Körper, dessen Gewicht unverändert bleibt, sinkt desto tiefer in eine Flüssigkeit, je geringer die
Dichte derselben ist.
Je nachdem die Aräometer
[* 2] nach dem einen oder andern dieser beiden
Sätze konstruiert sind, unterscheidet man zwei Hauptklassen, Gewichtsaräometer
(Gravimeter) und Skalenaräometer.
Die Gewichtsaräometer beruhen auf dem ersten der obigen
Sätze. Dieselben sind meist aus
Messingblech
oder
Glas
[* 3] als Hohlkörper angefertigt, und zwar in etwas verschiedenen Formen je nach den verschiedenen
Systemen von Fahrenheit,
Tralles, Nicholson oder Mohs u. a.; stets müssen sie mit Schälchen zur
Aufnahme von Gewichtchen und kleinen Körpern versehen
sein. Das Nicholsonsche Gewichtsaräometer
[* 1]
(Fig. 1) besteht aus einem hohlen, konisch
geschlossenen Messingcylinder B, der überdies unten einen massiven halben Messingkegel C so trägt, daß man auf der
Basis
des letztern einen kleinen zu untersuchenden Körper m auflegen kann.
Oben besitzt das
Instrument ein dünnes Metallstäbchen o und ein Tellerchen A zur
Aufnahme von Gewichtchen und des zu wägenden
festen Körpers. Mit einem solchen Gewichtsaräometer kann man sowohl das absolute Gewicht eines festen
Körpers, als dessen
Dichte und auch die
Dichte verschiedener Flüssigkeiten bestimmen. Die Gewichtsaräometer werden meist
nur zur Ermittelung des spec. Gewichts von festen Körpern benutzt, von denen man ein entsprechendes Stückchen in einmal
auf den
Teller desInstruments, dann in das unten an das
Instrument angehängte
Körbchen legt, so daß es
ringsum von Wasser umgeben ist, und jedesmal so viel Gewichte auflegt, daß ein Eintauchen bis zur
Marke erzielt wird.
Eine, auf dem
Auftrieb
[* 4] (s. d.) beruhende
Rechnung führt zur Bestimmung der
Dichte oder des spec. Gewichts des Körpers.
Bei der Bestimmung der
Dichten von Flüssigkeiten mittels des Gewichtsaräometers muß auch noch das absolute Gewicht des
Instruments in die
Rechnung einbezogen werden. Ist dasselbe P und sind p und q Zuleggewichte in der zu untersuchenden Flüssigkeit
und im Wasser, die das Eintauchen bis zur
Marke bewirken, so ist ^[img] die
Dichte der untersuchten Flüssigkeit.
Die Skalenaräometer
[* 1]
(Fig. 2) bestehen aus einer mit einer
Skala B O versehenen
Glasröhre, die unten durch eine mit
Quecksilber
oder
Blei
[* 5] gefüllte
Kugel oder auf eine andere
Weise beschwert ist. Die Gradeinteilung am
Halse ist eine sehr verschiedene. Man
unterscheidet in dieser
Beziehung vier
Typen von Skalenaräometern:
Volumeter,
Dichtenmesser, Prozentaräometer
und Aräometer mit willkürlicher
Skala. Von den
Volumetern empfiehlt sich am meisten die 100teilige
Skala von
Gay-Lussac.
Solche
Volumeter, die für verschiedene Flüssigkeiten brauchbar sind, geben die
Dichte einer Flüssigkeit, wenn man die Zahl
des Teilstrichs X, bis zu dem das
Instrument einsinkt, in 100 dividiert. Aräometer, deren
Skala die
Dichten der
Flüssigkeiten direkt abzulesen gestatten, heißen
Dichtenmesser oder Densimeter (s. d.). Im praktischen Leben verwendet man
meist die Prozentaräometer, die nicht die
Dichte, sondern die Mischungsverhältnisse in
Volumen- oder in Gewichtsprozenten
anzeigen.
Hierher gehören die zur Bestimmung des Alkoholgehalts inBranntwein,
Spritu. dgl. dienenden
Alkoholometer
[* 6] (s. d.). Ähnliche Vorrichtungen, die aber zum
Teil noch großer Vervollkommnung bedürfen, sind die Weinwage
(Önometer),
die Salzspindel oder Solwage zur Prüfung des Salzgehalts der
Sole, die Mostwage oder
Gleukometer, das Saccharometer zur Bestimmung
des Zuckergehalts einer Flüssigkeit, das Laktometer oder der
Milchmesser u. s. w. Ein Prozentaräometer
ist jedoch immer
nur für eine einzige Flüssigkeit brauchbar.
Eine Salzspindel z. B. ist unbrauchbar für Zuckerlösungen, und ein
Alkoholometer kann
nur für Gemische von Wasser und
Weingeist
gebraucht werden. Da die
Temperatur eine
Veränderung in der
Dichte der zu prüfenden Flüssigkeiten bewirkt, so ist eine Korrektion
nötig, die man mittels besonderer, für diesen Zweck berechneter
Tafeln bewerkstelligt. Für das deutsche
Alkoholometer gilt die Normaltemperatur von 12 4/9 °R = 60° F, für das österreichische 12° R. Um leicht die jedesmalige
Temperatur der Flüssigkeit finden zu können, wird oft am Aräometer selbst ein
Thermometer
[* 7] angebracht. Von den Aräometer mit willkürlicher
Skala sind die bekanntesten von Beaumé,
Cartier,
Beck. -
Dorf in
Spanien,
[* 9] 7 km südsüdöstlich von
Salamanca, bekannt durch den
Sieg, den hier die Engländer unter
Wellington über die
Franzosen unter
Marmont erfochten.
(SittaceWagl.), fälschlich
Aras genannt, stattliche langschwänzige Papageien, die bereits zur Zeit der Entdeckung
Amerikas auch von den Eingeborenen gezähmt wurden. (S.
Tafel: Papageien II,
[* 1]
Fig. 3.) In Europa
[* 10] sind die Araras sehr
geschätzt, mehr als Schaustücke, denn als
Stubenvögel.
[* 11] Sie werden meist von den Matrosen der von
Brasilien
[* 12] kommenden Schiffe
[* 13] mitgebracht und gelangen so regelmäßig in den
Handel. Der Preis schwankt zwischen 30 M. für die Zwergararas und 300 M.
für die großen Hyacinthararas.
Alle Araras sind arge Schreier; man hält sie, aber mit Unrecht, für bösartig, bei sachgemäßer
Erziehung werden sie meist sehr zahm und zutraulich. Der langen
Schwänze wegen beherbergt man sie weniger im Käfig als angekettet
auf dem Papageienständer. Sie werden wohl hundert Jahre und darüber alt. Mit starker
Stimme, aber meistens undeutlich sprechend,
lernen sie zuweilen viele Worte, doch bleiben sie hinter andern Papageien zurück; die kleinern lernen
nur wenig sprechen. (S. auch
Keilschwanzsittiche.)
(altarmenisch richtiger Airarat,d. i. Ebene der
Arier), der uralte
Name der fruchtbaren Hochebene am mittlern
Aras, in der die älteste
Heimat des haikanischen (armenischen) Volksstammes mit andern arischen (medopers.)
Stämmen sich berührte,
Sitz eines alten, vom eigentlichen
¶
mehr
Armenien getrennten Reichs, das unter dem Namen Ararat bereits im Alten Testament erwähnt wird. In demselben Sinne ist der Name zu
fassen in der Flutsage,
1 Mos. 8, 4,. wo der hebr. Text ausdrücklich «die Berge von Ararat» als Landungsort der ArcheNoah nennt.
Jedoch ist durch Mißverständnis dieser Stelle schon von den ältesten Bibelerklärern der Name Ararat auf
den höchsten der armenischen Berge übertragen worden und dieser Gebrauch des Namens bei den Europäern festgewurzelt, während
die armenischen Anwohner selbst in ältester wie in neuer Zeit für denselben Berg nur den NamenMassis kennen, die benachbarten
Türken ihn aber Aghri-Dagh (steiler Berg), die Perser Kuhi-Nuh (NoahsBerg) benennen.
Bei den Kurden ist die Sage von dem Ende der großen Flut auf die südlicher liegende, über dem Nordrande der assyr. Ebene
sich zu fast gleicher Höhe mit dem Massis erhebende Gebirgskette Dschudi übertragen worden, bei den syr. Christen (und wahrscheinlich
schon bei der uralten aramäischen Bevölkerung
[* 15] Mesopotamiens) auf die westl. Gipfel des Masius der Alten,
von den Syrern Tura-Masche (d. i. Berg der Rettung) genannt, in welchem Namen mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Wurzel
[* 16] des
armenischen Massis erkannt wird.
Der Berg Ararat, welcher seit 1827 die Grenzmarke zwischen Russisch-, Türkisch- und Persisch-Armenien bildet,
jedoch so, daß die ganze Nordseite mit den Gipfeln zum russ. Gebiete gehört, steigt als ein
fast völlig isolierter vulkanischer Kegel auf dem Südrande der großen, dort 877 m hohen Ebene des Aras (s. d.) bis zu 5150 m
Höhe über dem Meere empor, und zwar von W. etwas sanfter als von O. Die obersten 1400 m des Kegels sind
mit ewigem Schnee
[* 17] bedeckt, doch sind die früher angenommenen Gletscher nicht vorhanden.
Dieser Teil des Berges gilt bei den Armeniern für unersteiglich und durch Geister geschützt. Die Grenze des ewigen Schnees
liegt zwischen 3942 m am südl. Gehänge und 4179 in am nördlichen. Ein
flach gerundeter, kammartiger Höhenzug setzt diesen Großen Ararat auf der Ostseite in Verbindung mit dem 1242 m niedrigern Kleinen
Ararat (Kutschuk-Aghridagh), der 3914 m hoch (3100 m relativer Höhe), im Sommer ohne Schneedecke ist, aber weit steiler, kegelartig
aufsteigt. Die Gipfel beider sind etwa 13 km voneinander entfernt, während der Fuß des einen mit dem
des andern verschmilzt.
Zwischen beiden führt ein Paß
[* 18] in 2438 m Höhe hinüber, und im N. und NO. dehnt sich die 56-60 km breite Arasebene hin. Beide
stehen auf einem elliptischen, vulkanischen Plateau, dessen große Achse von SO. gegen NW. gerichtet ist.
Der Große Ararat hat eine Domform, wie der Chimborazo, mit zwei kleinern Erhebungen am Rande des Gipfels, aber keinen Gipfelkrater.
Die größten und wahrscheinlich neuesten vorhistor. Lavaausbrüche sind alle unterhalb der Schneegrenze ausgebrochen, und
die Ausbruchsstellen der Lavaströme werden oftmals durch Auswurfskegel und von Schlacken umringte kleine Krater
[* 19] bezeichnet.
Die auf der Nordseite bis an den Kegel ansteigende tiefe Schlucht des St. Jakobsthals macht die innerste Struktur des emporsteigenden
Doms sichtbar, zeigt aber nur massenhaftes Trachytgestein (nicht Lavaströme), Schlackenschichten und Lapilli. Erstiegen
und gemessen wurde der Ararat zum erstenmal 1829 von dem Dorpater Naturforscher F. Parrot und dessen
Begleitern Behagel und Schliemann. Seit 1840 hat sich die Gestalt des Berges teilweise verändert durch den von einem furchtbaren
Erdbeben
[* 20] verursachten Bergsturz,
[* 21] der 2. Juli(20. Juni) einen beträchtlichen Teil der Bergmasse gegen N. in Bewegung setzte und unter
anderm das Kloster St. Jakob und das blühende Dorf Arguri (s. d.) mit seinen Bewohnern verschüttete. Nach
Parrot ist der Ararat mehrfach erstiegen, geologisch untersucht und beschrieben worden. So 1834 und 1843 von Awtonomow, 1845 von
M. Wagner und von Abich, 1850 vom russ. Oberst Chodzko nebst Chanykow, Moritz und 60 Kosaken, 1856 vom engl. Major Rob.
Stuart. -
Vgl. Parrot, Reise zum Ararat (2 Bde., Berl.
1834);
Stadt im äußersten Norden
[* 24] des County Ripon der brit.-austral.
Kolonie Victoria
[* 25] am Hopkins, zwischen Mount-Cole
und Mount-Williams, den beiden höchsten Bergen
[* 26] der austral.
Pyrenäen, mit Ballarat durch einen Schienenstrang verbunden,
hat (1891) 3151 E., eine Irrenanstalt, ein Hospital und einen Gewerbeverein mit Bibliothek (2000 Bände).
Außer ihren
reichen Goldfeldern sind die Stadt und der gleichnamige Distrikt (15000 E.) als fruchtbares Acker- und treffliches Weideland
bekannt. Ararat ist der Stapelplatz für den Getreide-, Woll- und Holzhandel der Umgegend.
(lat.), bei den Römern der öffentliche Schatz, auch die Schatzkammer. Das A. befand sich zu Rom
[* 27] im Tempel
[* 28] des Saturn und war geteilt in den gemeinen Schatz, in den die regelmäßigen Abgaben flossen und aus dem die ordentlichen
Ausgaben bestritten wurden, und in den geheimen Schatz (aerarium sanctum), der für Notfälle aufbewahrt wurde. Die Verwaltung
hatten die Quästoren. Eine neue Abteilung des A. schuf Augustus durch das für militär. Zwecke bestimmte
aerarium militare. Unter den Kaisern bildete sich neben dem alten A., dem aerarium populi Romani, eine andere Kasse, der Fiskus
(s. d.) aus, mit dem das A. allmählich verschmolzen wurde. - In neuerer Zeit
bezeichnete man, solange man den öffentlichen Haushalt in landesherrliches Kammer- und ständisches
Steuervermögen teilte, mit A. vorzugsweise das letztere. Gegenwärtig wird in Österreich
[* 29] Ärar gleichbedeutend mit Fiskus
als Bezeichnung der als vermögensrechtliches Subjekt betrachteten Staatskasse gebraucht (ärariale Bergwerke, Lasten u. s. w.),
während in der preuß. Amtssprache das Wort nicht üblich ist. Auch heißt A. das öffentliche
Vermögen überhaupt, oder auch die Kasse einer Korporation, Gemeinde, Kirche.
(Arraroba), Bahia- oder Goapulver, rohes Chrysarobin, lockere braungelbe, stark abfärbende Masse aus den Höhlungen
des Stammes der brasil. Andira Araroba Aguiar, welche gepulvert in Ostindien
[* 30] als Poudre de Goa oder Goa Powder längst Heilmittel
ist, neuerdings auch nach Europa eingeführt und gegen Hautkrankheiten,
[* 31] namentlich Psoriasis und Herpes
tonsurans (s. Herpes), empfohlen wird. Sie enthält gegen 80 Proz. Chrysarobin (s. d.), welches jetzt offizinell ist. Die Araroba wirkt
sehr stark auf die Schleimhäute der Nase,
[* 32] des Rachens und der Augen ein und ist daher nur mit größter Vorsicht zu gebrauchen.
der Araxes der Alten, türk. und arab. Ras, armenisch Erasch, georg.
Ratschi genannt, rechter und bedeutendster Nebenfluß der Kura (Cyrus) im russ. Transkaukasien, entspringt südlich von Erzerum
in 3308 m Höhe auf dem Bingöl-Dagh, wendet sich dann gegen Osten, tritt 90 km westlich von Kagysman auf russ. Gebiet über,
fließt reißend Wischen dem 3142 m hohen Ala-Dagh und dem 4912 m hohen Aghri-Dagh, dann zwischen Eriwan und dem Berge Alagös,
sowie andererseits dem Ararat durch, an dessen Fuß die Araxesebene 877 m hoch liegt, bildet hierauf in einem südl.
Bogen
[* 34] die Grenze zwischen Rußland und Persien
[* 35] und vereinigt sich, nach einem Laufe von etwa 1022 km, zwischen
der Mugan- und Schirimkumsteppe hinfließend, bei Dshewat mit der Kura. Nebenflüsse des Aras sind auf der linken
Seite der Arpa-tschai und Basar-tschai, rechts der Ak-tschai und der Kara-su. Das Flußgebiet des Aras beträgt 30 103 qkm.
christl. Dichter des 6. Jahrh., aus
Ligurien gebürtig, Geheimschreiber des Ostgotenkönigs Athalarich, dann Subdiakon in Rom, schrieb u. d. T. «De actibus apostolorum
libri II» eine Apostelgeschichte in Versen.
BesteAusgaben von Arntzen (Zütphen 1769, abgedruckt in Mignes «Patrologia»,
Bd. 68) und von Hübner (Neisse
[* 36] 1850).
griech. Dichter aus Soli in Cilicien, machte sich um 270 v. Chr. durch Dichtungen verschiedener
Art bekannt. Befreundet war er mit Theokrit, Philetas, Kallimachus, dem StoikerZeno und verweilte an den Höfen des Antigonus
Gonatas von Macedonien und des Antiochus I. von Syrien. Namentlich bearbeitete er, obgleich selbst nicht Astronom, das astron.
System des Eudoxus von Knidus in einem Lehrgedicht «Phainomena»,
dem er die Wetterzeichen («Prognostika») beifügte. Das Werk wurde von
Cicero, CäsarGermanicus und Avienus ins Lateinische übersetzt, nur letztere Übersetzung ist ganz erhalten. Die umfassendste
Ausgabe von Buhle (2 Bde., Lpz. 1793-1801);
Textausgaben von Matthiä (Frankf. 1817), Buttmann (Berl. 1826), Bekker (ebd. 1828), Köchly (in den «Poetae bucolici et
didactici»),
Bd. 2, Par.
1851) und Maaß (Berl. 1893); Übersetzung von J. H. Voß (Heidelb. 1824), franz. von Halma (Par. 1823).- Vgl. Maaß, Aratea
(Berl. 1892).
von Sicyon, griech. Staatsmann, war um 271 v. Chr. geboren. Seine Jugend fiel in eine Zeit schwerer Parteikämpfe
in seiner Vaterstadt, bei denen sein Vater Klinias den Tod fand. Seit 264 in der Verbannung zu Argos aufgewachsen,
kehrte er im 20. Lebensjahre nach Sicyon zurück, um die Stadt von der Herrschaft des Tyrannen Nikokles zu befreien. Ohne Blutvergießen
erreichte er seinen Zweck und bewirkte noch in demselben Jahre den Beitritt Sicyons zum Achäischen Bunde,
dem er nunmehr durch die Eroberung der in macedon.
Hand
[* 37] befindlichen Burg von Korinth
[* 38] (243) und die Verbindung anderer griech. Staaten erst größere Macht gab. Seitdem war Aratus bis
zu seinem Tode der Leiter des Achäischen Bundes, dem er auch (seit 245) 17mal als Strateg vorstand. Als er später im
Kampfe gegen Sparta den kürzern zog, rief er 223 den Antigonus Doson zur Hilfe herbei und lieferte dadurch den Achäischen
Bund unter macedon. Herrschaft. Er starb 213 v. Chr. an Gift, das ihm Philipp V. von Macedonien, dem sein Rat unbequem wurde,
hatte beibringen lassen. Aratus hat 30 Bücher«Denkwürdigkeiten» verfaßt, aus denen Polybius und Plutarch,
von dem eine Biographie des Aratus erhalten ist, schöpften.
Oase
in der westl. Sahara an der Straße von Tenduf nach Timbuktu, etwa 19° nördl. Br. und 3° westl. L. von
Greenwich, in einem rings von Sanddünen umgebenen Becken; obgleich Wasser unterirdisch reichlich vorhanden, ist
doch die Gegend äußerst pflanzenarm. Arauân ist bedeutender Handelsmittelpunkt; hier vereinigen und teilen sich
die vom Sudan kommenden und dorthin gehenden Karawanen, die namentlich Salz
[* 39] von Taudeni nach dem Süden bringen. Die 1500 E.
sind fast ausschließlich Kaufleute mit ihren Bediensteten, die in ungefähr 100 zerstreut liegenden Häusern wohnen.
Araucaria imbricata Pav.,
die Chile- oder Andentanne, wird bis 30 m hoch, hat anfangs eine vierseitig-pyramidale, später abgerundete Krone, die aus
fast horizontal abstehenden Astquirlen besteht, dicht aneinandergedrängte, eilanzettförmige, stechende,
7,5 cm lange und 2,5 cm breite Blätter und trägt kugelrunde Zapfen von der Größe eines Menschenkopfes, mit eßbaren, mandelartig
schmeckenden Samen, die doppelt so groß wie Mandeln sind. Dieser majestätische Baum bildet in den Anden des südl. Chiles in
unwirtlicher Hochgebirgslage große Waldungen und ist wichtig für die Indianer, die sich vorzugsweise
von seinen Samen ernähren. Die Norfolktanne, Araucaria excelsa R. Br.
(s. Tafel: Gymnospermen II,
[* 33]
Fig. 4), von den Norfolkinseln erreicht eine Höhe von 56 bis 60 m,
trägt die dicht mit vierkantigen, gekrümmten, 2-4 cm langen Nadeln
[* 46] besetzten Zweige zweizeilig angeordnet und bringt keine
Zapfen hervor. Dieser 1793 nach Europa eingeführte Baum ist jetzt eine Zierde unserer Gewächshäuser
und kann während des Sommers im Freien stehen.
Araucaria brasiliensis Rich.,
Pinheiro, ist ein Baum von 38 bis 48 m Höhe mit dicht aneinander stehenden, in eine lange, feine Spitze endigenden, an der
Basis scheidigen, 2-5 cm langen Blättern, der sehr große kugelige Zapfen trägt. Die andern bekannt gewordenen
Arten wachsen meist in Australien. Die Araucarien sind in ihren Heimatsländern ebenso wichtige und nutzbare Bäume wie bei
uns die Fichten und Tannen. In Deutschland
[* 47] können sie nur als Gewächshauspflanzen kultiviert und müssen im kalten Hause überwintert
werden. Sie verlangen einen kräftigen, sandig-humosen Boden und sehr sorgfältige Pflege, gehören aber
auch zu den schönsten Dekorationsbäumen der Gewächshäuser. Sie werden meist durch Samen, aber auch durch Veredelung mittels
Stecklinge vermehrt.
1) Provinz im südl. Chile,
[* 48] grenzt im W. an den stillen Ocean, im N. an die Provinz Concepcion, im O. an
Malleco und reicht mit ihrer Südspitze an den FlußImperial oder Cautin, hat 11000 qkm und (1894) 90 428 E. ohne die Indianer.
Der östl. Teil wird von der Cordillera von Nahuelbuta (1500 m) eingenommen, auf der sich Araucariawälder befinden, der westl.
Teil ist eben und fruchtbar, und gehört der Tertiärformation
[* 49] an, die viele
¶
mehr
Kohlenflöze mit lebhaftem Bergbau
[* 51] (besonders in Moquegua, Lebu) einschließt. Die Provinz zerfällt in die drei Departamentos
Lebu, Cañete, und hat zur Hauptstadt Lebu (s. d.). Eine Eisenbahn führt von Concepcion nach dem Centrum der Provinz, nach Curanilabue,
Fortsetzungen nach Lebu und Cañete sind im Bau. Die frühere weit größere Provinz Arauco umfaßte die jetzige
ProvinzBiobio, Teile von Malleco und Cautin und reichte bis zum Fluß Tolten. - 2) Stadt im Departamento der Provinz am Meeresufer
in 37° 15' südl. Br., hat breite Straßen, (1885) 3458 E. und eine offene Reede. Das alte von Pedro de Valdivia schon 1552 gegründete,
und in den Kriegen der Spanier mit den Araukanern viel genannte Arauco lag weiter östlich. 1859 wurde die Stadt von den Araukanern
belagert. - 3) Stadt in Argentinien, s. Concepcion del Arauco.
Porto-Alegre (spr. arauschu),Manoel de, brasil. Dichter, auch als bildender Künstler von
Bedeutung, geb. zu Rio
[* 52] Pardo (ProvinzSao Pedro), besuchte 1826-28 die Kunstakademie zu Rio und bildete sich zu Paris
[* 53] im Atelier Debrets zum Maler aus. In Paris und Italien
[* 54] beschäftigte er sich 1831-36 vorwiegend mit Architektur. Nach Rio zurückgekehrt,
erhielt er 1837 eine Professur an der Kunstakademie, dann eine an der Militärschule. Später ging als
Generalkonsul nach Stettin,
[* 55] wo er 1879 starb. entwickelte eine ungemeine Thätigkeit, indem er alle für künstlerische
und wissenschaftliche Zwecke begründeten Anstalten mit einrichtete.
Als begabten Architekten erwiesen ihn die Pläne zur Kirche Sta. Anna, zum Bankhause in Rio, dem seinerzeit
schönsten Gebäude der Stadt, und der Umbau des Theaters. Seine Hauptthätigkeit widmete der Litteratur. Von seinem Freunde
Magalhães angeregt, versuchte er sich wie dieser auf dem Gebiet des Dramas, der Lyrik und Epik; doch war er vorwiegend für
Naturschilderungen und Geschichtliches begabt. Seine dramat. Versuche hatten
auf der Bühne nur kurzen Erfolg; das Lustspiel«Angelica e Firmino» und «A Estuata amazonica» wurden gedruckt
(1843 fg. in der «Minerva Braziliense»). Zu größerer Eigenart schwingt
sich in dem unvollendeten Epos «Columbo» auf, das in 40 Gesängen viele treffliche Scenen aus Natur, Geschichte und Kultur
seines Landes bietet, dessen großartige Landschaften auch kleinere Gedichte Araujo Porto-Alegres schildern. Unter
diesen ragen hervor: «A voz da Natureza» (Rio 1835),
«A destruição das florestas» und «O
corcovado» (1847),
zusammen gedruckt als «Brasilianas» (Wien
[* 56] 1863).
oder Araucos, ein kriegerischer Indianerstamm in Südamerika, welcher vor der Eroberung von Chile durch die
Spanier den größten Teil dieses Landes bewohnte, seitdem aber auf den Süden desselben beschränkt ist, wo er in dem Landstriche
zwischen Biobio und Callecalle, in Araucania, seine Sitze hat. Nach der Expedition Almagros nach Chile gründete Valdivia seit 1537 mehrere
Niederlassungen in dem sog. Araukanien, vermochte jedoch das Land nicht
zu unterwerfen und nach langen Kämpfen erkannte Spanien 1773 die Unabhängigkeit der Araukaner, wenn auch in sehr beschränktem
Gebiete, an. Der Heldenmut der Araukaner ist oft besungen, am glänzendsten von Alonso de Ercilla in dessen «Araucana»
und in «Curen Indomito» von Alvarez de Toledo.
[* 57]
Die jetzigen Araukaner sind teils Nomaden, teils in Dörfern an den zahlreichen Flüssen des
Landes wohnhaft und
stehen untereinander in einem Bundesverhältnisse, dem die Erfahrensten und Ältesten des Volks vorstehen. Ihr höchstes Wesen
ist der große Toqui (Häuptling) des Universums; untergeordnete Götter (Ulmenen) sind der Gott des Krieges, des Wohlthuns
u. a. Huecubu ist der Gott des Bösen. Die Araukaner haben weder Tempel, noch opfern sie den Göttern. Nach dem
Tode wandert die Seele ins Paradies, welches auf der östl. Seite der Anden liegt. Die Araukaner zerfallen in drei Stämme: die Picunche
(Nordmänner) im NW., die Huilliche (Südmänner) im S. und die Pechuenche (Fichtenmänner) an der Küste
von Santiago bis Valdivia. (S. Tafel: Amerikanische Völkertypen,
[* 50]
Fig. 20.)
Die Republik Chile betrachtet die Araukaner als Unterworfene und hat aus dem größten Teile ihres Gebietes 1875 die ProvinzArauco
(s. d.) errichtet. Ein kleiner Teil des frühern Araukanien gehört zu der 1826 organisierten ProvinzValdivia. Die Zahl der
Araukaner wird auf 50000 angegeben. Im J. 1861 ließ sich ein franz.
Abenteurer, der frühere Notar AntoineTounens aus Périgueux, welcher längere Zeit in Chile gelebt hatte, von einigen Trupps
von Araukaner zum König von Araukanien und Patagonien ausrufen und nahm den Namen Orélie Antoine I. an, ward jedoch von
den chilen. Behörden gefangen genommen und nach kurzer Haft außer Landes geschickt. Er kehrte aber nach einigen Jahren zurück,
nachdem er in Frankreich die gerichtliche Anerkennung der Gültigkeit seines königl. Titels erlangt hatte, und fing 1870 von
neuem Krieg mit Chile an. 1871 mußte er, geschlagen, wieder nach Frankreich zurückkehren, veröffentlichte
in Marseille
[* 58] eine offizielle araukanische Zeitung, prägte Medaillen und stiftete einen Ritterorden. Sein Stellvertreter, Planchut,
den er in Araukanien zurückgelassen hatte, nahm aber bald nach der Abreise Tounens' selbst den Königstitel an, so daß es
seitdem zwei Kronprätendenten in Araukanien gab. Tounens starb zu Tourtoirac im Depart. Dordogne.
-
Vgl. Tounens, Orélie Antoine Ier roi d'Araucanie et de Patagonie, son avénement au trône et sa captivité (Par. 1863).
Über die Araukaner handeln: Schmidtmeyer, Travels into Chile over the Andes (Lond. 1824);
(engl. Aravalli), größtenteils unbewaldete, nordost-südwestlich gerichtete Gebirgskette in Radschputana,
Ostindien, zwischen 25° und 26° 30^ nördl. Br. Ihr nördl. Ende verschmilzt mit den niedrigen, aber
felsigen Hauptzügen von Schechawati und Dehli, ihr südliches mit den westl. Ausläufern des Windhjagebirges (s. d.). Die
Höhe beträgt durchschnittlich 1040-1390 m. Von der Westseite ist die Arawalikette steiler und
unzugänglicher als von der Ostseite. Die hervorragendste
¶
mehr
Partie des Arawali ist die Abu genannte (Sanatorium und Sommeresidenz des olit. Agenten für Radschputana) in dem Gebiete von Sirohi,
wo sich der höchste Gipfel des ganzen Gebirges, der Guru Sikar, ein berühmter Wallfahrtsort der Dschain und als Sommerfrische
beliebt, 1723 m hoch erhebt.Auf seiner halben Höhe, zu Dewalwara, befindet sich ein berühmter, aus
vier ein Kreuz
[* 64] bildenden Tempeln bestehender Bau. Der großartigste von ihnen ist Rischabhanath gewidmet, soll von Wimalaßa,
einem Dschainkaufmann aus Ankulwara, 1031 n. Chr. gegründet worden sein. Der zweite,
Neminath geweihte Tempel stammt aus dem J. 1236. Beide sind aus weißem Marmor erbaut.
1) Die nördlichste Insel des österr. Kronlandes Dalmatien, im Quarnerischen Golf gelegen und zur Bezirkshauptmannschaft Zara
[* 65] gehörig, bildet einen eigenen Gerichtsbezirk und wird von der größern InselPago durch den Kanal von
[* 66] Pago und vom Festlande
durch den Canale della Morlacca getrennt. Die Insel Arbe, die einzige in Dalmatien, die Quellwasser an mehrern
Punkten besitzt, mißt 193 qkm, ist ungemein fruchtbar, steigt im Tignarossa 408 m hoch, hat bedeutende Waldungen, namentlich
von Steineichen(Quercus ilexL.), auf der gegen Lussin hin gekehrten Seite und (1890) 4541 kroat. E., die Fischerei
[* 67] und
Schafzucht treiben. - 2) Arbe, Flecken und Hauptort der Insel Arbe, malerisch auf einer Anhöhe am Saume des Thales Campora, mit
Mauern umgeben, war unter den Venetianern eine Stadt und Bischofssitz und hat 811 E., Bezirksgericht (7 Ortschaften, 4541 E.),
eine aus dem 13. Jahrh. stammende Domkirche und zwei Nonnenklöster. In der
Umgebung wird viel Seesalz gewonnen. Arbe war lange Zeit eine der wichtigsten Zwischenstationen der Venetianer auf ihrem Wege
nach der Levante. Nach der großen Pest 1456 erreichte es die frühere Blüte nicht mehr. Anziehend sind die Ruinen einer Basilika
[* 68] aus dem 11. Jahrh. -
Dorf im BezirkBellinzona des schweiz. Kantons Tessin,
in 248 m Höhe an der Gotthardbahn, unterhalb des Einflusses der Moësa
in den Ticino, hat mit Einschluß des Dörfchens Castione 873 E. Hier fand ein heftiger Kampf (Schlacht von Arbedo oder
von S. Paolo genannt) zwischen den Eidgenossen und den Mailändern statt, in welchem jene von der Übermacht
geschlagen wurden, diese aber den Sieg nicht weiter zu verfolgen wagten. Die Schweizer liegen unter noch sichtbaren Erdhügeln
bei der KircheSan Paolo (Chiesa rossa) begraben.
heißt in der Mechanik und Maschinentechnik das Produkt aus der Kraft
[* 69] und dem Weg, den der
Angriffspunkt der Kraft in der Richtung dieser Kraft beschreibt. Liegt die Verschiebung im Sinne der Kraft, so rechnet man
die Arbeit positiv, im entgegengesetzten Falle negativ. Wird ein Gewicht auf eine gewisse Höhe gehoben, so erfordert
dies eine Arbeitsleistung. Nimmt man als Maßeinheit das Meterkilogramm (mkg), d. h.
diejenige Arbeit, die notwendig ist, um 1 kg um 1 m zu heben, so würde zum Heben von P kg um H Meter eine von P·H kg erforderlich
sein.
Umgekehrt, sinkt ein Gewicht von P kg um H Meter herab, so kann es die von P·H mkg leisten. Diese Arbeit kann
entweder verwendet werden, um ein zweites Gewicht um eine gewisse Strecke zu heben oder um dem herabsinkenden Gewicht eine
gewisse Geschwindigkeit zu verleihen. Im letztern Falle, der sich durch ein
frei fallendes Gewicht veranschaulichen läßt,
ist die von P·H mkg gewissermaßen in dem Körper aufgespeichert. Trifft derselbe auf einen Widerstand
und verliert seine Geschwindigkeit, so kann er dabei Arbeit verrichten. Die in einem Körper, der sich mit der Geschwindigkeit
von v Meter in der Sekunde fortbewegt, aufgespeicherte Arbeit berechnet sich zu mv²/2 als das halbe Produkt aus der
Masse (= Gewicht, dividiert durch Beschleunigung der Schwerkraft) und dem Quadrat der Geschwindigkeit und
wird mit dem Namen lebendige Kraft oder kinetische Energie (s. Energie) bezeichnet.
Wie durch die Schwerkraft Arbeit geleistet und durch die Überwindung der Schwerkraft Arbeit verbraucht wird,
so wird auch dadurch Arbeit geleistet, daß der Druck hochgespannter Dämpfe und Gase
[* 70] den Kolben im Cylinder
einer Maschine
[* 71] fortbewegt, oder eine gespannte Feder den Widerstand, der sie gespannt zu halten versucht, überwindet; und
wird ebenso andererseits beim Bewegen eines jeden Mechanismus und durch die Ausführung des Prozesses, dessen Zwecken er
dient, des Mahlens, Hobelns, Drehens u. s. w., infolge Überwindung des dabei entstehenden
Widerstandes Arbeit verbraucht. Hiernach ergiebt sich die Einteilung der Maschinen in Motoren, die Arbeit liefern,
und in Arbeitsmaschinen, die Arbeit verbrauchen. Die erstern scheiden sich in belebte und unbelebte Motoren.
Unter die belebten oder animalischen Motoren sind zu rechnen der Mensch und die zur Arbeitsleistung herangezogenen Haustiere.
Diese können entweder mit Hilfe von Maschinen durch Bewegen derselben an der Kurbel,
[* 72] am Göpel
[* 73] u.s.w.
oder ohne Maschine durch direktes Heben von Lasten Arbeit verrichten. Bei der Bemessung dieser Arbeitsleistung ist die Dauer der
Arbeit, die Kraft, die im Mittel gleichmäßig auszuüben ist, und die Geschwindigkeit, mit welcher der Widerstand überwunden wird,
in Rechnung zu ziehen. Die anzustrebende Höchstleistung bei dauernder Arbeit findet statt, wenn
letztere bei einer mittlern täglichen Arbeitszeit, einer mittlern Kraft und mittlern Geschwindigkeit geschieht. Die Werte
für einige dieser günstigsten Arbeitsverhältnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt:
Jede dauernde Überschreitung eines der drei oben genannten Faktoren hat eine Verminderung der Gesamtarbeit zur Folge. Die
Arbeit pro Sekunde kann durch Verkürzung der Arbeitszeit bedeutend gesteigert werden; so leistet ein Mann am Hebel
[* 74] einer Feuerspritze bei zweiminutlicher Anstrengung bis zu 37,5 mkg pro Sekunde, was einer halben Pferdestärke
gleich kommt. Über Arbeitsleistung der nicht belebten Motoren, der Wassermotoren, Dampfmaschinen,
[* 75] wie den
¶
mehr
Arbeitsverbrauch der Arbeitsmaschinen s. Pferdestärke und Effekt. - In der neuern Physik gilt das Erg (s. d.) als Arbeitseinheit.
Über die Äquivalenz von und Wärme
[* 77] s. Mechanisches Äquivalent der Wärme. S. auch Innere Arbeit und Disgregationsarbeit.
Elektrische
[* 78] Arbeit ist das Produkt aus elektromotorischer Kraft (E), Stromstärke oder Intensität (I) und
Zeit (t) = E·I·t. Als Einheit für dieselbe dient seit dem PariserKongreß von 1881 das Volt-Coulomb oder Joule (s. d.).
Im volkswirtschaftlichen Sinne ist Arbeit die mit Bewußtsein auf die Hervorbringung von etwas Nützlichem gerichtete menschliche
Thätigkeit. Die so oft gehörte Unterscheidung der in körperliche (mechanische) und geistige kann immer
nur in dem Sinne gemeint sein, daß dabei das Körperliche oder Geistige überwiegt; denn es giebt ebensowenig ausschließlich
geistige wie ausschließlich körperliche Arbeit. Die Kultur sucht die körperliche Arbeit mehr und mehr durch
geistige zu verdrängen, indem sie das, was jene früher thun mußte, durch gebändigte Naturkräfte verrichten läßt.
So erfolgt z. B. das Mahlen des Getreides, das früher nur durch Menschenhände besorgt wurde, jetzt durch die Kraft verschiedener
Tiere, des Windes, Wassers, Dampfes u. s. w.
Die volkswirtschaftliche Produktivität einer Arbeit ist nach der Menge und dem Werte der für die menschliche Bedürfnisbefriedigung
geeigneten Güter zu beurteilen, die sie hervorbringt. Maßgebende Ursachen für die Produktivität der
in einem Lande sind: Verhältniszahl der wirtschaftlich Nichtarbeitenden (müßige Grundeigentümer und Kapitalisten, Kinder,
Kranke, Arme, Verbrecher) zu den Arbeitenden, die Arbeitslust, die Arbeitsfähigkeit und die Arbeitsteilung, die in den Kreisen
der Arbeiter, d. h. aller wirtschaftlich thätigen Personen, zu finden sind. Die Arbeitslust des Arbeiters
wird durch die Notwendigkeit, seinen Lebensunterhalt überhaupt, und durch den Wunsch, ihn in möglichst reichlichem Maße
zu gewinnen, geweckt und gestärkt.
Daraus erklärt sich, daß die unfreie Arbeit gewöhnlich weniger erzeugt als die freie. Die Lebenslage des Sklaven
ist die gleiche, ob er viel oder wenig arbeitet; sein Lebensunterhalt wird ihm immer gewährt; die Mehrproduktion
würde nicht ihm, sondern seinem Herrn zufallen. Nur die Furcht vor Strafe kann ihn zu größerer Anstrengung anspornen. Ganz
ähnlich verhält es sich mit der Fronarbeit. Selbst bei dem freien Arbeiter im Tagelohn kann sich die Arbeitslust noch nicht
in vollem Maße entwickeln, obgleich derselbe veranlaßt ist, durch Fleiß die Arbeitsbedingungen günstiger
zu gestalten, zum mindesten aber die übertragene und den dafür ausgesetzten Lohn sich zu erhalten.
Bei weitem mehr tritt die Arbeitslust bei dem Arbeiter auf Stücklohn hervor, dem die Früchte seiner Mehrarbeit zufallen. Vollständig
kann sie sich indes erst bei der Arbeit für eigene Rechnung zeigen, zu der auch kapitallose Arbeiter sich
unter günstigen Umständen durch Association (s. d.) emporgebracht haben. Die Arbeitsfähigkeit (Arbeitskraft) ist nach den
Ländern sehr verschieden; häufig leisten die Arbeiter einzelner Länder das Doppelte, ja das Dreifache von dem, was Arbeiter
anderer Länder vermögen. In den einzelnen Völkerschaften ist wiederum die Arbeitskraft der Individuen
sehr verschieden. Allgemein geringer bei den Frauen als bei den Männern, pflegt sie bei den Männern im Alter von 25 bis 45 J.
am größten und
ausdauerndsten zu sein.
Die Arbeitsteilung entwickelt sich gleichsam von selbst in den primitivsten gesellschaftlichen Vereinigungen der Menschen, und
zwar sowohl bei der freien wie bei der unfreien Arbeit. Je zahlreicher die menschlichen Bedürfnisse
werden, um so notwendiger wird auch die weitere Arbeitsteilung, sowohl im technischen Sinne (in der einzelnen Unternehmung
oder Wirtschaft: Zuweisung der zur Herstellung eines Gegenstandes notwendigen einzelnen Hantierungen an besondere Personen)
als auch im Sinne der Sonderung von Berufsklassen, wo sie dann als das durch den Verkehr vermittelte Ineinandergreifen
und Zusammenwirken der selbständigen Wirtschaften erscheint. Die nachteiligen Wirkungen stark entwickelter Arbeitsteilung
werden durch den obligatorischen Volksschulbesuch und den Militärdienst eingeschränkt, die durch dieselbe ermöglichte
ausgedehnte Verwendung von Frauen und Kindern wird durch die Fabrikgesetzgebung (s. d.) in
den geeigneten Schranken gehalten.
Im heutigen Privatrecht finden sich keine allgemeinen Bestimmungen, welche dem Arbeiter die durch die Arbeit erzeugte Vermehrung
des Volksvermögens als den ihm privatrechtlich zukommenden Anteil zusprechen. Soweit die Arbeit für fremde Rechnung geleistet
wird, verweist das Recht den Arbeiter wegen seines Lohns auf den der freien Vereinbarung unterliegenden
Vertrag (Dienstmiete, Gesellschaftsvertrag u. dgl.). Darüber hinaus finden sich Einzelbestimmungen, welche das Recht desArbeiters
auf das Arbeitsprodukt oder ein entsprechendes Entgelt wahren.
Personen, welche Dienste
[* 79] berufsmäßig oder gewerbsmäßig leisten, haben gegen denjenigen, welcher ihre Dienste in Anspruch
nimmt, einen Anspruch auf entsprechendes Entgelt, auch wenn darüber nichts vereinbart ist (Ärzte, Rechtsanwälte,
Makler, Kaufleute u. s. w.). An demjenigen, was die Ehefrau durch Dienste erwirbt, welche weder auf das Hauswesen noch auf
das Gewerbe des Ehemanns Bezug haben, steht ihr nach einzelnen Landesgesetzen, z. B. Sächs. Gesetzb. §. 1668,
dem Ehemann gegenüber das Eigentum zu. Der Deutsche
[* 80] Entwurf §. 1266 will das dahin erweitern, daß dieser
Erwerb auch dem Nießbrauch und der Verwaltung des Ehemanns entzogen bleibt. In entsprechender Weise ist das Recht der Hauskinder
auf den Arbeitsverdienst als freies, dem Nießbrauch des Vaters nicht unterworfenes Vermögen anerkannt in Preuß.
Allg. Landr. II, 2, §§. 148, 149; CodeCivil Art. 387; Deutscher Entwurf §. 1542. In Besitzverhältnissen,
wo eine Auseinandersetzung erfolgen muß, weil der zum Fruchtbezug Berechtigte vor dem Fruchtbezug verstorben ist, hat das
ältere deutsche Recht den in den neuern Rechten durch eine Art der Verteilung ersetzten Grundsatz aufgestellt, daß die durch
Arbeit erzeugten Früchte (fructus industriales) den Erben des Verstorbenen zufallen, soweit die zur Erzeugung
erforderliche Arbeit bei seinem Leben vollendet war.
Wird eine bewegliche Sache durch Arbeit umgestaltet, so daß eine neue Sache entsteht (Specifikation, s. d.), so gehört sie dem
Arbeiter oder dem, für dessen Rechnung er umgestaltet hat, vorbehaltlich des Rechts des Eigentümers, Ersatz für den Stoff
zu fordern. Hat jemand fremde Sachen, welche er innehatte, durch Verwendungen und Arbeit verbessert oder erhalten,
so darf er sie zurückbehalten, bis ihm der Wert der Verwendungen und der Arbeit innerhalb des Erhaltenen oder am
Wert Vermehrten ersetzt wird. Das neuere Recht hat
¶