anderes, aber auch unzulängliches Einteilungsprincip ist das der chem.
Ähnlichkeit;
[* 2] noch unvollkommener, jedoch am gebräuchlichsten
ist die Klassifikation nach ihrer Verwendung, wie
Abführ-,
Brechmittel, schweiß-, harntreibende,
beruhigende Mittelu. s. w.
-
Über schwindelhafte s.
Geheimmittel.
Vgl. Hirsch,
[* 3] Die Prüfung der Arzneimittel (2. Aufl., Berl. 1875);
Binz, Grundzüge der Arzneimittellehre (12. Aufl., ebd. 1894);
Nothnagel und Roßbach,
[* 4] Handbuch der Arzneimittellehre
(7. Aufl., ebd. 1894);
Cloetta, Lehrbuch der Arzneimittellebre und Arzneiverordnungslehre (8. Aufl., hg. von Filehne,
Freiburg
[* 5] 1893);
Ewald, Handbuch der Arzneiverordnungslehre (12. Aufl., Berl. 1891);
B. Fischer, Die neuern Arzneimittel (6. Aufl., ebd. 1894);
Bernatzik und Vogl, Lehrbuch der Arzneimittellehre (2.
Aufl.,
Wien
[* 6] und Lpz. 1891);
Böhm, Lehrbuch der Arzneiverordnungslehre (2. Aufl.,
Jena
[* 7] 1891);
Husemann, Handbuch der Arzneimittellehre
(3. Aufl., Verl. 1892);
Lewin, Die Nebenwirkungen der Arzneimittel (2. Aufl., ebd. 1893);
(vom grch. archiatros, s.
Archiater; lat. Medicus) darf sich innerhalb des
DeutschenReichs
seit der Gewerbeordnung vom nur derjenige nennen, der nach Ablegung einer staatlichen Prüfung in allen Zweigen
der Heilkunst eine staatliche
Approbation erlangt hat (§. 29). Die Ausübung der Heilkunde ist vollständig freigegeben und
ohne
Befähigungsnachweis jedermann erlaubt; die frühern Gesetze gegen Kurpfuscherei (Medikasterei) sind
aufgehoben, und wer ärztliche Praxis ausübt, unterliegt nur noch dem allgemeinen
Strafgesetze, welches fahrlässige Körperverletzung
und
Tötung mit
Strafe bedroht.
Der
Staat beschränkt sich darauf, durch die
Approbation diejenigen namhaft zu machen, die eine tüchtige mediz. Ausbildung
genossen haben. So sind auch gewisse
Beschränkungen gefallen, die früher den Ärzten hinsichtlich der
Wahl des Ortes, an dem sie praktizieren wollten, sowie hinsichtlich ihrer Honorierung auferlegt waren; auch für die
Ärzte gilt jetzt innerhalb des ganzen
DeutschenReichs der Grundsatz der Freizügigkeit, und die Honorierung ihrer Leistungen
bleibt der freien Vereinbarung überlassen. Nur als Norm für streitige Fälle inMangel einer solchen
Vereinbarung sind gewisse
Taxen von den Zentralbehörden festgesetzt worden. In dieser
Weise ist auch der allgemeine Zwang
zu ärztlicher Hilfeleistung durch die Gewerbeordnung (§. 144) aufgehoben, welcher früher den Medizinalpersonen unter Androhung
von
Strafen aufgelegt war; doch hat natürlich auch der Arzt wie jeder andere
Staatsbürger bei Unglücksfällen
u. dgl. der
Aufforderung der Polizeiorgane zur Hilfeleistung nachzukommen, sofern ihm dies ohne erhebliche eigene Gefahr möglich
ist
(Strafgesetzb. §. 360, 10).
Einer staatlichen
Approbation, welche auf
Grund eines Nachweises der Befähigung erteilt wird, bedürfen nach der
Deutschen
Gewerbeordnung (§. 29) alle diejenigen
Personen,
welche sich als Ärzte (Wund- und Augenärzte,
Geburtshelfer,
Zahn- und Tierärzte) oder mit gleichbedeutenden
Titeln bezeichnen oder seitens des
Staates oder einer Gemeinde als solche anerkannt
oder mit amtlichen Funktionen betraut werden sollen. Die nähern Bestimmungen über die der
Approbation vorausgehende Prüfung
der Ärzte sind durch eine
Bekanntmachung des
Bundes- (Reichs-)Kanzlers vom (Bundesgesetzblatt S. 635 fg.)
veröffentlicht worden.
Hiernach sind zur Erteilung der
Approbation nur die Zentralbehörden derjenigen
Bundesstaaten befugt, welche eine oder mehrere
Landesuniversitäten besitzen. Die vorausgehende Prüfung in allen Fächern der Heilkunst kann entweder
vor der mediz. Ober-Examinationskommission
in
Berlin
[* 9] oder vor einer bei jeder
Universität bestehenden Examinationskommission abgelegt werden. Für
die ärztliche Staatsprüfung sind von dem Kandidaten vorzulegen: das Reifezeugnis eines humanistischen Gymnasiums, die Abgangszeugnisse
von der
Universität nach einem
Studium von im ganzen neun Semestern auf einer
Universität des
DeutschenReichs, das Zeugnis
über Ablegung der naturwissenschaftlichen Vorprüfung
(Tentamen physicum) an einer deutschen
Universität, der Nachweis von
klinischenÜbungen, ein kurzer
Lebenslauf.
Die Vorprüfung wird von einer besondern aus Mitgliedern der mediz. und philos.
Fakultät gebildeten
Kommission abgenommen,
frühestens nach
Abschluß des 4. Semesters und richtet sich auf
Anatomie,
Physiologie, Physik,
Chemie,
Botanik, Zoologie (Verordnung
des
Bundesrates vom Die Entbindung von den vorgeschriebenen ärztlichen Prüfungen auf
Grund
besonderer wissenschaftlicher Leistungen ist nur dann zulässig, wenn der Nachsuchende nachweist, daß ihm von seiten eines
Staates oder einer Gemeinde amtliche Funktionen übertragen werden sollen.
Die
Approbation hat Wirkung für das ganze
Deutsche Reich;
[* 10] eine staatliche Anstellung von Ärzten erfolgt im allgemeinen nicht,
sondern nur zu besondern Funktionen (Polizeiärzte, Militärärzte, Kreisphysikus u. s. w.).
Bezüglich der Ausübung ärztlicher Praxis in den Grenzbezirken bestehen besondere
Staatsverträge mit
Belgien,
[* 11]
Holland, Luxemburg,
der
Schweiz,
[* 12]
Österreich-Ungarn.
[* 13] Die
Approbation kann von der Verwaltungsbehörde wieder zurückgenommen werden, wenn dieselbe
auf
Grund unrichtiger Nachweise erteilt wurde oder wenn dem Inhaber die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt wurden; doch
gilt im letztern Falle die Entziehung der
Approbationnur für die
Dauer des Ehrverlustes.
Wer, ohne hierzu approbiert zu sein, sich als Arzt (Wund-,
Augen-,Zahn-, Tierarzt,
Geburtshelfer) bezeichnet oder sich einen
ähnlichen
Titel beilegt, durch welchen der
Glaube erweckt wird, der Inhaber desselben sei eine geprüfte Medizinalperson,
wird mit einer Geldbuße bis zu 300 M. und im Unvermögensfalle mit Haft bestraft. (Gewerbeordnung vom
§. 29 und 147,3). Ärzte allein dürfen impfen, ihre Forderungen haben ein
Vorrecht im Konkurs (Konkursordn. §. 54),
und sie
können die
Berufung zum Schöffenamt und folgeweis zum Geschworenenamt ablehnen.
Der einheitlichen Regelung des ärztlichen Prüfungswesens, welche durch die Gewerbeordnung veranlaßt
wurde, ist es im wesentlichen zu verdanken, daß jetzt alle deutschen Ärzte einen und denselben Bildungsgang durchmachen
und eine und dieselbe Prüfung bestehen müssen, so daß es nun nicht mehr wie früher sog.
Ärzte zweiter
Klasse (Medicinae practici)
¶
mehr
und besondere Wundärzte giebt. Andererseits spaltet sich die ärztliche Thätigkeit wissenschaftlich und praktisch immer
mehr in einzelne Zweige und so treten unter den Ärzten sog. Specialärzte auf, welche sich
vorzugsweise nur mit einer besondern Klasse von Krankheiten befassen. Eine solche Beschränkung des ärztlichen Forschens und
Handelns würde, wenn sie schon dem Studierenden der Medizin gestattet wäre, zu Einseitigkeit und schablonenmäßigem
Handeln führen, während sie, wenn jeder zuvor die gesamte Heilkunde studiert und einigermaßen geübt hat, als großer
Fortschritt für die Wissenschaft und als eine, für die leidenden sehr wohlthätige Einrichtung zu betrachten ist. So giebt
es gegenwärtig, außer den Ärzten im allgemeinen, besondere Chirurgen, Geburtshelfer, Frauen-, Augen-,
Ohren-, Kehlkopfärzte u. s. w. Auch die Zahnheilkunde erhebt sich immer mehr zu einer
streng wissenschaftlichen Disciplin.
Für die notorisch armen Kranken sorgen Staat und Gemeinde durch die Anstellung von Armenärzten und durch die verschiedenartigsten
Wohlthätigkeitsanstalten (s. Armenarzt und Armenwesen); den arbeitenden Klassen ist seit dem Erlaß des
Krankenversicherungsgesetzes vom in Krankheitsfällen die erforderliche ärztliche Hilfe durch die Anstellung
zahlreicher Kassenärzte gewährleistet (s. Krankenversicherungsgesetz). In der neuern Zeit werden in der Schweiz, in Frankreich,
in Rußland und Amerika
[* 15] auch weibliche Arzte ausgebildet; in Amerika ist die Zahl derselben bereits auf mehr als 500 gestiegen.
Auf den schweiz. und amerik. Universitäten wird den weiblichen Ärzten selbst der Doktorgrad verliehen. Über dieVorteile
und Nachteile der Ausübung des ärztlichen Berufs durch Frauen gehen die Meinungen auseinander (s.
Frauenstudium und Gynäkologie).
Die Nachteile, welche dem ärztlichen Stande aus der Freigebung der ärztlichen Praxis erwuchsen, haben
die deutschen Ärzte zur Gründung zahlreicher ärztlicher Standes- oder Bezirksvereine veranlaßt, welche die gemeinsamen
Berufsinteressen vertreten, sowie die Konsolidierung und Hebung
[* 16] des ärztlichen Standes erstreben sollen. Derartige Vereine
giebt es in Baden
[* 17] 14, in Bayern
[* 18] 62, in Sachsen
[* 19] 24, in Württemberg
[* 20] 8, in Hessen
[* 21] 18, in Braunschweig
[* 22] 4, in Preußen
[* 23] 131, in Mecklenburg
[* 24] 6, in Thüringen 11, in Anhalt
[* 25] 3, in Oldenburg,
[* 26] Lippe
[* 27] und Elsaß-Lothringen
[* 28] je 2, in Lübeck,
[* 29] Bremen
[* 30] und
Hamburg
[* 31] je 1. Aus den ärztlichen Bezirksvereinen wird in Sachsen, Bayern, Württemberg, Hessen und Braunschweig die offizielle
Vertretung des ärztlichen Standes gewählt. So bilden in Sachsen innerhalb jeder Kreishauptmannschaft
die Bezirksvereine einen log.
Kreisverein und wählen Abgeordnete und einen Kreisvereinsausschuß, welche als außerordentliche Mitglieder des Landes-Medizinalkollegiums
an den alljährlichen Plenarversammlungen desselben mit Stimmrecht teilnehmen. Ebenso wählen in Bayern innerhalb jedes Regierungsbezirks
die ärztlichen Bezirksvereine Delegierte zu den acht Ärztekammern des Königreichs, welche alljährlich am Sitze der Regierung
unter Anwesenheit eines Regierungskommissars zu Beratungen zusammentreten und anch an den alljährlichen
Plenarsitzungen des Ober-Medizinalausschusses teilnehmen. In Preußen besteht in jeder Provinz als offizielle Vertretung des
ärztlichen Standes eine Ärztekammer, deren Mitglieder durch sämtliche Ärzte des Wahlbezirks gewählt und deren Abgeordnete
zu den Sitzungen der Provinzial-Medizinalkollegien und der wissenschaftlichen Deputation
für das Medizinalwesen
mit beratender Stimme zugezogen werden.
Die Vertretung der Gesamtheit der deutschen Ärzte hat der von Herm.
EberhardRichter 1872 begründete Deutsche Ärztevereinsbund übernommen, welcher die zerstreuten ärztlichen VereineDeutschlands
[* 32] zu gegenseitiger Anregung und gemeinsamer Beteiligung auf dem Gebiete der wissenschaftlichen und praktischen, auch socialen
Beziehungen des ärztlichen Standes zu vereinigen bezweckt. 1890 gehörten demselben 225 ärztliche Vereine
mit 11 006 Mitgliedern an. Alljährlich findet durch Zusammentritt von Abgeordneten der einzelnen Vereine ein Ärztetag statt,
über dessen Verhandlungen das Organ des Vereinsbundes, das «Ärztliche Vereinsblatt für Deutschland»
[* 33] (Lpz. 1872 fg.) ausführlich
berichtet.
Außer den eben erwähnten ärztlichen Standes- oder Bezirksvereinen giebt es in Deutschland noch 82 ärztliche
Vereine, welche rein wissenschaftliche Zwecke verfolgen, ferner 14 Vereine für öffentliche Gesundheitspflege und 11 militärärztliche
Vereine: für die Unterstützung der invaliden Ärzte und der Witwen und Waisen von Ärzten wirken 46 ärztliche Unterstützungskassen,
unter denen die «Centralhilfskasse für die Ärzte Deutschlands» hervorzuheben ist.
die älteste röm. Kupfermünze, angeblich in Rom
[* 34] zuerst unter dem Könige Servius Tullius, in Wahrheit jedoch erst
seit dem 5. Jahrh. v. Chr. geprägt, hatte ursprünglich das Gewicht eines röm. Pfundes (327,45 g): doch
finden sich schon aus sehr früher Zeit Stücke, die nur 11, 10 und 9 Unzen, im Durchschnitte 273 g enthalten. Im Laufe der
Zeit wurde die Münze immer kleiner, so daß sie in der spätern Kaiserzeit nur noch 1/36 ihres ursprünglichen Gewichts
wog.
Alle Kupfermünzen des alten Italiens
[* 35] waren entweder eine Mehrheit oder ein Bruchteil des As. Aber auch
bei Maßen, Gewichten, Erbschaften und Zinsen wurde das Ganze durch As bezeichnet und dies nach dem Duodecimalsystem in 12 Teile,
uncia, d. d. Einheit, geteilt, deren jeder einen besondern Namen hatte, z. B. uncia = 1/12, sextans = 1/6, quadrans = ¼
u. s. w. Die Kupfermünzen unterschieden sich voneinander durch ein bestimmtes Gepräge.
So hatten die eigentlichen röm. Kupfermünzen auf dem Avers irgend einen Götterkopf, z. B. den des Jupiter, beim ganzen As den
des Janus
[* 36] u. s. w., und auf dem Revers den Schiffsschnabel nebst der Wertbezeichnung durch 1, 2, 3 u. s. w. Kügelchen
für die Zahl der Unzen auf den Bruchteilen des As, röm. Ziffern für das As und die Mehrheiten desselben.
-
Vgl. Mommsen, über das röm. Münzwesen
[* 37] (Lpz. 1850): ders., Geschichte
des röm. Münzwesens (Berl. 1860);
Hultsch, Griech. und röm. Metrologie 12. Aufl., ebd. 1882).
ein früheres kleines Gewicht in Deutschland und Holland, eine der kleinsten Unterabteilungen
des Pfundes und der Mark, namentlich für die Bestimmung der Schwere der Münzen
[* 38] und der andern
¶
mehr
Gewichte üblich. Die alte kölnische Mark wurde in (67 Dukaten zu 60 As =) 4020 kölnische As oder Dukaten-As (in Österreich
[* 40] Dukaten-Gran genannt) eingeteilt und wog 4864,68 holländ. As. Die alte holländ.
Troy-Mark hatte 5120, das doppelt so schwere holländ. Troy-Pfund 10 240 holländ. As (Asen). Von den vorzugsweise zum
Wägen der Goldstücke auch in Deutschland gebräuchlich gewesenen holländ. As sind 20,80592 oder etwas reichlich 20 4/5
= 1 g, oder es ist ein holländ. As = 0,048063 g. In Preußen war durch eine Cirkularverfügung des Handelsministers vom bestimmt
worden, daß für das Goldmünzgewicht fortan das Grän (wovon die preuß.
oder Zollvereinsmünz-Mark 288 hatte) in 16 preuß. As geteilt werden solle; die von der preuß.
Normalaichungskommission ausgegebenen Goldgewichtssysteme enthielten schon seit 1831 diese Sechzehntel-Gränstücke, aber
bis zu jener Verfügung unter der Benennung «Gränteile». Nach der preuß.
Verordnung vom aber, welche das neue Pfund (das deutsche) von 500 g als Gold-, Silber- und Münzgewicht
einführte, war dieses in 1000 Tausendteile zu teilen, der Tausendteil aber in 10 As und letzteres in decimale Bruchteile;
dieses neue preuß. As war demnach = 1/10000 deutsches Pfund oder 1/20 g = 1,040296 oder fast
genau 1 1/25 holländ. As. (S. auch Gran.)
[* 41]
(schwed., spr. ohs, Plural Åsar), in Schweden
[* 42] die bis 60 m hohen, wallartigen Geröll- und Sandanhäufungen, die
sich mehrere Kilometer lang in gewisser Parallelität zueinander hinziehen, wobei sie Meereshöhen von über 350 m erreichen.
An ihren Fuß pflegen sich marine, molluskenführende Schichten anzulagern.
Sie sind Gebilde der Glacialzeit,
doch ist ihre Entstehungsweise noch nicht aufgeklärt.
foetida,Asant, auch Stinkasant oder Teufelsdreck genannt, stammt zum größten Teile von der zu
der Familie der Umbelliferen
[* 44] gehörenden Scorodosma foetidum Bunge (FerulaAsa foetidaL.). Diese Pflanze findet sich zwischen
dem Aralsee und dem PersischenMeerbusen. Am häufigsten kommt sie bei Chiwa, Chorassan und Herat vor, wo die etwa 2 m hohe Pflanze
förmliche Wäldchen bildet. Auch Narthex Asa foetida Falconer liefert Asa foetida Obschon das Harz an der Wurzel
[* 45] der Stammpflanzen in ganzen Stücken haftet, wird dennoch behufs reichlicher Gewinnung die Pflanze angeschnitten. Es tritt
ein weißer Milchsaft hervor, der an der Luft sich nach und nach braun färbt.
ÄltereStücke sind hart und spröde. Die beste Handelssorte von Asa besteht aus ziemlich gleichartigen,
1-3 cm im Durchmesser haltenden Stücken, welche je nach ihrem Alter weißlich bis braun gefärbt sind; diese wird im Droguenhandel
als Asa foetida in lacrymis bezeichnet, eine andere Sorte, Asa foetida in massis amygdaloides bildet
formlose Klumpen von dunker, etwas schmieriger Grundmasse, in welche weiße oder rötlich violett gefärbte,
mandelartige Massen
eingebettet sind.
Beide Sorten sind für den pharmaceutischen Gebrauch zulässig, dagegen ist Asa foetida petraea ein sehr unreines,
dazu auch vielfach verfälschtes Produkt. Der Geruch der Asa ist unangenehm knoblauchartig, der Geschmack bitter, scharf und
lange anhaltend. Die Asa enthält (abgesehen von absichtlichen Beimengungen) Harz (50 Proz.,
s. Ferulasäure), Gummi (36 Proz.) und ätherisches Öl, welches letztere schwefelhaltig ist. Die Asa foetida dient
im Orient und Rußland zum Würzen der Speisen; bei uns wird sie medizinisch (als kräftiges Reizmittel für das Nervensystem,
als krampfstillendes Mittel bei Hysterie, Hypochondrie, Asthma und nervöser Kolik, sowie als Wurmmittel, innerlich in
Form von Pillen, Emulsion oder Tinktur, als Klystier,
[* 46] Pflaster, Liniment u. s. w.) verwendet. Die Deutsche Pharmakopöe führte
außer der Asa foetida selbst in der 1. und 2. Ausgabe (von 1872 und 1882) noch eine TincturaAsae foetidae, bestehend aus 1 Teil Asa foetida und 5 TeilenAlkohol; in der 3. Ausgabe (1890) findet sich diese nicht mehr.
Georg, rumän. Schriftsteller und Patriot, geb. ward
in Österreich erzogen, studierte in Wien Mathematik und in Italien
[* 47] Kunst und Litteratur. Heimgekehrt und zum Ministerialrat
ernannt, verfaßte er rumän. Schulbücher und Grammatiken, errichtete 1817 in Jassy auf eigene Kosten eine Bühne
für rumän. und franz. Stücke, die aber bald einging, dann die erste Druckerei in Rumänien
[* 48] und gründete ein rumän. Journal
(«Die rumän. Biene»),
[* 49]
das er 33 Jahre leitete. Als Minister des öffentlichen Unterrichts gründete Asaky seit 1850 zahlreiche
Gymnasien, Elementar-, Kunst- und Gewerbeschulen sowie eine Akademie. Er starb zu Jassy. Seine
Gedichte (2. Aufl., Jassy 1854) sind jetzt verschollen, aber sein Name, als der eines Vorkämpfers der Kultur seines Volks,
lebt fort. In Jassy wurde ihm 1890 ein Standbild errichtet.
bayr. Banmeisterfamilie aus der Zeit des Barockstils. Der Vater, HansGeorg Asam, gest. 1696,
malte u. a. in der Stiftskirche zu Hall
[* 50] und in der Kirche zu Benediktbeuren, war auch Lehrer der Architektur in Prag.
[* 51] Seine Söhne,
der MalerCosmas Damian Asam (geb. zu Benediktbeuren, gest.
1742) und der Bildhauer und Stuccateur Egid Quirin Asam (geb. zu Tegernsee, gest. nach 1746), studierten
in Rom zur Zeit Pozzos und ließen sich um 1715 in München
[* 52] nieder. Sie gestalteten den Dom zu Freising
[* 53] 1723-24 völlig um und
verliehen ihm einen reichen plastischen und malerischen Schmuck im Sinne der Pozzoschen Perspektivkunst.
Ferner arbeiteten sie (1724-26) im Kloster Maria-Einsiedeln, im Kloster zu Metten, in der Stiftskirche
St. Emmeram zu Regensburg,
[* 54] in der Kirche auf dem Weißen Berge zu Prag. Sie bauten auch selbständig, z. B. den Kongregationssaal
in Ingolstadt
[* 55] und auf eigene Kosten (1733-40) die Johanneskirche neben ihrem Hause zu München, ein phantastisches Werk, das
einen Höhepunkt der deutschen Barockkunst bezeichnet. In einzelnen ihrer Werke zeigt sich der Übergang
zum Rokoko.
oder Assanen, Stamm der Jenisseier (s. d.), bis zum Ende des 18. Jahrh.
an den Ufern des Jenissei, südlich und südwestlich von Krasnojarst lebend, jetzt teils mit den Runen,
[* 56] teils mit den Katschinzen
verschmolzen.
(biblische Form des assyr. Aschschurachiddina, «Aschschur
hat Brüder gegeben»),
assyr. König 681–668 v. Chr., Sohn Sanheribs. Seine hauptsächlichsten Unternehmungen sind nach den
Keilinschriften: die Unterdrückung des Aufstandes seiner Brüder, denen sein Vater zum Opfer gefallen war (s. Adrammelech) und
die Züge gegen Sidon, gegen Arabien und Edom, gegen Elam und besonders gegen Ägypten,
[* 62] wo Memphis erobert
und das Delta,
[* 63] sowie die Städte Oberägyptens bis nach Theben unterjocht wurden. Im ganzen zeichnet sich die Regierung A.s
mehr als die der andern assyr. Großkönige durch längere Friedensepochen aus.
Unter seinen zahlreichen Bauten ist besonders die Wiederherstellung der durch Sanherib zerstörten Hauptstadt Babylons
aus, Babylon, hervorzuheben. Auch vollendete er den Tempel
[* 64] zu Ninive und erbaute in Kalach einen neuen Palast. Er erhob seinen
Sohn Sardanapal zum Mitregenten, um einen Erbfolgekrieg wie den nach dem Tode seines Vaters unmöglich zu machen. Asarhaddon hat Prismen-
und Thontafelinschriften aus seiner Regierung hinterlassen. Gesamtausgabe bei Budge, The history of Esarhaddon,king of Assyria (Lond. 1880).
oder Asarin, der feste Bestandteil des Öls
[* 65] von AsarumeuropaeumL., hat die Zusammensetzung C12H16O3
und ist ein Trimethoxylallylbenzol, C6H2(OCH3)3•C3H5.
L., Haselwurz, artenarme Pflanzengattung aus der Familie der Aristolochiaceen (s. d.). In Europa
[* 66] kommt nur
eine, auch in Deutschland häufigere Art vor, Asarum europaeumL. (s. Tafel: Hysterophyten I,
[* 57]
Fig. 5), das sog.
Leberkraut. Diese gewürzhaft duftende Pflanze gedeiht am besten in humoser, feuchter Lauberde in schattigen Wäldern, Gebüschen
und Hecken, hat einen unterirdischen, kriechenden Wurzelstock, der langgestielte, nierenförmige Blätter und am Ende der
Äste zwischen je zwei gegenständigen Blättern stehende braunviolette, sehr kurzgestielte Blüten treibt.
Der Wurzelstock war als Rhizoma Asari offizinell. Er ward in Pulverform als Niesmittel, besonders als Zusatz zu dem bekannten
Schneeberger Schnupftabak benutzt.
wird in dem (nicht einheitlichen) Rituale zum großen Versöhnungstage (s. d.)
der Juden (3 Mos. 16). erwähnt. Zwei Ziegenböcke wurden an diesem Tage zum Sündopfer vor den Brandopferaltar gestellt und
durch das Los der eine für Jahwe, der andere für den Asasel bestimmt, jener als Sündopfer geschlachtet
und sein Blut ins Allerheiligste gebracht, dieser, nachdem auf sein Haupt durch Handauflegung des Hohenpriesters alle Schuld
des Volks übertragen war, in die Wüste getrieben «zu Asasel». Wahrscheinlich
ist unter Asasel ein Wüstendämon zu verstehen, der im Zusammenhange mit der Ausbildung der Vorstellungen vom Satan
eine gegensätzliche Stellung zum Heilsgott der jüd. Gemeinde erhielt.
Dorf im Kreis
[* 67] Neuwied des preuß. Reg.-Bez. Koblenz,
[* 68] am Fuße des Siebengebirges
und Westerwaldes, an der Schmalspurbahn Hennef-Asbach, hat (1890) 394 kath. E., Amtsgericht (Landgericht Neuwied), Post, Telegraph,
[* 69] Katasteramt und Steuerkasse;
Seidenweberei (Hausindustrie) und in der Umgegend Basaltsteinbrüche, Blei- und
Eisenerzbergbau.
(grch. asbestos, unverbrennlich), verschiedene faserige Mineralien,
[* 70] die besonders mit Hornblende
[* 71] und Augit,
[* 72] aber auch mit Serpentin in Beziehung stehen. Der eigentliche Asbést stimmt nach seinen chem. Bestandteilen mit
der Hornblende (s. d.) überein und kann als eine langfaserige, meist eisenfreie
oder eisenarme Abänderung derselben gelten. Er ist durchscheinend, seidenglänzend, biegsam oder spröde, fühlt sich fettig
an und hat eine weißliche, lauchgrüne, ins Gelbliche oder Graue übergehende Farbe.
Wenn die einzelnen Fasern sich verfilzen, so entsteht der wegen seiner geringen Kompaktheit auf dem Wasser schwimmende sog.
Bergkork (Bergleder, Bergpapier), der sich namentlich auf Erzgängen, in den Hochalpen sowie in Skandinavien vorfindet. Werden
die Fasern infolge von Verwitterung holzbraun und kommen krummblätterige Stücke wie Äste darin vor, wie am
Schneeberge bei Klausen in Tirol,
[* 73] so heißt das Mineral Bergholz. Sind endlich die Fasern außerordentlich zart, mit einem seidenartigen
Schiller, gehen sie im Wasser leicht auseinander und sind sie so biegsam, daß sie der schönsten weißen Seide
[* 74] gleichen, so
führt es den NamenAmiant oder Bergflachs (Federweiß, Federalaun), dessen Hauptlager namentlich der Talkschiefer
in den Hochgebirgen bildet.
Sie werden zu diesem Zwecke in Wasser eingeweicht, ausgewaschen, getrocknet und, mit Flachsfasern vermengt, mittels der Spindel
in Fäden gesponnen, wobei man die Finger mit Öl benetzt. Das Weben
[* 78] geschieht auf die gewöhnliche Art.
Im Feuer verbrennt dann bloß der Flachs, das Gewebe wird nicht zerstört. Die Alten sollen sich, nach Plinius, desselben zu
Leichengewändern bedient haben, um beim Verbrennen die Asche der Toten von der des Holzes zu sondern. KaiserKarl V. hatte ein
Tischzeug von Asbést, das er zur Belustigung seiner Gäste nach eingenommener Mahlzeit ins Feuer werfen ließ.
– Im letzten Jahrzehnt hat sich in Deutschland eine wirkliche Asbestindustrie (Berlin, Dresden,
[* 79] Frankfurt
[* 80] a. M., Hannover
[* 81] u. s. w.)
entwickelt, der Tirol, Italien, die Schweiz, die Pyrenäen, der Odenwald, Sibirien, Nordamerika,
[* 82] Australien
[* 83] das Rohmaterial liefern.
Man verfertigt
¶
mehr
Asbestpapier, Asbestpappe (als Dichtung für Dampfcylinder und Flantschen), Asbesthandschuhe (als Schutz gegen Säuren und
elektrische Schläge) u. s. w. (vgl. Asbestpackung). Kleider von Asbést hat man für Feuerlöschmannschaften in Vorschlag gebracht.
Den Amiant hat man auch zu unverbrennlichen Lampendochten und, mit Papiermasse vermengt, zu plastischen Arbeiten benutzt; bei
den frühern chem. Feuerzeugen diente er zur Aufnahme der Schwefelsäure.
[* 85]
bei Maschinen, speciell bei Dampfmaschinen,
[* 86] die zur Abdichtung von Kolbenstangen, Schieber- und Ventilstangen
u. s. w. als Ausfüllung der Stoffbüchsen benutzte geflochtene Asbestmasse.
Sie ist sehr beständig gegen Hitze, braucht
daher nicht so oft ausgewechselt zu werden, als gewöhnliche Hanfpackung.
Peter Kristen, norweg. Schriftsteller, geb. zu Kristiania,
[* 87] bezog 1833 die Universität daselbst, nahm aber bald darauf eine Hauslehrerstelle an, die ihm Muße ließ, sich mit botan.
und zoolog. Studien sowie Sammeln von Volkssagen und -Märchen zu beschäftigen. Seit 1837 studierte er in Kristiania Medizin
und Naturwissenschaften, seit 1846 unternahm er auf Kosten der Regierung mehrere Reisen, teils längs der norweg. Küste, um
die Wasserfauna zu erforschen, teils im Innern, um seine Sammlung von Sagen und Märchen zu vervollständigen.
Später wandte er sich dem Forstwesen zu und studierte 1856-58 in Deutschland, namentlich auf der Akademie
zu Tharandt. Heimgekehrt, erhielt er im Ministerium des Innern eine Anstellung als Forstmeister, welches Amt er 1876 niederlegte.
Er zog sich nach Kristiania zurück, wo er starb. 1891 wurde ihm dort ein Denkmal errichtet. Außer vielen naturwissenschaftlichen,
besonders zoolog. Arbeiten, wie «Das Elentier und die Elentierjagd» (1851),
«Das wilde Renntier und die Renntierjagd in den norweg.
Alpen»
[* 88] (1852),
«Die Uferfauna des Christianiafjord» (1853) u. s. w.,
veröffentlichte Asbjörnsen mehrere geschätzte populäre naturwissenschaftliche Bücher, wie «Naturhistorie for Ungdommen (Kinder)» 6 Tle.,
Krist. 1839-40) und «Kortfattet Naturlære (ebd. 1841). Sein Hauptwerk ist die
Sammlung der »Norske Folke-Eventyr" (hg. mit J. Moe, ebd. 1842-43; deutsch Berl.
1847; neue Sammlung 1871),
der sich «Norske Huldre-Eventyr og Folkesagn» (Sammlung 1 u. 2, Krist. 1845-48; deutsch: Auswahl
norweg. Volksmärchen und Waldgeister-Sagen", Lpz. 1881) anschlossen
(beide mehrfach aufgelegt); Jacob Grimm nannte diese Volksmärchen «die besten, die es giebt». Viele
Mitteilungen aus dem norweg. Volksleben bringen von Asbjörnsen herausgegebene
Sammelwerke, wie «Hjemmet og Vandringen» (1847),
«Ydale» (1851) u. s. w. Ein aufrichtiger
Volksfreund, machte er seine Funde stets bald der Allgemeinheit zugänglich. Im Texte zu Tönsbergs «Norge fremstillet i Tegninger»
(1846-49; neue Aufl. 1855) schilderte er anschaulich das vaterländische Volksleben.
der Sage nach Sohn des Äneas (s. d.) und der Krëusa, verließ das brennende Troja an
[* 90] der Hand
[* 91] seines Vaters
und kam mit diesem
nach Italien, wo Äneas mit Lavinia, der Tochter des Königs Latinus, sich vermählte
und Erbe von dessen Reiche ward.
Nach Äneas übernahm Ascanius die Regierung, ließ Lavinia, die aus Furcht vor in die Wälder floh
und dort von einem Sohne entbunden ward, zurückführen und erbaute Albalonga (s. d.).
(spr. ässénnsch'n) oder Himmelfahrtsinsel, eine zur Jurisdiktion
der engl. Admiralität gehörige einzelne Insel vulkanischen Ursprungs im Atlantischen Ocean, unter 7° 57' südl. Br. und 14°
21' westl. L. von Greenwich, ungefähr 1300 km nordwestlich von St. Helena und 1500 km südwestlich
vom nächsten Punkte des afrik. Kontinents, dem KapPalmas, gelegen, ist 88 qkm groß mit (1891) 360 E.
und erhielt ihren Namen, weil sie von dem im Dienste
[* 92] Portugals stehenden SpanierJuan deNova Gallego 1501 am Himmelfahrtstage
entdeckt wurde.
Die Insel, die mit ihrem nackten Felsrücken und ihren von Lava, Sand und vulkanischer Asche bedeckten Ebenen im Green-Mountain
bis 860 m über das Meer emporsteigt, hat zwar ein sehr gesundes und gemäßigtes Klima,
[* 93] aber nur wenig
Wasser. In 600 m Höhe ist ein Sanatorium für die brit. Soldaten an der Guineaküste erbaut. AußerFarnkräutern und einigen
Grasarten, die zahlreichen Ziegenherden zur Weide
[* 94] dienen, finden sich nur einige Halbsträucher im Lavageröll.
Von Landtieren kommt nur die (wahrscheinlich eingeschleppte) Ratte, aber in ungeheurer Menge vor; von
Weihnachten bis April finden sich zahlreiche Scharen von riesigen Schildkröten
[* 95] ein (270-360 kg schwer). Ascension wurde 1815 von
den Engländern besetzt und als Wachtposten gegen Versuche zur Befreiung Napoleons auf St. Helena benutzt. Die Wohnungen und
Verpflegungslokale der kleinen Garnison, der einzigen Bevölkerung,
[* 96] befinden sich auf der Nordwestseite
der Insel in Georgetown, das in neuester Zeit als Schiffahrts- und Kohlenstation und als Proviantniederlage für die Ostindienfahrer
mehr Bedeutung erhalten hat. Ein- und Ausfuhr betrug 1891 etwa 62000 M.; die Verwaltungskosten belaufen sich auf 160000 M.
(grch. áskēsis), Übung, besonders von der Lebensart und den Übungen der Athleten (s. d.) gebraucht, daher
Ascet ein so Geübter, ein Athlet. Auf sittliche Beziehungen angewendet bedeutet Ascese die Übung in der Beherrschung der Begierden
und Leidenschaften, Ascet jemanden, der enthaltsam lebt. Die Ascese findet sich bei vielen Völkern und in
den verschiedensten Religionsformen und philos. Systemen; sie geht von der einfachen freiwilligen Enthaltsamkeit von sinnlichen
Genüssen bis zur furchtbarsten gewaltsamen Selbstpeinigung (Kasteiung), so im Altertum bei babylonischen, syr. und phrygischen
Kulten, bei ind. Sekten. Der
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mehr
Grund der ascetischen Ethik ist die Anschauung, daß Geist und Materie in schroffem Gegensatze stehen und die Materie als das
unreine hindernde Element überwunden, womöglich vernichtet werden muß.
Nach der Anschauung der Inder ist die Ascese, hauptsächlich in der Form der gesteigerten Selbstpeinigung, ein Mittel die Erfüllung
aller Wünsche, den Besitz übernatürlicher Kräfte, selbst göttliche Macht zu erlangen. Der brahmanischen
Philosophie gilt die Ascese als die wirksamste Förderung der Konzentration des Geistes und der dadurch zu erstrebenden höchsten
Erkenntnis. Von den für heterodox geltenden Religionen, Buddhismus und Dschainismus, hat jener die Fruchtlosigkeit aller
Kasteiungen erkannt, wogegen dieser der Ascese großen Wert beimißt.
Zur Ascese sind auch zu rechnen die Speiseverbote, Fasten, Reinigkeits- und Enthaltsamkeitsvorschriften der Juden, die den religiösen
Sinn haben, daß Israel als das Eigentumsvolk Gottes sich vom Unreinen, wodurch das Bundesverhältnis mit Gott gestört werden
kann, fernhalten muß. Erst im spätern Judentume machten unter fremden Einflüssen teilweise auch dualistische
Anschauungen von der Unreinheit der Materie sich geltend, so namentlich bei den Therapeuten (s. d.) und wie es scheint auch
bei den Essenern (s. d.). Um die Zeit von Christi Geburt finden sich ähnliche Anschauungen auch in der griech. Welt, besonders
da, wo Griechen und Orientalen in nähere Berührung traten.
Das Christentum fand diese Lebensanschauung also bereits vor. In dem Evangelium Jesu findet sie sich nicht,
aber die Erwartung des baldigen Anbruchs der messianischen Zeit, der harte Druck der Verfolgungszeiten führte zur Weltflucht.
Auch der aus dem Judentume herübergenommene Gegensatz von Fleisch und Geist mußte einer dualistischen Ascese die Wege bereiten,
die denn auch bald unter heidnisch-orient. Einflüssen in der ältesten Kirche Eingang fand. Dennoch hat diese dualistische
Lebensanschauung nur die Kreise
[* 99] der Gnostiker (s. Gnosis) und auch diese nur teilweise beherrscht, während schon das
kath. Christentum des 2. Jahrh. durch die Unterscheidung einer höhern und einer niedern Sittlichkeit
mit der Welt ein Abkommen traf und die ascetische Zeitrichtung in eine geordnete Bahn lenkte.
Wirkliche Ascetik tritt dagegen in der namentlich bei den Montanisten (s. d.) gesteigerten
Fastenstrenge und in noch höherm Grade in der früh verbreiteten Ansicht von der besondern Verdienstlichkeit des ehelosen
Lebens hervor (s. Cölibat). Ausfluß
[* 100] ascetischer Stimmungen ist auch das Auftreten der Anachoreten (s. d.)
und des Mönchswesens seit Ende des 3. Jahrh. Die Kirche kam einer weitverbreiteten Zeitrichtung entgegen, indem sie die klösterliche
Weltflucht zu einer geordneten Institution erhob und mit dem Ruhme höherer Heiligkeit auszeichnete. Im Mittelalter kamen
als Übungen kirchlicher Zucht allerlei Kasteiungen des Leibes auch in bürgerlichen Kreisenauf und wurden
von der Kirche eifrig empfohlen. Je mehr aber die Meinung überhandnahm, daß die äußere Ascese als solche Gott wohlgefällig
sei, desto stärker zeigte sich dieser Veräußerlichung der Sittlichkeit gegenüber die Opposition, bald im Namen einer wirklichen,
aber ernst gemeinten ascetischen Lebensansicht, wie seit dem 11. Jahrh.
bei den Katharern, Waldensern u. a., bald im Namen einer innerlichen Frömmigkeit, wie bei den Vorläufern der Reformation, bald
endlich im Namen einer aufgeklärten Weltbildung,
wie bei den ital. und deutschen Humanisten seit dem 14. und 15. Jahrh. Der
Protestantismus hat die höhere Verdienstlichkeit der ascetischen Übungen bestritten, in ihnen eine Verdunkelung,
ja Verleugnung der Lehre
[* 101] von der Rechtfertigung des Sünders allein aus der Gnade durch den Glauben erblickt und so auch dem
Mönchstume und allen äußern kirchlich gebotenen Werken ein Ende gemacht. Dennoch sind auch den prot. Kirchengemeinschaften
ascetische Anschauungen nicht völlig fremd geblieben, so denPietisten (s. d.). -
Vgl. Zöckler, Kritische
Geschichte der Ascese (Frankf. 1863).
1) Bezirkshauptmannschaft und Gerichtsbezirk in Böhmen,
[* 102] hat 154,22 qkm und (1890) 34 264 E., darunter 8931 Katholiken und 63 Israeliten, 3477 Häuser, 7607 Wohnparteien
in 12 Gemeinden mit 28 Ortschaften. Sie bildete früher die Herrschaft Asch, die, ursprünglich
reichsunmittelbares Gebiet, von ihrem BesitzerAlbert von Neydberg 1331 der KroneBöhmen zu Lehn aufgetragen ward, wofür König
Johann von Luxemburg die Stadt Asch für immer von Steuern befreite. Die wirkliche Einverleibung des Gebietes erfolgte nach mehrjährigen
Streitigkeiten erst 1770 und 1771. Die Reformation fand in Asch zu derselben Zeit Eingang wie in Sachsen, und es galt dort auch
sächs. Kirchenrecht, bis im März 1775 ein eigenes evang. Konsistorium
für das Gebiet begründet ward, das bisher unter dem Konsistorium zu Dresden gestanden hatte. - 2) Stadt und
Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts und Hauptzollamtes, unweit der sächs.
und bayr. Grenze, in 637 m Höhe am Fuße des Hainbergs und an der Linie Hof-Eger der Bayr. Staatsbahnen
[* 103] sowie an der Lokalbahn
Asch-Roßbach (14,8 km), hat (1890) 15 557 deutsche E., darunter 9904 Evangelische, evang. Superintendentur, evang. Kirche
(1749 erbaut), in die 14 Dörfer, darunter auch 6 bayrische, eingepfarrt sind, neue kath. Kirche, DenkmälerKaiserJosephs II.
und Luthers, zwei Bürger-, eine Web- und Wirkschule; Fabrikation von halbseidenen, halb- und ganzwollenen Kleiderstoffen (6-7000
Webstühle
[* 104] und 11000 Arbeiter), Strumpf- und andern wollenen und baumwollenen Wirkwaren (2300 Arbeiter), Leder, Maschinen
für Weberei
[* 105] und Färberei, mechan. Webereien, Bleichereien, Färbereien und eine Brauerei.
auch Askabad, Hauptstadt des Transkaspischen Gebietes im russ. Centralasien und des Achal-Tekekreises desselben,
an der Transkaspischen Eisenbahn, ist Hauptquartier der Truppen, hat einen stattlichen Bahnhof, einen Stadtgarten und (1889) 10 945 E.,
darunter gegen 2000 Armenier, ferner Juden, Perser, Kurden.
In der Befestigung werden die von den Afghanen
bei Kuscht erbeuteten engl. Kanonen aufbewahrt. Aschabad war bis zu seiner Eroberung durch die Russen 1881 ein Haupt-Aul der Achal-Teke-Oase,
mit etwa 500 Kibitken.
an derDonau, Markt im Gerichtsbezirk Eferding der Bezirkshauptmannschaft Wels in Oberösterreich,
am Austritt der Donau aus dem engen Gebirgsthale, an der Nebenlinie Wels.-Aschach an der Donau (28 km) der Österr.