Höfer,
Erhard und von Medem begründeten eine Zeitschrift für Archivkunde,
Diplomatik und Geschichte (2 Bde., Hamb.
1834-35), Friedemann eine Zeitschrift für die Archiv
Deutschlands
[* 2] (2 Bde., Hamb. und
Gotha
[* 3] 1846-53). Seit 1870
(Stuttgart,
[* 4] später
München)
[* 5] erscheint die Archivalische Zeitschrift, hg. von
Löher, seit 1890 von
Rockinger.
Vgl. noch BurkhardtsHand- und Adreßbuch der deutschen Archiv (2
Tle., 2. Aufl., Lpz. 1887).
(frz., spr. arschiwólt), die dem Rundbogen
angehörige und mit ihm parallel, also im Halbkreis laufende und ihn begrenzende
Gliederung, durch welche an der Schauseite
eines
Gebäudes die zwischen zwei Stützen gespannte Wölbung zum künstlerischenAusdruck kommt.
Die Archivolte sitzt
meist auf zwei die Stützen abschließenden
Gesimsen
(Kämpfer, s. d.) und wird oft im Scheitel durch einen verzierten
Stein
(Schlußstein, s. d.) unterbrochen.
in objektivem
Sinne die den
Urkunden öffentlicher
Archive eignende besondere Beweiskraft. Ein Archivrecht im subjektiven
Sinne, ein besonderes
Recht, ein
Archiv anzulegen und zu halten, giebt es nicht. Das steht jedem frei. Ein
öffentliches
Archiv ist aber nur das von einer öffentlichen
Behörde oder einem öffentlichen
Beamten verwaltete. Da der öffentliche
Archivar nur solche
Urkunden aufzunehmen hat, welche ihm auf amtlichem Wege zugehen, so gewähren die in einem öffentlichen
Archiv aufbewahrten
Urkunden, welche sich äußerlich als von dem Landesherrn, einer öffentlichen Körperschaft,
einer öffentlichen
Behörde oder einem öffentlichen
Beamten ausgestellt geben, eine gewisse
Garantie dafür, daß sie öffentliche
Urkunden und nicht verfälscht sind. Diese durch amtliche Aufbewahrung gesicherte Beweiskraft wird noch durch den Nachweis
ordnungsmäßiger archivalischer
Verwaltung (Eintragung der
Akten in die ordnungsmäßig geführten
Registrandenu. dgl.) erhöht.
Da A. ist nicht ohne Bedeutung für ältere
Urkunden.
in
Athen
[* 6] nach dem
Untergange des alten Königtums der höchste Staatsbeamte. Nach dem
Tode des Königs Kodrus
(um 1008
v. Chr.) trat nach der gewöhnlichen Überlieferung ein verantwortlicher Archon an dieSpitze des
Staates, der aus dem Geschlechte des Kodrus anfänglich nach dem
Rechte der Erstgeburt und auf Lebenszeit erwählt ward, aber
in seinen Regierungsmaßregeln an die Zustimmung des Familienrats gebunden war. Um 752
v. Chr. wurde die Lebenslänglichkeit
durch eine 10jährige Regierungszeit ersetzt, 714 der Zutritt zur Herrschaft allen Eupatriden eröffnet, 683 eine
einjährige
Dauer der Würde festgesetzt und ihre Macht unter neun Amtsgenossen, die nunmehr
Archonten hießen, verteilt.
Die
ReformenSolons gestatteten 594 allen Athenern der obersten Steuerklasse den Zutritt zu dem höchsten Staatsamte, und
Aristides
eröffnete ihn endlich 477 allen athenischen
Bürgern ohne Unterschied des Vermögens. Wahrscheinlich seit 509
v. Chr. war
an die
Stelle der
Wahl das Los getreten, bis anscheinend seit der Römerherrschaft wieder die
Wahl das Los ersetzte. Der erste
der neun
Archonten hieß vorzugsweise der «Archon», mit dem
Beinamen Eponymos, weil nach seinem
Namen in allen öffentlichen
Urkunden das Jahr bezeichnet wurde. Er stand an derSpitze des Gemeinwesens, führte den Vorsitz im
Rate
und den Gemeindeversammlungen, hatte ferner
die Leitung der Dionysosfeier und die Gerichtsbarkeit in das Familienrecht betreffenden
Prozessen.
Der zweite Archon
(Basileus), der
Titel und Schmuck des Königs fortführte, verwaltete vorzugsweise die religiösen Angelegenheiten
des
Volks, auch hatte er die
Anklage der Religionsfrevler und
Mörder zu bewirken. Der dritte Archon (Polemarchos)
leitete das Kriegswesen (bis ihm seit der Zeit des
Kleisthenes zehn
Strategen zur Seite gestellt wurden). In späterer Zeit
hatte er namentlich die Leichenfeierlichkeiten zu Ehren der gefallenen
Krieger zu leiten und die Gerichtsbarkeit über Nichtbürger.
Die übrigen sechs
Archonten hatten keine besondern Hoheitsrechte und wurden unter dem
Namen der
Thesmotheten
zusammengefaßt. Sie bildeten gewissermaßen ein besonderes Kollegium; ihnen lag die
Hut
[* 7] der Gesetze und die Gerichtsbarkeit
(d. h. in der Regel nur die
Voruntersuchung und Leitung des Prozesses vor Gericht) in fast allen Prozessen ob, die nicht ausdrücklich
andern
Beamten zugeteilt waren. Außerdem hatten sie die
Abstimmungen in den
Volksversammlungen zu leiten,
und die mit fremden
Staaten geschlossenen
Verträge zu vollziehen.
Bei den:
Austritt aus dem
Amte mußten die
Archonten Rechenschaft ablegen und wurden, wenn ihre Amtsführung tadellos gewesen,
Mitglieder des Areopags (s. d.). Seit der Römerherrschaft tritt ihre Bedeutung
merklich zurück hinter der des Stadthauptmanns oder ersten
Strategen. Dennoch stand auch noch, als
Griechenland
[* 8] seine polit. Selbständigkeit verloren hatte, die Archontenwürde in so hohem Ansehen, daß selbst röm.
Kaiser, wie Domitianus, Hadrianus,
Gallienus, sie sich übertragen ließen. Im Laufe des 5. Jahrh. n. Chr.,
nach
Theodosius II., verschwindet mit andern Eigentümlichkeiten der alten athenischen
Verfassung allmählich
auch das Archontat.
Im spätern byzant.
Reiche und zur Zeit der fränk. Herrschaft in
Griechenland sind
«Archonten» die griech. großen Grundherren
oder
Barone.
vonTarent, ein Pythagoreer,
Philosoph, Mathematiker, Staatsmann und Feldherr.
Seine Hauptwirksamkeit fällt
in die Zeit 400-365
v. Chr. Es wird ihm die Lösung mehrerer geometr. und mechan.
Probleme (z. B. die Verdoppelung des Kubus) zugeschrieben.
Die meisten unter seinem
Namen angeführten,
in dor. Dialekt verfaßten
Schriften sind nach allgemeiner
Annahme unecht. -
(spr. artschehr-),Galaleibwache oder Palastwache
des
Kaisers von
Österreich,
[* 11] aus verdienstvollen, verwundeten und halbinvaliden Offizieren bestehend und zur direkten
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mehr
Bewachung des Kaisers, der kaiserl. Familie sowie zur Begleitung bei feierlichen Gelegenheiten bestimmt.
1) Arrondissement im franz. Depart. Aube, hat 1288,15 qkm, (1891) 29953 E., 93 Gemeinden und zerfällt
in die 4 Kantone Arcis-sur-Aube (360,02 qkm, 22 Gemeinden, 8830 E.), Chavanges (178 qkm, 17 Gemeinden, 4175 E.), Méry-sur-Seine
(379,18 qkm, 26 Gemeinden, 10559 E.), Ramerupt (370,95 qkm, 28 Gemeinden, 6389 E.). – 2) Hauptstadt des Arrondissements
Arcis-sur-Aube, an der hier schiffbar werdenden Aube und der Linie Chalons-sur-Marne-Sens der Ostbahn, hat (1891) 2821,
als Gemeinde 2841 E.; Seiden- und Baumwollspinnerei, Baumwollweberei, Strumpfwirkerei und Getreidehandel. Arcis-sur-Aube, Geburtsort Dantons,
dem 1886 hier ein Denkmal errichtet wurde, ist bekannt durch die unentschiedene Schlacht zwischen Napoleon Ⅰ. und den Verbündeten
unter Schwarzenberg, 20. und nach der mit zeitweiliger Behauptung von und Torcy der Rückzug
durch Oudinot gedeckt wurde.
Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Riva in Tirol,
[* 13] 5 km nördlich von Riva, in 91 m Höhe, an der Sarca
und am Fuße eines mit Ölbäumen bewachsenen Kalkberges, ist Station der Bahn Mori-Arco-Riva, hat (1890)
2384, als Gemeinde 3782 E., Bezirksgericht (5 Ortsgemeinden, 24 Ortschaften, 11109 ital. E.), Pfarrkirche mit Kuppeln und Marmoraltären,
neues Schloß des Erzherzogs Albrecht mit sehenswertem Wintergarten, neues Kurhaus, neues Offiziers-Kurhaus, Klöster der
Kapuziner, Franziskaner und Servitinnen, letzteres mit einer Erziehungsanstalt für Mädchen, Fachschule für Holzindustrie;
Olivenholzindustrie, Seidenzucht, Obst-, Wein- und Ölbau, Steinbrüche, Steinröhrenfabrikation.
Seit 1892 besteht in Arco elektrische Beleuchtung.
[* 14] Arco ist wegen seiner geschützten Lage und seines milden Klimas (Minimum im
Januar +2,2° C.) vielbesuchter Winterkurort. Nördlich auf steilem, 126 m hohem Fels das im Spanischen Erbfolgekriege von
den Franzosen zerstörte Schloß Arco, das ohne Zweifel röm. Ursprungs
ist und urkundlich erst im 12. Jahrh. genannt wird. –
Vgl. Schreiber, am Gardasee als klimatischer Winterkurort (Wien
[* 15] 1879);
Kottowitz, Der klimatische Winterkurort in Südtirol (2. Aufl., ebd. 1887);
Ramdohr, und die Riviera als Winterstation für
Lungenkranke (Lpz. 1886);
Geschlecht deutscher Abkunft, benannt nach dem Schlosse (s. Arco, Stadt), aber nicht
ein Zweig der bayr. Grafen von Bogen,
[* 16] erscheint zuerst unter Kaiser Lothar Ⅱ. Vinciguerra von Arco ward 1413 in den Reichsgrafenstand
erhoben. – Gegenwärtig blüht das Geschlecht der Grafen von Arco hauptsächlich in der bayr. Linie, eine
zweite Linie ist in Schlesien
[* 17] vertreten, am schwächsten eine dritte in Mantua.
[* 18] Ein GrafNikolaus von Arco, geb. 1479, gest. 1546,
anfangs Soldat, machte sich später litterarisch, besonders als lat. Dichter bekannt. Seine Poesien sind u. d. T. «Nicolai Archii
comitis numeri» (Mantua 1546; Verona
[* 19] 1762) im Druck erschienen. GrafJohannBaptist von Arco (s. d.) zeichnete
sich in bayr. Kriegsdiensten aus. Der Tiroler Linie gehörte
der als nationalökonomischer Schriftsteller bekannte GrafJohannBaptistGerard von Arco (geb. 1739, gest. 1791) an, dessen Werke
zu Cremona (4 Bde., 1785) gesammelt erschienen. ^[]
Carlo d’, ital. Kunsthistoriker, geb. zu
Mantua, gest. als Podestà daselbst, aus der mantuanischen Nebenlinie der bayr. Grafenfamilie Arco, widmete sich zu
Mailand
[* 20] und Rom der Malerei, dann kunstgeschichtlichen Studien, deren erste Frucht eine umfassende, auf urkundlichen Forschungen
ruhende BiographieGiulioRomanos (Mantua 1838, mit 60 Kupfern; 2. Aufl. 1843) ward. Verdienstlicher
noch ist «Delle arti e degli artifici di Mantova» (2 Bde.,
1857‒59). Ferner veröffentlichte Arco:. «Della economia politica del municipio di Mantova a’tempi in cui si reggeva a republica»
(1842; 2. Aufl. 1846),
«Studij intorno al municipio di Mantova» (3 Bde.,
1871‒72) und eine Reihe Dokumente zur Geschichte Mantuas («Chronicon Mantuanum 1095‒1299» u. s. w.).
Joh. Bapt., Graf von, bayr. General, wird zuerst beim Entsatze von Wien 1683 und in den folgenden Kämpfen gegen
die Türken genannt. Arco nahm teil am Reichskriege gegen Ludwig ⅩⅣ., wurde 1694 zum Oberbefehlshaber aller bayr. Truppen
und 1696 zum Präsidenten des Hofkriegsrates ernannt, jedoch bei Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges
wieder abberufen. Während der Kurfürst sich im östl. Bayern
[* 21] der Reichstruppen zu erwehren suchte, führte Arco das Kommando
in Schwaben und beabsichtigte in dem festen Lager
[* 22] bei Donauwörth den von dem Rhein herbeieilenden Franzosen die Hand
[* 23] zu bieten,
wurde aber 1704 am Schellenberge bei Donauwörth von Marlborough und dem Markgrafen von Baden
[* 24] geschlagen. In der Schlacht von
Höchstädt
[* 25] leistete er den Angriffen des Prinzen Eugen auf dem linken Flügel der Aufstellung den tapfersten Widerstand, folgte
aber dann seinem Herrn nach den Niederlanden. Nachdem er auch noch Anteil an der Schlacht von Ramillies
genommen, kehrte er nach Bayern zurück und starb 1715 in München.
Dorf im Distrikt SanBonifacio der ital. Provinz Verona, am Alpon, einem linken Nebenflusse der Etsch, 24 km
südöstlich von Verona, hat (1881) 1660 E. und ist berühmt durch die SchlachtBonapartes gegen die Österreicher
vom 15. bis Ein österr. Heer, 48000 Mann stark, rückte unter Feldzeugmeister Alvinczy in zwei getrennten Kolonnen
von Tirol nach Italien
[* 26] zum Entsatze von Mantua; die Hauptkolonne, 29000 Mann, durch das Friaul gegen die untere Etsch, die Nebenkolonne
unter Davidovich gegen die bis Trient
[* 27] vorgedrungene Division Vaubois; bei Verona sollten sich beide vereinigen
und dann gegen Mantua vordringen.
BonapartesArmee war nur 43000 Mann stark; davon hatte er, weil Mantua blockiert werden mußte und Vaubois in Tirol stand, nur
die Divisionen Augereau und Masséna, etwa 18000 Mann, zur Stelle. Diese vereinigte er bei Verona, war aber
in den ersten Gefechten gegen die Hauptkolonne zu Anfang November nicht glücklich und in übler Lage. Er überschritt 15. Nov. unbemerkt
bei Ronco die Etsch; die Division Augereau rückte durch das sumpfige Terrain auf dem Damme gegen die Brücke,
[* 28] die bei Arcole über
den Alpon führt, Masséna etwas später zur Deckung dieser Bewegung auf dem andern Damme an der Etsch aufwärts.
Arcole war aber besetzt und AugereausAngriff auf die Brücke wurde
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abgeschlagen. Die Kolonne wich in Unordnung auf dem Damme zurück. Ebensowenig Erfolg hatte Masséna auf dem Etschdamme, und
Bonaparte zog abends alle Truppen hinter die Etsch zurück, während Alvinczy, der schon gegen Verona vorgerückt war, Verstärkungen
nach Arcole sandte und schließlich seine Hauptmacht jenseits des Alpon versammelte. Am 16. Nov. wurde
die Schlacht auf den Dämmen erneuert. Masséna warf den Feind, wodurch er Augereau, der am Alpon in Bedrängnis geraten war,
Luft schaffte. Ein Versuch der Franzosen, den Alpon auf Faschinen zu überschreiten, mißglückte. Am 17. Nov. wurde endlich weiter
südlich eine Bockbrücke gebaut, auf der Augereau überging und nun jenseit des Alpon gegen Arcole vordrang.
Jetzt mußten die Österreicher den Rückzug antreten. KeinTeil hatte einen wirklichen Sieg erfochten; doch war auch dieser
Entsatzversuch für Mantua durch die Schlacht von Arcole vereitelt.
(spr.arßóng), Jean Claude Eleonore Lemiceaud d', franz. General und Ingenieur, geb. 1733 zu Pontarlier, trat 1754 in
die Militärschule zu Mézieres und wurde 1755 zum Ingenieur ernannt. Zunächst machte er seinen Namen bekannt durch Herstellung
einer Karte des Juras und der Vogesen in einer eigenen von ihm erfundenen Tuschmanier. Während des siebenjährigen Krieges
zeichnete er sich besonders bei der Verteidigung von Cassel aus. 1774 und 1775 veröffentlichte er zwei
strategisch-taktische Studien u. d. T. «Correspondance sur l'art
de la guerre.» 1780 dem franz.-span. Heer zugeteilt, erfand Arçon, um den Angriff auf Gibraltar
[* 30] von der See aus zu unterstützen,
«schwimmende Batterien», gegen Einwirkung feindlicher Geschosse
[* 31] gepanzerte Schiffsrümpfe. Nach Beendigung des Krieges mehrfach
zum Ausbau fester Plätze verwandt, nahm er 1793 beim Einfall in Holland unter Dumouriez teil und zeichnete
sich bei der Einnahme von Breda aus. 1799 in den Senat berufen, starb er am Er schrieb noch: «Considérations
militaires et politiques sur les fortifications (Par. 1795).
delaFrontera, Stadt (Ciudad) in der span. Provinz Eadiz, malerisch auf einem 166 m hohen
steilen, vom Guadalete umflossenen Felsen, ist eine sehr altertümliche, unregelmäßig gebaute Stadt mit steil ansteigenden
Gassen und hat (1887) 16 199 E., sieben Klöster, zwei Pfarrkirchen, von denen die am Konstitutionsplatze stehende Hauptkirche
ein herrliches got. Gebäude mit drei Schiffen ist. Oberhalb der Stadt das große Stammschloß der Herzöge
von Arcos de la Frontera, teilweise in Ruinen. Zu Arcos de la Frontera befinden sich mehrere Gerbereien, deren
Erzeugnis im Lande in gutem Rufe steht, ferner Hut-, Tauwerk-, Espartomatten- und Borstenwarenfabriken. In der Umgebung, namentlich
im Guadaletethale aufwärts, werden Weizen, Öl und Südfrüchte in Menge gebaut. Ungefähr 10 km flußaufwärts
in reizender Umgebung der Bade- und Sommerfrischort Bornos mit (1887) 5211 E. - Arcos de la Frontera ist die alte Colonia arcensis der
Römer
[* 32] und das in den Bürgerkriegen der Araber berühmte Medina-Arkosch. Ferdinand III., der Heilige, eroberte 1234 die Stadt,
die später den Beinamen de la Frontera erhielt, weil sie in den Kämpfen zwischen Mauren und Christen
die Grenze bildete und die Einwohner sich in den Streifzügen gegen die erstern besonders tapfer bewiesen.
Andans., Bärentraube, Pflanzengattung aus der Familie der Ericaceen (s. d.)
mit 15 Arten, teils auf den Hochgebirgen und in der arktischen Zone, teils in Mexiko
[* 33] und Kalifornien; meist niedrige Sträucher.
Die bekanntesten Arten sind die auch in Deutschland
[* 34] vorkommenden Arctostaphylos officinalis Wimm.
et Grab. (Arbutusuva ursiL.) und alpinaL. Erstgenannte Art, die gemeine Bärentraube, sieht der Preißelbeere ähnlich,
unterscheidet sich aber durch die zimmetbraun berindeten Stämmchen und Äste, durch die weißen, im Schlunde roten Blüten
und durch die Steinkerne enthaltenden Beeren.
Letztere haben ungefähr die Größe der Preißelbeere, sind auch rot und schmecken ziemlich angenehm. Die herben, etwas bitter
schmeckenden Blätter sind als Folia uvae ursi offizinell, werden getrocknet als Thee oder auch in Pulverform
gegen Krankheiten des Harnsystems gegeben, auch technisch mit Eisenvitriol zum Schwarz-, mit Alaun
[* 35] zum Grünfärben (in Schweden)
[* 36] und allein zum Dunkelbraunfärben der Schafwolle (in Island)
[* 37] benutzt. Die gemeine Bärentraube wächst wild an felsigen, bebuschten
Orten, auch auf Heidewiesen, in moorig-sandigen Kiefernwäldern, hier meist mit der Preißelbeere zusammen,
in vielen Gegenden Deutschlands und Europas, wird aber auch als Dekorationspflanze an künstlichen Felsenpartien in Gärten
kultiviert. Die ausländischen Arten findet man oft als Zierpflanzen in den Gewächshäusern. Von der auch in der arktischen
Zone häufigen Arctostaphylos alpina werden die Beeren von den Eskimos Grönlands und des nordamerik. Archipels gegessen.
L., Bärenohr, Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen
[* 38] (s. d.) mit gegen 30 Arten, ausschließlich in
Afrika
[* 39] und zwar vorzugsweise Südafrika;
[* 40] teils Halbsträucher, teils ausdauernde und einjährige Pflanzen mit abwechselnden,
dornenlosen Blättern und einzeln stehenden, gestielten Blütenkörbchen, die zungenförmige Strahl- und röhrige Scheibenblüten
enthalten. Fast alle Arten zeichnen sich durch schöngefärbte Blüten aus. Am häufigsten wird das an der
Westküste von Portugal
[* 41] verwilderte Arctotis acaulisL. angebaut. In Deutschland müssen alle in Töpfen gezogen, im Orangeriehause
überwintert und hier dicht an die Fenster gestellt werden. Sie verlangen ein etwas bindiges Erdreich, im Sommer reichliche,
im Winter mäßige Bewässerung und lassen sich leicht durch Ableger vermehren.
der Hauptstern im Sternbild des Bootes, ein rotgelber Stern 1. Größe.
Seine Eigenbewegung ist eine der stärksten,
die man bei Fixsternen beobachtet hat, nämlich jährlich 2."3. Schmidt in Athen glaubt bemerkt zu haben, daß er jetzt nicht
mehr ein so hohes Rot zeige wie früher.
Trotz seiner starken Eigenbewegung hat sich eine Parallaxe
[* 42] bei
ihm doch nicht mit Sicherheit ermitteln lassen. - Die mytholog.
(spr. arköj), Dorf im Kanton
[* 43] Villejuif, Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine, in 70 m
Höhe, an der Bièvre und der Linie Paris-Limours der Franz. Orléansbahn, hat (1891) 5863, als Gemeinde 6088 E.
Arcueil, das alte Arcus Julianus, hat den Namen von den Bogen eines Aquädukts, von dem noch zwei Bogen übrig sind und dessen Erbauung
man dem Julian zuschreibt; letzterer leitete das Wasser von Rungis nach dem röm. Lager
bei
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mehr
Paris,
[* 45] auf dem südl. Seineufer, im jetzigen Quartier Latin, wo er von seinen Truppen 360 n. Chr. zum Augustus ausgerufen wurde.
Die berühmte neuere Wasserleitung,
[* 46] die sich mit 28 Brückenbogen in einer Länge von etwa 400 m durch das Bièvrethal hindurchwölbt,
ließ Ludwig XIII. 1613-24 von J. Debrosse errichten, um dasselbe Wasser nach den Gärten seines Palastes
(des jetzigen Luxembourg) hinzuführen. Im Mai 1871 richteten die Truppen der Pariser Commune im College zu Arcueil ein Blutbad
an.
1) Bezirk im Gebiet Kars im russ. Transkaukasien, nimmt den östl. Teil des Gebietes ein und hat 5491,3 qkm mit 43 643 E.,
meist Türken, dann Kurden, Karakalpaken, Griechen, Turkmenen, Russen (1036) u. a. -
2) Bezirksstadt von 1, an der Kura, 1835 m hoch gelegen, hat (1891) 778 E., Post, in Garnison das 151. Infanterieregiment,
war bis 1877 eine starke Festung
[* 48] der Türken, an der sich die Wege nach Batum,
[* 49] Achalzich, Kars, Erzerum
vereinigten. Im Kriege 1877-78 wurde sie von 20000 Russen belagert und 16. und 17. Mai unter den Generalen Dewel und Heiman erstürmt.
Nach dem Frieden kam Ardahan zu Rußland.
1) Kreis
[* 50] im russ. Gouvernement Nishnij Nowgorod, nimmt den südwestl. Teil des letztern ein und hat 6018 qkm mit 133 747 E.
und fünf große Eisenwerke, die 1887 ziemlich 2 Mill. Pud Eisen
[* 51] lieferten. - 2) Kreis im russ. Gouvernement Simbirsk, nimmt
den westl. Teil desselben ein und hat 4521,1 qkm mit 203 006 E., davon etwa die Hälfte Mordwinen, 109 griechisch-kath. Kirchen, 3 Moscheen.
- 3) Kreisstadt von 1, am Lemet, hat (1889) 5312 E., Post; Montanindustrie,
Ziegelbrennerei und Ackerbau. - 4) Kreisstadt von 2, am FlusseAlatyr, 175 km westnordwestlich von Simdirsk, hat (1885) 4652 E.,
Post, Telegraph,
[* 52] eine Schule, ein Hospital; Talgschmelzereien, Gerbereien, Malzdarren.
ein dem Altertume entstammendes Getreidemaß mehrerer Gegenden des Morgenlandes, namentlich
Ägyptens. Der ägyptische Ardeb zerfällt in 6 Auibeh, Wehbih oder Usbeck, der Auibeh in 2 Keleh oder Kelah oder 4 Rub oder Robba
(Rob, Viertel); also hat der Ardeb 24 Rub. Er ist an den einzelnen Handelsplätzen von verschiedener
Größe; jedoch bedient man sich bei der Ausfuhr meist des von Kairo,
[* 53] der 183 l enthält und beim Weizen
= 300 -310 Rotoli = 133½-138 kg gerechnet wird. Dieser Ardeb ist gesetzlich allein zulässig. 2 ägyptische Ardeb = 1 Daribba.
Der von Alexandria enthält 271 l, der von Rosette 290 l. Der von St. Jean d'Acre in Syrien enthält an Gewicht 254 ⅔
kg. Auch in Abessinien ist ein von verschiedener Größe
gebräuchlich. Der von Massaua
[* 54] enthält etwa 10,5 l, der von Gondar
nur etwa 4,4 l.
oder Erdebil, feste Stadt im nordöstl. Teile der pers. ProvinzAserbeidschan, in 1365 m Höhe, an dem
in den Aras mündenden Kara-su und am Fuße des Sawalanberges (4813 m). Die Blütezeit der Stadt fällt
in die Regierung der Sefewidendynastie (Sofis). IhreLage auf einer kühlen Hochebene, in fruchtbarer Umgebung von Obstgärten,
Weingeländen, Ackerfluren und Wiesen, der Besitz von Mineralquellen hat sie jederzeit zu einem Lieblingsaufenthalte des pers.
Hofs gemacht. Der Ahnherr derselben, Scheich Sefi (gest. 1334) und der erste König dieser
Familie, Schah Ismael (gest. 1523), haben hier Mausoleen.
Olearius und Chardin schildern sie 1635 als eine der blühendsten Städte des damaligen Persiens. Zu Anfang des 19. Jahrh. war
sie der Sitz des Hoflagers des Prinzen Abbas Mirza, der sie damals unter Leitung des franz. Generals Gardanne
nach europ. System befestigen ließ, damit sie als Hauptgrenzfestung gegen Rußland diene. Wiederholte Erdbeben
[* 55] haben die Stadt
in neuerer Zeit in Trümmer gelegt, doch sollte 1872 die Einwohnerzahl wieder auf 20000 gestiegen sein. Im russ.-pers.
Kriege (1826-28) fiel sie den Russen in die Hände, ging aber, die schöne nach Petersburg
[* 56] entführte Bibliothek
ausgenommen, nach dem Frieden von Turkmantschai wieder in pers. Besitz über. Als Grenzstation der Handelsstraße von Täbris
nach Lenkoran ist sie für den kaspisch-pers. Handel wichtig. -
Vgl. Radde, Reisen an der Persisch-Russischen Grenze (Lpz. 1886).
(spr. ardähsch), Departement in Südfrankreich, nach dem Flusse Ardèche, einem Nebenfluß der Rhône, benannt,
umfaßt den nördlichsten Teil vom alten Languedoc, die Landschaft Vivarais, und liegt zwischen Cevennen (Depart.
Lozere) und Rhône (Depart. Drôme), den Depart. Loire
und Haute-Loire im N. und Gard im S., hat 5526 qkm, (1891) 371 269 E., darunter 536 Ausländer, und zerfällt
in die 3 Arrondissements Largentière, Privas und Tournon mit 31 Kantonen, 339 Gemeinden.
Bevölkerungsbewegung des Jahres 1888: 10 758 Geburten, 8667 Todesfälle. Hauptstadt ist Privas (s. d.), der volkreichste
und betriebsamste Ort Annonay (s. d.). Es ist größtenteils gebirgig und gehört dem Centralplateau
an. Vom Rhônethal (90 m) steigt der Boden nach Westen zu über Montagne-de-Coirons zu dem Cevennenkamme
(vulkanischer Mont-Mezenc 1754 m), der Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Atlantischem Ocean. Die hauptsächlich aus Gneis,
Sandstein, Schiefer und Kalk bestehenden Gebirge sind meist von Eruptivgestein, besonders von Basalt durchbrochen und zertrümmert
und bieten einen außerordentlichen Reichtum von malerischen Schönheiten (s.
Antraigues) und geolog.
Merkwürdigkeiten dar. Das Departement ist sehr reich an Mineralien.
[* 57] Eisen liefern die Minen von Lavoulte, wo auch Hochöfen
stehen, die von Veyras und die schon von den Römern ausgebeuteten von Aubenas;
Steinkohle (1889: 40 915, 1888: 36 393 t) findet
sich an mehrern Orten, Antimon zu Malbosc, Silber bei Largentière, Bleiglanz in verschiedenen Gegenden,
Kupfer
[* 58] bei Pranles;
Kalkbrüche bei Crussol, Marmor von Cruas;
Porphyr, Kaolin u. s. w. Berühmte und besuchte Mineralquellen
sind zu Vals, Celles, Lavoulte, Neyrac, St. Laurent-les-Bains, St. Georges.
Das Oberland hat 6-8 Monate Winter, wenig Getreide,
[* 59] aber gute Viehweiden. Dagegen besitzen das
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mehr
östl. Stufenland, dessen steile Bergabhänge fast überall durch Mauern, die das Erdreich stützen, mit Kulturterrassen umkleidet
sind, sowie die Thäler, besonders das des Rhônethals, ein sehr warmes Klima.
[* 61] Hier gedeihen Oliven, Feigen, Mandeln, geschätzte
Rot- und Weißweine (St. Péray, St. Jean, Cornas, St. Joseph, Montréal; 1889: 87 576, im zehnjährigen
Durchschnitte 86 249 hl), Maulbeeren, Kastanien, Hanf, Raps, Zuckerrüben. Von der Fläche sind 1600 qkm Ackerland, 1085 Heide, 1018 Wald, 411 Wiesen, 124 Weinberge. 1889 wurden 314 831 hl
Weizen und 419 848 hl Roggen gebaut.
Auch die Viehzucht
[* 62] ist bedeutend: 1887 gab es 12 718 Pferde,
[* 63] 111 729 Rinder,
[* 64] 245 266 Schafe,
[* 65] 133 092 Ziegen
sowie 209 Bienenstöcke. Bedeutend sind die Gerbereien, namentlich von ausgezeichnetem Ziegenleder zu Handschuhen, Papierfabriken
(sehr berühmt in Annonay), Eisenwerke, Tuchfabriken, Walnußölfabriken, vor allem die Seidenproduktion (1892: 1,65 Mill.
kg). Den Handel fördern gute Straßen (1888: 500 km Nationalstraßen), mehrere Zweigbahnen der Mittelmeerbahn (1886: 69,8
km) und der Stromlauf der Rhône, die hier außer der Ardèche noch Erieux und Doux aufnimmt. -
Vgl. Joanne, Géographie du département
de l'A. (Par. 1870).
Marie, geborene Prinzessin von Hanau,
[* 66] geschiedene Gattin
des Prinzen Wilhelm von Hessen-Philippsthal (s. d.) zu Barchfeld, erhielt für sich und die der Ehe entsprossenen
Kinder, mangels der Ebenbürtigkeit des fürstlich hanauschen Hauses (s. Hanau, Fürstin von), durch preuß. Diplom vom den
Prinzen- und Prinzessinnentitel von Ardeck.
1) Früher der ganze Bergstrich zwischen Rhein und Sambre, jetzt nur die westlichste Abteilung des niederrhein. Schiefergebirges.
Die Ardennen erheben sich an der Nordgrenze Frankreichs und im südöstl. Belgien,
[* 67] senken sich nordwärts zur Maas (zwischen Namur
[* 68] und Lüttich)
[* 69] und Sambre und lehnen sich im O. an das Hohe Venn und die Eifel an, während sie sich westwärts
allmählich zum flandr. Tieflande verflachen. Sie bilden eine breite, häufig ganz ebene oder doch nur sanftwellige Bergfläche
von 550 m mittlerer Höhe, ohne geschlossene Bergrücken oder bedeutendere Gipfelerhebung.
Nur der zuweilen ganz kahle oder doch nur mit sehr dünner Erdkrume bedeckte Felsboden und vorzüglich
das vielfache Vorkommen tief und steil eingeschnittener Thäler sowie der spärliche Anbau und die strichweise dichten Waldungen
geben dem Ganzen das Gepräge eines Berglandes. Die Wälder, meist Laubholz (Eichen, Buchen, Espen und Eschen), seltener Tannenwald,
beschatten die mit einer dickern Bodenkrume bedeckten Berglehnen; wo diese fehlen, da findet sich nur
mageres Weideland, Gebüsch und Gestrüpp, auch Heide (Landes) und sumpfige oder öde Strecken (Fagnes).
Nur wo die Ardennen im N. und W. in das Tiefland übergehen, gestatten sie Ackerbau. Der tiefe, zum Teil enge, felsige Querspalt des
Maasthals zwischen Mézières und Namur durchschneidet die ganze Bergfläche von S. gegen N., so daß
die größere Hälfte auf der Ostseite bleibt. Einen ähnlichen Querspalt bildet die Ourthe und Sauer (Sure). Zwischen beiden
Spalten liegen die höchsten, bis zu 650 m ansteigenden Punkte der Ardennen auf dem flachen Rücken, der sich
im N. der Semoy von
der Maas bis zur obern Ourthe ausbreitet und von St. Hubert, dem Gruftkloster des
Patrons der Jäger, den NamenSankt
[* 70] Hubertuswald führt. Die Ardennen bestehen meist aus Thonschiefer und Kalk, enthalten indes auch
Bausteine, Dachschiefer, Eisen, Zink und Blei
[* 71] und an ihrem Nordrande von Lüttich bis Valenciennes reiche Steinkohlenlager, die
die Metallverarbeitung Belgiens begründen. -
Vgl. Montagnac, Les Ardennes (2 Bde., Par. 1866-73);
Förster, Versuch einer physischen Chorographie der Ardennen (Bonn
[* 72] 1881);
(spr.-dénn), Departement im NO. Frankreichs, nach dem Gebirge der Ardennen benannt, besteht aus der nördl.
Champagne mit den ehemaligen Fürstentümern Sedan,
[* 75] Carignan und Mouzon, grenzt im N. und NO. an Belgien, im SO. an das Depart.
Maas, im S. an Marne, im W. an Aisne, hat 5232,89 (nach Berechnung des Kriegsministeriums 5252) qkm, (1891) 324 932 E.,
darunter 32 729 Ausländer, und zerfällt in die 5 Arrondissements Mézières, Sedan, Rethel, Rocroy und Vouziers mit 31 Kantonen
und 503 Gemeinden.
Hauptstadt ist Mézières (s. d.). Es wird vom Waldplateau der Ardennen und im O. von den Argonnen durchzogen. Der
nordöstl. Teil gehört zum Becken der schiffbaren Maas mit dem Chiers und der Semoy rechts und der schiffbaren Bar links; den
südl. Teil bewässert die Aisne mit der Aire. Der Ardennenkanal (100 km) verbindet seit 1832 Seine und Maas. Etwa ein Achtel
der Grundfläche besteht aus Bergland, das zugleich den waldreichsten Abschnitt, aber auch weite Heidestrecken
enthält.
An der Nordspitze des Departements, bei Givet, bricht man Marmor. Dann folgen mächtige Schieferlager. Im O. herrscht Muschelkalk
vor mit reichen Eisenminen, im SW. trockner Kreideboden, eine nackte, baumlose Ebene. Nur die Thäler, besonders das der Aisne,
sind fruchtbar und liefern Getreide (1888: 902 169 hl Weizen, 180 809 hl Roggen, 1 344 698 hl Hafer),
[* 76] Wein baut man nördlich bis Mézières (1889: 6079, im Durchschnitt von 1879 bis 1888: 11 785 hl aus 602 ha); auch wird
Cider bereitet (1889: 14 735, im zehnjährigen Durchschnitte 50 713 hl). Außer Marmor, Schiefer und Eisen
finden sich Steinkohlen, Glassand, Porzellanthon.
Holz
[* 77] wird gegen Hafer und Wein ausgeführt. Auf den ausgedehnten Weiden zieht man starke Arbeitspferde (1887: 50 726), Rinder
(111 036), treffliche Schafe (245 266) und Schweine
[* 78] (112 172 Stück). Die Industrie beschäftigt sich mit Eisenwerken, Glas-,
Fayence-, Tuch-, Shawl- und Wollfabriken, Strumpfwirkerei, Loh- und Weißgerberei. Hauptsitze der Eisenindustrie
sind Givet, Mézières, Messempré, der TuchfabrikationSedan. Es giebt (1889) 9 Zuckerfabriken (jährlich 8 095 591 kg).
An Unterrichtsanstalten besitzt das Departement ein Lyceum und ein Collège. Die Eisenbahnen Reims-Mézières- Givet sowie
Hirson-Mézières-Sedan-Diedenhofen, im ganzen (1886) 409,4 km, außerdem (1888)
386,4 km Nationalstraßen und 399 km schiffbare Wasserstraßen durchkreuzen das Departement. -
Vgl. Keßler,
Notice descriptive et statistique sur le département des Ardennes (Par. 1878).
(das Ardai), der westl. Teil der rechts von der Ruhr mit steilen Böschungen zum Flusse hinstreichenden Haar
[* 80] (s. d.),
geht nordwestlich zu dem fruchtbaren Hellweg über, der sanft in das niederrhein.
Tiefland abfällt. Das bis 163 m hohe Ardey ist für Westfalen
[* 81] höchst wichtig, da es einen Hauptteil der Steinkohlenniederlage
der GrafschaftMark bildet, die südlich von Sandstein und nördlich von Kreide
[* 82] umgeben ist. Der Sandstein im A. selbst wird
überall von einer unfruchtbaren Lehmschicht überdeckt. - Ardey, Gemeinde, s.
Annen.
Luigi, ital. Musiker, geb. zu Crescentino bei Vercelli, Schüler des Mailänder Konservatoriums, machte
sich zuerst (1839) als Violinspieler, später auch als Opernkomponist in Italien bekannt.
Seit 1851 wirkte er als Kapellmeister
in verschiedenen Ländern.
Sein wesentlicher Aufenthaltsort ist in neuerer Zeit wieder London.
[* 84]
Von seinen
Kompositionen machte ihn besonders der Gesangswalzer «Il bacio» («Kußwalzer»)
populär.
(spr. ardr), befestigte Stadt und Hauptort des Kantons Ardres (180,36 qkm, 23 Gemeinden, 14 300 E.)
im Arrondissement St. Omer des franz. Depart. Pas-de-Calais, liegt in 22 m Höhe und sumpfiger Gegend, an der franz. NebenbahnCalais-Auvin, am Endpunkte des Ardreskanals, der Ardres mit Gravelines verbindet und 5 km
von der Stadt den von Calais
[* 86] nach St. Omer führenden Kanal
[* 87] kreuzt, an welcher Stelle der Pont-sans-Pareil, die Station der Franz.
Nordbahn (313 km von Paris) für Ardres, die beiden Kanäle überbrückt, hat (1880) 1213, als Gemeinde 2274 E., Post und Telegraph;
Tüllfabrikation und Salzraffinerie. - Zu Ardres fand 1520 eine unter dem NamenCamp du drap d'or bekannte
Zusammenkunft Franz' I. und Heinrichs VIII. statt.
(spr. ahrdróssän), Hafenstadt und Seebadeort in der schott.
GrafschaftAyr, am Firth of Clyde, 48 km im W. von Glasgow,
[* 88] hat (1891) 5294 E., einen guten Hafen;
bedeutende
Kohlen- und Eisenausfuhr, Schiffbauerei und Fischerei.
[* 89]
oder Erdschjas-Dagh, der Mons
[* 90] Argaeus der Alten, berühmter trachytischer Berg im mittlern Kleinasien, im türk.
Wilajet Angora, in der Mitte der
durchschnittlich 1300 m hohen kappadocischen Hochfläche, südlich der Stadt Kaisarie (Caeserea),
ist ein großartiger, erloschener Vulkan, der, in Nachbarschaft zahlreicher anderer erloschener Kegel und
Krater,
[* 91] von denen sich eine 52 km lange Reihe als Karadscha-Dagh hinzieht, steil und wild in die Schneeregion bis zu 4000 m
hinaufreicht.
Noch im 4. Jahrh. soll der Ardschisch thätig gewesen sein.
oder Ardjeh, kleine Stadt und einst wichtige Festung in Armenien, im türk. Wilajet Erzerum,
am nördl. Ufer des nordöstl. Beckens des Wansees, in einer Sumpfebene, hinter der sich im N. der Ala-Dagh, im W. der Sipan-Dagh
erheben. Der Ort, Sitz eines Mudir, hat eine verfallene Feste und wird von etwa 100 meist türk. Familien bewohnt; jedoch
haben die Armenier eine kleine, sehr alte Kirche daselbst. - Ardschisch, das alte Arzes, Arzen, auch Arses, altarmenisch
Ardschesch genannt, am Lacus Arsissa, hatte im 10. Jahrh. eigene mohammed.
Fürsten, kam in der zweiten Hälfte des 11. Jahrh. an Byzanz, wurde 1071 durch die seldschukischen Türken, 1209 von Georgiern
eingenommen, gehörte im 13. Jahrh. zum Mongolenreiche, um 1400 zu dem
Timurs und fiel 1533 an die Osmanen.
(Harduin), Markgraf von Ivrea und König von Italien. Wegen seines eigenmächtigen Schaltens in Oberitalien
[* 92] schon
von KaiserOtto III. und Papst Sylvester II. mit Acht und Bann belegt, wurde er nach Ottos III. Tode von einer oberital. Adelspartei in
Pavia zum König der Langobarden erhoben, schlug 1003 Otto von Kärnten und Graf Ernst von Österreich, die ihn mit einem deutschen
Ritterheer niederwerfen sollten, mußte aber fliehen, als König Heinrich II. im April 1004 selbst gegen ihn zog. Nach dem
Abzug der Deutschen trat er wieder als König von Italien auf; doch hielten die meisten Städte, namentlich
Mailand und Ravenna, zu Heinrich. Als dieser 1013 zur Kaiserkrönung wieder nach Italien kam, flüchtete von seinen Anhängern
verlassen, und ging im Dez. 1015 ins Kloster Fructuaria, wo er 1016 starb.
umgebender Raum eines Tempels oder andern Gebäudes, häufig von Säulenhallen umringt,
wie die Area palatini zwischen dem Palast des Augustus und Nero auf dem Palatin in Rom;
dann ein freier Spiel- oder Tummelplatz,
endlich auch die zum Wettfahren bestimmte Fläche im Cirkus.
[* 93]
L., Pflanzengattnng aus der Familie der Palmen
[* 95] (s. d.) mit gegen 25 Arten im tropischen Asien
[* 96] und Australien.
[* 97] Die
bekannteste Art ist die in Ostindien
[* 98] einheimische und dort auch in vielen Abarten kultivierte Katechupalme,
ArecaCatechuL., deren Samen
[* 99] unter dem NamenBetelnüsse bekannt und als Nuces oder semina Areceae offizinell sind. Die Katechupalme,
von den HolländernPinang genannt, treibt einen schlanken, bis 18 m hohen Stamm und hat bis 4 m lange Blätter mit
der Länge nach gefalteten Blattfiedern. Die Frucht, von der Größe eines Hühnereies, besitzt ein faseriges, ungenießbares
Fleisch, enthält einen einzigen Samen
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