elastischen Fasern versehenes Rohr und ist daher sehr widerstandsfähig gegen das aus dem
Herzen in sie hineingepreßte
Blut.
Sie beschreibt nach ihrem
Austritte aus dem linken
Herzen zunächst einen
Bogen
[* 2]
(Aortenbogen) nach aufwärts, von dessen Konvexität
die
Arterien für den
Kopf und für die obern Extremitäten entspringen, kreuzt sich auf diesem Wege mit
dem rechten Lungenarterienstamm und mit dem linken Hauptbronchus und läuft dann als Brustaorta an der linken Seite der Brustwirbelsäule
nach abwärts. Am Zwerchfell angelangt, tritt sie dann hinter der
Speiseröhre in die Bauchhöhle (Bauchaorta) und teilt sich
in der Höhe des letzten Lendenwirbels in ihre beiden Endäste, welche für die untern Extremitäten,
die Beckenorgane und die Genitalien bestimmt sind. (S. die
Tafel: Die
Blutgefäße des
Menschen.) An ihrem Anfangsteile besitzt
die Aorta drei taschenförmige
Klappen (Aortenklappen), welche durch das eindringende
Blut an die Seite gedrängt werden und den
Rückfluß ins
Herz dadurch hindern, daß ihre freien Ränder nach der Zusammenziehung des
Herzens sich
fest aneinanderlegen.
Die Aorta erkrankt oft an einer chronischen
Entzündung ihrer innern
Haut,
[* 3] welche
Entzündung wieder
Anlaß zur
Entwicklung eines
sog.
Aneurysma (s. d.) geben kann. Die Innenhaut der Aorta älterer
Personen ist fast immer durch diesen Prozeß (s.
Arterienentzündung)
verdickt und nicht selten mit Kalkplättchen durchsetzt. Abnorme Enge der und des ganzen arteriellen
Gefäßgebietes mit Kleinheit des
Herzens ist zuweilen die
Ursache für hartnäckige Formen der
Bleichsucht.
Kreisstadt in der ital.
ProvinzTurin,
[* 4] in 583 m Höhe, links von der Dora Baltea, an den
Straßen über denGroßen
und
Kleinen St.
Bernhard und an der
Eisenbahnlinie Chivasso-Aosta (100 km) des Mittelmeernetzes, finster und winklig gebaut, hat
(1881) 5951, als Gemeinde 7376 E., in Garnison das 3.
Bataillon des 4.
Regiments der
Alpentruppen; neueres Rathaus, eine
Kathedrale,
im 6. Jahrh. gebaut und im 15. wiederhergestellt,
Handel mit Leder,Käse und
Wein. Aosta ist die alte Hauptstadt
der Salasser, die den
Römern den Weg nach
Gallien versperrten und daher von diesen unter
Appius Claudius 143
v. Chr. bekriegt
wurden.
Wegen häufiger Empörungen ließ
Augustus Aosta 25
v. Chr. durch
Terentius Varro zerstören. Hierauf gründeten 3000
Soldaten der
prätorianischen Kohorten die neue Stadt
Augusta praetoria, als Festung
[* 5] von großer Wichtigkeit. Unter
den Überresten aus der röm. Zeit zeichnen sich aus: ein guterhaltener
Triumphbogen, das doppelte östl. Festungsthor mit
drei Durchgängen, das
Theater
[* 6] mit mächtigen
Strebepfeilern, das Militärmagazin mit drei kleinen
Tempeln,
Teile der Stadtmauer
mit festen
Türmen, Reste eines
Amphitheaters (nach andern einer alten
Basilika),
[* 7] eine röm.
Brücke
[* 8] über
die Dora Baltea. In der Nähe die berühmten
Bäder und
Bergwerke von
Sankt
[* 9] Didier, in der
Provinz selbst noch Mineralbäder
in dem hoch am Fuße des Montblanc liegenden Cormaggiore oder Courmayeur, 560 E., und in dem Flecken
San Vincenzo oder
Sankt
Vincent. Unterhalb des letztern das wichtige
FortBard (s. d.).
(Tucumaöl), das halbflüssige Fett aus den
Fruchthüllen der Tucumapalme (Astrocaryum vulgare Mart.),
welche in
Brasilien
[* 11] und Guayana heimisch ist. Das Aouaraöl wird in ähnlicher
Weise gewonnen wie das der Ölpalme (s. Palmöl); es
unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Palmöl jedoch durch seine zinnoberrote
Farbe, die jahrelang
unverändert bleibt, aber durch
Bleichen zerstört werden kann. Während ferner das Palmöl seinen angenehmen Veilchengeruch
bald verliert und widerlich ranzig wird, ändert sich der säuerlich angenehme
Geruch des Aouaraöl auch nach mehrern Jahren nicht.
Der Schmelzpunkt des Aouaraöl liegt bei 15°, der Erstarrungspunkt bei + 4° C., das spec. Gewicht
ist 0,957. Man kann das Aouaraöl zur Seifenfabrikation benutzen.
p. (auch pr.),
Abkürzung für
Anni prasentis,
d. i. gegenwärtigen Jahres, aber auch für
Anni praeteriti,
d. i. vergangenen
Jahres und vergangene Jahre, s.
Anni.
(Apatschen, Apaches), wilder, kriegerischer, etwa 7000
Köpfe zählender nordamerik. Indianerstamm,
welcher in
Teilen von
Texas, Neumexiko und
Arizona in den
Vereinigten Staaten
[* 12] und in
Sonora,
Chihuahua und
Durango in Mexiko
[* 13] schweift.
Der
Name Apachen ist ihnen von den
Yuma gegeben, sie selbst nennen sich
Schisinte,
«Männer des
Waldes». Sie zerfallen in mehrere
Unterabteilungen, wie die Mescalero, Jicarilla, Navajo, Sipan u. a. Die Apachen sind
ein Reitervolk, das von Jagd und Raub lebt und in seiner Unbändigkeit aller höhern Kultur und
Civilisation widerstrebt.
Die
Weißen machten zwar wiederholte Versuche, die Apachen zu unterwerfen und zu civilisieren, doch scheiterten dieselben
bis heute. Während die mexik. Regierung ihren Heimsuchungen noch nicht steuern konnte, ist es der Regierung
der
Vereinigten Staaten in neuester Zeit gelungen, die Apachen auf
Reservationen anzusiedeln, die unter dem Indianersuperintendenten
von Neumexiko stehen. So wohnen jetzt von den Apachen 4550 in
Arizona, 1600 in Neumexiko, 337 im
Indianerterritorium, im ganzen
also 6487. AufGrund ihrer
Sprache
[* 14] gehören die Apachen (nach den Untersuchungen
Buschmanns) dem südlichsten
Hauptaste der athabaskischen
Sprach- und Völkerfamilie an. (S.
Tafel:
Amerikanische Völkertypen,
[* 1]
Fig. 9, 10.) -
Vgl.
Buschmann,
Das Apache als eine athapaskische
Sprache erwiesen (2 Abteil., Berl. 1860-63);
(spr. ópahfi),MichaelI., Fürst von Siebenbürgen, aus einem alten, aber wenig angesehenen Geschlechte, geb.
1632, begleitete den Fürsten
Georg II.
Rakóczy 1656 auf dem Feldzuge nach
Polen und wurde bei dem
Einbruche des Tatarenchans
Mohammed Girai gefangen fortgeschleppt. Nach seiner Loskaufung lebte er auf seinem Erbgute Ebesfalva,
als er auf Betrieb des
WesirsAli wider Willen zu
Maros-Básárhely von einigen ungar. Edeln und den sächs.
Abgeordneten zum Fürsten Siebenbürgens erwählt wurde.
Die
Pforte bestätigte ihn Nov. 1661 in dieser Würde. Unterstützt von türk.
Truppen, warf er den mit
einem österr.
Heere in Siebenbürgen eingebrochenen Fürsten
Kemény, seinen Vorgänger, zurück, der bei Nagy-Szöllös Schlacht
und Leben verlor. Zwar gelangte Apáfy hierdurch in den ruhigen
Besitz seiner Würde; allein die Abhängigkeit von der
Pforte sowie
der bedeutend erhöhte
Tribut an den
Sultan bereiteten ihm während seiner Regierung vielfache Verwicklungen
und dem
Lande Nachteile. Erst die entscheidende
Schlacht bei St.
Gotthard und der dadurch herbeigeführte Friede
¶
Als nach dem Einrücken der Kaiserlichen unter CaraffaKlausenburg,
[* 20] Hermannstadt
[* 21] und Deva deutsche Besatzung erhielten,
wurde endlich durch einen Traktat vom Siebenbürgen der türk. Botmäßigkeit entrissen und unter österr.
Schutz gestellt. Bald darauf, nach dem erfolgreichen Siege der Kaiserlichen bei Harkany ward in der zu Blasendorf abgeschlossenen
Transaktion dem Kaiser die militär. Obergewalt im Lande eingeräumt. Endlich leisteten auch die siebenbürg.
Stände auf dem Landtage zu Fogaras dem Hause Habsburg als Erbkönigen von Ungarn den Eid der Treue. Apáfy starb
(spr. ópahfi),Michael II., Sohn des vorigen, geb. 1677, war schon früh von der Pforte und KaiserLeopold als
Thronfolger anerkannt. Doch sein Gegner, Graf Emerich Tökölyi, fiel mit einem türk. Heere in das Land ein, siegte bei Zernest über
den österr. General Heißler und ließ sich zum Fürsten krönen. Nachdem er von Ludwig von Baden
[* 22] wieder vertrieben
war, erklärten die Stände Apafy für ihren rechtmäßigen Fürsten. KaiserLeopold, der durch
die Diplome vom 16. Okt. und die Verhältnisse Siebenbürgens zu Österreich
[* 23] bestimmt hatte, behielt sich jedoch die
Vormundschaft über ihn vor und ließ das Fürstentum durch 12 Räte und den Gouverneur GeorgGrafenBánffy von Losonz
verwalten. Apafy wurde nach Wien
[* 24] berufen, wo seine ohne Wissen des Hofs 1694 abgeschlossene Heirat mit der Gräfin KatharinaBethlenMißfallen erregte, durfte aber nach Siebenbürgen zurückkehren, als 1695 seine Anhänger die Absicht zeigten, bei den Türken
Hilfe zu suchen. Als er 1696 sich weigerte, die Fürstenwürde niederzulegen, wurde er nach Wien gebracht,
wo er am dem Thron
[* 25] entsagte und kinderlos starb.
(grch.), oder apagogischer Beweis, auch indirekter Beweis, die Beweisform, in der man das
Gegenteil des Behaupteten (oder die Behauptung des Gegners) als wahr annimmt und deduktiv zeigt, daß sich aus dieser Annahme
offenbar widersinnige (absurde) Folgerungen ergeben;
diese Beweisführung wird daher auch deductio ad absurdum genannt.
(spr. -tschen) oder Apalachicola, eigentlich Apalachtschi ókli, «die Leute
am andern Ufer», ein Zweig der Nation der Maskoki (Muscogee) oder Creek (s. d.),
die am Chattahoocheeflusse (dem westl. Quellflusse des Apalachieola) an den Grenzen
[* 26] der heutigen
StaatenAlabama und Georgien, und an der Küste bis zur Halbinsel Florida wohnten. Schon in
dem Bericht von der Expedition Hernan
de Sotos (1539) wird die «Apalache provincia» genannt.
Sie kamen später unter span. Botmäßigkeit und wurden zum Teil christianisiert. Vor den Einfällen der Alibamu (Alabama)
flohen sie später südwestlich in das Territorium der franz. Kolonien und wurden am Mobileflusse in Alabama angesiedelt. Die
letzten Nachkommen des Stammes, 14 Familien zählend, lebten 1815 am Bayon Rapide in Louisiana. Der Name
des Stammes ist noch erhalten in den Namen der Apalacheebai und des Apalachicolaflusses.
(spr. -latschi-),Fluß Nordamerikas, umfaßt mit seinen Nebenflüssen ein Stromgebiet von etwa 52 600 qkm,
entsteht an der Grenze von Florida und Georgia aus der Vereinigung des Chattahoochee (s. d.) und des Flint-River
(s. d.) und mündet nach einem Laufe von 160 km in den von den Küsteninseln
St. Vincent und St. George begrenzten St. Georgessund und aus diesem in die ostwärts bis zur Halbinsel Florida reichende
Apalacheebai, die Nordostecke des Mexikanischen Golfs.
(frz., spr. -ahsch', vom neulat.
apanagium), die zum standesmäßigen Unterhalte von nachgeborenen Gliedern regierender oder standesherrlicher Häuser
ausgesetzte Dotation. Sie war ursprünglich eine Abfindung für die durch Einführung der Primogeniturfolge bewirkte Ausschließung
von der Regierung, weshalb man in solchen Staaten, wo nur der Mannsstamm regierungsfähig ist, nicht im strengsten Sinne des
Wortes von einer der Prinzessinnen reden kann. Wo eine Civilliste für das Staatshaupt besteht, werden
die Apanage meistens neben derselben ausgeworfen und bedürfen daher der Bewilligung der Volksvertretung, wie alle andern Ausgaben
des Staatshaushalts.
Unterhaltssummen, die der Inhaber der Civilliste aus dieser an Glieder
[* 27] seines Hauses zahlt, sind keine eigentlichen Apanage. Die
Apanage werden meistens in Geld ausgeworfen, wozu zuweilen noch Wohnungen, Naturalien, Nießbrauch von Grundstücken
u. dgl. kommen. Das Nähere hierüber bestimmen Hausverträge und Hausgesetze,
auch wohl die Landesverfassungen oder besondere Gesetze. Man hat hauptsächlich zwei Methoden bei den Apanage: 1)
das Heimfallssystem, wo jedem Prinzen bei seiner Volljährigkeit eine eigene Apanage ausgesetzt wird, die aber bei seinem Tode an
die Staatskasse heimfällt (Baden);
2) das Vererbungssystem, wo die Apanage unvermehrt unter die sämtlichen Nachkommen des zuerst Apanagierten
durch Erbgang verteilt wird und erst nach Aussterben dieser Linie an den Staat zurückfällt (Bayern,
[* 28] Sachsen,
[* 29] Württemberg).
[* 30] Früher bestand nicht selten die Apanagierung in einer Abfindung durch Auswerfung einer bestimmten Landes- und Hoheitsquote
zu usufruktuarischer Benutzung, was man im Gegensatze zu Apanage mit dem NamenParagium bezeichnete. Jetzt kommen
Paragien nicht mehr vor.
(grch.), Mangel an Lebendigkeit sowohl des Gefühls, insbesondere der Affekte und Leidenschaften, als auch der
körperlichen Bewegungen eines Individuums, daher Trägheit, Phlegma. Die Apathie kann ein kurzdauernder Zustand sein, eine vorübergehende
Unempfänglichkeit für Eindrücke gewisser Art, z. B. sinnliche Reize, in diesem Falle heißt
sie besser Anästhesie (s. d.); sie ist aber auch oft in der natürlichen
Disposition eines Menschen, in dem ursprünglich geringen Grad von Empfänglichkeit oder Reizbarkeit überhaupt begründet und
kann der Vorläufer der Melancholie (s. d.) sein. Wo Geistesstärke damit verbunden ist, hat dies
Kant das «glückliche Phlegma» genannt, insofern der Mensch, bei dem es vorhanden, Übereilungen minder ausgesetzt
ist und sich einer gewissen Freiheit von Affekten und Leidenschaften erfreut. Deshalb sahen die Stoiker die Apathie, d. h. die affektlose
Ruhe und Unempfindlichkeit gegen alles, was nicht entweder böse oder gut ist, als das Ziel und die charakteristische Eigenschaft
des Weisen an.
Groß-Gemeinde im ungar. KomitatBacs, links von der Donau, ist Sitz eines Bezirksgerichts,
Dampferstation und hat (1890) 13 282 meist deutsche E. (1200 Magyaren), Post, Telegraph;
[* 32]
Seidenspinnerei und -Färberei, Fabrikation
von Körben, Hanf- und Seilerwaren, bedeutende Schiffahrt mit gedeckten Getreideschiffen, Ackerbau, namentlich Flachs- und
Hanfkultur.
Der Apatiner Hanf wird zu den Schiffstauen der meisten Kriegsflotten verwendet.
Ein Erdwall,
die «Römerschanze» (4 m hoch, 6 m breit), zieht sich bis an die Theiß.
[* 31] ein Mineral, das gewöhnlich in kurzen hexagonalen Prismen, oben durch die Gradendfläche (s.
beistehende Abbildung) oder durch Pyramiden (mit pyramidaler Hemiedrie) begrenzt, krystallisiert, aber auch derb, in eingewachsenen
rundlichen Körnern sowie in faserigen und dichten Massen (Phosphorit) vorkommt. Der Apatit erreicht noch nicht
die Härte des Feldspats, hat das spec. Gewicht 3,2, ist farblos, oft aber grün (Spargelstein), blau, violett, rot, grau,
doch meist licht gefärbt, glasglänzend und durchsichtig bis durchscheinend.
Seiner chem. Zusammensetzung nach besteht er wesentlich aus phosphorsaurem Kalk mit etwas Chlorcalcium
oder Fluorcalcium. Viele Varietäten leuchten beim Erhitzen mit farbigem Licht.
[* 33] Schöne Krystalle dieses Minerals findet man
zu Ehrenfriedersdorf in Sachsen, Schlaggenwald in Böhmen
[* 34] auf Zinnerzlagerstätten, am St. Gotthard und im Tiroler Floitenthal
auf Klüften krystallinischer Schiefer, zu Arendal in Norwegen,
[* 35] Hammond in Neuyork,
[* 36] in Canada (mehrere Centner schwere Stücke),
eingewachsen in körnigen Kalken. Als unwesentlicher Gemengteil ist er mikroskopisch in den meisten massigen
Felsgesteinen vorhanden. Der erdige und dichte Phosphorit, der neuerdings in Nassau in ungeheuren Mengen gewonnen wird, wird
zur Veredelung des Ackerbodens benutzt und weithin ausgeführt; kleinere Ablagerungen davon finden sich u. a. zu Amberg
[* 37] in Franken
und zu Logrosan in der span. ProvinzCaceres.
Name eines altgriech., wesentlich den ion. Stämmen eigenen Festes, das namentlich in Athen
[* 38] im Monat Pyanopsion
(November) von den Phratrien (s. d.) zu Ehren des Zeus
[* 39] Phratrios, der Athena und des Hephaistos
[* 40] gefeiert wurde.
Joh.
Aug., Dichter und Metriker, geb. zu
Leipzig,
[* 41] studierte hier und zu Wittenberg
[* 42] die Rechte, Naturwissenschaften und Philosophie, wurde 1801 Ratsherr in Leipzig und
starb daselbst Er lieferte u. a. in das vielgelesene «Gespensterbuch»
(4 Bde., Lpz. 1810-14) und das «Wunderbuch»
(3 Bde., ebd. 1815-17) eine Reihe Novellen, von denen
der «Freischütz» (s. d.) und
«Das stille Kind» die besten sind; ferner schrieb er schwache Tragödien: «Polyidos», «Die
Aitolier» und «Kallirrhoë». Verdienstvoll ist seine «Metrik»
(2 Bde., Lpz. 1814-16; neuer Abdruck 1834), die den modernen musikalischen Takt auch im antiken Versbau nachweisen will. -
GuidoTheodor Apel, Sohn des vorigen, geb. zu Leipzig, studierte daselbst und zu Heidelberg
[* 43] die
Rechte.
Durch einen Sturz (1836) fast erblindet, lebte er in seiner Vaterstadt, wo er starb. Er veröffentlichte «Gedichte»
(2. Aufl., Lpz. 1848),
von denen «Nähkäthchen» (1852) den meisten Beifall
fand, sowie mehrere auf die Schlacht bei Leipzig bezügliche Arbeiten, deren Erscheinen eine auf A.s eigene Kosten veranstaltete
sorgfältige Markierung der Hauptpunkte des Schlachtfeldes durch 41 Denksteine vorausgegangen war.
Pfarrdorf in der niederländ. Provinz Geldern, 28 km nördlich von Arnheim, an der Osteisenbahn, hat (1891) 19 275 E.,
Post, Telegraph und zahlreiche Papierfabriken. Die Kirche enthält die Grabmäler der Gemahlin des Statthalters Wilhelm V. und
des Admiralsvan Kinsbergen. In der Nähe das schöne Lustschloß het Loo, Lieblingsaufenthalt der Könige Wilhelm I. und Wilhelm
III., mit schönem Park, ursprünglich ein Jagdschloß der Herzöge von Geldern; die jetzigen Anlagen rühren
großenteils her vom Statthalter Wilhelm III., dem spätern König von England.
griech. Maler aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr., wahrscheinlich in Kolophon geboren. Die erste künstlerische
Bildung erhielt er in der ion. Schule zu Ephesus; später ging er nach Sicyon in die Schule
des Pamphilus. Zu Philipps Zeiten begab er sich nach Pella in Macedonien; dort begründete sich vielleicht das vertraute Verhältnis
zwischen ihm und Alexander d. Gr., welches zu vielen, freilich unbeglaubigten Anekdoten Anlaß gegeben hat. Die eigentümliche
Richtung des Apelles, «des unübertroffenen Malers der Anmut», trat besonders glänzend in seinen Darstellungen der
Aphrodite,
[* 44] der Charis und anderer jugendlicher Göttinnen hervor.
Ernst Friedr., Philosoph, geb. in Reichenau bei Zittau,
[* 50] studierte in Jena und Leipzig, habilitierte
sich 1839 in Jena als Docent für Philosophie und Mathematik, wurde 1840 außerord., 1854 ord. Honorarprofessor
und 1850 ord. Professor. Er starb Seit dem Tode von J. F. Fries (s. d.) bildete er den Mittelpunkt von dessen
Schule. Er schrieb besonders die «Theorie der Induktion»
[* 51] (Lpz. 1854); außerdem: «Metaphysik» (ebd. 1857),
oder Apenninen (lat. Apenninus oder Montes Apennini, vom
kelt. Worte Pen, Felsspitze, von den Italienern neuerdings auch Apennini geschrieben), das Gebirge, das fast die ganze Halbinsel
Italien
[* 53] erfüllt, so daß zur Seite desselben nur einige wenige ausgedehntere Ebenen und einzelne neuere vulkanische
Gebirgssysteme Platz finden. Man unterscheidet den Ligurischen, Etruskischen, Römischen, Abruzzen- und Neapolitanischen Apennin. Unrichtig
wird auch das Calabrische Gebirge als Calabrischer Apennin bezeichnet. Die Grenze zwischen den Alpen
[* 54] und dem Apennin bildet die Bocchetta
di Altare, die, nur 495 m hoch, den Übergang von Savona in das Thal
[* 55] der Bormida darstellt. (S. die Karten: Ober- und Mittelitalien
und Unteritalien, beim ArtikelItalien.)
Ligurischer von der Bocchetta di Altare bis zum Paß
[* 56] La Cisa (1041 m) reichend, der vom Thal der Magra in
das des Taro hinüberführt, umschließt im Bogen den Golf von Genua,
[* 57] besonders im westl. Teile steil zur Küste abfallend.
Im östl. Teile verbreitert sich das Gebirge bedeutend, und sein Fuß ist nur 20 km von Piacenza (am Po)
entfernt. In der Mitte dieser östl. Hälfte liegt der Monte-Bue (1803 m), der höchste Gipfel
des Ligurischen Apennin. Den Zugang zu Genua von der Landseite her vermittelt der Paß La Bocchetta (780 m), der jetzt durch den
etwas östlicher liegenden Tunnel
[* 58] (Colle dei Giovi 472 m) der BahnAlessandria-Novi-Genua an Bedeutung verloren
hat. Im östl. Teile wird dieser von einer durch das Längsthal der Vara abgeschiedenen Parallelkette (bis 868 m hoch) begleitet,
die bis zum Golf von Spezia
[* 59] reicht und durch ihren Lavagnaschiefer und Marmo Portor (schwarzer Marmor mit roten Adern)
berühmt ist.
Etruskischer Apennin, vom Paß La Cisa (1041 m) bis zum Colle di Scheggia, der vom Thale des Chiaggio (linker Nebenfluß des Tiber)
zum Thal des Burano (rechter Nebenfluß des Metauro) führt. Infolge der staffelförmigen Anordnung der einzelnen Teile tritt
das Gebirge in die Nähe des AdriatischenMeers; seine nordöstl. Ausläufer erreichen bei Pesaro das Meer
selbst. Die ersteStaffel, eine sehr geschlossene, mehrmals 2000 m übersteigende Kette, reicht vom Paß La Cisa bis zum Paß
von Fiumalbo (Passo del Abetone, 1388 m, führt von Modena nach Lucca);
[* 60] höchster Gipfel ist der Monte-Cusna (2121 m).
Nahe seinem östl. Ende wird
dieser Zug
von der Eisenbahn Bologna-Florenz überschritten (617 m), die den
wichtigsten Übergang über den ganzen Etruskischen Apennin darstellt und über 50 Tunnel aufweist.
Durch das Längsthal des Serchio vom Apennin geschieden, erhebt sich der Parallelzug der Apuanischen Alpen am Ligurischen Meere
bis zu 1946 m, an seinem Fuße liegen die durch die großen Marmorbrüche berühmten Orte Carrara und Massa.
Die zweite Staffel, durch das Querthal des Reno in zwei Hälften geteilt, trägt an ihrem Nordende den Höhepunkt des ganzen
nördlichen Apennin nördlich vom 43. Breitengrade: den Monte-Cimone (2165 m). Die dritte
Staffel, von der vorigen durch das Längsthal des Sieve und den Paß La Futa (903 m) getrennt, der von Bologna
nach Florenz führt, erreicht im Monte-Falterona 1649 m; ihr im SW. vorgelagert und durch das Längsthal des Arno von ihr getrennt,
erhebt sich der Prato Magno zu 1580 m. An der Quelle
[* 61] des Tiber (Teverone), bis zu dem die dritte Staffel reicht,
steigt der Monte-Comero, der höchste Gipfel der vierten Staffel, zu 1207 m. Zwischen dieser und dem Parallelzuge der Alpe
di Catenaja (1450 m) verläuft das sich nach SO. beträchtlich verbreiternde Längsthal des
Tiber.
RömischerApennin, vom Colle di Scheggia bis zu den tiefen Querthälern des Tronto und Velino sich erstreckend,
erhebt sich an seinem Nordende im Monte-Catria zu 1702 m; sein Südende bilden die mächtigen Monti-Sibillini, die amTrontodurchbruch
im Monte di Pretara oder Monte-Vittore 2477 m erreichen. Dieser Apennin verbreitert sich nach S. sehr beträchtlich,
indem im S. die Monti-Sibillini an der Nordseite, andererseits verschiedene Züge an der Südseite ansetzen,
welch letztere bei Rieti am Velino mit dem Monte-Terminillo (2213 m) endigen. Die mittlere Kette des Römischen Apennin ist von Querthälern
mehrfach durchbrochen und bietet der Eisenbahn von Ancona
[* 62] nach Florenz und Rom
[* 63] keine großen Schwierigkeiten.
Neapolitanischer von der Volturno-Trigno-Senke bis zum Golf von Tarent und der Senke des Eratiflusses,
entbehrt der Geschlossenheit und erreicht nur in einzelnen Punkten beträchtlichere Höhen: im N. in der Gruppe del Matese 2050 m
(im Monte-Miletto), im ONO. von Salerno im Monte-Cervialto 1809 m (hier beginnt ein mehrfach unterbrochener Gebirgszug, der
rechtwinklig zur Hauptrichtung des Apennin steht und im Monte-Sant’Angelo auf der Halbinsel
von Sorrento noch 1443 m hoch ist; in seiner östl. Fortsetzung findet sich, gleich weit vom
Adriatischen und Tyrrhenischen Meere entfernt, der erloschene Vulkan Monte-Vulture 1329 m), im Monte-Volturino (an der Quelle
des Agri) 1836 m, weiter südlich im Monte del Papa 2006 und endlich in der Serra di Dolcedorme 2271 m
(dicht beim letztgenannten Gipfel der Monte-Pollino 2248 m). Unmittelbar darauf fällt das Gebirge zum Tiefland des Crati und
zum Golf von Tarent ab. Dem Neapolitanischen Apennin ist im W. das von ihm durch den Tanagro (Val di Diano) geschiedene, massige
Bergland vorgelagert, das die zwischen dem Golf von Salerno und dem von Policastro gelegene Halbinsel erfüllt, und im N.
im Monte-Alburno 1742, im S. im Monte-Cervati 1899 m erreicht. Im O., und mit dem Apennin nur lose zusammenhängend,
breitet sich im nördl. Apulien das Hügelland Le
[* 64] Murgi (Monte-Caccia 680 m) aus. Völlig getrennt vom
Apennin ist der am AdriatischenMeere¶
mehr
gelegene Monte-Gargano (1055 m im Monte-Calvo), der den «Sporn» der Halbinsel erfüllt: die dazwischen liegende Ebene ist
nur wenig über 100 m hoch. In seiner Gesamtheit stellt der Apennin einen flachen, von NW.
nach SO. gerichteten und nach W. offenen Bogen dar, der mit den Alpen gut verbunden ist und im S. am Golf
von Tarent endigt. Von SW. ging der Druck aus, der das Gebirge faltete. Die eigentliche Gebirgsachse ist freilich in Trümmer
gegangen; die alten Formationen (Granit, Gneis, Carbon, Dyas, Trias) finden sich nur noch am Rande des Tyrrhenischen Meers und
auf den Inseln, die der Küste nahe sind (z. B. Elba).
Der jetzige Apennin bildet den Mantel des zertrümmerten Grundgerüstes und ist aus jüngern Bildungen, besonders Tertiär, Kreide,
[* 66] Jura zusammengesetzt; Kalk- und Sandstein herrschen vor. Das Calabrische Gebirge (s. d.) dagegen besteht aus Granit und Gneis
und bildet mit dem aus denselben Bildungen sowie aus Glimmerschiefer zusammengesetzten Gebirge an der Nordküste
Siciliens ein Ganzes, ein heute nur noch in Bruchstücken anfragendes Gebirge, und kann deshalb nicht zu dem Apennin gerechnet werden.
Während die östl. (Außen-)Seite des Apennin regelmäßige Faltungen zeigt und der Läugsthäler
entbehrt, ist die Innenseite zur Tiefe gesunken, und dies gab und giebt noch den Anlaß zu großartigen
vulkanischen Bildungen. In der Nähe des Hauptkammes sind auch Längsthäler, sonst ist der Lauf der Flüsse
[* 67] regellos.
Die westl. Vorlagen des Apennin werden in neuerer Zeit oft mit dem nicht recht passenden NamenSubapennin bezeichnet. Wie bereits
die Apuanischen Alpen sich durch ihre triassischen und permischen Schichten deutlich von dem Apennin unterscheiden,
so zeigen auch die Ketten des Toscanischen Hügellandes (zwischen Küste und Chianakanal, vom Ombrone in eine nördl. und südl.
Hälfte geteilt) dieselben Gesteinsformationen, die oft mit Tertiär überdeckt sind, das jedoch nicht an den Faltungen des
Apennin teilgenommen hat; besonders interessant ist der Reichtum an großen quartären Fossilresten.
Die ältern Schichten sind im westl. Teile dieses Hügellandes reich an Mineralschätzen (Salz
[* 68] und Kupfer
[* 69] bei Volterra, Borsäure
bei Volterra und Massa Marittima); es wird daher das Gebirge dort Catena metallifera genannt (der Mineralreichtum findet sich
auch auf Elba). Die Höhen des Toscanischen Hügellandes sind im allgemeinen gering. So steigt die südlich
von Florenz verlaufende Ketteder Monti del Chianti 893, Le Cornate in der Catena metallifera 1059 m auf.
Der höchste Punkt ist aber der vulkanische Monte-Amiata (1734 m). Der Monte-Cimino (Mons
[* 70] Ciminius 1056 m), nahe dem südl.
Ende des ganzen Bezirks, ist gleichfalls vulkanischen Ursprungs, und ebenso die runden Wasserbecken des
Lago Trasimeno (258 m), Lago diBolsena (305 m), Lago di Vico (507 m) und Lago diBracciano (164 m). Im S. schließt sich daran
die meist aus jungen Meeresablagerungen sowie durch vulkanische Eruptionen gebildete Campagna di Roma
[* 71] (s. d.). Etwas weiter
südlich erhebt sich das vulkanische Albanergebirge (s. Albano).
Ein Produkt vulkanischer Thätigkeit, und noch heute durch dieselbe bedroht, ist die Campanische Ebene. Am Garigliano erhebt
sich zunächst die vulkanische, ringförmige Rocca Monfina zu 1005 m. Die Phlegräischen Felder (campi Phlegraei) westlich
von Neapel
[* 72] zählen nicht weniger als 27 Krater,
[* 73] von denen der Monte-Nuovo (180 m hoch) sich 1538 in 48 Stunden
bildete. Der Epomeo (792 m) auf der Insel
Ischia
[* 74] war ebenfalls in histor. Zeit thätig. Allbekannt ist endlich der noch thätige
Vesuv.
[* 75]
Das Vegetationskleid des Apennin ist, da derselbe von 45 bis 38° nördl. Br. reicht, im N. nicht ganz dasselbe wie im S.
Den Fuß des Gebirges umkleidet überall Terrassenkultur. Die Begleiter der Olivenwälder sind durchweg die Weinstöcke, die
Feigen-, Mandel- und Maulbeerbäume und weiter im S. die Citronen und Orangen; wo Johannisbrotbäume, Aloe, Feigenkaktus und
Palmen
[* 76] hinzutreten, da gewinnt die Pflanzenwelt subtropischen Charakter. Dahin gehören alle die gepriesenen Hügelgelände
und Berghänge bei Genua, Spezia, Lucca, Florenz, Tivoli, Subiaco, Amalfi u. s. w., wo aus den Thaleinschnitten
Lorbeer- und Myrtengruppen, Cypressenhaine, immergrüne .Korkeichen und Pinien hervorragen, während die anliegenden Anger
im Frühjahr mit Hyacinthen, Narzissen, Anemonen, Asphodeleen u. s. w. geschmückt sind und sich an den Abhängen Fruchthaine
hinaufziehen.
Der immergrüne Gürtel
[* 77] reicht bis zu etwa 400 m hinauf. Darüber folgt etwa bis 1000 m die Zone der
Kastanien und nordischen Eichen und weiter aufwärts bis zu 2000 m der Gürtel, in dem die Buche vorherrscht, neben der hier
und da die Edeltanne, eine hellgrüne Fichte,
[* 78] der Taxus, der Haselstrauch u. s. w. auftreten. Oberhalb der obern Grenze der
Buche dehnt sich das Gebiet der Gebirgskräuter bis zur Schneegrenze aus. Einzelne, den Sommer überdauernde Firnflecken finden
sich nur in den höchsten Teilen der Abruzzen.
1) Kreis
[* 79] (Landratsamt in Schloß Brunlund) im preuß. Reg.-Bez.
Schleswig,
[* 80] hat 685,22 qkm, (1890) 27332 (13261 männl., 14071 weibl.) E., 1 Stadt, 83 Landgemeinden
und 5 Gutsbezirke. –
2) Stadt im Kreis Apenrade, an der Apenrader Föhrde, einem 11 km tiefen und 3 km breiten Busen der Ostsee und der Linie Rothenkrug-Apenrade
(6,80 km) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 81] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Flensburg),
[* 82] Nebenzoll-, Kataster-, Strandamtes, einer
Oberförsterei, eines Vicekonsuls für Schweden und Norwegen und Bezirkskommandos, hat (1890) 5361 meist
evang. E., Postamt erster Klasse, Telegraph, Nikolaikirche, Rathaus mit den Bildern der Fürsten oldenburg.
Stammes, eine Navigationsschule, Knaben- und Mädchenmittel-, gewerbliche Fortbildungsschule, Präparandenanstalt, Krankenhaus,
[* 83] Gas- und Wasserleitung,
[* 84] Spar- und Leihkasse; Fabrikation von Holzbearbeitungs- und andern Maschinen, Dampfschiffreederei, die
einzige Orgelbauerei der Provinz, Fischräucherei, Aktienbrauerei, Handel mit Holz,
[* 85] Kohlen und Fischen. In der
Nähe die Seebadeanstalt Elisenlund. – in der Nähe eines gleichnamigen frühern Dorfs entstanden, wird zuerst 1231 erwähnt
(Opneraa = an der Au des offenen Strandes), 1335 mit dem Stadtrecht begabt. 1596, 1610 und 1611 brannte Apenrade fast vollständig
nieder. Das alte Schloß in der Stadt, Aabenraahuus genannt, wo König Knut 1193 den Bischof Waldemar
gefangen hielt, ließ die dän. Königin Margarethe niederreißen und dafür 1411 das
Schloß Brunlund vor der Stadt errichten, das, seit 1785 umgebaut, später als Amtshaus (Landratsamt) diente. Apenrade wurde von
den Preußen
[* 86] besetzt. Umgangssprache ist neben Hochdeutsch durchweg Plattdänisch, d. i. die nordschleswigsche
jütische Mundart.
(frz., spr. –ßüh), Übersicht, gedrängte Darstellung. ^[= Darstellen heißt etwas zu einem Gegenstande der äußern Anschauung machen. Das, was dargestellt ...]¶
(grch.) nennt man Galvanometer
[* 88] (s. d. und Elektrische Telegraphen),
[* 89] deren Nadel, zufolge geeigneter Dämpfung,
nach jeder Ablenkung in der neuen Gleichgewichtslage, ohne vorherige Schwingungen um dieselbe, sofort stillsteht.
(lat.), Spitze; die kegelförmige Priestermütze der alten Römer;
[* 90] in der Grammatik das Längenzeichen über einem
Vokal. - In der Astronomie
[* 91] nennt man Apex nach dem Vorgange Schiaparellis denjenigen Punkt des Himmelsgewölbes, auf den hin die
Bewegung der Erde in ihrer Bahn um die Sonne
[* 92] gerichtet ist. Da die Bahn der Erde nahezu kreisförmig ist,
so liegt derselbe immer ungefähr 90° westlich von der Sonne in der Ekliptik und erreicht seine höchste Stellung über dem
Horizont
[* 93] etwa um die Zeit des Sonnenaufgangs. Von seiner Lage über dem Horizont ist die Häufigkeit der
Sternschnuppen abhängig. - der Sonnenbewegung heißt der Punkt des Himmels, nach dem hin die Bewegung unsers gesamten Sonnensystems
gerichtet ist. (S. Centralsonne.) Man hat die Lage desselben aus den Eigenbewegungen (s.d.) der Sterne bestimmt, indem man unter
Benutzung recht zahlreicher Sterne mit gut bestimmter Eigenbewegung den allen Sternen gemeinsamen Teil ihrer
Eigenbewegung aufsuchte. Argelander fand für den Apex: Rektascension = 260°, Deklination = +32,5°. Nach neuern Untersuchungen
sind 265° und +30° wahrscheinlichere Werte;
jedenfalls aber ist der Apex im Sternbilde des Hercules zu suchen.
Apfelbaum, eine Art der Gattung Pirus oder Pyrus aus der Familie der Rosaceen (s. d.);
die Gattung liefert Ziergehölze (s. Strauchapfel) und Nutz- oder Obstbäume; die Früchte der erstern werden neuerdings zum
Teil auch zur Obstweinbereitung verwendet, so besonders einige Varietäten von Pirus baccataL. Die Stammformen unserer Äpfel
sind Pirus malusL., der filzig-blätterige Apfelbaum, bis 16 m hoch, Pirus silvestris Mill., der glattblätterige
Apfelbaum, und Pirus pumila Mill., der Strauchapfel.
Der baumartige Apfelbaum besitzt eine sich tafelförmig abstoßende Rinde, eine weitästige, meist etwas unregelmäßig gebaute
Krone, dornspitzige Zweige (Kunsttriebe), große rosa oder seltener fast weiße Blüten, die zu drei bis sechs in doldenartigen
Büscheln stehen, und kleine rundliche, derb- oder fade-süßlich schmeckende Früchte (Holzäpfel). Die
Heimat des Apfelbaums, der in den Laubwaldungen Mittel- und Südeuropas häufiger strauch- als baumartig auftritt, scheint das
westl. Asien
[* 94] zu sein; darauf scheint auch hinzudeuten, daß in keinem Lande Europas die wilden Apfel- und Birnbäume so häufig
in den Wäldern auftreten
wie im südl. Rußland, wo sie einen bedeutenden Gemengteil der Laubwälder
bilden. Das Holz des Apfelbaums nimmt eine vorzügliche Politur an und ist gesucht für Tischlerarbeiten.
Der edle Apfelbaum, von dem durch eine mehrtausendjährige Kultur eine Unzahl von Formen und Sorten entstanden ist und ununterbrochen
neue Sorten erzogen werden, ist unbestritten die wichtigste Obstart Europas, ja der ganzen Alten Welt,
und seine Kultur unter allen Obstbaumkulturen die verbreitetste und ausgedehnteste, indem er gegenwärtig sogar in Australien,
[* 95] Ost- und Westindien,
[* 96] am Kap der Guten Hoffnung und in den Gebirgen des tropischen Amerikas, im gemäßigten und kalten Nordamerika
[* 97] sogar sehr häufig gebaut wird.
Man kann daher sagen, die Kultur des Apfelbaums sei fast über die ganze Erdoberfläche, soweit solche
von civilisierten Völkern bewohnt ist, verbreitet. Immerhin aber wird der Apfelbaum in Mitteleuropa und neuerdings in Nordamerika
am häufigsten kultiviert und von hier aus der Weltmarkt mit Äpfeln und deren Produkten versorgt. In Europa
[* 98] wird die
Zucht des Apfelbaums vorzüglich in Deutschland,
[* 99] Böhmen, Südtirol, Dänemark,
[* 100] England, Frankreich, Oberitalien
[* 101] und Nordspanien
betrieben. Er gedeiht am besten in nahrhaftem, lehmigem Sandboden, der nicht zu trocken ist, aber noch weniger an Grundwasser
[* 102] leidet; in leichtem Boden widersteht er weniger gut den Stürmen, sonst aber verlangt er recht freie Lage.
Die Vermehrung erfolgt durch Veredelung, meist Okulation auf den Wildlingsstamm;
dieser wird aus dem Kern harter Wirtschaftssorten
gezogen;
ältere, aber gesunde Apfelstämme können, wenn die Sorte nichts taugt, in den einzelnen Zweigen umveredelt werden;
Der Apfelbaum bildet den wichtigsten Gegenstand der gesamten pomolog. Litteratur; er gehört zum Kernobst.
Die zahllosen Sorten des edlen Apfel werden nach äußern Merkmalen, Gestalt, Größe, Gehalt, Farbe, Kelch und Stiel und nach innern
Merkmalen, Fleisch, Kernhaus und Kelchröhre, sowie nach Reifzeit, Nutzung, Tragbarkeit und Wuchs des Baumes unterschieden;
danach hat man versucht, die verschiedenen Formen zu klassifizieren; das zweckmäßigste System ist das
von Dielin der Abänderung und Erweiterung von E. Lucas in Reutlingen.
[* 104] Die 15 Klassen dieses Apfelsystems sind folgende:
1) Kalvillen, gerippte, meist mittelgroße Früchte mit lockerm, balsamisch erd- oder himbeerartig gewürztem Fleisch, offenem
Kernhaus und gewöhnlich fettig werdender Schale. Die besten hierher gehörigen Sorten sind: Herbstäpfel:
roter Herbst-Kalvill (Himbeerapfel), Gravensteiner (s. Tafel: Kernobst,
[* 87]
Fig. 2). Winteräpfel: Kalvill von St. Sauveur (November
bis März), Mecklenburger Kantapfel (November bis Januar), Weißer Winter-Kalvill (November bis März), roter Winter Kalvill
(Dezember bis März).
2) Schlotteräpfel, meist ziemlich große, walzenförmige oder rundlich zugespitzte Früchte mit derber, nie
fettiger Schale und grobfaserigem Fleisch von meist wenig gewürzhaftem Geschmack: das Kernhaus ist stets weit offen (Klapperapfel)
und die Gestalt oft etwas kalvillartig. Hierher gehören: Sommeräpfel: kentischer Küchenapfel, Sommer- Gewürzapfel. Herbstäpfel:
Prinzenapfel (s. Tafel: Kernobst,
[* 87]
Fig. 8), Millits Schlotterapfel.
¶