mehr
neuerer Zeit Siebold, Gegenbaur, Leuckart, Filippi Moulinié, B. Carus, Vogt, Quatrefages u. a. Verdienste erworben, unter den ältern Forschern besonders Bojanus, Baer und Nitzsch.
t
neuerer Zeit Siebold, Gegenbaur, Leuckart, Filippi Moulinié, B. Carus, Vogt, Quatrefages u. a. Verdienste erworben, unter den ältern Forschern besonders Bojanus, Baer und Nitzsch.
(Emberizinae), eine aus gegen 60 Arten und 8 Gattungen bestehende Unterfamilie der Finken, Gruppe der Kegelschnäbler, zu den Singvögeln gehörig, lebt von Sämereien und Insekten, [* 2] baut ihr Nest in der Nähe des Erdbodens und legt 5–6 meist mit Haarzügen gezeichnete Eier. [* 3] Sie bewohnen die Alte Welt und Amerika [* 4] bis Paraguay; [* 5] fehlen aber in Westindien [* 6] und der austral. Region. Die Ammer unterscheidet sich von den übrigen Finken besonders durch die Form des Schnabels, welcher kurz, spitz, an der Wurzel [* 7] dick, nach vorn aber so zusammengedrückt ist, daß der Unterschnabel den Oberschnabel aufnimmt und über ihn mit seinen Rändern hinübergreift. Im Gaumen trägt der Oberschnabel einen knöchernen Höcker, welcher in eine entsprechende Aushöhlung des Unterschnabels paßt.
Die Hinterzehe trägt einen großen, zuweilen spornartig verlängerten Nagel. Man teilt die Ammer, nach ihren Gaumenhöckern und dem Nagel an der Hinterzehe, in Buschammern und Spornammern. Zu den Buschammern, mit stark gewölbtem Oberschnabel und kugeligem Höcker auf dessen Gaumenseite, gehören die bei uns häufige Goldammer (Emberiza citrinella L., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel IV, [* 1] Fig. 7, beim Artikel Singvögel), Kopf und Unterseite gelb, Rücken braungelb, schwarz gefleckt, die Bart- oder Zippammer (Emberiza cia L.), Zaunammer (Emberiza cirlus L.), Rohrammer (Emberiza schoeniclus L., Sperlingsammer), Grauammer (Emberiza miliaria L., großer Ortolan), Fettammer (Ortolan, Emberiza hortulana L.) u. s. w. Zu den Spornammern, mit langem, geradem Nagel an der Hinterzehe, zählen die den Norden [* 8] bewohnende Schneeammer (s. d., Plectrophanes nivalis L.) und die Lerchenammer (Plectrophanes lapponiva Bonap.). Da die Ammer schlechte Sänger sind, die sich in der Gefangenschaft schwer halten und die überdies ihr oft sehr schönes Farbenkleid hier bald verlieren, so sieht man sie selten als Käfigvögel. Der Ortolan wird besonders in der Provence und in Italien, [* 9] nachdem er in regelrechter Weise mit Reis und Hirse [* 10] gemästet ist, teils mariniert, teils getrüffelt und in Fett eingegossen massenhaft versendet. Die Insel Cypern [* 11] versendet jährlich 80–100000 Fäßchen zu 200–400 Stück.
(Amper), linker Nebenfluß der Isar in Oberbayern, entspringt unweit der Tiroler Grenze in 1108 m Höhe am Kreuzspitz des Ampergebirges. Im obern Laufe, innerhalb des durch Naturschönheiten ausgezeichneten Ammerthals, durchfließt die Ammer zuerst ostwärts bis in die Gegend von Ettal das Graswangthal (s. d.). Unweit Ettal wendet sie sich plötzlich nordwärts und durchbricht zwischen der spitzen Pyramide des Kofel und dem 1632 m hohen Laber (volkstümlich «Ettaler Mandl» genannt) den bis dahin ununterbrochenen Felsenkamm in einer kaum 20 m breiten Querspalte, bespült die Dörfer Ober- und Unterammergau und fließt zwischen Vorbergen in einem 5 km breiten und 15 km langen, wiesenreichen Thale, bis sie das Gebirge verläßt.
Anfangs nimmt sie eine nordwestl. Richtung, wendet sich dann plötzlich am Südfuße des Hohen Peißenbergs gegen O. und dann nordwärts über Weilheim, wo sie in die Ebene tritt und durch moosige Niederung in den Ammersee (s. d.) fließt. Nach ihrem Austritt aus demselben als Amper wird sie schiffbar, wendet sich gegen NO. über Brück und Dachau durch ein flaches, von Sumpfstrecken begleitetes Thal, [* 12] zuletzt fast ostwärts durch eine weite, fruchtbare und anmutige Niederung, und mündet unweit Moosburg unterhalb Freising [* 13] in die Isar.
Sie hat ein durchschnittliches Gefälle voll 4,2 m auf 1 km Länge. Auf ihrem 170 km langen Laufe empfängt sie rechts die Ach oder Acha aus dem Staffelsee und die Würm aus dem Wurm- oder Starnberger See und dem Dachauer Moos; links die Windach beim Austritt aus dem Ammersee, die Maisach und die Glon. Auf der Ammer wird aus dem Gebirge viel Holz [* 14] in den Ammersee und nach Dachau geflößt. Die betriebsamen Bewohner des obern Flußthals verfertigen Spielsachen, Crucifixe, Heiligenbilder u. dgl. aus Holz, Glas [* 15] und Elfenbein, die weithin versendet werden. Besonders blüht dieser Industriezweig in den beiden im sog. Ammergau gelegenen Dörfern Ober- und Unterammergau (s. Oberammergau).
Schlagpütze, auch Admiral genannt, eine aus Segeltuch gefertigte Pütze (Eimer), die mit einem Tau versehen ist, um von außenbords (s. Bord) Seewasser «aufzuschlagen» (zu schöpfen) zum Deckwaschen u. s. w.
in Oberbayern, s. Oberammergau.
in Oldenburg, [* 16] s. Ammerland. ^[= Landstrich im westl. Teile des Großherzogtums Oldenburg längs der Grenze des preuß. Reg.-Bez. ...]
Landstrich im westl. Teile des Großherzogtums Oldenburg längs der Grenze des preuß. Reg.-Bez. Aurich, [* 18] im NW. der Stadt Oldenburg, mit den Kirchspielen Apen, Blexhusen, Westerstede, Edewecht, einem Teil von Rastede u. s. w. Der Boden ist teils sandig, teils moorig, teils sehr fruchtbares Ackerland und trägt Holz, Flachs, Hopfen [* 19] und Getreide. [* 20] Das jetzige Ammerland ist nur ein Teil des uralten, an der fries. Grenze gelegenen Ammergaues oder Ambergaues (Pagus Ammeri) des Herzogtums Sachsen, [* 21] der südlich vom Jadebusen an der Hunte hinauf bis Wardenburg und westwärts bis zur Vehne hinüberreichte, die Orte Rastede, Wiefelstede, Meyenhausen, Westerstede, Apen und Oldenburg enthielt und mit dem südlich angrenzenden, zu beiden Seiten der Hunte gelegenen Lerigau (Laringia) das alte Stamm- und Hauptland der Grafen von Oldenburg bildete. In alten Zeiten galt hier ein eigenes Recht, das Ammerrecht, das teilweise, besonders in Erbschaftssachen, bis in die neuere Zeit Anwendung fand. –
soviel wie Amarellen, s. Kirsche.
s. Ammerland. ^[= Landstrich im westl. Teile des Großherzogtums Oldenburg längs der Grenze des preuß. Reg.-Bez. ...]
Stadt im Kanton [* 22] Kaysersberg, Kreis [* 23] Rappoltsweiler des Bezirks Oberelsaß, an der Linie Colmar-Schnierlach der Kaysersberger Thalbahn, hat (1890) 1756 meist kath. E., Postagentur, Telegraph, [* 24] Reste der mittelalterlichen Befestigung, Spitalkirche St. Martin, eine spätgot.
Basilika, [* 25] got. Rathaus und Kaufhaus, schöne alte Bürgerhäuser und Weinbau (413 ha Weinberge).
In der Nähe Wallfahrtsort Drei Ähren.
See im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, in 534 m Höhe, ist 16 km lang, 2–6 km breit, 78 m tief und mißt 46,54 qkm Fläche.
Sein westl. Ufer ist flach, an seinem südöstl.
Gestade liegt der Klosterberg Andechs (s. d.);
Zuflüsse außer der Ammer (s. d.) im O. die Wasser des Wörth- und des Pilsen- oder Seefelder Sees. –
Vgl. Wenng, Führer an den Starnberger und Ammersee (Münch. 1890). ¶
soviel wie Amperemeter. ^[= jedes Galvanometer (s. d.), z. B. eine Tangentenbussole (s. d.), welches die Ablesung der Stromstär ...]
L., Ammei, Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen [* 27] (s. d.) mit nur wenigen Arten in Südeuropa, besonders den Mittelmeerländern, und auf den Canarischen Inseln; reich verzweigte zweijährige oder ausdauernde hohe Kräuter mit dreifach gefiederten Blättern und reichblütigen Dolden. In Deutschland [* 28] findet sich nur Ammi majus L. mit fremden Samen [* 29] aus Südeuropa eingeschleppt, auf Äckern, namentlich Luzernefeldern. Die Früchte waren früher als Fructus Ammeos vulgaris s. majoris offizinell, ebenso die des südeuropäischen Ammi visnaga L., dessen holzig erhärtende Doldenstrahlen als Zahnstocher benutzt werden.
Marcellinus, röm. Geschichtschreiber, geb. um 330 n. Chr. zu Antiochia, trat früh in das röm. Heer, machte unter seinem Lieblingshelden, Kaiser Julian, mehrere Feldzüge im Orient und Occident mit und lebte seit 371 wieder in Antiochia, zuletzt in Rom [* 30] den Wissenschaften, bis 400. Er schrieb um 390 in Rom die Geschichte des röm. Staates von 96 bis 378 n. Chr. in 31 Büchern, eine Fortsetzung des Tacitus; die 13 ersten Bücher, die Geschichte der Jahre 96 - 352, sind verloren.
Wegen der Wahrheitsliebe des Verfassers, der den geschilderten Ereignissen vielfach nahe gestanden hat, wegen der genauen Beschreibungen der Länder und der Begebenheiten, besonders auch wegen der Bemerkungen über Deutschland, ist das Werk sehr schätzbar. Die Sprache [* 31] ist, dem Zeitgeschmack entsprechend, überladen, geziert, oft schwer verständlich. steht auf dem Boden des alten Götterglaubens, aber in der toleranten Weise der Gebildeten seiner Zeit, und ist dabei auch gegen das Christentum billig. Die beste ältere, mit den Kommentaren der frühern Ausleger, besonders Gronovs, versehene Ausgabe ist von Wagner und Erfurdt (3 Bde., Lpz. 1808); eine neue kritische Ausgabe gab nach Eyssenhardt (Berl. 1871) Gardthausen herans (2 Bde., Lpz. 1874-75), eine deutsche Übersetzung lieferten Troß und Büchele (8 Bde., Stuttg. 1827-54).
R. Br., Sandimmortelle, Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen [* 32] (s. d.) mit nur zwei Arten in Australien; [* 33] ausdauernde, weißgraufilzig-behaarte Kräuter mit verzweigten, oberwärts fast schaftartigen Stengeln und abwechselnden, einfachen Blättern. Die mittelgroßen Blütenköpfchen besitzen einen halbkugeligen, aus zahlreichen außen allmählich kleiner werdenden Blättchen gebildeten Hüllkelch und auf dem gewölbten, mit Spreublättchen besetzten Blütenboden viele kleine, gelbe, zwitterige Blüten.
Von den beiden austral. Arten wird Ammobium alatum R. Br. (geflügelte Sandimmortelle) häufig als Gartenzierpflanze gezogen. Ihr etwa 50 cm hoher Stengel [* 34] ist stark geflügelt, und die im trocknen Zustande rauschenden Hüllkelchblätter der etwa 1 cm im Durchmesser haltenden, den Immortellen ähnlichen Blütenköpfchen sind perlmutterweiß. Die Pflanze nimmt mit trocknem Boden fürlieb. Die vor der völligen Entwicklung abgeschnittenen und im Schatten [* 35] getrockneten Blütenköpfchen halten sich lange Zeit und werden daher unverändert, oder auch wohl rot oder violett gefärbt, wie die Immortellen zu Kränzen und Dauerbouquets verwendet, weshalb die Pflanze hier und da im großen und ackerweise gebaut wird. Die Ende März oder im April in das Mistbeet ausgesäten und später pikierten Pflänzchen werden im Mai dauernd ins Freie versetzt, sind in den europ. Gärteil meist aber nur einjährig.
[* 36] Oase, s. Ammonium. ^[= eine Verbindung von 1 Atom Stickstoff mit 4 Atomen Wasserstoff NH4, die bislang im freien Zustande ...]
richtiger Amon oder Amun, der ägypt. Name der Ortsgottheit von Theben. Ursprünglich ein Gott der Fruchtbarkeit und Zeugung, wurde er später als Lichtgott aufgefaßt und dem Sonnengotte Re gleichgestellt (daher der Doppelname Amon-Re). Seine Gattin ist die Göttin Mut, beider Sohn der Mondgott Chons. Das heilige Tier des Ammon ist der Widder, und so wird er nicht selten als Widder mit nach unten gebogenen Hörnern, oder wenigstens widderköpfig (besonders in Äthiopien) abgebildet. Gewöhnlich (s. die [* 26] Figur) stellt man ihn jedoch, namentlich in Theben, in Menschengestalt mit blauer Hautfarbe dar, auf dem Kopfe einen mit zwei hohen Federn verzierten Helm tragend; in der einen Hand [* 37] hält er ein Götterscepter, in der andern das sog. Henkelkreuz, das Symbol des Lebens. - Als im Mittlern Reiche (um 2200 v. Chr.) Theben zu immer größerer Bedeutung gelangte und im Neuen Reiche zur ersten Hauptstadt erhoben wurde, wuchs auch das Ansehen des thebanischen Gottes Ammon mehr und mehr. Zu seinen Ehren wurde der gewaltige Tempel [* 38] von Karnak auf das glänzendste ausgebaut, und allmählich gelangte die Priesterschaft A.s zu solcher Macht, daß sie sich auch der weltlichen Herrschaft bemächtigte und die schwachen Könige der 20. Dynastie vom Throne stieß (um 1050 v. Chr.). Als aber bald darauf unter den tanitischen und saïtischen Regenten der polit. Schwerpunkt [* 39] des Reichs nach Norden verlegt wurde, sank die Macht Thebens und die seines Gottes schnell. Nur in Äthiopien und in den Oasen der Libyschen Wüste (s. Ammonium) hat sich die bevorzugte Stellung des Ammon bis in die griech. und röm. Zeit erhalten.
[* 26] ^[Abb.]
Christoph Friedr. von, prot. Theolog, geb. zu Bayreuth, [* 40] studierte in Erlangen, [* 41] ward dort 1789 außerord. Professor in der philos., 1790 in der theol. Fakultät, 1792 ord. Professor und Universitätsprediger, folgte 1794 einem Rufe nach Göttingen, [* 42] kehrte aber 1804 nach Erlangen zurück, von wo er 1813 als Oberhofprediger und Oberkonsistorialrat nach Dresden [* 43] berufen wurde. Seit 1831 auch Mitglied des Kultusministeriums, später Geh. Kirchenrat und Vicepräsident des Landeskonsistoriums, legte er 1849 seine Ämter nieder und starb Als Kanzelredner viel bewundert, übte Ammon durch seine hohe kirchenregimentliche Stellung sowie durch zahlreiche Schriften und das von ihm herausgegebene «Kritische Journal der neuesten theol. Litteratur» einen weitgehenden Einfluß aus. Ursprünglich von Kant ausgehend, vertritt er in seinem «Entwurf einer rein biblischen Theologie» (3 Bde., Erl. 1792; 2. Aufl., ¶
4 Bde., 1801-2) den histor.-kritischen Nationalismus. In Dresden wandte er sich mehr und mehr der kirchlichen Orthodoxie zu und zeigte sich in der Broschüre «Bittere Arznei für die Glaubensschwäche der Zeit» (Hannov. 1818) als Verteidiger der Harmsschen Thesen (s. Harms, Klaus),
kehrte jedoch mit der «Fortbildung des Christentums zur Weltreligion» (Lpz. 1833-35; 2. Aufl., 4 Bde., 1836-40) wieder zum frühern Rationalismus zurück. Dieses Schwanken seines theol. Standpunktes läßt sich in den verschiedenen Auflagen seines dogmatischen Kompendiums «Summa theologiae christianae» (Erlang. 1808; 4. Aufl., Lpz. 1830),
sowie der «Sittenlehre» (1798; neu bearbeitet, 3 Bde., Lpz. 1823; 2. Aufl. 1838) verfolgen. -
Vgl. Chr. F. von Ammon, nach Leben, Ansichten und Wirken (Lpz. 1850).
Friedr. Aug. von, Arzt, besonders Augenarzt, Sohn des vorigen, geb. in Göttingen, studierte in Leipzig [* 45] und Göttingen, ließ sich 1823 als Arzt in Dresden nieder, erhielt 1829 daselbst eine Professur an der chirurg.-mediz. Akademie und die Direktion der Poliklinik, gründete eine Privatheilanstalt für Augenkranke und an chirurg. Krankheiten Leidende, ward 1837 Leibarzt des Königs Friedrich August II. von Sachsen und starb A.s Hauptwerk ist: «Klinische Darstellungen der Krankheiten und Bildungsfehler des menschlichen Auges» (4 Tle., Berl. 1838-47);
schon vorher waren von ihm erschienen: «De genesi et usu maculae lutae in retina oculi humani obviae» (Weim. 1830) und «De physiologia tenotomiae» (Dresd. 1837).
Von seinen übrigen auf die Augenheilkunde bezüglichen Schriften sind hervorzuheben: «De iritide» (deutsch Berl. 1843) und die «Illustrierte pathol. Anatomie der menschlichen Cornea, Sclera, Chorioidea und des optischen Nerven» [* 46] (hg. von Warnatz, Lpz. 1862). Um die Chirurgie machte sich Ammon unter anderm durch «Die angeborenen chirurg. Krankheiten des Menschen» (Berl. 1839-42) und im Verein mit Mor. Baumgarten durch «Die plastische Chirurgie» (ebd. 1842) verdient. Populäre Schriften A.s sind: «Die ersten Mutterpflichten und die erste Kindespflege» (34. Aufl. von Winckel, Lpz. 1894) und die «Brunnendiätetik» (7. Aufl., bearbeitet von Reimer, ebd. 1880). Auch gab Ammon eine «Zeitschrift für Ophthalmologie» (5 Bde., Dresd. und Heidelb. 1830-36) und eine «Monatsschrift für Medizin, Augenheilkunde und Chirurgie» (3 Bde., Lpz. 1838-40) heraus.
s. Aminoniak (Drogue). ^[= (frz.), Drogen, Droguerie- oder Apothekerwaren, diejenigen Waren, die ihre Anwendung in der ...]
farbloses Gas von äußerst scharfem, stechendem, die Augen zum Thränen reizendem Geruch, das im Molekül 1 Atom Stickstoff und 3 Atome Wasserstoff enthält und demnach der Formel NH3 entspricht. Es wurde von Priestley entdeckt und als alkalische Luft bezeichnet. Man erhält es in reinem Zustande, indem man fein gepulverten Salmiak mit gepulvertem Ätzkalk oder besser mit gelöschtem Kalk mischt und gelinde erwärmt; das dabei entweichende Gas ist über Quecksilber zu sammeln.
Unter einem Druck von 6,5 Atmosphären wird das Gas bei einer Temperatur von 10° C. zur Flüssigkeit verdichtet, die bei -33,7° C. siedet; bei Temperaturen, die unter dem Siedepunkt des flüssigen Ammoniak liegen, genügt der eigene Druck des Gases, um es zu verflüssigen. So bildet es eine farblose, sehr bewegliche, stark lichtbrechende Flüssigkeit von 0,650 spec. Gewicht bei -10° C.; bei den niedrigsten zu erzeugenden Kältegraden, in einem Gemisch von fester Kohlensäure und Äther, erstarrt das flüssige Ammoniak zu einer krystallinischen, bei -75° C. schmelzenden Masse.
Das gasförmige Ammoniak zerfällt, wenn man es durch eine glühende Röhre leitet, unter Verdoppelung des Volumens in seine Bestandteile, d. h. ½ Volumen Stickstoff und 1 ½ Volumen Wasserstoff. Von Wasser wird es unter starker Wärmeentwicklung sehr reichlich absorbiert;
1 Volumen Wasser nimmt dabei, wenn dasselbe durch Eiskühlung auf O° erhalten wird, nach Bunsen 1050 Volumen Gas auf, bei 20° dagegen nur 654 Volumen;
durch Temperaturerhöhung wird demnach das Gas teilweise wieder aus der Lösung ausgetrieben;
sehr konzentrierte wässerige Lösungen von Ammoniak können daher unter sehr gelindem Erwärmen zur Gewinnung des Gases verwandt werden.
Die wässerige Lösung reagiert stark alkalisch; das gasförmige Ammoniak färbt gerötetes Lackmuspapier blau, wenn dieses angefeuchtet wird; befeuchtetes gelbes Curcumapapier wird gebräunt. An der Luft läßt sich das Gas zwar entzünden, brennt aber nicht von selbst weiter, in reinem Sauerstoff dagegen brennt das entzündete Gas auch ohne äußere Wärmezufuhr fort. Die Verbrennungsprodukte sind Wasser und Stickstoff neben etwas Stickstoffdioxyd und salpetriger Säure.
Beim Erhitzen mit Metalloxyden verhält sich Ammoniak ähnlich wie Wasserstoff, es reduziert meist die Oxyde zu Metall unter Abspaltung von Stickstoff, manche Metalle verbinden sich mit dem frei werdenden Stickstoff. Wässeriges Ammoniak wird durch Chlor und Brom zersetzt, indem Stickstoff frei wird und Ammoniumsalze entstehen; letztere können bei Überschuß von Chlor Veranlassung zur Bildung von stark explodierenden Verbindungen werden (s. Chlorstickstoff). Auch das Jod liefert eine solche, wenn es mit freiem in Berührung kommt (s. Jodstickstoff). Über glühende Kohle geleitet, verwandelt sich das in Cyanverbindungen.
Ammoniak bildet sich in geringen Mengen, wenn man durch ein Gemisch von Stickstoff und Wasserstoff, das unter gewöhnlichen Umständen keine direkte Verbindung eingeht, anhaltend funkenlose, elektrische Entladungen stattfinden läßt. Es entsteht ferner, wenn Wasserstoff im Entstehungszustande auf salpetersaure Salze oder Salpetersäure oder Stickoxyd und sonstige höhere Oxydationsstufen des Stickstoffs wirkt;
beim Glühen der meisten stickstoffhaltigen organischen Verbindungen mit Alkalihydrat, Natronkalk;
bei der Fäulnis und trocknen Destillation [* 47] stickstoffhaltiger organischer Verbindungen;
bei der Erhitzung von Cyanverbindungen in Wasserdampf.
Sehr geringe Mengen von Ammoniak finden sich in Form von kohlensaurem und salpetersaurem Ammoniumsalz in der atmosphärischen Luft; diese werden von jedem wässerigen Niederschlag (Regen, Tau u. s. w.) aufgenommen und gelangen damit auf die Oberfläche der Erde, wo das in den Boden eingedrungene Ammoniak als wichtiges Ernährungsmaterial aller pflanzlichen Organismen dient. - Ammoniak verbindet sich direkt mit allen Säuren unter Bildung von Ammoniumsalzen (s. Ammonium).
cyansaures, s. Cyansaures Ammonium. ^[= CN.O.H4, entsteht durch direkte Verbindung von Cyansäuredampf mit trocknem gase. Es ...]
wässeriges, Salmiakgeist, Ätzammoniakflüssigkeit, Liquor Ammonii caustici, Lösung von Ammoniakgas in Wasser, am einfachsten erhalten, indem man in einem eisernen Kessel frisch gebrannten Kalk (3 Teile) mit Wasser (8) zu Kalkmilch löscht und Salmiak (3) in großen Stücken hinzufügt. Der Kessel wird mit einem Deckel ¶
verschlossen, von dem ein Helm die entwickelten Dämpfe und Gase [* 49] in ein Kühlrohr leitet; letzteres ist unten luftdicht mit einer geräumigen Vorlage und diese durch ein eingefügtes dicht schließendes, zweimal gebogenes Glasrohr mit einer zur Hälfte mit Wasser gefüllten, kalt zu haltenden Flasche [* 50] verbunden. Wird die im Kessel enthaltene Mischung gelinde erwärmt, so entweicht anfangs fast nur Ammoniakgas, welches sich in dem Wasser der Vorlegeflasche löst, bei stärkerm Erwärmen entweichen mit dem Ammoniak zugleich Wasserdämpfe, diese werden im Kühlrohr verdichtet, sättigen sich dabei teilweise mit und werden in der Vorlage gesammelt, während das nicht kondensierte Ammoniak nach wie vor in die mit kalt gehaltenem Wasser gefüllte Flasche entweicht und hier gebunden wird. Da das Destillat in der Vorlage leicht durch beim Kochen der Flüssigkeit übergerissene Teile verunreinigt wird, so benutzt man dieses für technische Zwecke, während das mit dem Gase gesättigte Wasser überall verwendet wird, wo man eines chemisch reinen Präparats bedarf, z. B. für den pharmaceut.
Bedarf, als Reagens u. s. w. Der gewöhnliche Salmiakgeist des Handels und der Liquor Ammonii caustici der Pharmakopöe enthält 10 Gewichtprozent und hat 0,960 spec. Gewicht; außerdem findet sich noch Salmiakgeist von 0,920 spec. Gewicht oder 21,5 Proz. und endlich solcher von 0,880 oder 36 Proz. im Handel, letzterer ist nur bei guter, durch Umgeben mit Eis [* 51] zu bewirkender Kühlung der Absorptionsflasche und anhaltendem Einleiten des Ammoniakgases zu erhalten.
(Drogue), auch persisches Ammoniakgummi, ein Gummiharz, der eingetrocknete Milchsaft von Dorema ammoniacum Don., einer namentlich in den Sandwüsten Persiens wachsenden Umbellifere; der Ausfluß [* 52] des Milchsaftes wird teils durch Insektenstiche, teils durch absichtlich herbeigeführte Verletzungen der Pflanze befördert. Im Droguenhandel unterscheidet man zwei Sorten:
1) in Thränen oder Körnern, Ammoniacum in lacrymis, s. in granis, s. electum, rundliche, erbsen- bis walnußgroße Körner, entweder einer bräunlichen Masse eingesprengt, oder zu einer Masse unregelmäßig zusammengeklebt, außen gelb oder gelbbraun, auf dem Bruche schwach muschelig, bläulichweiß und fettglänzend, in dünnen Splittern durchscheinend, in der Kälte etwas hart, beim Erwärmen erweichend, erzeugt beim Kauen Kratzen im Schlunde, von bitterm Geschmack, eigentümlichem Geruch;, mit Wasser zerrieben bildet es eine Emulsion, nur teilweise in Alkohol löslich (Charakteristik der Deutschen Pharmakopöe). Nur diese Sorte ist für den pharmaceut. Gebrauch zulässig; sie ist auch noch in die 3. Ausgabe der Deutschen Pharmakopöe (von 1890) aufgenommen und wird gegen Verschleimungen sowie als krampfstillendes Mittel verwendet.
2) in Kuchen, Ammoniacum in massis, s. in placentis, bestellt aus weichern, dunklern Massen, in denen Körner eingebettet sind, welche mehr oder weniger mit Sand, Erde, Pflanzenteilen verunreinigt sind. Für den pharmaceut. Gebrauch ist das Körnerammoniak von beigemengten fremden Bestandteilen durch Pulvern und Sieben zu befreien und, in Papierbeutel eingeschlossen, über Wasser absorbierenden Substanzen aufzubewahren, um es vor dem Zusammenkleben zu schützen. Es enthält etwa 70 Proz. in Alkohol lösliches Harz, 24 Proz. teils in Wasser lösliches, teils quellendes Gummi, 1,2 Proz. ätherisches Öl, dem es seinen Geruch verdankt, und Wasser.
Das Harz kann durch Extraktion mit Alkohol gewonnen werden; nachdem man den Alkohol hat verdunsten lassen, bleibt es als gelbliche durchsichtige Substanz zurück, die bei 54° schmilzt, sich bei 100° braun färbt, bei höherer Temperatur sich zersetzt, bei der trocknen Destillation ein dünnflüssiges gelbes Öl und Brenzkatechin (s. d.), aber kein Umbelliferon (s. d.) liefert, welches bei den Gummiharzen der sonstigen Umbelliferen regelmäßig auftritt. Das A.wird auch bei Bereitung eines Porzellankitts verwendet (s. Kitt).
Von dem persischen Ammoniak verschieden ist das afrikanische, welches wahrscheinlich identisch mit dem bereits von Plinius und andern Schriftstellern des Altertums erwähnten Ammoniacum ist. Es stammt von Ferula Tingitana, einer in Nordafrika wachsenden Umbellifere. Es ist hellbraun, weich, aus zusammengeflossenen Körnern bestehend, von schwächerm Geruch und Geschmack als das persische und findet sich selten im Droguenhandel.
s. Alaun. ^[= # (lat. Alumen), im gewöhnlichen Leben die Bezeichnung für Aluminium-Alaun (s. Alaune). Die ...] [* 53]
Amine, Aminbasen, sind chem. Verbindungen, die sich vom Ammoniak dadurch ableiten, daß ein oder mehrere Atome Wasserstoff durch organische Radikale, gewöhnlich Alkoholradikale, vertreten werden. Je nach der Zahl der substituierten Wasserstoffatome unterscheidet man:
1) Primäre Ammoniakbasen oder Amidobasen, in denen ein Atom Wasserstoff des Ammoniaks durch ein Radikal vertreten wird, z. B. Methylamin, NH2CH3, Äthylamin, NH2C2H5, Phenylamin oder Anilin, NH2C6H5, u. s. w.
2) Sekundäre Ammoniakbasen oder Imidbasen, in denen zwei Atome Wasserstoff des Ammoniaks durch Alkoholradikale vertreten sind, z. B. Dimethylamin, NH(CH3)2, Methyläthylamin, NHCH3C2H5, Äthylphenylamin oder Äthylanilin, NHC2H5C6H5; in diesen können auch zwei Wasserstoffatome durch ein zweiwertiges Radikal vertreten werden, so z. B. im Coniin, NHC8H14.
3) Tertiäre Ammoniakbasen oder Nitrilbasen; sie entstehen, indem alle drei Wasserstoffatome durch drei einwertige, oder durch ein zweiwertigem und ein einwertiges, oder durch ein dreiwertiges Radikal vertreten werden, so z. B. das Trimethylamin, N(CH3)3, Methyläthylphenylamin, NCH3C2H5C6H5, oder Methylconiin, NCH3C8H14, oder das Pyridin NC5H5. Die wichtigste Bildungsweise der Ammoniakbasen mit einwertigen Radikalen ist die Einwirkung von Alkyljodiden und -Bromiden auf alkoholisches Ammoniak, eine von Ammoniakbasen W. Hofmann entdeckte Reaktion. Die Jodide, z. B. Äthyljodid, vereinigen sich zunächst mit dem Ammoniak:
C2H5J + NH3 = N(C2H5)H3J,
und es entsteht das jodwasserstoffsaure Salz [* 54] des Äthylamins, welches durch Kalilauge freies Äthylamin liefert:
N(C2H5)H3J + KOH = N(C2H5)H2 + KJ + H2O.
Daneben entstehen aber gleichzeitig die jodwasserstoffsauren Salze der sekundären und tertiären Ammoniakbasen:.
2 C2H5J + NH3 = N(C2H5)2H2J + HJ
3 C2H5J + NH3 = N(C2H5)2HJ + 2 HJ,
welche gleichfalls durch Kalilauge zerlegt werden.
Die tertiären Ammoniakbasen sind im stande, noch ein Molekül von einem Alkyljodid zu binden, indem dabei Tetraalkylammoniumsalze, z. B., N(C2H5)4J, die Salze der sog. Ammoniumbasen (s. d.) sich bilden.
Die Ammoniakbasen verhalten sich dem Ammoniak ganz ähnlich. Die niedrigern, wie Methylamin, sind in Wasser sehr leicht lösliche Gase von ammoniakalischem Geruch, die sich vom Ammoniak durch ihre ¶
Brennbarkeit unterscheiden. Die höhern sind Flüssigkeiten. Sehr charakteristisch ist das Verhalten der Ammoniakbasen gegen salpetrige Säure. Die primären Amine werden durch dieselbe unter Stickstoffentwicklung und Wasseraustritt in die entsprechenden Alkohole übergeführt, indem die Amidogruppe NH2 durch die Hydroxylgruppe OH ersetzt wird:
+ HNO2 = C2H5.OH + N2 + H2O
Die sekundären A. werden durch salpetrige Säure in Nitrosamine verwandelt;
so giebt Dimethylamin das ölige, stechend riechende Nitrosodimethylamin:
(CH3)2NH + HNO2 = (CH3)2N.NO + H2O
Die tertiären A. werden von salpetriger Säure nicht verändert. Es können diese Reaktionen auch zur Trennung der A. benutzt werden.
s. Eisensulfate. ^[= die schwefelsauren Salze des Eisens. a. Schwefelsaures Eisenoxydul, FeSO4, Eisenoxydulsulfat, ...]
s. Ammoniak ^[= # farbloses Gas von äußerst scharfem, stechendem, die Augen zum Thränen reizendem Geruch, das ...] (Drogue).
soviel wie Salmiakgeist, s. Ammoniak, ^[= # farbloses Gas von äußerst scharfem, stechendem, die Augen zum Thränen reizendem Geruch, das ...] wässeriges.
s. Dorema.
ein von Norbin und Ohlsson in Stockholm [* 56] 1867 erfundenes Sprengpulver, das vor dem Nitroglycerin und dem Dynamit den Vorzug der Gefahrlosigkeit und Wohlfeilheit haben soll. Es besteht aus Nitroglycerin mit Kohle (10-20 Proz.) und Ammoniumnitrat (90-80 Proz.).
gleichbedeutend mit Ammoniumsalze, s. Ammonium. ^[= eine Verbindung von 1 Atom Stickstoff mit 4 Atomen Wasserstoff NH4, die bislang im freien Zustande ...]
allgemein verbreiteter Handelsname für die nach dem sog. Ammoniakverfahren (nach Solvey) bereitete Soda (s. d.).
ein Sodagewinnungsverfahren, s. Soda. ^[= kohlensaures Natrium (s. Natriumcarbonate), wurde ursprünglich aus den in Ägypten, Centralamerika, ...]
wird durch Mischung eines hochgradigen Superphosphats (s. d.) mit schwefelsaurem Ammonium hergestellt.
Die Mischung muß eine recht innige sein, wenn es rasch wirken soll.
Das Ammoniaksuperphosphat wird als Ersatz des Peruguanos (s. Guano) angewendet, da man die beiden Düngstoffe, von denen der eine den Stickstoffgehalt, der andere den Phosphorsäuregehalt der Mischung bedingt, in jeder beliebigen Menge miteinander vermischen kann.
Das Ammoniaksuperphosphat wird gern bei Sommergetreide und besonders auch bei Zuckerrüben angewendet.
s. Ammonium. ^[= eine Verbindung von 1 Atom Stickstoff mit 4 Atomen Wasserstoff NH4, die bislang im freien Zustande ...]
s. Gaswasser, ^[= Nebenprodukt der Leuchtgasfabrikation. Es wird im Kondensator und Skrubber ...] Ammonium.
(grch.), die Vergiftung des Blutes durch kohlensaures Ammoniak, infolge der unterdrückten Harnabsonderung, äußert sich in heftigen Konvulsionen, Erbrechen, Durchfall, starkem Ammoniakgeruch der ausgeatmeten Luft und führt meist zu raschem Verfall und zum Tode.
ein Sprengstoff (s. Explosivstoffe). ^[= feste oder flüssige chem. Körper oder Gemische letzterer, welche sich durch gewisse Mittel ...]
[* 55] oder Ammonshörner, ausgestorbene, große Cephalopodenfamilie, die sich an den Nautilus (s. d.) anschließt. Die Ammoniten zeigen eine gekammerte Schale, die meist zu einer Spirale in der Ebene aufgewunden ist, wobei sich die Umgänge nur berühren oder mehr oder minder bedecken, so daß bei manchen Formen nur der äußerste Umgang sichtbar ist. Einige wenige Arten sind gerade gestreckt, einige andere zeigen eine mehr oder minder lockere Spirale mit sich nicht berührenden Umgängen, noch andere sind schneckenartig aufgerollt.
Solche bezeichnet man als Nebenformen der Ammoniten. Die Schalen sind bald glatt, bald mit Rippen, Dornen, Einschnürungen oder Wülsten versehen. Für die Systematik ist der Mundsaum, d. h. der äußerste Rand der Schale, über den das Tier seinen Körper zum Teil herausstrecken konnte, von großer Wichtigkeit; er ist bisweilen mit Fortsätzen, sog. Ohren, ausgestattet. Das Tier saß mit seinem Körper wie der Nautilus nur in der vordersten Kammer, der Wohnkammer, von der aus sich ein dünner Schlauch, der Sipho, durch die ältern, sog. Luftkammern erstreckte, die Scheidewände stets am äußern Rande durchbohrend.
Bei den meisten Ammoniten ist die Lobenlinie, d. h. die Linie, an der die Scheidewände und die äußere Schale aneinander grenzen, vielfach zerteilt und zerschlitzt; sie bildet neben der ganzen Form das wichtigste Kennzeichen für die Unterscheidung der Gattungen und Arten. Die Aptychen (s. d.) waren mit der Schale nicht im Zusammenhange stehende Zartteile der Ammoniten. Die Größe der Ammoniten ist sehr verschieden, von wenigen Millimetern bis zu anderthalb Meter Durchmesser; die meisten Arten haben einen Durchmesser von 2 bis 20 cm. Der Formenreichtum der Ammoniten ist ein ganz gewaltiger; man kennt wohl gegen 4000 Arten, hat aber erst in neuerer Zeit diese Familie in eine größere Anzahl von Gattungen, wie Arcestes, Pinacoceras, Lytoceras, Amaltheus, Aegoceras, Harpoceras, Cosmoceras, Perisphinctes u. a. zerlegt, nachdem man schon früher die ältesten Formen, die sich vom Devon [* 57] an finden, als Goniatites (s. Goniatiten), Clymenia (s. d.) und aus der Trias Ceratites [* 58] (s. d.) unterschieden hatte.
Die Ammoniten finden sich vom Devon an in allen Formationen bis zum Ende der Kreide, [* 59] mit größtem Formenreichtum aber wohl in der Juraformation. [* 60] Sie waren pelagische Tiere mit weiter Verbreitung über die Erde hin; da die einzelnen Arten aber eine kurze Lebensdauer besaßen, und da oft auch schon Bruchstücke zur Bestimmung genügen, so sind fast alle von größter Wichtigkeit für die Altersbestimmung der Schichten; so ist z. B. das Stephanoceras Humphriesianum Sow. (s. obenstehende [* 55] Figur) ein Leitfossil für den mittlern Dogger. Am Ende der Kreideformation [* 61] sterben die Ammoniten aus, nachdem in ihr die sog. Nebenformen, wie Baculites, Scaphites, Turrilites, besonders häufig gewesen sind.
Vgl. die Abbildungen zahlreicher Arten von Ammoniten auf den Tafeln: Petrefakten [* 62] der Mesozoischen Formationsgruppe I-IV, beim Artikel Mesozoische Formationsgruppe.
^[img]
ein östlich von Moab und den israel. Stämmen Ruben und Gad wohnender hebr. Stamm, mit dem Hauptorte Rabba, jetzt Ammân (s. d.). Sie befanden sich häufig mit den Israeliten im Kriege, wurden nach der Sage von Jephtha, nach den histor. Nachrichten der Bücher Samuelis von Saul wie von David bekriegt, von letzterm auch ¶
unterworfen, breiteten sich jedoch nach dem Falle des israel. Reichs in den Landschaften östlich vom Jordan aus und bewiesen auch in den Kriegen der Chaldäer gegen das Reich Juda sowie im Makkabäischen Kriege (165) ihre Feindseligkeit. Erwähnt sind die Ammoniter bis gegen Ende des 3. Jahrh. n. Chr. in griech. und jüd. Schriften. Ihr Gott hieß Milkom.
eine Verbindung von 1 Atom Stickstoff mit 4 Atomen Wasserstoff NH4, die bislang im freien Zustande noch nicht hat dargestellt werden können, deren Existenz in Verbindungen aber aus dem Vorhandensein einer sehr großen Zahl von Körpern gefolgert werden muß, deren Eigenschaften die Annahme einer solchen Atomgruppe erheischt. Es verhält sich in diesen Körpern das in allen Beziehungen den Alkalimetallen (s. d.) analog und kann als ein zusammengesetztes Metall betrachtet werden. In Verbindung mit Quecksilber, als Ammoniumamalgam, erhält man es, indem man Natriumamalgam mit Chlorammoniumlösung übergießt, oder indem man eine Lösung von Chlorammonium der Elektrolyse [* 64] unterwirft und dabei den negativen Pol in Quecksilber eintauchen läßt.
Das Ammoniumamalgam, das etwa 0,1 Proz. Ammonium enthält, bildet eine schwammige, butterweiche, in großer Kälte krystallinisch erstarrende Masse, die bei gewöhnlicher Temperatur, sobald sie dem Bereich des elektrischen Stroms entzogen ist, sich in Quecksilber, Wasserstoff und Ammoniak zersetzt, wobei auf 2 Volumen Ammoniak 1 Volumen Wasserstoff frei wird. 2Hgx NH4 = 2xHg + 2 NH3 + H2 . Seine Verbindungen leiten sich auf einfachste Weise vom Ammoniak her, dessen wässerige Lösung als Ammoniumoxydhydrat betrachtet werden kann:
+ H.OH = NH4OH .
Diese Lösung verhält sich durchaus analog einer solchen von Kaliumoxydhydrat, sie reagiert stark alkalisch und liefert mit Säuren Salze, die in fast allen ihren Eigenschaften den Kaliumsalzen ähnlich sind und sich von diesen dadurch unterscheiden, daß die aus ihnen abgeschiedene Base sich in Ammoniak und Wasser spaltet. Folgende Zusammenstellung der entsprechenden Verbindungen wird den Zusammenhang derselben zeigen:
K Kalium | NH4 Ammonium |
KOH Kaliumoxydhydrat | NH4OH Ammoniumoxydhydrat |
KCl Chlorkalium | NH4Cl Chlorammonium |
KONO2 Salpetersaures Kalium | NH4ONO2 Salpetersaures Ammonium |
K2SO4 Schwefelsaures Kalium | (NH4)2SO4 ^[(NH4)2SO4)] Schwefelsaures Ammonium. |
Die Salze des A. entstehen auch durch direkte Verbindung des Ammoniakgases mit den Säuren, so das Chlorammonium aus Chlorwasserstoffsäure und Ammoniak:
HCl + NH3 = NH4Cl ,
das schwefelsaure A. aus Schwefelsäure [* 65] und Ammoniak:
SO2(OH)2 ^[SO2(OH)2] + 2 NH3 = SO2(ONH4)2 ^[SO2(ONH4)2].
Die Ammoniumverbindungen oder Ammoniumsalze, vielfach auch Ammoniakverbindungen oder Ammoniaksalze genannt, sind fast ausnahmslos in Wasser leicht löslich und gut krystallisierbar, nur das Ammoniumplatinchlorid und das saure weinsaure A. sind schwer löslich. Erkennbar und von den Kaliumverbindungen unterscheidbar sind sie sofort durch den stechenden Ammoniakgeruch, der auf Zusatz irgendwelchen Alkalis bemerkbar wird. Zu ihrer Darstellung dient Ammoniak, das man entweder in wässeriger Lösung oder gasförmig auf die betreffenden Säuren wirken läßt. Das dazu nötige Ammoniak wird heutzutage fast ausschließlich als Nebenprodukt bei der Fabrikation des Leuchtgases aus dem sog. Ammoniakwasser oder Gaswasser (s. d.) gewonnen.
essigsaures, s. Essigsaure Salze. ^[= oder Acetate entstehen, indem in der Essigsäure, CH3·COOH, der Wasserstoff der Carboxylgruppe ...]
kohlensaures, s. Ammoniumcarbonat. ^[= kohlensaures (Hirschhornsalz, Riechsalz, flüchtiges Salz), wird durch Sublimieren ...]
schwefelsaures, s. Ammoniumsulfat. ^[= schwefelsaures (NH4)2SO4 ^[(NH_{4})_{2}SO_{4}. Darstellung wie beim Salmiak, nur mit ...]
Ammon, bei den Alten die jetzige Oase Siwah (s. d.) in der Libyschen Wüste. Mit dem Tempel des Ammon, der wahrscheinlich vom äthiop.-ägypt. Pharao Tahrako (Tirjaka, Tearkos) gegründet wurde, war ein berühmtes Orakel verbunden. Noch jetzt ist auf den Tempelruinen das Bild des thebanischen Ammon (s. d.) mehrfach erhalten. Der Zug des Kambyses von Theben aus nach der Oase mißlang. Alexander erreichte von Parätonium an der Meeresküste aus in acht Tagen sein Ziel und wurde von den Priestern des Oasentempels als «Sohn des Ammon» begrüßt. In der Oase ist noch jetzt der «Sonnenquell» vorhanden, dessen (stets gleich temperiertes) Wasser bei Tage kalt, in den kalten Nächten dagegen warm erscheint, was Herodot als Merkwürdigkeit berichtet. -
Vgl. Minutoli, Reise zum Tempel des Jupiter Ammon (mit Atlas, [* 66] Verl. 1824);
Parthey, Das Orakel und die Oase des Ammon (ebd. 1862);
Lepsius, über die widderkopfigen Götter der Ammons-Oase (in der «Zeitschrift für ägypt. Sprache und Altertumskunde», Jahrg. 1877, Lpz.).
s. Essigsaure Salze. ^[= oder Acetate entstehen, indem in der Essigsäure, CH3·COOH, der Wasserstoff der Carboxylgruppe ...]
s. Ammonium. ^[= eine Verbindung von 1 Atom Stickstoff mit 4 Atomen Wasserstoff NH4, die bislang im freien Zustande ...]
organische Verbindungen, welche nicht, wie die Ammoniakbasen (s. d.), dreiwertig, sondern fünfwertig gebundenen Stickstoff enthalten. Die tertiären Amine verbinden sich mit Alkyljodiden zu jodwasserstoffsauren Salzen der Ammoniumbasen, N(C2H5)3 ^[N(C2H5)3] + C2H5J = N(C2H5)4J ^[N(C2H5)4J] (Teträthylammoniumjodür), welche selbst durch Kochen mit Kalilauge nicht verändert werden. Erst durch die Einwirkung von feuchtem Silberoxyd werden die Basen abgeschieden, z. B. Teträthylammoniumhydrat:
N(C2H5)4J ^[N(C2H5)4J] + AgOH = N(C2H5)4OH ^[N(C2H5)4OH] + AgJ
Die Ammoniumbasen oder Ammoniumhydroxyde sind den Alkalimetallhydroxiden (NaOH, K0H) ähnlich, und es entspricht dabei die Ammoniumgruppe N(C2H5)4 ^[N(C2H5)4] einem Alkaliatom. Sie sind stark alkalisch, verseifen Fette, krystallisieren und zerfließen an der Luft. Mit Säuren bilden sie sehr beständige Salze, zerfallen aber beim Erhitzen für sich in tertiäre Amine, Wasser und Alkylene (s. d.), z. B.:
N(C2H5)4OH ^[N(C2H5)4OH] = N(C2H5)3 ^[N(C2H5)3] + C2H4 + H2O .
s. Bromammonium. ^[= NH4Br, ist ein dem Salmiak sehr ähnliches, in farblosen Würfeln krystallisierendes ...]
kohlensaures Ammonium (Hirschhornsalz, Riechsalz, flüchtiges Salz), wird durch Sublimieren von schwefelsaurem Ammonium mit Kreide (Calciumcarbonat) erhalten. Es entsteht schwefelsaures Calcium und kohlensaures Ammonium, das sich in der Vorlage als weiße krystallinische Masse verdichtet. Das so gewonnene Handelsprodukt enthält neben neutralem Ammoniumcarbonat, CO(ONH4)2 ^[(CONH2)ONH4], noch saures Ammoniumcarbonat, CO(ONH4)OH ^[CO(ONH4)OH], und carbaminsaures Ammonium, (CONH2)ONH4 ^[(CONH2)ONH4]. Es erleidet schon bei gewöhnlicher Temperatur teilweise Zersetzung unter Abgabe von Ammoniak und besitzt daher Ammoniakgeruch; bei längerer Aufbewahrung in mangelhaft verschlossenen Gefäßen verwandelt es sich in saures kohlensaures Salz. Es wird in der ¶