ihrer
Salze; endlich beim Erhitzen eines Gemenges von
Oxalsäure mit
Glycerin, wobei zunächst der saure Monoxalsäureester
des
Glycerins entsteht, der aber in der Wärme
[* 2] in
Kohlensäure und Monoameisensäureester zerfällt. Der letztere wird durch
vorhandenes Wasser in
Glycerin und freie, überdestillierende Ameisensäure zersetzt. Das zurückgebildete
Glycerin kann dann neue Mengen
Oxalsäure in der angegebenen
Weise in Ameisensäure umwandeln, der Vorgang also durch immer neuen Zusatz von
Oxalsäure
zu einem kontinuierlichen gemacht werden.
Will man aus der überdestillierten wässerigen Lösung die reine, wasserfreie Säure gewinnen, so stellt man mit Hilfe von
Bleioxyd ihr
Bleisalz dar und zersetzt dies in trocknem Zustande mit trocknem Schwefelwasserstoff. Durch
konzentrierte Schwefelsäure
[* 3] wird sie in Wasser und Koblenoxydgas gespalten. Die
Salze der Ameisensäure haben mit denen der
Essigsäure
große
Ähnlichkeit,
[* 4] unterscheiden sich aber von diesen dadurch, daß die ameisensauren
Salze von
Quecksilber,
Silber und
Gold
[* 5] leicht zu Metall reduziert werden, wobei die Ameisensäure, wie durch
Oxydationsmittel, in
Kohlensäure verwandelt
wird. Die Ameisensäure ist das erste
Glied
[* 6] der sog.
Fettsäuren, welche sich von ihr dadurch ableiten, daß das mit der COOH-Gruppe verbundene
Wasserstoffatom durch Alkylreste ersetzt wird. Auf die Ameisensäure, H.COOH, folgt in dieser Reihe die
Essigsäure, CH3.COOH, dann
die
Propionsäure, CH3.CH2.COOH, u. s. w.
Familie der
Sperlingsvögel,
[* 10] im Aussehen den
Drosseln ähnlich,
mit meist dunkelm Gefieder, kräftigen Füßen, langen Zehen, kurzen, runden Flügeln und kurzem, meist kräftigem Schnabel.
Sie laufen vortrefflich, fliegen schlecht, nähren sich besonders von
Insekten,
[* 11] die sie hervorscharren, und folgen vorzugsweise
den Zügen der Wanderameisen, die sie scharenweise vertilgen.
Lindl., Pflanzengattung aus der Familie der Rosaceen (s. d.),
Abteilung der Pomeen, mit nur wenigen
Arten
in Südeuropa,
Kleinasien,
Japan
[* 12] und Nordamerika;
[* 13] kleine
Bäume und
Sträucher mit einfachen, häufig filzig behaarten
Blättern
und weißen, meist in
Trauben stehenden
Blüten, denen des
Weißdorns
(Crataegus) sehr ähnlich. Die bekannteste
Art ist die in Europa
[* 14] bis ins südliche und mittlere
Deutschland
[* 15] vorkommende Felsenmispel oder Felsenbirne, Amelanchier vulgaris Mönch
(MespilusamelanchierL.,Aronia rotundifoliaPers.), auch als Zierstrauch in Gärten gezogen. Die schwarzblauen etwa haselnußgroßen
Früchte sind eßbar. Häufiger sieht man in Gärten und Parkanlagen die canadische Felsenmispel
(Amelanchier canadensis Torr. et Gray),
welche sich durch die reichblütige, schlaffe, oft überhängende
Traube und fast schwarze
Beere von voriger Art unterscheidet.
Insel
in der Nordsee, an der westfries.
Küste, zur niederländ.
ProvinzFriesland gehörig, durch den Wadden
vom Festlande, durch dasAmelander Loch im W. von der
InselTer Schelling, durch das Pinkeloch im O. von
der
Insel Schiermonnikoog getrennt, ist 22 km lang, bis 5 km breit, umfaßt 60,60 qkm und hat in den drei Dörfern Hollum,
Ballum und
Res 2277 E., die fast sämtlich Fischer und Seeleute sind, dabei aber auch Viehzucht
[* 16] treiben.
Die
Insel hat ein königl. Gestüt. Seit 1870 hat eine Privatgesellschaft Versuche gemacht,
die
Insel durch einen
Damm mit dem Festlande zu verbinden, die jetzt von der Regierung weiter geführt werden.
Stadt im
Kreis
[* 17]
Terni der ital.
ProvinzPerugia und seit 340 Bischofssitz, auf einem Hügel
an einem linken Nebenflüßchen der
Tiber, hat (1881) 5304, als Gemeinde 8885 E., gut erhaltene cyklopische
Mauern, eine
Kathedrale,
drei
Pfarrkirchen und mehrere Klöster.
In der Umgegend werden die besten Rosinen
Italiens
[* 18] gewonnen. Amella ist das röm. Municipium
Ameria in
Umbrien und soll 381 Jahre
vor der Gründung
Roms erbaut worden sein. - Amella heißt auch der 284.
Planetoid.
(spr.-lih lä bäng), Badeort im Kanton
[* 19]
Arles-sur-Tech,
Arrondissement Ceret des franz. Dcpart. Pyrenées-Orientales,
an der Mündung des Mondony in den
Tech, in 278 m Höhe, hat (1891) 1300, als Gemeinde 1738 E., Post,
Telegraph,
[* 20] das größte
Thermal-Militärhospital
Frankreichs (500Kranke), warme (30-61 °C.) Schwefelquellen, zum Trinken,
Baden,
[* 21] Douchen und
Inhalieren, besonders gegen chronische
Bronchitis. Wegen seiner geschützten
Lage und seines günstigen
Klimas (15,5°
mittlerer Jahrestemperatur) wird Amélie-les-Bains auch als klimatischer Kurort und Winteraufenthalt besucht. Von
den alten röm.
Thermen sind noch zahlreiche Reste vorhanden. Die
Thermes Pujade befinden sich am Fuße
des 224 in hohen Felsabsturzes der Serrat d'en
Merle. Das
Thal
[* 22] von Manjolet ist in einen
Park verwandelt. Amélie-les-Bains hieß ehemals
Arles-les-Bains,
erhielt aber 1840 nach der Königin Amélie, Gemahlin
Ludwig Philipps, seinen heutigen
Namen.
ehemalige Cistercienserabtei bei
Stadtoldendorf (s. d.). ^[= Stadt im Kreis Holzminden des Herzogtums Braunschweig, an der Linie Magdeburg-Holzminden der ...]
ein hebräisches, in den christl. Sprachgebrauch übergegangenes Wort, bedeutet:
«Ja gewiß, wahrlich».
Wie der am
Schluß des jüd. Gottesdiensten erteilte Segen von den Anwesenden mit
Amen bekräftigt wird, so wurden von Anfang an und werden noch jetzt in der christl.
Kirche Segen, Gebete und Predigt mit Amen geschlossen.
besonders bekannt ist Amenophis III. aus der 18. Dynastie, der in der
sog. Memnonssäule (s. Memnon) bei Theben dargestellt ist, und sein Sohn Amenophis IV. (S. Ägypten, S. 239.)
Amenie (grch.), das Ausbleiben der Menstruation (s. d.) in dem Falle, wo solche normalerweise
erwartet werden darf. Das verspätete Auftreten der ersten Menstruation oder das Ausbleiben der schon eingetretenen bei einem
Mädchen hängt meist von Allgemeinerkrankungen ab, als Bleichsucht, Skrofulose, Tuberkulose, weil bei diesen Zuständen die
Geschlechtsteile in ihrer Entwicklung zurückbleiben, während das vorzeitige Erlöschen des Monatsflusses bei Frauen zwar auch
durch tief eingreifende Allgemeinerkrankungen bedingt sein kann, aber doch immer den Verdacht begründet,
daß Erkrankungen der Gebärmutter
[* 26] oder der Eierstöcke zu Grunde liegen. Das plötzliche Stocken des schon fließenden Menstruationsblutes
(Suppressio mensium) ist Folge akuter Krankheiten oder starker Erkältungen, auch heftiger Nervenerschütterungen (Schrecken
u. s. w.). Die Behandlung der Amenorrhöe muß sich stets nach der
Ursache richten und zerfällt bald in eine rein örtliche, bald in eine allgemeine, die Hebung des gesamten Kräftezustandes
bezweckende.
Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen, Abteilung der Choripetalen, charakterisiert
durch eingeschlechtige Blüten, von denen namentlich die männlichen in kätzchenartigen Blütenständen stehen. Die Blüten
enthalten ein oft sehr rudimentäres Perigon; die Anzahl der Staubgefäße
[* 28] ist verschieden. Der Fruchtknoten ist unter- oder
oberständig, die Frucht meist einfächerig und einsamig. Die Ordnung umfaßt die Familien der Cupuliferen (s. d.),
Juglandaceen (s. d.), Myricaceen (s. d.), Salicaceen (s. d.),
Casuarinaceen (s. d.), Betulaceen (s. d.). Hierzu eine Tafel: Amentaceen. Zur Erklärung vgl. die Artikel Edelkastanie, Eiche,
Nußbaum, Casnarina.
(ägypt. Amentet, d. i. das Westland), bei den Ägyptern die Unterwelt, vornehmlich im Totenbuch (s. d.) beschrieben
und in Vignetten dargestellt.
Die Hauptstelle ist der Gerichtssaal des Totenrichters Osiris,
[* 29] vor den der
Verstorbene von der Göttin Mat
[* 30] (die Gerechtigkeit) geführt wird, während Horus
[* 31] und Anubis
[* 32] seine Thaten abwägen.
auch Emmerpach, Johannes, hervorragender BaselerBuchdrucker und Buchhändler, geb. 1443 in
Reutlingen,
[* 34] widmete sich den Universitätsstudien und erwarb in Paris,
[* 35] wo der um die Einführung der Typographie daselbst hochverdiente
HumanistJohannes (Heynlin) de Lapide sein Gönner wurde, den Grad eines Magister artium. Gleich vielen andern Männern mit gelehrter
Vorbildung wandte er sich, vielleicht durch Heynlin mit bestimmt, der neuen Kunst zu, war höchstwahrscheinlich
fürAnt. Koberger in Nürnberg
[* 36] als Korrektor thätig und fing etwa um 1475 in Basel
[* 37] selbst zu drucken an, wo außer dem lebhaften
Handel das Aufblühen der 1460 eröffneten Universität mit humanistischer Richtung ihm besonders günstige Aussichten bot.
1478 erschien
sein erster nachweisbarer Druck; in demselben Jahre besuchte er bereits die FrankfurterMesse; 1483 wurde
er Bürger von Basel.
Mit zahlreichen Gelehrten, wie Beatus Rhenanus, Konrad Pellikan, besonders aber Joh. de Lapide (gest. 1490 zu
Basel),
in Verkehr und von ihnen unterstützt, war er eifrig auf Herstellung kritisch zuverlässiger und korrekt gedruckter Texte
bedacht. Seine Ausgaben gehören hauptsächlich der patristischen und humanistischen Litteratur an. Seit 1500 verband
Amerbach sich zum Drucken mit Joh. Froben, seinem berühmten Nachfolger, dazu (seit 1503) mit Joh. Petri.
MitAnt. Koberger, Adolf Rusch (in Straßburg)
[* 38] und andern Buchhändlern stand er in lebhaftem Geschäftsverkehr; ersterer war
wiederholt an seinem Verlage beteiligt. Er starb Sein Hauptwerk ist die erste Gesamtausgabe
der SchriftenAugustins (1500). Eine Ausgabe des Hieronymus erschien erst 1516 nach seinem Tode. Sein dritter Sohn, Bonifacius
Amerbach (1495-1562), Professor der Rechte zu Basel,
war befreundet mit Holbein
[* 39] dem Jüngern. Sein berühmtes Porträt von des letztern
Hand
[* 40] (1519) befindet sich im Museum zu Basel.
-
[* 41] Der Name Amerika wurde 1507 von dem deutschen Gelehrten Waldseemüller (oder Waltzemüller) zu
St. Dié in Lothringen in einer Flugschrift, «Cosmographiae inductio»,
in der außer einer kurzgefaßten Erdbeschreibung auch eine lat. Übersetzung der Schiffahrten des Amerigo Vespucci (s. d.)
enthalten war, vorgeschlagen, da Waldseemüller den Vespucci für den Entdecker des Festlandes von Südamerika
[* 42] hielt. Der Name
bürgerte sich trotz dieses Irrtums rasch ein und verdrängte schließlich auch den in Spanien
[* 43] üblichen
Namen«Neue Welt». Die erst in unserer Zeit aufgetretene Behauptung, der Name Amerika rühre von einer amerik. Landschaft her, oder
gar die Ansicht, Vespucci habe sich erst nach seinen Reisen nach einer solchen Gegend Amerigo genannt, ist völlig unhaltbar.
Lage und Grenzen.
[* 44] Das Festland der westl. Halbkugel oder der Neuen Welt wird umspült im W. vom Großen
oder Stillen Ocean, im O. vom Atlantischen Ocean und im N. und S. von den Gewässern des Arktischen und des Antarktischen Polarmeers.
Es nähert sich im NW. mit der Halbinsel Alaska dem Kontinente Asiens bis auf 92 km und nordöstlich durch
das vorgelagerte Grönland Norwegen
[* 45] auf 1500 km, mit dem Kap Charles in Labrador der Südwestspitze Englands auf 3200 km. Eine 3000 km
weite Wasserstrecke trennt den Nordosten Südamerikas von der nächstgelegenen KüsteAfrikas, und die Südspitze A.s ist von
der Afrikas 87 Längengrade, von Tasmanien sogar 147 Längengrade entfernt.
Die äußersten Punkte des Festlandes sind: im N. Kap Murchison, auf der Halbinsel Boothia-Felix, 72° nördl. Br. und 93°
40' westl. L. von Greenwich;
im S. Kap. Froward, 53° 54' südl. Br. und 71° 20' westl. L., oder, wenn man den Feuerland-Archipel
mit einrechnet, Kap Hoorn, 55° 59' südl.Br. und 67° 20' westl. L.;
im W. Kap Prince of Wales auf Alaska,
65° 33' nördl. Br. und 108° westl. L.;
Lage ergiebt für Amerika eine charakteristische Meridianerstreckung durch alle Zonen. Der Atlantische Ocean dringt
in der Mitte der Ostküste A.s mit dem Mexikanischen Golf und Karibischen Meer tief nach W. ein, wodurch das Festland in die
beiden dreieckgestalteten, nur durch die 46 km breite Landenge von Panama
[* 48] und Darien im W. zusammengehaltenen
Teile Nordamerika (s. d.) und Südamerika (s. d.) zerlegt ist. Trennt man am Isthmus von Tehuantepec die
Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika noch einmal ab, so erhält man zwischen dem genannten Isthmus und der Landenge von
DarienMittel- oder Centralamerika (s. d.). Im O. wird ein Übergang von Nordamerika zu Südamerika durch
die Antillen (s. d.) hergestellt, deren Gesamtreihe Westindien
[* 49] genannt wird.
Dadurch erhalten der Golf von Mexiko
[* 50] und das von ihm durch die Reihe der Großen Antillen geschiedene Karibische Meer das Gepräge
eines Binnenmeers. Der ganze Kontinent hat eine Längenausdehnung von fast 15000 km, die auf Nord- und Südamerika ziemlich
gleich verteilt ist. Auch die größte Breite
[* 51] beider ist gleich, nämlich etwa 5600 km, nur daß sie in
Nordamerika in der mehr diagonalen Richtung zwischen Kap Prince of Wales und Kap Charles um ein Siebentel größer ist (6400
km), während Südamerika in derselben Richtung zwischen dem Isthmus und KapBranco gleichfalls 5600 km mißt.
Die Fläche des Erdteils zu bestimmen, hat bei der immer noch mangelhaften Kenntnis der arktischen Küstenumrisse und des
Umfanges der Polarinseln große Schwierigkeiten. Nach den neuesten Berechnungen beträgt der Flächenraum von Nordamerika 19 812000
qkm (ohne das Arktische Amerika und Grönland), der von Centralamerika 547 300 qkm, der von Westindien 244 500 qkm,
der von Südamerika 17 732000 qkm, zusammen also etwa 38 335 800 qkm.
Küsten. Die Küstenentwicklung A.s steht nur der von Europa nach. Die Ausdehnung
[* 52] der nördl. Küste wird zu 7850 km berechnet,
die der gesamten Westküste am Stillen Ocean zu 31 072 km, die der Ostküste Nordamerikas am Atlantischen
Ocean bis zum Golf von Darien zu 23 540 km, die der nördl. und östl. KüsteSüdamerikas zu 18 500 km, mithin insgesamt zu 80 962 km
(wovon ungefähr 64 200 km zugänglich sind), so daß also bei dem, ohne die Inseln, zu 37 800000 qkm berechneten
Gesamtflächenraum auf ungefähr 470 qkm 1 km Küstenlänge kommt. Dieses günstige Verhältnis fällt aber fast ganz auf
Nord- und Mittelamerika. In Nordamerika, welches eine Küstenlänge von 49 462 km hat, kommen (abgesehen von den Inseln) bereits
auf 410 qkm Flächenraum 1 km Küstenlänge; in Südamerika bei einer Küstenlänge von 31 500 Km (18.500
km am Antillenmeer und Atlantischen Ocean, 13000 am Stillen Ocean) erst auf ungefähr 540 qkm Flächenraum 1 km Küstenlänge.
In Südamerika scheidet die Landenge von Panama den gleichnamigen Golf vom Golf von Darien, dessen südliches Ende auch Golf
von Uraba genannt wird. Nach Osten folgen der Golf von Maracaibo, der sich als Lagune vor Maracaibo ins Land
erstreckt und von den Halbinseln Goajira und Paraguana umfaßt wird, und der Golf von Paria, den die Halbinsel von Paria nach
N. abschließt. Ferner im O. die Mündungsbai des Amazonenstroms, die Allerheiligenbai, die La Plata-Trichtermündung, die
Blanca-, San Matias- und San Jorge-Bai. An der Westküste der Südspitze bedingt das Auftreten von
Fjorden
eine größere Abwechselung derselben; es sind zu nennen der Golf von Penas und die Halbinsel Taytao. Weiter nördlich ist
nur noch der Golf von Guayaquil für die Gestalt des Kontinents von Bedeutung.
Außer den zahlreichen Inseln, in welche die Südspitze aufgelöst ist, und unter welchen neben dem Feuerland
die Insel Chiloe hervorragt, und den im Norden
[* 53] vorgelagerten Antillen gehören zu Südamerika nur wenige, meist kleine Inseln
oceanischen Charakters, so die Galapagosinseln mit der Kokosinsel und dem Malpelofels, den InselnSan Felix und San Ambrosio
und den Juan-Fernandez-Inseln im Westen, die Falklandinseln, Trinidad, Martin Vaz und Fernando do Noronha
im Osten. Die InselMarajo in der Mündungsbai des Amazonenstroms ist zum Festland zu rechnen.
Ganz anders Nord- und Mittelamerika. Die Nordküste des Kontinents ist in ihrer westl. Hälfte
einfach, von der Mackenziemündung ostwärts beginnt die Buchtenbildung und bald lagert sich der reichgegliederten
Küste der Arktische Archipel vor (s. Nordpolarländer
[* 54] und Eismeer), der durch die nordwestl. Durchfahrt (Davisstraße, Lancastersund,
Barrowstraße, Melvillesund und Bankstraße) in zwei Teile geteilt wird, in seinen Einzelheiten aber noch unerforscht ist.
Im SO. der Halbinseln Boothia Felix und Melville greift die Hudsonsbai, das zweitgrößte Binnenmeer der
Erde, tief in das Land hinein und begrenzt das rings von Inseln umlagerte flache Labrador. An seiner Ostküste ragt aus der
fischreichen Neufundlandbank die InselNeufundland empor, die mit KapRace den östlichsten Punkt Nordamerikas bildet.
An der Ostküste des Kontinents bezeichnen deutliche Vorsprünge (KapRace, die abgeschnürte Halbinsel
Neuschottland, KapCod, Kap Hatteras und die Halbinsel Florida) vier Stufen, die den St. Lorenzgolf mit den InselnAnticosti, Prinz
Edward und KapBreton, die wichtigen Delaware- und Chesapeakebaien und die flache Longbai enthalten. Florida, Yucatan und die
westind. Inselwelt begrenzen den tiefen Golf von Mexiko mit den Baien von Mobile und Galveston und dem
Golfe von Campeche. Zu den Westindischen Inseln gehört außer den Bahamas der Bogen
[* 55] der vier Großen und der Kleinen Antillen,
welcher das Karibische Meer vom Ocean trennt.
Die Ostküste Mittelamerikas besitzt außer dem Golf von Campeche nördlich von Yucatan nur den Golf von Honduras
[* 56] und die Mosquitobai ohne gute Häfen, während an der Westküste allein die Fonsecabai von Wichtigkeit ist. Diese Küste zieht
in nordwestl. Richtung; bei Kap Corrientes (den vulkanischen Revilla-Gigedo-Inseln gegenüber) öffnet sich, durch die langgestreckte,
schmale Halbinsel Kalifornien gebildet, der Golf von Kalifornien. Die ganze Westküste ist Steilküste und erhält von
der InselVancouver, an der Juan-de-Fuca-Straße, Fjordcharakter, so daß die vorgelagerten Inselgruppen (Königin-Charlotte-Inseln,
Prince-of-Wales-Inseln, Sitka u. a.) wie losgetrennte Stücke der Küstenketten erscheinen. Die Halbinsel Alaska, selbst im
S. und W. reich an Buchten und Inseln, wird, im SW. spitz auslaufend, durch den vulkanischen Inselbogen der Alëuten nach dem
ostasiat. Inselkranze hin fortgesetzt.
Während in Südamerika infolge der Geschlossenheit seines Umrisses sich der Stamm zu den Gliedern wie 79:1 verhält, und es
in dieser Beziehung¶
auch gegen Afrika
[* 60] und Australien
[* 61] zurücksteht, stellt sich für das eigentliche nordamerik. Festland (ohne Mittelamerika und
die arktischen Inseln) das Verhältnis wie 8:1, d. h. der nördl. Kontinent
ist. fast zehnmal so stark gegliedert als der südliche.
Bodengestaltung. Die beiden Hälften A.s, Nord- und Südamerika, haben insofern einen ähnlichen Bau, als
im Westen beider gewaltige Kettengebirge zu den größten Höhen aufsteigen, in der Mitte Tiefland eine weite Ausdehnung nimmt
und gegen Osten dann ein weniger hohes Bergland folgt. Man hat die westl. Hochgebirge beider Kontinente
früher als ein einheitliches Gebirgssystem betrachtet und mit dem Namen der Cordilleren bezeichnet. In der That
finden sich übereinstimmende Charakterzüge, so die Gliederung in mehrere Ketten, die bald näher zusammenrücken, bald weiter
auseinandertreten, das Vorhandensein weiter Hochebenen zwischen den Ketten und die hohe vulkanische Thätigkeit. Auch gestattet
die Lage der hohen Ketten am Westrand des Kontinents weder im Norden noch im Süden bedeutenden Flüssen den Ausgang
zum Stillen Ocean, sondern die Wasseradern laufen vom Ostabfall der Kettengebirge gegen Osten in große Ströme zusammen. Dennoch
bestehen in dem Bau und der Anordnung der Oberflächenformen der beiden Kontinente wesentliche Unterschiede.
In Südamerika ziehen die Cordilleras de los Andes oder die Anden (s. Cordilleren) von der Magalhãesstraße in geschlossener
Kette als Patagonische und Chilenische Anden bis zum Aconcagua, dem höchsten Gipfel A.s, 6970 m, und von hier in nordwestl.
und nördl. Richtung unter Teilung in 2 und 3 deutliche Äste durch Bolivia,
[* 62] Peru,
[* 63] Ecuador und Columbia
[* 64] bis zum Golf von Darien.
Hier tragen meist die innern Ketten die höchsten Erhebungen, so den Illimani 6410 m, den Sorata östlich
vom Titicacasee 6550 m. Riesige Vulkane
[* 65] durchsetzen die Ketten oder die Hochebenen zwischen ihnen, so der Sajama östlich von
Arica 6415 m und in Ecuador der Chimborazo 6310 und die noch thätigen Cotopari 5943 und Antisana 5756 m u. a. In Mittelamerika
zieht die Cordillere zuerst niedrig, dann von Costa-Rica höher bis zum Isthmus von Tehuantepec, eine Urgebirgskette mit nördlich
anlagernden jüngern Meeresablagerungen und südlich davorstehenden zahlreichen noch thätigen Vulkanen bis 4260 m Höhe.
Darauf beginnt am genannten Isthmus das Hochland von Mexiko, 1900-2200 m, von Vulkanen bis 5400 m Höhe (Pico
d'Orizaba, Popocatepetl und Iztaccihuatl) durchbrochen, welches nun in die nordamerik. Gebirge übergeht. Diese bestehen aus
zwei Ketten, den Felsengebirgen im O., die vom Rio
[* 66] Grande bis zum Yukon in Alaska verfolgt werden können, und den Küstenketten,
der Sierra Nevada in Kalifornien, dem Kaskadengebirge im NW. der Vereinigten Staaten
[* 67] und den canad. Randketten.
Die Felsengebirge erreichen im Mount-Hooker etwa 5000, auch in Colorado und Wyoming meist über 4000 m; die Sierra Nevada,
das Kaskadengebirge und ihre Fortsetzungen in Canada haben ähnliche Höhen. Zwischen ihnen dehnen sich in den Vereinigten Staaten
von Amerika Hochebenen aus von 1000 bis 1300 m Höhe, die das ganze sog.
GroßeBecken erfüllen und auch noch nach Britisch-Columbia hineinstreichen. Während nun der Osten, die Felsengebirge, über
einer archäischen Achse meist paläozoische und mesozoische Ablagerungen trägt, wird der Westen, wenigstens das Kaskadengebirge,
von Eruptivmassen (Mount-Rainier
und Mount Shasta) überwuchert, die noch große Teile der innern Hochebenen überziehen.
Diese sind von S. nach N. das Plateau des Colorado mit dem 2000 m tiefen Canon des Flusses, die Mohave-
und Gilawüste das Nevadaplateau und die Columbia-Ebene. Die vulkanische Thätigkeit ist im ganzen Westen von Nordamerika
früher sehr stark gewesen, ruht aber jetzt fast völlig, Massen von Geisern im YellowstonePark sind ihre
letzten Spuren. Nur Mount-Baker an der Grenze gegen Canada, und einige Vulkane an der Küste von Alaska sind noch thätig. Jenseit
50° nördl. Br. beginnen dagegen die Gletscher, die sich bis Alaska hinziehen, häufiger zu werden, und die innern Hochebenen
sind von tertiären Süßwasserablagerungen und Diluvium
[* 68] angefüllt.
Gegen O. senkt sich nun in Nordamerika sowohl wie in Südamerika das Land zu den gewaltigen Tiefebenen
der großen Flüsse.
[* 69] Während aber in Südamerika alles Tiefland im Gebiete derselben tertiär oder jüngste Flußanschwemmung
ist, besteht der Boden der großen Ebenen im Norden aus ältern Ablagerungen der paläozoischen und mesozoischen Zeit. Tertiär
findet sich nur in Nebraska und an den Küsten, Quartär nur im Mississippithal und an beiden Red-Rivers. Weithin dehnt sich
die produktive Kohlenformation über das Mississippithal nach der Ostküste aus.
Hier trifft man auf die östlichen ältern Gebirgsgerippe. Das flache abgeschliffene archäische Grundgebirge nimmt den ganzen
Nordosten von Nordamerika ein, Labrador, Canada bis westlich zum Mackenzie. Weiter südlich aber folgt
das gefaltete Alleghanygebirge mit archäischer Achse und daran gelagerten paläozoischen Schichten. Ein solches gefaltetes
Gebirge findet sich im O. Südamerikas nicht. Hier liegt ungestört der Kreidesandstein in Guayana und Brasilien auf dem Gneis
und den krystallinischen Schiefern des Untergrundes.
Die westind. Inselwelt gehört dem Gebirgssystem Mittelamerikas an, ist aber zerbrochen und zerstückelt.
Urgebirgsketten bilden die Kerne der Großen Antillen; an sie schließen sich mesozoische Ablagerungen. Vulkane treten in den
Kleinen Antillen auf, vielleicht an der Innenseite des hier versunkenen Kettengebirges. Möglicherweise gehört auch
die karibische Gebirgskette Nordostvenezuelas zu diesem System, das sich dann um das Karibische Meer gruppieren
würde. Auch die Sierra Nevada de Santa Marta, ein fast vereinzeltes, 5100 m hohes Schiefergebirge an der Nordküste Columbias,
scheint nicht zu den Anden zu gehören.
Die Tiefebenen Nordamerikas liegen zwischen den westl. Gebirgsketten und den ältern, von dem
atlantischen Küstenstreifen abgesehen, östl. Bergländern. Im N. ist die fluß- und seenreiche arktische
Ebene, ein gewelltes Tiefland, vom Gebiet des Mississippi zu unterscheiden. Dem gegenüber stehen in Südamerika die Llanos
des Orinoco, die Waldebenen des Amazonenstroms und die Pampas des La Plata. In Nordamerika fallen 55 Proz. der Gesamtfläche
auf die Tiefländer, in Südamerika gar 66 Proz., so daß beide gegenüber Asien
[* 70] (37 Proz.) und namentlich
Afrika als Kontinente vorherrschenden Tieflandes gelten müssen.
Gewässer. Dieser Reichtum an Tiefland begründet auch das Auftreten großer Ströme. Namentlich Südamerika ist daran reich.
Von der Gesamtfläche desselben werden 56,2 Proz. durch die großen Flußsysteme eingenommen, in Nordamerika
nur
¶
mehr
36,7 Proz. Begünstigt wird diese Entwicklung in Südamerika besonders durch die von O. gegen den Ostabhang der Anden fallenden
Niederschläge und die Möglichkeit der Richtung der Ströme gegen O.
Der Amazonenstrom
[* 72] hat bei einem über 5000 km langen Lauf ein Gebiet von 6 500000 qkm, der La Plata bis zur
Paranaquelle bei 3550 km Stromentwicklung ein Gebiet von ungefähr 2 879 300 qkm, wogegen Nordamerikas größter Strom, der
Mississippi, der längste Strom der Erde, von der Missouriquelle an zwar eine Entwicklung von ungefähr 7000 km, aber nur ein
Gebiet von ungefähr 3 100000 qkm zeigt, und der Lorenzstrom 1 266 400 qkm in sein Gebiet faßt, doch
nur 3000 km Stromentwicklung besitzt.
Nordamerika hat die größte Seegruppierung der Erde (nicht aber den größten See); schon die fünf Quellseen des Lorenzstroms
umfassen in ihrer Gesamtfläche 238 971 qkm, und ungemessene Flächen nehmen die unzähligen Seen der nördlichern Ebenen
ein. Auffallend sind die zur Regenzeit noch vermehrten Bifurkationen; so ist nicht nur die Wasserscheide
zwischen einzelnen arktischen Flußsystemen unbestimmt, sondern in Südamerika bildet der Casiquiare eine natürliche Stromverbindung
zwischen dem Orinoco und dem Rio Negro des Amazonensystems.
Die Hauptströme A.s sind (von NW. angefangen) folgende: der Mackenzie, Große Fisch- oder Backfluß im
N.;
die Hudsonsbaigewässer, als Churchill, Nelson, Severn und Albany;
der Lorenzstrom, Hudson, Delaware, Mississippi, Rio
del Norte, Magdalenenfluß, Orinoco, Amazonenstrom oder Maranon, Tocantins, Parnahyba, San Francisco, Parana und Uruguay, Rio Colorado
und Rio Negro, und in Nordamerikas W. der Colorado, Sacramento, Columbia (Oregon), Fraserfluß und der Yukon. (Hierzu Physikalische
Karte von Amerika: I. Nordamerika; II. Südamerika; s. auch die Karten bei den ArtikelnBrasilien, Columbia
und La Plata-Staaten.)
Klima.
[* 73] Amerika liegt nur unter dem 13. Teil des Äquators, und selbst da, wo die geogr. Lage eine afrik. Hitze voraussetzen ließe,
ist das Klima verhältnismäßig kühl und feucht; die Erstreckung von N. nach S., die geringe Breite,
die Berührung durch den Ocean, der Mangel riesiger trop. Länderräume mildern die Wärmeentwicklung. Dem gegenüber hat
die Winterkälte im N. Nordamerikas freien Spielraum, indem die gewaltige Ausdehnung dieser Landmasse unter hohen Breiten die
Wärmeausstrahlung fordert.
Nordamerika hat überhaupt ein weniger oceanisches Klima als Süd- und Mittelamerika. Nur der Nordwesten
und die Westküste haben milde Winter, kühle Sommer und viel Regen. Der ganze Rest des Kontinents leidet an den äußersten
Gegensätzen. Vor allem ist der Winter sehr kalt, und der Einfluß der eisbedeckten Nordhälfte Nordamerikas äußert sich
unheilvoll bis weit gegen Süden. Dann aber ist die Wärme im Sommer, namentlich auf den trocknen, wasserarmen,
fast Wüstencharakter tragenden Hochebenen von Arizona, Neumexiko, Colorado außerordentlich (mehr als 36° Julimittel).
Auch die Ostküste hat kein oceanisches Klima. Von N. dringt ein kalter Meeresstrom an der Küste entlang, der den Golfstrom
abtrennt, und auch die Niederschläge sind so gleichmäßig über das Innere und den Osten verteilt, daß
ein oceanisches Klima auch hier nicht erwartet werden kann. Auch hier sind die Sommer heiß. So zerfällt Nordamerika in eine
Reihe nordsüdlich streichender klimatischer Zonen. Auch das Mississippibecken hat sehr
wechselndes Klima, insofern es den
Nordwinden mit ihrer Winterkälte und den heißen Südwinden ausgesetzt ist.
In Südamerika unterscheidet man das echt tropische Klima des Nordens, Ostens, Nordwestens und des Innern, mit großer, durch
starke Niederschläge gemilderter Wärme, ferner das subtropische Klima der La Plata-Staaten, Südbrasiliens, von Paraguay,
Uruguay, dann das patagon. Hochlandsklima mit größern Extremen und Trockenheit, das südchilen. Klima mit scharf
oceanischem Charakter, sehr kühlen Sommern, milden Wintern, bedeutenden Niederschlägen, und dem gegenüber das trockne,
fast regenlose, heiße, wenn auch durch kühle Meeresströmung gedämpfte Klima von Nordchile und der Westküste von Peru bis
5° südl. Br. (Punta-Pariña); endlich das Höhenklima der andinen Hochebenen.
Das riesige Küstengebirge der Cordilleren steigt in allen Zonen über die Schneelinie. Man schaut von
den kahlen peruan. Küsten unter Tropenhitze zu Gipfeln auf, ewig in Schnee
[* 74] und Eis
[* 75] gehüllt; man steigt aus der riesenhaften
VegetationEcuadors zu Höhen auf, wo einzig noch der Kondor organisches Leben verkündet; aber man verläßt den Getreidebau
in Peru erst in der Höhe von 3900 m, in Ecuador bei 2900 m. Der Norden und SüdenA.s hat gleiche Tageszeiten,
aber dem entgegengesetzten Eintritt des Sommers entsprechende Jahreszeiten,
[* 76] wiewohl auch hierin vorherrschende Winde,
[* 77] verschiedener
oceanischer Einfluß und die Lage der Cordilleren als eine großartige Wetterscheide solche Unregelmäßigkeiten erzeugt,
daß z. B. die Ostküste Brasiliens die Regenzeit vom März zum September und Peru unter gleicher Breite
vom November zum März hat. In der Tropenzone berühren sich die Regen- und die Trockenzeit in den schärfsten Gegensätzen.
Allmählicher werden die Übergänge zwischen den Jahreszeiten jenseit der Wendekreise, bis die eisige Natur der Polarzone
in kurzem Erwachen aus langem Winterschlafe der organischen Welt nur ein flüchtiges Dasein gewährt.
Mineralien.
[* 78] Überaus reich ist Amerika an Schätzen des Mineralreichs. Kohlen, Petroleumquellen birgt Nordamerika in reicher Fülle,
und keine andern Gegenden der Erde haben einen Reichtum an Silber, nur wenige einen solchen von Gold wie Kalifornien und die
äquatorialen Gebirgsgegenden, an Diamanten und andern Edelsteinen wie Brasilien, Columbia, Chile und Peru,
an Salpeter wie Chile, an Blei- und Kupferlagern wie Wisconsin u. s. w.
Pflanzenwelt. In lückenlosem Zusammenhange zeigt den Wechsel der nordischen, tropischen und südl.
Floren, und zum Austausch zwischen den kühlen Klimaten ist hier das mächtigste Gebirgssystem der Erde, die
Andenkette, bereit. Ist auch der Zusammenhang des Landes unter 10° nördl. Br. nur auf schmale Flächen beschränkt, so genügen
sie doch zur Bewahrung des einheitlich amerik. Charakters in den Tropen, noch verstärkt durch das breite Inselband der Antillen,
welches Florida mit Venezuela floristisch verknüpft. Der kalte Norden hat wenig eigentümlich Amerikanisches,
sondern schließt sich vielmehr an die ostsibir. und nordeurop. Flora an; aber von 30° nördl. Br. bis 30° südl. Br. und
in schwächern Zügen noch weiter ausgreifend, ist ein besonderer amerik. Charakter entfaltet, zu dem z. B.
die formenreichen Familien der stachligen Kakteen
[* 79] und der Ananasgewächse (Bromeliaceae) treffliche Züge liefern,
da diese hier allein ihre
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Heimat haben. In Patagonien tritt dafür dann ein neuer, sog. antarktischer Zug
an die Stelle.
Durchwandert man von Norden nach Süden, so findet man in folgender Abgrenzung eine Pflanzenzone die andere ablösend: Bis
60° nördl. Br. und in Labrador bis 52° nördl. Br. bedeckt hauptsächlich die Tundra (s. d.), unterbrochen
nur durch einzelne Baumoasen niederer Fichten und Birken, das kalte Land. Die Südgrenze der Tundra bildet eine Linie, auf der
der wärmste Monat eine mittlere Temperatur von +16 °C. und der kälteste von -20° C. erreicht. Es folgt dann ein breiter
nördl. Waldgürtel von Kiefern, Fichten, Tannen und Birken, der seinen größten Reichtum an Laubhölzern
(Walnüssen, Ulmen, Eichen, Ahorn, Linden, Tulpenbäumen u. s. w.) entwickelt in einer südlichern Zone, die ungefähr bis zum
40.° nördl. Br. reicht und auf dieser Äquatorialgrenze im wärmsten Monat +25° C. und im kältesten etwa 0° mittlere Temperatur
zeigt.
Zwischen der Ost- und Westküste ragen aber die Felsengebirge und die Sierra Nevada in die Schneeregion,
schließen das Steppenplateau von Utah ein, und haben zwischen ihren Abhängen und dem Missouri die weiten Grasebenen der
Prairien (s. d.) vorgelagert, mit kältern Wintern und noch um 5 Grade heißern Sommern. Hier schließen sich daher als Übergang
zu den Tropen unter 30° nördl. Br. die heißen Steppen von Arizona und Neumexiko an, in denen das Baumleben
durch riesige Säulenkakteen vertreten wird.
Beim Eintritt in die Regenzone der Ostküste, in Virginien, durchschreitet man das Übergangsgebiet zu den Tropen bis zum 25.°
nördl. Br., woselbst der geringe Jahresunterschied zwischen dem wärmsten Monat mit +26° und kältesten
mit +16° C. eine üppige Vegetation hervorruft, immergrüne Laubhölzer, wie Orangen-, Lorbeer- und Ölbäume, ferner ganz
neue Formen in den Magnolien und Zwergpalmen; neben Weizen werden Mais und Reis, in den Pflanzungen Zuckerrohr, Baumwolle
[* 81] und
Tabak
[* 82] gebaut, während Batate und Maniok ihre mehlreichen Wurzeln zur Nahrung bieten.
Nun breitet sich in dem zum Atlantischen Ocean hin geöffneten TeileA.s ein breiter Tropengürtel vom 25.°
nördl. Br. bis zum südl. Wendekreise aus, der Gürtel
[* 83] der Bananen und des tropischen Plantagenbaues mit nicht wesentlich über
25° C. hinausgehenden, aber auch nicht viel tiefer darunter sinkenden Monatstemperaturen, wo der Unterschied des
kältesten und wärmsten Monats nur nahe den Grenzen mehr als 5° beträgt. Hier zeigt sich die Mannigfaltigkeit der tropischen
Urwaldungen in Kautschukbäumen (Siphonia), Paranüssen (Bertholletia), Palmen,
[* 84] sowie die Kultur der Yamswurzeln, Vanille, Ananas,
Bananen, Melonen, Brotfrucht- und Kuhbäume, Kokosnüsse. Die undurchdringlichen Waldungen enthalten mannigfaltige, zum Teil
riesenhafte Baumformen der feinsten Holztextur, wie Mahagoni, Guajac, Campeche-, Brasilienholz u. s. w.
Die dichten Wälder des Chinarindenbaums beschatten Quitos Gebirgsterrassen, hoch in die Anden von Ecuador, bis zur Berührung
der ersten Schneefälle, steigt die schlanke Wachspalme (Ceroxylon andicolaHumb.) über die Mauritia-Palmenwälder der Ebene.
An der Westküste von Südamerika folgt nun der oben erwähnte trockne und kühlere Übergangsstreifen
von 5° südl. Br. bis 34° südl. Br., immer begleitet von dem schneeigen Zuge der Anden. An einer Grenze, wo der heißeste
Monat (Januar) etwa 17° C. im Mittel erreicht,
setzt hier die Zone der Winterregen ein, die bald das Baumleben zur Entwicklung
der schönen WälderValdivias fördert, dann aber in der Breite von 45°, wo der wärmste Monat nur noch
14° C. oder weniger erreicht, trotz milder Winter allmählich zu immergrünen Gebüschen sinken läßt.
An der Ostküste folgt auf die Tropen ein Übergangsgürtel zwischen dem südl. Wendekreise und dem Mündungsgebiet des La
Plata, dann reihen sich die Pampas (s. d.) und die immer
dürftiger werdenden Steppen mit Stachelgebüschen des südl. Argentiniens an, bis die südliche kühle Zone auch hier mit
etwa 50° südl. Br. beginnt, wo der wärmste Monat nur wenig über 10° C. Temperaturmittel noch besitzt, der Winter aber
kaum Fröste bringt. - Wie man von den äquatorialen Gürteln des Weltteils bis zu seinen Polarenden die
üppige Riesenkraft der Pflanzenwelt immer mehr schwinden sieht, so auch im Ansteigen von den tropischen Küstengestaden zu
den eisbedeckten Gebirgshöhen, beim Durchwandern der drei Regionen der Tierra caliente, templada und fria.
Die mittlere Gruppe bezeichnet jene gesunden und herrlichen Gegenden A.s, wo bei fast ewigem Frühling
grüne Wiesen und kräftige Laubhölzer sich mit den seltsamsten und riesenhaften Formen der Tropenwelt einigen. Die menschliche
Kultur verdankt Amerika besonders zwei in die warm-gemäßigten und kühlen Länder der ganzen Erde eingeführte Nahrungspflanzen:
[* 85] Mais und Kartoffel; die Heimat des erstern ist wahrscheinlich Paraguay, die der letztern das südl. Chile
gewesen.
Tierwelt. Kein Erdteil hat eine so reiche Tierwelt wie Amerika, keiner ist aber auch der Entwicklung derselben gleich günstig. Durch
seine Ausdehnung von N. nach S., seine gewaltigen Gebirge, ungeheuren Wälder, Prairien, Llanos, Pampas, seine Riesenströme
und großartigen Seen, sowie durch die Gegenwart zahlreicher Inselgruppen bietet Amerika eine
Fülle von Lebensbedingungen, an die sich die Tiere anzupassen haben, wie sie nirgends wieder gefunden werden. Von den 84 Säugetierfamilien
haben hier 48 Vertreter, und 13 davon kommen nur hier vor.
Die größten Landsäugetierformen, Pferde,
[* 86] Elefanten, Rhinocerosse werden hier nicht mehr gefunden, aber sie kamen vor
noch nicht langer Zeit, geologisch gesprochen, ja das Mammut wohl noch mit dem Menschen zusammen vor; weiter finden sich hier
die Reste riesenhafter Faul- und Gürteltiere, sowie zahlreicher Formen, die wir als die Ahnen der verschiedenen Huftiere anzusehen
haben. Von den 131 Familien der Vögel
[* 87] entfallen auf Amerika 80 und 36 von diesen, darunter äußerst artenreiche,
wie Kolibris,
[* 88] werden nur hier gefunden.
Auch an Reptilien ist Amerika reich: von 60 Familien kommen 38 und davon 9 bloß hier vor. Die 22 Familien der Amphibien sind gar
durch 20, darunter 6 eigene vertreten. Die Süßwasserfauna ist überhaupt durch die Entwicklung der gewaltigen
Flüsse im gemäßigten Norden und im tropischen Süden die reichste der Welt. Der Reichtum an Insekten geht ins ungeheure,
es sei nur hervorgehoben, daß fast zwei Drittel sämtlicher (etwa 8200) Tagschmetterlingsarten Amerika bewohnen,
auch etwa der vierte Teil sämtlicher Landgastropoden und sicher der dritte aller Süßwasserschnecken wird hier gefunden.
Auch der Reichtum der Meere auf beiden Seiten, besonders des Golfs von Mexiko ist ein sehr großer und die Bank vonNeufundland
ihrer Fischmengen wegen berühmt. An den Küsten,
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