d'aujourd'hui» (1861). Bei diesen waren Decourcelle, Lockroy,
Brisebarre und Labiche Mitarbeiter. Allein verfaßte er die
Dramen: «La Vénitienne» (1834),
eine seiner besten Leistungen;
«La pauvre fille» (1838),
«Stella» (1843);
mit
Barbier, Ducange,
Cornu, Lockroy,
Dennery, Masson, Maillan, Dugué,
Paul Féval u. a. die Melodramen «Le
[* 2] couvent
de Tonnington» (1830),
Peter, Kartograph, geb. zu Oberperfuß bei
Innsbruck,
[* 5] beschäftigte sich von
Jugend auf neben seinem
landwirtschaftlichen
Gewerbe mit
Astronomie
[* 6] und Geometrie sowie mit mechan.
Arbeiten und erhielt erst seit 1751 bei
den
Jesuiten in
Innsbruck Unterricht in Mathematik und Physik. Nachdem er mehrere vorzügliche Globen und mathem.
Instrumente
angefertigt hatte, wurde er von der Kaiserin Maria
Theresia mit der Ausführung einer
Specialkarte von
Tirol
[* 7] beauftragt. Kurz
vor ihrer Vollendung starb er zu
Innsbruck. Die Karte erschien 1774 in 21
Blättern. -
Nordbahn, hat (1891) 6296, als Gemeinde 6765 E. und viele religiöse Gemeinschaften.
In der Nähe 118 qkm Steinkohlengruben mit 3500
Arbeitern und 700000 t Jahresausbeute, große Glasfabriken (800
Arbeiter),
chem. Fabriken und Schmelzhütten.
oder Säureanilide, die nach
Analogie der
Amide (s. d.) gebildeten
Verbindungen, die sich vom
Anilin durch Ersetzung
eines Wasserstoffatoms der Amidogruppe NH2 durch Säureradikale ableiten (s.
Acetanilid).
Sie entstehen nach
denselben Methoden aus
Anilin wie die
Amide ausAmmoniak, sind beständige, krystallisierende und unzersetzt
destillierende
Verbindungen.
Durch Erwärmen mit
Alkalien oder Salzsäure werden die Anilide wieder in
Anilin und die Säuren gespalten.
Sie können direkt chloriert, bromiert und nitriert werden.
Amidobenzol,
Phenylamin, früher auch
Benzidam genannt, eine aromatische
Base von der Formel C6H5.NH2
^[C6H die für dieTechnik von großer Bedeutung ist, da sie das Ausgangsmaterial zur
Darstellung der
Anilinfarben (s. d.) bildet. Anilin wurde zuerst 1826 bei der trocknen
Destillation
[* 9] von Indigo
[* 10] erhalten und
Krystallin genannt, später bei der
Destillation von Indigo mit Kalilauge, wobei ihm nach
der portug. Bezeichnung für Indigo
«Anil» der jetzt gebräuchliche
Name beigelegt wurde. 1834 wurde Anilin im
Steinkohlenteer aufgefunden und wegen der violetten Färbung, die es einer Chlorkalklösung erteilt,
Kyanol genannt.
Gegenwärtig wird es aus
Nitrobenzol (s. d.) durch Reduktion gewonnen:
+ 6 H = C6H5.NH2 + 2 H2O ^[C6H5.NO2 + 6 H = C6H5.NH2 + 2 H2O]
indem man das letztere mit Eisenfeile und Salzsäure erwärmt, wobei
Wasserstoff frei wird, die
Base durch
Kalk abscheidet und im Wasserdampfstrom abdestilliert. A. ist eine farblose ölartige Flüssigkeit von schwachem, aber charakteristischem
Geruch, die bei 183° siedet und an der Luft allmählich braun wird und verharzt. Mit den Säuren liefert es krystallisierende
Salze, von denen das der Schwefelsäure
[* 11] in Wasser schwer löslich ist. Vom A. leiten sich viele
Stoffe
ab, in denen die Wasserstoffatome durch andere
Atome oder Atomgruppen ersetzt sind. Das A. ist eine primäre
Ammoniakbase (s. d.);
durch Ersetzung des
Wasserstoffs der Amidogruppe NH2 durch Alkylreste entstehen sekundäre (wie Methylanilin,
(C6H5.NH.CH3 ^[C6H5.NH.CH3) und tertiäre
Ammoniakbasen (wie Dimethylanilin, C6H5.N(CH3)2
^[C6H5.N(CH3)3).
nannte man die ersten dem
Steinkohlenteer entstammenden künstlichen Farbstoffe, welche durch die Einwirkung
oxydierender
Mittel auf das technische
Anilin gewonnen wurden.
Schon 1835 wurde von Runge die violettblaue Färbung bemerkt,
die durch Einwirkung von
Chlorkalk
[* 13] auf
Anilin entsteht. 1856 wurde zum erstenmal ein blauvioletter Farbstoff
aus
Anilin und
Chromsäure von W. H. Perkin isoliert, der auch zeigte, daß derselbe sich auf Geweben fixieren lasse.
Diese Entdeckung war die Veranlassung zu der
Entwicklung der großartigen Anilinfarbenindustrie, welche durch Anilinfarben W. Hofmann,
der 1858 das gewöhnliche Rosanilin (s. d.) entdeckte, und
Verguin, der im gleichen Jahre denselben Farbstoff unter dem
Namen Fuchsin darstellte, erheblich gefördert wurde.
Über die
chem. Konstitution der letztern Farbstoffe haben 1876 die
Arbeiten von E. und O. Fischer Licht
[* 14] verbreitet. Seitdem ist bekannt,
daß die sog. Anilinfarben meist
Abkömmlinge einesKohlenwasserstoffes, des
Triphenylmethans, sind, und man bezeichnet
sie deshalb als
Triphenylmethanfarbstoffe (s. d.), seltener Rosanilinfarbstoffe.
Die Bezeichnung Anilinfarben ist nicht mehr gebräuchlich,
da man die Farbstoffe nicht mehr nach ihrer Herkunft, sondern nach ihrer
chem. Konstitution in natürliche Gruppen einteilt und das
Anilin durch verschiedene chem.
Operationen Farbstoffe aus ganz
verschiedenen Gruppen liefert. Bei folgenden Farbstoffen ist im Handelsverkehr noch die alte Bezeichnungsweise
im Gebrauch: Anilinblau, spritlöslich (Gentianablau,
Spritblau,
Opalblau, Feinblau), ist das salzsaure, schwefelsaure oder
essigsaure
Salz
[* 15] des Triphenylrosanilins und Triphenylpararosanilins, durch Einwirkung von
Anilin auf ein Gemisch von Rosanilin
und
Pararosanilin gewonnen, färbt
Seide
[* 16] und
Wolle grünlichblau. Lösliches Anilinblau ist soviel wie
Alkaliblau
(s. d.), Anilinbraun soviel wie
Bismarckbraun (s. d.), Anilingelb,
Spritgelb, ist salzsaures
Amidoazobenzol (s.
Azofarbstoffe),
Anilingrün soviel wie
Aldehydgrün (s. d.), Anilinorange soviel wie Victoriaorange (s. d.),
Anilinrosa soviel wie
¶
mehr
Safranin (s. d.), Anilinrot soviel wie Fuchsin (s. d.),
Anilinviolett soviel wie Mauveïn (s. d.).
ein schwarzes, amorphes, weder in Wasser noch in verdünnten Säuren lösliches und sehr beständiges
Pulver, dessen Zusammensetzung der Formel C6H5N entspricht; man erhält es durch
Oxydation von salzsaurem Anilin mit Kupferchlorid und Kaliumchlorat, rotem Blutlaugensalz, Vanadinsäure, Chromsäure oder durch
Elektrolyse
[* 40] (den elektrolytischen Sauerstoff). Auf der Gewebsfaser erzeugt man es, indem man dieselbe mit einer Lösung
von salzsaurem Anilin und des Oxydationsmittels tränkt, oder dieselbe aufdruckt und den Zeugstoff nachher im Wasserdampfbade
erwärmt. Es haftet sehr fest in der Faser und ist daher als ganz echter schwarzer Farbstoff wertvoll.
-
Vgl. Noelting und Lehne, und seine Anwendung (Berl. 1392).
oder Anilismus kommt fast nur bei den Arbeitern der Anilinfabriken infolge der Einatmung von Anilindämpfen
vor; die wiederholt vorgekommenen Vergiftungen durch Anilinfarbstoffe in Fruchtsäften, Konditorwaren,
Bekleidungsgegenständen u. dgl. sind nicht auf das reine Anilin, sondern auf giftige, namentlich metallische (arsenige) Beimengungen
desselben zurückzuführen. Man unterscheidet eine akute und eine chronische Vergiftung. Bei der akuten Anilinvergiftung bekommen die ArbeiterKopfschmerzen, fahle Gesichtsfarbe mit bläulicher Verfärbung der Lippen, vermehrten Harndrang und taumelnden Gang;
[* 41] in schweren
Fällen sinkt der Kranke plötzlich um, verliert das Bewußtsein und wird von klonischen, mitunter tödlichen Krämpfen befallen.
Die chronische Anilinvergiftung giebt sich durch Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Sensibilitätsstörungen, Muskelzuckungen und Muskelschwäche,
sowie durch chronische Hautausschläge an verschiedenen Körperstellen
zu erkennen; auch sind Sehstörungen in der Form von
Photophobie, leichter Ermüdung beim Sehen
[* 42] und Amblyopie bei Anilinarbeitern nicht selten. Die Behandlung
der Anilinvergiftung besteht in der Zufuhr frischer Luft, kalten Begießungen und Darreichung von Reizmitteln (Äther, Kampfer, Moschus);
durch Alkohol wird die Vergiftung verschlimmert. Prophylaktisch ist für gehörige Ventilation der Arbeitsräume und angemessene
Überwachung der Arbeiter zu sorgen. -
(spr. -matscha),Giovanni, Musiker, gest. zu Rom gegen 1570 als hochbetagter Mann, gehört zu den bedeutendsten
Vorgängern Palestrinas. Im Stimmdruck erschienen seit 1550 von A.sKompositionen 1 Band
[* 43] Messen, 2 BändeMagnificats, 1 Credo und
mehrere Bände Motetten, Psalmen und Hymnen. Ein großer Teil von A.sKompositionen liegt ungedruckt in der
päpstl. Kapelle. In den neuen Sammelwerken und in den heutigen Choraufführungen ist er nur schwach vertreten. Musikgeschichtlich
bekannt ist der Anteil, den Animaccia an dem von Neri (s. d.) gegründeten
Oratorium nahm. Er schrieb mit Soto de Lanza und mit Palestrina für dieses Institut eine Reihe volkstümlicher
Hymnen, die den Titel «Laudi spirituali» führten und die berühmte Festmusik des Oratoriums
bildeten.
soviel als tierisch, aus dem Tierreich stammend, den Tieren eigentümlich, z. B. animalische Kost, animalische
Wärme.
[* 44] Mit dem Namen animalische Funktionen bezeichnet man die Thätigkeiten des lebenden Körpers, die
nur den Tieren eigen sind und hauptsächlich von dem Nervensystem als bestimmendem Faktor ausgehen, nämlich Empfindung (wozu
auch die Sinnes- und Hirnthätigkeiten gerechnet werden) und willkürliche Bewegung (wozu auch Stimme und Sprache
[* 45] und überhaupt
die Vermittelung des Gedankens mit der Außenwelt gehören).
AlleTiere ohne Ausnahme besitzen beide Eigenschaften, wenigstens während einer gewissen Zeit ihres Lebens, und auch selbst
dann, wenn ein gesondertes Nervensystem oder Muskelsystem bei ihnen nicht erkannt werden kann. Indessen ist die Bewegung den
Tieren nicht ganz allein eigentümlich, da es gewisse Pflanzen und Pflanzenteile giebt, die sich allerdings
bewegen, einige infolge äußerer Reize (wie z. B. die Blättchen der Mimosen oder die Staubfäden der Berberitzen), andere,
wie die Sporen (Keimkörner) vieler niederer Pflanzen, mittels Flimmerhaare oder peitschenförmiger Anhänge, und zwar so seltsam,
daß diese Bewegungen von den willkürlichen der Infusorien nicht zu unterscheiden sind. Da es niedere
Organismen in Menge giebt, welche ohne Differenzierung von Organen (s. Arbeitsteilung) Empfindung und Bewegung zeigen, so ist
es wahrscheinlich, daß diese beiden Eigenschaften ursprüngliche Funktionen der organischen Materie überhaupt sind, die
bei den Tieren weiter entwickelt und differenziert, bei den Pflanzen aber durch andere Einrichtungen unterdrückt werden. Auch
bei Tieren spricht man von vegetativen Funktionen; es gehören dahin alle auf den Stoffwechsel bezüglichen
Thätigkeiten, wie Kreislauf,
[* 46] Atmung, Aufsaugung, Absonderung und Verdauung.
Bäder oder Tierbäder bestehen in der Regel in dem Einbringen einzelner Glieder
[* 47] oder auch (z. B. bei kleinen
Kindern) des ganzen
¶
mehr
Körpers des Patienten in die geöffnete Leibes- oder Brusthöhle frisch geschlachteter, noch lebenswarmer Tiere. Solange man
noch in der tierischen Wärme specifische Lebensgeister zu sehen glaubte, knüpfte man auch an solche Bäder große Hoffnungen;
vorzugsweise wurden gelähmte Glieder, seltener auch zu früh geborene Kinder auf diese Weise behandelt. Jetzt weiß
man, daß die tierische Wärme nicht anders wirkt als Wärme überhaupt, und die Erfahrung hat auch gelehrt, daß die tierischen
Bäder keinen Vorzug vor andersartiger passender Anwendung der feuchten Wärme haben. Ihre Anwendung ist daher nur noch eine
sehr beschränkte.
ein Verfahren der Färberei und Zeugdruckerei, durch das die Baumwollfaser mit Eiweißkörpern
(Albumin oder Casein) imprägniert und dadurch befähigt wird, die Farbstoffe in ähnlicher Weise zu fixieren, wie die Wollfaser.
Der Eiweißkörper wird aus Milch oder aus Fleisch gewonnen. Im ersten Falle scheidet man aus abgerahmter, sauer gewordener
Milch die Käsematte und trocknet diese nach sorgfältigem Auswaschen ein. Im andern Falle löst man zerhacktes
und ausgewaschenes Fleisch in schwacher Natronlauge und füllt dann mit einer Säure; der Niederschlag wird wie oben behandelt.
Die so erhaltenen Eiweißstoffe löst man in Ammoniak und versetzt die Lösung mit 3 Proz. Olivenöl und gelöschtem Kalk unter
Umrühren, so daß eine emulsionartige Masse sich bildet, die entweder als Mordant (s. Beize) oder zur Bereitung
von Tafelfarben (s. Applikationsfarben) Anwendung findet.
auch Flußharz genannt, ein mit dem Kopalharz (das die Engländer fälschlich auch Animeharz nennen)
verwandter und oft mit jenem verwechselter Stoff von noch zweifelhafter Herkunft. Lange Zeit hat man Hymenea courbarilL.,
eine der Stammpflanzen der verschiedenen Kopalharzsorten (s. Kopal), für den Animebaum gehalten,
bis die Abstammung der Kopalsorten genau ermittelt war. Gegenwärtig sind die Pharmakognosten der Ansicht,
daß IcicaIcicariba DC., ein zu den Burseraceen gehörender Baum Westindiens und Brasiliens, welcher auch das Elemiharz (s. d.)
liefert, die Stammpflanze des Animeharz sein möge. Es kommt in unförmlichen, weißlich bestäubten, leicht zerbrechlichen
und zerreiblichen Stücken in den Handel, welche einen schwachen Weihrauchgeruch besitzen, über Feuer sich
gleich dem Mastix erweichen und sich in kochendem Alkohol leicht auflösen. Durch letztere Eigenschaft unterscheidet sich das
Animeharz, welches zu Räucherungen, technisch bei der Siegellackfabrikation und zu Firnissen Verwendung findet, sehr wesentlich
von den schwer löslichen Kopalharzsorten. Es ist im Handel selten geworden.
das von G. E. Stahl (s. d.) zu Anfang des 18. Jahrh. aufgestellte
System in der Medizin, wonach die vernünftige Seele (anima) als das Princip des Lebens betrachtet wird. Die Krankheiten, lehrte
Stahl, seien Reaktionen der Seele gegen die Krankheitsursachen, d. h.
innerliche Bewegungen, welche die Seele im Kampfe mit jenen Ursachen ausführe, und die
ärztliche Behandlung müsse sich daher
darauf beschränken, die der Einwirkung entgegenstehenden Hindernisse wegzuräumen und sie im Kampfe gegen die Krankheitsursachen
zu unterstützen. Die AnhängerStahls wurden Animisten genannt. Sein entschiedenster Gegner war Friedr. Hoffmann (s. d.).
- In der neuern anthropol. Forschung ist Animismus als Ausdruck für die bei allen Naturvölkern beobachtete
Neigung eingeführt worden, die ihnen mechanisch unerklärlichen Wirkungen der Dinge sich durch Annahme seelischer Kräfte
oder handelnder Persönlichkeiten in den Dingen begreiflich zu machen.
oder Aniene oder Teverone (im Altertum Anio, Anien), ein 110 km langer linker Nebenfluß des Tiber in der ital. ProvinzRom, entspringt 70 km östlich von Romin den Monti Sabini am Monte-Ceraso, fließt, nach kurzem südl.
Laufe, durch ein Querthal, von Trevi (Treba) bis Anticoli gegen NW. durch das Längenthal von Subiaco und drängt sich darauf
bei Vicovaro (Varia) durch ein anderes Querthal nach SW. Nachdem er rechts die Licenza (Digentia) aufgenommen, tritt er bei
Tivoli (Tibur) in die Campagna di Roma,
[* 49] die er gegen W. 30 km weit durchschneidet bis zur Mündung, 4 km
nördlich von Rom, da wo einst Antemnä stand. Im obern Längenthale liegt unweit Subiaco in schauerlicher Felskluft die «HeiligeHöhle», wo der heil. Benedikt drei Jahre zubrachte; jetzt steht unter dem überhängenden Felsen ein Benediktinerkloster.
In dem Seitenthale der Licenza sprudelt unter dem Monte-Gennaro (Mons
[* 50] Lucretilis) die klare Quelle
[* 51] dieses
Flüßchens, die von Horaz gefeierte Fons Bandusiae, hervor, in deren Nähe man die Überreste der Villa des Dichters, des
Sabinum, zeigt. Am Südende der Stadt Tivoli (s. Tibur), da wo auf einem Felsvorsprung die Ruine eines runden Tempels der Vesta
oder der Tiburtinischen Sibylle sich befindet, stürzte früher der in eine Felsschlucht, dann noch tiefer in die Grotte des
Neptun. Da aber der Fluß bei HochwasserTeile seines Ufers fortriß und den Fels, auf dem der Tempel
[* 52] steht, zu unterwühlen drohte,
so ließ Leo XII. den Fluß durch einen Kanal
[* 53] (271 m) unter dem Monte-Catillo ableiten, der 1835 vollendet
wurde; deshalb liegt der 96 m hohe Fall jetzt etwas weiter von der Stadt. Die Neptunsgrotte ist seit 1835 fast ganz eingestürzt.
PimpinellaanisumL., eine einjährige Pflanze aus der Familie der Umbelliferen
[* 54] (s. d.), in Griechenland,
[* 55] Ägypten
[* 56] und dem Orient, blüht im Juli, reift Früchte gegen Ende August, hat herzförmig-rundliche Grundblätter, doppelt-dreizählige
Stengelblätter, hüllenlose Dolden, kleine, weiße Blüten und breit-eiförmige, von der Seite ein wenig zusammengedrückte,
etwa 2 mm lange, graugrüne, kurz grauhaarige, feingerippte Früchtchen von eigentümlich aromatisch-süßem
Geschmacke und starkem gewürzhaftem Geruch. Sie sind als Fructus Anisi oder Aniskörner offizinell. Aus ihnen bereitet man durch
Destillation das Anisöl (s. d.),
¶
mehr
desgleichen die Anisessenz, ein wohlriechendes Wasser. Auch werden die Anissamen als Küchengewürz, zu Backwerk und zur
Liqueurfabrikation gebraucht. Die Anispflanze wird in Spanien,
[* 58] Italien,
[* 59] der Levante, südl. Frankreich sowie in Thüringen, besonders
in der Umgegend von Erfurt,
[* 60] und in Rußland als Feldfrucht angebaut. Sie verlangt zum Gedeihen ein warmes, trocknes
Klima
[* 61] sowie lockern, kraftreichen Boden. Von ähnlichem Geschmacke wie der gemeine Anis ist der Sternanis (s. d.). Feinde des Anis sind
die Maden der Anismotte(Depressaria nervosaHaw.), ferner die rote Lohe oder das Rotwerden und Faulen der Samenkörner bei
beginnender Reife. Die von der Krankheit befallenen Pflanzen müssen sofort herausgezogen und verbrannt
werden. Die Anismotte legt ihre Eier
[* 62] an die Samen,
[* 63] wo sie bei trockner Aufbewahrung zwei Jahre lebensfähig bleiben. Die Maden
entwickeln sich erst, nachdem die Samen in die Erde gebracht sind und zu keimen beginnen und gehen, wenn dies nicht erfolgt,
im dritten Jahre zu Grunde. Man verwendet deshalb an Orten, wo die Anismotte aufgetreten ist, dreijährigen
Samen zur Aussaat.
entsteht aus Anethol (s. d.) durch Oxydation mit Chromsäure, wenn man einen Überschuß von Anethol anwendet
und dadurch die Oxydation nicht bis zur Bildung der Anissäure (s. d.) treibt. Man wendet dazu auf ein TeilAnethol ein Gemisch
von zwei Teilen Kaliumbichromat (s. Kaliumchromate) mit verdünnter Schwefelsäure an. Man destilliert
den Anisaldehyd im Dampfstrome ab und erhält ihn als farbloses Öl, das bei 248° siedet und in Wasser unlöslich
ist. Der Anisaldehyd ist als Methyläther des Paraoxybenzaldehyds, C6H4(OCH3)CHO ^[C6H4(OCH3)CHO], aufzufassen. Durch
alkoholische Kalilauge wird er in Anissäure und Anisalkohol, C6H4(OCH3)CH2OH ^[C6H4(OCH3)CH2OH],
verwandelt.
ein ätherisches Öl, das durch Dampfdestillation der zerquetschten Aniskörner, den Früchten
von PimpinellaanisiumL. (s. Anis), oder des Krautes der getrockneten Pflanze gewonnen wird. Es ist farblos oder schwach gelblich
gefärbt, von charakteristischem Gerüche und besteht zum überwiegend größten Teile, bis zu 90 Proz., aus Anethol (s. d.)
und erstarrt infolgedessen bei niedern Temperaturen zu einer krystallinischen Masse, die bei etwa 18°
C schmilzt.
Der beim Krystallisieren des Anethols flüssig bleibende Teil ist wenig untersucht. In mangelhaft verschlossenen, höherer
Wärme ausgesetzten Gefäßen aufbewahrtes Anisöl erleidet eine Veränderung und scheidet dann in der Kälte kein Anethol mehr aus.
Die Fabrikation des Anisöl findet in einigen thüring. Städten, im größten Maßstabe aber in Leipzig
[* 65] statt;
im Handel wird außer diesem das aus dem südl. Rußland (Sarepta) kommende Öl besonders geschätzt. Das Anisöl wirkt sehr energisch
auf tierische Parasiten und wird z.B. gegen Kopfläuse und Krätze angewandt.
eine ätherisch riechende Flüssigtcit, die bei 152° siedet und bei der Destillation von Anissaure mit
Kalk oder beim Erhitzen von Phenol mit Kali und Methyljodid entsteht.
Anisidinponceau, ein Teerfarbstoff, ist ein scharlachrotes, in Wasser lösliches Pulver und besteht aus
dem Natriumsalz der Anisolazobetanaphtholmonosulfosäure.
eine organische Säure von der Zusammensetzung C8H8O3 , die bei der Oxydation
von Anethol (s. d.) mit Chromsäure gebildet wird und auch synthetisch ans Paraoxybenzoesäure dargestellt werden kann.
Sie
ist der Methyläther dieser Säure: C6H4(OCH3).COOH
^[C6H4(OCH3).COOH].
Aus heißem
Wasser krystallisiert die in farblosen Nadeln;
[* 66]
eine auf dem Gute Anjala in Finland gestiftete Adelsverschwörung gegen König Gustav III. von Schweden,
[* 67] der 1788 ohne Beratung der Stände das im Kriege gegen die Türkei
[* 68] befindliche Rußland angriff und sich dadurch
einer Übertretung der Fundamentalgesetze des Reichs schuldig machte. Gleichzeitig benutzten einflußreiche Finländer die hierdurch
entstandenen Wirren, um einen Plan zur Erreichung der polit. Unabhängigkeit für ihr Land zu entwerfen. Der Anjalabund wandte sich
um Schutz der schwed. Verfassung direkt an die russ. Kaiserin und überreichte zu derselben
Zeit dem Könige eine von 113 Offizieren unterzeichnete Schrift, worin sich die Unterzeichner eidlich verpflichteten,
den König zum Frieden und zur Berufung eines Reichstags zu vermögen. Es kam in der That zu einem Waffenstillstand, aber auf dem
Reichstag von 1789 gelang es dem König mit Unterstützung des Volks den Widerstand des Adels zu brechen
und seine eigene Macht zu erweitern. Befehle zur Verhaftung der leitenden Männer wurden erteilt, die Eiferer für die finn.
Selbständigkeit entflohen nach Rußland, den übrigen ward in Stockholm
[* 69] ein Prozeß gemacht, jedoch nur Oberst Hästesko zum
Tode verurteilt. -
(spr. andscher), Hafenplatz und Fort in der niederländ. Residentschaft Bantam an der Nordwestspitze Javas und
der Mündung der Sundastraße in die Binnensee des Archipels, hat 3000 E. und eine 11 km lange Wasserleitung.
[* 70] In Anjer laufen
die durch die Sundastraße fahrenden und die nach Batavia
[* 71] bestimmten Schiffe
[* 72] an, um sich mit frischem Wasser
und Lebensmitteln zu versehen. Auch werden daselbst die nach Batavia bestimmten Briefbeutel abgegeben und die Reisenden gelandet,
die den Landweg (über Serang, den Hauptort der Residentschaft) nach dem 105 km entfernten Batavia vorziehen, der in einem
Tage zurückzulegen ist, während die Schiffahrt viel länger dauern kann. Anjer wurde durch
die Erdbebenflut, die einem Vulkanausbruch auf Krakatau folgte, vollständig zerstört, ist jedoch wieder aufgebaut.
(spr. angschuh), ehemalige, von Maine, Bretagne, Poitou und Touraine umgebene Provinz des nordwestl. Frankreich,
etwa 9000 qkm groß, umfaßt das heutige Depart. Maine-et-Loire und Teile von Indre-et-Loire, Mayenne
und Sarthe. Die Hauptstadt war Angers (Andegavum). - Das alte
¶
mehr
Grafengeschlecht, das von dem Lande den Namen führte, erlosch 1060; die Schwester des letzten Grafen, Gottfried II., brachte
Anjou an das Haus Gatinais, dem Gottfried V., der Ahnherr der Plantagenet (s. d.), entsprang. Er heiratete 1128 Mathilde,
die Tochter Heinrichs I. von England; ihr Sohn bestieg 1154 als Heinrich II. den engl. Thron
[* 74] und Anjou gehörte
nun zu den franz. Besitzungen der engl. Krone. Durch Philipp II. August ward es aber 1204 wieder für Frankreich gewonnen; 1246 wurde
Karl, der jüngste Sohn Ludwigs VIII., damit belehnt, der auch Provence und Neapel-Sicilien erwarb (s. Karl I. von Anjou).
Diese ältere Linie von Anjou-Neapel kam dann auch in Ungarn
[* 75] zur Regierung. Karl II. von Sicilien gab Anjou seiner
Tochter Margarete bei ihrer Vermählung mit Karl vonValois, dem Bruder Philipps des Schönen. Dieser erhob Anjou 1297 zur Pairie.
Der Sohn Karls und Margaretens wurde 1328 als Philipp VI. König von Frankreich und vereinigte Anjou mit der
Krone. Sein Sohn Johann verlieh Anjou seinem zweiten SohneLudwig, der 1360 ebenfalls auf den Thron von Neapel
[* 76] kam und dort die jüngere
Linie Anjou begründete. Sein Enkel René, Titularkönig von Neapel, wurde von Ludwig XI. des Herzogtums Anjou beraubt, der es 1480 mit
der franz. Krone vereinigte. Mit Rene's BruderKarl erlosch 1481 das Haus Anjou. Seitdem gab es nur noch einen
Titel für königl. Prinzen ab. Heinrich III. führte ihn vor seiner Thronbesteigung, ebenso der Enkel Ludwigs XIV., der 1701 als
Philipp V. König von Spanien wurde. -
Vgl. Port, Dictionnaire historique, géographique et biographique
de Maine-et-Loire (3 Bde., Par. 1879);
Bodin, Recherches historiques sur l'Anjou (2 Bde., Saumur 1821-22).
Stratificieren, die zur Saat vorbereitende Behandlung von Samen, die zur Entwicklung des Keims längerer
Zeit und anhaltender Bodenfeuchtigkeit bedürfen und unmittelbar in das Land gesät, sehr spät, unter Umständen nur teilweise
oder gar nicht aufgehen würden. Diese Vorbehandlung hat den Zweck, die starke, lederartige oder knochenharte Decke
[* 78] solcher
Samen in ungleich kürzerer Zeit mürbe zu machen und dadurch den Durchbruch des Keims zu beschleunigen.
Mittel hierzu sind das Aufweichen der Samen in erwärmtem Wasser und das Zusammenschichten derselben mit feuchtem Sande.
Verbindet man hiermit den Zweck, eine vollkommenere Lösung der im Samen aufgespeicherten Nahrungsstoffe herbeizuführen,
so bedient man sich hierzu sog. Beizen, d. i. verdünnter Säuren. Will man in andern Fällen den Samen beim
Keimen reichlichere Nahrung zuführen, so weicht man sie in Stalljauche ein. Alle hartschaligen Gehölzsamen, wie die des Weißdorns,
der Hundsrose u. a., die erst im zweiten Jahre nach ihrer Reife und Aussaat keimen, werden in Erdgruben in Sand eingeschichtet
und erst im zweiten Frühjahr ausgesät.
[* 79] ein Weinmaß (zum Teil auch Branntweinmaß) von verschiedener Größe und nur in Dänemark,
[* 80] Rußland, sowie bis Ende 1891 auch in Finland noch von gesetzlicher Geltung. In Dänemark ist der Anker gesetzlich = 38¾, im Großhandel
aber = 39 Pott, also = 37,437 (37,079) l. In Rußland hat der Anker 3 Wedro = 36,898 l, in Finland 39,260 l.
In England heißen bei Branntwein 10 Imperial-Gallons
(= 45,436 l) ebenfalls ein Anker. Der in den niederländ. Kolonien und in
Südafrika
[* 81] noch vorkommende alte Amsterdamer Anker enthält 38,806 l. Unter den bis Ende 1871 in den norddeutschen Staaten gesetzlich
geltenden Maßen war der Anker auch und zwar von verschiedener Größe. Der preuß. von 30 Quart,
[* 82] die Hälfte
des preuß. Eimers, war = 34,351 l. Fast überall hießen 4 Anker ein Ohm und 6 Anker ein Oxhoft.
im Schiffswesen das Werkzeug, welches von einem Schiffe mittels einer Kette oder eines Taues in die Tiefe gelassen
wird, sich vermöge seiner Gestalt und Schwere im Grunde eingräbt und dadurch das Schiff
[* 83] festhält. Die
Hauptteile eines Anker sind der Schaft, die Arme mit den Flüen (Flügeln) und der Stock. Erstere beide sind aus Schmiedeeisen
verfertigt. Der Stock besteht bei den Anker neuern Modells aus Eisen,
[* 84] bei den schwerern ältern Modells aus
Holz. An dem untern Ende des Schaftes, der das Mittelstück des Anker nach altem Modell, Admiralitätsanker genannt,
bildet, gehen die Arme bogenförmig aus und endigen in die schaufelförmigen, mit einer Spitze zum Eingraben versehenen Flüen.
Der Stock ist senkrecht zu den Armen um den obern Teil des Schaftes befestigt. Ist er von Eisen, so geht
er durch ein Loch im Schaft; die hölzernen Stöcke sind aus zwei Hälften zusammengesetzt, die um den viereckigen Schaft
gelegt und durch eiserne Bänder zu einem Ganzen verbunden werden Der Stock ist länger als die Sehne zwischen den beiden Flüen,
so daß er sich, sobald die Ankerkette oder das Tau straff gezogen wird, in eine wagrechte Lage wirft. Dadurch
wird eine der Flüen dem Grunde zugekehrt und zum Eingreifen gebracht.
Der Schaft ragt über den Stock hinaus und hat hier eine runde Öffnung zur Aufnahme eines beweglichen eisernen Ringes, des
Röhrringes, in dem die Ankerkette oder das Tau befestigt ist. Alle größern Schiffsanker haben nur zwei
Arme, dagegen Bootsanker und Anker für Flußfahrzeuge deren fünf bis sechs, dann fehlt ihnen der Stock; letztere heißen Draggen.
Bisher waren die Arme fest an den Schaft geschmiedet. In neuerer Zeit macht man sie auch beweglich, indem
man die als ein Ganzes geschmiedeten Arme durch einen Bolzen mit dem untern Ende des Schaftes verbindet.
Die Folge dieser Konstruktion, Porteranker genannt, ist, daß, wenn sich der eine Arm eingräbt, der andere sich nach unten
biegt, bis die Spitze seiner Flüe gegen den Schaft liegt. Man will hierdurch einen «unklaren»
Anker vermeiden. Hierüber s. Vertäuen. Eine andere Konstruktion ist das System von Martin. Die aus einem Stück geschmiedeten
Flüen sind in der Weise durch ein Scharnier mit dem Stock verbunden, daß die durch sie gelegte Ebene nicht wie bei den übrigen
Anker senkrecht, sondern parallel zur Ebene des Stocks liegt.
Der Zweck ist, daß beide Flüen, die sich von der Achse des Stocks nur bis zu einem gewissen Winkel
[* 85] entfernen können, in
den Grund eingreifen und dadurch die Haltekraft des Anker verdoppeln. Die Folge davon ist, daß das Gewicht des ganzen
Anker bedeutend verringert werden kann (etwa 30 Proz.), letzterer daher
sowohl billiger als leichter zu handhaben ist. Außerdem haben die Martinsanker den Vorteil, daß man sie, weil Stock und Flüen
sich in dieselbe Ebene legen lassen, viel bequemer am Bord der Schiffe verstauen und befestigen kann. Im Princip ähnlich
sind die neuesten stocklosen Anker von Inglefield und Hall.
[* 86]
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Die Namen der verschiedenen waren in früherer Zeit, je nach Größe, Lage im Schiffe und Bestimmung, sehr mannigfaltig. In der
Neuzeit hat man diese Bezeichnungen vereinfacht und die einzelnen Klassen auch an Größe und Gewicht einander näher gebracht.
Die jetzt gebräuchlichen Benennungen sind für die größern Anker eines Schiffs Bug- und Rüstanker, je
nachdem sie am Bug oder in den Rüsten des Schiffs ihren Platz haben. Kriegsschiffe führen zwei von jeder Art, Kauffahrteischiffe
gewöhnlich nur zwei Buganker und einen Reserveanker, der meistens auf dem Oberdeck liegt.
Bug- und Rüstanker macht man jetzt gleich schwer. Für mittlere Handelsschiffe beträgt ihr Gewicht
1-1½ t, für Fregatten 2½-3 t, für größere Panzerschiffe
[* 88] bis zu 5 t. Außerdem unterscheidet man noch den Stromanker und
die Warpanker. Ersterer ist leichter als Bug- und Rüstanker und wird dort angewandt, wo man wegen veränderlicher Winde,
[* 89] Strömung
u. s. w. nur auf kurze Zeit ankert und die mit dem Gebrauche der großen
Anker verbundene schwerere Arbeit vermeiden will.
Die Warpanker sind noch leichter und werden zum Warpen (s. d.) benutzt. Man bringt
den Warpanker zu diesem Zwecke mit einem Boote aus und zieht dann das Schiff an dem im A. befestigten Tau nach dem gewünschten
Punkte hin. Ein Schiff treibt vor seinen Ankern, wenn diese nicht festhalten, sondern Wind oder Strömung
das Schiff treiben und den oder die Anker über den Grund nachschleppen. Dies kann sowohl durch unklare Anker als durch schlechte
Beschaffenheit des Ankergrundes herbeigeführt werden.
Ein guter Ankergrund darf nicht über 19 m Tiefe haben und muß sandig oder lehmig sein. Auf felsigem
Grunde faßt der Anker entweder nicht oder er kann leicht brechen. Zum Verankern von Feuerschiffen (s. d.) und Bojen (s. d.) verwendet
man Pilzanker, die sich in weichen Grund ganz einsenken und sehr fest halten, doch schwer zu lichten (heben) sind, oder Steinanker,
aus großen Quadersteinen bestehend. Das Lichten der Schiffsanker geschieht durch Einhieven (Eindrehen
der Ankerkette mittels des Spills, s. d.). Wenn so der Anker vor derKlüse (s. d.) hängt, wird er mittels zweier Takel, Katt und
Fisch genannt, außenbords an der Schiffswand so befestigt, daß er durch eine Hebellösevorrichtung, wenn nötig, sofort
wieder fallen gelassen werden kann. Treibanker bestehen aus einem durch Gewichte beschwerten Segel oder
Sack und werden von Booten in offener See oder Brandung benutzt, um das Boot gegen das Brechen der Wellenkämme zu schützen.
Anker im Bauwesen, eiserne Schienen oder Stangen oder auch hölzerne Balken, die bestimmt sind, Mauer- oder Holzwerken einen festern
Zusammenhang zu geben. Man unterscheidet Zuganker, welche der Seitenausweichung von Mauern, Gewölben, Dächern u. s. w. vorbeugen,
und Traganker, wodurch Vorbaue, Decken, Gewölbe
[* 90] u. s. w. am Herabstürzen oder Herabsinken verhindert werden sollen. Für Mauerwerk
werden gewöhnlich eiserne Zuganker angewendet. Diese bestehen aus einer einfachen oder auch aus einer aus mehrern Schienen
zusammengesetzten Stange, die an dem einen Ende einen angeschmiedeten oder angeschraubten Kopf besitzt,
an dem andern aber mit einer Öse versehen ist, durch welche eine Schließe oder Splint gesteckt wird.
Die Anker laufen entweder innerhalb der Mauern fort, oder sie liegen frei zwischen zwei gegenüberstehenden oder miteinander
einen Winkel bildenden Mauern oder Pfeilern, deren Auseinanderweichen sie
verhindern sollen. Eine besondere
Art der Zuganker bilden die Balkenanker, die an beiden Enden der durch die ganze Gebäudetiefe reichenden Balken angebracht
werden (s. Balken). Die Traganker bringt man meist in senkrechter, aber auch in wagerechter Lage an. Die Schließen erhielten
im Spätmittelalter und auch in neuerer Zeit oft eine künstlerische Verzierung, besonders an den Wohngebäuden
der niederländ. Städte, oder auch die Form von Ziffern (Jahrzahlen); sonst werden sie meist im Putz versteckt.
Anker, im Maschinenbau die zur Befestigung einer Maschine
[* 91] mit ihrem Fundamente benutzten Bolzen. Diese erhalten auf der einen
Seite einen Kopf, mit dem sie sich gegen die in das Mauerwerk eingelassene, meist gußeiserne Ankerplatte
anlegen, oder sie werden durch einen sich gegen die Platte stützenden Querkeil gehalten. Am andern Ende haben die Anker Schraubengewinde
(Ankerschrauben). Durch Anziehen der Mutter wird die Maschine und Fundament fest verbunden.
Anker, Armatur oder Induktor bei Dynamomaschinen ist der Teil, in dessen Windungen, der sog. Ankerwicklung
(s. d.), der Strom entsteht.
umfaßt sämtliche zum Verankern eines Schiffs gehörigen Vorrichtungen: die Anker, Ankerketten, Ankerbojen,
Davits (s. d.), Kranbalken (s. d.),
Spill (s. d.), Beting (s. d.).
(Eisenkalk), ein rhomboedrisches, mit dem Kalkspat
[* 94] isomorphes Mineral von lichtgelblich-grauer, durch Verwitterung
braun werdender Farbe, das vorwiegend aus Kalk- und Eisencarbonat, mit zurücktretendem Gehalt an Magnesia-
und Mangancarbonat, besteht und sich namentlich zu Admont und Eisenerz (Steiermark),
[* 95] bei Ems
[* 96] und Lobenstein findet, wo es bisweilen
als vorteilhafter Zuschlag bei der Verhüttung der Eisenerze benutzt wird.
aus Weicheisen bestehender Kern des Ankers der Dynamomaschine (s. d.). Anfangs machte
man denselben massiv, was aber insofern zu Unzuträglichkeiten führte, als auch in ihm Ströme induziert wurden, sog. Foucault-
oder Wirbelströme. Durch diese wurde unnütz Kraft
[* 97] verbraucht und bei längerm Gebrauch der Anker so stark erhitzt, daß
die Umspinnung der Drähte in Gefahr geriet. Seitdem man dies erkannt hat, sucht man das Entstehen jener
Ströme möglichst zu verhindern, indem man ihnen den Weg abschneidet durch möglichste Zerteilung des Kerns und Isolierung
der einzelnen Teile voneinander. Man bildet daher den Kern für Cylinderring- oder Trommelanker aus durch Papier voneinander
getrennten, auf die Achse aufgeschobenen Blechscheiben, für Flachring- oder Scheibenanker dagegen, den
anders gelegenen Strombahnen entsprechend, aus gleichfalls durch Papier getrennten Windungen schwachen Bandeisens, oder auch
wohl für beide Formen aus mit Asphaltlack überzogenem und lagenweise durch Papier isoliertem Eisendraht.