die Rechtswissenschaft, wurde 1614
Advokat und besuchte während der Anwesenheit der Verbündeten
Paris.
[* 2] Diesem ersten Ausfluge,
den er in «Travels in
France» (Edinb. 1816) schilderte, folgten größere
Reisen in alle
Teile des Kontinents. Inzwischen erwarb
sich Alison als Jurist durch die «Principles of the criminal law of Scotland»
(Edinb. 1832) und «Practice of
the criminal law» (ebd. 1833), die zu Handbüchern für die schott.
Barre geworden sind, einen geachteten
Namen, war von 1822 bis 1830 stellvertretender
Kronanwalt (Advocate Deputy) beim höchsten Gerichtshof in Edinburgh und wurde 1834 Sheriff von Lanarkshire. 1835 siedelte
er nach seinem Landsitze Possilhouse bei
Glasgow
[* 3] über, wo er bis zu seinem
Tode, lebte. 1852 hatte
er die Würde eines
Baronet erhalten. Durch die «History of Europe from the commencement of the
French Revolution to the restoration of the
Bourbons» (10 Bde., Lond.
1833-42; 10. Aufl., 14 Bde., ebd. 1861) begründete er seinen
Ruf auch im
Auslande.
Das Werk wurde nicht nur ins
Französische und Deutsche
[* 4] (von
Meyer, 6 Bde., Lpz. 1842-46),
sondern selbst in das Hindostani und
Arabische
(Malta 1845) übertragen. Alison bekämpft darin als strenger
Tory alle demokratischen
Reformen als revolutionär. Von denselben Grundsätzen ausgehend, besprach er in
«Blackwood'sMagazine» alle Ereignisse und
wichtigen nationalökonomischen Fragen der Zeit. Gesammelt ist eine Auswahl dieser
Arbeiten u. d. T. «Essays» (3 Bde.,
Edinb. 1850) erschienen.
Außerdem verfaßte Alison: «Principles of
Population» (2 Bde., 1840),
in denen er die Malthussche
Theorie (s. Malthus) bekämpft,
«England in 1815 and 1845, or a sufficient and contracted currency» (Edinb.
1845),
«The life of the Duke of
Marlborough» (2 Bde., ebd. 1847; 3. Aufl.
1855),
«History of Europe from the fall of Napoleon to the accession of Louis Napoleon»
(2. Aufl., 8 Bde., ebd. 1863-65),
die als Fortsetzung seines Hauptwerks dienen sollte, doch nur eine schwächere Kompilation ist, «Lives
of LordCastlereagh and
Sir Charles
Stewart» (3 Bde., Edinb.
und Lond. 1861). -
Vgl. seine Selbstbiographie Some accounts of my life and writings, hg. von Lady Alison, seiner Schwiegertochter
(2 Bde., Edinb. 1883).
Ihm folgte in der Baronetswürde sein Sohn
Sir Archibald Alison, geb. in Edinburgh; er studierte in
Glasgow und Edinburgh, trat in die
Armee, nahm am
Orientkriege teil und begleitete 1857 Lord Clyde als
Staatssekretär nach
Indien.
Am Ende des Feldzugs, in dem er bei dem
Entsatz von Lakhnau einen
Arm verlor, wurde er
Oberstlieutenant; 1873 und 1874 nahm
er unter
Sir Garnet Wolseley als Befehlshaber der europ. Regimenter an dem
Feldzuge gegen die
Aschanti und 1882 als Generalmajor und Brigadecommandeur am ägypt. Feldzuge teil. Im November
wurde er Generallieutenant, blieb bis Mai 1883 in
Ägypten
[* 5] und wurde Febr. 1885
Generaladjutant. Von ihm erschien 1869 eine
Schrift «On army organisation».
Einer andern Familie gehört
Alexander Alison an, geb. 1812 zu Leith,
[* 6] der seit 1830 großartige
Eisenwerke in den schott.
GrafschaftenLanark und
Ayr verwaltete. Nachdem er sich 1844 von den
Geschäften zurückgezogen, unternahm
er ausgedehnte
Reisen durch Europa
[* 7] und
Asien,
[* 8] war vielfach litterarisch thätig und wurde 1861 zum Präsidenten der Church
ReformationSociety gewählt, welche die Revision der Neununddreißig
Artikel (s.
Anglikanische Kirche) zum
Zwecke hat. Er schrieb
u. a. «Philosophy and history
of civilization» (Lond. 1860),
einer der schönsten und beständigsten Farbstoffe, kommt als
Glykosid
(Ruberythrinsäure) im Krapp (s. d.)
fertig gebildet vor und wurde früher aus demselben fabrikmäßig gewonnen. Seit aber 1886
Gräbe und
Liebermann die chem. Konstitution des Alizarin feststellten und eine
Synthese desselben auffanden
(die ersteSynthese eines Pflanzenfarbstoffes),
wird das Alizarin nur auf künstlichem Wege aus dem im
Steinkohlenteer enthaltenen
Anthracen dargestellt.
Seine technische
Darstellung zerfällt in drei
Operationen. Zuerst wird
Anthracen (s. d.), C14H10 , durch
Oxydation in
Anthrachinon, C14H8O2 , übergeführt: dieses wird dann zunächst durch Erhitzen mit
rauchender Schwefelsäure
[* 9] in Anthrachinonmonosulfonsäure, C14H7O2.SO3H ^[C14H7O2.SO3H], verwandelt.
Das Natriumsalz dieser Säure wird hierauf durch einen sehr sorgfältig zu leitenden Schmelzprozeß mit
Ätznatron in Alizarinnatrium übergeführt. Das Gemisch von anthrachinonsulfonsaurem Natron und
Ätznatron wird in eisernen
Druckkesseln längere Zeit auf eine
Temperatur von etwa 180° erhitzt. Hierbei finden zwei verschiedene chem. Vorgänge statt.
Zuerst wird die Sulfogruppe nach folgender
Gleichung durch die Natriumorylgruppe ersetzt:
Es entsteht die Natriumverbindnng des Monooxyanthrachinons, welch letzteres kein Farbstoff ist. Durch weitere Einwirkung
des
Ätznatrons wird dasselbe zu Alizarinnatrium oxydiert, ein Wasserstoffatom wird durch die Natriumoxylgruppe ersetzt,
während der
Wasserstoff frei wird:
Um eine reduzierende Wirkung des
Wasserstoffes zu verhüten, fügt man von Anfang an der Schmelze ein
Oxydationsmittel (chlorsaures
Kali) zu. Die entstehende Schmelze wird in kochendem Wasser gelöst und zu der tiefvioletten
Lösung des Alizarinnatriums Säure hinzugefügt, wodurch das in Gestalt von gelben
Flocken ausgefällt wird. Es wird durch
Filterpressen filtriert und mit Wasser ausgewaschen; es kommt in feuchtem Zustande als ziemlich dünner
Brei mit einem Gehalt von meist 20 Proz. (in Pastenform) in den
Handel.
Durch Umkrystallisieren aus
Alkohol oder Sublimieren im Kohlensäurestrom kann das Alizarin rein erhalten werden. In letzterm Fall
bildet es lange, schmale, glänzende Prismen von orangeroter
Farbe. Es schmilzt bei 282°, löst sich
leicht in
Alkohol und
Äther, schwer in Wasser. Als Diphenol vorhält es sich wie eine Säure, liefert mit
Alkalien violette
lösliche
Salze, die durch
Umsetzung mit Kalk- und Barytsalzen blaue, mit
Eisenoxydsalzen schwarzviolette, mit
Aluminium- und
Zinnsalzen rote Niederschläge (Krapplacke) geben. Auf dieser Eigenschaft des Alizarin, mit Metalloxyden
gefärbte
Verbindungen zu geben, beruht seine Anwendung in der Färberei und
Kattundruckerei. Die Zeuge werden mit
Thonerde
gebeizt, indem man sie mit essigsaurem
Aluminium tränkt oder bedruckt und erwärmt, wodurch sich in den Fasern Aluminiumhydrat
absetzt. Werden die Zeuge hieraus in die Alizarinlösung getaucht, so wird
¶
mehr
Alizarinaluminat in den Fasern gebildet (fixiert). Das Alizarin des Handels enthält auch noch Beimengungen von andern ähnlichen
Verbindungen (Purpurin u. a.), die ihm verschiedene Nuancen erteilen. Das Alizarin mit
Blaustich ist rein; das Alizarin mit Gelbstich enthält dagegen nur Purpurine. Die Produktion und der Konsum von Alizarin beträgt gegenwärtig
etwa 65 t 10prozentiger Paste pro Tag, wovon ⅞ in sechs Fabriken Deutschlands
[* 11] und etwa ⅛ in drei Fabriken
Englands hergestellt werden. Der Preis für 1 kg 20prozentiger Paste ist 1888 auf 1,70 M. gesunken. –
Vgl. G. Schultz,
Die Chemie des Steinkohlenteers (2. Aufl., 2 Bde.,
Braunschw. 1886‒90).
ein durch Einwirkung von Glycerin und Schwefelsäure auf 𝛽-Nitroalizarin dargestellter
Farbstoff (Dioxyanthrachinonchinolin, C17H9NO4 ), der mit Chrom gebeizte Zeuge blau färbt.
hieß nach Paracelsus bei den spätern Alchimisten das angebliche Universallösungsmittel für alle Stoffe.
Nach vanHelmont ist der Alkahést bald eine Flüssigkeit von brennender Eigenschaft, bald ein Salz
[* 14] oder das Grundwesen
aller Salze. Es sollte alle mineralischen, vegetabilischen und tierischen Substanzen in wasserhelle Flüssigkeiten verwandeln,
so «wie heißes Wasser den Schnee».
[* 15]
nannten die Araber das in der Asche der See- und Strandpflanzen vorkommende kohlensaure Natron, das lange Zeit
mit dem in der Asche der Landpflanzen sich findenden Alkali, dem kohlensauren Kali, für identisch gehalten
wurde, bis man im 18. Jahrh. die beiden Körper unterschied und erstern Mineralalkali, letztern
Pflanzenalkali nannte. Später unterschied man mildes d. i. kohlensaures, und ätzendes oder kaustisches. Auch dem kohlensauren
Ammonium wurde der Name Alkali beigelegt, dieser jedoch bald von den fixen Alkalien als flüchtiges Alkali unterschieden.
Jetzt heißen Alkalien (s. d.) die Oxydhydrate der Alkalimetalle. Zuweilen rechnet man das Thalliumoxydul zu den Alkalien. Die
in gewissen Pflanzen sich findenden organischen basischen Verbindungen nennt man vegetabilische Alkalien oder Alkaloide (s. d.).
die Oxydhydrate der Alkalimetalle (s. d.), sind charakterisiert durch ihre Löslichkeit in Wasser,
durch die ätzenden, d. h. auf Pflanzen- und Tierstoffe zerstörend wirkenden Eigenschaften ihrer wässerigen Lösungen, durch
ihren eigentümlichen scharfen Geschmack, durch ihre Fähigkeit, aus der Luft Kohlensäure aufzunehmen und mit
Säuren sich zu Salzen zu verbinden, von denen die meisten in Wasser löslich sind, durch ihr Vermögen, die Oxyde und Oxydhydrate
der schwächer basischen Metalle, namentlich der Schwermetalle, aus
deren Salzen zu fällen, durch ihre Eigenschaft, mit Ölen
und Fetten unter Freiwerden von Glycerin Seifen zu bilden, endlich durch die als alkalische Reaktion bezeichnete
Einwirkung, die sie auf zahlreiche Pflanzenfarbstoffe zeigen; so färben z. B. die Alkalien gerötetes
Lackmuspapier blau, Curcumatinktur braun.
Bezeichnung für die metallische Elementarfamilie (s. d.)
Lithium, Natrium, Kalium, Rubidium und Cäsium. Diese fünf Metalle haben verschiedene Eigenschaften gemein. Sie sind äußerst
leicht oxydierbar;
mit Wasser in Berührung gebracht zersetzen sie dasselbe unter Bildung von stark basischen
Oxydhydraten und Abscheidung von Wasserstoffgas;
an der Luft laufen sie augenblicklich an, verlieren ihren Metallglanz und
bedecken sich mit einer Oxydschicht, weshalb sie in Petroleum aufbewahrt werden;
das spec. Gewicht der drei erstern ist geringer
als das des Wassers;
sie sind äußerst weich und leicht schmelzbar.
Das Lithium, welches unter ihnen
das niedrigste Atomgewicht besitzt, ist das wenigst, das Cäsium mit dem höchsten Atomgewicht das stärkst positive Glied
[* 16] der
Familie, ja das stärkst positive Element überhaupt. Sie bilden zusammen zwei Elementartriaden (s. d.),
1) Lithium, Natrium und Kalium, 2) Kalium, Rubidium und Cäsium; das Kalium gehört beiden an.
die Gesamtheit der chemisch analytischen Operationen, die zur Ermittelung des Gehaltes an wirksamem Alkali
in alkalischen Substanzen, vornehmlich zur Wertbestimmung von Soda, Pottascheu. dgl., dienen. Der Wert dieser Handelsprodukte
entspricht ihrem Gehalte an kohlensaurem Alkali oder Alkalihydrat, während die neben demselben in größerer
oder geringerer Menge darin vorkommenden Alkalisulfate und -Chloride für den Käufer meist wertlos sind. Die erste Anleitung
zur Ausführung alkalimetrischer Operationen wurde von Gay-Lussac gegeben; später konstruierten Fresenius und Will dazu geeignete
Apparate, die aber durch die von Mohr verbesserten Utensilien der volumetrischen Analyse (s. Analyse, chemische) verdrängt sind.
Die Alkalimetrie ist eine Umkehrung der Acidimetrie (s. d.).
Erden wurden früher die basischen Oxyde und Hydrate der Metalle Calcium, Strontium, Baryum, Magnesium genannt,
da sie in ihrer Löslichkeit in Wasser zwischen den leicht löslichen Hydraten der Alkalimetalle und den unlöslichen basischen
Oxyden anderer Metalle, welche man Erden nannte, mitteninne stehen. Gegenwärtig nennt man Alkalische Erden nur
noch die Hydrate der drei erstern Metalle, da diese zu einer natürlichen Elementarfamilie, der der Alkalischen Erdmetalle,
gehören. Sie sind starke Basen, die aus der Luft direkt Kohlensäure aufnehmen und dadurch in unlösliche kohlensaure Salze
übergehen.
stickstoffhaltige Körper von basischem (alkaliähnlichem) Charakter, die sich in
vielen Pflanzen, namentlich solchen, die durch ihre heilenden oder
¶
mehr
giftigen Wirkungen ausgezeichnet sind, vorfinden. Einige derselben können auch künstlich dargestellt werden. Sie sind meist
auch sauerstoffhaltig, in Wasser wenig, in Alkohol leicht löslich, reagieren alkalisch und bilden mit Säuren Salze. Einige
davon, wie das Coniin und Nicotin, sind flüssig, die übrigen, wie die Alkaloide des Opiums (Morphin, Codein, Papaverin
u. s. w.), der Chinarinden (Chinin, Chinidin, Chinicin, Chinchonin), der Strychnosarten (Strychnin, Brucin, Curarin u. s. w., sind
fest. Mehrere der Alkaloide, wie das Strychnin und das Morphin, gehören zu den schärfsten Giften. Aus ihren Lösungen werden die
Alkaloide unlöslich niedergeschlagen durch Tannin, Phosphormolybdänsäure, Phosphorwolframsäure, Kaliumquecksilberchlorid und
Kaliumquecksilberjodid. Der Nachweis der Alkaloide bei Vergiftungen ist leicht, da die meisten sich durch charakteristische
Farbenreaktionen auszeichnen. Die meisten Alkaloide sind Abkömmlinge des Pyridins oder Chinolins. -
Vgl. Pictet, Die Pflanzenalkaloide
und ihre chem. Konstitution (deutsch von Wolffenstein, Verl. 1891).
(grch.), Heilmittel, welche den Alkaligehalt des Harns erhöhen, wie die Mineralwässer von Vichy, Wildungen,
Bilin, manche Obstarten u. dgl. Sie sollen die Entstehung harnsaurer Steine innerhalb der Harnorgane verhüten.
griech. Bildhauer, Schüler des Phidias, soll nach Pausanias die Gruppen im Westgiebel des olympischen Zeustempels
gemacht haben, was aber bezweifelt wird, da auch Pausanias' Angabe über den Künstler des Ostgiebels, Päonius (s. d.),
allem Anschein nach falsch ist und die sonstigen chronol. Angaben über Alkamenes eher auf die
zweite als auf die erste Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr. führen. Diejenigen, welche an Pausanias' Nachricht fest halten, nehmen
denn auch zumeist zwei verschiedene Künstler mit Namen Alkamenes an. Unter den angeführten Werken des Alkamenes befinden sich viele Götterstatuen;
berühmt war die
[* 18]
Figur einer Aphrodite
[* 19] und die eines sich salbenden Athleten, dem die Marmorstatue des stehenden Diskoswerfers
im Vatikan
[* 20] nachgebildet sein soll («Archäologische Zeitung», Taf. 209, 1, 2, Verl. 1806).
Charles HenriValentin, franz. Pianist, geb. zu Paris, kam schon mit dem 6. Jahre auf
das Konservatorium und zeichnete sich im Verlauf seiner Schülerzelt wiederholt durch seine Leistungen als Klavierspieler
wie in der Komposition aus. 1831 ließ er sich in seiner Vaterstadt als Lehrer nieder, trat auch häufiger in bedeutenden Konzerten
auf. In der Pariser Musikwelt gilt Alkan als vornehmer und gründlich gebildeter Musiker. Außerhalb Frankreichs
hat er sich den Ruf eines feinsinnigen und selbständigen Komponisten, namentlich durch seine Etüden für Klavier erworben.
rote Ochsenzungenwurzel, rote Schlangenwurzel (lat. radix alkannae, radix anchusae tinctoriae; engl.
orchanet; frz. orcanette), die Wurzel
[* 21] der im südl. und südöstl. Gebiete des Mitttelmeers wachsenden, zum Teil auch angebauten
Alkanna tinctoria Tausch. Die Wurzel ist
vielköpfig, wenig verästelt, l0-15 cm lang und bis 1 cm dick;
sie ist meist etwas um ihre Achse gedreht, besitzt einen zerbrechlichen gelblichweißen Holzkörper und eine dunkelviolette
bis braunrote, leicht sich abblätternde Rinde, welche allein nur Verwendung findet, da sie der alleinige Träger
[* 22] eines roten
Farbstoffes, des Alkannins (s. d.), ist. Im Handel erhält man die Alkannawurzel aus Kleinasien, der Türkei
[* 23] und namentlich
aus Ungarn,
[* 24] wo sie viel angebaut wird; man versendet sie in Ballen von etwa 100 kg. Die Alkannawurzel, früher offizinell, findet sich
noch in der 1. Ausgabe der DeutschenPharmakopöe (von 1872), aber nicht mehr in der 2. Ausgabe (von 1882).
Man bezeichnete diese Wurzel früher als unechte Alkannawurzel (radix alcannae spuriae) im Gegensatz zu einer Art, die aber in unserm
Handel gar nicht vorkommt, und von der Lawsonia inermisL. (s. Lawsonia) abstammt.
Diese Wurzel enthält ebenfalls einen roten Farbstoff, es wird aber nur der gelbe Farbstoff der Blätter
dieser Pflanze, welcher im getrockneten und gepulverten Zustande unter dem NamenHenna oder Albenna im ganzen Orient bekannt
sind, verwendet. Die gewöhnliche Alkannawurzel wird zum Rotfärben von Haarölen, Pomaden, Polituren u. s. w. benutzt. In England werden
jährlich über 7000 kg davon verbraucht, in Nordamerika
[* 25] ebensoviel. Die Einführung der neuen Teerfarben
hat dem Verbrauch auch dieser Wurzel viel Abbruch gethan.
Alkannarot, Anchusin, Anchusarot, Anchusasäure, der in der Schale der Alkannawurzel enthaltene prächtige rote
Farbstoff; er bildet in noch unreinem Zustande als breiförmige Masse einen Handelsartikel; der daraus dargestellte möglichst
gereinigte Farbstoff soll die Zusammensetzung C15H14O4 haben und beim Erhitzen
mit Zinkstaub Methylanthracen liefern. Das Alkanin des Handels wird durch Extrahieren der Wurzel mit Benzin und Abdestillieren des
letzteren aus dem so gewonnenen Auszug erhalten; die Menge des so erhaltenen dickbreiförmigen Rückstandes beträgt 5-6 Proz.
Die Versendung geschieht in Büchsen von Weißblech. Das Alkanin ist in Wasser vollständig unlöslich, leicht
löslich dagegen mit prächtig roter Farbe in Äther, Alkohol, Benzin, Chloroform, ätherischen und fetten Ölen; durch Alkalien
geht die Farbe in Blau über. Alkanin wird wie die Alkannawurzel verwendet.
Kakodyloxyd, Arsendimethyloxyd, As2(CH3)4O ^[As2(CH3)4O]. 1760 erhielt ein franz.
Apotheker bei der Destillation
[* 26] von essigsaurem Kali mit arseniger Säure eine an der Luft rauchende, sehr
entzündliche Flüssigkeit, die als Cadets rauchende Flüssigkeit ihren Platz in den chem. Werken fand, bis 1837 Bunsen zwei
Körper von höchstem wissenschaftlichen Interesse auffand: das Kakodyl, As2(CH3)4 ^[As2(CH3)4], und dessen
Oxyd, das Kakodyloxyd oder Alkarsin, As2(CH3)4O ^[As2(CH3)4O], von denen das
erstere als eine Arsenverbindung des Methyls und letzteres als dessen Oxyd erkannt wurde. Damit war die wichtige Entdeckung
metallorganischer Radikale gemacht.
1) Distrikt im LandeEl-Hasa an der Ostküste Arabiens, hat 86000 E. und 32 Dörfer und ist reich an Wasserbrunnen, Reis, Datteln,
Feigen, Aprikosen, Citronen, Limonen, großen Melonen und andern Gartenfrüchten. Von hier erhält das Binnenland
seine Haupteinfuhr aus Osten, aber der Hauptstapel für beide und für das Gestadeland ist die Insel Bahrain (s. d.). Al Katif gehörte,
wie ganz El'Hasa, den Wahhâbiten, ist aber seit 1875 im Besitz der Türken; es war im 9. und 10. Jahrh. n. Chr. die
Residenz der Karmatenfürsten. - 2) Al Katif oder El-Chatif, Handelsstadt im Distrikt Al Katif, an der
Bai Al Katif des PersischenMeerbusens, hat 6000 E., ein Fort, gute Wohnhäuser,
[* 30] einen Bazar und eine Citadelle, die von den Portugiesen
erbaut sein soll.
(Alcĭde), eine aus 7 Gattungen und 28 Arten bestehende Familie nordischer Tauchvögel, die sich durch ihre sehr
kurzen oder selbst verkümmerten Flügel und durch breite, sehr weit nach hinten gestellte, dreizehige
Schwimmfüße auszeichnen. Fast alle sind zweifarbig, weiß namentlich an der Brust, schwarz an Rücken und Flügeln. Der
Schnabel ist je nach Gattungen und Arten sehr verschieden gestaltet. Das große Gefieder ist stets sehr straff und fest anliegend,
die Dunen, die im Preise den Eiderdunen zwar nachstehen, aber doch hochgeschätzt werden, sind sehr dicht.
AlleVögel
[* 31] dieser Art haben Brutflecke am Bauche, und die meisten bebrüten nur ein verhältnismäßig sehr großes Ei,
[* 32] welches
entweder auf Felsen oder in tiefe, mit dem Schnabel gegrabene Löcher gelegt wird. Die Jungen sind mit
dichtem Flaum bedeckt und erst im stande zu schwimmen und sich selbständig zu ernähren, wenn sie ihr volles Federkleid
bekommen haben. Alle Alke bewohnen die Strandgegenden der nordischen Meere bis zu den höchsten Breiten hinauf. Sie nähren sich
nur von Fischen und andern Seetieren, die sie tauchend aus großen Tiefen heraufholen, wobei sie mit Flügeln
und Füßen unter dem Wasser schwimmend sich fortbewegen.
Sie schwimmen geschickt und schnell, fliegen dagegen meist sehr ungeschickt, mit hastigen Flügelschlägen und in geraden
Linien. Am Lande sind sie unbeholfen. Ihren Lieblingsaufenthalt bilden hohe, senkrechte Klippen,
[* 33] auf deren Vorsprüngen sie
zu Tausenden, in Reihen aufgerichtet, stehen, unartikulierte Töne ausstoßend, die dem Gebell junger
Hunde
[* 34] oft nicht unähnlich sind. Bei drohender Gefahr oder Schreck stürzen sie von den Felsen plötzlich in das Meer, um dort
unterzutauchen und zu verschwinden.
Die Zahl der Vögel, die sich auf manchen sog. Vogelbergen, wo sie sich aufhalten und nisten,
finden, ist ungeheuer und läßt sich oft nur nach Hunderttausenden abschätzen. Die Schwärme verfinstern buchstäblich den
Tag, wenn sie sich zum Fischen ins Meer stürzen oder aus demselben auf die Klippen erheben. Man benutzt die Alke im Norden
[* 35] in
verschiedener Art. Die Eier,
[* 36] die man auf den Brutplätzen massenhaft sammelt, sind nicht minder geschätzt
als die der übrigen Wasservögel und ersetzen mit ihnen die fehlenden Hühnereier.
Die noch nicht flüggen Jungen, die wahre Fettklumpen sind, werden als Speise sehr geschätzt und mariniert oder gesalzen lange
aufbewahrt. Das Fleisch der Alten, obgleich zähe und thranig, wird doch von Fischern und Matrosen, die
sonst nur Fische
[* 37] haben, gern gegessen. Die Federn werfen ein bedeutendes Erträgnis ab. Die Vogler suchen mit Hilfe von Strickleitern
und Hakenstangen von
unten her die Klippen zu erklimmen, oder lassen sich von oben herab an einem über eine Rolle laufenden
Seile in die Tiefe, wo sie die ruhig auf den Vorsprüngen sitzenden Vögel mit Stöcken totschlagen und Eier
und Junge rauben. Gefahrloser werden die alten Vögel gefangen, indem man große Netze auf der See ausbreitet und sie dann durch
Schüsse von den Klippen herabscheucht.
Man unterscheidet besonders nach der Schnabelform folgende Gattungen: die eigentlichen Alke (Alca) mit schmalem,
hohem, kuppig gebogenem, namentlich beim Lund oder Seepapagei (Alca areticaL., s. Tafel: Schwimmvögel
[* 38] I,
[* 29]
Fig. 4) riesigem
Schnabel, von denen eine Art der Brillenalk (s. d.) ist, der weit kleinere Tordalk (s. d., Alca tordaL.), welcher im Winter
bis an die deutschen Küsten kommt;
die Larventaucher (s. d.), die Krabbentaucher (Mergulus alleL.), von Wachtelgröße, mit kurzem, dickem, kuppigem, dem Waldhuhnschnabel ähnlichem Schnabel, lebhafte Vögelchen, die
sich fast nur von Krebstieren nähren;
die Lummen (s. d., Uria) und die Gryllummen (Ceppus), mit langem, spitzem, geradem Schnabel,
welche die größten Schwärme bilden. - Gefangenen Alke giebt man ein geräumiges Wasserbassin und füttert sie
mit Krabben und Fischen;
doch dauern sie nicht lange aus, ja überstehen oft kaum einen weitern Landtransport.
oder Alkeste, in der griech. Sage Tochter des Königs Pelias von Iolkos und der Anaxibia,
nach Homer die schönste unter mehrern Schwestern, wurde mit Admetos, König von Pherä in Thessalien, vermählt. Sie opferte
sich freiwillig für ihren Gatten, wurde aber in der Unterwelt nicht zurückbehalten, sondern Persephone
[* 40] sandte sie zurück,
oder Herakles
[* 41] kämpfte sie dem Hades wieder ab. Euripides hat in dem Drama «Alkestis» ihre Aufopferung
und ihre Befreiung aus der Unterwelt durch Herakles geschildert. Der Stoff ist auch in neuern Litteraturen behandelt, u. a. von
Wieland; als Oper von Gluck und in Händels«Admeto». -
Vgl. Ellinger, Alceste in der modernen Litteratur (Halle
[* 42] 1885).
(lat. Alcinous), in der Odyssee der König der Phaiaken, Enkel des Poseidon
[* 43] und Sohn des
Nausithoos. Seine Gattin Arete, die Tochter seines Bruders Rhexenor, gebar ihm fünf Söhne und eine Tochter, die Nausikaa (s. d.).
Als Odysseus, von der Insel der Kalypso kommend, schiffbrüchig auf der Phaiakeninsel Scheria landete und durch Nausikaa zu
Alkinoos geführt wurde, veranstaltete dieser zu Ehren des Gastes ein glänzendes Festmahl. Dabei
erzählte Odysseus seine Irrfahrten und ward dann, von Alkinoos reichlich beschenkt, in seine Heimat entlassen. Auch die Argonauten
soll Alkinoos auf ihrer Rückkehr von Kolchis gastlich aufgenommen und, nachdem Jason, von Arete gewarnt, seine Vermählung mit
Medeia rasch gefeiert hatte, vor den nachsetzenden Kolchiern beschützt haben. Auf der InselKerkyra (Korfu),
[* 44] von den Alten mit Scheria identifiziert, hatte Alkinoos einen Heroenkult.
Stadt in der niederländ. Provinz Nordholland, 36 km im NW. von Amsterdam,
[* 45] am Nordholländischen Kanal
[* 46] und an der
Linie Amsterdam-Helder der Holländ. Eisenbahn, hat (1889) als Gemeinde 15 803 E.
Die schöne Laurentiuskirche hat
¶
mehr
ein Holzgewölbe, ein Bild in sieben Tafeln (1507), die die Werte der Barmherzigkeit darstellen, die kupferne Grabplatte des
Pieter Claas Palinek (1546), geschnitzte Kirchenstühle in Renaissancestil und im Chor das Grab des Grafen Floris V. von Holland
(gest. 1296). Das 1507 in der Langestraat erbaute got. Rathaus mit
Turm
[* 48] hat ein Museum Alkmaarscher Altertümer und eine Bibliothek. Die Stadtwage wurde 1582 erbaut und in
neuester Zeit restauriert. Alkmaar hat bedeutende Schiffswerfte, Segeltuchweberei, Seesalzraffinerie sowie Handel mit Getreide,
[* 49] Vieh, Butter, besonders aber mit Käse (jährlich 5 Mill. kg). Alkmaar war die erste Stadt der Niederlande,
[* 50] die den Spaniern erfolgreichen
Widerstand bot (1573); daher der Wahlspruch: «Von Alkmaar fängt der Sieg an.» Zur Erinnerung daran wurde 1873 ein
Denkmal errichtet, eine Victoria
[* 51] von Stracké. In Alkmaar schloß der Herzog von York eine unrühmliche Kapitulation ab
mit dem franz. GeneralBrune.
(Alkmäon, Alcmäon), der Sohn des Amphiaraos (s. d.) und der Eriphyle. Als er den Tod seines
Vaters, der auf Zureden seiner Gattin am Zuge gegen Theben teilnahm und daselbst umgekommen war, durch Ermordung seiner Mutter
gerächt hatte, verfiel er in Wahnsinn und wurde von den Erinnyen
[* 52] verfolgt. Diesen konnte er, nach dem Ausspruche des Orakels,
nur dann entgehen, wenn er sich in einem Lande niederließ, das erst nach der Zeit des Muttermordes entstanden
war, da seine Mutter jedes (zur Zeit bestehende) Land, das ihn aufnehmen würde, verflucht hatte.
Endlich fand Alkmaion Ruhe auf einer jüngst im FlusseAcheloos entstandenen Insel, wo er die Kallirrhoe, die Tochter dieses Flußgottes,
nach Verstoßung seiner Gemahlin Arsinoe heiratete. Allein als er, den Wunsch seiner Gemahlin zu befriedigen,
das von der Harmonia (s.d.) herrührende Halsband der Eriphyle von seinem ersten Schwiegervater Phegeus listigerweise zurückgeholt
hatte, ließ dieser ihn durch seine Söhne ermorden. Die Schicksale des Alkmaion behandelten ein altes Epos (die «Alkmaionis»)
und mehrere Tragödien; doch ist keins dieser Werke erhalten.
griech. Lyriker, geb. zu Sardes in Lydien, kam als Sklave nach Sparta und wurde dann dort freigelassen. Er dichtete
um und nach Mitte des 7. Jahrh. v. Chr. in dor., mit ion. und äol. Elementen gemischter Mundart Chorgesänge, Hymnen, Päane,
Parthenien, Hymenäen und Liebeslieder. Seine Poesie verrät heitere Lebenslust und sinnige Naturanschauung
und hat die volksmäßige Liedform seiner kleinasiat. Heimat zum kunstvollen dreiteiligen Bau der Chorgesänge ausgebildet.
Erhalten sind von ihm nur kleine Fragmente und ein größeres, in einem ägypt. Grabe gefundenes Stück eines Parthenions,
hg. von Bergk in den «Poetae lyrici graeci», Bd. 3 (4.
Aufl., Lpz. 1882). - Das nach Alkman benannte Versmaß besteht
aus katalektischen und akatalektischen daktylischen Tetrametern: ^[img]
athenisches Adelsgeschlecht, das seinen Ursprung von Alkmäon, einem Enkel des Nestor, ableitete, der
nach der Eroberung Messeniens durch die Dorer nach Attika ausgewandert sein soll. Unter dem Archontat des
Alkmäoniden Megakles (um 630 v. Chr.) machte ein gewisser Kylon (s. d.) einen vergeblichen Aufstandsversuch; seine Anhänger, die sich
unter der Bedingung völliger Amnestie ergeben hatten, wurden an den Altären der Götter auf Anstiften des Megakles treulos
ermordet. Um die Schuld zu sühnen, ward das
ganze Geschlecht aus Athen
[* 53] verbannt. Es durfte zwar bald
nach Solons Gesetzgebung wieder zurückkehren, aber Pisistratus vertrieb es von neuem und erst nach dem Sturze des Hippias konnten
die Alkmäoniden wieder in ihre Rechte eingesetzt werden. Der letzte bedeutende Alkmäonide war Kleisthenes (s. d.). Auch die Mütter
von Perikles und Alcibiades waren Alkmäoniden; aber der Makel der Blutschuld blieb selbst an diesen späten
Nachkommen des Megakles so sehr haften, daß die Spartaner es wagen konnten, 430 v. Chr. die abermalige Austreibung der Familie
von den Athenern zu verlangen.
Hinric von, niederländ. Dichter, 1477 in Utrecht
[* 54] nachgewiesen, noch 1486 Erzieher eines lothring.
Prinzen,
versah das mittelniederländ.
Tierepos«Reinaert», das ihm in moralisierender Erweiterung (Reinaert II)
vorlag, außer andern Änderungen mit einer allegorisch auslegenden Prosaglosse.
Diese Bearbeitung, von der nur wenige Bruchstücke
übrig sind, wurde 1498 niederdeutsch als «Reineke Vos» (s. d.) gedruckt und erhielt erst dadurch weiter reichende
litterar.
Tochter des Elektryon, Königs von Mykene, und Gemahlin des Amphitryon, dem sie den Iphikles
gebar, während aus des Zeus
[* 55] Umarmung, der Amphitryons Gestalt angenommen hatte, Herakles entsprang. Nach dem Tode ihres Gemahls
heiratete sie den Sohn des Zeus, Rhadamanthys, der in Okaleia in Böotien lebte. Nach älterer Sage ließ Zeus ihren Leichnam
durch Hermes
[* 56] nach den Inseln der Seligen führen, wo sie mit dem Rhadamanthys vermählt ward. Als Urahnin
der Herakliden ward sie vielfach von Dichtern besungen. - Alkmene ist auch der Name des 82. Planetoiden.
gewöhnlicher (Äthylalkohol, Methylcarbinol) oder absoluter, d.i. wasserfreier, Weingeist, C2H6O ,
eine farblose, leichtflüssige, brennend schmeckende, leicht entzündliche Flüssigkeit, die leichter als Wasser
ist, indem sie bei 15 °C. ein spec. Gewicht von 0,7947 hat. Unter dem mittlern Luftdruck von 760 mm Barometerstand siedet
der Alkohol bei 78,5 °C., erstarrt dagegen selbst bei einer Temperatur von etwa -90° noch nicht. Daher eignet sich der Alkohol zur
Füllung von Thermometern, die zur Messung sehr niedriger Temperaturen dienen sollen.
Während Quecksilber schon bei -40° gefriert, wird Alkohol durch die stärkste Kälte, die man hervorbringen kann, nur
etwas dickflüssiger, aber noch nicht fest. Der Alkohol bildet den wesentlichen, berauschenden Bestandteil aller geistigen Getränke
und entsteht gewöhnlich durch Gärung (s. d.) der Zuckerarten, indem sich in der
nicht zu konzentrierten Zuckerlösung nach Hefenzusatz der Zucker
[* 57] in Alkohol, Kohlensäure und noch einige
andere Gärungsprodukte (Glycerin und Bernsteinsäure) zerlegt.
Der Äthylalkohol läßt sich nach Berthelots Entdeckung aus mineralischen Körpern darstellen, indem man das durch trockne Destillation
der Steinkohlen gewonnene schwere Steinkohlengas, das sog. Äthylen oder ölbildende Gas, mit engl. Schwefelsäure
schüttelt. Nach anhaltendem Schütteln löst sich eine bedeutende Menge Gas in der Schwefelsäure auf und wandelt sich in
Äthylschwefelsäure um, die sich beim Erwärmen mit Wasser in und Schwefelsäure spaltet. Diese Bereitungsweise findet aber
keine Anwendung, weil in der Praxis die Gewinnung des Alkohol aus Zucker bequemer und ökonomisch
vorteilhafter ist. Häufig wird der Weingeist aus Pflanzenteilen dargestellt, die keinen Zucker enthalten,
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sondern nur Stärkemehl, wie z. B. die Kartoffeln oder die reifen Samenkörner der Getreidearten
(Roggen, Weizen, Reis, Mais). Dann aber muß durch einen eigentümlichen Prozeß das Stärkemehl erst in Zucker verwandelt werden.
Es geschieht dies durch die Einwirkung eines in den Pflanzen in geringer Menge vorkommenden Stoffs, der Diastase (s. d.), und
man kann den Zuckergehalt der so verwandelten Pflanzenstoffe, z. B. im Malz und in der Maische, an dem süßen Geschmack wahrnehmen.
Vermischt man diese zuckerhaltigen Stoffe mit Wasser, wenn sie dasselbe nicht schon, wie der ausgepreßte Saft der Weintrauben,
enthalten, und überläßt sie der Gärung, so erhält man einen sehr stark mit Wasser verdünnten und
mit vielen andern Stoffen vermengten Alkohol. Man nennt diese alkoholhaltige Flüssigkeit, wenn man sie durch Gärung von Traubensaft
erhalten, Wein, wenn aus in Wasser eingemaischter, in Malz verwandelter Gerste,
[* 59] Bier. Diese Getränke enthalten aber verhältnismäßig
wenig Alkohol, die stärksten südländischen Weine, sofern sie nicht mit Alkohol vermischt sind, was freilich bei
ihrer Bereitung vielfach geschieht, nie mehr als 14 Proz., die stärksten deutschen Biere etwa 6 Proz. Will man alkoholreichere
Getränke haben, so muß man, wie dies bei der Branntweinbereitung geschieht, die durch Gärung erhaltene weingeistige Flüssigkeit
der Destillation unterwerfen.
Dadurch gewinnt man einen stärkern, 80 - 90 Proz. haltigen den sog.
Spiritus,
[* 60] den man durch Verdünnung auf 30 - 50 Proz. in ein Branntwein genanntes Getränk verwandelt. Außer der gegorenen
Kartoffel- und Kornmaische destilliert man auch noch den Wein und erhält so den Franzbranntwein und Cognac. Auf gleiche Weise
gewinnt man auf den Antillen und in Ostindien
[* 61] aus gegorenem Zuckerrohrsaft, auch aus Melasse und andern
Zuckerabfällen, den Rum und aus gegorenem Reis und dem Zuckersafte der Kokos- und Dattelpalme den Arrak.
Durch bloße Destillation läßt sich der Alkohol nicht ganz vom Wasser trennen, obwohl er viel flüchtiger ist als dieses.
Er nimmt immer von dem Wasserdampfe eine bedeutende Menge mit sich fort. Bei der ersten Destillation erhält
man in geeigneten Apparaten einen Spiritus mit etwa 80 Proz. den Rohspiritus. Wird diese Flüssigkeit noch einmal destilliert,
so hat das zuerst übergehende Destillat etwa 90 Proz. und bildet den Spiritus vini rectificatissimus. Dieser kann
durch Destillation höchstens noch auf 95 Proz. gebracht werden; will man ihn weiter entwässern
und absoluten, d. i. wasserfreien Alkohol bereiten, so muß man einen Körper hinzusetzen, der noch
größere Verwandtschaft zum Wasser als der Alkohol hat, man destilliert ihn zu diesem Behufe wiederholt über geschmolzenes
Chlorcalcium oder besser über gebrannten Kalk. Die Verwandtschaft des
Alkohol zum Wasser ist sehr groß. Er entzieht dieses nicht nur einigen Salzen, sondern absorbiert es auch aus der Luft, aus tierischen
und vegetabilischen Geweben.
Darauf beruht der brennende Geschmack des reinen und seine giftige Wirkung. Wenn Wasser mit Alkohol gemischt wird, erwärmt sich
die Mischung und zieht sich zu einem kleinern Raume zusammen, als der und das Wasser vor der Mischung zusammen einnahmen.
Diese Kontraktion ist am stärksten, wenn man 47,7 Volumen Wasser mit 52,3 Volumen Alkohol mischt; diese geben zusammen nicht 100,
sondern nur 96,4 Volumen. Mit Äther, vielen Säuren, flüchtigen Ölen u. s. w. ist der in jedem
Verhältnis mischbar; er
löst Fette, viele Alkaloide, Harze, Farbstoffe, ferner Jod, geringe Mengen Schwefel und Phosphor,
viele Salze, und namentlich absorbiert er viele Gase
[* 62] reichlicher als Wasser. Durch oxydierende Stoffe wird der in Aldehyd (s. d.)
und Essigsäure (s. d.) übergeführt. Wenn man stark verdünnten
Alkohol mit gewissen stickstoffhaltigen organischen Substanzen (Fermenten) und Luft in Berührung setzt, entsteht Essigsäure. Hierauf
beruht das Sauerwerden geistiger Getränke und die Essigbereitung. (S. Essigfabrikation.)
[* 63]
Der Alkohol findet eine sehr ausgedehnte Verwendung, und wichtig ist vor allen Dingen sein Gebrauch als Genuß- und
Nahrungsmittel
[* 64] in Form geistiger Getränke. Im verdünnten Zustande in Form von Wein, Bier, Branntwein genossen,
bewirkt er in kleinen Dosen eine Anregung des Nervensystems, beim Genuß größerer Mengen Rausch, bei öfterm Mißbrauch Zerstörung
des Organismus. (S. Alkoholismus.) Der Gebrauch des Alkohol zu technischen Zwecken ist äußerst mannigfaltig. So dient er z.B.
wegen seiner wasserentziehenden Kraft
[* 65] zur Aufbewahrung von leicht veränderlichen Stoffen, wegen seines
Vermögens, viele Stoffe zu lösen, zur Bereitung von Lacken und Firnissen, in der Parfümerie zur Herstellung von Essenzen
u.s.w.
Der Chemiker und Pharmaceut verwendet ihn zur Bereitung unzähliger alkoholischer Präparate (Äther, Chloroform, Chloral, gewisser
Teerfarben), Lösungen und Tinkturen. Ferner dient er als Brennmaterial, besonders in Lampen,
[* 66] die dazu
bestimmt sind, eine bedeutende Hitze ohne Rußbildung zu geben. Zur Beleuchtung
[* 67] kann er mit Terpentinöl vermischt (Kamphin)
verwendet werden, oder, wie neuerdings, in Spirituslampen (s. d.), deren Flamme
[* 68] durch einen Glühkörper leuchtend gemacht
ist. Auch dient er wegen seiner leichten Oxydierbarkeit zur Essigbereitung. Über technische Darstellung
des s. Spiritusfabrikation.
[* 69] (s. d.).
organische Verbindungen, die in ihren Eigenschaften und Bildungsweisen dem gewöhnlichen Alkohol (s. d.) oder
Äthylalkohol ähnlich sind. Sie leiten sich ab von den Kohlenwasserstoffen durch Ersatz eines oder mehrerer Wasserstoffatome
durch eine oder mehrere einwertige Hydroxylgruppen (OH), deren jede an ein besonderes Kohlenstoffatom
gebunden sein muß. Alkoholradikal nennt man den organischen Rest, welcher nach Abzug der Hydroxylgruppen von der Formel des
Alkohols verbleibt.
Die Alkohole sind neutral, können sich aber mit Säuren unter Wasseraustritt verbinden zu den zusammengesetzten Äthern oder Estern.
Das Wasserstoffatom der Hydroxylgruppe kann auch durch Metallatome, z. B. Natrium,
ersetzt werden unter Bildung von Alkoholaten, z.B. Natriumäthylat. Je nach der Anzahl der vorhandenen Hydroxylgruppen unterscheidet
man ein-, zwei-, drei- und mehrwertige Alkohole; je nach der Stellung der Hydroxylgruppe im Molekül primäre, sekundäre und tertiäre
Alkohole.
1) Die einwertigen primären Alkohole sind die am längsten und besten bekannten. Sie enthalten
die Gruppe -CH2OH ^[-CH2OH] und leiten sich vom Methylalkohol in der Weise ab, daß ein Wasserstoffatom desselben durch
Alkyle (s. d.) ersetzt ist. Die der folgenden Reibe unterscheiden sich immer
durch eine CH2-Gruppe ^[CH2-Gruppe] voneinander: