Hunde
[* 2] und
Menschen. Man jagt sie nachts bei Fackelschein und verfertigte aus ihrem Felle Mäntel, welche nur die Häuptlinge
tragen durften. Die Weibchen legen nur ein unverhältnismäßig großes weißes
Ei
[* 3] in eine
Höhle und bebrüten es gemeinschaftlich
mit dem Männchen. Der Apteryx gelangt nur selten lebend nach Europa
[* 4] und nur der Zoologische
Garten
[* 5] in
London
[* 6] hat bis jetzt die vier bekannten
Arten besessen. Hier konnte man auch die Bebrütung der
Eier
[* 7] beobachten und an den hier gestorbenen
Exemplaren hat Owen die
Anatomie des Apteryx studiert. Man unterscheidet folgende vier
Arten:
Apteryx australis Shaw.
(s.
Tafel:
Straußvögel
[* 8] II,
[* 1]
Fig. 4), Apteryx Mantelli
Bartlett, Apteryx maxima Verraux und Apteryx OweniGould. Die ausgestorbenen
Riesenvögel Neuseelands (Moa) kommen in ihrem
Skelett
[* 9] dem Kiwi-Kiwi am nächsten.
halbkreisförmig oder parabolisch gestaltete, aus zwei symmetrischen Hälften zusammengesetzte
Kalkschalen, die sich in der Wohnkammer der
Ammoniten
[* 10] (s. d.) finden, aber noch nicht sicher gedeutet worden sind.
Auffällig
ist das massenhafte Vorkommen der in manchen Kalksteinen der
Alpen,
[* 11] ohne daß dabei auch
Ammoniten vorhanden sind.
Aleksej Nikolajewitsch, russ. Dichter, geb. 26. (14.)
Nov. 1841 in Volchow (Gouvernement Orel), aus einer alten aus
Frankreich eingewanderten Adelsfamilie, fand seine Ausbildung
auf der Rechtsakademie und starb in
Petersburg.
[* 12] Apuchtin schrieb wenig und besang eine leidenschaftslose, stille Liebe.
Eine Sammlung seiner Gedichte erschien 1886 in
Petersburg.
Lucius, lat. Schriftsteller, geb. gegen 125 n. Chr.
zu Madaura in
Afrika,
[* 13] studierte zu
Karthago,
[* 14] machte sich darauf zu
Athen
[* 15] mit der griech. Litteratur, vorzüglich mit der
PlatonischenPhilosophie vertraut und ging von da nach
Rom,
[* 16] wo er einige Zeit Sachwalter war. Die Erbschaft von seinem
Vater verbrauchte
er großenteils zu
Reisen, auf denen er sich in verschiedene
Mysterien einweihen ließ. In sein Vaterland
zurückgekehrt, heiratete er eine reiche
Witwe.
Von deren Verwandten angeklagt, die Heirat durch
Zauberei zu stande gebracht zu haben, verteidigte er sich öffentlich gegen
diesen Vorwurf in der noch vorhandenen «Apologia» und ward freigesprochen.
Er war ein feuriger, rastlos thätiger und mit Witz begabter Mann, besaß jedoch eine entschiedene
Richtung
zur
Mystik und
Magie. Sein
Roman «Metamorphoseon libri XI»
(«De asino aureo»),
aus Lucianus geschöpft, aber durch manche Zusätze
aus andern
Quellen erweitert, ist reich an
Poesie, Witz, Laune und satir. Gehalt. Höchst interessant ist darin die
Episode von
Amor und
Psyche, die Herder den zartesten und vielseitigsten
Roman nennt, der je erdacht worden. Außerdem schrieb
er mehrere philos. und oratorische Werke, deren einige auch auf uns gekommen sind. Seine
Sprache
[* 17] ist überladen und schwülstig;
er liebt gehäufte
Beiwörter, Diminutiva und sonderbare Zusammenstellungen (vgl. Koziol, DerStil des
Apulejus,
Wien
[* 18] 1872). Die Hauptausgaben seiner sämtlichen Werke sind von Oudendorp und
Ruhnken, vollendet von
Bosscha (3 Bde.,
Leid.
1786-1823) und
von Hildebrand (2 Bde., Lpz.
1842). Handausgaben besorgten
Klotz (2 Bde., Altenb. 1778)
und ebenfalls Hildebrand (Lpz. 1843). Die «Apologia»
und die «Florida» sind von Krüger (Berl. 1864
u. 1865),
die «Opuscula quae sunt de philosophia» von Goldbacher
(Wien 1876),
die
«Metamorphosen» von Eyssenhardt herausgegeben (Berl. 1869),
letztere von Node ins Deutsche
[* 19] übersetzt («Der
goldene Esel», 2 Bde., Dess.
1783; chemigraphisch reproduziert, Lpz. 1885), der
Abschnitt von
Amor und
Psyche von O.
Jahn (3. Aufl., Lpz. 1883) besonders
herausgegeben, von Pressel
(Ulm
[* 20] 1864), Bintz (Lpz. 1872), Mosbach (Berl. 1886) und Siebert
(in Versen,
Cassel 1889) übersetzt. Das
Märchen von
Amor und
Psyche ist oft künstlerisch behandelt worden, z. B. von
Raffael
und
Thorwaldsen, nachgedichtet z. B. von Hamerling. -
umfaßte imAltertum den südöstl.
TeilItaliens
[* 23] vom Frentofluß (jetzt Fortore) bis zum
Bradanus (jetzt
Bradano) und dem Japygischen
Vorgebirge (jetzt
Capo di Maria di Leuca). Hier wohnten in ältesten
Zeiten drei
verschiedene
Völker: die Messapier oder Salentiner, die Peucetier und die Daunier oder Apuler;
die Peucetier südlich vom
Aufidus, die Daunier nördlich bis an den Garganus.
Altlat. Sagen erzählen von einem Könige der Apuler,
Daunus, der, aus Illyrien vertrieben, sich dort niederließ. Nach spätern Sagen gelangten auch die
Helden des Trojanischen
Krieges auf ihren Irrfahrten nach
Italien
[* 24] und mit diesen der Ätoler Diomedes, der im
Kriege mit den Messapiern von Daunus unterstützt
wurde, dann aber um die
Früchte des
Sieges betrogen und getötet ward. Die alten
Namen hat nur die röm.
Dichtkunst beibehalten.
Bedeutende
Städte waren
Arpi, Luceria,
Canusium,
Tarent,
Brundisium u. a.
Schon im 4. und 3. Jahrh.
v. Chr. kam in den
Besitz der
Römer.
[* 25] (S.
Rom undRömisches Reich.) 1013 entrissen die
Normannen dem oström.
Kaisertum das bisher von einem byzant. Provinzialstatthalter (Katapan) verwaltete Land. Die Führer der
Normannen,
SöhneTancreds
von Hauteville, schwangen sich nun zu
Grafen von Apulien auf, das ihnen Papst
Leo X. nach langem Kampf 1054 zu
Lehen geben mußte.
Papst
Nikolaus erhob die
Grafen zu
Herzögen 1059. Nicht lange nach dem
Tode Robert
Guiscards (s. d.), des
bedeutendsten dieser normann. Führer, wurde von seinem Neffen Roger II. (s. d.)
Apulien nebst
Calabrien und
Campanien mit
Sicilien (s. d.) zu einer Monarchie (1127-30) verbunden, deren
Schicksale es seitdem teilte.
Gegenwärtig bezeichnet der
Name Apulien
(Puglia) nur noch einen Landesteil (Compartimento) ohne polit. Bedeutung,
der die
ProvinzenBari, Foggia und
Lecce umfaßt, die zusammen 22 115 (nach Strelbitskij 20 510) qkm und (1889) 1 734 387 E.
haben,
d. i. 78 auf 1 qkm. Von diesen
Provinzen ist Foggia, das eigentliche Apulien, merkwürdig durch die uralten Weidetriften,
oder denTavoliere (Schachbrett) di
Puglia, und durch die schönen Reste der Hohenstaufenschlösser. In
neuerer Zeit ist Apulien dem Verkehr erschlossen worden durch die
Bahn von
Ancona
[* 26] nach
Brindisi (kürzeste Orientroute), an die sich
Fortsetzungen nach Otranto und
Taranto und von dort nach Reggio anschließen. -
770 wovon 1050 schiffbar sind, und ein Stromgebiet von 128600 qkm, entspringt in der Cordillere von Merida auf dem Paramo del
Batallon und heißt in seinem obern Lauf Uribante. Der Apure nimmt eine Menge größerer und kleinerer Flüsse
[* 31] auf, unter denen
links der Caparro, Suripa und der Rio
[* 32] Portuguesa mit dem Cojede und Guanarito sowie dem Tisnados die
bedeutendsten sind. Zu Ende der Regenzeit steigt er um 12 m; das Überschwemmungsland bietet nach dem Rücktritt des Wassers
die herrlichste Weide.
[* 33] Der Apure wird von den Dampfern der Orinoco-Dampfschiff-Compagnie befahren und ist wichtig für die Verbindung
des Staates Los Andes mit dem Meere.
früherer StaatVenezuelas, seit 1881 aufgelöst, gehört jetzt zum StaateBolivar, wird im N. vom Staate Zamora,
im S. vom Territorio Alto Orinoco, im W. vom Territorio Armisticio und Columbia
[* 34] begrenzt. Die östl. Grenze bildet
der Orinoco, die südliche der Rio Meta, die nördliche der Apure. Der Flächenraum wird auf 48945 qkm berechnet.
Das Land ist überaus wasserreich, der ebenste, niedrigste und am wenigsten bewaldete Teil von ganz Venezuela, die eigentliche
Region der Herden, die dort fast ganz ohne Aufsicht umherschweifen.
Dagegen ist Apure fast gänzlich menschenleer, indem seine Bevölkerung
[* 35] nur etwa 20000 Seelen beträgt, mit Ausnahme
der unabhängigen Indianer, die aber wohl kaum 2000 Köpfe stark sind. Hauptbeschäftigung der Bevölkerung bildet die Viehzucht,
[* 36] die auch den einzigen Ausfuhrartikel, namentlich Maultiere, liefert. Das Klima ist heiß, aber nicht ungesund; nur der den
Überschwemmungen ausgesetzte Teil, besonders der westliche, ist Wechselfiebern unterworfen, die periodisch als verheerende
Seuchen aufgetreten sind. Die jetzige Hauptstadt ist San Fernando de Apure (s. d.).
westl. Quellfluß des Ucayali (s. d.) in den Cordilleren von Peru, entspringt im peruan. Departamento Arequipa,
Provinz Caylloma, aus dem See Vilafro (Huanana der Eingeborenen) auf der Nordseite der Cordillera de Chila, empfängt
u.a. links den Mantaro, nimmt den ihm von den eingeborenen Anwohnern verliehenen NamenEné (d. h. großer
Fluß) an, ändert letztern bei der ebenfalls links stattfindenden Einmündung des Perene in Tambo um und bildet nach einem
Laufe von 5250 km mit dem Quillabamba den Ucayali.
Die reißende Strömung des Apurimac sowie die zahlreichen Fälle bieten der Schiffahrt fast unüberwindliche
Schwierigkeiten; bis kurz vor der Einmündung des Mantaro ist die Befahrung höchst gefährlich. Der obere Apurimac mit seinen zahlreichen
kleinen Nebenflüssen hat gesundes Klima,
[* 37] bietet aber nur schmale anbaufähige Uferstreifen;
am untern Apurimac eignen sich einzelne
Striche für europ. Ansiedler, wie die herrliche Ebene von Capira im Distrikt Chungui
des Depart. Ayacucho;
durchschnittlich herrscht jedoch am untern Apurimac stets eine hohe Temperatur;
die mit Feuchtigkeit gesättigte
Atmosphäre schwächt und entnervt;
Departamento in Peru, nach dem Flusse Apurimac genannt und 1873 aus dem östl. Distrikt des
Departamento Ayacucho und dem westlichen des Departamento Cuzco gebildet, umfaßt das Stromgebiet des Pachachaca, Nebenflusses
des Apurimac, liegt durchaus im Hochgebirge und hat 15207 qkm und (1876) 119246 E. Der
Hauptort Abancay oberhalb des Apurimac hat (1889) 3000 E., Andahuaylas (1876) 2388 E.,
San Jeronimo 1824 E. Zu Quimpitirique im Bezirk von Anco
des Departamento Ayacucho baut eine chines. Gesellschaft
Reis und Kaffee. In Chaupimayo befinden sich auf dem linken Ufer Zuckerpflanzungen und prächtige Weiden; auch Koka, Kakao und
Vanille werden hier gewonnen, weniger reichlich Kautschuk und Chinarinde.
Geoffr., die riesigste aller Vogelformen, ein ausgestorbenes Geschlecht, dessen Reste auf Madagaskar
[* 38] gefunden
werden und auf Tiere von der ungefähren Form, aber mehr als dreifachen Höhe der Strauße hinweisen.
Der Rauminhalt ebenfalls
aufgefundener fußlanger Eier des Aepyornis kommt je dem von 150 Hühnereiern gleich. Aepyornis hat vielleicht in histor.
Zeit
noch gelebt, gleich den Riesenvögeln Neuseelands, den Dinornis (s. d.);
der lat. Name für Wasser, wird besonders in der pharmaceutischen Terminologie gebraucht. So bezeichnet Aqua destillāta
durch Destillieren gereinigtes Wasser und Aqua fontāna gewöhnliches Brunnenwasser. Dadurch, daß man Wasser mit
flüchtigen Ölen schüttelt oder über Pflanzenteilen, die jene Öle
[* 42] enthalten, abdestilliert, löst es ein wenig von diesen
Ölen auf, und man erhält auf diese Weise eine Reihe von aromatischen Wässern, wie die Aqua chamomillae, Kamillenwasser, Aqua foenicŭli,
Fenchelwasser, Aqua rosārum,Rosenwasser u.s.w. Aqua Binelli (Aqua picis der PharmacopoeaGerman. III) ist eine nach dem Erfinder
benannte Flüssigkeit, deren wirksamer BestandteilKreosot (s. d.) ist.
Bei einigen mit Aqua bezeichneten Stoffen tritt der Wassergehalt
gegen die andern Bestandteile sehr zurück. So bei der sog. weißen Arkebusade (s. d.), der Aqua fortis oder dem Scheidewasser,
und der Aqua vitae (Lebenswasser), dem Aquavit oder Branntwein. Andere leiten Aquavit von vitis (Weinstock)
ab.
war bei den Römern derName vieler Badeorte und Gesundbrunnen, von denen manche noch gegenwärtig bestehen. Die
bekanntesten sind: in Pannonien, das jetzige Baden
[* 43] bei Wien;
Aquae Apollinares (oder ThermaeStygianae) in Etrurien, jetzt Bagni
di Stigliano im Distrikt Viterbo;
(lat. aquae ductus, Wasserleitung),
[* 49] bezeichnet einen Leitungskanal,
welcher bestimmt ist, Wasser über ein Thal,
[* 50] eine Schlucht, eine Straße, einen Fluß u. s. w. hinwegzuführen, teils zur Wasserversorgung
größerer Städte oder sonstigen Wasserleitungszwecken, teils um Wasser, welches einer bautechnischen Anlage (Eisenbahn) Schaden
bringen könnte, über dieselbe hinwegzuleiten; endlich kann ein solcher Bau einen Fabriks- oder Schiffahrtskanal tragen,
in welchem Falle man den Aquädukt häufig auch, nach der franz.
Bezeichnung pont canal,Brückenkanal nennt. Die Aquädukt können aus Stein, Holz
[* 51] oder Eisen
[* 52] gebaut sein.
SteinerneAquädukt entstanden, namentlich für Wasserleitungszwecke, schon frühzeitig. Sie setzten sich meist
aus hohen, in mehrern Stockwerken übereinanderstehenden Bogen
[* 53] zusammen, welche die mit Steinplatten überdeckten
Kanäle trugen. Solche Aquädukt führten besonders die Römer in großartigster Weise aus, vornehmlich zur WasserversorgungRoms. Schöne
Reste derselben erhielten sich bei Torrenuova, in der AquaClaudia (PortaMaggiore) und dem Aquädukt Neros auf dem Lateran zu Rom, im
Sabinergebirge, namentlich aber längs der ViaFrascati in der Campagna.
Von den in den Provinzen errichteten Wasserleitungen erhielten sich mehrere großartige Aquädukt. So die im alten Hispanien erbauten
Aquädukt bei Segovia (zwei Stockwerke, 33,7 m Höhe), bei Alcantara über den Tajo (43,6 m Höhe, 31,1 m größte Spannweite, 1,62
m Scheitelstärke im Gewölbe),
[* 54] bei Chelves (16,2 m hohe Pfeiler, 8,75 m Bogenspannung), bei Merida über
den Albaregas (drei Stockwerke, 24,8 m Höhe, 4,45 m Bogenspannung), bei Tarragona (zwei Stockwerke, 29,81 m Höhe), dann in
Gallien der von Metz
[* 55] (22,7 m hoch) und besonders der Pont du Gard oder die Brücke
[* 56] bei Nimes
[* 57] (Nemausus).
Dieser letztere geradezu klassische Bau (s. beistehende
[* 47]
Fig. 1), wahrscheinlich unter dem Feldherrn Agrippa
(63–13 v. Chr.) errichtet, gilt als eins der kühnsten und architektonisch schönsten Brückenwerke der Römer; der Aquädukt besteht,
wie der von Merida, aus drei Stockwerken mit einer größten Bogenweite von 24,4 m und einer höchsten Höhe von 48,77
m über der Flußsohle. Weitere Reste von römischen Aquädukt befinden sich bei Lyon
[* 58] und Paris,
[* 59] welch letzterer unter Julian (360
n. Chr.) ausgeführt sein soll.
Ferner müssen noch die röm. Wasserbrücken bei Konstantinopel,
[* 60] z. B. die von Hadrian angelegte und von Theodosius erneuerte,
sowie die Reste der röm. Wasserleitung zu Mainz
[* 61] (Zahlbacher Wasserleitung)
erwähnt werden; andere in Kleinasien, Nordafrika, Griechenland
[* 62] stammen ebenfalls aus röm. Zeit. Bemerkenswert ist weiter
der Aquädukt, welchen Hannibal um 220 v. Chr. zu Martorell (ein Spitzbogen von 43,3 m Spannweite) und der, den Trajan um 100 n. Chr.
zu Lissabon
[* 63] (32 Spitzbogen von 34 m Spannweite und bis 85 m Höhe) errichteten.
Unter dem Gotenkönige Theodorich d. Gr. wurde der von Spoleto in Umbrien erbaut, welcher nach neuern Aufnahmen («Annales desponts et chaussées», Par. 1886) bei einer Länge von 210 m und Stärke
[* 64] von 9,6 bis 12,3 m, etwa 77 m hoch ist, sich aber
als eine kompakte Mauer mit Schlitzöffnungen von 5 bis 9 m Weite darstellt. Später entstanden in Frankreich
der Aquädukt bei Arles (1558) und der bei Arcueil (1624). Im 17. Jahrh. errichtete man die nach Versailles
[* 65] führenden von Marly und
Buc; ferner begann man den großartigen Aquädukt Maintenon, der, bestehend aus einer dreifachen,
fast 5 km langen, 71 m hohen Arkadenreihe von 242 Bogen, die Wasser der Eure in die Gärten von Versailles leiten sollte.
Die Herstellung der untersten Bogenreihe kostete allein 22 Mill. Frs. Der Bau blieb unvollendet.
In neuester Zeit sind u. a. die von Roquefavour bei Marseille
[* 66] (1847,
[* 47]
Fig.
2), der
¶
mehr
Croton-Aquädukt bei Neuyork
[* 68] (1837–42), der der Wasserleitung zu Paris, darunter der Pont aqueducde la croixdu grand maitre
(2000 m lang, mit 177 Bogen bis zu 80 m Spannweite), der der Yonne (1500 m Länge, bis 40 m Spannweite) erbaut. Ferner die der
Wiener Wasserleitung bei Baden (bis 15,2 m Spannung und 23 m Höhe mit 43 Öffnungen), Liesing (665 m lang, 17 m
hoch, 44 Öffnungen) und Speising (1870–73). Auch die zur Zeit am weitesten frei gespannten Steinbögen (69,5 m Spannweite)
der Cabin-John-Brücke bei Washington
[* 69] tragen eine Wasserleitung.
Die Ausdehnung
[* 70] des Netzes der Schiffahrtskanäle in Frankreich, Großbritannien
[* 71] und Deutschland
[* 72] hat gleichfalls
zu größern Bauwerken dieser Art Veranlassung geboten, z. B. die Aquädukt des Bridgewaterkanals über den Irwell, des Sarrekanals
u. s. w. Eine besondere Art von Aquädukt hat der moderne Eisenbahnbau
[* 73] geschaffen,
zu dem Zwecke, um z. B. einen Gebirgsbach über den Bahndamm hinwegzuleiten u. s. w.
So mehrfach in den Alpen, z. B. an der Brennerbahn
[* 67]
(Fig. 3).
Hölzerne Aquädukt (meist Gerinne genannt, s. d.) finden sich nur bei
Anlagen von geringerer Ausdehnung oder für geringere Dauer. Sie bestehen aus einem hölzernen Leitungskanal, welcher auf Holz-
oder Steinpfeilern ruht.
EiserneAquädukt werden häufig angelegt, wenn die Höhe, in der ein Kanal
[* 74] über eine Schlucht, einen Fluß, über
eine Eisenbahn u. s. w. geführt werden soll, nur eine geringe ist, so daß sich Steinbogen
nicht zur Ausführung eignen. Man bedient sich dazu eiserner Kasten, die den Kanal umfassen und entweder auf Steinpfeilern
ruhen oder an Ketten, wie bei Kettenbrücken, aufgehangen werden. Gußeiserne Aquädukt finden sich schon
früh in England; doch hat man in neuerer Zeit auch hier das Schmiedeeisen an Stelle des Gußeisens treten lassen; so findet
man einen eisernen Aquädukt bei Saaralben in Deutsch-Lothringen.
(ital. acquarello), die Malerei mit Wasserfarben. Man arbeitet entweder
die Zeichnung mit Sepia, Chinesischer Tusche u. s. w. vor und überlegt sie dann mit lasierenden, durchsichtigen
Farben oder man schattiert ohne jene Untertuschung mit gebrochenen Farben auf transparente. Meistens bedient
man sich der Saftfarben, ihres durchsichtigen Charakters wegen; doch sind auch die von Natur mehr deckenden Erdfarben in
Gebrauch. Das gewöhnliche Bindemittel ist das arab. Gummi; ferner werden verwendet Honig, Ochsengalle u. a. Bilder in sehr kleinem
Maßstabe auf Pergament, geleimtem Papier oder Elfenbein gehören der Miniaturmalerei an. Der letztere
Kunstzweig ist sehr alt, doch ist das Aufkommen eines eigenen malerischen Stils
in diesem Fache erst eine Erscheinung der Neuzeit,
wenn auch mit Wasserfarben schon in der Schule Giottos gemalt wurde. –
Vgl. Jännicke, Handbuch der Aquarellmalerei (5. Aufl., Stuttg.
1893);
M. Schmidt, Technik der Aquarellmalerei (6. Aufl., Lpz. 1890);
Barret, Anleitung zur Aquarellmalerei (aus dem Englischen, 6. Aufl.,
Stuttg. 1889);
Bouffier, Anleitung zur Aquarellmalerei (Wiesb. 1891);
L. H. Fischer, Die Technik der Aquarellmalerei (5. Aufl., Wien 1892).
Der Ursprung der Aquarellmalerei, die in England zuerst ihre Ausbildung erhielt, geht auf Francis Barlow (geb. um 1626)
zurück. MichelAngelo Rooker (geb. 1743),Thomas Hearne (gest. 1834) und W. Payne führten die Kunst fort; John Robert Cozens
(gest. 1794), der als Begründer der Aquarellmalerei betrachtet werden kann, legte mit
Braun und Grau an und gab den lichten Stellen einen Hauch von roter oder blauer Farbe. Girtin (gest. 1802)
betonte die Unterlage kräftiger und war in der Farbenverteilung sehr geschickt. Ihnen folgte John Sell Cotman (gest. 1842)
mit Darstellungen italischer und nordischer Natur. Den Landschaftsmalern schlossen sich die
[* 67]
Figurenmaler
Josua Cristall (gest. 1847) und Henry Liverseege (gest. 1832) an
mit einer bei diesem Darstellungskreise sich von selbst mehr vordrängenden Färbung.
Der originelle Turner gab die Untertuschung auf und legte gleich in Farben an; er benutzte die den Aquarellfarben eigentümliche
Leuchtkraft zu meisterlichen Lichtwirkungen. Diese Art beginnt von 1800 an. Die erste «Gesellschaft von Malern in Wasserfarben»
(Societyof Painters in water colors) wurde 1805 gegründet; ihr ist später eine sog.
Neue Gesellschaft (NewSociety, seit 1863 Instituteof Painters in water colors) gefolgt. In den ersten 20 Jahren bildete sich
eine Schule, welche man die des reines Stils nennen kann, insofern die Mittel dieser Darstellungsart in ihrer ganzen Kraft
[* 75] entwickelt erscheinen und dabei ihr Charakter festgehalten wird. Die Chemie unterstützte die Bestrebungen
durch Auffindung und Herstellung dauerhafterer Farben. Von diesen Künstlern sind zu nennen: Samuel Fielding (gest. 1855)
und Peter de Wint (gest. 1849), Landschaftsmaler im großen Stil, und Anthony Bandyke Copley Prout (gest. 1852), der Architekturen
fast aller Hauptstädte Europas schildert, aber alles in derselben klaren und hellen Beleuchtung
[* 76] giebt.
DavidCox (gest. 1859) dagegen malte die Schönheit der heimatlichen Natur in breitem, wirkungsvollem
Vortrag.
Treffliche
[* 67]
Figurendarstellungen, namentlich aus dem Orient, lieferte John Frederic Lewis (gest. 1876). Andere
[* 67]
Figurenbilder
(Einzelgestalten von Betenden, Singenden, Lesenden, Waisenkindern u. s. w., oft bis zur Lebensgröße) malte William
Henry Hunt (gest. 1864), der auch vorzügliche Blumen- und Fruchtstücke sowie Stilleben lieferte. Einem
neuern Kreise,
[* 77] der mehr oder weniger an das Gebiet der Ölmalerei streift, gehört George Cattermole (gest. 1868) an, der bei
breitem, lebendigem, pastellartigem Vortrage historische oder ShakespearesDramen entnommene Stoffe liebt;
¶
ferner Toplane, Charles Green, namhafte Genremaler;
in der Architektur: Nash, Roberts, Haghe, Stanfield, Fulleylove;
in der
Marine: Cooke, Duncan, sehr naturwahr und ohne Übertreibung;
in der Landschaft: Fripp, Darding, Bonington, Davidson, Birkel,
Haag,
[* 83] Goodwin u. s. w. Branwhite vereinigt seine Wasserfarben mit Pastell und erzielt dadurch
eine Wirkung wie von einem Ölbilde vor dem Firnis. Er stellt mit poet.
Geist ausgedehnte Naturscenen
dar. Außerdem schildern das Tier- und Jagdleben des Hochlandes in großen Tafeln mit kräftigem Vortrage Taylor und Landseer,
so daß es kein Darstellungsgebiet giebt, welches die englische Aquarellmalerei nicht pflegte. Einen neuen Aufschwung
nahm die Aquarellmalerei durch die eigentümliche Kunstbewegung, welche die Präraffaeliten (s. d.)
hervorriefen: Rosetti, Mador Brown, Burne Jones, Holman Hunt, John Millais arbeiteten mit Erfolg auch in dieser Kunstart, so
daß die englische Aquarellmalerei noch heute obenan steht. -
Vgl. Roget, History of the Old Water Colour Society (2 Bde., Lond., 1891);
Redgrave, History of Water Colour Painting in England (ebd. 1892).
Einen etwas andern Charakter hat die in Frankreich angenommen, wo die Aquarellmalerei weniger um ihrer selbst willen als zur Herstellung
flotter Skizzen gepflegt wurde. Meister wie Delaroche, Gudin, Johannot u. a. betrieben diese Aquarellmalerei als
Nebenbeschäftigung, besonders um der Modeliebhaberei zu genügen. Unter den eigentlichen Aquarellmalern
zeichneten sich aus, in Landschaften: Isabey der Vater, Hubert, J. Ouvrié, Gué, Fort; in Porträten: Olivier Grand u. a.;
in Blumen: Redouté und die Damen Desportes und Martin Bouchère. Früh entstand aus der Aquarellmalerei mit Deckfarben eine hochentwickelte
Blumenmalerei, welche namentlich durch die Musterzeichner gepflegt wurde. In neuerer Zeit wird in Frankreich
die Aquarellmalerei weniger geübt; sonst nur im größern Stil nach Art der Engländer. In dieser Weise glänzte Delacroix (gest. 1863)
und Th. Valerio (gest. 1879), der sich namentlich die treue Schilderung der Völker des östl. Europas zur Aufgabe stellte. Ferner
sind hervorzuheben: Descamps (Genre), Raffet (militär. Scenen), Gavarni, Girard. Auch die
[* 82]
Figurenmaler
bedienten sich der und erzielten zum Teil hervorragende Wirkungen, so Detaille, Neuville u. a.
Die deutsche Aquarellmalerei beginnt mit den: «Illuminieren» von Kupferstichen, zu dem neben Saft- auch Deckfarben verwendet wurden. Zu
einer selbständigen Kunst erhob sie sich erst spät. Als die ersten bedeutenden Aquarellmaler in Deutschland
sind Karl Werner in Leipzig
[* 84] und Ed. Hildebrandt in Berlin
[* 85] zu nennen, von welchen der erstere durch seine Technik, der letztere
durch meisterhafte Behandlung der Lichtwirkungen glänzte; fernerRud. und FranzAlt inWien und Ludwig Passini in Venedig.
[* 86]
Der Anregung Fr. von Lenbachs, der an Stelle der Deckfarbe vielfach farbige Kreide
[* 91] verwendete, also der Pastellmalerei sich
näherte, folgten Piglhein, Ludwig Dill, von
Barthel, Dettmann, Kühl u. a. Auf der Internationalen Aquarellausstellung zu Dresden 1890 erwies
sich die deutsche Kunst als eine bereits hoch entwickelte. Auch die Italiener pflegen seit neuerer Zeit
lebhaft die und zeichnen sich durch leuchtende Farbe aus, wie Corelli, Zezzos, Mainella u. a.
(vom lat. aqua, Wasser) hieß früher in den Apotheken der zur Aufbewahrung flüssiger Arzneistoffe in Flaschen,
Fässern u. s. w. bestimmte Kellerraum; in England pflegte man auch
wohl in den Warmhäusern die zur Unterhaltung von Wasserpflanzen
[* 92] bestimmten Bassins so zu nennen. In neuerer Zeit ist das
Wort vorzugsweise zur Bezeichnung von Wasserbehältern üblich geworden, in denen außer Wasserpflanzen auch Wassertiere
unterhalten werden und die zur Beobachtung des organischen Lebens der Wasserwelt dienen sollen.
Vorrichtungen mit letzterm Zweck gab es schon früher. Seit etwa 1852 kamen jedoch die Aquarien von England aus, durch Ward,
Johnston, Warrington, Gosse u. a. empfohlen, zum Zweck belehrender Unterhaltung in Aufnahme und sind seitdem rasch zu beliebten
Dekorationsstücken nicht nur fürGarten- und Gewächshäuser, sondern auch für Zimmer geworden. Aquarien
für Garten- und Gewächshäuser sind größere Bassins, solche für Zimmer entweder aus Glastafeln zusammengesetzte Kästen
oder kelch-, schalen- und napfartige Glasgefäße.
Ein jedes Aquarium muß außer Tieren auch Pflanzen enthalten, wenn diese kleine Welt durch sich selbst fortbestehen soll. Der Sauerstoff,
welchen die Pflanzen entwickeln, kommt den Tieren zugute, während der Kohlenstoff, den letztere ausatmen,
für erstere unentbehrliche Nahrung ist. Wesentliche Bedingungen sind: Reinhalten und Austausch des Wassers, sobald es trübe
wird;
Zufuhr von Luft, die das Atmen der Tiere ermöglicht;
Herstellung von Bewegung für solche Tiere, die an fließendes Wasser,
Wellenbewegung
[* 93] am Seestrande gewöhnt sind und ein intensives Atembedürfnis besitzen. Es giebt Süßwasser-
und Meerwasser-Aquarien.
Das Süßwasser-Aquarium ist am leichtesten zu unterhalten. Es wird in den Glasbehältern, die gegen zu viel Licht
[* 94] und Wärme
[* 95] geschützt sein müssen, ein sandiger, mit Torfstücken vermischter Grund gebildet und in der Mitte eine Art Insel von Tuffstein
zu Schlupfwinkeln und Wohnungen errichtet; zum Schmuck legt man wohl auch zierliche Muschelschalen u.
dgl. ein. Von Tieren werden in das Wasser am besten Goldfischchen und andere Süßwasserfische in jüngerm Zustande, junge
Wasserfrösche, Wasserskorpione, Wasserschnecken u. s. w. eingesetzt.
Von Pflanzen eignen sich am besten für den Boden des Aquarium Saggittaria, Alisma, Ceratophyllum, Myriophyllum, MenthaaquaticaL.,Callitriche, Urticularia, Hippuris, Potamogeton, Glyceria
[* 96] aquaticaPresl.; für den TuffsteinVacciniumoxycoccosL.,MyosotispalustrisL., Drosera, Hydrocotyle, Empetrum nigrumL.,Andromeda polifolia, Selaginella, Calla aethiopica und palustrisL.,
mehrere Farnkräuter, wie Blechnum, Osmunda, Struthiopteris. Besonders reinigenden Einfluß üben die Wasserpest (Elodea)
und die Wasserlinsen (Lemna). Für das größere Bassin-Aquarium benutzt man auch größere Pflanzen. -
Vgl. Roßmäßler, Das Süßwasser-Aquarium (5., von Hermes
[* 97] bearbeitete Aufl., Lpz. 1892);
Solotnitzty, Das Aquarium (Hagen
[* 98] 1893 fg.);
Monatsschrift für Aquarienfreunde
(Leipzig, seit 1894).
¶
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774 Die Meerwasser-Aquarien erfordern bei weitem kostspieligere Einrichtungen, da das Seewasser, welches die Meertiere genießen,
entweder beständig erneuert oder aufs neue mit Luft gesättigt werden muß. Gewöhnlich läßt man eine Dampfmaschine
[* 100] das
aus den Glasbehältern, in welchen die Seetiere sich befinden, abfließende Wasser in die Höhe pumpen in Sammelbecken, aus
welchen dasselbe sich wieder im Strahle in die Glaskästen ergießt, wobei es eine Menge Luft mitreißt. Jetzt befinden sich
fast in allen größern zoolog. Gärten auch Aquarien für Seetiere und an vielen Orten (Berlin, Brighton, Havre,
[* 101] Trieft) besondere
Aquarien ohne Verbindung mit zoolog. Gärten. Auch giebt es Aquarien, welche für
wissenschaftliche Zwecke eingerichtet sind (s. Zoologische Stationen). – ÜberAnlage von See-Aquarien vgl. Gosse, A handbookto the marine Aquarium (Lond. 1855). (Hierzu Tafel: Meerwasser-Aquarium.)
(lat.-ital.) heißt Kupfer- oder Stahlstich in getuschter Manier, durch welchen Zeichnungen in Tusche, Bister,
Sepia u.s.w. nachgeahmt werden (s. Kupferstechkunst).
Tofāna oder Toffana, auch Acquetta di Napoli, di Perugia oder della Toffa genannt, heißt ein
Gifttrank, der zu Ende des 17. Jahrh. in Neapel
[* 102] außerordentliches Aufsehen machte, dessen
Zusammensetzung aber ziemlich dunkel ist. Eine Sicilianerin Tofana, welche zuerst in Palermo
[* 103] lebte und nachher, als die Obrigkeit
auf sie aufmerksam ward, nach Neapel flüchtete, soll die Erfinderin dieses Tranks gewesen sein und ihn
an junge Frauen verkauft haben, welche den Tod ihrer Männer herbeigeführt zu sehen wünschten.
Nachdem durch ihren Trank mehrere hundert Menschen den Tod gefunden hatten, ward sie 1709, ungeachtet es ihr gelang, in ein
Kloster zu flüchten, eingezogen, gefoltert und, wie einige berichten, erdrosselt, während andere
versichern, daß sie noch 1730 im Kerker gelebt habe. Meist wird das Gift als ein klares, farb-, geschmack- und geruchloses
Wasser beschrieben, wovon fünf bis sechs Tropfen hinreichten, den Tod zu geben, der langsam, ohne Schmerzen, Entzündungen,
Zuckungen oder Fieber, unter allmählicher Abnahme der Kräfte, Lebensüberdruß, Mangel an Eßlust und
beständigem Durst erfolgte.
Garelli, erster Leibarzt Karls VI., wollte aus dem Munde des Kaisers selbst, dem die Akten des Prozesses der Verbrecherin vorgelegt
wurden, gehört haben, daß nichts anderes sei als eine wässerige Auflösung von arseniger Säure mit einem Zusätze von
HerbaCymbalariae. Nach Ozanam führte auch eine Bleizuckerauflösung und eine Flüssigkeit, die durch
Destillation
[* 104] von Kanthariden mit Wasser und Alkohol entsteht, den NamenAcqua del Petesino und Eauadmirabile deBrinvilliers
scheinen von der wenig oder gar nicht verschieden gewesen zu sein.
(lat., «Gleicher»). Der Himmelsäquator oder Äquinoktialkreis ist derjenige größte
Kreis
[* 105] der Himmelskugel, auf dessen Ebene die Weltachse senkrecht steht, der mithin von den Weltpolen überall um 90° absteht.
Er teilt die Himmelskugel in die nördl. und südl. Halbkugel, ist zur Hälfte
über, zur Hälfte unter dem Horizonte und schneidet den Horizont
[* 106] in zwei entgegengesetzten Punkten,
die Osten oder Morgenpunkt und Westen oder Abendpunkt heißen.
Alle im Ä. stehenden Sterne (sehr nahe ist dies z. B. der Fall bei dem westlichsten Stern im Gürtel
[* 107]
des Orion) beschreiben,
von irgend einem Punkte der Erde aus gesehen, am Himmel
[* 108] einen Halbkreis und verweilen 12 Stunden über und ebensolange unter
dem Horizonte. Wenn daher die Sonne
[* 109] im Ä. steht, was im Laufe eines Jahres zweimal der Fall ist (s. Äquinoktium), so sind
Tag und Nacht einander gleich, und zwar überall auf der ganzen Erde. Von dieser Eigenschaft leitet sich die Bezeichnung
Äquator oder Gleicher her.
Der Erdäquator, auch Äquinoktiallinie oder von den Schiffern schlechthin die Linie genannt (daher der
Ausdruck: die Linie passieren), ist derjenige größte Kreis der Erdkugel, auf dessen Ebene die Erdachse senkrecht steht, und
der mithin von den beiden Erdpolen überall gleichweit, 90°, absteht. Er teilt die Erdkugel in zwei Halbkugeln, die nördliche
und südliche (s. Erde). Die Ebene des Erdäquators fällt zusammen mit der
des Himmelsäquators; daher geht den Bewohnern der Orte, die unter dem Äquator liegen, der Himmelsäquator durch
das Zenith und steht mithin auf ihrem Horizonte senkrecht, wie alle mit ihm parallelen Kreise der Himmelskugel (Parallelkreise),
die auch gleich dem A. zur Hälfte über, zur Hälfte unter dem Horizonte liegen.
Hieraus folgt ferner, daß für die Bewohner jener Gegenden im ganzen Jahre Tag und Nacht gleich sind und jeder Stern immer 12 Stunden
über und dann ebensolange unter dem Horizonte verweilt. Die unter dem Äquator liegenden Gegenden sind die einzigen
auf der Erde, denen sämtliche Fixsterne
[* 110] der ganzen Himmelskugel zu Gesicht
[* 111] kommen; die Weltpole erscheinen
dort beide im Horizont, während sonst überall auf der Erde nur einer sichtbar ist. Die durch den Pol gehenden und zum Himmelsäquator
senkrechten Kreise heißen Abweichungs-, Deklinations- oder Stundenkreise. MagnetischerÄquator heißt die in der Nähe des Erdäquators
verlaufende Linie, auf der die Inklination der MagnetnadelNull ist (s. Magnetismus
[* 112] der Erde).
ThermischerÄquator wird der sich ziemlich um die ganze Erde erstreckende Gürtel genannt, innerhalb dessen
die mittlern Jahrestemperaturen 25° C. und mehr betragen. Der thermische A. liegt dem astronomischen zwar nahe, aber mehr
auf der nördl. als auf der südl. Halbkugel.
(Äquatorial),
[* 113] ein Fernrohr
[* 114] mit Parallaktischer Aufstellung (s. d.), dessen Stundenkreis und Deklinationskreis
eine feine Teilung besitzen. Da mit ihm Deklination und Stundenwinkel eines Gestirns scharf bestimmt werden können, ist es
zu absoluten Messungen in beliebigen Entfernungen vom Meridian verwendbar. Selbst von sehr mäßiger Größe stehen aber
an Festigkeit
[* 115] der Aufstellung und Unveränderlichkeit der einzelnen Teile auch bei vollkommenster Ausführung den Meridiankreisen
sehr nach; man ist daher von einer allgemeinen Anwendung des Äquatoreal wieder abgekommen. Im weitern Sinne versteht man unter Äquatoreal auch
jedes parallaktisch montierte Fernrohr, das mit Kreisen versehen ist. –