16 Nantoco.
Gold
[* 2] findet sich im WNW. von
TresPuntas (2–3000 E.), das neben Chañarcillo und Copiapo die reichsten Silberminen
hat.
Silber findet sich außerdem noch in einer schmalen Zone am westl. Abhange der
Anden. Die Zahl der Silberminen ist 509,
die der Kupferminen 116, die der Goldminen 17. Sie beschäftigen insgesamt 6869
Arbeiter. Viele Gruben
aber sind erschöpft und verlassen. Ferner ist vorhanden silberführendes
Blei,
[* 3]
Nickel, Kobalt und
Eisen.
[* 4]
Ausgezeichnetes Kochsalz
liefern die oben erwähnten Salares; die Schluchten des Chaco enthalten bedeutende Glaubersalzlager.
Der Reichtum an
Chilesalpeter ist beispiellos. Die Küstenkette bietet
Gips,
[* 5] das Gestade Guano. Die beiden Hauptausfuhrorte
für Minenprodukte sind Huasco und
Caldera (s. d.). Von letzterm Orte führt seit 1875 eine 82 km lange Eisenbahn
nach Copiapo und von da zunächst im Flußthale weiter nach Pabellon und dann über
Juan Godoi nach dem Minenorte Chañarcillo,
in 1150 m Höhe, 100 km von Copiapo mit Abzweigung nachSanAntonio; von Copiapo zweigt außerdem eine
Linie nach Puquios ab. Weitere
Bahnen verbinden den
HafenCarrizal-Bajo mit Yerbabuena (eine Zweigbahn führt nach
Alto), Pan
[* 6] de Azucar mit Carrizatillo, Chañaral mit Las Animas und
Salado, den
Hafen Huasco über Freirina mit Vallenar. –
3) Atacama
(SanPedrodeAtacama), Stadt in einer
Oase der Wüste in 2980 m Höhe und am Nordende des großen SalzseesAtacama, mit 2665 E., bestand schon 1536 und hat sich in den letzten Jahren sehr gehoben.
Smaragdocalcit oder Salzkupfererz, ein in rhombischen, meist prismatischen Formen krystallisierendes, smaragdgrünes
Mineral, das aus Kupferchlorid und Kupferoxydhydrat,CuCl2+3Cu(OH)2, besteht und sich auf
Gängen
in
Chile
[* 7] (besonders in der
ProvinzAtacama, wonach das Mineral benannt worden ist),
Australien,
[* 8] auch als
Anflug auf Laven des
Vesuvs und
Ätnas findet.
(d.h. Hindernis, engl.
Attock), Stadt und
Fort im Distrikt Rawalpindi der brit.-ind. Lieutenantgouverneurschaft
Pandschab, 33° 53' nördl.
Br. und 72° 17' östl. L. von Greenwich, links vom Indus, gegenüber der Mündung des
Kabul, der
Hauptverkehrsstraße zwischen
Afghanistan
[* 13] und
Hindustan. Nur durch seine
Lage ist dieser auf schwarzem Schieferfelsen dicht
am
Strome, in 293 m Höhe erbaute Ort mit (1881) 4210 E. bedeutend.Das neueFort liegt auf einem die ganze
Umgebung beherrschenden, steil am Indus emporstrebenden Felsen.
Auf der andern Seite liegt bei einem kleinen Dorfe ein von Nadir Schah erbautes
Fort, mit schönem
Aquädukt. Der Indus ist
hier 183 m breit, bei niedrigem Wasserstande 9, bei hohem gegen 18 m tief. – Atak ist der
SchlüsselHindustans
von Westen her und wurde 1583 von
Akbar d. Gr. erbaut oder doch erneut. Seit den ältesten
Zeiten war an dieser
Stelle der Stromübergang;
Akbar ließ eine Fähre einrichten; später diente (außer der Regenzeit) eine Schiffbrücke dem Verkehr, bis 1883 die
großartige Eisenbahn-, Frachtwagen- und Fußgängerbrücke fertig gestellt
wurde.
Alle Eroberer
Indiens,
alle, auch die neuesten Kriegsexpeditionen aus
Hindustan gegen
Afghanistan haben ihren Weg durch das Kabulthal und über Atak genommen,
so
Alexander d. Gr. 326 v.Chr., Dschalal ud-din Mankberni 1221,
Timur 1397, Babar 1519, Schah Nadir 1738 u.s.w.
Stadt im deutschen
Togoland (6–8
Tagemärsche von der
Küste), liegt östlich der
Straße vonAneho über Do-Koffi und
Bato nach der
StationBismarckburg in einem lieblichen, fruchtbaren
Thal,
[* 14] von niedrigen Bergzügen umgeben,
die halbverfallenen, schmutzigen Häuser in einem Haine von Citronen- und Orangenbäumen,
Bananen, Öl- und Kokospalmen versteckt.
Der Ort besteht eigentlich aus drei Dörfern: Janga mit 2000 Hütten,
[* 15] Ehudu und Jalima, und war früher
ein blühendes Handelscentrum, bis er durch den
Einfall der Dahomeer fast völlig zerstört wurde. Betrieben wird
Weberei
[* 16] und
Messerschmiedekunst.
nach griech. Sage Tochter des Jasios und der
Klymene, eine Arkadierin, berühmt als bogenkundige Jägerin,
ward von ihrem
Vater auf dem
Berge Parthenion ausgesetzt, von einer
Bärin gesäugt, von
Jägern gefunden
und erzogen und später ihren Eltern zurückgegeben. Mit ihren Pfeilen erlegte sie die
Kentauren Rhoikos und Hylaios, die
ihr nachstellten. Sie nahm nach einigen teil am Argonautenzuge und nach der allgemeinen Überlieferung an der Jagd des Kalydonischen
Ebers, dem sie
die erste Wunde beibrachte, weshalb Meleagros
[* 17] ihr den Kampfpreis,
Kopf und
Haut
[* 18] des Ebers, darreichte.
Lange der Liebe unzugänglich, ward sie endlich von der ausdauernden Liebe des Meilanion besiegt, dem sie den Parthenopaios
gebar. Eine andere Atalánte, eine Böotierin, die Tochter des Schoineus, berühmt durch Schönheit und
Schnelligkeit, gab jedem Freier auf, einen Wettlauf mit ihr zu bestehen, wobei er unbewaffnet sein mußte, während sie mit
einem
Speere folgte. Holte sie ihn nicht ein, so war sie die Seinige; im Gegenteil war der
Tod sein Los.
Hippomenes, des Megareus
oder des
Ares
[* 19] Sohn, überlistete sie mit Hilfe der
Aphrodite.
[* 20]
Die Göttin hatte ihm goldene
Äpfel gegeben, die er ihr in den Weg warf. Atalánte blieb zurück, um sie aufzuheben, und
Hippomenes
erreichte vor ihr das Ziel.
Hippomenes vergaß aber der
Aphrodite zu danken; zur
Strafe dafür reizte diese ihn zu so heißer
Liebe, daß er seineBraut im Heiligtume des Zeus
[* 21] oder der Kybele
[* 22] umarmte. Darüber erzürnt, verwandelte
Kybele beide in Löwen.
[* 23] Die beiden Atalánte werden oft verwechselt, und wahrscheinlich gehen die
Mythen ursprünglich auf ein und
dasselbe sich mit
Artemis
[* 24] nahe berührende Wesen zurück. –
Hauptstadt der griech. Eparchie Lokris (s. d.) ^[= Asteroiden oder kleine Planeten, die Gruppe der sich zwischen Mars und Jupiter bewegenden Planeten. ...]
(russ.), poln. Hetman (s. d.),
Titel des Oberhauptes oder Feldherrn der Kosaken. König
Stephan Bathori von
Polen (1576–86) erteilte dem Atamán als Zeichen seiner
Würde einen Kommandostab und ein
Siegel, dem
Heere eine Fahne. Als die Kosaken 1654 sich den
Russen unterwarfen,
wurde ihnen ihre frühere
Verfassung gelassen. Während des 17., 18. und noch zu Anfang des 19. Jahrh. wurde für
jedes ins Feld gestellte
Heer von der Mannschaft durch Zuruf ein Atamán gewählt. Der Atamán führte sein
Amt mit dem
Rechte über Leben
und
Tod¶
mehr
17 bis zur Rückkehr des Heers ins Kosakenland. Als aber der Atamán Mazeppa (s. d.), um sich
unabhängig zu machen, 1708 die Partei Karls II. ergriff, schränkte Peter I. die Rechte des Atamán erheblich ein. Lange Zeit blieb
die Stelle eines Atamán unbesetzt, und als 1750 der Graf Rasumowskij als solcher gewählt wurde, erhielt er
statt der ehemaligen Domänen und Zollgefälle 50000 Rubel jährliche Besoldung. Kaiserin Katharina II. hob die Würde eines
Atamán des Ukraineheers auf und setzte dafür eine Regierung von acht Mitgliedern ein; das donische Heer behielt einen Atamán, doch
ist dieser auf die Befugnisse eines Generalgouverneurs beschränkt. Seit 1835 bekleidet der Großfürst-Thronfolger
die Würde eines Atamán aller Kosaken. Unter diesem steht für jedes Woißko ein besonderer Stellvertreter(Nakaznyj Ataman),
der im donischen Lande den TitelVojskovoj Ataman (Heeresataman) führt. (S. Kosaken.) Atamán heißt auch der Vorstand eines Artels.
Störung der Muskeltätigkeit, welche durch mangelhafte Koordination der zur Ausführung jeder Bewegung
notwendigen Muskelkontraktionen verursacht wird (s. Rückenmarksschwindsucht).
Astaboras, der nördlichste und letzte unter den Nebenflüssen des Nils, in den er bei ed-Damer etwa in 17°
50' nördl. Br., oberhalb Berber, mündet. Er entspringt an der Nordwestseite des abessin. Hochlandes, 40 km
westlich von Gondar, nördlich vom Tanasee, fließt nach NW., wendet sich, wo er das Gebirgsland verläßt, nach N., durchströmt
eine unbewohnte Wüste, nimmt rechts den Salam, dann den großen wasserreichern Takaseh (im untern Laufe Setit) auf, fließt
nun am Ostrande einer weiten einförmigen Ebene (ägypt. Sudan), gewunden zwischen niedrigen, grasreichen
Hügeln, und nimmt unter 17" nördl. Br. den ebenfalls von den nordwestl.
Randgebirgen Abessiniens herabkommenden Gasch (im obern Laufe Mareb genannt) auf. Zu keiner Jahreszeit ist er schiffbar. Auf
einem Unterboden von Kies ziehen sich nach W. hin weite Grasebenen mit dornigen Mimosen, reich an Gazellen
und Hyänen. In der Regenzeit schießt ein rohrartiges Gras mannshoch auf, das nach dem Abtrocknen abgebrannt wird, um hier
und da der Durrha Platz zu machen. An der nördl. Grenze der tropischen Region mündet der Atbara als el-Mokren (d. h. Verbindung)
oder el-Mokadah, auch wohl el-Aswad, d. i. der Schwarze. Erst vom 10. Mai an, in der Regenzeit, hat sein
gegen 300 m breites Thal hier so viel Wasser, daß es in den Nil abfließt, während es 4–5 Monate lang in einzelnen Tümpeln
stillsteht und nicht trinkbar ist.
(spr. ättschiß'n), Hauptstadt des County Atchison im nordamerik.
StaateKansas, rechts des
Missouri, 1854 gegründet, und früher der Ausgangspunkt der Karawanen nach den Ebenen des Westens, jetzt Knotenpunkt von
sieben Bahnlinien, darunter die Union-Pacific, Missouri-Pacific und Atchison-Topeka, hat (1890) 13963 E.,
schöne Eisenbrücke, Maschinenbau,
Brauerei, Mühlen
[* 28] und lebhaften Handel.
bei Homer eine Tochter des Zeus (nach Hesiod der Eris und stete Begleiterin der Dysnomia,
der Ungesetzlichkeit) und eine verderbenbringende Göttin, die, Geist und Gemüt bethörend, den Menschen ins Unheil stürzt.
Bei des Herakles
[* 29] Geburt hatte sie Zeus zu dem übereilten Schwur verleitet, durch den ersterer dem Eurystheus unterthan ward.
Dafür schleuderte Zeus die Ate aus dem Olymp auf die Erde und schwur, daß sie nie dahin zurückkehren
solle. Seitdem durcheilt Ate die Erde in ungemessener Schnelle und wandelt verderblich über den Häuptern der Menschen. Aber
ihr folgen andere Töchter des Zeus, die Litai (reuevolle Gebete), lahm, runzlig, die Augen scheu seitwärts gewendet, langsamen
Fußes, die dem, der sie ehrt, Gutes erweisen, und den heilen, den Ate verwundet hat, über denjenigen
aber, der sie verstößt, die verderbliche Göttin von neuem herabrufen.
Vgl. Berch, Bedeutung der Ate bei Äschylos (Franks,
a. M. 1876).
(frz., spr. ateljeh), Werkstätte, im Deutschen vorzugsweise für Künstler- (Bildhauer-, Maler-) Werkstätte
gebraucht. Bei der Anlage von Atelier ist besondere Rücksicht auf das Licht zu nehmen. Maler brauchen meist reines Nordlicht, das
seitlich von oben hereinfallen muß. Wünschenswert ist auch ein reines Oberlicht und Vorkehrungen, um durch Schieber
und Vorhänge die möglichst groß anzulegenden Lichtflächen teilweise abzusperren. Bildhauer bedürfen hoher, zur ebenen
Erde gelegener Räume mit hohem Seitenlicht von Norden.
[* 30]
Vor den Fenstern dürfen nicht Bäume, Wandflächen u. dgl. stehen, die bei greller Sonnenbeleuchtung farbige Reflexe in das
Atelier werfen und namentlich beim Malen die Wirkung der Farben im A. beeinträchtigen. Berühmt war die Ausstattung
der von P. P. Rubens. In neuerer Zeit wurden die von HansMakart in Wien
[* 31] vorbildlich für viele Zimmereinrichtungen. Die malerische
Anlage, der Schmuck mit alten Möbeln und Teppichen, getrockneten Blumen, der braune Grundton waren für die Ausschmückung
bezeichnend. Besonderer Vorkehrungen für die Lichtzuführung bedarf das Atelier des Photographen.
–
(Atellānae fabŭlae), auch oskische Schauspiele (Osciludi), volkstümliche Possen, genannt nach dem gewöhnlichen
Schauplatz der Handlung, der oskischen Stadt Atella in Campanien, einem italischen Krähwinkel. Von Campanien
kamen die Atellanen nach Rom.
[* 33] Sie wurden sowohl von Dilettanten als auch von berufsmäßigen Schauspielern aufgeführt, und zwar
immer in Masken.
[* 34] Es traten darin stehende
[* 25]
Figuren auf, wie der Tölpel und Nimmersatt Maccus, der prahlerische Bucco, der verblendete,
gutmütige Alte Pappus, der bucklige Fresser und Schmarotzer Dossennus, der Possenreißer Sannio. Manches
oder gar das meiste, wie man früher glaubte, zu improvisieren, erlaubte die metrische Form der Stücke nicht; möglich indessen,
daß anfänglich der Rhythmus fehlte. Witze
¶
mehr
und Gestikulation waren derb, das Sujet und ganze Scenen oft sehr schmutzig, die Sprache
[* 36] die des gemeinen Lebens. Um den Beginn
des 1. Jahrh. v. Chr. wurden die Atellanen kunstmäßig ausgebildet, von Dichtern verfaßt und von Schauspielern aufgeführt,
und zwar regelmäßig als Nachspiel nach ernsten Stücken, als Schlußstück (exodium), um die Gemüter
wieder zu erheitern. Es waren wahrscheinlich einaktige Possen mit operettenhaftem Anflug, mitunter Travestien von Tragödien,
auch die politische und persönliche Satire scheint gelegentlich Raum gefunden zu haben. Als Verfasser sindL. Pomponius,
Novius und aus der Kaiserzeit Mummius bekannt. Erhalten sind einige Bruchstücke und zahlreiche Titel, zusammengestellt nach
Bothe und Munk von Ribbeck in «Scaenicae Romanorum poesis fragmenta»
(2. Aufl., Bd. 2, Lpz.
1873).
Lucana, Stadt im Kreis Sala Consilina der ital. Provinz Salerno, in dem vom Tanagro durchströmten Valle di Diano,
hat (1881) 2554 E.Atena Lucana, im Altertum Atinum oder Atiaa, gehörte zu Lucania und lag an der Heerstraße von Salernum nach
Heraclea;
Insbesondere bezeichnet man mit Aternat eine Festsetzung der Friedenspräsenz
(s. d.) des deutschen Heers auf unbestimmte Zeit, wie sie die Reichsregierung Anfang Febr. 1874 bei der
Vorlage des ersten Reichs-Militärgesetzes vorgeschlagen hatte, im Gegensatz zu dem Septennat (s. d.).
Hauptstadt des Arrondissements der belg. ProvinzHennegau, früher Festung,
[* 41] an der schiffbaren Dender, 22 km nordwestlich
von Mons,
[* 42] an den Linien Denderleeuw-Ath (40 km), Jurbise-Tournai, Hal-Ath (38 km) und St. Ghislain-Ath (23 km) der Belg. Staatsbahnen,
[* 43] hat 9868 E., bedeutende Leinwandmanufakturen,
Kattundruckereien, Färbereien, Spitzen-, Handschuh-, Seifen- und ansehnliche
Messerfabriken, Eisenhämmer und lebhaften Handel. Die Festungswerke wurden 1781 geschleift, 1815 wiederhergestellt, aber
nach 1830 völlig abgetragen. Ath ward mehrmals belagert und erobert, namentlich 1697 von Catinat und Bauban, der hier die
Parallelen zuerst systematisch in Anwendung brachte, ebenso 1706 von den Alliierten unter dem holländ.
General Ouwerkerk und 28. Sept. eingenommen. Die Franzosen eroberten Ath nach kurzer Belagerung und
besetzten es abermals.
(Athapasca), indian. Name eines der bedeutendsten Ströme im brit. Nordamerika,
[* 44] früher von den Franzosen Rivière
la Biche, von den Engländern Elk-River genannt, eigentlich nur der Oberlauf des Mackenziestroms, entspringt aus
einem Gebirgssee (PunchBowl) in einem der höchsten Teile der Rocky-Mountains, in der Nähe des Mount-Hooker(4785m) und Mount-Brown
(4880 m) unter 52° 10' nördl. Br., nimmt links den Abfluß des KleinenSklavenseesauf und mündet nach einem im allgemeinen
nach NNO. gerichteten Laufe von 1040 km in den über 7700 qkm großen Athabascasee.
Letzterer erstreckt sich, etwa 30 km von N. nach S. breit und an 330 km lang, unter 59° nördl.
Br. und 107-112° westl. L. von Greenwich von O. nach W. und empfängt an feinem östl.
Ende den Tutaunay, der in Verbindung mit dem Wollastonsee, dem Deer- und dem Indianersee und dem die beiden
letztern durchfließenden Churchill die Hudsonsbai, in die sich der letztere ergießt, mit dem Mackenzie verbindet. Der Athabasca nimmt
nach seinem Austritte aus dem Athabascasee den Namen Strong-River an, vereinigt sich bald nachher mit dem aus W. kommenden
Undschiga oder Friedensfluß (Peace-River) und führt nun seine Gewässer als GroßerSklavenfluß in den
GroßenSklavensee, von dem aus er dann weiter als Mackenzie (s. d.) in den Arktischen Ocean geht. Unweit der Quelle
[* 45] des Athabasca führt
die Athabasca Portage (über 2200 m), ein von Gletschern umgebener, von den nordamerik. Pelzhändlern viel benutzter Paß
[* 46] zwischen
Mount-Hooker und Mount-Brown westlich in das Thal des in den Stillen Ocean sich ergießenden Columbia,
[* 47] mithin
aus den Hudsonsbailändern nach Britisch-Columbia hinüber.
Distrikt des Dominion of Canada, 1882 organisiert, zwischen 55° und 60 nördl. Br., sowie zwischen 111°
30' und 120° westl. L. von Greenwich, grenzt im S. an den Distrikt Alberta, im W. an die ProvinzBritisch-Columbia
und wird von dem zum Sklavenfluß gehenden Peace-River, dem und dem zum GroßenSklavensee gehenden Hay-River bewässert. Der
Distrikt hat 274000 qkm und ist in seinem östl. Teile eine unbewohnbare Sumpf- und Felsenwüste, die den Biberjägern reiche
Jagdbeute, jährlich bis 8000 Felle liefert.
Die fruchtbaren, 50000 qkm großen Gebiete liegen auf dem vom Fuße der Felsengebirge zum Athabascasee
sich hinneigenden Hochplateau, in das der Peace-River ein bis 270 m tiefes Thal eingeschnitten hat. Üppiger Graswuchs bedeckt
diese wasserreiche Ebene, die in ihren südlichsten Teilen Weizenbau ermöglicht; der schon im August eintretende Winter verhindert
in den nördl. Teilen den Weizenbau, gestattet aber den Anbau von Gerste,
[* 48] Hafer
[* 49] und andern Feldfrüchten;
am besten wird sich jedoch die Landschaft zur Viehzucht
[* 50] eignen.
¶
mehr
Bewohnt ist das Land äußerst spärlich; die kaum 100 Weißen genügen nicht zur Bildung einer Regierung. Verkehrscentren
sind die Handelsforts der Hudsonsbaigesellschaft; das Fort Chipewyan am Athabascasee und Fort Dunvegan am Peace-River.
Portage (spr. pohrteddsch), Athabascasee, s. Athabasca^[= # (Athapasca), indian. Name eines der bedeutendsten Ströme im brit. Nordamerika, früher von ...] (Fluß).
die Tochter Ahabs (s. d.), Königs von Israel, und Gemahlin Jorams (s. d.),
Königs von Juda, bahnte sich nach dem Tode ihres SohnesAhasja durch die Ermordung sämtlicher Prinzen den
Weg zum Throne. Nur des Ahasja junger Sohn Joas (s. d.) ward durch Joseba, eine Schwester des Ahasja, gerettet und heimlich
im Tempel
[* 53] durch den Priester Jojada auferzogen. Nachdem Athalia 6 Jahre regiert hatte, gelang es Jojada, die Hauptleute
der königl. Leibwache dahin zu gewinnen, Joas auf den Thron zu setzen.
Als eines Sabbats die zur Tempelwache bestimmte Abteilung der Leibwache aufzog, wurde die abzulösende Mannschaft im Tempel
zurückbehalten, so daß die Burg von jeder Mannschaft entblößt war, und Joas zum König ausgerufen. Die auf den Lärm herbeieilende
Athalia wurde getötet. Im Zusammenhange damit wurde der Dienst des Baal von Tyrus beseitigt, der in Jerusalem
[* 54] einen Tempel erhalten hatte. Die Erzählung des Königsbuches über diesen Vorfall ist nicht ganz einheitlich. In der Chronik
ist sie tendenziös umgearbeitet; der Anteil der Leibwache an der Verschwörung war dem spätern Judentum anstößig; an ihre
Stelle sind Leviten getreten. Zweifelhaft ist, woher ihre Nachricht stammt, Ahasjas Schwester Joseba sei
die Frau Jojadas gewesen. Racine bearbeitete den Stoff in einem berühmten Trauerspiele (Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy).
in der griech. Sage gewöhnlich als Sohn des Aiolos und König der Minyer in Orchomenos bezeichnet, zeugte
mit Nephele (d. i. Wolke) den Phriros und die Helle, und mit Ino, der Tochter des Kadmos, den Learchos und Melikertes. Ino haßte
die Kinder der Nephele und veranlaßte bei einem durch sie selbst bewirkten Mißwachs, daß sie dem Zeus
geopfert werden sollten; Nephele aber entrückte ihre Kinder auf einem Widder mit goldenem Vließ. und Ino wurden von Hera
[* 65] verfolgt,
nach einigen, weil sie den ihnen von Hermes
[* 66] übergebenen Dionysos
[* 67] auferzogen hatten; in der Raserei tötete
Athamas seinen Sohn Learchos und verfolgte Ino, die sich mit dem Melikertes ins Meer stürzte.
Mit Blutschuld beladen und deshalb aus Böelien flüchtig, begab sich Athamas nach Thessalien, wo er sich mit Themisto, der Tochter
des
Hypseus, vermählte. Die letztere Sage, die von Euripides zu einem Intriguenstück in der Weise verarbeitet
wurde, daß er die Kinder der Themisto durch die Ränke der Ino von der Hand
[* 68] der eigenen Mutter töten ließ, beruht auf einer
Überlieferung, nach der von Anfang an König zu Halos «im athamantischen Gefilde» des südl.
Thessalien war. Nach der Sage von Halos sollte er selbst dem Zeus geopfert werden und ward nur (nach Herodot)
durch die Ankunft eines Enkels, des Sohnes des Phriros, oder (nach Sophokles) durch die des Herakles gerettet.
C2H6 oder CH3-CH3 ^[CH3-CH3], ein farb- und geruchloser Kohlenwasserstoff, welcher
im rohen Petroleum absorbiert auftritt und, mit etwas Kohlenoxyd und Kohlensäure gemengt, aus dem Dolamater
Gasbrunnen bei Pittsburgh in Pennsylvanien entweicht.
Symbolum (oder nach dem Anfangsworte Symbolum quicunque), das dritte der drei ökumenischen Symbole.
Es enthält eine Zusammenfassung der auf den vier ersten allgemeinen Kirchenversammlungen festgesetzten
Lehren
[* 70] über die Dreieinigkeit (s. Trinität) und die MenschwerdungGottes. AlleAbweichungen werden verdammt und die Seligkeit
von der Annahme jener Lehrstücke abhängig gemacht. Die Abfassung durch Athanasius ist zuerst (1642) von Gerhard Joh. Voß
bestritten und jetzt allgemein aufgegeben.
Das Symbol findet sich zuerst benutzt bei Cäsarius (s. o.) von Arles, weshalb man vermutet, es sei gegen
Ende des 5. Jahrh, in Südgallien oder Burgund entstanden und beim übertritt von Arianern zum Katholicismus angewandt. Von
Gallien aus gewann es seit dem 6. Jahrh, in der abendländ. Kirche allgemeine Anerkennung, während die griech. Kirche es
erst seit dem J. 1000 kennt und nie angenommen hat. Andere (schon Quesnel) vermuten, es stamme aus Nordafrika und sei von
Vigilius von Thapsus (um 484) verfaßt. Als Athanasianisch wird es erst seit 772 bezeichnet. Unter allen ökumenischen Symbolen
ist das Athanasianische das dogmatisch schroffste, aber wegen seines hohen Ansehens auch von den Protestanten,
mit Ausnahme der Antitrinitarier, angenommen worden. Doch macht unter allen nur die anglikan. Kirche davon liturgischen Gebrauch,
und auch hiergegen hat sich in neuerer Zeit eine nicht unerhebliche Bewegung erhoben.
energisches Einschreiten gegen die Arianer (s. d.) erregte deren Haß so sehr, daß im Frühjahr 340 ein ArianerGregor durch
den kaiserl. Statthalter mit Waffengewalt als Bischof von Alexandria eingesetzt ward. Athanasius floh nach Rom zum Bischof Julius I.,
unter dessen Einflüsse eine Synode zu
Rom 341. sowie die abendländ. Synode zu Sardica 343 seine Lehre
[* 73] von
der Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater für rechtgläubig erklärten. Nach GregorsTode Okt. 346 durfte Athanasius nach Alexandria
zurückkehren, mußte aber 356 die Stadt wieder verlassen, kehrte später mehrmals zurück, blieb aber erst unter KaiserValens
seit Febr. 366 unbehelligt dort bis an seinen Tod3. Mai 373. Von seinen Gegnern gehasst und von den Seinigen
als ein Heiliger verehrt, hat Athanasius durch Schrift, Wort und That unter den wechselndsten Schicksalen unerschrocken für die volle
Gottheit Jesu Christi gekämpft, mit deren Anerkennung nach seiner Überzeugung die christl. Kirche stand und fiel. In seinen
zahlreichen dogmatischen und polemischen Schriften zeigt sich neben glühendem Eifer für kirchliche Orthodoxie eine hohe spekulative
Begabung, und mit der Wärme
[* 74] tiefster persönlicher Überzeugung verbindet sich Klarheit und Bestimmtheit der Darstellung.
Seine «Geschichte der Arianer für die Mönche» ist wesentlich Parteischrift, aber für die Kenntnis der großen Kämpfe jener
Zeit unschätzbar. Minder bedeutend sind seine exegetischen und moralischen Schriften. Die beste Ausgabe
ist von Montfaucon (3 Bde., Par. 1698),
ergänzt im zweiten Bande der «Bibliotheca patrum» (ebd. 1706) desselben Verfassers und
mit neu aufgefundenen Stücken vermehrt bei Migne (Bd. 25-28). Die dogmatischen
Hauptschriften finden sich bei Thilo, «Bibliotheca patrum graecorum
dogmatica», Bd. 1 (Lpz. 1853),
die geschichtlichen in «St. Athanasius historical writings, with an introduction
by W. Bright» (Lond. 1881). Wichtig, namentlich für die Zeitrechnung, sind die in syr.
Sprache aufgefundenen Festbriefe des Athanasius (deutsch von Larsow, Lpz. 1852). Darstellungen seiner Lehre haben Ritter, Baur und Dorner
gegeben, ferner in Specialuntersuchungen Voigt (Brem. 1861), Atzberger (Münch. 1880), Pell (Pass. 1888)
und P. Wolff (Berl. 1889).
Vgl. Möhler, der Große und die Kirche seiner Zeit (2 Bde., Minz 1827);
oder Ethane, Bezeichnung für die sog. Grenzkohlenwasserstoffe, d. h.
die Kohlenwasserstoffe mit dem Maximalgehalt an Wasserstoff, von der Formel CnH2n+2 ^[CnH2n+2]. Die
Reihe dieser Kohlenwasserstoffe beginnt mit dem Methan oder Sumpfgas, CH4 ; dann folgt das Äthan, C2H6 ,
Propan, C3H8 , die Butane, C4H10 , Pentane, C5H12 , Hexane, C6H14
, bis zu dem höchsten bekannten Gliede der Reihe, dem Pentatriakontan, C35H72 ^[C35H27].
Vom Butan an aufwärts existiert jedes Glied
[* 75] in mehrern Isomeren, deren Anzahl mit dem Gehalt an Kohlenstoffatomen
wächst. So sind zwei Butane, das normale CH3.CH2.CH2.CH3 ^[CH3·CH2·CH2·CH3], und das Isobutan
^[img.], drei Pentane, fünf Hexane u. s. w. möglich und auch bekannt. Die
Äthane treten natürlich im
nordamerik. Petroleum und in den durch trockne Destillation von Torf und Braunkohle entstehenden Teerölen
auf. Sie werden aus den Jodverbindungen der Alkoholradikale durch Reduktion mit Zink und Salzsäure, z. B. 2C2H5J + 2HCl + 2Zn
= ZnJ2 + ZnCl2 + 2C2H6 ^[2C2H5J+2HCl+2Zn = ZnJ2+ZnCl2+2C2H6], durch Zersetzung von Zinkalkylen
mit Wasser, z. B. Zn(C2H5)2 + 2H2O = Zn(OH)2 + 2C2H6 ^[Zn(C2H5+2H2O
= Zn(OH)2+2C2H6],und synthetisch durch die Einwirkung von Alkyljodüren auf Zinkalkyle, z. B.
2C2H5J + Zn(CH3)2 = ZnJ2 + 2C3H8 ^[2C2H5J+Zn(CH3)2 = ZnJ2+2C3H8], gewonnen.
Die niedrigsten Glieder
[* 76] der Reihe bis zum Butan sind bei gewöhnlicher TemperaturGase;
[* 77] die mittlern farblose Flüssigkeiten
von schwachem, charakteristischem Geruch, die in Wasser unlöslich, aber ungemein leicht löslich in Alkohol und Äther sind.
Die höhern Glieder endlich sind feste Körper (Paraffine), die sich ebenfalls in Alkohol und noch leichter
in Äther lösen. Die Siedepunkte der Glieder dieser Reihe steigen mit dem Molekulargewicht; bei der Vergrößerung des Moleküls
um CH2 anfangs etwa um 30°, später bei den höhern Gliedern um 25-13°. Ebenso nehmen die specifischen Gewichte
zu, bleiben aber immer unter dem des Wassers. Die Äthane sind wenig reaktionsfähig, daher auch
ihre Bezeichnung als Paraffine von parum affinis. Von rauchender Salpetersäure und von Chromsäure werden sie erst beim Erhitzen
angegriffen und zu Kohlensäure und Wasser verbrannt. Bei der Einwirkung von Chlor oder Brom bilden sie Substitutionsprodukte,
z. B.:
CH4 + Cl2 = CH3Cl + HCl ^[CH4+Cl2 = CH3Cl+HCl]
und können vermittels dieser Produkte leicht in andere Verbindungen übergeführt werden.
Name des vierten der unter dem NamenVeda zusammengefaßten ältesten Denkmäler der ind. Litteratur, auch
Brahmmaveda genannt nach brahman, «Zauberspruch». Der Atharvaveda gilt
nicht für kanonisch, wie die drei andern Veden, der Rig-, Sama- und Yajur-Veda, was sein Inhalt erklärt.
Er enthält in seinen ältesten Bestandteilen Fluch- und Beschwörungsformeln, Verwünschungen gegen die Feinde, Liebeszauber,
Sprüche gegen Krankheiten von Mensch und Tier, gegen Behexung und Verzauberung, gegen Dämonen, Ungeziefer, Gebete um Gesundheit
und langes Leben u. s. w. So enthält er die ältesten Zeugnisse für den ind.
Aberglauben, der sich vielfach mit dem anderer indogerman.
Völker, speciell der Germanen, berührt. Die Hauptvertreter des waren die Familien der Atharvan, Angiras und Bhrigu, die in
naher Beziehung zum Feuerdienst standen, wie auch der Name Atharvan zu baktrisch atar, «Feuer», zu gehören scheint. Seine Heimat
ist der äußerste Nordwesten von Indien, vor allem Kaschmir,
[* 78] aber auch im Dekan ist er wohlbekannt gewesen.
Es werden neun Schulen des Atharvaveda genannt; bekannt sind zwei Recensionen, die der Caunakinas, die Vulgata, und die der Paippaladas,
die in Kaschmir geltende Bearbeitung. Diese Recensionen unterscheiden sich sehr bedeutend voneinander in Inhalt und Anordnung;
so fehlen z. B. der kaschmirschen Bearbeitung die im 20. Buche derVulgata stehenden sog. Kuntapasukta,
die ganz einzig in der ind. Litteratur dastehen. Bis jetzt ist nur die Vulgata herausgegeben vonRoth und Whitney (Berl. 1856),
wozu Whitney einen Index gab (im «Journal of the AmericanOrientalSociety», XII, Newhaven 1881). Buch 1-3
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hat AtharvavedaWeber übersetzt (in den «Ind. Studien», Bd. 4, 13, 17, 1858 - 84),
Buch 15 Aufrecht
(in den «Ind. Studien», Bd. 1, Verl. 1850), eine größere Zahl Lieder
Ludwig (Rigveda, Bd. 3, S. 428 fg., Prag
[* 81] 1878) und Grill, hundert Lieder des Atharvaveda (2. Aufl.,
Stuttg. 1888).
nach dem Tode seines Schwagers Alarich zum König der Westgoten erhoben, regierte von 410 bis 415. Athaulf gab
den PlanAlarichs, nach Afrika
[* 83] überzusetzen, auf, führte die Goten 412 nach Gallien und verhandelte beständig mit Rom über
einen Frieden, der den Goten ein geeignetes Land zur Ansiedelung und geregelte Beziehungen zu Rom gewähre. Sein Bestreben ging
dahin, das Römische Reich
[* 84] als den einzigen Hort menschlicher Kultur durch die Kraft
[* 85] der Goten aufrecht
zu erhalten, und diesem Plane sollte wohl auch seine Vermählung (414) mit Placidia, der Schwester des Kaisers Honorius, dienen,
die er aus Rom fortgeführt hatte. Aber die röm. Heere und barbarische Hilfsvölker drängten ihn über die Pyrenäen, und
hier ward Athaulf 415 in Barcelona
[* 86] ermordet.
(vom grch. atheos, d. i. ohne Gott oder gottlos), Leugnung des DaseinsGottes. Atheist, einer der das Dasein
eines Gottes leugnet. Der Vorwurf des Atheismus wird schon gegen eine Reihe älterer griech.
Philosophen erhoben, bezieht sich aber regelmäßig nur auf die Leugnung der öffentlich anerkannten
Form des Gottesglaubens. In der Zeit der Sophisten (s. d.) wird das Dasein der Götter ernstlich in Frage gestellt, ohne daß
doch ein Vertreter einer eigentlich atheistischen Lehre sich angeben ließe; Protagoras z. B. ließ das Dasein der Götter bloß
dahingestellt, weil «die Dunkelheit der Sache und die Kürze des
menschlichen Lebens» eine sichere Entscheidung eben nicht gestatte.
Wissenschaftlich vertreten wurde der Atheismus, wie es scheint, zuerst durch den der cyrenaischen Schule angehörigen Theodorus, und
namentlich durch Euhemerus (s. d.) gewann diese Richtung eine gewisse Verbreitung. AndereSysteme, so die materialistischen des
Democritus und Epicurus (s. d.), leugnen nicht ein göttliches Dasein überhaupt, sondern haben nur sehr
abweichende Vorstellungen über die Gottheit. Auch gegen manche neuere Philosophen ist der Vorwurf des Atheismus mit Unrecht erhoben
worden; entschieden atheistisch ist nur der extreme Materialismus des 18. und des 19. Jahrh.
Da jedoch die Begriffe von der Gottheit so sehr verschiedene sind, so begreift es sich, dass mancher das,
was ein anderer Gott nennt, nicht als Gott gelten lassen will und also jenen der Gottlosigkeit beschuldigt. So wird es begreiflich,
daß man dem Pantheismus eines Spinoza, Fichte,
[* 87] Schelling, Hegel Atheismus vorwarf. Bei dem engen Zusammenhange, in dem erfahrungsmäßig
der Gottesglaube mit der Sittlichkeit steht, erklärt es sich, daß nicht nur die Gottesleugnung vielfach
die Verleugnung jeder sittlichen Verpflichtung, sondern häufiger noch der sittliche Verfall den Atheismus hervorgerufen hat.
[* 88] Das alte Athen. Athen war im Altertum vorübergehend
in politischer, stets in kulturgeschichtlicher
Hinsicht der Haupt- und Mittelpunkt des hellen. Lebens, «das Auge
[* 89] von Hellas», «Hellas von Hellas». Die Stadt liegt um und
auf einer Reihe von felsigen Hügeln in der geräumigsten Ebene der Landschaft Attika (s. d.), zwischen den Flüssen Ilisos
und Kephisos, in gerader Entfernung etwa 5 km vom Meere, 7 km von ihrem Hafenplatze, dem Peiraieus (Piräus).
Die Überlieferung schrieb dem König Kekrops
[* 90] die Gründung zu. Die älteste Stadt beschränkte sich auf die obere Fläche
eines steilen, nur von Westen aus zugänglichen Felshügels, der später während des ganzen Altertums als die Burg (Akropolis,
[* 91] s. die um stehende Abbildung) den politischen und den religiösen Mittelpunkt,
den Kern der Stadt, bildete.
Die Fläche wurde in früher Zeit künstlich geebnet, sowie mit Mauern umgeben und an der Westseite ein starkes Außenwerk mit
neun Thoren hintereinander (Enneapylai) zur Verteidigung des Aufgangs errichtet. Das ganze Werk hieß nach den Pelasgern, denen
man es zuschrieb, Pelasgikon oder Pelargikon ( ^[img]. Innerhalb der Burg wohnten die alten Landeskönige
dieses Teils von Attika; hier erhob sich auch neben dem Altar
[* 92] des stadtschirmenden Zeus der älteste Tempel (Hekatompedos) der
Gottheit, unter deren besondern Schutze die Stadt stand, der «stadtschützenden»
Athene
[* 93] (Athene Polias), und die Kapelle des die Erde erschütternden Meergotts (Poseidon-Erechtheus, daher
Erechtheion (s. d.) genannt).
Ein Teil der städtischen Bevölkerung
[* 94] siedelte sich am Fuße dieses Hügels, hauptsächlich an der Südseite an, wo man auch
den Altmarkt von Athen suchen muß. Der im W. der Burg vorgelagerte Felsen des Areopagus (s. d.) mit seinen uralten, den unterirdischen
Göttern geweihten Heiligtümern blieb aber jetzt noch von der Besiedelung ausgeschlossen. Die Unterstadt
erhielt eine Erweiterung, seitdem infolge der Vereinigung der verschiedenen TeileAttikas zu einem staatlichen Ganzen durch
den sagenhaften König Theseus Athen zu dessen polit.
Hauptstadt erhoben wurde. Die Stadt dehnte sich allmählich auch auf den Raum am nördl. Fuße
des Burghügels aus; Handwerker, namentlich die Mitglieder der Töpferzunft, ließen sich hier nieder, daher ein bedeutender
Stadtteil nordwestlich von der Burg später den NamenKerameikos (Töpferviertel) erhielt. In der Folgezeit machten sich besonders
Pisistratus und seine Söhne um die Verschönerung der Stadt verdient. Sie weihten und schmückten den neuen nordwestlich
der Burg gelegenen Markt (Agora) durch einen Altar der Zwölfgötter, der zugleich als Centralmeilenstein für das ebenfalls
durch die Pisistratiden angelegte Straßennetz diente.
Sie begannen den Bau eines Tempels des olympischen Zeus (Olympieion) südöstlich von der Burg, der aber nach dem Sturze der
Pisistratiden ins Stocken geriet und erst durch Hadrian vollendet wurde; sie fügten zu dem alten Athenetempel
einen Säulenumgang und Giebelgruppen und schmückten den Burgeingang mit einem Festthore. Pisistratus ließ endlich die südöstlich
außerhalb der Stadt im Ilisosbett entspringende Quelle Kallirrhoe, die einzige größere des alten Stadtgebietes, in einen
neunröhrigen Brunnen
[* 95] (daher Enneakrunos genannt) fassen und weihte im Nordosten einen ausgedehnten Bezirk
(Lykeion) dem Apollon
[* 96] als Heiligtum, das später durch Perikles noch erweitert, durch den Staatsmann Lykurgus zu einem Gymnasium
umgewandelt wurde.
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