bildete der Altar
[* 7] einen Tisch, über dem sich eine reich verzierte Bildwand erhebt. Seit dem 14. Jahrh.
wurde diese dadurch erweitert, daß Flügel oder Klappen an ihr angebracht wurden (Flügelaltar; s. Taf. II,
[* 6]
Fig. 1,
2). Die Renaissance in Italien
[* 8] bildete den Altar als einen freistehenden oder an die Chorwand gelehnten architektonischen
Aufbau, dessen Mitte ein Bildwerk einnimmt (s. Taf. II,
[* 6]
Fig. 3). In der
deutschen Renaissance (s. Taf. II,
[* 6]
Fig. 4) wurde der Altar zu einem
Aufbau aus mehrern Säulenordnungen übereinander, in den spätern Stilen (s. Taf. II,
[* 6]
Fig. 5, 6, 7, 8) entfaltete er sich
zu einem aufs reichste, geistvollste aber willkürlichste geschmückten Prunkstück, zu dessen Ausschmückung
sich alle Künste vereinigten. Der Altartisch wird meist durch Tafeln in edlem Metall, gemalte oder gestickte, bildartige
Tücher (antependia) geschmückt. - Tragealtar (altare portatile) heißt ein geweihter Altarstein, den namentlich kath. Missionare
und Feldgeistliche mitnehmen, um ihn, wo sie die Messe lesen wollen, auf einen Tisch zu legen (s. Taf.
I,
[* 6]
Fig. 4, 6). Privilegierter Altar heißt ein Altar, für den der Papst das Privilegium bewilligt hat, daß mit einer daran gehaltenen
Messe für einen Verstorbenen ein vollkommener Ablaß für diesen verbunden ist. - Während die reformierte Kirche grundsätzlich
dem Altar im Gottesdienste keine Berechtigung einräumt und nur den einfachen Abendmahlstisch
zuläßt, ist auf lutherischer Seite der in der hergebrachten Form festgehalten worden, doch meist nur einer in jeder Kirche,
als Abendmahlstisch und als geordnete Stelle für diejenigen Handlungen, deren Charakter, im Unterschiede von der Predigt,
wesentlich in Gebet und Segnung besteht. - Die griechische Kirche kennt nur einen in der Hauptapsis des
Bema (s. d.). Die Tische in Nebenapsiden dienen nur bei der Zurüstung für
die Liturgie. Der Altar ist mit kostbaren Tüchern gedeckt, birgt meist eine Reliquie und trägt ein liegendes Kreuz,
[* 9] meist von
Silber. Er ist mit einem Ciborium überbaut, von dem meist ein kleines Behältnis für Stücke geweihten
Brotes herabhängt (artophorion). Unter dem Altar ist eine Höhlung (thalassidion) für das bei der Liturgie benutzte
Wasser. -
K. Arendt, Sammlung ausgeführter A (Luxemb. 1866);
Schmid, Der christliche und sein Schmuck (Regensb. 1871);
Münzenberger,
Zur Kenntnis und Würdigung der mittelalterlichen Altar Deutschlands,
[* 10] I (Frankf. a. M. 1890; fortgesetzt von Beissel, ebd. 1895 fg.).
[* 7] deCollanes oder Capac-Urcu, einer der bedeutendsten vulkanischen Gipfel (5404 m) auf der
östlichen der beiden Ketten, die das Hochthal von Riobamba in der südamerik. Republik Ecuador
[* 11] einschließen, liegt etwa 30 km
östlich von der Stadt Riobamba, hat eine sehr unregelmäßige Gestalt und erscheint als ein ruinenartig zerrissener, halbkreisförmiger
Kamm mit schroffen Spitzen, der eine kleine Ebene umschließt. Nach der Sage der Inkas soll er einst höher
gewesen sein als der Chimborazo und erst im Anfange des 15. Jahrh. nach einem 8 Jahre dauernden
Ausbruch zusammengesunken sein.
(spr.-rosch), Marie Michel, franz. Dichter und Journalist, geb. zu
Issoire, studierte die Rechte in Paris
[* 12] und wandte sich zur Zeit der Julirevolution dem
Journalismus zu.
Zuerst Mitarbeiter an republikanischen Tagesblättern, war er 1834-48 Chefredakteur des «Charivari», der seinen Artikeln voll
Witz und Laune, manchmal kleinen Meisterstücken polit. Satire, einen guten Teil seines glänzenden Erfolgs verdankte. 1848 wurde
er in die Konstituierende Versammlung gewählt, wo er sich zur gemäßigten Linken hielt, trat aber 1849 vom
polit.
Schauplatze ab und leitete verschiedene Theaterunternehmungen (1850-52 das Odéon, die Folies-Nouvelles, später das ThéâtreDéjazet), zuletzt die Vergnügungsanstalten des Badeortes Cabourg-Dives. Altaroche starb in Vaux. Er schrieb: «Chansons
et vers politiques» (1835 und als 2. Bd. «Chansons
politiques», 1838),
«Contes democratiques» (1837),
«Aventures de Victor Augerol» (2 Bde.,
1838),
eine Nachahmung des Faublas-Romans von Louvet de Couvray (s. d.),
unter Mitwirkung
anderer mehrere Theaterstücke: «Lestoq ou le retour de Sibérie (1836), »Le
[* 13] Corrégidor de Pampelune" (1843) u. a. Von seinen
Erstlingswerken ist «La Chambre et les Ècoles (1831), eine
Satire in Versen, zu nennen.
die bayr. Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern. ^[= Regierungsbezirk im Königreich Bayern, umfaßt von alten Gauen Teile des Nordgaues, die Marchia ...]
czech. Stará Boleslav, Markt im Gerichtsbezirk Brandeis der österr. Bezirkshauptmannschaft Karolinenthal
in Böhmen,
[* 20] durch die Elbe von ersterer Stadt getrennt, an der Linie Wien-Tetschen der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 2357,
als Gemeinde 3697 czech. E. (67 Deutsche),
[* 21] in Garnison (281 Mann) die 1. Eskadron des 7. böhm.
Dragonerregiments «Karl V. Leopold, Herzog von Lothringen und Bar», Pfarrkirche (vom J. 1046) und Wallfahrtskirche mit zwei schlanken
Türmen: ein dem Kollegiatkapitel gehöriges Landtäfliches Gut (7,70 qkm) und eine Brauerei. In der Nähe das eisenhaltige
Bad
[* 22] Houška, mit schönem, 1867 von Erzherzog KarlSalvator errichteten Kur- und Gasthause. - Bei Alt-Bunzlau wurde 935 der
heil. Wenzel von seinem Bruder Boleslaus ermordet.
Altchristliche Kunst nennt man die Kunst der ersten Jahrhunderte des Christentums. Sie beginnt mit den ersten künstlerischen
Regungen der Christen und bringt im gesamten Gebiete des RömischenReichs naheverwandte Werke hervor. Ihr Ende ist in der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrtausends anzusetzen, in welcher Zeit die Kunst im Osten und im Westen ein verschiedenes
Gepräge annimmt.
Die Baukunst
[* 28] beschäftigt sich im wesentlichen mit dem Bau derKirchen. Der Form nach sind zweierlei Kirchenbauten zu unterscheiden,
Längsbauten und Centralbauten.
Die eigentlichen Kirchen sind fast stets Längsbauten. Sie bestehen aus einem großen rechteckigen, wesentlich
für die Gemeinde bestimmten Raume, der zum Zwecke der Überdachung der Länge nach durch zwei Säulen- oder Pfeilerreihen
in drei sog. Schiffe
[* 29] geteilt ist, und einem durch Schranken davon abgesonderten Altarraume,
der mit einer Nische, der Apsis, endet; bei großen Anlagen kommen selbst vier Säulenreihen vor. Das Mittelschiff überragt
die Seitenschiffe an Höhe, um die Anbringung von Fenstern zu ermöglichen.
Die Schiffe sind flach gedeckt. Nach anfänglichem Schwanken bildet sich die Sitte aus, den Altar, mithin auch die Apsis, im
Osten zu errichten. An die Westseite der Kirchen, in der sich der Eingang befindet, legt sich eine Vorhalle (Narthex), manchmal
auch ein mit Säulenarkaden umgebener Hof
[* 30] (Atrium oder Aula), in dessen Mitte sich ein Brunnen
[* 31] (Kantharus) befindet. Türme kommen
vor teils neben der Kirche (Italien), teils auf der Façade (Syrien). Bisweilen sind Emporen über den Seitenschiffen angebracht.
In seltenen Fällen hat man auch schon ein Querschiff zwischen Gemeinderaum und Apsis ausgebildet.
Die Kirchen werden frühzeitig Basiliken genannt. Ihr Verhältnis zu den antiken Basiliken (s. d.)
ist umstritten. Beispiele altchristlicher Basiliken sind in Rom u. a. St. Peter (im 16. Jahrh. durch den jetzt bestehenden prächtigen
Neubau ersetzt), St. Paul und Sant' Agnese (s. Tafel: Altchristliche Kunst II,
[* 26]
Fig. 5, 6, 8), zahlreiche
Kirchen in Ravenna, Syrien u. s. w.; die beiden erstgenannten sollen dem 4. Jahrh.
entstammen und waren lange Zeit die größten Kirchen der Welt. Die Bauformen sind fast überall noch von der Antike abhängig
(s. Taf. III,
[* 26]
Fig. 2); oft werden sogar antike Bauteile ohne weiteres verwendet.
Centralbauten sind gern zu Grabkapellen, Grab- oder Denkmalskirchen und Taufkirchen (Baptisterien, s. d.),
selten zu eigentlichen Kirchen verwendet worden. Sie erscheinen als ungegliederte Rundbauten mit kuppelförmiger Überwölbung
(s. Taf. II,
[* 26]
Fig. I) oder als gegliederte, in letzterm Falle entweder flachgedeckt,
wie Santo
[* 32] Stefano rotondo in Rom, oder mit kunstvollem Wölbungssystem, wie San Vitale zu Ravenna (s. Taf.
II,
[* 26]
Fig. 3 u. 7) und die großartige Sophienkirche (s. d.) zu Konstantinopel (s. Taf. III,
[* 26]
Fig. 3, 4, 6). Beide Kirchenformen
sind mit der christl. Kultur auch nach Deutschland
[* 33] übertragen worden; der Längsbau ist auf dem Bauplan von St. Gallen (etwa
820), ferner in den Kirchen zu Michelstadt und Seligenstadt im Odenwald und der Ruine auf dem Heiligenberge
bei Heidelberg
[* 34] wahrnehmbar; das großartigste Denkmal des Centralbaues bei uns ist das von Karl d. Gr. errichtete Münster
[* 35] zu
Aachen.
[* 36]
Schließlich bilden die unterirdischen
Grabanlagen, die Katakomben (s. d. und Taf. III,
[* 26]
Fig.
5), Gegenstände der altchristl. Baukunst.
Der altchristl. Profanbau, der Hausbau u. s. w., ist an syrischen Denkmälern
kennen zu lernen.
Hinsichtlich der Bildnerei zeigt sich die Altchemnitz K. ebenfalls von der Antike abhängig. Zunächst entwickelt sie sich in der reichen
Ausschmückung der Sarkophage mit Reliefs, bei welcher den klassischen Formen mehr und mehr christl.
Bedeutung untergelegt, später die Flächen architektonisch abgeteilt und durch strenges, in mehr statuarischer
Form gehaltenes Bildwerk geschmückt wird; die
[* 26]
Figuren erscheinen allmählich unfreier in ihrer Haltung,
konventioneller in der Behandlung des Faltenwurfes, die Komposition wird eine minder lebendige und in sich abgerundete. Auch
Elfenbeinarbeiten (s. Taf. III,
[* 26]
Fig. 1) sind beliebt; unter ihnen sind
die Diptychen (s. d.) besonders bemerkenswert. Statuen sind in der Altchemnitz K. sehr selten. Die berühmte Bronzestatue
des heil. Petrus in der Peterskirche zu Rom (s. Taf. I) galt bisher für ein Werk ungefähr des 5. Jahrh.,
wenn sie auch möglicherweise weit jüngerer Entstehung ist. Gern hat man Christus als guten Hirten dargestellt (s. Taf.
II,
[* 26]
Fig. 4).
Größer ist der Wirkungskreis der altchristl. Malerei. Hier erlangte die Altchemnitz K. die meiste Selbständigkeit,
die größte innere Bedeutung und den freiesten Ausdruck. Zunächst zwar begnügte sie sich mit Symbolischem: das Χ Ρ (chi-ro,
griech. Anfangsbuchstaben des NamensChristus), das Α Ω (Alpha-Omega, Anfang und Ende des griech. Alphabets),
der Fisch (grch. ichtys, die Anfangsbuchstaben von Jesūs Christós thëū hyiós sotēr, JesusChristusGottes Sohn, Erlöser),
Genien, Pfauen und zahlreiche andere, oft spielerische Symbole genügten vielfach (s. Taf. III,
[* 26]
Fig. 5). Später wurden diese
weiter gesponnen, indem aus dem rein formalen ein lebendiger Vorgang sich entwickelt.
Christus wird auch hier als guter Hirt dargestellt, der das verirrte Lamm zurückbringt, aber auch als
Orpheus,
[* 37] der mit süßem Laut selbst die wilden Tierean sich lockt. Daneben erscheinen wunderartige biblische Vorgänge meist
aus dem Alten Testament, die aber in leicht verständlicher Weise auch auf das Neue gedeutet werden können
(z. B. die Leiden
[* 38] des Hiob, Himmelfahrt des Elias), sowie rein zuständliche Genrebilder, die die irdische Zufriedenheit versinnbildlichen.
Namentlich die Wände und Decken der Katakomben sind der Ort dieser in Fresko-Technik ausgeführten Malereien. In ihrer Anordnung
blieben die antiken Vorbilder lange Zeit maßgebend; im einzelnen wurden die Neuschöpfungen mehr und mehr
durch einen Zug
von Innerlichkeit, seliger Ruhe, friedlicher Gelassenheit bereichert, der ihren Werken einen hohen Reiz giebt.
Dieser steigert sich in monumentalen Mosaik-Malereien zu einem stärkern, wenn auch härtern Ausdruck der Empfindung und bei
der streng architektonischen Anordnung der Bildercyklen zu feierlicher Würde und Gemessenheit. Namentlich in den großen
DarstellungenChristi an der Wölbung der Apsis, in langen
[* 26]
Figurenreihen an der Oberwand des Langhauses
und andern streng rhythmisch angeordneten Bildern ist das Mosaik in seiner einfachen Größe von mächtiger Wirkung (s. Taf.
II,
[* 26]
Fig. 2).
Stadt im Kreis
[* 42] Randow des preuß. Reg.-Bez. Stettin,
[* 43] 9 km südöstlich von Stettin, an der Mündung der Plöne
in den Dammschen See, den Linien Berlin-Stettin-Stargard und Altdamm-Cammin (67 km) der Preuß. Staatsbahnen und der Privatbahn Altdamm-Kolberg
(122,13 km), hat (1890) 5242 E., darunter 128 Katholiken, in Garnison (339 Mann) das Trainbataillon Nr.
2, Amtsgericht (Landgericht Stettin), Post zweiter Klasse mit Zweigstelle und Telegraph, zweites Traindepot, 3 Papierstoff-, 2 chem.
Fabriken, Mehl- und Dampfschneidemühlen, besuchten Leinwandmarkt, 12 wichtige Viehmärkte, Holz- und Gemüsehandel. Mit
Stettin, dessen befestigter Brückenkopf es 1646–1873 war, ist Altdamm durch einen die sumpfige Oderniederung durchschneidenden
Steindamm seit 1299 verbunden, woher der Name des Ortes rührt.
1) Stadt im BezirksamtNürnberg
[* 44] des bayr. Reg.–Bez. Mittelfranken, 22 km südöstlich von Nürnberg, an der
Schwarzach und der staatlichen Vicinalbahn Feucht-Altdorf (11,7 km), hat (1890) 2979 E., darunter 150 Katholiken, Amtsgericht (Landgericht
Nürnberg), Post, Telegraph, Forstamt, altes Schloß, drei Kirchen, Lehrerseminar, Taubstummenschule, Krankenhaus;
[* 45] Metallwarenfabrik,
Ringofenziegelei, Hopfenbau. – 7 km von Altdorf liegen bei Weißenbaum die HöhleHeidenloch und die an Versteinerungen reiche
Teufelsgrube. Altdorf ist Geburtsort des Malers Altdorfer (s. d.) und des Historikers Mannert (s. d.).
Ursprünglich Reichsdomäne, kam Altdorf 1505 an die freie Reichsstadt Nürnberg und erhielt 1575 ein Gymnasium, das 1623 Universität
wurde.
Vgl. Will, Geschichte und Beschreibung der nürnbergischen Universität Altdorf (Nürnb.
1808);
Böhm, Kurze Beschreibung und Geschichte der Stadt in Mittelfranken (ebd. 1888).
– 2) Dorf im Bezirksamt Ettenheim des bad. Kreises Freiburg,
[* 48] hat (1890) 1106 E., Postagentur, Telegraph, kath. Pfarrkirche, Schloß,
Weinbau. – ^[] 3) Dorf im Kreis und Kanton
[* 49] Molsheim des elsaß-lothring.
BezirksUnterelsaß, an der Breusch,
hat (1890) 806 kath. E., schöne Kirche der berühmten, 1789 eingegangenen Benediktinerabtei, welche die Verwandten des Papstes
Leo Ⅸ. an Stelle der 966 gegründeten Kirche des heil. Cyriacus errichten ließen, Basilika
[* 50] im Übergangsstil, von der noch
drei Schiffe stehen, während Chor und Querschiff im 18. Jahrh. umgebaut wurden. –
Vgl. Sattler, Kurze
Geschichte der Benediktinerabtei Altdorf (Straßb. 1887).
Marktflecken und Hauptort des schweiz. Kantons Uri,
3 km südöstlich vom Vierwaldstätter
See, in 468 m Höhe, in geschützter Lage, am Fuße des Grünwaldes, dessen Bannwald den Ort vor Verschüttung
durch Bergstürze schützt, an der Linie Luzern-Chiasso der Gotthardbahn und der Gotthardstraße, hat (1888) 2542 meist kath.
E., Post, Telegraph, seit dem Brande von 1799 breite gepflasterte Straßen. Altdorf besitzt eine alte Pfarrkirche mit Gemälden von
Van Dyck und Annibale Caracci und einem Marmorrelief von Imhof, ein altes Rathaus mit schönem Ratssaal
und alten Schlachtenbannern, schönes Kantonsspital, neue Strafanstalt, Theater,
[* 51] Zeughaus, ein Nonnen- und das 1581 gestiftete
älteste Kapuzinerkloster der Schweiz,
[* 52] mit sehr schöner Kirche, Gymnasium und Realschule, Mädchenschule im Kloster, Erziehungsanstalt
für verwahrloste Kinder, kantonales Antiquitätenmuseum, Gewerbehalle, Bibliothek, Wasserleitung,
[* 53] Moor- und Mineralbäder;
der Ort hat etwas Transit- (ital. Wein), jedoch wenig selbständigen Handel und Industrie (Seiden- und Parkettfabriken),
Kunstmühle, Bierbrauereien. – Altdorf ist bekannt durch die Tellsage.
An der Stelle, wo Tell gezielt haben soll, wurde 1861 seine Kolossalstatue aus Gips
[* 54] von Siegfried in Zürich
[* 55] errichtet, die 1895 durch
ein Marmorstandbild von Kißling ersetzt ist. 2 km südöstlich am Eingange des Schächenthales, in 552 m
Höhe, das Dorf Bürglen (s. d.), der Geburts- und Wohnort Tells; am See in 437 m Höhe der Hafen und Landungsplatz Flüelen
(s. d.); südlich bei der Mündung des Schächenbachs in die Reuß
[* 56] das Dorf Attinghausen (s. d.).
Albrecht, Maler, Kupferstecher, Zeichner für den Holzschnitt und Baumeister, geb.vor 1480 in
Altdorf, lebte seit 1505 in Regensburg,
[* 57] wo er 1538 starb. 1526 in den Rat der Stadt gewählt, baute er dort u. a. das noch erhaltene
Schlachthaus (1527) und Befestigungswerke. Als Maler erfuhr er den Einfluß Dürers und Grünewalds. Die besondern Vorzüge
seiner Gemälde, Kupferstiche und Holzschnitte beruhen in den landschaftlichen Schilderungen; zugleich
aber zeigen sie eine eigenartige Phantastik in Komposition und Beleuchtung.
[* 58] Seine bedeutendsten Gemälde sind: Ruhe auf der
Flucht (Berlin,
[* 59] Museum) und AlexandersSieg über Darius (München,
[* 60] Pinakothek). Seine Schilderung des Sündenfalls und der Erlösung
des Menschengeschlechts in 40 kleinen Holzschnitten gab G. Hirth neuerdings heraus (Münch. 1888). –
Stadt im Distrikt Callosa de Ensarria der span. ProvinzAlicante, unweit der Bai Ensenada de Altea, auf einem Hügel,
ist Sitz eines deutschen Konsularagenten (KonsulatAlicante), hat (1887) 5790 E., einen Hafen und Rosinenausfuhr.
Auf der südwestlich
die Ensenada de Altea abschließenden Landspitze der LeuchtturmTorreBombarda.
Staatsbahnen auf einer
Dampffähre überschreitet, hat etwa 900 E., Post, Telegraph, Personen-Dampferstation, evang. Kirche, Kurhaus mit hübschen
Anlagen, Fischerei
[* 63] und wird in neuerer Zeit als Seebad besucht.
Garde, in einigen Heeren Bezeichnung für einen Teil der Gardetruppen, dem damit ein höherer
Rang und zum Teil auch anderweitige Vorteile beigelegt werden. Vorzugsweise ist unter diesem Namen die Alte Garde Napoleons Ⅰ.
bekannt; dieselbe bestand aus den Truppen, die vor der Errichtung des Kaisertums die Konsulargarde gebildet hatten, und hatte 1804 die
Stärke
[* 64] von 1 Grenadier- und 1 Fußjägerregiment (zu 2 Bataillonen), 1 Velitenbataillon, 1 Grenadier-
und 1 Chasseurregiment zu Pferd,
[* 65] 1 Mamlukencompagnie zu Pferd, 1 leichte Artillerieschwadron, 1 Sektion Arbeiter, 4 Compagnien
Artillerietrain, 1 Legion Elitegendarmerie (2 Schwadronen zu Pferd, 2 Compagnien zu Fuß), 1 Matrosenbataillon, 1 Compagnie
Veteranen sowie einen eigenen Generalstab.
Diese Garde wurde aus großen Mannschaften von mindestens fünfjähriger Dienstzeit, die an zwei Feldzügen
bereits teilgenommen haben mußten, rekrutiert und genoß große Vorrechte. Die Truppen der Alte Garde hatten z. B. ausschließlich
von ihren eigenen Commandeuren Befehle anzunehmen. In späterer Zeit wurde der Ausdruck Alte Garde nur von den Fußtruppen gebraucht,
die 1812 auf 3 Grenadier- und 2 Fußjägerregimenter (zusammen 7800 Mann) verstärkt wurden; von diesen
kehrten nur 500 Mann aus Rußland zurück.
Die Gardekavallerie zählte 1812 8400 Mann. 1813 stellte Napoleon 3000 Mann der in Spanien
[* 66] befindlichen Armee in die ein, Alte Gardeein,
die wieder auf den Stand von 5500 Mann gelangte. Die Sollstärke der Alten und Jungen Garde betrug 1813 81000 Mann, 1814 sogar 102700
Mann. Napoleon reorganisierte die Garden und vermehrte ihre Vorrechte (jeder Grenadier erhielt Korporalsrang). (Vgl.
Histoire de l'Ex-Garde, Par. 1821.) Im preuß. Heere werden als Alte Garderegimenter die fünf Regimenter Garde-Infanterie
bezeichnet, die bereits vor der Reorganisation des Heers 1860 dem Gardekorps angehörten. Im russ. Heere
gelten als Alte Garde die Garde-Infanterieregimenter Preobraschenskoi, Semenow, Ismailow und das Jägerregiment,
die die erste Garde-Infanteriedivision bilden, sowie die Reiterregimenter Kavaliergarde, Leibgarde zu Pferd, Kaiserkürassiere
und Kaiserinkürassiere; sie haben manche Vorrechte vor den übrigen Gardetruppen. (S. Garden.)
(d. h. Tiefland), der fruchtbarste Teil des norweg. AmtesFinmarken, rings um den Altenfjord gelegen, hat große
Ebenen, wo das Korn, trotz der nördl. Lage (70° nördl. Br.), ebenso gut reift wie in südlichern Thälern,
und Bäume sehr hoch werden.
Karl Aug., Graf von, hannov. General, geb. zu Burgwedel, trat 1781 in die hannov. Fußgarde. Oberstlieutenant
geworden, ging er nach der Kapitulation von Sulingen (s. Hannover)
[* 67] 1803 nach
England, wo er Oberst und Commandeur
der leichten Brigade in der Englisch-Deutschen Legion wurde und sich an den Expeditionen nach Rügen und Kopenhagen
[* 68] beteiligte.
Nachdem er 1808 und 1811 in Portugal und Spanien mit Auszeichnung gekämpft hatte, ernannte ihn 1812 der Herzog von Wellington
zum Commandeur der leichten Division, an deren Spitze er fast an allen Kämpfen des SpanischenBefreiungskriegs
teilnahm.
Seit 1814 Generallieutenant, befehligte er die hannov. Truppen in den Niederlanden und 1815 die dritte Infanteriedivision des
Wellingtonschen Heers, focht tapfer bei Quatrebras und bei Waterloo,
[* 69] wo er schwer verwundet wurde, und wurde in
den Grafenstand erhoben. Nach dem Pariser Frieden blieb er bis 1818 als Commandeur des hannov. Kontingents
in Frankreich, wurde nach der Rückkehr nach Hannover als General der Infanterie Kriegsminister, später auch Minister des
Auswärtigen und Generalinspektor der Armee. Nach der Thronbesteigung Ernst Augusts (1837) behielt Alten nur das Kriegsministerium.
Er starb zu Bozen.
[* 70] In Hannover wurde ihm 1849 ein Denkmal (von Kümmel) errichtet. –
Vgl. von
Sichart, Geschichte der königlich hannov.
Armee (4 Bde., Hannov. 1866–71);
Beamish, Geschichte der königl. deutschen Legion (2 Tle., ebd. 1832–37).
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Arnsberg,
[* 71] hat (1890) 81873 (42372 männl., 39501 weibl.) E., 4 Städte und 14 Landgemeinden.
– 2) Kreisstadt im Kreis Altena,
[* 72] an der Lenne, in 158 m Höhe, in einem von den Höhen des Sauerländischen Gebirges eingeschlossenen,
engen Thale, eine 4 km lange Straße bildend, an der Linie Hagen-Siegen-Betzdorf der Preuß. Staatsbahnen und der Dampfstraßenbahn
Altena-Lüdenscheid (14,55 km), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Hagen),
[* 73] Landratsamtes und einer Handelskammer
für das Lennegebiet des Kreises und den Kreis Olpe, hat (1890) 11147 (5903 männl., 5244 weibl.) E., darunter 1682 Katholiken
und 106 Israeliten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, 2 evang., 1 kath. Kirche, Realprogymnasium, höhere Mädchenprivat-
und 5 Volksschulen, Sauerländisches Museum (1879 gegründet), Kriegerdenkmal (1870/71) auf dem nahen 150 m
hohen Kesselberge, evang. Krankenhaus (vom Johanniterorden errichtet), kath. Krankenhaus, evang. Vereinshaus, Wasserleitung,
Gasbeleuchtung, Schlachthaus, städtische Spar-, Kreiskasse; Puddel- und Walzwerke, Fabrikation von Stahl- und Eisendraht,
Drahtnägeln, Näh- und Stricknadeln, Ahlen, Springfedern, Nieten, Gold-, Silber-, Messing-, Nickel-, Stahl-, Eisenwaren. Altena ist
Sitz der 3. Sektion der Rheinisch-Westfälischen Maschinenbau-und Kleineisenindustrie-Berufsgenossenschaft.
Auf dem nahen Burg- oder Schloßberge (80 m) die Burg Altena (Stammburg des preuß. Königshauses mütterlicherseits), 1122 vom
GrafenAdolf von Altena erbaut, mit dem aus dem 13. Jahrh. stammenden wohlerhaltenen halbkreisförmigen
Bergfried. –
Vgl. K. Vorländer, Bilder aus A.s Vorzeit (Altena 1871): Woerl, Führer durch Altena (2. Aufl.,
Würzb. 1890).
Nahebei an steilem Felsen, 113 m über der Ahr, die Ruinen der Burg Altenahr oder Are,
die im 10. Jahrh. durch die GrafenAre erbaut und 1714 durch Kurfürst Joseph Clemens von Köln
[* 77] geschleift wurde. -
Vgl. Mönch,
und seine Umgebung (Linz
[* 78] a./Rb. 1867).
Stadt im Kreis Zellerfeld des preuß. Reg.-Bez. Hildesheim,
[* 79] 10 km östlich
von Clausthal
[* 80] im Oberharz und am Fuß des Ackerbruchberges, in 500 in Höhe, an der Oker, hat (1890) 2146 evang. E., Post,
Telegraph, Oberförsterei mit 4 Förstereien, schöne Kirche, Volksschule, Bergbau
[* 81] auf Silber, Blei,
[* 82] Eisen,
[* 83] Kupfer.
[* 84] Altenau ist
eine der sieben Bergstädte des Kreises und wird als Sommerfrische besucht.
1) Altenberg im Erzgebirge, Bergstadt in der AmtshauptmannschaftDippoldiswalde der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden,
[* 88] 5 km von der
böhm. Grenze, in 747 in Höhe, hat (1890) 1888 evang. E., Amtsgericht (Landgericht Dresden), Post, Telegraph, Zoll-, Untersteueramt,
Oberförsterei, evang. Kirche, Postgehilfenvorbereitungsanstalt, Strohflechtschule, Volksschule, reichhaltige
Stadtbibliothek, Wasserleitung, Vorschußverein, städtische Sparkasse; Fabrikation von Cigarren, Holzwaren und Kisten, Sammetschneiderei,
Bergbau und einen Jahrmarkt. Im nahen Geisingberge das bedeutendste Zinnbergwerk Sachsens mit einer Jahresausbeute von ungefähr 75000 kg
Zinn (gegen 350000 kg im 15. Jahrh.), 800 kg Wismut und 1750 kg Arsenmehl (Gewerkschaft «Vereinigt Feld
im Zwitterstock»). -
Vgl. Meisner, Umständliche Nachricht von der Zinnbergstadt Altenberg (Dresd. 1747).
2) Dorf im KreisMülheim
[* 89] des preuß. Reg.-Bez. Köln, an der Dhün, 8 km von
Burscheid, hat (1890) 176 E. In der Nähe, 14 km nordöstlich von Mülheim im ehemaligen Fürstentum Berg, unweit des Dorfes
Odenthal, liegt die 1803 aufgehobene Cistercienserabtei Altenberg, die, einst durch ihren Reichtum
und Einfluss ausgezeichnet, 1133 vom GrafenEberhard von Berg durch Verwandlung seines Stammschlosses in ein Kloster begründet
wurde. Die 1255 begonnene, 1379 eingeweihte und 1847 erneuerte Kirche (118 in lang, 63 m breit, 30 m hoch), der «bergische
Dom», ist im reinsten got. Stile erbaut und eins der bemerkenswertesten Baudenkmäler des Rheinlandes,
mit trefflichen alten Glasmalereien. Viele Grabmäler der bis auf Wilhelm III. (gest. 1511) hier beigesetzten
Grafen und Herzöge von Berg sind noch gut erhalten. Die frühern Klostergebäude dienen jetzt als Fabrik. -
Vgl. Schimmel,
[* 90] Die
Cistercienserabtei Altenberg (Münst.
1832);
Montanus, Das Kloster Altenberg im Dhünthal (Elberf. 1851).
Pfarrdorf im AmtsbezirkWaltershausen des Herzogtums Sachsen-Gotha, 2,5 km nordwestlich von Georgenthal,
hat 351 E. An Stelle der Johanniskirche, die der Sage nach 724 vom heil. Bonifaz, in Wirklichkeit aber 1041 von
GrafLudwig dem Bärtigen auf einem nahen Berge erbaut wurde, steht seit 1811 ein Sandsteindenkmal (9,5
m hoch), «der
Kandelaber»
[* 91] genannt. -
1) Herzogtum s. Sachsen-Altenburg. - 2) Landratsamtsbezirk im Herzogtum Sachsen-Altenburg, hat (1890) 656,76 qkm, 280 Gemeinden, 119861
(58042 männl., 61819 weibl.) E., 13877 bewohnte Gebäude, 27535 Haushaltungen und Anstalten und umfasst die Amtsgerichtsbezirke
Altenburg, Schmölln
[* 96] und Ronneburg. Von der ortsanwesenden Bevölkerung
[* 97] sind 110306 Evangelische, 921 Katholiken, 139 sonstige Christen
und 33 Israeliten. - 3) Haupt- und Residenzstadt
des Herzogtums Sachsen-Altenburg, im Ostkreise desselben, unter 50°59'6" nördl.Br. und 12°25'21" östl.
L. von Greenwich), 8 km von der preuß. und 5 km von der sächs.
Grenze, in 176-224 m Höhe, liegt in hügeliger und fruchtbarer Gegend und hat gut gebaute, zum Teil steile
Straßen (bis 1:10 m Steigung) und schattige Promenaden an drei großen Teichen und (1890) 31439 E., darunter 599 Katholiken, 1979 Wohngebäude
und 7621 Haushaltungen; in Garnison das 1. und 4. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 96. Die jährliche Zunahme betrug
1885-90: 466, die Zahl der Geburten (1894) 1122, der Todesfälle 776, der Eheschließungen 261.
Kirchen. Von den sechs evang. Kirchen sind erwähnenswert die 1411 erbaute spätgot. Schloßkirche (ursprünglich Marienkapelle
und 1413-1533 dem Kollegiatstift St. Georg gehörig) mit dem Grabmal der Stammmutter des sächs. Hauses, Kurfürstin Margarete
(gest. 1486), die Bartholomäikirche (1089 erbaut und 1878 erneuert) und die Brüderkirche;
ferner die roten Spitzen, ein 1172 von KaiserFriedrich 1. gegründetes, 1533 aufgehobenes, 1872 erneuertes Augustinerkloster
mit dem Staatsarchiv.
Weltliche Gebäude. Das auf einem mächtigen, steilen Porphyrfelsen liegende herzogl. Schloß, eine
der schönsten und größten Residenzen (aus dem 11. Jahrh., nach den Bränden von 1444, 1518, 1606, 1609, von 1706-44
neu gebaut, die 1865 und 1868 abgebrannten Flügel erneuert) mit neuem, prächtigem Saale, einer Rüst- und Kunstkammer, schönem
Park und historisch merkwürdig durch den sächs. Prinzenraub (s.d.); das Rathaus am Markt,
1562-64 von Nik. Grohmann-Weimar in deutschem Renaissancestil erbaut, das neue Museum (1877 erbaut) mit der Lindenauschen Gemäldegalerie
(166 ital. Originale, 76 Kopien nach Raffael u. a.), Skulpturen, Altertümern (300 alte Vasen),
[* 98] Kunst- und
reicher Schmetterlingsammlung; die got. Fürstengruft (1840 erbaut), das neue Hoftheater eröffnet), das neue Ministerial-
und Landschaftsgebäude (1895), das Siegesdenkmal (1870/71, enthüllt), das DenkmalKaiser Wilhelms I. (von Bärwald
in Berlin, enthüllt), beide am Fuße des Schloßbergs, und das Brehm-Schlegeldenkmal.
Verwaltung und Finanzen. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (lebenslänglich, 7500 M.), einem Bürgermeister
(lebenslänglich, 4500 M.), 9 Mitgliedern des Magistratskollegiums und 32 Stadtverordneten (Vorsteher
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