktes, die 1860-62 und 1874 ausgegraben wurde.
König Antiochus IV. Epiphanes (175-164) von Syrien unternahm die Vollendung des seit der Vertreibung der
Pisistratiden unterbrochenen Baues des Olympieions, der jedoch infolge des Todes des Königs nicht zu Ende geführt wurde. Auch
die röm. Herrschaft hatte anfangs für Athen nichts Drückendes. Als es aber im Kriege der Römer gegen den König Mithridates
d. Gr. von Pontus die Partei des letztern ergriffen hatte, wurde die Stadt von Sulla erobert (86 v. Chr.).
Die Befestigungen des Peiraieus, das große Seezeughaus und die Reste der langen Mauern wurden von dem Sieger geschleift und
seitdem nicht wiederhergestellt.
A.s Seemacht verfiel gänzlich, und der Peiraieus sank zu einer unbedeutenden Ortschaft herab. Aus
Athen selbst schleppte Sulla, außer einigen Weihgeschenken, eine Anzahl Säulen
[* 80] von dem unvollendeten Olympieion fort. Um die
Mitte des Jahrhunderts errichtete ein Privatmann, Andronicus, auf einem freien Platze östlich von der Agora ein noch jetzt
erhaltenes, vom VolkeTurm
[* 81] der Winde
[* 82] genanntes Bauwerk, das man aber richtiger als Horologium des Andronicus
bezeichnet.
Auch die Begründer der röm. Monarchie, Julius Cäsar und Angustus, erwiesen sich, trotz mancher polit. Fehler der Athener,
freundlich gegen die Stadt. Aus den von jenen gespendeten Gaben weihten die Athener nordöstlich von der Agora ein Festthor
der Athena Archegetis. Dem Agrippa, dem großen Minister des Augustus, errichteten die Athener eine Statue,
deren gegen 8 m hohes, ziemlich plumpes Piedestal vor den Propyläen noch jetzt vorhanden ist. Noch bei Lebzeiten des Augustus
wurde auf der Akropolis östlich vom Parthenon ein der Göttin Roma
[* 83] und dem Augustus geweihter Rundtempel erbaut, in der Kaiserzeit
auch ostwärts vom Markt zwischen dem Thor der Athena Archegetis und dem Turm der Winde ein großer von Hallen
umsäumter Platz angelegt, der vielleicht als eine Erweiterung des Marktes anzusehen ist. Der größte Wohlthäter A.s aber
war der Kaiser Hadrian, unter dessen Regierung die Stadt einen neuen Aufschwung nahm und in reicherm Maße als je vorher
durch viele mit Pracht ausgeführte Neubauten verherrlicht wurde. Zunächst vollendete Hadrian den Tempel des
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