112.
Sure des
Korans definiert: «Sprich: Allâh ist ein Einziger, Allâh ist ein
Ewiger; er zeugt nicht und ist nicht geboren, und es
ist nichts ihm gleich.» Mit der
Entwicklung der Dogmatik wurde auch die
Auffassung der Persönlichkeit
Gottes und seiner
Attribute
Gegenstand dogmatischer Streitigkeiten.
Innerhalb der orthodoxen
Kirche war die
Tendenz nicht ausgeschlossen,
den Allâh-Begriff anthropomorphistisch zu gestalten, und bedeutende
Lehrer aus der Schule des
Ahmed ibn Hanbal bekannten sich
zu solcher
Auffassung, während man im
Mysticismus (s.
Sufismus) bis zur pantheïstischen
Auffassung vorschritt. - Anknüpfend
an den Koranvers 7, 179, vgl. 20, 7:
«Gottes sind die schönenNamen», hat man alle von Gott im
Koran gebrauchten
Epitheta gesammelt und hieraus eine Sammlung von «schönen
NamenGottes» gestaltet, die an dem Rosenkranz (subha, musabbiha)
hergesagt werden.
genauer Ilahabad
(d. i. Gottesstadt), Hauptstadt des Distrikts der indobrit. Nordwestprovinzen, seit 1861 Sitz
der Provinzialbehörden, liegt unter 25° 26' nördl.
Br., 81° 55¼' östl. L. am Zusammenfluß der heiligen
StrömeGanges und
Dschamna, weshalb die Stadt selbst für heilig gehalten und jährlich von zahlreichen Pilgern besucht wird,
die hier baden und von dem Wasser in weite Ferne mit sich nehmen. Allahabad hatte 1881: 148 547, 1891: 175 246 E.,
darunter 118 819
Hindu, 50 174 Mohammedaner, 5858
Christen und 217
Tschain.
Alle 12 Jahre findet eine lebhafte Pilgerfahrt (bis zu einer Million Pilger) und
Messe statt. Auf der Landspitze zwischen beiden
Strömen liegt die berühmte Citadelle von Allahabad, ein Hauptwaffenplatz der Engländer in
Indien; 1583 von
KaiserAkbar aus roten
Quadern erbaut und durch neue Werke verstärkt, beherrscht sie die Schiffahrt auf beiden
Strömen sowie die
Bahn und Heerstraße
Kalkutta-Dehli. Die Festung
[* 2] ist ein bastioniertes Fünfeck
[* 3] von 2,4 km
Umfang. Die Stadt, mit sämtlichen Kantonnements die
Fläche von 89,8 qkm bedeckend, zieht sich an der
Dschamna entlang und hat neben zahlreichen ärmlichen
Häusern in engen, unregelmäßigen
Straßen bedeutende Bauten, wie die
Große Moschee und das Saraï von Chusru (dem
SohneDschahangirs), zur unentgeltlichen
AufnahmeReisender, mit Gärten und drei Grabgebäuden (auch Chusru-Bagh genannt), Regierungs-
und Gerichtspaläste, ein Zeughaus mit Waffen
[* 4] für 30000 Mann, eine kath.
Kirche, die Dreifaltigkeitskirche, dasThornhill
and Mayne Memorial mit Bücherei und Museum und das Muir
Central College
(Universität seit 1887), das bedeutendste Unterrichtsinstitut
der Nordwestprovinzen.
Das Centralgefängnis in Naïni bei Allahabad ist eins der größten Gefängnisse
Indiens.
Dicht am Zeughaus befindet sich der heilige
Badeplatz, nordwestlich die
Kasernen; die höhern Offiziere bewohnen den sehr geräumigen
Palast des
Akbar.
Allahabad ist ein Haupthandels- und Schiffahrtsplatz für das Doab (zwischen
Ganges und
Dschamna) und das ganze mittlere
Hindustan,
namentlich seit der Eröffnung des die beiden
Flüsse
[* 5] verbindenden Gangeskanals und der Eisenbahn Kalkutta-Dehli, und hat
sich durch den ausgedehnten Baumwollhandel wesentlich gehoben. - Allahabad hieß ursprünglich Pratischthama (das
sich im heutigen Hindunamen der Stadt, Prayag, erhalten hat); seit 1550 heißt es Allahabad, auch wohl Faqirabad,
d. h. Bettlerstadt. In Allahabad schloß Lord
Clive den
Vertrag mit dem Großmogul Schah Alam, worin dieser
Bengalen,
Bihar
und
Orissa mit
den nördl. Sarkars (engl.
Northern Circars) an dieOstindische Compagnie abtrat, dagegen
die dem Nabob von Oudh (engl. Nabob of Oude) abgenommene
Provinz Allahabad erhielt und deren Hauptstadt als Sitz angewiesen bekam.
Als er aber dieselbe den Mahratten anbot, damit diese Dehli für ihn eroberten, nahmen die Briten 1771 Allahabad weg
und gaben es 1773 dem Nabob von Oudh zurück. Im
Kriege mit den Mahratten wurde die Stadt nebst dem ganzen
Doab 1803 denselben von den Briten entrissen. An dem
Aufstande von 1857 war in hervorragendem
Maße beteiligt.
(spr. allä'ng tarscheh),FrançoisHenri René, franz. Politiker, geb. in
Angers, studierte
die Rechtswissenschaft in Poitiers, war 1853
Advokat in
Angers und wurde dort
Stellvertreter des kaiserl.
Prokurators. 1864 übernahm er in
Paris
[* 6] die Redaktion des «Avenir national» und wurde mitBrisson und Challemel-Lacour einer
der
Gründer der nach einigen
Monaten unterdrückten
«Revue politique». Nach der Revolution vom wurde er
Präfekt des
Departements Maine und Loire, darauf Armeekommissar, sodann
Präfekt der
Gironde.
Da er mit Gambetta in dem Grundsatz einer Verteidigung bis aufs äußerste übereinstimmte, so gab er, als die
Wahlen vom größtenteils
konservativ ausfielen, seine Entlassung ein. Am 23. Juli in die Nationalversammlung gewählt, war er einer der treuesten
Anhänger Gambettas und gehörte mit diesem der
Fraktion der
Union républicaine an. Er half 1871 die «République française»
gründen. Als Gambetta die Ministerpräsidentschaft übernahm, übertrug er Allain-Targé das Ministerium
der
Finanzen. Mit Gambetta trat auch Allain-Targé zurück. Im MinisteriumBrisson bis
war er Minister des Innern.
Bei den Neuwahlen 1889 und 1893 erhielt er kein
Mandat.
L., Pflanzengattung aus der Familie der
Apocynaceen (s. d.),
Sträucher aus
Südamerika
[* 7] mit langen, häufig
kletternden Zweigen, gegenständigen oder quirlförmig gestellten, oval lanzettlichen
Blättern und großen, glockenförmigen,
gelben
Blüten.
Als Zierpflanzen werden in warmen Gewächshäusern kultiviert: Allamanda catharticaL., mit der
reichblühenden
Abart Hendersonii.
Allamanda neriifoliaHook., Allamanda nobilis
Mast., Allamanda Schottii Pohl.
und Allamanda verticillata Desf.
Sie verlangen eine sehr nahrhafte Erde, im
Sommer reichliche
Bewässerung, im Winter eine längere Ruhezeit und werden leicht
durch
Stecklinge vermehrt.
(spr. ällen),David, schott.
Maler, geb. zu
Alloa, studierte 1755-62 auf der
Akademie
zu
Glasgow
[* 8] und ging 1764 nach
Rom,
[* 9] wo er 1773 den ersten Preis der Lukasakademie gewann. 1777 nach England zurückgekehrt,
ließ er sich in Edinburgh nieder, wo er 1786 Direktor der Kunstakademie wurde. Er starb in
Edinburgh. Allan malte besonders schott. Sittenbilder, wovon er den
Beinamen des schott. Hogarth erhielt. Viele seiner Werke
finden sich in der
Galerie zu Edinburgh.
(spr. ällen),SirWilliam, schott.
Maler, geb. 1782 in Edinburgh, studierte dort und in
London
[* 10] an der
Akademie.
Acht Jahre verbrachte er dann auf
Reisen in
Rußland und im
Kaukasus und kehrte 1814 nach Edinburgh zurück, wo
Walter
Scott sein
Bild: Tscherkessische Häuptlinge mit ihren Gefangenen, durch
Subskription kaufen ließ. Anfangs
¶
mehr
ausschließlich Genremaler, wandte er sich später der Historienmalerei zu. 1835 wurde Allan Mitglied der LondonerAkademie, 1837 Präsident
der Kunstakademie in Edinburgh. Er starb in Edinburgh. Von seinen histor. Gemälden sind zu nennen: Unterredung
Maria Stuarts mit John Knor (1823), Maria Stuart unterzeichnet ihre Abdankung (1824), Peter d. Gr. beim
Schiffbau (1845; Petersburg,
[* 12] Winterpalast).
Allantoissäure, Amniossäure, eine krystallisierende organische Verbindung von der Zusammensetzung C4H6N4O3
, welche im Harne saugender Kälber, in der Allantoisflüssigkeit der Kühe und im menschlichen Harn
nach dem Genuß von Gerbsäure vorkommt, durch Erhitzen von Glyoxalsäure und Harnstoff entsteht und am
besten durch Oxydation von Harnsäure erhalten wird. Es ist als das Diureid der Glyoxalsäure,
^[img]
aufzufassen. Beim Erwärmen mit Barytwasser giebt es Allantursäure, C3H4N2O5
(spr. allahr),Jean Francois, Obergeneral der Armee Rundschit Singhs in Lahaur, geb. 1785 zu St. Tropez (Depart.
Bar), trat früh in die franz. Armee und war beim Sturze Napoleons Kapitän und Adjutant des Marschalls Brune. 1815 verließ er
Frankreich, ging nach Ägypten,
[* 13] von da nach Persien,
[* 14] wo ihm Abbas-Mirza den Rang eines Obersten ohne Kommando
verlieh. Allard begab sich 1820 über Afghanistan
[* 15] nach Lahaur, wo er das volle Vertrauen Rundschit Singhs, des Maharadscha der
Sikhs, gewann. Er organisierte das Heer der kriegerischen Sikhs nach franz. Muster, wurde zu dessen Obergeneral ernannt und
wußte sich mit Geschick in seiner Stellung zu erhalten. Nach einem Besuch in Frankreich, wo er 1835 zum
franz. Geschäftsträger in Lahaur ernannt ward, ging Allard 1836 dorthin zurück,
zeichnete sich 1837 al5 Chef der Heere Rundschit Singhs in den Kämpfen mit den Afghanen aus und starb zu Pischawar.
feiner russ. Kümmelliqueur, zu dessen Bereitung außer Kümmel auch noch Anis, Fenchel und Koriander verwendet
werden. In Deutschland
[* 16] ahmt man den Allasch mittels einer Mischung ätherischer Öle
[* 17] (Allaschkümmelöl) vielfach nach.
Leon, griech. Gelehrter, geb. 1586 in Chios, kam jung nach Italien
[* 18] und trat später zur röm. Kirche über.
Er brachte 1622 die von Maximilian von Bayern
[* 19] dem Papst Gregor XV. geschenkte HeidelbergerBibliothek nach
Rom. Als Theolog war er bestrebt, die Union der griech. Kirche mit der römischen zu fördern, indem er in zahlreichen gelehrten
Schriften die Übereinstimmung der beiden Kirchen nachzuweisen suchte. Daher ist er bei den Griechen verhaßt.
Er starb 1669 als Kustos der Vatikanischen Bibliothek. Seine Hauptwerke sind: «De ecclesiae occidentalis et orientalis perpetua
consensione» (Köln
[* 20] 1648);
«De utriusque ecclesiae in dogmate de purgatorio consensione» (Rom 1655);
zoppa (ital.), auf hinkende Art, wird in der Musik von Synkopen (s. d.) gesagt, weil die langen
Noten auf leichten Taktteilen
eine dem Hinken ähnliche Bewegung erzeugen.
linker Nebenfluß des Pregel,
[* 22] im preuß. Reg.-Bez. Königsberg,
[* 23] entspringt nördlich von Neidenburg, fließt durch den Lonsker See, nimmt bei Schippenbeil die Guber auf, wird bei Friedland
auf 54 km schiffbar und mündet bei Wehlau nach etwa 180 km Lauf.
(frz.), Baumgang, ein mit zwei oder mehr Parallelreihen von Bäumen in gleichmäßigen Abständen bepflanzter
Weg, gelegentlich auch von Gängen zwischen parallelen Reihen anderer Gegenstände gebraucht, z. B. von Statuen u. a.
(spr. älligänni), der bedentendste Quellfluß des Ohio in Nordamerika,
[* 24] entspringt im
County Potter in Pennsylvanien, 410 m hoch auf dem Alleghanygebirge, wendet sich zuerst nach Nordwesten in das Gebiet von Neuyork,
[* 25] strömt dann wieder durch Pennsvlvanien und vereinigt sich bei Pittsburgh mit dem Monongahela, mit dem er hier den 540 m breiten
Ohio bildet. Der Alleghany ist 416 km weit bis Olean für Boote, 320 km weit für kleine Dampfer fahrbar. Die wichtigsten
an ihm liegenden Städte sind Warren, Oil-City, Franklin und Kittanning.
Seminare, ein College für Farbige, eine Sternwarte
[* 27] und zahlreiche bedeutende Fabriken,
namentlich Eisenwerke und Gießereien. und Pittsburgh (s. d.) sind durch mehrere Brücken,
[* 28] darunter die berühmte Drahtbrücke
von Röbling, verbunden.
(grch.) ist die durchgeführte Personifikation abstrakter Begriffe in der Kunst. Religion, Liebe, Gerechtigkeit,
Krieg, Friede, Frühling u. s. f. werden als lebendige Wesen handelnd und redend eingeführt. Wesentlich
ist der Allegorie das Bewußtsein der bloß künstlerischen Personifikation ihres Gegenstandes; deswegen waren die alten GötterGriechenlands
keine Allegorie, weil die Griechen an ihr wirkliches (nicht bloß künstlerisches) Dasein glaubten, sie wurden erst dazu mit dem
Verfall dieses Glaubens.
Die Allegorie gehört der reflektierenden Kunst an und entbehrt vermöge der nie ganz durchsichtigen Beziehung zwischen dem Begriff
und seiner Personifikation der Allgemeinverständlichkeit. Sie darf daher nur sparsam verwendet werden
und tritt beherrschend nur in Perioden hervor, wo Grübelei die Stelle unmittelbaren Kunstgefühls einnimmt. Daß aber auch
in ihr Bedeutendes geleistet werden kann, beweisen Dante, Schiller (die Huldigung der Künste) u. a. Zu unterscheiden ist von
der Allegorie das Symbol (s. d.).
Auslegung, in der Theologie diejenige Auslegung der biblischen Schriften, die voraussetzt,
daß der HeiligeGeist, als deren eigentlicher Urheber, etwas anderes, Geistigeres, gedacht und angedeutet habe, als Worte und
Form seiner Rede unmittelbar aussprechen. Man bediente sich dieser Methode hauptsächlich, um den Widerspruch der veränderten
religiösen Überzeugung mit dem
¶
mehr
Wortlaut der heiligen Schriften auszugleichen. Besonders ausgebildet war sie auch schon bei den alexandrinischen Juden in den
letzten zwei Jahrhunderten vor Christus, da ihre griech.-philos. Bildung sie in Widerspruch brachte mit den Vorstellungen des
Alten Testaments, ohne daß doch ihr Glaube an dessen Autorität wankend geworden wäre. Am weitesten hat
sie Philo (s. d.) getrieben, indem er die Allegorische auf das ganze alttestamentliche
Ceremonialgesetz und auf einen großen Teil der alttestamentlichen Geschichtserzählungen erstreckte.
Auch die jüd. Theologenschulen Palästinas, besonders die Pharisäer, übten diese Methode, wenn auch in beschränkterm Maße,
und von den Pharisäern hat sie Paulus erlernt, während der Verfasser des Briefs an die Hebräer deutlich
die Alexandrinische Schule verrät. Von Philo kam die Allegorische auch zu den alexandrinischen Theologen der christl. Kirche (s. auch
Gnosis). Auch die Neuplatoniker wendeten sie sowohl auf die alten Mythen wie auf die Homerischen Gesänge an. Die mittelalterliche
Theologie unterschied vier Arten der Allegorische: die mystische, die anagogische, die moralische oder tropologische
und die typische, nach den Gegenständen, welche man in den Schriften angedeutet fand (Göttliches, Himmlisches, Innerliches
und äußerlich Entferntes). Es ist klar, daß mit der Allegorische spitzfindiger Willkür Thür undThor geöffnet ist.
etwas allegorisch, in einer Allegorie (s. d.) ^[= (grch.) ist die durchgeführte Personifikation abstrakter Begriffe in der Kunst. Religion, Liebe, ...] darstellen.
Gregorio, ital. Tonsetzer, aus der Familie des Correggio stammend, geb.
um 1580 in Rom, Zögling der dortigen Musikschule des Nanini, wurde 1629 durch Papst Urban VIII. als Altist in die päpstl. Kapelle
berufen. In dieser Stellung blieb er bis zu seinem erfolgten Tode. Allegri gehört unter die bedeutendsten
Kirchenkomponisten Italiens.
[* 30] Weltberühmt wurde sein doppelchöriges «Miserere», das in der päpstl. Kapelle alle ältern Kompositionen
dieses Psalms, selbst die von Palästrina und Anerio, verdrängte. Es war verboten, diesen für die Geschichte des Psalmenstils
hochwichtigen Satz abzuschreiben. Der junge Mozart zeichnete ihn aber 1770 aus dem Gedächtnis auf. Im J. 1771 zuerst
gedruckt (und zwar von Burney), ist der Satz seit dieser Zeit immer wieder aufgelegt worden. Von den übrigen KompositionenA.s sind nur einige Lamentationen und Motetten neu gedruckt. -
Vgl. R. Eitner, Verzeichnis neuer Ausgaben alter
Musikwerke (1871).
(ital., abgekürzt Allo), d. i. geschwind, munter, hurtig, bezeichnet den vierten Hauptgrad musikalischer
Bewegung (s. Adagio), ist aber in Bezug auf das Zeitmaß selbst mehr als jeder andere musikalische Bewegungsgrad verschiedenen
Abstufungen unterworfen, die durch eine Anzahl von Beiwörtern angedeutet werden, wie z. B.
Allegro assai, Allegro di molto, sehr schnell und lebhaft;
Allegro moderato, mäßig schnell;
Allegro ma non troppo, nicht
zu schnell, u. a. m. In betreff der charakteristischen Erfindung und des Vortrags bildet
ein den direkten Gegensatz früher zum Largo, jetzt zum Adagio;
der Gang
[* 31] der Melodie im A. ist frisch, feurig, die rhythmischen
und dynamischen Accente sind kräftig und markiert, die Passagen brillant. Da sich das Allegro mit dem Ausdrucke
sehr verschiedener Empfindungen verträgt, so wird sich auch der Vortrag je nach dem Charakter und dem besondern Inhalte des
betreffenden
musikalischen Satzes ändern müssen.
Die Art und Weise des Vortrags wird dann wiederum durch gewisse
Beiwörter angedeutet, wie: Allegro vivace, lebhaft; Allegro maestoso, würdig, erhaben; Allegro scherzando,
scherzend, neckend u. s. w. Außerdem bezeichnet Allegro aber auch ein ganzes für
sich bestehendes Musikstück oder auch einen, gewöhnlich den ersten, Satz größerer Instrumentalstücke, Sinfonien, Quartette,
Sonaten, Konzerte u. s. w., der in geschwinderer Bewegung, im Gegensatz zum nachfolgenden Adagio oder Andante,
vorgetragen werden soll. Allegretto bezeichnet eine etwas langsamere und weniger schwungvolle Bewegung als Allegro.
die einer (physischen oder juristischen) Person allein, mit Ausschluß aller übrigen, zustehende
Befugnis.
Der Ausdruck kann im Gegensatze zu «Mitberechtigung» gebraucht sein, oder
auch hervorheben sollen, daß der Berechtigte etwas (thun oder lassen) dürfe, was andere nicht dürfen.
Insbesondere gehören hierher das Monopol (s. d.) und das Privilegium (s. d.).
Kirche. Da die Bekenner bestimmter, auf göttliche Offenbarung zurückgeführter Religionen die eigenen
religiösen Vorstellungen als ausschließliche göttliche Wahrheit betrachten, stellen sie zugleich den eigenen Glauben fremden
Glaubensmeinungen als den alleinseligmachenden gegenüber. So machte schon das älteste Christentum die
alleinseligmachende Kraft
[* 32] des Evangeliums von JesusChristus geltend
(Apostelgesch. 4,12). Es war dies zunächst die Aussage
über eine unmittelbare Gemütserfahrung, die aber auch auf die bestimmten Dogmen oder auf die Formen, in denen den Christen
die neue religiöse Erfahrung aufgegangen war, übertragen wurde.
Daher kam es, daß jede kirchliche Partei ihre eigene Lehrüberlieferung für unfehlbar und diejenige
Sonderkirche, die diese Lehre
[* 33] besaß, samt ihren Ordnungen und Institutionen (Gnadenmitteln) für alleinseligmachend erachtete.
So bildete sich bereits gegen Ende des 2. Jahrh. der Begriff und Name«Katholische Kirche» und zugleich der Begriff des ausschließlichen
Heils in ihr aus. Die Kirchenversammlungen statteten ihre Glaubensbekenntnisse regelmäßig mit Verdammungsformeln
gegen Andersdenkende aus, und die Staatsgewalt lieh den priesterlichen Bannsprüchen freiwillig den weltlichen Arm.
Gleichzeitig gewöhnte man sich, außer den «Ketzern», die in der Lehre abwichen, auch die sog. «Schismatiker»,
die in Fragen der Verfassung, des Kultus und der Sitte der herrschenden kirchlichen Autorität den Gehorsam
weigerten, des ewigen Heils für verlustig zu erklären. Besonders im Abendlande, wo man seit dem 5. Jahrh. die Verbindung mit
der Kirche von Rom als das Hauptmerkmal der Zugehörigkeit zur Kirche Christi zu betrachten begann, wurde der Satz, daß außerhalb
der kath. Kirche kein Heil sei, nicht bloß von Päpsten wie Leo d. Gr. und Gregor d. Gr., sondern auch von
namhaften Kirchenlehrern, wie Augustinus, ausgesprochen.
Hieraus ergaben sich für die röm.-kath. Kirche die Sätze von selbst: «Außerhalb des kath. Glaubens kann niemand selig werden»
(Professio fidei Tridentinae);
«Ohne den kath. Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen» (Tridentiner
Konzil, Sitzung 5);
«Wenn jemand entgegen diesen Beschlüssen (des Tridentimer Konzils) lehrt oder denkt, so sei er verdammt»
(Sitzung 25).
AlleHeiden und Ketzer, d. h. Nichtkatholiken, sind daher selbstverständlich nach kath.
Dogma verdammt.
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Die Evangelischen lehren allerdings ebenfalls die alleinseligmachende Kraft der Kirche, verstehen darunter aber im Unterschiede
von jeder Partikularkirche die wahre Kirche oder die Gemeinschaft der Heiligen, deren Glieder
[* 35] in sehr verschiedenen Sonderkirchen
zerstreut sein können, und halten ausdrücklich an dem Grundsatze fest, daß die Zugehörigkeit zu einer bestimmten äußern
Kirchengemeinschaft nicht notwendig zur Seligkeit sei. Die luth. Dogmatik des 16. und 17. Jahrh.
verengte die freiere Anschauung der Reformatoren durch das immer ausschließlichere Betonen der «reinen Lehre», d. h. des strengen
Festhaltens des orthodox-luth.
Lehrsystems, in welchem jedes Stück als unmittelbar oder mittelbar fundamental, d. h. als zur Seligkeit notwendig, erschien.
Hierdurch war eine alleinseligmachende luth. Lehrkirche aufgerichtet, die im Grunde nicht weniger intolerant
war als die alleinseligmachende röm. Priesterkirche, obwohl man protestantischerseits sich immer
gescheut hat, die letzten Konsequenzen zu ziehen. Die neuere, von Schleiermacher angeregte, prot. Theologie lehrt, daß als
einzige Bedingung der Seligkeit der persönliche Heilsglaube anzuerkennen sei, dieser aber nur auf Grund
der geschichtlichen Erlösung und vermittelst der geschichtlichen Kirchengemeinschaft wahrhaft zu stande kommen könne. Hiermit
sucht sie ebensowohl das Recht jenes Satzes, daß außer der Kirche Christi kein Heil sei, zu wahren, als auch dem Mißverständnisse
zu wehren, als ob die Zugehörigkeit zur äußern Kirche und das Fürwahrhalten ihrer Dogmen die Hauptsache
sei.
(frz, spr. allmángd), ein Tanz, der im 16. Jahrh.
«deutscher Tanz» hieß und als Allemande nach Frankreich, England und Spanien
[* 36] (wo ein ähnlicher Tanz schon früher bekannt war) kam.
Die spätere Allemande ward von der franz. Tanzkunst zur Zeit Ludwigs XIV. erfunden und unter Napoleon I. wieder
sehr beliebt in Theater
[* 37] wie Salon. Die Allemande hat langsames Walzertempo und besteht ans drei geschleiften sog.
pas marchés, bald vor, bald zurück, selten walzend. Der Reiz liegt in der anmutigen Bewegung und Haltung der Arme, den sog.
passes. Dieses Motiv sowohl als die Musik sollen ans dem Elsaß stammen. - Auch heißt Allemande eine musikalische
Komposition von ernstem Charakter und gemessener Bewegung, die als Teil der ältern franz. Suite (s. d.) vielfach bei Seb. Bach
und Händel vorkommt.
Mannauf, der durch ein eigenartiges Pfeifen der Trillerpfeifen des Bootsmanns und seiner Maate
gegebene Befehl für die gesamte Schiffsbesatzung, schleunigst an Deck zu kommen zur Ausführung eines Segel- oder sonstigen
Manövers.
(spr. älln),Bog oder Torfmoor von, ein über 600 qkm großer Sumpf Irlands in den Grafschaften
Kildare und King's-County, durch große Strecken trocknen Bodens in verschiedene Teile geschieden, fließt durch den Barrow nach
Süden und den Boyne nach Osten ab.
(spr. älln), Grant, engl. Naturforscher und Romanschriftsteller,
geb. zu Kingston in Canada, studierte in Oxford
[* 38] seit 1867 und ward 1871 daselbst Bachelor of
arts. Er wurde ein eifriger Anhänger des Darwinismus und trat, früh schriftstellernd, in sachkundigen und scharfsinnigen
Aufsätzen für ihn ein. Er veröffentlichte: «Physiological aesthetics» (1877),
«'The
colour sense» (1879),
«The evolutionist
at large» (1881; 2. Aufl. 1885),
«Anglo-Saxon Britain» (1881),
«Vignettes from nature» (1881),
«Colours of flowers» (1882),
«Colin Clout's Calendar» (1883),
«Flowers and their pedigrees» (1884; 2. Aufl.
1886),
Karl Ferd., dän. Geschichtsforscher, geb. zu
Kopenhagen,
[* 39] studierte seit 1830 daselbst, bereiste behufs Archivforschungen 1845 - 48 Holland, England, Frankreich, Italien,
Deutschland und wurde 1851 zu Kopenhagen Universitätsdocent und Titularprofessor, 1862 ord. Professor der Geschichte
und der nordischen Archäologie. Geschwächter Gesundheit wegen brachte Allen zuletzt mehrere Winter im Süden
zu und starb zu Kopenhagen. Seine wichtigsten Schriften sind: «Haandbog i Fädrelandets Historie» (Kopenh.
1840; 8. Aufl. 1880; deutsch Lpz. 1849; neue Aufl.
1855; auch sonst übersetzt),
«Lärebog i Danmarks Historie» (Kopenh. 1842;
deutsch ebd. 1843) und «De tre nordiske Rigers Historie under Hans, Christiern den Anden, Frederik den Förste,
Gustav Vasa, Grevefejden, 1497 - 1536» (Bd. 1 - 5, ebd. 1864 -
72),
sein Hauptwerk, das unvollendet, aber eine Hauptleistung nordischer Geschichtschreibung ist. Von den politischen sind
hervorzuheben: «Om Sprog og Folkeeiendommelighed i Hertugdömmet Slesvig eller Sönderjylland»
(Kopenh. 1848, auch deutsch),
«Det Danske Sprogs Historie i Hertugdömmet Slesvig eller Sönderjylland»
(2 Bde., ebd. 1857 fg.; deutsch Schlesw.
1857);
beide riefen von deutscher Seite heftige Widersprüche hervor.
Stadt im Kreis
[* 40] Wehlau des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, an der schiffbaren
Alle, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Königsberg i. Pr.) und einer Reichsbanknebenstelle,
hat (1890) 1958 evang. E., Post, Telegraph,
[* 41] evang. Kirche, Stadtschule, Privatschule mit Pensionat, Damenstift
(gegründet von von Rauschke), Krankenhaus,
[* 42] Mädchenwaisenhaus, Spar- und Vorschußverein;
Zündholzfabrik, Dampfsägewerk,
Molkerei, Handelsmühle und 2 Windmühlen, Holz- und Getreidehandel, Kram-, Vieh- und Pferdemärkte. Allenburg wurde 1407 durch
den Hochmeister Konrad von Jungingen gegründet.
(spr. ällendehl), Kirchspiel und Marktstadt in der engl.
GrafschaftNorthumberland, am Allen, 15 km im SW. von Hexham, hat (1891) 5045 E. und in der Nähe große Bleigruben.
1) Allendorf an der Werra, Stadt im Kreis Witzenhausen des preuß. Reg.-Bez. Cassel, in 154 m Höhe, an der Linie Frankfurt-Bebra-Göttingen
der Preuß. Staatsbahnen,
[* 43] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Cassel), hat (1890) 2770 E., darunter 25 Katholiken,
Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Krankenhaus; Fabrikation von Papierwaren und künstlichem Dünger und 2 Holzschleifereien.
Allendorf ist Geburtsort des Fabeldichters Burkard Waldis. Jenseit der Werra, mit Allendorf durch zwei Brücken¶
Vgl. Wagner, Geschichte der Stadt Allendorf (Marb. 1865). -
2) Allendorf an der Lumda, Stadt im Kreis Gießen
[* 45] der hess. Provinz Oberhessen, hat (1890) 1093 E., Postagentur, Telegraph und evang.
Pfarrkirche.
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Königsberg, hat 1356,24 qkm und (1890) 77 612 (39 247 männl., 38 365 weibl.)
E., 2 Städte, 130 Landgemeinden und 71 Gutsbezirke. - 2) Allenstein, poln. Olsztyn,
Kreisstadt im Kreis Allenstein, 50 km von der russ. Grenze, an der Alle und den Linien Insterburg-Allenstein-Soldau (221,20 km), Allenstein-Johannisburg
(101,80 km), Allenstein-Kobbelbude (114,40 km) und Allenstein-Thorn (163,30 km) der Preuß. Staatsbahnen (2 Bahnhöfe),
[* 46] Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Königsberg) mit 10 Amtsgerichten (Allenstein, Gilgenburg, Hohenstein,
[* 47] Reidenburg, Ortelsburg, Osterode,
[* 48] Passenheim, Moldau, Wartenburg, Willenberg), Amtsgerichts, Zoll-, Steueramtes erster Klasse,
Katasteramtes, einer Reichsbanknebenstelle sowie der Kommandos der 3. Infanterie- und 2. Kavalleriebrigade und eines
Bezirkskommandos, hat (1890) 19 375 (10 757 männl., 8618 weibl.) E.,
darunter 7085 Evangelische und 418 Israeliten, in Garnison das Grenadierregiment König Friedrich II.
Nr. 4, Dragonerregiment König Albert von Sachsen
[* 49] Nr. 10, die 2. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 16, Postamt erster
Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Feuerwehr, ein Schloß der Deutschen Hochmeister, 1 kath. Kirche (1865-71
wiederhergestellt), 1 evang. Kirche, 4 Kapellen, 1 Synagoge. Von den Unterrichts- und Bildungsanstalten
sind zu nennen: Gymnasium, simultane höhere Mädchenschule, evang. Volks-, kath. Knaben- und Mädchenvolksschule, gewerbliche
Fortbildungs-, landwirtschaftliche Winterschule. Ferner befindet sich in Allenstein ein Krankenhaus (Marienhospital), Gaswerk, eine
Kreis-, städtische Sparkasse, ein Vorschuß- undDarlehnsverein; 2 Kram-, 8 Vieh- und Pferdemärkte und
in der Nähe die Provinzialirrenanstalt Kortau. Die Industrie ist vertreten durch 9 Dampf-, 1 Wasserschneidemühle, 2 Maschinen-, 1 Zündholzfabrik
und 5 Brauereien. Der Handel erstreckt sich auf Leinwand, Hopfen
[* 50] und Holz.
[* 51] - Am schlug Soult den Nachtrab der Russen
und Preußen
[* 52] an der Allebrücke zwischen und dem 25 km nördlich gelegenen Gutstadt.
Nebenfluß der Weser, entspringt bei Seehausen 30 km westlich von Magdeburg
[* 56] in 155 m Meereshöhe,
fließt anfangs nordnordwestlich zwischen niedrigen, öfter sumpfigen Ufern, nur bei Morsleben und Walbeck von den Vorhöhen
des Elm im O. und den Höhen des Alvenslebener Hügellandes im W. berührt, und bildet bis unterhalb Öbisfelde die Grenze
gegen Braunschweig.
[* 57] Darauf nimmt sie eine nordwestl. Richtung an, durchschneidet das Braunschweigische, tritt dann in die preuß.
Provinz Hannover,
[* 58] fließt in Wiesengründen und mündet nahe unterhalb Verden,
[* 59] nach 162 km Lauf, in die Weser. Schiffbar wird
sie bei Celle
[* 60] auf 113 km. Ihre Zuflüsse sind links: die Oker, Fuse, Wieze und Leine, und rechts: die
Ise,
Lachte, Örze und Böhme.
Majestät (lat. Rex christianissimus; frz. Sa Majesté très chrétienne) war der Titel der Könige
von Frankreich, den der Papst offiziell in Schriftstücken zuerst Ludwig XI. 1469 beilegte.
Während des ersten Kaiserreichs
wurde der Titel nicht gebraucht, nach der Restauration wieder aufgenommen, seit 1830 aber umgangen.
Majestät (lat. Rex fidelissimus; frz. Sa Majesté très fidèle), Titel der Könige von Portugal, der 1748 von
Papst Benedikt XIV. dem Könige Johann V. wegen seiner treuen Anhänglichkeit an die röm. Kirche verliehen wurde.
ein Fest der kath. Kirche zum Gedächtnis aller Heiligen. Die griech. Kirche feierte
solch ein Fest schon seit dem 4. Jahrh. am Sonntage nach Pfingsten. In der röm. Kirche wurde es um 610 eingeführt, als Papst
BonifaciusIV. das von dem KaiserPhokas ihm geschenkte Pantheon in Rom in eine Kirche zur Ehre der Maria und aller Märtyrer
verwandelte. Das jetzige Allerheiligenfest am 1. Nov. wird seit 835 zufolge einer Bestimmung Gregors IV. gefeiert. Die anglikan.
Kirche feiert den All Saints Day ebenfalls, während das Fest in der evang. Kirche abgekommen ist.
Ruine eines Prämonstratenserklosters im Schwarzwalde, im bad. Kreis Offenburg,
[* 61] im Thale des zur Rench
fließenden Lierbachs, in einsamer, düsterer Umgebung.
Die Abtei wurde 1196 von der Herzogin Uta von
Schauenburg gestiftet, 1802 säkularisiert, 1803 durch den Blitz halb zerstört.
Nahe dabei stürzt der Gründenbach malerisch
in sieben Fällen, den «sieben Bütten» oder den Büttensteiner Fällen (einige an 20 m hoch), in das Thal.
[* 62] -
Vgl.
Fecht, Das Kloster Allerheiligen (2. Aufl., Karlsr. 1890).
(Bahia de
[* 63] todos os Santos), die an der Ostküste Südamerikas unter dem 13.° südl. Br. und 38½°
westl. L. von Greenwich gelegene Bai. Die östl. Einfahrt, die westlich von der 78 km langen InselItaparica begrenzt wird,
ist ungefähr 20 km breit; im N. derselben dehnt sich die Bai 140 km weit aus und mißt in ihrem breitesten
Teile 110 km. Im Innern dieses Beckens liegen kleinere Inseln, und mehrere Flüsse mit breiten Mündungen ergießen sich hinein,
wie der Paraguassu mit seinen Nebenflüssen. Amerigo Vespucci soll diese Bai bereits 1501 entdeckt haben;
ihren Namen erhielt sie durch Christovão Jacques, der sie 1503 am TageAllerheiligen auffand. Die Portugiesen gründeten an der
Bai 1549 die Stadt Bahia (s. d.).
(frz. Bes des Saintes), kleine franz. Inselgruppe in Westindien,
[* 64] Dependenz von Guadeloupe, südlich
von dem westl. Hauptteile dieser Insel, Basse-Terre, besteht aus den basaltischen felsigen Eilanden Terre d'enHaut,
[* 65] Terre d'enBas, Cabril, Grand Ilet und zählt auf 14,22 qkm (1879) 1686 E., die hauptsächlich Baumwollkultur und
Fischfang betreiben.
Zwischen Terre d'enHaut und Cabril liegt ein sicherer, von starken Festungswerken geschützter Hafen,
in dem die Schiffe
[* 66] von Guadeloupe überwintern.
heißt zuerst bei Ezechiel der hinterste Raum des Tempels, der im Salomonischen
¶
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Tempel
[* 68] Debir heißt. Im Pentateuch (Priestercodex) heißt so der abgesonderte hinterste Teil in der Stiftshütte, in dem die
Bundeslade stand. Im Herodianischen Tempel war das Allerheiligstes nur durch einen Vorhang geschieden, der durch das Erdbeben
[* 69] beim Tode Jesu
entzweigerissen sein soll. Das Allerheiligstes durfte zur Zeit des alten Judentums nur der Hohepriester, und zwar nur
einmal im Jahre, am großen Versöhnungstage betreten, um die beiden heiligsten Sühnopfer für seine und des Volks im Laufe
des ganzen Jahres begangenen Sünden darzubringen. Jetzt wird in den Synagogen das der verschließbare, mit einem Vorhang von
gesticktem Brokat oder Seide
[* 70] behangene Raum genannt, in dem die Gesetzesrollen, d. h. die
fünf Bücher Mosis, aufbewahrt werden. - Bei den Katholiken ist Allerheiligstes die in einem Gefäße zur Anbetung ausgestellte geweihte
Hostie (s. Monstranz).
Fest der kath. Kirche, wird am 2. Nov. gefeiert zum Gedächtnis der Verstorbenen und zur Mahnung an die Lebenden,
der Seelen im Fegefeuer fürbittend zu gedenken. Es ward 998 durch den Abt Odilo zunächst im KlosterCluny
eingeführt, fand bald Eingang in der ganzen kath. Christenheit und wird in den Kirchen durch eine Messe für die Verstorbenen,
auf den Kirchhöfen durch Schmücken der Gräber gefeiert.
(spr. allwahr), Hauptstadt des Kantons Allevard (216,34 qkm, 6 Gemeinden, 7512 E.)
im ArrondissementGrenoble
[* 77] des franz. Depart. Isère, am Breda, in 475 m Höhe, hat (1891) 1850, als Gemeinde 2850 E.,
darunter viele Kretinen und Kropfkranke. Allevard liegt in einem schönen Thale der Dauphiné das durch den Bergzug Brame-Farine
(1214 m) vom Thale Grésivaudan getrennt wird, und verdankt seine Entwicklung dem 1838 gegründeten Warmbad;
dies wird gespeist von den in 350 m Höhe entspringenden, in 24 Stunden 2736 l Wasser spendenden Schwefel- und Calciumquellen
von 24,2° C., die besonders gegen Krankheiten der Atmungsorgane gebraucht werden. Das hervorragendste Gebäude ist ein von
einem schönen Park umgebenes Schloß. In der Umgebung ein Hochofen, Mangan-, Kupfer- und Bleigruben. Die
Schmelzhütte liefert den besten StahlFrankreichs und beschäftigt ungefähr 500 Arbeiter. -
Vgl. Niepce, Étude clinique des
eaux sulfureuses et iodées d'A.
(Par. 1883).
auch Algäu, Algau oder Allgau, in weiterm Sinne der von Vorbergen der Alpen
[* 78] erfüllte Landstrich Schwabens,
der sich von der Iller, dem Bodensee und der Ill im W. bis zum Lech im O. und vom Inn im S. bis zur Donau
im N. ausbreitet. Gewöhnlich jedoch bezeichnet man mit Allgäu das Land im südwestl. Bayern (Schwaben), in den angrenzenden TeilenWürttembergs und Tirols um die obere Iller bis herab nach Kempten
[* 79] und Memmingen,
[* 80] so daß es etwa an Umfang
dem alten Albigau oder Alpgau gleichkommt.
Das Allgäu wird ganz von den Allgäuer Alpen, den nördl. Fortsetzungen und Voralpen der Rhätischen Alpen eingenommen. Das Gebiet
der Iller mit seinen Thalbildungen ist die Centralfurche dieses Alpengaues mit seinen zahlreichen Bergstöcken, Wänden, Pyramiden,
Klippen.
[* 81] Den Westflügel gegen den Bodensee hin setzen die Thäler der beiden Argen und der BregenzerAch
mit ihren Nebenflüssen zusammen, den Ostflügel dagegen das Quellgebiet der Wertach, der Zirkellauf der Vils und eine Strecke
des Lechthals.
Damit trifft die Volks- und Sprachscheide genau zusammen. Der Allgäuer scheidet westwärts den «Walder», d. i.
den Bewohner des BregenzerWaldes, und ostwärts den «Lechler» oder «Thaler» (Lechthaler) scharf von sich aus. In den südlichern
durch Querthäler getrennten Ketten überragen einige Gipfel die hier etwa in 2500 m Höhe verlaufende Firnlinie; es finden
sich zwei kleine Gletscher am Hohen Licht
[* 82] (2687 m) und an der Mädelegabel (2649 m) und einige Firnflecken
am Hochvogel (2589 m), an der Hintern Wilden (2433 m), dem Großen Krottenkopf (2655 m) und dem Marchspitz (2615 m). Bei Immenstadt
erhebt sich das Gebirge noch in dem abenteuerlich geformten, eisenreichen Grünten oder Grinten, dem «Rigi
Oberschwabens», bis 1733 m, geht aber bald in die Hochebenen der Donau über.
Die Wasserscheide zwischen Ill und Inn wird im 1797 m hohen Arlbergpaß von der Kunststraße von Feldkirch nach Landeck überschritten
und von dem Arlbergtunnel (s. Arlberg) durchstochen. Die Verbindung zwischen den Thälern des Lechs und Inns bietet die Lechstraße,
die von Füssen aus die Alpen in den verschanzten Felsgassen des 924 m hohen Kniepaß und der Ehrenberger
Klause durchschneidet, die Höhe von 1106 m erreicht, sich bei Nassereit spaltet und, so doppelt verzweigt in dem Innthale
mündend, auf der einen Seite über Imst hinauf nach Landeck, auf der andern über Telfs und Zirl hinab nach
Innsbruck
[* 83] führt. Die obern Züge des Gebirges mit ihrer rein alpinen Natur bieten den hier gezogenen kleinen Viehrassen die
trefflichsten Weiden. Das Allgäuer Rindvieh (s. Tafel: Rindviehrassen II,
[* 67]
Fig. 1 u. 2) eignet sich wegen seines schönen, kräftigen,
weniger grobknochigen Baues vortrefflich zum Ziehen, hat aber auch eine bedeutende Mastfähigkeit und
ist sehr milchreich. Mit den Erzeugnissen der Viehzucht
[* 84] wird ein sehr ansehnlicher Handel nach Augsburg,
[* 85] München,
[* 86] Nürnberg
[* 87] und Wien
[* 88] getrieben. Die Viehmärkte von Sonthofen sind sehr wichtig. Im nördlichen Allgäu, wo die Flußthäler sich zur Ebene
auszuweiten beginnen, tritt mit der Alpenwirtschaft auch die Dreisch- und Egartenwirtschaft sowie der
Flachsbau in Verbindung. -
Vgl. Waltenberger, Allgäu, Vorarlberg und Westtirol (7. Aufl., Augsb. 1893);