früher ein wichtiger Handelsplatz, hat 1891 nur noch 4513 E., eine Stadt- und eine Landkirche (erstere mit einem Altargemälde
von Rembrandt), Post,
Telegraph
[* 2] und Dampfschiffverkehr mit
Stockholm.
[* 3] - Hier wurden im spätern Mittelalter mehrere Kirchenversammlungen
und
Reichstage abgehalten, so 1435 der erste schwed.
Reichstag, wo Engelbrecht zum Reichshauptmann, 1440, wo
Christoph von
Bayern
[* 4] zum Könige, 1471, wo
Sten Sture der
Ältere zum Reichsvorsteher
Schwedens gewählt wurde, 1561, wo die
Stände
die 43 Arbogaartikel annahmen, durch die Erich XIV. die Macht seiner
Brüder sehr beschränkte.
Laut Verordnung Gustav
Adolfs
von 1625, wonach die Kupfermünzen den vollen Wert in Kupfer
[* 5] enthalten sollten, wurden hier 1626-27 die
sog. Arbogaklippingar (quadratförmige Kupfermünzen) geschnitten und 1627-28 die Arbogafyrkar
(Kupferheller) geschlagen.
ein
Franke, trat früh in röm. Kriegsdienste und galt den
Kaisern Gratian und
Theodosius als einer ihrer hervorragendsten
Feldherren. 379 half er
Theodosius in der Gotengefahr, 388 gegen den
Usurpator Maximus in Illyrien und
dann gegen die
Tyrannen, die sich in
Gallien erhoben hatten. 391 stellte ihn
Theodosius dem jungen Valentinian II. zur Seite,
und Arbogast war dann der eigentliche
Regent von
Gallien. Er hielt die röm. Herrschaft mit Kraft
[* 6] aufrecht; als aber seine Feinde
den jungen
Kaiser bewogen, ihn abzusetzen, ließ Arbogast diesen 15. Mai 392 ermorden und erhob den Eugenius,
Geheimschreiber und Kanzler am kaiserl.
Hofe, zum
Kaiser. Um
Theodosius, den Schwager Valentinians, zu gewinnen, bat Arbogast diesen
um
Bestätigung des Eugenius.
Theodosius, zum
Kriege gegen einen so mächtigen Gegner nicht vorbereitet, brach erst nach zweijährigen
Rüstungen,
[* 7] durch Iberer, Hunnen,
Alanen und Goten verstärkt, nach dem Westen auf, um Valentinians
Tod
zu rächen. Nördlich von
Aquileja, am
Flusse Frigidus (jetzt Wippach), erlitten und Eugenius eine vollständige
Niederlage(6. Sept. 394). Eugenius wurde gefangen und hingerichtet, Arbogast gab sich selbst den
Tod.
(spr. arbŏá),Hauptstadt des Kantons Arbois (140,29 qkm, 15 Gemeinden, 8651 E.)
im
Arrondissement Poligny des franz. Depart. Jura, in einem
tiefen
Thale, an der Cuisance und der Linie
Vesoul-Besançon-Lyon der
Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 3932, als Gemeinde 4355 E.,
ein Collège, eine prot.
Kirche, eine
Bibliothek (8000
Bände), mächtige Schloßruinen, ein
Denkmal des hier geborenen
Generals
Pichegru; Fabrikation von Papier,
Thonwaren
[* 8] und Leder, Ausfuhr von Papeterie,Branntwein, Öl und Gartenfrüchten.
In der Umgegend werden viel
Blumen, Obstbäume und Gemüse gezogen, besonders aber wird ein süßer, meist weißer
Wein, der
Arboiswein, gebaut, dessen beste Sorte jung mild, angenehm und moussierend ist wie Champagner und dem schon
Kaiser Maximilian
I. 1493 freien
Umsatz im
DeutschenReiche zusicherte; alt kommt er dem alten
Wein von Château-Châlons nahe,
muß aber länger lagern. Auch die bei
Pupillin, 2 km von Arbois, gewonnenen
Weine werden unter dem
Namen von
Arboiswein verkauft.
de Jubainville (spr. arbŏá d'schübängwil),MarieHenri d', franz. Archäolog und Keltolog,
geb. in Nancy,
[* 9] war 1848-51
Zögling der
Pariser École des
Chartes, dann
Archivar des Depart.
Aube und wurde 1882 Professor
der kelt.
Sprache
[* 10] und Litteratur am Collège de
France. Von Arbois' zahlreichen
Arbeiten
sind hervorzuheben: Histoire des ducs et
descomtes de Champgane (Bd. 1-2
u. 7-8,Troyes 1859-69), «Les premiers habitants de l'Europe» (2 Bde.,
1877-89),
«Le
[* 11] cycle mythologique irlandaise et la mythologie grecque» (1881),
«Cours de littérature celtique» (4 Bde., Par.
1883-89),
Recherches sur l'origine de la propriété foncière et des noms de lieux habités en
France» (ebd. 1890),
«Celtes
et Germains, étude grammaticale (ebd. 1886), »Les noms gaulois chez César et Hirtius" (ebd. 1891),
«L'Épopée celtique en
Irlande» (Bd. 1, ebd. 1891),
1)
Bezirk im schweiz. Kanton Thurgau
[* 12] (s. d.), hat (1888) 15 383 E.
in 12 Gemeinden. - 2) Hauptort im
Bezirk Arbon, 7½ km südöstlich von
Romanshorn in 409 m Höhe auf einer
kleinen Halbinsel des
Bodensees, an der Linie
Romanshorn-Rorschach der
Schweiz.
[* 13] Nordostbahn, hat (1888) als Gemeinde 3073 E.,
darunter 1100 Katholiken, eine beiden Konfessionen
[* 14] dienende
Kirche, Schloß, wo jetzt eine Seidenbandfabrik betrieben wird,
kalte Schwefelquelle; Ziegelei und mechan. Werkstätte. - Arbon liegt
an der
Stelle der röm. Festung
[* 15]
Arbor felix, die im 1. Jahrh. n. Chr. zum Schutze
der Heerstraße von
Augusta Rauracorum (Augst) nach Brigantia
(Bregenz)
[* 16] erbaut und im 5. Jahrh. von den
Alamannen zerstört
wurde. Im Mittelalter stand bei Arbon eine Hohenstaufenburg, welche Konradin 1266 vor seinem Zuge nachItalien
[* 17] bewohnte.
einer der vier Gerichtsbezirke, in welche die
InselSardinien
[* 20] zerfiel, nachdem 1052 die Sarazenen durch die
Sarden mit Unterstützung Pisas verjagt worden waren. Als Hauptstadt des Gerichts Arborea wurdeOristano erbaut,
und der dortige
Richter Bariso unterwarf sich fast die ganze
Insel. Von 1188 an hörten die
Kriege der
Richter untereinander
nicht auf. Nach der kurzen Königsherrschaft
Enzios auf
Sardinien kam die vom Papst geforderte Lehnsoberherrlichkeit wirklich
zur Geltung.
Als
Lehn des Papstes übernahm es 1324
Jakob II. vonAragonien und auch nach ihm behauptete sich die Herrschaft
der Aragonier in
Sardinien, wenn auch unter harten Kämpfen gegen die Genuesen und einheimischen Feudalherren, die sog.
Richter. Der Richterin Eleonore d'Arborea gegenüber, verpflichtete sich
Dom Pedro II., zu Vicekönigen von
Sardinien nur geborene
Sarden zu erheben, was 1387
Johann I. bestätigte; die
«Carta de Logu», auch
«Verfassung der Eleonore d'Arborea»
genannt, sicherte außerdem
Sardinien eine Art Herrenhaus, die «stamenti», zu und blieb auch später
unter span. Herrschaft in Kraft. Die Gerichte waren zu Anfang des 14. Jahrh.
auf drei zusammengeschmolzen und hatten zu Anfang des 15. Jahrh. mit dem
Tode des letzten
Richters von
Arborea ihr Ende gefunden.
Anstelle von
Oristano war
Cagliaridie erste Stadt der
Insel geworden. Die
Pergamente von Arborea, nach dem angeblichen
Fundort
Oristano benannt
¶
mehr
(hg. von Martini 1846), schienen die dunkeln Zeiten der mittelalterlichen Geschichte Sardiniens aufklären zu sollen, wurden
aber von Dove und Jaffé als Fälschung erwiesen. -
Vgl. Mannelli, Le constituzioni di Eleonora giudicessa d'A. (Rom
[* 22] 1805);
(vom lat. arbor, Baum), im allgemeinen eine Zusammenstellung von Gehölzen, bestimmt, dem Fachmann sowohl
als auch dem Laien die Kenntnis derselben hinsichtlich ihrer Wachstumsverhältnisse und ihres ästhetischen Wertes zu erleichtern.
Solche Zusammenstellungen giebt es teils in Verbindung mit Baumschulen, wie in der königl. Landesbaumschule
zu Alt-Geltow-Potsdam und in Rixdorf-Berlin (Ökonomierat Späth), teils in besondern zu diesem Zwecke hergestellten Anlagen.
In letzterm Falle läßt sich eine parkartige Anordnung sämtlicher Gehölze nach Familien oder nur Gattungen (Auegarten zu
Cassel), sowie auch nach pflanzengeogr. Gesichtspunkten ermöglichen. Derartige, dem Publikum charakteristische Vegetationsbilder
der verschiedensten Länder vorführende Anlagen sind der Park in Harbke-Neuhaldensleben, einer Besitzung
der von Beltheimschen Familie, das von dem Fürsten Pückler angelegte Arboretum zu Muskau und der Humboldtshain zu Berlin
[* 23] (eine Schöpfung
Gustav Meyers).
(lat.), natürliche Laub- und Baumzeichnung auf Steinen. ^[= Karl von den, Forschungsreisender, geb. 7. März 1855 zu Mülheim a. d. Ruhr, studierte in Zürich, ...]
(spr. ahrbrohth), früher Aberbrothock, alte Hafenstadt in der schott. Grafschaft Forfar, an der Mündung des
Brothock in die Nordsee, 26 km im NO. von Dundee,
[* 26] hat einen kleinen, aber sichern und durch eine Batterie gedeckten Hafen, (1891) 22 960,
als Parlaments- und Polizeibezirk 22 806 E., Segeltuch-, Leder- und Maschinenfabrikation, Flachs- und
Jutespinnerei, Schiffbau und lebhaften Handel. Der Signalturm steht in Verbindung mit dem 18 km entfernten Bell-Rock-Leuchtturme.
Vor der Stadt auf einer Anhöhe die geringen Überreste einer 1178 von König Wilhelm dem Löwen,
[* 27] der hier begraben ward,
gegründeten Abtei, die eine der prächtigsten und reichsten Schottlands war. Arbroath ist eins der Montrose
Burghs (s. d.).
Peter, span. Inquisitor, geb. 1442 zu Epila in Aragonien, studierte zu Huesca in Aragonien, seit 1469 zu BolognaTheologie, lehrte hier seit 1471 Moralphilosophie und ward 1474 Kanonikus von Saragossa.
[* 28] Er trat 1476 in den Orden der Augustiner
und empfing 1477 die Priesterweihe. Am wurde Arbues durch den Großinquisitor Torquemada zum Inquisitor
von Aragonien bestimmt. Infolge seines grausamen Verfahrens bildete sich eine Verschwörung gegen ihn; an ihrer Spitze standen
zwei Männer, deren Verwandte er verurteilt hatte. Er wurde in der Nacht vom 14. zum tödlich
verwundet, als er an den Stufen des Altars kniend sein Gebet sprach, und starb 17. Sept. In Spanien
[* 29] wurde Arbues gleich als Märtyrer
verehrt, von Papst Alexander VII. 1664 selig, von Pius IX. 1867 heilig gesprochen. W. von Kaulbach hat 1871 in einem Bilde Arbues dargestellt,
wie er Ketzer zum Tode verurteilt. -
(spr. áhrböthnott), John, engl. Arzt und Satiriker, geb. um 1666 zu Arbuthnot bei Montrose, studierte in Aberdeen
[* 31] Medizin und begab sich nach London,
[* 32] wo er durch seine Fachschriften und seinen sarkastischen Witz Aufsehen
erregte. Als eifriger Jakobit trat er mit Bolingbroke, Swift, Pope, Congreve und Prior in Verbindung, wurde 1704 Mitglied der
Royal Society und 1709 Leibarzt der Königin Anna. Die in Popes Werken gedruckten «Memoirs of Martinus
Scriblerus», eine Verspottung des Stubenwissens, sind hauptsächlich von Arbuthnot geschrieben; Sterne benutzte sie in «Tristram
Shandy».
Das Hauptwerk A.s ist «History of John Bull» (Lond. 1712, oft ergänzt und abgedruckt), eine geistreiche Satire gegen den Herzog
von Marlborough und die whiggistische Kriegspartei. Nach dem TodeAnnas, 1714, verlor Arbuthnot sein Amt und verfiel
dadurch in zeitweise Schwermut, schrieb jedoch weitere, besonders mediz. Abhandlungen, auch «Tables of ancient coins, weights
and measures» (Lond. 1727, 1754 u. ö.). Er starb Die
nachgelassenen satir. «Miscellaneous works of the late Dr. Arbuthnot» (2 Bde., Glasg. 1750 fg.)
erklärte sein Sohn für unecht; sie enthalten aber sicher vieles von Arbuthnot. -
Vgl. Aitken, Life and works
of John Arbuthnot (Lond. 1892).
eine organische Verbindung von der Zusammensetzung C12H16O7 , die neben Methylarbutin,
C13H18O7 , aus dem wässerigen Auszug der Blätter von Bärentraube(Arctostaphylus officinalis
Wimm. et Grab.,Arbutus
uva ursiL.) durch Fällen mit Bleiessig und Zersetzen der Bleiverbindung mit Schwefelwasserstoff gewonnen
wird. Es krystallisiert in weißen Nadeln
[* 33] mit 2 MolekülenKrystallwasser, schmilzt bei 167°, löst sich in kaltem Wasser schwer
und schmeckt bitter. Seiner chem. Konstitution nach gehört das Arbutin zu den Glykosiden und zerfällt beim Kochen mit verdünnten
Säuren in Hydrochinon und Traubenzucker. Es ist ein wertvolles Heilmittel bei Blasenkatarrhen.
L., Erdbeerbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Ericaceen (s. d.) mit etwa 10 Arten meist in Nordamerika,
[* 34] aber auch in Europa;
[* 35] Sträucher und Bäume mit lederartigen, immergrünen, gezähnten Blättern und weißen oder rosenroten,
in endständige Trauben oder Rispen gestellten Blüten, mit fünfteiligem Kelch, kugeliger oder krugförmiger
Blumenkrone und fünffächerigem Fruchtknoten. Aus letzterm entwickelt sich eine kugelige, fleischig-saftige, äußerlich warzige
oder gekörnelte Frucht, inwendig mit fünf vielsamigen Fächern.
Die verbreitetste und bemerkenswerteste Art istArbutus unedoL., der gemeine Erdbeerbaum (s. Tafel: Bicornen,
[* 36] Fig. 1), ein stattlicherStrauch oder kleiner Baum von 3 bis 5 m Höhe, mit rotrindigen Zweigen, großen, länglichen, lanzettförmigen,
glänzendgrünen Blättern, hängenden Blütentrauben und 2-2,5 cm dicken, kugeligen, scharlachroten, erdbeerartigen Früchten
von angenehmem säuerlich-süßem Geschmack. Dieser schöneStrauch findet sich wild in Südeuropa (schon in Südtirol und
der südl. Schweiz, doch auch in Irland), besonders in Spanien (namentlich in der Sierra Morena), wo seine
Früchte oft zahlreich auf den Markt gebracht werden. In Menge genossen wirken dieselben berauschend und verursachen
Kopfschmerzen. Sie enthalten ziemlich viel Zucker
[* 37] und können zur
¶
mehr
Branntweinfabrikation benutzt werden. Diese Art, wie auch der in Griechenland
[* 39] und im Orient heimische Arbutus AndrachneL., der
durch seinen glatten rötlichen Stamm auffällt, werden häufig als Ziersträucher ihrer schönen Belaubung halber kultiviert,
müssen aber im Winter in das Orangeriehaus gebracht werden. Im Frühling kann man sie ins freie Land
versetzen und im Herbst wieder herausnehmen. Sie verlangen Heideerde und lassen sich sowohl durch Samen
[* 40] als durch Stecklinge
vermehren.
1) Linker Nebenfluß der Isère im franz. Depart. Savoyen,
entspringt in den Grajischen Alpen westlich vom Gipfel La Levanna (3640 m), durchfließt in einem nach
N. geöffneten Halbkreise die rauhe, als Durchgangsgebiet nach Italien wichtige Landschaft Maurienne, berührt deren Hauptort
St. Jean-de-Maurienne und mündet nach 150 km Lauf bei Chamousset. Im Thale des Arc aufwärts führt die wichtige Alpenstraße
und Eisenbahn von Chambéry über den Mont-Cenis nach Susa und Turin.
[* 42] - 2) Fluß im südöstl. Frankreich,
in den Depart. Var und Bouches-du-Rhône. An seinem Oberlaufe befindet sich zwischen den Bergen
[* 43] de la Victoire und du Cengle
und dem Olympe ein Thalkessel, in dem Marius die Teutonen vernichtete. Der Arc fließt nahe bei Aix vorbei und mündet in den
Etang von Berre, dessen östl. Gewässer durch seine Sinkstoffe immer seichter werden.
Kaiser des Oströmischen Reichs (395-408), geb. 377 in Spanien, Sohn Theodosius' d. Gr., erhielt 395 nach des
VatersTode das Oströmische Reich, während seinem Bruder Honorius das Weströmische zufiel. In einer vielbewegten Zeit, in der
das Reich, durch die herrschsüchtige Politik des abendländ. Ministers Stilicho (s. d.) gefährdet, von
den Raubzügen der Barbaren, besonders der Goten unter Alarich und der Isaurier bedroht und von Erdbeben
[* 45] und Hungersnot heimgesucht
war, lebte in Trägheit und Pomp und überließ die Regierung gänzlich seinen Ministern Rufinus und Eutropius, und nach des
letztern Sturz Gainas, dem General der got. Truppen. Seit 400 nahm die Kaiserin Eudoxia die Zügel der Regierung
in die Hand.
[* 46] Die einzigen von Arcadius persönlich herrührenden Maßregeln waren die harten Verfügungen gegen Heiden und Häretiker.
Arcadius starb 1. Mai 408. -
(lat. arcāni disciplīna), Geheimlehre, seit dem 17. Jahrh. Bezeichnung für die Gewohnheit der alten
Kirche, nach dem Vorbilde des heidn. Mysterienkultes Ungetaufte von
bestimmten gottesdienstlichen Handlungen auszuschließen
und über gewisse heilige Gebräuche Schweigen zu beobachten. Dahin gehören die Abendmahlsfeier nebst
zugehörigen Formeln, Gebeten und Gesängen, die Taufhandlung nebst Glaubensbekenntnis und Vaterunser, die Priesterweihe und
letzte Ölung. Dies Verfahren ist den ältesten Zeiten fremd, es beginnt in der ersten Hälfte des 3. Jahrh. mit der Einführung
des Katechumenats (s. Katechumenen) und verschwindet wieder im 6. Jahrh. Erst nach der Reformation beriefen
sich die Katholiken (zuerst Schelstrate in «Antiquitas illustrata», Antw.
1678, neuerdings Döllinger, Hefele u. a.) auf die Arcandisciplin, um das hohe Alter spät aufgekommener Lehren
[* 49] zu behaupten. -
Vgl. Bonwetsch
in der «Zeitschrift für die histor. Theologie» (1873);
Huyskens, Zur Frage über die sogenannte Arcandisciplin (Münster
[* 50] 1891).
(lat.), das Abgeschlossene, dann das Geheime und Geheimnisvolle, wurde in der röm. Religionssprache für die
geheimen, nicht auszusprechenden Dinge, namentlich für die Mysterien (s. d.) oder sonst Uneingeweihten verschlossene Geheimlehren
der Priesterschaft gebraucht, auch von der christl. Theologie (s. Arcandisciplin).
In der Alchimie des Mittelalters spielten die Arcana eine wichtige Rolle als Präparate von angeblich besonderer Wirkung, deren
Zusammensetzung man geheimhielt. Auch wurden unter Arcanum die höchsten Probleme der Alchimisten, das Große Elixir (s. d.) und
der Stein der Weisen (s. d.), begriffen. In der spätern
mystisch-spekulativen Alchimie ist Arcanum das geheime, körperlose und unsterbliche Etwas. ÜberArcana der Medizin s. Geheimmittel.
(frz., spr. arßóh; vom lat.
arcus, Bogen),
[* 51] Bogenkrümmung, Krümmungsmaß eines Gewölbes, auch friesähnlich wiederkehrende Verschlingungen krummer, besonders
kleeblattähnlicher Linien (Bogenfriese) an Gebäuden.
(Arkesilaos), griech. Philosoph, Stifter der «mittlern» Akademie (s. d.), geb. 315 zu Pitane in Äolien,
gest. 241 v. Chr., gelangte durch die Vorträge des Peripatetikers Theophrast und des Akademikers Krantor, wohl auch durch
Verkehr mit Pyrrho zu einer skeptischen Richtung, die seit ihm auf lange Zeit der Akademie verblieb. Er
ging so weit, auch die Möglichkeit eines Wissens des Nichtwissens zu bestreiten, und empfahl statt dessen die Zurückhaltung
alles bestimmten Urteils (epochē). Doch ließ er das Wahrscheinliche (eulogon) als Regel des praktischen Verhaltens bestehen.
Seine Skepsis wandte er hauptsächlich gegen den Dogmatismus der von Zeno (s. d.) eben damals begründeten
Stoischen Schule. Er hinterließ keine Schriften; erst seine Nachfolger (wie Lacydes) stellten seine Lehre
[* 52] ausführlich dar.
(spr. ahrtsch),Joseph, Führer der ländlichen Arbeiterbewegung in England, geb. als Sohn eines
ländlichen Arbeiters zu Barford in Warwickshire, gewann während einer langen Reihe von Jahren selbst
als solcher seinen Lebensunterhalt. In seinen Mußestunden beschäftigte er sich eifrig mit religiöser und volkswirtschaftlicher
Lektüre, und war mehrere Jahre als freiwilliger Prediger unter
¶
mehr
den Methodisten thätig. Als bald nach der Durchführung der Reformbill von 1867 eine emancipatorische Bewegung unter den ländlichen
Arbeitern ausbrach, wurde Arch deren anerkannter Führer. 1872 begründete er als Centralorgan der Bewegung die «National Agricultural
Labourers' Union» und widmete seitdem seine ganze Kraft einer agitatorischen Thätigkeit, welche die Anerkennung der
polit. Rechte und die Besserung der wirtschaftlichen Lage der ländlichen Bevölkerung
[* 54] zum Zwecke hatte.
Sein tüchtiger Charakter und seine populäre Beredsamkeit, sowie sein unzweifelhaftes Organisationstalent sicherten den Erfolg
der Sache, die er vertrat. Um seinen Gesichtskreis über die Arbeiterfrage und die eng mit derselben verbundene Auswanderungsfrage
zu erweitern, unternahm Arch später eine Reise nach Canada. Es war ein persönlicher Triumph für ihn, als 1885 endlich
die polit. Emancipation der ländlichen Arbeiter durchgesetzt wurde (s. Großbritannien
[* 55] und Irland). Arch selbst wurde 1885 zum
Unterhausmitglied für Norfolk gewählt, unterlag 1886 seinem konservativen Gegner, wurde aber Aug. 1892 wieder gewählt
und schloß sich den Anhängern Gladstones an. -
Vgl. F. G. Heath, The English peasantry (Lond. 1874;
neue Ausg. 1883).
Formationsgruppe, eine über 30000 m mächtige Schichtenreihe, die aus einem untern Komplex von Gneisen,
Hornblendeschiefern und krystallinischen Kalksteinen und einem obern aus Glimmer-, Quarzit-, Chloritschiefern und Phylliten
besteht. Ersterer ist die Urgneisformation (s. d.), letzterer die Urschieferformation (s. d.). Sie stellen die Ablagerungen
des ältesten irdischen Meers dar und werden von der untersten versteinerungsführenden Formation, dem Cambrium, überlagert.
Reste von organischen Wesen kennt man aus dieser Gruppe noch nicht (s. Eozoon),
daher die andere Benennung Azoische Formationsgruppe. Die Archäische Formationsgruppe dürfte überall auf der Erde vorhanden sein, wenngleich
sie oft auf große Strecken durch jüngere Gebilde bedeckt ist; sie bildet das wahre Grundgebirge der Erdkruste (daher Fundamentalgneis
bei engl. Geologen), über dem alle jüngern Formationen nur eine dünne
Decke
[* 56] bilden.
der Gebrauch von Worten, Formen und Wendungen, die in Umgangssprache und gewöhnlicher Prosa veraltet sind.
Die Dichtersprache,
die überhaupt Altertümlichkeiten der Sprache länger bewahrt, braucht solche Archaismen häufig, die Prosa mehr zu besondern
Zwecken, namentlich um alte Zeiten auch durch die Sprechweise dem Leser recht lebendig vorzuführen (z. B.
Scheffel im «Ekkehard», Freytag in den «Ahnen», R. Wagner).
Stil heißt in Bezug auf die antike Kunst diejenige Stilart späterer Zeit, welche die Strenge, Steifheit
und übermäßige Zierlichkeit der altertümlichen Kunst wiederzugeben sucht.
Man spricht in gleichem Sinne
auch von einem hieratischen Stil, weil diese Behandlung sich hauptsächlich bei Bildwerken angewendet findet, welche für
die Zwecke des Kultus, als Tempelbilder, Weihgeschenkeu. dgl. bestimmt waren, Häufig ist es schwer, archaistische Monumente
von einfachen Kopien altertümlicher Werke zu unterscheiden.
Hoffm.
Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen
[* 57] (s. d.) mit wenigen Arten in der nördlich gemäßigten
Zone.
Die in Deutschland
[* 58] vorkommende echte Engelwurz, Archangelica officinalis Hoffm.,
ist eine perennierende bis zu 2 m hohe Pflanze mit mehrfach gefiederten Blättern.
Die angenehm aromatisch riechende Wurzel
[* 59] ist als Radix Archangelicae offizinell und wird vielfach bei Bereitung von Liqueuren als magenstärkendes
Mittel zugesetzt. (S. Angelikawurzel.)
1) Das größte und nördlichste Gouvernement im Europäischen Rußland, südlich vom Eismeer mit dem tief eindringenden WeißenMeere, östlich von Finland, nördlich von Olonez und Wologda, westlich vom Ural gelegen, hat mit Nowaja Semlja und andern Inseln desEismeers 858930,4 qkm, d. i. ungefähr 7,5 Proz. von ganz Europa und mehr als das Doppelte
des preuß. Staates, aber nur (1885) 315730 E., darunter 32020 Stadtbewohner. Abgesehen von den Westabfällen
des Urals, den östl. Zweigen des norweg. Gebirges und den Felshöhen der lappländ.
Halbinsel Kola sowie von den isolierten Höhenzügen des Pai-Choi und der Timanischen Berge (von 300 m
Höhe), gehört das Land der osteurop. Tiefebene an, hat großenteils den Charakter des polaren Sibiriens, in seinem westl.
Teil jedoch vorwiegend denjenigen Finlands (s. Kola) und ist reichlich bewässert durch die Petschora, den Mesen, die Dwina,
den Onega und unzählige kleinere Flüsse, sowie besonders im westl. Teile durch sehr viele größere und
kleinere Seen.
Das Gouvernement hat Gold-, Silber-, Blei-, Kupfererze, Naphtha u. s. w., welche jedoch nur mangelhaft ausgebeutet werden.
Der Süden gehört der Region der Wälder und der Viehzucht
[* 60] an, aber nordwärts gehen Tannen, Fichten, Birken, sibir. Cedern und
Lärchen nach und nach in kriechendes, dürftiges Gesträuch über. Strecken, die nur mit Renntierflechten
überzogen sind, werden im Norden
[* 61] immer häufiger (s. Tundra). Ungeheure Landstrecken liegen völlig menschenleer.
Etwa fünf Achtel des Areals sind ganz unfruchtbares Land, nahezu ein Drittel Wald. Die Krone besitzt ein Waldareal von 43 Mill.
Dessätinen. Auf Kulturboden kommen kaum 880 qkm, auf Wiesen und Weiden nur 1700 qkm. Das Klima ist sehr
rauh; die mittlere Jahrestemperatur von Archangelsk ist 0,37° C. Der Winter dauert 8 Monate und ist so streng, daß selbst das Meer
gefriert; der kurze Sommer ist heiß, oft naß. Der kürzeste Tag dauert in der Hauptstadt 3 Stunden 12 Minuten.
Lappen und Karelier leben im Kemskischen Kreise,
[* 62] Samojeden und Syrjänen im Osten, zwischen ihnen angesiedelte Russen.
Die Hauptbeschäftigung bilden Fischfang und Jagd auf Land- und Wasserpelztiere und Vögel,
[* 63] die auf den Seen nisten. Das wichtigste
Jagdtier ist der freilich an Zahl sehr abnehmende Polarfuchs, selten ist der gemeine Fuchs,
[* 64] seltener
der Wald- und Eisbär, Hermelin, Baummarder, Vielfraß, Flußotter, Eichhörnchen, Hase.
[* 65] Zobel, Biber und Elen
[* 66] sind fast ganz vertilgt.
Der Wolf ist häufig. Bedeutend ist die Jagd auf Robben,
[* 67] Walrosse und Delphine, sowie der Fischfang an der Küste, namentlich
an der Murmanschen. Außerdem werden Schiffbau, Teer-, Leinen-, Matten-, Leder- und Talgfabrikation betrieben.
Ackerbau findet sich in den südl. Kreisen, Viehzucht in den KreisenCholmogory, Mesen, Pinega, teilweise Archangelsk Die Industrie ist gering;
zu erwähnen sind die Sägemühlen, welche für
¶
Vgl. Poschmann, Beschreibung des Gouvernements von Archangelsk (russ., 2 Bde.,
Archangelsk 1874).
2) Kreis
[* 71] im mittlern Teile des Gouvernements Archangelsk, hat 30 471,3 qkm mit 51 076 E.
3) Hauptstadt des Gouvernements und des Kreises Archangelsk, lang und schmal gebaut, rechts
von der Dwina, 40 km oberhalb deren Mündung, ist der wichtigste Handels- und Hafenplatz an der Nordküste Rußlands, Sitz
eines Civilgouverneurs, eines Bischofs, einer Admiralität, eines deutschen Konsuls für das Gouvernement und hat (1885) 17802 E.,
Post, Telegraph, 23 griech.-kath., 1 luth., 1 röm.-kath., 2 anglikan.
Kirchen, ein Kloster, ein geistliches Seminar, ein Gymnasium, eine Kreisschule, eine Schiffahrtsschule,
ein Irrenhaus, zahlreiche Warenmagazine, Schiffswerfte, ein Seehospital, 1 großes steinernes Kaufhaus und meist hölzerne
Häuser.
Unter den Gebäuden ist die 1805 vollendete Kathedrale hervorzuheben; von Denkmälern die Statue Lomonossows. In Archangelsk bestehen
bedeutende Seilerwerkstätten, Thransiedereien sowie Segeltuch-, Zucker- und andere Fabriken. Für den
Handel wichtig ist der Margaritinsche Jahrmarkt vom 1. Sept. bis zum 1. Okt. -Schon seit dem 10. Jahrh. hatten Normannen in der Gegend
von Archangelsk Handelsniederlassungen. Bekannter wurde der Ort, als 1553 Engländer auf einer Expedition zur Auffindung
einer Nordostdurchfahrt den Seeweg nach der Dwina gefunden hatten, an der damals ein kleines Kloster des
heil. Nikolaus stand.
Eine mit Bewilligung Iwans II. gegründete engl. Faktorei vermittelte den Handel über Moskau
[* 72] nach Persien
[* 73] und Ostindien.
[* 74] Der infolgedessen
sich lebhaft entwickelnde Handelsverkehr veranlaßte 1584 die Erbauung eines Forts an der Nikolausbucht, und der dabei entstehende
Ort wurde nach dem von dessen Ringmauern mit eingeschlossenen Kloster des Erzengels (archelangus) Michael
nun «Archangelskoi-Gorod» oder das Neue Kastell des Erzengels St. Michael genannt. 120 Jahre lang war die Stadt der einzige
Seehafen und Stapelplatz für die Ausfuhr russ. Produtke und die Einfuhr europ.
Waren und Kulturgegenstände nach Rußland.
Infolge der Erlaubnis des ZarenBoris Godunow (1598-1605) siedelten sich auch Holländer und Deutsche
[* 75] an
und trieben Handel; 1660 erhielten die Reformierten, 1683 die Lutheraner ihre Kirche. Von 1668 bis 1684 ließ Alexej Michailowitsch
das große und feste Kaufhaus Gostinnoj-Gorod durch gefangene Tataren erbauen. Der Verkehr mit Wechseln, die damals in Rußland
noch unbekannt waren, wurde 1670 zu Archangelsk eingeführt. Peter d. Gr. besuchte 1693 und 1694 die Stadt, um
größere Fahrzeuge in offener See zu sehen.
Als Peter seiner neuen Hauptstadt gleichen Stapel erteilte, dagegen Archangelsk mit höhern Zöllen belastete und die reichsten Einwohner
dieser (1708 zur Gouvernementsstadt erhobenen) Stadt zur Übersiedelung nach Petersburg
[* 76] zwang, sank der Handel
sehr, bis 1764 die ungünstigen Bestimmungen wieder aufgehoben und dem trefflichen Nordhafen alle Vorrechte des PetersburgerHafens eingeräumt wurden. Seitdem hat sich mit der wachsenden
BevölkerungRußlands der Ein- und Ausfuhrhandel an der Dwina
immer mehr gehoben, und Archangelsk ist jetzt für Sibirien der Hauptstapelplatz, der durch Kanäle mit Moskau und
Astrachan in Verbindung steht. 1888 führte Archangelsk für 6 Mill. Rubel Waren aus, darunter für über 1 ½ Mill. Lebensmittel,
Roh- und Halbrohmaterial für 4 ½ Mill., und für 1 Mill. Rubel ein.
Gewöhnlich Mitte Mai kommen die fremden Schiffe
[* 77] an und segeln meist im September wieder ab. Die Hauptausfuhrartikel
sind Getreide, Leinsaat, Flachs, Teer, Pech, Thran, Holz
[* 78] und Felle; die Haupteinfuhrartikel Wein, Maschinen und Kolonialwaren.
An dem Handel nimmt auch die Bjelo-More- (Weißes-Meer-) Compagnie teil, die zugleich eine große Schneidemühle besitzt und
die Dampfschiffahrt auf der Dwina und den Handel mit den Produkten des Walfischfangs betreibt. Ein großes
Hindernis des Handels ist die Sandbank vor dem sonst sichern Hafen, dessen Einfahrt früher durch die 1863 aufgehobene Festung
Nowodwinstaja geschützt wurde. Die Admiralitätsgebäude und Kasernen der Matrosen liegen auf der Insel Solombala, welche
der Fluß Kusnetschicha bildet. Von hier gehen viele Expeditionen im Sommer auf den Fischfang, im Winter
auf die Jagd bis nach Spitzbergen und Nowaja Semlja, bis zur Lenamündung und weiter. 1854 und 1855 wurde Archangelsk nebst den andern
Häfen des WeißenMeers (Onega, Kem und Sumskij-Possad) von den Engländern blockiert.
(grch.) oder Altertumskunde, im allgemeinen die Kunde der Geschichte, Sitten, Gebräuche,
Gesetze, Mythen u. s. w. eines Volks des Altertums. Schon Dionysius von Halikarnaß und Josephus haben in diesem Sinne ihre Werke
über die Geschichte Roms und des jüd. Volks, «Archeologia Romana» und «Archeologia
Judaica» überschrieben. Im neuern Sprachgebrauch wird das Wort gewöhnlich in beschränkterm Sinne nur auf
die Wissenschaft von den alten Denkmalen, die nicht als Schriftwerke, sondern in festem Material von Stein, Erz u. s. w., auf
uns gekommen sind, angewendet.
Namentlich seit K. O. Müller wird der Name Archäologie fast überall nur im engern Sinne von Kunstarchäologie gebraucht. Der eigentliche
Begründer der modernen Archäologie ist Winckelmann. Vor ihm hatte man sich in Bezug auf die alte Kunst entweder
mit der rein künstlerischen Auffassung und Nachahmung begnügt, wie dies vor allem bei den Humanisten und Künstlern der ital.
Renaissancezeit der Fall war, oder man verhielt sich zu ihr rein antiquarisch, d. h. man betrachtete,
namentlich in dein Zeitraume von 1500 bis 1750, die alten Kunstdenkmale vorzugsweise wie die Inschriften
als Handhaben und Hilfsmittel antiquarischer und insbesondere mytholog.
Gelehrsamkeit. Die von Winckelmann geschaffene Grundlage hat die Archäologie nicht wieder verlassen. Nach Winckelmann sind die bedeutendsten
Archäologen: Visconti, Fiorelli, de Rossi in Italien, de Witte, Lenormant, Froehner, Rayet in Frankreich, Zoega
in Dänemark,
[* 79] Newton, Murray in England, J. H. Meyer, K. Archäologie Böttiger, F. G. Welcker, K. O. Müller, E. Gerhard, der sich namentlich
durch Gründung des Archäologischen Instituts in Rom ein wesentliches Verdienst erworben hat, ferner Roß, O. Jahn, Brunn, Friederichs,
Curtius, Michaelis, Conze, Kekulé in Deutschland. - Die jüngste Zeit hat besonders durch die großen
Ausgrabungen in Troja,
[* 80] Tirvas und Mykenä,
[* 81] in Olympia, Pergamon
[* 82] und Athen
[* 83] der
¶
mehr
kunstgeschichtlichen Forschung wieder bedeutende Aufgaben gestellt; eine lebendigere Anschauung wurde gewonnen, und die Periodisierung
der griech. Kunstgeschichte baut sich auf neuen Grundlagen auf.
Größere Abbildungswerke über das Gesamtgebiet der griech. Kunst, mit Ausschluß der modernen, sind nicht vorhanden. Eine
Auswahl enthält Menge, «Einführung in die antike Kunst» (Lpz.
1880, zusammengestellt aus den «Kunsthistor. Bilderbogen»);
Baumeister, «Denkmäler des klassischen Altertums» (3 Bde., Münch. 1885-88). Das Gesamtgebiet der griech. und der griech.-röm.
Kunst mit Ausschluß der Architektur begreift der jetzt freilich auch in seinem ersten kuustgeschichtlichen Teile veraltete
Atlas
[* 85] der «Denkmäler der alten Kunst» von K. O. Müller, fortgesetzt von Wieseler (2 Bde.,
Gött. 1834-46; 2. und 3. Bearbeitung 1854-81). Die bis dahin bekannten, überwiegend der griech.-röm.
Kunst angehörenden statuarischen Werke faßt Clarac, «Mesée de sculpture»
(6 Bde. Textu. 6 Bde. Atlas, Par. 1826-53),
zusammen; eine Auswahl hervorragender Stücke in guten Reproduktionen giebt Rayet,
«Monuments de l'art antique» (2 Bde.,
Par. 1884). Ein großes Tafelwerk, welches alle wichtigern Werke der Plastik
in Lichtdruck wiedergeben soll, wird von Brugmann und Brunn (München)
[* 86] veröffentlicht. Abbildungswerke der gemalten Thongefäße
s. Vasen,
[* 87] der erhaltenen Wandgemälde von Pompeji
[* 88] und Herculanum s. unter diesen Artikeln; über die in und bei Rom gefundenen
Wandgemälde vgl. die Werke von Bartoli und Bellori, Raoul-Rochette, Peintures antiques inédites (Par.
1836); Wörmann, Die antiken Odysseelandschaften (Münch. 1876), und besonders Mau, Geschichte der dekorativen Wandmalerei
(Berl. 1882).
Das beste Handbuch der Archäologie ist noch immer das von K. O. Müller (3. Aufl.von Welcker, Bresl. 1848); das «Handbuch der der Kunst»
von Stark (1. und 2. Lfg., Lpz. 1878-80) ist durch den Tod des Verfassers auf die Einleitung: «Systematik
und Geschichte der der Kunst», beschränkt geblieben.
Vgl. ferner: H. Brunn, Geschichte der griech. Künstler (2. Aufl., 2 Bde.,
Stuttg. 1888 -89);
Overbeck, Geschichte der griech. Plastik (4. Aufl., 2 Bde.,
Lpz. 1892 - 93);
Collignon, Handbuch der griechischen Archäologie, deutsch von
Friesenhahn (Lpz. 1893).
Die wichtigsten Zeitschriften sind die Veröffentlichungen des (deutschen) Archäologischen Instituts
(s. d.), das von der franz. Schule in Athen herausgegebene Bulletin de correspondance hellénique, das Journal of Hellenic
studies, das American Journal of archaeology, die Revue archéologique, die Gazette achéologique, die Comptes rendus de la
commission impériale archéologique (Petersburg), das Bullettino della commissione municipale archeologica
(Rom).
Nach Vorgang und Vorbild der klassischen Archäologie hat sich die christliche oder kirchliche Archäologie zu
einer eigenen Wissenschaft ausgebildet, als deren eigentlicher Schöpfer der Engländer Bingham («Origines
ecclesiasticae or the antiquities of the Christian Church, 10 Bde., Lond.
1710-22; lateinisch von Grischovius, Halle 1724 -30) betrachtet werden kann. In Deutschland hat im Anfange
des 19. Jahrh.
besonders Augusti (sein Hauptwerk "Denkwürdigkeiten aus der christlichen Archäologie", 12 Bde.,
Lpz. 1817-31) die christliche Archäologie gefördert; doch gab ihr erst die wiedererblühende
Katakombenforschung eine festere Basis und größere Bereicherung. Sie umfaßt die altchristl. und die mittelalterliche Zeit
und wird am zweckmäßigsten gegliedert in der kirchlichen Verfassung, des kirchlichen Kultus, des christl.
Lebens und der christl. Kunst. Davon ist zu unterscheiden die der christl.
oder kirchlichen Kunst (s. Altchristliche Kunst), die sich ausschließlich auf die Kunstdenkmäler
richtet und sie nach Inhalt und Bedeutung verständlich zu machen sucht. -
Institut (offiziell Institut für archäologische Korrespondenz) ist der Name der Anstalt, welche 1829 unter
dem Protektorat des damaligen Kronprinzen von Preußen
[* 95] (nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm IV.) und
unter der Direktion des Herzogs von Blacas von Bunsen, Fea, Gerhard, Kestner, Millingen, Nibby, Panosta, Thorwaldsen, Welcker in
Rom gegründet wurde zu dem Zwecke, die archäol. Studien durch wissenschaftliche Verwertung der Monumente und rasche Bekanntmachung
der in das Gebiet der antiken Kunstwissenschaft einschlagenden neuen Entdeckungen und Funde zu fördern.
Durch Erlaß vom wurde das Institut zur preuß. Staatsanstalt, durch Erlaß vom zur deutschen Reichsanstalt
umgewandelt. Am trat in Athen eine von der deutschen Reichsregierung nach dem Muster des röm. Instituts gegründete
Schwesteranstalt speciell für griech. Altertümer ins Leben. Beide Anstalten stehen unter der Oberleitung einer aus 11 Mitgliedern
bestehenden Centraldirektion in Berlin. An der Spitze steht ein Generalsekretär (Conze in Berlin), während die Geschäfte der
beiden auswärtigen Anstalten von je zwei Sekretären (Petersen und Hülfen in Rom, Dörpfeld und Wolters in
Athen) geführt werden. Die Zeitschriften der röm. Anstalt: «Bullettino»
und «Annali dell' instituto di correspondenza archeologica», sind 1885 in
die «Mitteilungen des Kaiserl. Deutschen röm. Abteilung» umgewandelt, in welchen neben der bis dahin allein üblichen ital.,
franz. und lat. Sprache auch die deutsche Sprache Eingang gefunden hat. Das athenische Institut ist wie
früher durch die «Mitteilungen des
¶