andere
Vögel,
[* 2]
Alligatoren, giftige Schlangen
[* 3] und unzählige Fische.
[* 4] Der
Büffel wird gezähmt und zum Bestellen der
Acker, was
den Frauen obliegt, gebraucht.
Kleine Rinder,
[* 5] Ziegen und Schafe
[* 6] werden gehalten; am meisten aber das chines. Schwein.
[* 7]
Bevölkerung.
[* 8] Dieselbe wird von einigen auf 2, von andern auf 6 Millionen geschätzt. Wirklich annamit.
Abstammung sind die Bewohner der
Küste, während die
Berge im Westen von den Moï, unabhängigen Völkerschaften verschiedener
Abkunft, den Resten der Ureinwohner des
Landes, eingenommen werden, im
Süden Überbleibsel der Tjam, der alten Herren des
Landes, angesiedelt sind. Erstere haben eine sehr helle
Farbe, kleine Gestalt, hübsche Formen und runde
Köpfe, letztere sind groß, kräftig und von dunklerer
Farbe.
Die Moï leben in den Wäldern, die eigentlichen Annamiten sind
Ackerbauer und Fischer. Die letztern sind zuvorkommend, wohlwollend
und heiter, klug, mißtrauisch und furchtsam, leichtsinnig und eitel.
Spiele und
Theater
[* 9] sind sehr beliebt. Die
Gebäude sind
in der Regel ausBambus und gestampfter Erde hergestellt und ruhen auf einem Erdaufwurf; das Dach
[* 10] besteht
aus
Binsen, Blattwerk oder
Stroh. Die Häuser der Begüterten haben schöne Holzsäulen und einen Säulengang. Die
Sprache
[* 11] ist
im ganzen
Reich das Annamitische, von dem es jedoch verschiedene Mundarten giebt; sie ist einsilbig, die
Aussprache singend,
dieSchrift eine abgeänderte chinesische, doch haben die portug. Missionare das lat.
Alphabet zur Wiedergabe der
Laute der annamit.
Sprache benutzt und eine
Schrift aufgestellt, die Quoc-Ngü oder Cocgneu heißt.
Schulunterricht ist im
Volke ziemlich verbreitet.
Religion. Die Staatsreligion beruht auf der
Lehre
[* 12] des
Confucius (s. d.). Die eigentlich herrschende
Religion ist aber
eine entartete mit Götzendienst und dem
Glauben an Zauberer gemischte Form des Buddhismus. Es giebt etwa 200000 (nach andern
gegen 420000)
Christen. Polygamie besteht, um dem
Manne eine männliche Nachkommenschaft zu sichern, wird aber in Wirklichkeit
meist durch Adoption ersetzt.
Industrie und
Handel. Erstere ist von geringer Bedeutung,
der Handel fast ganz in den
Händen der
Chinesen.
Die Einfuhr erstreckt sich auf Baumwollgarne und Gewebe
[* 13] aus Europa
[* 14] und
Britisch-Indien,
Opium aus
China,
[* 15] Papier, Heilmittel
und
Töpferwaren aus
Japan und Zündhölzchen. Die Seidenzucht und Seidenweberei steht in hoher
Blüte.
[* 16] Zur Ausfuhr gelangen
die einheimischen Erzeugnisse.
Im J. 1891 betrug die Einfuhr aus
Frankreich 309 215
Frs., aus dem
Ausland 3,95 Mill., die Ausfuhr 230 210
Frs. und 8,65 Mill.
Frs.
Es giebt
Gold-,
Silber- und Zinkmünzen in der Form von
Barren,
Taëls und
Schnüren; das
Gold
[* 17] in kleinen
Barren von unregelmäßiger
oder prismatischer Gestalt und 37 g
Schwere,
Silber in größern
Barren im Werte von 60 bis 70
Frs. oder
in
Taëls von ungefähr 6
Frs.,
Zink in Sapekenschnüren. Jede
Schnur enthält 600 mit einem viereckigen Loch durchstochene und
an einer Bambusfaser aneinander gereihte
Sapeken im Gesamtwerte von 70 bis 75
Cent. und 1 kg schwer.
Verfassung und
Verwaltung. Der Regierungsform nach ist Annam eine absolute und erbliche Monarchie. Der Herrscher, wie in
China
«Sohn des Himmels» genannt, beauftragt mit der
Verwaltung seine Minister des Innern, der
Finanzen, des
Krieges, der Justiz,
der öffentlichen
Arbeiten und des
Kultus. Jedes Ministerium bildet einenRat, der den Titularminister zum
Vorsitzenden hat und die einschlägigen Angelegenheiten erörtert. Diese werden in zweiter Instanz von einer hohen
Kommission
geprüft, die
sie der königl.
Entscheidung vorlegt. Ein Censorenrat überwacht die ganze
Verwaltung.
Annam ist eingeteilt in 12
Provinzen, 6 große und 6 kleinere, jede mit einem Hauptort, der gleichzeitig
eine Hauptstadt des
Reichs ist; jede
Provinz zerfällt in 3 Phu (Departements), jedes Phu in mehrere Hujen
(Arrondissements).
Seit der Errichtung des franz. Protektorats über Annam hat eine franz.
Generalresidentschaft ihren Sitz in Hue, und drei Residentschaften befinden sich in
Qui-nhon, Thuan-khan und
Than-hoa. Die
Residenten sind mit der Überwachung der einheimischen
Beamten beauftragt.
Die finanziellen
Mittel des
Staates gehen hervor aus einer
Personalsteuer (eine
Schnur per
Kopf, 70-75
Cent.), aus der Grundsteuer,
die als
Naturalleistung für die Reisfelder, in
Geld für die andern Kulturen bezahlt wird; aus
Zöllen, Schifffahrtsabgaben,
Fischereien, Wäldern,
Bergwerken u. a. Die
Steuerlisten werden aller fünf Jahre aufgestellt, zu derselben
Zeit, wenn die Zahl der Mannschaft für den
Fron- und Militärdienst festgesetzt wird.
Über dasBudget für und
Tongking
[* 18] s.
Tongking. Die
Armee umfaßt die mit der Verteidigung von Hue betrauten Garderegimenter, die aus Nachbarprovinzen der Hauptstadt,
und die Provinzialregimenter, die in den
Provinzen ausgehoben werden, endlich die
Leibwache jedes
Beamten.
Die Zahl der eingeborenen
Truppen beträgt 11 833 Mann. Näheres s.
Tongking.
Geschichte. Cochinchina und
Tongking wurden 234
v. Chr. von dem chines.
KaiserTschin-tschi-Hwang-ti erobert und waren dann abwechselnd
den
Chinesen unterworfen oder unabhängig, bis sie 1428 das chines. Joch abwarfen und seitdem
ein einheitliches
Reich unter dem Hause
Leh bildeten. Die Herrscher aus demselben wurden jedoch bald durch
ihre Minister in Schatten
[* 19] gestellt, so daß neben dem eigentlichen Herrscher in
Tongking noch die Dynastie der Trinh (seit
1545) und in Cochinchina die der Nguyen (seit 1600) regierten.
Bei Gelegenheit eines
Aufstandes in Cochinchina erhob sich 1737 eine neue Dynastie, die Tai-song, die
nicht nur die alte Dynastie der
Leh, sondern auch die der Trinh in
Tongking und die der Nguyen in Cochinchina vernichtete.
Von letzterer blieb nur ein einziger Sprößling, Nguyen-anh, übrig, der von Pigneaux de Béhaine,
Bischof von
Adran und apostolischem
Vikar für Cochinchina, eine christl. Erziehung erhielt. Nguyen-anh sandte 1782 seinen
Sohn mit jenem
Bischöfe nach
Paris,
[* 20] unter dessen Vermittelung zu Versailles
[* 21] ein Schutz- und Trutzbündnis zwischen
¶
mehr
Frankreich und Nguyen-anh zu stande kam. Ludwig XVI. sagte Nguyen-anh 20 Schiffe,
[* 23] 5 Regimenter, ½ Mill. span. Thlr.,
Kriegsbedarf u. s. w. zu, wofür dieser die Bucht und die Halbinsel Turan an Frankreich abtrat, und 1789 erschien der Bischof
von Adran als BevollmächtigterLudwigs XVI. mit einem franz. Geschwader in Cochinchina. Die Franzosen disciplinierten
die Truppen von Nguyen-anh und entwarfen für ihn den Plan zu dem beginnenden Kriege (1792-99). Nguyen-anh vereinigte 1802 Tongking
mit seinem Reiche, rottete die Dynastie Tai-song völlig aus und ließ sich unter dem Namen Ghia-long zum Kaiser von Annam ausrufen.
Er starb worauf sein natürlicher Sohn Minh-mang den Thron
[* 24] bestieg.
Dieser, durch die polit. Umtriebe der zahlreichen franz. und span. Missionare argwöhnisch
gemacht, begann 1833 eine blutige Christenverfolgung. Minh-mang starb und ihm folgte sein Sohn Thieu-tri, welcher
die Missionare zwar nicht mehr hinrichten, aber einkerkern ließ. Im April 1847 erschien der franz.
Kommodore Lapierre zu Turan und forderte im Namen der franz. Regierung Zusicherung völliger Glaubensfreiheit. Da Thieu-tri
Widerstand leistete, wurde seine Flotte von den Franzosen fast gänzlich vernichtet; er starb Ihm folgte sein zweiter
Sohn Hoang-nam unter dem Namen Tu-duk, mit Ausschluß seines ältern Bruders Hoang-bao.
Tu-duk zeigte sich anfangs gegen die Christen wohlwollend, veränderte aber seine Haltung, als sein enterbter
Bruder den franz. Bischof Lefèvre und die Christen für sich zu gewinnen trachtete. 1848 begannen die Verfolgungen von neuem.
Nach der Ermordung des span. Bischofs Diaz im Juli 1857, sandte die franz. Regierung unter dem Befehl des
Admirals Rigault de Genouilly eine Expedition aus, die, durch span. Truppen verstärkt, Turan Sept. 1858 zerstörte; doch veranlaßten
die Kriege in Italien
[* 25] und China die Einstellung der Unternehmungen und namentlich 1860 die Räumung von Turan; Febr. 1861 begann
der Krieg von neuem und endigte mit der Eroberung von Cochinchina (s. d.).
Um die 1873 entstandenen Streitigkeiten zu ordnen, ließ der Gouverneur von Cochinchina die Citadelle von Ha-noi und der Nachbarorte
besetzen, bis der Hof
[* 26] in Hue seine Einwilligung zu einem Vertrage gab, der freie Schifffahrt auf dem RotenFluß,
Öffnung der Häfen Qui-nhon (in Annam), Haï-phong und Ha-noi (in Tongking) gewährte.
Die damit nicht beendeten Streitigkeiten führten dann zu der franz. Expedition nach Tongking (s. d.) und dessen Erwerbung
durch Frankreich. Tu-duk starb Unter seinem Nachfolger Hiep-hoa kam ein Vertrag zu stande, nach welchem
Annam die Schutzherrschaft Frankreichs anerkannte. Am wurde der Versuch gemacht, die franz.
Truppen unter General de Courcy in der Citadelle von Hue durch Überraschung zu vernichten, aber der Angriff mißlang; die Anstifter
flohen mit dem jungen König Ham-nghi, dem Nachfolger Hiep-hoas.
Die Regierung wurde mit Hilfe der Königin-Mutter und der Prinzen aus der königl. Familie wiederhergestellt
und Prinz Chong-mong, Bruder Ham-nghis, unter dem NamenDong-khanh auf den Thron berufen. Bevor Ruhe im Lande eintrat,
wurde de Courcy Anfang 1886 abberufen und PaulBert zum Generalresidenten ernannt. Dieser bemühte sich, durch geschickte Maßnahmen
in der Civilverwaltung die Mandarinen zu gewinnen, starb
jedoch 11. Nov., ohne seine Aufgabe beendigt zu haben.
Ein neuer Aufstand wurde unterdrückt, Ham-nghi gefangen genommen und nach Algier geschickt; fast gleichzeitig starb der franzosenfreundliche
Dong-khanh, und sein Nachfolger, der junge Prinz Bun-lan, wurde 31. Jan. 1889 als Than-thaï auf den Thron erhoben.
Litteratur. Aubaret, Code anamite, lois et règlements du pays d'A. (Par. 1865);
(spr. ännän), Hafenstadt in der schott. Grafschaft Dumfries, links am River Annan, unweit dessen Mündung in den
Solway-Firth, hat (1891) 4858, als Parlamentsbezirk 3476 E., Baumwollspinnerei und Seilerei.
Der Hafen heißt manchmal Annan-Waterfoot.
Annan ist eine der Dumfries Burghs (s. d.).
Jahresgöttin, welcher zu Ehren 15. März ein besonders ausgelassenes Volksfest
begangen wurde, das wohl eigentlich dem Jahresanfang (ursprünglich der 1. März) galt.
Hauptstadt des nordamerik. Staates Maryland und County AnneArundel, 45 km südöstlich von Baltimore,
[* 29] 3 Km
von der Mündung des Severn in die Chesapeakebai, in schöner und gesunder Lage, hat (1890) 7604 E. und
einen Hafen. In dem Staatenhause zu Annapolis hielt der amerik. Kongreß während des Unabhängigkeitskrieges mehrere Sitzungen. Das
St. John's College, 1784 als ein kath. Institut gegründet, hat etwa 400 Studenten. Im frühern Fort Severn, am Flusse, befindet
sich die 1845 gegründete, während des Bürgerkrieges nach Newport in Rhode-Island verlegte Marineakademie
(Naval Academy) der Vereinigten Staaten
[* 30] (70 Lehrer und 250 Seekadetten), mit Sternwarte.
[* 31] - Annapolis, 1649 unter dem Namen Providence
gegründet, hieß seit 1696 AnneArundelTown und wurde 1699 unter dem jetzigen Namen als Sitz der Regierung zur Hauptstadt, 1708 zur
City erhoben.
(spr. ännarbr), Hauptstadt des County Washtenaw im nordamerik.
Staate Michigan, 58 km westlich von Detroit
am Huron, hat (1890) 9431 E. und eine 1837 gegründete (Michigan-)Universität mit Fakultäten für Litteratur, Wissenschaften
und Künste;
die für die nicht in consistorio erfolgende Verleihung einer Kirchenpfründe an den päpstl. Stuhl zu zahlenden,
nach besondern Taxen normierten Abgaben. Früher nur außerordentlich oder transitorisch, wurden sie seit Bonifacius IX. in der
zweiten Hälfte des 14. Jahrh., seit welcher Zeit auch erst der Name Annaten aufkam, zu einer regelmäßigen,
teils in dem ganzen Jahresertrage einer Pfründe (daher der Name), teils in der Hälfte desselben bestehenden Steuer. So bildete
sich im Gegensatz zu dem kirchlichen Grundsatze, daß geistliche Güter nicht gegen Geld oder Geldeswert verliehen werden dürfen,
ein förmliches und mit äußerster Strenge gehandhabtes Besteuerungssystem, wonach von den vom Papste
im Konsistorium präkonisierten Erzbischöfen, Bischöfen und Äbten die im einjährigen Ertrage bestehenden servitia communia
und daneben noch als Kanzleigebühren die servitia minuta, von den niedern, jedoch über 24 Goldgulden angesetzten Pfründen
die Annaten im eigentlichen Sinne, und endlich von allen für immer unierten Pfründen alle 15 Jahre die quindennia
gegeben werden sollten. In Deutschland
[* 33] sind die beiden letzten Arten der Annaten nie sehr praktisch geworden, und über die servitia
gab es fortdauernde Streitigkeiten bis zur Auflösung der deutschen Kirchenverfassung infolge des Reichsdeputationshauptschlusses.
Ähnlich steht es in Frankreich, Spanien,
[* 34] Belgien
[* 35] und Polen. Die eine Zeit lang auch für vakante Pfründen
im halben Jahresbetrage zu zahlenden Annaten sind durch den Papst Martin V. bereits 1418 aufgehoben worden.
(spr. annßih), 1) Arrondissement im franz. Depart. Haute-Savoie, hat (1891) 82 761 E., 99 Gemeinden und 7 Kantone:
Alby (7869 E.), Annecy Nord (232,35 qkm, 20 360 E.), Annecy Sud (148,68 qkm, 13 101 E.),
Faverges (7625 E.), Rumilly (170,91 qkm, 16 362 E.), Thones (10 347 E.), Thorens (7097 E.). - 2) Hauptstadt des franz. Depart.
Haute-Savoie (Hochsavoyen) und Arrondissements Annecy, 36 km südlich von Genf,
[* 36] in 448 m Höhe am Nordrande des gleichnamigen Sees, in der
fruchtbaren, von Weinbergen umgebenen Ebene des Fier, an den Linien Annemasse-Annecy (55 km) und Aix-Annecy (40 km) der Franz.
Mittelmeerbahn, hat (1891) 9119, als Gemeinde 11 947 E., neue im Pariser Kasernenstil erbaute Quartiere neben winkligen, alten
Straßen mit Säulengängen, eine 1523 erbaute Kathedrale, eine got. Mauritiuskirche mit schön geschnitztem
Hochaltar, Präfekturgebäude, einen alten und neuen bischöfl. Palast, alte Burg der Grafen von Genevois (jetzt Kaserne), Rathaus
mit archäol. und technolog. Museum (über 10000 Medaillen), Bibliothek (12000 Bände), Lyceum. Annecy hat in Garnison das 30. Infanterieregiment
und das 11. Jägerbataillon und ist Sitz der 55. Infanteriebrigade. Die Wasserkraft der drei die Stadt
durchschneidenden Kanäle (les Thioux), die die Gewässer des Sees dem Rhônezufluß Fier zuführen, hat Annecy zum Mittelpunkt
des savoyischen Gewerbfleißes gemacht; es bestehen Baumwoll- und Wollspinnereien und Webereien, Seiden-, Papier- und Parkettfabriken,
Glashütten, Eisen- und Messerschmieden und sehr besuchte Märkte. - lat. Annesium, ist röm.
Ursprungs und wird urkundlich zuerst unter Kaiser Lothar 867 erwähnt. Vom 10. bis 15. Jahrh. Sitz des
Grafen von Genevois, ging die Stadt 1401 an Savoyen über und mit diesem 1860 an Frankreich. Bei der Reformation von Genf
(1535) wurde
der
Sitz des Bischofs und Domkapitels hierher verlegt; der bekannteste Bischof ist der heil. Franz von Sales
(1602-22), der im Kloster de la Visitation beigesetzt ist.
Der See von Annecy ist 14 km lang, bis 3½ km breit, 27 qkm groß, bis 80,6 m tief, mit einer mittlern Temperatur von 4 bis 5°
C. und fischarm; seine Ufer bestehen aus grünen Wiesen- und Rebgeländen mit Baumgruppen, Dörfern und
Villen und werden überragt von den Bergketten der Tournette (2357 m) und des Mont-de-Veyrier im O., der Montagne-de-Semnoz
(dem «Rigi» Savoyens) mit dem Crêt-de-Châtillon (1704 m) und dem Cret-du-Maure
im W. Ein Dampfboot vermittelt den Verkehr der Uferorte.
Michael Nikolajewitsch, russ. General, geb. 12. Mai in Petersburg,
[* 42] nahm 1863-66 an den Kämpfen und
an der Verwaltung in Polen teil und erwarb sich später große Verdienste um das russ. Eisenbahnwesen, namentlich
um die Truppendislokationen auf den Eisenbahnen. 1870 ward er zur preuß.
Feldarmee kommandiert und veröffentlichte darüber «Bemerkungen und Betrachtungen
eines russ. Offiziers» (russisch, Petersb. 1871; deutsch
Berl. 1871). Im Russisch-Türkischen Krieg (von 1877 bis 1878) leitete Annenkow die Truppentransporte im Rücken der Donauarmee. 1880 nahm
er an der Expedition gegen die Teke-Turkmenen teil. Hierbei führte er die Erbauung der Eisenbahn vom
KaspischenMeer bis Kisil-arwat aus, die er dann 1885-88 bis Samarkand weiter führte (s. Transkaspische Eisenbahn). In der
Zwischenzeit war ihm die Erbauung der strategischen Bahnen im Poljessje-Gebiet (Westrußland)
[* 43] übertragen. 1892 wurde er zum
General der Infanterie und Leiter des Baues der BahnSamarkand-Taschkent ernannt.
Nikolaj Iwanowitsch, russ. Botaniker und Landwirt, geb. 1819, studirte ^[richtig: studierte] in Moskau,
[* 44] war
1853-63 Direktor der Landwirtschaftlichen Schule in Moskau, dann bis 1875 Direktor der Gartenbauschule in Uman und des Gartens
zu Sofiewka. Zugleich war er Direktor der Acclimatisationsgesellschaft in Rußland. Er starb 21. (9.)
Aug. 1889 in Petersburg. Annenkow gab ein Herbarium der MoskauerFlora («Flora mosquensis exsiccata») heraus, schrieb " Observations
sur la floraison de quelques plantes cultivées, faites à Moscou pendant les années 1844-48», «Kursus
der Waldwirtschaft» (russisch, Moskau 1851). Sein «Botan. Wörterbuch» («Botaničeskij Slovaŕ», 3. Aufl.,
Moskau 1878)
¶
mehr
enthält die Namen der Pflanzen in russ., franz., deutscher, engl.,
verschiedenen slaw. u. a. Sprachen.
Paul Wassiljewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1. Juli in
Moskau, lebte viel im Ausland und starb 20. (8.) März 1887 in Dresden,
[* 46] machte sich zuerst durch seine «Reisebriefe über Westeuropa»
(in den «Vaterländischen Annalen») und durch seine «Provinzialbriefe» (im «Zeitgenossen»)
bekannt. Sein Hauptverdienst ist die Herausgabe der Werke Puschkins (7 Bde.,
Petersb. 1855-57),
mit Anmerkungen und Materialien zu seiner Biographie. Einen Teil der letztern arbeitete Annenkow selbst aus in
«Alex. Sergejewitsch Puschkin in der Epoche Alexanders I.» (Petersb. 1874). Auch gab er die «Korrespondenz
und Biographie Stankewitschs» (Moskau 1863) heraus und veröffentlichte «Erinnerungen und kritische Skizzen» (3 Bde., Petersb.
1877-81).
russ. Orden,
[* 47] gestiftet von KarlFriedrich, Herzog von Holstein-Gottorp, zu Kiel
[* 48] zu Ehren seiner
Gemahlin Anna Petrowna, der TochterPeters d. Gr. von Rußland, und von KaiserPaul I. für Rußland
übernommen, bestand bis dahin nur aus einer Klasse mit 15 Rittern. Paul teilte ihn in drei Klassen und bestimmte ihn zur Belohnung
des Verdienstes für alle Stände. Alexander I. fügte 1815 eine vierte Klasse für Militärs hinzu. Ordenszeichen ist ein rot
emailliertes, goldenes, von vier goldenen Feuerflammen bewinkeltes Kreuz;
[* 49] auf der Vorderseite das Bild,
auf der Rückseite der gekrönte Namenszug der heil. Anna.
Die Ritter der ersten Klasse (im Range der Generalmajore oder wirklichen Staatsrate) tragen es von der linken Schulter zur
rechten Hüfte an einem breiten, hellroten, gelb eingefaßten Bande, nebst einem silbernen Stern auf der
rechten Brust; die der zweiten an einem schmälern Bande um den Hals; das Zeichen der dritten und vierten Klasse besteht aus
einem kleinen Kreuz, an demselben Bande im Knopfloch oder am Degen oder Säbel getragen. Eine fünfte Klasse, 1835 von KaiserNikolaus für Unteroffiziere und Soldaten gestiftet, bestehend aus einer goldenen Medaille mit rot emailliertem
Kreuz, wird gleichfalls im Knopfloch getragen. Seit Nikolaus I. wird das Kreuz der ersten und zweiten Klasse, teils mit Brillanten,
teils mit einer goldenen Krone am Ringe des Kreuzes und dem obersten Strahle des Sterns versehen, als besondere Auszeichnung
verteilt. Das Ordensfest fällt auf den Stiftungstag, 3. Febr. alten Stils; für große Feste besteht eine
eigene Kleidung. (S. Tafel: die wichtigsten Orden I,
[* 45]
Fig. 30.)
(spr. ännsli),Arthur, Graf von Anglesey (s. d.). ^[= # (spr. änglßi), engl. Peerschaft, nach der Insel und Grafschaft A. benannt. – Der erste Graf ...]
(lat., wörtlich Anheftung, Verbindung), ein aus dem Zeitungsstile, der auch die sprachwidrigen Formen Annektation
und Annexation nicht gescheut hat, in die Völkerrechtssprache eingedrungener Ausdruck für die Einverleibung fremden Gebietes
in einen Staat. Zuerst wohl von der erpreßten Abtretung von Savoyen und Nizza
[* 50] an Frankreich 1860 gebraucht,
ist er dann vornehmlich auf die Einverleibung ganzer Staaten (in Italien 1860, in Preußen
[* 51] 1866) angewendet worden.
Einen bestimmten
völkerrechtlichen Begriff bezeichnet das Wort nicht, obwohl es ziemlich regelmäßig in Verbindung mit dem Optionsrechte (s. d.)
und dem angeblichen Rechte der allgemeinen Abstimmung der Bevölkerung des einverleibten Gebietes auftritt,
welches letztere dem geltenden Völkerrechte unbekannt ist. (S. Abtretung.)
(spr. ännist'n), Stadt im County Calhoun des nordamerik.
StaatesAlabama, östlich von Birmingham,
[* 52] 1872 gegründet,
hat (1890) 9998 E., Hochöfen, Eisengießerei,
[* 53] Baumwoll-, Eisenbahnwagen- und andere Fabriken.
(spr.-wjeh), Val d', deutsch Einfischthal, ein Hochthal im Bezirk Sierre (Siders) des schweiz. Kantons Wallis,
von der wilden Navigence oder Usenz durchflossen, erstreckt sich, 30 km lang, von den Gletschern der Dent Blanche (4364 m)
und des Gabelhorns (4073 m) nördlich bis zum Rhônethal, in welches es bei Chippis (558 m) gegenüber
Sierre einmündet. Links von der Felskette des Sasseneire (3259 m) und der Becs de Bosson (3160 m), rechts von der vom Weißhorn
(4512 m) ausstrahlenden Kette der Diablons (3612 m) und der BellaTola (3090 m) umschlossen, vereinigt das Thal
[* 54] liebliche Gründe
mit der großartigsten Alpennatur.
Von der Station Sierre der Simplonbahn aus führt ein Fahrweg hoch über der engen, wilden Schlucht der
Navigence der rechten Thalseite folgend durch Wald und Wiesen, finstere Tobel und drei in den Fels gesprengte Galerien an tiefen
Abgründen vorbei zur obern Thalstufe hinauf, wo der Hauptort Vissoye 1220 m ü. d. M. auf grüner Bergterrasse
liegt. Das Dorf wurde durch Feuer größtenteils zerstört. Vor dem Brande war es, wie die andern Dörfchen des
Anniviers: Chandolin, Mission, Ayer, Painsec, St. Jean, Gremenz u. s. w., ein wirrer Knäuel altersschwarzer Holzhäuser; eine Ausnahme
macht das oberhalb Vissoye auf der rechten Thalseite gelegene Saint
[* 55] Luc (1675 m), ein beliebter Luftkurort,
der dreimal abgebrannt, in Stein wieder aufgebaut worden ist.
Bei Mission (1580 m), 3 km südlich von Vissoye, gabelt sich das Thal: der westl. Arm, in dessen Hintergrund der zerklüftete
Moirygletscher vom Grand Cornier (3969 m) herabsteigt, heißt Val de Moiry;
der östliche, die höchste Stufe des
Hauptthals, wird nach seinem obersten Dorfe Zinal (1678 m) auch Val de Zinal genannt.
Zwei mächtige Eisströme, durch den schwarzen
Felsturm des Besso (3675 m) voneinander getrennt, der Glacier de Moming östlich und der Zinal- oder Durandgletscher westlich,
senken sich in den obersten Thalboden hinab, der rings von den Fels- und Eishäuptern der Dent Blanche
und Weißhornkette umschlossen, eins der großartigsten Alpenbilder von Wallis
darbietet. Nach O. ins Turtmanthal führen aus Anniviers zwei
Bergpfade über den Meidenpaß (2790 m) und den Pas du Boeuf (2830 m), von letzterm aus wird die aussichtsreiche BellaTola¶
mehr
ohne Schwierigkeit bestiegen. Nach W. in das Val d'Hérens gelangt man über den Pas de Lona (2720 m) und den Col de Torrent
(2924 m). Alle diese Übergänge sind rauhe, jedoch nicht schwierige Saumwege. Schwieriger sind die nach S. und SO. in das
Zermatt- oder Nicolaithal führenden Hoch- und Gletscherpässe, der Col Durand (3474 m), das Triftjoch
(3540 m) und der Momingpaß (3793 m). Das Anniviersthal zählt etwa 2000 kath.
E. franz. Zunge. Die Bewohner, die in ihren Sitten und Gebräuchen manches Altertümliche bewahrt haben, gelten als die arbeitsamsten
und wohlhabendsten Walliser. Die Haupterwerbsquelle ist die vorzüglich betriebene Alpenwirtschaft; der
Bergbau,
[* 57] der Kupfer
[* 58] und Nickel liefert, und in letzterer Zeit eingegangen war, wurde neuerdings wieder aufgenommen. Auf dem
rechten Rhôneufer gehören die geschätzten Weinberge oberhalb Sierre großenteils den Bewohnern von Anniviers.
oder Hanno, der Heilige, Erzbischof von Köln,
[* 59] von Geburt ein Schwabe, erhielt auf der Bamberger Domschule den ersten
Unterricht. Als Dompropst zu Goslar
[* 60] kam er in nähere Beziehung zu KaiserHeinrich III., den er 1051 und 1052 auf
seinen Ungarnzügen begleitete. Am wurde er zum Erzbischof von Köln geweiht. Als nach dem frühen TodeHeinrichs
III. dessen Gattin, die Kaiserin Agnes, die Vormundschaft und Verwaltung des Reichs für ihren unmündigen Sohn Heinrich
IV. übernahm, bemächtigte sich Anno unter Mitwirkung einiger Fürsten 1062 der Person des jungen Königs
und der Reichsverwaltung.
Letztere mußte Anno zwar 1063 an den Erzbischof Adalbert vonBremen
[* 61] überlassen, doch übernahm er sie nach des letztern Tode
auf Wunsch Heinrichs IV. im März 1072 von neuem, legte sie aber bereits im Dezember desselben Jahres wieder nieder. Er zog
sich vom Hofe zurück und lebte meist in dem von ihm gestifteten KlosterSiegburg,
[* 62] wo er starb. Anno war ein Mann von
bedeutenden Gaben, großer Gelehrsamkeit und noch größerm Ehrgeiz; durch sein rücksichtsloses, leidenschaftliches Wesen
schuf er sich viele Feinde, auch unter den königstreuen Bürgern seiner Residenz, die sich 1074 im Aufstande
gegen ihn erhob. Seine unablässige Sorge für die Hebung der Macht seines Erzbistums, für Kirchen und Klöster, seine strengen
Bußübungen und die angeblichen Wunder an seinem Grabe ließen aber bald seine Fehler vergessen, und so behandeln ihn schon
um 1100 die «Vita Annonis» (hg. von Köpke in den «Monumenta
Germaniae. Scriptores» XI) und das «Annolied» fast wie einen Heiligen. 1183 erfolgte dann seine Heiligsprechung. -
Der literarhistorisch sehr bedeutungsvolle, durch Größe der Auffassung, Fülle und Kraft
[* 63] ausgezeichnete Lobgesang auf den
heiligen Anno (Annolied) wurde nicht lange nach dem Tode des Heiligen, etwa 1106, wohl im KlosterSiegburg gedichtet,
benutzte die «Vita Annonis» und ward von der Kaiserchronik (s. d.)
ausgeschrieben. Die sagenhaft aufgeschwellten Wunder A.s sollten wohl die Heiligsprechung vorbereiten. Die verschollene Handschrift
muß der Abdruck von M. Opitz (Danz. 1639) vertreten; hg. von Bezzenberger («Märe von sente Annen», Quedlinb.
1848) und von Kehrein (Franks. a. M. 1865).-
die südlichste und kleinste der vier Guinea-Inseln an der Westküste Afrikas, liegt unter 1° 25'
südl. Br. und 5° 12' östl. L. von Greenwich, 385 km westlich vom Kap Lopez, und hat ihren Namen «Gut
Jahr» von ihrer Entdeckung am Neujahrstage 1471 durch den Portugiesen Santarem; 1778 wurde sie von den Portugiesen
an die Spanier abgetreten. Annobon hat 17 qkm und 2-3000 E. (Farbige und Schwarze), und ist von basaltischen,
trachytischen und vulkanischen Bergen
[* 65] erfüllt, die schroff bis zum Pico do Fogo (990 m) emporsteigen. Im Innern erfüllt
ein romantischer Bergsee einen erloschenen Krater.
[* 66] Annobon ist die trockenste und gesündeste der vier Guinea-Inseln, aber bis jetzt
ohne Wichtigkeit. Sie hat an ihren steilen Küsten nur einen einzigen Landungsplatz, bei dem die Ortschaft
SanAntonio da Praia liegt, deren 3-400 schwarze, christliche E. (Mischlinge von Negern und Portugiesen) die anlegenden Schiffe
mit Wasser und Lebensmitteln versehen. -
Vgl. D. de Moros y Moretlon y M. de los Rios, Memorias sobre las islas africanas,
Fernan Poo y Annobon (Madr. 1844);
daher cura annonae die staatliche Fürsorge für
die Versorgung der Hauptstadt mit Lebensmitteln.
Als göttliche Beschützerin dieses ganzen Verwaltungszweiges
erscheint Annona häufig auf Münzen
[* 68] und Reliefs als weibliche Gestalt mit Ähren in der Hand
[* 69] und einem Getreidemaß auf dem Haupte,
neben ihr ein Schiff.
[* 70]
(spr. -näh), Hauptstadt des Kantons Annonay (195,30 qkm, 14 Gemeinden, 29 682 E.),
im Arrondissement Tournon des franz. Depart. Ardèche, 55 km nördlich von Privas, am Zusammenfluß der
Cance und der reißenden, von einer Hängebrücke überspannten Déôme und der Zweiglinie St. Rambert-St.
Juste-sur-Loire der Franz. Mittelmeerbahn, ist umgeben von Maulbeer- und Obstpflanzungen, Gärten, Dörfern und Fabriken,
und hat (1891) 14535, als Gemeinde 17 626 E., eine schöne got. Kirche (14. Jahrh.), ein College, Handelsgericht,
eine Gewerbekammer, Filiale der Bank von Frankreich, Statistische Gesellschaft, Museum, öffentliche Bibliothek (20000 Bände);
Loh- und Weißgerbereien (80 Fabriken mit 2000 Arbeitern, die jährlich
etwa 600000 Felle zu Handschuhen im Werte von 15 Mill. Frs. verarbeiten), 5 berühmte Papierfabriken (1500 Arbeiter, 4 Mill.
Frs. Jahresproduktion);
Handel mit Seidenwaren, Papier, Ziegen- und Lammfellen.
Hier baute Seguin
die ersteDrahtbrücke. Annonay ist Geburtsort des Luftschiffers Montgolfier, dem 1888 vor dem Rathause ein Denkmal gesetzt ist.
Nordöstlich von der Stadt ein großes Becken, wo die Wasser des Termay, eines Nebenflusses der Déôme,
zum Zweck industrieller Verwendung aufgestaut werden.
(frz., spr. -ongß),Anzeige, eine Ankündigung, die von Zeitungen und andern öffentlichen Blättern gegen Bezahlung
(Insertionsgebühren) aufgenommen wird. Vorzugsweise versteht man
¶
mehr
unter Annonce eine Anzeige von geschäftlichem Charakter, die Angebot oder Nachfrage in Bezug auf Waren, Dienstleistungen, Vermietungen
u. s. w. vermittelt. Mit der Entwicklung der Produktion und des Verkehrs ist in unserer Zeit auch die Annonce zu einer steigenden
Bedeutung gelangt, besonders in Amerika
[* 72] und England, während Frankreich in dieser Beziehung wohl im ganzen
noch etwas hinter Deutschland zurückgeblieben ist. Ihre volkswirtschaftliche Wichtigkeit, namentlich für die Erleichterung
des Absatzes, ist nicht zu bestreiten, jedoch wird die Annonce vielfach zu schwindlerischen und unsittlichen Zwecken
mißbraucht. In ihrer raffiniertesten Ausbildung wird die Annonce zur Reklame (s. d.).
Die Annonce ist nicht als bestimmtes Versprechen oder Antrag im handelsrechtlichen Sinne zu betrachten, wohl
aber kann sie, wenn darauf hin ein Vertrag wirklich abgeschlossen wurde, einen Anhalt
[* 73] zur Bestimmung der Verbindlichkeit des
Ankündigenden gewähren. Anders die Auslobung (s. d.). - Verschieden von der Annonce ist das Eingesandt
(s. d.) und das in einem allgemeinern Sinne gebräuchliche Inserat (s. d.). -
Vgl. Zgoda, Die Annonce (Bresl.
1892).
Eine Annoncensteuer, auch Inseratenstempel genannt, bestand in England bis 1853 und in Osterreich bis 1874. Wenn diese Steuer
auch gute Einkünfte lieferte, so traf sie doch als eine direkte Zusatzsteuer zur Gewerbesteuer besonders die neu unternommenen,
der Reklame bedürftigen Gewerbebetriebe. Die in Deutschland auf Einführung einer Annoncensteuer gerichteten
Bestrebungen, welche 1879 in einer Petition an den Reichstag ihren Ausdruck fanden, haben zu ernsten Erwägungen der gesetzgebenden
Körperschaften nicht geführt.
ein Institut, welches den Verkehr zwischen dem annoncierenden Publikum und den Zeitungen und andern
veröffentlichenden Organen vermittelt. Für Inserenten, welche ihre Annoncen in zahlreichen Blättern
des In- und Auslandes erscheinen lassen wollen, wird es umständlich und kostspielig, mit diesen in direkte Verbindung zu treten;
es würde dies eine ausgedehnte Korrespondenz, oft die Kenntnis fremder Sprachen und Preßverhältnisse erfordern, eine oft
schwierige Abrechnung und andere Unbequemlichkeiten veranlassen. Da tritt dann das Annoncenbureau, das seine Vertretung
überall besitzt, als vermittelndes Organ ohne Preiserhöhung für den Inserenten ein.
Dadurch, daß es zahlreiche Annoncen in seiner Hand vereinigt und manchmal auch einen Einfluß auf deren Verteilung hat, ist
es im stande, von den Zeitungen mehr oder weniger bedeutenden Rabatt zu erlangen. Manche Blätter schließen mit einem Annoncenbureau förmliche
Verträge auf längere Zeit, durch welche sie ihm die Benutzung des Inseratenteils überlassen; dabei gewährleistet
zuweilen das Annoncenbureau dem Zeitungsinhaber einen Mindestertrag, oder es pachtet auch wohl den ganzen Annoncenteil
eines Blattes.
Den Inserenten aber bietet das Annoncenbureau nun den Vorteil, daß es Annoncen für solche Blätter u. s. w. billiger besorgen
kann als für andere, zu denen es nicht in so nahen Beziehungen steht. Stellenvermittelungs- und sonstige Agenturgeschäfte
gehören nicht in den Bereich der Thätigkeit eines Annoncenbureau. Die verhältnismäßig schnelle Ausbreitung der
Annoncenbureau hat sich naturgemäß mit der zunehmenden Entwicklung des Annoncenwesens vollzogen und ist als volkswirtschaftlich zweckmäßig
und nützlich anzuerkennen. Die bekanntesten Annoncenbureau sind in Deutschland Haasenstein u. Vogler, RudolfMosse,
in FrankreichHavas,
Lagrange, Cerf & Comp. (Paris), in England Fred. Algar, in Italien E. Oblieght (Florenz),
[* 74] Repetti &
Bellini Mailand).
[* 75]
(engl. aunnuity), im allgemeinen eine zur Abtragung einer Schuld oder Verzinsung
derselben festgesetzte jährliche Zahlung. Besonders wird die Bezeichnung Annuität im Gegensatz zu der ewigen Rente (s. d.) und zu
der Leibrente (s. d.) im Sinne von Zeitrente gebraucht, nämlich einer gleichbleibenden Zahlung für eine bestimmte Reihe von
Jahren, die jedesmal neben den Zinsen auch einen Teil des Kapitals enthält, so daß die Schuld am Ende
des festgesetzten Zeitraums getilgt ist. Man hat dieses Geschäft auch bei Staatsanleihen angewendet und besonders in England
Gelder erborgt, die in 49 Jahren durch jährliche Zahlungen abgetragen kurze Annuität), andere, die in gleicher Art in 99 Jahren
getilgt werden sollten (lange Annuität).
Von den Nonnenorden dieses Namens wurde der französische Orden der von Johanna von Valois 1501 zu Bourges
nach ihrer Scheidung von Ludwig XII. gestiftet und 1517 von Papst Leo X. bestätigt. Er besitzt noch einige
Klöster in Belgien, die sich mit Unterricht beschäftigen. - Der Orden der himmlischen Annunciaten, auch die himmelblauen Annunciaten (nach
der Farbe ihres Mantels) genannt, 1604 von der Witwe Maria Vittoria Fornari aus Genua
[* 77] und der Vincentina Lomellini gestiftet,
zählte in seiner Blütezeit etwa 50 Klöster, meist in Italien. Er besteht noch jetzt und hat sein Haupthaus
in Rom.
[* 78] Die Glieder
[* 79] leben in strengster Klausur und beschäftigen sich mit der Anfertigung von Kirchenbüchern für arme Kinder.
(Ordine supremo dell' Annunziata), der höchste ital. Orden, gestiftet als Orden «vom Halsbande» 1362 von
Amadeus VI., Herzog von Savoyen, erhielt von Amadeus VIII. Statuten, ward renoviert
und mit Beziehung auf die Verkündigung Maria (annunciatio) Annunciatenorden genannt, 1720 zum ersten Orden der sardin. Monarchie erhoben
und mit neuen Statuten versehen. Der König ist stets Großmeister; die Ritter, die von hohem
Range und schon Inhaber des St. Moritz- und St. Lazarusordens sein müssen, bilden nur eine Klasse.
Das Ordenszeichen, ein ovales, durchbrochenes und von Schleifen umschlungenes goldenes Geschmeide, auf welchem sich die Verkündigung
Maria befindet, wird an einer aus Rosen und Schleifen zusammengesetzten goldenen Kette um den Hals getragen.
Auf den Rosen stehen die Buchstaben F. E. R. T. (Fortitudo eius Rhodum tenuit, «Seine Tapferkeit hielt
Rhodus»). Auf der Brust tragen die Ritter seit 1680 einen goldenen Stern in Form einer Sonne,
[* 80] mit der Darstellung der Verkündigung
Maria. Für hohe Feste besteht eine Ordenstracht; das Ordensfest ist am Tage der Verkündigung (25. März). (S.
Tafel: Die wichtigsten Orden II,
[* 71]
Fig. 14.)