der
Musik) und Wissenschaft wenig pflegten und in dem Rufe der Gastlichkeit, Sittenreinheit und Frömmigkeit, aber auch der
Beschränktheit und Roheit standen. Neuere Dichter, besonders die Verfasser von Schäfergedichten, wie der
Italiener J. Sannazaro
und seine Nachahmer, haben Arkadien als ein Land paradiesischer Unschuld, patriarchalischer Sitteneinfalt und friedlichen
Glücks dargestellt und zum Schauplatze ihrer
Dichtungen gewählt. In polit.
Beziehung zerfiel Arkadien im
Altertum
in einzelne Landschaften, die, voneinander unabhängig, zu einem sehr lockern
Bunde vereinigt waren; die bedeutendem darunter
waren die von
Tegea, Mantinea, Orchomenus, Stymphalus, Phenëus, Klitor, Psophis, Heräa,
Phigalia und die ländlichen, eines
größern städtischen Mittelpunkts entbehrenden Landschaften der Mänalier und Parrhasier.
In der griech. Geschichte hat Arkadien keine größere Bedeutung gehabt, sondern sich
auf die Verteidigung seiner Unabhängigkeit gegen die Nachbarstaaten, besonders gegen Lakonien beschränkt. Den Versuch,
einen Einheitsstaat in Arkadien zu schaffen, machte 371
v. Chr. Epaminondas durch die Gründung der Stadt Megalopolis (s. d.); allein
der Versuch mißglückte, und die neue Hauptstadt selbst kam allmählich so herab, daß man sie spottend
«die große Einöde» nannte. Auch
die Bevölkerung der übrigen Landschaft sank infolge der Wirren des 4., 3. und 2. Jahrh.
so bedeutend, daß, als der
Peloponnes von den
Römern in
Besitz genommen wurde, ein großerTeil der frühern
Ortschaften völlig unbewohnt erschien. Zur Zeit der
Völkerwanderung hatte Arkadien durch die Einfälle der Goten viel zu leiden;
im 8. Jahrh. ward das dünn bevölkerte Land von
Slawen besetzt, die aber allmählich die griech.
Sprache
[* 2] annahmen. Im 14. Jahrh.
fand die Einwanderung der
Albanesen statt; diese haben ihre
Sprache und
Sitte noch jetzt zum
Teil bewahrt.
Jetzt ist Arkadien eine der fünf peloponnes. Nomen des Königreichs
Griechenland
[* 3] mit 4301 qkm, (1889) 148 285 E. und der Hauptstadt
Tripolis; es umfaßt vier Eparchien
(Bezirke): Mantinea, Kynuria, Gortynia und Megalopolis;
die Bewohner treiben außer Viehzucht
[* 4] und
Ackerbau besonders
Wein- und Haschischbau. -
die Bewohner
Arkadiens (s.d.). Ferner Bezeichnung der Mitglieder einer
Akademie (Accademia degli
Arcadi) in
Rom,
[* 6] die aus dem litterar.
Kreise
[* 7] hervorging, den die Königin Christine von
Schweden
[* 8] um sich versammelt
hatte, der aber mit deren
Tode (1689) auseinander gegangen war. Die Eröffnungssitzung fand in den Gärten des
KlostersSan Pietro in Montorio auf dem Janiculo statt. An der
Spitze stand ein custode, zuerst Crescimbeni (s. d.). Man
legte sich griech. Schäfernamen bei
(Goethe, seit 1788 Mitglied, hieß Megalio), rechnete nach Olympiaden, benannte alles
dem antiken Schäferleben entsprechend, und schuf vorzugsweise Hirtengedichte.
Der ausgesprochene Zweck war, dem schwülstigen
Geschmacke der Schule Marinos entgegenzuwirken; aber indem man das
Einfache
und Natürliche suchte, verfiel man in
Albernheiten, die den den
Stempel sprichwörtlicher Lächerlichkeit
aufdrückten. Crescimbeni veröffentlichte «Le
[* 9] vite degli
Arcadi illustri» (5 Bde.,
Rom 1708-25). Die
Akademie beschäftigt
sich
jetzt meist mit wissenschaftlichen Fragen. Bei festlichen Anlässen erscheinen «Olimpiadi»."-
Vgl. Bertana, L'Arcadia della scienza (Parma
[* 10] 1890).
(spr. arkännßäs), nächst dem Missouri der bedeutendste
Nebenfluß des Mississippi in Nordamerika,
[* 11] entspringt unter 39° nördl.
Br. unweit des Mount-Lincoln in der Sawatch Range
der Rocky-Mountains, durchfließt Colorado und
Kansas in östlicher, das
Indianerterritorium und den
Staat in südöstl.
Richtung
und mündet nach etwa 3000 km vielgekrümmten Laufes bei Napoléon in den Mississippi. Seine Nebenflüsse
sind Big Sandy Creek, Verdigris und Neosho von links und Las Animas, Salt
Fork und die bedeutendern Cimarron und
Canadian River
von rechts. Der Arkansas ist bis tief in das
Indianerterritorium für
Dampfer schiffbar.
(Abkürz.
Ark.),
Staat im
Süden der
Vereinigten Staaten
[* 12] von
Amerika,
[* 13] zwischen 33° und 36° 30'
nördl.
Br. und 89° 30' und 94° 30' westl. L. von Greenwich, grenzt im N. an Missouri, im
W. an das Indianergebiet und
Texas,
im
S. an Louisiana und umfaßt 139 466 qkm.
Die Bevölkerung betrug (1890) 1 128 179 (585 755 männl., 542 424 weibl.) E.,
d. i. 8 auf 1 qkm, darunter 311 220 Farbige und 300 Indianer. 1860 wurden
nur 435 450 E. gezählt. Der östl.
Teil am Mississippi ist tief und flach, von üppiger
Vegetation und mit ausgedehnten Wäldern,
aber zugleich reich an
Sümpfen, die sich bei den
Überschwemmungen bilden und, im
Sommer austrocknend, die Luft
höchst ungesund machen.
Gesund ist das nordwestliche Arkansas; hier tritt das Ozarkgebirge in das Land, das sich von Little Rock aus in nordwestl.
Richtung erstreckt (480-630 m hoch). Der mittlere
Teil von Arkansas ist hügelig und besitzt ausgedehnte Prairien. Die Kohlenformation
bedeckt den ganzen nordwestl.
Teil. Löß begleitet den Mississippi in breiter Zone. Arkansas besitzt mehr schiffbare
Wasserstraßen als irgend ein anderer Unionsstaat.
Außer dem Mississippi ist hervorzuheben der Arkansas (s. d.), der White-River
mit dem
Black-River, der St. Francis, Red-River und Washita.
Das Klima des
Landes ist gemäßigt, aber im Spätherbst und Winter schroffem Wechsel durch die kalten Nordwinde unterworfen.
Im
Frühjahr und
Sommer kommen schwere Gewitter vor. Die Grenzen
[* 14] der
Temperatur in Little Rock sind -10° und +36° C.; das
Mittel im Winter +8°, im
Sommer +27° C. Im
Sommer ist die Hitze oft 40-50
Tage lang hintereinander über 32° C. Der Regenfall
betrug (1887) 1,2 m.
HeißeQuellen kommen bei
Hot-Springs (s. d.) vor. Wild giebt es in Menge, namentlich
in den Ozarkbergen.
Hirsche
[* 15] sind häufig und auch
Bären finden sich noch gelegentlich. Die
Gewässer sind sehr fischreich.
Die Industrie ist noch
unentwickelt; die Schätze von
Kohlen,
Manganerzen,
Antimon,
Eisen,
[* 16]
Blei,
[* 17]
Zink, Kupfer
[* 18] u. s. w. werden nur wenig ausgebeutet, obgleich
bedeutende Fortschritte gemacht werden. Am Washita finden sich Lager
[* 19] des besten Ölsteins. Die
Ausbeute von
Kohlen betrug 1880: 14 778,
1886: 175000, 1889: 200000 t. Haupterwerbszweig ist
Ackerbau, der 83 Proz. der Einwohner beschäftigt. Die Ernte
[* 20] von 1890 betrug 579000
BallenBaumwolle
[* 21] zu 25 283000 Doll., 33 443000
BushelMais zu 21 738000 Doll., 3 967000
Bushel Hafer
[* 22] zu 2 102000
Doll., 1 575000
Bushel Weizen zu 1 544000 Doll. Obst wird vielfach gezogen und ist
¶
mehr
883 von guter Beschaffenheit. Ausgedehnte Wälder und zahlreiche Wasserwege begünstigen den lebhaften Holzhandel. Das Schulwesen
befand sich nach dem Bürgerkriege sehr im argen und ist noch jetzt mangelhaft. 1890/91 wurden die Volksschulen von 242119
Kindern besucht. Höhere Schulen giebt es fünf mit 1082 Studenten; die Gesamtausgabe für öffentlichen Unterricht betrug
1,02 Mill. Doll. Die Arkansas IndustrialUniversity in Fayetteville, eine Art Realschule niederer Ordnung mit 321 Freistellen
und 440 Schülern, wird vom Staate jährlich mit 10000 Doll. unterstützt.
Die Schulden des Staates beliefen sich auf 4861115 Doll., mehr als 7 Mill. Doll.
von den Gerichten für ungesetzlich erklärte Schulden ungerechnet. Außerdem bleiben noch 3700000 Doll.
unberichtigte Ansprüche, während der Wert des Grundeigentums auf 78444227 Doll., das bewegliche Vermögen
auf 48382167 Doll. und die Eisenbahnen (Privateigentum) auf 13704639 Doll.
geschätzt wurden. Arkansas ist in 76 Counties geteilt, Hauptstadt ist Little Rock am Arkansas. Der Senat besteht
aus 31 Mitgliedern, die auf vier Jahre gewählt sind, das Abgeordnetenhaus aus 94 auf zwei Jahre gewählten
Mitgliedern.
Der Gouverneur hat einen Amtstermin von zwei Jahren, 3500 Doll. Gehalt und darf nur einmal wieder
gewählt werden. Arkansas sendet 6 Abgeordnete zum Repräsentantenhaus des Kongresses und hat 7 Stimmen bei der Wahl des
Bundespräsidenten. – Im Anfang des 18. Jahrh. wurde das jetzige von den Franzosen erforscht. 1763 von Spanien
[* 24] an Frankreich
abgetreten, bildete es einen Teil des Territoriums von Louisiana. 1803 wurde es von den Vereinigten Staaten gekauft. Als Louisiana 1812 ein
Staat wurde, bildete das Gebiet einen Teil des Territoriums Missouri.
Als besonderes Territorium wurde Arkansas 1819 eingerichtet und 1836 als Staat aufgenommen. Es wurde 1861, obschon eine große Menge
seiner Bewohner sich für das Verbleiben in der Union aussprach, durch terroristische Maßregeln in die Secession gerissen.
Im Bürgerkriege hatte namentlich die nördl. Hälfte des Staates schwer zu leiden. Die Nordwestecke war
im Frühjahr 1862 der Schauplatz blutiger Kämpfe (Schlacht bei Pea-Ridge). Im Sept. 1863 nahm ein Bundesheer Little Rock ein. 1868 wurde
es wieder in die Union aufgenommen. 1874 stießen zwei feindliche Parteien zusammen und die Bundesregierung mußte den Aufruhr
unterdrücken.
StaateArkansas, 80 km von der Mündung des Arkansas in den Mississippi, der älteste
Ort des Staates, wurde 1685 von den Franzosen gegründet. nahmen die Unionstruppen nach hartem Kampf das von den
Konföderierten stark befestigte Dorf.
Sohn des Zeus
[* 25] und der Kallisto (s. d.), Stammvater der Arkader
(Arkadier). Nachdem seine Mutter gestorben oder in eine Bärin verwandelt worden war, übergab ihn Zeus der Maja (s. d.) zur
Erziehung. Nach anderer Sage ist Arkas ein Enkel des Lykaon, der ihn schlachtet und dem Zeus vorsetzt, dafür aber
vom Blitze erschlagen wird. Arkas selbst wird dann von Zeus wieder ins Leben gerufen. Als Jüngling verfolgte
er auf der Jagd seine in eine Bärin verwandelte Mutterbis in den Tempel
[* 26] des Zeus Lykaios; als beide dafür zur Strafe getötet
werden sollten, versetzte sie Zeus als Bärin (Arktos)
und Bärenhüter (Arktophylar oder Arkturos, s. Arcturus)
unter die Gestirne. Sonst gilt er als Herrscher von Arkadien, wo er den Ackerbau, die Bearbeitung der Wolle und die Weberei
[* 27] einführte.
Sein Grab befand sich ursprünglich auf dem Mänalusgebirge, doch sollen seine Gebeine später nach Mantinea übergeführt
sein.
(frz. Arquebusade, Schußwasser) heißen mehrere alte Wundwässer, von denen zwei, die weiße Arkebusade als Aquavulneraria spirituosa und die Thedensche Arkebusade als Mixtura vulneraria acida, nach der ersten Auflage der DeutschenPharmakopöe
offizinell waren.
die mit der Arkebuse bewaffneten Mannschaften, die in den ersten Zeiten nach Einführung
des Schießpulvers im Gegensatz zu den mit Spießen bewaffneten Pikenieren die Feuerinfanterie der Heere bildete. Als im 16. Jahrh.
neben der leichten Arkebuse die schwerere, aber auch wirksamere Muskete in Gebrauch kam, bildeten die mit derselben ausgerüsteten
Musketiere eine schwere, im Gegensatz zu den Arkebusiere als leichtere Infanterie. Letztere
traten, zuerst um die Mitte des 16. Jahrh. in Piemont und Frankreich, auch als berittene Truppe auf, die aber zum Gefecht meist
absaß und aus der sich später die Dragoner als besondere Reitergattung entwickelten. Die dem franz.
Vorbilde (s. Argoulets) in Deutschland
[* 30] nachgebildeten Abteilungen berittener Arkebusiere nannte man reitende Hakenschützen
oder Bandelierreiter, nach dem quer über die Schulter getragenen Bandelier zum Anbringen der Patronenhülsen.
(Archeley), die vom 14. bis 17. Jahrh. übliche Gesamtbezeichnung für das Geschütz- und Kriegsbauwesen. Im 14. und 15. Jahrh.
verstand man unter Arkeley die Zunft der Blydner (s. Blyde) und die von ihnen bedienten Kriegsmaschinen (s.
Antwerk); der Vorsteher der Arkeley hieß Zeugmeister oder Gezeugmeister. Im 15. Jahrh.
ging der Name Arkeley auf das eigentliche Geschützwesen über. Im 16. Jahrh. bestand das
Personal der Arkeley aus Gezeugmeistern und Büchsenmeistern (Konstabels), die freie Meister ihrer zunftmäßigen Kunst waren,
und aus Stückknechten, die für gröbere Arbeiten bestimmt und meist nur zeitweilig aus dem Fußvolk entnommen und der Arkeley zugeteilt
waren. Unter dem Oberbefehlshaber der Arkeley, dem Oberstzeugmeister oder Feldzeugmeister, stand nicht nur die gesamte
Artillerie mit Zubehör, sondern auch die Pioniere (Schanzbauer), der Brückenbau und das gesamte Schanzwesen.
(Arkeko, Akiko, nach d'Abbadie Harqiqaw), Küstenort am Golf Arkiko des RotenMeers, im Küstenlande Samhara, 7 km
südlich von der ital. Hafenstadt Massaua,
[* 31] hat 400 E., gehört zur ital. KolonieErythräa und steht unter einem Naib, der von
dem Anführer einer hier unter Selim I. gegründeten Bosniakenkolonie abstammen soll.
Nach O. Reil führen
indessen nur die Inseln in der Bucht den Namen und der stets irrtümlich so benannte Ort heißt Adomăna.
(spr.-loh), Küstenstadt in der irischen Grafschaft Wicklow, 80 km südlich von Dublin,
[* 32] an der von einer 19bogigen
Brücke
[* 33] überspannten Mündung des Avoca, hat (1891) 4172 E., kleinen Hafen, Küstenhandel mit Kohlen und
Malz und ist
¶
mehr
Hauptsitz der Wicklowschen Fischerei
[* 35] auf Austern und Heringe, die auf den Arklow-Bänken, in etwa 12-15 km Entfernung von
der Küste, in großen Mengen gefangen werden. - Bei Arklow, dessen alte Feste 1649 von Cromwell zerstört wurde,
fand im Juni 1798 ein Gefecht zwischen engl. Truppen und irischen Insurgenten statt.
oder Arkon, das nordöstliche 45 m aus der Ostsee ragende Vorgebirge der InselRügen, auf der Halbinsel Wittow.
Die steilen Abhänge bestehen aus einem unreinen Kreide- oder Lehmgemengsel mit horizontal laufenden Feuersteinreihen; nur
ein kleiner Flözrücken im O. enthält reine Kreide.
[* 36] Der Blick von dieser Platte reicht gegen SO. bis
zu den Küsten von Jasmund, gegen SW. bis zu der Insel Hiddensöe und gegen NW. bis zur InselMöen. Auf der Westseite A.s befindet
sich der berühmte, 20-25 m hohe Wall oder Burgring, in dem der Tempel des Wendengottes Swantewit stand.
König Erich IV. von Dänemark
[* 37] nahm 1136 die Burg ein, König Waldemar I. eroberte sie 1168, verbrannte den Tempel und führte
dessen Schätze nach Dänemark. Westlich von dem Burgringe, der unpassend die Jaromarsburg heißt, wurde 1826-27 ein 24 m
hoher Leuchtturm erbaut, der gegen 60 km weit sichtbar ist.
(Arcose) nannten franz. Mineralogen eine Sandsteinvarietät, die im mittlern Frankreich ungemein häufig auftritt
und außer Quarzkörnern auch sehr viel Feldspatkörner sowie zuweilen Glimmerblättchen in einem thonigen Bindemittel enthält.
Wegen der Übereinstimmung der Hauptbestandteile ähnelt die Arkose dem Granit; man hat sie daher auch wohl «regenerierten
Granit» genannt; in der That ist sie durch Zusammenschwemmung von fein zerriebenem Granitschutt
gebildet. Die Arkose findet sich auch in Deutschland sehr häufig, besonders in der Formation des Rotliegenden, wo sie dann oft
eine rote Färbung zeigt.
bezeichnet in der Astronomie
[* 38] alles, was zu dem am nördl. Himmel
[* 39] stehenden Sternbilde
des Bären (grch. Arktos) gehört, darum nördlich überhaupt. In der Erdkunde
[* 40] heißt arktisch alles Land und Wasser, was im
N. des nördlichen oder arktischen Polarkreises (66 ⅔° nördl. Br.) liegt, so daß eine graphische Darstellung des arktischen
Abschnitts der Erdkugel den Nordpol oder den arktischen Pol zum Mittelpunkte, den nördl. Polarkreis aber
zum Umkreise haben würde.
Alle nördlich dieses Polarkreises liegenden Teile der Erde faßt man unter dem gemeinsamen Namen der arktischen Polarländer
(Arktis, s. Nordpolarländer)
[* 41] zusammen, spricht aber daneben auch insbesondere von einem arktischen
Europa,
[* 42] arktischen Asien,
[* 43] namentlich aber von einem arktischen Amerika. Der Arktische Ocean (bisweilen Nordpolarmeer
genannt), eine der fünf großen Hauptabteilungen der irdischen Wasserwelt, begreift alle Wasserflächen des Erdballs, welche
etwa durch eine von dem Scoresbysund in Grönland bis zum Nordkap der Skandinavischen Halbinsel gezogene Linie vom Atlantischen
Ocean geschieden sind und zwischen Asien und Amerika durch die Beringsstraße mit dem Großen Ocean im Zusammenhange
stehen. (S. Eismeer.) Die Klimatologie und Pflanzengeographie unterscheiden eine arktische Zone im Gegensatze zu den gemäßigten
und zu den warmen (tropischen) Zonen.
Die Grenzen derselben fallen jedoch nicht mit den geographischen der Polarregion zusammen.
Man gliedert dieselbe in eine
Polarzone, die die Erdstriche zwischen 90 und 72° nördl. Br. umfaßt, in eine eigentliche arktische Zone,
die von 72 bis 66° reicht, und in eine subarktische Zone, die den Erdgürtel zwischen 66 und 58° umfaßt und den Übergang
zu den verschiedenen Gürteln der gemäßigten Zone bildet. Den Gegensatz zu arktisch bildet antarktisch, d. i. alles Land und
Wasser, das um den Südpol herumliegt und sich bis 66 2/3° südl.
Br. erstreckt. Gemäß diesem Gegensatze spricht man von einem antarktischen Polarkreise, von antarktischen Zonen, von
einem antarktischen Ocean und antarktischen Ländern (Antarktis). Indes reicht keiner der fünf Erdteile bis zum südl. Polarkreis.
Als Kern der Südpolarländer nimmt man einen eigenen, um den Südpol gelagerten Antarktischen Kontinent
an. Die Nordgrenzen des Antarktischen Oceans pflegt man bis etwa zu dem Parallelkreise des Feuerlandes hinauszurücken.
das Sternbild des Großen und des KleinenBären, in der Mythologie angesehen als die in Sterne
verwandelten Wärterinnen des Zeus, die idäischen Nymphen Helike und Kynosura.
Der GroßeBär galt auch
als die verwandelte Kallisto (s. d. und Arkas).
(spr. ahrkreit),Sir Richard, der Vervollkommner der Baumwollspinnmaschine, geb. zu Preston in
Lancashire, war ursprünglich zu Wirksworth (Derbyshire) Barbier, widmete sich aber von 1767 an ausschließlich
der Mechanik und beschäftigte sich zunächst in Warrington mit der Konstruktion eines Perpetuum mobile. Später bemühte
er sich auf Zureden eines Uhrmachers NamensKay, mit diesem gemeinschaftlich eine Baumwollspinnmaschine auszuführen, wobei
er, durch Atherton in Liverpool
[* 44] mit Geld unterstützt, die von Wyatt schon um 1738 versuchte, aber nachher
vergessene Anwendung von Streckwalzen zum Ausziehen der Fäden wieder aufnahm und mit bestem Erfolge in Anwendung brachte.
Die von Arkwright konstruierte Spinnmaschine,
[* 45] auf der viele Vorgespinstfäden gleichzeitig ausgestreckt, durch Drehen gefestigt und
auf Spulen aufgewickelt werden, wurde Wassermaschine (watermachine, waterframe) genannt, weil sie die erste war, zu deren Betrieb
Wasserkraft gebraucht wurde, und der Name ist ihr, nachdem sie meist nur unwesentliche Veränderungen erlitten,
bis jetzt geblieben. Arkwright starb zu Cromford.
ein Bergpaß des nordwestl. Tirols, 1797 m hoch, liegt östlich von Bludenz, westlich von Landeck zwischen dem
vorarlbergischen Klosterthal und dem tirol. Stanzerthal. Wie das Joch des Arlberg die Grenze zwischen
Vorarlberg und dem eigentlichen Tirol
[* 46] und die östlichste Mark der alamann. Mundart bezeichnet, so bildet es auch die Wasserscheide
von Rhein und Donau und die Grenze zwischen den krystallinischen Schiefern der Silvretta-Alpen und der Kalkzone der Lechthaler Alpen.
Bis gegen das Ende des 18. Jahrh. war der Weg über den Arlberg ein
rauher Saumweg, seiner vielen Wildbäche, Lawinen und Schneestürme wegen verrufen; 1786 wurde ein Fahrweg angelegt und dieser
1822-25 zur Poststraße ausgebaut. Die jetzige Arlbergstraße zieht sich von Bludenz (581 m) südöstlich durch das Thal
[* 47] der
Ill hinauf, biegt dann bei St. Peter östlich in das von der Alfenz durchflossene Klosterthal ein und
¶
mehr
steigt dem Flusse nach, an mehrern Orten durch Schutzbauten vor Lawinen gedeckt, über Braz (704 m), Dalaas (931 m), Klösterle
(1057 m) und Stuben (1418 m) zu der öden unwirtlichen Paßhöhe (1797 m) zwischen dem Schindlerspitz (2640 m) und dem Peischelkopf
(2409 m) hinauf. Etwa 0,5 km jenseit derselben liegt in düsterer Umgebung 1781 m ü. d. M. das ehemalige
St. Christophshospiz (mit Kapelle und Wirtshaus), 1386 samt der dazu gehörigen St. Christophsbruderschaft zur Rettung verirrter
und verunglückter Reisender von dem Hirten Heinrich Findelkind gestiftet.
Vom Hospiz senkt sich die Straße stark bergab nach St. Anton (1302 m), dem obersten Dorfe des Stanzerthals,
und erreicht durch dieses Thal, der Rosanna und später der Sanna folgend, Landeck (813 m) am Inn, wo sie in die Innthalstraße
einmündet. Von Bludenz bis zur Paßhöhe beträgt die Distanz 43 km, von dieser bis Landeck 33 km. -
Die Arlbergbahn, eine österr. Staatsbahn (136,5 km), unter der Betriebsdirektion in Innsbruck,
[* 49] führt
von Innsbruck über Landeck (eröffnet nach Bludenz Zwischen St. Anton und Langen 10,25 km langer Tunnel,
[* 50] dessen Durchstich 3½ Jahre währte; er ist zweigleisig (die Bahn ist sonst nur eingleisig) und kostete 16 Mill. Fl. Der Ostausgang
des Tunnels ist 1302 m, der Westausgang 1215 m, der höchste Punkt im Innern 1311 m hoch (486 m unter
dem Arlbergpaß) gelegen.
Die Temperatur im Innern beträgt 15-18° C., die Durchfahrt dauert 20-25 Minuten. In Bludenz schließt die gleichfalls dem
österr. Staate gehörende Vorarlberger Bahn von Bludenz über Feldkirch nach Lindau
[* 51] (67,8 km, eröffnet)
an, mit Zweigbahn Feldkirch-Buchs (18,5 km) und Lautrach-St.
Magarethen (9,6 km), zusammen 95,9 km. -
(spr. -ekkihno, frz. Arlequin), eine der komischen
Masken
[* 53] im national-ital. Stegreifspiele, der Commedia dell' arte (s. d.).
Der annehmbarste der zahlreichen Herleitungsversuche des Namens ist derjenige, der ihn mit dem alten franz. hellequin (Höllenspuk,
besonders wilder Jäger) in Verbindung bringt. Arlecchino erscheint in knappanliegender Tracht, die aus Tuchläppchen aller Farben zusammengestickt
ist, mit kurzgeschnittenem Haar,
[* 54] oft mit einer schwarzen Halblarve, leicht beschuht, ein hölzernes Schwert im Gürtel.
[* 55]
Die Herkunft dieser wie anderer volkstümlicher Masken aus den altröm. Mimen oder Atellanen (s. d.) ist sehr zweifelhaft. Arlecchino stammt
aus Bergamo, dessen Mundart er in der ältern Zeit spricht, und gehört zu den Zanni, d. i. den possenhaften
Bedientenrollen; gewöhnlich ist er einfältig, zuweilen dummpfiffig und boshaft gegen die beiden andern Typen der Commedia
dell' arte, Pantalone und Dottore. Mit dem ital. Lustspiel kam der Arlecchino um 1579 nach Frankreich, wo er bis in die ersten Jahrzehnte
des 19. Jahrh. im Ballett fortlebte; ebenso verdrängte er als Harlekin Ende des 17. in Deutschland den
Hanswurst (s. d.). In Italien
[* 56] (s. Bertinazzi) ist er noch vorhanden, besonders im Marionettentheater.
Manteau d'Arlequin heißt auf den Theatern die gemalte Draperie, die, dicht hinter dem Vorhange, den ganzen Bühnenraum umschließt.
Vielleicht bezeichnete
dieser Name ursprünglich den Ort, wo sich im alten Mysterium der Höllenrachen
befand und der hellequin erschien. -
Vgl. Wesselofsky im «Giornale storico della Lett. Ital.» XI.
1) Arrondissement im franz. Depart. Bouches-du-Rhône in der Provence, hat 2277,48 qkm, (1891) 81 413 E., 32 Gemeinden und
zerfällt in die 8 Kantone: Arles-Est (15 586 E.), Arles-Ouest (11 293 E.), Châteaurenard (143,37 qkm, 15 814 E.),
Eyguières (171,43 qkm, 6756 E.), Orgon (178,68 qm, 9320 E.), Saintes Maries (375,91 qkm, 1025 E.), St. Remy (209,90 qkm, 11 012 E.),
Tarascon (128,52 qkm, 10 607 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements Arles, links des östl. Hauptarms der
sich hier teilenden Rhône, 45 km von deren Mündung ins Meer und an den Linien Paris-Lyon-Marseille-Nizza, Arles-Lunel (45 km),
Arles-St. Louis du Rhône (41 km) und der Zweiglinie Arles-Fontvieille-Salon (46 km) der Franz.
Mittelmeerbahn, in reizender Umgebung zwischen Gärten und Wiesen gelegen, hat (1891) 13 377, als Gemeinde 24 288 E.,
ein Collège, ein Handelsgericht, eine hydrogr. Schule, eine öffentliche Bibliothek, ein naturhistorisches und ein reichhaltiges
Antiquitätenkabinett. Arles ist eine der ältesten StädteFrankreichs, deren Glanz noch eine Menge wohlerhaltener Denkmäler bekunden.
Unter diesen sind bemerkenswert: das Amphitheater (les Arènes) von 140 m Länge und 103 m Breite
[* 57] mit doppelter
Bogenstellung, 1846 restauriert, jetzt Schauplatz für Stierkämpfe;
die Reste eines Theaters, zu denen der sog. Rolandsturm
gehört;
ferner im O. der Stadt ein schon von den Römern
benutzter Begräbnisplatz, die Elyseischen Felder (oder Alyscamps), woselbst viele altchristl.
Sarkophage
aufgefunden worden sind u. s. w. Er wurde 1847 beim Bau der Mittelmeerbahn und eines Kanals aufgefunden. (Vgl. E. Le Blant,
Études sur les sarcophages chrétiens de la ville d'Arles, Par. 1878.) Das Theater
[* 60] ist der Fundort ausgezeichneter Statuen,
darunter der «Venus von Arles», die 1683 in das Louvre zu Paris
[* 61] kam. Die St. Trophime-Kathedrale zeigt ein
herrliches Portal in altroman. Stil des 12. Jahrh.; das dazugehörige Kloster hat einen höchst bemerkenswerten Kreuzgang mit
vier Galerien, die alle Arten des Rund- und Spitzdogenstils aufweisen; das Stadthaus wurde von Mansard erbaut.
Die alte Annenkirche dient als Altertumsmuseum (Musée lapidaire). Ferner bestehen hier Schiffbauanstalten,
große Maschinenbau- und Reparaturwerkstätten der Eisenbahn (1200 Arbeiter), Fabrikation von Eisenbahnwagen, Seidenwaren,
Hüten und Tabak,
[* 62] sowie lebhafter Handel mit Wein, Getreide,
[* 63] Vieh, berühmten Würsten, Früchten und Öl. Zur Austrocknung der
ungesunden Sümpfe und zur Beseitigung der vielen Hindernisse für die Schiffahrt auf der Rhône ist ein 47 km
langer, 60 m breiter und 7-9 m tiefer Kanal
[* 64] (Kanal von Arles) bis zur Südküste nach Bouc geführt worden. Über die¶
mehr
Rbône führt eine Schiffbrücke nach Trinquetaille, das als Vorstadt von Arles auf der durch Viehzucht ausgezeichneten
Delta-InselCamargue liegt.
Arles, im AltertumArelate, kam zu Ausgang des 2. Jahrh. v. Chr. in röm. Besitz und wurde von Cäsar oder Augustus zur Militärkolonie
eingerichtet. Später war es Residenz des Kaisers Maximianus, dann zeitweise Konstantins d. Gr., unter
dem es als Constantia seine Blütezeit erlebte, dann Hauptstadt der PräfekturGallien und im 5. Jahrh. einige Zeit Residenz
des Westgotenkönigs Eurich. Die Stadt kam 508 an das Ostgotenreich, 535 an die Franken und wurde 879 Hauptstadt des Königreichs
Arelat (s. d.). Seit 1214 Reichsstadt, unterwarf sie
sich 1251 Karl vonAnjou, Grafen von Provence; 1481 wurde sie mit Frankreich vereinigt.
Die Bedeutung ihres Handels glich im Mittelalter der von Marseille,
[* 66] Genua
[* 67] und Pisa.
[* 68] Bis ins Mittelalter wurden in Arles zahlreiche
Synoden abgehalten, die Arelatischen Synoden, von denen die wichtigsten sind: die erste, 314, die im Donatistischen
Streit (s. Donatisten) gegen Donatus entschied;
die zweite, 354, die im Arianischen Streite gegen Athanasius (s. d.) Partei
ergriff;
die von 475, welche die Prädestinationslehre des Presbyters Lucidus verdammte;
die letzte fand 1275 statt.
Bis
zur Revolution war Arles Bischofssitz. - Vgl. Joanne, Arles (Par. 1888).
1) Bezirk im schweiz. Kanton
[* 69] Basel-Land, hat (1888) 21 903 E., darunter 10 574 Katholiken und 46 Israeliten
in 16 Gemeinden. - 2) Flecken und Hauptort im Bezirk in 345 m Höhe, 1 km nordöstlich von der Station Dornach der Linie Basel-Biel
der Jura-Simplonbahn, hat (1888) 1035 E., darunter 265 Evangelische, Post, Telegraph,
[* 70] Kirche mit Fresken
und guter Orgel. In der Nähe das ehemalige fürstbischöfl. Schloß Birseck (jetzt Privatbesitz) mit großemPark. Arlesheim war
1678-1792 Sitz des Domkapitels des BistumsBasel.
[* 71]
(spr. arlängkuhr), Charles Victor Prévot, Vicomte d', franz. Romanschriftsteller, geb. auf
Schloß Mérantris bei Versailles,
[* 72] gewann Napoleons Gunst durch das Gedicht «Une
matinée de Charlemagne» (1810),
Bruchstück des bourbonistischen «Charlemagne ou la Caroléide» (1818); nach Ludwigs XVIII.
Rückkehr Requêtenmeister, wurde er nach den HundertTagen abgesetzt. Er schrieb mehrere schwülstige, der reaktionär-aristokratischen
Zeitströmung Rechnung tragende Romane, wie «L'étrangère» (1822),
«Le rénégat» (1822) und besonders «Le
solitaire» (1821; 11. Aufl. 1825),
der in alle europ. Sprachen übersetzt wurde. Nach 1830 verfaßte Arlincourt «historische»
Romane, voll Ausfälle auf das Julikönigtum: «Les rebelles sous Charles V» (6 Bde.,
1832),
«Les écorcheurs, ou l'ursupation et la peste» (3 Bde.,
1833),
«Le brasseur roi» (1833; 4. Aufl. 1835) u. s. w.
Die Februarereignisse 1848 veranlaßten Broschüren, wie «Dieu le veut» (64. Aufl. 1850),
«Place au droit!»
(12. Aufl. 1850) u. s. w., die die Einsetzung «Heinrichs V.» verlangten. Arlincourt starb zu Paris.
(spr. ährlingt'n), Henry Bennet, später Graf von Arlington, Mitglied des engl. Cabalministeriums (s. d.) unter Karl II.,
war zu Arlington in Middlesex 1618 geboren. Zuerst zum Pfarrer bestimmt, ergriff er im Bürgerkrieg 1642 die
Waffen
[* 73] für Karl I. und teilte sodann die VerbannungKarls II. Seit seinem Übertritt zum Katholicismus gehörte er nach der Restauration
zu dessen eifrigsten Vorkämpfern. Er war der Mittelpunkt
der Opposition gegen Clarendon und wurde 1662 Staatssekretär; 1663 erhob
ihn der König zum Baron von und als dieser die mit Holland und Schweden (1668) geschlossene Tripelallianz wieder zu brechen
wünschte, gehörte Arlington zu seinen Vertrauten; er und Clifford wußten allein von den Abmachungen Karls mit Ludwig XIV. zum Schutze
des Katholicismus in England. Damit trat in das Cabalministerium, ging 1672 als Gesandter an den franz.
Hof
[* 74] und wurde zum Grafen von Arlington erhoben. Aber bei den Mißerfolgen der neuen Politik sank auch sein Einfluß, 1674 legte
er sein Amt als Staatssekretär nieder; seine Bemühungen, wieder zu Ansehen zu gelangen, schlugen fehl. Er starb
Vgl.
seine Letters to W. Temple from 1665-70, hg. von Th. Babington (2 Bde., Lond. 1701).
-
Arlington hinterließ nur eine Tochter, Isabella, die 1672 den natürlichen Sohn Karls II., Heinrich, Grafen von Euston und Herzog
von Grafton, heiratete und deren Nachkommen auch den Titel der Grafen von Arlington führen.
(spr. arlóng; das röm. Orolaunum vicus), vläm.
Aarlen, Hauptstadt der belg. Provinz Luxemburg,
[* 75] an der Linie Brüssel-Arlon-Sterpenich der Belg. Staatsbahnen,
[* 76] von der hier eine
Zweigbahn (23 km) nach Longwy führt, in 404 m Höhe, auf einem Bergrücken der Ardennen an den Quellen der Semoy, ist ein sehr
wohlhabender Ort mit (1890) 8029 E., Post, Telegraph, einer Sammlung in der Umgegend gefundener röm.
Altertümer, darunter interessante Steinskulpturen, und Fabrikation von Eisenwaren, Leder, Tabak, Fayence
[* 77] und Thonpfeifen.
- Unter ihrem jetzigen Namen wird die Stadt zuerst 870 bei der Teilung des Reichs Lotharingen erwähnt; 1214 fiel Arlon an die
Grafschaft Luxemburg und wurde zugleich befestigt. 1684-97 war Arlon französisch, gelangte
dann aber wieder zu Luxemburg und kam 1831 an Belgien. Im ersten Koalitionskriege wurde (April 1794) in der Nähe von Arlon mehrmals
gekämpft.
Ferd., Ritter von, Augenarzt, geb. zu Obergraupen bei Teplitz, studierte in Prag
[* 78] Medizin, wirkte 1840-42
als Assistent an der dortigen Augenklinik, wurde 1849 zum ord. Professor der Augenheilkunde daselbst ernannt und 1856 als
solcher nach Wien berufen, wo er starb. A.s europ. Ruf als Augenarzt gründete sich auf sein Hauptwerk: «Die Krankheiten
des Auges für praktische Ärzte geschildert» (3 Bde., Prag 1851-56, mehrfach neu aufgelegt). Von seinen
übrigen Arbeiten sind außer der populären Schrift «Die Pflege der Augen im gesunden und kranken Zustande» (Prag 1846; 3. Aufl.
1865) hervorzuheben: «über die Verletzungen des Auges mit besonderer Rücksicht auf deren gerichtsärztliche Würdigung»
(Wien 1875),
«über die Ursachen und die Entstehung der Kurzsichtigkeit» (ebd. 1876),
«Zur Lehre
[* 79] vom Glaukom» (ebd. 1884); ferner seine Beiträge zu dem von ihm mit Donders
und Albr. von Graefe herausgegebenen «Archiv für Ophthalmologie» (seit 1854 zu Berlin)
[* 80] sowie der Abschnitt «Operationslehre»
in dem von Alfr. Graefe und Sämisch redigierten «Handbuch der gesamten Augenheilkunde» (Lpz. 1874). Nach
seinem Tode erschien: «Meine Erlebnisse» (Wiesb. 1887).
(lat. Brachium), der Name für die obern (vordern) Extremitäten des Menschen und der mit Händen versehenen Säugetiere.
Der Arm besteht aus der Schulter, dem Oberarm, dem Vorderarm und der Hand.
[* 81] Der Schultergürtel wird durch zwei
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mehr
Knochen,
[* 83] Schlüsselbein und Schulterbein, gebildet, das des Oberarms aus einem einzigen festen Röhrenknochen (Humerus), das
des Vorderarms aus zweien, dem Ellbogenknochen (Ula) und der Speiche (Radius), das der Hand aus 8 Handwurzelknochen, 5 Mittelhandknochen
und 14 Fingergliederknochen. (S. die Tafel: Das Skelett
[* 84] des Menschen.) Durch sein freies Schultergelenk ist der
Arm die beweglichste Extremität und vorzugsweise Greifwerkzeug. Bei denAffen
[* 85] dient er noch mehr oder minder als Stütze des
Körpers bei der Ortsbewegung,
[* 86] während bei dem Menschen diese Funktion nur den untern Gliedmaßen zufällt.
Diese Trennung der Funktionen und der bewegliche Bau derHand (s. d.) ist eine Bedingung der Geschicklichkeit
und Kunstfertigkeit des Menschengeschlechts. Die Bildung und Zahl der Knochen, welche den Arm zusammensetzen, entspricht der
Bildung des Beins; die verschiedene Stellung der Gelenke, z.B. Knie und Ellbogen, ist durch eine Drehung des Oberarmknochens um
seine Achse bedingt, die beim Menschen einen rechten Winkel
[* 87] beträgt. Die Muskeln,
[* 88] welche den Arm im ganzen
bewegen, liegen an Brust, Rücken und Schulter; die den Unterarm bewegenden am Oberarme, die die Hand (im ganzen) in Bewegung
setzenden am Unterarm, und zwar letztere beiden Gruppen so verteilt, daß die Beugemuskeln an der innern, die Streckmuskeln
an der äußern Seite angebracht sind.
Als ein besonders vorspringender und deutlicher Muskel ist der an der Innenseite des Oberarms gelegene
Musculus biceps zu nennen, welcher bei starker Beugung des
[* 89] Ellbogengelenks sehr stark anschwillt; man hat sich gewöhnt, nach
seiner Fülle und Prallheit die Entwicklung des Muskelsystems überhaupt zu beurteilen. In der Achselhöhle treten die großen
Gefäß- und Nervenstämme vom Rumpfe an den Arm hinüber und laufen an der Innenseite des
Musculus biceps herab.
Die große Schlagader teilt sich an der Innenseite des Ellbogengelenks in zwei Äste, deren einer an der Kleinfingerseite,
der andere an der Daumenseite des Unterarms her abläuft. Letzterer liegt in der Nähe der Hand so nahe
der Haut,
[* 90] daß sein Pulsschlag besonders deutlich zu fühlen ist. Die Venen des Arm liegen teils neben den Pulsadern, teils
verlaufen sie dicht unter der Haut. Von den Nervenstämmen des Arm, welche von den vier untern Halsnervenpaaren entspringen,
liegt besonders der sog. Ellbogennerv (Nervus ulnaris) stellenweise sehr oberflächlich, so z. B. in der
Furche zwischen dem mittlern und innern Ellbogenknöchel, daher ein Stoß dort heftige Schmerzen macht. (S. Ellbogen.)
in Spanien Bezeichnung für bewaffnete Macht, namentlich Kriegsflotte. Vorzugsweise versteht man aber unter
der Spanischen Armada die sog. unüberwindliche Flotte, die Philipp II. 1588 unter dem
im Seekrieg unerfahrenen Herzog von Medina-Sidonia und
dem Viceadmiral Martinez de Recalde gegen Elisabeth von England schickte,
um den Tod der Maria Stuart zu rächen. Die Flotte, deren Kosten man auf 180 Mill. M. berechnete, bestand
aus 130 großen und 30 kleinern Kriegsschiffen und führte fast 30000 Mann und 2630 Kanonen nebst dem Großinquisitor und 150 Dominikanern
an Bord. Kaum hatte die Flotte Lissabon
[* 91] verlassen, als sie ein Sturm zerstreute, so daß in
Coruña die Schiffe
[* 92] ausgebessert werden mußten.
Hierauf segelte sie durch den Kanal der flandr. Küste zu, um die von den Holländern und Engländern gesperrten Häfen Nieuport
und Dünkirchen
[* 93] zu befreien, damit das daselbst unter dem Herzog von Parma gesammelte Landheer von 31000 Mann und 4000 Pferden
eingeschifft und unter dem Schutze der Armada nach England geführt werden könnte. Elisabeth hatte trotz aller Mahnungen
keine genügenden Vorbereitungen getroffen; doch hatten ihre Schiffe eine tüchtige Bemannung und geübte Führer, wie Drake,
Frobisher, Hawkins.
Auf der Höhe von Plymouth
[* 94] kam die in einem Halbkreise steuernde der noch nicht 80 Schiffe starken engl.
Flotte unter dem Oberbefehl Lord Howards zu Gesicht,
[* 95] der, zu schwach, eine offene Schlacht zu wagen, die feindliche Flotte
mit Geschützfeuer während der Fahrt belästigte. Auf der Höhe von Dünkirchen angelangt, hemmte eine Windstille 7. Aug. jede
Bewegung der Spanier. Durch acht Brander, die der engl. Befehlshaber gegen die Armada treiben ließ,
geriet diese in solche Verwirrung, daß Howard 8. Aug. den Angriff wagen konnte.
Als die Spanier nach tapferer Gegenwehr eine Anzahl ihrer Schiffe vernichtet oder in den Händen der Engländer und Holländer
sahen, gab der Herzog von Medina-Sidonia die Befreiung von Nieuport und Dünkirchen auf. Da ein starker
Südwind die Fahrt durch den Kanal nicht gestattete, so beschloß er, die Flotte durch die Nordsee nach Spanien zurückzuführen.
Aber ein furchtbarer Orkan traf die Spanier bei den Orkney-Inseln und zerstreute die Schiffe der Armada nach allen Richtungen.
Einige fanden an Norwegens Klippen,
[* 96] andere auf dem offenen Meere, noch andere an den schott. Küsten ihren
Untergang. Nur wenige Schiffe führte Recalde schwer beschädigt nach Spanien zurück, wo selbst noch im Hafen zwei Galeonen
durch Zufall ein Raub der Flammen wurden. Erst gegen Ende September lief der Herzog von Medina-Sidonia mit dem Rest der Flotte
im Hafen von Santander ein. Im ganzen soll die Armada auf offener See 75 große Schiffe und 10 185 Mann verloren
haben. Damit war Spaniens Macht gebrochen. Königin Elisabeth ließ zur Erinnerung an das Ereignis eine Medaille mit der Inschrift
prägen: «Adflavit Deus et dissipati sunt» (d. h. Gott blies und sie wurden zerstreut). Nach andern Angaben
ließen dagegen die niederländ. Generalstaaten die Münze prägen, die auch in van Loons «Nederlandsche Historiepenningen»
abgebildet ist. -
Vgl. Fernandez Duro, La A. invicible (2 Bde., Madr. 1884-85);
An historical essay on the Spanish Armada (Lond.
1886);
The Story of the Spanish Armada (anonym, ebd. 1887);
Froude, The Spanish story of the Armada (ebd. 1892).
Gürteltier, Tatu (Dasypus L.), plumpe, südamerik. Säugetiere aus der Ordnung der Zahnlosen (Edentata), vor
allem durch den harten Knochenpanzer ausgezeichnet, der ihre Oberfläche deckt. Der dreieckige langschnauzige Kopf ist mit
Schildern, der Rücken mit einem Panzer bedeckt,
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