Hauptsitz der Wicklowschen Fischerei
[* 2] auf
Austern und Heringe, die auf den Arklow-Bänken, in etwa 12-15 km Entfernung von
der
Küste, in großen Mengen gefangen werden. - Bei Arklow, dessen alte Feste 1649 von Cromwell zerstört wurde,
fand im Juni 1798 ein
Gefecht zwischen engl.
Truppen und irischen Insurgenten statt.
oder Arkon, das nordöstliche 45 m aus der Ostsee ragende
Vorgebirge der
InselRügen, auf der Halbinsel
Wittow.
Die steilen Abhänge bestehen aus einem unreinen Kreide- oder Lehmgemengsel mit horizontal laufenden Feuersteinreihen; nur
ein kleiner Flözrücken im O. enthält reine Kreide.
[* 3] Der
Blick von dieser Platte reicht gegen SO. bis
zu den
Küsten von Jasmund, gegen
SW. bis zu der
Insel Hiddensöe und gegen NW. bis zur
InselMöen. Auf der Westseite
A.s befindet
sich der berühmte, 20-25 m hohe Wall oder Burgring, in dem der
Tempel
[* 4] des WendengottesSwantewit stand.
König Erich IV. von
Dänemark
[* 5] nahm 1136 die
Burg ein, König Waldemar I. eroberte sie 1168, verbrannte den
Tempel und führte
dessen Schätze nach
Dänemark. Westlich von dem Burgringe, der unpassend die Jaromarsburg heißt, wurde 1826-27 ein 24 m
hoher
Leuchtturm erbaut, der gegen 60 km weit sichtbar ist.
(Arcose) nannten franz. Mineralogen eine Sandsteinvarietät, die im mittlern
Frankreich ungemein häufig auftritt
und außer Quarzkörnern auch sehr viel Feldspatkörner sowie zuweilen Glimmerblättchen in einem thonigen
Bindemittel enthält.
Wegen der Übereinstimmung der Hauptbestandteile ähnelt die Arkose dem Granit; man hat sie daher auch wohl «regenerierten
Granit» genannt; in der That ist sie durch Zusammenschwemmung von fein zerriebenem Granitschutt
gebildet. Die Arkose findet sich auch in
Deutschland
[* 6] sehr häufig, besonders in der Formation des Rotliegenden, wo sie dann oft
eine rote Färbung zeigt.
bezeichnet in der
Astronomie
[* 7] alles, was zu dem am nördl. Himmel
[* 8] stehenden Sternbilde
des
Bären (grch.
Arktos) gehört, darum nördlich überhaupt. In der Erdkunde
[* 9] heißt arktisch alles
Land und Wasser, was im
N. des nördlichen oder arktischen Polarkreises (66 ⅔° nördl.
Br.) liegt, so daß eine graphische
Darstellung des arktischen
Abschnitts der Erdkugel den Nordpol oder den arktischen
Pol zum Mittelpunkte, den nördl. Polarkreis aber
zum Umkreise haben würde.
Alle nördlich dieses Polarkreises liegenden
Teile der Erde faßt man unter dem gemeinsamen
Namen der arktischen Polarländer
(Arktis, s. Nordpolarländer)
[* 10] zusammen, spricht aber daneben auch insbesondere von einem arktischen
Europa,
[* 11] arktischen
Asien,
[* 12] namentlich aber von einem arktischen
Amerika.
[* 13] Der Arktische Ocean (bisweilen Nordpolarmeer
genannt), eine der fünf großen Hauptabteilungen der irdischen Wasserwelt, begreift alle Wasserflächen des Erdballs, welche
etwa durch eine von dem Scoresbysund in Grönland bis zum Nordkap der
Skandinavischen Halbinsel gezogene Linie vom Atlantischen
Ocean geschieden sind und zwischen
Asien und
Amerika durch die Beringsstraße mit dem
Großen Ocean im Zusammenhange
stehen. (S.
Eismeer.) Die Klimatologie und Pflanzengeographie unterscheiden eine arktische Zone im Gegensatze zu den gemäßigten
und zu den warmen (tropischen) Zonen.
Die Grenzen
[* 14] derselben fallen jedoch nicht mit den geographischen der Polarregion zusammen.
Man gliedert dieselbe in eine
Polarzone, die die
Erdstriche zwischen 90 und 72° nördl.
Br. umfaßt, in eine eigentliche arktische Zone,
die von 72 bis 66° reicht, und in eine
subarktische Zone, die den Erdgürtel zwischen 66 und 58° umfaßt und den Übergang
zu den verschiedenen Gürteln der gemäßigten Zone bildet. Den Gegensatz zu arktisch bildet antarktisch,
d. i. alles
Land und
Wasser, das um den
Südpol herumliegt und sich bis 66 2/3° südl.
Br. erstreckt. Gemäß diesem Gegensatze spricht man von einem antarktischen Polarkreise, von antarktischen Zonen, von
einem antarktischen Ocean und antarktischen
Ländern
(Antarktis). Indes reicht keiner der fünf Erdteile bis zum südl. Polarkreis.
Als
Kern der
Südpolarländer nimmt man einen eigenen, um denSüdpol gelagerten
Antarktischen Kontinent
an. Die Nordgrenzen des
Antarktischen Oceans pflegt man bis etwa zu dem
Parallelkreise des
Feuerlandes hinauszurücken.
das Sternbild des
Großen und des
KleinenBären, in der Mythologie angesehen als die in
Sterne
verwandelten Wärterinnen des Zeus,
[* 15] die idäischen Nymphen Helike und
Kynosura.
DerGroßeBär galt auch
als die verwandelte Kallisto (s. d. und
Arkas).
(spr. ahrkreit),SirRichard, der Vervollkommner der Baumwollspinnmaschine, geb. zu
Preston in
Lancashire, war ursprünglich zu Wirksworth (Derbyshire)
Barbier, widmete sich aber von 1767 an ausschließlich
der Mechanik und beschäftigte sich zunächst in Warrington mit der Konstruktion eines
Perpetuum mobile. Später bemühte
er sich auf Zureden eines Uhrmachers
NamensKay, mit diesem gemeinschaftlich eine Baumwollspinnmaschine auszuführen, wobei
er, durch
Atherton in Liverpool
[* 16] mit
Geld unterstützt, die von Wyatt schon um 1738 versuchte, aber nachher
vergessene Anwendung von Streckwalzen zum
Ausziehen der Fäden wieder aufnahm und mit bestem Erfolge in Anwendung brachte.
Die von Arkwright konstruierte
Spinnmaschine,
[* 17] auf der viele Vorgespinstfäden gleichzeitig ausgestreckt, durch Drehen gefestigt und
auf
Spulen aufgewickelt werden, wurde Wassermaschine (watermachine, waterframe) genannt, weil sie
die erste war, zu deren Betrieb
Wasserkraft gebraucht wurde, und der
Name ist ihr, nachdem sie meist nur unwesentliche
Veränderungen erlitten,
bis jetzt geblieben. Arkwright starb zu Cromford.
ein Bergpaß des nordwestl.
Tirols, 1797 m hoch, liegt östlich von
Bludenz, westlich von
Landeck zwischen dem
vorarlbergischen Klosterthal und dem tirol. Stanzerthal. Wie das Joch des Arlberg die Grenze zwischen
Vorarlberg und dem eigentlichen
Tirol
[* 18] und die östlichste
Mark der alamann. Mundart bezeichnet, so bildet es auch die
Wasserscheide
von Rhein und Donau und die Grenze zwischen den krystallinischen
Schiefern der
Silvretta-Alpen und der Kalkzone der
Lechthaler Alpen.
Bis gegen das Ende des 18. Jahrh. war der Weg über den Arlberg ein
rauher Saumweg, seiner vielen Wildbäche,
Lawinen und Schneestürme wegen verrufen; 1786 wurde ein Fahrweg angelegt und dieser
1822-25 zur Poststraße ausgebaut. Die jetzige Arlbergstraße zieht sich von
Bludenz (581 m) südöstlich durch das
Thal
[* 19] der
Ill hinauf, biegt dann bei St.Peter östlich in das von der Alfenz durchflossene Klosterthal ein und
¶
mehr
steigt dem Flusse nach, an mehrern Orten durch Schutzbauten vor Lawinen gedeckt, über Braz (704 m), Dalaas (931 m), Klösterle
(1057 m) und Stuben (1418 m) zu der öden unwirtlichen Paßhöhe (1797 m) zwischen dem Schindlerspitz (2640 m) und dem Peischelkopf
(2409 m) hinauf. Etwa 0,5 km jenseit derselben liegt in düsterer Umgebung 1781 m ü. d. M. das ehemalige
St. Christophshospiz (mit Kapelle und Wirtshaus), 1386 samt der dazu gehörigen St. Christophsbruderschaft zur Rettung verirrter
und verunglückter Reisender von dem Hirten Heinrich Findelkind gestiftet.
Vom Hospiz senkt sich die Straße stark bergab nach St. Anton (1302 m), dem obersten Dorfe des Stanzerthals,
und erreicht durch dieses Thal, der Rosanna und später der Sanna folgend, Landeck (813 m) am Inn, wo sie in die Innthalstraße
einmündet. Von Bludenz bis zur Paßhöhe beträgt die Distanz 43 km, von dieser bis Landeck 33 km. -
Die Arlbergbahn, eine österr. Staatsbahn (136,5 km), unter der Betriebsdirektion in Innsbruck,
[* 21] führt
von Innsbruck über Landeck (eröffnet nach Bludenz Zwischen St. Anton und Langen 10,25 km langer Tunnel,
[* 22] dessen Durchstich 3½ Jahre währte; er ist zweigleisig (die Bahn ist sonst nur eingleisig) und kostete 16 Mill. Fl. Der Ostausgang
des Tunnels ist 1302 m, der Westausgang 1215 m, der höchste Punkt im Innern 1311 m hoch (486 m unter
dem Arlbergpaß) gelegen.
Die Temperatur im Innern beträgt 15-18° C., die Durchfahrt dauert 20-25 Minuten. In Bludenz schließt die gleichfalls dem
österr. Staate gehörende Vorarlberger Bahn von Bludenz über Feldkirch nach Lindau
[* 23] (67,8 km, eröffnet)
an, mit Zweigbahn Feldkirch-Buchs (18,5 km) und Lautrach-St.
Magarethen (9,6 km), zusammen 95,9 km. -
(spr. -ekkihno, frz. Arlequin), eine der komischen
Masken
[* 25] im national-ital. Stegreifspiele, der Commedia dell' arte (s. d.).
Der annehmbarste der zahlreichen Herleitungsversuche des Namens ist derjenige, der ihn mit dem alten franz. hellequin (Höllenspuk,
besonders wilder Jäger) in Verbindung bringt. Arlecchino erscheint in knappanliegender Tracht, die aus Tuchläppchen aller Farben zusammengestickt
ist, mit kurzgeschnittenem Haar,
[* 26] oft mit einer schwarzen Halblarve, leicht beschuht, ein hölzernes Schwert im Gürtel.
[* 27]
Die Herkunft dieser wie anderer volkstümlicher Masken aus den altröm. Mimen oder Atellanen (s. d.) ist sehr zweifelhaft. Arlecchino stammt
aus Bergamo, dessen Mundart er in der ältern Zeit spricht, und gehört zu den Zanni, d. i. den possenhaften
Bedientenrollen; gewöhnlich ist er einfältig, zuweilen dummpfiffig und boshaft gegen die beiden andern Typen der Commedia
dell' arte, Pantalone und Dottore. Mit dem ital. Lustspiel kam der Arlecchino um 1579 nach Frankreich, wo er bis in die ersten Jahrzehnte
des 19. Jahrh. im Ballett fortlebte; ebenso verdrängte er als Harlekin Ende des 17. in Deutschland den
Hanswurst (s. d.). In Italien
[* 28] (s. Bertinazzi) ist er noch vorhanden, besonders im Marionettentheater.
Manteau d'Arlequin heißt auf den Theatern die gemalte Draperie, die, dicht hinter dem Vorhange, den ganzen Bühnenraum umschließt.
Vielleicht bezeichnete
dieser Name ursprünglich den Ort, wo sich im alten Mysterium der Höllenrachen
befand und der hellequin erschien. -
Vgl. Wesselofsky im «Giornale storico della Lett. Ital.» XI.
1) Arrondissement im franz. Depart. Bouches-du-Rhône in der Provence, hat 2277,48 qkm, (1891) 81 413 E., 32 Gemeinden und
zerfällt in die 8 Kantone: Arles-Est (15 586 E.), Arles-Ouest (11 293 E.), Châteaurenard (143,37 qkm, 15 814 E.),
Eyguières (171,43 qkm, 6756 E.), Orgon (178,68 qm, 9320 E.), Saintes Maries (375,91 qkm, 1025 E.), St. Remy (209,90 qkm, 11 012 E.),
Tarascon (128,52 qkm, 10 607 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements Arles, links des östl. Hauptarms der
sich hier teilenden Rhône, 45 km von deren Mündung ins Meer und an den Linien Paris-Lyon-Marseille-Nizza, Arles-Lunel (45 km),
Arles-St. Louis du Rhône (41 km) und der Zweiglinie Arles-Fontvieille-Salon (46 km) der Franz.
Mittelmeerbahn, in reizender Umgebung zwischen Gärten und Wiesen gelegen, hat (1891) 13 377, als Gemeinde 24 288 E.,
ein Collège, ein Handelsgericht, eine hydrogr. Schule, eine öffentliche Bibliothek, ein naturhistorisches und ein reichhaltiges
Antiquitätenkabinett. Arles ist eine der ältesten StädteFrankreichs, deren Glanz noch eine Menge wohlerhaltener Denkmäler bekunden.
Unter diesen sind bemerkenswert: das Amphitheater (les Arènes) von 140 m Länge und 103 m Breite
[* 29] mit doppelter
Bogenstellung, 1846 restauriert, jetzt Schauplatz für Stierkämpfe;
die Reste eines Theaters, zu denen der sog. Rolandsturm
gehört;
ferner im O. der Stadt ein schon von den Römern
benutzter Begräbnisplatz, die Elyseischen Felder (oder Alyscamps), woselbst viele altchristl.
Sarkophage
aufgefunden worden sind u. s. w. Er wurde 1847 beim Bau der Mittelmeerbahn und eines Kanals aufgefunden. (Vgl. E. Le Blant,
Études sur les sarcophages chrétiens de la ville d'Arles, Par. 1878.) Das Theater
[* 33] ist der Fundort ausgezeichneter Statuen,
darunter der «Venus von Arles», die 1683 in das Louvre zu Paris
[* 34] kam. Die St. Trophime-Kathedrale zeigt ein
herrliches Portal in altroman. Stil des 12. Jahrh.; das dazugehörige Kloster hat einen höchst bemerkenswerten Kreuzgang mit
vier Galerien, die alle Arten des Rund- und Spitzdogenstils aufweisen; das Stadthaus wurde von Mansard erbaut.
Die alte Annenkirche dient als Altertumsmuseum (Musée lapidaire). Ferner bestehen hier Schiffbauanstalten,
große Maschinenbau- und Reparaturwerkstätten der Eisenbahn (1200 Arbeiter), Fabrikation von Eisenbahnwagen, Seidenwaren,
Hüten und Tabak,
[* 35] sowie lebhafter Handel mit Wein, Getreide,
[* 36] Vieh, berühmten Würsten, Früchten und Öl. Zur Austrocknung der
ungesunden Sümpfe und zur Beseitigung der vielen Hindernisse für die Schiffahrt auf der Rhône ist ein 47 km
langer, 60 m breiter und 7-9 m tiefer Kanal
[* 37] (Kanal von Arles) bis zur Südküste nach Bouc geführt worden. Über die¶
mehr
Rbône führt eine Schiffbrücke nach Trinquetaille, das als Vorstadt von Arles auf der durch Viehzucht
[* 39] ausgezeichneten
Delta-InselCamargue liegt.
Arles, im AltertumArelate, kam zu Ausgang des 2. Jahrh. v. Chr. in röm. Besitz und wurde von Cäsar oder Augustus zur Militärkolonie
eingerichtet. Später war es Residenz des Kaisers Maximianus, dann zeitweise Konstantins d. Gr., unter
dem es als Constantia seine Blütezeit erlebte, dann Hauptstadt der PräfekturGallien und im 5. Jahrh. einige Zeit Residenz
des Westgotenkönigs Eurich. Die Stadt kam 508 an das Ostgotenreich, 535 an die Franken und wurde 879 Hauptstadt des Königreichs
Arelat (s. d.). Seit 1214 Reichsstadt, unterwarf sie
sich 1251 Karl vonAnjou, Grafen von Provence; 1481 wurde sie mit Frankreich vereinigt.
Die Bedeutung ihres Handels glich im Mittelalter der von Marseille,
[* 40] Genua
[* 41] und Pisa.
[* 42] Bis ins Mittelalter wurden in Arles zahlreiche
Synoden abgehalten, die Arelatischen Synoden, von denen die wichtigsten sind: die erste, 314, die im Donatistischen
Streit (s. Donatisten) gegen Donatus entschied;
die zweite, 354, die im Arianischen Streite gegen Athanasius (s. d.) Partei
ergriff;
die von 475, welche die Prädestinationslehre des Presbyters Lucidus verdammte;
die letzte fand 1275 statt.
Bis
zur Revolution war Arles Bischofssitz. - Vgl. Joanne, Arles (Par. 1888).
1) Bezirk im schweiz. Kanton
[* 43] Basel-Land, hat (1888) 21 903 E., darunter 10 574 Katholiken und 46 Israeliten
in 16 Gemeinden. - 2) Flecken und Hauptort im Bezirk in 345 m Höhe, 1 km nordöstlich von der Station Dornach der Linie Basel-Biel
der Jura-Simplonbahn, hat (1888) 1035 E., darunter 265 Evangelische, Post, Telegraph,
[* 44] Kirche mit Fresken
und guter Orgel. In der Nähe das ehemalige fürstbischöfl. Schloß Birseck (jetzt Privatbesitz) mit großemPark. Arlesheim war
1678-1792 Sitz des Domkapitels des BistumsBasel.
[* 45]
(spr. arlängkuhr), Charles Victor Prévot, Vicomte d', franz. Romanschriftsteller, geb. auf
Schloß Mérantris bei Versailles,
[* 46] gewann Napoleons Gunst durch das Gedicht «Une
matinée de Charlemagne» (1810),
Bruchstück des bourbonistischen «Charlemagne ou la Caroléide» (1818); nach Ludwigs XVIII.
Rückkehr Requêtenmeister, wurde er nach den HundertTagen abgesetzt. Er schrieb mehrere schwülstige, der reaktionär-aristokratischen
Zeitströmung Rechnung tragende Romane, wie «L'étrangère» (1822),
«Le rénégat» (1822) und besonders «Le
solitaire» (1821; 11. Aufl. 1825),
der in alle europ. Sprachen übersetzt wurde. Nach 1830 verfaßte Arlincourt «historische»
Romane, voll Ausfälle auf das Julikönigtum: «Les rebelles sous Charles V» (6 Bde.,
1832),
«Les écorcheurs, ou l'ursupation et la peste» (3 Bde.,
1833),
«Le brasseur roi» (1833; 4. Aufl. 1835) u. s. w.
Die Februarereignisse 1848 veranlaßten Broschüren, wie «Dieu le veut» (64. Aufl. 1850),
«Place au droit!»
(12. Aufl. 1850) u. s. w., die die Einsetzung «Heinrichs V.» verlangten. Arlincourt starb zu Paris.
(spr. ährlingt'n), Henry Bennet, später Graf von Arlington, Mitglied des engl. Cabalministeriums (s. d.) unter Karl II.,
war zu Arlington in Middlesex 1618 geboren. Zuerst zum Pfarrer bestimmt, ergriff er im Bürgerkrieg 1642 die
Waffen
[* 47] für Karl I. und teilte sodann die VerbannungKarls II. Seit seinem Übertritt zum Katholicismus gehörte er nach der Restauration
zu dessen eifrigsten Vorkämpfern. Er war der Mittelpunkt
der Opposition gegen Clarendon und wurde 1662 Staatssekretär; 1663 erhob
ihn der König zum Baron von und als dieser die mit Holland und Schweden
[* 48] (1668) geschlossene Tripelallianz wieder zu brechen
wünschte, gehörte Arlington zu seinen Vertrauten; er und Clifford wußten allein von den Abmachungen Karls mit Ludwig XIV. zum Schutze
des Katholicismus in England. Damit trat in das Cabalministerium, ging 1672 als Gesandter an den franz.
Hof
[* 49] und wurde zum Grafen von Arlington erhoben. Aber bei den Mißerfolgen der neuen Politik sank auch sein Einfluß, 1674 legte
er sein Amt als Staatssekretär nieder; seine Bemühungen, wieder zu Ansehen zu gelangen, schlugen fehl. Er starb
Vgl.
seine Letters to W. Temple from 1665-70, hg. von Th. Babington (2 Bde., Lond. 1701).
-
Arlington hinterließ nur eine Tochter, Isabella, die 1672 den natürlichen Sohn Karls II., Heinrich, Grafen von Euston und Herzog
von Grafton, heiratete und deren Nachkommen auch den Titel der Grafen von Arlington führen.
(spr. arlóng; das röm. Orolaunum vicus), vläm.
Aarlen, Hauptstadt der belg. Provinz Luxemburg,
[* 50] an der Linie Brüssel-Arlon-Sterpenich der Belg. Staatsbahnen,
[* 51] von der hier eine
Zweigbahn (23 km) nach Longwy führt, in 404 m Höhe, auf einem Bergrücken der Ardennen an den Quellen der Semoy, ist ein sehr
wohlhabender Ort mit (1890) 8029 E., Post, Telegraph, einer Sammlung in der Umgegend gefundener röm.
Altertümer, darunter interessante Steinskulpturen, und Fabrikation von Eisenwaren, Leder, Tabak, Fayence
[* 52] und Thonpfeifen.
- Unter ihrem jetzigen Namen wird die Stadt zuerst 870 bei der Teilung des Reichs Lotharingen erwähnt; 1214 fiel Arlon an die
Grafschaft Luxemburg und wurde zugleich befestigt. 1684-97 war Arlon französisch, gelangte
dann aber wieder zu Luxemburg und kam 1831 an Belgien. Im ersten Koalitionskriege wurde (April 1794) in der Nähe von Arlon mehrmals
gekämpft.
Ferd., Ritter von, Augenarzt, geb. zu Obergraupen bei Teplitz, studierte in Prag
[* 53] Medizin, wirkte 1840-42
als Assistent an der dortigen Augenklinik, wurde 1849 zum ord. Professor der Augenheilkunde daselbst ernannt und 1856 als
solcher nach Wien berufen, wo er starb. A.s europ. Ruf als Augenarzt gründete sich auf sein Hauptwerk: «Die Krankheiten
des Auges für praktische Ärzte geschildert» (3 Bde., Prag 1851-56, mehrfach neu aufgelegt). Von seinen
übrigen Arbeiten sind außer der populären Schrift «Die Pflege der Augen im gesunden und kranken Zustande» (Prag 1846; 3. Aufl.
1865) hervorzuheben: «über die Verletzungen des Auges mit besonderer Rücksicht auf deren gerichtsärztliche Würdigung»
(Wien 1875),
«über die Ursachen und die Entstehung der Kurzsichtigkeit» (ebd. 1876),
«Zur Lehre
[* 54] vom Glaukom» (ebd. 1884); ferner seine Beiträge zu dem von ihm mit Donders
und Albr. von Graefe herausgegebenen «Archiv für Ophthalmologie» (seit 1854 zu Berlin)
[* 55] sowie der Abschnitt «Operationslehre»
in dem von Alfr. Graefe und Sämisch redigierten «Handbuch der gesamten Augenheilkunde» (Lpz. 1874). Nach
seinem Tode erschien: «Meine Erlebnisse» (Wiesb. 1887).
(lat. Brachium), der Name für die obern (vordern) Extremitäten des Menschen und der mit Händen versehenen Säugetiere.
Der Arm besteht aus der Schulter, dem Oberarm, dem Vorderarm und der Hand.
[* 56] Der Schultergürtel wird durch zwei
¶
mehr
Knochen,
[* 58] Schlüsselbein und Schulterbein, gebildet, das des Oberarms aus einem einzigen festen Röhrenknochen (Humerus), das
des Vorderarms aus zweien, dem Ellbogenknochen (Ula) und der Speiche (Radius), das der Hand aus 8 Handwurzelknochen, 5 Mittelhandknochen
und 14 Fingergliederknochen. (S. die Tafel: Das Skelett
[* 59] des Menschen.) Durch sein freies Schultergelenk ist der
Arm die beweglichste Extremität und vorzugsweise Greifwerkzeug. Bei denAffen
[* 60] dient er noch mehr oder minder als Stütze des
Körpers bei der Ortsbewegung,
[* 61] während bei dem Menschen diese Funktion nur den untern Gliedmaßen zufällt.
Diese Trennung der Funktionen und der bewegliche Bau derHand (s. d.) ist eine Bedingung der Geschicklichkeit
und Kunstfertigkeit des Menschengeschlechts. Die Bildung und Zahl der Knochen, welche den Arm zusammensetzen, entspricht der
Bildung des Beins; die verschiedene Stellung der Gelenke, z.B. Knie und Ellbogen, ist durch eine Drehung des Oberarmknochens um
seine Achse bedingt, die beim Menschen einen rechten Winkel
[* 62] beträgt. Die Muskeln,
[* 63] welche den Arm im ganzen
bewegen, liegen an Brust, Rücken und Schulter; die den Unterarm bewegenden am Oberarme, die die Hand (im ganzen) in Bewegung
setzenden am Unterarm, und zwar letztere beiden Gruppen so verteilt, daß die Beugemuskeln an der innern, die Streckmuskeln
an der äußern Seite angebracht sind.
Als ein besonders vorspringender und deutlicher Muskel ist der an der Innenseite des Oberarms gelegene
Musculus biceps zu nennen, welcher bei starker Beugung des
[* 64] Ellbogengelenks sehr stark anschwillt; man hat sich gewöhnt, nach
seiner Fülle und Prallheit die Entwicklung des Muskelsystems überhaupt zu beurteilen. In der Achselhöhle treten die großen
Gefäß- und Nervenstämme vom Rumpfe an den Arm hinüber und laufen an der Innenseite des
Musculus biceps herab.
Die große Schlagader teilt sich an der Innenseite des Ellbogengelenks in zwei Äste, deren einer an der Kleinfingerseite,
der andere an der Daumenseite des Unterarms her abläuft. Letzterer liegt in der Nähe der Hand so nahe
der Haut,
[* 65] daß sein Pulsschlag besonders deutlich zu fühlen ist. Die Venen des Arm liegen teils neben den Pulsadern, teils
verlaufen sie dicht unter der Haut. Von den Nervenstämmen des Arm, welche von den vier untern Halsnervenpaaren entspringen,
liegt besonders der sog. Ellbogennerv (Nervus ulnaris) stellenweise sehr oberflächlich, so z. B. in der
Furche zwischen dem mittlern und innern Ellbogenknöchel, daher ein Stoß dort heftige Schmerzen macht. (S. Ellbogen.)
in Spanien
[* 66] Bezeichnung für bewaffnete Macht, namentlich Kriegsflotte. Vorzugsweise versteht man aber unter
der Spanischen Armada die sog. unüberwindliche Flotte, die Philipp II. 1588 unter dem
im Seekrieg unerfahrenen Herzog von Medina-Sidonia und
dem Viceadmiral Martinez de Recalde gegen Elisabeth von England schickte,
um den Tod der Maria Stuart zu rächen. Die Flotte, deren Kosten man auf 180 Mill. M. berechnete, bestand
aus 130 großen und 30 kleinern Kriegsschiffen und führte fast 30000 Mann und 2630 Kanonen nebst dem Großinquisitor und 150 Dominikanern
an Bord. Kaum hatte die Flotte Lissabon
[* 67] verlassen, als sie ein Sturm zerstreute, so daß in
Coruña die Schiffe
[* 68] ausgebessert werden mußten.
Hierauf segelte sie durch den Kanal der flandr. Küste zu, um die von den Holländern und Engländern gesperrten Häfen Nieuport
und Dünkirchen
[* 69] zu befreien, damit das daselbst unter dem Herzog von Parma
[* 70] gesammelte Landheer von 31000 Mann und 4000 Pferden
eingeschifft und unter dem Schutze der Armada nach England geführt werden könnte. Elisabeth hatte trotz aller Mahnungen
keine genügenden Vorbereitungen getroffen; doch hatten ihre Schiffe eine tüchtige Bemannung und geübte Führer, wie Drake,
Frobisher, Hawkins.
Auf der Höhe von Plymouth
[* 71] kam die in einem Halbkreise steuernde der noch nicht 80 Schiffe starken engl.
Flotte unter dem Oberbefehl Lord Howards zu Gesicht,
[* 72] der, zu schwach, eine offene Schlacht zu wagen, die feindliche Flotte
mit Geschützfeuer während der Fahrt belästigte. Auf der Höhe von Dünkirchen angelangt, hemmte eine Windstille 7. Aug. jede
Bewegung der Spanier. Durch acht Brander, die der engl. Befehlshaber gegen die Armada treiben ließ,
geriet diese in solche Verwirrung, daß Howard 8. Aug. den Angriff wagen konnte.
Als die Spanier nach tapferer Gegenwehr eine Anzahl ihrer Schiffe vernichtet oder in den Händen der Engländer und Holländer
sahen, gab der Herzog von Medina-Sidonia die Befreiung von Nieuport und Dünkirchen auf. Da ein starker
Südwind die Fahrt durch den Kanal nicht gestattete, so beschloß er, die Flotte durch die Nordsee nach Spanien zurückzuführen.
Aber ein furchtbarer Orkan traf die Spanier bei den Orkney-Inseln und zerstreute die Schiffe der Armada nach allen Richtungen.
Einige fanden an Norwegens Klippen,
[* 73] andere auf dem offenen Meere, noch andere an den schott. Küsten ihren
Untergang. Nur wenige Schiffe führte Recalde schwer beschädigt nach Spanien zurück, wo selbst noch im Hafen zwei Galeonen
durch Zufall ein Raub der Flammen wurden. Erst gegen Ende September lief der Herzog von Medina-Sidonia mit dem Rest der Flotte
im Hafen von Santander ein. Im ganzen soll die Armada auf offener See 75 große Schiffe und 10 185 Mann verloren
haben. Damit war Spaniens Macht gebrochen. Königin Elisabeth ließ zur Erinnerung an das Ereignis eine Medaille mit der Inschrift
prägen: «Adflavit Deus et dissipati sunt» (d. h. Gott blies und sie wurden zerstreut). Nach andern Angaben
ließen dagegen die niederländ. Generalstaaten die Münze prägen, die auch in van Loons «Nederlandsche Historiepenningen»
abgebildet ist. -
Vgl. Fernandez Duro, La A. invicible (2 Bde., Madr. 1884-85);
An historical essay on the Spanish Armada (Lond.
1886);
The Story of the Spanish Armada (anonym, ebd. 1887);
Froude, The Spanish story of the Armada (ebd. 1892).
Gürteltier, Tatu (Dasypus L.), plumpe, südamerik. Säugetiere aus der Ordnung der Zahnlosen (Edentata), vor
allem durch den harten Knochenpanzer ausgezeichnet, der ihre Oberfläche deckt. Der dreieckige langschnauzige Kopf ist mit
Schildern, der Rücken mit einem Panzer bedeckt,
¶
mehr
welcher den mit Borstenhaaren besetzten Bauch
[* 75] frei läßt und in der Mitte des Rückens in Schienenringe geteilt ist, deren
Zahl bei den verschiedenen Arten verschieden ist. Der kurze, kräftige Schwanz, die kurzen, dicken, mit Sichelkrallen bewaffneten
Füße tragen vorn ebenfalls eine Bedeckung von Knochenschuppen. Das mit Borsten besetzte Maul hat nur einfache
Backenzähne, keine Eck- und Schneidezähne; die Zunge ist stark, fleischig, die Augen sind klein, die Ohren meist groß, häutig.
Die plumpen, trägen Tiere, deren größte Art die Größe eines mittlern Schweins erreicht, leben in Erdhöhlen, die sie sich
mit überraschender Schnelligkeit ausgraben. Bei Verfolgung kugeln sie sich zusammen oder suchen sich
durch Eingraben zu retten. Ihre Muskelkraft ist sehr groß. Sie wühlen nach Insekten
[* 76] und Würmern, verschmähen aber auch Früchte
und Aas nicht, gehen nur in einsamen Gegenden bei Tage aus dem Loche, lassen sich zähmen, sind aber ungelehrig und zu nichts
brauchbar.
Ihr Fleisch wird sehr geschätzt. Die von Südamerika
[* 77] zurückkehrenden Schiffe bringen häufig Gürteltiere
mit, meist den ArtenDasypussexcinctusL. und villosus Desm.
angehörig. Dieselben werden mit 30 M. das Stück verkauft und halten sich, mit rohem Pferdefleisch, Weißbrot und Milch ernährt,
gewöhnlich sehr leicht, pflanzen sich auch zuweilen fort. Die größte, sehr seltene Gattung (PrionodongigasCuv.) erreicht die Länge eines Meters und hat 90-100 Backenzähne. Sehr abweichend von den übrigen Tatu ist der sog.
Schildwurf, auch Gürtelmaus genannt (Chlamydophorus truncatusHarlan, s. Tafel: Zahnarme Säugetiere II,
[* 74]
Fig. 3), gebaut, der
höchstens 12 cm lang wird, nur noch in der argentin. ProvinzMendoza vorkommt und besonders durch ein
großes, halbkreisförmiges, gefenstertes Knochenschild ausgezeichnet ist, das das abgestutzte Gesäß deckt; das Skelett ist
dem des Megatheriums ähnlich.
In den Pampasthonen Südamerikas und in Mexiko
[* 78] finden sich fossile Reste zahlreicher Gattungen und Arten kolossaler Panzertiere
(Glyptodon, s. Tafel: Zahnarme Säugetiere II,
[* 74]
Fig. 5, Glyptodon clavipes), deren Panzer aber aus einzelnen,
miteinander durch Nähte verbundenen, rundlichen oder sechseckigen Stücken fest gefügt ist und kein Zusammenkugeln gestattet.
Der Schwanz ist bei diesen fossilen Tieren ganz von einer dicken, aus solchen Stücken gebildeten Knochenröhre umhüllt. Sie
erreichten die Größe eines mittlern Rindes. Ganze Skelette finden sich in den Museen von Buenos-Aires,
London,
[* 79] Paris, Mailand,
[* 80] Bologna und Genf.
[* 81]
1) Grafschaft in der irländ. ProvinzUlster, grenzt im N. an den See (Lough) Neagh, im O. an Down, im S.
an Louth, im W. an Tyrone und Monaghan, hat 1326 qkm (68 qkm Wasser), (1891) 143 056 E. (1841 noch 232 393), darunter 65 906 Katholiken, 23 042 Presbyterianer, 46 133 der
irischen KircheAngehörige, 6287 andere Protestanten und 47 Israeliten. Im südl. Teile liegt eine Hügelgruppe,
die sich mit ihren Granitmassen an das Mournegebirge in Down anschließt und im Slieve-Gullion 377 m Höhe erreicht.
Der mittlere, wellige Teil und der flache Norden
[* 83] sind sehr fruchtbar, dicht bevölkert, obgleich Torfmoore nicht selten sind.
Hauptflüsse sind Bann,
Blackwater, Callan und Newry. Hauptprodukte sind Kartoffeln, Hafer
[* 84] und Flachs, sowie
Apfel zur Ausfuhr.Außer einigen größern Privatgrundbesitzern gehört der größte Teil des Bodens der Kirche, den Colleges
(Schulstiftungen) und den Korporationen, die stiftungsgemäß keine Pacht auf Lebenszeit bewilligen dürfen. Daher ist hier
eine endlose Parzellierung und Afterverpachtung eingerissen, indem der Vater sein kleines Landstück immer wieder unter die
Söhne und oft auch die Töchter teilte. Hauptindustriezweige sind Spinnerei und Weberei
[* 85] in Leinen. Die Grafschaft zerfällt in 8 Baronien
und 28 Kirchspiele und schickt drei Abgeordnete in das Parlament. Außer der Hauptstadt Armagh sind Lurgan, Portadown, Tanderagee
und der Parlamentsborough Newry zu erwähnen. - 2) Hauptstadt der Grafschaft Armagh, 53 km im SW. von Belfast,
mit diesem und Dublin
[* 86] durch Bahnlinien verbunden, größtenteils am Abhange eines Hügels über dem Callan, ist Sitz eines
kath. und eines anglikan.
Erzbischofs (zur Erzdiöcese Armagh gehören die Bistümer Ardagh, Clogher, Londonderry, Down und Connor, Dromore, Kilmore, Meath,
Raphoe), des Primas von Irland, und hat (1891) 7438 E. Vom 5. bis 9. Jahrh., bis zur Verheerung
durch die Dänen, war Armagh ein Mittelpunkt abendländ. Gelehrsamkeit, geriet aber später in tiefen Verfall, bis der Erzbischof
Dr. Richard Robinson, Baron Rokeby (1765-94), große Anstrengungen machte, um sie wieder zu heben. Er vollendete den vom Erzbischof
Margetson 1575 begonnenen Wiederaufbau der angeblich vom heil. Patrick gegründeten,
zweimal (1566 und 1642) von den O'Neils zerstörten, in neuerer Zeit aber wiederhergestellten Kathedrale und erbaute bei der
Stadt einen erzbischöfl.
Palast. Auch ließ er ein neues, großartiges Gebäude für die von Karl I. gestiftete und reich ausgestattete Parochialschule
errichten, die unter die Leitung Carpendales kam und seitdem lange Zeit berühmt war. Außerdem besitzt
Armagh eine kath. Kathedrale, ein Zucht- und ein Arbeitshaus, Kasernen, ein Kranken- und ein Irrenhaus, eine Leinwand- und Garnhalle.
Die Einwohner treiben bedeutenden Handel mit Korn, Leinen und Garn. Jährlich finden fünf Märkte für den Verkauf der
Leinenwaren statt.
(spr. -anjack), alte Landschaft im südl. Frankreich, die als ein Teil der Gascogne im ganzen dem heutigen
Depart. Gers entspricht und, von den Pyrenäenabhängen bis zur Garonne reichend, in Ober- und Nieder-Armagnac zerfiel. Die
Hauptstadt war Lectoure am Gers. Die kräftigen, aber geistig wenig vorgeschrittenen Bewohner wurden vormals
besonders zu Kriegsdiensten gesucht. Armagnac war im Mittelalter eine Grafschaft; der berühmteste aus dem alten Grafengeschlecht,
das seinen Ursprung vom Merowinger Chlodwig herleitetest GrafBernhard VII., der in den Parteikämpfen unter Karl VI. (s. d.)
das Haupt der Orleans wurde, nachdem seine Tochter den jungen Karl vonOrleans geheiratet hatte. Als des
letztern Vater, Ludwig, 1407 ermordet war, führte Bernhard ein Heer tapferer Bergbewohner aus Armagnac gegen die burgund. Partei. 1413 zog
er in Paris ein und überwältigte dort die mit Burgund verbündete Demokratie; 1415 wurde er Connétable. Als die von ihm beleidigte
Königin Isabeau dann zur burgund. Partei überging, erlangte letztere wieder 1418 in Paris die Oberhand,
wobei Bernhard ermordet wurde. - Sein Sohn Johann IV. suchte sich in dem engl.-franz. Kriege 1442 durch Übertritt
zu England
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von Frankreich unabhängig zu machen; aber in franz. Gefangenschaft geraten, mußte er seine
Freiheit mit der Unterwerfung und der Abtretung von Commingues erkaufen. Er starb 1450. – Sein Sohn Johann V. lebte mit seiner
Schwester in Blutschande und ließ sich sogar mit ihr trauen, weshalb er in Acht und Bann verfiel. Nach
Karls VII. Tode erwirkte er sich Absolution und Rückgabe seiner Güter, trat aber 1465 auf die Seite der Gegner Ludwigs XI.,
ward von diesem nach langen Kämpfen 1473 in Lectoure belagert und von seinen Soldaten getötet. – Ein anderer Sohn Bernhards
VII., Jakob von Armagnac, war ebenfalls ein Mitglied der Liga gegen Ludwig XI., der ihn gefangen nahm und 1477 enthaupten
ließ. – Mit Karl, dem BruderJohanns V., erlosch 1497 das Geschlecht, die Güter fielen an die Krone. Franz I. gab die Grafschaft
seinem Schwager, dem HerzogKarl vonAlençon, durch dessen Witwe sie an das Haus Albret-Navarra kam. Erst
Heinrich IV. brachte sie für immer an die Krone.
(spr. -anjáck,Eaud´Armagnac), ein durch Destillation
[* 88] von Wein bereiteter Branntwein, dem Cognac ähnlich (52–56
Proz. Alkohol), so genannt nach der ehemaligen Landschaft Armagnac (jetzt Depart. Gers), wo derselbe hauptsächlich bereitet wird.
(spr.-anja-, Armagnacs), Söldnerscharen, die zur Zeit Karls VI. und VII. von Frankreich
den Kern der von dem GrafenBernhard von Armagnac (s. d.) und einigen andern Anführern befehligten Truppen bildeten. Um sein
Land von diesem zuchtlosen Gesindel zu befreien, sandte Karl VII. auf Bitten KaiserFriedrichs III. die Armagnaken zu Hilfe gegen die
aufständischen Schweizer; die eine Schar, 20000 Mann stark, zog nach Lothringen, die andere noch stärkere
unter dem Dauphin gegen das südl. Elsaß. Von hier zogen die Armagnaken gegen die Schweizer. Diese aber befreiten sich von den Raubscharen
durch den glorreichen Tag von Sankt
[* 89] Jakob (s. d.) an der Birs wo das kleine Bauernheer von 1600 Mann
einen ganzen Tag gegen die Übermacht kämpfte und durch seine Tapferkeit das Vaterland rettete. Der Verlust der Armagnaken war so
groß, daß der Dauphin im Frieden von Ensisheim (Okt. 1444) mit den Schweizern ein Freundschaftsbündnis schloß. Im Elsaß
und in Schwaben hausten die Armagnaken noch weiter, bis sie 1445 durch Kämpfe und Verträge allmählich zerstreut
wurden. Die Reste wurden von Karl VII. teils verabschiedet, teils in stehende Compagnien eingereiht. Der Krieg der Armagnaken wurde
in Deutschland, wo man Armagnac in «Armer Geck» verstümmelte, Armegeckenkrieg genannt. –
(spr. -angßóng), franz. Fluß im Stromgebiete der Seine, entspringt 5 km südlich von Pouilly-en-Auxois
(Depart. Côte-d’Or), in einer Höhe von 405 m, fließt in überwiegend nordwestl. Richtung, wendet sich
durch eine tiefe Schlucht um den Hügel von Sémur, nimmt bei Buffon die Brenneauf und wird von da an von der BahnParis-Lyon,
sowie von dem eine unmittelbare Verbindung zwischen Yonne (Seine) und Saône (Rhone) herstellenden Kanal von Burgund bis zu
seiner nach 174 km Lauf erfolgenden Mündung in die Yonne bei La Roche ununterbrochen begleitet. Zwischen
Buffon und La Roche nimmt der Armançon bei St. Florentin die Armance auf.
Jos. Ludw.,
Graf von, Präsident der bayr. Regentschaft in Griechenland,
[* 90] geb. zu Kötzting in Niederbayern,
stammte aus einer alten, 1719 in den Freiherrenstand, 1790 in den Grafenstand erhobenen Familie, trat 1808 in den bayr.
Staatsdienst, wurde 1813 und 1814 der bayr. Armee als Civilkommissar beigegeben. Von 1816 bis 1823 machte er sich namentlich
als Direktor der Regierung des Rheinkreises durch seine glückliche Finanzwirtschaft verdient.
Unter König Ludwig I. wurde er Staatsrat, lebenslänglicher Reichsrat, Minister des Innern und der Finanzen und des Auswärtigen,
Schon 1827 konnte er dem Landtag verkünden, daß kein Deficit im Staatshaushalt vorhanden sei, doch waren seine Ersparungsmaßregeln
im Volke oft unbeliebt und trugen ihm den Spottnamen «Sparmannsberg» ein. 1831 trat Armansperg vom Ministerium
zurück, da er mit den Liberalen sich eingelassen, während König Ludwig sich damals den reaktionären Grundsätzen der deutschen
Großmächte näherte.
Nach dem LondonerVertrag vom trat Armansperg an die Spitze der Regentschaft für Griechenland. Vom Juni 1835 bis war
er Staatskanzler, und in den letzten Monaten, während der Abwesenheit des Königs Otto in Deutschland, regierte
er mit fast unumschränkter Vollmacht. Doch ließ er sich von England beeinflussen, übersah den Charakter und die Beschaffenheit
des ihm anvertrauten Landes und Volks, intrigierte gegen die andern Mitglieder der Regentschaft und erhielt 1837 seine Entlassung.
Im März 1837 verließ er Griechenland und nahm nur noch als bayr. Reichsrat an den öffentlichen Angelegenheiten
teil. Um den Abschluß des preuß.-bayr. Zollvertrags machte sich Armansperg verdient. Er starb
nannten Griechen und Türken die griech. Landmilizen auf dem Festlande. Das Institut der
Armatolen ist sehr alt. IhreVorläufer sind die Akriten (s. Digenis Akritas). In denZeiten der Paläologen hatte sich vermutlich auf
byzant. Gebiet unter unablässigen Kriegen dieses Institut ausgebildet, und in ähnlicher Weise schufen die Venetianer sich im 15. Jahrh.
in ihren peloponnes. Besitzungen solche Milizen. Als die Osmanen seit etwa 1430 die Übermacht auf dem
rumeliotischen Festlande gewonnen hatten, suchten sie die Armatolen an sich zu fesseln, indem sie sie zunächst für die macedon.
und thessal. Gebirgskantone, später auch für Agrapha und Akarnanien als christl. Landgendarmerie unter Hoheit des Sultans
anerkannten.
Die Kapitäne dieser Bezirke mit ihren Pallikaren (s. d.) hatten die Aufgabe, unter den ihnen nächsten
Paschas, später unter dem Generalkommando eines Dervendschi-Pascha, für die Sicherheit der Straßen zu sorgen. Gegen Ende
des 16. und während des 17. Jahrh. standen sie als Gegengewicht gegen die Janitscharen bei der Pforte in besonderer Gunst.
Zu allen Zeiten standen die in naher Beziehung zu den Klephten (s. d.). Enger wurde dies Verhältnis, als
die Pforte um die Mitte des 18. Jahrh., mißtrauisch gegen die Armatolen, diese Miliz durch Albanesen zu ersetzen strebte. Seitdem
waren die Armatolen wiederholt im Aufstande gegen die Türken, und dieser unaufhörliche Guerillakrieg bildete die Kriegsschule für
die Kapitäne und Pallikaren, die später seit 1821 den Kern der griech. Insurgentenheere ausmachten.
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