gelegene Monte-Gargano (1055 m im Monte-Calvo), der den
«Sporn» der Halbinsel erfüllt: die dazwischen liegende Ebene ist
nur wenig über 100 m hoch. In seiner Gesamtheit stellt der Apennin einen flachen, von NW.
nach SO. gerichteten und nach W. offenen
Bogen
[* 2] dar, der mit den
Alpen
[* 3] gut verbunden ist und im S. am Golf
von
Tarent endigt. Von
SW. ging der Druck aus, der das
Gebirge faltete. Die eigentliche Gebirgsachse ist freilich in Trümmer
gegangen; die alten Formationen (Granit, Gneis,
Carbon, Dyas,
Trias) finden sich nur noch am Rande des Tyrrhenischen
Meers und
auf den
Inseln, die der
Küste nahe sind (z. B. Elba).
Der jetzige Apennin bildet den Mantel des zertrümmerten Grundgerüstes und ist aus jüngern
Bildungen, besonders
Tertiär, Kreide,
[* 4] Jura zusammengesetzt; Kalk- und Sandstein herrschen vor. Das
Calabrische Gebirge (s. d.) dagegen besteht aus Granit und Gneis
und bildet mit dem aus denselben
Bildungen sowie aus
Glimmerschiefer zusammengesetzten
Gebirge an der Nordküste
Siciliens ein Ganzes, ein heute nur noch in Bruchstücken anfragendes
Gebirge, und kann deshalb nicht zu dem Apennin gerechnet werden.
Während die östl. (Außen-)Seite des Apennin regelmäßige Faltungen zeigt und der Läugsthäler
entbehrt, ist die Innenseite zur
Tiefe gesunken, und dies gab und giebt noch den
Anlaß zu großartigen
vulkanischen
Bildungen. In der Nähe des Hauptkammes sind auch Längsthäler, sonst ist der Lauf der
Flüsse
[* 5] regellos.
Die westl.
Vorlagen des Apennin werden in neuerer Zeit oft mit dem nicht recht passenden
NamenSubapennin bezeichnet. Wie bereits
die
Apuanischen Alpen sich durch ihre triassischen und permischen Schichten deutlich von dem Apennin unterscheiden,
so zeigen auch die
Ketten des ToscanischenHügellandes (zwischen
Küste und Chianakanal, vom Ombrone in eine nördl. und südl.
Hälfte geteilt) dieselben Gesteinsformationen, die oft mit
Tertiär überdeckt sind, das jedoch nicht an den Faltungen des
Apennin teilgenommen hat; besonders interessant ist der Reichtum an großen quartären Fossilresten.
Die ältern Schichten sind im westl.
Teile dieses Hügellandes reich an Mineralschätzen
(Salz
[* 6] und Kupfer
[* 7] bei
Volterra,
Borsäure
bei
Volterra und
Massa Marittima); es wird daher das
Gebirge dort
Catena metallifera genannt (der Mineralreichtum findet sich
auch auf Elba). Die
Höhen des Toscanischen Hügellandes sind im allgemeinen gering. So steigt die südlich
von
Florenz
[* 8] verlaufende
Ketteder Monti del Chianti 893, Le
[* 9] Cornate in der
Catena metallifera 1059 m auf.
Der höchste Punkt ist aber der vulkanische Monte-Amiata (1734 m). Der Monte-Cimino
(Mons
[* 10] Ciminius 1056 m), nahe dem südl.
Ende des ganzen
Bezirks, ist gleichfalls vulkanischen Ursprungs, und ebenso die runden Wasserbecken des
Lago Trasimeno (258 m),
Lago diBolsena (305 m),
Lago di Vico (507 m) und
Lago diBracciano (164 m). Im S. schließt sich daran
die meist aus jungen Meeresablagerungen sowie durch vulkanische
Eruptionen gebildete
Campagna di
Roma
[* 11] (s. d.). Etwas weiter
südlich erhebt sich das vulkanische
Albanergebirge (s.
Albano).
Ein Produkt vulkanischer Thätigkeit, und noch heute durch dieselbe bedroht, ist die CampanischeEbene. Am Garigliano erhebt
sich zunächst die vulkanische, ringförmige Rocca Monfina zu 1005 m. Die
PhlegräischenFelder
(campi Phlegraei) westlich
von Neapel
[* 12] zählen nicht weniger als 27 Krater,
[* 13] von denen der Monte-Nuovo (180 m hoch) sich 1538 in 48
Stunden
bildete. Der Epomeo (792 m) auf der
Insel
Ischia
[* 14] war ebenfalls in histor. Zeit thätig. Allbekannt ist endlich der noch thätige
Vesuv.
[* 15]
Das Vegetationskleid des Apennin ist, da derselbe von 45 bis 38° nördl.
Br. reicht, im N. nicht ganz dasselbe wie im S.
Den Fuß des
Gebirges umkleidet überall Terrassenkultur. Die Begleiter der Olivenwälder sind durchweg die
Weinstöcke, die
Feigen-,
Mandel- und
Maulbeerbäume und weiter im S. die Citronen und Orangen; wo Johannisbrotbäume,
Aloe, Feigenkaktus und
Palmen
[* 16] hinzutreten, da gewinnt
die Pflanzenwelt subtropischen Charakter. Dahin gehören alle die gepriesenen Hügelgelände
und Berghänge bei Genua,
[* 17]
Spezia,
[* 18] Lucca,
[* 19]
Florenz,
Tivoli,
Subiaco,
Amalfi u. s. w., wo aus den Thaleinschnitten
Lorbeer- und Myrtengruppen, Cypressenhaine, immergrüne .Korkeichen und Pinien hervorragen, während die anliegenden
Anger
im
Frühjahr mit Hyacinthen, Narzissen,
Anemonen, Asphodeleen u. s. w. geschmückt sind und sich an den Abhängen Fruchthaine
hinaufziehen.
Der immergrüne Gürtel
[* 20] reicht bis zu etwa 400 m hinauf. Darüber folgt etwa bis 1000 m die Zone der
Kastanien und nordischen
Eichen und weiter aufwärts bis zu 2000 m der Gürtel, in dem die
Buche vorherrscht, neben der hier
und da die
Edeltanne, eine hellgrüne
Fichte,
[* 21] der
Taxus, der Haselstrauch u. s. w. auftreten. Oberhalb der obern Grenze der
Buche dehnt sich das Gebiet der Gebirgskräuter bis zur Schneegrenze aus. Einzelne, den
Sommer überdauernde Firnflecken finden
sich nur in den höchsten
Teilen der
Abruzzen.
1)
Kreis
[* 22] (Landratsamt in Schloß Brunlund) im preuß. Reg.-Bez.
Schleswig,
[* 23] hat 685,22 qkm, (1890) 27332 (13261 männl., 14071 weibl.) E., 1 Stadt, 83 Landgemeinden
und 5 Gutsbezirke. –
2) Stadt im
Kreis Apenrade, an der Apenrader Föhrde, einem 11 km tiefen und 3 km breiten
Busen der Ostsee und der Linie Rothenkrug-Apenrade
(6,80 km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 24] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Flensburg),
[* 25] Nebenzoll-,
Kataster-,
Strandamtes, einer
Oberförsterei, eines Vicekonsuls für
Schweden
[* 26] und
Norwegen und
Bezirkskommandos, hat (1890) 5361 meist
evang. E., Postamt erster
Klasse,
Telegraph,
[* 27] Nikolaikirche, Rathaus mit den Bildern der Fürsten oldenburg.
Stammes, eine Navigationsschule,
Knaben- und Mädchenmittel-, gewerbliche Fortbildungsschule, Präparandenanstalt,
Krankenhaus,
[* 28] Gas- und Wasserleitung,
[* 29] Spar- und Leihkasse; Fabrikation von
Holzbearbeitungs- und andern
Maschinen, Dampfschiffreederei, die
einzige Orgelbauerei der
Provinz,
Fischräucherei, Aktienbrauerei,Handel mit Holz,
[* 30]
Kohlen und Fischen. In der
Nähe die Seebadeanstalt Elisenlund. – in der Nähe eines gleichnamigen frühern Dorfs entstanden, wird zuerst 1231 erwähnt
(Opneraa = an der
Au des offenen
Strandes), 1335 mit dem
Stadtrecht begabt. 1596, 1610 und 1611 brannte Apenrade fast vollständig
nieder. Das alte Schloß in der Stadt, Aabenraahuus genannt, wo König Knut 1193 den
Bischof Waldemar
gefangen hielt, ließ die dän. Königin Margarethe niederreißen und dafür 1411 das
Schloß Brunlund
vor der Stadt errichten, das, seit 1785 umgebaut, später als Amtshaus (Landratsamt) diente. Apenrade wurde von
den
Preußen
[* 31] besetzt. Umgangssprache ist neben Hochdeutsch durchweg Plattdänisch,
d. i. die nordschleswigsche
jütische Mundart.
(frz., spr. –ßüh), Übersicht, gedrängte
Darstellung. ^[= Darstellen heißt etwas zu einem Gegenstande der äußern Anschauung machen. Das, was dargestellt ...]¶
(grch.) nennt man Galvanometer
[* 33] (s. d. und Elektrische Telegraphen),
[* 34] deren Nadel, zufolge geeigneter Dämpfung,
nach jeder Ablenkung in der neuen Gleichgewichtslage, ohne vorherige Schwingungen um dieselbe, sofort stillsteht.
(lat.), Spitze; die kegelförmige Priestermütze der alten Römer;
[* 35] in der Grammatik das Längenzeichen über einem
Vokal. - In der Astronomie
[* 36] nennt man Apex nach dem Vorgange Schiaparellis denjenigen Punkt des Himmelsgewölbes, auf den hin die
Bewegung der Erde in ihrer Bahn um die Sonne
[* 37] gerichtet ist. Da die Bahn der Erde nahezu kreisförmig ist,
so liegt derselbe immer ungefähr 90° westlich von der Sonne in der Ekliptik und erreicht seine höchste Stellung über dem
Horizont
[* 38] etwa um die Zeit des Sonnenaufgangs. Von seiner Lage über dem Horizont ist die Häufigkeit der
Sternschnuppen abhängig. - der Sonnenbewegung heißt der Punkt des Himmels, nach dem hin die Bewegung unsers gesamten Sonnensystems
gerichtet ist. (S. Centralsonne.) Man hat die Lage desselben aus den Eigenbewegungen (s.d.) der Sterne bestimmt, indem man unter
Benutzung recht zahlreicher Sterne mit gut bestimmter Eigenbewegung den allen Sternen gemeinsamen Teil ihrer
Eigenbewegung aufsuchte. Argelander fand für den Apex: Rektascension = 260°, Deklination = +32,5°. Nach neuern Untersuchungen
sind 265° und +30° wahrscheinlichere Werte;
jedenfalls aber ist der Apex im Sternbilde des Hercules zu suchen.
Apfelbaum, eine Art der Gattung Pirus oder Pyrus aus der Familie der Rosaceen (s. d.);
die Gattung liefert Ziergehölze (s. Strauchapfel) und Nutz- oder Obstbäume; die Früchte der erstern werden neuerdings zum
Teil auch zur Obstweinbereitung verwendet, so besonders einige Varietäten von Pirus baccataL. Die Stammformen unserer Äpfel
sind Pirus malusL., der filzig-blätterige Apfelbaum, bis 16 m hoch, Pirus silvestris Mill., der glattblätterige
Apfelbaum, und Pirus pumila Mill., der Strauchapfel.
Der baumartige Apfelbaum besitzt eine sich tafelförmig abstoßende Rinde, eine weitästige, meist etwas unregelmäßig gebaute
Krone, dornspitzige Zweige (Kunsttriebe), große rosa oder seltener fast weiße Blüten, die zu drei bis sechs in doldenartigen
Büscheln stehen, und kleine rundliche, derb- oder fade-süßlich schmeckende Früchte (Holzäpfel). Die
Heimat des Apfelbaums, der in den Laubwaldungen Mittel- und Südeuropas häufiger strauch- als baumartig auftritt, scheint das
westl. Asien
[* 39] zu sein; darauf scheint auch hinzudeuten, daß in keinem Lande Europas die wilden Apfel- und Birnbäume so häufig
in den Wäldern auftreten
wie im südl. Rußland, wo sie einen bedeutenden Gemengteil der Laubwälder
bilden. Das Holz des Apfelbaums nimmt eine vorzügliche Politur an und ist gesucht für Tischlerarbeiten.
Der edle Apfelbaum, von dem durch eine mehrtausendjährige Kultur eine Unzahl von Formen und Sorten entstanden ist und ununterbrochen
neue Sorten erzogen werden, ist unbestritten die wichtigste Obstart Europas, ja der ganzen Alten Welt,
und seine Kultur unter allen Obstbaumkulturen die verbreitetste und ausgedehnteste, indem er gegenwärtig sogar in Australien,
[* 40] Ost- und Westindien,
[* 41] am Kap der Guten Hoffnung und in den Gebirgen des tropischen Amerikas, im gemäßigten und kalten Nordamerika
[* 42] sogar sehr häufig gebaut wird.
Man kann daher sagen, die Kultur des Apfelbaums sei fast über die ganze Erdoberfläche, soweit solche
von civilisierten Völkern bewohnt ist, verbreitet. Immerhin aber wird der Apfelbaum in Mitteleuropa und neuerdings in Nordamerika
am häufigsten kultiviert und von hier aus der Weltmarkt mit Äpfeln und deren Produkten versorgt. In Europa
[* 43] wird die
Zucht des Apfelbaums vorzüglich in Deutschland,
[* 44] Böhmen,
[* 45] Südtirol, Dänemark,
[* 46] England, Frankreich, Oberitalien
[* 47] und Nordspanien
betrieben. Er gedeiht am besten in nahrhaftem, lehmigem Sandboden, der nicht zu trocken ist, aber noch weniger an Grundwasser
[* 48] leidet; in leichtem Boden widersteht er weniger gut den Stürmen, sonst aber verlangt er recht freie Lage.
Die Vermehrung erfolgt durch Veredelung, meist Okulation auf den Wildlingsstamm;
dieser wird aus dem Kern harter Wirtschaftssorten
gezogen;
ältere, aber gesunde Apfelstämme können, wenn die Sorte nichts taugt, in den einzelnen Zweigen umveredelt werden;
Der Apfelbaum bildet den wichtigsten Gegenstand der gesamten pomolog. Litteratur; er gehört zum Kernobst.
Die zahllosen Sorten des edlen Apfel werden nach äußern Merkmalen, Gestalt, Größe, Gehalt, Farbe, Kelch und Stiel und nach innern
Merkmalen, Fleisch, Kernhaus und Kelchröhre, sowie nach Reifzeit, Nutzung, Tragbarkeit und Wuchs des Baumes unterschieden;
danach hat man versucht, die verschiedenen Formen zu klassifizieren; das zweckmäßigste System ist das
von Dielin der Abänderung und Erweiterung von E. Lucas in Reutlingen.
[* 50] Die 15 Klassen dieses Apfelsystems sind folgende:
1) Kalvillen, gerippte, meist mittelgroße Früchte mit lockerm, balsamisch erd- oder himbeerartig gewürztem Fleisch, offenem
Kernhaus und gewöhnlich fettig werdender Schale. Die besten hierher gehörigen Sorten sind: Herbstäpfel:
roter Herbst-Kalvill (Himbeerapfel), Gravensteiner (s. Tafel: Kernobst,
[* 32]
Fig. 2). Winteräpfel: Kalvill von St. Sauveur (November
bis März), Mecklenburger Kantapfel (November bis Januar), Weißer Winter-Kalvill (November bis März), roter Winter Kalvill
(Dezember bis März).
2) Schlotteräpfel, meist ziemlich große, walzenförmige oder rundlich zugespitzte Früchte mit derber, nie
fettiger Schale und grobfaserigem Fleisch von meist wenig gewürzhaftem Geschmack: das Kernhaus ist stets weit offen (Klapperapfel)
und die Gestalt oft etwas kalvillartig. Hierher gehören: Sommeräpfel: kentischer Küchenapfel, Sommer- Gewürzapfel. Herbstäpfel:
Prinzenapfel (s. Tafel: Kernobst,
[* 32]
Fig. 8), Millits Schlotterapfel.
¶
mehr
Winteräpfel: rheinischer Krummstiel (November bis April), Woltmanns Schlotterapfel (November bis Februar), Berliner
[* 52] Schafsnase
(November bis März).
3) Gülderlinge, mittelgroße, um den Kelch meist gerippte Äpfel von plattrund-zugespitzter Form (Bastard-Kalvillen) oder
länglich-kegelförmiger Gestalt (echte Gülderlinge), mit offenem Kernhause, festem, feinkörnigem, weinsäuerlichem oder
süßem Fleische und grünlichgelber, glatter Schale. Meist Winteräpfel. Für die Tafel: gelber Richard
(November bis Dezember), gelber Bellefleur (Dezember bis März), Gold-Gülderling (Dezember bis März), London-Pepping (Dezember
bis März). Für die Wirtschaft: süßer Holaart (Dezember bis März), Champagner-Reinette (Januar bis April), Boikenapfel
(Januar bis Mai).
4) Rosenäpfel, meist rundliche, wenig gerippte Früchte mit sehr lockerm, schwammigem Fleische, welches unter
der Schale oft gerötet ist; die Schale ist beduftet, abgerieben glänzend; der Geschmack süßlich gewürzt. Sommerapfel:
weißer und roter Astrachan, pfirsichroter Sommerapfel, virginischer Rosenäpfel, Charlamowsky. Herbstäpfel: Cludius' Herbstapfel,
Danziger Kantapfel. Winteräpfel: Morgenduftapfel, purpurroter Cousinot (hält bis April).
5) Taubenäpfel (Pigeons), meist kleine, regelmäßig gebaute, walzen- oder länglich-kugelförmige, leichtbeduftete Früchte;
das Fleisch ist dichter als bei den Rosenäpfeln, feinkörnig, weiß und sehr saftreich. Meist Winteräpfel:
weißer und roter Winter-Taubenapfel (November bis Dezember; s. Tafel: Kernobst,
[* 51]
Fig. 3), Schieblers Taubenapfel, (November
bis Januar), Alantapfel (Dezember bis März), roter Jungfernapfel (Dezember bis April). Auch die Rosmarinäpfel und der Edelrote
gehören hierher, erreichen aber in Deutschland selten die Güte und schöne Färbung wie in Oberitalien
und Südtirol.
6) Pfundäpfel oder Rambure, meist sehr große Früchte von plattrunder oder hochgebaut-kugelförmiger, oft kalvillenartiger
Gestalt, mit flachen Rippen und oft ungleichen Hälften; die Schale ist derb, das Fleisch grobkörnig, hülsig, locker, süß-säuerlich
ohne Gewürz. Geschätzte Sorten sind: KaiserAlexander (September bis Oktober), vorzügliche Schaufrucht
und auch guter Tafelapfel; die übrigen gehören meist zu den Wirtschaftsfrüchten, zählen aber zu den gesuchtesten Marktäpfeln;
geflammter Kardinal Meißner Rambur, November bis Februar), Hausmütterchen (November bis Februar), Gloria mundi (Dezember
bis Februar), LütticherRambur (Dezember bis März).
Die nun folgenden sechs Klassen umfassen die Reinetten, für welche das Fleisch charakteristisch ist;
dasselbe muß specifisch schwer, feinkörnig, dicht und von süßweinig-gewürzhaftem Geschmack sein.
die Schale
ist derb und zeigt mehr oder weniger Rostspuren;
fast nur Winteräpfel: Canada- oder PariserRambur-Reinette (November
bis März), einer der edelsten und dankbarsten Apfel;
Edelreinette (November bis März), Gays-Reinette (Dezember bis März),
Goldzeugapfel (November bis Februar), Diels große engl. Reinette (Dezember bis April).
8) Einfarbige oder Wachsreinetten, kleine oder mittelgroße, regelmäßig gebaute plattrunde oder längliche Früchte ohne
Röte und ohne Erhabenheiten und Rippen, mit
glatter, oft etwas rostspuriger Schale und gelblichem Fleische.
Sommeräpfel: gelber Lavendelpepping, goldgelbe Sommer-Reinette (hält sich bis in den Herbst). Winteräpfel: Gaesdonker-Reinette
(Januar bis April), deutscher Goldpepping (November bis März; s. Tafel: Kernobst,
[* 51]
Fig. 1), Landsberger Reinette (November
bis Februar), Ananas-Reinette (November bis März).
9) Borsdorfer Reinetten, kleine, regelmäßig gebaute, plattrunde oder abgestumpft-kegelförmige Früchte
mit einfarbiger oder deckfarbiger, glatter Schale, selten mit Rostanflug, häufiger mit Warzen bekleidet; meist Winteräpfel:
Edelborsdorfer (November bis Februar), bekannte vorzügliche Frucht für alle Zwecke, in Österreich
[* 53] Marschansker genannt,
Zwiebel-Borsdorfer (November bis März), Glanzreinette (Dezember bis März).
10) Rote Reinetten, mittelgroße Früchte von regelmäßiger Reinettengestalt, seltener etwas gerippt, mit
grünlich- oder blaßgelber Grundfarbe, auf der Sonnenseite oder auch ganz mit prächtiger Röte gedeckt; die Schale ist
glänzend und glatt, meist ohne Rostflecken. Sommeräpfel: Sommerparmäne, scharlachrote Parmäne (halten sich beide bis in
den Herbst hinein). Winteräpfel: Baumanns Reinette (Januar bis April), rötliche Reinette (November bis März), Culons Reinette
(Dezember bis April), Karmeliter-Reinette (Dezember bis April), rote Winterparmäne (Dezember bis März),
Muskat-Reinette (Dezember bis März), Staatenparmäne (Januar bis Juni).
11) Graue Reinetten, regelmäßig gebaute Früchte von kugeliger oder plattrunder Gestalt, deren Schale größtenteils oder
ganz mit einem rostigen Überzug bekleidet ist; das Fleisch ist gelblich und zeigt den echten, charakteristischen Reinettengeschmack,
ist bisweilen auch fenchelartig gewürzt (Fencheläpfel). Diese Reinetten haben Neigung zum Welken und müssen deshalb möglichst
lange am Baum hängen bleiben. Herbstäpfel: graue Herbstreinetten (Oktober bis Dezember), Balloks Pepping (Oktober bis Dezember).
Winteräpfel: engl. Spitalreinette (Dezember bis März), graue franz.
Reinette (November bis März), ParkersPepping (Dezember bis Mai), Osnabrücker Reinette (Dezember bis
März), Carpentin (Januar bis April), Mostapfel.
die Schale zeigt eine goldgelbe Grundfarbe,
welche auf der Sonnenseite teils verwachsen, teils in Streifen und Flammen gerötet ist, die Röte erscheint aber durch Rostfiguren
und Rostpunkte gewöhnlich unrein;
meist Winteräpfel: Winter-Goldparmäne (Oktober bis März), einer
der gesuchtesten und edelsten Äpfel;
Goldreinette von Blenheim (November bis März), Orleans-Reinette (November bis März),
Ribston-Pepping (Dezember bis März), königl. Kurzstiel (Dezember bis Mai), große Casseler Reinette (Februar bis Juni).
13) Streiflinge, Früchte verschiedener Gestalt, mit weißem, oft fade, selten weinsäuerlich schmeckendem Fleische. Das
durchgehende Merkmal besteht in der Streifung der Schale. Es sind dem größten Teile nach Wirtschafts-, besonders Mostäpfel.
Als ganz besonders reichtragende Äpfel sind zu empfehlen: Luikenapfel (Oktober bis Dezember), brauner und weißer Matapfel
(Januar bis Mai), großer Bohnapfel (Dezember bis Juni), königl. Streifling (Dezember bis Mai), roter Eiserapfel (Januar
bis Juli).
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14) Spitzäpfel, Früchte von hohem Bau und länglich oder abgestutzt-kegelförmiger Gestalt; sie sind niemals gestreift; auch
hier finden wir nur Wirtschaftsobst: Königin Luisenapfel (Oktober bis November), Königs-Fleiner (Oktober bis November),
Müllers Spitzapfel (Dezember bis März).
15) Plattäpfel, von plattrunder oder kugeliger Gestalt; Schale glatt, oft schön gefärbt, aber ohne alle
Streifen; nur Wirtschaftsobst: Apfel von Hawthornden (Oktober bis November), Golden Noble-, gelber Edelapfel (Oktober bis Januar),
gelber Winter-Stettiner (Dezember bis Juni), roter Stettiner (Dezember bis März), Winter-Citronenapfel (Dezember bis März),
grüner Fürstenapfel (Januar bis Juli), Batullenapfel (November bis Mai).
Lucas hat in einem andern künstlichen Systeme sämtliche Apfel in 12 Klassen geteilt:
1) platte, 2) rundliche, 3) zugespitzte, 4) längliche Sommeräpfel, die Klassen 5-8 enthalten ebenso angeordnet die Herbstäpfel
und die Klassen 9-12 die Winteräpfel. Dieses wie das natürliche System zerfällt in drei Ordnungen, je nachdem die Äpfel
1) zu den grundfarbigen, 2) zu den deckfarbigen und 3) zu den gestreiften Früchten gehören; die Ordnungen
zerfallen endlich in je drei Unterordnungen, je nachdem der Kelch des apfel offen, b. halboffen, c. geschlossen ist. -
Vgl. Lucas,
Die wertvollsten Tafeläpfel und Tafelbirnen, Bd. 1 (Stuttg.
1893).
In symbolischer Bedeutung war der Apfel, namentlich der körnerreiche Granatapfel, im Altertum ein Symbol
der Fruchtbarkeit und als solches ein Attribut verschiedener Gottheiten, wie der Hera,
[* 55] der Kore oder Persephone,
[* 56] der Aphrodite,
[* 57] auch der Athena. Denselben Sinn haben die goldenen Äpfel der Hesperiden. In Griechenland
[* 58] wurde das Symbol mit der Zeit in derselben
Weise wie die ganze Götterwelt mehr im Sinne des menschlichen Fühlens und Denkens ausgedeutet. Wie Aphrodite
aus einer Naturgottheit zur Göttin der menschlichen Liebe und Schönheit, so wurde der Apfel ihr Symbol auch in diesem Sinne.
Er war ein Liebeszeichen im Verkehr von Jünglingen und Mädchen.
Der symbolischen Bedeutung der antiken Äpfel entsprechend, hatten die Äpfel der nordischen Göttin Iduna, der
Göttin unverweslicher Jugend, die Kraft
[* 59] den zu verjüngen, der sie aß. Abergläubische Gebräuche der Gegenwart, die namentlich
während der Rauhnächte in Übung sind, zeigen, daß man noch heute den Apfel als vorbedeutend für Fruchtbarkeit, Liebe und
Heirat, für Leben und Tod betrachtet. Liebende beißen Äpfel an und senden sich diese als Liebeszeichen.
Als die verbotene Frucht des Paradieses galt der Apfel im Mittelalter als Symbol des Sinnenreizes, des Sündenfalles und der Erbsünde;
der todbringende in der Hand
[* 60] Christi bedeutet die Erlösung von der Erbsünde.
grüne (Aphis mali F.), eine 2 mm lange, ungeflügelt grün, geflügelt grün und
schwarz gefärbte Blattlaus, die in sehr zahlreichen Kolonien an jungen Trieben und unter zurückgerollten Blättern der Kernobstbäume
lebt.
oder Brenner (AnthonomuspomorumL.), ein kleiner Rüsselkäfer
[* 61] mit braunen Flügeldecken, die mit
einer von der Mitte des Außenrandes schräg nach der Naht laufenden grauen Binde bezeichnet sind. Zeitig
im Frühjahre verläßt er das Versteck, in dem er überwintert hat, um sich zu begatten, worauf das
Weibchen Apfel- und Birnbäume
besteigt, mit dem Rüssel je ein Loch oder zwei in die Blütenknospen bohrt, ein Ei
[* 62] hinein legt und es tief in das Loch hineinschiebt.
Nach etwa acht Tagen schlüpft die Larve (Kaiwurm) aus und verzehrt nach und nach die Befruchtungswerkzeuge.
Infolge dieser Zerstörung vertrocknen die in der Entfaltung zurückgehaltenen Blütenblätter und werden braun, als wären
sie verbrannt. Diesem ähnlich ist die Lebensweise des Birnblütenstechers (Anthonomus pyri Schh.); derselbe unterscheidet
sich von seinem Verwandten, von andern Merkmalen abgesehen, durch eine gerade Binde hinter der Mitte der
Flügeldecken. Er geht vorzugsweise die Birnbäume an. Der Schade, den diese Tiere in den Obstgärten anrichten, ist oft sehr
erheblich. Man klopft sie von den Bäumen und läßt sie auf unter diesen ausgebreitete Laken fallen, am besten im zeitigen
Frühjahr in den ersten Morgenstunden. Wer des noch schädlichern Frostspanners wegen Klebgürtel um die
Stämme der Obstbäume zu legen gewohnt ist, fängt diese Käfer
[* 63] oft zu Hunderten.
(pomum), in der beschreibenden Botanik eine für die Pomeen (s. Rosaceen) charakteristische Frucht.
Sie
entwickelt sich aus einem unterständigen Fruchtknoten in der Weise, daß die zu einer dicken fleischigen
Hülle heranwachsende Fruchtknotenwand die in lederartige oder holzige Fächer
[* 64] eingebetteten Samen
[* 65] umschließt.
dick eingekochter Apfelsaft, namentlich in der Rheinprovinz
[* 66] sowie in Frankfurt
[* 67] a. M. und Umgegend hergestellt,
wo er auf Brot
[* 68] gestrichen ein beliebtes Nahrungsmittel
[* 69] bildet. (S. Kraut und Obstverwertung.)
Apfeläther, Apfelessenz, eine Lösung von Isovaleriansäure-Isoamylester in Alkohol. Der letztere wird durch
direkte Oxydation von Gärungsamylalkohol gewonnen, indem man zu 5 ½ Teilen Kaliumbichromat und 5 Teilen Wasser allmählich
eine Mischung von 1 TeilAmylalkohol und 5 Teilen konzentrierter Schwefelsäure
[* 70] hinzufügt und destilliert.
Der Isovaleriansäure-Isoamylester, der neben Wasser und Isovaleriansäure überdestilliert, hat im reinen Zustande einen
zu starken Geruch und wird deshalb mit 8-10 TeilenAlkohol verdünnt, wobei ein angenehmer Apfelgeruch hervortritt. Das Apfelöl wird
in der Konditorei angewendet; ferner zum Anlocken der Nachtschmetterlinge.
oder Äpfelsäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung C4H6O5
, die sich teils in freiem Zustande, teils in Form von Salzen in vielen Pflanzensäften findet, so in unreifen
Äpfeln, Trauben, Kirschen, Stachel- und Johannisbeeren, Berberitzen. Am besten wird sie ans dem Safte unreifer Vogelbeeren gewonnen,
indem derselbe eingedampft und kochend mit Kalkmilch gesättigt wird. Das abgeschiedene pulverförmige Kalksalz
wird in heißer verdünnter Salpetersäure gelöst, worauf beim Abkühlen saurer apfelsaurer Kalk in schönen Krystallen ausschießt.
Um die Säure rein zu erhalten, stellt man aus letzterm das Bleisalz dar und zersetzt dasselbe durch Schwefelwasserstoff.
Die Apfelsäure bildet zerflicßliche Krystalle, die in Alkohol leicht, in Äther schwer löslich sind und bei 100°
schmelzen. Sie besitzt die Konstitution einer Oxybernsteinsäure: COOH.CH2.CH. (OH).COOH, ist eine zweibasische Säure,
und
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(Einseitige Abbildung)
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mehr
existiert, da sie ein sog. asymmetrisches Kohlenstoffatom besitzt, in drei verschiedenen isomeren Formen. Die wässerige Lösung
der natürlichen Apfelsäure dreht die Schwingungsebene des polarisierten Lichtes nach links, die aus gewöhnlicher
Weinsäure durch Reduktion erhaltene Apfelsäure nach rechts; die sonst synthetisch dargestellte Apfelsäure (aus
Monobrombernsteinsäure und feuchtem Silberoxyd oder aus Fumarsäure mit wässeriger Natronlauge) ist
optisch inaktiv. Die letztere kann aber mit Hilfe des Cinchoninsalzes in Rechts- und Linksapfelsäure gespalten werden.
Durch Reduktion mit Jodwasserstoffsäure oder durch Gärung des Kalksalzes geht die in Bernsteinsäure über. Beim Erhitzen
auf 180° zersetzt sie sich unter Abgabe von Wasser und bildet zwei isomere ungesättigte zweibasische
Säuren von der Zusammensetzung C4H4O4 , Fumarsäure und Maleinsäure. Je nachdem in einer oder
beiden Carboxylgruppen der Wasserstoff durch Metalle vertreten ist, leiten sich von der Apfelsäure zwei Reihen von Salzen ab; die in der
Regel gut krystallisierenden sauren Salze und die weniger gut krystallisierenden neutralen Salze. Das neutrale
Kalisalz, C4H4O5Ca + H2O ^[C4H4O5Ca + H2O], scheidet sich beim Kochen seiner wässerigen Lösung aus.
linker Nebenfluß der Gera
[* 73] im Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha, entspringt auf dem ThüringerWalde am Rennsteig,
schickt bei Georgenthal einen Arm, den Leinakanal, zur Leina und Nesse und mündet oberhalb Möbisburg.
eine scheinbar ganz homogene oder höchst feinkörnige, grünliche Varietät des Diabas (s. d.), die besonders
im Gebiete der silurischen und devonischen Formation vorkommt.
Geht das in der Regel sehr dichte Gefüge
dieses Gesteins in das Schieferige über, so heißt es Aphanitschiefer.
Bezeichnung für die Störungen der «Diktion», bei denen die Fähigkeit,
für eine gegebene Vorstellung das richtige (übliche) Wort zu gebrauchen, sowie die Worte zu formen und syntaktisch zu gliedern,
leidet (s. Sprachstörungen).
R. Br., Pflanzengattung aus der Familie der Acanthaceen (s. d.) mit gegen 50 Arten im tropischen Südamerika.
[* 77] Einige Arten sind ihrer schönen Blüten halber beliebte Zierpflanzen. Sie haben ovallanzettliche, oft
weiß oder gelblich gestreifte oder getuschte Blätter, einzeln stehende oder zu vier in achsel- und endständige Ähren gruppierte
Blüten mit fünfteiligem Kelche und zweilippiger oder rachenförmiger Blumenkrone von schön roter Farbe und eine zusammengedrückte,
viersamige Kapsel. Beliebt sind:
Aphelandra squarrosa Nees aus Brasilien,
[* 78] A fascinatorLind. et André aus Neugranada
und A aurantiacaLindl. aus Mexiko.
[* 79] Man vermehrt sie durch Ableger oder Samen und kultiviert sie in feuchten Warmhäusern.
(grch.), Mittel, die den Geschlechtstrieb künstlich anreizen oder steigern. Dies geschieht
auf psychischem Wege durch Einwirkung auf die Phantasie, auf physischem durch berauschende Mittel sowie durch Reizung, in welcher
Hinsicht namentlich bei Männern die scharfen, die Harnwege reizenden, kantharidinhaltigen Stoffe (Spanische
[* 82] Fliegen,
[* 83] Maiwürmer)
gemißbraucht werden. Die Kanthariden, welche den wesentlichen Bestandteil der «ital. Elixire», der
berüchtigten Diavolini sowie der Pastilles galantes bilden, führen, meist ohne den beabsichtigten Erfolg,
leicht zu Harnstrenge, Blutharnen, ja selbst Nierenentzündung. Auch die Vanille und andere feine Gewürze (Safran, Ingwer, Zimmet)
sowie Moschus und Myrrhe galten früher für Aphrodisiaka. Alle diese Mittel sind schon aus gesundheitlichen Gründen verwerflich, besonders
aber die scharfen und narkotischen Stoffe, aus denen wohl meist die Liebestränke (Philtra) der ältern
Zeit bestanden.
oder Aphrodisie (grch.), krankhaft gesteigerter Geschlechtstrieb. ^[= der innige Trieb, welcher die Fortpflanzung und Erhaltung der Art durch Erzeugung neuer Individuen ...]
ein Individuum, dessen Geschlechtsteile entweder ganz fehlen oder dergestalt verkümmert sind, daß sich
das Geschlecht nicht bestimmen läßt.
Vollkommene Geschlechtslosigkeit, Aphroditismus (Cryptogamia), kommt nur bei solchen
Mißgeburten vor, bei denen die untern Körperteile gänzlich fehlen.
Das Wort wird jetzt nur noch in
Zusammensetzung (s. Hermaphroditismus) benutzt.
[* 57] die griech. Göttin der Liebe. Der Name ist schon bei Hesiod als «Schaumgeborene» (freilich nicht richtig)
erklärt, die Göttin wird bisweilen auch Aphrogeneia, d. h. Schaumgeborene, genannt. Obgleich frühzeitig in das griech.
Göttersystem eingereiht und zum Teil durch Vermischung mit einheimischen Göttergestalten ganz in hellenischem Geiste umgebildet
und neugeschaffen, ist Aphrodite doch im wesentlichen asiat. Ursprungs. Sie ist die weibliche
Hauptgöttin der Semiten, Astarte (s. d.), deren Kult durch die Phönizier nach Kypros (Cypern)
[* 84] und Kythera (Cerigo) gebracht
wurde, daher diese Inseln als Geburts- und Wohnstätten der Aphrodite galten und die Göttin mit dem NamenKypris
oder Kythereia bezeichnet wurde. Nach einer Sage ist sie aus dem Schaume des Meers, der sich um das abgeschnittene Zeugungsglied
des Uranos bildete, hervorgegangen (s. Anadyomene), nach einer andern war sie Tochter des Zeus
[* 85] und der Dione.
Zum Gemahl gab ihr der Mythus den Hephaistos,
[* 86] dem sie aber mehrfach untreu wurde. Am berühmtesten ist ihre Liebschaft mit
Ares,
[* 87] dem sie nach der thebanischen Sage die Harmonia (Vereinigung), nach Hesiod den Deimos
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mehr
(Schrecken) und Phobos (Furcht) gebar. Außerdem kennt die spätere Sage als ihre begünstigten Liebhaber den Hermes,
[* 89] dem sie
den Hermaphroditos, den Dionysos,
[* 90] dem sie den Priapos, und den Anchises, dem sie den Äneas gebar. Semit. Ursprungs ist die
Sage von ihrer Liebe zu dem schönen JünglingAdonis (s. d.). Dem troischen Paris
[* 91] verschaffte sie zum Dank,
daß er ihr den Preis der Schönheit zuerkannt hatte, die Helena zur Gemahlin, und stand auch im Trojanischen Kriege auf der
Seite der Trojaner.
An den ältesten Stätten ihres Kultes, wie in Paphos, Amathus und Idalion auf Cypern (nach welchen Orten sie auch Paphia,
Amathusia und Idalia genannt wird), auf Kythera, in Sparta, Elis, Athen
[* 92] und anderwärts wurde sie unter dem
BeinamenUrania, d. b. als Himmelsgöttin (wie die phöniz. Astarte) verehrt. Die philos. Spekulation deutete dann diesen Beinamen
ethisch und stellte die Aphrodite Urania als die Göttin der himmlischen, reinen und keuschen Liebe der
Aphrodite Pandemos gegenüber (der ursprünglichen Bedeutung des Beinamens nach Göttin der Vereinigung eines Volks zu einem
Ganzen), als der Göttin der sinnlichen Liebe, ja der Prostitution (der lat. Venus vulgivaga).
Allgemein aber wurde bei den Griechen Aphrodite als die Göttin der Liebe, des Reizes und
der Anmut aufgefaßt; daher außer ihrem steten Begleiter, dem Eros,
[* 93] auch Peitho, die Göttin der Überredung, und die Chariten
[* 94] häufig mit ihr verbunden werden. Was die ursprüngliche Bedeutung der Aphrodite betrifft, so ist es wahrscheinlich,
daß sie eine Mondgöttin war, da sie ebenso wie die semit. Astarte zahlreiche deutliche Beziehungen zum
Monde besitzt.
ders., Selene
[* 95] und Verwandtes (Studien zur griech. Mythologie und
Kulturgeschichte, Heft 4, ebd. 1890). -
Die Römer haben die griechische Aphrodite mit der altiralischen Venus (s. d.) identifiziert.
Die griech. Kunst stellte in älterer Zeit Aphrodite meist ganz bekleidet dar.
Auch die Kunst des 5. Jahrh. scheint die Bekleidung noch festgehalten zu haben. Spätere Nachbildungen einer Schöpfung aus
der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. zeigen den Leib der Göttin bis auf die eine Brust bekleidet. Die attische Kunst des 4. Jahrh.
wagte es dann, die Göttin auch in
halber und in völliger, anfangs regelmäßig durch das Bad
[* 96] motivierter Nacktheit darzustellen. Die Kunst
der besten Zeit und auch spätere Werke desselben Geistes Pflegen aber auch in den Darstellungen der ganz oder teilweise entblößt
dargestellten Göttin Schöndeit und Anmut mit göttlicher Würde zu verbinden, wie dies in der schönsten erhaltenen Statue,
der gegenwärtig im Louvre in Paris befindlichen Marmorstatue von der InselMelos, der sog. Venus von Milo
(s. Tafel: Aphrodite von Melos [Venus von Milo]), der Fall ist.
Dasselbe gilt auch von den besten Nachbildungen der berühmtesten
Statue der Göttin, der knidischen Aphrodite des Praxiteles (s.
beistehende
[* 88]
Fig. 1: die vatikanische Kopie der von Knidos). Eine Umbildung in der Richtung auf das überwiegen
des Anmutigen und Reizenden über den göttlich erhabenen Ausdruck zeigt schon eine andre Kopie der knidischen in München
[* 97] (s.
nebenstehende
[* 88]
Fig. 2); weniger gilt dies von der in der Haltung abweichenden sog.
kapitolinischen Venus (in Rom),
[* 98] in vollstem Maße aber von der sog. mediceischen Venus (in Florenz). Andere
Darstellungsweisen, worin die Göttin ganz unbekleidet erscheint, sind die Aphrodite Anadyomene (s. d.), die sich die Sandale
lösende und die im Bade kauernde Aphrodite (z. B. im Louvre). Das sinnlich Reizende ist besonders
stark ausgeprägt in der teilweise bekleideten Aphrodite Kallipygos (in Neapel). -
griech. Rhetor zu Ende des 3. und Anfang des 4. Jahrh.
n. Chr., dessen Vorübungen der Beredsamkeit («Progymnasmata»),
eine Überarbeitung der «Progymnasmata»
des Hermogenes (s. d.) lange Zeit dem rhetorischen Unterrichte zu Grunde gelegt wurden.
Bekannt ist besonders die nach ihm
benannte «Chria Aphthoniana» (s. Chrie).
Aphthonius' Schrift ist u. a. herausgegeben in der Sammlung der «Rhetores
graeci» von Walz, Bd. 1 (Stuttg. 1832),
und Spengel, Bd. 2 (Lpz.
1854), auch oft besonders, z. B. von Petzholdt (ebd. 1839).
Hauptstadt der Samoa-Inseln, an der Nordküste der InselUpolu am Apiahafen und am Fuße des Apiaberges, der fast
bis zum Strande herantritt, besteht aus einer sich um den Hafen hinziehenden Straße, in der größere und kleinere, teilweise
in Gärten liegende Häuser der etwa 250 Europäer mit den Hütten
[* 102] der Eingeborenen abwechseln. Apia zerfällt
in drei Quartiere, die langgestreckte schmale Halbinsel Molinu, Sowalola und Matafele; ersteres Quartier mit der Hütte des
Königs, dem Grabe der 1888 gefallenen deutschen Seeleute, dem amerik. und deutschen Konsulat (für die Schiffer-, Tonga- und
die übrigen Inseln derSüdsee) und der Südsee- und Plantagengesellschaft; zu Matafele wird das engl.
Konsulat, die evang. und kath.
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