Allioni,
Carlo, Botaniker, s. All. ^[= naturwissenschaftliche Abkürzung für Carlo einen ital. Botaniker (geb. 1725 zu Turin, ...]
Carlo, Botaniker, s. All. ^[= naturwissenschaftliche Abkürzung für Carlo einen ital. Botaniker (geb. 1725 zu Turin, ...]
(neulat.), der Gleichklang, der durch gleichen Anfangslaut mehrerer Wörter entsteht, wie er sich z. B. gern in sprichwörtlichen Wendungen findet: Stock und Stein, Wind und Wetter, [* 2] Kind und Kegel, bitter und böse u. s. w. (gesammelt bei J. Grimm, Rechtsaltertümer, 6 fg.). Bei manchen Völkern, so z. B auch bei den Finnen, ist die Allitteration, dann auch Buchstabenreim, Stabreim genannt, zu regelmäßiger Verwendung in der Poesie gelangt, namentlich in der ältern german. Dichtung, wo sie mit dem Losen durch Runenstäbe (s. Runen [* 3] und Los) und der fast ausschließlich auf den Stammsilben ruhenden logischen Betonung [* 4] der german. Sprachen zusammenhängt. In ihr war es Regel, daß in jeder Langzeile (s. d.) die erste Hälfte zwei oder einen reimenden Anfangslaut, die zweite nur einen und diesen im vordern Teile der Kurzzeile enthielt, und zwar sind es die stärkst betonten, bedeutungsvollsten Worte, die die Allitteration tragen; die anlautenden Vokale reimen alle untereinander, die Lautgruppen st, sp, sk (unser sch) jede nur für sich.
Mehr als 3 Stäbe in der Langzeile beruhen auf Entartung oder Zufall. In der nordischen Dichtkunst heißen die der ersten Vershälfte Stollen, die der zweiten der Hauptstab, zusammen die Liedstäbe. Ein Beispiel altdeutscher Allitteration giebt der Vers aus dem Hildebrandslied: garutun se iro güdhamun, - gurtun sih iro swért ana ^[gárutun se íro gűdhámun, - gúrtun sih iro swért ána] (sie bereiteten sich ihre Kampfgewänder, gürteten sich ihre Schwerter [* 5] an). Den neuerdings behaupteten Ursprung der deutschen Allitteration aus dem Latein widerlegt die der alten Namen von Verwandten, z. B. Istväonen, Erminonen, Ingväonen, schon bei Tacitus.
Aus der eigentlich deutschen Poesie verschwand die Allitteration im 9. Jahrh., während sie in der altenglischen neben dem Endreim bis ins 16. Jahrh., auf Island [* 6] heute noch fortdauert. Auch mehrere neuere deutsche Dichter haben sie angewendet, z. B. Fouqué in «Sigurd», W. Jordan (s. d.) in seinen «Nibelungen», R. Wagner in mehrern Musikdramen. Doch vermochten sie nicht der abgestorbenen Form neues Leben einzuhauchen. Gelegentlich gebrauchen die Allitteration Bürger, Goethe, Rückert («Roland der Riese») u. a. zur Sprachmalerei neben dem Endreim, wie es auch im Mittelalter geschah, ohne Endreim K. Lappe («Die Frostnacht») und Cl. Brentano («Ramiro»). -
Vgl. Lachmann, Allitteration, im 1. Bde. seiner «Kleinen Schriften»; Vetter, Über die german. Allitterationspoesie (Wien [* 7] 1872);
Rieger in der «Zeitschrift für deutsche Philologie», Bd. 7; Möller, Zur althochdeutschen Allitterationspoesie (Kiel [* 8] 1888);
Fuhr, Die Metrik des westgerman.
Allitterationsverses (Marb. 1892).
[* 1] L., Lauch, Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit gegen 250 Arten größtenteils in Europa, [* 9] Nordafrika, im mittlern Asien [* 10] und in Nordamerika; [* 11] Zwiebelgewächse mit grundständigen, meist sehr schmalen und nicht selten röhrenförmigen Blättern, einfachem Blütenschaft, der die kleinen gewöhnlich unansehnlichen Blüten in der Regel in dicht gedrängter endständiger Dolde trägt. Bei einzelnen Arten kommen zwischen den Blüten kleine Brutzwiebelchen vor.
Alle hierher gehörigen Arten zeichnen sich durch einen eigentümlichen für diese Gattung charakteristischen Geruch aus, der von einem bestimmten schwefelhaltigen Öle, [* 12] dem sog. Knoblauchöle, oder ähnlichen Substanzen herrührt. Zahlreiche Arten der Gattung Allium sind seit sehr langer Zeit wichtige Kulturpflanzen. Ihre Heimat ist nicht bestimmt zu nennen. Der Knoblauch (s. d.), Allium sativum L., ist wahrscheinlich in den Kirgisensteppen einheimisch und von da in sehr früher Zeit zu den orient.
Völkern gebracht worden, denn bereits die Juden und Ägypter brauchten denselben als Gewürz und Gemüse; auch bei den Griechen und Römern war der Knoblauch eine beliebte Speise. Ebenso ist die Zwiebel (s. d.) oder Zipolle (Allium Cepa L.) eine uralte Kulturpflanze, die gleichfalls nicht mehr wild wachsend vorkommt und wahrscheinlich aus Persien [* 13] und Afghanistan [* 14] stammt. Sie wird in zahlreichen Varietäten kultiviert. Ferner sind zu erwähnen: Winterlauch oder Winterzwiebel (Allium fistulosum L.), der den alten Völkern unbekannt war und aus den Baikalgegenden nach Europa gekommen ist;
der eigentliche Lauch oder Porree (s. d., Allium Porrum L.), der schon im Altertum bekannt war, die Schalotte (s. d., Allium ascalonicum L.), die wohl nur eine Varietät von Allium Cepa ist und während der Kreuzzüge von Palästina [* 15] (daher der Name von Askalon) nach Deutschland [* 16] gebracht sein soll;
der Schnittlauch (s. Allium schoenoprasum L.), der auch jetzt noch in Europa, dem nördl. Asien bis nach Kamtschatka und auch in Nordamerika am Huronsee wild vorkommt;
der Schlangenlauch (Allium scorodoprasum L.), auch Rokambolle genannt, ausgezeichnet durch größere Brutzwiebeln (s. Figur), gleichfalls noch in Europa einheimisch;
Rokambolle heißt auch noch eine andere Art, die sog. Perlzwiebel (Allium ophioscorodon Don) aus Ägypten, [* 17] wohl nur eine Varietät von Allium sativum.
Unter den in Deutschland einheimischen Arten sind noch hervorzuheben der auf höhern Gebirgen wachsende Allermannsharnisch oder Alpenlauch, Bergalraun (Allium victorialis L.) und der hier und da in schattigen Wäldern vorkommende Bärenlauch (Allium ursinum L.); letzterer ist besonders in der Umgebung von Leipzig [* 18] in den Auenwäldern wegen seines unangenehmen Geruches ein lästiges Unkraut, während er im übrigen Deutschland nur sporadisch auftritt. Von blumistischem Wert sind Allium azureum Ledeb. aus Sibirien mit himmelblauen, Allium Moly L. aus Südeuropa mit gelben Blumen; ferner das prächtige, neuerdings aus der Dsongarei eingeführte rosenrot blühende Allium Ostrowskianum Rgl. und das nordamerik.
Allium fragrans Vent., alles Freilandgewächse. Zartere, nur für Kalthäuser geeignete Arten sind Allium acuminatum Hook. aus Kalifornien und Allium neapolitanum Cyr. aus Südeuropa: sie blühen schon zu Ende des Winters.
naturwissenschaftliche Abkürzung für Allman, Georges James, Präsident der Linnean Society zu London, [* 19] untersuchte hauptsächlich Moostierchen und Polypen.
(schwed. allmaenning; norweg. alminding), ein mit «allgemein» zusammenhängendes Wort, im Mittelalter auch in den Formen Almeinde, Almand, Almge u. a. vorkommend, ist die Bezeichnung für gewisse Reste des altgerman. Gemeindeeigentums am Grund und Boden (s. Markgenossenschaften, Grundeigentum), Reste, die sich ¶
namentlich im südl. Deutschland und in der Schweiz [* 21] erhalten haben. Das Allmendrecht umfaßte sämtliche Marknutzungen und stand ursprünglich nur den selbständigen Markgenossen zu, jedoch gestattete man auch Beisassen (s. Bürger) wenigstens einen beschränkten Anteil an den Nutzungen. Solange die Dreifelderwirtschaft (s. d.) bestand, war die Weideberechtigung von besonderer Bedeutung, weshalb auch unter Allmende vielfach gerade die gemeine Weide [* 22] verstanden wurde.
Aber auch die Waldnutzungen waren für die Genossen von großer Wichtigkeit. Das Ackerland war schon sehr früh in das Privateigentum übergegangen, und die heute vorhandenen Ackerallmenden sind verhältnismäßig sehr jung, indem sie durch neuere Rodungen von Waldungen und Umwandlung von Weiden entstanden sind. Die rechtliche Entwicklung des Allmendwesens bietet viele Verschiedenheiten dar. In der Schweiz, namentlich in den ebenen Gebieten, findet man meistens besondere Allmendgenossenschaften als Realgemeinden (s. d.) im Gegensatz zu den Einwohner- und Bürgergemeinden.
Auch in Süddeutschland, besonders in Württemberg, [* 23] ist die Allmende großenteils im Eigentum der alten Realgemeinden verblieben. Wo das nicht der Fall ist, so durchweg in Baden [* 24] und Elsaß, gilt der Grundsatz, daß das Ortsbürgerrecht das Allmendrecht einschließt und demnach Anspruch auf den sog. «Bürgernutzen» verleiht. Jedoch besteht auch hier, abgesehen vom Elsaß, eine Unterscheidung von Gemeindebürgern und «staatsbürgerlichen Einwohnern», indem die Erwerbung des Gemeindebürgerrechts an gewisse Bedingungen, namentlich an die Zahlung eines Einkaufsgeldes geknüpft wird. Wo besondere Realgenossenschaften nicht bestehen, sind die Allmende wahres Gemeindevermögen, und zwar solches, welches nicht, wie die Kassen- oder Kämmereigüter, für öffentliche Zwecke, sondern zum privatwirtschaftlichen Vorteile der Bürger benutzt wird.
Die socialpolit. Fragen der neuesten Zeit haben die Aufmerksamkeit wieder in erhöhtem Maße auf die Allmende gelenkt. Ein ausgedehnter Allmendbesitz schützt jeden Gemeindeangehörigen vor völliger Verarmung und wirkt der Bildung eines ländlichen Proletariats entgegen. Man bedauert heute, daß die preuß. Gemeinheitsteilungsordnung vom welcher sich die meisten norddeutschen Staaten anschlossen, fast überall zur Aufteilung der Allmende unter die Nutzungsberechtigten geführt hat. In Süddeutschand und der Schweiz besitzen die Allmende nach wie vor eine große Bedeutung für den Haushalt der Gemeinden und der Einzelnen. Zu einer Verteilung des Gemeindegutes ist es dort nur selten gekommen, teils infolge gesetzlicher Hindernisse, teils wegen der Abneigung der Bevölkerung. [* 25] -
Vgl. über die südwestdeutschen Allmende die Zusätze Büchers zu seiner Übersetzung von de Laveleve, Das Ureigentum (Lpz. 1879);
Meitzen, Die Individualwirtschaft der Germanen (in den «Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik», Neue Folge, Bd. 6, Jena [* 26] 1883);
von Miaskowski, Die schweizerische in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Lpz. 1879);
Bücher, Artikel «Allmende» im «Handwörterbuch der Staatswissenschaften», Bd. 1 (Jena 1890).
Hermann Ludw., Schriftsteller, geb. zu Rechtenfleth an der Unterweser in der Osterstader Marsch, aus altem angesehenen Bauerngeschlechte, wurde ursprünglich zur Landwirtschaft bestimmt. Er verließ aber, durch früh erwachte künstlerische Neigung bestimmt, die Heimat, teils um in Berlin, [* 27] München [* 28] und Nürnberg [* 29] botan., geognost., kunstgeschichtliche und ästhetische Studien zu treiben, teils um seiner Wanderlust auf Reisen durch Deutschland, die Schweiz und Italien, [* 30] mit längerm Aufenthalt in Rom, [* 31] zu genügen.
Später zog er sich nach seinem Geburtsorte zurück, wo er freidenkend für volkstümliche Bildung sorgt und seinen angestammten Hof [* 32] zu einer Stätte der Kunst und Heimatskunde sowie der Gastfreundschaft gestaltet bat. Eine getreue Schilderung seiner weitern Heimat giebt das «Marschenbuch» (Gotha [* 33] 1858; 3. Aufl., Oldenb. 1892). Größern Beifall fand «Römische [* 34] Schlendertage» (Oldenb. 1869; 8. Aufl. 1894),
farbige Kultur- und Landschaftsbilder. Außerdem sind zu erwähnen: «Dichtungen» (Brem. 1860; 3. Aufl., Oldenb. 1893),
das Drama «Elektra» (Oldenb. 1872),
das mit Allmers Dietrichs Musik in Scene ging, «Dichtungen zu von Dörnbergs kulturgeschichtlichen Bildern aus den Nordsee-Marschen» (ebd. 1882),
«Hauptmann Böse. Ein deutsches Zeit- und Menschenbild» (Brem. 1882),
«Fromm und frei», religiöse Gedichte (Oldenb. 1889),
«Unsere Kirche, ihr Zustand und Ziel» (Hannov. 1865),
«Die Pflege des Volksgesangs im deutschen Nordwesten» (Brem. 1878). Seine «Sämtlichen Werke» (5 Bde.) erschienen Oldenburg [* 35] 1891-92. -
Vgl. Bräutigam, Der Marschendichter H. Allmers (Oldenb. 1891).
(grch.), Anders..., Fremd...
^[Allo], s. Allegro. ^[= (ital., abgekürzt All^{o}), d. i. geschwind, munter, hurtig, bezeichnet den vierten Hauptgrad ...]
(spr. alloä ^[álloä]), alte Handelsstadt in der schott. Grafschaft Clackmannan, mit einem Hafen nördlich am Forth, der hier in den Forthbusen mündet, hat (1891) 12643 E., zwei Werften und Docks, Baumwoll- und Wollwebereien, Glashütten, Eisenwerke, Alebrauereien, Kohlen- und Malzhandel.
In der Nähe befindet sich Alloa-House, der Sitz des Earl von Marr und Kellie. Alloa ist Sitz eines deutschen Konsularagenten.
großes kelt. Volk im Narbonensischen Gallien, das zwischen Rhône und Isère, im nördl. Teile der Dauphiné und in Savoyen bis zum Genfer See wohnte. Im 3. Jahrh. v. Chr. erscheinen sie zum erstenmal in der Geschichte, als Hannibal bei seinem Zuge über die Alpen [* 36] ihr Land berührte. Nachdem die Allobroger seit 123 v. Chr. vergebliche Versuche gemacht hatten, Gallien gegen die Römer [* 37] zu verteidigen, wurden sie 121 v. Chr. von Quintus Fabius Maximus (daher Allobrogicus genannt) der röm. Herrschaft unterworfen. Ihre Hauptstadt war Vienna (Vienne), ihre Grenzstadt gegen die Helvetier Geneva (Genf). [* 38]
Abart des Granats (s. d.). ^[= Bastardierung, bei Tieren und Pflanzen das Auftreten kleinerer oder größerer Umänderungen ...]
(altdeutsch, «ganz Eigentum»). Die Bezeichnung als (in den deutschen Rechtsbüchern wird der Ausdruck «Eigen» gebraucht) verneint die Eigenschaft eines Gegenstandes, vornehmlich eines Grundstückes, als Lehn, mithin einer gewissen Beschränkung des Eigentums. Auch die Freiheit bäuerlichen Vermögens (Gutsinventar, Hofwehr, Beschlag) vom gutsherrlichen Verbande wird durch den Ausdruck Allod (Allodium cum villa non conjunctum) bezeichnet. Die allodialen Bestandteile des Nachlasses des Vasallen heißen das Erbe. Rechte der Erben, des Lehnsherrn, des Eventualbelehnten, der Konkursgläubiger, welche nur das eine oder das andere Vermögen treffen, führen zu der Sonderung des Lehns vom Erbe, welche sich übrigens auch auf die Passiven erstreckt. Im Privatfürstenrecht versteht man unter den Allodialgütern (Privatgütern) ¶
die im Eigentum der regierenden Familie stehende Gütermasse, welche derselben verbleibt, wenn z. B. beim Aussterben des Mannsstammes eine andere Linie an die Regierung kommt, im Gegensatz zu den Staatsgütern und den beim Lande verbleibenden Gütern. (s. auch Allodifikation.)
s. Allod. ^[= (altdeutsch, "ganz Eigentum"). Die Bezeichnung als A. (in den deutschen Rechtsbüchern ...]
Aufhebung der lehnsrechtlichen Beschränkung, so daß freies Eigentum (Allod) entsteht, kann durch Rechtsgeschäft nur unter Beiziehung aller Lehnsbeteiligten (der Agnaten, der Eventualbelehnten u. s. w.) geschehen;
soweit die Zustimmung fehlt, bleibt zwar der Lehnsverband beseitigt, aber die Rechte der Agnaten u. s. w. bestehen in Form fideikommissarischer Successionsrechte fort.
Über Allodifikation kraft Gesetzes s. Lehnswesen.
zum Allod (s. d.) ^[= (altdeutsch, "ganz Eigentum"). Die Bezeichnung als A. (in den deutschen Rechtsbüchern ...] machen.
(lat., Anrede), im röm. Kurialstil die Anrede des Papstes an das Kardinalkollegium über einen kirchlichen oder polit.
Gegenstand, die oft principielle Fragen in autoritativer Weise erörtert. Da die Allokution meist auch gedruckt verbreitet wird, erlangt sie ähnliche Bedeutung wie eine Encyklika (s. d.).
(frz., spr. allöngsch), Anhang, Verlängerungszettel (engl. rider; ital. giunta), ein mit dem Wechsel oder der Kopie verbundenes Blatt [* 40] im Format des Wechsels, welches angefügt wird, wenn das Wechselpapier zu weitern Indossamenten nicht ausreicht. Die Deutsche [* 41] und Österr. Wechselordnung (Art. 11) gestatten die Allonge ohne weitere Vorschriften über ihre Beschaffenheit und die Art der Anfügung zu geben, wie sie frühere Wechselordnungen enthielten, indem sie, wie jetzt die Russ. Wechselordnung, anordneten, daß das letzte Indossament von dem Wechselpapier auf die Allonge hinübergeschrieben sein müsse. Üblich und ratsam ist diese Vorsichtsmaßregel, oder die Ansiegelung mit dem Siegel des ersten Indossanten auf der Allonge, oder der Vermerk auf der Rückseite der Allonge, daß und zu welchem Wechsel die Allonge gehört.
s. Perücke. [* 42]
(frz., spr. -óng), Gehen wir! Vorwärts! Auf! - Allons enfants de la patrie («Auf, Kinder des Vaterlands»; so gewöhnlich citiert anstatt des richtigen: Allons enfants! De la patrie / le jour de glorie est arrivé!), Anfang der Marseillaise (s. d.).
(grch.) nannte Hahnemann, der Erfinder der Homöopathie (s. d.), die von andern Ärzten vertretene Heilmethode. Derselbe war der Meinung, eine Krankheit könne nur durch solche Mittel geheilt werden, welche beim Gesunden ein der bezüglichen Krankheit ähnliches (grch. homoion) Leiden [* 43] hervorrufen, und suchte nachzuweisen, daß die andern Ärzte die Krankheiten nur mit Mitteln bekämpften, welche, beim Gesunden angewandt, ein der bekämpften Krankheit unähnliches, entgegengesetztes, überhaupt anderes (grch. allon) Leiden erzeugen. Diese Ansichten sind einseitig, weil die rationell und nach wissenschaftlichen Principien verfahrenden Ärzte stets die eine wie die andere Methode befolgt haben, unter sorgfältiger Berücksichtigung der Besonderheit des Falls.
(grch.), eine Verbindung von kieselsaurer Thonerde und Wasser, die meist durch kohlensaures Kupferoxyd verunreinigt ist. Das Mineral findet sich in unregelmäßiger Gestalt, traubig, nierenförmig, tropfsteinartig, als Überzug, ist himmelblau von Farbe, die oft ins Spangrüne, Gelbe, Braune oder Weiße verläuft, hat die Härte 3 und das spec. Gewicht 1,8. Namentlich kommt Allophan als neueres, im frischen Zustande oft noch schmieriges Erzeugnis in Begleitung von Kupfererzen bei Gräfenthal unweit Saalfeld, [* 44] Schneeberg (Sachsen), [* 45] auf dem Herrensegen bei Wittichen und bei Gersbach (Schwarzwald), am schönsten im Blauen Stollen bei Zuckmantel (Österreichisch-Schlesien) vor.
ein Harnstoffderivat von der Konstitution NH2.CO.NH.COOH ^[NH2.CO.NH.COOH], ist in freiem Zustande nicht bekannt.
Die durch Einwirkung von Chlorkohlensäureester auf Harnstoff gewonnenen Ester sind beständige krystallisierende Verbindungen.
(grch.), der krankhaft veränderte Rhythmus der Herzthätigkeit.
Alessandro, auch Bronzino genannt, ital. Maler, geb. zu Florenz, [* 46] gest. ein Neffe und Schüler des Angelo Bronzino, war ein eifriger Nachahmer des Michelangelo. Neben biblischen Darstellungen entwarf er zahlreiche mytholog. Kompositionen.
Sein Sohn Christofano Allori, geb. 1577 zu Florenz, gest. 1621, verhalf der Malerei zu neuem Aufschwung in Florenz. An Stelle der von seinem Vater gepflegten trocknen Manier zeichnen sich seine Werke durch Originalität, lebensvollen Ausdruck und weiches Kolorit aus. Sein Meisterwerk ist: Judith und Holofernes (im Palast Pitti zu Florenz).
(spr. ällótt-, vom engl. allot, Los, Anteil), das in den dreißiger Jahren in England aufgestellte System, wonach den Arbeitern pachtweise Anteile am Grundbesitz zu überweisen sind, um sie wirtschaftlich selbständiger zu machen. Zu diesem Zwecke sollten in jedem Kirchspiel gewisse Ländereien parzelliert und diese Parzellen unter die Arbeiter verlost werden.
oder Allotrio... (grch.), fremd, fremdartig, z. B.
(grch.), fremde Nebendinge, Unfug. ^[= im gewöhnlichen Sprachgebrauch jedes ungeziemende Benehmen. Das Reichsstrafgesetzbuch bedroht ...]
(grch.), Neigung zum Verschlingen ungenießbarer Dinge, besonders bei Geisteskranken vorkommend.
Diese verschlucken oft die gefährlichsten oder ekelhaftesten Gegenstände, wie Erde, Kot (Koprophagie), Glas, [* 48] Nadeln [* 49] u. s. w. Ähnliche krankhafte Begierden finden sich bei Nervenverstimmungen und bei Schwangerschaft. (S. Gelüste.)
(grch.), die Eigentümlichkeit gewisser chemisch einfacher Stoffe (Elemente), in zwei oder mehr so auffallend verschiedenen Modifikationen vorzukommen, daß man sie für einander ganz fremde Substanzen halten würde, wenn die Identität ihrer chem. Natur nicht anderweitig festgestellt wäre. Solcher allotropischen Modifikationen sind z.B. vom Sauerstoff zwei bekannt: das gewöhnliche Sauerstoffgas der Atmosphäre und das Ozon. Der Kohlenstoff bildet ihrer drei: Diamant, [* 50] Graphit und amorphe oder organische Kohle.
Von Phosphor, Bor, Silicium, Schwefel u. s. w. sind ebenfalls mehrere allotrope Modifikationen bekannt. (S. die Einzelartikel.) Die Ursache der Allotropie liegt ohne Zweifel in der Fähigkeit mehrwertiger Elemente (nur bei solchen wird sie überhaupt beobachtet), Moleküle von verschiedener Größe, d. h. aus verschiedener Anzahl von gleichartigen Atomen zu bilden. Für das Element Sauerstoff ist dies bestimmt nachgewiesen, indem das Molekül des Atmosphärensauerstoffgases aus zwei miteinander chemisch verbundenen Sauerstoffatomen (O2 ) besteht, während das Ozonmolekül deren drei (O3 ) enthält. Die Allotropie erscheint daher als eine besondere Art der Polymerie (s. Isomer). ¶
ottava (ital.), abgekürzt all' ott. oder 8va, zeigt in der Musik an, daß die Stelle, über die dieses Zeichen gesetzt ist, eine Oktave höher gespielt werden soll, als die Noten angeben. Das Wiedereintreten der gewöhnlichen Tonhöhe wird durch loco angedeutet. In Partituren zeigt all' ottava an, daß ein Instrument mit einem andern in der Oktave fortschreiten soll. Auch unter Baßnoten findet sich diese Bezeichnung, die dann aber bedeutet, daß die tiefere Oktave dazu gespielt werden soll. Richtiger wird in diesem Falle coll' ottava bassa geschrieben.
(spr. älloweh), s. Ayr. ^[= (spr. ähr). 1) Ayrshire, Grafschaft in Südschottland, an der Westküste, wo der Clydebusen ...]
chem. Verbindung von der Zusammensetzung C4H2N2O4, die bei der gemäßigten Oxydation von Harnsäure mit kalter Salpetersäure oder Chlor entsteht.
Das Alloxan krystallisiert aus warmem Wasser in prismenförmigen Krystallen mit 4 Molekülen Krystallwasser, von denen 1 Molekül erst bei 150° entweicht. Es ist als Mesoxalylharnstoff, ^[img], aufzufassen.
Das Alloxan besitzt saure Eigenschaften, durch Barytwasser wird es zu Alloxansäure, C4H4N2O5, deren Salze beim Kochen in Harnstoff und Mesoxalsäure zerfallen.
eine krystallisierte chem. Verbindung von der Zusammensetzung C8H4N4O7, bildet sich bei der Reduktion des Alloxans (s. d.) mit Zinnchlorür.
right (engl., spr. ahl reit), Alles recht! Gut!
Saints Day (engl., spr. ahl sehnts deh), Allerheiligen (s. d.).
Stadt im sachsen-weimar. Verwaltungsbezirk Apolda, [* 52] bildet mit dem Amtsbezirk Allstedt eine Exklave im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, [* 53] im östl. Teile der fruchtbaren «Goldenen Aue». Die uralte Stadt an der Rohne und der Linie Oberröblingen a. d. Helme-Allstedt (7,43 km) der Preuß. Staatsbahnen, [* 54] in 142 m Höhe, hat (1890) 3343 meist evang. E., Amtsgericht (Landgericht Weimar), [* 55] Post zweiter Klasse, Telegraph, [* 56] Rechnungsamt, altes Schloß (18. Jahrh.), Oberförsterei, Superintendentur, Bürgerschule, Knabenfortbildungs- und Mädchenindustrieschule, Krankenhaus, [* 57] Darlehns- und städtische Sparkasse, ein großherzogl. Landesgestüt (1888 neu erbaut); Zucker- und Malzfabrik, Aktienbierbrauerei und bedeutende Landwirtschaft. -
Vgl. Däumler, Beiträge zur Geschichte A.s (Allstedt 1883).
(spr. ahlstn), Washington, [* 58] nordamerik. Maler und Dichter, geb. zu Waccamaw bei Georgetown in Südcarolina, studierte auf dem Harvard College in Cambridge (Massachusetts) und ging 1801 nach Europa, wo er dann abwechselnd in London, Paris [* 59] und Rom lebte. Von 1809 bis 1811 hielt er sich in Cambridge (Mass.) auf, von 1811 bis 1818 wieder in London, wo er seine ersten Gedichte: «The sylphs of the season» (1813) herausgab. Später lebte er zu Cambridgeport bei Boston [* 60] der Kunst und starb dort Die Stoffe seiner Gemälde sind meist der biblischen Geschichte entnommen, wie: Elias erweckt einen Toten, Jakobs Traum, Elias in der Wüste, Saul und die Hexe von Endor, die Befreiung des Petrus aus dem Gefängnisse;
das Fest Belsazars, ein Kolossalgemälde, blieb unvollendet.
Der Stil A.s ist großartig bis zum Bizarren, seine Ansichten über Kunst haben auf Washington Irving, mit dem er in Rom zusammentraf, stark gewirkt. Er schrieb u. a. noch den phantastischen Roman «Monaldi» (Bost. 1842; deutsch von Kahldorf, Lpz. 1843) und «Lectures on art», die nach A.s Tode Dana (2 Bde., Neuyork [* 61] 1850) herausgab. -
Vgl. Doehn, Der Maler-Dichter Washington in «Unserer Zeit», 1881, I; Flagg, Life and letters of Washington Allston (Neuyork 1893).
(frz.), Gang, [* 62] Gangart, namentlich bei Pferden;
Allüren, Benehmen, Lebensart.
(lat.), Anspielung, Hindeutung.
s. Alluvium. ^[= (lat.), Alluvionen oder die durch Vermittelung des Wassers, in seltenern ...]
(lat.), Anländung (frz. lais). Wird durch Anschwemmung oder infolge dauernden Sinkens des Wasserstandes der früher wasserbedeckte Boden eines öffentlichen Gewässers nach dem Ufer zu dergestalt erhöht, daß die Wasserbedeckung zurücktritt, taucht ein Teil des Flußbettes über den Wasserspiegel auf oder wird das ganze Flußbett trockengelegt, so lebt nach dem röm. Rechte (s. Wasserrecht) das Eigentum der Anlieger, welches durch die Wasserbedeckung gleichsam im öffentlichen Interesse enteignet war, wieder auf.
Das Preuß. Landrecht stimmt wohl im wesentlichen hiermit überein (I, 9, §§. 225 fg.), doch fallen Inseln und verlassene Flußbetten den Anliegern nicht von selbst zu, sondern es werden denselben nur eigentümlich gestaltete Occupationsrechte und Vorrechte auf die Erwerbung zugestanden. Nach Code civil Art. 563 sollen die durch Bildung des neuen Flußbettes beeinträchtigten bisherigen Eigentümer mit dem alten, vom Fluß verlassenen Bette entschädigt werden.
Inseln im öffentlichen Flusse gehören dem Staat (Art. 560). Das bayr. Wassergesetz vom gesteht nur die Alluvion im engern Sinne, die Erstreckung des Ufers, nicht aber künstliche Verlandungen, Inseln und verlassene Flußbetten den Anliegern zu. Viele kleinere Staaten beschränken den Erwerb der Anlieger in ähnlicher Weise (Weimar, Sondershausen, [* 63] Meiningen). [* 64] In Oldenburg werden (abgesehen von den schiffbaren Gewässern) alle Wasseranlagen ebenso wie die Landstraßen als im festbegrenzten Eigentume des Staates stehend angesehen. - Die Landseen sind regelmäßig Privateigentum (Preuß. Landr. I, 9, §. 176, nach diesem, soweit sie nicht mit einem ein- und ausfließenden öffentlichen Strom eine Einheit bilden, Bayr. Wassergesetz Art. 7). Soweit Landseen im öffentlichen Eigentum stehen, werden sie nicht anders behandelt als öffentliche Plätze, also findet kein Erwerb durch Alluvion statt. - Das durch Zurücktreten des Meers an der Nordseeküste entstehende «Vorland» kann die Regierung in Oldenburg, Holstein und Bremen [* 65] bedeichen lassen, um es zu benutzen. (S. auch Avulsion.)
(lat.), Alluvionen oder Alluvialbildungen, die durch Vermittelung des Wassers, in seltenern Fällen auch durch Vermittelung des Windes zur Ablagerung gelangten Gesteinsgebilde der Gegenwart. Hierher gehören die Flußanschwemmungen, Deltabildungen und Dünen oder Sandbänke, die Ablagerungen auf dem Meeresgrunde, unter letztern auch der Tiefseeschlamm, die Lößdecken im Innern von Kontinenten, endlich die kalkigen, kieseligen oder eisenreichen Niederschläge der jetzigen Quellen.
Alle diese Ablagerungen bezeichnet man auch als recente Ablagerungen. Sie bestehen aus Geröllen, Kies, Sand, Lehm, Löß, Schlamm, Thon, Mergel, Kalkschlamm, Kalktuff, Kalksinter, Kieselsinter, kieseliger Infusorienerde, Eisenocker, Raseneisenstein, Torf und zusammengeschwemmten Pflanzenresten. Es sind das zugleich die ursprünglichen Materialien, aus denen, nachdem sie durch spätere Ablagerungen bedeckt worden waren, alle die verschiedenen ältern und festern ¶
Sedimentärgesteine hervorgegangen sind, die einen Teil der festen Erdkruste bilden, so z. B. Konglomerat, Sandstein, Schieferthon, Thonschiefer, Kalkstein, Brauneisenstein, Braunkohle, Steinkohle u. s. w.
(spr. -görr), s. Aligarh. ^[= (engl. ), Stadt im Distrikte A. der Provinz Mirat, in den indobrit. Nordwestprovinzen, ...]
eine ungesättigte organische Atomgruppe, die nicht für sich allein existiert, von der Konstitution CH2:CH·CH2-. Von den Allylverbindungen sind die wichtigsten die Allylhaloide (z. B. Allyljodid), Allylalkohol (s. d.) und einige Pflanzenstoffe, z. B. Senföl und Knoblauchöl.
der primäre einwertige Alkohol (s. Alkohole) der Allylreihe (s. Allyl) von der Zusammensetzung C3H5O und der Konstitutionsformel CH2:CH.CH2.OH. Er bildet sich aus Allyljodid beim Kochen mit Wasser und wird am besten durch Erhitzen von Glycerin mit Ameisensäure oder Oxalsäure dargestellt. Der reine Allylalkohol bildet eine bewegliche stechend riechende Flüssigkeit, die bei 96° siedet und bei -50° erstarrt. Durch Oxydation geht er in Allylaldehyd oder Akroleïn (s. d.) und in Akrylsäure über. Als sog. ungesättigte Verbindung vermag er 2 Atome Chlor, Brom, Jod u. s. w. zu addieren.
s. Senföl.
s. Knoblauchöl.
s. Alp. ^[= # oder Alpdrücken, Alb (lat. incubus; frz. cauchemar; engl. night-mare), ein krankhafter, beängstige ...]
(lat.), d. i. die Nährende, Nahrunggebende, ein Beiwort, das von den röm. Dichtern häufig Göttinnen des reichen Natursegens, wie der Ceres, Venus, Pales, Felicitas u. a., aber auch der Göttermutter Kybele [* 67] gegeben wird.
Von dieser übertrug man die Bezeichnung Alma mater auf die Universitäten, als die Spenderinnen geistiger Nahrung.
Almud oder Meter, älteres türk. Flüssigkeitsmaß für den Kleinverkehr = 5,2 l. An Gewicht sollte die Alma 8 Oken Wein oder 12 Oken Öl fassen. (S. auch Almude.)
Fluß der russ. Halbinsel Krim, [* 68] entspringt auf dem Nordabhang des Jaila, im Süden des Tschatyr-Dagh, und ergießt sich nach einem nordwestl. und späterhin westl. Lauf in die Bucht Felenk Burun. Das Thal [* 69] der Alma ist berühmt durch seine Schönheit und seine weiten Fruchtgärten. An der Alma wurden die Russen unter Menschikow von den verbündeten Franzosen und Engländern unter Marschall Saint-Arnaud und Lord Raglan geschlagen, die ihren Sieg aber nicht durch Verfolgung ausnutzten. (S. Orientkrieg.) -
Vgl. Kunz, Die Schlachten [* 70] und Treffen des Krimkrieges (Berl. 1889).
(spr. ällmäcks) hießen in England gewisse, in regelmäßiger Folge veranstaltete Subskriptionsbälle.
Seit der Mitte des 18. Jahrh. vergnügte sich Londons vornehme Welt an Konzerten, Bällen und Maskeraden von großartiger Pracht in Carlislehouse, dem Hause einer frühern deutschen Sängerin, Therese Cornelys.
Mit diesen hocharistokratischen Unterhaltungen wetteiferten seit 1765 ähnliche Vergnügungen bei dem Gastgeber Almack (eigentlich M'Call), die durch ungemeinen Aufwand jene bald übertrafen und bis ins 19. Jahrh. zu den Glanzpunkten der Londoner Saison gehörten.
Hafenort im Distrikt Lissabon [* 71] der portug. Provinz Estremadura, links der Entrada do Tejo, Lissabon gegenüber, malerisch am Fuße eines mit einem Kastell gekrönten Felsens, hat (1890) 6674 E. und große Weinmagazine. Almada ist von engl. Rittern gegründet und führt den Titel einer Grafschaft.
Bei Almada siegte Villaflor über die Miguelisten (s. Miguel).
(arab. almâden, Bergwerk), mit dem Beinamen de Azogue (von Quecksilber), Stadt (Villa) in der span. Provinz Ciudad-Real, in der südwestl. Ecke Neucastiliens, Eisenbahnstation an der Linie Madrid-Badajoz, Hauptort der hohen Mancha (Mancha alta) und Sitz eines königl. Bergamtes, liegt 98 km südwestlich von Ciudad-Real anmutig zwischen parallelen Bergketten der Sierra de Almaden, einer westl. Forsetzung ^[richtig: Fortsetzung] der Sierra Morena, ist ein gutgebauter, reinlicher und lebhafter Ort und hat (1887) 8165 E. Seinen Wohlstand verdankt den berühmten, in der Nähe und zum Teil unter ihm befindlichen Quecksilbergruben, die schon von den Römern (im Altertum hieß der Ort Sisapon), dann von den Mauren ausgebeutet wurden und Eigentum der Krone sind. 1525-1645 befanden sich diese Gruben (4000 Bergleute arbeiten in den Hütten, [* 72] Werken und Destillationsöfen) in Pacht der Familie Fugger, die durch deutsche Bergleute den Betrieb in die Höhe brachte.
Die jetzigen Bergwerke, deren unterstes 300 m Tiefe erreicht, bilden fünf Stockwerke und bauen auf einen fast senkrechten, nach unten immer breiter werdenden Zinnobergang, der im untersten Stockwerk 16 m Mächtigkeit erreicht und zahlreiche Nester gediegenen Quecksilbers enthält. Der Hauptausfuhrort des Quecksilbers ist Cordoba. [* 73] Die Bergwerke und Hütten von und von Almadenejos, einem 10 km im Osten gelegenen Städtchen von 1114 E., sowie von dem nördlicher gelegenen Gargantiel und Val de Azogues, wo Felsitporphyre und Hornblendegrünsteine durch die devonischen Schichten brechen, sind eine der Haupteinnahmen des Staates.
Von 1773 bis 1823 gewann man jährlich 14 300 Quintals (à 46,014 kg), von da ab meistens über 20000 Quintals (24 875 im J. 1839); später ist die Ausbeute auf etwa 14000 Quintals herabgegangen, in neuerer Zeit aber wieder ansehnlich gestiegen (s. Spanien, [* 74] Bergbau). [* 75] Die span. Regierung verpachtete seit 1836 den Vertrieb dem Hause Rothschild zu London. Dieses erneuerte wiederholt die Verträge und monopolisierte den ganzen Handel bis zur Entdeckung der Zinnoberlager Kaliforniens, deren Produkt schon 1848 so sehr in Wettbewerb trat, daß der 1847 geschlossene Pachtvertrag wegen großer Einbuße der königl. Bank aufgehoben wurde.
Auch die nach dieser Zeit mit dem Hause Rothschild abgeschlossenen Verträge haben der span. Regierung keine Vorteile gebracht. Nach dem 1870 auf 30 Jahre gegen Beschaffung einer Anleihe von 168 Mill. Realen abgeschlossenen Vertrage hat sich die Regierung zur Deckung der Zinsen verpflichtet, jährlich 24000 Ctr. Quecksilber nach London zum Verkauf zu liefern. Dieser Vertrag ist nicht nur pekuniär ungünstig für die Regierung, sondern belastet auch die Werke übermäßig. -
Vgl. Röggerath, Mitteilungen über die Quecksilberbergwerke zu Almaden (Berl. 1863).
s. Almaden. ^[= (arab. almâden, Bergwerk), mit dem Beinamen de Azogue (von Quecksilber), Stadt (Villa) in der ...]
bei den Arabern Titel der arab. Übersetzung des Werkes «Syntaxis mathematica» des Astronomen Claudius Ptolemäus (s. d.).
alte Stadt (Ciudad) in der span. Provinz Ciudad-Real in Neucastilien, an der Linie Alcazar-Ciudad-Real, 23 km ostsüdöstlich von Ciudad-Real, in sehr fruchtbarem, oliven- und rebenreichem Hügelgelände, das viele Gartenfrüchte, namentlich Melonen, hervorbringt, ist Hauptort des unter dem Namen Campo de Calatrava bekannten Distrikts der Mancha, hat (1887) 8712 E. und große Spitzenfabriken. Das hügelerfüllte Dreieck [* 76] zwischen Almagro, ¶
Manzanares und Valdepeñas ist fast ganz mit Weinreben bedeckt und liefert den berühmten Rotwein von Valdepeñas. In diesem Gebiete finden sich viele Mineralquellen, von denen die Hervideros de Fuen-santa die berühmtesten sind.
Diego d', span. Konquistador (s. d.), ein Findling, benannt nach dem Orte, in dessen Nähe er 1475 gefunden wurde. 1514 ging er mit dem Statthalter Pedrarias de Avila nach Darien, wo er bald einer der wohlhabendsten Bürger wurde. Von Pizarro (s. d.) für die Teilnahme an dem Zuge nach Peru [* 78] gewonnen, erhielt er nach Eroberung des Landes vom span. Hofe die Erlaubnis, sich südlich von dem Gebiete des Pizarro eine eigene Statthalterschaft zu erobern. 1535 zog von Cuzco aus am Titicacasee entlang nach Süden und überstieg in einem äußerst mühsamen Marsche die unwirtlichen Einöden zwischen den Hauptkämmen der Anden, gelangte endlich nach Chile [* 79] und bis Coquimbo und kehrte 1536-37 durch die Wüste Atacama nach Peru zurück, als eben die Peruaner unter Manco-Capac die Spanier in Cuzco eingeschlossen hatten. Er zerstreute das Heer der Eingeborenen vor Cuzco und besetzte die Stadt, die er als in seiner Statthalterschaft gelegen beanspruchte. Darum kam es mit Pizarro zum Kampfe. Almagro wurde bei Las Salinas unfern Cuzco geschlagen und gefangen; zum Tode verurteilt, ward er im Juli 1538 im Gefängnisse erdrosselt.
Sein Sohn Diego d' A. (geb. um 1520) sammelte einige hundert Anhänger seines Vaters, ermordete Pizarro (1541) und ließ sich zum Generalkapitän von Peru ausrufen. Er nahm das Land für sich in Besitz, aber die Anhänger des Ermordeten machten es ihm streitig. Beide Parteien lagen in Fehde, als endlich der Oberrichter Vaca de Castro zur Unterdrückung der Parteizwiste und Herstellung gesetzlicher Ordnung aus Spanien anlangte. Almagro ward zur Unterwerfung aufgefordert und, da er sich weigerte, bei Chupas besiegt, gefangen und mit 40 seiner Anhänger hingerichtet. -
Vgl. Prescott, Geschichte der Eroberung von Peru (deutsche Ausg., 2 Bde., Lpz. 1848).
Stadt im asiat.-türk. Ejalet Konia, s. Elmalu.
mater, s. Alma. ^[= # Fluß der russ. Halbinsel Krim, entspringt auf dem Nordabhang des Jaila, im Süden des Tschatyr-Dagh ...]
vom span. Almanaque, das auf ein kopt. almenichiaká, d. i. Kalender, zurückgeht und dem Abendlande durch das Arabische vermittelt wurde. Gegen Ende des Mittelalters verstand man darunter astron. Ephemeriden (s. d.) oder kalenderartige Tafeln, denen in der Regel noch astrol. und andere Bemerkungen beigegeben waren. Für den ältesten gedruckten Almanach hält man den von Georg von Purbach (Mitte des 15. Jahrh.) herausgegebenen Almanach «pro annis pluribus». Sicher ist, daß der König Matthias Corvinus 1474 durch Joh. Regiomontanus (s. d.) einen Almanach berechnen und in deutscher und lat. Sprache [* 80] drucken ließ.
Der Buchdrucker Engel zu Wien veröffentlichte dann seit 1401 regelmäßige Almanach; ebenso Stöfler in Tübingen [* 81] seit 1524. Exemplare von den genannten Drucken finden sich äußerst selten. Jährlich erscheinende Almanach lassen sich erst seit dem 16. Jahrh. nachweisen. Im 17. Jahrh. begann man dann, den gewöhnlichen Kalendernotizen astrol. Beigaben, Prophezeiungen und anderweitige Nachrichten beizufügen. So teilte der «Almanach royal», der von 1670 an zu Paris erschien, Notizen über den Postenlauf, die Hoffeste, die Messen und Märkte, Münzplätze u. s. w. mit, die 1699 durch die Genealogie des königl. Hauses, die Aufzählung der höhern Geistlichkeit u. s. w. vermehrt wurden.
Diese Sitte fand bald in Deutschland Nachahmung, in Preußen [* 82] 1700, in Sachsen 1728 und u. d. T. «Royal Calendar» seit 1730 auch in England. Andere, für weitere Kreise [* 83] berechnete Almanach gaben anstatt jener offiziellen Mitteilungen Anekdoten, Gedichte, kleine Erzählungen u. dgl. den eigentlich kalendarischen Nachrichten bei. Letztere wurden endlich sogar Nebensache, und die meist zur Unterhaltung oder Belehrung dienenden litterar. Beigaben gewannen gänzlich das Übergewicht, wiewohl man den Namen Almanach beibehielt. Nach der Verschiedenheit ihres Inhalts und ihrer Bestimmung erhielten sie den Titel: Musenalmanach (s. d.), Damenalmanach, genealog., histor., diplomat. Almanach u. s. w. Von Deutschland aus, wo diese Gattung der Litteratur 1815-30 ihre Blüte [* 84] erreichte, verbreitete sie sich nach Frankreich (wo z. B. 1776-78, 1781-83 und 1854-70 ein «Almanach musical», 1866-68 ein «Almanach illustré ect. de la musique» erschien),
England u. s. w. -
Vgl. Champier, Les anciens almanachs illustrés (1886);
Welschinger, Les almanachs de la Révolution (1884);
Halliwell und Morgan im Companion des «British Almanac» für 1839-40 und 1845-48. (S. Taschenbuch und Genealogie.)
s. Allmende. ^[= (schwed. allmaenning; norweg. alminding), ein mit "allgemein" zusammenhängendes Wort, ...]
ein Name des kolumbin-, blut- oder kirschroten edlen Granat [* 85] (s. d.).
(Almantica im Mittelalter), Ciudad in der span. Provinz Albacete des ehemaligen Königreichs Murcia, [* 86] in 715 m Höhe in einer weiten fruchtbaren Hochebene, an den Eisenbahnlinien Almansa-Valencia-Tarragona (414 km) und Madrid-Alicante, hat (1887) 9686 E. In der Ebene von Almansa siegten die Spanier und Franzosen unter Berwick über die verbündeten Briten, Holländer und Portugiesen.
(arab., «dem Gott Sieg verleiht»).
1) Der zweite Chalif aus der Dynastie der Abbâsiden, mit vollem Namen Abu Dschafar Abdallâh ibn Mohammed, geb. 712, gelangte 754 zur Regierung und starb zu Bir Maimum 775 während seiner Pilgerfahrt nach Mekka. Almansor ist der Erbauer Bagdads (763). Er erwarb sich große Verdienste um die Förderung der arab. Litteratur.
2) Mohammed ibn Abî Amir, Reichsverweser während der Regierung des span. Omaijadenchalifen Hischâm II. (s. d.). Aus kleinen Anfängen gelang es ihm, sich mit Hilfe der Mutter des Chalifen, Sfubh (Aurora), zu großer Macht emporzuschwingen und die thatsächliche Herrschaft im Namen des Scheinchalifen auszuüben. Durch Vorspiegelung orthodoxer Tendenzen gewann er die Unterstützung der Theologen; seine Rivalen, zuletzt auch die Sfubh, räumte er aus dem Wege.
Die Reorganisation des Heers sowie erfolgreiche Kriegszüge gegen die christl. Staaten und die aufständischen Mohammedaner in Afrika [* 87] befestigten seine Macht, die bereits 992 so hoch gestiegen war, daß er seinen Titeln die offizielle Bezeichnung des regierenden Chalifen, Al-Muäijad (der Gestärkte), hinzufügen ließ. Neben seinen kriegerischen Unternehmungen begünstigte Almansor auch Litteratur und Wissenschaft; auch die materielle Wohlfahrt blühte unter seiner Regierung auf. Er starb und wurde zu Medina Celi beigesetzt.
3) Abû Jussuf Jakûb, almohadischer Chalif, Enkel des Abd al-Mumin, regierte 1184-98.
marco (ital.), d. h. nach dem Markgewicht wurde in Deutschland bis zur Einführung des ¶