Gedächtnisschwäche (s. d.) im engern
Sinne (das Nichtzustandekommen von Gedächtnisbildern), und für die Unfähigkeit, in
das
Gedächtnis aufgenommene Eindrücke in das
Bewußtsein zurückzurufen,
Erinnerungsschwäche (s. d.) im engern
Sinne (das
Vergessen von früher Gewußtem).
(vom grch. amnēsteia, das Vergessen, besondere eines erlittenen Unrechts),
diejenige
Verfügung der Staatsregierung oder des
Souveräns, wonach für ganze
Kategorien von strafbaren
Handlungen das
Strafverfahren eingestellt oder nicht eingeleitet werden soll (s.
Begnadigung). Die Amnestie ist bald eine allgemeinere
und unbedingte, bald eine beschränktere und bedingte.
Ihre vorzüglichste Bedeutung hat die Amnestie für politische, in hochgesteigerten
Parteikämpfen um und über die
Staatsgewalt begangene
Vergehen, indem sie dazu dienen soll, solche Kämpfe
abzuschließen und den
Staat wieder in einen normalen Zustand zu versetzen (politische Amnestie). Sie enthält dann ein gewisses
Zugeständnis, daß auch die, welche das bestehende
Recht angegriffen und verletzt haben, in gutem
Glauben an innere Berechtigung
gewesen seien, oder doch billige Rücksichten und das allgemeine Friedensinteresse eine strafrichterliche
Verfolgung als ungeeignet erscheinen lassen.
Daher ist die Amnestieklausel ein gewöhnlicher
Bestandteil der Friedensverträge nach einem
Kriege. Doch kommen Amnestie auch bei
besonders wichtigen Begebenheiten vor, zu denen in Monarchien Thronwechsel und gewisse freudige Ereignisse in dem regierenden
Hause, z. B. Vermählung des
Souveräns,
Geburt eines Thronfolgers u. s. w., gezählt werden. Solche Amnestie pflegen
auch für geringere gemeine
Vergehen,
Defraudationen u. s. w. gewährt zu werden; doch ist man damit in neuerer Zeit viel
sparsamer geworden. Zuweilen werden aber gerade solche freudige Vorkommnisse benutzt, um eine politische Amnestie zu
erteilen. Die für die polit.
EntwicklungDeutschlands
[* 2] wichtigste Amnestie enthält der Westfälische Friede,
Art. 2 fg. Im neuen
DeutschenReiche steht das
Recht, Amnestie zu erteilen, nicht dem
Reiche selbst, sondern nur den Einzelstaaten
zu, ausgenommen in Friedensverträgen.
(grch.), Schafhaut, die besondere Hüllenhaut, welche der
Embryo der höhern Wirbeltiere (Reptilien,
Vögel
[* 3] und Säugetiere, die daher auch als Amnioten den andern Wirbeltieren gegenübergestellt werden) während
seiner
Entwicklung im
Ei
[* 4] um sich bildet, geht, ursprünglich sehr zart, aus den Rändern der
Frucht hervor) welche sich faltenartig
emporheben, besonders am Vorder- und Hinterende
(Kopf- und Schwanzkappe des
Embryo) und schließlich über dem Rücken zusammenwachsend
einen mit
Eiweiß enthaltender Flüssigkeit (s.
Fruchtwasser) gefüllten Sack bilden. Bei der
Geburt wird
das Amnion blasenförmig vorgetrieben und meist zuletzt gesprengt, so daß die Flüssigkeit sich ergießt («die
Wasser springen»); sonst wird das
Kind im Sacke geboren.
Amoklaufen, malaiisch meng-âmok, d. h. in blinder Wut angreifen und töten.
Bei den malaiischen Bewohnern
des
Indischen Archipels entwickelt sich, wenn sie durch
Eifersucht, Zorn und andere
Affekte in höchste psychische
Aufregung geraten, häufig und fast immer ganz plötzlich eine eigentümliche, sich durch Mordsucht charakterisierende, die
Zurechnungsfähigkeit ausschließende
Geistesstörung. Im Malaiischen besteht für diesen Zustand der
Ausdruck «mâta glap»
= verdunkeltes
Auge,
[* 5] d. h. es wurde dem Betreffenden dunkel vor den
Augen, er geriet in blinde Wut. Die von dieser Wut
Befallenen ziehen den Kris
[* 6]
(Dolch),
[* 7] springen
auf und stoßen im Laufe einen jeden, der für sie erreichbar ist, schonungslos
nieder.
AlleAmokläufer gelten für vogelfrei, und es ist erlaubt, sie auf der
Stelle zu töten. –
Vgl. E. Metzger, Einiges
über und Mataglap (im
«Globus», 1887).
oder
Amul, Stadt in der pers.
ProvinzMasenderan, von mehrern
Armen des Heraz durchströmt, der in der Nähe aus
den Bergschluchten tritt und gegen Norden
[* 8] in den
Kaspischen See fließt, hat 10000 E., gute
Bazare, eine
Brücke
[* 9] von 12
Bogen,
[* 10] viele Grabhügel, pers.
Altertümer und das Grabmal des hier 1378 gestorbenen Mir Burzuk oder Sejid Kuwameddin,
der über und
Sari herrschte und als
Heiliger verehrt wurde;
der Handel ist unbedeutend. Ein untergeordneter Handelsweg führt
von hier nach
Teheran.
In denGebirgen der Umgegend sind Eisenminen.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Zingiberaceen (s. d.)
mit gegen 50
Arten in den
Tropen der
Alten Welt; krautartige Gewächse mit dickem, meist kriechendem Rhizom.
[* 11] Von einigen
Arten kommen die Samenkörner als
Gewürz in den
Handel, so die von Amomum Melegueta Rosc.
und Amomum granum paradisi Afzel.,
beide an der Westküste
Afrikas einheimisch. Sie liefern die scharf aromatisch und pfefferartig schmeckenden
Paradieskörner (Grana Paradisi), die auch als Melegueta-, Mallaguetta-, Malaghetta- oder
Maniguettapfeffer (Piper Melegueta)
in den
Handel kommen und, früher offizinell, jetzt nur als
Gewürz dienen.
Stadt im
Kreis
[* 13]
Kirchhain des preuß. Reg.-Bez.
Cassel, 11 km östlich von
Marburg,
[* 14] an der zur
Lahn fließenden
Ohm auf einem Basaltkegel (363 m), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Marburg), hat (1890) 943 E., darunter 79
Evangelische
und 42 Israeliten, Postagentur, Fernsprechverbindung, got.
Kirche mit Holzschnitzereien, 1870 an
Stelle
der von
Bonifatius gegründeten erbaut, Schloßruine und Überreste der Festung.
[* 15]
Das von
Bonifatius gegründete Benediktinerkloster
Amana oder Amanaburg wurde 1360 in ein Kollegiatstift verwandelt.
Stadt im
BezirksamtMiltenberg des bayr. Reg.-Bez.
Unterfranken, im Odenwald, an der links
zum Main gehenden Mudau und der Linie
¶
mehr
Aschaffenburg-Amorbach (45,31 km) der Bayr. Staatsbahnen,
[* 18] Residenz des Fürsten von Leiningen,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Aschaffenburg),
[* 19] Forst- und Zollamtes, hat (1890) 2170 E., darunter 240 Evangelische, Post,
Telegraph,
[* 20] Residenzschloß und Domänenkanzlei, schöne Kirche mit vier Türmen und berühmter Orgel (früher Eigentum der Benediktinerabtei,
jetzt den Protestanten eingeräumt), königl. Latein- und Zeichenschule, städtisches
Krankenhaus,
[* 21] Kreditverein; Tuchweberei, Schneide-, Öl-, Walk- und Lohmühlen, Obst- und Weinbau, jodhaltige Stahlquelle (Jordansbad)
gegen Rheumatismus. In der Nähe fürstl. Sommerresidenz Waldleiningen und Ruine Wildenburg. 1 km im N. von Amorbach die
Kapelle Amorsbrunnen mit berühmter Quelle,
[* 22] 714 dem heil. Firmin erbaut, der sein Bekehrungsgeschäft dem heil.
Amor übertrug. Nach diesem wurde das 730-734 erbaute Kloster Amorbach genannt; dasselbe kam 1803 nebst der Stadt
und dem kurmainzischen Amt Amorbach an den Fürsten von Leiningen, 1806 an Baden,
[* 23] 1808 an Hessen,
[* 24] 1816 an Bayern.
[* 25] -
Vgl. Hildenbrand,
und der östl. Odenwald (Aschaffenb. 1883).
griech. Insel, die östlichste der Cykladen, zur Eparchie Thira gehörig, 135 qkm groß, mit (1889) 4058 E.,
von SW. nach NO. langgestreckt, wird von einem hohen Bergrücken durchzogen, der nach SO. steil, nach
NO. sanft abfällt, ist arm an Holz,
[* 26] aber sehr fruchtbar an Wein, Öl, Getreide
[* 27] und Südfrüchten. Der jetzige
Hauptort Chora oder Amorgos, ein Flecken, amphitheatralisch um das alte Schloß der Herzöge des Archipels gebaut, hat 1302 E.,
Gemeindeschule und ein Kloster. Der Porto-Vathy oder Katapola genannte geräumige Hafen liegt 5 km davon entfernt. Im Altertum
hatte die Insel drei Siädte: Minoa, Arkesine und Ägiale, und war berühmt durch den Anbau einer Art
feinen Flachses, aus dem feine, durchsichtige Gewänder gewebt wurden. Unter den röm. Kaisern war sie Verbannungsort für
vornehme Römer.
[* 28]
im Sprachgebrauche der elohistischen Geschichtschreibung (s. Pentateuch) findet
sich Amoriter auch als Gesamtname der ansässigen Ureinwohner des HeiligenLandes, also gleichbedeutend mit dem
Ausdrucke Kanaaniter in andern Darstellungen.
L., Unform, Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen
[* 30] (s. d.), Abteilung der Papilionaceen,
mit acht Arten in Nordamerika;
[* 31] Sträucher und Halbsträucher mit unpaarig-gefiederten Blättern. Die kleinen, purpurvioletten,
blauen oder bläulichweißen, zu langen, dichten Trauben gruppierten Blüten sind vor allem dadurch ausgezeichnet, daß von
den sonst bei den Papilionaceen vorkommenden fünf Kronblättern nur das oberste oder die «Fahne»
ausgebildet ist, die als Flügel und Schiffchen bezeichneten fehlen (daher auch der Gattungsname«Unform»).
Einige Arten werden häufig als Gartenziersträucher kultiviert, am häufigsten die 1-2,60 m hohe, mehr oder minder behaarte
oder bisweilen auch kahle Amorpha fruticosaL. (strauchige Amorphe) mit 8-12 paarigen Blättern und purpurvioletter Blüte.
[* 32] Seltener
die viel schönere,
grauhaarige Amorpha canescens Nutt.
AlleArten lieben mäßig feuchten, sandigen Boden und sonnige Lage; in sehr kalten Wintern leiden sie zwar oft, treiben aber,
zurückgeschnitten, aus dem gesund gebliebenen Holz wieder stark aus. JungeTriebe der Amorpha fruticosa liefern den sog. Bastardindigo.
(grch.), Gestaltlosigkeit, Strukturlosigkeit der festen Körper, ist der
Gegensatz zum krystallinischen Zustande. Bei letzterm treten die Stoffe infolge der regelmäßigen und bestimmten Anordnung
ihrer Moleküle in einer äußerlich von regelmäßig gelegenen Flächen begrenzten Gestalt und mit regelmäßigen Spaltungsrichtungen
auf, während amorphe (gestaltlose) Körper der räumlichen Individualisierung entbehren und eine unregelmäßige
Anordnung der Moleküle besitzen, auch nach allen Richtungen hin gleichmäßige Elasticität und Kohärenz aufweisen; sie haben
oft einen muscheligen Bruch, wie das Glas,
[* 33] viele Schlacken, Obsidian, Harze, Gummi, Leim, eiweißartige Körper, glasartige
arsenige Säure u. s. w. Oft kann ein Stoff bald krystallinisch, bald amorph auftreten, z. B. Schwefelquecksilber,
Schwefelantimon, arsenige Säure, Thonerde, Chromoxyd, Eisenoxyd. Ist dieser Stoff ein Grundstoff (Element), so nennt man dann
solches Verhalten, das man bei Schwefel, Kohlenstoff, Phosphor, Silicium und Bor beobachtet, Allotropie (s. d.). Auch das amorphe
Glas wird durch langsames Abkühlen krystallinisch und undurchsichtig.
Bl., Pflanzengattung aus der Familie der Araceen (s. d.) mit gegen 25 Arten in den
Tropen der Alten Welt, besonders aber auf den Inseln des Malaiischen Archipels; krautartige Gewächse, deren mächtiger, eine
abgeflacht-kugelige Knolle bildender Wurzelstock aus dem vertieften Scheitel nach einer Anzahl von Niederblättern nur ein
einziges großes dreiteiliges Laubblatt mit einfach oder doppelt fiederspaltigen Abschnitten und außerdem
den langgestielten Kolben entwickelt, der im allgemeinen dem des Aronstabes ähnlich ist.
Das meiste Aufsehen erregte der von dem ital. Botaniker und Reisenden Beccari in den Wäldern Westsumatras entdeckte und 1878 beschriebene
Amorphophallus Titanum Beccari (auch Conophallus Titanum Beccari genannt; s. Tafel: Araceen,
[* 17]
Fig. 6, a Blüte, b Blatt).
[* 34] Die Knolle desselben erreicht häufig 50 cm Durchmesser, der 2-5 m lange Blattstiel ist 10 cm dick und die Hauptabschnitte
der Blattfläche sind 3 m lang, die letzten Teilungen etwa noch 40 cm lang und 10-14 cm breit. Der Kolbenstiel erreicht bis 1 m
Höhe und 8-10 cm Dicke, die den Kolben umhüllende Scheide ist 70-80 cm, der Kolben selbst 1,25 m lang,
das die Blüten überragende nackte, verlängert-kegelförmige Kolbenende 1,30 m.
(mittellat. amortisatio oder amorticatio, d. i. Ertötung, Auslöschung) heißt juristisch vorzugsweise
die Entkräftung der Schuldurkunden, welche nicht durch Zerstörung derselben und auch nicht durch einen darauf
¶
mehr
gesetzten Vermerk (Kassationsvermerk), sondern in außerordentlicher Weise bewirkt wird. (S. Inhaberpapiere.) - Im Mittelalter
verstand man unter Amortisation auch jeden Erwerb zur Toten Hand (insbesondere der Kirche), weil das Erworbene dem Himmel
[* 36] zugewendet
wird und der Welt abstirbt. An diese Bedeutung knüpft die Rechtssprache an, wenn die zur Beschränkung eines
solchen Erwerbes erlassenen Gesetze «Amortisationsgesetze» genannt werden.
Alle hierüber in Deutschland
[* 37] ergangenen Vorschriften sind zusammengestellt von Kahl in seiner Schrift «Die deutschen Amortisationsgesetze»
(Tüb. 1879). Danach bestehen Vorschriften dieses Inhalts in Preußen,
[* 38] Bayern, Württemberg,
[* 39] Baden, Hessen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Altenburg und Elsaß-Lothringen.
[* 40]
Kahl teilt sie in Gruppen und berichtet über die vielfach sich kreuzenden Geltungsgebiete. Beschränkt
ist bald nur der Erwerb von Immobilien, bald auch der von beweglichen Sachen, mitunter jeder Erwerb, zuweilen nur der unentgeltliche
Erwerb. Einige Gesetze machen die Gültigkeit oder Wirksamkeit des Verpflichtungsgeschäftes oder auch lediglich des dinglichen
Entäußerungsgeschäftes von staatlicher Genehmigung abhängig. Andere Gesetze verbieten jede «Veräußerung»
an die Tote Hand oder knüpfen die Wirksamkeit der Veräußerung an staatliche Genehmigung, wieder andere Gesetze verbieten
ausschließlich den Erwerb oder die Annahme ohne Ermächtigung seitens des Staates, noch andere Gesetze erklären die Betreffenden
für unfähig zu erwerben. In einigen Rechtsgebieten wird selbst der Erwerb von Grundstücken in gewissen
Fällen gestattet, aber vorgeschrieben, daß binnen einer gewissen Frist die Wiederveräußerung zu erfolgen habe, sei es
schlechthin, sei es für den Fall, daß die Erlaubnis zum Behalten nicht erteilt wird. - Für Preußen ist das wichtigste der
in Betracht kommenden Gesetze das vom welches für den gesamten Umfang der Monarchie ergangen
ist.
In der Volks- und Staatswirtschaft versteht man unter Amortisation die Tilgung von Schulden und zwar hauptsächlich von einzelnen öffentlichen
Anleihen, welche der Staat oder Stadtgemeinden, Kredit- und Aktienvereine oder andere vom Staate hierzu ermächtigte Personen
aufgenommen haben. Im engern Sinne bezeichnet man mit der Aktien die planmäßige Tilgung der Gesamtzahl
aller Aktien oder der Aktien einer bestimmten Gattung während des Bestehens der Gesellschaft mittels gleichmäßiger periodischer
Ausscheidung einer Anzahl von Aktien.
Die mit Ablauf
[* 41] der einzelnen Periode zur Ausscheidung gelangenden Aktien werden in der Regel ausgelost, d. i. durch das Los bestimmt,
und sie werden zu ihrem Nennbetrage bezahlt, wenn nichts anderes festgesetzt ist. Dürfen die Mittel zur
Bezahlung aus dem Gesellschaftsvermögen ohne Rücksicht darauf, ob dabei das ursprüngliche Grundkapital erhalten bleibt,
genommen werden, so ist diese allmähliche Abstoßung aller Aktien nichts anderes als eine allmähliche Herauszahlung des Grundkapitals,
und sie unterliegt, auch wenn sie schon bei Errichtung der Gesellschaft oder vor der betreffenden Aktienausgabe
kundgegeben wird, nach dem Gesetze vom den für eine Grundkapitalsminderung im Interesse der Gemeinschaftsgläubiger
geltender Vorschriften, wonach die Ausführung nicht vor Befriedigung oder Sicherstellung aller bisherigen Gläubiger
erfolgen
kann.
Von diesen Einschränkungen frei ist diejenige Amortisation, welche lediglich aus den periodischen
Reingewinnen der Gesellschaft erfolgt, und, da dies die am häufigsten vorkommende Art ist, so pflegt man unter der Amortisation Vorzugsweise
sie zu verstehen. Ihre Festsetzung erfolgt häufig bei Ausgabe neuer Aktien auf ein bereits bestehendes Aktienunternehmen, die
man in kürzerer Zeit aus den Gewinnen wieder abzustoßen hofft, und sie ist das notwendige Auskunftsmittel,
wenn, wie dies bei Eisenbahnen außerhalb Preußens
[* 42] nicht selten der Fall gewesen, nach den Bedingungen der staatlichen Konzession,
in deren Ausübung der Gegenstand des Unternehmens besteht, das Substanzvermögen bei Ablauf der bestimmten Konzessionsdauer
lastenfrei und ohne Entschädigung an einen Dritten fallen soll.
Sie ist eine periodische Minderung der Aktienzahl ohne gleichzeitige Minderung des Grundvermögens. Trotz der entsprechenden
Verminderung der Zahl der Aktien erfolgt daher der Ansatz des ursprünglichen Grundkapitals unter den Passiven in den fernern
Bilanzen unverkürzt, oder es werden, was auf dasselbe hinauskommt, die schon amortisierten Aktienbeträge immer noch
unter den Passiven aufgeführt. (S. Amortisationsconto.) Entsprechend der Festsetzung im Gesellschaftsvertrage
werden bestimmte Beträge des jährlichen Reingewinns für die Amortisation verwendet.
Die Zurückhaltung dieser Beträge, mit welcher in der Regel schon mehrere Jahre vor dem Beginn der Amortisation begonnen
wird, während denselben für den betreffenden Verwendungszweck auch noch andere Beträge, wie nicht
erhobene Zinsen und Dividenden, zugesellt zu werden pflegen, wird als Bildung des Amortisationsfonds bezeichnet. Der Heimzahlungspreis
für die Aktien kann mit oder ohne Gewinnzuschlag festgesetzt sein. Häufig ist auch der Gesellschaft das Recht vorbehalten,
die Amortisation durch Verwendung der dazu bestimmten Mittel für freihändigen Ankauf von Aktien zu Kursen unter
dem Nennbetrage vorzunehmen.
Damit nicht durch die Ausscheidung von Aktien die noch verbleibenden Aktien eine unberechtigte Bevorzugung erhalten, ist eine
Festsetzung häufig, nach welcher die Eigentümer der ausscheidenden Aktien an stelle dieser sog. Genußscheine erhalten,
die sie zum Weiterbezug von Gewinnen und zur Teilnahme am Liquidationserlöse bei aufgelöster Gesellschaft nach
entsprechenden ausgleichenden Vorausbezügen der nicht ausgeschiedenen Aktionäre berechtigen. Es sind dies Überreste der
frühern Aktienbeteiligung und auch beim Mangel eines übrigens häufig ausdrücklich noch zugesprochenen StimmrechtsAktionär-
und nicht Gläubigerrechte. Übrigens bedarf es für diese Amortisation aus den Reingewinnen nach dem Gesetz von 1884 der
statutarischen Festsetzung vor oder bei der Schaffung der Aktien, wenn der Aktionär daran gebunden sein
soll.
häufig nur eine andere Art der Bezeichnung für eine Abschreibung (s. d.) auf Abnutzung, die mittels
Einsetzung eines Passivpostens in die Bilanz erfolgt, bezeichnet im besondern einen Passivposten, der in die Bilanzen von Kapitalgesellschaften,
welche aus den Erträgen in fortlaufenden Perioden ihre Aktien oder ausgegebenen Obligationen zurückzahlen,
für die bereits in den Vorjahren zurückgezahlten Beträge eingesetzt werden muß. Andererseits würden die Beträge der
geleisteten Amortisationen in den folgenden Jahren
¶
mehr
als Gewinn unter die Gesellschaften zur Verteilung kommen, was dem finanziellen Zwecke der betreffenden Festsetzungen widerspricht.
der älteste unter den Propheten, von denen ein Buch überliefert ist, war ein Hirt zu Tekoa
südlich von Bethlehem. Ergriffen vom GeisteGottes begab er sich unter Jerobeam II. um 800 v. Chr. nach Bethel, um an diesem Hauptkultorte
den Untergang des Reichs Israel und des Hauses Jerobeams zu verkündigen. Im Buche Amos liegen die Reden des
Propheten, die zum Teil Visionen erzählen, zu einem planmäßigen Ganzen verarbeitet vor. Nur der 2. Teil, Kap. 7-9, enthält
Visionen, welche die Notwendigkeit des Unterganges Israels vor Augen führen. Der 1. Teil, Kap. 1-6, enthält nach einer Einleitung,
welche die Nachbarstaaten bedroht, drei Drohreden gegen Israel, das wegen des schwelgerischen Lebenswandels
der Großen, der heidn. Art des Volks, Jahwe zu dienen, wie wegen der schamlosen Rechtsbeugung zum Untergange reif sei.
oder Amasis (ägypt. Ah-mose, d. i. Mondgeborener), Name zweier ägypt. Könige.
I. (um 1550 v. Chr.) war der erste König der 18. Dynastie, und damit des NeuenReichs. Er beendete den
unter seinem Großvater Taa, einem thebanischen Fürsten, begonnenen Befreiungskampf der Ägypter gegen die Hyksos (s. d.),
indem er die letzte feindliche Festung Auaris (im östl. Delta)
[* 44] eroberte und bis ins südl.
Palästina
[* 45] vordrang. Im Innern stellte er Ordnung und Ruhe wieder her. Er und seine Mutter Ahhotep wurden
als heilig verehrt. Sein Leichnam ist 1878 in dem Versteck von Dêr el-bachri (s. d.) aufgefunden
worden und befindet sich jetzt im Museum von Giseh bei Kairo.
[* 46]
Amosis II. (569-526 v. Chr.) ist der aus Herodot bekannte griechenfreundliche König der 26. Dynastie. Er gehörte der königl.
Familie an, war also nicht, wie die griech. Tradition berichtet, von niederer Herkunft. Als er von Apries
(s. d.) zur Niederwerfung eines Militäraufstandes entsandt war, stellte er sich
selbst an die Spitze der Empörer und bemächtigte sich des Thrones. Er überwies den griech. Kaufleuten das Gebiet von Naukratis
(am westlichsten Nilarme) in der Nähe von Sais; zur Befestigung seiner Macht verlegte er die ion. und
karischen Söldner, die Kerntruppe des Heers, nach Memphis und begünstigte in jeder Weise die Verbindung mit den Hellenen. Er
führte Ägypten
[* 47] zu großem materiellen Wohlstand.
Von den Griechen wird er als einer der sechs großen ägypt. Gesetzgeber aufgeführt. Er ordnete
vornehmlich die Verhältnisse der Nomarchen und die ganze Staatshaushaltung Ägyptens. Als die Eleer sich
guten Rat wegen der Olympischen Spiele von ihm erbaten, soll er ihnen den gegeben haben, keine Eleer unter den Preisbewerbern
zuzulassen. Er war es auch, der dem Polykrates von Samos die Gastfreundschaft aufgekündigt haben soll, weil er ihn
dem Neide der Götter verfallen glaubte. Seine zuerst freundschaftliche Verbindung mit dein Perserkönig Kambyses endigte mit
dem feindlichen Einfalle des letztern in Ägypten 525 v. Chr., der ihn aber schon bei seiner Ankunft nicht mehr am Leben fand.
Sein Sohn Psammetich III. verlor nach sechsmonatiger Regierung das Reich an
die Perser.
In der kath. Kirche nennt man amovibel solche Geistliche, die nach Belieben
der Obern aus ihren Stellen entfernt werden können;
dies ist nur der Fall bei den sog. Succursalpfarrern (curés desservants)
im Gebiet des franz. Rechts und bei den im Dienst der Mission verwendeten Geistlichen.
Dies rechtliche
Verhältnis heißt Amovibilität.
Der Gegensatz dazu ist inamovibel, Inamovibilität.
oder Emoy, chines. Hja-mun, eine der 1843 dem Welthandel geöffneten Hafenstädte Chinas, in der ProvinzFu-kien,
auf der dem Festlande zugekehrten Seite eines 15 km langen und 11 km breiten Küsteneilandes, der Insel
Formosa gegenüber, vor der Mündung des Drachenflusses. Die enge und schmutzige Stadt hat ärmliche Häuser und nach Schätzungen 96000 E.,
ist aber der Wohnsitz vieler reicher Kaufleute und ein sehr wichtiger Handelsplatz. Der Hafen oder richtiger die Reede zwischen
der Insel und dem Festlande ist gegen Winde
[* 48] geschützt und gehört zu den geräumigsten, sichersten und schönsten der Erde.
Der Handel mit dem Auslande bringt Zucker,
[* 49] Thee, Eisenwaren, Goldschaum, Ziegel, Porzellan, Säcke, Bambus, Bohnen, Grastuch, Hanf,
Knoblauch, Lung-Ngan-Früchte, Papier, Töpferwaren, Pummelos, Branntwein, Tabak,
[* 50] Nudeln u.s.w. zur Ausfuhr. Der Wert der
Einfuhr mit der etwa ein Viertel betragenden Wiederausfuhr belief sich 1887 auf 6 177 242 Taels an ausländischen, 6 464 619 an
inländischen Waren; 1889 auf 6 203 298 und 6 501 964, 1891 auf 6 175 953 und 3 258 766 Taels.
Der Wert der Ausfuhr ausschließlich der Wiederausfuhr fremder Waren für 1887 auf 2 863 670, 1889 auf 2 514 037, 1891 auf 2 336 539 Taels.
Am wichtigsten sind Thee und Zucker; von ersterm wurden 176,03 Mill. (darunter 152 Mill. Wiederausfuhr), von letzterm 200 Mill.
Pikuls ausgeführt. Der Wert der Einfuhr von Opium betrug 1891 mehr als den dritten Teil der Gesamteinfuhr,
nämlich 2 117 022, der der eingeführten Baumwollgarne 1 146 617 Taels. Es liefen 1891 ein und aus 1686 Dampfer (unter brit.
Flagge 1318, amerikanischer 2, deutscher 96, dänischer 2, spanischer 36, schwedisch-norwegischer 4, chinesischer 178), 181 Segelschiffe,
darunter britische 115, deutsche 62. Die Auswanderung ist sehr stark. - Der Ort war schon im 8. Jahrh.
bekannt. 1544 erschienen Portugiesen, wurden aber wieder vertrieben. Im 17. Jahrh. ließen
sich Holländer nieder, denen Engländer und Portugiesen folgten. 1730 wurde jedoch der fremde Handel (bis auf den spanischen)
auf Kanton
[* 51] beschränkt. 1841 wurde von den Engländern eingenommen und infolge des Friedens von Nanking
dem fremden Handel aufs neue geöffnet. Ein Teil der Konsulate befindet sich auf dem gegenüberliegenden Eilande Kulang-su (unter
ihnen das deutsche). Von Missionen sind seit 1844 die Londoner, die englische presbyterische, die holländisch-reformierte
sowie eine römisch-katholische vertreten. Für die Amoymundart ist ein Wörterbuch von Douglas (Lond.
1873) erschienen.
Lucius, Verfasser eines «Liber memoralis», das, einem gewissen Macrinus gewidmet, in 50 Kapiteln eine Kompilation
astron., geogr. und geschichtlicher Notizen enthält. Früher hielt man diesen Macrinus für den röm. Kaiser der Jahre 217-218
n. Chr.; von andern wurde das Buch in das 4. oder 5. Jahrh. gesetzt, weil Sidonius Apollinaris einen Ampelius als
Schriftsteller erwähnt; doch scheint es nach neuern Untersuchungen unter AntoninusPius geschrieben zu sein. Herausgegeben
wurde es zuerst von Salmasius (hinter der Ausgabe des Florus, Leid. 1638); später von Tzschucke (Lpz. 1793), Beck (ebd. 1820,
mit Kommentar) und Wölfflin (hinter Halms Florus-Ausgabe, ebd. 1854).
Michx., wilder Wein, Jungfernwein, Zaunrebe, Pflanzengattung aus der Familie der Vitaceen (s. d.), dem Weinstock
(Vitis) sehr nahe verwandt und wohl auch mit letzterer Gattung vereinigt. Es sind kletternde Sträucher mit fingerförmigen
drei- bis fünfzähligen Blättern und vier- bis fünfzähligen Blüten. Am bekanntesten ist die als Wand-,
Lauben- und Zaunbekleidung sehr häufig kultivierte, aus Nordamerika stammende, bis 12 m hoch kletternde fünfblätterige
Zaunrebe (Ampelopsis quinquefolia R. et Sch.,
Ampelopsis hederacea Michx.). Ihre oberseits dunkelgrünen, unterseits blassern, glänzenden, im Herbste durch die leuchtend-dunkelrote
Färbung ausgezeichneten Blättchen sind kurzgestielt, eiförmig bis länglich, zugespitzt und grob-stachelspitzig
gesägt. Die Blüten sind grün, die kleinen Beeren dunkelblau. Die Vermehrung geht leicht durch Ableger oder Steckholz von statten.
Diese Art ist eine der beliebtesten Kletterpflanzen des Gartens, die überall und sehr schnell wächst.
Gewächse, die sich infolge des hängenden Wuchses ihrer Zweige zur Dekoration von Ampeln
(s. d.) eignen. Die Zahl der Ampelpflanzen ist eine große. Besonders
für Zimmerkultur geeignet sind: Crassulaspathulata Thbg.,
Campanula fragilis Cyrill., der Schlangenkaktus (Cereus flagelliformisL.,), kleinblätteriger Epheu, (ChlorophytumSternbergianum
Steud., Myrsiphyllum asparagoides W., Saxifraga
[* 54] sarmentosaL. (Judenbart), Sedum SieboldiiSw. und Tradescantia guyanensis Mig.
Zartere und nur für Gewächshäuser passende sind: Aeschyanthus pulcher DC.,
Boschianus splendidus Paxt.,
ramosissimus Wall. und tricolorHook., AchimenescupreataHook., FicusstipulataThunb., Torenia asiaticaL., Oplismenus imbecilisKth. fol. var.,
BegoniascandensSw. mit ihrer Abart Limminghii und Tradescantia zebrina Hort. Während des Sommers eignen sich zur Verwendung
im Freien an sonnigen Plätzen außer den bereits für Zimmerkultur empfohlenen Crassulaspathulatha Thbg.,
Cereus flagelliformisL.,SaxifragasarmentosaL. und Sedum SieboldiiSw. noch: Linaria CymbalariaL., Linnaria pallidaTen.,
Mesenbrianthemum cordifoliumL. und dessen gelbbunte Varietät, Mesenbrianthemum crystallinumL. und tricolor W., Alyssummaritimum
Lam.
ConvolvulusmauritanicusBois., Petunia hybrida grandiflora Hort. nebst vielen Abarten, Epheupelargonium
(Pelargonium peltatumAit.), Oxalis floribundaLehm., Russelia juncea Zucc.,
ThunbergiaalataHook., Tropaelum minusL., Solya heterophyllaLindl. und Lonycera brachypoda DC. fol. aureoreticulatis.
Für halbschattige Plätze eignen sich Fuchsienvarietäten
mit hängenden Zweigen, das Pfennigkraut (Lysimachia
[* 55] nummulariaL., s. Lysimachia nebst Textfigur), Campanula fragilis Cyrill., Myrsiphyllum asparagoides W., Fragaria indicaAndr. und Tradescantia guyanensis Mig; für ganz schattige Lagen kleinblätteriger Epheu; letzterer auch für zugige, staubige
Plätze, wo sonst sehr schwer andere Pflanzen gedeihen. Die zur Aufnahme von Ampelpflanzen bestimmten Ampeln sind entweder aus Thon, Gußeisen,
Draht
[* 56] oder Holz gefertigt.
Die Ampelpflanzen werden entweder mit dem Topf in die Ampel gestellt oder frei in die Ampel ausgepflanzt, was besonders
bei solchen aus Drahtgeflecht oder Holzstäben hergestellten Ampeln zu geschehen Pflegt. Die Ampeln aus Draht oder Holz werden
vor dem Bepflanzen mit grünem Moos ausgelegt. Bei Pflanzen, deren Zweige erst bei einer gewissen Länge einen hängenden Charakter
annehmen, biegt man gern die Zweige um die Ampel herum und unter dieselbe und befestigt sie dort.
(spr. angpähr),André Marie, Mathematiker und Naturforscher, geb. zu Lyon,
[* 57] lebte nach dem Tode seines Vaters (Jean Jacques Ampère), welcher 1793 guillotiniert wurde, zunächst seinen Studien, bekleidete dann
in Bourg eine Professur der Physik und seit 1805 eine solche der Mathematik an der Polytechnischen schule zu Paris,
[* 58] woselbst
er eine große Thätigkeit entwickelte, sowohl als Lehrer wie auch in der schriftstellerischen Laufbahn,
die er mit den «Considérations sur la théorie mathématique du jeu» (Lyon 1802) eröffnet hatte. Er wurde 1814 Mitglied
der Akademie der Wissenschaften, 1824 Professor der Experimentalphysik am Collège de France und starb in Marseille.
[* 59] Die Mathematik, Mechanik und Physik verdanken Ampère wichtige Untersuchungen; seine elektrodynamische
Theorie sichert ihm dauernden Ruhm. Seine Ansicht über die ursprüngliche Einheit der Elektricität und des Magnetismus,
[* 60] in der
er mit Örsted wesentlich übereinstimmte, hat er im «Recueil d'observations électro-dynamiques»
(Par. 1822),
im «Précis de la théorie des phénomènes electrodynamiques» (ebd. 1824)
und in der «Théorie des phénomènes électro-dynamiques (ebd. 1826) niedergelegt. Ferner schrieb er
»Essai sur la philosophie des sciences" (2 Bde., Par.
1834-43; 2. Aufl. 1857). -
Jean Jacques, Litterarhistoriker, Sohn des vorigen, geb. zu Lyon, wurde in Paris
erzogen und frühzeitig in der Abbaye-aux-Bois bei Mad. Récamier (s. d.) heimisch. Durch Reisen in Deutschland, Schweden,
[* 61] Italien
[* 62] erweiterte er seinen Gesichtskreis; 1827 brachte er in Weimar
[* 63] Goethe gleichsam die Huldigung des JungenFrankreich dar. Zurückgekehrt,
machte Ampère, an der Pariser Faculté des Lettres Fauriel vertretend, seine Landsleute mit der nordischen
Litteratur bekannt («Littéarture et voyages», Par.
1833) und erhielt 1833 am Collège de France den Lehrstuhl für franz. Litteratur. Aus diesen Vorlesungen ging sein bestes
Werk hervor, «Historie littéraire de la France avant le XIIe siècle» (3 Bde., 1840; später
getrennt in Hist. ect.
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dem sich anschloß «Historie de la littérature française au moyen âge, comparée
aux litératures étrangères» mit der Einleitung «Histoire de la formation
de la langue française» (1841; letztere in 3. Aufl. 1871). Ampère hat in der franz.
Litteraturgeschichte den klassizistischen Bann durchbrochen und eine geschichtliche Auffassung, die sich auf die Thatsachen
und deren Bedingtheit durch Ort, Zeit und Nationalität gründet, an die Stelle gesetzt. Er wurde 1847 Mitglied der Académie française
und wandte sich nun der röm. Geschichte zu. Theoretischer Republikaner, ohne sich je in Politik
zu mischen, und vertrauter Freund Tocquevilles, verließ Ampère nach Errichtung des Kaiserreichs das Vaterland
und lebte meist in Rom.
[* 65] Die lebendige und gelehrte, bisweilen durch Mangel an Kritik und grillenhaften Haß gegen den Imperialismus
merkwürdige röm. Geschichte («L'historie romaine
à Rome», 4 Tle., 1861-64; 4. Aufl. 1870; und «L'empire
romain à Rome», 2 Bde., 1867) ist sein bedeutendstes Werk aus
dieser Zeit. Außerdem sind zu nennen: «La Grèce, Rome et Dante» (1848; 9. Aufl. 1884) und «La science
et les lettres en Orient» (1865). Ampère starb in Pau.
[* 66] -
Regel, Regel zur Bestimmung der Ablenkungsrichtung einer von einem elektrischen Strom
beeinflußten Magnetnadel;
am besten so zu fassen: Denkt man sich mit dem elektrischen Strom schwimmend, das Gesicht
[* 69] der Nadel
zugewendet, so wird der Nordpol nach links abgelenkt.
Windungsampere oder Schraubenampère, die Einheit für das neben Masse und Form
des Kerns und den magnetischen Eigenschaften des zu diesem verwendeten Eisens die Stärke
[* 71] eines Elektromagneten bestimmende Produkt
aus der Zahl der den Kern umgebenden Windungen und der Stromstärke des diese durchfließenden Stroms.
1) Die im südl. Tirol
[* 72] gelegene oberste Thalstufe der Boïta, die sich bei Perarolo, 5 km südlich von
Pieve di Cadore, in die Piave ergießt. Das Thal
[* 73] bildet einen eigenen Gerichtsbezirk; die Mundart der Bewohner steht zwischen
dem Ladin des Enneberg und dem Italienischen in der Mitte; ihr Haupterwerbszweig ist Alpenwirtschaft und Holzhandel
nach Italien. Das eigentliche Ampezzothal erstreckt sich etwa 15 km in südl. Richtung von der PeutelsteinerKlamm bis zur ital.
Grenze.
Links und rechts von den kühnen Berggestalten der Dolomitalpen umschlossen, von N. und S. auf guten Fahrstraßen leicht
zugänglich, wird es von Jahr zu Jahr mehr von Reisenden besucht und ist gegenwärtig einer der beliebtesten
Ausgangspunkte für Bergfahrten in den Dolomiten Südtirols. Die treffliche Poststraße (Strada d'Allemagna), die das Thal
durchzieht, von Toblach bis Conegliano 112 km lang, zweigt unmittelbar bei
der StationToblach der Österr. Südbahn (1204 m)
südlich aus dem Pusterthale in das von der Rienz durchflossene Höhlensteinerthal ab, erreicht am dunkeln
kleinen Toblacher See (1233 m) Landro (Höhlenstein 1407 m). Von Landro aus, das jetzt sehr viel als
Sommerfrische benutzt wird, führt die Straße an dem hellgrünen Dürrensee vorüber, der mit dem Monte-Cristallo im Hintergrunde
eins der schönsten Bilder der Alpen
[* 74] gewährt.
Von hier aus erreicht die Straße über Schluderbach (1441 m, beliebte Sommerfrische und Ausgangspunkt für
die Hochtouren auf den Monte-Cristallo, Sorapitz und zu dem herrlichen Misurinasee, 1796 m) das Gemerk (1522 m), die Wasserscheide
zwischen der Rienz und der Boita, und tritt, an dem ehemaligen Hospiz Ospitale (1481 m) vorüber, bei der nnn abgetragenen
Feste Peutelstein (Poddestagno) in das eigentliche Ampezzo ein. Auf der ital. Seite führt
sie über Benas (883 m), Longarone (449 m) nach Belluno und Conegliano, wo sie an die Bahn von Triest
[* 75] nach Venedig
[* 76] anschließt.
In die benachbarten Thäler Enneberg (s. d.), Abteithal, Buchenstein (s. d.) und Auronzo führen mehrere leicht gangbare
Fuß- und Saumpfade. - 2) Bezirkshauptmannschaft in Tirol, hat 369,45 qkm und (1890) 6074 kath. E., 853 Häuser und 1244 Wohnparteien, 3 Gemeinden
mit 56 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke und Buchenstein. - 3) Ampezzo oder Cortina d'A., Hauptort des Thals und der Bezirkshauptmannschaft
in 1219 m Höhe in weitem Thale, von schönen Bergweiden und großartigen Gebirgen, Monte-Cristallo (3199
m), Sorapitz (3310 m), Antelao (3263 m), Monte-Pelmo (3168 m), Croda del Lago (2087 m, Nuvolau (2648 m), Tosana (3215 m), Seekofl
(2808 m), umgeben, links der von hier an flößbaren Boita, hat (1890) 619, als Gemeinde (mit den 37 andern
Ortschaften des Thalgrundes) 3032 E., Bezirksgericht, Kirche mit freistehendem Glockenturm (60 m) mit prachtvoller Rundsicht,
bedeutenden Holzhandel, Schule für Holzschnitzerei und Silberfiligranarbeiten, die hier geschickt ausgeführt werden. -
nach der griech. Heldensage Sohn des Oikles und der Hypermnestra, war von den Göttern mit Seherkraft begabt
und wird als Teilnehmer an der Kalydonischen Jagd und am Argonautenzuge genannt. Seine Hauptrolle spielt Amphiaraos aber
in dem sog. Zug
der sieben Helden gegen Theben. Amphiaraos wußte voraus, daß außer Adrastos alle Teilnehmer umkommen
würden, deshalb weigerte er sich anfangs mitzuziehen. Endlich aber von seiner bestochenen Gemahlin Eriphyle dazu bestimmt
oder, wie andere erzählen, nachdem sein Versteck von dieser verraten war, schloß er sich dem Zuge an. Nach der
Niederlage des Heers wurde den Periklymenos verfolgte, von der durch den Blitz des Zeus
[* 77] gespaltenen Erde samt Wagen und Wagenlenker
verschlungen. Amphiaraos hatte an dieser Stelle einen Tempel
[* 78] mit einem Traumorakel, das in großem Ansehen stand. Reste dieses Heiligtums
sind an dem jetzt Mavrodilissi genannten Platze, 6 km südöstlich von Oropos, aufgefunden worden.