alle
Beschlüsse des
Rats und der
Bürgergemeinde, die ihm den bestehenden Gesetzen oder dem Wohl des
Staates nicht zu entsprechen
schienen, sein Veto einlegen. Im Augenblicke der Gefahr griff der Areopagus auch eigenmächtig in die Leitung der
Staatsangelegenheiten ein, wie zur Zeit der
Perserkriege. Seine Versammlungen hielt der Areopagus unter freiem
Himmel,
[* 2] am Ende jedes
Monats drei Nächte nacheinander. Als Stimmzettel dienten kleine
Steine, und wenn die
Stimmen gleich waren,
so nahm man an, daß Pallas zu Gunsten des Beklagten entscheide.
Weil aber der Areopagus seiner Natur nach konservativ war, so wurde seine polit. Macht allmählich der attischen Fortschrittspartei
lästig. Unter
Führung des Ephialtes und
Perikles wurde daher 461-460 der in der Hauptsache wieder auf
seine ursprüngliche Bestimmung als Gerichtshof über
Mordu. dgl. beschränkt. Nach dem
Sturze der
Dreißig Tyrannen aber erhielt
er die von
Solon ihm übertragene polit. und diskretionäre
Vollmacht größtenteils zurück. Noch in den röm.
Zeiten, wo er ein sehr ausgedehntes polizeiliches Oberaufsichtsrecht, auch die
Aufsicht über das Erziehungs- und
Unterrichtswesen
führte, genoß der Areopagus hohes Ansehen; er erlosch wahrscheinlich Ende des 1. Jahrh.
n. Chr. -
Vgl. Schömann,De Aeropago et Ephetis (Greifsw. 1833);
Philippi, Der und die Epheten (Berl. 1874);
Lange, Die Epheten und
der Areopagus vor
Solon (Lpz. 1874).
1) Departamento in
Peru,
[* 3] hat 59 017 qkm und (1876) 160 282 E. - 2) Hauptstadt des Departamento am Westabhang
der
Anden, 90 km (165 km Eisenbahn) vom
Meere und 2329 m über demselben, am
Chile
[* 4] (mit einer 127 m langen
Brücke),
[* 5] in dem lieblichen Flußthale Quilca, in sehr gemäßigtem und gesundem
Klima
[* 6] (16° 24' südl.
Br.), ist eine der am
besten gebauten
StädteSüdamerikas, Sitz eines
Bischofs und deutschen Konsuls, aber oft von
Erdbeben
[* 7] heimgesucht, berühmt
durch die Schönheit ihrer Frauen, hat (1889) 30000 E., eine
Kathedrale, eine gelehrte Schule;
Baumwoll-,
Gold- und Silbermanufakturen, Edelsteinschneidereien und ist eine Hauptniederlage europ.
und amerik.
Waren. Der größte
Teil des im Innern Perus gewonnenen
Goldes,
Silbers,
Antimon- und Bleierzes wird in den nächsten Häfen
eingeschifft, in Islay, Quilca, in Arantac und vor allem in Mollendo. Ferner werden ausgeführt:
Alpakawolle, gewaschene Schafwolle,
Häute,
Kaffee,
Koka,
Baumwolle
[* 8] und bolivian. Erzeugnisse. Mit Mollendo ist Arequipa durch eine Eisenbahn verbunden;
auch ist der Ausgangspunkt der
Bahn auf das Plateau des
Titicacasees nach
Puno, der zweithöchsten (4170 m) aller Cordillerenbahnen.
- Arequipa, auf
Befehl Pizarros 1538 gegründet, wurde bei dem großen
Erdbeben 13. bis fast vollständig
zerstört, wobei 600
Menschen umkamen. Die Anzahl der
Stöße war hier fast 100. - 25 km im
NO. der Stadt erhebt sich der 6100 m
hohe Misti oder
Volcan de Arequipa (auch Guagua-Putina genannt), der schon viermal die Stadt zerstört und noch 1830 Schlacken, 1831 große
Rauchsäulen, aber nie größere Lavaströme ausgestoßen hat. Zu der Vulkangruppe von Arequipa gehören
noch: der Chachani am Rio
[* 9] Quilca (5647 m), der Pichu-Pichu (30 km im O. der Stadt, am Passe Cangallo
5515 m), der Ubillas
oder Ubinas (6660 m) und der Omate oder Huina-Putina.
[* 10] bei den Griechen der Kriegsgott, lediglich als solcher bei
Homer und den von diesem abhängigen
Dichtern charakterisiert. Im Kampfe findet er sich mit verwandten
Dämonen, der Eris (s. d.) und der
Enyo (auch er selbst heißt
Enyalios) zusammen und ist von Deimos (s. d.) und
Phobos begleitet.
Ihn bändigt geistige und sittliche Überlegenheit, wie
sie
Athena (s. d.) darstellt, oder eine auf den Künsten
des Friedens, namentlich auf
Ackerbau beruhende Kultur, wie sie die riesenstarken
Aloiden (s. d.) bei
Homer verkörpern.
Sonst sind der Aresmythen wenige. Am bekanntesten ist sein in der Odyssee erzähltes
Abenteuer mit
Aphrodite,
[* 11] die dort als
Hausfrau des
Hephaistos
[* 12] erscheint, während sie in Mittelhellas (inTheben und
Attika) als rechtmäßige
Genossin des Ares galt. Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß viele der ältesten Aphroditekulte einer bewaffneten
Göttin galten, daß die lydische
Omphale, die
Amazonen, endlich die streitbaren Genossinnen des thrazischen wie des argivischen
Dionysos
[* 13] nach derselben
Richtung deuten, nämlich nach den mannweiblichen Gottheiten
Kleinasiens.
In den westl. Landesteilen,
Ätolien,
Achaia, Elis und einigen von jenen beeinflußten Ortschaften wird
der Areskult (der in
Thessalien und Macedonien gänzlich fehlt) teils mit Dionysos, teils mit
Artemis,
[* 14] oder beiden in
Verbindung
gebracht. Wie von den Griechen stets als thrazischer Fremdling behandelt worden ist, so scheinen auch Dionysos undArtemis
in solcher
Verbindung thrazisch-phrygischer
Bevölkerung
[* 15] zu entstammen, indem die weibliche Gottheit mit der
Bendis und Kotytto,
der
Wein- und Orakelgott mit
Maron, Marsyas,
[* 16] zusammenfallen würde.
der als uralter
Sonnengott aufzufassen ist, mag dessen streitbare, feindliche und winterliche Seite repräsentieren. Unaufgeklärt
bleibt, warum nach
Homer, der Ares nur als Personifikation des
Krieges kennt, dieser der einzige Sohn des
höchsten Götterpaars sein soll. Wenn nach einer andern Überlieferung Hera
[* 17] für sich allein, ohne
Befruchtung
[* 18] durch Zeus,
[* 19] den Ares geboren haben soll, so läßt sich dies aus dem Charakter der homerischen, stets streitsüchtigen Göttin
verstehen. Die Aufhellung der Aresmythologie wird noch dadurch erschwert. daß in den ältesten
Zeiten
auch ein anderer männlicher Gott,
Apollon,
[* 20] kriegerisch dargestellt wurde und dadurch zu Verwechselungen
Anlaß gegeben hat.
Die
Römer
[* 21] haben Ares mit dem altitalischen
Mars
[* 22] (s. d.) identifiziert.
Die bildende Kunst, unter deren Denkmälern die Aresbildungen nicht gerade häufig sind (abgesehen von den Gruppen des
Mars und der
Venus in der röm. Plastik und Malerei), stellt ihn als jugendlich kräftige Männergestalt
dar mit derber Muskulatur, starkem
Nacken, in älterer Zeit regelmäßig bärtig und in voller Rüstung,
[* 23] seit der Blütezeit
der Kunst gewöhnlich nur mit
Helm und Chlamys
[* 24] bekleidet und bartlos. Unter den erhaltenen
Darstellungen des
Gottes sind die einem Werke des 5. Jahrh.
v. Chr. nachgebildete
Statue des sog. Ares
Borghese im Louvre (s. obenstehende Abbildung),
deren Deutung aber
¶
mehr
nicht sicher ist, und die in der Villa Ludovisi in Rom,
[* 26] die den Ares sitzend in Liebesgedanken versunken zeigt (nach einem Original
aus der Schule des Lysipp), die besten.-
Vgl. Voigt, Beiträge zur Mythologie des und der Athena (Lpz. 1881);
Kreis,
[* 28] Kreis im NO. des Gouvernements Jelisawetpol in russ. Transkaukasien, rechts von der Kura und von der
Eisenbahn Tiflis-Balu durchschnitten, hat 3220,2 qkm mit 52 331 E., darunter ¾ aserbeidschansche Tataren,
1/5 Armenier, das übrige Georgier, Kurden u. s. w. Städte sind nicht vorhanden;
der Sitz der Kreisverwaltung ist im Dorfe
Utschkowach, mit Post.
(Aretaios), griech. Arzt aus Kappadocien, Ende des 1. oder im 2. Jahrh. n. Chr.,
gilt nächst Hippokrates (s. d.) für den besten Beobachter der Krankheiten unter den Alten. Die Ergebnisse
seiner Erfahrungen legte er namentlich in zwei im ion. Dialekt geschriebenen Werken nieder, einem
über die Ursachen und Zeichen der akuten und chronischen Krankheiten, einem andern über deren Heilung. Hauptausgabe von Ermerins
(Utrecht
[* 29] 1847), Ausgaben mit engl. Übersetzung von Adams (Lond. 1856), mit deutscher von Dewez (2 Bde.,
Wien
[* 30] 1790, 1802 u. 1803) und Mann (Halle
[* 31] 1858). -
hießen im Altertume mehrere Quellen, unter denen die auf der Insel Ortygia (einem Teil von Syrakus)
[* 32] die bekannteste ist. Nach dem Mythus war die Nymphe Arethusa eine Tochter des Nereus und der Doris. Sie kam, vom Flußgotte Alpheios
verfolgt, durch das Meer oder unter demselben nach Sicilien und ward hier zur Quelle.
[* 33] Arethusa wurde die Muse des Hirtengedichts, genoß
zu Syrakus göttliche Verehrung und ist vielfach auf alten Münzen
[* 34] dieser Stadt abgebildet. - Arethusa ist
auch der Name des 95. Planetoiden.
freiherrliches Geschlecht in Bayern,
[* 35] dessen Abstammung von sagenhaftem Dunkel umgeben ist. JohannBaptistChristoph
war der erste des Geschlechts in Bayern. Er leitete seine Abstammung von einem armenischen Königsgeschlechte her: 1706 sei
er zu Konstantinopel
[* 36] geboren, wohin sein Vater Bakdazar Caziadur vor den Persern geflohen sei. Getauft
auf die Namen Joh. Bapt. Christoph Aroutioun Caziadu, sei der zweijährige Knabe nach Venedig
[* 37] gebracht worden, wo sich damals
die Kurfürstin ThereseKunigunde Sobieska, Gemahlin Max Emanuels II., aufhielt. Mit der Kurfürstin kam der «armenische»
Prinz nach München,
[* 38] ward dort erzogen, bekleidete später die Stelle eines Wirkl. Hofkammerrats und dann
die eines Hauptmauthners zu Ingolstadt.
[* 39] Am wurde er von Max Josef in den Freiherrnstand erhoben und starb am 11. Okt. desselben
Jahres. - Sein Enkel, FreiherrAdam von Aretin, geb. zu Ingolstadt, war unter Montgelas (s. d.) Vorstand
der diplomat.
Sektion im Ministerium des Auswärtigen, wurde 1817 Bundestagsgesandter zu Frankfurt
[* 40] a. M. und starb Aretin war mit
dem Freiherrn vom Stein derStifter des Vereins für ältere deutsche Geschichtskunde und besaß eine der größten Kupferstichsammlungen
und
eine bedeutende Anzahl von Gemälden, die nach seinem Tode versteigert wurden. (Vgl. Brulliot, Catalogue
des estampes du cabinet d'A., 3 Bde., Münch. 1827.) - FreiherrGeorg von Aretin, Bruder des vorigen, geb. zu Ingolstadt,
ward 1793 Administrator des bayr. Donaumoosgerichts und machte sich um die Trockenlegung des Donaumooses
verdient; 1806 ward er Straßen- und Wasserbauinspektor in Tirol.
[* 41]
Als 1809 der Aufstand in Tirol ausbrach, war er Generalkommissar des Eisackkreises und wurde als österr. Gefangener nach Fünfkirchen
[* 42] in Ungarn
[* 43] abgeführt. Nach seiner Freilassung erhielt er 1810 vom König von Bayern ein Lehngut und eine ansehnliche Pension,
worauf er sich ganz den Wissenschaften, Künsten und der Landwirtschaft widmete. Er starb Von
seinen Schriften sind hervorzuheben: «Versuch eines Defensionssystems von Bayern» (Regensb. 1820) und «Zeitbedürfnisse
mit besonderer Rücksicht auf Bayern» (3 Bdchn., Sulzb. und Regensb. 1818-19). - Ein
anderer Bruder von Adam von Aretin, FreiherrChristoph von Aretin, geb. zu Ingolstadt, wurde 1806 Oberbibliothekar
an der Centralbibliothek zu München.
Die Schrift: «Die Pläne Napoleons und seiner Gegner in Deutschland»
[* 44] (1809), worin er von einer Konspiration von Borussomanen
und Anglomanen mit einer prot. Liga gegen Napoleon sprach und diesen für den Repräsentanten der Deutschheit, d. h.
des Kosmopolitismus erklärte, erregte heftigen Streit. Auf Veranlassung des Königs legte daher Aretin 1811 seine
Ämter nieder, war 1813-19 Appellationsgerichtsdirektor in Neuburg,
[* 45] dann Appellationsgerichtspräsident zu Amberg.
[* 46] Er starb zu
München. Seine zahlreichen jurist.-politischen, durch volkstümlichen Ton ausgezeichneten Schriften beziehen sich meist auf
die damaligen Verhältnisse. Seine letzte Schrift war das «Staatsrecht der konstitutionellen Monarchie»
(neue Auflage mit Fortsetzung von Rotteck, 3 Bde., Lpz.
1838-40). - Der älteste Sohn des letztern, FreiherrKarl Maria von Aretin, geb. zu Wetzlar,
[* 47] wohnte den Kriegen von 1813-15
bei, schlug die diplomat.
Laufbahn ein, diente aber nachher im bayr. Generalstabe und im Kriegsministerium.
Später zog er sich aufs Land zurück; seine Neigung für archivalische Forschungen trieb ihn wieder nach München. Er erhielt 1843 eine
Stelle als Legationsrat im Ministerium des Äußern und ward 1846 durch den König zum Geh. Haus- und Staatsarchivar ernannt.
In der Zwischenzeit schrieb er die streng kath. gefärbten Werke: «Bayerns auswärtige Verhältnisse seit
dem Anfang des 16. Jahrh.» (Pass. 1839),
«Geschichte des Herzogs und Kurfürsten Maximilian I.» (ebd. 1842) und «Wallenstein»
(Regensb. 1846). 1847 ward der bayr. Gesandtschaft in Berlin
[* 48] als Legationsrat beigegeben, 1854 mit der Einrichtung des neuen
bayr. Nationalmuseums beauftragt. In Verbindung damit stand die bis zu seinem Tode von ihm geleitete Herausgabe
der «Altertümer und Denkmale des bayr. Herrscherhauses» (Heft 1-9, Münch. 1855-71). 1851 zum Wirkl. Geheimrat befördert,
wurde er 1859 auch zum lebenslänglichen Mitgliede der Kammer der Reichsräte ernannt. Aretin starb zu
Berlin, wo er sich als Abgeordneter zum Zollparlament befand. - Vgl. Die Familie Aretin (1825).
Pietro, ital. Schriftsteller, der Sohn eines Schusters Luca unbekannten Familiennamens (Pietro schämte sich
dieser Herkunft und nannte sich stets Aretino), geb. zu Arezzo, erhielt sehr geringe Bildung, kam jung nach Perugia, dann
nach Rom, stand in Diensten Leos X. und des Kardinals Giulio de' Medici, spätern Clemens' VII. Seine böse
Zunge, die Verse, die er für den Pasquino schrieb, zogen ihm viele Feindschaften zu. 1525 durch zwei Dolchstiche schwer
verwundet, verließ er Rom, ging zu dem Condottiere Giovanni de' Medici (delle Bande nere) und wohnte seit
dessen Tode (1527) in Venedig, wo er starb.
Gegen die Reichen und Mächtigen übte er von Venedig aus ein ausgedehntes System bettelnder Erpressung; seine zahllosen Briefe,
oft voll Drohungen, häufiger voll von bombastischen Schmeicheleien, erbeuteten überall reiche Geschenke, große Summen, Pensionen,
goldene Ketten, selbst von Karl V. und Franz I. Er führte in fürstl. Glänze ein Leben materiellen und
künstlerischen Genusses. Prahlerisch rühmte er sich seines Genius und seiner Verdienste, und seine Zeit hielt ihn für
einen großen Mann, während ihn die Nachwelt, übertreibend, als Verkörperung der Verderbnis des Jahrhunderts hingestellt
hat. Als Schriftsteller besaß er die Gabe lebendig realistischer Darstellung; aber alles ist flüchtig
hingeworfen, es fehlen Ebenmaß und Feile.
[* 50] A.s 5 Lustspiele (besonders «Cortigiana» und «Talanta»)
sind reich an derb-komischen Zügen, und die Tragödie «Orazia» gehört zu den besten der Zeit («Le
[* 51] Commedie e l'Orazia tragedia di P. Aretino», Mail. 1876). Die «Ragonamenti»
(1535 od. 1536) schildern das Treiben der röm. Halbwelt mit größter Treue. Seine «Lettere» erschienen (6 Bde.)
1537-57; letzte vollständige Ausg. Par. 1609. -
Vgl. Giammaria Mazzuchelli, La vita di P. Aretino (Padua
[* 52] 1741);
Felinus,Pseudonym für Martin Bucer (s. d.). ^[= oder Butzer, Martin, Kirchenreformator, geb. 1491 zu Schlettstadt, trat 1505 in den Dominikanerorden ...]
1) Provinz und Kreis in Mittelitalien, der östlichste Teil der Landschaft Toscana, grenzt im N. an die Provinz Forli, im NO. an
Pesaro-Urbino, im SO. an Perugia, im W. an de Siena und im NW. an Florenz,
[* 53] hat 3309 qkm, (1881) 238 744,
nach einer Berechnung 243 758 E. in 40 Gemeinden. Im N. begrenzt der EtruskischeApennin mit dem Monte-Falterona
(1649 m) und der Alpe della Luna (1351 m) die Provinz; im W. erhebt sich der Pratomagno (1580 m). Dazwischen
und nach S. zu erstrecken sich fruchtbare Thäler und trocken gelegte Sümpfe.
Hauptfluß ist der auf dem Falterona entspringende Arno, der in einem großen Bogen
[* 54] mit der Öffnung nach N. um den Pratomagno
herumfließt; er ist durch den Kanal
[* 55] della Chiana mit dem Flüßchen Chiana im S. verbunden. Neben Getreide,
[* 56] Hülsenfrüchten und Wein werden Obst, Oliven, Maulbeeren und Kastanien gebaut; ferner besteht bedeutende Schweinezucht und
Fabrikation von Wollwaren, Hüten und Leder. Von den zahlreichen Mineralquellen sind die von Chitignano (im Val Casentino)
und Moncioni (im Val di Chiana) hervorzuheben. Die EisenbahnlinieFlorenz-Rom geht durch die Provinz und
zweigt im Süden bei Terantola (nördlich vom Trasimenischen See) nach Perugia ab.
2)
Arezzo (Arretium), Hauptstadt der Provinz in fruchtbarer Thalebene, am Abhange eines Hügels, in 271 m Höhe, 9 km vom Zusammenflusse
der Chiana mit dem Arno, an der EisenbahnlinieChiasso-Florenz-Rom des AdriatischenNetzes und den Privatbahnlinien Arezzo-Pratovecchia-Stia
(45 km) und Arezzo-Fossato (135 km), ist Sitz eines Präfekten und eines Bischofs, hat (1881) 14511, als Gemeinde 38 795, nach
einer Berechnung 43 400 E., in Garnison 1 Bataillon des 58. Infanterieregiments, 1 Eskadron des 6. Kavallerieregiments.
Die Ringmauern (5 km Umfang) und die zahlreichen Kirchen, die der Stadt ein sehr stattliches Ansehen geben,
deuten auf eine Zeit, wo sie 300000 Seelen zählte. Erwähnenswert ist die PiazzaVasari mit einer Kolonnade, einer Loggia mit
einer schönen got. Façade, und der Pieve, einer auf den Fundamenten eines heidn. Tempels erbauten Kirche. Der Dom (13. Jahrh.),
mit unvollendeter Façade, hat einen um 1370 gearbeiteten Hochaltar (fälschlich dem Giovanni Pisano zugeschrieben)
und wertvolle Bilder, die übrigen Kirchen Gemälde der ältern toscan.
Malerschule. Arezzo hat breite Straßen, ansehnliche Gebäude, vortreffliches Wasser, ferner 15 Pfarrkirchen, eine berühmte Akademie
der Wissenschaften, eine Bibliothek, ein diplomat. Archiv, ein Antikenmuseum, eine Gemäldesammlung, einige Privatmuseen,
ein Gymnasium, ein Hospital, viele Klöster und guten Wein. Die ehemals bedeutende Industrie ist gesunken; es bestehen Seidenstoff-
und Tuchfabriken, Färbereien und Weißgerbereien. Arezzo ist der Geburtsort von Mäcenas, Petrarca, Pietro Aretino, Guido von Arezzo, dem
Erfinder der Noten, Lionardo von Arezzo, dem Historiker, Cesalpini, dem Botaniker, Redi, dem Arzt und Humoristen,
Papst Julius II., dem Marschall d'Ancre, Vasari, dem Maler und Biographen der Künstler. - Arezzo ist eine der ältesten StädteToscanas und eine der 12 Hauptstädte der alten Etrusker, die alle etrusk. Städte in Thonarbeit und Bronzeguß übertraf.
Sulla vertrieb im ersten röm. Bürgerkriege die Bewohner und bevölkerte
den Ort mit seinen Anhängern. In denKriegen der Ghibellinen und Guelfen war Arezzo vorherrschend ghibellinisch gesinnt und in
steter Feindschaft mit den Florentinern, von denen die Aretiner in der Schlacht bei Camaldino 1289, an der auch Dante teilnahm,
entscheidend geschlagen wurden. Im 14. Jahrh. war die Stadt vorübergehend unter
der Herrschaft der Tarlati und kam im 16. Jahrh. unter GroßherzogCosimo I. an Toscana.
eine Künstlerfamilie, welcher die berühmtesten Ciseleure und Silberschmiede Spaniens angehörten. Ahnherr derselben
ist Henrique de Arfe, ein Deutscher, der sich vor 1506 zu Leon niederließ. Von ihm sind die in spätgot.
Stil gearbeiteten Tabernakel (Custodias) für die Kathedralen zu Leon (1506), zu Cordoba
[* 57] (1513), zu Toledo
[* 58] (1517-24) sowie für
die Benediktiner zu Sahagun. - Sein Sohn Antonio de Arfe verfertigte die Tabernakel für die Kathedrale zu Santiago (1544) und
für die Pfarrkirche Sta. Maria in Medina-de-Rioseco. - Am berühmtesten wurde des
letztern Sohn, Juan de y Villafañe, geb. 1535 zu Leon, gest. um 1603 zu Madrid.
[* 59] Er war ein vielseitig gebildeter Künstler,
lebte in Valladolid, dann in Segovia; 1596 berief ihn Philipp II. als Münzmeister nach Madrid. Arfe ist der Vertreter des streng
klassischen Stils des 16. Jahrh. Von ihm sind die Tabernakel für die Kathedrale zu Avila (1564-71), zu Sevilla
[* 60]
¶
mehr
(1587), zu Burgos (1588) und zu Osma, sowie für die KircheSan Martin in Madrid. Er veröffentlichte eiue Schrift über Edelsteine,
[* 62] edle Metalle: «Quilatador de oro, plata y piedras» (Sevilla 1585),
und ein Lehrgedicht mit Erläuterungen, in dem er die
Maße aller Kunstwerke, von den klassischen Ordnungen und den Proportionen des Menschen bis zu den Kirchengefäßen
aufstellt: «Varia commensuracion para la escultura y arquitectura» (Sevilla 1585 u. ö.).
Lampen,
[* 65] Lampen mit hohlem Runddocht, genannt nach dem Lampenfabrikanten Aimé Argand (geb.
zu Genf
[* 66] 1755, gest. in England), der 1783 den Brenner der Lampen so einrichtete, daß die Luft,
die bei gewöhnlichen, nicht hohlen Dochten nur von außen Zutritt hat, auch durch die Mitte des Brenners, im Innern des nun
schlauchförmigen Dochtes und der Flamme
[* 67] aufsteigen konnte, wodurch eine vollkommenere Verbrennung der entzündlichen Gase und
[* 68] Dämpfe des Leuchtmaterials erreicht ward. Diese Lampen haben später manche Verbesserungen erfahren und
sind längst allgemein (unter dem Namen der Lampen mit hohlem Dochte oder mit Rundbrenner) gebräuchlich.
Bei der Gasbeleuchtung nennt man Argandbrenner (oder Rundbrenner) die, welche einen Kreis von 12 bis 24 kleinen Löchern (s.
Fig. 1) zum Ausströmen des Gases darbieten und demnach eine Flamme von derselben Gestalt erzeugen, wie
ein hohler Docht sie giebt (s. Fig. 2). Sind die Löcher des Argandbrenners durch einen Schnitt zu einer kreisförmigen Linie
verbunden, so heißt der Brenner Dumasbrenner. (S. auch Gasbeleuchtung.)
erloschener Vulkan in Kleinasien, s. Ardschisch. ^[= # oder Ardjeh, kleine Stadt und einst wichtige Festung in Armenien, im türk. Wilajet Erzerum, ...]
Friedr. Wilh. Aug., Astronom, geb. zu
Memel,
[* 69] wurde 1820 BesselsGehilfe an der Königsberger Sternwarte
[* 70] und habilitierte sich 1822 mit seinen «Untersuchungen über
die Bahn des großen Kometen
[* 71] von 1811» (Königsb. 1822). 1823 wurde er als Observator
an die Sternwarte zu Äbo berufen, 1828 zum ord. Professor ernannt, 1832 siedelte er nach Helsingfors über, wo er den Bau der
neuen Sternwarte leitete, die 1835 vollendet wurde. Hierauf folgte er 1837 einem Rufe als Professor der Astronomie
[* 72] nach Bonn,
wo ihm abermals die Aufgabe zu teil wurde, eine Sternwarte einzurichten, die 1845 vollendet ward. Er starb inBonn. Von seinen Werken sind zu
nennen: «Observationes astronomicae in specula universitatis Fennicae factae» (3
Bde., Helsingf. 1830-32);
«DLX stellarum fixarum positiones mediae ineunte anno 1830» (ebd. 1835);
«Durchmusterung der Himmelszone
zwischen
15° und 31° südl. Deklination» (Bonn 1852).
A.s größtes Werk, das er mit Krügers und Schönfelds Unterstützung
1852-61 vollendete, ist die vollständige Ortsbestimmung
[* 73] aller Sterne bis zur 9. Größe nördlich vom Äquator. 1857 begann
die Veröffentlichung des auf diesen Bestimmungen beruhenden großen «Atlas
[* 74] des nördl. gestirnten Himmels» (Bonn 1857 fg.)
und im 3. bis 5. Bande der «Astron. Beobachtungen auf der Sternwarte zu Bonn» (1859-62) folgte das dazu gehörige «Sternverzeichnis»,
bekannt als Bonner Durchmusterung. Er veröffentlichte ferner «Mittlere Örter von 33811 Sternen» (Bonn 1867),
«Untersuchungen über die Eigenbewegung von 250 Sternen» (ebd. 1869). Auch auf dem Gebiete der veränderlichen Sterne hat Argelander Hervorragendes
geleistet. - Seine Biographie ist in der «Astron. Vierteljahrsschrift», Bd. 10 (Lpz.
1875), enthalten.
1) Arrondissement im franz. Depart. Hautes-Pyrénées in der Gascogne, hat 1310,98 qkm, (1891) 40400 E., 91 Gemeinden
und zerfällt in die 5 Kantone Argelès (325,80 qkm, 10458 E.), Aucun (265,82 qkm, 5232 E.), Lourdes (213,89 qkm, 15740 E.),
Luz (447,01 qkm, 5778 E.), St. Pé (58,46 qkm, 3192 E.). - 2) de Bigorre, Hauptstadt des Arrondissements
in 466 m Höhe, am Ausgang des Thales von Aucun, an der Eisenbahnlinie Lourdes-Pierresitte-Nestalas, hat (1891) 1602, als Gemeinde 1733 E.,
Wollkämmerei und seit 1885 ein Badehaus, das vermittelst einer Leitung mit den Schwefelquellen von Gazost gespeist wird.
L., Pflanzengattung ans der Familie der Papaveraceen (s. d.),
deren wenige Arten fast alle in Mexiko
[* 75] wachsen. Sie haben buchtig gezähnte, fiederspaltige oder schrotsägeförmige, meist
dornige Blätter, einzeln stehende, endständige, meist ansehnliche Blumen. Mehrere, durch schöne, große Blumen ausgezeichnete
Arten sind beliebte Zierpflanzen geworden, so Argemone mexikanaL., mit weißlich gefleckten, dornigen Blättern und großen, gelben
Blumen;
Argemone ochroleuca, mit blaugrünen, dornigen Blättern und kleinen, ockergelben
Blumen;
Argemone grandifloraSw., mit dornenlosen Blättern und großen, weißen Blumen.
Die Argemone sind einjährig, gedeihen im freien
Lande ohne besondere Pflege, doch ist es zweckmäßig, den Samen
[* 76] im März in Töpfe zu säen und später
die daraus erhaltenen Pflänzlinge ins freie Land zu versetzen. Man nennt die Argemone auch Stachelmohn.
(spr. arschángs),JeanBaptiste de Boyer, Marquis d', franz. Schriftsteller, geb. ¶
mehr
zu Aix (Provence), gab als Kapitän die militär. Laufbahn infolge eines Sturzes vom Pferde
[* 82] auf. Wegen leichtsinnigen Lebenswandels
vom Vater enterbt, ging er nach Holland und suchte den Unterhalt mit der Feder zu gewinnen, Eine Reihe memoirenartiger Romane,
die er hier schrieb, schlägt einen anmutigen Plauderton an, ist aber sonst ohne Wert. In der Richtung
von Bayle, in der Form von Montesquieu bestimmt, sind Argens' «Lettres
juives» (6 Tle., Haag
[* 83] 1738, 1742, am besten Par. 1766; deutsch, 6 Bde.,
Berl. 1770-83),
«Lettres cabalistiques» (6 Tle., Haag
1741; deutsch, 8 Bde., Lpz.
1773-77), in welchen Schriften er an den polit., kirchlichen und sittlichen Zuständen Frankreichs und der civilisierten Welt
überhaupt mit dem gesunden Menschenverstand Kritik übte. Seine geistvoll, wenn auch flüchtig geschriebenen Werke wurden
viel gelesen und nahmen Friedrich d. Gr. so für Argens ein, daß er ihn nach Potsdam
[* 84] rief, zum Kammerherrn
und Akademiedirektor ernannte und ausnehmend bevorzugte (vgl. beider Briefwechsel franz.
u. deutsch, Königsb. 1798; franz. in Friedrichs d. Gr. «Œvres», große
Ausg., 19. Bd.). Nach 25jährigem
Aufenthalte am preuß. Hofe kehrte Argens 1769 heim und starb bei Toulon.
[* 85]
Ferner schrieb er: «Mémoires secrets de la république des lettres» (1737
u. 1744),
erweitert (14 Bde.) als «Histoire
de l'esprit humain, ou mémoires secrets et universels de la république des lettres», (Berl.
1765-68);
«Philosophie du bon sens» (Haag 1716 u. 1758; deutsch Bresl. 1756).
Seine «Œvres» (23 Bde.)
erschienen im Haag 1768. Argens' «Réflexions critiques sur les écoles de peinture» (1752; 2. Ausg.
als «Examen critique», 1768) beweisen ein reifes Kunstverständnis.
Lupercio Leonardo und Bartolomé Leonardo de, span. Dichter, zwei Brüder, geb. zu Barbastrobez. Sie
studierten zu Huesca; 1579 erscheinen sie als Dichter. Lupercio verfaßte um 1585 die Tragödien «La Isabela»,
«La Alejandra», «La Filis».
Die beiden ersten sind erhalten und rechtfertigen keineswegs Cervantes' Lob. Auf Empfehlung des Grafen von Villahermosa, in
dessen Diensten beide gestanden hatten, wurde Lupcreio Sekretär,
[* 86] Bartolome Kaplan Marias von Österreich,
[* 87] WitweKaisers Maximilians
II., in Madrid. 1599 ward Lupercio zum Geschichtschreiber des Königs, später auch zu dem der Stände
von Aragon ernannt und wohnte in Saragossa.
[* 88] Sein Bruder, der nach Marias Tode 1603 Philipp III. nach Valladolid, 1609 nach Madrid
folgte und im Auftrage von Graf Lemos, Präsidenten des Rats von Indien, «Conquista de las Molucas» (Madr.
1609) herausgab, kam zu ihm. 1610 gingen beide, die auch als Lyriker Ruf erworben hatten, mit dem zum
Vicekönig ernannten Grafen Lemos nach Neapel,
[* 89] woselbst im März 1613 Lupercio als Staatssekretär starb.
Bartolomé kehrte 1618 mit dem Grafen nach Spanien
[* 90] zurück, wurde Historiograph der KroneAragon und wohnte seitdem in Saragossa.
Nun beschäftigte ihn besonders die Fortsetzung von Zuritas (s. d.) «Annalen von Aragonien», wozu sein Bruder
vorgearbeitet hatte. Doch erschien, da er starb, nur «Primera parte
de los anales de Aragon, que prosigue los del secretario GeronimoZurita deside el año 1516» (Sarag. 1630), die J. 1516-20
weitläufig behandelnd. Als Dichter bildeten sich die Argensola nach den röm.
Lyrikern, vorzugsweise
nach Horaz, und daher haben ihre Gedichte, mehr durch sorgsame Glätte als durch Reichtum der Erfindung
ausgezeichnet, ähnlichen Grundcharakter.
Bartolomé gehört schon durch seine histor. Werte unter die span. Klassiker. Erst Lupercios
Sohn veranstaltete eine Sammlung ihrer «Rimas» (Sarag.
1634),
der die spätern Ausgaben (z. B. Fernandez, «Colleccion
de poesias castellanas, 1-3), auch die der »Biblioteca de autores españoles" (Bd. 42,
1846) folgen. Eine verbesserte und vermehrte Ausgabe der «Obras sueltas» beider, mit Einschluß der beiden Dramen und kleinen
Prosaschriften, besorgte Conde de la Viñaza (2 Bde., Madr.
1889). Eine Anzahl histor. Arbeiten ist ungedruckt.
(spr. arschangsóng), Voyer d', franz. Adelsfamilie,
Stammgut Paulmy in Touraine.
René de Voyer, Graf d'A., geb. führte unter Richelieu und Mazarin verschiedene geheime Unterhandlungen
und starb als franz. Gesandter zu Venedig.
Marc René, Marquis d'A., Enkel des vorigen, geb. stellte als Chef der Polizei von Paris
[* 91] seit 1697 die
Ordnung her, führte die Lettres de cachet ein, wurde 1718 Vorsitzender des Finanzrats und Siegelbewahrer, trat nach dem Lawschen
Bankrott (s. Law) 1720 zurück und starb -
Vgl. Notes de René d'A., lieutenant-géneral de police ect., hg. von
Larcher u. Mabille (Par. 1866);
Rapports inédits du lieutenant de police René d'A. (1697-1715), hg.
von Cottin (ebd. 1891).
Rene Louis, Marquis d'A., Sohn des vorigen, geb. 1720-24 Intendant im Hennegau, wurde, nach Paris zurückgekehrt,
eifriges Mitglied des «Club de l'Entresol», der bei Abbé Alary 1725-31 wöchentlich über Staatsrecht
und Politik philosophierte. Stets vom ernsten Wunsche beseelt, für das Gemeinwohl zu wirken, schrieb er «Traité de l'admission
de la démocratie dans un État monarchique», handschriftlich schon vor 1740 in Umlauf, aber erst (Amsterdam)
[* 92] 1764 (Par. 1784 u. ö.)
als «Considérations sur le gouvernement ancien et présent de la France» gedruckt.
Nach dem Muster der niederländ. Generalstaaten malte er sich hier das franz.
Staatswesen als einen Bund freier Staaten mit monarchischer Spitze aus. Rousseau, dessen «Contrat social» dann in Anwendung des
demokratischen Princips über Argenson weit hinaus ging, fühlte sich doch vom Doktrinarismus A.s angeheimelt und zollte ihm hohes
Lob. Aus der Thätigkeit als Staatssekretär des Auswärtigen (1744-47) durch span. Intriguen verdrängt,
lebte Argenson bis zum Tode in Zurückgezogenheit den Studien und dem Verkehr mit Gesinnungsgenossen. Aus A.s täglichen
Aufzeichnungen veröffentlichte sein Sohn «Essais dans le goût de ceux de Montaigne,
composés en 1736» (Amsterd. 1785),
neu gedruckt als «Loisirs d'un ministre d'État, ou essais»
(Lüttich
[* 93] 1787 u. ö.),
und «Materiaux pour l'histoire des choses arrivées de mon temps 1725-57»;
eine neue vollständige Ausgabe dieser Schriften besorgte Rathery: «Journal et mémoires d'A.» (9 Bde.,
Par. 1861-67). -
Vgl. Zévort, Le marquis d'A. et le ministère des affaires ètrangères 1744-47 (Par.
1880);
Duc de Broglie, La fin du ministère d'A. (ebd. 1890);
ders., Maurice de Saxe et le marquis d'A. (2 Bde., ebd. 1891).
geb. Sammler der kostbaren, 150000 Bände zählenden Bücherei, die, seit 1785 von GrafArtois erworben, «Bibliothèque
de l'Arsenal» hieß. Argenson starb im Arsenal, dessen Gouverneur er war. Er begann die Herausgabe einer «Bibliothèque
universelle des romans», von der unter seiner Leitung (Par. 1775-78) 40,
bis 1805 im ganzen 120 Bände erschienen. Sie enthält auch A.s eigene Novellen, die noch besonders als «Choix de petits romans
de différens genres» (2 Bde., Par. 1782 u. ö.)
gedruckt wurden. Ein bibliogr. Unternehmen waren A.s«Mélanges tirés d'une grande bibliothèque» (69 Bde.,
Par. 1779-87).
MarcPierre, Graf d'A., Bruder des René Louis, geb. wurde 1740 Intendant von Paris. Er übernahm 1742 unter
traurigen Verhältnissen das Staatssekretariat des Krieges, versuchte das Heer in bessern Stand zu setzen, spielte den Krieg
nach den Niederlanden und sorgte nach dem Frieden 1748 für die militär. Anstalten, förderte
auch die Wissenschaften. Seinem Freunde Voltaire lieferte er die Materialien zu dessen «Siècle de Louis
XIV». Durch den Einfluß der Pompadour wurde er 1757 abgesetzt; nach ihrem Tode kehrte er nach Paris zurück, wo er starb.
Marc René de Voyer d'A., Enkel des vorigen, geb. war beim
Ausbruche der Revolution Adjutant Lafayettes, zog sich nach dem auf seine Güter in Touraine zurück. Während der
Hundert Tage ward er von Belfort
[* 95] in die Kammer gewählt. Argenson bewies sich als Gegner der Restaurationspolitik und als ein Verteidiger
bürgerlicher Freiheit, legte aber 1829 sein Mandat nieder. Nach der Julirevolution von Straßburg
[* 96] in die
Kammer gewählt, bekämpfte er die Politik der Orléans.
[* 97] Er zog sich 1834 auf sein Gut zu Ormes zurück und starb zu
Paris.
Sein Sohn Charles Marc René de Voyer, Marquis d'A., geb. 1848 von der gemäßigten Demokratie in
die Konstituierende Versammlung gewählt, zeichnete sich durch archäol. Arbeiten aus. Argenson starb Er gab Les nationalités
européennes" (Par. 1859, mit Karten) und ein Stück der «Mémoires» seines Großoheims (ebd. 1825; 5 Bde.,
185? fg.) heraus.
1) Arrondissement im franz. Depart. Orne
in der Normandie, hat 1861,53 qkm, (1891) 80 920 E., 174 Gemeinden und zerfällt in die 11 Kantone Argentan (96,26 qkm, 8919 E.),
Briouze (152,28 qkm, 7505 E.), Ecouché (196,33 qkm, 8505 E.), Exmes (158,76 qkm, 4731 E.), La Ferté-Frênel (204,83 qkm, 6105 E.),
Gacé (162,21 qkm, 6042 E.), Le Merlerault (154,63 qkm, 6351 E.), Mortrée (157,80 qkm, 5490 E.), Putanges
(200,12 qkm, 9009 E.), Trun (183,47 qkm, 7563 E.), Vimouliers (194,45 ^m, 10 700 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements
Argentan, rechts von der Orne, auf einer die weite, fruchtbare Ebene beherrschenden Anhöhe (166 m), an den Linien Villers-sur-Mer-Mans
und Paris-Granville der Franz.
Westbahn, hat (1891) 5018, als Gemeinde 6247 E., zwei sehenswerte Kirchen, einen Teil des alten Schlosses der Vicegrafen von
Argentan (15. Jahrh.), jetzt Gerichtssaal und Gefängnis, einen großen runden Turm
[* 98] Marguerite, einzigen Rest der Befestigungswerke,
an deren Stelle schöne Promenaden getreten sind; ferner Stickerei, Leder- und Handschuhfabrikation, sowie
beträchtlichen Handel mit Mastvieh und Käse. In Argentan wurden einst die
unter dem Namen Point d'Alençon berühmten Spitzen gefertigt.
(spr. arschangtáh), Hauptstadt des Kantons Argentat (182,58 qkm, 11 Gemeinden, 11 421 E.)
im ArrondissementTulle des franz. Depart. Corrèze, an der Dordogne, nahe
der Einmündung des Doustre, hat (1891) 1982, als Gemeinde 3087 E., altröm.
(spr. arschangtöj), Hauptstadt des Kantons Argenteuil (78,05 qkm, 11 Gemeinden, 31 606 E.)
im Arrondissement Versailles
[* 100] des franz. Depart. Seine-et-Oise,
rechts von der Seine und an den Linien Ermont-Argenteuil (4 km) der Nord- und Asnières-Argenteuil (5 km) der Westbahn, sowie an der PariserRingbahn, hat (1891) 11 562, als Gemeinde 13 339 E., Wein- und Gemüsebau, Fabrikation von Uhren,
[* 101] Feilen, Pappe
und Alkohol. Argenteuil verdankt seinen Ursprung einem 656 gegründeten Mönchskloster, das unter Karl d. Gr. in ein Nonnenkloster
verwandelt wurde.
Hier nahm Heloise (s. Abälard) den Schleier. 1129 wurde die Anstalt wieder in ein Mönchskloster verwandelt, von dem noch
eine schöne, in neuerer Zeit wiederhergestellte Kirche übrig ist. Die Hauptreliquie ist ein angeblicher
ungenähter Rock Christi, den die byzant. Kaiserin Irene dem KaiserKarl d. Gr. verehrt haben soll und der während der ersten
Französischen Revolution von den Jakobinern zerrissen worden war, jetzt aber noch in seinen Resten hier in einer goldbronzenen
Reliquienlade aufbewahrt wird.
(spr. arschangtĭähr), Pfarrdorf im franz.
Depart. Haute-Savoie, mit 111 E., in 1208 m Höhe, 9 km nordöstlich von Chamonix der schroffen Felsmauer der Aiguilles-Rouges
gegenüber, links von der Arve, wo der mächtige Glacier d'A., nächst dem Mer de Glace der größte Gletscher
des Montblanc-Massivs, sich zwischen der Aiguille du Chardonnet (3823 m) und Aiguille-Verte (4127 m) zum Chamonixthal hinabsenkt.
Mit Chamonix ist Argentière durch eine gute Fahrstraße, mit Martigny im schweiz. Kanton Wallis
[* 102] durch den Fahrweg über den Col de la Tête-Noire und den Saumweg über den Col de Balme verbunden.
Ein sehr schwieriger Gletscherpaß, Col d'A. (3362 m), zuerst von dem Reisenden Stephan Winkworth begangen, führt an der
Aignille d'A. (3912 m) vorbei von in das schweiz. ValFerret und nach Orsières an der St. Bernhardstraße. Die Großartigkeit
seiner Umgebung und die günstige Lage an der Vereinigung der beiden Wege, die aus dem Wallis
ins Chamonix führen,
machen Argentière zu einer beliebten Einkehr für Reisende. Am bestiegen Adams Reilly und Whymper zum erstenmal die Aiguille
d'A.
ein Verfahren, Eisengeräte mit Argentan, Messing, Bronze,
[* 103] Kupfer,
[* 104] Silber in höchst dünnen Schichten zu
überkleiden, um ihnen ein gefälliges Ansehen und größere Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung
der Luft zu geben.