von der Zweigbahn
Toulouse-Tarascon der
Südbahn, im ganzen (1886) 69,9 km, und von (1888) 272,2 km Nationalstraßen
durchzogen. Es besitzt von höhern Unterrichtsanstalten ein Lyceum und zwei Collèges und steht hinsichtlich der Volksbildung
weit unter dem Durchschnittsstand des
Landes; unter 1917 Rekruten (1888) waren 402
Analphabeten und bei 1476
Eheschließungen (1886) konnten 345
Männer und 642 Frauen ihren
Namen nicht schreiben.
Von Jesaias (29,1) wird
Jerusalem
[* 2] so genannt.
Doch ist an dieser
Stelle wahrscheinlich der
Text beschädigt.
In der kabbalistischen
Dämonologie der spätern
Juden bezeichnet Ariel einen Wassergeist. Ariel ist der
Name eines Luftgeistes in
Shakespeares«Sturm" und von
hier in
Goethes«Faust» übernommen. - Ariel heißt auch einer der Uranusmonde.
(Sanskrit arya, gewöhnlich ārya; altpers. ariya; ostiran. airya, d. h. Herr),
der
Name, mit dem die indogerman. Bewohner
Vorderindiens,
Persiens und Ostirans sich selbst bezeichneten. Daher stammt
auch der
Name des
LandesIrān, alt-ostiran. Airyana. Im Gegensatz zu den Arier heißen die
Völker anderer Rasse in
Indien in ältester
Zeit dasyu und dāsa, d. h. Sklave, später anārya, wie ostiran. anairya, d. h.
nicht-arisch. In
Indien ist Arier später auch Bezeichnung eines
Angehörigen der drei obersten Kasten im Gegensatz
zu den Çūdra (s. d.).
Hafenstadt in
Umbrien, das jetzige Rimini (s. d.), am
FlusseAriminus, dem jetzigen Marecchia,
gelegen.
Von den Umbriern gegründet, fiel es Anfang des 4. Jahrh.
v. Chr. zugleich mit dem gesamten nördl.
Italien
[* 8] in die
Hände der
Gallier, hundert Jahre später in die der
Römer,
[* 9] die eine
Kolonie daselbst gründeten.
der bedeutendste Quellfluß des
Tapajoz, eines Nebenflusses des
Amazonenstroms auf dessen rechtem Ufer, in dem
brasil.
Staat Mato Grosso, entsteht nördlich von Diamantino auf dem Arinosplateau in 14° südl.
Br. Von den
Quellen des Arinos sind die des zum
Paraguay
[* 10] gehenden
Cuyaba nur 285 m entfernt, so daß man auch
hier schon in der Regenzeit über eine nur 4
Leguas lange
PortageBoote hinübergeschafft hat. Der Arinos verbindet sich unter 10°
20' südl.
Br. mit dem Juruena und nimmt nun den
NamenTapajoz an.
griech.
Dichter und
Musiker aus
Methymna auf
Lesbos, um 620
v. Chr., wird als Erfinder des
kunstmäßigen Dithyrambus (s. d.) genannt. Besonders bekannt ist Arion durch
eine Sage, die schon von Herodot erzählt, von griech. und röm.
Dichtern ausgeschmückt, auch in einem Arion fälschlich zugeschriebenen
Hymnus gefeiert, in neuerer Zeit namentlich von Arion W.
Schlegel undL.Tieck zu
Balladen verarbeitet wurde. Nach der Sage wollten den der sich meist bei Periander
von
Korinth
[* 11] aufhielt, als er mit reichen Schätzen von
Sicilien und
Italien nach
Korinth zurückfuhr, die Schiffer aus Habsucht
töten. Arion bat, noch einmal seine Kunst üben zu dürfen, trat festlich geschmückt, die Kithara
[* 12] in der
Hand,
[* 13] auf das
Verdeck
und stürzte sich nach dem
Gesänge in das
Meer.
Aber ein Delphin nahm den Sänger auf den Rücken und trug ihn zum
VorgebirgeTänaron, von wo er nach
Korinth zurückkehrte.
Die Schiffer, die hier später ankamen und versicherten, daß sie Arion wohl und gesund in
Tarent verlassen hätten, ließ Periander
an das Kreuz
[* 14] schlagen. Noch zur Zeit des Periegeten Pausanias stand bei
Tänaron ein
Denkmal aus
Erz, das
einen Mann auf einem Delphin reitend darstellte und für ein
WeihgeschenkA.s galt. Dieses hat wohl die ganze Sage erst hervorgerufen.
Lodovico, ital. Dichter, geb. im Sept. 1474 zu
Reggio in der Emilia, wo sein
Vater, Niccolò degli Ariosti, einer altadligen Familie angehörig, Kommandant der Citadelle
war. Ariosto studierte seit 1489 die
Rechte; mit 20 Jahren erhielt er vom
Vater die Erlaubnis, sich ganz den
schönen Wissenschaften zuzuwenden. Unter Leitung des trefflichen Gregorio von
Spoleto machte er schnelle Fortschritte, wie
schon 1496 die Ode an Philiroe und andere lat.
Poesien zeigten, die aufs glücklichste die Alten nachahmen. 1502 war er
Kapitän
der
Burg von
Canossa und feierte die
Hochzeit des Prinzen Alfonso von
Este mit Lucrezia
Borgia durch ein lat.
Epithalam. 1503 trat er in den Dienst des Kardinals Ippolito von
Este,
Bruders Alfonsos.
Seit 1506 dichtete Ariosto fast nur noch italienisch. Damals beschäftigte ihn bereits die große ritterlich-romantische
Dichtung«Orlando Furioso». Für die Theatervorstellungen am
Hofe von Ferrara
[* 15] verfaßte er die Komödien
«La Cassaria» (1508) und «I
Suppositi» (1509),
in der ersten durchaus, in der zweiten weniger abhängig von Plautus und Terenz. Es folgten die
Lustspiele
«Il Negromante» (1520),
für Papst
Leo X. «La
Lena» (1528 oder 1529) und «Gli Studenti», das er
unvollendet ließ und sein
BruderGabriele ergänzte; diese sind in reimlosen Elfsilbern (sdruccioli) geschrieben, und in dieser
Form arbeitete er auch die anfangs in Prosa geschriebenen ersten zwei Komödien um. Das unstete Leben, zu dem ihn der Kardinal
zwang, die vielen
Reisen und Gesandtschaften mißfielen ihm auf die
Dauer, und 1518 trat er in den Dienst
des
Herzogs Alfonso von Ferrara. Aber Geldverlegenheit bestimmte ihn 1522, das wenig passende herzogl.
Kommissariat in der Garsagnana anzunehmen. Dies eben wieder gewonnene Bergland verwaltete er mit Eifer, konnte aber,
inmitten zahlloser
Banditen und des Zwistes des
Adels, die Ordnung nicht herstellen. 1525 kehrte er nach
Ferrara zurück und baute sich dort ein Häuschen
¶
mehr
mit Garten,
[* 17] das man noch heute sieht. In den J. 1517-31 entstanden seine Satiren in Terzinen (deutsch von Ahlwardt, Berl. 1794);
es sind poet. Episteln an Freunde und Verwandte, Herzensergüsse über die eigene Lage, Urteile über Zeit und Dinge, Lehren
[* 18] einer liebenswürdig weltklugen Moral glücklicher Genügsamkeit, gewürzt mit Geschichtchen aller Art.
Sie spiegeln treu das Wesen A.s ab, der kein Mann der That, aber eine Natur war, die durch Herzensgüte und bescheidene Rechtschaffenheit
erobert. 1516 erschien «Orlando Furioso» in 40 Gesängen, 1521 gab der Autor die 2. Auflage heraus; doch ward das Gedicht vor-
und nachher ohne seine Erlaubnis gedruckt.
Der Beifall war unermeßlich, später erweiterte Ariosto das Gedicht auf 46 Gesänge und gab ihm die Gestalt, in der es heute allgemein
gelesen wird; so war es fertig gedruckt. Seitdem kränkelnd, starb in Ferrara Er ward in der Benediktinerkirche
bestattet, 1573 nach der neuen Kirche gleichen Namens versetzt, wo ihm 1612 sein gleichnamiger Nachkomme
ein glänzendes Grabmal errichtete; dieses ließ 1801 der franz. General Miollis mit den Gebeinen in die Bibliothek von Ferrara
übertragen. 1874 gestaltete sich die 400jährige Feier seiner Geburt zu einem glänzenden Feste.
Der «Orlando Furioso» bildet die Fortsetzung von Bojardos (s. d.) «Orlando Innamorato» und behandelt den
Gegenstand ähnlich. Die große gemeinsame Handlung, der Kampf Karls d. Gr. gegen den Sarazenenkönig Agramonte, der in Frankreich
eingebrochen ist, bildet nur scheinbar den Kern, um den sich die zerstreute Handlung hin und wieder sammelt. Im Vordergründe
stehen die Abenteuer der einzelnen Helden, in denen sich die Kraft
[* 19] und Empfindung der Persönlichkeit zu
entfalten vermag.
Die mannigfach bewegte und beständig wechselnde Welt des Rittertums ist zum Tummelplatz der Phantasie geworden, die sich
in freiem, leichtem Spiele ergeht. In der Verschlingung dieser Episoden, im rechtzeitigen Abreißen und Wiederanspinnen des
Fadens zeigt Ariosto die höchste Kunst. Bojardo ist er weit überlegen in der anmutigen Feinheit der Darstellung
und in der psychol. Entwicklung. Die Poesie ist hier nicht getragen von bedeutenden Gedanken und Fragen des wirklichen Lebens;
sie ergötzt die Einbildungskraft.
Der Dichter selbst glaubt nicht ernstlich an die Wesen der mittelalterlichen Rittersage; daher mischt sich, wie
bei Bojardo, in die Erzählung eine feine Ironie, welche die Fabelwelt zerstört. (Vgl. Samosch, Ariosto als Satiriker, Mind.
1891.) In Ariosto hat das Kunstideal der Renaissance deutlichsten Ausdruck gefunden. Die Form der Oktave handhabt er mit unvergleichlichem
Geschick und hat die Sprache
[* 20] überhaupt völlig in der Gewalt. Neueste Ausgaben von Gioberti (zuletzt 2 Bde.,
Mail. 1870), Casella (2 Bde., Flor.
1877), Prachtausgabe mit Zeichnungen von Doré und Vorrede Carduccis (Mail. 1880); zahlreiche Übersetzungen (auch lat., span.,
russ. und in ital. Mundarten), deutsch u. a.
von Gries (Jena
[* 21] 1804-9; 4. Aufl., Lpz. 1851-52; neue Ausg.
von Fleischer, 3 Bde., Stuttg. 1888;
Auszug 2 Bde., ebd. 1881), am besten von Gildemeister (4 Bde., Berl. 1882).
Die übrigen Werte A.s erschienen als «Opere minori in verso e in prosa diL. Ariosto», hg. von Polidori (2 Bde., Flor.
1857),
eine Gesamtausgabe zuerst Venedig
[* 22] 1730 (2 Bde.). «LetterediL. Ariosto» gab mit einer biogr. Einleitung Cappelli heraus (3. Ausg.,
Mail. 1887).
BiographienA.s schrieben: Barbieri (Ferrara 1773; mit Auszug aus den drei ältern des 16. Jahrh.);
Barussaldi (La
vita de M.L. Ariosto, ebd. 1803; Flor. 1807);
Fernow (A.s, des Göttlichen, Lebenslauf, Zür. 1809).
Vgl. ferner Campori, Notizie
per la vita diL. Ariosto (Mod. 1871);
einer der ältesten bekannten deutschen Fürsten, berühmt durch seinen Kampf mit den Römern unter Cäsar.
Um 71 v. Chr. riefen die Sequaner und Arverner in Gallien die deutschen Sueven am Oberrhein gegen die Äduer
zu Hilfe. Mit 15000 Mann ging Ariovist über den Rhein und zog in Gallien allmählich 120000 Germanenan sich. Die Äduer und ihre
Verbündeten wurden im J. 61 in der Hauptschlacht bei Admagetobriga besiegt und genötigt, den Sequanern Geiseln zu
stellen und Tribut zu zahlen.
Obgleich die Äduer mit den Römern befreundet waren, erkannten diese dennoch im J. 59 den Ariovist als Freund und Verbündeten an.
Als Ariovist aber auch die Sequaner unter seine Herrschaft beugen wollte, sie nötigte, ihm für seine Völker ein Drittel ihrer
Mark, das obere Elsaß, abzutreten und bald noch ein zweites forderte, wendeten sich die Stämme des mittlern
Galliens an Cäsar (im J. 58). Die Verhandlungen Cäsars mit Ariovist führten schnell zum offenen Bruch zwischen Römern und Germanen.
Cäsar kam dem in der Einnahme von Vesontio (Besançon)
[* 24] zuvor; dann kämpften beide Führer einige Zeit
im Sundgau (in der Gegend von Belfort
[* 25] und Mülhausen)
[* 26] gegeneinander. Bei Nieder-Aspach westlich von Mülhausen kam es zu der
Hauptschlacht, in der die Römer siegten. Ariovist entkam über den Rhein in die Heimat, wo er bald nachher starb. -
Vgl. Stoffel,
Guerre de César et d' Arioviste (Par. 1890).
oder El-Araisch (d. h. Weinberg), bei den Europäern Larasch genannt, befestigte Stadt an der atlantischen Küste
von Marokko,
[* 27] 70 km südlich von Tanger, Hauptort der Provinz Azgar, malerisch auf zwei Hügeln am südl. Ufer des Lukkos oder
El-Kos, hat etwa 5000 maur. E., schlecht erhaltene Ringmauern, eine stattliche, von Säulenarkaden gestützte
Börse oder Kaufhalle der Getreidehändler, die aus der Zeit der Portugiesen stammt, einen Bazar, eine schöne Moschee, ein
halbverfallenes Schloß des Gouverneurs und andere Ruinen.
Die Einfuhr in den nur für kleinere Schiffe
[* 28] zugänglichen Hafen betrug 1887: 2 278 755 Frs., die Ausfuhr 1 921 330 Frs. Die
Umgegend ist gut angebaut, reich an Oliven, Orangen und Granaten,
[* 29] aber sumpfig und ungesund. Arisch ist das
alte Lixus am gleichnamigen Flusse. Der Stadt gegenüber, 4 km oberhalb und rechts vom Lukkos, die Ruinen der phöniz. Kolonie
Ler oder Lix, arab. Tschemmts oder Teschmès. In dem von wildem Gestrüpp überwachsenen Ruinenfelde erkennt
man noch die Reste eines Turms und anderer röm. Gebäude. An die Mündung des Flusses verlegte Plinius die Insel und Gärten
der Hesperiden (s. d.).
El-Arisch, ägypt. Stadt und Grenzfestung gegen Palästina, auf einem Felsen am Mittelmeere am Wadiel-Arisch, das
schon im Alten Testamente als «Bach Ägvptens» und Grenze des Landes bezeichnet wird, und an dem die Grenzstadt
Rhinocolura lag, bildet mit 0,5 qkm Kulturfläche und (1882) 3923 E. einen eigenen Verwaltungsbezirk
unter dem Festungsgouverneur. - Im
¶
mehr
Zeitalter der Kreuzzüge wird der Ort Laris genannt. Hier fand König Balduin I. von Jerusalem seinen Tod. Auf der
Höhe von Arisch erfochten die Venetianer 1123 einen Seesieg. Am wurde die Festung
[* 31] von den Franzosen unter Kleber eingenommen, 29. Dez. aber
von den Briten und Türken zurückerobert. Am schloß hier Kleber mit SirSidneySmith die Konvention
von Arisch, die den Franzosen freie Rückkehr nach Europa
[* 32] gewährte, aber von der engl. Regierung nicht bewilligt
wurde.
der Schwiegersohn des Histiäus und dessen Nachfolger als unter pers. Oberhoheit
stehender Tyrann von Milet. Um von dem Perserkönig wegen des Scheiterns einer Unternehmung gegen Naxos nicht zur Verantwortung
gezogen zu werden, regte er 500 v. Chr. durch das Versprechen einer demokratischen Verfassung die ion. StädteKleinasiens zu
einem Aufstande an, erhielt auch von den Athenern und Eretriern 25 Schiffe zur Unterstützung gegen die
Perser. Aber schon 499 unterlagen die Ionier und wurden gezwungen, sich nach Ephesus zurückzuziehen. Als die Athener ihre Schiffe
zurückberufen hatten und auch Cypern
[* 33] von den Persern unterworfen worden war, flüchtete Aristagoras nach Thrazien, wo er 497 bei
der Belagerung von Ennea Hodoi (später Amphipolis) fiel.
(Aristäus, d. h. der Beste), griech. Gott, ein Sohn des Apollon
[* 34] und der Kyrene, der Enkelin oder Tochter des
Flußgottes Peneios in Thessalien. Diese gebar den Aristaios an der Küste von Libyen, die von ihr den NamenKyrenaika erhielt. Hermes
[* 35] übergab das Kind den Horen
[* 36] und der Gaia, die es mit Nektar und Ambrosia groß zogen, oder Apollon brachte
es dem Cheiron zur Erziehung. Aristaios ward von den Musen
[* 37] in der Heil- und Wahrsagekunst unterrichtet. In Böotien vermählte er sich
mit der Tochter des Kadmos, Autonoë, die ihm den Aktaion (s. d.) gebar.
Auf Geheiß Apollons von den Einwohnern gerufen, wehrte er auf der InselKeos der Gluthitze der Hundstage, indem er dem Zeus
[* 38] Ikmaios (d. h. dem Feuchtigkeit Spendenden) opferte. Auch wanderte er nach Sardinien
[* 39] und Sicilien, überall die Spuren seines
wohlthätigen Wirkens zurücklassend, zuletzt nach Thrazien zu Dionysos.
[* 40] Vorzüglich pries man ihn als
Erfinder der Bienenzucht
[* 41] (daher Melisseus genannt), als Beschützer der Jäger (Agreus) und Hirten (Nomios). In einigen Gegenden
identifizierte man den Aristaios mit Zeus oder Apollon, auch dem Dionysos ist er verwandt. Auf alten Münzen
[* 42] wurde er bald dem Zeus,
bald dem Apollon ähnlich dargestellt. Auf der Rückseite erblickt man oft den Sirius, oft auch eine Biene
[* 43] oder Traube.
(Aristainĕtos), griech. Schriftsteller von Nicäa, kam 358 n. Chr. bei dem Erdbeben
[* 44] in Nikomedia um. Er
galt früher als Verfasser einer Sammlung von 50 griech. Briefen mit novellenartigen Liebesgeschichten in anmutloser Darstellung.
Der Verfasser dieser Briefe lebte aber erst in der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. Aus der
einzigen zu Wien
[* 45] befindlichen Handschrift gab die Briefe zuerst Sambucus (Antw. 1560), neuerdings Boissonade (Par. 1822) und
Hercher in den «Epistolographi Graeci» (ebd. 1873) heraus. Ins Deutsche
[* 46] übersetzte sie Herel (Altenb. 1770).
von Samos, Astronom in der ersten Hälfte des
3. Jahrh. v. Chr. Seine Werke sind sämtlich
verloren bis auf eine kleine Schrift «Von der Größe und den Entfernungen der Sonne
[* 47] und des Mondes» (zuerst lateinisch hg.
von Valla, Vened. 1498; dann griechisch von Wallis,
Oxf. 1688, von Nizze, Strals.
1856; deutsch von Nokk, Freiburg
[* 48] 1854). Aristarchus zeigt darin die Methode, das Verhältnis der Entfernungen der Sonne und
des Mondes von der Erde durch den Winkel
[* 49] zu bestimmen, den beide Gestirne in dem Auge
[* 50] des Beobachters zu der Zeit bilden,
in welcher der Mond
[* 51] halb beleuchtet erscheint, und in der daher der Winkel an dem Monde ein rechter ist. Er fand
die Entfernung der Sonne 19mal größer als die des Mondes; dieses Resultat wurde durch das ganze Mittelalter hindurch als
gültig beibehalten. Nach dem Zeugnisse der Alten bestimmte er den scheinbaren Dnrchmesser der Sonne auf 30 Minuten und lehrte
zuerst die Bewegung der Erde um die Sonne.
aus Samothrake, der größte alexandrinische Grammatiker, lebte zu Alexandria um 170 v. Chr.,
unter Ptolemäus VII. Philometor, dessen Sohn, Philopator II., er auch unterrichtet hat, und starb, an einer unheilbaren Krankheit
leidend, den freiwilligen Hungertod 72 J. alt in Cypern. Er war Schüler des Aristophanes (s. d.) von Byzanz, ward dann selbst
Stifter der bedeutendsten philol. Schule im Altertum und galt für den größten Meister der Kritik und
Exegese.
In der grammatischen Theorie vertrat er das Princip der Gesetzmäßigkeit (Analogie) in der Formenbildung, besonders gegenüber
Krates (s. d.), dem Schulhaupte der pergamenischen Grammatiker. Seine Thätigkeit war hauptsächlich der Erklärung und Kritik
griech. Dichter, besonders des Homer, gewidmet, dessen gegenwärtige Gestalt man vorzüglich ihm verdankt.
Seine kritischen Bemerkungen zu Homer sind in den Scholien, besonders in den von Villoison (Vened. 1788), neuerdings von Dindorf
(Oxf. 1875) herausgegebenen zur Ilias, zum Teil erhalten. -
Cavan., Pflanzengattung aus der Familie der Iridaceen (s. d.) mit 15 Arten, größtenteils am Kap;
ausdauernde
Kräuter, mit linealen oder schwertförmigen Blättern, blattlosem, meist zweischneidigem Stengel
[* 52] und in
endständige Köpfchen gestellten Blüten.
Mehrere Arten, z. B. Aristea cyanea, mit himmelblauen Blütenköpfchen, Aristea capitata,
mit ebenfalls blauen Blüten in Köpfchen, Aristea spiralis mit abwechselnd gestellten, bläulichweißen Blumen, die sich nachts
spiralig zusammenwickeln, werden in Gewächshäusern als Zierpflanzen kultiviert.
ein alexandrinischer Hofmann, von dem sich der Aristeasbrief herleitet. Nach diesem soll von Ptolemäus Philadelphus
(285-217) den Auftrag erhalten haben, die heiligen Bücher und 72 Schriftgelehrte aus Jerusalem zu holen, um die griech.-alexandrinische
Übersetzung des Alten Testaments zu verfassen (s. Septuaginta). Er meldet dies in dem Brief seinem Bruder
Philokrates. Der Brief ist zweifellos gefälscht, denn er kann nach dem Inhalt¶
mehr
nur von einem Juden geschrieben sein, leitet sich aber aus der Feder eines griech. Heiden her. Er ist namentlich von Hody (in
den «Libri IV de bibliorum textibus originalibus», Oxf. 1705),
Dale (in der «Dissertatio super Aristea», Amsterd. 1705),
in
Gallandis «Bibliotheca patrum», Bd. 2 (Vened.
1788) und, kritisch berichtigt, von M. Schmidt im «Archiv für wissenschaftliche Erforschung des Alten
Testaments» (hg. von Merx, Bd. 1, Heft 3, Halle
[* 54] 1868) herausgegen.
(Aristeides), athenischer Staatsmann und Feldherr, geb. 535 v. Chr., erscheint zuerst mit Xanthippus seit 509 v. Chr.
als ein Genosse des Kleisthenes bei dessen demokratischer Ausgestaltung der athenischen Staatsverfassung.
Er war dann einer der zehn Anführer (Strategen) der Athener in der Schlacht bei Marathon 490 v. Chr. und bestimmte seine Kollegen,
dem kriegserfahrenen Miltiades den Oberbefehl zu überlassen. Das Jahr darauf war Aristides Archon Eponymos.
Doch wußte Themistokles, dessen Plane, Athen
[* 55] zur Seemacht umzubilden, Aristides entgegenstand, es dahin zu bringen,
daß dieser 483 v. Chr. durch den Ostracismus verbannt wurde. Aristides ging nach Ägina. Als drei Jahre nachher XerxesGriechenland
[* 56] angriff, eilte Aristides, noch ehe seine Verbannung durch die damals erlassene Amnestie erloschen war, herbei, um Themistokles die
Nachricht zu überbringen, daß die griech. Flotte bei Salamis von der persischen umzingelt sei. Am andern
Morgen, dem Tage der Schlacht, nahm Aristides mit den Landungstruppen die von einer auserlesenen Schar Perser besetzte Insel Psyttalea. 479 wurde
er zum Oberfeldherrn der attischen Landmacht erwählt, und trug in der Schlacht bei Platää bedeutend zum Siege bei.
Auf seinen Antrag ward 477 das Gesetz erlassen, das auch die Athener der vierten Steuerklasse zu den öffentlichen
Ämtern zuließ. Als 476 der Übermut des Pausanias die Bundesgenossen zum Abfall von Sparta bewog und demnach Athen die Hegemonie
zur See erhielt, ward dem Aristides die Organisation des neuen attisch-ion. Bundes übertragen. Aristides starb wohl 467 v. Chr.
auf einer Fahrt nach dem Pontus. Lebensbeschreibungen des durch Uneigennützigkeit und strenge Rechtsliebe ausgezeichneten
Mannes «der Gerechte») verfaßten Cornelius Nepos und Plutarch.
Maler der thebanisch-attischen Schule, lebte um 400 v. Chr. Besonders gut soll ihm der Ausdruck der Leidenschaften
in seinen Bildern gelungen sein.
Gerühmt wird die Darstellung einer Mutter, welche, bei der Erstürmung
einer Stadt verwundet, sterbend ihren Säugling von der Brust abhält, damit er nicht Blut statt der Milch trinke.
Die Gemälde
des Aristides wurden mit großen Summen bezahlt.
Älius, griech. Rhetor (Sophist), geb. 117 n. Chr. zu Hadrianopolis in Mysien, gest. wahrscheinlich
185, machte große Reisen in Asien, Griechenland, Italien und Ägypten
[* 57] bis Äthiopien. Als 178 ein Erdbeben Smyrna zerstört hatte,
bewirkte er durch seine Beredsamkeit beim KaiserMarc Aurel eine reichliche Unterstützung zum Wiederaufbau, wofür ihm die
Einwohner eine eherne Statue setzten. Diese ist erhalten und befindet sich im Vatikan.
[* 58] Von ihm giebt es
noch 55 Reden und Deklamationen, darunter besonders angesehen der «Panathenaikos» und
die «Lobrede auf Rom»,
[* 59] und eine theoretische Schrift über öffentliche und einfache Beredsamkeit. Die Kunst des Aristides, seiner
Zeit sehr bewundert, ist in der That
nach der formalen Seite bedeutend, der Inhalt der Reden im ganzen
dürftig. Charakteristisch für den krassen Aberglauben des Zeitalters sind darunter die fünf sog. «Heiligen Reden», die von
einer dreizehnjährigen Krankheit des Verfassers und den Wunderkuren der Asklepiospriester handeln, die er durchmachte. Vollständige
Ausgabe von W. Dindorf (3 Bde., Lpz.
1829). -
ein 1838 in Attika gefundenes altertümliches Grabdenkmal in Form eines schmalen
Pfeilers, worauf der Verstorbene, Aristion, in flachem Relief, mit der Lanze in der Hand und mit Helm, Beinschienen und Panzer
angethan, dargestellt ist. Unter ihr steht die Inschrift des Künstlers: Werk des Aristokles. (S. Tafel: Griechische Kunst II,
[* 53]
Fig. 11.) Man hat die
[* 53]
Figur den Marathonkämpfer genannt.
Aber die neuern Funde haben gelehrt, daß die Entstehung des Werkes in noch ältere Zeit, als die der Perserkriege, in die
zweite Hälfte des 6. Jahrh. v. Chr. hinaufreicht. Von der ursprünglichen Bemalung sind nur die Ornamente
[* 60] am Panzer noch
deutlich zu erkennen. Eine farbige Abbildung findet sich bei Laborde, Le Parthenon (Taf. 7). -
Vgl. Lörchcke
in den «Mitteilungen des Archäologischen Instituts in Athen» (IV, 1879).
griech. Philosoph aus Kyrene, durch den Ruhm des Sokrates nach Athen geführt, dem er persönlich treu anhing;
doch weicht seine später ausgebildete Lehre
[* 61] von der Sokratischen weit ad. Er soll schon vor Sokrates' Tode
als Lehrer aufgetreten sein, später jedenfalls lehrte er nach Sophistenart herumziehend. Die Angaben über seine Reisen, seinen
Besuch am Hofe des Dionysius von Syrakus
[* 62] und sein dortiges Zusammentreffen mit Plato sind anekdotenhaft ausgeschmückt.
Zuletzt lebte er in seiner Vaterstadt und ist wohl auch dort gestorben. Zur Schule des Aristippus gehörten
außer einer Tochter Arete und deren Sohn, dem jüngern Aristippus, Theodorus der Atheïst, Hegesias und Anniceris, die beide unter
dem ersten Ptolemäer lebten; auch Euhemerus pflegt dazu gerechnet zu werden. Die Erkenntnislehre des Aristippus schließt
sich an die des Protagoras an: wir kennen nur die subjektiven Zustände unserer Wahrnehmung, die uns die
objektive Beschaffenheit der Dinge nicht verraten.
Wir geben den Dingen gemeinsame Benennungen, haben aber keine Gewißheit, daß wir dieselben Objekte auch aus gleiche Art
wahrnehmen. So entscheidet auch praktisch nur die subjektive Empfindung der Lust und Unlust. Die Lust ist
sanfte Bewegung, die Unlust rauhe und stürmische; der völligen Bewegungslosigkeit der Seele entspricht der lust- und schmerzlose
Zustand. Der Zustand der Lust ist der einzig erstrebenswerte, daher das alleinige Gut oder Endziel. Sogar soll allein die
augenblickliche Lust ins Auge gefaßt werden, denn nur die Gegenwart ist unser. Andererseits zwar verwirft
er solche Lust, die mit größerer Unlust erkauft wird, unterscheidet auch eine geistigere ästhetische oder auf bloßer Vorstellung
beruhende Lust von der rein sinnlichen. Auch betrachtet er die sokratische «Besinnung»
als den sichersten Weg zur Glückseligkeit. Seine Stellung zur Volksreligion war wohl nur die des Indifferentismus.
«Exegesis» betitelt, verfaßt haben, worin er den Nachweis versucht, daß
die griech. Philosophie vom Gesetze Moses und den Propheten abhängig sei. - Über die vielbestrittene Echtheit dieses Werkes,
das nur aus den bei den Kirchenvätern Clemens von Alexandria und Eusebius citierten Fragmenten bekannt ist, vgl. Schürer,
Geschichte des jüd. Volks im Zeitalter Jesu Christi, Bd. 2 (Lpz.
1886).
Sohn des Aristomachos, Ururenkel des Herakles,
[* 64] war nach der spartanischen Sage der erste König von Sparta
aus dem Stamme der Herakliden (s. d.).
Nach andern Sagen ward er vor der Eroberung des Peloponnes durch die Herakliden vom Blitze
erschlagen, so daß erst seine Zwillingssöhne Könige in Sparta wurden.
der Held der Sagengeschichte des ersten MessenischenKrieges (s. Messenien), bot auf ein Orakel, das die
Opferung einer Jungfrau aus dem Geschlechte der Aipytiden verlangte, seine Tochter selbst an und tötete sie, als ihr Geliebter,
um sie zu retten, erklärte, sie habe ihre Jungfräulichkeit verloren. Nach dem Tode des kinderlosen Königs
zu dessen Nachfolger gewählt, regierte Aristodemus einige Jahre trefflich und erfocht einen großen Sieg. Dann aber kamen unheilvolle
Zeichen, und nach einem grausen Traume vollends verzweifelnd, gab sich Aristodemus auf dem Grabe seiner Tochter den Tod.
(grch.), diejenige republikanische Staatsform, bei welcher eine Elite des Volks als rechtliche Personeneinheit
die Souveränität des Staates ausschließlich trägt und sie entweder mit oder ohne Repräsentation des übrigen Volks ausübt.
Ihr wird die Demokratie (s. d.), d. h. diejenige Republik
entgegengesetzt, in welcher die Gesamtheit oder die Mehrheit aller Staatsbürger die Souveränität ausübt.
Die Idee der Aristokratie ist, daß nur diejenigen, welche dazu besonders befähigt sind, den Staat leiten sollen.
Die fragliche besondere Befähigung ist nach den verschiedenen Verfassungen eine verschiedene, indem bald edlere Abstammung,
bald kriegerische Tüchtigkeit, bald die höhere Intelligenz, bald eine gesteigerte religiöse oder sittliche
Qualifikation, bald die Art und Größe des Vermögens als entscheidend betrachtet werden. Doch sind bei den wirklich herrschenden
Aristokratie meist mehrere dieser Faktoren oder alle verbunden. Man versteht unter Aristokratie aber auch, abgesehen von der Staatsform, die höhern
aristokratischen Klassen.
Die Zugehörigkeit zu denselben kann schon durch die Geburt und die Erbschaft gewisser Immobilien begründet
sein (Geschlechtsaristokratie, Adel [s. d.] im engern Sinne des Wortes), oder sie wird erst durch den Erwerb ihrer Voraussetzungen
(Geld- und Amtsaristokratie, noblesse financière, noblesse de robe), oder wohl auch durch die Wahl erlangt. Von dieser letztern
Art war die Volksaristokratie der alten Römer. Doch sind diese Begriffe unklar und schwankend, ja als
solche anfechtbar; eine histor. Berechtigung hat nur die durch Geburt vererbte Aristokratie In den alten Monarchien findet meist eine
Teilnahme dieser letztern am Staatsregiment in der Form der Ober- oder Herrenhäuser statt.
Dithymoldijodid,
ein Jodsubstitutionsprodukt des Thymols, von der Formel C18H24O2J2 wird
erhalten durch Versetzen einer Lösung von Jod in Jodkalium mit einer alkalischen Thymollösung und stellt ein hellrötlichbraunes,
äußerst zartes geruchloses Pulver dar, welches in Wasser und Glycerin unlöslich, wenig in Alkohol, dagegen
leicht in Äther und fetten Ölen löslich ist. Das Aristol wird in der Chirurgie und Gynäkologie gegen Geschwüre, syphilitische
Ulcerationen, parasitäre Hautkrankheiten,
[* 65] Psoriasis, Lupus u. a. empfohlen, auch als antiseptisches Mittel an Stelle des Jodoforms
benutzt, vor dem es den Vorzug der Geruchlosigkeit hat, ist aber nicht offizinell.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Aristolochiaceen (s. d.) mit gegen 200 Arten in den Tropen und gemäßigten
Zonen der ganzen Erde; ausdauernde Kräuter oder Holzgewächse mit aufrechten oder schlingenden Stengeln oder Stämmen, abwechselnden,
gestielten Blättern von vorherrschend herzförmiger Gestalt und kurzgestielten, achselständigen Blüten mit unterständigem
Fruchtknoten und röhrigem, unregelmäßigem Perigon, das sich über dem Fruchtknoten bauchig erweitert,
dann verschmälert und an seiner Mündung entweder einseitig in eine Zunge ausgezogen ist oder einen horizontal ausgebreiteten,
tellerartigen, seltener einen ganz unregelmäßig oder eigentümlich gestalteten Saum hat. Im Innern der bauchigen Erweiterung
befindet sich eine dicke, kurze Griffelsäule mit sechs ringsherum angewachsenen Staubbeuteln. Die europ.
Arten sind Kräuter mit aufrechtem oder hin und her gebogenem Stengel und kriechendem oder knolligem Wurzelstock. In Deutschland
[* 66] kommt nur Aristolochia clematitisL., Osterluzei (s. Tafel: Hysterophyten I,
[* 63]
Fig. 6) genannt, wild vor, die einen kriechenden Wurzelstock
und zu fünf bis sieben in den Blattwinkeln stehende, etwa 2 cm lange Blüten mit schmutziggelbem, leichtgekrümmtem,
in eine Zunge auslaufendem Perigon besitzt.
Dieses Kraut findet sich vornehmlich in Weinbergen mit kalkigem Boden. Die Wurzel
[* 67] war früher offizinell. Zu ähnlichen Zwecken
dienen die knolligen Wurzelstöcke zweier südeurop. Arten, der Aristolochia longaL. und Aristolochia rotundaL. Die meisten Aristolochien wachsen
in Westindien
[* 68] und dem tropischen Amerika.
[* 69] Viele zeichnen sich durch prächtige oder höchst sonderbar gestaltete, oft auch
sehr große Blumen aus und sind daher kostbare Zierpflanzen der Warmhäuser. Die bemerkenswertesten sind:
1) Aristolochia serpentariaL., eine aufrechte Staude, deren aus vielen dünnen, schlangenartig ineinander geflochtenen Wurzeln bestehender
Wurzelstock unter dem Namen der virginischen Schlangenwurzel bekannt ist und früher als Radix Serpentariae
offizinell war. Die trockne Wurzel des Handels hat einen starken, baldrianähnlichen Geruch und einen bittern, kampferartigen
Geschmack. In ihrem Vaterlande wendet man sie als Gegengift gegen den Biß der Klapperschlange und anderer Schlangen,
[* 70] auch gegen
Wechselfieber an. 2) Aristolochia sipho L'Herit., der Pfeifenstrauch, ein Holzgewächs mit sehr lang werdenden, schlingenden
Stämmen und Ästen, sehr großen Blättern und grünlichgelben, ziemlich großen, einzeln oder paarweise stehenden Blumen, deren
Perigon ähnlich wie ein Tabakspfeifenkopf gestaltet ist. Diese Pflanze wird in Deutschland häufig zu Lauben- und Wandbekleidungen
in Gärten verwendet, besonders an schattigen Stellen.
5) aus Brasilien,
[* 72] ein dankbar blühender Schlingstrauch fürs Gewächshaus, mit großen braungefleckten Blumen. Andere großblumige
tropische Arten, wie Aristolochia ornithocephalaHook., Aristolochia Duchartrei André, A, gigantea Mart.
und Aristolochia grandifoliaSw., die Blumen von 30 cm Durchmesser haben, blühen erst, nachdem sie ein gewisses Alter erreicht haben,
und verbreiten während des Blühens meist einen widerlichen Aasgeruch, weshalb sie selten und nur in
sehr großen Gewächshäusern kultiviert werden. IhreVermehrung geschieht durch Ableger oder Stecklinge.
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Hysterophyten, etwa 200 der wärmern gemäßigten Zone, vorzugsweise
der nördlichen, und dem tropischen Amerika, weniger dem tropischen Asien angehörende Arten umfassend;
Alle besitzen wechselständige gestielte, ganzrandige
oder drei- bis fünflappige Blätter, zwitterige Blüten und ein einfaches dem Fruchtknoten aufsitzendes, dreilappiges oder
unregelmäßig gezähntes Perigon.
Die Zahl der Staubblätter und der Narben in den verschiedenen Gattungen wechselt.
der Held des zweiten messenischen Krieges (s. Messenien) und die Lieblingsgestalt der
messenischen Überlieferung von den Kämpfen gegen die Spartaner. In der Schlacht bei Derä 645 v. Chr. zeichnete er sich so
aus, daß seine Stammesgenossen ihn zum König erwählen wollten; doch nahm er nur den Namen eines «Heerführers», freilich
mit unbeschränkter Gewalt versehen, an. Als nach mehrern anfänglichen Erfolgen die Messenier sich nach
der Bergfestung Eira zurückziehen mußten, hielt Aristomenes noch elf Jahre deren Fall hin. Als sie den Kampf einstellen
und nach Arkadien übertreten mußten, ging Aristomenes nach Rhodus und starb hier bei seinem Schwiegersohne, dem Fürsten
Damagetus von Jalysus.
Aristonette, ein mechan. Musikwerk, konstruiert nach dem
Princip der Spieldosen, auf dem man durch Auflegen runder Papp(Noten-)scheiben jedes beliebige Musikstück spielen kann, wodurch
also die Walze mit Stiften überflüssig wird.
Instrumente ähnlicher Konstruktion sind das Herophon, der Phönix, das Melyphon,
Symphonion, Polyphon und Orphenion;
der größte Komödiendichter des Altertums, daher von den Alten oft einfach «der Komiker» genannt, geb.
um 450 v. Chr., gest. zwischen 387 und 380 zu Athen; von seinem Leben ist wenig bekannt. 427 brachte er seine erste Komödie,
jedoch noch unter fremdem Namen, zur Aufführung. Als er 426 in den «Babyloniern» den mächtigen Demagogen
Kleon verspottet hatte, wurde er von diesem angeklagt, daß er in Gegenwart der Abgeordneten der Bundesgenossen die Politik
Athens verhöhnt habe; dann auch wegen unberechtigter Anmaßung des athenischen Bürgerrechts: sein Vater sollte nicht attischer
Herkunft
sein.
Von etwa 44 Stücken des Aristophanes sind noch 11 erhalten: «Die Acharner», «Die Ritter»
(ein scharfer Angriff auf Kleon),
«Die Wolken» (diese aber in einer zweiten, vom Dichter nie vollendeten Umarbeitung),
«Die
Wespen», «Der Friede», «Die
Vögel»,
[* 73] «Lysistrata», «Die
Weiber am Feste der Thesmophorien» («Thesmophoriazusen»),
«Die Frösche»,
[* 74] «Die Weibervolksversammlung»
(«Ekklesiazusen») und «Der Reichtum»
(«Plutos»; ebenfalls in der zweiten, aber vollendeten Bearbeitung). Diese
sind die Blüte
[* 75] der alten Komödie. Um sie aber zu würdigen, bedarf es großer Vertrautheit mit der Geschichte Athens zu jener
Zeit, da die Komödien voll sind von Beziehungen auf Zeitgenossen, auf die Politik des athenischen Staaten,
auf Leben, Sitten und litterar. Zustände in der Stadt. Neben dem glänzenden und kühnen Witze des Aristophanes bewunderten
die Griechen besonders seine echt attische Anmut.
Ein Plato zugeschriebenes Epigramm sagt, die Grazien hätten sich seinen Geist zur Wohnung ausersehen. Nach seinen polit. und
ethischen Anschauungen ist Aristophanes konservativ, ein Anhänger alter Sitte, Lehre und Kunst, daher seine Ausfälle
gegen Sokrates, in dessen Person er die sophistischen Grübeleien jener Zeit in den «Wolken» verspottet, und gegen Euripides
in den «Fröschen» und andern Komödien. Die Freiheit der alten Komödie gewährte der persönlichen Satire weiten Spielraum,
und Aristophanes machte davon einen so schrankenlosen Gebrauch, daß nichts Göttliches und Menschliches,
wo es irgend eine Blöße bot, von ihm verschont blieb.
Selbst das athenische Volk scheute er nicht. Unaufhörlich wirft er ihm Wankelmütigkeit, Leichtsinn, Liebe für Schmeicheleien,
thörichte Leichtgläubigkeit und Neigung zu überspannten Hoffnungen vor. In seiner ersten Zeit wählte Aristophanes mehr
das öffentliche Leben und dessen Vertreter zum Gegenstande seiner Dramen, später, nachdem auch die Bühnenfreiheit
um 414 gesetzlich beschränkt war, nähert er sich in den Stoffen der sog. neuern Komödie (s. Griechische Litteratur, III).
Geradezu als deren Vorläufer galt der «Kokalos». Aristophanes brachte das Stück, in dem ein junger Mensch ein Mädchen verführt
und, nachdem er ihre Abkunft entdeckt, heiratet, in seinen letzten Lebensjahren unter dem Namen seines Sohnes Araros zur Aufführung.
Herausgegeben ist Aristophanes namentlich von Brunck (3 Bde., Straßb. 1781-83),
von Invernizzi, vom 7. Bande an von W. Dindorf fortgeführt und mit dem 13. Bande (1826) vollendet, von Bekker (5 Bde.,
Lond. 1829); wiederholt von Dindorf (zuletzt Lpz. 1869) und von Blaydes
(Halle 1880 fg.). Handausgaben von Bergk (2. Aufl., 2 Bde., Lpz.
1872) und von Meineke (2 Bde., ebd. 1860); Auswahl mit deutschen
Anmerkungen von Kock (Berlin,
[* 76] seit 1852 in mehrern Auflagen). Unter den Ausgaben einzelner Stücke sind hervorzuheben: «Plutos»
von Hemsterhuis (Harlingen 1744 und Lpz. 1811),