423 Daneben besteht Viehzucht
[* 2] (265074 Rinder,
[* 3] 339590 Schafe,
[* 4] 139892 Ziegen).
Mineralien,
[* 5] namentlich
Eisen
[* 6] (bei Montluçon und
bei Moulins) und
Steinkohlen (1888: 888779t, besonders bei Commentry), dann Marmor, Granit, Mühlsteine
[* 7] und Kalk kommen reichlich
vor.
Tronçais im
SW., eins der wichtigsten Eisenwerke
Frankreichs, beschäftigt 500
Arbeiter und liefert jährlich ½ Mill.
kg
Eisen. Erheblich sind auch die Fayencefabriken und
Glashütten. Die Spiegelfabrik zu Montluçon beschäftigt über 800
Arbeiter.
Außerdem fabriziert man
Messer,
[* 8] Leder, Papier,
Soda, seidene
Borten,
Woll- und Baumwollzeuge. Unter den Mineralquellen sind
berühmt die von Vichy (s. d.), von Néris bei Montluçon und von
Bourbon-l'Archambault.
Der Handel bringt Getreide,
[* 9]Wein,
Vieh,
Eisen, Holz,
[* 10]
Steinkohlen zur Ausfuhr und wird, wie der Transithandel, durch den schiffbaren und die Eisenbahn (424,7
km) von
Paris
[* 11] nach
Lyon,
[* 12] von der bei Moulins die
Bahnen nach Montluçon, Clermont-Ferrand und Dijon
[* 13] abzweigen, und durch (1886)
500,2 km Nationalstraßen bedeutend befördert. An höhern Unterrichtsanstalten besitzt das Departement 2 Lyceen
und 1 Collège; mit der Volksbildung ist es nicht gut bestellt, 468
Analphabeten waren 1888 unter 3859 Rekruten, bei 3314
Eheschließungen
konnten 913
Männer und 1131 Frauen nicht ihren
Namen schreiben.
(AlligatorGray,vom portug. lagarto, «Eidechse»)
oder Kaiman,Name einer Gattung von
Krokodilen (s. d.), die sich von den echten
Krokodilen (Crocodilus)
dadurch unterscheiden, daß der vierte
Zahn des
Unterkiefers, der sog. Eckzahn, in eine Grube des Oberkiefers hineinpaßt,
und die Zehen der Hinterbeine nur durch halbe Schwimmhäute verbunden sind. Die Alligator sind kleiner als die eigentlichen
Krokodile
[* 14] und stehen auch an Kraft
[* 15] und Fähigkeiten gegen diese zurück.
Den
Menschen greifen sie für gewöhnlich nicht an, sie setzen sich höchstens zur
Wehr; gefährlich ist nur ihr Ruderschwanz,
mit dessen
Schlage sie einen
Menschen töten können.
Ihre Hauptnahrung bilden Fische;
[* 16] den Fischbeständen werden sie sehr schädlich.
Die Weibchen legen nach der Paarung, der blutige Kämpfe der Männchen vorausgehen, gegen 60–100 ziemlich
hartschalige
Eier
[* 17] in selbstgegrabene Löcher im
Boden, die sie mit pflanzlichen
Abfällen ausfüllen und nach der Eiablage zudecken.
Durch die bei Verwesung jener Pflanzenteile entstehende Wärme
[* 18] gelangen die
Jungen zur
Entwicklung, schlüpfen aus und suchen
sofort das Wasser auf; sie werden noch eine Zeit lang von der
Mutter gehütet. Die Alligator bewohnen ausschließlich
Amerika.
[* 19] Eine der häufigsten
Arten ist das Jacaré oder der
Brillenkaiman(Alligator [Champsa] scleropsSchneid.), so genannt
von der die Augenhöhlenränder verbindenden Querleiste. Er lebt in
GewässernSüdamerikas, besonders
Brasiliens und Guayanas,
ist oben dunkel olivengrau, unten grün-gelblich-weiß und hat auf dem Rücken vier schwärzliche Querbinden.
Am obern
Amazonenstrom
[* 20] ist der Mohrenkaiman(Alligator niger Spix.)
häufig.
Die in
Gewässern Nordamerikas, namentlich im Mississippi und seinen Nebenflüssen häufigste
Art ist der Hechtkaiman(AlligatorluciusCuv., mississippiensisDaudin., s.
Tafel:
Krokodile, Fig. 1): er ist oben dunkel braungrün mit lichtern, bindenartigen
Flecken, unten weißgrünlich, verbirgt sich häufig im Schlamm und fällt
bei Kälte in Lethargie. Er wird jetzt häufig
nach Europa
[* 21] gebracht und erträgt die Gefangenschaft sehr gut. Viel Freude bereitet er allerdings nicht, da er den ganzen
Tag träge im Wasser zu liegen pflegt.
Bei den großen Tierhändlern findet man oft mehrere
Hundert Alligator, die je nach der
Größe zu 10–400 M.
verkauft werden. Das weiße, fischartige, moschusduftende Fleisch des Alligator genießen nur
Neger und rohere Indianerstämme. Die
Haut
[* 22] des Alligator (besonders von Alligator lucius) wird gegerbt; das Alligatorleder (oder
Krokodilleder), das hauptsächlich in
San
Francisco und Neuyork
[* 23] auf den Markt und von letzterer Stadt nach Europa kommt, ist bräunlichgelb mit
erhabenen Schildern und dient zu Sätteln, Täschchen, leichten Schuhen
u. dgl.
(spr.-gämm), William, engl. Dichter, geb. zu
Ballyshannon in
Irland, wo sein
Vater Bankdirektor war, gab 1850 seine ersten, Leigh
Hunt gewidmeten
«Poems»
heraus, 1854 «The music master, and day and night songs», 1864 das erzählende
Gedicht
«LawrenceBloomfieldin Ireland, or the new landlord» (neue Ausg. 1890),
1865 «Fifty modern poems», 1870 «Infairy land», 1877 «Songs, ballads and stories», 1883 «Thefairies», «Evil may-day» und «AshbyManor»
(Drama in 2
Akten),
eine Sammlung altengl. und schott.
Volkslieder, mit kritischer Einleitung, und «Choice lyrics, orNightingalevalley» (ebd. 1871),
eine Auswahl neuerer engl.
Gedichte, heraus. Seine «Works» erschienen in 6
Bänden (Lond. 1890). Seine Gattin,
Helen Allingham, bekannt besonders
als Aquarellmalerin, fertigte beliebte
Illustrationen zu Kinderbüchern mit
Kate Greenaway, jedoch frei von deren
Manier.
Jos.
Franz, kath. Theolog, geb. zu
Sulzbach, studierte in Landshut,
[* 26] erhielt 1816 in
Regensburg
[* 27] die
Priesterweihe, ging 1818 nach
Wien,
[* 28] 1820 nach
Rom und
[* 29]
Paris, um sich dort den orient.Sprachen zu widmen.
Seit 1821 Privatdocent in Landshut, wurde er daselbst 1823 außerord., 1824 ord. Professor der orient.
Sprachen, der biblischen
Exegese und
Archäologie, 1826 nach
München
[* 30] versetzt, 1835 Domkapitular in
Regensburg, 1838 Dompropst in
Augsburg,
[* 31] wo er starb.
Allioli lieferte eine oft aufgelegte, vom päpstl.
Nuntius in
München approbierte deutsche «Bibelübersetzung»
mit Anmerkungen (6 Bde., Nürnb.
1830–36 u. ö.). Außerdem ist zu nennen das mit Gratz und Haneberg herausgegebene «Handbuch
der biblischen
Altertumskunde» (2 Bde., Landsh.
1841–44).
¶
(neulat.), der Gleichklang, der durch gleichen Anfangslaut mehrerer
Wörter entsteht, wie er sich z. B. gern in sprichwörtlichen Wendungen findet: Stock und Stein, Wind und Wetter,
[* 33] Kind und Kegel,
bitter und böse u. s. w. (gesammelt bei J. Grimm, Rechtsaltertümer, 6 fg.). Bei manchen Völkern, so z. B auch
bei den Finnen, ist die Allitteration, dann auch Buchstabenreim, Stabreim genannt, zu regelmäßiger Verwendung in der Poesie gelangt, namentlich
in der ältern german. Dichtung, wo sie mit dem Losen durch Runenstäbe (s. Runen
[* 34] und Los) und der fast ausschließlich
auf den Stammsilben ruhenden logischen Betonung
[* 35] der german. Sprachen zusammenhängt. In ihr war es Regel,
daß in jeder Langzeile (s. d.) die erste Hälfte zwei oder einen reimenden Anfangslaut, die zweite nur einen und diesen im
vordern Teile der Kurzzeile enthielt, und zwar sind es die stärkst betonten, bedeutungsvollsten Worte, die die Allitteration tragen;
die anlautenden Vokale reimen alle untereinander, die Lautgruppen st, sp, sk (unser sch) jede nur für
sich.
Mehr als 3 Stäbe in der Langzeile beruhen auf Entartung oder Zufall. In der nordischen Dichtkunst heißen die der ersten Vershälfte
Stollen, die der zweiten der Hauptstab, zusammen die Liedstäbe. Ein Beispiel altdeutscher Allitteration giebt der Vers aus
dem Hildebrandslied: garutun se iro güdhamun, - gurtun sih iro swért ana ^[gárutun se íro gűdhámun, - gúrtun sih iro
swért ána] (sie bereiteten sich ihre Kampfgewänder, gürteten sich ihre Schwerter
[* 36] an). Den neuerdings behaupteten Ursprung
der deutschen Allitteration aus dem Latein widerlegt die der alten Namen von Verwandten, z. B. Istväonen, Erminonen,
Ingväonen, schon bei Tacitus.
Aus der eigentlich deutschen Poesie verschwand die Allitteration im 9. Jahrh., während sie in der altenglischen
neben dem Endreim bis ins 16. Jahrh., auf Island
[* 37] heute noch fortdauert. Auch mehrere neuere deutsche Dichter haben sie angewendet,
z. B. Fouqué in «Sigurd», W. Jordan (s. d.) in seinen «Nibelungen», R. Wagner in mehrern Musikdramen. Doch
vermochten sie nicht der abgestorbenen Form neues Leben einzuhauchen. Gelegentlich gebrauchen die Allitteration Bürger, Goethe, Rückert
(«Roland der Riese») u. a. zur Sprachmalerei neben dem Endreim, wie es auch im Mittelalter geschah, ohne Endreim K. Lappe («Die
Frostnacht») und Cl. Brentano («Ramiro»). -
Vgl. Lachmann, Allitteration, im 1. Bde. seiner «KleinenSchriften»; Vetter,
Über die german. Allitterationspoesie (Wien 1872);
Rieger in der «Zeitschrift für deutsche Philologie», Bd. 7; Möller, Zur
althochdeutschen Allitterationspoesie (Kiel
[* 38] 1888);
[* 32] L., Lauch, Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.)
mit gegen 250 Arten größtenteils in Europa, Nordafrika, im mittlern Asien
[* 39] und in Nordamerika;
[* 40] Zwiebelgewächse mit grundständigen,
meist sehr schmalen und nicht selten röhrenförmigen Blättern, einfachem Blütenschaft, der die kleinen gewöhnlich unansehnlichen
Blüten in der Regel in dicht gedrängter endständiger Dolde trägt. Bei einzelnen Arten kommen zwischen den Blüten kleine
Brutzwiebelchen vor.
Alle hierher gehörigen Arten zeichnen sich durch einen eigentümlichen für
diese Gattung charakteristischen Geruch aus, der
von einem bestimmten schwefelhaltigen Öle,
[* 41] dem sog. Knoblauchöle, oder ähnlichen Substanzen herrührt. Zahlreiche Arten
der Gattung Allium sind seit sehr langer Zeit wichtige Kulturpflanzen. IhreHeimat ist nicht bestimmt zu nennen. Der
Knoblauch (s. d.), AlliumsativumL., ist wahrscheinlich in den Kirgisensteppen
einheimisch und von da in sehr früher Zeit zu den orient.
Völkern gebracht worden, denn bereits die Juden und Ägypter brauchten denselben als Gewürz und Gemüse; auch bei den Griechen
und Römern war der Knoblauch eine beliebte Speise. Ebenso ist die Zwiebel (s. d.) oder Zipolle (AlliumCepaL.) eine uralte Kulturpflanze, die gleichfalls nicht mehr wild wachsend vorkommt und wahrscheinlich aus Persien
[* 42] und Afghanistan
[* 43] stammt. Sie wird in zahlreichen Varietäten kultiviert. Ferner sind zu erwähnen: Winterlauch oder Winterzwiebel (AlliumfistulosumL.), der den alten Völkern unbekannt war und aus den Baikalgegenden nach Europa gekommen ist;
der eigentliche
Lauch oder Porree (s. d., AlliumPorrumL.), der schon im Altertum bekannt war, die Schalotte (s. d., Allium ascalonicumL.), die wohl
nur eine Varietät von Allium Cepa ist und während der Kreuzzüge von Palästina
[* 44] (daher der Name von Askalon) nach Deutschland
[* 45] gebracht
sein soll;
der Schnittlauch (s. AlliumschoenoprasumL.), der auch jetzt noch in Europa, dem nördl. Asien
bis nach Kamtschatka und auch in Nordamerika am Huronsee wild vorkommt;
der Schlangenlauch (AlliumscorodoprasumL.), auch Rokambolle
genannt, ausgezeichnet durch größere Brutzwiebeln (s. Figur), gleichfalls noch in Europa einheimisch;
Rokambolle heißt auch noch eine andere Art, die sog. Perlzwiebel (Allium ophioscorodon Don) aus Ägypten,
[* 46] wohl
nur eine Varietät von Allium sativum.
Unter den in Deutschland einheimischen Arten sind noch hervorzuheben der auf höhern Gebirgen
wachsende Allermannsharnisch oder Alpenlauch, Bergalraun (AlliumvictorialisL.) und der hier und da in schattigen Wäldern vorkommende
Bärenlauch (AlliumursinumL.); letzterer ist besonders in der Umgebung von Leipzig
[* 47] in den Auenwäldern wegen
seines unangenehmen Geruches ein lästiges Unkraut, während er im übrigen Deutschland nur sporadisch auftritt. Von blumistischem
Wert sind Alliumazureum Ledeb.
aus Sibirien mit himmelblauen, AlliumMolyL. aus Südeuropa mit gelben Blumen; ferner das prächtige, neuerdings
aus der Dsongarei eingeführte rosenrot blühende AlliumOstrowskianum Rgl.
und das nordamerik.
Allium fragransVent., alles Freilandgewächse. Zartere, nur für Kalthäuser geeignete Arten sind AlliumacuminatumHook. aus Kalifornien und Allium neapolitanum Cyr. aus Südeuropa: sie blühen schon zu Ende des Winters.
(schwed. allmaenning; norweg. alminding), ein
mit «allgemein» zusammenhängendes Wort, im Mittelalter auch in den Formen
Almeinde, Almand, Almge u. a. vorkommend, ist die Bezeichnung für gewisse Reste des altgerman. Gemeindeeigentums
am Grund und Boden (s. Markgenossenschaften, Grundeigentum), Reste, die sich
¶
mehr
namentlich im südl. Deutschland und in der Schweiz
[* 49] erhalten haben. Das Allmendrecht umfaßte sämtliche Marknutzungen und
stand ursprünglich nur den selbständigen Markgenossen zu, jedoch gestattete man auch Beisassen (s. Bürger) wenigstens einen
beschränkten Anteil an den Nutzungen. Solange die Dreifelderwirtschaft (s. d.)
bestand, war die Weideberechtigung von besonderer Bedeutung, weshalb auch unter Allmende vielfach
gerade die gemeine Weide
[* 50] verstanden wurde.
Aber auch die Waldnutzungen waren für die Genossen von großer Wichtigkeit. Das Ackerland war schon sehr früh in das Privateigentum
übergegangen, und die heute vorhandenen Ackerallmenden sind verhältnismäßig sehr jung, indem sie durch neuere Rodungen
von Waldungen und Umwandlung von Weiden entstanden sind. Die rechtliche Entwicklung des Allmendwesens bietet
viele Verschiedenheiten dar. In der Schweiz, namentlich in den ebenen Gebieten, findet man meistens besondere Allmendgenossenschaften
als Realgemeinden (s. d.) im Gegensatz zu den Einwohner- und Bürgergemeinden.
Auch in Süddeutschland, besonders in Württemberg,
[* 51] ist die Allmende großenteils im Eigentum der alten Realgemeinden verblieben.
Wo das nicht der Fall ist, so durchweg in Baden
[* 52] und Elsaß, gilt der Grundsatz, daß das Ortsbürgerrecht das Allmendrecht
einschließt und demnach Anspruch auf den sog. «Bürgernutzen»
verleiht. Jedoch besteht auch hier, abgesehen vom Elsaß, eine Unterscheidung von Gemeindebürgern und «staatsbürgerlichen
Einwohnern», indem die Erwerbung des Gemeindebürgerrechts an gewisse Bedingungen, namentlich an die Zahlung
eines Einkaufsgeldes geknüpft wird. Wo besondere Realgenossenschaften nicht bestehen, sind die Allmende wahres Gemeindevermögen,
und zwar solches, welches nicht, wie die Kassen- oder Kämmereigüter, für öffentliche Zwecke, sondern zum privatwirtschaftlichen
Vorteile der Bürger benutzt wird.
Die socialpolit. Fragen der neuesten Zeit haben die Aufmerksamkeit wieder in erhöhtem Maße auf die Allmende gelenkt.
Ein ausgedehnter Allmendbesitz schützt jeden Gemeindeangehörigen vor völliger Verarmung und wirkt der Bildung eines ländlichen
Proletariats entgegen. Man bedauert heute, daß die preuß. Gemeinheitsteilungsordnung vom
welcher sich die meisten norddeutschen Staaten anschlossen, fast überall zur Aufteilung der Allmende unter die
Nutzungsberechtigten geführt hat. In Süddeutschand und der Schweiz besitzen die Allmende nach wie vor eine große Bedeutung für
den Haushalt der Gemeinden und der Einzelnen. Zu einer Verteilung des Gemeindegutes ist es dort nur selten gekommen, teils
infolge gesetzlicher Hindernisse, teils wegen der Abneigung der Bevölkerung.
[* 53] -
Vgl. über die südwestdeutschen
Allmende die Zusätze Büchers zu seiner Übersetzung von de Laveleve, Das Ureigentum (Lpz. 1879);
Hermann Ludw., Schriftsteller, geb. zu
Rechtenfleth an der Unterweser in der Osterstader Marsch, aus altem angesehenen Bauerngeschlechte, wurde ursprünglich zur
Landwirtschaft bestimmt. Er verließ aber, durch früh erwachte künstlerische Neigung bestimmt, die
Heimat, teils um in Berlin,
[* 55] München und Nürnberg
[* 56] botan., geognost., kunstgeschichtliche und ästhetische Studien zu treiben, teils
um seiner Wanderlust auf Reisen durch Deutschland, die Schweiz und Italien,
[* 57] mit längerm Aufenthalt in Rom, zu genügen.
Später zog er sich nach seinem Geburtsorte zurück, wo er freidenkend für volkstümliche Bildung sorgt und seinen angestammten
Hof
[* 58] zu einer Stätte der Kunst und Heimatskunde sowie der Gastfreundschaft gestaltet bat. Eine getreue
Schilderung seiner weitern Heimat giebt das «Marschenbuch» (Gotha
[* 59] 1858; 3. Aufl.,
Oldenb. 1892). Größern Beifall fand «Römische
[* 60] Schlendertage» (Oldenb. 1869; 8. Aufl.
1894),
farbige Kultur- und Landschaftsbilder. Außerdem sind zu erwähnen: «Dichtungen» (Brem. 1860; 3. Aufl., Oldenb. 1893),
(spr. alloä ^[álloä]), alte Handelsstadt in der schott.
Grafschaft Clackmannan, mit einem Hafen nördlich am Forth, der hier in den Forthbusen mündet, hat (1891) 12643 E.,
zwei Werften und Docks, Baumwoll- und Wollwebereien, Glashütten, Eisenwerke, Alebrauereien, Kohlen- und Malzhandel.
In der
Nähe befindet sich Alloa-House, der Sitz des Earl von Marr und Kellie. Alloa ist Sitz eines deutschen Konsularagenten.
großes kelt. Volk im Narbonensischen Gallien, das zwischen Rhône und Isère, im nördl.
Teile der Dauphiné und in Savoyen bis zum Genfer See wohnte. Im 3. Jahrh. v. Chr. erscheinen sie zum erstenmal in der Geschichte,
als Hannibal bei seinem Zuge über die Alpen
[* 62] ihr Land berührte. Nachdem die Allobroger seit 123 v. Chr. vergebliche Versuche gemacht
hatten, Gallien gegen die Römer
[* 63] zu verteidigen, wurden sie 121 v. Chr. von Quintus Fabius Maximus (daher
Allobrogicus genannt) der röm. Herrschaft unterworfen. Ihre Hauptstadt war Vienna (Vienne), ihre Grenzstadt gegen die HelvetierGeneva(Genf).
[* 64]
(altdeutsch, «ganz Eigentum»). Die Bezeichnung als (in den
deutschen Rechtsbüchern wird der Ausdruck«Eigen» gebraucht) verneint die Eigenschaft eines Gegenstandes,
vornehmlich eines Grundstückes, als Lehn, mithin einer gewissen Beschränkung des Eigentums. Auch die Freiheit bäuerlichen
Vermögens (Gutsinventar, Hofwehr, Beschlag) vom gutsherrlichen Verbande wird durch den Ausdruck Allod (Allodium cum villa non
conjunctum) bezeichnet. Die allodialen Bestandteile des Nachlasses des Vasallen heißen das Erbe. Rechte
der Erben, des Lehnsherrn, des Eventualbelehnten, der Konkursgläubiger, welche nur das eine oder das andere Vermögen treffen,
führen zu der Sonderung des Lehns vom Erbe, welche sich übrigens auch auf die Passiven erstreckt. Im Privatfürstenrecht versteht
man unter den Allodialgütern (Privatgütern)
¶
mehr
die im Eigentum der regierenden Familie stehende Gütermasse, welche derselben verbleibt, wenn z. B.
beim Aussterben des Mannsstammes eine andere Linie an die Regierung kommt, im Gegensatz zu den Staatsgütern und den beim
Lande verbleibenden Gütern. (s. auch Allodifikation.)
Aufhebung der lehnsrechtlichen Beschränkung, so daß freies Eigentum (Allod) entsteht,
kann durch Rechtsgeschäft nur unter Beiziehung aller Lehnsbeteiligten (der Agnaten, der Eventualbelehnten u. s. w.) geschehen;
soweit die Zustimmung fehlt, bleibt zwar der Lehnsverband beseitigt, aber die Rechte der Agnaten u. s. w. bestehen in Form
fideikommissarischer Successionsrechte fort.
(lat., Anrede), im röm. Kurialstil die Anrede
des Papstes an das Kardinalkollegium über einen kirchlichen oder polit.
Gegenstand, die oft principielle Fragen in autoritativer
Weise erörtert. Da die Allokution meist auch gedruckt verbreitet wird, erlangt sie ähnliche Bedeutung wie eine
Encyklika (s. d.).
(frz., spr. allöngsch),Anhang, Verlängerungszettel (engl. rider; ital.
giunta), ein mit dem Wechsel oder der Kopie verbundenes Blatt
[* 66] im Format des Wechsels, welches angefügt wird, wenn das Wechselpapier
zu weitern Indossamenten nicht ausreicht. Die Deutsche
[* 67] und Österr. Wechselordnung (Art. 11) gestatten die Allonge ohne weitere
Vorschriften über ihre Beschaffenheit und die Art der Anfügung zu geben, wie sie frühere Wechselordnungen
enthielten, indem sie, wie jetzt die Russ. Wechselordnung, anordneten, daß das letzte Indossament von dem Wechselpapier auf
die Allonge hinübergeschrieben sein müsse. Üblich und ratsam ist diese Vorsichtsmaßregel, oder die Ansiegelung
mit dem Siegel des ersten Indossanten auf der Allonge, oder der Vermerk auf der Rückseite der Allonge, daß
und zu welchem Wechsel die Allonge gehört.
(frz., spr. -óng),Gehen wir! Vorwärts! Auf! - Allons enfants de la patrie («Auf, Kinder des Vaterlands»; so
gewöhnlich citiert anstatt des richtigen: Allons enfants! De la patrie / le jour de glorie est arrivé!), Anfang der Marseillaise
(s. d.).
(grch.) nannte Hahnemann, der Erfinder der Homöopathie (s. d.), die von andern Ärzten vertretene Heilmethode.
Derselbe war der Meinung, eine Krankheit könne nur durch solche Mittel geheilt werden, welche beim Gesunden ein der bezüglichen
Krankheit ähnliches (grch. homoion) Leiden
[* 69] hervorrufen, und suchte nachzuweisen, daß die andern Ärzte die Krankheiten
nur mit Mitteln bekämpften, welche, beim Gesunden angewandt, ein der bekämpften Krankheit unähnliches, entgegengesetztes,
überhaupt anderes (grch. allon) Leiden erzeugen. Diese Ansichten sind einseitig, weil die rationell und nach wissenschaftlichen
Principien verfahrenden Ärzte stets die eine wie die andere Methode befolgt haben, unter sorgfältiger Berücksichtigung
der Besonderheit des Falls.
(grch.), eine Verbindung von kieselsaurer Thonerde und Wasser, die meist durch kohlensaures Kupferoxyd verunreinigt
ist. Das Mineral findet sich in unregelmäßiger Gestalt, traubig, nierenförmig, tropfsteinartig, als Überzug, ist himmelblau
von Farbe, die oft ins Spangrüne, Gelbe, Braune oder Weiße verläuft, hat die Härte 3 und das spec. Gewicht 1,8. Namentlich
kommt Allophan als neueres, im
frischen Zustande oft noch schmieriges Erzeugnis in Begleitung von Kupfererzen bei Gräfenthal unweit
Saalfeld,
[* 70] Schneeberg (Sachsen),
[* 71] auf dem Herrensegen bei Wittichen und bei Gersbach (Schwarzwald), am schönsten im BlauenStollen
bei Zuckmantel (Österreichisch-Schlesien) vor.
Sein Sohn Christofano Allori, geb. 1577 zu Florenz, gest. 1621, verhalf der Malerei zu neuem Aufschwung in Florenz. An Stelle der
von seinem Vater gepflegten trocknen Manier zeichnen sich seine Werke durch Originalität, lebensvollen Ausdruck und weiches
Kolorit aus. Sein Meisterwerk ist: Judith und Holofernes (im Palast Pitti zu Florenz).
(spr. ällótt-, vom engl. allot, Los, Anteil),
das in den dreißiger Jahren in England aufgestellte System, wonach den Arbeitern pachtweise Anteile am Grundbesitz zu überweisen
sind, um sie wirtschaftlich selbständiger zu machen. Zu diesem Zwecke sollten in jedem Kirchspiel gewisse
Ländereien parzelliert und diese Parzellen unter die Arbeiter verlost werden.
(grch.), Neigung zum Verschlingen ungenießbarer Dinge, besonders bei
Geisteskranken vorkommend.
Diese verschlucken oft die gefährlichsten oder ekelhaftesten Gegenstände,
wie Erde, Kot (Koprophagie), Glas,
[* 74] Nadeln
[* 75] u. s. w. Ähnliche krankhafte Begierden finden sich bei Nervenverstimmungen und bei
Schwangerschaft. (S. Gelüste.)
(grch.), die Eigentümlichkeit gewisser chemisch einfacher Stoffe (Elemente), in zwei oder mehr so auffallend
verschiedenen Modifikationen vorzukommen, daß man sie für einander ganz fremde Substanzen halten würde,
wenn die Identität ihrer chem. Natur nicht anderweitig festgestellt wäre. Solcher allotropischen
Modifikationen sind z.B. vom Sauerstoff zwei bekannt: das gewöhnliche Sauerstoffgas der Atmosphäre und das Ozon. Der Kohlenstoff
bildet ihrer drei: Diamant,
[* 76] Graphit und amorphe oder organische Kohle.
Von Phosphor, Bor, Silicium, Schwefel u. s. w. sind ebenfalls mehrere allotrope
Modifikationen bekannt. (S. die Einzelartikel.) Die Ursache der Allotropie liegt ohne Zweifel in der Fähigkeit mehrwertiger Elemente
(nur bei solchen wird sie überhaupt beobachtet), Moleküle von verschiedener Größe, d. h. aus verschiedener Anzahl von gleichartigen
Atomen zu bilden. Für das Element Sauerstoff ist dies bestimmt nachgewiesen, indem das Molekül des Atmosphärensauerstoffgases
aus zwei miteinander chemisch verbundenen Sauerstoffatomen (O2 ) besteht, während das Ozonmolekül deren drei
(O3 ) enthält. Die Allotropie erscheint daher als eine besondere Art der Polymerie (s.
Isomer).
¶
ottava (ital.), abgekürzt all' ott. oder 8va, zeigt in der Musik an, daß die Stelle, über die dieses Zeichen
gesetzt ist, eine Oktave höher gespielt werden soll, als die Noten angeben. Das Wiedereintreten der gewöhnlichen Tonhöhe
wird durch loco angedeutet. In Partituren zeigt all' ottava an, daß ein Instrument mit einem andern in der
Oktave fortschreiten soll. Auch unter Baßnoten findet sich diese Bezeichnung, die dann aber bedeutet, daß die tiefere Oktave
dazu gespielt werden soll. Richtiger wird in diesem Falle coll' ottava bassa geschrieben.
Stadt im sachsen-weimar. Verwaltungsbezirk Apolda,
[* 78] bildet mit dem Amtsbezirk Allstedt eine Exklave
im preuß. Reg.-Bez. Merseburg,
[* 79] im östl.
Teile der fruchtbaren «Goldenen Aue». Die uralte Stadt an der Rohne und der Linie Oberröblingen a. d. Helme-Allstedt (7,43 km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 80] in 142 m Höhe, hat (1890) 3343 meist evang. E., Amtsgericht (Landgericht Weimar),
[* 81] Post zweiter Klasse, Telegraph,
[* 82] Rechnungsamt, altes Schloß (18. Jahrh.), Oberförsterei, Superintendentur,
Bürgerschule, Knabenfortbildungs- und Mädchenindustrieschule, Krankenhaus,
[* 83] Darlehns- und städtische Sparkasse, ein großherzogl.
Landesgestüt (1888 neu erbaut); Zucker- und Malzfabrik, Aktienbierbrauerei und bedeutende Landwirtschaft. -
Vgl. Däumler,
Beiträge zur Geschichte A.s (Allstedt 1883).
(spr. ahlstn),Washington,
[* 84] nordamerik. Maler und Dichter, geb. zu Waccamaw bei
Georgetown in Südcarolina, studierte auf dem Harvard College in Cambridge (Massachusetts) und ging 1801 nach Europa, wo er
dann abwechselnd in London, Paris und Rom lebte. Von 1809 bis 1811 hielt er sich inCambridge (Mass.) auf, von 1811 bis 1818 wieder
in London, wo er seine ersten Gedichte: «The sylphs of the season» (1813)
herausgab. Später lebte er zu Cambridgeport bei Boston
[* 85] der Kunst und starb dort Die Stoffe seiner Gemälde sind
meist der biblischen Geschichte entnommen, wie: Elias erweckt einen Toten, JakobsTraum, Elias in der Wüste,
Saul und die Hexe von Endor, die Befreiung des Petrus aus dem Gefängnisse;
das Fest Belsazars, ein Kolossalgemälde, blieb unvollendet.
Der StilA.s ist großartig bis zum Bizarren, seine Ansichten über Kunst haben auf WashingtonIrving, mit dem er in Rom zusammentraf,
stark gewirkt. Er schrieb u. a. noch den phantastischen Roman «Monaldi» (Bost. 1842; deutsch von
Kahldorf, Lpz. 1843) und «Lectures on art»,
die nach A.sTode Dana (2 Bde., Neuyork 1850) herausgab.
-
(lat.), Anländung (frz. lais). Wird durch
Anschwemmung oder infolge dauernden Sinkens des Wasserstandes der früher wasserbedeckte Boden eines öffentlichen Gewässers
nach dem Ufer zu dergestalt erhöht, daß die Wasserbedeckung zurücktritt, taucht ein Teil des Flußbettes über den Wasserspiegel
auf oder wird das ganze Flußbett trockengelegt, so lebt nach dem röm. Rechte (s. Wasserrecht) das Eigentum der Anlieger, welches
durch die Wasserbedeckung gleichsam im öffentlichen Interesse enteignet war, wieder auf.
Das Preuß. Landrecht stimmt wohl im wesentlichen hiermit überein (I, 9, §§. 225 fg.), doch fallen Inseln und verlassene
Flußbetten den Anliegern nicht von selbst zu, sondern es werden denselben nur eigentümlich gestaltete Occupationsrechte
und Vorrechte auf die Erwerbung zugestanden. Nach Code civil Art. 563 sollen die durch Bildung des neuen Flußbettes beeinträchtigten
bisherigen Eigentümer mit dem alten, vom Fluß verlassenen Bette entschädigt werden.
Inseln im öffentlichen Flusse gehören dem Staat (Art. 560). Das bayr. Wassergesetz vom gesteht
nur die Alluvion im engern Sinne, die Erstreckung des Ufers, nicht aber künstliche Verlandungen, Inseln und verlassene Flußbetten
den Anliegern zu. Viele kleinere Staaten beschränken den Erwerb der Anlieger in ähnlicher Weise (Weimar, Sondershausen,
[* 87] Meiningen).
[* 88] In Oldenburg werden (abgesehen von den schiffbaren Gewässern) alle Wasseranlagen ebenso wie die Landstraßen
als im festbegrenzten Eigentume des Staates stehend angesehen. - Die Landseen sind regelmäßig Privateigentum (Preuß. Landr.
I, 9, §. 176, nach diesem, soweit sie nicht mit einem ein- und ausfließenden öffentlichen Strom eine Einheit bilden, Bayr.
Wassergesetz Art. 7). Soweit Landseen im öffentlichen Eigentum stehen, werden sie nicht anders behandelt
als öffentliche Plätze, also findet kein Erwerb durch Alluvion statt. - Das durch Zurücktreten des Meers an der Nordseeküste
entstehende «Vorland» kann die Regierung in Oldenburg, Holstein und Bremen
[* 89] bedeichen lassen, um es zu benutzen. (S. auch Avulsion.)
(lat.), Alluvionen oder Alluvialbildungen, die durch Vermittelung des Wassers, in seltenern Fällen auch durch
Vermittelung des Windes zur Ablagerung gelangten Gesteinsgebilde der Gegenwart. Hierher gehören die Flußanschwemmungen, Deltabildungen
und Dünen oder Sandbänke, die Ablagerungen auf dem Meeresgrunde, unter letztern auch der Tiefseeschlamm, die Lößdecken
im Innern von Kontinenten, endlich die kalkigen, kieseligen oder eisenreichen Niederschläge der jetzigen
Quellen.
Alle diese Ablagerungen bezeichnet man auch als recente Ablagerungen. Sie bestehen aus Geröllen, Kies, Sand, Lehm, Löß, Schlamm,
Thon, Mergel, Kalkschlamm, Kalktuff, Kalksinter, Kieselsinter, kieseliger Infusorienerde, Eisenocker, Raseneisenstein, Torf und
zusammengeschwemmten Pflanzenresten. Es sind das zugleich die ursprünglichen Materialien, aus denen, nachdem
sie durch spätere Ablagerungen bedeckt worden waren, alle die verschiedenen ältern und festern
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eine ungesättigte organische Atomgruppe, die nicht für sich allein existiert, von der Konstitution CH2:CH·CH2-.
Von den Allylverbindungen sind die wichtigsten die Allylhaloide (z. B.
Allyljodid), Allylalkohol (s. d.) und einige Pflanzenstoffe, z. B.
Senföl und Knoblauchöl.
der primäre einwertige Alkohol (s. Alkohole) der Allylreihe (s. Allyl) von der Zusammensetzung C3H5O
und der Konstitutionsformel CH2:CH.CH2.OH. Er bildet sich aus Allyljodid beim Kochen mit Wasser und wird am besten durch
Erhitzen von Glycerin mit Ameisensäure oder Oxalsäure dargestellt. Der reine Allylalkohol bildet eine bewegliche
stechend riechende Flüssigkeit, die bei 96° siedet und bei -50° erstarrt. Durch Oxydation geht er in Allylaldehyd oder
Akroleïn (s. d.) und in Akrylsäure über. Als sog. ungesättigte Verbindung vermag er 2 AtomeChlor, Brom, Jod u. s. w. zu addieren.
(lat.), d. i. die Nährende, Nahrunggebende, ein Beiwort, das von den röm. Dichtern häufig Göttinnen des reichen
Natursegens, wie der Ceres, Venus, Pales, Felicitas u. a., aber auch der Göttermutter Kybele
[* 91] gegeben wird.
Von dieser übertrug
man die Bezeichnung Alma mater auf die Universitäten, als die Spenderinnen geistiger Nahrung.
Almud oder Meter, älteres türk. Flüssigkeitsmaß für den Kleinverkehr = 5,2 l. An Gewicht sollte
die Alma 8 OkenWein oder 12 Oken Öl fassen. (S. auch Almude.)
Fluß der russ. Halbinsel Krim,
[* 92] entspringt auf dem Nordabhang des Jaila, im Süden des Tschatyr-Dagh, und ergießt
sich nach einem nordwestl. und späterhin westl. Lauf in die Bucht Felenk Burun. Das Thal
[* 93] der Alma ist berühmt durch seine Schönheit
und seine weiten Fruchtgärten. An der Alma wurden die Russen unter Menschikow von den verbündeten Franzosen und Engländern
unter Marschall Saint-Arnaud und Lord Raglan geschlagen, die ihren Sieg aber nicht durch Verfolgung ausnutzten.
(S. Orientkrieg.) -
(spr. ällmäcks) hießen in England gewisse, in regelmäßiger Folge veranstaltete
Subskriptionsbälle.
Seit der Mitte des 18. Jahrh. vergnügte sich Londons vornehme Welt an Konzerten, Bällen und Maskeraden
von großartiger Pracht in Carlislehouse, dem Hause einer frühern deutschen Sängerin, Therese Cornelys.
Mit diesen hocharistokratischen Unterhaltungen wetteiferten seit 1765 ähnliche Vergnügungen bei dem Gastgeber Almack (eigentlich
M'Call), die durch ungemeinen Aufwand jene bald übertrafen und bis ins 19. Jahrh. zu den
Glanzpunkten der LondonerSaison gehörten.
Hafenort im Distrikt Lissabon
[* 95] der portug. Provinz Estremadura, links der Entrada do Tejo,
Lissabon gegenüber, malerisch am Fuße eines mit einem Kastell gekrönten Felsens, hat (1890) 6674 E. und große Weinmagazine.
Almada ist von engl. Rittern gegründet und führt den Titel einer Grafschaft.
Bei Almada siegte Villaflor über die Miguelisten
(s. Miguel).
(arab.
almâden, Bergwerk), mit dem Beinamen de Azogue (von Quecksilber), Stadt (Villa) in der span. ProvinzCiudad-Real,
in der südwestl. Ecke Neucastiliens, Eisenbahnstation an der Linie Madrid-Badajoz, Hauptort der hohen Mancha (Mancha alta)
und Sitz eines königl. Bergamtes, liegt 98 km südwestlich von Ciudad-Real anmutig zwischen parallelen
Bergketten der Sierra de Almaden, einer westl. Forsetzung ^[richtig: Fortsetzung] der Sierra Morena, ist ein gutgebauter, reinlicher
und lebhafter Ort und hat (1887) 8165 E. Seinen Wohlstand verdankt den berühmten, in der Nähe
und zum Teil unter ihm befindlichen Quecksilbergruben, die schon von den Römern (im Altertum hieß der
Ort Sisapon), dann von den Mauren ausgebeutet wurden und Eigentum der Krone sind. 1525-1645 befanden sich diese Gruben (4000
Bergleute arbeiten in den Hütten,
[* 96] Werken und Destillationsöfen) in Pacht der Familie Fugger, die durch deutsche Bergleute
den Betrieb in die Höhe brachte.
Die jetzigen Bergwerke, deren unterstes 300 m Tiefe erreicht, bilden fünf Stockwerke und bauen auf einen
fast senkrechten, nach unten immer breiter werdenden Zinnobergang, der im untersten Stockwerk 16 m Mächtigkeit erreicht und
zahlreiche Nester gediegenen Quecksilbers enthält. Der Hauptausfuhrort des Quecksilbers ist Cordoba.
[* 97] Die Bergwerke und Hütten
von und von Almadenejos, einem 10 km im Osten gelegenen Städtchen von 1114 E., sowie von dem nördlicher
gelegenen Gargantiel und Val deAzogues, wo Felsitporphyre und Hornblendegrünsteine durch die devonischen Schichten brechen,
sind eine der Haupteinnahmen des Staates.
Von 1773 bis 1823 gewann man jährlich 14 300 Quintals (à 46,014 kg), von da ab meistens über 20000 Quintals (24 875 im
J. 1839); später ist die Ausbeute auf etwa 14000 Quintals herabgegangen, in neuerer Zeit aber wieder ansehnlich gestiegen
(s. Spanien,
[* 98] Bergbau).
[* 99] Die span. Regierung verpachtete seit 1836 den Vertrieb dem Hause Rothschild zu
London. Dieses erneuerte wiederholt die Verträge und monopolisierte den ganzen Handel bis zur Entdeckung
der Zinnoberlager Kaliforniens, deren Produkt schon 1848 so sehr in Wettbewerb trat, daß der 1847 geschlossene Pachtvertrag
wegen großer Einbuße der königl. Bank aufgehoben wurde.
Auch die nach dieser Zeit mit dem Hause Rothschild abgeschlossenen Verträge haben der span. Regierung keine Vorteile gebracht.
Nach dem 1870 auf 30 Jahre gegen Beschaffung einer Anleihe von 168 Mill. Realen abgeschlossenen Vertrage
hat sich die Regierung zur Deckung der Zinsen verpflichtet, jährlich 24000 Ctr. Quecksilber nach London zum Verkauf zu liefern.
Dieser Vertrag ist nicht nur pekuniär ungünstig für die Regierung, sondern belastet auch die Werke übermäßig. -
Vgl.
Röggerath, Mitteilungen über die Quecksilberbergwerke zu Almaden (Berl.
1863).
alte Stadt (Ciudad) in der span. ProvinzCiudad-Real in Neucastilien, an der Linie Alcazar-Ciudad-Real, 23 km
ostsüdöstlich von Ciudad-Real, in sehr fruchtbarem, oliven- und rebenreichem Hügelgelände, das viele
Gartenfrüchte, namentlich Melonen, hervorbringt, ist Hauptort des unter dem NamenCampo de Calatrava bekannten Distrikts der
Mancha, hat (1887) 8712 E. und große Spitzenfabriken. Das hügelerfüllte Dreieck
[* 100] zwischen Almagro,
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