wurden 400 Mill.
Livres in
Anweisungen auf die geistlichen
Güter in
Umlauf gesetzt. Dieses Papiergeld sollte bei dein Verkauf
jener
Güter an Zahlungsstatt angenommen und auch im freien Verkehr als bares
Geld angesehen werden. Kurz darauf gab man aber
Assignaten mit
Zwangskurs aus, und die anscheinende Leichtigkeit, mit der sich auf diesem Wege den außerordentlichen
Bedürfnissen der Revolutionskriege genügen ließ, führte zu einer so häufigen Wiederanwendung des nämlichen
Verfahrens,
daß sich im Febr. 1796 der Gesamtbetrag aller Emissionen auf die
Summe von 45578 Mill.
Livres belief.
Hierzu kamen viele falsche Assignaten, die von England aus eingeschmuggelt wurden. Die waren von
ihrem Ursprünge an nichts weiter als
Anweisungen auf erhoffte, bestenfalls erst in längern Fristen eingehende Kaufgelder.
Konnte schon desbalb ihr Zeitwert nicht dem Nennwerte entsprechen, so mußte überdies die Unsicherheit der einstigen Einlösung
mit jeder Million steigen, um die der angenommene Preis der Nationalgüter bei der
Ausgabe der Assignaten überschritten
ward. Bringt man noch die damalige Unsicherheit der öffentlichen Zustände in Rechnuug, so erklärt es sich, daß die Assignaten, die
schon bei der ersten Verausgabung im Preise verloren, zu Anfang 1791 mit 90, gegen Ende 1792 mit 63, gegen Ende 1793 mit
45, Ende 1794 mit 22, bald darauf mit 17 Proz. ihres Nennwertes angenommen
wurden, endlich aber nur 1/833 des Nennwertes in Metallgeld wirklich galten, so daß alle Waren einen enorm hohen Preis erreichten
(ein Paar Stiefel z. B. 20000
Livres) und
Beamte und Kapitalisten dem
Hunger preisgegeben waren.
Eine Zeit lang wollte man der Entwertung des Papiergeldes durch Bestimmung eines Maximum der Preise aller
Waren begegnen, aber niemand vermochte die Produzenten und Händler zu zwingen, mit Schaden zu arbeiten und zu verkaufen.
Das Direktorium empfing 1792 für 20000 Mill. neuausgegebeue Assignaten kaum 100 Mill.
Frs. in reellen Werten. Die Folge war eine
allgemeine Zerrüttung aller wirtschaftlichen Verhältnisse.
Endlich wurden die Assignaten mittels Beschlusses
vom 30. Pluviose des Jahres IV außer Kurs gesetzt und zu einem Dreißigteil ihres Nennwertes gegen ein neues
Papiergeld, die sog. Territorialmandate, umgetauscht; später setzte man die Assignaten auf
1/100 der
Mandate herab.
Für diesen Preis wollte man sie gegenMandate umtauschen, was aber nicht geschah, da die Inhaber sie
lieber zu dem Spottpreise des
Tags ausgaben. Auch den
Mandaten wurde Zwangsumlauf gegeben, und es wurden sogleich für 1400 Mill.
Livres emittiert. Sie wurden anfänglich zu 91, dann zu 60 Proz. ihres Nennwertes angenommen,
sanken aber schnell im Preise und schwankten später zwischen 2 und 3 Proz.
des Nennwertes.
Schon 1796 mochte man sie im
Handel nicht mehr annehmen, und als im Febr. 1797 der
Zwangskurs aufgehoben wurde,
die öffentlichen
Kassen sie aber zum Tagespreise annahmen, wurden oft für 100
LivresMandate nur 2 Liards oder ½
Sou (1/40
Livre) Münze bezahlt, so daß sie also auf 1/4000 ihres Nennwertes gefallen waren. Am erklärte
ein letztes Dekret alle Assignaten ungültig, die noch nicht gegen
Mandate ausgewechselt waren.
(lat., d. h. Anähnlichung) nennt man in der
Physiologie denjenigen
Akt der
Ernährung (s. d.), vermöge dessen die von den
Tieren der Außenwelt entnommenen
Substanzen den
Stoffen des lebenden tierischen und pflanzlichen
Körpers immer ähnlicher gemacht und in organische
Substanz
umgewandelt (assimiliert) werden. In der Pflanzenphysiologie bezeichnet man mit Assimilation im weitern
Sinne alle Umwandlungen der
von den
Pflanzen aufgenommenen
Stoffe zu Körpern, die für die Lebensthätigkeit des vegetabilischen Organismus
erforderlich sind. Im engern
Sinne dagegen versteht man in der
Botanik unter Assimilation vorzugsweise die Kohlenstoffassimilation, d. h.
die Desoxydierung oder die
Zersetzung der aus der umgebenden Luft aufgenommenen
Kohlensäure in
Kohlenstoff und Sauerstoff und
die Nutzbarmachung des erstern für das Leben der
Pflanze. Da der
Kohlenstoff den Hauptbestandteil der
Wandungen sämtlicher Zellen, aus denen die
Pflanze besteht, bildet und außerdem noch stets an der Zusammensetzung des Zellinhalts
in hervorragender
Weise Anteil nimmt, so ist selbstverständlich die Kohlenstoffassimilation der wichtigste
Faktor bei der
Ernährung derPflanzen.
Trotzdem der Bedarf an
Kohlenstoff ein so bedeutender ist, so wird doch derselbe ausschließlich aus den
sehr geringen Quantitäten (gewöhnlich nur 0,04 bis 0,06 Proz.)
Kohlensäure in der atmosphärischen Luft gedeckt. Die
Pflanzen
besitzen eben die Fähigkeit, der Luft die in ihr vorhandene
Kohlensäure energisch zu entziehen. Die Kohlenstoffassimilation,
also die
Bildung organischer
Substanz aus anorganischen
Verbindungen, kommt jedoch nur den chlorophyllhaltigenPflanzen
zu. Es ist sicher nachgewiesen, daß bei nichtgrünen
Pflanzen, also bei sämtlichen
Pilzen, ferner bei vielen als Schmarotzer
lebenden höhern
Pflanzen, eine derartige Verarbeitung der von der Luft dargebotenen
Kohlensäure nicht stattfindet, daß sie
vielmehr darauf angewiesen sind, ihre Nährstoffe bereits in Form organischer
Verbindungen aufzunehmen, indem sie entweder
saprophytisch, d. h. auf Fäulnisprodukten sowohl tierischen wie pflanzlichen
Ursprungs leben oder als
Parasiten auf lebenden Organismen wachsen. Es ist ferner durch zahlreiche Untersuchungen festgestellt,
daß die Kohlenstoffassimilation in den grünen
Pflanzen nur bei
Beleuchtung
[* 2] stattfindet, und zwar sind es vorzugsweise die
gelben
Strahlen des
Spektrums, nach neuern Untersuchungen auch die roten
Strahlen, unter deren Einwirkung
diese Stoffumwandlung am energischsten vor sich geht.
Bei der Assimilation wird eine bedeutende Menge Sauerstoff von den
Pflanzen abgeschieden, wovon man sich leicht überzeugen kann, wenn
man eine Anzahl grüner
Blätter unter Wasser legt und einer intensiven
Beleuchtung aussetzt; es entwickeln sich dabei fortwährend
Gasblasen, die sich bei näherer Untersuchung als ziemlich reines Sauerstoffgas erweisen. Es werden deshalb
auch schon seit langer Zeit die
Pflanzen und vorzugsweise solche mit stark entwickelten
Blättern (denn die
Blätter bilden
den hauptsächlichsten Assimilationsherd) zur Verbesserung der verdorbenen Luft in Wohnzimmern
u. dgl. empfohlen, indem sie
derselben die
Kohlensäure entziehen und dafür Sauerstoff abgeben.
In der
Grammatik bezeichnet man mit den Vorgang, daß zwei aufeinanderfolgende verschiedene
Laute durch eine
Veränderung der
Aussprache eines oder beider einander ähnlicher werden. Die Assimilation ist entweder rückwärtswirkend, wenn
der zweite
Laut sich den ersten ähnlich macht, z. B. «Haupt»
aus mittelhochdeutsch houbt, houbet, wo die Tenuis t die Media b ebenfalls zur Tenuis (p) gemacht hat,
oder vorwärts wirkend im umgekehrten
¶
mehr
1007 Falle, z. B. «kämmen» aus mittelhochdeutsch
kemben. Die Assimilation ist unvollständig, wenn die Laute zwar verändert werden, aber noch geschieden bleiben, wie in «Haupt»;
vollständig, wenn aus den ursprünglich verschiedenen Lauten zwei gleiche, ein Doppellaut entsteht, wie in «kämmen» oder
ital. detto, ditto aus lat. dictum. der Vorstellungen nennt Wundt die unmittelbare associative Verschmelzung
von zusammengesetzten Vorstellungen zu einem Ganzen. So ist z. B. die Vorstellung über die Entfernung eines Gegenstandes durch
Assimilation früherer Erfahrungen und des Sinneseindrucks entstanden zu denken.
(lat.), ähnlich machen, sich aneignen (s. Assimilation). ^[= (lat., d. h. Anähnlichung) nennt man in der Physiologie denjenigen Akt der Ernährung (s. d. ...]
Ludmilla, Schriftstellerin, geb. in Hamburg
[* 6] als Tochter des Arztes und der Rosa
Maria Assing. Nach dem Tode ihrer Eltern zog sie zu ihrem Oheim Varnhagen von Ense nach Berlin.
[* 7] Durch ihn machte sie die Bekanntschaft
von Humboldts, des Fürsten Pückler-Muskau und anderer bedeutender Männer. Ihre ersten Werke waren die Biographien «Gräfin
Elisa von Ahlefeldt» (1857) und «Sophie von Laroche» (1859). Von ihrem Oheim mit der Herausgabe seines
litterar.
Nachlasses beauftragt, veröffentlichte sie nach seinem Tode zunächst Band
[* 8] 8 und 9 seiner «Denkwürdigkeiten» (Lpz. 1859),
dann «BriefeAlexander von Humboldts an Varnhagen von Ense aus den J. 1827–58» (1. bis 5. Aufl., ebd. 1860). Schon dieses Werk
erregte großes Aufsehen und herbe Anfeindungen, noch mehr die «Tagebücher von K. Assing Varnhagen von Ense»
(Bd. 1–6, Lpz. 1861–62; Bd.
1–4, 2. Aufl. 1863), die ihr wegen Beleidigung von König und Königin u.s.w. 1863 (bezüglich Bd. 3 und
4) eine achtmonatige, 1864 (bezüglich Bd. 5 und 6) eine zweijährige
Gefängnisstrafe zuzogen. Sie entging der Urteilsvollstreckung durch die Flucht nach Florenz
[* 9] Herbst 1861. Hier
heiratete sie den ital. Lieutenant Cino Grimelli; doch wurde die Ehe bald getrennt.
Ludmilla Assing ward Anfang 1880 geisteskrank und starb in der Irrenanstalt (Manicomio SanBonifazio) zu Florenz In Italien
[* 10] gab sie von Varnhagens «Tagebüchern» noch 8 Bde.
(Bd. 7 und 8, Zür. 1865; Bd.
9–14, Hamb. 1868–70) und dessen «Ausgewählte Schriften» (19 Bde., 3. Aufl.,
Lpz. 1871–76) heraus; ferner aus seinem Nachlasse, den sie in ihrem Testament der königl. Bibliothek zu Berlin vermachte,
noch eine größere Anzahl von Bänden, Briefe und Tagebücher seiner Zeitgenossen, litterar. und polit.
Klatsch, den er aufgezeichnet hatte (s. Varnhagen von Ense). Aus dem Nachlaß des Fürsten Pückler-Muskau, den ihr dieser
hinterließ, veröffentlichte sie: «Briefwechsel und Tagebücher des Fürsten Pückler-Muskau» (9 Bde.,
Hamb. und Berl. 1873–76);
auch schrieb sie dessen Biographie (2 Tle., Hamb. 1873; Berl. 1874).
Ihrem
ital. Aufenthalt entstammten: «Vita di Piero Cironi» (Prato 1865; auch deutsch, Lpz. 1865);
Rosa
Maria, Dichterin, geb. zu Düsseldorf,
[* 12] war Varnhagen von Enses Schwester.
Die Französische Revolution trieb die Familie nach Straßburg,
[* 13] der Heimat der Mutter, wo in dürftigen Verhältnissen aufwuchs. 1796 begab
sich die Familie nach Hamburg, wo Assing seit 1799 Erzieherin ward und 1815 den als Lyriker bekannten israel. ArztDavid Assing (eigentlich
Assur) aus Königsberg
[* 14] (geb. gest.
heiratete, der sich in Hamburg niederließ. Sie starb Ihr Gatte veröffentlichte «Rosa
Marias poet. Nachlaß» (Altona
[* 15] 1841), vorher in Zeitschriften gedruckte Gedichte und Erzählungen.
franz. Schutzgebiet im äußersten Westen der Goldküste Oberguineas, durch die Lagune von Tando in das flache
Küstengebiet im S. und in das hügelige Binnengebiet im N. geteilt, weist tropische Vegetation und fruchtbaren
Boden auf. In die Lagune von Tando, die in das engl. Gebiet der Goldküste hinüberreicht, mündet im N. der aus dem Lande Gjaman
kommende Bia, der den See auf dessen Südseite als FlußAssini verläßt und zwischen PortAssini im W. und FortAssini im O. in den Atlantischen Ocean mündet.
Die Barrevor der Mündung des Assini gehört zu den gefahrvollsten der Küste von Oberguinea.
[* 16] An der Küste befinden sich zwei franz.
Faktoreien, nördlich von der Lagune Tando eine Kaffeepflanzung. Die Negerbevölkerung A.s ist einer der
schönsten Stämme der ganzen Guineaküste und äußerst reinlich; ihre Hauptstadt und Königsresidenz ist Kindschabo mit 3000 E.
am linken Ufer des Bia. Sie wird von Karawanen besucht, die Gold
[* 17] in Blättchen und Pulver, auch Elfenbein, Vegetabilien und
Felle von Leoparden und Affen
[* 18] einführen. Im Auftrage des Hauses Verdier, das die franz. Faktorei an der
Küste unterhält, unternahmen 1882 Brétignère und Chaper mehrere Ausflüge durch das Gebiet im N. der Lagune von Tando,
zwischen Kindschabo im W. und dem Flusse Tanno im O. (S. Elfenbeinküste.)
Das Land, mit (1885) 233000 qkm und 22083 E., liegt auf der zweiten Stufe des Anstiegs zu den Rocky-Mountains in 480 m Höhe,
ist ein welliges Prairie- und Steppenland mit mehrern Seen, das stellenweise, im Assiniboine- und Qu'appelleflußgebiet, ergiebigen
Ackerbau gestattet und nur in den tief eingeschnittenen Flußthälern bewaldet ist. Starke Kälte im langen
Winter und zahllose Mückenschwärme im kurzen, heißen Sommer erschweren den Ansiedlern den Aufenthalt sehr.
Die Hauptstadt ist Regina an der den S. des Distrikts durchziehenden canad. Pacificbahn, ein Dorf mit 300 E., die größte
der längs der Bahn liegenden «Städte» Moose-Jaw, Medicine Hat u.s.w. Zwischen Assiniboine- und Qu'appellefluß
liegt die engl. Kapitalisten gehörige, 240 qkm große Riesen-Bell-Farm, von der 40 qkm bebaut werden. – Assiniboia kam 1869 beim
Verkauf des Hudsonbai-Compagnie-Besitzes an die canad. Regierung in brit. Besitz. Die Bewohner, 15–20000, erkannten diesen
Verkauf als
¶
mehr
ohne ihre Zustimmung bewirkt nicht an, empörten sich, bildeten unter John Bruce eine provisorische Regierung und erklärten
sogar im Dez. 1869 ihre völlige Unabhängigkeit; im folgenden Jahre wurden sie jedoch vom engl.
Gouverneur Mr. Dougal geschlagen und zur Anerkennung der engl. Oberhoheit gezwungen.
(spr. ässínnibeun),Fluß in Britisch-Nordamerika, entspringt in 51° 40' nördl.
Br. und 105° westl. L. von Greenwich und fällt nach ungefähr 700 km Lauf bei Fort Garry in der canad. ProvinzManitoba in
den Red-River des Nordens, der in den Winnipegsee mündet. - Die Assiniboine-Indianer gehören zu der Familie der Dakotas
und finden sich sowohl im StaateMontana in den Vereinigten Staaten als in Manitoba in Britisch-Nordamerika.
Sie bildeten ursprünglich einen Teil der Yankton Sioux, trennten sich aber schon zu Anfang des 17. Jahrh. vom Hauptstamme
und sind seitdem dessen erbitterte Feinde. Die franz. Missionare berichteten schon 1640 von
ihnen. In den brit. Besitzungen werden sie in die Assiniboins der Prairie und
die der Wälder geteilt;
jene sind groß, kräftig und diebisch, diese kleiner und äußerst arm;
ihre Gesamtzahl beträgt
etwa 5000. Die Assiniboins der Vereinigten Staaten zerfallen in die roten Stein-Assiniboins und in die obern Assiniboins;
ihre
Gesamtzahl beträgt ebenfalls ungefähr 5000 Seelen.
(frz.), soviel als Versammlung, Gerichtssitzung. In England hieß namentlich
seit dem 12. Jahrh. assisa oder assisia ein Gericht, wo nicht, wie es seit der normannischen
Eroberung selbst im Civilprozesse möglich war, durch Zweikampf, sondern nach gewissenhafter Ermittelung der Wahrheit entschieden
wurde. Es hatten hier, besonders bei Streitigkeiten um Grundbesitz, 12 mit der Sache bekannte, vereidete
Nachbarn, als Zeugen und Richter zugleich, ihren Wahrspruch abzugeben.
Seit dem 13. Jahrh. wurden auch im Strafprozesse die Gottesurteile durch den Wahrspruch einer Versammlung von Volksrichtern
ersetzt, und es hat sich seitdem der Name Assisen für Geschworenengerichte und ihr Verfahren nicht nur in England
erhalten, sondern ist auch von da aus nach Frankreich und denjenigen Ländern übergegangen, welche ihre Gerichtsverfassung
der französischen nachgebildet haben. Nähere geschichtliche Nachrichten über die Assisen sind enthalten in Biener, Das engl.
Geschworenengericht (3 Bde., Lpz.
1852-55) und Brunner, Die Entstehung der Schwurgerichte (Berl. 1872). - über die heutige
Organisation der s. Schwurgericht.
bedeutete zuweilen auch die für das Gericht erlassene oder in demselben entwickelte Rechtsbestimmung. So nennt
sich das 1099 für den Kreuzfahrerstaat entworfene und nachträglich mehrfach erweiterte franz.
Rechtsbuch Assises de Jérusalem.
(Asisium), Stadt und Bischofssitz in der ital. ProvinzPerugia in Umbrien, am südl. Abhange
des Monte-Subasio über dem Tiberzuflusse Chiascio und an der Eisenbahn Terontola-Foligno des AdriatischenNetzes, hat (1881)
6704, als Gemeinde 16 203 E., eine im got. Stile unter Leitung eines deutschen Baumeisters, Jacobus, ausgeführte Klosterkirche
(1228 begonnen, 1253 eingeweiht), die, eine der sehenswertesten in Italien, auf ungeheuerm Unterbau ruht
und dreifach übereinander gebaut ist; in der Krypta befindet sich der Leichnam des heil. Franciscus (s. Franz von Assisi). Treffliche
Gemälde, zumal älterer
Zeit, darunter von Cimabue und Giotto, schmücken die Kirche und Kreuzgänge des Klosters.
Die dreischiffige, reich geschmückte Kuppelkirche Sta. Maria degli Angeli (3 km von der Stadt, dicht
am Bahnhof) ist ein Werk Vignolas von 1569; in derselben befindet sich ein Fresko von F. Overbeck; die alte Kapelle Portiuncula
in der Mitte dieser Kirche erhielt ihren Namen von dem kleinen Erbe, das der heil. Franciscus seinen Anhängern hinterließ. 1832 stürzte
ein bedeutender Teil von Sta. Maria bei einem Erdbeben
[* 23] ein, wurde aber in ursprünglicher Form wiederhergestellt.
Scharen von Wallfahrern finden sich hier zu Anfang August ein, wo gleichzeitig große Messe gehalten wird. Von Altertümern
finden sich zu Assisi noch der herrliche Portikus eines Minervatempels sowie Reste eines Aquädukts und der etrusk. Stadtmauern.
Die Stadt ist Geburtsort des röm. Dichters Properz, vorzüglich aber berühmt
als der des heil. Franciscus, der hier 1209 das erste Kloster seines Ordens stiftete, das seitdem unter dem Namen Convento sacro
den ersten Rang unter den Klöstern der Franziskaner einnahm. Jetzt ist es aufgehoben.
publique (spr. -angs püblik), die franz.
Bezeichnung für Armenwesen;
Assistance judicaire (spr. schüdißĭähr), die Bezeichnung für Armenrecht (s. d.) im civilprozessualen
Sinne, über dessen Bewilligung bei den Gerichten der verschiedenen Instanzen und beim Staatsrat besondere Bureaux d'assistance
judicaire entscheiden.
(lat.), beistehen, unterstützen. Assistent, Gehilfe, Beistand jeder Art, vorzüglich in der
Administration und Justiz, auch bei gottesdienstlichen Handlungen, Geistlichen, Ärzten, in Hospitälern u. s. w. Zu den Assistenten
gehört auch der Amanuensis (s. d.). Assistenz, Beistand, Aushilfe, Mitwirkung, besonders in einem Amte oder bei einer Amtshandlung.
Passive Assistenz nennt man die durch das Konzil von Trient
[* 24] als genügend für die Eheschließung anerkannte bloße
Anwesenheit des Pfarrers (parochus proprius) ohne kirchliche Thätigkeit; für gewisse von der kath.
Kirche gemißbilligte, aber doch nicht für ungültig erklärte Eheschließungen (gemischte Ehen, zweite Ehen) ist aktive Mitwirkung
des Pfarrers verboten, doch kann sie durch Dispens erwirkt werden.
Dorf im Rheingaukreis des preuß. Reg.-Bez.
Wiesbaden,
[* 25] rechts am Rhein, am Niederwald, wohin eine Zahnradbahn (s. Niederwaldbahnen) führt,
und an der Linie Frankfurt-Oberlahnstein der Preuß. Staatsbahnen,
[* 26] ist Dampferstation und hat (1890) 1064 kath. E., Post, Telegraph,
[* 27] Lithionquelle (35° C) gegen Gicht und Rheumatismus und seit 1876 ein Bade- und Logierhaus. Aßmannshausen ist berühmt durch den auf dem
nahen Schiefergebirge wachsenden Wein. Besonders bevorzugt ist der rote Aßmannshauser, der, das Erzeugnis
einer kleinen Burgundertraube, hochrote Farbe und neben einem gewürzhaften Geschmack viel Stärke
[* 28] und Feuer hat. Geringere Jahrgänge
und Lagen verlieren nach mehrern Jahren an Farbstoff. -
Vgl. Fresenius, Analyse der warmen Quelle
[* 29] zu Aßmannshausen (Wiesb. 1876);
Mahr,
Die Lithionquelle zu Bad
[* 30] Aßmannshausen (ebd. 1883);
(neulat., d. i. Vergesellschaftung) bezeichnet im allgemeinen die Vereinigung mehrerer Personen zum Zusammenwirken
für einen gemeinschaftlichen Zweck, insbesondere solche
¶
mehr
Ver-1009 einigungen, die auf dem freien Willen der Beteiligten beruhen, nicht aber, wie der Staat, die Gemeinde, die Kaste,
die Zunft, auf Grund eines öffentlich-rechtlichen Zwanges bestehen. Diejenigen Association, welche politische, gemeinnützige,
kirchliche, wohlthätige, gesellige Zwecke verfolgen oder auch die allgemeinen Interessen besonderer Gesellschaftskreise
zu vertreten bestimmt sind, pflegt man vorzugsweise Vereine zu nennen, und man versteht daher unter Associationsrecht
namentlich das Recht der Bürger, unbehindert, wenn auch unter Beobachtung gewisser gesetzlicher Vorschriften, Vereine bilden
zu dürfen.
Eine zweite Klasse bilden die privatwirtschaftlichen Association. Dieselben haben ihre rechtliche Grundlage entweder in einem
civilrechtlichen Gesellschaftsvertrage (societas) oder in der besondern Gesetzgebung über Handelsgesellschaften
(offene und stille Handelsgesellschaft, Aktiengesellschaft, Kommanditgesellschaft) und Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften
(s. d.). Die Genossenschaften führen über zu dem gemeinwirtschaftlichen Begriff der der bisher hauptsächlich die socialistischen
Theoretiker beschäftigt und nur in gewissen auf Selbsthilfe beruhenden Genossenschaften einige praktische Bedeutung erlangt
hat.
Die socialistische Associationsidee beruht auf der Forderung, daß die wirtschaftliche Produktion und
Verteilung weder durch Zwang, wie bei der Sklavenwirtschaft, noch durch das Tauschsystem mit unbeschränktem Wettbewerb und
überwiegender Kapitalherrschaft, sondern durch Gesellschaftsverträge geregelt werden solle, vermöge deren die einzelnen
Beteiligten auf dem Fuße der Gleichheit sich vereinigen und den Ertrag der gemeinschaftlichen Produktion unter sich verteilen.
Es gäbe dann weder Herren und Sklaven, noch bloße Kapitalisten und Lohnarbeiter, sondern nur sich gleichstehende «Associés».
Ist die gemeinschaftliche Produktion auch mit gemeinschaftlichem Leben verbunden und erfolgt die Verteilung des Ertrags einfach
«nach dem Bedürfnisse», also ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit der
Arbeitsleistungen und der Kapitaleinlagen, so ist die Association eine kommunistische. Mit solchen
Gesellschaften hat man auch in unserer Zeit namentlich in Amerika hier und da Versuche angestellt. Eine besondere Art von
socialistischer Association, deren Grundidee sich übrigens schon bei Schriftstellern des 18. Jahrh.
findet, ist das «Phalanstère» Fouriers (s. d.),
in dem zwar gemeinschaftliche Arbeit und gemeinschaftliches Leben besteht, jedoch sowohl die Verschiedenheit
des Lohns als auch der Kapitalgewinn erhalten bleibt.
Auch diese Einrichtung ist in Frankreich und Amerika mehrfach versucht worden, jedoch mit schlechtem Erfolge. Von den socialistisch
angelegten Produktivassociationen ist das System Louis Blancs und das von Buchez zu nennen. Das Genossenschaftswesen von Schulze-Delitzsch
und die Raiffeisenschen ländlichen Darlehnsgenossenschaften stehen durchaus auf dem Boden der tauschwirtschaftlichen
Gesellschaftsordnung, räumen aber der Association einen bedeutenden Einfluß auf die Wirtschaft der Mitglieder ein.
Als eine Form der Association zwischen Kapital und Arbeit ist auch die Gewinnbeteiligung (s. d.) der Arbeiter anzusehen. (S. Genossenschaft.)
Im Unterricht bezeichnet Association im allgemeinen alle Einwirkungen des Lehrers auf die Schüler, welche darauf
berechnet sind, die neugewonnenen Vorstellungen mit den im Geiste der Schüler schon vorhandenen zu verknüpfen. Nach der Herbart-Zillerschen
Schule soll in jeder ein abgeschlossenes Ganze
(eine methodische Einheit) bildenden Lektion, nachdem das Neue vorbereitet
und zum Verständnis gebracht ist, die Association als besonderer dritter Abschnitt oder als dritte formale Stufe
hinzutreten.
(frz., spr.-ßjeh), Compagnon, Gesellschafter, das Mitglied einer Handelsgeschäfte
treibenden Gesellschaft und also entweder offener Handelsgesellschafter oder Kommanditist oder stiller Gesellschafter;
das
Mitglied einer Aktiengesellschaft wird nicht Associé, sondern Aktionär, das einer Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaft, Genossenschafter
oder Genosse genannt (s. die betr. Artikel).
(Aswan), das alte Syene, Stadt in Ägypten,
[* 33] am Nordende der ersten Katarakte, am östl. Nilufer, hat (1882)
6421, mit Umgebung 10000 E., Post und Telegraph. Assuan bildete im Altertum mit der gegenüberliegenden InselElephantine die Südgrenze des eigentlichen Ägyptens. Das vom arab. Gebirge sich abzweigende Urgestein, das hier in ungefähr 6 km
Breite
[* 34] den Nil durchsetzt und die Katarakte bildet, besteht größtenteils aus Granit, dessen vorzügliche Qualität von der
Stadt den NamenSyenit erhielt und seit den ältesten Zeiten in ungeheuren Massen hier gebrochen und durch
das ganze Land verschifft wurde. Man glaubte im Altertum, daß Syene unter dem Wendekreise liege, in Wahrheit aber liegt es
24° 4' 23" nördl. Br. Die Stadt war jederzeit als Grenzort gegen den Sudan von einer gewissen Bedeutung und bildete
einen Hauptstapelplatz für alle Erzeugnisse desselben.
(assyr. Aschschurnasirapal), einer der wichtigsten assyr.
Könige (884–860 v. Chr.), unter dem sich das Assyrische Reich nach einer längern Periode des Verfalls wieder zur Blüte
[* 36] erhob
(s. Babylonien, Geschichte). Seine ersten Kriegszüge waren gegen die im Nordwesten und Nordosten von Assyrien gelegenen Länder
gerichtet, wodurch er das Reichbis in die Nähe von Babylonien ausdehnte. Spätere Züge galten den Babyloniern
selbst und den mit ihnen verbündeten Kassitern.
Gegen Westen drang Assurnasirbal bis ans Mittelmeer vor und machte sich Phönizien, Tyrus, Sidon und Byblos tributpflichtig. Am Euphrat
errichtete er zwei Grenzfestungen. Der König konnte sich rühmen, sein Reich vom Tigris bis zum Libanon ausgedehnt, also in
dem Umfang hergestellt zu haben, den es früher unter Teglatphalasar I. erreicht hatte. Von A.s Bauten
ist insbesondere ein prachtvoller, mit verschwenderischem Prunk ausgestatteter Palast zu Kalcha bekannt, einer von Salmanasar
I.
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mehr
erbauten Stadt, die Assurnasirbal anstatt Ninive zur Residenz erhob. Hauptquellen der Geschichte A.s bilden ausführliche Inschriften
auf Steinplatten, einem Obelisken, einem Monolith und einer in einem Steinkoffer im Tempel
[* 38] zu Balawat gefundenen Alabastertafel;
heutzutage fast sämtlich im Britischen Museum. Eine summarische Aufzählung seiner Großthaten, die sog. Standard-Inschrift,
ward in mehr denn hundert Exemplaren abgefaßt, die jetzt in den verschiedensten Museen Europas und Amerikas
zerstreut sind. Von den griech. Schriftstellern wird Assurnasirbal öfters mit Sardanapal
verwechselt.
Stadt in Troas am Meerbusen von Edremid (Adramyttium), auf einem hohen, schwer zugänglichen Felsen. Sie war
äol. Ursprungs, kam im 7. Jahrh. v. Chr. unter die Herrschaft der lydischen Könige, im 6. Jahrh. unter
die der pers. Großkönige, war im 4. Jahrh. der Sitz des TyrannenHermias von Atarneus, an dessen HofeAristoteles eine Zeit
lang lebte, und kam nach den Kämpfen der Diadochen an das Pergamenische Reich. Assus war der Geburtsort des StoikersKleanthes.
Auf der Stelle des alten Assus steht jetzt das Dorf Behram mit großartigen Ruinen, Gräbern, einem Gymnasium, vor allem
aber einem der architektonisch merkwürdigen Tempel, von dessen altertümlichen Reliefs mehrere Platten 1838 für den Louvre
in Paris
[* 39] erworben, andere bei den 1881-83 von dem amerik. Archäologischen Institut unternommenen Ausgrabungen aufgedeckt
sind. -
Vgl. Clarke, Report of the investigations at Assos in «Papers of the Archæological Institution of America. Classical
Series», I (Boston
[* 40] 1882).
hebr. Asch(sch)ûr, in der Septuaginta Assur oder Asur, bei Josephus Assúras oder Asúras, gemeingriech. Assyria
(bei den spätern verkürzt in Syria), westsyr. Othûr, ostsyr. Athôr, arab. Athûr, altpers. Athûrâ,
assyr. wahrscheinlich Aschschûr, die etwa 165000 qkm umfassende Landschaft, etwa 35-36½°
nördl. Br., deren Norden
[* 41] zum Teil dem heutigen Kurdistan entspricht; bildet die obere Abteilung der Mesopotamischen Ebene die
von dem südlich anliegenden Babylonien durch keine natürliche Grenze geschieden wird.
Ihre Grenzen
[* 42] bildeten im N. das Armenische und Gordyenische Gebirge, im O. der Zagros und Choatros; im W.
ist gleichfalls keine natürliche Grenze vorhanden. Das Land wird durch eine Reihe von Flüssen, die aus den benachbarten
Gebirgen dem Tigris zufließen, bewässert; dem Großen und Kleinen Zab, dem Chabur und dem Didschleh (Gyndes). Geologisch betrachtet
ist Assyrien im N. und O. Gebirgsland, in seinem südlichern Teile aber eine Alluvialebene, die sich an die
wellenförmigen Absenkungen der medischen und armenischen Grenzgebirge anschließt und in Babylonien fortgesetzt wird.
Wie dieses, so war auch das südliche Assyrien arm an Gestein jeder Art; auch der Mangel an Baumwuchs fiel schon den Alten
auf. Hingegen wird von ihnen die Fruchtbarkeit des Landes gerühmt: Palmen,
[* 43] Öl- und Nußbäume und andere obsttragende Arten,
allerhand Getreidearten, Baumwolle
[* 44] und Hanf werden von ihnen erwähnt. Die Fauna war nach den Reliefdarstellungen ehedem reicher
als jetzt. An Metallen scheinen Eisen,
[* 45] Kupfer
[* 46] und Blei
[* 47] vorhanden gewesen, edle Metalle dagegen verhältnismäßig
wenig gesucht worden zu sein.
Nach der Deutung eines Berichts der Bibel
[* 48] soll das Assyrische Reich von Nimrod, nach der eines andern
(1 Mos. 10). von Assur,
nach Ktesias von Ninus und Semiramis gegründet worden
sein. Eine andere, weniger sagenhafte Auffassung ist bei Herodot und
Berosus zu finden. Die Keilinschriften lassen uns bis jetzt über die Anfänge des Assyrischen Reichs noch
völlig im Dunkel. Nur so viel scheint sicher, daß seine Entwicklung mit der der sog. Nordbabylonischen Reiche (vgl. dazu
1 Mos.
10). zusammenhängt.
Deshalb steht auch die Sprache,
[* 49] Geschichte, Kulturgeschichte, Litteratur und Religion mit der Babyloniens im innigsten Zusammenhang
(s. Babylonien). Im allgemeinen scheinen Kunst und Wissenschaft, Religion und Kultur bei den Assyrern ein Erbgut der Babylonier
zu sein, womit man hinsichtlich der Wissenschaften das Verhältnis zwischen Griechen und Römern verglichen hat. Sicher ist,
daß die assyrische Sprache eins mit der babylonischen ist, von der sie kaum durch Dialektunterschiede
getrennt werden kann.
in der BotanikBegriff von sehr verschiedenartiger Bedeutung. Im gewöhnlichen Leben bezeichnet man als Ast meist
jede Auszweigung des Stammes oder Stengels der Pflanzen. Da diese Auszweigungen aus Knospen
[* 50] hervorgehen,
die in vielen Fällen sehr regelmäßig gestellt sind, so ist auch die spätere Anordnung der Äste eine regelmäßige und
für verschiedene Pflanzen eine charakteristische. Bei denBäumen und Sträuchern nennt man Äste nur die stärkern Zerteilungen
des Stammes, die schwächern Zweige.
Junge, noch nicht ein Jahr alte Äste nennt man Reis, Trieb oder Sproß. Bei den krautartigen Pflanzen liegen
die Äste oft nieder und treiben Wurzeln in die Erde; solche nennt man Ranken oder Ausläufer. Die aus einem unterirdischen
Stamme oder Wurzelstock oder (bei den Laubhölzern) aus oberflächlich verlaufenden Wurzeln hervorwachsenden Äste werden Wurzelsprossen,
Wurzelbrut und (nur bei Holzgewächsen) Wurzellohden genannt. Äste oder Sprossen, die aus Adventivknospen
(s. Knospe) an den Seiten der Baumstämme unterhalb der Krone hervorgehen, heißen Wasserreiser, Stammsprossen und Stammlohden;
solche, die aus dem Stocke eines abgehauenen Baumstammes (infolge der Bildung von Adventivknospen) sich entwickeln, Stocklohden.
Kurze, oberirdische, auf dem Boden liegende, aber nicht wurzelschlagende Aste, die von der Pflanze abgetrennt,
sich bewurzeln und zu selbständigen Pflanzen werden, heißen Ableger und Absenker.
GeorgAnt. Friedr., Philolog und Philosoph, geb. zu Gotha,
[* 51] studierte seit 1798 in Jena,
[* 52] habilitierte sich 1802 daselbst
als Docent der Philosophie und Philologie und wurde 1805 Professor der klassischen Litteratur in Landshut,
[* 53] von wo er mit der Universität 1826 nach München
[* 54] übersiedelte. Er starb dort Ast schrieb «System der Kunstlehre
oder Ästhetik» (Lpz. 1805),
«Wissenschaftliche Darstellung der Grammatik, Hermeneutik und Kritik» (Landsh. 1808),
«Grundlinien
der Philosophie» (2. Aufl., ebd. 1809),
«Grundriß der Geschichte der Philosophie» (ebd. 1807; 2. Aufl.
1825),
namentlich «Phaedrus» (Lpz. 1810 und «Politia»
(2 Bde., ebd. 1814) und veröffentlichte eine kritische Ausgabe sämtlicher Werke Platos mit lat. Übersetzung und reichhaltigen
Kommentaren (11 Bde., ebd. 1819-32),
sowie ein «Lexicon Platonicum» (3 Bde.,
ebd. 1835-39).
eine Stadt im Ostjordanlande, die Residenz des Amoriterkönigs Og und von Israel erobert
(Jos. 9, 10). Die
gewöhnliche Gleichsetzung derselben mit Astarot-Karnaim
(1 Mos. 14, 5). ist den Astarot des Eusebius und Hieronymus
gegenüber sehr unsicher. Diese setzen Astarot-Karnaim in die Nähe des Hiobsklosters im Hauran (wahrscheinlich nach dem
heutigen Tell Aschtara), Astarot dagegen 6 röm. Meilen (9 km) von Edrei (Derat), d.i. in die
Nähe des Jarmuk. Einige Handschriften der griech. Übersetzung des Alten Testaments lesen
1 Mos. 14, 5. und Karnaim, nehmen
also zwei verschiedene Städte dort an. (S. Bosra.)
(im Alten Testament mit willkürlicher, von bôschet, Schande, dem Euphemismus für einen
Abgott, entlehnter AusspracheAschtoret), griech. Name verschiedener weiblicher Lokalgottheiten bei Phöniziern, Kanaanäern,
Aramäern. Zusammenzustellen ist mit ihr die südarab. Gottheit Athtar, um so mehr, als auch bei den Moabitern dem Wort das
auslautende weibliche t fehlt. In dem Gebiete der assyr.-babylon. Kultur entsprechen ihr die Istar
genannten Lokalgottheiten.
Man hat vermutet, daß der Name aus Babylonien von den Westsemiten entlehnt und auf ihre weiblichen Lokalgottheiten übertragen
sei. Mehrfach findet sich der Name vor einem im Genetiv stehenden männlichen Gottesnamen, um zu zeigen, daß die betreffende
Gottheit die dem männlichen Gott entsprechende, ihm zur Seite stehende sei. So ist in der Mesa-Inschrift
(s. Mesa) der Name Astar des Kemos, so wird sich auch der Name Atargatis, Derketo (s. d.) erklären. Auf Verschmelzung zweier
ursprünglich verschiedener Kulte wird es zu deuten sein, wenn sich auf phöniz.
Inschriften die zusammengesetzten Gottesnamen Eschmun-Astarte und Melech-Astarte finden, deren zweiter
Teil aus den Namen Astarte besteht. Die verschiedenen Astarte sind ursprünglich völlig voneinander unabhängige Gottheiten.
Erst die theoretische Spekulation machte aus ihnen die mytholog.
[* 55]
Figur der Astarte. Einen gottesdienstlichen Hintergrund
hat diese nicht; es ist daher auch zwecklos gewesen, Untersuchungen über Wesen und Bedeutung der Göttin und über ihren
Dienst anzustellen. Es kann sich überall nur um die einzelnen
[* 55]
Figuren handeln. Die von Sidon hat nach
2Kön. 11. zu
Salomos Zeiten ein Heiligtum auf dem Ölberge erhalten, das nach
2Kön. 23,13. erst durch Josia (621 v. Chr.) zerstört worden
ist. (S. Aschera.)
(grch.), ein krankhafter Zustand, bei welchem das
Stehen und Gehen entweder ganz unmöglich oder sehr erschwert ist, während sich im Sitzen oder Liegen keinerlei Motilitätsstörung
nachweisen läßt, welche die Steh-Geh-Hinderung erklärlich macht; häufig können sich die zum Gehen unfähigen Kranken durch
Hüpfen oder auf allen Vieren ganz gut fortbewegen. Als Ursache der Astasie-Abasie wird am häufigsten eine heftige
Gemütserschütterung oder eine Verletzung angegeben; besonders Kinder und jugendliche Personen worden von Astasie-Abasie befallen. Die
Behandlung gleicht derjenigen der Hysterie
(s. d.).
Nadel, eine Magnetnadel, bei der durch Gegenwirkung einer zweiten, mit ihr fest verbundenen Magnetnadel die
richtende magnetische Kraft
[* 57] der Erde weggeschafft oder doch sehr vermindert ist. In ihrer meist gebräuchlichen
Form besteht dieselbe aus zwei nahezu gleichstarken Magnetnadeln, die so verbunden sind, daß sie in einem kleinen Abstand
parallel übereinander liegen, und zwar jeder Pol über dem ungleichnamigen der andern. Dadurch ist der Einfluß des Erdmagnetismus,
der auf je einen dieser Doppelpole in entgegengesetzter Weise und in nahe gleicher Stärke wirkt, fast
aufgehoben. Ein Strom kann nun so geführt werden, daß er auf beide Nadeln
[* 58] im selben Sinne ablenkend wirkt. Dieses System dient
vorzüglich zur Anzeige sehr schwacher Ströme. (S. Galvanometer.)
[* 59]
Friedr. Emil von, Astronom, geb. zu Köln,
[* 60] studierte in Bonn
[* 61] unter ArgelanderAstronomie,
[* 62] kam 1870 als Rechner an die Sternwarte
[* 63] nach Pulkowa, wurde 1871 daselbst
Adjunktastronom und starb Neben dem hervorragenden Anteil, den er an der Berechnung der in Pulkowa ausgeführten
Meridiankreis-Beobachtungen nahm, hat er sich namentlich bekannt gemacht durch seine Arbeiten über den Enckeschen Kometen,
[* 64] die alle Erscheinungen desselben von 1819 bis 1875 umfassen. Die Ergebnisse dieser Arbeiten veröffentlichte er 1871-77 in
den «Mémoires» und dem «Bulletin» der PetersburgerAkademie und in den «Astronomischen Nachrichten».
L., Aster, Sternblume, Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen
[* 65] (s. d.), krautartige perennierende oder
einjährige Gewächse mit schmalen ganzrandigen oder gesägten abwechselnd gestellten Blättern, großen
meist in Doldentrauben oder Rispen, seltener einzeln stehenden Blütenkörbchen und länglichen zusammengedrückten Achenen
mit ein- oder zweireihigem Pappus. Von den über 160 bekannten Arten sind die meisten in Nordamerika,
[* 66] die übrigen in Europa
[* 67] und dem nördl. Asien
[* 68] heimisch.
Von den in Deutschland
[* 69] vorkommenden Arten werden als Zierpflanzen kultiviert: Aster alpinusL., die Alpenaster,
eine kleine ausdauernde schon im Mai blühende Pflanze mit 10-15 cm hohen einblütigen Stengeln und großen Blütenkörbchen
mit hellblauen Strahlen- und gelben Scheibenblumen;
Aster amellusL., Virgilsaster, eine 50 cm hoch werdende, im Juli reichblühende
Staude mit schönen blauen Randblumen und gelber Scheibe. Aster tripoliumL., die Sumpf- oder
Strandaster, bildet einen charakteristischen Vertreter der deutschen Strand- und Salinenflora.
Die in Nordamerika einheimischen Arten haben in unsern Gärten Heimatsrecht gewonnen und zieren in stattlichen Büschen als
Herbstastern die Rabatten. Sie sind weniger durch die Schönheit der einzelnen Blüten wie durch ihren
Blütenreichtum, der, bis der Frost sie vernichtet, anhält, ausgezeichnet. Zu den graziösesten und elegantesten Arten derselben
zählen Aster bicolor, floribundus, formosissimus nebst ihren Varietäten, grandiflorus, multiflorus, Novae-Angliae, Novi-Belgii.
Sind diese Stauden angepflanzt, so hat man nur die Stöcke alle 2-3 Jahre zu verjüngen, d. h. zu teilen und
in frisches Erdreich zu pflanzen, um stets eines reichen Herbstflors versichert zu sein. Die für diese Operation geeignetste
Zeit ist das Ende des September und der März.
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