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dem holländ. Seefahrer Arnhem, der 1623 die Küsten des austral.
Kontinents in dieser Gegend umfuhr.
dem holländ. Seefahrer Arnhem, der 1623 die Küsten des austral.
Kontinents in dieser Gegend umfuhr.
(Bubalus Arni Pall.), s. Büffel ^[= (Bubalus), diejenigen Rinderarten, welche sich durch einen großen, kurzen und dicken Kopf, ...] und Ochs.
L., Pflanzengattung ans der Familie der Kompositen [* 2] (s. d.), mit nur 10 Arten, vorzugsweise in den Gebirgsgegenden der nördl. Halbkugel und bis in die arktische Zone hinauf. Die bekannteste Art ist die in manchen Gebirgen Deutschlands [* 3] häufige Arnika oder Wohlverleih, Arnica montana L. (s. Tafel: Aggregaten I, [* 1] Fig. 4; a Röhrenblütchen, b Durchschnitt desselben). Diese heilkräftige Pflanze treibt aus ihrem schief im Boden liegenden Wurzelstock einen 30 - 60 cm hohen, meist einfachen, mit zwei oder vier gegenständigen Blättern besetzten Stengel, [* 4] der an seiner Spitze (ebenso die etwa vorhandenen Äste) ein bis 5 cm im Durchmesser haltendes Blütenkörbchen mit dunkelgoldgelben Strahl- und Scheibenblüten trägt.
Die gegenständigen Blätter bilden am Grunde eine Rosette. Diese Pflanze wird sowohl von Ärzten als in der Volksheilkunde vielfach angewendet, und zwar benutzt man Blüten (offizinell als Flores Arnicae) und Wurzel. [* 5] Sie sind kräftige Erregungsmittel für das gesamte Nerven- und Gefäßsystem, weshalb man die Blumen im Aufguß in kleinen Gaben innerlich giebt. In großen Gaben bewirkt die Wurzel heftiges Erbrechen. Außerdem bereitet man aus den Blüten die Arnikatinktur (s. d.). In der Wurzel und in den Blüten findet sich in geringer Menge ein eigentümlicher Stoff, das Arnicin, das als ein goldgelber amorpher, in Weingeist und Äther leicht löslicher Körper dargestellt wird; außerdem enthält die Arnikapflanze ein ätherisches Öl, das sog. Arnikaöl (s. d.).
ein in der Arnikawurzel zu etwa 1 Proz. enthaltenes ätherisches Öl von gelblicher Farbe und eigentümlichem Geruch, besitzt bei 16° C. ein spec.
Gewicht von 0,9975, besteht zum größern Teile aus dem Dimethyläther des Thymohydrochinons und enthält außerdem noch Isobuttersäurephloroläther;
in Weingeist ist es leicht löslich.
Auch die Arnikablüten enthalten ein ätherisches Öl, das aber einen etwas andern Geruch hat.
Arnika (Tinctura Arnicae), eine bräunlichgelbe Flüssigkeit, die für sich oder mit Bleiwasser u. s. w. gemischt zu Umschlägen bei Quetschungen u. s. w. sowie als Wundheilmittel verwendet wird.
Sie ist offizinell und wird nach dem Deutschen Arzneibuch durch Ausziehen von 1 Teil Arnikablüten mit 10 Teilen verdünntem Weingeist dargestellt.
altes märk. Adelsgeschlecht, das seinen Namen von dem Dorfe Arnim in der Altmark (Kreis [* 6] Stendal) [* 7] trägt. Dort erscheint 1204 der erste Arnim (Allard von Arnim). Mit den Schauenburger und Geldernschen Dynasten gleichen Namens (Arnheim, Arnhem, Arnem) besteht keine Stammverwandtschaft. Falsch ist auch die Annahme, die Familie sei aus der Stadt Arnheim nach den Marken gekommen. Das Geschlecht erscheint dann öfter im 14. Jahrh. als begütert, hauptsächlich in der Ukermark und in der Landschaft Barnim.
Anfang des 15. Jahrh. beginnt mit den drei Brüdern Ludecke, Klaus und Wilke die ununterbrochene Namensreihe der ganzen Familie, die sich allmählich auch in Pommern, [* 8] Franken, dem Magdeburgischen, in Sachsen, [* 9] Mecklenburg [* 10] und Preußen [* 11] ausbreitete. Die Hauptbesitzungen waren und sind in der Ukermark, dort lagen auch die Schlösser Zehdenick, Zichow und Gerswalde, nach welchen die Nachkommen jener drei Stammväter sich benannten und in drei Linien schieden. Aus der Linie Zehdenick entstand Haus Fredenwalde und Crussow. Vom Hause Zichow zweigte sich Haus Seidewitz in Franken ab, aus dem die sächs. Arnims hervorgingen, begründet von Wolf Christian von Arnim (gest. 1668). Ebenfalls im 17. Jahrh. trennte sich Boitzenburg (erworben 1528) von Gerswalde.
In der Ukermark hatten die Arnim als das angesehenste Geschlecht fast regelmäßig von 1424 bis 1738, wo das Amt einging, die Landvogtei inne. - Von einzelnen Gliedern des Geschlechts sind zu nennen: Hans Georg von Arnim (s. d.) aus dem Hause Gerswalde-Boitzenburg. - Georg Abraham von Arnim, geb. zu Boitzenburg, der Stifter des Suckowschen Majorats, diente vom 16. Jahre an in der preuß. Armee, wohnte 25 Schlachten [* 12] und 17 Belagerungen bei und starb als preuß. Generalfeldmarschall. - Georg Dietlof von Arnim, aus dem Hause Boitzenburg, geb. wurde 1749 preuß. Wirkl. Geh. Staats-, Kriegs- und dirigierender Minister sowie Generalpostmeister und starb - Friedrich Wilhelm von Arnim, geb. gest. erbgesessen auf Boitzenburg und Zichow, war preuß. Staats- und Kriegsminister, wurde in den preuß. Grafenstand erhoben. - Sein Enkel war der preuß. Staatsminister Graf Adolf Heinrich von Arnim (s. d.). Dessen Sohn, Dietlof F. von Arnim (s. d.), hinterließ als Erben den Grafen Dietlof (geb.
Ein Zweig der Boitzenburger Linie ist das Haus Heinrichsdorff und Werblow, aus dem Heinrich Friedrich von Arnim (s. d.) von Friedrich Wilhelm IV. 1841 in den Grafenstand nach dem Rechte der Erstgeburt (erloschen 1861) erhoben worden ist. Sein Bruder Heinrich Leonhard von Arnim aus Heinrichsdorff (geb. gest. war von 1849 bis zu seinem Tode, mit Ausschluß der Wahlperiode 1862-65, Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses und Führer der Konservativen.
Einem andern Zweige dieser Linie, dem Hause Suckow, gehörte Freiherr Heinrich Alexander von Arnim (s. d.) an. Sein Neffe war der 1870 nach dem Recht der Erstgeburt zum Grafen erhobene Harry von Arnim (s. d.).
Ein Glied [* 13] des Hauses Kröchlendorf, ebenfalls zu der Boitzenbnrger Linie gehörig, war Albrecht Heinrich von Arnim, geb. 1744 zu Kröchlendorf bei Prenzlau, [* 14] unter Friedrich Wilhelm III. 1798 Wirkl. Geh. Staats- und Justizminister, nahm 1802 seinen Abschied und starb
Zu Ehren der Familie Arnim wurde 1889 nach ihr das 2. brandenb. Dragonerregiment Nr. 12 benannt.
Adolf Heinr., Graf von, preuß. Staatsminister, geb. in Berlin [* 15] als der jüngere Sohn des Grafen Friedr. Abrah. Wilh. von Arnim, wurde durch Verlosung der Familiengüter Eigentümer des größern Teils des sehr erheblichen Grundbesitzes. Er studierte in Göttingen, [* 16] wurde Landrat, 1833 Regierungspräsident in Stralsund, [* 17] dann in Aachen, [* 18] hierauf in Merseburg [* 19] und 1840 Oberpräsident der Provinz Posen. [* 20] Seit 1837 Mitglied des Staatsrates, wurde er 1842 der Nachfolger von Rochows im Ministerium des Innern. Zu einer Ausführung seines Programms einer ständischen Verfassung mit fester Periodicität des Landtages konnte es nicht kommen, da Friedrich Wilhelm IV. gerade die letztere nicht zugestehen wollte, und manche Maßregelungen, welche die öffentliche ¶
Meinung ihm zur Last legte (z. B. Ausweisung Heckers und Itzsteins 1845), brachten ihn um seine anfängliche Popularität. 1845 trat er von seinem Ministerposten zurück. Infolge der Märzrevolution übertrug ihm der König nach Bodelschwinghs Rücktritt die Leitung des Ministeriums; den Befehl zum Rückzuge der Truppen am Vormittag des 19. März hat hauptsächlich Arnim dem Könige angeraten. Schon 29. März schied er wieder aus. Zum Mitglied der Deutschen Nationalversammlung gewählt, legte er nach kurzer Zeit sein Mandat nieder, weil ihm die damals dort herrschende antipreuß.
Strömung widerstrebte. Als Vertreter der Interessen des Grundadels gegen die Steuerpläne Hansemanns beteiligte er sich an den Beratungen des in Berlin versammelten «Junkerparlaments». Seit 1849 war Arnim Mitglied der Zweiten Kammer und seit 1854 erbliches Mitglied des Herrenhauses, wo er zur liberalisierenden Bureaukratie hinneigte. Erst seit 1858 wandte er sich mehr und mehr der feudalen Reaktion zu und steigerte namentlich durch seinen Einfluß im Herrenhause den Verfassungskonflikt 1862-66. Zur Rechtfertigung dieses Verhaltens veröffentlichte er «Das Recht des Herrenhauses bei Festsetzung des Staatshaushalts» (Berl. 1863). In den letzten Jahren seines Lebens zog er sich vom polit. Schauplatz zurück und starb auf seinem Gute Boitzenburg in der Ukermark.
Dietlof Friedr. Adolf, Graf von, Politiker, ältester Sohn des vorigen, geb. auf Schloß Boitzenburg, studierte seit 1851 die Rechte in Göttingen, Bonn [* 22] und Berlin und trat 1855 als Auskultator bei der Regierung zu Potsdam [* 23] ein. Während des Feldzugs gegen Dänemark [* 24] nahm er als Ordonnanzoffizier an dem Übergange nach Alsen teil. Im Aug. 1864 wurde Arnim Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern, 1866 Landratsamtsverweser und 1868 Landrat des Kreises Templin.
Nach dem Tode seines Vaters (1868) übernahm er die Bewirtschaftung der Arnimschen Güter, behielt aber die Verwaltung des Kreises bei und wurde als Majoratsnachfolger in das preuß. Herrenhaus berufen. Während des Feldzugs gegen Frankreich war er Ordonnanzoffizier bei dem Kommando des 3. Armeekorps. Im März 1873 zum Bezirkspräsidenten von Elsaß-Lothringen [* 25] in Metz [* 26] ernannt, nahm er im Sept. 1874 seinen Abschied. Aber schon 7. Dez. erfolgte A.s Berufung zum Oberpräsidenten von Schlesien. [* 27]
Nach Verurteilung seines Schwagers, Grafen Harry von Arnim (1877), zog er sich gänzlich aus dem Staatsdienst zurück. Arnim war 1867-84 Mitglied des Reichstages, wo er sich später der Deutschen Reichspartei (Freikonservative) anschloß und 1879 und 1880 zum Präsidenten gewählt wurde, und bekleidete seit 1878 das Amt des ersten Vicepräsidenten des preuß. Herrenhauses. Auch in der ersten ordentlichen Generalsynode (1879) fungierte er als Präsident. 1884 wurde er in den Staatsrat berufen und 1886 zum Wirkl. Geheimrat ernannt. Er starb auf Schloß Boitzenburg.
Elisabeth von, gewöhnlich Bettina genannt, Schwester Clemens Brentanos, Tochter des kurtrierischen Residenten bei der Freien Stadt Frankfurt [* 28] Peter Ant. Brentano und der Maximiliane, der Tochter von Sophie Laroche, geb. zu Frankfurt a. M., verlebte ihre Jugend teils im Kloster zu Fritzlar, teils bei Verwandten in Offenbach [* 29] und Marburg, [* 30] teils in Frankfurt und heiratete 1811 Achim von (s. Arnim, Ludw. Joachim). Ihre Liebe zur Natur ging, besonders seit sie mit Karoline von Günderode (s. d.) bekannt geworden, in einen phantastischen Kultus über und nahm schließlich krankhaften Charakter an. Nach dem Selbstmord der Günderode faßte sie zu Goethe, den sie 1807 auch persönlich kennen lernte, eine schwärmerische Neigung, die, obwohl er sich mit ihr in einen Briefwechsel einließ, unerwidert blieb; 1811 ward das Verhältnis ganz abgebrochen, ohne daß ihre Verehrung für Goethe nachließ.
Aus dieser Zeit stammt ihr merkwürdiges Buch «Goethes Briefwechsel mit einem Kinde» (3 Bde., Berl. 1835; 4. Aufl., hg. von H. Grimm, 1890; vgl. dazu: «Briefe Goethes an Sophie von La Roche und Bettina Brentano, nebst dichterischen Beilagen», hg. von Löper, ebd. 1879). Der angebliche Briefwechsel mit Goethe beginnt im März 1807 und wurde lange für echt gehalten, ist aber größtenteils ein freies Erzeugnis ihrer schrankenlosen Einbildungskraft. Später erschien in ähnlicher Weise ihr Briefwechsel mit der Günderode u. d. T. «Die Günderode» (2 Bde., Grünberg [* 31] und Berl. 1840; neue Ausg. Berl. 1890). In eine neue Richtung wurde ihr beweglicher Geist durch die socialpolit.
Erscheinungen der vierziger Jahre geworfen, so in: «Dies Buch gehört dem Könige» (2 Bde., Berl. 1843),
in dessen Mittelpunkt Frau Rat Goethe steht und in dem die sociale Frage gelöst werden soll, «Ilius Pamphilius und die Ambrosia» (2 Bde., ebd. 1848),
welche Schrift ihren exaltierten Briefwechsel mit Phil. E. von Nathusius (s. d.) enthält, «Gespräche mit Dämonen» (ebd. 1852),
dem unklaren 2. Teile des Königsbuchs. Phantastisch in Gedanken und Form, neigt sie in allen diesen Schriften zu mystischer Verschwommenheit, so daß sie «die Sibylle der romantischen Litteraturperiode» genannt worden ist. Mit Schleiermacher, den Humboldt und Grimm war sie eng befreundet. Jahrzehntelang bis zum Tode arbeitete sie an einer Kolossalstatue Goethes, deren Vollendung sie als Lebensaufgabe ansah. Sie starb zu Berlin. Ihre «Sämtlichen Schriften» erschienen in 11 Bänden (2. Aufl., Berl. 1853); Auswahl von M. Koch in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur» (Stuttg. 1891).-
Vgl. H. Grimm im «Goethe-Jahrbuch», Bd. 1 (1880);
Alberti, Bettina von Arnim (Lpz. 1885);
Scherer, Aufsätze über Goethe (Berl. 1886);
Carriere, B. von Arnim (Bresl. 1887).-
Von ihren Töchtern hat Gisela, geb. vermählt mit Herm. Grimm, gest. in Florenz, [* 32] «Dramat. Werke» (4 Bde., Bonn und Berl. 1857-75) veröffentlicht; ihr bestes Drama: «Altschottland», gab nach ihrem Tode H. Grimm (mit Biographie) heraus.
auch Arnheim, Hans Georg von, General im Dreißigjährigen Kriege, von den kath. Soldaten wegen seiner Nüchternheit der «Lutherische Kapuziner» genannt, wurde 1581 zu Boitzenburg in der Mark geboren. Er focht 1613 unter Gustav Adolf gegen Rußland, wurde dabei Oberst, trat 1621 in poln., 1626 in kaiserl. Dienste. [* 33] Als Wallensteins Vertrauter belagerte er 1628 Stralsund vergebens, führte ein Hilfskorps für die Polen gegen Gustav Adolf und wurde 1628 Feldmarschall. Da er Protestant war, bewog ihn die im Restitutionsedikt auf die Spitze getriebene kath. Reaktionspolitik des Kaisers, dessen Dienst zu verlassen, persönliche Reibungen kamen hinzu. Er trat in die Dienste des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen und befehligte als sächs. Feldmarschall bei Breitenfeld [* 34] (1631) den linken Flügel unter Gustav Adolf, drang ¶
dann in Böhmen [* 36] ein, wurde aber von Wallenstein wieder hinausgeschlagen (1632). Er hielt sich 1632‒33 in Schlesien und führte die Friedensverhandlungen mit Wallenstein. Dessen Ermordung verschaffte Arnim neue Gelegenheit zu ruhmvollen Kämpfen gegen die Kaiserlichen, die er bei Liegnitz [* 37] 1634 schlug; dann drang er mit Banér in Böhmen ein, aber der Friede von Prag [* 38] 1635, den der Kurfürst gegen A.s Willen geschlossen hatte, bewog ihn zum Austritt aus sächs. Diensten.
Auf seinem Schlosse Boitzenburg ließ ihn Oxenstjerna wegen angeblicher Teilnahme an Intriguen gegen Schweden [* 39] aufheben und nach Stockholm [* 40] bringen, von wo Arnim Nov. 1638 nach Hamburg [* 41] entkam. Von nun an ging sein Streben darauf, das Reich vom Druck der Fremdherrschaft zu befreien. Als kaiserl. und sächs. Generallieutenant war er schon mit neuen Kriegsrüstungen gegen Franzosen und Schweden betraut, als er zu Dresden [* 42] starb. –
Vgl. Helbig, Wallenstein und Arnim 1632‒34 (Dresd. 1850);
Kirchner, Schloß Boitzenburg und seine Besitzer (Berl. 1860);
Irmer, H. G. von Arnim als kaiserl. Feldherr in Pommern und Polen (in den «Forschungen zur deutschen Geschichte», 1879);
ders., H. G. von Arnim Lebensbild (Lpz. 1894).
Harry Karl Kurt Eduard, Graf von, Diplomat, geb. zu Moitzelsitz im pommerschen Regierungsbezirk Köslin, [* 43] aus dem Hause Arnim-Suckow, Neffe des Staatsministers Heinrich Alexander, Freiherrn von Arnim, trat nach vollendeten Studien 1847 als Auskultator in den Staatsdienst, ging aber 1850 zur Diplomatie über, wirkte 1853‒55 als Gesandtschaftssekretär in Rom, [* 44] dann bis 1858 im Ministerium des Äußern als Hilfsarbeiter, war 1859‒61 erster Rat bei der preuß. Gesandtschaft in Wien, [* 45] wurde 1862 Gesandter in Lissabon, [* 46] 1864 in München. [* 47]
Eine bedeutsame polit. Thätigkeit eröffnete sich für in Rom, wo er Okt. 1864 in gleicher Eigenschaft bei der päpstl. Kurie beglaubigt wurde, zumal seit 1866 das zwischen Preußen und Italien [* 48] geschlossene Freundschaftsbündnis zu behaupten und zu kräftigen war, ohne doch mit der Kurie in Ungelegenheiten zu geraten. Arnim entledigte sich seiner schweren Anfgabe mit solchem diplomat. Geschick, daß er 1868 aufs neue als Gesandter des Norddeutschen Bundes beim päpstl.
Studle beglaubigt wurde. Dem Vatikanischen Konzil gegenüber riet Arnim seiner Regierung, die deutschen Bischöfe zu einem Protest gegen das Unfehlbarkeitsdogma zu bewegen, ohne indes bei Bismarck mit seinem Rate durchzudringen. 1870 in den Grafenstand erhoben, wurde Arnim im März 1871 zum Kommissar für die auf den Friedensschluß mit Frankreich bezüglichen Geschäfte in Brüssel [* 49] ernannt, und wirkte dann in gleicher Eigenschaft in Frankfurt a. M. Am wurde Arnim zum deutschen Gesandten bei der Französischen Republik in außerordentlicher Mission ernannt und als Botschafter des Deutschen Reichs accreditiert.
Principielle Meinungsverschiedenheiten zwischen und Bismarck ergaben sich schon 1872; Arnim riet zur Unterstützung der monarchischen Elemente in Frankreich, Bismarck lehnte jedes Eingreifen in die innern Angelegenheiten entschieden ab. Der Sturz Thiers' 1873 führte zu einer gereizten Auseinandersetzung zwischen und Bismarck, der seine auf Stützung Thiers' bedachte Politik durchkreuzt sah durch die Wirkung der Berichterstattung A.s auf den Kaiser. Arnim wurde deshalb von seiner Stellung in Paris [* 50] abberufen und 19. März zum Botschafter in Konstantinopel [* 51] ernannt, trat jedoch diesen Posten überhaupt nicht an, da er schon in den Ruhestand versetzt wurde. ^[]
Wegen Zurückhaltung wichtiger amtlicher Schriftstücke, die man auf der deutschen Botschaft zu Paris vermißt hatte, wurde Arnim auf seinem Gute Nassenheide bei Stettin [* 52] verhaftet, gegen Stellung einer Kaution von 100000 Thlrn. zwar entlassen, aber in dem vom 9. bis vor dem Stadtgericht zu Berlin verhandelten Prozesse wegen Vergehens wider die öffentliche Ordnung zu drei Monaten und in der Berufungsinstanz wegen Beiseiteschaffung amtlicher Urkunden zu neun Monaten Gefängnis verurteilt.
der sich seiner Verhaftung durch eine Reise nach der Schweiz [* 53] und Italien entzogen hatte, veröffentlichte hierauf eine anonyme Broschüre «Pro nihilo, Vorgeschichte des Arnim-Prozesses» (Zür. 1876), in der er, gestützt auf Mitteilungen über geheime diplomat. Vorgänge, den Reichskanzler in der schärfsten Weise angriff. Infolgedessen wurde er wegen Landesverrats in contumaciam zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Arnim antwortete hierauf mit der Veröffentlichung eines zweiten Teils seiner Broschüre, in welchem er wiederum unter Bezugnahme auf diplomat.
Aktenstücke sich als das unschuldige Opfer einer Verfolgung seitens des Fürsten Bismarck hinstellte. Die Arnimsche Familie bestimmte Arnim 1880, auf Grund eines gerichtsärztlichen Gutachtens freies Geleit zu fordern, um sich dem Reichsgericht persönlich zu stellen und die Wiederaufnahme des Prozeßverfahrens zu beantragen. Das Reichsgericht hatte ihm eben freies Geleit bewilligt, als er zu Nizza [* 54] starb. Arnim hatte noch zwei andere maßvoller gehaltene Broschüren veröffentlicht: «Der Nuntius kommt! Essay von einem Dilettanten» (anonym, 1.‒3. Aufl., Wien 1878) und «Quid faciamus nos?» (ebd. 1879), worin er sein Verhalten während des Vatikanischen Konzils verteidigte und die Ansicht vertrat, daß Preußen die Bildung einer deutsch-kath. Kirche hätte fördern müssen. –
Vgl. Stenographischer Bericht über den Prozeß Arnim (Berl. 1874);
Rechtsgutachten, erstattet zum Prozeß des Grafen Harry von Arnim, hg. von F. von Holtzendorff (Münch. 1875).
Heinr. Alexander, Freiherr von, preuß. Staatsmann, aus dem Hause Arnim-Suckow, geb. zu Berlin, zog im Alter von 15 J. mit fünf seiner Brüder in den Freiheitskampf und studierte dann seit 1818 in Heidelberg. [* 55] Seit 1820 war er Gesandtschaftsattaché in der Schweiz, dann Legationssekretär in München, Kopenhagen [* 56] und Neapel. [* 57] An letzterm Orte zum Geschäftsträger ernannt, wurde er 1829 in gleicher Eigenschaft nach Darmstadt [* 58] versetzt, wo er sich um die Entwicklung des Zollvereins verdient machte. 1834 trat er als Geh. Legationsrat und vortragender Rat in die polit. Abteilung des Ministeriums des Auswärtigen, ging 1840 als Gesandter nach Brüssel, wurde 1841 in den Freiherrenstand erhoben und machte sich in Brüssel namentlich durch die Förderung des am abgeschlossenen belg.-preuß. Handelsvertrags verdient. In seiner Schrift «Der Worte sind genug gewechselt, laßt mich nun endlich Thaten sehn! Ein handelspolit. Testament» (anonym, Berl. 1846) trat er mit Entschiedenheit für den Freihandel ein. 1846 zum Gesandten in Paris ernannt, kehrte er 1848 nach Berlin zurück und wirkte hier für eine kühne, durch militär. Rüstungen [* 59] unterstützte ¶
Initiative in der deutschen Frage. Auf seine Anregung geht die öffentliche Kundgebung des Königs 21. März für die deutsche Sache zurück. An demselben Tage trat er als Minister des Auswärtigen in das vom Grafen Arnim-Boitzenburg gebildete Ministerium, trat aber schon zurück. Nachdem er zwei Flugschriften «Frankfurt und Berlin» (Frankf. 1848) und «Die sog. Mediatisierungsfrage» (ebd. 1849) veröffentlicht hatte, wurde er im Frühjahr 1849 in die Erste Kammer gewählt, wo er sich der deutsch-konstitutionellen Partei anschloß und 1849-51 die reaktionäre Politik des Ministeriums Manteuffel energisch bekämpfte. Durch die Schriften «Zur Politik der Epigonen in Preußen» (Berl. 1850) und «Zur Politik der Contrerevolution in Preußen» (ebd. 1851) zog er sich den Haß der Feudalpartei zu und wurde 1852 wegen Entstellung von Thatsachen und Beleidigung vor Gericht gestellt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Seitdem zog sich Arnim vom polit. Schauplatz zurück. Er starb in Düsseldorf. [* 61] Arnim war Führer der altpreuß. konstitutionellen Partei. -
Vgl. Radowitz, Gespräche aus der Gegenwart (4. Aufl., Stuttg. 1851), wo Arnim unter dem Namen Arnburg auftritt.
Heinr. Friedr., Graf von Arnim-Heinrichsdorff-Werbelow, Diplomat und preuß. Staatsminister, geb. zu Werbelow in der Ukermark, begann die diplomat. Laufbahn in Stockholm und Paris, wurde 1831 preuß. Gesandter in Brüssel, 1841 in Paris und 1845 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am österr. Hofe. Am übernahm Arnim im Ministerium Brandenburg-Manteuffel das Auswärtige, trat jedoch als Gegner der Unionspolitik schon 3. Mai zurück und ging 1851 wieder als Gesandter nach Wien. Nach der Verabschiedung Manteuffels 1858 abberufen, starb er in Berlin.
Ludw. Joachim (gewöhnlich Achim) von, Dichter, Hauptvertreter der jüngern Romantik, geb. zu Berlin, studierte in Göttingen und Halle [* 62] Naturwissenschaften und gab hier schon 1799 einen «Versuch einer Theorie der elektrischen Erscheinungen» heraus, wandte sich aber, mit L. Tieck und Cl. Brentano bekannt geworden, bald ganz der Poesie und besonders dem Studium der Volkspoesie zu, für das Herders und Goethes Schriften seine Teilnahme früh geweckt hatten.
Auf vielfachen Reisen durch Deutschland, [* 63] auch die Schweiz, Oberitalien, [* 64] Frankreich, Holland und England sammelte er eifrig Volkslieder, die er mit Brentano (s. d.) in Heidelberg nicht ohne Willkür herausgab in der Sammlung «Des Knaben Wunderhorn» (1. Bd., Heidelb. 1806; 2. Aufl. 1819; 2.-3. Bd. 1808; neue kritische Ausg. von Birlinger und Crecelius, mit Illustr., 2 Bde., Wiesb. 1873-77; von Wendt, mit Illustr., 2 Bde., Berl. 1873; von Boxberger, 2 Bde., ebd. 1880; Neudruck von Ettlinger, Halle 1891). Er hoffte die Not der kranken Zeit durch Einkehr in das deutsche Volksgemüt und die nationale Vergangenheit zu mildern. Aus diesem Wunsche erwuchs auch die mit andern Romantikern zusammen herausgegebene vielbefehdete «Zeitung für Einsiedler» (1808),
die auch u. d. T. «Tröst Einsamkeit. Alte und neue Sagen und Wahrsagungen, Geschichten und Gedichte» (Heidelb. 1808; Neudruck von Pfaff, 2. Aufl., Freib. i. Br. 1890) erschien. Seit seiner Verheiratung (1811) mit Brentanos Schwester Elisabeth (Bettina) lebte Arnim abwechselnd in Berlin und auf seinem Gute Wiepersdorf bei Dahme in der Mark, wo er starb. Seine ersten dichterischen Werke waren die Romane «Hollins Liebelchen» (Gött. 1802; Neudruck von Minor, Freib. i. Br. 1883) und «Ariels Offenbarungen» (Gött. 1804). Darauf erschienen die Novellen «Der Wintergarten» (Berl. 1809) und der tiefsinnige.
Roman «Armut, Reichtum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores» (2 Bde., ebd. 1810),
A.s bedeutendstes Werk;
ferner das wunderliche Drama «Halle und Jerusalem, [* 65] Studentenspiel und Pilgerabenteuer» (Heidelb. 1811; Neudruck Lpz. 1884);
die genial fratzenhafte Erzählung «Isabelle von Ägypten» [* 66] nebst drei andern Novellen (Berl. 1811);
die «Schaubühne», Bd. 1 (ebd. 1813),
mit ihren Wunderlichkeiten;
der phantastisch-histor.
Roman «Die Kronenwächter oder Bertholds erstes und zweites Leben» (Bd. 1, ebd. 1817; Neudruck von Scherr, Stuttg. 1881),
der treffliche Bilder aus dem 15. Jahrh. entrollt;
das Schauspiel «Die Gleichen» (Berl. 1819);
«Landhausleben, Erzählungen» (Bd. 1, ebd. 1826);
«Sechs Erzählungen. Nachlaß» (ebd. 1835).
Arnim war gegenüber andern Romantikern ein durch und durch kerngesunder Geist, voll von kräftigem Realismus; aber der wunderbare Reichtum seiner Phantasie und Empfindung verführt ihn zu Verworrenheit, zu gewagten Experimenten,die ihn nicht so populär werden ließen, wie seine poet. Bedeutung es verdient. Nur einige seiner Novellen werden noch heute in weitern Kreisen gelesen, so «Der tolle Invalide auf Fort Ratonneau», «Die drei liebevollen Schwestern und der glückliche Färber», «Fürst Ganzgott und Sänger Halbgott». Seine «Sämtlichen Werke» gab seine Gattin mit Einleitung von W. Grimm heraus (20 Bde., Berl. 1839-48; neue Ausg., 22 Bde., ebd. 1853-56); Auswahl von Koch in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur» (1891) und Dohmke (Lpz. 1893). «Unbekannte Aufsätze und Gedichte» A.s gab Geiger heraus (Berl. 1892). -
Vgl. Scherer in der «Deutschen Rundschau» (1890);
Steig und Grimm, Achim von und die ihm nahe standen (Bd. 1, Stuttg. 1894).
Flecken im preuß. Kreis und Reg.-Bez. Schleswig, [* 67] in der Landschaft Angeln, am Nordufer der Schlei und 15 km oberhalb des Eingangs derselben, hat (1890) 580 evang. E., Post, Telegraph, [* 68] Seeschiffahrt und tägliche Dampfschiffahrtverbindung mit Schleswig und Kappeln. - Arnis wurde 1667 durch Auswanderer aus Kappeln gegründet und durch den Übergang der Preußen über die Schlei mittels einer Pontonbrücke unter Prinz Friedrich Karl bekannt. -
Vgl. Beschreibung und Geschichte der Insel und des Fleckens Arnis (1838).
(lat. Arnus), nächst der Tiber der bedeutendste Fluß Mittelitaliens, ist 230 km lang und entspringt an der 1649 m hohen Falterona im etrusk. Apennin. Als wilder Bergstrom bricht er oberhalb des Fleckens Stia hervor und bildet das fruchtbare Casentinothal (440-460 m hoch). Dann tritt er, sich westlich wendend, in die reich angebaute Ebene von Arezzo, wo sich die kanalisierten Gewässer der Chiana, des Verbindungsflusses zwischen und Tiber, in ihn ergießen. Darauf durcheilt er, erst in nordwestl. und nördl. Laufe, das breite und fruchtbare Val d'Arno oder obere Arnothal (130-160 m hoch). Bei dem Flecken Pontassieve, wo er rechts die Sieve, seinen bedeutendsten Seitenfluß, aufnimmt, wendet sich der Arno plötzlich westlich und behält diese Richtung im wesentlichen bis zu seiner Mündung bei. Zwischen Pontassieve und Florenz ist der Fluß von reichbebauten und bewaldeten ¶
Hügeln eingefaßt; später erweitert sich das Thal, [* 70] dessen ganze Breite [* 71] die toscan. Hauptstadt, die vom m zwei ungleiche Teile geschieden wird, einnimmt. Ungefähr 15 km hinter Florenz tritt der Fluß wieder zwischen niedere, mit Pinienwaldungen bedeckte Berge und erreicht endlich bei Empoli die weite Ebene, die sich westlich und südwestlich von den Vorbergen des Apennin bis zum Meere erstreckt und einem ununterbrochenen, üppigen Garten [* 72] gleicht. Nachdem er unterhalb Empoli die Elsa und weiterhin bei Pontedera die Era aufgenommen, durchströmt er die Stadt Pisa. [* 73] Im Mittelalter lag die Mündung des Arno 3 km vor der Stadt; jetzt ist das Meer 10 km von der Stadt entfernt.
Der Arno ist erst von Florenz ab und auch hier nur für kleine Schiffe [* 74] und Barken schiffbar. Sein Gebiet umfaßt 6420 qkm. Bei der allgemeinen Kultur und dem Wohlstande Toscanas ist das Thal des Arno eins der freundlichsten und einladendsten Thäler Italiens. [* 75] Öl- und Feigenbäume wachsen zwischen Cypressen und Pinien, und unabsehbare Rebengelände bedecken die Ufer des Flusses. Von besonderm paläontolog. Interesse ist das Val d'Arno superiore oder der nach NW. und N. gerichtete Teil des obern Arnothals, ein ehemaliger Süßwassersee von 50 km Länge.
Dasselbe besteht aus den drei Becken von Arezzo, Figline und Incisa, die sämtlich von einer bedeutenden Süßwasserbildung mit Gerölle, Grus und Sandmassen bis 60 m über dem jetzigen Flußbette erfüllt sind. Darunter liegt bis 18 m über dem Arno blauer Thon, ausschließlich mit Resten von Süßwassertieren und von Braunkohlenlagern unterteuft. Ganz außerordentlich ist hier der Reichtum an versteinerten Resten von tropischen Vierfüßlern, zum Teil Sumpfbewohnern, die nur abgestorbenen Arten angehören, dem Mastodon, Elefant, [* 76] Rhinoceros, Affen, [* 77] echten Büffeln, Arishirschen und sehr zahlreichen Flußpferden. Das Val d'Arno inferiore (unterhalb Florenz) enthielt ein ähnliches Wasserbecken, aber von brackischer Beschaffenheit.
Lehrer der Beredsamkeit zu Sicca in Numidien, wurde um 300 Christ und ist vielleicht 327 gestorben. Er schrieb eine Apologie in sieben Büchern: «Adversus nationes», mit geringer Kenntnis des Christentums, aber reiches Material zur Kunde namentlich der röm. Religion bietend.
Ausgaben von Orelli l2 Bde., Lpz. 1816), Hildebrand (Halle 1844), Oehler (ebd. 1846) und Reifferscheid (Wien 1875). -
Vgl. Kettner, Cornelius Labeo.
Ein Beitrag zur Quellenkritik des Arnobius (Naumb. 1877).
von Brescia, Vertreter der reformatorischen Bestrebungen und energischer Gegner der Hierarchie in Oberitalien und Rom im 12. Jahrh. Ein Schüler Abälards, kehrte er von Paris mit glühender Begeisterung für eine sittliche Reinigung der Kirche nach seiner Vaterstadt Brescia zurück, wo er schon früher ein kirchliches Amt bekleidet hatte. Seine Sittenstrenge, seine hinreißende Beredsamkeit und sein republikanischer Freiheitssinn scharte bald zahlreiche Anhänger um ihn, mit deren Beistand er, anknüpfend an die Anschauungen, die sich aus dem Investiturstreit ergaben, und an die Bestrebungen der oberitalischen Bürgerschaften nach Selbstregierung, seine sittlichen Ideale zu verwirklichen und den verweltlichten Klerus zu einem wahren innern Christentume nach dem Muster der apostolischen Zeit zurückzuführen suchte.
Das Verderben der Kirche schrieb er vornehmlich den Reichtümern der Geistlichen zu; daher forderte er von diesen Verzichtleistung auf weltliche Macht und irdischen Besitz und Genüge an dem, was die Gemeinde ihnen darreiche an freiwilligen Spenden, Erstlingen und Zehnten. Innocenz II. legte ihm 1139 Verbannung und ewiges Stillschweigen auf. Arnold von Brescia ging wieder nach Frankreich zu Abälard, aber vom heil. Bernhard heftig bekämpft und mit Abälard auf der Synode zu Sens (1140) verdammt, floh er nach Zürich. [* 78] Als jedoch der ihm wohlgesinnte Cölestin II. den päpstl.
Thron [* 79] bestieg, kehrte er wieder in sein Vaterland zurück, jedenfalls nicht vor 1145. Von hier begab er sich nach Rom, dessen Bürgerschaft von Eugen III. Verzicht auf die weltliche Herrschaft verlangte, und unterstützte diese Bewegung mit begeisterten Predigten. Auf dem Kapitol ward ein Senat eingesetzt, der in den alten Formen regierte, und Arnold von Brescia wurde das Haupt der röm. Republik. Aber der neue Papst Hadrian IV. belegte die Stadt mit dem Interdikt, Arnold von Brescia mit dem Bann, und forderte von Friedrich Barbarossa, der eben über die Alpen [* 80] gezogen war, um sich krönen zu lassen, die Auslieferung A.s.
Dieser, von seinen treulosen Republikanern vertrieben, floh nach Tuscien, wurde aber gefangen und dem König Friedrich ausgeliefert. Der Stadtpräfekt von Rom ließ ihn 1155 an einem Pfahl auf der Piazza del Popolo oder den neronischen Wiesen erwürgen, verbrennen und seine Asche in den Tiber streuen. Die polit. Bestrebungen A.s und seiner Partei, der sog. Arnoldisten, gingen mit seinem Tode, wenigstens in Rom, zu Ende, dagegen hat seine Wirksamkeit die ohnehin in Oberitalien vorhandene Opposition gegen die verweltlichte Kirche und den Klerus verstärkt. 1184 wurden die Arnoldisten von Papst Lucius III. auf einer Kirchenversammlung zu Verona [* 81] verdammt. Dramatisch wurde A.s Leben behandelt von Bodmer, Niceolini u. a., ein Denkmal 1882 in Brescia errichtet. -
Vgl. Clavel, Arnaud de Brescia et les Romains du XIIe siècle (Par. 1868);
Giesebrecht, von Brescia (Münch. 1873);
Bonghi, Arnoldo da Brescia (Rom 1885);
Breyer im «Histor. Taschenbuch» (1889);
von Lübeck, [* 82] Abt des Johannisklosters zu Lübeck, setzte Helmolds Slawenchronik von 1170 bis 1209 fort. Demgemäß steht im ersten Teile seiner Erzählung Heinrich der Löwe und die Bekriegung und Bekehrung der Wenden im Vordergrunde, während später auch ferner liegende Dinge geschildert werden, wie die Kriege und Kreuzzüge Kaiser Friedrichs I. Die Chronik A.s, der 1212 starb, ist in den «Scriptores», Bd. 21, der «Monumenta Germaniae historica», nach der Bearbeitung Lappenbergs auch in den «Scriptores rerum Germanicarum» (Hannov. 1868) herausgegeben und von Laurent in den «Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit» (Berl. 1853) übersetzt. -
Vgl. Damus, Die Slawenchronik A.s von Lübeck (Lübeck 1873).
an der Halden, s. Melchthal.
Christian Friedr., Baumeister, geb. in Drebach in Sachsen, besuchte die Gewerbeschule in Chemnitz [* 83] und die königl. Akademie zu Dresden, bereiste Italien, Süddeutschland, Belgien [* 84] und Frankreich und war seit 1853 Lehrer, 1861-85 ord. Professor an der Bauakademie in Dresden, wo er starb. Er errichtete zahlreiche kleinere Kirchenbauten, die Kreuzschule in Dresden, ein Schloß in Kiew, [* 85] mehrere Villen in und bei Dresden (darunter Villa Souchay), entfaltete auch eine kunstgewerbliche Thätigkeit auf kirchlichem Gebiet. Arnold verwendete mit Vorliebe die Stilmotive ¶
der Renaissance, aber auch den got. Stil. Er gab heraus: «Der herzogl. Palast zu Urbino» (Lpz. 1857).
Christoph, ein als Astronom berühmter Bauer in Sommerfeld bei Leipzig, [* 87] geb. gest. verdankte seine astron.
Kenntnisse meist dem Selbstudium, worin er erst später von dem Astronomen Kirch in Leipzig unterstützt wurde.
Auf seinem Wohnhause hatte er sich eine Sternwarte [* 88] erbaut. Arnold machte zuerst auf die Kometen [* 89] von 1682 und 1686 aufmerksam.
Noch bekannter wurde er durch die Beobachtung des Vorübergangs des Merkur [* 90] vor der Sonne [* 91] 31. Okt. 1690.
Christoph Friedr. Wilh., Rechtshistoriker, geb. zu Borken in Kurhessen, studierte zu Berlin und Marburg die Rechte, habilitierte sich 1850 in Marburg, wurde 1855 Professor des deutschen Rechts in Basel [* 92] und 1863 ord. Professor in Marburg, wo er starb. Arnold lieferte auf dem Gebiete der Rechts- und Wirtschaftsgeschichte folgende Werke: «Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte» (2 Bde., Gotha [* 93] 1851),
«Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten» (Bas. 1861),
«Kultur und Rechtsleben» (Berl. 1865),
«Kultur und Recht der Römer» [* 94] (ebd. 1868),
«Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme» (2 Bde., Marb. 1875),
«Deutsche [* 95] Urzeit» (3. Aufl., Gotha 1881),
«Studien zur deutschen Kulturgeschichte» (Stuttg. 1882),
«Fränk. Zeit» (Gotha 1882).
Sir Edwin, engl. Dichter und Journalist, geb. im King's College zu London [* 96] vorgebildet, studierte seit 1851 in Oxford, [* 97] wo er für das Gedicht «The feast of Belshazzar» den Newdigate-Preis gewann. 1853 gab er «Poems, narative and lyrical», 1856 das Drama «Griselda» heraus. Einige Zeit Lehrer an King Edward's School in Birmingham, [* 98] wurde Arnold zum Vorsteher des Sanscrit College in Puna in Indien ernannt, wo er bis 1861 blieb und während des großen Aufstandes hervorragende Dienste leistete.
Nach England zurückgekehrt, wurde er Mitredacteur, später Herausgeber des antiruss. «Daily Telegraph», auch Mitglied der Asiatischen und Geographischen Gesellschaft in London. Seinem Einfluß besonders war die auf Kosten des «Daily Telegraph» ausgeführte Expedition des Assyriologen George Smith nach Assyrien, sowie der Anteil der Zeitung an Stanleys Expedition zur Auffindung Livingstones und Beschiffung des Kongo zuzuschreiben. Aus A.s indologischen Studien erwuchsen: eine Ausgabe und verkürzende Übersetzung der Hitopadesa (s. d.) als «The book of good counsels» (1861),
«History of India under the administration of the Earl of Dalhousie» (1862-64),
«The Indian song of songs» (1875; neue Ausg. als «Indian poetry», 1883),
«Indian Idylls» (1883; nach Mahâbhârata),
«India revisited» (1886),
«Lotus and jewel» (1887),
auch sein größter litterar. Erfolg, «The light of Asia» (1879; deutsch von Pfungst, Lpz. 1886),
ein an Schönheiten reiches Epos über Leben und Lehren [* 99] Buddhas, das seitdem über 40 Auflagen in England und 80 in Amerika [* 100] erlebt hat. Gleichsam korrespondierend damit gedichtet ist «The light of the world, or the great consummation» (1891). Hier wird die Verwandtschaft buddhistischer Dogmen mit christlichen aus einem Berichte der Maria Magdalena abgeleitet, die ein buddhistischer Magus nach dem Tode des «Light of the world» anhört; Sprache [* 101] und Vers sind vollendet. Außer den lyrischen «The secret of death (from the Sanskrit) with some collected poems» (1885),
«Poems national and non-oriental» (1888) und «In my lady's praise» (1889) lieferte Arnold noch metrische Übersetzungen von Musäus' «Hero and Leander» (1874) und «Pearls of the faith, or Islam's rosary» (1883; 3. Aufl. 1884),
und schrieb «The poets of Greece» (1869),
«Seas and lands» (1892) und «Wandering worlds» (1894). -
Vgl. Wilkinson, E. as poetizer and paganizer (1884; gegen Arnold).
Sein Bruder Robert Arthur Arnold, geb. war 1863-66 Mitglied der staatlichen Kommission zur Linderung der Not in der Baumwollindustrie, schrieb darüber «The history of the cotton famine» (1864) und schilderte eine zweijährige Reise in Süd- und Westeuropa und Afrika [* 102] in «From the Levant, the Black Sea and the Danube» (2 Bde., 1868). Dann redigierte er bis 1875 mit Erfolg das «Echo», bereiste Rußland und Persien [* 103] (vgl. sein Through Persia by caravan" 1877) und schrieb u. a. «Social politics» und «Free land» (1880). Seit 1880 liberales Unterhausmitglied, stellte er sociale Reformanträge, welche zu der neuen Reformbill und Wiedereinteilung der Wahlbezirke Großbritanniens und Irlands unter Gladstone führten, ward 1885 Vorsitzender der «Freeland league» und 1889 County Alderman in der neugeschaffenen Centralbehörde (County Council) für London.
Gottfr., prot. Kirchenhistoriker, geb. zu Annaberg, [* 104] studierte in Wittenberg [* 105] Theologie und ward als Hauslehrer in Dresden im Umgänge mit Spener für das «innere Christentum» gewonnen. 1697-98 war er Professor der Geschichte zu Gießen, [* 106] ward 1700 Hofprediger der verwitweten Herzogin von Sachsen-Eisenach zu Allstedt, 1705 Prediger und Inspektor zu Werben, 1707 Prediger zu Perleberg, [* 107] wo er infolge eines Schrecks über preuß. Werber starb, die während der Predigt in die Kirche drangen.
Sein Hauptwerk, die «Unpartheyische Kirchen- und Ketzerhistorie» (2 Bde., Franks. 1699; 1700-15; 1729; 3 Bde., Schaffh. 1740-42), zeugt von großer Belesenheit; obwohl unsystematisch und ohne kritische Sichtung des Materials sowie von einseitigem Standpunkte verfaßt, der die Ketzer von vornherein günstig beurteilt, bezeichnet es den Übergang von der konfessionell beschränkten Auffassung der Kirchengeschichte zu einer gerechtern objektiven Würdigung ihrer Thatsachen. Die übrigen Schriften A.s, wie die «Historia et descriptio theologiae mysticae (1702; deutsch 1703), »Das Leben der Gläubigen" (1701),
«Das Geheimnis der göttlichen Sophia» (1700),
waren in wesentlich gleicher Richtung wirksam. Seine Schrift «Erste Liebe» (1696) ist vielfach, auch neuerdings gedruckt. A.s geistliche Lieder wurden herausgegeben von Knapp (Stuttg. 1845) und Ehmann (ebd. 1855). -
Vgl. Dibelius, G. Arnold. Sein Leben und seine Bedeutung für Kirche und Theologie (Berl. 1873);
Flöring, G. Arnold als Kirchenhistoriker (Darmst. 1883);
Hans, Pseudonym, s. Bülow, ^[= # Friedr. Wilh., Freiherr von, Graf von Dennewitz, preuß. General, Bruder von Dietr. Adam Heinr. ...] Babette von.
Joh., ein Müller in der Neumark, bekannt durch den nach ihm benannten Prozeß unter Friedrich d. Gr. Die von in Erbpacht genommene Wassermühle bei Pommerzig, für die er dem Grafen Schmettau einen jährlichen Zins zu zahlen hatte, wurde in ihrer Nutzbarkeit beeinträchtigt durch Karpfenteiche, die der Landrat von Gersdorff oberhalb der Mühle anlegen ließ. Infolgedessen entrichtete den fälligen Zins nicht mehr, und so kam 1778 ¶